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Fr. Hornemann's
Tagebuch
seiner Reise
,'1 von
Cairo nach Murzuck
der Hauptstadt des Königreichs Fessan in Afrika
in den Jahren 1797 und 1798.
Aus der teutschen Handschrist desselben
herausgegeben'
von
Carl König,
Mitglied« der Linnaischen Societät zu London und der phitographlschen
Gesellschast zu Göttingen.
Mit zwei Charten.
Weimar,
im Verlage des H. S. privil. Landes - Industrie «Eomptoirs.
I 8 « 2.
Dem
Herrn Dr. Blumenbach,
Prosessor zu Göttingen und Königl. Großbritt. Hostathe,
mit
großer Hochachtung gewidmet
von
dem knutschen Herausgeber
Karl König.
i,. . Vorrede des Herausgebers.^
^Heder teutsche Freund der Erdkunde, dem zugleich
das Schicksal eines unternehmenden Landsmannes am
Herzen liegt, wird sich mit Vergnügen der theilneh«
niend geschriebenen Nachrichten erinnern, die Herr Hos-
rath Blumenbach, im ersten Monatsstücke der All,
gemeinen geographischen Ephemeriden, über
Herrn Fr. Hornemann mitgetheilt hat; ich wieder«
hole daher in diesen, dem Andenken meines Freundes
gewiedmeten Zeilen, nichts von dem, was die erste Pe-
riode in der Geschichte seiner Sendung betrifft. Was
ich hier mittheile, beschränkt sich hauptsächlich aus den
weitern Fortgang seiner Reise nach den Gegenden, wo
seine Untersuchungen ihren Ansang nahmen. Ich be«
nutze hierbei einige der Briese, die er an den Herrn
Geheimerath Banks und an den damaligen Sekretär
der Asrikanischen Gesellschast, Herrn Brya n Edwards
geschrieben hat.
V Vorrede
Nachdem Hornemann Güttingen, den Ort, der ihm
den größern Theil seiner Bildung und der Asrikanischen
Gesellschast einen solchen Reisenden gab, verlassen und
einige Monate in London, mit Benutzung jedes Vors
theiles, den ihm sein Aufenthalt in dieser Stadt gewah»
ren konnte, zugebracht hatte, begab er sich, im Monate
Iulius 1797, aus den Weg nach Paris, wo er den
ersten August anlangte. In einer Stadt, bei einer
Nation^«« 'Zysg ßaK5hinlängliche. Empsehlung- ist, ein
Fremdling zu seyn, um aus jede Ausmerksamkeit rechnen
zu dürsen, mußte Hornemann um so willkommener aus-
genommen werden, da der Rus seiner Sendung ihm
vorausgegangen und er überdies mit mehreren Empseh-
lungsschreiben versehen war,/Sein ,erster Weg, nach-
dem er M mtt dem Polizei- Minister abgesunden hattet
war zu Lalande, der sogleich Gelegenheit nahm^-ihA.
dem National- Institute als den Mann vorzustellen^
«aridem Bilk«- und Länderkunde ansehnliche Beitrage
zu erwarten hatten: »- . .
.'?.,'':«?' '' , -. '.. .'^ n,n«.
Gleichsalls günstig sür seinen Zweck war es, daß'
ßch damals verschiedene der sranzösischen Konsuls der
nördlichen Küste, Asrikas in Paris besanden. Brou.ft
son e t, damals bestimmter .Konsul sür Mojadorv sührt«
ihn hei Du Roche ein, der das General - Kmsulat
zu Tangier erhielt/ und durch diese» wurde er mit ver-
schiedenen andern merkwürdigen Mannern bekannt. Aber
von allen Bekanntschasten, die er hier machte, war keine
ft> schätzbar sür ihn, als die eines türkischen Kausmanns
von Bedeutung, der mit Tunis und Tripoli in ansehn-
des Herausgebers.
lichem Handels - Verkehre stand. Dieser Mann war
der Meinung, der einzige Weg sur einen Christen nr
das Innere Asrikas sey der über Tripoli und FeffanZj
und wenn Hornemann diesen Weg einschlagen wolle, so
würde er ihn so sicher dahin als von Paris nach Mar-
seille bringen! können. Da Hornemann ihm vorstellte,
seine Verhältnisse erlaubten ihm keinen andern Weg als
den über Cairo, so bezeugte er ansangs sein Mißver-
gnügen hierüber, gab ihm aber dennoch ein dringendes
Empsehlungs - Schreiben in Arabischer Sprache an einen
ansehnlichen Kausmann in Cairo mit, worin er ihn als
einen jungen Englischen Kausmann, und, was mehr war,
als seinen Freund vorstellt«.» ,:'-'
'. 'z , ' . ) I '^ . , ">
Mit Briesen von L a l a n d e an B. T h u l l i H
den Astronomen, begab sich Hornemann im August des-
selben Iahres nach Marseille, wo er keine unmittelbar
nach Alexandrien, wohl aber nach Livorno, Smyrna.
und Cypern, segelnde Schiffe vorsand. Da der Handel
von Livorno nach Aegypten (wie Hornemann damals
hörte und «s ,iw der Folge bestätiget sand,) seit dem
Kriege beträchtlich abgenommen hatte; und er mithin
besürchten mußte, an jenem Orte ausgehalten zu werden,
so schiffte er sich nach Cypern: ein, von wo bestandig
Schiffe mit Johannis-Brod nach Aegypten abgeben!
Am uten August segelte er ab und kam am zisten des-
selben Monates aus der Rhede von Lernika an, wo er
hörte, daß ein großes Venetianisches Schiff zn öimosok
bereit liege, um nach Alexandrien abzugehen. Horne-
mann bediente sich dieser Gelegenheit, verließ Limosol
Vorrede
den 9ten September und kam den lAten bei Alexandria
cm, wo ibn der Brittische Konsul mit großer Gastsreund-
schast ausnahm, und ihm Briese sür Rosette und Cairo
mitgab. Da die Araber - Horden, die sich um jene
Zcit. der Stadt ansehnlich näherten, ihm jede Gelegenheit
raubten, die umliegenden Gegenden und ihre Altertü-
mer zu besuchen, -so hielt er sich nur einige Tage zu
Alexandrien aus. - Er begab sich den 21. September nach
Rosette, wo er de» solgenden Tag zubrachte, und dann
seine Reise nach Cairo aus dem Nil sortsetzte, der um diese
Iahreszeit, wo Reiß- und Dura - Felder und Wiesen,
durch die Ueberschwemmungen des Flusses gewässert,
im schönsten Grün stehen, notwendig ein neues, großes
Schauspiel sür ihn gewesen seyn muß. — In Cairo
tras er den Herrn Major Schwarz, dessen Umgang
sehr lehrreich sür ihn war, und mit dem er auch einige
antiquarische Exkursionen in die umliegenden Gegenden
anstellte. :: .. .«
?... -' ^ - 'i
'» Die Winke, welche Hornemann von der Asrikani-
schen Gesellschast bekommen hatte, Cairo., als einen vor-
züglichen Vorbereitungsort, nicht zu srüh zu verlassen,
verbunden mit der Reihe von ungeahneten Hindernissen
mannl'chsaltiger Art, die sich ihm hier in den Weg
stellten, verlängerten seinen Ausenthalt in dieser Stadt
bis zu zehn Monaten. Während dieser Zeit ereignete
sich auch die Landung der Franzosen in Aegypten, und
nichts war von Seiten Hornemann's natürlicher, als
die Besorgniß, daß mit ihr der weitere Fortgang seiner
Reise ausgehoben und alle seine Lieblingsplane zerstört
des Herausgebers. . . ix
werden würden. Hierin sand er sich indeß angenehm
getäuscht. Bonaparte nahm ihn nicht allein
unter seinen Schutz und versah ihn mit allen nöthigen
Passen, sondern bot ihm auch Geld an, dessen er aber
zu jener Zeit nicht benöthiget war. Folgender, ur«
sprünglich in Französischer Sprache geschriebener Bries
«n Herrn Edwards, in welchem Hornemann nähere
Nachr/chten von seinem Verhältnissen zu Cairo giebt'
wurde gleichsalls von Bonaparte, unter seinem Siegel,
nach Frankreich und von da unerbrochen der Asrikani-
schen Gesellschast übersandt. , . .- , ,- -. . .
°. .. » ," ^
tu m'?^. ,," ..'X v.
Eairo, den giste» August 179g.
Mein Herr!
, ! „Ich schrieb Ihnen in meinem letzten Briese, daß
es meine Absicht sey, Caito mit dem Ende des Mai-
monates zu verlassen z aber mein Plan ist vereitelt worden.
Die Pest, die sich hier im April einstellte, verhindert
mich nicht allein, abzureisen, sondern sesselte mich auch an
meine Wohnung. Dessen ungeachtet war ich sehr geneigt,
mich hinaus zu wagen, um mich an den Ort zu bege-
ben, wo sich die von Fessan zurückkehrenden Kausleute
versammelt hatten; aber der Umstand, daß ich zu jener
Zeit nicht Geld genug in HZnden hatte, um mich ge-
hörig ausrüsten zu können, legte mir auch von dieser
Seite Hindernisse in den Weg. ...
Vorrede
„Sobald ich mich wieder mit Sicherheit hinausbe?
gebön konnte, erneuerte ich diö Bekanntschast mit einige»
Mandern der Karawane, die in der Stadt geblieben
waren , um einige Freunde zu erwarten, die von Mekka
kommen sollten. Ein Französisches Handlungshaas, an
welches ich keine weitere Empsehlungen hatte, als die,
welche in Wohlwollen und Freundschast gegründet wa«
ren, versprach mir. das nöthige Geld vorzuströcken, und
ich sah mich schon aus dem Punkte meiner Abreise, als
mit plötzlich durch den Einsall der Franzosen in Aegyp-
ten, alle Hoffnung dazu abgeschnitten wurde. Unsere
Karawane zerstreuet« sich, die von Mekka war noch nicht
angekommen, und wir Europäer wurden, um vor der
Wuth des Volkes gesichert zu seyn, in die Festung ge-
sührt, wo wir bis zur Ankunst der Franzosen in Eairo
verweile» mußten. . ^.„^
! Iii?- , . ',^
„Einige Tage daraus machte ich die Bekanntschaft
zweier sranzösischer Gelehrten j Bertholet's und Mon-
ge'S. Diese sührten mich beim General en Chesein,
dessen Liebe sür die Wissenschasten allgemein bekannt ist.
Er versicherte mich seines Schutzes, gab mir die ersor-
derlichen Pässe, und bot mir selbst Geld an. , .,
i .,',' ',..i" ^ i. -,::
^ ^„Gch verlor keine Zeit, meine Freunde, die Fessaner
Kansleote,. wieder auszusuchen und meine Bekanntschast
mit ihnen zu erneuern. So wie die öffentliche Ruhe
nach und nach wieder hergestellt wurde, kehrten sie, einer
nach dem andern, zur Stadt zurück; bis zuletzt wieder
Alle mit einander vereiniget waren. Vierzehn Tage sind
des Herausgebers, xi
nun verflossen, seit dem wir Vorbereitungen zu unserer
Abreise machen , di« aus übermorgen sestgesetzt ist.' ^
'„Man Mögt sich gewöhnlich zur Erreichung außer-
ordentlicher Zwecke, ebenso außerordentlicher Mittel zu,
bediene»^ ich^ selbstMlöge bei meinem Unternehmen'den
ganz entgegengesetzten Weg ein. Der Plan, den ich mrr'
vorgezeichnet, habe, und den. ich aus^neiner ganzen Reise
besolgen werde , ist sehr einfach; eine einzige Zeile, sastt^
chn: ich »erde als Mahomedanischer Karawanen - Kaus-
mann reisen. — Unter diesem Cbarakter bin ich im,
Stande, mit derselben Sicherheit als.ein Eingeborner des
Me->^ ..^'^.^^^ ^ '^^
Da viele Mitglieder der Karawane in Mekka gewe-
sen Mv^ANssen -'diese' gar wohl, daß es viele Maho-
nied'aner giebt ^ die nicht Arabisch sprechen, und die selbst,
von den ihrigen sehr verschiedene Sitten und Gebräuche
haben. Weiß man nur die Gebete , und Religionsge-
brauche, so ist es nicht so sehr schwer sür einen Musel-
mann zu gelten. Was ein gewisses persönliches, weniger
zweideutiges Merkmal betrifft; so ist man durch das na«
türliche Zartgesühl der Mahomedaner vor jeder unan-
genehmen Nachsorschung sicher gestellt. Als Christ zu
reisen, wird, gewiß sür wenigstens süns Zahre eine Sache
der Unmöglichkeit seyn; denn es ist unglaublich, wie
groß der Eindruck ist, den die Landung aus die Pilgrimme
von Mekka gemacht Hat, die ihren vermehrten Haß gegen
die Ungl.aubigen weit und breit bis in das Herz von
Asrika mit sich nehmen und ausbreiten werdem ''
Vorrede
„ . ^.Vielleicht wird man mir einwenden , daß ich, unter
dem Charakter eines reisenden Kausmanns, dem trau-
rigen Schicksale des Major Houghton entgegen zu
sehen habe. Aber ich werde ja sür einen Mahomedaner
gehalten, reise, niemals allein, und bin auch in unserer
jetzigen Karawane nur ein kleiner, unbedeutender Han-
delsmann. ,..... .'^ «' .' , >
„Was meine astronomischen Instrumente betrifft, so
«erde ich alle mögliche Sorgsalt anwenden, daß man
mich nicht Beobachtungen mit denselben anstellen sieht.
Findet man sie bei mir — nun gut, so gehören sie zu
meinen Handels - Artikeln. Für Gold mird man sie
sicher nicht halten, denn man versteht sich hier besseraus
dieses Metall, als ich selbst. — Die Fessanische Kar«»
wane besteht aus reichen, ehrlichen und unternehmenden
Männern, die aber zugleich die sanatischsten Musel-
männer sind.
„Ich habe noch Niemanden gesagt, daß ich mich
in das Innere von Asrika begeben werde, habe aber
Bekanntschast mit einem Manne gemacht, der in Burnu
und Kaschna gewesen ist, und der wahrscheinlich küns-'
tiges Iahr nochmals eine Reise nach Kaschna anstellen
wird , welcher Ort, allen Nachrichten zu Folge, die ich
erhalten habe, sehr merkwürdig ist, und, nach meiner
Ankunst in Fessan, eine eigene Expedition verdient.
. „Ich denke zu Ansange Novembers in Fessan anzu-
langen , und im solgenden Iahre nach Agades und
Kaschna zu gehen, wo ich etwa zehn Monate zubringen,
des Herausgebers. xi»
und dann über Mekka oder Senegambien zurückkehren
werde. Sollte ich mich genöthiget sehen, nach Tripoli
zurückzukehren, so werde ich meine Reise als unvollendet
betrachten, und, mit Erlaubniß der Gesellschast, Vor-
bereitungen zu einer zweiten machen.
«. . ., '' .- ..' - .
„Ist keine Gessihr damit verbunden, so werde ich
Ihnen von Fessan schreiben. Die beste Methode wird die
seyn, einige Fessanische Produkte einzupacken, denselben
einen Arabischen gleichgültigen Bries beizulegen, und zur
Emballage selbst meine Papiere sür die Gesellschast zu
gebrauchen.
„Wenn Sie an den Englischen Konsul zu Tripoli schrei»
den, so haben Sie doch die Güte, ihn zu ermahnen, sich
niemals bei Fessanischen Kausleuten und andern nach mir
zu erkundigen, auch dann nicht, wenn ich ihm Briefe
für die Gesellschast übersenden werde. Diese Menschen
sind gar sehr argwöhnisch z die Nachsrage eines Christen
könnte sie daher leicht ausmerksam machen, und die Ur«
sache meines Todes werden. — Selbst wenn Sie in
drei Jahren nichts von mir hören sollten, erkundigen
Sie sich ja nicht nach mir, ich bitte Sie sehr darum! Bei
solcher Vorsicht werden die Gesahren meiner Reise, da
ich Muselmann bin, nicht unüberwindlich seyn. Die-
jenigen Gesahren, die aus der Hitze, der Lange des
Weges u. s. w. entspringen, werde ich durch Muth,
Beständigkeit und durch die gute Beschaffenheit meines
Körpers zu bekämpsen wissen.
Boreede
„Es bleibt mir noch übrig, der Gesellschast den
Mann zu empsehlen, dessen ich bereits in einem vorigen
Briese Erwähnung gethan habe. Er heißt Iosey h
F rendenburg und ist aus Teutschland gebürtig,
wohin er eben von Cairo zurückkehren wollte, als ich
seine Bekanntschast daselbst machte. Ich bediente mich
seiner als Dolmetscher; dieses Amt gesiel ihm, und er
äußerte den Wunsch mich aus meiner Reise beginn»
zu können. Er ist bereits vor zehn bis zwöls Jahren
gezwungen worden, die Mahomedanjsche Religion au-
zunehmen, hat dreinial die Wallsahrt nach Mekka ge-
macht, spricht Arabisch und Türkisch mir der größten
Fertigkeit, kurz, ich sinde in ihm einen Mann, wie ich
ihn suche und brauche. Ohne ihn , w^rde ich kaum im
Stande seyn, die, Reise anzuhetzn,, wzpq. ich mich nicht
öffentlich zur Türkischen Religio» vekenum will. Ich
kenne ihn nun bereits seit zehn Monaten, und weiß,
daß ich, wenn er mir bleibt, nicht daS Ungemach, vieler
Reisenden in diesem Lande haben kann, die von iWn
Bedienten bestohlen und verlassen werden. ?Ich weiche
die Kameele und Pserde (denn jeder reiset zu Pserde
und zwar wohl bewaffnet,) so wie auch einen Theil
des Handels seiner Besorgung überlassen; wodurch ich
mehr Zeit und Gelegenheit bekom««n werde, aus bin
eigentlichen Zweck meiner Reise achten zu können. SnH«
Forderungen sind sehr mäßig. Ich versicherte ihn, daß
die Asrikanische Gesellschast, nach Beendigung unserer
Reist, seiner mir geleisteten Dienste eingedenk seyn würde,
vorzüglich wenn er, im Fall ich sterben sollt«, mein Tage-
buch nach England brachte.
des Herausgebers.
z „Ich war in Hinsicht der Art und Weise, wie ich
diesen Bries nach Europa senden sollte, in großer Ver«
legenheit; zuletzt ersuchte ich den General Bonnparte —
da mein Schreiben keine Geheimnisse enthältdasür
zu sorgen, und er versprach es zu thun. -7» , . - .l
. '^' '- .' 1'. , .l
„Mein nächster Bries wird hoffentlich von Fessan
se»n> und nach Werlaus von etwa drei Jahren werdeich
mich im Stande sehen, um vieles mehr von dem Innern
AftiKs wtttheilen zu könnm.ci „-,-« s.,
5Lch habe die Ehre «^s. w. 7 .,1 ^ .,
Friedrich Hornemann^
Hrn. Bryan Edwards / ,
«ekret. der »sr. Gesellsch^ ^' ''."
u. s. w.
.It . ' , .:' „ ., - V ., .
Hornemann verließ Cairo wenige Tage, nachdem
dieser Bries geschrieben war, «nd das.Ungemach, welches er
an diesem Orte ertragen hatte, machte ihm den Tag seiner
Abreise nach Fessan zu einem Freudenseste. Diese Reise
macht den Gegenstand des gegenwärtigen Bandes aus.
Hornemann saßte in Murzuck den Entschluß nach Tripoli
zu gehen, um daselbst, seine Papiere zu ordnen und sie
nach England zu schicken, und kam daselbst um die
Mitte des Augusts an, wiewohl ohne seinen Frenden-
burg, der an den Folgen der den Hauptstädte» eignen
Ausschweisungen, in Fessans Hauptstadt gestorben war.
XVI Borrede
Von dem nach England gesandten, in Teulscher
Sprache geschriebenen Tagebuche, veranstaltete die Asri«
Manische Gesellschast «ine Englische Uebersetzung, die, so
gut sie ist, noch vortrefflicher ausgesallen seyn würde,
wenn beide Urschristen benutzt waren, und wenn
diese, mit flüchtiger Feder von Hornemann geschrieben,
sich nicht hin und wieder etwas unleserlich gezeigt hätten.
Der Verfasser des Tagebuchs konnte zu Tripott, wo er
in einem Türkischen Gasthose oder Fanduk wohnte, und
beständig von einer lauten Gesellschast von Türken und
Arabern umgeben war, weder viel an Schönschreiberei,
noch an die Feile denken. Er schickte sein Tagebuch als
eine Skizze desjenigen, was er wußte, und als einen
Vorläuser dessen, was er bei seiner Rückkehr mittheilen
wollte; und in diesem Lichte betrachtet, wird es (vor-
züglich in Verbindung mit dem wichtigen Kommentar
des Herrn Majors Nennell) jedem Freunde der Erd-
kunde und des Verfassers, auch ohne weitere Verbrämung
nicht unwillkommen seyn.
Hornemann trat den ersten December 1799 seine
Rückreise nach Fessan an. Er nahm zwei Kameele mit
sich, deren eins mit allerlei kleinen Waaren, als Spie-
geln, Rechenpsennigen, Messern, rothem Tuche u. s.w.
beladen war, das andere trug das Gepäck seines Herrn,
Waffen, Nahrungsmittel, Wasservorrath, Instrumente
und Bücher. Die Lebensmittel, welche er sür diese Reise
mit sich nahm, bestanden aus 4« Pfund Kuskasu, ig Ps.
Mehl und 10 Ps. Linsen, nebst der dazu nöthigen Quan-
tität Sel lund Butter. Seine Garderobe bestand nur
des Herausgebers. xvri
aus zwei Tripolitanischen Kleidern, weil er sich be!
seiner Ankunst in Fessan (wahrscheinlich um nicht wie
die Vornehmern und Reichern dieses Landes zu erscheinen,
die sich nach Tripolitanischer Art kleiden), sogleich wieder
des Sudanischen Kostumes bedienen wollte. Seine pro»
sanen Bücher hatte er vorläusig den Wellen des Nils
übergeben, aber bedachtig dasür den Koran nebst einigen
andern heiligen Büchern zu sich genommen. ,
Den sosten Ianuar i8«o kam Hornemann glücklich
wieder in Mursuck an, von wo aus die Asrikanische
Gesellschast zwei Briese, den einen vom 2«sten Februar,
den andern vom 6ten April erhielt, die in der Englischen
Ausgabe am Ende des Tagebuches eingeschaltet sind,
und daher auch in der teutschen denselben Platz behal»
ten haben. Ein dritter Bries vom Lasten Marz, aus
welchen sich der Bries vom 6ten April bezieht, ist nicht
bei seiner Behörde angelangt , welches um so mehr zu
bedauern ist, da er wahrscheinlich über die, in dem zweite
Briese mitgetheilte, Bemerkung über die Lustseuche jener
Gegend weitere Ausklärung enthalt. — Wer weiß,
wozu diese Bemerkung in unser« entdeckenden Zeitalter
sühren kann!
Dies ist alles, was man bis jetzt von Hornemann'K
weitern Fortschritten nach seiner Abreise von Tripoli
weiß. Die Zeit, die er zu seiner Rückkehr nach einer
der Asrikanischen Küsten bestimmt hat, ist zwar verflossen,
abyr der Umstand, daß sich die Zeit der Rückkehr von
einer Reise dieser'Art, unmöglich sestsetzen läßt, hat
dennoch der Besorgniß, die Jeder sür das Wohl dieses
e
«,n Vorrede des Herausgebers.
Unternehmenden Mannes haben müßte, noch nicht Raum
gegeben. Er hat die Lehrlings - Iahre glücklich überstan-
den, und die Verhältnisse, unter denen er jetzt reiset, sind
günstiger, als es die aus der ersten Wallsahrt nach Fessan
waren. Der Bäschs von Tripoli scheint mit her Natur
der Hornemann'schen Sendung bekannt zu seyn. Hor«
nemann tras bei ihm den oben ermähnten sreundlichen
Türken, dessen Bekanntschast ihm bereits zu Paris von»
Nutzen gewesen war. Der Bäsch« hat ihm ein dringen«
des Empsehlungsschreiben, oder vielmehr einen Paß mit
aus den Weg gegeben, worin er ihm seinen angenom»
menen türkischen Namen giebt, ihn sür einen seiner
Leute ausgiebt, der eine weite Geschästsreise vorhabe,
und jeden Gläubigen ersucht ihn sriedlich ziehen zu lassen,
als einen Mann, dem er selbst Erlaubniß gegeben habe,
die ganze Welt zu durchreisen u. s. w. Diesen Paß
hat er ihm öffentlich bei seiner letzten Audienz übergeben,
und ihn dabei vor allen Anwesenden bei seinem türkischen
Namen ausgerusen.
Wie weit diese günstig scheinenden Verhältnisse
Hornemann's, und seine eignen, mit Mühe erworbenen,
Einsichten in das schwierige Geschäst des Reisens in jenen
Gegenden, zu seiner Erhaltung und zur glücklichen Er-
reichung seines Zweckes beigetragen haben oder noch bei«
tragen werden — dieses müssen wir der Zukunst zur
Beantwortung überlassen. Möge ihre Antwort unser»
Wünschen gemäß ausfallen.
Carl König.
Einleitung
von . ',, -
Herrn William Voung,
Sekretär der Asrikanische» Gesellschast.
^ie Gesellschast, die sich im Jahre 1788 zur Ersorschung
des Innern von Asrika bildete, hat sich stets beflissen,
zur Erreichung ihres wichtigen Zweckes, weise und sichexe
Maßregeln zu treffen. Ihre Bemühungen giengen zuerst
mit dem besten Ersolge dahin, Erkundigungen einzu-
ziehen, und dieselben einer strengen Prüsung zu unter«
wersen; seit 1798 hat sie sich im Stande gesehen, ihre
Maßregeln zu serneren Entdeckungen in jenem Welt«
theile, nach den Berichten der von ihr ausgesandten
Reisenden zu nehmen.
Ein Band der Verhandlungen der Gesellschaft von
1790—92 giebt aussührliche Nachricht von demjenigen,
was man in obiger Hinsicht durch Brittische Konsuls,
durch die mündlichen Nachrichten Maurischer Kausleute,
Echeriss und Anderer ersahren hatte, die als Pilger,
mit den Karawanen in verschiedenen Richtungen zwischen
Mekka und den vielen und entsernten Wohvplätze»
der Wabomedaner in Asnka, umhergerelstt w«en.
» Voung's
Diese Mittheklungen waren damals äußerst wichtig
und nützlich. Sie dienten als Sporn zu weitern Er-
kundigungen; sie eröffneten ein neues Feld dem Handels-
geiste, boten neue Gegenstande dem Natursorscher, der
Wölker- und Länderkunde dar, und dienten als Richt-
schnur, um die Wahrheit der serner einlausenden Be-
richte zu bestimmen.
Geben wir auch zu , daß die Gewährsmänner sowohl
von dem redeten, was sie bloß gehört, als von dem,
was sie gesehen hatten , daß sie größtentheils unwissende,
leichtgläubige Menschen waren, und daß man sich daher
aus die Richtigkeit ihrer Aussagen nicht durchaus ver-
lassen konnte, so Verdienten sie doch Ausmerksamkeit in
Ansehung solcher Punkte, in denen sie mit einander
überein stimmten. Die Summe ihrer Nachrichten von
dem Lande und seinen Bewohnern gab daher Ausschlüsse
über manchen Umstand, und Gelegenheit zu Ver-
muthungen, die bei sernem Untersuchungen zum sichern
Leitsaden dienen konnten. Wiedmen wir diesen Berichten
einige Ausmerksamkeit, so werden wir finden, daß, so
wie das große Kontinent Asrika's mitten in seinen Sand-
Seen, hin und wieder eine sruchtbare Insel oder Oasis
auszuweisen hat, auch etwas ähnliches in Ansehung sei-
ner Bewohner Statt sindet: wir werden nämlich ein-
zelne Gegenden gewahr, wo Genie, bürgerliche Ord-
nung und Menschenliebe wohnen. Ist der ausgeklärte
Reisende Gegenden durchwandert, die, durch Trägheit
und Unwissenheit, als die Folgen des Aberglaubens, der
Unterdrückung und der Vorurtheile, ein Bild des größ-
ten Elends darstellen, so wird er doch gelegentlich durch
< Einleitung. Zerr
plötzliche Veränderung der Scene überrascht; er bemerkt
mit Wohlgesallen den Freiheits-Sinn und die Klugheit
der Tuarick von Hagara, und den Kunstfleiß und
die Gutmüthigkeit der Hausse. — Diese Keime der
Kultur zu entwickeln, ist sicher ein sehr edler Zweck!
Und überhaupt, wo giebt es ein Volk, ein Land, welches
mehr Interesse erwecken könnte? — wo ist ein Land,
das der Kultur, den Künsten, dem Handelsgeiste ande-
rer Nationen offener läge als dieses! — Der Bortheil,
welcher aus dem Verkehr mit jenen Gegenden sowohl
uns, als den Bewohnern derselben erwachsen müßte, ist
einleuchtend: Einsührung milder Sitten und der Künste
des Friedens von der einen, und Materialien sür Handel,
Kunstfleiß und Wissenschasten von der andern Seite.
Die Zusammenstellung der übereinstimmenden Nach-
richten in Betreff des Innern von Asrika hat , wie gesagt,
nicht wenig dazu beigetragen, den Eiser sür die Ent-
deckungen in dieser Weltgegend zu besördern und zu
leiten. Aber der Scharssinn weiß auch ost selbst aus
einander widersprechenden, unvollständigen und zwei-
deutigen Berichten Wahrheit zu ziehen. Die Wissen-
schast bearbeitet ost mit vielem Glücke die einzelnen Ma-
terialien, welche die Unwissenheit zusammengehäust hat;
sie vergleicht, ordnet und verbindet dieselben, und weiß
in ihnen neue Belehrung und Beiträge zu der Summe
menschlicher Kenntnisse und Ersindungen zu entdecken.
Wäre es nöthig, das Gesagte durch Beispiele zu
beweisen, so würde ich statt aller übrigen nur die Re ki-
netische Bearbeitung der mitgetheilten Nach-
richten von Asrika anzusühren haben. Dem schars-
XX ll
Boung's
sinnigm Geographen Major Rennell, habendi«, diesen
Weletheil betreffenden, Materialien Stoff zu Untersu-
chungen und Folgerungen gegeben, die von der größten
Wichtigkeit sür die Wissenschast sind. Zu Folge einer
vergleichenden Uebersicht der verschiedenen Nachrichten von
Reisen und einzelnen Oettern, sowohl neuer als alterler
Schriststeller, vorzüglich des Vaters der Geschichte, He-
rodot's, Haider MajorRennell die Charte von Asrika
mit einem Scharssinne verbessert, die Vermuthung
in Gewißheit verwandelt hat.
Wären die Verhandlungen der Gesellschast hiermit
beendiget gewesen, und hätten sie sich einzig und allein
aus die erwähnte Kompilation und aus die Kommenrare
des Majors Ren n ell beschränkt, so würde auch dann die
Nachwelt den Nutzen dieses Instituts nicht verkannt haben.
Aber das Tagebuch der Reise des Herrn Park's zum
Niger, und das des Herrn Hornemann's von Cairo
nach Mursuck werden hinlänglich darthun, daß die
Kenntniß, welche die Gesellschast vom innern Asrika hat,
nicht länger aus solchen Entdeckungen beruhe, die allein
Traditionen und Vernunstschlüssen ihr Daseyn ver-
danken. , ,
Selbst unter den ungünstigsten Verhältnissen, als
Krieg und Revolution, die etwa um die Zeit der Stis-
tung der Gesellschast ausbrachen, allenthalben ihren Ein-
fluß zeigten, und im Iahr 1798 selbst die Hauptstadt
Asrikas erreichten, haben die Kommissare der Gesellschast
diese noch hinzukommenden Gesahren glücklich zu überstei-
gen gewußt. ^"
Einleitung.
ES verdient hier angemerkt zu werden , daß der
Reisende, dessen Werk den Gegenstand dieses Buches
ausmacht, in einem hohen Grade dem Genius der Hu-
manität und Ausklärung Dank schuldig ist, der wahr«
Hast großen Männern eingiebt, nützliche Künste und
Wissenschaften auch während der Gräuel des Krieges in
Schutz zu nehmen. Einen solchen Mann fand Horne«
mann in Bonaparte, der den Französischen Armeen
in Aegypten Besehl erlheilte, diesen Reisenden, dessen
Unternehmung der Welt Vortheil bringen könnte, unge-
stört ziehen zu lassen, obgleich er aus einem semMchen
Lande komme.
Unter Bonaparte's Schutz und mit seinen beson-
der« Pässen und andern Sicherheitsmitteln versehen, er-
reichte Hornemann wohlbehalten die Karawane von
Mekka, und unternahm dann seine Reise von Cairo
nach dem Königreiche Fessan, welches, da seine Haupt-
stadt der allgemeine Sammelplatz der Karawanen ist,
als der eigentliche Direktions- und Vorbereitungs - Posten
zu seinen weitern Reisen in das Innere von Asrika zu
betrachten ist.
Bei Ausmittelung der Marsch-Routen sür Park
und Hornemann, machte die Gesellschast von vorher
mitgetheilten Nachrichten Gebrauch, bestimmte im Allge-
meinen den Gang der anzustellenden Untersuchungen, und
hat jetzt das Vergnügen, jede Unternehmung mit Glücke
gekrönt zu sehen. Die genannten Reisenden haben Wege
ersorscht, die nun bald der Spekulation des Kausmanns
offen seyn werden. Aber wenig würde es unserer Nation
zur Ehre gereichen, wenn der Brittische Kausmann, aus
Doung's
Mangel an Unterstützung und Beistand von Seiten der
Regierung, den Vorgang in Ansehung der, in jene,n Re-
gionen anzulegenden, Handels - Posten und Niederlas>
sungen, verlieren und zugeben sollte, daß andere Natio-
nen den Grund und Boden in Besitz nehmen, den der
Britlische Unternehmungsgeist, unter den Auspicien einer
patriotischen Gesellschast, sür sie ersorscht, angezeigt
und vorbereitet haben würde. ...
Durch Herrn Park's Entdeckungen ist jeder han-
delnden Nation ein Thor zum. Eingange geöffnet, um
von Dem westlichen bis zum östlichen Ende Asrika's Handel
zu treiben. Die schiffbaren Gegenden des Gambia und
Niger sind nicht so entsernt, daß nicht von denselben,
in Verbindung mit den zu errichtenden, zu Stationen
und Sammelplätzen dienenden Niederlassungen, großer
Vortheil sür den Handel erwartet werden dürste. Die
Eingebornen selbst machen, auch ohne solche vortheilhaste
Bequemlichkeit, ansehnliche Geschäste mit Straußsedern,
Spezereien, Elsenbein und Gold. — Nimmt der Brit-
tische Unternehmungsgeist in dieser Hinsicht eine zweck-
mäßige Richtung , so ist es kaum zu berechnen, wie sehr
Brittische Manusakturen und Fabriken, durch den Absatz
ihrer Artikel an solche ungeheure Strecken Landes, in
deren Schoos« sich Gold, das große Vehikel des Handels,
ohne Mühe sindet, gewinnen und zunehmen werden.
Und sicher würde.dieses Metall um so begieriger ausgesucht
und gesunden werden, je mehr die Artikel, welche man
dasür eintauschen kann, jenen Völkern bekannt, wün-
schenswerth und unentbehrlich werden. , .... ,.
Einleitung.
Wen« Parks und H^rnemann's dornigte Psade
erst der gebahnte Weg des Handels geworden seyn werden,
Hann müssen auch gar bald Vvrtheile anderer Art folgen; /
der Verkehr der Nationen wird dann auch aus die Be-
lehrung des Natursorschers und Philosophen, aus Be-
sörderung der Kultur und überhaupt aus die Vermehrung
des menschlichen Wissens und der menschlichen Glückselig«
Kit, seinen wohlthätigen Einfluß zeigen,
r' . Bei der Betrachtung solcher vortheilhasten Aussichte»
können die patriotischen Männer, aus denen die Asrikani-
sche Gesellschast besteht, nicht anders als mit besonderer
Freude aus die Stunde zurückblicken , in welcher sie
ihre Stistung erhielt; Vergnügen wird ihnen daher auch
die Wiederholung der Mittel und Wege gewähren, durch
welche sie den Zweck ihrer Arbeiten so glücklich zu er«
Unter denjenigen, die zur Einsendung der, Asrika
und seine Bewohner angehenden, Nachrichten von der
Gesellschast angesetzt wurden, waren vorzüglich die Her«
renöedyard und Lucas, deren sernere Bestimmung
es war, selbst zum Herzen des, Landes vorzudrinaen, um
die Wahrheit des Gehörten zu prüsen und nach eigner
Ersahrung zu berichtigen. Ledyard starb zu Cairo,
«he noch sein kühner, strebender Geist den ersten Schritt
zum Ziele gethan hatte. Herr Lucas sühlte sich durch
die nahen Gesahren und Schwierigkeiten des Unterneh-
mens abgefchnckt, und gieng nicht weiter, als bis nach
Mesurate, sieben Tagereisen südöstlich von Tripolis.
Hier sammelte er Nachrichten beim ScherisImhammed
und bei Fessanischen Kaufleuten ein, nahm seinen Weg
XXVI Voung's
nach Tripolis zurück, und besand sich bald daraus
wieder in England. ,, .. 5.. .. ^
Weit entsernt, durch diese verektelten Hoffnungen
muthlos zu werden, entschloß sich die Gesellschast eine»
neuen Reisenden zu erwählen. Ledyard sollte von
Osten in Asrika eindringen, Lucas von Süden. Im
Jahre 179«, wurde der Major Houghton bestimmt, zut
Mündung des Gambia zu segeln, und das Land von
Westen nach Osten zu durchkreuzen. Er erreichte den
ivten November desselben Iahres die Küste von Asrika,
und trat sogleich seine Reise landeinwärts an' nämlich
längs dem Gambia nach Medina, 900 Britt. Meilen
(nach dem Lause des Wassers gerechnet,) von der Mün-
dung des Flusses, und dann weiter nach Bambuk und
zu dem benachbarten Königreiche Kasson. Hier been-
digte er unglücklicherweise seine Wanderungen zugleich
mit seirem Leben, nahe bei der Stadt Jarra. Herr
Park, der im Jahre, 1795 von der Gesellschast ausge-
sandt wurde, versolgte den Weg des Major H 0 ught 0 n's
mit mehrexem Glücke, und ersorschte die User des Niger
bis nach Sego und Silla, der ersten jener großen
Reihe von volkreichen Handelsstädten, die das südliche
Asrika von den nördlichen Wüsten trennt. Das Da-
seyn dieser Städte ist seit Iahrhunderten mehr ein Ge»
genstand des Gerüchts und sabelhaster Erzählungen, als
wirklich geographischer Kenntniß gewesen. !. ,.. ^ . ^
Die Berichte von Herrn Park wurden der Gesell-
schast bei ihrer jährlichen Zusammenkunst im Mai 179S
vorgelegt. — Das Iahr 1798 wird immer als , die
merkwürdige Epoche berühmt bleiben, jn Mlcher die
'i Einleitung.' «v»
Asrikanisch« Gesellschaft den Saus des Nigers, nömlich
von Westen nüch Osten, öffentlich bekannt gemacht hat.
So wurden, nach einem Zeiträume von szo« Iahren
die AussNg« der Nasamonen und dit Nachrichten des
Herodotüs bekrästiget^ die während dieser langen Pe-
riode von alten und neuen Schriststellern bestritten > und
zuletzt, im verflossenen Iahrhunderte, von dem gelehrte»
d'Anvitte gänzlich verworsen waren. ^- Herr Park
hat nicht allein Nachricht von dem Wege gegeben; den
«r zurücklegte, sondern auch von den Menschen, die ed
aus demselben sah. Er hat die Volksmenge der Distrikt«
des große» Landstriches, der Asrika von Westen Nach
Osten durchkreutzt, berichtiget, und die Sitten, die Vor«
urtheile und die RegierungSsorm der Mauren und Ne^
ger angegeben. Durch ihn ist die Gesellschast belehret
worden, welchen Charakter, und welche Eigenschasten die
in Zukunst auszusendenden Reisenden besitzen müssen; «r
hat die Wege zu den verschiedenen Distrikten und Städten
angegeben, und zugleich mit ihnen die Mittel, durch die
man sich einer guten Ausnahme in dieselben versicher»
kann. — Die Gesellschast hat die Ausklärungen, die
Herr Paick über manchen wichtigen Punkt gegeben hat,
gehörig gewürdiget, und auch HerrHornemann, der
letzte der ausgesandten Reisenden, hat hinlänglich durch
das jetzt mitzutheilende Tagebuch gezeigt, daß er die
Bortheile, aus die sein Vorgänger ausmerksam macht,
wohl zu benutzen gewußt hat.
Was den weiteren Fortgang dieses talentvollen Man-
nes betrifft, so enthalte ich mich hier aller Bemerkungen.
Die Zeit der bloßen Erwartung ist vorüber. In diesem
XXVII, Voung's Einleitung.
Zeitpunkte der wirklichen Entdeckungen, Folgerungen und
Vermuthungen zu wagen, um sie in der Folge bestätiget
oder widerlegt zu sehen, würde unzweckmäßig sey».
Beim Entstehen der Gesellschast zur Ersorschung des
Inneren von Asrika, mochte es nothwendig seyn, alles,
was das Gerücht sagte, alles was erwartet werden konnte,
mit lebhaften Karben zu schildern, um die Neugierde
und den Unternehmungsgeist zu wecken, und den ersten
Bewegungen der neuen Anstalten gleichsam eine Feder bei«
zugesellen. Jetzt sind solche Mittel nicht mehr ersorder«
lich. Wir besitzen jetzt eine Grundlage, aus der wir
sortbauen können, und Genauigkeit und Vorsicht sind
die einzigen Leiterinnen, die uns in unserm Fortgange
und zur glücklichen Erreichung unseres Zweckes nöthig
sind. Die von der Gesellschast künstig auszusendenden
Manner, werden sich weder blindlings in Gesahren zu
stürzen, noch surchtsamen Schrittes, wie im Dunkeln
umher zu tappen brauchen; belehrt von der Gesellschast
und erzogen zur Aussuhrung ihrer Plane, werden sie
mit Sicherheit aus dem Wege der Untersuchung gehen
und die Resultate ihrer Bemühungen werden vortheilhast
sür Großbritannien — sür Asrika und sür die ganze
Welt seyn.
W. Voung.
«ekret. der Asrik. «estllschaft.
Fr. Hörne mann's
Tagebuch
seiner Reise
yon
Cairo nach Murzuck
in den Jahren 1797 und 1798.
Aus der Teutsche» Handschrist desselben
herausgegeben
von
C a r l K ö n i g,
Mitglied« der Linnäischen SocietZt zu London und der phitograph.
Gesellschast zu Söttmgen.
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>ti j st V ^i.! !)
Erstes Kapitel.^
Abreise von Kardaffi — Wqdy, el - öatron — Muhabag —
Mogara — Beschreibung der Bordereitungen zu einer
Karawanen» Reise — Lebensart unterwegi —7 Ankunst zu
Biljoradeck oder Iahudie — Gränzgebirge der Wüfte
Salzlager — Ankunst zu Ulnmesogeir: .
,-' '"l '1
,:' ^ . I>!
3öir verließen den 5. September 1798 Kardaffi> eis
Dors in der Nähe von Cairo, welches man zum Sam»
melplatze der Kausleute von Augila bestimmt hatte und
vereinigten uns nach ungesähr einer Stunde mit der,
Karawane, di« jährlich von Mecca «der Cairo und
Kessan, in die westlichen Lander Asrikas zurückkehrt, und
uns jetzt bei dem kleinen Dorse Baruasch «rw«rtete,
Wir Kigerten «ns in geringer Entsernung von den Pil-
gern, bis zum solgenden Morgen, da uns, schon »or
dem Ausgange der Sonne, die eintönige Pauke unseres
Scheiks zum Aufbruche erweckte, v ',' . ^ - -' >' .,,
Ich hatte mir die Beschwerden der Reise nichts wem»,
ger als unbedeutend gedacht, vorzüglich sür mich, der ich
noch nie in einer Karawane gerettet war; aber wie er«,
staunte ich erst, als ich gegen Mittag einige der vor>
nehmsten und reichsten Kausleuke an einem trocknen Zwie»
backe und einigen Zwiebeln nagen sah; als ich hörte,
d<rß «an während des Tage« sich nie zu lagern pflege,
und die Kameel« nur im Falle der größten Noch aus»
A »
4
Abreise
halte. Es blieb mir daher nichts übrig, als einige der
neben mir reitenden Araber zu ersuchen, mich an ih,
rem Mahle Theil nehmen zu lassen.
Kurz nach Sonnen Untergange gab unser Schelk das
Zeichen, woraus wir unser Lager ausschlugen. Mein
Dolmetscher, der auch in Europa dcn Namen eines guten
Kochs verdient haben würde, bereitete die Abendmahlzeit,
die, da wir noch einige Reste von dem Mundvorrathe
unserer gastsreien Wirthe in Cairo übrig hatten, sür die-
sen Abend sehr gut aussiel. Ein alter Araber von Augila,
der mich während der Zubereitung der Speisen müßig ste-
hen sah, ries mich zu sich und machte mir mit rauhem
Jone Vorwürse deshalb. „Du bist noch so jung, sagte
„er, und hilsst nicht bei der Zubereitung des Mahles, bei
/.welchem du doch ein Gast zu seyn gedenkst. — Das
„mag vielleicht im Lande der Ungläubigen der Gebrauch
„so seyn; bei uns ist es nicht so, am wenigsten aus der
,Mise. Gott sey Dank, daß wir in dieser Wüste essen
„und trinken können, wie wir wollen, und nicht wie
„jene armen Pilger sind. Du mußt Alles lernen, was
„der geringste Araber thut, damit du im Falle der Roth,
„Andern behülslich seyn kannst; — im entgegengesetzten Falle
„wird man dich geringer schätzen als ein Weib und dir
«Alles zu entwenden suchen. Oder vielleicht sührst du eine
„ansehnliche Summe Geldes bei dir und wirst jene Leute
„sehr gut bezahlen."— Ich ließ diesen Wink nicht unq
benutzt, sondern nahm in der Folge an alten solchen Ar«
beiten Theil, die nicht meine Kräste überstiegen. Aus diese
Weise erwarb ich mir weit mehr Achtung, als im Anfange,
da man mich sür einen Schwachling angesehen hatte. > „ «
von Kardassi ttx' z
)
Am solgenden Morgen kamen wir nach einer Reise
von vier Stunden inWody-el-Latronan. Eben als
wir im Begriffe waren still zu halten, um Wasser einzu»
sammeln, erblickren wir einen Hausen Beduinen vor uns,
der uns in einige Verlegenheit setzte. Unser Ansührer, der
theils durch seine Vorsicht und Tapserkeit, theils durch
seine Würde als Iman allgemeine Achtung genoß, em-
psahl sogleich, den Wasserplatz zu besetzen und ermunterte
etwa zwanzig Araber und Twaricks, ihn zur Untersuchung
der Gegend zu begleiten, wo sich die Beduinen gezeigt
hatten. Aber sie waren verschwunden und ließen uns da»
her Zeit genug, unsere Speisen zu kochen und die Schlau-
che mit Wasser zu süllen. Da wir uns indeß nicht ganz
sicher glaubten, so brachen wir schon um vier Uhr aus,
und lagerten uns um acht Uhr, ohne ein Feuer anzuzün-
den, am Fuße eines Sandhügels, den wir in der größten
Unordnung herabgestiegen waren. . ,
Am vierten Tage (8. Septem».) betraten wir die Wie-
ste, die man zur Gränze Aegyptens machen muß, und la-
gerten uns, nach einer Reise von dreizehn Stunden, in
einer Gegend, die von den Arabern Muhabag genannt
wurde. ,"
Weniger ermüdend war unsere Reise am solgenden
Tage, denn wir erreichten schon nach sünsthalb Stunden
M « gara, einen Wasserplatz in der Nähe eines sruchtba-
ren Thales.
Das Wasser, welches man aus diesen Reisen mit sich
sührt, wird in ledernen Schläuchen ausbewahrt, die man
aus unausgeschnittenen Ziegenhäuten versertiget. Die
Schläuche von Sudan sind die stärksten und besten. Zn
Abreise
ihnen kann man das Wasser süns Tage lang ausbewahren,
ohne daß es übelschmeckend wird; in den schlechtem hin-
gegen nimmt es schon am zweiten Tage einen unangeneh-
men Geschmack an und riecht nach Luder. Um sie geschmei-
-big und dauerhast zu machen, reibt man sie zuweilen ins»
«endig mit geschmolzner Bulter ein. Der gemeine Ara-
ber bedient sich zu diesem Zwecke des Oels, "wodurch da?
Wasser im Ansange beinahe untrinkbar wird. . . > s
5 Am 6ten Tage hatten wir wieder eine beschwerlich«
«nd ermüdende Reise von zwöls Stunden zu mache«, eh«
wir uns lagern konnten. Ich kam heute eine Stunde nach
der Lagerung der Karawane bei meinem Gepäcke an, weil
ich einem Araber zu Gesallen zurückblieb, dessen Pserd
krank geworden war. Um meine Gesälligkeit zu erwiedern,
schickte mir dieser Mann sogleich nach unserer Ankunst,
Swei Stücke gedörrtes Kameelfleisch durch seinen Sklaven,
welches mich dieser aus seiner Hand anzunehmen bat. Au-
genblicklich versammelte sich eine Anzahl gemeiner Araber
um mich her, die Theil an meinen Lcckerbissen zu nehmen
wünschten, und erstaunt zu seyn schienen, wie ich so un-
eigennützig das unter sie verlheilen könne, was von ihnen
sür ein sehr köstliches Geschenk gehalten wurde.
Kleine unbedeutende Umstände geben uns ost ein voll-
kommnes Bild der Sitten und des Charakters einer Nation;
ich werde daher etwas von der Art sagen, wie sich der
Araber zu einer Wüstenreise in diesen Gegenden ausrü«
stet und wie er sich seine Nahrungsmittel bereitet.
. Alles was er aus einer solchen Reise mir sich sührt,
besteht in Mehl, Kuskasu, Zwiebeln, Datteln, Hammel-
sett und Oel oder Butter. Die reichern Reisenden sügen
von KardKssi ,c.
«och etwas Zwieback und zuweilen ein wenig gedörrtes
Fleisch hinzu., / . : . „ u,
SoKald das Gepäcke niedergelegt ist, suchen ,k^e
Kameeltreiber und Sklaven Holz zusammen und nehmen
drei Steine, die sie um ein in den Sand gegrabenes Loch
legen, in welchem das Feuer angezündet wird. Man
setzt nun den kupsernen, mit Wasser gesüllten Kessel daraus,
und berathschlagt sich, ehe das Wasser siedet, was sür
Speisen zubereitet werden sollen. Das gewöhnlichste Ge-
richt ist Hasside, «in steiser Mehlbrei, über den man,
wenn er in der großen kupsernen Schüssel ausgetragen
wird, die eigentlich zum Tränken der Kameele dient,
eine mit gedörrter und zu Pulver gestoßener Mo nachie
zubereitete Brühe gießt. Oder man knätet einen losen Teig,
macht kleine Kuchen daraus und wirst diese in kochendes
Wasser, welches eine Art dichter Mehlklöse giebt, //die
Myotta*) genannt wird. Auch kocht man wohl etwas
gedörrtes Fleisch und Hammelsett mit klein geschnittenen
Zwiebeln und brockt in diese magere Suppe, die man aber
reichlich Mit Salz und Pseffer würzt, etwas trocknen Zwie-
back. Das Fleisch wirst der Herr nur sür sich in den Tops;
denn keiner der übrigen erhält etwas davon. .
Das Abschlachten eines Kameels ist ein großes Fest
sür die Kameeltreiber und Sklaven. Die Freunde des Ei-
genthümers eines geschlachteten Kameels kausen dasselbe
und theilen das Fleisch unter sich; bei welcher Verhand-
lung auch der geringste Sklave seinen Antheil bekommt.
Kein Theil des Thieres, der von menschlichen Zahnen zer«
. .:. .. ,' '- -
*) JnHer erste» Handschrift de«Vers. heißt es Umyotra. — K.
3
"Mbreise
bissen werden kann, geht bei diestr Gelegenheit verloren;
nur die Knochen wirft man als unbrauchbar sort/ ab«
sicher nicht eher, als bis sie der ganzen Gesellschast-durch
Hand und Mund g' gangen sind. Aus den Fellen bereite«
sie Sandalen, aus dem Haare Schnüre, wenn es lang
genug dazu ist. ,.v .„,.,-.... .-,?' ..t
Wenn keine Zeit zur Bereitung der Speisen übrig ist,
geigt sich die Reisegesellschaft noch genügsamer. Um sich
aus solche Fälle vorzubereiten, versieht man sich mit Si-
«nit e. Dieses Nahrungsmittel besteht aus Gerste, die so
lange gekocht wird, bis sie quillt, da sie dann in der Sonne
getrocknet, in einem Topse über dem Feuer gedörret und
nachher gemahlen wird. Zu dem aus diese Weise bereite-
ten Mehle mischt man Salz, Pseffer, Kümmel u. dergl.
und bewahrt es in ledernen Schicklichen aus. Will man es
gebrauchen, so kucktet man es mit Wasser zu einem dich-
ten Teige und schüttet etwas Butter «der Oel darüber.
Wird es mit mehr Wasser angemengt, so bekommt das
Gericht den Namen Ruin und wird alsdann mit Dat-
teln gegessen. — Dies ist die Diät des Reisenden, wenn
es an Wasser zum Kochen der Speisen sehlt. In Er-
mangelung dieses zubereiteten Gerstenmehles nimmt man
auch wobl gewöhnliches Mehl, welches man mit etwas
kaltem Wasser anmengt und mit Butter übergießt. Ich
selbst besand mich mehrere Male in dem Falle, daß ich
Tage lang nichts als diesen kalten ungekochten Mehlbrei
und einige Datteln zu essen bekam. Zwiebeln, Salz und
rother spanischer Pfeffer sind die einzigen Gewürze , die
der Reisende in diesen Gegenden kennt; aber eine Würze,
die alle andern ersetzt, ist ihm —der Hunger, der, nach
: —,. ., von Aardassi,r. , . ,,.H
i ....
einer müdselxgen Tagereise, auch die schlechtesten Lebens-
mittel schmackhast macht, .n.:^ .,?," ^ '' .
Am siebenten Tage erreichten wir, nach vierstündiger
Reile, Biljorädeck. .Dieser Ort wird gewöhnlich
Jab«die genannt, weil d«S Wasser, welches man. dort
bekommt, ziemlich schlecht und der Weg zum nächsten Was«
serplatze weiter wie gewöhnlich und mühsam ist; aus wel-
chen Umstand das Worl hindeutet.
Im Verlause der drei solgenden Tage legten wir et«
was mehr als vierzig Stunden Wegs zurück, weil wir
zuweilen einige Stunden bei Nacht reis'ten. Das Gebirge,
zu welchem wir am neunten Tage kamen, begranzt die
einsörmige Wüste, in welcher wir bis jetzt gereis't waren.
Hier besindet sich aus einer beträchtlichen Anhöhe ein Salz«
lager, dessen Lange unabsehbar ist; seine Breite betragt
einige Meilen. Es hat das Ansehen eines srisch gepflügten
Ackers, weil der Sand, welcher über demselben liegt,
durch die Salzschollen empor gehoben ist und diese allent-
halben umgiebt. .' .-,,' ^. ^! ...:.' ......
Oben aus dieser Anhöhe^ sast in der Mitte des Salz-
lagers (in Hinsicht aus dieWreite desselben) entdeckte ich
eine Quelle. Da ich mich Hervdot 's *) Salzhügel mit
süßen Quellen erinnerte, so ritt ich aus dieselbe zu — sand
aber ihren Rand mit Salz belegt. Einige arme Pilger, die
mir gesolgt waren, kosteten dessen ungeachtet das Waffer,
',' - .' 'r, ...'-, ,'. .
I« Kov «upercili« ,u»t trifte. «»Iis, ker« Krumi zr»n»
«le« i» oolliku«, et sivguloruin collluin vettioe« e mecki«
»sie ejaculivtlir sznsin äulvem p»itsr et ßelick»m.
«> Bemerkungen über die Wüste v«m Natronthale
fanden es aber so sehr mit Salztbeilen geschwängert, daß
sie nicht davon trinken konnten. . , . , ^ z- .
Am uten Tage unfern Reise (den rzten September)
gelangten wir endlich mied« bei Menschen an, denn wir
erreichten, nach einem Marsche-von süns Stunden, das
«eine Dors Ummesogeir. .. z. -v '., -
Zweites Kapitel.
Bemerkungen über die Wüste vom Natronthale bis zu den Se,
birgen von Ummesogeir — Beschaffenheit des Bodens — ver»
steincrte« Holz — Bahr ' bell» »ma odir der Fluh ohne Was»
ser — Bergkette im Norden der Wüste — bitteres Wasser
im Thale.
Diese Wüste, die natürliche Gränze Aegyptens gegen
Westen, erstreckt sich vom Natronthale bis an den Fuß
der Gebirge von Ummesogeir. Gegen Norden scheint
sie durch die Gebirgskette lMrcknzt zu seyn, welche man
sast immer von der Karawamn - Straße aus erblickt und
von der ich bald reden werde; gegen Süden laust sie wahr-
scheinlich mehrere Tagereisen sort.
'Der Boden ist mit einem groben Kieselsande bedeckt,
der, wenn er durch hestigen Nordwind ausgewirbelt wur-
de, nicht anders, aber weit schmerzhaster aus den Körper
wirkte, als ein Schloßenschauer in den nördlichen Gegen-
den von Europa. , ,
. Sehr häusig trifft man in dieser ungeheuren Wüste
versteinertes Holz. an. Man sieht solche Baumstamme
bis zu den Gebirgen von Ummesogeir ie. il
von zwöls und mehreren Fuß,im Umsange; zuweilen dün-
nere Zweige, zuweilen Rindenstücke, die der Eichen-
rinde ähnlich sind. Viele von den Stämmen haben noch
ihre Nebenäste und bei einigen entdeckt man deutlich die
Jahrringe, wie z. B. bei denen, die Eichen zu seyn schei-
nen. Andere, die nichts weiter als die äußere Form behal-
ten haben, zeigen inwendig eine dichte Steinmasse.
Ich hörte von einigen Arabern, daß es an verschiede-
nen Orten in dieser Wüste noch ausrecht stehende verstei-
nerte Bäume gäbe; doch sand ich bald, daß es nur aus-
gerichtete Stämme waren, die durch Hülse des Windes
eine Sandkruste bekommen hatten. Wenigstens war die-'
ses der Fall bei denen, die mir zu Gesichte kamen. Die
Farbe dieses versteinerten Holzes ist schwärzlich; nur zu-
weilen ist es mehr oder weniger grau, da es dann dem
natürlichen Holze so tauschend gleicht, daß es unsere
Sklaven oft zum Mitnehmen ausheben wollten.
Diese Versteinerungen liegen ost in einzelnen Stücken
zerstreut aus dem Boden; gewöhnlicher trifft man sie in-
deß in großen unordentlichen Lagern an.
Wenn es noch Spuren von dem westlichen Arme des
Nils gäbe, dessen die Schriftsteller *) des Merthums er-
Se^ockot Lut^pe. K. zz. Der Herausgeber ist der Met»
nung, daß Herodot unter öybien ganz Asrika westlich von
Aegypten und Aethiopien begreist; und daß der angesührte
Fluß oder Arm eine« Flusse«, der große von Westen flie»
ßende Strom sey, dessen bei den Nasamonen aussührlich
gedacht und der von Stedar chu« sür einen Theil de« Nil«
gehalten wird, nämlich der Joliba oder Niger. Ist dieses
i» Bemerkungen über die Wüste vom Natronthale
wähnen, so müßte man sie, denke ich, in irgendeinem
Theile dieser Wüste treffen. Ich entdeckte sie nicht aus
dem Wege, den unsere Karawane nahm; doch mache ich
künstige Reisende ausmerksam aus den Lagerplatz am Fuße
der Sandhügel westlich von Wady-et Latron, und
aus die Gegend Muhabag. Mein Ausenthalt in bei«
den Gegenden war äußerst kurz z wir kamen daselbst nach
Sonnenuntexgange an und verließen sie vor Anbruche des
Tages. — Wenn man als ein vorzügliches Kennzeichen
des Bahr-bell«-ma die Srücke von versteinerten
Mastbaumen und von anderem Schiffs Bauholze angiebt,
die man darin sinden soll, so verdient die ganze Wüste
diesen Namen. Man dürste alsdann Bahr-bell«-ma
nicht „Kluß ohne Wasser," sondern man müßte es
„das Meer ohne Wasser" übersetzen. Dieser
Name würde wirklich ganz passend sür diese Wüste seyn,
denn der Boden derselben gleicht vollkommen einem nie-
drigen Gestade, über welches die Fluten während des
Sturmes geströmt und Holz nebst andern Sachen zurück«
gelassen haben.
Spuren von verarbeitet gewesenem Holze habe ich
übrigens nirgends vorsinden können. Das was man sür
Mastbäume gehalten hat, sind Stamme, die dreißig bis
vierzig Fuß lang waren und in mehrere Stücke zerbrochen
sind, welche noch jetzt neben einander liegen.
wirklich der Fall, so möchte der Reisende in der, von Herr»
Hornemann angegebenen Gegend sich vergebens nach dem
Kanal de« Flusse« umsehen, den» dieser besindet sich ohne
Zweisel weit südlicher.
bis zu den Gebirgen von Ummesogeir «. LZ
Im Norden der Wüste giebt es eine Kette von nie-
drigen, völlig kahlen Kalkgebirgen, die wir immer aus
unserem Wege in einer Entsernung von drei bis sieben
Meilen liegen sahen. Am Fuße dieses Gebirges läust ein
sruchtbares, wohlbewassertes Thal, welches von einer bis
zu sieben Meilen breit ist. Wir berührten dasselbe alle
zwei oder drei Tage, um srisches Wasser einzunehmen.
Es war zu jener Zeit beinahe gänzlich trocken; nur hin
und wieder zeigte sich einiges Wasser. Zuweilen sand ich
es aber in einem Umsange von mehreren Meilen sumpsig.
Das im Thale besindliche Wasser ist bitter *); wir gru-
ben indeß unsere Brunnen gewöhnlich neben den Stellen,
wo es sich zeigte, und sanden es schon in einer Tiese von
vier bis sechs Fuß süß und trinkbar. , ,
*) So fand auch Akhanber aus seinem Marsch« zum Tempel
des Iupiter Amnion das Wasser bitter: s^Z
Zckl't. ^««ttNF. , ^ , 7,, ,Z
p '. ^ . , 1 , , ^ .. .. ,' ^ , <
! , -
Drittes Kapitel. : .-,:
Beschreibung von Ummesogeir — Charakter der Einwohner —
Abreise von Ummesogeir — Ankunst zu Siwab.
^ . . . , V , , ^ 1
/
Ummesogeir liegt in einem sandigen Thale, das
durchs zwei Gebirgsarme gebildet wird und in welchem es
viele einzeln stehende Felsen giebt. Aus einem der größten
dieser Felsen ist das Dors erbauet, welches sehr klein ist und
Beschreibung von Ummcsogeir —
nur etwa dreißig wehrbare Männer stellen kann. Die
Häuser sind niedrig, von Steinen und Kalkerde aufge«
sührt und mit Dattelzweigen gedeckt. Manche derselben
sollen in den Felsen ausgehauene Kammern einschließen,
welches wahrscheinlich Katakomben sind. Wir schlugen
»«ser Lager zwischen den Dattelbäumen aus, die am Auft
gange zum Fclsen stehen. — Die Einwohner des Dorseil
nahmen uns. so ärmste auch sind, sehr sreundlich aus;
sie kamen sast alle von ihrem Felsen herab und halsen uns
die Kameele tränken. - - ^ ^ ' ,
Gegen Abend begab ich mich ins Dors, dessen Ein-
gang sehr beschwerlich ist. In der Mitte desselben bestn-
>«t sich «in gemeinschastlicher Hos, aus welchem Markt
gehalten wurde. Käuser und Verkaufer waren so laut
und lärmend, daß ich glaubte, man schließe daselbst einen
sehr beträchtlichen Handel; doch sand ich bald, daß keine
audern Verkäuser da waren, als einige arme Pilger von
unserer Karawane. Ihre Waaren bestanden aus Henna,
Kochel, bleiernen und gläsernen Ringen, nebst andern
zunr Putze dienenden Sachenz serner aus Zwieback, eini-
gen bleiernen Kugeln nebst Pulver und aus Tabak, welche
Artikel von den Einwohnern gegen Datteln eingetauscht
wurden. Mit einem Kronenthaler hätte man den ganzen
Markt auskausen können.'
Die Einwohner Ümmesogeir's sind sehr arm. Sie
haben keinen andern Nahrüngszweig als Datteln, die sie
Heils den nahen Araber» verkausen, theils nach Alrxan«
Kria aussühren und dagegen Korn, Oel oder Fett zurück-
bringen. Ihre Sitte« sind so einsach, wie man es von
einem Häufchen Menschen, mitten in der Wüste, erwar-
Charakter der Einwohner ic. 15
ten dars. Zu schwach, um andere zu bekriege» und zu
Mrm, um besehdet zu werden, ist.Friedsertigkeit der
H ,H«i»tch«rakterzug dieser Leute. Doch kamen einst —
«zählte mir ein.Greis — Beduinen, um ihnen das We-
nige zu rauben, was sie besaßen; aber der heilige M«-
rabnti der neben dem Dorse begraben liegt, verblendete
die Augen der Feinde, so daß sie dm Ort nicht sinde«
konnten, wie lange sie auch in der Nähe desselben umher-
, strebten. Ein gleiches Wunder erwarteten auch die Ein»
wohner von Cairo — sreilich vergebens — von ihr«n
Heiligen beim Einsalle der Franzosen in Aegypten^--.
Der Glaube an den wunderbaren Schutz der Heiligen
scheint sehr alt bei den Böttern zu seyn, die ihren Uv-
sprung auS dem Morgenlande genommen Habens May
wird sich erinnern, daß die Propheten der Israeliten, tzje
man völlig mit der bessern Klasse der Marabuts unter den
Arabern vergleichen kann, ein gleiches Wunder ver-
richteten.
Während unsers Ausenthaltes an diesem Orte wur-
den die Sachen eines aus der Reise gestorbenen Twaters
versteigert. Außer diesem starben uns Noch drei andere;
zwei derselben wären arme Pilger, die den Mühseligkei-
ten einer langen Reise von Meccä bis Fez unterlagen und
Opser ihres Religions-Eisers würden; der dritte hatte
das Unglück im Schlase von seinem Kameele zu stürzen, als
«riser W»K uns bergab sührte. Er siel mit de» Schläsen
rMen einm Felsen und Rieb aus der Stelle todt. , , 2. 5,6
Wachtum wir einige Tage geruhet hatten, setzten wir
unsere Werse nach Siwah weiter sort, welches etw«
zwanzig Stunden von Ummesogeir entsernt ist. Wir
i6 Hauptstadt Siwah —
verließen bald das weite sandige Thal, in welchem dieser
Ort liegt, und erstiegen wieder das Gebirge, welches mit
demjenigen zusammen zu hängen scheint, von dem wir,
westlich von Ummesogeir, abgiengen. Ein mühsamer
Weg über diese Berge brachte uns in ein grünes sruchtba»
res Thal, in welchem wir bald Menschen erblickten, die
Futter schnitten. Da sie aus unsern schwer belasteten Ka«
meelen abnahmen, daß wir keine seindliche Zlraber seyen,
so kamen sie uns entgegen und wünschten uns Glück zu
«nserer Ankunst bei ihnen. Sie benachrichtigten uns, die
ganze Gegend sey ruhig, und wir könnten ohne alle Be«
sorgniß unser Lager bei ihnen ausichlagen. Sie bestiegen
daraus ihre Esel und sührten uns zu einer westlich von
Siwah gelegenen Ebene, aus welcher wir, in der Nähe
des Hauptortes, unsere Zelte ausschlugen. , , !I ^
«' «'' !, 5^!'
Viertes Kapitel"
^ ! I . >. , ^>,'^ ,, I ;,? st.,^
Hauptstadt Siwah — Siwaher Thal — Fruchtbarkeit der Te»
geyd — Sürten — Datteln »Magazine — Salj Quellen —
^ Simaher Regierung«sc,rm — Straßen — Kleiduna Ker MZn»
«er und Weiber — Charakter der Einwohner — Sprache.
t . Siwah ist ein kleiner, unabhängiger Sta»t, der
den Groß ^Sultan sür seinen Oberherrn anerkennt, aber
ihm keinen Tribut bezahlet. Der Hauptort darin ist
Siwah, um welchen her, in einer Entsernung von
einer bis zwei Meilen, solgende kleinere Orte liegen:
> Siwaher Thal. «. 15
Scharkie (Agrmie, in der Mundart der Mwaher)
Msellem/ Menschie, Sbocha und Burischa.
Siwah ist um einen Felsen erbauet und aus dem«
selben. Die Tradition sagt, daß die ehemaligen, Ein«
wohner in Höhlen dieser Felsenmasse wohnten. Wirk«
lich sind auch noch jetzt die Hauser in ihrer Bauart Höh,
ken ziemlich ahnlich, und dabei so nahe an einander, daß
man in vielen Gassen auch bei Hellem Tage nicht sehen,
kann, tzin Fremder muß sich daher, wenn er in dem
Orte umher gchen will, eines Führers bedienen. — Die
Häufer, welche, an den Felsen von der Ebene ausgebaut
sind, haben eine a,ußero.rdeytli.che Höhe, und ihre Mauern
sind sehr stark, weil sie dem Vrte zugleich die Stelle
der Ringmauern pertreten müssen. ,
Unsere Karawane Verglich Siwah mit einem Bie«
nenkorbe, — «in Vergleich, welcher der Bauart des Gan-
zen, der Menge der, in den Gaffen umherstreisenden, Ein-
wohner, und des dumpsen Getöses wegen, welches man
schon in eiyer beträchtlichen Entsernung hört, ungemein
treffend ist. :^ ,? i,, V) , , .,
Da es unmöglich ist, Vieh aus dem Kelsen zu hal-
ten , so hat man am Fuße desselben Ställe sür die Ka»
meele, Esel und Pserde der Einwohner erbauet. .
Das Gebiet, welches sich die Siwaher zueignen,
ist von beträchtlichem Umsange. *) Der vorzüglichste und
sruchtbarste Theil desselben besteht in einem wasserreichen
Thüle von etwa sunszig Meilen im Umsange, welches mit
kahlen, steilen Felsen umgeben und, von abwechselndtH
. .s", , ) , b^ i Ii' 6
*) s. die Anmerkung in Anfange Skro. L> .. . .,„.,. ;,j
Hornemann's Reist. B
I» Hauptstadt SiwZH —
Breite ist. Der Boden ist sandig und hin und wieder
moorig, und bringt, ohne sorgsältig angebauet zu wer«
d<n, Tetraide, Oel, allerlei Arten von Küchengewäch»
sen, Granatäpsel u. s. w. hervor. Aber das vorzüglichste
Produkt sind Datteln, die hier in so großer Menge und
so wohlschmeckend gesunden werden, daß sie in dieser
Rücksicht bei allen Arabern der nahen Länder zum Sprich?
Worte geworden sink ^' ^ ! » .".«.^ "K. ...
Ieder Einwohner besitzt einen Garten, oder mehrere,
Noch Maßgabe seines Vermögens, und diesen gehörig
zu warten macht seine Hauptbeschästigung aus. Ma»
kaust einen großen Garten, in welchen sich alles sindet,
was der Boden SiwahS erzeugt, sür 4«« bis 6«« Kai«
serthaler, die man hier Real-Pa tacken nennt. Die
Gärten/ welche sich um die Oerter her besinden, sind mit
vier bis sechs Fuß hohen Mauern oder wenigstens- mit
Hecken umgeben. Man wässert sie aus den vielen süßen
und salzigen Bächen, die in den nahen Gebirgen und zum
Theil mitten im Thale entspringen , unk Hon denen keiner
aus dem Gebiete der Republik fließt, weil man sie, durch
unzählige kleine Arme über die Gärten und Wiesen ver-
teilt. Die Datteln werden in öffentlichen Magazinen
ausbewahrt, zu welchen einer der Schelks den Schlüssel
sührt. Man bringt die Vorräthe in Körbe gestampst hin»
«in, stellt diese in Reihen und sührt geschriebene Register
darüber. -' "- ^' ,' - !- K -I'^-',
RordwestlW' ööti Siwah ist der Boden , aus eine
Strecke von «wn einer Meile, mit Salz belegt; auch sin-
det man in der Nachbarschast des Ortes Salz, entweder
in Schollen oder in kleinen Stücken, aus der Oberfläche
1,
Siwaher Thal. ,K i9
der Erde. — Es giebt hier «ine unzählige Menge Quel-
len. Ost sindet sich eine süße Quelle nur wenige Schritte
von einer salzigen entsernt. Nördlich von Siwah,
aus dem Wege zum Berge Elmota, sah ich mehre«
salzige Quellen unmittelbar bei süßen.
Die Zahl der Einwohner eines Ortes wie SiwM
der keine regelmäßige Regisrtmgssorm hat, läßt sich nicht
leicht bestimmen, wenn man nicht Gelegenheit hat^, dAl
Volk bei einem seiner Feste versammelt zu sehen. Leichter
ersährt man die Zahl der sireirbtten Männer, und von
diesen gab man mir in Siwah die Zähl aus i zo« anz
Den alten Gesetzen und Einrichtungen zusolge sollte die
Regierung nur in den Händen von zwöls Schelks seyn,
«on denen^ immer zwei dieselbe wirklich verwalten; seit
einigen Jahren haben sich aber noch zwanzig andere wohl«
habende Männer als Schelks ausgeworsen^ Sie halten
ihre Sitzungen niedergekauert an der Stadtmauer. JH
wohnte Verschiedene Male ihren Rathsversammlungen
bei, und sand,' daß hier,, (wie in allen Volksversamms
lungen dieser Art,) zum Durchsetzen eines Vorschlages?
eine durchdringende Stimme, Anhang und thätige Fäusts
ersorderlich waren. Wie man mir erzählte, trltt zuweö°
len der Fall ein, daß die Einwohner, wenn sie sich überl
irgend einen Punkt nicht vereinigen können, zu den Was«!
sen greisen, um durch diese zu entscheiden. — GerechtlM
Kit wird nach dem alten Herkommen und nach den all<6
gemeinen Begriffen von Recht und Unrecht gehandhabet.
Die Strase besteht immer in der Entrichtung einer gewis»
sen Menge Datteln; hat z. B. Jemand den andern ge-
schlagen, so muß er ihm naA Besinden der Umstände,
B «
ao Hauptstadt Siwah —
von zehn zu sünszig Kossas oder Körbe voll Datteln
gxben. Die Körbe, nach denen hier Alles geschätzt und
eingekauft wird, haben etwa drei Fuß in der Höhe und
vier Fuß im Umsange. ' . -.
Die Kleidung der Manner besteht in einem weißen
baumwollenen Hemde und dergleichen Beinkleidern, nebst
einem großen, blau und weißgestreisten Tuche, welches
Melaye heißt und zusammengelegt, über die linke
Schulter geschlagen wird. Diese Tücher werden in Cairo
versertiget. — Aus dem Kopse tragen sie eine rothe wol-
lene oder weiße baumwollene Mütze *). — Bei sestli-
chen Gelegenheiten kleiden sich die Siwah er, nach Art der
Städte bewohnenden Araber, in Kastan und Benisch.
.,, Die Weiber tragen, ein weites > blaues, gewöhnlich
baumwollenes Hemd, das bis an die Knöchel der Füße
reicht. Ueberdies schlagen sie eine Melaye um den
Kops, die sie als einen Mantel herabhängen lassen. '-
Ihr Haar legen sie in drei dicke, über, einander be-
sindliche Locken; die untersten derselben durchflechten sie
Mit allerlei Zierathen, mit Glaskorallen und Silberund
einigen schmale» , schwarzen, ledernen Riemen, die den
Rücken herab hangen und mit Korallen und einigen Schel-
len besetzt sind. Oben aus dem Kopse besestigen sie ein
schmales seidenes oder wollenes Tuch, welches nach hinten
zu herabhängt. In den Ohren tragendste zwei, auch wohl
drei große silberne Ringe über einander. Ihr Hals»
*) Diese Mützen werben vorzüglich in Tunis versertiget und
von allen Rechtglibbigen getragen. — A»s der Küste der
Varbsrei dars sich kein Jude, d<lmit sehe« laffen. . .--.,. „
Siwaher Thal. !tt
schmuck besteht in Glaskorallen, oder in einem silbernem
Reise, der etwas dicker als ein Europäisches Halseisen
ist. Von diesem Halsschmucke hängt, an einer silbernen
Kette, eine große Scheibe von demselben Metalle und
von drei bis vier Zoll im Durchmesser, herab, in welche
Blumen und andere Zierathen im Arabischen Geschmacke
gegraben sind. Auch um die Arme und Beine (gerade
über den Schenkeln) tragen die Frauenzimmer solche starke
Ringe von schlechtem Silber, Kupser oder Glas.
Der Charakter der Einwohner von Siwah steht in
einem gar schlechten Ruse. Auch ich sand diese Leute zu-
dringlich und diebisch. Unsere Zelte, vorzüglich das mei»
nige, waren beständig von ihnen heimgesucht. Um Dieb»
stählen vorzubeugen, verwahrten die Kausleute unter uns
ihre Waaren so sest, als hätten sie einen Uebersall zu be»
sürchten. — Man sprach viel von dem Reichthume der
Einwohner, und ich glaube wirklich, daß es verschiedene
wohlhabende Manner unter ihnen geben muß, da sie jähr-
lich eine ansehnliche Menge Datteln aussühren, keine Ab-
gaben entrichten, und wenig Gelegenheit haben, das er-
worbene Geld wieder auszugeben. — Mit den nördlich
von dieser Gegend wohnenden Arabern stehen die Siwaher
in sreundschastlichen Verhältnissen; jene kommen von Zeit
zu Zeit nach Siwah, um daselbst Datteln einzutauschen.—
Unsere Karawane setzte hier einige Waaren ab, wosür sie
Datteln, etwas Fleisch und kleine Körbe nahm. Das
Korbflechten ist eine Hauptbeschästigung der Weiber von
Siwah, und wirklich haben sie es zu einer großen Fertig-
keit darin gebracht. — Die gewöhnlichen Krankheiten
hier zu Lande sind Augenkrankheiten und das kalte Fieber.
Hauptstadt Siwah —
Die Sprache der Siwsher ist eigentlich nicht die Ara-
bische, welcher Umstand mich ansangs aus mancherlei
SZermuthungen sührte. Zuerst suchte ich den Ursprung
dieser Sprache in Osten. Nach gemachter näherer Bekannt-
schast mit einem Tuarick von Twat, ersuhr ich indeß
halb, daß ich irrte *), und daß die Sprache der Siwa-
her nur eine Mundart derjenigen sey, die von der großen
Nation Asrika's geredet wird, und als die ursprüngliche
betrachtet werden kann.
Die größere Sammlung von Siwahischen Wörtern,
die ich zuerst gemacht hatte, wurde mir, uebst andern
Papieren, durch einen Zusall geraubt, dessen ich weiter
unten Erwähnung thun werde. ,
x.,.. Folgende Wörter habe ich von einem Siwaher erhal-
ten, dessen Bekanntschast ich späterhin zu Augila machte:
Sonne ''
Itkuet.'
Wolken
Kops
Ohr
1'ernknesooKt.
Auge
Augenbraunen
Bart
IlMvlt.
Hand
?uk.
Männl. Glied /v«Kmum.
Kameel
Schas
Kuh
k'tUV«5t.
Pserd
*) S. Anhang. N. 4.,
Siwaher Thal «. ?z
Pserd«
Hast du ein Pserd
«««eck ^okmsr?
Milch
Fleisch
Milium. .
Brod
Oel
Wasser
Dattel»
Haus
Häuser
Sand
Itgsck». ^
Äerg"
Säbel
Degen
Mütze ,
l'sOkstiOket.
Katakombe» 1'uianiegsr.
Fünftes Kapitel. »
Alterthömer im Siwaher Gebiete — die Ruinen Itmmebeba —
Bermuthung wegen Jupiter»Ammons Tempel — Kleine
Oasii der Alten — Beschreibung der Katakombe» — Ueber»
bleibsel von Mumien.
Als wir im Thale von Siwah unser Lager ausgeschla-
gen hatten, entdeckte ich, einige Meilen westlich vom Weg«,
die Ruinen eines großen Gebäudes, und schloß, daß es
dieselben seyn müßten, die ein Englischer Reisender *) sah,
*) Herr Brown«.
«4 Alterthüm« tm Sireaher Gebiete —
von dessen Entdeckungen ich bereits in London und nachher
in Aegypten gehöret hatte. Die Vorsicht sorderte, daß ich,
vor der Untersuchung 5er Ruinen und Katakomben, mir
das Zutrauen der Einwohner verschaffte, die, wie man
mir sagte, mich und meinen Dollmetscher sür Christen hiel-
ten. Sie waren theils durch unsere weißere Gesichts-
sarbe, theils durch unsern Anstand und türkische Kleidung,
die wir trugen, aus diese Vermuthung gekommen. Als ich
die Unordnung, in welcher Cairo und die umliegenden
Gegenden zur Zeit meiner Abreise war, benutzte, um mich
als Mahometaner bei der Karawane einzusühren, sprach,
ich sreilich weder Türkisch noch hinlänglich Arabisch; aber
der angenommene Charakter eines jungen Mammelucken war
mir hinlängliche Entschuldigung. Ich konnte mich serner
aus meinen Dollmetscher verlassen, der ein Teutscher war,
den man aber vor etwa zwöls Iahren zu Constantinopel
gezwungen hatte, die mahometanische Religion anzunehmen.
Die Bekanntschast dieses Mannes machte ich zu Cairo.
Gewiß wäre es weiser gewesen, wenn ich dem größern
Endzwecke, denn ich mir vorgesetzt hatte, meine Zeitge-
nossen mit den unersorschten Ländern des nördlichen Asrika
bekannt zu machen, die Neugierde, welche mich zur Un-
tersuchung der Alterthümer von Siwah trieb, zum Opser
gebracht, oder wenigstens bis zu einem günstiger» Zeit-
punkte, im Zaume gehalten hätte; ich würde mir dadurch
manche Widerwärtigkeiten erspart haben, denen ich mich
im Verlause meiner Reise ausgesetzt sand.
Ich begab mich zuerst zu den Ruinen des großen Ge-
bäudes, in dessen Nachbarschast ich eine Anzahl Manner
mit der Anlegung eines Gartens beschästiget sähe. Ich
>
die Ruinen Ummebeda «.' 2z
that ihnen einige Fragen in Hinsicht aus das Gebäude
und ersuhr daraus, „Siwah sey vor Zeiten vonUngläu»
„bigen bewohnt gewesen, die größtentheils in Höhlen
„zugebracht, aber auch aus dem vor uns besindlichen
„Platze gewohnt hätten. In dem Gebäude sey, wie die
„Tradition sage, der Divan gehalten worden." — „Bei
„seiner Erbauung" nahm ein anderer der Arbeiter das
Wort, „besaßen die Menschen mehr Kräste als jetzt,
„denn zwei Männer waren damals im Stande die große»
„Steine zu heben, die dem Gebäude zur Decke dienen.
„Es liegt eine Menge Gold unter demselben vergraben."
Ich begab mich hinein in die Ruinen, wurde aber,
da mir alle diese Menschen aus dem Fuße nachsolgten,
durchaus verhindert, gründliche Untersuchungen anzu«
stellen. Bei einem zweiten Besuche war ich nicht glück-
licher, und als ich nach einigen Tagen wieder kam, sagte
einer der Männer: „Du bist sicher noch Christ in deinem
„Herzen, da Du so ost hierher kommst, um dieses Ge-
„bäude der Ungläubigen zu betrachten." — Da es sehr
wichtig sür mich war, den einmal angenommenen Charak-
ter zu behaupten, so beschränkte ich meine Wißbegierde
mehr aus die Katakomben und aus allgemeine Gegenstände.
Ummebeda (so nennen die Eingebornen jene Ruinen)
liegt nahe bei dem Dorse Agrmie oder Scharkie,
zwischen diesem Orte und einem einzeln stehenden Berge,
in welchem sich eine ansehnliche süße Wasserquelle befinden
soll. Die Ruine» sind zu unvollständig, als daß ein
unbesangener Beobachter, der sein Urtheil sällt nach dem
was er sieht und nicht das, was ersieht, seinen vorge-
saßten Meinungen anpaßt, mit Gewißheit bestimme»
26 Alterthümtr im Siwaher Gebiete —
'könnte, wie das Gebäude ursprünglich in allen seinen
Tbeilen beschaffen und was der Zweck desselben gewesen
sey. Wahrscheinlich wurde es zu einer Zeit erbauet, in
der die Menschen noch beinahe wie Troglodyren *) lebten,
und nun, als Nachahmung der verlassenen Höhlen, bei
ihren Bauversuchen Felsen aus Felsen thürmten.
Zu Folge der Versuche, die ich mit dem Kompaß
anstellte, ist dieses Gebäude, (mit einer Abweichung von
etwa zwöls Graden, welches der Deklination der Magnet-
nadel zuzuschreiben seyn mochte,) nach den vier Himmels-
gegenden erbauet. Aus den Ueberbleibseln der Grund-
mauer, die sehr stark war, laßt sich abnehmen, daß es
einige Hundert Schritte im Umsange gehabt hat.' An
den meisten Stellen ist die Mauer völlig ausgebrochen
und weggesührt. Der Grund des inneren Raumes ist
«llenthalben von Menschen ausgewühlt, die Gold zu sin-
den hofften. i
Ungesähr in der Mitte dieses Mauerbezirks sindet man
noch die Ueberreste eines kleinen Gebäudes, welches viel-
leicht den Haupttheil des Ganzen ausmachte. Es ist sast
zur Hälste aus einem natürlichen Felsen erbauet, der etwa
acht Fuß über den Grund des ehemaligen größern Gebäu»
des erhoben gewesen seyn mag. Die Höhe desselben war
etwa 27 Fuß, die Länge zehn bis zwöls Schritte. Die
sechs Fuß dicken Mauern sind von großen behauenen Qua-
dersteinen, und der Zwischenraum in der Mitte ist mit
kleinen Steinen und Kalk ausgesüllt. — Die Decke ist
nicht gewölbt und gleicht der in den Katakomben. Sie
*) S. llsroäot, eckit. Wesseling, p. s34,
die Ruinen Ummebeda «. . v 27
besteht aus behauenen, vier Fuß breiten und drei Fuß
dicken Felsenstücken , deren Lange genau mit der Breite
des Gebäudes im Verhältnisse steht. Einer dieser Steine
ist herabgestürzt und zerbrochen. Auch der südliche Theil
der Mauer ist zusammengestürzt. Die Steine sind größ-
tentheils sortgeschleppt worden, aber die ungeheueren
Massen der Decke, welche die Vorsahren dieses Volkes
aus den Steinbrüchen aus den Gipsel des Gebäudes zu
bringen wußten, trotzen den Bemühungen der jetzigen
Generation. »' ^ '-
Die eingestürzten Steinmassen der südlichen Mauer
liegen niedriger als die Grundstücke des noch stehenden
Gebäudes und beinahe aus gleicher Fläche mit dem Grunde
des größern Mauerbezirks. Dieser Umstand sührte mich
aus den Gedanken, daß dieser Tbeil vielleicht tieser in sei-
ner Grundflache gewesen sey als der nördliche, der, wie
ich oben gesagt habe, aus Felsenmasse steht. — Es sind
drei Eingänge in dieses Gebäude vorhanden; der größte
besindet sich gegen Norden, die beiden andern gegen Osten
und Westen. Inwendig sind die Mauern, etwa von der
Mitte an, mit Hieroglyphen in Basrelies verziert, die
aber nicht erhoben genug ausgearbeitet sind, als daß sie
nicht hin und wieder verwittert seyn sollten. Die an der
Decke besindlichen haben am mehrsten durch die Zerstörung
der Zeit gelitten.
An verschiedenen Stellen der Mauer sindet man noch
Spuren, daß sie angestrichen gewesen sind. Die Farbe
scheint grün gewesen zu seyn. Spuren von Bekleidung
des Gebäudes mit einer seinen Stewart oder mit andern
Materialien konnte ich nirgends entdecken. Einige Schritte
2g Alterthnmer im Siwaher Gebiete —
vom Haupteingange sand ich zwei runde, etwa drei Fuß
im Durchmesser habende Steine, mit einer Aushöhlung
in der Mitte, als ob sie zur Ausnahme von Statuen be?
stimmt gewesen wären. — Die Stewart, aus welcher
das Gebäude ausgesührt ist, ist ein Kalkstein, der in die«
ser Gegend gebrochen wird und eine Menge Muscheln und
Stückchen von versteinerten kleinen Seetbieren enthalt.
Ich untersuchte die Gegend um diese Ruinen her und
sand den Boden gegen Süden, unmittelbar von der
Grundmauer an, sumpsig; auch sollen sich Salzquellen
dastlbst besinden. Aus meine Erkundigung, ob es nicht
irgend eine merkwürdige süße Wasserquelle gebe, wies
man mich in einen, anderthalb Meilen von den Ruinen be«
sindlichen, Dattelnwald. Die Quelle, die ich hier sand,
hat wirklich eine sehr romantische Lage, wodurch sie sich in-
deß den Siwahern nicht so sehr empsiehlt, als durch die
Heilkräste, die sie ihr zuschreiben. Sie ist süß und mehrere
Bäche entspringen aus ihr.
Ich weiß sehr wohl, daß diese Beschreibung zu un-
vollständig ist, als daß sie Iemanden in den Stand setzen
könnte, mehr aks Bermuthungen zu wagen, ob diese
Ruinen Ueberbleibsel von dem berühmten Tempel
Iupiter Ammons sind. Daß ich bei meinen Unter-
suchungen, so unvollkommen sie auch ausgesallen sind,
aus diesen Gedanken kommen mußte, wird Iedem ein«
leuchten, der die Beschreibungen, die uns die Schrist-
steller des Alterthums von diesem Tempel gegeben haben,
Mit der meinigen vergleichen will. Sollten auch die
Ruinen noch unvollständiger seyn, als wie ich dieselben
beschrieben habe, so giebt es doch noch andere Umstände,
die Ruinen Ummebeda ,c. , 29
die mich überreden, daß Simah der Wohnplotz der alten
Ammonier gewesen sey. Die Beschaffenheit des Bodens,
und seine Fruchtbarkeit, die Aussage der Eingebornen,
daß weit umher kein so sruchtbarer Landstrich zu treffen
sey, Hie Menge der Katakomben und jene wenigen Ueber-
bleibsel, welche die Unwissenheit nur stehen ließ, um .
der Nachwelt anzuzeigen, daß dies die Stelle eines ver-
sallenen prachtigen Gebäudes war, Alles dieses trägt
dazu bei, meiner Vermuthung Wahrscheinlichkeit zu geben.
Und sollten auch die Beschreibungen der alten Schrist«
sieller nicht ganz genau mit der meinigen übereinstimmen^
so würde ich doch (wenn man die Voraussetzung, daß
Siwah der Wohnort der Ammoniten gewesen ist, nicht
sür unwahrscheinlich hält) aus der Lage und Beschaffen-
heit der Ruinen abnehmen, daß meine Vermuthung nicht
ungegründet scy. Hätten wir mehr Kenntniß der Hiero»
glyphen, fo würde eine Kopie derjenigen, die sich an
der inneren Seite der Mauern jenes Gebäudes besinden,
das meiste Licht über diese Sache verbreiten können.
Noch habe ich, in Hinsicht aus diesen Gegenstand,
zu bemerken, daß ich mich nach Edrisi's Santrich er-
kundigte, aber Niemanden sand, der es auch nur dem
Namen nach gekannt hätte. Indeß sagte man mir, sie-
ben Tagereisen von Siwah, sechs von Fajume und
ein Paar Tagereisen von Biljoradek, besinde sich ein
Land, welches große Ahnlichkeit mit Siwah, und auch
dieselbe Sprache habe; doch sey die Zahl seiner Einwoh,
ner geringer. Wahrscheinlich ist diese Gegend die klei,
ne Oasis der Alten; vielleicht liegt sie zwischen den Ge-
birgen, die bei Ummesogeir die große Wüste durchlausen
z« Alterthümer im Siwaher Gebiete —
i
und sich weit gegen Süden erstrecken sollen. Ich spreche
übrigens von diesem Landes - Striche nur nach Berichten,
und war nicht im Stande, bestimmtere Nachrichten des-
halb einzuziehen.
Ich wende mich jetzt zu der Beschreibung der man«
cherlei Katakomben, die sich im Siwaher Gebiet sinden,
und die ich, da sie sich an abgelegenen Orten besinden,
wo ich der Beobachtung weniger ausgesetzt war, mit meh-
rerer Genauigkeit untersuchen konnte.
Wenn ich meinen Begleiter, einen gebornen Siros»
her, recht verstanden habe, so giebt es vier verschiedene
Hauptorte, wo man Katakomben vorsindet. Der erste ist
Belieb - el-^Kusar, der zweite Bellet, - el - Rumt
(beide Ausdrücke bedeuten dasselbe, nämlich: „Ort oder
Stadtbek Ungläubigen"). Der dritte Ort ist El-Nora
( Begrabnißplatz ), der vierte Belled- es-chamis oder
Hamis. Ich untersuchte vorzüglich den Berg El - Mo»
ta, der nord-östlich von Siwah, in einer Entsernung
von etwa einer Meile liegt. Er enthält eine Menge Ka-
takomben an den Seiten; die merkwürdigsten besinden sich
aber aus deM Gipsel. Iede derselben hat ihren besonder»
Eingang, durch welchen man, vermittelst eines nicht stei-
len Abhanges, in dieselbe hinabsteigt. Hier tritt man,
durch eine Thür, in einen größern Raum, dessen Seiten-
wände die kleinern Höhlen sür die Mumien enthalten:
Die Steine am Rande der Eingänge sind so behauen, als'
wären sie mit Thören versehen gewesen. ' ^ '' ^'
Die Katakomben sind von verschiedener Größe. Sie
sind ohne Ausnahme mit großem Fleiße gearbeitet, beson-
ders diejenige, welche am höchsten liegt, aber keine Spu-
die Ruinen Ummebtda ic. ,! !I zz
«n von MUmien enthält, wovon sast alle übrigen mehr
«der weniger Ueberbleibsel darbieten. Ich suchte einen
ganzen Schede!, aber vergebens. Einzelne Stücke, vor-
züglich Hinterhaupt-Beine sand ich in Menge, aber si«
waren alle ihrer Bedeckung beraubt. In keinem der Kno«
chen sand ich auch nur die geringste Spur, woraus ich
hätte schließen können, daß sie mit Harz angesüllt gewesen
waren. Ich nahm einige Rippen mit mir, an welchen
noch Ueberreste einer Bekleidung hingen; sie waren aber so
verwittert, daß man nichts weiter daran sehen konnte,
als daß das, Zeug, womit man diese Mumie umwunden
hatt.e, ungemein grob war. , . -, z -,--.
^''-In allen Katakomben, vorzüglich in den kleinern, in
denen sich die Mumien besunden hatten, sähe man den
Bod'en umgegraben. Mein Kührer sagte, es habe in allen
Kiesen Höhlen Gold gegeben , auch sinde es sich zum Theil
noch jetzt, besonders an den Stellen, wo sich der Kops einer
Mumie besunden habe. ^
Ich bin überzeugt, daß man, bei genauerer Nach«
suchung, wohl noch unversehrte Mumien in den von
Siwah westlich und entfernter gelegenen Katakomben sin?
den würde. — Einige und, wie es mir schien, glaubwür-
dige Männer erzählten mir, daß es außer diesen Kata-
komben in den Bergen noch viele unter der Erde gäbe, zu
welchen der Eingang nicht besonders ties läge, und daß
sich Biut-el-Nazari (Hauser der Christen oder Un-
gläubigen) an beiden Seiten eines langen unterirdischen
Ganges besänden, welcher zwei der Katakomben-Berge
mit einander verbinde.
z, Alterth. imSiwaherGebiete— dieRuin.Ummebeda ic.
Die Katakomben in Gib el«e l - b e l led, diem Berge,
«n welchen Siwahs Haupt-Ort gebauet ist^ sind klein;
sie bestehen aus einem engen Bor-Gemache, und aus einer
oder zuweilen zwei Höhlen sür die Mumien. Merkwür-
diger sind zwei große hohe Höhlen an der nördlichen Seite
dieses Berges, deren eine zwanzig, die andere sechszehn
Fuß ins Gevierte hat. Sie besinden sich neben einander,
und ihre nördlichen Seiten liegen ganz offen, -r,
Außer diesen giebt es, westlich von Siwah, - nahe
an der Karawanen-Straße nach Augila, noch zwei an-
dere Höhlen, die etwa von derselben Größe wie jene bei-
den, aber nur sechs Fuß und einige Zoll hochsind. Sie
sind mit einem regelmäßigen, aber niedrigen und schmalen
Eingange versehen und liegen sehr nahe neben einander.
Die Wand zwischen beiden ist nur neun bis zehn Zoll dick,
wie es sich aus einer kleinen Oeffnung ergiebt, die man
in dieselbe gemacht hat. ... , . . ^ ,
In der ersten Ebene, westlich von Siwah, besinden sich
die Ueberbleibsel eines steinernen Gebäudes, die aber nicht
das Gepräge des hohen Merthuins tragen, welches an
den beschriebenen Ruinen unverkennbar ist. I
.xI'" 'n - . . . '.'. .».5
. '. -! "!' I , Ii !-Ii^i. I
/ '. k :l - '. ',^ l',, , 1v . ,
Sechstes Kapitel.
Abreise von Siwah — das Thal Schiatha — Beschaffenheit d«I
Gebirge« — pyramidensörmige Berge — der Vers, und sein
Dolmetscher in Lebensgesahr.
Wir verließen Siwah, nach einem achttägigen Aus»
enthalte daselbst, am 29. September, Nachmittags um
drei Uhr, und lagerten uns um sechs Uhr am Fuße eines
Hügels; am solgenden Tage brachen wir erst um ein Uhr
aus, weil man sich bemühete, den entlausenen Sklaven
eines mit uns reisenden Hosbedienten des Sultans von
Fezzan auszusuchen. Wahrend dieses geschah, eilte ich
den Katakomben zu, die ich, in kleiner Entsernung von
uns, aus den hohen Bergen entdeckte; aber rund um die-
selben her hatte sich, durch den Zusammenfluß verschiede«
ner Sümpse, die sich zur Winterszeit bilden, wenn es
hausiger regnet und die Sonnenstrahlen nicht so trocknend
sind, ein See von etwa sechs bis neun Meilen im Umsan«
ge gebildet, der mir den Weg abschnitt.
Als ich in das Lager zurückkam, nahm ich mein Fern«
rohr heraus, um den Berg zu übersehen, den ich verge-
bens zu erreichen gesucht hatte. Das Erste, was mir in die
Augen siel, war der Neger-Sklave, den man vermißte.
Ich verrieth meine Entdeckung Niemanden, denn der ar-
me Flüchtling war ein sehr guter Mensch und die Harte
seines Herrn hatte ihn zu diesem Schritte gezwungen.
Uebrigens war wenig Hoffnung vorhanden, daß er glück-
lich entkommen würde, denn die Siwaher hatten verspro»
chen, ihn auszuliesern, wenn er sich bei ihnen einsinden
Hornemonn't Reise. C
Z4 Abreise von Siwah —
sollte. — Wir lagerten uns heute erst eine halbe Stunde
nach Sonnenuntergänge. Am solgenden Morgen traten
wir unsere Reise zwei Stunden vor Ausgange derselben an,
lagerten uns aber schon wieder um neun Uhr. — Der
vierte Tag brachte uns zum sruchtbaren Thale Schiatha.
Die Gebirge, in welchen wir von Siwah bis hier-
her gereiset waren, gehören zu der Reihe, die wir, aus
unserm Wege durch die Wüste, immer nördlich und oft
in geringer Entsernung erblickt hatten. Die Berge erheben
sich schars von der Ebene, ohne von Erde oder nur von
Sande bedeckt zu seynz nichts als kahle, nackende Felsen-
Masse zeigt sich dem Auge. Dieser Umstand und der
Meeres-Sand, mit welchem die Wüste bedeckt ist,
scheint die Zerstörung dieser Gegend durch eine spatere Flut
anzuzeigen. In der Ebene unter diesen Gebirgen liegt
ein dichter Kalksels ohne Versteinerungen zu Tage aus;
das Gebirge selbst besteht aus einer Kalk - Masse, die sast
einzig aus den Trümmern zerstörter Seethiere und aus
Muscheln zusammengesetzt ist. Die Stein - Schichten aller
dieser Felsen-Berge haben eine wagerechte Lage.
Westlich von Siwah sand ich Bänke verkalkter, zwei
Zoll großer Muscheln. Mein Dolmetscher erzahlte mir,
daß er in diesen Gegenden einen einzeln stehenden Berg
gesehen habe, der einzig und allein aus solchen Muscheln
bestand. Es giebt in dieser Gebirgsreihe viele einzelne
Berge, deren manche, wegen der Abstusung der horizon-
talen Stein-Lagen, (die in ihren Zwischenräumen gewöhn-
lich mit einem röthlichen, bröcklichen Kalksteine ausgesüllt
sind,) so täuschend Pyramiden gleichen, daß auch ich nicht
selten wähnte, ein solches Werk zu sehen. Wirklich hätte
das Thal Schiatha :c. zz
einem Wolke, wie die Aegypter, deren Bauart so riesen«
maßig und kühn war, leicht der Gedanke aussteigen kön-
nen, solche Berge, durch Hinwegnehmen der überflüssigen
Felsen-Masse, und dmch die ersorderliche Bekleidung mit
Steinen an den Außenseiten, in Pyramiden umzuwandeln.
Die Meinung mancher Gelehrten, daß die Pyramiden von
Giza und Saccara nicht von Grund ausgebauet, son-
dern nur bekleidete Erd- oder Steinhügel seyen, scheint
mir, von dieser Seite betrachtet, nichts Ungereimtes zu
haben, wiewohl sie durch andere Gründe, die Geschichte
undKenntniß der Alterthümer darbieten, leicht zu wider-
legen seyn möchte.
Ich wende mich jetzt zu der Erzählung einer Bege«
benheit, die sür mich einen sehr üblen Ausgang hätte neh-
men können.
Die Ruhe, die wir bisher in unsern ?agern genossen
hatten, wurde hier in Schiatha plötzlich durch die Ankunst
einiger Einwohner Siwahs unterbrochen, die uns (Abends
um 8 Uhr) die Nachricht brachten, es besände sich eine
große Anzahl Araber aus der Gegend von Fiume in der
Wüste, um uns zu übersallen; doch hatten die Einwohner
Siwahs beschlossen, uns zu Hülse zu kommen, und uns
zum nächsten Wasservlatze zu begleiten. Sie versicherten
uns, ihr kleines Heer werde in einigen Stunden ankommen,
und Alles mit uns wagen, um die Absicht der Beduinen,
deren Anzahl sie aus 8«« bis >«uc> angaben, zu vereiteln.
Der Scheik der Twater, uns r Ansührer, beries hieraus
die vornehmsten Männer der Karawane vor sein Zelt, und
es wurde beschlossen, daß wir alle im Lager Stand Kalten
und den Feind erwarten wollten. Die Versammlung war
C»
zö Abreise von Siwah —
kaum auseinander gegangen, als wir aus der Ferne das
Geschrei einiger Hundert Esel vernahmen, woraus wir
schlössen, daß sich die Siw «her näherten, die sich dieses
Lhieres in ihren Gebirgen mit Vortheile bedienen, wenn sie
gegen einen Feind zu Felde ziehen, der in ihr Gebiet ein-
sallen will, und, aus Unbekanntschast mit den nähern
Wegen, seinen Marsch durch die breiteren Thaler nimmt.
Einige Männer wurden sogleich von der Karawane an die
Siwaher abgeschickt, um sie zu ersuchen, etwa eine halbe
Meile von uns entsernt ihr Lager auszuschlagen.
Die Nacht wurde in Unruhe und Besorgniß hinge«
bracht; Ieder setzte seine Waffen in Stand und bereitete
sich zu dem wahrscheinlichen Gesechte des solgenden Tages
vor. — Kurz vor Ausgange der Sonne brachen die Si-
waher zu Fuße aus, woraus die Karawane schloß, daß
sie etwas gegen uns im Sinne hätten. Es ritten ihnen
daher einige Augilaer entgegen, um sie zu sragen, was
ihre Absicht sey? Diese Manner kehrten schnell mit der
Antwort zurück: die Karawane habe nichts zu besürchten.
Der Scheik war hiermit nicht zusrieden und schickte die
Boten nochmals ab, um den Siwahern anzuzeigen, daß,
wenn sie nicht sogleich Halt machten, er sie als Feinde be»
trachten würde. Sobald sie diese Nachricht erhielten, bil-
deten sie einen großen Kreis, lagerten sich, und baten ei«
nige der Augilaer zu ihnen zu kommen.
-Ich war bei allen diesen Begebenheiten ruhig bei
meinem Gepäcke geblieben, denn der Dolmetscher hatte sich
sort begeben, um Nachricht einzuziehen, wie die Sachen
standen. Wie ich ihn zurückkommen sah, und mir sein
schneller Gang, und seine Blicke Verrietben, daß er etwas
das Thal Schiatha lk 37
Wichtiges vorzubringen habe, so eilte ich ihm entgegen.
„Verflucht sey der Augenblick," redete er mich/an , „!»
welchem ich mich zu dieser Reise entschloß! Wir sind Beide
unvermeidlich verloren, man hält uns sür Christen und
Kundschaster und will uns tödtenl"Mit diesen Wor«
ten verließ er mich, lies zum Gepäcke, wo er seine Flinte
mit meiner Doppelflinte vertauschte und zwei Paar Pisto-
len zu sich nahm. Ich verwies ihm seine Kleinmüthig,
keit und empsahl ihm standhast zu seyn, wenn er sich seine
Freunde erhalten wolle; ich erinnerte ihn, daß sein jetzi-
ges Betragen uns noch weit verdächtiger machen würde,
daß er ja seinetwegen nicht besorgt zu seyn brauche, da er
bei seinem zwölsjährigen Ausenthalte unter den Mahome«
danern sich ihre Religion und Sitten durchaus zu eigen
gemacht habe; daß ich allein in Gesahr sey, und daß ich
sie abzuwenden hoffe, -wenn er sich nicht eher in meine
Wertheidigung mischen wolle, als bis ich ihn dazu aussor-
dern würde. — „Sie wollen nie etwas von Gesahr hö-
ren," antwortete er, „aber sür dieses Mal werden^eM-
rerr Leichtsinn theuer genug bezahlen müssen."
Da ich sah, daß die Angst ihm alle Besinnung ge-
raubt hatte, so ließ ich ihn stehen und gieng unbewaffnet,
aber sesten Schrittes aus die lärmende Versammlung zu.
Ich trat in den Kreis mit dem gewöhnlichen Gruße der
Mahomedaner: „Assulam Alekum," aber keiner der
Siwaher erwiederte ihn. Einige riesen sogleich aus: ,,Ihr
seyd einer von den neuen Christ?« aus Cairo und hierher
gekommen, unser Land auszukundschasten." Hätte ich
damals den Mahomedanischen Fanatismus und den Cha-
rakter der Araber so genau gekannt, wie ich ihn in der
Z8 Abreise von Siwah >?-
Kolge kennen lernte, so würde ich von der Anklage selbst
meine Entschuldigung hergenommen und vorgebracht ha-
ben, daß ich von den Ungläubigen zu Cairo entwichen
sey.l Ich suchte meine Verlegenheit so gut wie möglich zu
vk^bergen, antwortete nicht aus die Beschuldigung des
großen Hausens, sondern setzie mich nieder und wendete
mich an einen der vornehmsten Manner, dessen großen
Einfluß ich kannte, und der sehr ost in meinem Zelte gewe-
sen war: „aber sage mir, Bruder" — redete ich ihn an —
„sähest du je dreihundert bewaffnete Manner eine Reise
„vor, drei Tagen machen, um zwei Männer zu versolgen,
„die zehn Tage als Freunde unter iltzien lebten, mit ihnen
„aßen und tranken, und deren Zelt Iedem offen stand?
„Du selbst hast uns angetroffen, wie wir beteten und im
„Koran lasen und nun beschuldigst du uns, wir gehören
„zu den Ungläubigen in Cairo, die wir doch jetzt meiden?
„Weißt du nicht, daß es eine große Sünde ist, einem
„Rechtgläubigen zu sagen, er sey ein Heide? Von Dir
„erwartete ich mehr Verstand und mehr Gottessurcht." —
Da ich dieses mit vieler Fassung und großem Ernste vor-
trug , so schienen viele aus der Versammlung eine günsti-
gere Meinung von Mir zu bekommen. Der Mann ant»
wortete mir, er wisse gar wohl, daß wir nicht zu den Un-
gläubigen gehören, auch habe er Niemanden überredet,
uns zu versolgen, und er wolle, wenn es von ihm allein
abhienge, sogleich nach Siwah zurückkehren. — Hieraus
wendete ich mich zu einem gemeinen Manne, den ich Be«
schuldigungen gegen mich vorbringen hörte. „Schweige
,^>och ja, Freund" — sagte ich — „wollte Gott! ich wäre
„der Arabischen Sprache hinlänglich machtig, ich würde
'da« Thal Schiatha ic. Z9
„dir und Hunderten deines Gleichen, Fragen vorlegen, die
„euch beweisen sollten, daß ich gründlicher im Isla«
„unterwiesen bin als ihr."— „Wahrlich," sagte ein alter
Mann, „dieser ist jünger als jener und doch unerschrock-
ener."— „ Mein Begleiter" nahm ich sogleich wieder
das Wort: „mein Begleiter sürchtet sich nicht vor euch,
„denn wir haben Freunde, vor denen i h r euch sürchten
„müßt. Weißt du wohl, was es sagen will, einem Manne,
„der mit Sultanen und Prinzen lebt, vorzuwersen, et
„sey ein Ungläubiger?" — Man sragte mich jetzt, war«
um wir denn Christliche Briese bei uns sührten? — Ietzt
wurde es mir klar, daß von meinem Dolmetscher unvor«
sichtigerweise der Paß vorgezeigt worden war, den ich mit
vom General Bonaparte verschafft hatte, um nicht von
den Französischen Posten, welche die Karawane zu passi«
ren hatte, ausgehalten zu werden.
Mein Dolmetscher kehrte jetzt zurück. Da er mich
noch am Leben und die Versammlung in einer sanstmüthi-
gern, Stimmung sand als vorher, da er sie durch seine un-
besonnenen und verwirrten Antworten noch mehr ergrimmt
hatte, so schien er wieder Muth zu sassen. Ich erklarte
ihm, theils in Teutscher, theils in Arabischer Sprache, waS
vorgesallen sey, und verließ den Kreis, um sreiwillig die
vermeinten Briese aus dem Zelte herbei zu holen, mit
denen ich dann, so wie auch mit einem Korane, sogleich
zurückkehr.e. Einer der vornehmsten Siwaher nahm den
Bries, entsaltete ihn und sragte, „ob keiner in der Ver-
sammlung ihn lesen könne?" — eine Frage, die, so kritisO
meine Lage war, mir ein Lächeln abzwang. Dieselbe Frage
that man auch uns, wir versicherten aber, daß wir den?
40 Abreise von Siwah — das Thal Schiatha «.
Inhalt nichr verstanden, und daß man uns dieses Papier
eingehändigt habe, um srei aus Cairo gehen zu können.
„Aber dieses" ries mein Dolmetscher, und nahm mir den
Koran aus der Hand, „dieses ist das Buch, welches ich
verstehe." — Man sorderte uns aus dann zu lesen, um
zu zeigen, daß wir ihrer Religion wirklich angehörten.
Glücklicherweise beschrankten sich unsre Kenntnisse nicht aus
bloßes Sejm; mein Dolmetscher wußte den ganzen Koran
auswendig, und ich konnte schon damals das Arabische
mjt ziemlicher Fertigkeit schreiben, welches in jenen Gegen-
den sür tiese Gelehrsamkeit gilt. Die Häupter der Kars«
wane, die bis jetzt geschwiegen hatten, nahmen jetzt laut
unsre Partei und selbst viele Siwaher verwendeten sich
sür uns. Kurz, die Untersuchung endigte sich zu unserem
Vortheile, wiewohl nicht ohne Murren des großen Hausens,
der bei dieser Gelegenheit zu plündern gehofft hatte.
Mein angenommener Charakter als Mahomedaner
war jetzt sest gegründet und ich entgieng so serneren Unter-
suchungen dieser Art und vielleicht bestimmteren Proben,
die ich nicht würde haben ablegen können. Freilich verlor
ich einiges bei dieser Gelegenheit, was ich nicht ersetzen
konnte, als einige Mumien-Reste, einige Mineralien aus
der Gegend «on Siwah, das Tagebuch meiner Reise von
Eairo nach Schiatha und einige Bücher, welche Sachen
ich dem Dolmetscher überlieserte, als ich ihn beim Gepäcke
zurückließ. Dieser hatte sie dem Sklaven unseres Gast-
sreundes gegeben, damit er sie in einem der kleinen Süm-
pse verbergen möge, deren es sehr viele aus Schiatha giebt.
Dies war geschehen und ich konnte sie nachmals nicht
Wiedererhalten. ^,
4-
'' . Siebentes Kapitel.
Abreift von Schiatha — Torsaue — Ankunft zu Mojabrc -»
Einzug in Prozelsion — Abreise und Ankunst in Augila —
Beschreibung der Orte im Zlugilaer« Gebiete — LebensarI
und Charakter dec Einwohner.
Am sünsten Tage nach unserer Abreise von Siwah
verließen wir Schiatha, schlugen, nach vierstündigem
Marsche, wieder unser Lager aus und ruheten bis zum
solgenden Morgen. Wir hatten etwa drittehalb Stun«
den zurückgelegt, als wir in eine Gegend kamen, die
Torsaue genannt wird. Wir lagerten uns hier eine
Zeit lang, sammelten Wasser ein, und brachen schon um
4 Uhr desselben Tages wieder aus. Wir setzten bis um
8 Uhr des solgenden Tages unsere Reise durch eine mit
vielen Sandhügeln versehene Wüste weiter sort, und
lagerten uns sodann bis um 2 Uhr, da wir uns wieder
ausmachten, und unsere Reise bis zum solgenden Mor-
gen um 8 Uhr sortsetzten. Auch an diesem Tage brachen
wir bereits um 1 Uhr aus und rückten sort bis am sol-
genden Morgen um 2 Uhr, da die Gesellschast, bei der
ich mich besand, bemerkte, daß sie den unrechten Weg
gegangen und von der Karawane abgekommen war.
Wir beschlossen Halt zu machen, um den Anbruch des
Tages abzuwarten. Man entledigte die Kameele ihres
Gepäckes, setzte es aber an beiden Seiten derselben nie-
der, um, wenn es nöthig seyn sollte, mit Schnelligkeit
wieder auspacken zu können. Ich selbst legte mich, die
Flinte in der einen, den Zügel in der anderen Hand,
42 Abreise von Schiatha —
nieder aus den sandigen Boden und schlies bis zum
Ausgange der Sonne. ^
Wir entdeckten jetzt unsere Karawane, und sahen,
daß wir uns etwa eine halbe Meile weit von einem'
rvasserreichen, sruchtbaren Platze besanden. Wir begaben
uns hin zu demselben und schlugen unser Lager aus. —
Die Reise von Torsaue bis zu dieser Gegend war die
unangenehmste und ermüdendste von allen, die ich jemals
gemacht habe. Menschen und Thiere waren so sehr ab-
gemattet, daß, sobald das Gepäck in Ordnung gebracht
war, sich Alles dem Schlase in die Arme wars. — Wir
ruheten hier einen Tag lang aus, und setzten sodann unse«
ren Weg nach Augila weiter sort, und zwar in sehr klei-
nen Märschen, die zusammengenommen, etwa neun Stun-
den ausmachen mochten. Da wir im Gebiete unserer
Freunde waren, von denen wir nichts zu sürchten hatten,
so hielten wir es nicht sür nöthig, sehr eilsertig zu seyn.
Unser Einzug inMojabra, einem der drei Oerter
des Gebietes von Augila, war sehr seierlich, denn der
größte Theil der Kausleute unserer Karawane hatte hier
ihre Wohnungen und Familien. Der Bei von Bengasr,
der Statthalter des Pascha von Tripolis war und sich
jetzt in Augila aushielt, schickte uns etwa «zwanzig seiner
Araber entgegen, die den Werth der Kameel« Ladungen
niederschriebe», und geringe Abgaben einsorderten. Diese
Araber schlosse.» sich an die Karawane, deren rechtm Flüs
gel sie ausmachten; die Kausleute, welche Pserde hatten,
bildeten den linken Flügel; die Pilger von Mecca und
die übrigen gemeinen Araber hielten sich in der Mitte, wo
der Scheik ritt, der sich eine grüne Fahne vortragen ließ.
Torsaue ir.
43
Dl? Pilger stimmten nun einen Chor an, und die Araber
tummelten ihre Rosse. Als wir uns Mojabra näherten,
kamen uns eine Menge Kinder und Greise entgegen, um
ihre Verwandten zu begrüßen, die sie, wegen des Einsalls
der Franzosen in Aegypten, sür verloren gehalten hatten.
Wir wurden äußerst sreundlich ausgenommen, und schlu-
gen unweit der Stadt unsere Zelte aus. .
In der solgenden Nacht setzte ich meine Reise, in Ge-
sellschast zweier Kausleure, bis Augila sort, wo mir ei-
ner meiner Freunde eine Wohnung verschaffte, weil die
Karawane sich hier länger als gewöhnlich auszuhalten ge-
dachte., ,
Das Geriet von Augila begreist drei Städte in sich:
Augila, Moja bra und Meledila. Die beiden letz-
tern Oerter liegen dicht neben einander, und etwa vier
Stunden Weges von Augila entsernt; Mojabra süd«
lich, Meledila nördlich von der Karawanen - Straße
nach Cairo.
Augila, die Hauptstadt des Gebietes, die bereits
zu den Zeiten*) Herodot's bekannt war, hat etwa eine
Meile im Umsange. Sie ist schlecht gcbauet und ihre
Straßen sind nichts weniger als reinlich. Die Hauser
sind aus Kalksteine erbauet, der aus benachbarten Anhö«
hen bricht, und haben nur ein unteres Stockwerk. Die
Zimmer derselben sind gewöhnlich rund um einen kleine»
*) Nach Herodot liegt Augila zehn Tagereisen von der
Stadt der Ammonier entsernt (IVl«!pom. 182 ) — Herr
Hbrnemann brachte neun Tage aus seiner Reise vv»
Siiwah nach Augila zu, aber nicht ohne einige sorcirte
Märsche. A.
44 Abreist von Schiatha —'
Hos angelegt und dunkel, weil das Licht keinen andern
Eingang hat als die Thür. Die öffentlichen Gebäude sind
verhältnßmäßig noch weit schlechter als die Hauser. M o-
jabra scheint nicht ganz so groß zu seyn als Augila,
aber es ist volkreicher. Die Einwohner von Meledila
legen sich hauptsächlich aus den Ackerbau, die von Mo»
jabra widmen sast ihr ganzes Leben dem Reisen zwischen
Cairo und Fessan. Augila's Einwohner ziehen im
Allgemeinen ein ruhiges, sitzendes Leben vor, doch waren
auch von ihnen mehrere bei unsrer Karawane.
Die Männer aus diesen Oertern, die Karawanen-
handel treiben, pflegen drei Häuser zu haben, eins in
Kardassi nahe bei Cairo, ein anderes in Mojabra
und das dritte in Tuila, oder auch wohl in Mursuck.
Viele von ihnen haben in jedem dieser Häuser Weib und
Kinder; andere nehmen sich Weiber bloß sür die Zeit ihre?
Ausenthalts in der Stadt. Sie weiden voil Iugend aus
an das Karawanen-Leben gewöhnt. Ich sah Knaben, von
dreizehn bis vierzehn Iahren, die die ganze mühevolle
Reise von Augila bis Fessan zu Fuße machten, oder
doch nur sehr selten ritten. Aber diese Lebensart, diese
Art und Weise Handel zu sühren, hat den Eingebornen ei-
nen eigenen Charakter eingeprägt; sie sind, im Allgemei-
nen genommen, gewinnsüchtig und niederträchtig.
Ihre Beschästigungen zu Hause sind Garten- und
Ackerbau, doch ist letzterer nicht von großer Bedeutung.
Die Weiber sind sehr thätig in Versertigung grober wolle-
ner Decken, die etwa süns Ellen lang und anderthalb El-
len breit sind. Sie heißen Abbe und werden häusig nach
Fessan ausgesührt. Ihre Kleidung besteht hauptsächlich
Torsaue ic. 4z
aus diesen Decken, die sie um »sich schlagen. Hemden
machen keinen Theil ihrer Bekleidung aus.
Die Gegend um Augila ist flach und sandig, aber
doch wohlgewassert und daher nichts weniger als unsrucht-
bar. Korn wird nicht in hinlänglicher Menge gebauet, wes«
halb die Araber von Bengasi, (welches etwa dreizehn
Tage - Reisen von hier entsernt ist,) jährlich Walzen und
Gerste einsühren. Diese Getraide - Karawanen werden ge«
wohnlich von Schasherden zum Verkause begleitet. .
Die Eingebornen dieser Gegend reden, neben der
Arabischen, noch eine andere Sprache, die eine nur wenig
verschiedene Mundart der Siwahischen ist, deren ich oben
gedacht habe.
Achtes Kapitel.
Abreise von Augila — Neddeck— Ebene Guttin — Harutsch,el«
abiat — Ankunst zu Temissa. »
, . , . , , »
Bald nach unserer Ankunst in Augila schickten die
Häupter der Karawane einen Mann ab, der die Wasser«
platze von hier bis zu den Gränzen des Königreichs
Fessan untersuchen sollte. Diese Vorsicht ist nothwen«
dig, weil es sich bei trocknem Wetter ereignen kann, daß,
aus dem gewöhnlichen Wege, nicht Wasser genug sür die
Karawanen angetroffen wird, die aus so vielen Menschen
und Kameelen bestehen. Da dieser Mann Besehl erhalten
hatte, so eilig als möglich zu seyn, so kam er schon am
46 ' Abreise von Augila
zwölsten Tage mit der sehr ersreulichen Nachsicht zurück,
daß Wasser in hinlänglicher Menge vorhanden sey, und
daß er überhaupt nichts gesunden habe, was unserer Reise
hinderlich sevn könne.
Obgleich dieser Nachricht zu Folge der 27. October
zur Abreise sestgesetzt war, so begab ich mich doch schon
den Tag vorher aus der Stadt, und zwar in Gesell-
schast meines Dolmetschers. Wir brachren die Nacht
unter sreiem Himmel zu, um uns am solgenden Mor-
gen, beim Ausbruche, sogleich an den Vortrab der Ka-
rawane anschließen zu können. Schon vor Ausgange der
Sonne machten wir uns mit der Karawane aus den Weg,
und nahmen unsere Richtung gegen S.W. Unsere Gesell-
schast war durch Kausleute ausBengasi, Mesr 0 te und
Mojabra etwa um 12« Personen verstärkt worden.
Viele der Einwohner Augila's undFallo's begleite-
ten uns eine Strecke Weges, tummelten uns zu Ehren
ihre Pserde und seuerten ihre Gewehre ab.
Kaum hatten uns diese Leute verlassen, so kam ein
Araber eiligst herbei geritten und zeigte uns an, die Ka«
rawane werde von einem großen Hausen Reiter versolgt,
die dem Nachtrabe bereits sehr nabe waren. Aus diese.
Nachrichten wurden die Kameele sogleich von den Sklaven
und Knaben aus eine Anhöhe zusammengetrieben, und alle
bewaffneten Männer deckten die Karawane im Rücken,
um dem Feinde den Einbruch in dieselbe zu erschweren.
Aber in demselben Augenblicke, als wir ein Gesecht für
unvermeidlich hielten, offenbarte es sich zu unserer Freu»
de, daß wir uns geirrer hatten. Die Reiter, welche
wir sür Feinde ansahen, waren der Bei Sulima von
Neddeck?c. 47
Bengasi und sein Gesolge. Dieser Mann, der sich,
wie ich oben gesagt habe, gerade zu Augila aushielt,
hatte das Abseuern so vieler Flinten gehört, und war uns
nachgeeilt, weil er wähnte, die Karawane sey angegriss
sen worden.
Wir setzten jetzt mit srohem Muthe unsere Reise
bis zu Sonnen-Untergange sort. Ieder rühmte sich sei-
ner Kühnheit und der Thaten, die er hätte verrichten
wollen, wenn die Truppen des Weis als Feinde ge-
kommen waren. ,
Unser Lager schlugen wir diesen Abend in einer Ge-
gend aus, die durchaAs ohne Wasser und dabei so un-
sruchtbar war, daß wir nicht einen Grashalm sür un-
sere Kameele sinden konnten, sondern genöthigt waren,
ihnen den Vorrath von Futter zu geben, den wir von
Augila mit uns genommen hatten.
Am zweiten Tage legten wir zwöls Stunde»
Weges in dieser Wüste zurück, deren Boden aus ei-
nem weichen, hin und wieder zu Tage liegenden, ge-
wöhnlich aber sehr hoch mit Flugsande bedeckten Kalks
steine besteht.
Am dritten Tage, des Morgens um acht Uhr,
veränderte sich die Scene; es erhoben sich hin und wie-
der einzelne Hügel, die der weiten Fläche der Wüste
etwas von ihrer bisherigen Einsörmigkeit nahmen. Diese
Anhöhen oder Hügel waren aus Kalkselsen entstan-
den , die der Wind mit einer Lage von Sand bedeckt
hatte, und von denen einige, im Norden der Kara-
wanen-Straße, beträchtlich hoch waren. Sie sind der
Ansang einer Berg-Kette, die Morai-je heißt und
48 'Abreise von Augila —
sich weit gegen S.S.W, und, wie es scheint, auch gegen
Norden erstreckt. Wir lagerten uns heute, schon vor
Sonnen-Untergänge, aus dem Gipsel eines Berges,
an dessen Fuße man eine Menge versteinerter See»
Muscheln in einem weichen Kalk-Steine sindet. Hier
erwarteten wir die Twater, die sich schon zu Mittage
von uns getrennt hatten, um ihre Kameele weiden zu
lassen.
Am vierten Tage brachen wir sehr srüh aus, um
einen bestimmten Lagerplatz zu erreichen, wo wir einen
srischen Wasser-Vorrath einnehmen wollten. Den erster»
Theil dieser Tagesreise legten wir aus der Fläche der Berg«
reihe zurück, die uns des Nachts zum Lagerplatze gedient
hatte. An der östlichen Seite, wo wir uns hinaus be-
geben hatten, war dieser Berg nichts weniger als schwer
zu ersteigen gewesen; um so größer war daher unsere
Ueberraschung, als wir an der westlichen Seite einen stei-
len, 7« bis 8« Fuß hohen Abhang sanden, den wir nicht
ohne Schwierigkeiten herabsteigen konnten. Der Weg ist
hier so steil und schmal, daß wir ein Kameel nach dem an-
dern hinunter gehen lassen mußten.— Die Aussicht, wel-
che man aus dieser Anhöhe genießr, ist ungemein schön.
Vor uns sahen wir eine unermeßliche, von der Sonne er>
leuchtete, Fläche ausgebreitet; unter uns den noch im
Dunkel der Nacht liegenden Abgrund, mit seinen schauder-
vollen Felsen-Stücken. Ich schlug nicht denselben Weg ein,
den die Karawane nahm, sondern bahnte mir einen eignen
Fußsteig, aus welchem ich schneller, wiewohl nickt ohne
Gesahr, hinabkam. Im Hinabsteigen sand ich ein Stück
versteinertes Holz von etwa zwei Fuß Länge und achtZoHl
Neddeck ic.
Dicke. Es war das einzige, welches ich hier sah, übrigens
aber von derselben Beschaffenheit, als die oben beschriebe«
nen Stücke. — Am Fuße des Abhanges (der aus Ara«
bisch Neddeck heißt) lagen ungeheure Felsen-Stücke,
vielleicht noch aus den Zeiten vor derUeberschwemmung,*)
die, wie so viele Umstände beweisen, diese Gegenden ver-
wüstet haben muß. Als ich in einiger Entsernung, nach
Neddeck zurückblickte, sah ich nichts als nackte Felsen,
deren zerstörtes Ansehen deutlich genug die Einwirkung
einer Wasserflut verrieth, welche wahrscheinlich aus We-
sten kam. — Unser Weg sührte uns jetzt das Thal hin-
an, welches von Bergen eingesaßt ist, die beinahe die.
Höhe desjenigen Berges haben, von dem wir herabgestiege»
waren. Zuletzt gelangten wir aus eine ausgebreitete Ebene,
die den Namen Sultin sührt, in welcher wir um Ein
Uhr, nach einem Marsche von zehn Stunden unser Lager
ausschlugen, und sogleich die Wass^rschläuche süllten.
Am sünsten und sechsten Tage zogen wir weiter
sort in dieser Wüste, die sehr wasserreich zu seyn scheint,
wahrscheinlich aber bitteres Wasser enthält, weil im ent«
gegengesetzten Falle die Araber Brunnen angelegt habe»
würden, die wir hier nicht sanden.
Reihen zusammenhängender Hügel zeigten sich uns
am siebenten Tage zu beiden Seiten des Weges, und
am Abend hatten wir das Vergnügen unser Lager unter
grünen Bäumen ausschlagen zu können. Wir setzten am
solgenden Tage unsere Reise unter diesen Bäumen sort,
bis uns unser Weg durch eine Gegend sührte, die mit vieletl
*) Siehe Ltrsdo. 49. So. «ck. L,»ud. .««tt
Hornemann's Reise. D
go Abreise von Augila —
Hügeln und schroffen Kalkselsen versehen ist. Bon einer
der beträchtlichsten Anhöhen erblickte ich das Gebirge
Harutschvor mir. Meine Neugierde war durch die vie-
len wunderbaren Erzählungen, die man mir von diesem
Gebirge gemacht hatte, von den Mühseligkeiten, denen
Reisende in demselben ausgesetzt seyn sollen, von seinem
traurigen düstern Ansehen u. s. w. so hoch gespannt wor«
den, daß ich schnell voraus ritt, um Zeit zu gewinnen, ei-
nen niedrigen Berg zu untersuchen, der in der Gestalt
eines Vorgebirgs herausragte.?
Der Boden der Wüste nahe an dem Berge war stei-
nig; die Steine bestanden aus dichter Kalk-Erde. Der
Berg halte eine unvollkommen kegelsörmige Gestalt; seine
Schichten haben wahrscheinlich ehemals, wie die der be-
nachbarten Berge, eine wagerechte Richtung gehabt, sind
aber jetzt durch irgend eine Erd-Revolution durch einander
geworsen worden. Das Gestein glich in Ansehung des
Bruches und der Farbe vollkommen dem Basalt, so daß
jch kein Bedenken trug, es dasür zu erklaren. — Von
der Spitze dieses Berges sah ich, von Westen bis Norden,
nichts als eine schwarz erscheinende Bergkette.
Als sich die Karawane näherte, begab ich mich wieder
hinab und legte mich bei einem großen Steine nieder, den
ich zu einem Tische machte, um einige Speise zu mir zu
nehmen, so gut als sie der Araber aus seinen Karawanen-
Reisen mit sich zu sühren pflegt. Als ich von meinem
Mahle ausstand und um den Berg ritt, war die Karawane
verschwunden. Da der Boden sest und mithin die Spur
des Weges leicht zu versolgen war, so setzte ich meinen Weg
unbesorgt sort; indeß besremdete es mich doch, als ich eine
c> ...
Neddeck zc.
6r
halbe Stunde geritten mar, und noch immer keine Kameele
erblicken konnte. Ich nahm ein kleines Perspectiv, sah
mich umher, und entdeckte vier Maroccaner vor mir.
Schnell ritt ich aus sie zu, und ersuhr nun, die Karawane
habe sich schon lange in einiger Entsernung vom Wege in
einem Thale gelagert, um die Kameele weiden zu lassen.—
Diese vier Männer waren voraus gegangen, um sich zur
Löschung ihres Durstes Wasser auszusuchen. Gern wäre
ich bei ihnen geblieben, ich besürchtete ab«, meine Leute
würden durch meine Abwesenheit beängstiget werden; ich
kehrte daher zurück, und zwar mit langsamen Schritten,
«eil der Abend äußerst reizend war. Da man schon Feuer
zum Kochen der Speisen angezündet hatte, so sand ich den
Lagerplatz der Karawane ohne Mühe. , ,,
Am neunten Tage rückten wir, zwischen schwarzen
Hügeln, bis zum sehnlich erwünschten Wasserplatze vor.
Unser Weg schlängelte sich durch einige traurige Thäler, in
welchen aber doch hin und wieder ein grüner Baum er«
schien. In einigen breiteren Thalern war der Boden mit
Gras bedeckt, welches, des häusig in diesen Gegenden sal-
lenden Regens wegen, eine sehr srische Farbe hatte., .. ^
Das Thal, in welchem wir Wasser schöpsten, hat
etwa sechs Meilen im Umsange, und ist reich an Gras-
Weiden und Bäumen. Das Wasser, welches wir einsam-
melten, war Regenwasser, das sich unter den Hügeln in
Psützen gesammelt hatte.
Wir sahen hier einige Gazellen, die aber so scheu
waren, daß wir sie m'cht zum Schusse bringen konnten.
Den zehnten, eilsten und zwölsten Tag brach»
ten wir noch immer in dieser traurigen Einöde zu; denn
D »
^ Abreist von Augila —
Wir rückten nur langsam sort. Ost sahen wir gar keinen
Weg vor uns, und mußten aus eine halbe Meile WegS
über Stein - Lager hinweg ziehen. In Verlause eines die«
ser Tage wagte ich es, in Gesellschast meines Arabischen
Bedienten und einiger Tmater, eine weite Streiserei nach
der, vom Wege südlich gelegenen Gegend zu machen. Wir
waren zu Fuße, und kamen daher weit schneller sort, als
die große Karawane. Ich sand das Gebirge allenthalben
so, wie es sich dem Reisenden vom Wege aus darstellet,
Mit dem Unterschiede, daß sich zuweilen noch traurigere
und schaudervollere Ansichten dem Auge eröffneten; denn
Natürlich hat man die Karawanen-Straße, so viel als mög-
lich , durch die minder öden Tyciler gezogen.
Endlich brachte uns der Nachmittag des dreizehn-
ten Tages aus dieser düstern Gegend in eine weit ausge-
breitete Ebene, in der wir einige Stunden fortrückten, bis
wir in ein niedriges Kalkgebirge kamen. Hier lagerten
wir uns bei Sonnen-Untergange aus dem schmalen Wege,
der durch das ganze Gebirge läust. Iene Ebene und dieses
Gebirge zusammen genommen werden Harutsch-el-
abiat, der weiße Harutsch genannt. Wir vollendeten
unsere Reise durch diese Gegend am vierzehnten Tage,
da wir aus eine weite Ebene kamen, deren Boden gleich-
salls aus nacktem Kalkgesteine bestand.
'Am sünszehnten Tage des Morgens begab ich mich
zum ersten Truppe der Karawane, der größtentheils aus
armen Pilgern bestand, die voraus eilten, um an dem
Brunnen, zu dem wir heute kommen mußten, so bald
wie möglich ihren Durst zu stillen. Bei meiner Ankunst
aus dem Wasserplatze, der Ennabe heißt, sand ich be-
Neddeck lc. HZ
reits einen Brunnen gereiniget und mehrere Twater um
demselben hergelagert. Als ich mich zu ihnenLesetzt hatte,
um mein Frühstück zu verzehren, erblickte ich einen alten
Mann, der sich einen Weg durch den Sand bahnte, um
schneller zum Brunnen zu kommen. Ich bot ihm, nach
wechselseitigen Grüßen, eine Hand voll Datteln und etwas
Fleisch an, welches er mit herzlichem Danke annahm, es
küßte und seine Stirn damit berührte. Er legte die Spei-
sen in den Sand, und begab sich zur Quelle, wo er sehr
lange trank und dann mit tieser Andacht sein Elham«
Dulillah betete. Alsdann kehrte er wieder zu uns zurück
und erzahlte mir, daß er seit drei Tagen kaum zur Halst«
seinen Durst gestillt habe. Diese war seine dritte Reise
von Fez nach Meeca. Er war jetzt, wie man mir sagte,
scchszig Jahr alt, und dabei ohne die geringste Bequem-
lichkeit sür die Reise, ohne Lebensmittel und selbst ohne
Wasser; kurz er besaß nichts, als was ihm einige gutmü«
thige Reisende aus Mitleiden oder aus Achtung sür seine
Pilgerschast mittheilten.
Wir ruheten den ganzen Tag an diesem Orte, der
elwa vier Stunden Weges von unserm gestrigen Lagerplatze
entsernt lag. Die Kaufleute schickten hier einen Boten
»«raus nach Mursuck, der die Ankunst der Karawane
meldete, und zugleich dem Sultan einen Bries von jedem
Kausmanne überbrachte. . /" < -./.'--"Z^
Am sechszehnten Tage nach unserer Abreise vo»
Augila, kamen wir wieder unter Menschen. Ein Marsch
von 9 Stunden brachte uns nach dem Dors« Temissa,
welches im Gebiete von Fessan liegt.'?'
54"
"- ^5 Neuntes Kapitell
«eschnibung des Harutsch» «ebirge«.
«..: .' kstlsT"" ^ ,-.
^. l Das Gebirge Ha rutsch ist vielleicht die merkwür-
digste aller Gegenden, die sich meiner Untersuchung aus
dieser Reise dargeboten haben. Man gab mir die Aus-
dehnung d«ffelben von Norden nach Süden aussieben, die
vonDsten nach Westen aus süns Tagereisen an, aber ich
"fand es aus meiner nachherigen Reise von Fessan nach
Tripolis wied«, und Hörtedort, daß es sich noch viel
«eiter nach West«n erstrecke. In Mursuck hörte ich »er«
fchi«delttMa>e,v«n einem schwarzen Gebirge aus dem Wege
nachsBurnu, welches ein sehr kaltes Klima haben und
den Einwohnern von Mursuck Eisen liesern soll. Ich
vermuthe, daß dieses Gebirge mit dem Harutsch zusam«
menhängtz doch kann ich, wegen Mangels an ersorderli-
chen Rachrichten > nichts Bestimmtes deshalb sagen.
Wahrscheinlich hat das Gebirge sein jetziges zerrütte«
res und schaudervollesAnsehe« vulkanischen Ausbrüchen zu
verdanken. Seine Höhe ist nirgends, selbst nicht aus den
Gipseln, sehr beträchtlich. Es besteht aus einzelnen Hü-
geln, die sich ost nicht mehr als sieben bis acht Fuß
über die, zwischen ihnen besindlichen Thaler erheben, von
denen sie in allen Richtungen durchschnitten werden. Zwi-
chen diesen HügÄn giebt es hin und wieder ganz einzeln
stehende Berge, die 'gewöhnlich eine verhältnißmaßige
Ebene um sich her haben, von welcher sie steil empor
steigen. Einer dieser Berge , an der nördlichen Seite der
Karawanen-Straße, etwa in der Mitte des Gebirges
Beschreibung des Harutsch - Gebirges.
hat das Ansehen, als sey er von oben bis unten gespalten.
Man nennt ihn S tre s. Verschiedene Umstände verhin«
Herten mich, diesen Berg zu untersuchen^ Poch zeigte sich
bald ein anderer, dem ich, da sich die'Karawane in seine»
Nachbarschast lagerte, mehrere Ausmerksamkeit widme»
konnte." ,' '- ^: . «
Ich sand ihn von oben bis unten mir Steinen dersel»
ben Art bedeckt, aus welchen das ganze Gebirge bestehtt
Die Ebene um ihn her ist mit niedrigen Hügelreihm um,
. geben, die gleichsam zu einer Mauer verbunden sind.
Der Boden dieser eingeschlossenen Ebene war mit weißem
Flugsande bedeckt, aus dem große Stein«, von der Art
der Gebirgs» Masse, zerstreut umher lagen. Ich ver«
schaffte mir, nicht ohne Mühe, eine Probe von der unter
dem Sande besindlichen Erdschicht. Sie schien mir, aus
den ersten Anblick, der Asche sehr ähnlich zu seyn, die von
seuerspeienden Bergen ausgeworsen wird; da ich iudeß das
Papier, in welches ich die Erde wickelte, nachher verloren
habe, so kann ich nicht sür die Richtigkeit meiner Beobach-
tung bürgen. In der Nachbarschast des Berges sand ich
viele kleinere Steine von röthlicher Farbe, wie gut aus«
gebrannte Ziegelsteine. Manche waren zur Hälste roth,
die andere Hälste war schwärzlich. Die rothen Steine sind
nicht von der Schwere und nicht von dem dichten Bruch«
der schwarzen, sondern locker und schwammig, und habe»
im Allgemeinen Ahnlichkeit mit Schlacken. . '. '^ " ^
Die Gebirgs-Masse selbst ist in Ansehung der Farbe
und Dichtigkeit verschieden. Bald ist sie ganz dicht und
schwer, bald enthält sie viele kleine Löcher und Höhlen.
Beide Arten sindet man mit einander gemischt. — Frem-
Beschreibung
de Körper entdeckte ich nie in diesem Gesteine. Die Stein-
Schichten haben ursprünglich ein? wagerechte Richtung,
sind aber bin und wieder sehr vsrrückt, indem sich oft die
«sie Schicht zur zweiten und diese zur dritten hinunter
gesenkt hat; bald nehmen sie eine schräglausende Richtung
an, bald sind sie gänzlich durch einander geworsen; zu-
weilen nimmt man gar keine Schichten wahr, sondern
sieht ganze Reihen von Hügeln, die aus einer homogenen,
von unordentlich lausenden Spalten durchschnittenen
Steinmasse bestehen. . ,,'... ,»
Das ganze Gebirge ist von schmalen sruchtbaren Tbä-
lern durchzogen, deren Boden ein weißer Sand ist, in de-
nen man aber auch hin und wieder Wasserplätze, einzeln
siebende Baume und reichliches Futter sür Thiere sindet;
weshalb auch häusig Wildspuren in denselben angetroffen
werden. Ost, wenn ich es ohne Gesahr den Weg zu Ver-
lieren thun konnte, begab ich mich in diejenigen Thäler,
die mit der Karawanen - Straße ziemlich in gleicher Rich-
tung liesen. Nicht selten wurden indeß diese Thäler so
eng und unwegsam, daß ich mir Vorwürse machte, mich
so weit von der Gesellschast entsernt zu haben; aber ich
sand bald wieder hinlängliche Beruhigung in dem Gedan-
ken,, daß wohl schwerlich ein räuberischer Araber einen
Reisenden von der Karawane in diesen abgelegenen Gegen-
den vermuthen werde, oder wenigstens keinen anderen,
als einen armseligen, Wasser suchenden Maroccaner.
'Än einem dieser Thäler sand ich zur Seite eine enge,
lange Schlucht, die sich zwischen zwei Bergen hinzog, de-
ren Gipsel einander beinahe berührten.und so eine neun
Fuß tiese und süns Fuß breite Höhle bildeten, deren Ge-
des Harutsch» Gebirges, 57
stalt und Lage in dieser öden, düster» und traurigen
Gegend, lebhast an den Eingang zur Unterwelt erin-
netten^., .. , ,.. '- :« .n-, ,
i- .5 Mein Dolmetscher erzählte mir, er habe etwa in d«x
Mitte des Weges durch dag Gebirge einen tiesen Schlund
angetroffen, in welchem noch in einer betrachtlichen Tiese
die Stein« schwarz gewesen waren. Unter diesen schwar-
zen Steinen hatte er eine weiße Steinschicht *) gesunden,
wovon er mir eine Probe mitbrachte. Er schien indeß un-
glücklich gewählt zu haben, denn das, was er mir zeigt«,
»ar ein Stück seiner harter Thon-Erde, so wie sie sich
'ost an Kalkstein angesetzt sindet. / .r»
, >. Jn Hinsicht der einzelne« Herg- oder vielmehr Hügel-
Reihen, ihrer Gestalt und Richtung hat der Ha rutsch
große Aehnlichkeit mit den umher besindlichen bergig«!
Gegenden, so wie er auch darin mit ihnen übereinkommt,
daß aus den Ebenen desselben zwischen den selsigten Hü-
geln, viele einzelne Steine zerstreut liegen. Im Ha«
rutsch sind indeß diese Steine nur von der Art der G«-
birgsmasse. Noch eine andere Aehnlichkeit besteht darin,
daß auch diese Ebenen größtentheils aus nackter Felsen-
Masse bestehen, aus welcher (wiewohl nicht so hoch) weißer
Flugsand liegt. , . . I. '.r
Gleich neben dem Harutsch-el-assuat oder dem
schwarzen Ha rutsch, besindet sich der sogenannte weiße
Harutsch oder Harutsch-el-abiat. Die Gegend,
.'. - !' ,->. i , , ^. ..
*) Bei meiner zweiten Reise durch dieses Gebirge sand ich ab-
wechselnd bald eine Reihe von Basalt, bald «ine Reihe vc»
Kalkgebirgen.
tzK Beschreibung des Harutsch- Gebirges.
welche man mst diesem NaMen belegt hat^ist eine gr«ße
Ebene, die sich nach Fessan zu erstreckt, und aus der
man hin und wieder einzelne Hügel antrifft. Die Steine,
weichenden Boden dieser Ebene bedecken, erscheinen von
außen wie glasirt, so wie dies auch mit andern Sub-
stanzen der Fall ist, selbst mit den aus dem Boden her-
vorragenden Felsen. Zwischen den Steinen trifft Man
viele TrüMmer von Versteinerungen, vorzüglich von gro-
ßen Seethieren, so wie auch geschlossene Muscheln. Selbst
die dicksten Steine geben einen hellen Klang von sich, wenn
sie aus'einander geworsen werden; aus dem Bruche, er-
scheinen sie glasartig. - « ?: z ^
An diese CVme schließt sich ein niedriges, kahle« Kalk-
gebirge, welelM dk Araber gleichsalls mit zum weißen
Harütsch rechnen, ungeachtet es durchaus davon ver-
schieden ist. Es enthält von allen Gebirgen, die ich sah,
die meisten Versteinerungen; und der Boden ist mit ver-
steinerten Muscheln bedeckt. Die Berge selbst erheben
sich sehr steil von der Ebene empor, und bestehen aus
<in«m losen bröcklichen Kalksteine, aus dem man die dar-
in enthaltenen Versteinerungen ohne Mühe hervorholen
kann; sie bestehen aus Muscheln, Fischen und andern
Erzeugnissen des Meeres. Ich sand Köpse von Fischen,
an deren j«dem ein Mann genug zu tragen gehabt haben
würde. In den Thälern zwischen diesen Bergen besinden
sich viele Muscheln und Steine der Ebene, die, wie ich
«wähnt habe, wie glasirt erscheinen.
', ,, ., , ,. ° , ,. , - !^ ,
- 5?- 69
Zehntes Kapitel.
»nkunst zu «emissa — Beschreibung de« Dorse« — »nkunft
bei Avila. ,, ,, ^ . ^ . ..,,-'
"'' '' <!k.'i,,i/k V'
"Schon eine Stunde Wegs von Temissa kamen unS
viele der Einwohner dieses Orts entgegen, um die Kars«
wane zu bewillkommen. Sie enpflengen uns mit Glück-
wünschen im Arabischen Styl, und mit unzahligen Er»
kundigungen nach nnserm Wohlbesinden. Das Wiederhol
len derselben Werte war Mr sehr aussallend, bis ich er-
suhr, daß dieses der"Landes-Sitte «Maß sey. Ie sein« ,
und vornehmer der Mann war, desto öster wiederholte er
seine Fragen. Am aussallendsten war mir in dieser Hin«
ficht ein wohlgekleideter junger Mann. Er empsieng ei-
nen Araber von Augila, gab ihm die Hand und hielt
ihn eine geraume Zeit aus. Da der Araber etwas schneller
ritt, um nicht zu weit von seiner Gesellschast entsernt zu
bleiben, so hätte man vermuthen sollen, der junge Fessa-
ner würde sich entsernt habenz dies mußtt ihm aber zu
unhöflich scheinen, denn er lies wohl eine halbe Meile weit
neben dem Pserde heb. Die ganze Unterredung drehte sich
immer um „Wie geht es Dir?" — recht wohl; und wie
geht es Dir? — „Gottlob, daß Du in Frieden gekom-
men bist." — Gott gebe Dir Friede. — „Wie besindest
Du Dich?" — u. s. w. -1 »' . "- ,-> - . '».
Bei unserer Ankunst in der Nachbarschast von Te-
missa stellten sich die Pilger in Ordnung; ihre grüne
Fahne und eintönige Pauke in der Mitte. Die Kaufleute
bildeten einen eigenen Zug vor dem übrigen Theile
So ^ Ankunft zu Temissa —
der Karawane her und tummelten ihre Rosse. Aus diese
Weise zogen wir dem Dorse vorbei, bei welchem sich aus
«inem Hügel alte Weiber versammelt hatten. Sie empsien-
gen uns, nach Arabischer Sitte, mit einem lauten Freu»
dengeschrei, welches wir aus dieselbe Art und durch Ab«
seuern unserer Gewehre beantworteten. Diese wechselsei-
tigen Ausbrüche der Freude dauerten sort, bis wir unser
Lager in einem Dattel-Walde ausschlugen. .
In unserer Karawane herrschte an diesem Tage sehr
viel Frohsinn, vorzüglich unter den Kaufteuten. Vielleicht
hatte seit vielen Iahren die Karawane Cairo nicht unter
so mißlichen Umstanden und so trüben Aussichten verlassen,
als dieses Mal, da ein Heer Ungläubiger die Hauptstadt
Asri^q 's so plötzlich angegriffen und erobert, das Reich
her Mammelucken zerstört hatte, und nun ganzliche Aushe-
bung des Sklavenhandels drohte, durch den allein diese
Karawane besteht. — Wir hatten Cairo kaum einige
Tage verlassen, als sich ein Hausen Beduinen sehen
ließ, deren Absicht zweideutig schien, und es war wirk-
lich zu bewundern, daß wir nicht aus dem Wege bis nach
Siwah angegriffen wurden, da die Araber doch dreist
genug waren, durch die Französische» Posten vorzudringen
und nahe bei der Hauptstadt Räubereien auszuüben. In
Siwah ersuhren wir die Bewegungen der Araber von
Bengasi und anderer Arabischen Stämme, nicht sern von
dem Wege zwischen Augila und Fessa», und sanden
ihre Spuren, nämlich einige Hundert gesallener Tl'iere,
die sie geraubt hatten und, wahrscheinlich aus Mangel
an Wasser, nicht alle mit sich nehmen konnten. Sie hat-
ten Temissa und die benachbanen Gegenden geplündert,
Beschreibung des Dorse« ,e." - ^ 6l
nrid auch aus uns gewartet, bis sie zuletzt überzeugt zu
seyn glaubten, daß die Karawane, wegen der Erobe«
5ung Cair v's, in diesem Iahre nicht ankommen werde. —
Fetzt war aus einmal alle Besorgniß vorüber, denn wir
waren nun wohlbehalten in dem bewohnten Theile des
Königreichs Fessan angekommen.
Temissa, welches an einem Hügel liegt, ist jetzt
ein unbedeutendes Dors, das kaum vierzig streitbare Män-
ner stellen kann. Es ist mit einer hoben Mauer um-
geben, die, wenn sie gehörig im Stande erhalten würde,
den Ort gegen alle Uebersälle schützen könnte. Ietzt ist
sie an vielen Stellen eingesallen. Innerhalb dieser Ring-
Mauer, die etwa eine halbe Meile im Umsange haben
mag, sinden sich viele Ueberbleibsel von Häusern. Ich
bemühte mich, die Inschristen zu sinden, welche es hier
geven soll; es gelang mir aber nicht; und wirklich be-
zweifle ich es, daß man jemals solche Inschristen ge-
troffen hat, denn die Ruinen bestehen nur aus halbver-
sallenen Mauern von Kalk: Stein, der in der Nach-
barschast bricht, und mit einem rothen Mörtel geküttet
war. Uebrigens zeigen diese Ruinen, daß die ehema-
ligen Einwohner Temissa's besser zu bauen verstanden
als die jetzigen, die ihre Wobnungen zwischen den Trüm»
mern der alten ausgeschlagen haben. Auch sind viele die-
ser neuen Häuser niedriger als Ziegen-Ställe.
Die Einwohner halten sehr ansehnliche Schas- und
Ziegenheerden. Der Esel scheint ihr eigentliches Lastthier
zu styn. Der Ort ist mit Dattelwäldern umgeben, die
das vorzüglichste Nahrungsmittel liesern. Korn bauet
man nur in unbedeutender Menge.
62 Ankunst zu Temissa Beschreibung des Dorsks ,c.
Bei meiner Rückkehr ins Lager sand ich eine Menge
Einwohner von Temissa vor, die Schase, Hühner und
Datteln zum Vertauschen mit sich gebracht hatten; man
gab ihnen dasür grobe wollne Decken, die den Arabern
zur Kleidung, dienen, nebst Tabak, Fett, Butter, aller-
lei zum Weibcrschmucke gehörende Sachen u. s. w.
Den übrigen Theil des Tages brachten wir sehr der«
gnügt zu. Am Abend versammelten sich die Knaben und
jüngeren Sklaven, die ein Freudenseuer anzündeten.
Zuletzt machte die sertige Abendmahlzeit allen lauten
Freuden ein Ende. .
Da unsere Tagereisen von hier aus nur kurz waren,
brachen wir am solgenden Morgen erst eine halbe Stun-
de nach Sonnen Ausgang aus, und zogen langsam unter
Dattelbaumen sort. Zwischen den Baumen lagen sehr
viele kleine und niedrige Sandhügel, die größtentheils
durch den Wind hervorgebracht waren, der den Sand
um einige Baume her so hoch angehäust hatte, daß nur
ihre kleinern Zweige aus demselben hervorragten.
Nachmittags um zwei Uhr kamen wir in die Nach-
barschast von Zuila und begaben uns zu dem südmest«
lich von der Stadt gelegnen Platze, der zum Ausschla-
gen der Zelte bestimmt war. / - . ... ,
Hz
.-':-.... Eilftes Kapitel. ^ 'Z
Avila »- Beschreibung der Gegend um Zuila.
.1 '. ' ^ ^ :..
, ,Da Zuila ein sehr bedeutender Ort in, Fessan'schen
Gebiete ist, in welchem eS viele sehr reiche, und wir de«
Familie des Sultans verwandte Leute geben soll, ss
hielten wir in einiger Entsernung davon still, um unsere
Vorbereitungen zu machen. ^ . ^, , ^, s ^' ig
Die Kausleute, ihre Knaben und Sklaven, zogen
ihre besten Kleider an, und der Schelk besahl, daß man
ihm, den Scheriss zu Ehren, die es in diesem Orte zieht,
eine grüne Fahne vortragen solle. Kaum waren wir in
Prozession sortgerückt, so zeigten sich zwanzig Reiter, sast
alle aus weißen Pserden, mit einer kleinen grünen Fahne
in der Mitte. Es war dieses der vornehmste Mann aus
Zuila, der Scheris Hindv, mit seinen acht Söhnen,
und einigen anderen Verwandten. Eine große Menge
Manner und Knaben solgten ihnen in einiger Entsernung
zu Fuße. Sie vereinigten sich mit unserer Karawane, und
wir zogen vor der Stadt vorbei, erwiederten das Freuden-
geschrei, das Schießen und andere Beweise des Wohl-
wollens der Einwohner, und schlugen in der Nachbarschaft
des Orrs unser Lager aus. .,
Wir bekamen hier häusig Besuche von Eingebornen,
die sich theils aus Neugierde, theils des Tausches wegen
einstellten. Sie benahmen sich Alle mit großer Beschei-
denheit; ganz besonders zeichneten sich aber in dieser Hin^
sicht die Familien der erwähnten Scheriffs aus. Sie
waren nach Tripolitanischer Weise gekleidet, trugen aber
Zuila —
über diese Kleidung ein seines Sudanisches Hemd, oder
Tob. Die Karawane tauschte hier sehr viel, besonders
mit den Weibern, die sür Milch, Gartensrüchte und
Hühnervieh allerlei Putzartikel einhandelten.
!' Zuila hat den Beinamen Belled - el-Scherisse,
d. i. die Stadt der Scheriffs bekommen. Sie war vor-
mals ein wichtiger Ort, dessen Umsang (wenn man ihn
mir anders richtig angegeben hat) ursprünglich dreimal
größer gewesen seyn mag, als der jetzige. Männer aus
der Familie der Scheriffs sagten mir, es sey hier vor
mehreren hundert Iahren der Sitz der Sultane gewesen.
Auch ist es mir wahrscheinlich, daß zu jenen Zeiten hier
die verschiedenen Karawanen zusammentrasen, denn noch
jetzt wird die Reise nach Fessan von der Burnu - Karawane
die Reise nach Seela genannt.
Dieses Städtchen hat jetzt sast eine Meile im Um-
sange; die Häuser haben, wie die in Augila, nur ein
Erdgeschoß und erhalten gleichsalls ihr Licht durch die
Thüren. Etwa in der Mitte des Ortes giebt es Ueber-
bleibsel eines Gebäudes, welches mehrere Stockwerk hoch
war und sehr dicke Mauern hatte. Man sagte mir, es
sey ehemals ein Palast gewesen. Außerhalb der Stadt,
an der südlichen Seite derselben, besindet sich eine alte,
wenig zerstörte Moschee, die allein hinlänglich ist, eine»
Begriff von der ehemaligen Pracht Zuila's zs geben. Sie
enthält in der Mitte einen geräumigen Saal, der mit
hohen und weiten Schwibbogen versehen und mit Säulen
eingesaßt ist, hinter denen ein breiter Gang läust. Dieser
Gang hat verschiedene Seitenzimmer, die gleichsalls einen
Theil der Moschee ausmachten. — Etwas weiter von der
Beschreibung der Gegend um Zuila ic. Hz
Stadt entsernt erblickt man einige alte sehr hohe Debäude,
welche die Graber verschiedener Scheriffs sind, die, als
dieses Gebiet von den Ungläubigen übersallen wurde, aus
dem Platze blieben. ,' 'iI ' ^ :.'S.'
Die Gegend um Zuila ist eben, wohlgewässert und
sruchtbar. Die Dattclwalder ffnd hier von sehr großem
Umsange. Auch scheinen Sit Einwohner mehrere Sorg-
salt aus den Ackerbau zu verwenden, als die Bewohner
anderer benachbarten GegendÄl.u
Wir ersuhren hier noch einen Beweis der Alt - Arabii
schen Gastsreiheit. Ein Sklave brachte amIAbe»d in jedes
Zelt eine Schüssel voll Fleischsuppe und zehn kleine Brode:
ein alter Gebrauch, den der vornehmste Schetiff noch
immer bei der Ankunst der Karawanen beobachtet. Etwa?
spater schickte uns der Schelk des Sultans das Frühstück
sür den solgenden Tag, welches in drei kleinem Broden
sür jede Person bestand.
, 5 '^'i^tj ^ ^51! , '',-.',,-..,'.'.s . ^ ^ .'. ',7, ^' , 5"" ''
Zwölftes Kapitel. ,
Abreise von Avila — Dors HemSra — Tragen — Sidibischer —
?' ^i. N:. .»«kukst bei Mursurk.
Kz.. ,^ . ', . . - . - . ,..
'' -'.' i . , . -.,.!'
Wir verließen schon am solgenden Morgen das gast»
sreie Zuila und nahmen unsern Weg zuerst durch einen
Dattelwald, und dann über eine weile Ebene, die uns>
nach siebenstündiger Reise, zu einem kleinen Orte brachte,
der Hemära heißt. Dieses Dors scheint sehr armselig
Hornemann's Reise, E
66 . Abreise von Zuila ,
und schlecht bevölkert zu seyn, wiewohl die umliegende
Gegend nichts weniger als unftuchtbar ist. <
.,;r. Man setzte uns hier zum erstenmal? den größten Lek«
kerbissen vor, den der Fessaner kennt, nämlich Heuschrecken
und einige Flaschen Luigtbi. Letzteres ist der Sast der
Dattelbäume, dex, wenn eri ftisch ist^ einen süßlichen,
nicht unangenehmen Geschmack hat, aber denen,. die nicht
daran gewöhnt sind, leicht Blähungen und, Durchsall ver-
ursacht. Den gedörreten Heuschrecken konnte ich damals
keinen Geschmack abgewinnen, doch sand ich sie in der
Folge sehr genießbar. Wenn man sie essen will, bricht
man ihnen Flügel und Beine ab und nimmt die innern
Theile aus, die selten ganz getrocknet sind. Was zum
Essen übrig bleibt, hat beinahe den Geschmack der Bück-
linge, nur daß er seiner ist. - .,
Am solgenden Morgen besanden wir uns bereits vor
Sonnen - Ausgange aus dem Wege. Wir zogen durch eine
Ebene, an deren südlicher Seite sich Dattel - Pflanzungen
zeigten, zwischen denen man hin und wieder kleine Dörser
liegen sah. Ich wurde heute sast bis Mittag von meiner
Gesellschast getrennt, weil sich der Scheik des Sultans von
Zuila zu mir gesellte. Die Keidung des Mannes war
äußerst zerrissen, und aus Lumpen zusammengesetzt;
doch trug er über derselben, als Zeichen seines hohen
Amtes einen rothen Mantel. Wie er mir sagte, hielt er
sich deshalb zu mir, weil es seiner Würde nicht gemäß sey,
in Gesellschast der Kausleute zu teilen. Ich riß mich end-
lich von ihm los und gesellte mich wieder zu meinen Ge-
fährten, die größtentheils all« lustig und sroh wahren, weil
ße dem Orte so nahe waren, wo die mebresten unter ihnen
Dors Hxwärs tt.
6?
Familie und Hauser hatten. Ihre Freude wurde ihnen
aber verbittert; denn die Bedienten des Sultans kamen
uns entgegen, und schrieben die Zahl unserer Kameel-La-
bungen aus, welches bisher nur erst an den Thoren von
Mursuck geschehen war. Die Kausleute verloren dadurch
die Gelegenheit, wenigstens ein Drittel ihrer Waaren an
diesem Orte zurückzulassen, und so einen Theil des Zolles,
den der Sultan von der Karawane nimmt, zu ersparen.
Einige täuschten dessen ungeachtet die Wachsamkeit des
Sultans dadurch, daß sie bereits seit einigen Tagen ihre
Kameele dem Zuge der Pilger einverleibt hatten, die zoll«
srei sind. Aus Mißvergnügen über diesen Vorsall nahmen
die Kausleute den Vorschlag des Scheiks der Pilger an,
ohne anzuhalten bis nach Tragen sortzurücken, wo wir
auch mit Sonnen-Untergange ankamen.
Wir blieben hier den ganzen solgenden Tag, um unS
in den Stand zu setzen, mit Anstand vor dem Sultan zu
erscheinen, der, den Mecca - Pilgern zu Ehren, dieser Ka»
rawane immer entgegen zu reiten pflegte. Er überschickte
uns einige Kameel-Ladungen gebratenes Fleisch und.Brod,
de Lebensmittel hier unter der Karawane vertheilt
Am solgenden Tage, am 2i. nach unserer Abreise von
Augila, kamen wir, nach einem achtstündigen Marsch^
bei Sidibischer an, wo wir unser Lager ausschlugen,
weil der Sultan uns erst am solgenden Morgen, empsan»
gen wollte. Sidibi scher war esn berühmter Heiliger
der Vorzeit. Man errichtete ihm zu Ehren eine kleine Ks»
pelle, in welcher er auch begraben liegt, und nannte das
naheliegende Dors nach seinem Namen^
E «
HZ Abreist von Zuila —
Der solgende Tag, der r?. November, machte un-
serer langen und mühseligen Reise ein Ende; wir kamen
nach einem langsamen Marsche von drei Stunden, in die
unmittelbare Nachbarschast von Mursuck. ' . ,-.l. ,..,..?
Der Sultan hatte^ch, von Hösling«, und einer gro-
ßen Anzahl seiner Untertharttn umgeben, aus einer Anhöhe
gelagert. Die Karawane' Hielt hier still, und alle Männer
von einiger Bedeutung in derselben, stiegen ob, um ihn
zu begrüßen. Ich näherte mich den übrigen und sand den
Sultan in einem altmodischen, mit grün und roth gestreis-
tem Tuche überzogenen Lehnstuhle sitzen, der am obern
Theile eines ovalen Platzes stand. Der Sultan selbst trug
Tripiülitanische Kleidung und über dieselbe ein weites, nach
Sudanischer Art mit Silber durchwirktes Hemd. Nahe
bei ihm standen einige seiner weißen Mammelucken und
schwarzen Sklaven mit bloßen Säbeln; hinter diesen be-
sanden sich sechs Fahnen, und einige schwarze, halb nackte
Sklaven mit alten Speeren und Hellebarden, so wie
sie vielleicht zu Zeiten Saladins gebräuchlich gewcsen seyn
mögen. Wir traten in den Kreis durch eine Oeffnung,
die man, dem Sultan gegenüber, gelassen hatte, zogen,
dem Hos Gebrauche gemäß, etwa in der Mitte des Krnses,
die Pantoffeln aus, und näherten uns barsuß, um zum
kaiserlichen Handkusse zu gelangen. Ieder von uns trat
alsdann zurück und setzte sich zur linken oder zur rechten
Hand nieder, wodurch zwei lange Reihen ehrsurchtsvoll
dasitzender Männer gebildet wurden. Zuletzt trat der
Scheik der Pilger mit gezogenem Sckbel in den Kreis.
Vor ihm her trug man seine Pauke und die grüne Fahne,
welche er von Mecca mitbrachte. Die Pilger solgten ihm
Dors Hemära «< <; i . 69
und stimmten ihre Gesänge an zum Lobe Gottes, der
sie wieder hierher gebracht hatte. Sie suhren sort zu
singen, bis der Sultan ihren Ansührer mit dem Ver-
sprechen entließ, daß er jedem Zelte einige Datteln und
Mehl zuschicken wolle. , - . - 5« ...^
Als diese Feierlichkeit beendigt war, bestieg der
Sultan sein Pserd, und ritt, von Pauken, Fahnen und
Spießen umgeben, im Gesolge seines übrigen Hosstaats
und der Araber aus der Karawane, die ihm zu Ehren
ihre Pserde tummelten, nach Mursuck zurück. . , ^
. .' ' . ..^ .7- .' - '',
<. . '1- ' , .. , „ t'^< "'?
'
: .''. ' .5! ,, " '' ^.
Dreizehntes Kapitel.
Nachricht von Fessan — SrSnzen — Klima,- NaturprodlHx —
Handel — Regierungssorm — Einkünste und Ausgabe de?
Vultan« — Sein Hosstaat und Harem — Gerichtspflege^—
Charakter t»r Einwohner von Fessan — Ihre Lebensart)
Kleidung, Tänze, Musik — Herrschende Krankheiten'»^
Genügsamkeit im Essen. ?:: ,^ ! . '..^
Die größte Länge des angebauten Theils von
Fessan betragt etwa,z«o Englische Meilen von Norde»
nach Südenz die größte Breite so« Meilen von Osten
nach Westen. Man rechnet aber auch noch das ganze
Gebirge H arut sch und mehrere, gegen Süden und Westen
gelegene, Wüsten zu dem Gebiete dieses Reiches.
70 Nachdicht von Fessan —
Die Gränz-Nachbaren sind, gegen Norden: Araber,
die eigentlich unter Tripolitanischer Botmäßigkeit stehen,
sich aber bei jeder Gelegenheit srei zu machen suchen.
Gegen Osten wird Fessan durch den Harutsch begränzt,
und durch die, um dieses Gebirge her liegenden Wüsten.
Gegen Süd - und Südosten liegen die Länder der Tibbo;
gegen Südwesten besinden sich nomadische Twaricks und
gegen Westen Araber. , .
Das ganze Land enthält loi Ortschasten, von denen
Mursuck der Hauptott ist. Aus diese kaiserliche Resi-
denz solgen zunächst Sockna, Sibha, Hun und
Wadon nördlich; Gatron südlich; Yerma westlich
und Zuila östlich.
Das Klima von Fessan ist unangenehm. Des
Sommers herrscht gewöhnlich sehr große Hitze, die bei
Süd-Winden, selbst den Eingebornen unerträglich ist.
Der Winter würde sehr ertraglich seyn, stellten sich nicht
gewöhnlich um diese Iahreszeit schneidende Nordwinde
ein, die nicht allein den Eingebornen, sondern selbst
mir, dem Bewohner nördlicher Gegenden, die Kälte sehr
empsindbar machten. .
Es regnet nur selten in Fessan, und nur sehr
wenig aus Einmal. Von Gewittern bemerkte ich, vom
November 1798 bis zum Iunius 1799, keine Spur,
Ausgenommen am zi. Ianuar, einige Buße ohne Donner,
aus welche etwas Regen solgte. Desto Häusiger aber sind
Stürme aus Süden und Norden, welche den Sand aus-
wirbeln, und so dicke Staubwolken hervorbringen, daß
die ganze Atmosphäre gelb erscheint. Das Land hat
keine Flüsse oder Bäche von beträchtlicher Größe. Der
GrZnzen n.
Boden besteht aus einer tiesen Sandlage, unter der
man Kalkerde oder Kslkselsen, zuweilen auch eine Thon-
Schicht antrifft.
Das vorzüglichste oder eigentlich einzige, Produtt
von Bedeutung, das Fessan hervorbringt, sind Datteln.
Im westlichen Theile des Reiches trifft man auch etwas
Senne, die der, aus den Ländern der Tibbo eingesührten,
vorgezogen wird. Waizen, Gerste und allerlei Gemüse«
Arten kommen sehr gut sort, aber theils die Schwierig-
keit, die hier zu Lande der Garten - und Ackerbau verur-
sacht, theils die geringe Industrie der Einwohner und der
Mangel an Ausmunterung, sind Schuld daran, daß man
nicht so viel baut als hinlänglich ist, und deshalb eine an-
sehnliche Menge Getraide von den, nördlich von Fessan
wohnenden, Arabern einsühren muß. .,:
Aus die Viehzucht wird hier zu Lande nur wenig Aus-
merksamkeit verwendet. Kühe trifft man nur in den
sruchtbarsten Gegenden des Reichs, und selbst hier nur in
geringer Anzahl. Man bedient sich ihrer zum Wasser-
ziehen und schlachtet sie nur im Nothsalle. Das vorzüg-
lichste Hausthier ist die Ziege. Schase giebt es in den süd-
lichen Gegenden von Fessan, aber nicht in hinlänglicher
Menge, weshalb man noch eine Anzahl derselben von den
benachbarten Arabern einsührt. Die Wolle wird zur
Versertigung der Abben oder groben wollenen Decken
angewendet, welche ein Hauptkleidungsstück der Fessaner
ausmachen. Mit dem Fleische bratet man zugleich die
Haut, so lange sie noch srisch ist, an einem Kohlenseuer
und verzehrt sie. Pserde sind nur in geringer Menge vor-
handen; desto häusiger trifft man aber Esel, die zum
Nachricht von Fessan —
Wasserziehen in dm FSder« und Gärten gebraucht werden.
Kameele stehen in außerordentlich hohem Preise und wer-
den nur von reichen Leuten und Kausleuten gehalten. Alle
diese Thiere süttert man mit Datteln und Dattelkernen.
Der Handel ist in Fessan sehr ansehnlich, aber es
sind nur ausländische Waaren, mit denen er getrieben
wird. Bvm Oktober bis zum Februar ist Mursuck der
große Markt und Sammelplatz sür die verschiedenen Ka-
rawanen von Cairo, Vengasi, Tripoli, Gadames, Burnu,
Twat, Sudan und sür die kleinern Karawanen der
Tibvo, Rschade, Twarick und Araber. Den Handel
von Cairo treiben die Kausleute von Augila, den von
Tripoli vorzüglich die Einwohner von Sockna, wiewohl
auch einige Tripolitaner und Fessaner an letzterem Theil
nehmen. Der Handel von Sudan ist in den Händen
der Twarik KoUuwi. und der Einwohner von Agades
ins besondere; der Handel von Burnu wird durch die
Tibbo aus Bilm« getrieben. Die aus den südlichen
und westlichen Gegenden nach Mursuck kommenden Ka-
rawanen bringeni als Handelsartikel, Sklaven (vor-
züglich Sklaven-Madchen), Goldstaub und gediegenes
Gold in Körnern, oder zu Ringen und anderem Schmuck
der Bewohner des innern Asrika verarbeitet; serner
Zibeth, Straußsedern,, Tigerselle u. s. w. Von Burnu
sührt man sehr viel Kupser ein. Die Karawane von
Cairo bringt vorzüglich Seidenwaren, wollenes Tuch,
Mslayen (große, weiß und blau gestreiste Tücher,)
gläserne Armringe, Glaskorallen, und einen kleinen Vor-
rath an Indischen Waaren. Die Kausleute von BengastV
die sich gewöhnlich an die Karawane von Cairo anschlies-
Grcknze» «. . 7z
sen, sühren hauptfächlich Tabak zum Ka«n und. Schnups-
tabak ein, so wie auch verschiedene in der Türkei ver-
sertigte Handels-Artikel,, n - ' '.
Die Karawane von Tripoli handelt nach Mursuck
vorzüglich mit Papier, Glaskorallen, Schieß - Gewehren,
Säbeln, Spiegeln, Messern, serner mit altem Kupser,
Abben, und rothen wollenen Mützen. Die Kausleute von
Gadames bringen sast dieselben Waaren. Die kleineren
Karawanen der Twariks und Araber sühren vorzüglich
Butter, Fett, Oel, Waize» und die aus den südlicher»
Gegenden Senn«, Straußsedern, Kameele zum Schlach«
ten u. s. w. ein. .:wS ^^j>
Fessan wird durch einen Sultan regieret, der aus
der Familie der Scheriffs ist. Zu Folge der Tradition
haben die Vorsahren des jetzigen Sultans, die aus
dem westlichen Asrika kamen, dieses Land vor etwa
zo« Fahren erobert. Der Sultan herrscht in seinenh
Gebiete mit unumschränkter Gewalt, wosür er einen
jährlichen Tribut von 4«« (ehemals 6c«) Speciesthalern
an Tripolis entrichten muß. Um diese Summe , oder den
Werth derselben an Gold, Sklaven und Senna zu heben,
wird jahrlich ein Beamter des Bäschs abgesandt, der,
während er dieses Amt vermaltet, den Titel Bey el
Nobe bekommt. Bei seiner Abreise von Tripolis (welches
regelmäßig zu Ende Novembers ist) nimmt er alle Rei-
sende und Kausleute unter seinen Schutz. Auch ich werde
mich dieser sichern Gelegenheit bedienen.
Der jetzige Sultan hat den Titel Sultan Muham-
medben Sultan Mansur, der aus ein großes Sie«
gel eingegraben ist, dessen er sich bei öffentlichen Angele«
74
Nachricht von Fessan
genheiten und bei Korrespondenz in seinem Lande bedient;
schreibt er aber an den Bäsch« von Tripolis, so nimmt
er ein kleineres Siegel, aus welchem er sich nicht Sultan,
sondern nur Schelk nennt.'!,,
Der Thron von Fessan (wenn anders ein altmodi-
scher Lehnstuhl diesen Namen verdient,) ist erblich, aber
nicht in jedem Falle vom Bater aus den Sohn, sondern
aus den ältesten Prinzen der königlichen Familie, so daß
ein Neffe dem Sohne vorgezogen wird, wenn er älter
als dieser ist. Dieser Umstand giebt ost zu Blutvergie-
ßen Anlaß, weil nicht selten der Fall eintritt, daß der
Sohn des verstorbenen Sultans alt genug ist und hin«
länglichen Anhang hat, um sich, was ihm nach den Ge-
setzen und Rechten des Landes keineswegs zukommt,
durch das Schwert zu erwerben. Die Wohnung des
Sultans besindet sich im Innern des Schlosses. Er lebt
Hier ganz zurückgezogen, nur von seinen Verschnittnen
umgeben. Sein Harem ist unmittelbar neben dem Wohn-
hause, doch begiebt er sich nie in denselben, sondern
läßt sich die Geliebte, die er gerade zu sehen wünscht,
vorsühren. Dieser Harem besteht aus einer Sultanin,'
die von der Familie der Scheriffs von Wadan oder Zuila
seyn muß, und aus vierzig Sklaven-Mädchen, welche
letzteren aber, wenn sie dem Sultan keine Kinder gebä-
ren, oder ihn nicht sonst durch ihre Reize und allerlei
Vollkommenheiten zu sesseln verstehen, immer wieder
verkaust werden.
Vom Wohnzimmer des Sultans sührt eine Thür in
einen schmalen langen Gang. Bei jedesmaliger Audienz,
die des Tages zu drei verschiedenen Malen gegeben wird,
GrZnze« lc.
öffnet man diese Thür unter Pauken« und Trommelschlag.
Hat man Erkaubniß, dem Sultan den Hos zu machen,
so wird man durch den langen Gang von einigen Sklaven
gesührt, die unaushörlich die Worte wiederholen: „Gott
verlängere das Leben des Sultans!" Wenn man zur
Thür kommt, sieht man den Sultan gegenüber in einem
großen, durch einige Stusen erhöhten Lehnstuhl sitzen.
Der Vorgestellte nähert sich, küßt dem Sultan die Hand,
berührt mit derselben die Stirn, und knieet sodann vor
ihm nieder. Man redet mit ihm ganz die Sprache des
gemeinen Lebens; doch muß man nicht vergessen die Re-
densarten: „Gott verlängere Dein Leben", „Gott segne
Dein Land" u. s. w. häusig einzumischen. Der Ge«
brauch will, daß man diesem Monarchen bei jedesmali-
ger Vorstellung ein kleines Geschenk überreicht Der
Sultan begiebt sich regelmäßig des Freitags zu Pserde
nach der großen Moschee; an anderen Festtagen reitet er
nach einer Ebene vor der Stadt, wo seine Hosleute ihre
Geschicklichkeit im Tummeln der Pserde und im Schießen
zeigen.
Der Hosstaat des Sultans besteht hauptsächlich aus
dem Kaledymaoder erstem Minister, aus dem K e i j u m-
m a oder zweiten Minister, aus dem Ansührer der Heere,
aus einer Menge schwarzer Sklaven und aus einigen
weißen, die von den Mohamedanern Mammelucken ge-
nannt werden. DerKaledyma und Keijumma, die
beide sreigeborne Manner seyn müssen, haben jetzt nur
geringen Einfluß, denn alle Gewalt ist in den Händen
der Mammelucken, welche theils Europäer, Griechen,
Genueser, theils unmittelbare Abkömmlinge derselben
76 Nachricht von Fessan —
sind. Die schwarzen Sklaven werden als Knaben ge-
kaust, und bekommen eine ihren Anlagen angemessene
Erziehung. Einige derselben haben sehr großen Einfluß
bei dem jetzigen SulkM."-?:? (..,: i i
Die Kleidung des Sultans bei seierlichen Gelegen»
heilen besteht in einem weiten, nach Sudanischer Art gear«
beitetem Hemde, welches gewöhnlich von Atla.s und mit
Gold oder Silber durchwirkt ist. Unker demselben trägt
er die gewöhnliche Tripolitanische Kleidung. Aber der
merkwürdigste Theil seines Anzugs ist der Turban, der
eine Elle lang und Z einer Elle breit ist.
Die Einkünste des Sultans bestehen in sestgesetzten
Abgaben, und Taxen aus Gärten und Felder, doch kann
er auch willkürliche Forderungen thun. Die Abgaben
wexden theils in Gelde, theils in Gold und Datteln
entrichtet. Die Sklaven des Sultans, deren Geschäst
es ist, die Taxen einzusordern, versahren, wenn man
sie nicht bestechen will, äußerst eigenmächtig. Noch eine
andere Quelle sür die Einkünste des Sultans sind die
verschiedenen Karawanen; die von Cairo entrichtet sür
jede Kameelladung sechs bis acht spanische Thaler, und
die von Burnu und Sudan bezahle» sür jeden der zum
Verkaus mitgebrachten Sklaven zwei Metkal. Die Na-
tron-Seen, Salzlachen, eine Menge Gärten und Dat-
telwälder in verschiedenen Gegenden des Reichs sind Do-
mänen dieser Sultane. Der jetzt regierende Herr hat
angesangen, seine Einkünste beträchtlich durch Streise-
reien zu vermehren, die er gelegentlich gegen dieTibbo
vom Stamme Bürgu unternehmen laßt.
. ii'wWie? Ausgab«» des Sultans beschrZnkm sich größ-
tencheils aus die Erhaltung seines Hosstaats. Dem Kadi
oder dem Haupte der Geistlichkeit und andern Großen
wird -als Gehalt die lebenslängliche Benutzung gewisser
Dattelwälder und Gärten überlassen. Auch die Prinzen
vom Geblüte Hiehen ihre Einkünste theils aus solche»
Gärten, thetts aus den wöchentlichen Kornlieserungen;
außer diesem thun sie aber ost eigenmächtige Forderun-
gen , zu welchem Zwecke sie ihre Sklaven ausschicken.
Die Verwaltung der Gerechtigkeit besindet sich in
den Händen des Kadi, ausgenommen in Kriminalsällen,
die der Entscheidung des Sultans überlassen werden.
Dieser Kadi richtet nach deii Mabomedanischen Gesetzen
und nach dem alten Herkommen. In Abwesenheit des-
selben übernimmt sein Geheim-Schreiber das Amt des
Richters.' Die Würde des Kadi ist bei einer gewissen
Familie erblich, die bereits seit der Gründung des Fez»
zanschen Reichs im Besitze derselben gewesen ist. Der
Sultan ernennt immer denjenigen aus der Familie, der
die meiste Gelehrsamkeit besitzt, das heißt, der am besten
lesen und schreiben kann.
Außer dem Kadi maßen sich indeß alle Prinzen aus
der Familie des Sultans richterliche Gewalt an; ja sie
behalten sich sogar das Recht vor, am Leben zu strasen.
Der Kadi ist zugleich das Haupt der Geistlichkeit und
steht im größten Ansehn bei dem Volke. Aus ihn solgj
im Range der Im am Kvir oder große Imam.
Die Zahl der Einwohner Fessans läßt sich nicht leicht
genau bestimmen. Ich würde sie etwa aus 7s bis 75,000
7»
Nachricht von Man —
angeben. — Sie bekennen sich tnsgesammt zur Maho-
medanischen Religion. — Ihre Farbe ist verschieden.
In den nördlichen Gegenden des Landes haben sie im
Allgemeinen ziemlich die Farbe und das Ansehen der Ara-
ber. In den südlichen Distrikten sind sie mit den be-
nachbarten Völkern vermischt, und gleichen bald mehr
den Tibbo, bald den Twarick; die eigentliche Rasse der
Fessaner glaube ich in dem Theile des Landes zu sinden,
welchen man Schaty nennt. Die meisten Einwohner
dieser Gegend sind von mittleiem Wuchse, dunkelbrauner
Farbe, haben schwarzes, nicht sehr langes Haar, ziem-
lich regelmäßige Gesichtsbildung, und eine weniger ein-
gedrückte Nase als die Neger.
Die Gesichtsbildung, der Gang und überhaupt der
ganze Anstand der gemeinen Klasse der Fessaner verra-
then Mangel an Energie des Körpers sowohl, als des
Geistes. Tyrannische Regierung, die Armuth des Lan-
des, die elende Nahrung, aus Datteln und schlechtem
Mehlbrei ohne Fleisch, höchstens nur mit ranzigem Ham-
meltalge oder Oel bereitet, tragen sicher nicht wenig dazu
bei. Selbst in den Gegenden, wo man dieses Geschlecht
am meisten mit Arabern vermischt sindet, zeigt sich der-
selbe Mangel an Industrie und Thätigkeit. An Manusak-
turen und Fabriken ist daher gar nicht zu denken. In
Mürsuck fand ich keinen einzigen geschickten Arbeiter in
irgend einem Handwerke; und wirklich sind daselbst keine
andern Handwerker zu treffen, als Schuster und Schmiede
Letztere verarbeiten jedes Metall ohne Unterschied; der«
selbe Mann, der Huseisen sür die Pserde des Sultans
Glänzen«. I.' 79
zschmiedet,, versertigt auch das Ohrgeschmeide feiner Prin-
zessinnen. Das einzige, was man einen Feffanschen Fa-
brikartikel nennen könnte , sind die groben wollnen Decken
oder Ab den; was indeH'die Güte solcher Arbuten be-
trifft, so wird man sich einen Begriff dazzon machen
können, wenn ich sage, daß die Fessaner durchaus un-
bekannt mit dem Weberschiffchen sind, und jeden Faden
des Einschlags einzeln mit der Hand hindurch sühren.
Die Kleidung der Messaner besteht in einem Hemde
aus grober Leinewand oder groben baumwollnen Zeugen,
die von Cairo eingesührt werden, oder aus den erwähn-
ten Ab den, die man theils im Lande versertigt, theils
von Mesrate, Bengasi und Augila kommen läßt. Die
Bemittelter» des Volks und die Wammelucken des
Sultans kleiden sich nach Trivolitani'scher Weise, trage»
aber über diese Kleidung bestandig ein seines buntge-
särbtes Sudanisches Hemd oder eine Abbe. Die Mitt-
lern Stande bedienen sich blau gesärbter mollner suda-
nischer Hemden, ohne Tripolitanische Unterkleider.
1 Die Kleidung der Weiber besteht in einem weißen,
VM.der Brust mit Seide und Wolle bunt gestickten,
Hemde, über welches sie «ine Abbe tragen. Als derr
größten Schmuck betrachten sie ihren Kopsputz und die
Ringe, welche sie an den Armen und Füßen tragen.
Die Frau eiges bemittelten Mannes, legt ihr Haar in
siehe» Locken an jeder Seite. Eine derselben ist mit
schmalen, vergoldeten Lederst«isen durchflochten, die am
Ende derselben eine große Schleise bilden; die sechs übri-
gen sind gleichsalls mit vergoldetem Leder umwunden,
ßo Nachricht von Fsssan —
und an jeder derselben besindet sich ein Gehänge, wovon
dieses der Umriß ist: ^. A
Kro. i. ein rotHes Korallen z,Stück..,r. .i ! ',,,' ,
, s. 2. Stückchen Bernstein.
: , Z. H. Silberne Giöckchen. k.
4. 4. Silber- oder Messing-Draht.
Außer diesem Schmucke lassen die Fessanen'nnen
noch einige silberne Ringe an seidnen Schnüren vom
Kopse herab bis aus die Schultern hangen. Die Ohren
der vornehmen Damen sind zweimal durchbohrt und in
jedem dieser Ohrlöcher besindet sich ein dicker silberner
Ring. An den Armen tragen sie ost neun bis zehn Ringe
von Glas oder Horn; bei seierlichen Gelegenheiten wer-
den vier oder süns dieser Ringe abgenommen/ um einem
vier Zoll breiten, silbernen Armbande Platz zu nrächen.
Oberhalb der Schenkel des Fußes tragen sie gleichsalls
messingene oder silberne Ringe. Der Halsschmuck besteht
aus einem seidnen Bande, an welchem zehn bis zwöls
Stückchen Agat, so wie auch Sitberplatten u. s. w. che«
^- Grunzen «.
8r
sestigt sind. Die gemeinen Weiber tragen nur eine Reihe
Glaskorallen um den Hals, legen das Haar aus der
Stirn in.dicke Locken, die sie mit einer Masse aus Oel,
Lavendel, Kümmel, Gewürznelken, Mastix, Lorbeere»
u. s. w. einschmieren. ,
Die Fessanerinnen sind dem Tanze und andern Lust»
barkeiten gar sehr ergeben. Die Freiheit, welche sie, als
Mohamedanerinnen, genießen, setzen den Reisenden in
Erstaunen. Sie tanzen öffentlich aus sreien Plätzen der
Stadt, nicht nur bei Tage, sondern auch nach Sonnen-
Untergange. Ihre Tänze sind ziemlich einsörmig. Drei
Manner mit Tamburins stellen sich neben einander; die
am Tanze Theil nehmenden Weiber schließen sich an sie.
und bilden einen Kreis. Sobald die Musik ansängt,
die von Gesang und Händeklatschen begleitet wird, tritt
ein den Trommelschlägern gegenüber besindliches Mad-
chen hervor und tanzt hinüber zu diesen Männern, die,
ihr im Tanze entgegenkommen. Alsdann zieht sie, sich
wieder einige Schritte zurück, und wirst sich, steis am
ganzen Körper, rücklings über, wird aber von den an-
dern Tänzerinnen einige Spannen oberhalb des Erdbo-
dens ausgesangen und empor geschleudert, so daß sie
wieder aus die Beine zu stehen kommt. Die Manner
nehmen hieraus wieder ihren alten Platz ein, und die
zweite Tänzerin tritt aus, der die andern nach der Reihe
solgen.
Die Manner von Fessan sind sehr der Trunkenheit
ergeben. Ihr Getränk ist der srische Sast des Dattel-
bäums, welches Lugibi genannt wird, oder ein aus
den Datteln selbst bereitetes und sehr berauschendes Ge«
Hornemsnn'S Reise. F
Z2 Nachricht von Feffan —
trank, das Bus« heißt. Bei sreundschastlichen Abend-
Besucken verkürzt man sich die Zeit einzig und allein
mit Trinken, nur zuweilen läßt man eine .Sängerin
oder Kadanka kommen. Kadanka ist ein Sudanisches
Wort, welches der zu Cairo üblichen Benennung Alme
entspricht. . . .'.
Der Gesang dieser Fessanerinnen ist größtentheils
Sudanisch. Das Instrument, dessen sie sich zur Beglei-
tung der Stimme bedienen, ist eine ausgehöhlte Halb-
kugel, gewöhnlich die Hälste einer kürbisartigen Frucht,
mit Leder überzogen. An dieser besindet sich «in Stiel,
der von einem Ende bis zum andern mit Pserdehaar
überzogen ist, und zwar so dicht neben einander, daß.
«is Kitt« einzige Saite von der Dicke eines Federkiels zu
seyn scheint. Dieses Instrument, welches Rhababe
heißt, wird mit dem Bogen gespielt, wie eine' Geige.
Ich tras einst Sidi Mintesser, den Brüder des
Sültnns, mit seinem Gesolge in einem kleinen, vom
Schlosse weit entsernten, Hause an, wohin er sich eine
Kadanka bringen ließ. Er entsernte sich mit ihr. — Bei
ihrer Rückkehr wurde sie mit bedeutungsvollem Lächeln
gesragt, wo sie gewesen sey? Als Antwort aus diese
Frage ergriff sie ihre Rhababe, spielte und sang in Ara-
bischer Sprache: „Süß ist Sidi Mintesser, wie der
„Nil, aber süßer ist er , in seinen Umarmungen; wie
„konnt' ich widerstehen?" —
Als natürliche Folg« der sreien Lebensart, die den
Feffanerinnrn zu sühren vergönnt ist, trifft man in
Mursuck, im Berhaltniß seiner Größe und der Zahl
seiner Einwohner, sicher mehr Mädchen von einer ge«
- - :,Grenzen? sz
«isse« Matft,, als in irgend '!«i«er «Wem Hauptstadt.
Unvorsichtigkeit ist auch hier ein hervorstechender Aug
im Charakter tzjeftr Nymphen^ -MMr MzaHer.M hart
Henu^g büßen. Es gieh^ PerHiedene. Arten venerischer
Hebbel in Seffan, von denen dasjenige, welches die
Suday , Karjawane milk sich zu hri^gen pffeAt , eins
Ä^ßßff.'W'.-D??^ Mi«. gfMöbllttche Luß,-
ftuchf^ ditz^M Wd, .Gaixp hierher verpflanzt
wird ,, KM F ranz«der. M Kra«key,^Üqh<l, .^M
Mitte,k-.geH<n. ,beid^AM-. Wznt.. man„sich,Kier des Sql,
M.,H»i> ZerMuM H ^d^l^Soloquviten) M ßarF
absührender Arzenei, und wäscht dabei die Wunden mit
«ner Natron-Auflösiing. Ist das Uebel nicht ties'
eingewurzelt, so versehlen diese Mittel setten ihren
«^'^ 7^ ^''^. ^
'Ändere 'hier ^Mchenbe'^MnrHeitM. sin^'.'Mr^ör^
sonders "gesäHrNch" sut den Hemden 'ist. dieseÄrank-
heiten zu bekämpsen, ^tent mari .sich 'durHaus^ keiner
andern Mittel als der Amulete. Es werden nämlich
gewisse Sprüche, aüS' i>«n Koran aus Zettelchen ge-
schrieben,.' die der 'Kra»K,Hchltz5verschiluMi ß^bMd am
lHalse, tragen muß. Leim Fieber schreibt man «ich
wohl solcht„Sprüche > im Hit Richte Hand , und unter dÄi
linke FußWle>. Eigentlicher Aderlaß ist nicht «ebväuch..
lich; man bedient sich «bernder iSchröpsköpse zu diesem
Zwecke. Wie ich höre> Hiebt leK Sente in Feffan, die
84 Nachricht von Fessan —
einen einsachen Beinbruch mit Geschicklichkeit zu behan-
deln verstehen. . . 5
Die Hauser der Fessaner sind erbärmlich gebaut,
niedrig und ohne weiteres Licht als das, welches durch
die Thür einsällt. Die Baumaterialien sind Steine oder
zu Ziegeln, an der Sonne gehärtete Thon - und Kalk-
erde. Man bedient sich bei der Erbauung dieser Hau«
ser kein« andern Werkzeuge als der Hände. Ist das
Werk vollendet, so kommen die Freundinnen des Eigen-
thümers zusammen und bestreichen die Mauern mit wei«
ßem Mörtel, wozu auch sie sich, ohne weitere Vorrich-
- tung, ihrer Hände bedienen.
Was die Diät betrifft, so muß ich bekennen, daß
ich nie genügsamere Menschen sah, als die Einwohner
von Fessan. Fleisch ist ihnen indeß ein so vortrefflicher
Leckerbissen, daß sie nie einer Einladung dazu wider-
stehen können. Aber Fleisch ist auch kein alltägliches
Nahrungsmittel in diesem Lande. Um einen reichen
Mann zu bezeichnen, sagt man gewöhnlich: „er ißl
alle Tage Brod und Fleisch."
.' Nach-Schrist. , /" .
'! Dieses Wenige mag hinlänglich seyn, der Socketät
einige allgemeine Ideen über das Königreich Fessan, seine
Einwohner und Hauptstadt zu geben. Da ich bald
wieder nach diesem Lande zurückzukehren gedenke, so
werde ich Gelegenheit haben, noch mehrere Beiträge zur
Kenutniß desselben einzusammeln und die Bemerkungen,
'welche ich, außer den mitgetheilteu, aufgezeichnet habe,
GrZnzen «. 8z
gehörig zu berichtigen. Ich werde alsdan» durch einen
«einer Freunde, der mit der Karawane nach Mursuck
reiset und von dort etwa im Mai oder Junius l«cx>
nach Tripolis zurückkehren wird, eine weit vollständigere
Beschreibung sür die Societckt der Besorgung des britti-
schen Konsuls übermachen.
(unterzeichnet)
Friedrich Hornemann.
Semerkunge» über Fr. Hornemann's Beschreibung des Si-
«ah-Sande« und seiner Alteithümer von Sir William
Aoung Bar. Sekret, der Assoc.
Äa die Papiere, deren Herr Hornemann in seinem
Nachschreiben erwähnt, nicht angelangt und jetzt bei-
nahe zwei Iahre seit dem Zeitpunkte, da wir ihnen
entgegen sehen konnten, verflossen sind, so hat man
nicht länger anstehen wollen, dem Publikum obige kür-
zere Nachricht von seinen Reisen mitzutheilen. Die ein-
zige Gelegenheit, Briese aus dem Innerw von Asrika
abzusendm, ist die durch die Karawanen, die ihre
Reisen zwar zu bestimmten, aber nicht schnell auseinan«
der solgenden Zeitpunkten anzustellen pflegen. Da über-
dies ein Europaischer Reisender, ein Christ, bei solchen
Verhandlungen leicht entdeckt und ein Opser der Reli«
gionswuth des Volkes werden kann, wenn er nicht mit
der größten Vorsicht handelt, so ist es möglich, daß die
Klugheil Herrn Hornemann eingab, die Absenkung der
Papiere aufzuschieben, oder auch, daß er bis jetzt durch
Bemerkungen über Fr. Hornemanns Beschreibung :c. 87
seine Lage ganzlich daran verhindert worden ist. Er ist
von der Nothwendigkeit, streng den Charakter eines, mit
den Ungläubigen des Christenthums aus keine
Weise in Verbindung stehenden, Muselmannes zu behaup-
ten, so sehr überzeugt, daß er in einem Briese von
Cairo (zi. Aug. 1798) allen Brieswechsel, ja selbst jede
Erkundigung seinetwegen, die Argmohn erregen könnten,
angelegentlichst verbeten hat. Eine ahnliche Vorsicht
mag vielleicht in Hinsicht der Absenkung seiner Papiere
nothwendig gewesen seyn.
Unter diesen Umständen hat es die Asrikanische
Association sür Pflicht gehalten, auch die kurzgesaßten,
aber nicht ««interessanten Nachrichten, die ihr Reisender
eingeschickt hat, mitzutheilen, wie sie sind; aus welchen
Umstand man bei der Beurtheilung derselben billig Rück-
ficht zu nehmen hat. ', -
Obgleich nun der Leser hoffentlich nicht Vieles in
dem mitgetheilten Tagebuche gesunden haben wird, was
seiner Rachsicht bedurste, so sinden ssch doch einige Stellen
in demselben, über die der Reisende selbst, wäre er gegen-
wartig, sicher sehr genugthuende Auskunst geben würde,
die aber, so wie sie sind, einige Beleuchtung ersordern.
Der Herausgeber bedient sich daher dieser Gelegenheit, -
zwei besonders interessante Gegenstände zu untersuchen,
über die der Versasser des Tagebuches, wie es scheint?
irrige, oder doch den Nachrichten anderer Schriststeller
widersprechende Bemerkungen mitgetheilt hat. .'
Seite 19 ist der Umsang der Oasis vou Siwah
sehr verschieden angegeben von dem, welchen ihr all«
andere, sowohl alte als neuere, Schriftsteller beilegen.
88 Bemerkungen über Fr. Hornemanns Beschreibung
Seite 28 und 29 sind alle Dimensionen des heiligen
Aegupti'chen Gebäudes von denen verschieden, die ein
neuerer Reisender und anerkannt genauer Beobachter,
Herr Browne, angegeben hat.
Was den ersteren Umstand betrifft, so werde ich zeige»,
daß Herr Hornemann geirret hat und woraus dieser
Irrthum entsprungen ist. — In Ansehung des zweiten
werde ich zu beweisen suchen, daß das scheinbar Wider-
sprechende beider Angaben nicht allein leicht beseitiget
werden, sondern daß uns auch die Vergleichung derselben
zu neuen Wermuthungen über die ehemalige Beschaffen-
heit und den Zweck jenes Gebäudes sühren kann.
Hornemann sagt, der vorzüglichste und srucht-
barsteTheil des Siwaber Gebietes habesuns-
zig Meilen im Umsange. Hierin weicht er durch-
aus von allen Schriftstellern ab, die Rennell in dieser
Hinsicht ansührt, so wie auch von Browne, der die
Größe der Oasis, oder der sruchtbaren Gegend, aus
sechs Meilen Lange und sünsthalb Meilen Breite, den
ganzen Umsang aber höchstens aus achtzehn Meilen an-
giebI. Aber nicht allein mit andern Schriststellern ist
Hornemann in dieser Hinsicht im Widerspruche, sondern
auch mit sich selbst; denn aus seinem Tagebuche lassen
sich Beweise hernehmen, daß seine Angabe nicht die rich-
tige ftyn könne.
Hornemann sührt die Namen aller im Siwaher
Gebiete besindlichen Städte aus — Scharkie, Msellem,
Menschie, Sbocha und Burischa, und bringt alle diese
Orte in den Bezirk von Einer Meile oder von zwei
Meilen um Siwahs Hauptstadt her. Diese Nähe
des Siwah - Landes und seiner AlrertKümer. 89
würde nicht Statt haben, wenn das sruchtbare Land
sich nach drei verschiedenen Seiten aus 16 Meilen weit
ausdehnte, wie es in einem Kreise von 5« Meilen im
Umsange der Fall seyn müßte. Ein kleiner und beson-
ders sruchtbarer Landstrich, der allenthalben von un-
sruchtbaren Sandwüsten umgeben ist, läßt, eben dieser
Bortrefflichkeit des Bodens wegen, aus eine verhältniß-
mäßig starke Bevölkerung schließen. Diodor *) sagt
uns, die alten Ammonier lebten «os/t^Sö^, d.i. vioanm.
Dasselbe ist auch, wie es sich zeigt (wahrscheinlich der
Bequemlichkeit und der Bertheidigung gegen die Araber
der Wüste wegen) noch der Fall mit den jetzigen Bewoh-
nern dieser Gegend. Sie leben größtentheils in Städten,
die aber, wenn man bei dem angegebenen Umsange der
Gegend ihre Fruchtbarkeit in Erwägung zieht, noth-
wendig als in größerer Entsernung von einander gedacht
werden müssen. Die schwächere oder stärkere Bevöl-
kerung eines Landes steht im Allgemeinen mit der Frucht-
barkeit desselben im Verhältnisse, man kann daher mit
Recht vermuthen, daß eine so vortheilhast gelegene Ge-
gend, wie die Oasis von Siwah, sich ganz besonders
in dieser Hinsicht auszeichnen müsse. Hierzu kommt
noch der Umstand, daß auch vielleicht die unsruchtbaren,
aber doch theilweise bewohnten Gegenden, die diesen
gesegneten Landstrich umgeben, gleichsalls ihren Beitrag
zur Bevölkerung des letztern geben mögen.
Hornemann's Beschreibung des Gebietes von Siwah
bestätiget Vermuthungen dieser Art. Er stellt uns diese
LSit. Wesseling. ?«m. II. p, 19z.
HS Bemnkungen Äbev'Fr.'Hornemanns Btschriibimg
Gegend dar, Äs eine. Weihe umzäunter, sorgsältig ge-
warteter G«rten, in denen da« Wasser aller Duellen,
vermittelst gezogener Kanäle, so allenthalben zur Bewäs-
serung des Erdbodens vertheilt ist, daß auch nicht «in
einzig« Strom über div Gränze» des Gebietes hinaus-
fließen kann. Die Siwaher selbst beschreibt er als einen
Schwärm und ihre Hauptstadt als einen vollen Bienen«
korb. , '^ .»*' i.^z . -.'1."^ , i,, -,
Aber wie wäre es möglich, daß bei der Zahl der
Einwohner, die unser Reisender angiebt, ein Landstrich
von Z« Meilen im Umsange, im Stande der vollkom-
mensten Anbauung erhalten werden könnte? Er setzt die
Zahl der wehrbaren Manner aus izuo, und zwar
als Angabe, um darnach die Bevölkerung zu bestimmen.
Nimmt man nun diesen Maßstab, selbst mit der größt-
möglichen Einschränkung, zur Berechnung der Volks-
menge an, und vertheilt diese über einen wohlangebsue-
ten Distrikt von 127,360 Quadrat - Aecker; so wird es
sich sinden, daß aus angebauete Aecker Landes nicht
mehr als Ein Anbauer kommt. Die Weiber haben,
wie Hornemann sagt, anderweitige Beschäftigungen; sie
werden vorzüglich zur Versertigung von Körben und
andern Flechtarbeiten gebraucht, worin sie sehr große
Geschicklichkeit zeigen. — Sollen nun diese Angaben
kcine Widersprüche enthalten, so müssen wir annehmen,
daß die Oasis von Siwah entweder geringer am Um-
sange oder minder gut angebauet sey. Ohne Zweisel ist
das Erster« der Fall. ,
Richten wir unsere Ausmerksamkeit aus einige beson-
dere, diesen Gegenstand betreffende Ausdrücke in dem
"tes Siwah - Landes und sem« AltnchKmer. yri
Tagebuch«, die uns vielleicht Auskunst über die Ver»
anlassung zu Hornemann's Irrthuw geben können. Er
Kgt: ,/das Gebiet der Siwaher ist von ansehnlichem
Umsange p s der ^beträchtlichste und sruchtbarste Theil deft
selben besteht in einem mafserreichen Thale von etwa
5« Meilen im Umsange, welches mit kahlen steilen
Felsen Umgeben ifi:^ x!-".?
Vergleichen wir hiermit andere Schriststeller, die
über die sruchtbare Gegend oder die Oaft's von Siwah
gkschrieben haben, so «rgiebt es sich, daß in keiner der
Beschreibungen einer unmittelbaren Einsassung durch
steile Keksen und Berge Erwähnung geschieht. Divdor*>
sagt von der Dasis des Jupiter Ammon, sie sey a«
slleir Seiten von unsruchtbaren trocknen Sandselderw
btgranzt. Browne erwähnt der Dasis, als einer unsrucht»,
baren Gegend, die sünsthalb Meilen breit, an sechs
Meilen lang und von ,,«i«e^<e (worunter ev
ebene Sandselder versteht) umgeben ist; weiche Sand-
wüsten denn sreilich weiter hin von selsigen Bergen ein-
gesaßt sind. Hornemann scheint, von der Stadt Siwah
aus, keine größeren Exkursionen als anderthalb
Meilen weit nach den Ruinen und Eine Meile
nach den Katakomben El»Mota angestellt zu habens
Diese Umstände machen es mir wahrscheinlich, daß unser
Reisender von Siwah oder der unmittelbar umher
liegenden Gegend «us, seinen Blick aus die Berge rich«
tete, die Ihn in der Entsernung umgaben, und nun,
ohne sich genau zu erkundigen, wie weit sich innerhalb
*) OZ«S. Iib. XVII. . "" -
92 Bemerkungen über Fr. Hornemanns Beschreibung
der begränzten Fläche der sruchtbare Boden erstrecke, de»
ganzen Umsang bis zu den sernen Bergen sür die Oasis
hielt. Oder vielleicht zog er Erkundigungen ein, aber
ein patriotischer Siwaber, der es sür gut sand, den
Reichthum und den Umsang der kleinen Republik etwas
zu übertreiben, hat ihm in jenen Gebirgen die Gränzen
gezeigt. Vielleicht kann auch Hornemann, aus Mangel
an hinlänglicher Bekanntschast mit der Mundart der Si-
waher (er selbst erwähnt dieses Umstandes) die Begriffe
«angebautes Land" und „zugeeignetes Ge-
biet" mit einander verwechselt haben. . ^,
Die gegebenen Erklärungen und Folgerungen mögen
indeß gegründet und hinlänglich seyn oder nicht, so bleibt
es doch gewiß, daß Hornemann's Angabe in Hinsicht aus
j die Größe der Oasis von Siwah nicht allein mit den
Nachrichten anderer Schriststeller, sondern auch mit seinen
eigenen Bemerkungen im Widerspruche stehtt, ,i
, Seite 28 s. des Tagebuchs besindet sich eine Stelle,
die ebensalls nähere Beleuchtung verdient. Herr Hor«
nemann giebt nämlich, bei Beschreibung des alten Ge«
bäudes nahe bei Siwah, Dimensionen an, die von de?
nen, welche ein srüherer Beobachter, Herr Browne, mit-
getheilt hat, durchaus verschieden sind.
Länge Breite Höhe
Nach Browne — 32 Fuß — 15 Fuß 18 Fuß
Nach Hornemann z«bis z6 24 z »7
Hornemann benachrichtigt uns, daß er durch daS
Mißtrauen der Eingebornen durchaus verhindert worden
sey, diese Ruinen sorgsältig zu untersuchen und die Di-
mensionen desselben mit Genauigkeit zu bestimmen. Die
de« Sikvoh - Landes und seiner Merthümer. 9z
mitgeteilte Messung ist daher als das Resultat einer
oberflächlichen Besichtigung zu betrachten. Auch ist es
wahrscheinlich, daß er sie nur nach dem Augenmaße,
und zwar von außen genommen hat; Browne hinge-
gen hat, wie er ausdrücklich sagt, seine Messungen im
Innern des Gebäudes angestellt.
Unter diesen Umständen haben wir bei Hornemann's
Angabe der Länge und Breite des Gebäudes, das Maß
der Dicke der Mauern abzurechnen.
Die Dicke der End-Mauern kann man sür geringer
annehmen, als die der Seiten-Mauern; denn da letztere
daraus berechnet waren, die ungeheure Last der Felsen-
siücke, die das Dach ausmachten, zu tragen, so müssen
sie verhältnißmäßig stärker eingerichtet worden seyn.
Bei den End-Mauern hingegen war ein so hoher Grad
von Starke und Festigkeit nicht ersorderlich und daher
wahrscheinlich nicht vorhanden. Hornemann, der die
> Fuß anzieht,
deß, denke ich, mit Grunde annehmen, daß derselbe
Statt gesunden habe.
Unter dieser Voraussetzung wird die Bestimmung
zeben hat, mit den Dimensionen
von außen, wie sie Hornemann mittheilt, hinlänglich
übereinstimmen, um letztern vor der Beschuldigung zu
sichern, daß er unausmerksam bei seiner Untersuchung,
oder nicht ganz genau bei Angabe der Resultate dersel«
den gewesen sey. Ein Vorwurs dieser Art kann ihn
«m so weniger treffen, als seine Lage ihn verhinderte,
Hz, Bemerkungen 'über F5 Hotntmanns Beschreibung
i» Hinsicht dieser Bestimmung mit großer Genauigseit
zu, Werke zu gehen. ^' ')i-.c, 7> . <
> . Was die Höhe betrifft, so Lagt der, Vexsnsser des
Kagebuchs, die nördliche Seite des Gebäudes sty Aus
einem natürlichen Kalbseisen «baut, der etwa acht Fuß
über den Grund des Gebäudes erhoben grweseir zu seyn.
scheint; und weiter unten bemerkt er, daß die beide»
großen Steinmassen des Daches, die am südlichen Theile
herabgestürzt waien, .mit sdem Grund« des größern Be,
zirttbnnahe in gleicher Fläche lagen. .Er schließt hier-
aus, daß der südliche Theil des Gebäude« tießer in Lei,
»er Grundflache angelegt se», als der nördliche. Die
Verschiedenheit der Angabe» beider Reisenden in Hin«
ficht aus die Höhe des,Gebäudes, scheint dieses zu be«
krästigen. ^ ib,' '.I,,.. ',^,, j,
7 Es iA ausgemacht, daß sich die Höbe ei«es Gegen-
standes (vorausgesetzt, daß dieselbe nicht sehr'beträchtlich
ist) genauer als irgend eiste andere Dimension nach dem
Vugeunmße bestimmen laßt; die Verschiedenheit der Re-
sultate beider Reisenden in Hinsicht der'Messung der
Höhe des Siwaher Gebäudes wäre daher kaum zu be^
greisen«, !,w«nn wir «icht auch hi«bei annehmen, daß
Hornrmaun von. außen, Browne aber innerhalb der
Mauern gemessen, und daß deshalb dieser ,1«, jener
«der 27 Fuß angegeben hat. 1' ^i .-.?
i,/ Browne wollte, die senkrechte Höhe an der sreiesten
und voUkommevston, Seite des inner».Gebäudes ausneh-
men , und wählte däher die Nördliche. ,Me Steknmassen
des skdk'chen Thuls des Gebäudes scheinen seine Aus»
merksamkeit »ur in sHftrn aus sich gezogen, zu haden, nl«
de« Siwah - Landes un> seiner Alterthümer.' yz
sie Ruinen sind, aber als solche mochte er sie zur Anle-
gung des Maßstabes oder zur Beurtheilung der Höhe
durch das Augenmaß nicht geeignet glauben. Es ist be-
reits aus Hornemann's Tagebuche angesührt worden, daß
die nördliche Seite des Gebäudes aus einem sreien Fel-
sen stand, der sich acht Fuß über die Grundflache des
größern Bezirks erhob. Der Gipsel der Mauer muß der
Beschreibung des Ganzen zu Folge von Norden nach
Süden in gerader Richtung lausen; da nun das wirk-
liche Mauerwerk der südlichen Seite acht Fuß höher ist,
als das der nördlichen, so muß die Höhe des Gebäudes
von jener Seite und von außen angesehen etwa 26 Fuß
betragen, welche Angabe also mit der, die Browne vom
Innern giebt, sehr wohl übereinstimmt.
In Hi« sicht der übrigen Beschaffenheit des Gebäu-
des, der Bauart, der Verzierungen, kommen beide Rek-
sende mit einander übereim, so wie sie auch beide der
Meinung sind, daß es von hohem Alter und Aegyvtischen
Ursprungs seu.
Die Abtheilungen des Gebäudes, deren nurHorne-
mann Erwähnung thut, können Biellsicht einiges Licht
über die Ausgabe verbreiten, ob es ein UeberrG des
berühmten Tempels des Jupiter Amnion sey. Ich wÄ
hur keine Untersuchung anstehen über die Frage? in wel-
cher Gegend sich dieser Tempel besand; sie ist so genug-
thuend als möglich vom Majvr Rennell in seinem vsi«
trefflichen Werke, über die GevgraphMes Herod0t.beanSl-
wsrtet morden. Die in diesem Werke ausgestellten Thal-
sachen, Beweise und Folgerungen setzen es außer allen
Zweisel , daß die Vasis vo».SlW<ch Ktne alndÄe,chls die
yö Bemerkungen über Fr. Hornemanns Beschreibung
des Iupiter Ammon sey. — / Ich beschränke mich hier
daraus, einzelne Umstände der Beschreibung der bei Si-
wah entdeckten Ruinen auszuheben, um sie mit dem zu
vergleichen, was wir durch ältere Schriststeller von jenem
Tempel wissen.
Die Beschreibung, die wir von den Materialien,
der Bauart und den Verzierungen dieses Gebäudes ha«
ben, macht dje Fragen, wann und von wem es erbaut
sey, durchaus überflüssig. Wer noch daran zweiselt, daß
es ein uraltes Werk der Aegyptischen Baukunst sey, den
verweise ich aus die Schristen eines Pocock, Norden, Lu-
cas und vorzüglich aus das angesührte Werk des Major
RennM. Ich wage dieses vorauszusetzen und. süge nur
Noch hinzu: r« /te^ ?e/tk^«5 iö/?l5<?«SA«! ^?a>
v««^ v^l^^««^. Oioä 8ic. lorn. II. L,ck. Wer-
«1. 9. l9g.
So viel von dem Alterthume des Gebäudes. Die
solgenden Bemerkungen beziehen sich ausschließlich aus
die von Hornemann angegebenen Umstände in Hinsicht
aus dasselbe, und mögen Gelegenheit zu weitern Unter-
suchungen über diesen Gegenstand geben. .
- ; 1) Bei Untersuchung solcher Ruinen, die man sür
Ueberbleibsel eines Orakeltempels hält, würde die Be-
stimmung des Umstandes, ob irgend Spuren eines Adytüm
vorhanden sind, von besonderer Wichtigkeit seyn. Biel-
leicht lassen sich Spuren davon in derjenigen Stelle d«
Hornemann'schen Beschreibung aussinden, in welcher der
verschiedenen Beschaffenheit der Grundflachen des Gebäu-
des Erwähnung geschieht.
H. Stephanus giebt folgenden Begriff von diesem
des Simsh - Landes und seiner Alterthöwn.'? 9?
Theile der Tempel: „^«i^«»?»" ^Sv^cz^ loou» »evrs^
tior lempli, sS queui n«n NL5i zaosräbtidu, äsbstru:
»c«55U5, n«n ex s« orscula reäckebsotur^ (T'/kSF.
— Das Adytum mar nicht, nur, ein entlegener
Theil des Tempels, der durch die ehrsurchtsvolle Ent-
sernung, in der sich das Volk von demselben halten mißte^
geheimnißvoll.war, sondern wirklich ein ties verborgner
Ort, eine Art Krypte. Unter den Wundern, die Casar's
Siegen vorhergiengen, mar auch, daß — „?srgsmi in
occult».,»« . rentoti, tsyapli, c^pss <?rassi« Mv?«
. ,^ Auch aus Pausanias sieht man, daß sich die Adyta
«ffter^alb ,der Grundflache, der Tempel besanden. ?-Dies
war so allgemein der Fall, daß in seinen Böoticis
die Höhle des Trovhonius Adytum heißt. In seinen
Corinthiaeis wird der Eingang und Weg zum Ady-
tum des Palämon zu Chronium als unterirdisch dar-
gestellt: "A<5n ««! ^^,0 ^Sv^o^ ««^.oö/tk^o^
«ciSoSo? sz tt^ö MdenAchaicis
sindet Man, daß sich der Eingang zum Adytum im Ten^
pel der Minerva zu Pellend unter dVM'Fußgestelle der
Göttin besunden, und daß es, wie es-chyperbolisch heißt/
bis zum Mittelpunkte der Erdenhinabgereicht Hab«:: chff
Der Zweck, zu welchem djise verborgenen Orte in
den Orakeltempeln dienten, ist Mcht^inzusehen. — Unt
die Orakel'noch geheimnißvoller zu mächen, hielten es
Hie Priefter sür nothwendig, RiManden' den Zugang in
Z^I. lZ»e,. Se, K«llo «iv. lib. z. «. log. M , )
Hornemann'S Reise. T
YS Benurkungen über Fr. Hornemanns Beschreib«ng
dieses AUerheiligste zu gestatten; die Hand der Gottheit,
hieß es, straft den Verwegenen, der sich hineinwagt, au-
genblicklich mit dem Tode. Von den vielen Beispielen
dieser Art wollen wir nur eins wählen, daS Bezug aus
Aegypten hat. Pausanias in seinen Phoclcis erzählt,
„ein Römischer Präsect habe, aus sträslicher Neugierde,
einen Mensche» zur Untersuchung des Adytum der Isis
zu Coptos abgeschickt, der prosane Besucher sey «der aus
der Stelle des Todes gewesen." >. .
Der Orakelspruch wurde ex «Sxto gegeben?
— i»<zue sortis Q»ee tristis üicis reportst.
f,,tt^ '.,^ <i. Virg. ^en. II. v. irz.
/ '""Auch aus der Tiese, ex irno «ck^w, sprach das
Orakel. '.'^ ^"
Lxeiäer«»t, vorg«e er säxti» sooept» xrokunüi»
. Stst. LKeb. I. v. 64z.
Diodor sagt, wenn Alexander einen Orakelspruch
vom Iupiter Ammon verlangt hab«, sey, der Ober-
priester hinabgegangen in den heiligste» Ort des Tempels
und habe die Antwort «ck/ko gegeben. So drückt
sich nämlich Wesseling in seiner Lateinischen Uebersetzung
aus; wiewohl sich im Urtexte kein Wort siudet, welches
ditsem ez? aek^k« genau entspricht. Jndeß der Priester
begab sich i!? ix^xo^, in den geheimen heiligen Ort
des Tempels, nqd ma» kann annehmen, daß., von hier
aus der Orakelspruch kam.
Wendet man diese Nachrichten aus das von Horne«
mann beschriebene Gebäude an, so kommt »an aus den
des Siwah-Landes und seiner Alterchümer. 99
GedanKn, daß der Felsen? der sich im Mittelpunkte des
angesührten Bezirks erhebt, zur Anlegung eines sslchen
verborgenen Orts besonders gut geeignet seyn mußte.
Der Bode» um das Gebäude her ist sumpsig, solglich
nicht der beste zu Anlegung unterirdischer Orte. Wenn
aber der Vortempel, ^7/?o^«o?, aus der Höhe eines
Fetsens angelegt war, so besand sich das Penetrale des
Tempels oberhalb einer acht Fuß tiesen Höhle, die zu
den Mysterien der Orakel gedient haben kann. — Der
Eingang zu dem Siwaher Gebäude befand sich an dem
nördlichen Ende desselben und um zu dem südlichen zu
gelangen, mußte man acht Fuß ties hinabsteigen.
Der Fußboden des Vortempels mag sich indeß ur-
sprünglich über die Vertiesung im Hintergrunde erstreckt
und so ein Ädvtum gebildet haben, oder die Vertiesung
mag als offenes Gewölbe zu diesem Zwecke angewendet
worden seyn, in beiden Fallen kommt die Einrichtung
des Ganzen ziemlich mit dem überein, was. wir in die,
ser Hinsicht durch die Schriststeller des Alterthums vom
Tempel des Iupiter Ammon wissen; und bestärkt mich
daher in der Vermuthung, daß die Siwaher Ruinen
Ueberbleibsel jenes berühmten Tempels sind. .
2) Herr Hornemann sagt, er habe an keiner Stelle
der Mauern des Gebäudes Spuren entdeckt, daß sie Mit
irgend einer seinem Steinmasse, bekleidet gewesen seyen. —»
Das Gebäude war nicht sehr groß, es konnten mithin
nicht viel Verzierungen an den Wänden angebracht sepn.
Nischen und Fußgestelle waren ohnedies nicht ersorder-
lich, denn in den ältchen Aegyptischen Tempel» tras
G »
IM) Bemerkungen über Fr. Hornemanns Beschreibung
man keine Statuen an. Lucia«*) sagt: ^«^«zö^
««! ^/i^v?r?/okS' ^S««^c>z ?<?/o! ?>f«i^. Die ein«
zige Verzierung des innern Aegyptischen Tempels zu He«
liopolis, den Strabo beschreibt, bestand in roher Bild-
hauerarbeiZ^iV alten Etrurischen Geschmacke, womit die
Mauern versehen waren, und die wahrscheinlich derjeni-
gen ähnlich war, die Hornemann an den Wanden des
Gebäudes bei Siwah beobachtet hat. Strabo's Worte
sind:**) ^- e?v«)^!^a!5 S'e^ovSz^ o! ^«k^«k oöror
S^zov/z^/tcii'W^. Dieser Umstand und überhaupt die
Spuren ungebildeter einsacher Bauart, die noch an den
Ueberbleibseln des alten Siwaher Gebäudes zu treffen
sind, scheinen der angesührten Vermuthung noch mehr
Wahrscheinlichkeit zu geben. Diodor, Arrian und Cur-
tius sprechen sreilich von Gold und Verzierungen, und
selbst von einer umhergetragenen Statue, als Sachen,
die bei Alexander's Besuche zu sehen gewesen sind; aber
Strabo**'') macht dem Callisthenes und allen seinen Nach«
solgern den Vorwurs, sie haben übertrieben und hinzu-
gesetzt, bloß um ihren Helden in desto größerem Glänze
erscheinen zu lassen.
Lucan nennt in seiner Beschreibung des Tempels
die Einwohner Libyens best!, reich; und würde sich
auch sicher, als einen besonders reichhaltigen Gegenstand
*) I.«vi>». eck. Lourckelot. p. 1057. '" ^"
«*) 8trsd«. eck. Osssub. z>. g«S.
'. ^") Lhrsdo. eck. Lsisud. 814. . ü >.
, de« Siwah-Landes und seiner Alterthüm«.' 101
sür dichterische Beschreibung, über den Glanz und die
Pracht des Tempels des Jupiter Ammon ausgebreitet
haben, (vorzüglich da er durch eine solche Darstellung
das Einsache im Charakter seines Eato vorrrefflich hatte
kontrastiren können,) wäre dieses heilige Gebäude nicht
sür äußerst einsach bekannt gewesen. Er hatte daher kei-
nen andern Antrieb als die Wahrheit, wenn er sagt:
Kon illic Ilibz'ose posueiillit öitis gente5
«</Ä«c tie?^ Nllllis violsts per ssvum
Oivitiis üelubrs tenens, inorumkzue priorum
?l«inen Koinsn« teinpluin üvtenäit sb suro.
.: ."' . ^ '' 5 . »!. ?t»' .^.' ^»c«». I^id. IX.
Wir können serner annehmen, daß der Tempel des
Jupiter Ammon nicht sehr groß gewesen sey. Die Ge«
schichtschreibev Alexander's sagen: nur ihm allein Hab«
man es, als Zeichen der größten Hochachtung, gewährt,
das Innere des Tempels zu betreten, und Straho sührt
an, daß alle seine Begleiter den Orakelspruch von
Außen anhörten: — iSa,Se> ?s -rH? AL/te<?«'«k
s^^So^e^ k?v«z. Der aus der Tiese des innerq
Tempels gegebene Orakelspruch konnte aber nur unter der
Voraussetzung deutlich von Außen vernommen werden,
daß der Eingang nicht weit vom Adytum entsernt und
folglich der Tempel nicht groß war. , ^ . . -'
3) Nur Herr Hornemann allein bemerkt, daß das
Gebäude zu Siwah sich innerhalb des Bezirks einer star-
ken Mauer besunden habe, die noch jetzt theifweise zu
l02 Bemerkungen über Fr. Hornemanns Beschreibung
sehen ist. Um nicht durch unnöchige Citationen die Grän-
zen dieser Abhandlung zu überschreiten, verweise ich nur
aus Pausanias, der kaum irgend eines Tempels in Grie-
chenland erwähnt, ohne zugleich von der Einschließung
desselben zu reden. Selbst die heiligen Haine waren ost
mit einer Mauer umgeben, wie zum Beispiel der der Ve«
nuö, den Pausanias in Elise. Cap. 24 beschreibt.
Man kann diese Mauern als Gränzlinien des hei«
ligen Bezirks betrachten, sicher waren sie aber nicht al-
lein daraus berechnet, sondern sie dienten auch zur Sicher-
heit in Hinsicht qus Raubereien. Die Statuen waren
ost von Gold und Elsenbein, und die Schilde und Becher
und andere Geschenke, die von den Rathsragenden als
Spser gebracht wurden, bildeten einen Schatz, der nach
Berhältm'ß des Ruses, in welchem ein solcher geheiligter
Drt stand, mehr oder minder ansehnlich war. Cicero, in
seiner Rede wider den Berres erwähnt, daß die Schätze
eines Staates ost in Tempeln niedergelegt würden, die
nicht nur durch ihre Heiligkeit, sondern auch durch ihre
Festigkeit gesichert seyen. So wurden die von den Athe-
nern zu Ende der Persischen Kriege gesammelten Sub-
sidien im Parthenon ausbewahrt, und die Reichthümer,
die Philomelus bei der . Plünderung des Tempels in
Phocis vorsand, waren unermeßlich. Dieses war der
Grund, warum größere Tempel sich ost in wirklichen
Festungen besanden. Der Tempel der Minerva zu Syra-
kus stand in der Ortygia^ das Parthenon zu Athen in
der Akropolis, der Römische Tempel des Iupiter im Ca-
pitol. Ich selbst sah, bei meiner Reise in Sicilien, die
Mauern, von denen die Tempel zu Selinus umgeben
bei Siwah» Lande« und seiner Alrerthümer. isz
sind, so wie auch die der Tempel zu Agrigentum und
Segesta, deren Festigkeit jedem Angriffe Trotz geboten
haben muß. .'...-.,..,.'. . .. . zu
Der Grund der alten Mauer der Siwaher Ruinen
kann diesem zu Folg« einigermaße» Ausschluß überZden Ur«
sprung Und den Aweck des, in ihrem Bezirke besindlichen
Gebäudes geben. — Der Tempel des Iupiter Ammon
war sicher mit einer starken Mauer umgeben „tripli«
««r« Lireum6»tun>", wie wir dieses aus Diodor*)
und Curtius **) missen. Curtius bedient sich des Wor-
tes muuitlv und die ^<«/><5?roKk? oder des Diodor
entspricht in der Beschreibung dem Siwaher Berge selbst.
Der Tempel hat sich, den aus uns gekommenen Nach«
richten zu Folge, in der dritten oder entsernter« Mauer«
Einschließung besunden, seine Entsernung von der Citu«
belle mag daher vielleicht dieselbe gewesen seyn, als die
der beschriebenen Ruinen von der Stadt Siwah.
- Herr Hornemann berichtet serner, das alte Gebäude
habe sich im Mittelpunkte des Bezirks und zum Theil aüs
einem Felsen besunden und der Boden umher sev, der
Schätze wegen, die man zu sinden hoffte, ausgewühlt ge,
wesen. Man kann hieraus den Schluß ziehen., daß sich
ursprünglich mehrere Gebäude in diesem Bezirke besun-
den haben. Es ist kaum ersorderlich, sich hierbei aus
ältere Autoritäten zu beruse». Bei Betrachtung d«r
wohlbekannten Ruinen in Griechenland, Sicilien u. s. w.
sinden wir, daß die Alten ost sür mehrere Tempel nur
*) Dioä. Sie. lik. XVII.
") y. Ourt. lik. IV. 7^ ? :l :' ,.: !^
i«4 Bemerkungen über. Fr. Hornemmms BeschrelbSng
EineMngmauer hatten. So^ergiebt es sich aus Pau-
sanias (^edsic. Oap. i»o), daß die Tempel dir Minerva
und der Diana Lapheia eine gemeinschastliche Ringmauer
desaßen. Dasselbe gilt vok drei Tempeln, die sich noch
jetzt innerhalb einer u»d ,ders«lbtn Mauer in Pöstum^
xetzl Pesti besinden. — Bielleicht besanden sich die Amt
monischen Tempel der Iuno und des^Merkurs, die, wie
Pausanias erwähnt, in hohem Ansehen bei den Griechen
standen , innerhalb derselben Mauer, die den Tempel des
Jupiter Ammon umgab. LeHrerer, ,als der vornehmste
unter den dreien, stand, wie wir annehmen könnten, in
dem Mittelpunkte und aus d e m F e l se n, welcher dauer-
hatten Grundseste er mithin seine lange Erhaltung zu
verdanken haben möchte. Was den Grund der beide»
andern betrifft, so war dieser leichter zu zerstören und
auszugraben, die Materialien derselben konnten daher
leicht sortgeschafft werden, so daß keine Spuren davon
zurückblieben, als nur das: umgewühlte Erdreich des
Bezirkst mu« -z..:i öZöiö 5: - - , ,
z>! 4) Man zeigte Hötrn HVrnemann eine Quelle, „die
in einem Dattelwalde entfpvang, und eine sehr roman-
tische Lage hatte." ,..'.S n,<l i-iuv-tt ' ,:.n^.. .:, -/e
'„^Diese Beschreibung kommt genau mit det überein,
«eiche die alten Schriststeller von dep Sonn-emqu elle
geben, so wie auchLbeik« ^n Ansehung der Entsernung
vondem vornehmsten TeMpel überein zu stimmen scheinen^
Dioöor sagt^): ^roui^ sroe Ä^^i»Lecl« »I»
terur» Lsramvoig känuni jscet, yuock rnultse srbo»
*) Oiock. Li«. ?«m. II. x. 199.^»' , ^ ^'''
? des . Siwah-Landes und seiner Zllterthömek 105
r«, prooerss inumdrsv^ «p7's«m»L «k^
«Z^o/<«ss>k^ '^z'sv «z»^«^." Go auch Eurtius*):
«tism aliucl Ilsmmsui» NemU«; iu msäio Ks»
d«t kontsm; ^««m ^oi» ^avaot.ff , ^ < ,^^u?a,'
Das Waffer der Sonnertquelle war des peikK>ischen
Wechselst seiner Temperatur wegen merkwürdig; Hitze
und Kalte des Wassers solgten ^ einander regelmäßig.
Diodor, sagt^): ,,^qu«M «uim Ksdet vum duri»
^iei mir!» «ukiuüe vi»da» r« rakisutem. I?«m «nb
luv« «turn tsui6»m eminÄ. 'Llie dino vroZreuikmr»,
z»o Kvrsrum sucveäeutium rsiisos, kriz«5eir. 8uK
»««tarn vsr« msr^aiauum kr>ßv6o ejus «umma est.
t^use ninu, osrili moäb remütlt usque sä vesv«»
?uu« »ppeteme notte rursu» lucalesoir,
meckism usque novtem , ul>i sxssstust. Lxinös oa»
1«r seosim äekZcir: ckous« uns «um exorts luo» vrisr!>
»srn «Poris vicem rsouperdrit.^ ^: j.
Herr Hornemann scheint keine weitere Erkundigung
nder Knsen interessanten Gegenstand eingezogen zu ha>
ben. Er erkundigte sich bloß, ob irgend eine süße Quelle
in der Nachbarschast besindlich sey? und man wies ihm
diejenige, die er beschrieben hat, und die ohne Zweisel
die nächste war. Wahrscheinlich ist es dieselbe, welche
Brown« ^f) sah. „Eine der in der Nähe der Ruinen
besindlichen Quellen — sagt dieser Reisende — ist, wie
i! Si«r «I. V«««. ir. p. 199. '^ .' ^
Browne'« Reisen in Asrika, Aegypten und Syrien. Wei,
mar igoo. «. 27. «5 ,. ^ «ls...
lv6 Bemerkungen üb« Fr. (HoruemannS Beschrülckng
die Eingebornen bemerke haben, Zuweilen <att,, zu«
weilen warm." ^ Browne scheint die Qasis von
Giwah nicht <ür die des< Jupiter Ammon gehalten zu
haben; er hatte mitlnn keine Lieblings-Theorie, süt
div'er'Wiweise aussuchte. Die abwechselnde Temperatur
der ^Quelle hatte kein? anderes Interesse sür ihn, all
da« der Wahrheit; wir können sie daher, aus fei»
Wort, als Thatsache annehmen. Kommt nun, dieser
Umstand, in Verbindung mit 5en übrigen, als der Ent«
ternung der Quelle von den Ruine», der Schönheit
ihrer Lage im Haine, mit den Beschreibungen überein,
welche uns die Schriststeller des Alterthums von der
Sonnen Quelle geben, so ließe sich auch hieraus ei»
Beweis, sür die Wahrscheinlichkeit der Vermuthüng neh-
men >d«ß die Siwsher Ruinen Ueberbleibsel des Tem-
pels des Jupiter Ammon seyn könnten. ,u mi^'.s-^ .k
5) Herr Hornemann sagt, die Steinart, aus wel«
cher das Gebäude ausgesührt ist, sey ein Kalkstein, wel«
che? eine Menge kleiner Muscheln nebstStückchen kleiner
versteinetter Seethiere enthält und in der Nachbarschaft
bricht. — Eben so benachrichtiget uns auch Strabo,
daß allerlei Muscheln und andere Seeprodukte aus der
Oasis des Iupiter Ammon anzutreffen waren:
kkSr/Zkaz^-««! ^/sa^iöWV «^So?, «tri ^z/«^oÄ«r^«^-
Er sührt weiter hin den Eratosthenes an, welcher- glaubte,
die See habe einst bis zu dieser Gegend des Innern von
des Siwah - Landes «Ad sein« Alterthöm«. 107
Asrika gereicht, weil das Orakel nicht so berühmt und
nicht so häusig besucht geworden seyn würde, wenn es
sich weit im Innern des Landes besunden hatte, mithin
nicht sehr zuganglich gewesen wäre. Casaubon's Über-
setzung giebt diese Stelle so: „kort»««« «tism ^rnmo-
vi, tenzpluin, alllzuilnck« in insri jscuisss, ynock
nuvo inäris eKunu sit in ineöiä terra; «0 covjiver«
«e, orsculurn illuä «vtirns rstiove tsrn illustre «0
celebre fsctnrn esse, qnoä in insri esset «iturn,
ne^ue ejus Ktorisrn izrubsbiie esse tsntsin potuisse
«xislere, lzusnts nnnc est, si tsm lonA« suisset s
insri 6issitnin." osg. Z«. Lucan versolgt die Idee
des Erdbeschreibers, und nimmt aus ihr einen Denk-
spruch sür seinen Cato:
»' ,'. . . «terüs» vee lezit «renk»,! »
Dt eaneret psuvi», inersitc^no Koc pulvere vvrum.
,-:,.., , ,. kdsrssl. lid. IX. v. 57s.
Halten wir uns nun an die erster? Thatsache, so
können wir annehmen, daß die Steine , aus denen der
Tempel des Iupiter Amnion erbaut war, Fragmente
von Seethieren urtd Muscheln enthielten, so wie die-
jenigen i^errn Hornemann Erwähnung thut. Wa?
übrigens Strabo's, oder vielmehr Eratosthenes Hypo-
these deshalb betrifft, so möchte diese wohl schwerlich
anzunehmen seyn.
Der Libysche Iupiter Ammon war lange in Griechen-
land und durch die ganze, damals civilisirte, Welt ver-
ehret worden; am srühesten unter allen ander» Völkern
isg Bemerkungen üb« Fr. Hornemanns Beschreibung
von den Aphytäen. ^) Einen untergeordneten Tempel
hatte er in Laconien; noch ein anderer wurde ihm in
Böotien erbauet, dem Pindar eine Statue des Gottes
widmete. Dieser Dichter schrieb auch eine Hymne zu
Ehren der Libyschen Gottheit, und schickte eine Abschrist
derselbe» nach Asrika an die Priest«. *G Da das
Orakel des Jupiter Amnion von jeher in dem größten
Ansehen stand, und die ausgeklärtesten Nationen Griechen«
land's, Asien's und Aegypten's dasselbe um Rath srag«
ten> so kann man erwarten, daß der Umstand, der
Tempel habe sich nahe an der Seeküste besunden, ein
Gegenstand der Tradition und Geschichte hatte werden
müssen. ... .. ... . - , vi - '.-.^ Z
Da ich oben eine Stelle aus Lucan, nicht als
Autorität, sondern der Folgerung wegen, und einen
Denkspruch des philosophischen Helden des Gedichtes,
der aus die inländische und isolirte Lage des Ammo-
nkschen Tempels hinweiset, mitgetheilt habe, so be-
schließe ich diese Bemerkungen mit der schönen Rede
des Cato, die durch den hier aus einander gesetzten Ge-
genstand erst besonderes Interesse gewinnt. Lucan sagt,
Cato sey, als er sich in der Nahe des Tempels des
Iupiter Ammon in Libyen besunden habe, . vom Fabie-
rins ersucht worden, das Orakel zu sragen: „WaS
Cäsar's Schicksal seyn würde? — ob Rom in der, Folge
unterjocht oder srei seyn würde? worin Tugend bestehe?
u. s. w.
Ebend. S. 741. - -
des Simah - Landes und seiner Alterthömer. 109
lUe veo plenus, tseMl"<Z«ein 'inente gerebst,
ilignas sävtis e veetore voces:
i, I>sdicne, jukes? — sn über in srinl«
Occuduisse veliin votlus, qusin reKns vifere?
^n sit vit» nikil, seä lonZsin <Zit?erst setss?
^11 nooest vis ulls b«n«? — ?ortunaque perlst
vvvosits virtute ininss — Isu6anllsque velle
8it satis, et nunqusin suecessu eresestkonestum?
Lciinus; et K«c uvbis non altius inseret Aminon.
Userenius euncti 8u«eris, teinvloi^ue tscente,
Ril tseiinu» spvnte Vei: nec voeibus ullis
Ruinen egit: rliritzue seinel nsscentibus suctor
^uicquiä seire Iloet; steriles nee legit srenss
Ht csneret vsucis, rnersitqus Koe vulvers verum.
Lstne Dei seckes, nisi terra et vontus et ser,
Lt eoeluin et virtus? öuveros iruii! quserimus ultra?
Jupiter est «zuocteuQlrue vieles, lzuocuinczue inoveris!
Kortilegis eZesnt <1udii, seinnerque tuturis
Lssibus sneiuites: ine n«n orscula eertum,
Lei! mors eerta kscit: vsvii!o kortique esdeuüum est.
Ho« sstis est uiiisse Zovein." — 8io ille vrokstur
Lervstslzue nöe tevivli öisee^it sb sris,
M«u e^vlorstuin vopulis Aminons relinqueirs.
I^uesu üb. IX. v. 564 sq.
I) , .. . ,,' ^.z
. . ^ ,'
.,' , ' NiI: .. ,'»'11 . .'. .. ..^1 '.^z ,,
.-«»,,'.'^«u H?> .k.'.,^^.,'-,'Z?!
N a ch s ch r i s ^ "7'
Fr. Hornemann'i sernen Schicksale betreffeilb.'
, ., -..,,.', ^. , , ,...«,...-^u
!i^a jeder Leser begierig seyn wird, etwas von Horne-
mann's Schicksalen nach dem Zeitpunkte, bis zu wel-
ch?», sein Tagebuch reicht, zu ersahren, so theilen wir
hier dasjenige mit, was der Asrikanischen Association
deshalb bis jetzt bekannt geworden ist.
Aus einem Briese Hornemann's, datirt Tripolis
den l9ten Aug. 1799, ergiebt es sich, daß er bei seiner
Ankunst in Mursuck zu Ende Oktobers 1798 ersuhr,
eine Karawane mache Zulüstungen, um in drei Ab«
theilungen nach Sudan zu reisen, und die erste dersel-
ben werde sich im Verlause von drei Tagen aus den
Weg machen. Da Hornemann sand, daß er bis zur
Abreise der dritten Abtheilung, noch Zeit genug habe,
die nöthigen Vorbereitungen zu einer solchen Reise zu
machen, so entschloß er sich, mit derselben nach Agades
und Kaschna abzureisen; doch hielt er es nachher sür
zweckmäßiger, diesen Plan auszugeben. Er ersuhr näm-
lich, die Karawane werde wahrscheinlich, bei ihrer Reise
durch das Land der damals mit Fessan in Krieg ver-
Nachschrist zu Hornewanns Reisen. Ltk
wickeiten TwanLs, aufgehalten werden; wozu noch ka«,
daß sie einzig und allein aus schwarzen Kausleuten be?
stand , von deren Bekanntschast er nicht viel sür die
sreundlichere Ausnahme unter den Mohren des Innern
von, Asrika zu erwarten hatte. Diese und andere Um»
stände bestimmten ihn, die gegenwärtige Gelegenheit un?
benutzt zu lassen, um so. mehr, da die baldige Ankunft
einer großen Karawane von Burnu erwartet wurde,
mit der er, wenn sie zurückkehrte, ans eine bequemere
und vortheilhastere Art reisen zu können hoffte. Er
blieb daher zu Mursuck, wo er von dem dort ende-
mischen Fieber besallen wurde; sein Bedienter. Iren-
denburg,, der dasselbe Schicksal mit ihm theilte, stark)
an dieser Krankheit, er selbst wurde wieder hergestellt.
Hornemann sand jetzt, haß noch einige Monate
vor Ankunst der Karawane von Burnu verstreichen
würden; er entschloß sich daher, weil Mursuck, außer
zu der Zeit, wenn Karawanen daselbst ankommen, ein
Ort ist, der nichts Merkwürdiges enthalt, nach Tripoli
zu reisen, um von dort aus seine, bisher gesammelten,
Bemerkungen an die Asrikanische Association abzuschicken.
Nach einer Reise von p»ei Monaten, um die Mitte ^
des Augusts, kam er zu Tripoli an, richtete daselbst
seine beabsichtigten Geschäste aus, und trat alsdayn^
am isten Decbr. 1799, seine Rückreise nach Mursuck
an, »v er den 2osten Ianuar lZm, eintras.
Aus Mursuck sind seit der Zeit zwei Briese von
ihm eingelausen; der letztere vom Abend vo.r.seiner
Ahreise mit der Karawane nach Burnu. Von
«bi«flm entsernten Reiche auS beabsichtigte « seine Ent»
Nachschrift'
Heckungsreise westwärts und in das Herz des Landes
sortzusetzen. ,...-.,.' ^ ?. vc, - ', '-.^
Die beiden Briese von Mursuck sind solgende:
Mursuck, d'."2o. Febr. igo«.
V,^- Ich verließ Tripoli den ersten Decbr. 1799 und
kam nach einer glücklichen, rvierdohl langsamen Reise den'
20. Ianuar iZoo, hieselbst in Fessans Hauptstadt'«in:
Meine Gesundheit ist, wie ich sie wünschen kann, und
ich dars hoffen, daß sie auch von Dauer seyn wird.'
„Der Wegs von hier nach Sudan ist noch nicht
sicher genug, als daß ich es wagen dürste, über Agades
zu gehen. . '' >'
,,Es besindet sichletzt in dieser Stadt ein Scheriff
von Burnu, ein verständiger und vom Sultan jenes
Landes sehr geschätzter Mann, dessen Freundschast ich
mir zu verschaffen gewußt habe. In seiner Gesellschast
»erde ich den izten März nach Burnu abrissenvon
wo aus ich Kaschna, welches etwa sünszehn Tagereisen
von Burnu entsernt ist, im August oder September zu
irreichen hoffe. ,
„Damit wenigstens einige Briese zu Ihrer Unterrich-
tung und zur Beruhigung meiner Angehörigen eintreffen
mögen, werde ich so ost schreiben, als sich mir Gelegenheit
dazu darbietet. .<,.
„Ich verbleibe u. s. w. ?: -
(unterzeichnet)'
„Fr. Hornemann."
(Ll^m Herrn^PrZsib. «aronet Bank« 'l'. k.» ZI
«önigl. Gr. Britt.wirkl. Geheimen . '... : .-
zu Hormmanns Reisen. riz
Mursuck, den'6. April igo«.
„— Unsere Karawane ist im Begriffe, ihre Reise
nach Burnu anzutreten; ich werde mich diesen Abend
zu ihr begeben.
„Da ich mich ungemein wohl besinde, vollkommen
an das Klima gewöhnt bin, die Arabische und auch ein
wenig die Burnu-Sprache rede, da ich wohl bewaffnet/
auch nicht muthlos bin und mich unter dem unmittel-
baren Stutze zweier Scheriffs besinde, so dars ich mit
Recht hoffen, daß ich in meinen Unternehmungen glück-
lich sevn werde.
„Die Sudanische Karawane verließ Mursuck etwa
vor einem Monate. Ich habe wohl daran gethan, mich'
ihr nicht anzuschließen, denn schon seit einiger Zeit hat
man eine Menge Tibbo's umherstreisen sehen, die sicher
böse Absichten aus diese Karawane haben.
, Da ich der erste Europaische Reisende bin, der eine
so weite Reise in diesem Theile der Welt unternimmt, so
will ich den besten Gebrauch von meiner Zeit zu machen
suchen, und nicht länger in Burnu bleiben, als bis Monat
September, da ich mit der, um diese Zeit regelmäßig von
dort nach Sudan abgehenden, großen Karawane meine
Reise weiter sortsetzen werde.
„Was die Maßregeln betrifft, die ich nach meiner
Ankunst in Sudan oder Kaschna treffen werde, so kann
ich noch nichts Bestimmtes deshalb angeben; doch kann ich
versichern, daß es stets mein Bestreben sevn wird, mir
den Beisall der Association zu erwerben. ^
Horneiyann'i Reise.
Il4 Nachschrist
„Betrachten Sie diesen Bries als den letzten sür dieses
Jahr, oder vielleicht als den letzten vor meiner Ankunst in
irgend einem Häven der Küste von Asrik«.
„Am 24. Marz (?) schickte ich einen langen Bries
von Tripoli ab, und da er mit guter Gelegenheit besorgt
worden ist, so zweifle ich nicht an der ersolgten richtigen
Ueberkunst desselben *). Zu dem, was ich in diesem Briese
angesührt habe, süge ich noch hinzu, daß das äußerliche
Mittel, dessen man sich hier bei den Pocken bedient, um
die Augen der Kinder zu erhalten, aus Samsuc (Tama«
rinden) und Zurinbulu Zipollim (Zwiebeln) besteht.
Dieses Mittel soll sehr gute Dienste leisten.
„Wegen der Lustseuche habe ich noch weitere Erkun-
digungen eingezogen und kann hiermit bestätigen, was ich
vorher ansührte, daß Salz und Koloquinten (im Arabi-
schen Handal) hier zu Lande ein spezisisches Mittel gegen
diese Krankheit abgeben und aus die beschriebene Art an«
gewendet werden.
„Zu Folge aller Nachrichten, die ich über diesen
Gegenstand bekommen habe, sind die Eingebornen von
Fessan der venerischen Ansteckung nur Einmal unterworsen.
Es ist merkwürdig, daß, obgleich zwischen der durch die
Karawane von Sudan hierher gebrachten Lustseuche und
der von Tripoli und Cairo ein großer Unterschied Statt
sindet, ein Mensch doch niemals (oder wenigstens sehr
selten) die eine dieser Arten bekommen kann, wenn er
bereits die andere gehabt hat. . ....
, „Vor einigen Tagen sprach ich einen Mann, .der
Hrn. Browne in Darsoor gesehen hatte. Er Hab mir
*) Dieser Bries ist nicht angekommen.
zu Hvrnemanns Reisen. uz
einige Nachrichten in Hinsicht der Gegenden, durch die
derselbe gereiset war, und sagte, die Vereinigung des
Niger mit dem Nil sey nicht zu bezweiseln, aber vor
der regnigen Iahreszeit sey sie sehr unbedeutend, denn der
Niger ruhe in der trocknen Iahreszeit oder sey nov gusn«.
'»Vor nicht langer Zeit geschah dasselbe in Burnu,
was vor Alters in Cairo gebräuchlich war — ein reich
gekleidetes Madchen wurde in den Niger geworsen.
,,Zu Folge der Nachrichten, die ich über Sudan und
dessen Verbindung mit den westlichen und südwestlichen
Küsten von Asrika eingezogen habe, muß die Verbindung
durch Nyffe und Ierba zwöls Mal größer seyn, als die
zwischen Fessan und Sudan.
„Ich empsehle mich Ihrem geneigten Andenken und
bin mit der grüßten Verehrung zc.? v ^.j
... :.i..'. .(unterzeichnet)
Fr. Hornemann.
(Dem Herr» Präsid. Boronet Banks,
K, Gr. Br. wirklichem Gey. Rath, zc.)'' ^
Herr Hornemann hatte, vor seiner Reise »ach
Burnu, die sreundschastlichen Verhältnisse, in denen er
mit verstandigen Pilgern und Kausleuten der Aegyptischen
Karawane stand, so wie auch mit Andern zu Mursuck,
die nach verschiedenen Gegenden Asrika's Handel trieben,
dazu benutzt, sich so gut als möglich von den Gegenden,
die er besuchen wollte, unterrichten zu lassen. Die Re-
sultate seiner Erkundigungen sind zugleich mit seinem
Tagebuche bei uns angelangt und wir theilen sie hier
dem Publikum mit.
Einige Nachrichten
über
das Innere des nördlichen Afrika.
Von ^ ,'
Fr. Hörne mann,
i.
Ueber die Nation der Tibbo und ihre StSmm«.
Im Westen von Fessan bis Süd-Südwest leben die
Tibbo, ein großes merkwürdiges Volk, welches auch das
Land von Fessan bis Aegypten bewohnt, von welchem
letztem es durch eine große Wüste getrennt seyn soll. Die
nächsten bewohnten Oerter, nördlich von Tibbo, sind
Augila und Siwah; gegen Süden wohnen nomadische
Araber; gegen Westen besindet sich, außer Fessan, das
Gebiet der Tuaricks.
Die Tibbo sind nicht ganz schwarz; ihr Wuchs ist
schlank, ihr Gliederbau sein, ihr Gang leicht und schnell;
^ sie haben lebhaste Augen, etwas starke Lippen, kleine, aber
nicht ausgeworsene Nasen und ihr Haar ist kurz, doch
nicht so kraus, wie das der Neger. Sie scheinen viele
natürliche Anlagen zu haben, nur sehlt es ihnen an
Gelegenheit, sie auszubilden, denn sie sind von rohen
Völkern oder Mahomedanern umgeben. Wahrscheinlich
Ueber die Nation der Tibbo und ihre Stämme. 117
sind sie durch ihren Verkehr mit den Arabern, denen sie
Sklaven zusühren, so verderbt worden. Man beschul-
diget sie des Mißtrauens, der.Falschheit und Betrügerei.
Die Fessaner reisen nicht mit ihnen , weil sie besürchten,
aus das Anstisten derselben, übersallen und ermordet zu
werden. ?.-6 5'.'»' ?^ ^iz ..'M
Die Sprache der Tibbo wird mit außerordentlicher
Schnelligkeit geredet. Sie enthält sehr viele Mitlauter,
vorzüglich I. und,8. — Sie zahlen so: <^.^... ^'
, - '. 5' -' Eins ?r«nü ^ '. ,',..-, ? ^1'» ', .-5
.. Vter rü^S
-, IM: Funs A«'" t,-: '»'Z
. "!.-! . , ,^ n^j , !^ ^. <
"'6 «m n,5 ',,'Seh»),M^Kn«/<'u:' ^'^ , ^
Die, Kleidung der Tibbo besteht aus Schassellen, die
sie mit oder ohne Wolle zubereiten, jene sür den Winter,
diese sür Ml- Sommers Die Einwohner der größere»
Orte <odeV auch andere, wenn sie Fessan besuchen) tragen,
wie die Burnuaner, weite blaue Hemden. Um den Kops
winden sie ein schwarzes oder dunkelblaues Tuch,- so daß
man nicht viel mehr von demselben erblickt, als die?
Augen." - ' :«'-!!..«in, n^löH^,,/:;^.?,'
"> Ihre Waffen bestehen aus 6 Fuß langen Lanzen und
aus 15 bis 2« Zoll langen Messern, von denen sie einS
am linken Arme tragen. Die Scheide des Messers ist,
vermittelst eines drei Zoll breiten ledernen Ringes oberhalb'
der Handwurzel besestiget. »' > >' i,^!
Die leeren Räume in der Handschrist sind vom Vers. nicht
ausgesüllt worden. ^' ' '^ - - , 'K.
Ilg 'Ueberdie Nation ' ^ !/
i s-Die Tibbo Heilert sich in mehrere Stämme. Die
vornehmsten sind die Tibbo von Bilma, deren Ober-
haupt in Dyrki wohnt, welches eine Tagereise von
Bilm« entsernt liegt. Weser Stamm ist sehr gemischt,
weil er sich mit Gewalt uuter den Negern niederließ, die
diese Gegend ehemals bewohnten. Noch bis aus diesen
Tag sind die Einwohner, von Bllma größtentheils Neger;
die von Dyrki hingegen sind ächte Tibbo. Bon diesem
Stamme wird Handel zwischen Fessan und Burnu getries
den,, und zwar, wie es scheint, mit großer Sicherheit,
denn sie reisen in kleinen Gesellschasten von acht bis zehn
Mann. Diejenigen Sklaven und Sklavinnen von Burnu,
die in Fessan srei werden, kehren niemals mit ihnen zu-
rück, weil sie besürchten, von ihnen geplündert, wieder
verkaust oder gar ermordet zu werden; sie gehen mit den
Tuaricks nach Sudan und, kehren von hier nach Burnu
zuruck. - , - z- . , nzii.-: ,' „.?!
Die Religion der.Tibbo von Bilm« ist die,Nahom eda«
»ische, die sie aber selbst sür sehr schlecht halten sollen.
Der Stamm,der Tibbo Rschqde oder.die Felsen-
Tibbo. Sie haben diesen Namen, weil sie ihre Hauser
ynjer Helsen erbauen, und auch wirklich noch zum Theil
in Felsen-Höhlen wohnen, vor denen sie Hütten aus einer
groben Binsen-Art ausschlagen, um sich des Sommers
in denselben auszuhalten. Das Oberhaupt dieses Stam-
mes wohnt in Abo, nach welchem Orte Tibesti der
größte ihres Gebietes ist. Die Tibbo Nschade kommen
sehr häusig nach Fessan, wo sie die Kleidung der Tuaricks
zu tragen pflegen; doch bemerkte ich auch einige, die mit
ihren großen Schaspelzen bekleidet waren.
der Tibbo und ihre Stämme. n9
Die Tibbo-Bürgu sollen noch Heiden seyn. Die
Gegend, welche von diesem Stamme bewohnt wird, ist
sehr sruchtbar und reich an Datteln, Waizen und Gras.
Der Sultan von Fessan sendete in diesem Iahre
einige Truppen hierher, die aus 32 Reitern, 7« Arabern
zu Fuß und etwa Z«« Tibbo vom Stamme Rschade be»
standen. Die Gelegenheits-Ursache war, daß einige der
Bürgu eine von Begarmie nach Mursuck reisende Gesell-
schaft Fessaner geplündert Hatten. Die Araber begaben
sich von Mursuck nach Gatron, welches 54 Meilen südlich
von diesem Orle liegt; von hier nach Tegerhi, zz Meilen
süd-südöstlich von Gatron, hieraus nach Abo, in sieben
Tagen, dann in östlicher Richtung, nach Tibesti in drei
Tagen, und von hier nach Bürgu in iK Tagen; aus jede
Tagereise 18 Meilen gerechnet. Sie raubten an 2«« Men-
schen, die sie nach Tripolis sührten und daselbst verkausten.
Die Weiber der Tibbo Bürgu tragen ihr Haar
in Flechten, die sie über die Schultern herabhängen
lassen; den vordern Theil des Kopses scheeren sie kahl.
Man beschuldigt die Madchen, sie würden ost von ihren
eignen Brüdern schwanger. Der Sklave einer meiner
Freunde, der die Sprache der Tibbo verstand, versicherte
mich, er habe ein schwangeres Madchen gesragt, von
wem sie in diese Umstände versetzt worden sey, und sie
habe ohne Bedenken ihren Bruder angegeben.
Weiter gegen Osten von Bürgu, in der Entfernung
von süns bis sechs Tagereisen, liegt Arn«, der Haupt-
ort eines andern Tibbo - Stammes. ( ,
Südsüdcstlich von Augila wohnen die Febabo, die
den jahrlichen Plünderungen der Araber von Bengasi
ISO
Nachricht
ausgesetzt sind. Diese Araber ziehen in Verbindung
mit denen von Augila aus, um Datteln und Menschen
zu rauben, zu welchem Zwecke sie gewöhnlich einige
Hundert Kameele mit sich sühren. Die Einwohner
Zlugilas gaben mir die Entsernung nach dem Lande der
Febabo aus zehn Tagereisen an (21 Meilen aus jeden
Tag), und sagten, in den ersten sechs Tagen sey kein
Wasserplatz anzutreffen.
Die südlichsten Tibbo sind die Nomadischen Tib-
bo, die, wie man mir sagt, im Bahr - el - Gasal,
einem, sieben Tagereisen und nördlich von Begarmie
gelegenen, langen sruchtbaren Thale wohnen.
. . 2.
Nachricht von den Tuaricks.
Westlich und südlich von Fessan wohnen die Tua-
rick, ein starkes Volk, dessen Gebiet gegen Süd-Osten
von Burnu, gegen Süden von Burnu, Sudan und
Tombuctu, gegen Osten von den Ländern der Tibbo
und von Fessan, gegen Norden von einem Theile Fes-
sans und den Arabern, die hinter Tripolis, Tunis und
Algier leben, und gegen Westen durch die großen Reiche
Fez und Marocco begranzt wird. Einzelne Kolonieen
dieses Volkes trifft man auch in Sockna (im Fessa-
nischen Gebiete), in Augila und Siwab, in welchen
Orten die Sprache der Tuaricks die eigene Sprache der
Einwohner ist.*)
.' *) Man sindet hierüber Mehrere« in der Beschreibung meiner
, Reise von Cairo nach Fessan.
von den Tuaricks.
I2l
Die Tuaricks theilen sich in viele Nationen und Stam-
me, die alle einerlei Sprache reden, sich aber in An-
sehung ihrer Farbe und Lebensart, so wie auch wahr-
scheinlich ihres Ursprungs, sehr von einander unter-
scheiden. Da ich hier nur Bruchstücke mittheilen will,
so beschränke ich mich in dieser Abhandlung aus die
Tuaricks von der Nation der Köllnwi und des Stam-
mes Hagars. Diese sind von schlankem Wuchse, mehr
groß wie klein, von nervigem Gliederbaue und sehr
gelenk. Ihr Gang ist schnell, aber sest, ihr Blick ernst
und ihr ganzes Wesen äußerst kriegerisch. Gebildet
und ausgeklart würden sie, bei ihren natürlichen An-
lagen, vielleicht eins der vorzüglichsten Völker der Erde
^seyn. Sie stehen in Ansehung ihres moralischen Charak-
ters in sehr gutem Ruse, besonders die Kölluwi.— Die
westlichem Stämme dieses Volkes sind weiß, so weit
ihre Lebensart und das Klima es verstattet. Die Köllu-
wi, die das Reich Asben stisteten, Agades eroberten
und sich mit den Einwohnern vermischten, sind von
verschiedener Farbe. Viele derselben sind schwarz, doch
ihre Gesichtszüge nicht negerartig; die Hagara und
Matkara sind von gelblicher Farbe wie die Araber. Nahe
bei Sudan giebt es vollkommen schwarze Stämme.
Die Kleidung dieses Volkes besteht aus weiten dun-
kelblauen Beinkleidern, aus einem kurzen engen Hemde
von derselben Farbe mit weiten Aermeln, die sie am
Nacken so zusammenbinden, daß die ganzen Arme srei
sind. Den Kops umwinden sie mit einem schwarzen Tuche,
und zwar so, daß man das Ganze in der Ferne sür einen
Helm nimmt, denn man sieht von dem Gesichte nichts als
12«
Nachricht
die Augen. Da sie Mahomedaner sind, so scheeren sie ihr
Haar ab, doch lassen sie einiges aus dem Scheitelstehen.
Um diese stehen gebliebenen Haare missen diejenigen,
die keine Mützen tragen, ihr schwarzes Tuch so^ geschickt zu
winden, daß es wie ein Helmbusch aus dem Kopse liegt.
Um den Leib tragen sie einen dunketsarbenen Gürtel und
über die Achseln herab hangen an verschiedenen Schnüren,
ein Koran in einer ledernen Tasche, zehn bis zwöls an ein-
ander gereihete kleine lederne Säcke mit Amuleten u. s. w.
In der Hand tragen sie stets eine süns Fuß lang«, sehr
zierlich gearbeitete Lanze. Ueber den rechten Ellenbogen
am Oberarme besind« sich ihr Nationalzeichen, ein dicker
schwarzer oder dunkelsarbener Ring von Horn oder Stein.
Ihr Oberkleid ist «in Sudanisches Hemd, über welches
«in langes Schwert von der Schulter herabhängt. '-- ^
Die reisenden Kausleute dieser Nation sühren Feuer-
gewehre bei sich, die übrigen bedienen sich nur ihres
Schwertes, der Lanze und des Messers, welches sie, w?e
die Tibbo, am linken Arme tragen. Die Heste der Messer
sind sehr sein, denn diese Leute wissen dem Kupser dieselbe
glänzende Farbe mitzutheilen, die man ihm in England
ziebt; doch halten sie diese Kunst sehr geheim.
Sie treiben Handel zwischen Sudan, Fessan und
Gadames: ihre Karawane belebt Mursuck, denn sie lieben,
wie die Sudaner, Gesellschast, Gesang und Musik; ohne
sie ist jener Ort äußerst öde.
DieTuarick sind nicht ohne Ausnahme Mahomedaner.
In der Gegend von Tombuctu leben die Tagama, welche
weiß und ,'m Heidenthume sind. Diese haben wahrscheinlich
Gelegenheit zu der ungegründeten Behauptung gegeben,
von den Tuaricks.
aus die mich verschiedene Gelehrte ausmerksäm Machten,
daß es weiße Christen in der Nachbarschast von Tombuctu
gäbe. Der Ausdruck Na za ri (Eh,isten), der sicher diese
Fabel erzeugt hat, wird von den Mahomedanischen Ein-
wohnern Sudans sür Ungläubige überhaupt gebraucht.
Der größere Thcil der östlichem Tuarick sührt ein
nomadisches Leben; die Zahl der Einwohner ihrer Städte
ist mithin verschieden. GH ad, z. B., ein Ort im Gebiete
der Hagara, besteht nur aus etwa 25 bis z« Häusern,
^, zur Zeit des Marktes aber, der sehr beträchtlich seyn soll,
begeben sich mehrere Hundert Manner mit ihren ledernen
Zelten dahin, und verweilen einige Zeit daselbst.
Tombuct« — Hauff« oder Sudan — Nachricht von den ^ -
Eingebornen.
Hinter diesen Landern liege ^ombuctu, von dem ich
weiter nichts sagen kann, weil die Nachrichten, die ich
darüber erhalten, habe, äußerst unbestimmt sind. Der
Grund davon ist, daß zwischen dieser Gegend und Fefs«k
nur wenig Verkehr Statt sindet. Uebrigens leidet es keinen
Zweisel, daß Tombuctu die merkwürdigste und vorzüg-
, lichste Stadt^hes ganzen innern Asrika's ist.
Oestlich von Tombuctu liegt Sudan, Haussa oder
'Asnu; der erste ist der Arabische, der zweite der im Lan-
: ie.felbst g«br««hliche und der-letzt« der Burnusche Name.
Ich wähle von diesen drei Namen den zweiten, als den
bestimmtsten. Der Araber versteht nämlich unter Sudan
alles von Ghadum gegen Süden gelegene Land; der Bur-
Tombuctu —
nuer nennt eigentlich nur Kano und Kaschna und die
diesen Reichen östlich gelegmen Länder Asnu, unbestimmt
geredet begreist er aber auch Tombuctu mit darunter.
I» Ansehung des Landes, welches die Einwohner
selbst Hsussa nennen, hatte ich!— wie ich denke — sehr
glaubwürdige Gewahrsmänner.. Einer derselben, ein
Warabut, gab mir eine Zeichnung; von der-, Lage'5er
verschiedenen Reiche gegen einander. Ich theile sie hier
mit, wie ich sie von ihm empsieng.
I ,
Das von der gröber» Linie eingeschlossene Land ist
Haussa; mein schwarzer Freund rechnete, wie man sieht,
Asben nicht mit dazu. !...!
Haussa oder Südan zc. i«5
Alle diese Reiche werden von Sultanen beherrscht,
von denen der zu Kaschna und Kano die mächtigsten
sind. Sie entrichten alle, aus Zwang oder Staats-
klugheit, Tribut an Burnu, ausgenomnen Cabi und
Nyffe, welche Lander zu weit von jenem Reiche entsernt
liegen. Guber bezahlt überdies Tribut an ASben. Zam-
para macht mit Guber ein Reich aus; der Sultan des
letzteren Landes eroberte nämlich jenes vor einigen Iah-
ren, tödtete den Sultan desselben und verkauste von
den Eingebornen so viele, als er gesangen nehmen
konnte. ^
Die Haussaner sind zwar Neger, aber nicht völlig
schwarz. Sie sind das ausgeklärteste Volk des Innern
von Asrika und unterscheiden sich von ihren Nachbaren
durch einnehmende Gesichtszüge, die Nase ist klein, aber
nicht eingedrückt und der ganze Körperbau gesälliger, als
der der übrigen Neger. Ihre Liebe zu Vergnügungen,
zu Gesang und Tanz ist ungemein leidenschastlich, doch
ist ihr Charakter dabei sanst und menschensreundlich.
In Ansehung des Kunstfleißes in Bearbeitung der natür-
lichen Produkte des Landes übertreffen sie die Fessaner
bei weitem, und wirklich bekommen auch diese einen
großen Theil ihrer Kleidung und ihres Hausgeräthes,
von den Sudanern. Sie wissen ihre Zeuge aus alle
Art zu särben, nur nicht scharlachroth. Ihre Methode, das
Leder zuzubereiten, ist so vollkommen wie die Europäische,
nur ist sie beschwerlicher. — Wir haben die unrichtig-
sten Begriffe von diesem Volke nicht allein in Hinsicht
seiner Kultur und natürlichen Anlagen, sondern auch
in Hinsicht aus seine Starke und den Umsang seiner
i«6 ^ - Burnu
Besitzungen, welche letztere bei weitem nicht so beträcht-
lich sind, als wie wir sie uns vorstellen.
Ihre Musik ist wie ihr Gesang, in Vergleich«»«, mit
der Europäischen, unvollkommen, dessen ungeachtet wis-
sen aber die Hausaerinnen ihre Männer dadurch bis zu
Thränen zu rühren, und ihren Muth zur Raserei zu
entflammen. Die öffentlichen Sangerinnen werden Ka-
danka genannt.
,' , , '.
BMW und die umliegenden Gegenden. ^
Oestlich von Haussa liegen die Besitzungen des Sul-
tans von Burnu, dessen Haupt-Orr B ü r n i (d. i.
Stadt) genannt wird. Dieses Gebiet scheint sich seit Leo
Asricanus Zeiten sehr ausgebreitet zu haben, da jetzt
mehrere Reiche dazu gehören, die er als unabhängig an-
zieht, z. B. Edrisi's Cauga u. s. w.
Der Sultan von Burnu wird sür den mächtigsten
in jenen Gegenden gehalten; alle benachbarten Reiche
entrichten ihm Tribut. Er besitzt wirklich einen großen
Umsang von sruchtbarem Lande, doch gründet sich sein
Ansehen mehr aus die immerwahrenden Uneinigkeiten sei-
ner Nachbaren, als aus diese Besitzungen.
Die Burnuer sind schwarzer als die Haussaer und
wirklich vollkommene Neger. Sie sind von stärkerem
Gliederbaue als diese, sehr unverdrossen in Arbeiten, ob-
gleich ihr Temperament im höchsten Grade phlegmatisch
ist; auch sind sie im Ganzen roher und ungebildeter
als die Haussaer. Die Männer lieben Frauenzimmer
und die umliegenden Gegenden. 127
von starkem Wuchse, die Sudaner hingegen ziehen die
schlanken vor. ^ , .
Das einzige Nahrungsmittel der Burnuer ist Mehl-
brei und Fleisch; ihr Getränk ist eine berauschende Art
Bier, welches zugleich sehr nahrhast ist. .
Kupser ist das vorzüglichste Produkt des Landes, und
man soll es in kleinen Stücken gediegen vorsinden. Was
in Tombuctu und Haussa das Gold ist, ist in Burnu
das Kupser; der Werth der Waaren jeder Art wird
nach Psunden dieses Metalls bestimmt.
Nördlich von der Hauptstadt dieses Reichs liegt
Kanema, welches von der Kojam - Nation bewohnt
wird, die ihren Namen von ihrer Nahrung bekommen
hat, die aus Kuhmilch und Rindfleisch besteht. Nord-
östlich liegt Begarmie, dessen Hauptstadt Mesna
heißt. Beide Gebiete sind abhängig von Burnu. Be-
garmie ist seines ansehnlichen Sklaven - Handels wegen
sehr berühmt, vielleicht hauptsachlich aus dem Grunde,
weil hier die meisten Knaben verschnitten werden.
Südlich von Burnu liegen Margi und Saug«;
gegen Westen Unguru (Wangara), welche durch
Statthalter des Sultans regiert werden.
. , - - , i
's-'
Fidri — Metko — Darsnr.
Gegen S. O. von Begarmie liegt Liessi, von den
Eingebornen Fidri, von den ihnen östlich besindlichen
Völkern Cugu genannt. Die Besitzungen des Sultans'
Fidri — Metko ,c.
von Fidri liegen um einen Landsee her, der denselben
Namen sührt. Ehemals war dieses Rcich eins der mäch-
tigsten; jetzt hat es aber durch die Eroberungen der Sul-
tane von Begarmie und Wadey sehr am Umsange ab-
genommen. Die Einwohner leben in Strohhütten, welche
sie den steinernen Gebäuden vorzuziehen pflegen, und
scheinen überhaupt noch aus einer sehr niedrigen Stuft
der Kultur zu stehen. Man sindet in diesem Lande kein
Salz, außer in einigen Pflanzenz die Einwohner ver-
brennen daher, um es zu bekommen, große Hausen
des getrockneten Gassab, schütten die Asche in Körbt
und gießen Wasser daraus, welches sie beim Hindurch-
rinnen aussangen und einkochen, bis das Salz an-
schießt.
Südöstlich von Fidri liegt Metko, ein kleines un-
abhängiges Reich in einer gebirgigen Gegend. Gegen
Osten liegt Wadey, welches ehemals aus vielen klei-
nen Staaten bestand, die nachher aber von Arabern
erobert und zu einem Reiche vereinigt wurden. Die
Hauptsprache in diesem Lande ist die Arabische; es giebt
aber außer ihr mehr als zehn andere Sprachen daselbst. —
Gegen Norden von Wadey bis Bergamie leben noma«
dische Araber.
Oestlich von Wadey liegt Darsur, aus welchem
Reiche ein Fluß kommt, dessen User sehr reich an Zucker-
rohr sind; er fließt durch Wadey und ergießt sich in die
rlen erwähnte Fidri-See. Den Umsang dieses Sees
hat man mir sehr verschieden angegeben, welchis mir
nicht aussallend war, da ich wußte, daß er sich in der
Regenzeit um die Hälste vergrößert. Die Angaben in
Flüsse in Haussa.
Ansehung des Vmsangs waren von vier bis zu acht Ta-
gereisen, i'n: « z
- 5 '- ,,I
. ^ . ^ , ,?Ä . '' !S
- , - «'üffe in Hau««. j^j
Der Fluß, den Herr Park aus seiner Reise n«chÄ»rw>
buctu gesehen hat, fließt südlich von Haussa. Er wassert
Nyffe und Cabi, wo er den Namen Gülbi hat, und
fließt dann östlich in das Reich Burnu, wo man ihn Zad
nennt, welches das große Wasser bedeutet. Auch in
einigen Gegenden von Haussa nennt man ihn Gaora,
das große Wasser. 'v-' , ,'^.4.
AUeBurnuer und Haussaer, bei denen ich mich wegen
des sernern Lauses dieses Flusses erkundigte, sagten ein«
stimmig, „er fließe durch die Lander der Majus (Heiden)
«verändere bei Sennaar (andere sagten bei Darsur) seine
„östliche Richtung, und nehme seinen Laus nach Cairo>«S
„er scy mit dem Aegyptischen Nil ein und. derselbe Fluß."
Nur ein Mann aus Osiut in Aegypten, der mebnN«l?
Reisen nach Darsur angestellt hatte, von Darsur südlich
gegangen war, um Sklaven auszutreiben und jetzt über
Wade», Fidri und Begarmie nach Fessan kam, benach«
richtigte mich, der Fluß, den man Ba hr, el - Abiad
nennt, sey einer und derselbe mit obigem Flusse. — Ueber
eine große inländische See habe ich nichts ersahren können,
ungeachtet ich alle mögliche Nachsrage deshalb anstellte.
Außer diesen beiden größern Flüssen giebt es in Haus-
sa' Noch sieben andere kleinere, die sich in den Gülbi er-
gießen. Nahe bei Berk«, nördlich von Burnu, gi«bt eS
H«r»emaim'S «eise. I
IZO Flüsse in Haussa.
einen Fluß, welcher vor einem Gebirge verschwindet; er soll
sich in die Erde stürzen. Alle diese Flüsse sind sehr schwach
in der dürren Iahreszeit, schwellen aber zur Regenzeit
außerordentlich an. 'Die Breite des Zad bei Burnu gab
man mir zu einer Meile an, andere sagten indeß, er sey
zwei Meilen breit. Zur regnigten Iahreszeit soll seine
Breite eine Tagereise (acht Stunden) betragen. Ziffer
Mitte dieses Flusses halten sich immer die Büdumä aus,
ein heidnisches Volk, welches sehr roh ist.
« ,: ''-' - '- ,
>,'
. Diese wenigen Nachrichten sind die vorzüglichsten von
denen, die ich über das Innere von Asrika einsammeln
konnte. Erzählungen von Menschen mit Schwänzen,
ohne Hälse, ohne Haare, von Menschen die nicht aus dem
Lande, sondern nur in der offenen See leben u. s. m., über«
gehe ich. Es würde mir sehr leicht seyn, Ihnen eine
Mevge Briese über das Innere von Asrika zu schreiben,
ober ich würde dann auch eine Menge unbestimmter
Nachrichten einsenden müssen. Ueberdies hoffe ich ja
»ach England zurückzukehren, und sür diesen Fall habe
ich doch billig Einiges auszubewahren, was meine Rück-
kehr rechtsertigen kann. ,' !: ,,z, . '..i,Z
Wenn ich nicht in meinem Unternehmen umkomme,
hoffe ich in süns Jahren die Societat mit den kurz
beschriebenen Völkern und Landern näher bekannt zu
machen. 1798. i, ,-»»
t', ,, (unterzeichnet),,.„.
. Friedrich Hornema»«.'
>uszug eines, obige Nachricht begleitenden, Briese«,, datirt
Tripolis den 19. August 1799, ,
„Eils Tage nach unserer Abreise von Siwah (in
Vier derselben hatten wir in einer Wüste 18 Stunden
täglich zurückgelegt) kamen wir in Augila an, einer
elenden kleinen Stadt, die zu Tripolis gekört. Nach
einer weiteren Reise von 76 Tagen erreichten wir Temissa,
das erste Fessanische Dors. Wir reiseten sieben von diesen
16 Tagen in einer schwarzen selsigten Wüste, die sicher
eine der traurigsten Gegenden der Welt ist. Wahr,
scheinlich ist sie durch eine vulkanische Revolution entstan-
den. Sie heißt Harutsch und dehnt sich sehr weit nach
S. W. aus. :. ,,':^
„Bon Temissa begaben wir uns über Jutta, Tuila
und Tragan nach Mursuck, welches auch Fcssan und von
den Burnuern Zela genannt wird. Diese Stadt liegt in
25° 54' > 5" nördlicher Breite.
„Was das Innere von Asrika betrifft, so habe ich
alle möglichen Erkundigungen deshalb eingezogen und
»erde Ihnen die Resultate derselben mit erster Gelegenheit
zukommen lassen. Nehmen Sie sür jetzt, über diesen Gegen-
stand solgende Nachrichten an.'
„Der Fluß, den sie Niger nennen, der in Sudan
Gulbi oder Gaora, in Burnu Zad heißt, ist ein sehr
großer Strom, in welchen sich mehr als zwöls andere er»
gießen. Er kommt von Tombuctu, wie man ^mir sagt,
läust südlich von Haussa (oder Sudan) zum Gebiet vo»
Burnu, wo er eine südlichere Richtung annimmt und
dann (wenigstens sand ich keinen Menschen, der das Gegen«
theil behauptet hätte) südlich von Darsur in den Nil sällt.
3 »
!Z» Auszug
Roch ein anderer Fluß kommt von Darsur; er fließt
Wadey und Metko vorbei und ergießt sich zuletzt in die
große See Fiddri in einem Reiche, welches von den Ein-
wohnern desselben Fiddri, von den östlicher wohnenden VöK
kern Cougu und von denen gegen Westen Liesst genannt
wird. Die Fiddri - See hat vier Tagereisen im Umsange,
weit mehr aber, wenn sie zur Regenzeit ausgedehnt ist,
da sie einen großen Theil der umher liegenden Gegenden
überschwemmt. Wenn das Wasser wieder abgelausen ist,
wird das Land bearbeitet und besäet.
. „Nahe bei Mesna, der Hauptstadt von Begarmie,
läust noch ein anderer Fluß, der aber nur zur regnigten
Iahreszeit betrachtlich ist. Bahr - el - Gazelles oder Wad»
el - Gazelles ist kein Fluß, sondern ein langes sruchtbares
Thal, das von nomadischen Tibbo bewohnt wird, die ihre
Häuser aus Hauten versertigen.
,,Burnu ist das mächtigste Reich im Innern von Asrika.
Aus seinen Sultan solgt, in Ansehung der Macht, der
Sultan von Asben, der zu Agades residirt. Die Könige
der Länder, aus denen Haussa besteht, bezahlen alle
Tribut an Burnu; diese sind Kaschna, Daura, Keeno,
Sosau, Noro, Nysse', Gauuri, Cabi, Guber.
öansara gehört mit zu Guber. Kaschna giebt als jähr-
lichen Beitrag io« Sklaven u. s. w. Einige dieser Land»
entrichten Tribut sowohl an Burnu als an Asben. Die
Könige von Asben und der größte Theil der Nation sind
Tuaricks, vom Stamme Kolluwi. — Mele der Tuaricks
in der Gegend von Tombuctu, so wie auch ein nahe bei
Burnu wohnender Stamm sind so weiß, wie die Araber
der nördlichen Küste von Asrika. ... .,. . ..
eines Brieses. 5ZZ
„Begarmie entrichtet gleichsalls Tribut an Burn«.
Ungura (ohne Zweisel Wangara Leo Asr.) unb
Cougu werden durch Beamte des Sultans regiert.'!
„Es ist die gewöhnliche Meinung der Einwohner vsg
Burnu und Fessan, daß beide Länder (nach unserer Art.
zu reden) unter demselben Meridiane liegen. Burnu ist
ig Tagereisen von Kaschna entsernt; wenn man sehr lang-
sam reiset, 2« Iisturnies oder etwa zz« Engl. Meilen;
Die Entsernung Fiddri's von Burnu ist in N. O. 25 Tagej
reisen. Die Einwohner Fiddris haben kein anderes Salzji
als das, welches sie aus der Asche gewisser Wanzen
ziehen.^ '.'p..^.':-. / >^,,.^,!.-,Z^ zchiii »nly
< „Ein großer Theil der Einwohner Wadeys? so wK
auch ihr König, sind Araber. .... . - - ^ ^ k.,5. n„
0. »In, der Richtung v. S. W. von Augila , in eineK
Entsernung von 1« Tage» oder 2«, Meilen, wohne»
die Febabo., und einige Tagereisen weiter.südlich,, die
Birgu. Beide Nationen gehören zu den Tibbo und
sollen Hetzen seyn. Ihr Land ist sehr schön und srucht-
bar. Es ist sonderbar, daß die Augilaer, wenn sie von
diesen Stämmen reden, beinahe dieselbe Vergleichung
anstellen, deren sich Herodot *) bedient, wenn er der
Aethiopischen Troglodyten erwähnt, wie sie von
den Gciramanten versolgt werden; „daß ihre Sprache
dem Pseisen der Vögel ähnlich sey."
„Die merkwürdigste NationAsrika's sind die Tuaricks.
Leo Asricanus nennt sie Terga — Sie
sind im Besitze der ganzen Gegend zwischen Fessan,
5) Uerockot. IVlelxom. «. I8Z.
IZ4 Auszug eine« Briese«.
GadameS, Marocco, Tombuctu, Sudan, Burnu und
dem Lande der Tibbo. Sie theilen sich in verschiedene
Nationen, von denen die Kolluwi in Asben und die
Hagar« in der Nähe von Fessan die vornehmsten
sind. . ,
„Christen und geschwänzte Menschen möchten wohl
schwerlich in Asrika zu sinden seyn. Die Mahomedaner
nennen nicht allein die Christen Nazari, sondern auch
jedes andere Volk, das eine verschiedene Religion von
der ihrigen hat. Von geschwänzten Menschen ist mir
nichts zu Ohren gekommen, ausgenommen die Nachricht
eines nicht besonders glaubwürdigen Menschen, der die
Gegend, wo sie wohnen sollten, aus zehn Tagereisen südlich
von Kano angab. Er nannte sie AemVem, und sagte
sie seyen Menschensresser. Innerhalb zehn Monaten hoffe ich
Mich nicht weit von jener Gegend zu besinden. ,
",Lch schließe diesen Bries und hoffe u. s. w. . - .'
Friedrich Hornemann.
Geographische Erläuterungen^. ^>
des
Hornemann'schen Reiselaufes
- triebst Beitragen' ^^.^
. . zur allgemeinen Geographie von Afrika; ^
vom
Major R e n n e ll. *) . „.
, ... ,. '.- ''^ ^ '-
- ,, Erstes Kapitel. - '- ^ . -
Bei gegenwärtiger Anordnung der Hornemann'schen
Beitrage zur geographischen Kenntniß des Innern von
Asrika werde ich mich, so viel wie möglich, aus allgemeine
Behandlung d«s Gegenstandes beschränken, und mir dio
»eitere Auseinandersetzung desselben bis zur Ankunst
mehrerer Materialien vorbehalten. So schätzbar die,
Nachrichten sind, die Herr Hornemann bis jetzt ein«
*) Die geographischen Metten, dexen in diesem «ussaje Erz
wihnung geschieht, sind durchaus die von mehrerea'italieni»
schen, sranzösischen und englischen Geographen gebrauchten,
»on denen So aus einen Grad de« AequatorS gehe». Di«
köggen sind vo» Greenwich gijöhlt.
iz6 Geographische Erläuterungen
gesendet hat, so enthalten^Mdoch keine sehr reiche AuSi
beute sür die mathematische Erdbeschreibung. Glück,
licherweise setzen mich indeß die Bemerkungen des Herrn
Browne und Anderer in dm Stand, mehr Vortheil
aus denen des'HevrK Hornemann zu ziehen, als ich
aus ihnen allein es zu lhun im Stande gewesen wäre.
.Die geogrqphi/che Lage Cairo's, Alerandria's und
Feffan^ h«>, -n^lter'en >vnd wahrscheinlich genauer«!
Nachrichten zu Folge,, in der gegenwärtigen Charte *)
einige Veränderung erlitten. Cairo ist, nach Französischen
Beobachtungen, zwei und Alerandria iz Min. weiter
westlich; Mursuck, Fessans Hauptstadt, zu Folge eines all-
gemeinen Resultats der verschiedenen Angaben, z9 geogr.
Meilen wiiter ^Kr?ösr!icr) niedergelegt worden. Einig«
andere unbedeutende Veränderungen sind auch in An-
sehung der Lage Siwahs und El - Baretons oder Paräto«
Niums gemacht worden, die man aher, in Hinsicht aus
die Erdbeschreibung im Allgemeinen, nur als Schatten
M'We?siWvnMt betrachten kann. -
"- Die vorzüglichste Veränderung betrifft Mursuck, wel«
ches, vorigen Nachrichten z« Folge, genau südlich von
Mesurate liegen sollte. Diese Veränderung gründet sich
aus Aornemann's Linie der Entsernung, nach welcher man
die Läng« des Weges zwischen Aegypten und Fessan beinahe
üus2Z geographische Meilen geringer annehmen muß, als
jene Lage es ersordert; welches indeß, bei mehr als 8«« M.,
Nicht sehr etMlich ist. Wir dürsen annehmend daß Hor«
nemann's Zeit, obgleich er nicht ganz genau dabei zu
Man sehe die Charte von Fr. Hornemann's Reist und di«
Generalcharte von Asrika, am Schlusse.
des Horntmann'schm RtiselaAfts ,e. tz^
Werfe gehen konnte, doch nach den bloßen Gerüchten in
Ansehung der Bestimmung der Lage und Entsernung vo»
Mesurate aus, in der Entsernung von 17 bis ig Tage«
reifen, um Vieles vorzuziehen sey. ,^ -,' .<
Ich werde damit ansangen, Hornemann's Weg von
Aegypten nach Fessan zu versolgen und mache in biesep
Hinsicht vier Abtheilungen: 1) von Eairo nach Siwah»'
2) von Siwah nach Augila, z) von Augila nach Feffan
und 4) Bemerkungen über die Lage Mursucksi'
I. Cairo bis Siwah.
Man kann die Zeit, die Hornemann aus dieser Route
zubrachte, ungesähr aus isz Stunden*) annehmen^
welches, bei 2,05 geogr. Meilen, als dem gewöhnlichen
Verhältnisse des Fortrückens der Karawane, aus'gerade
Entfernung zurückgebracht, gleich 252 geogr. Meilen ist.
*) Hornemann war unglücklich genug, seine Papiere bei Schills
tha, drei Tagereisen «Kerhalb Simah, zu verlieren; ss daß,
er die Zeit vor diesem Zusalle, nach dem Gedächtnisse nie»,
dergeschrieben haben muß. «eine Seit zwischen Eair« Urlb
Siwah ist aus solgende Weise angegeben: 'j.? 'c^'
'„ ^ Eair« nach Wady-el^Latron oder zum Natron» , ..,,1 ,> i
Thale, ungesähr / , . . 19 Stunden.
Su einem Sandberge (wahrscheinlich der
Bergrücken zwischen dem Skatron > Thal«
und dem Bette des Bahr» bela»ma) . 4 ——
Räch Muhabag . . . , ° , iz
ü'l.i . , —', Mogara .. .. . , , . . . ..,tzH.,'.«-^ -
— Biljoradeck . . ... . , . k6.^»^»^,, -
Räch einer Station aus den Bergen vo» Um»
mesogeir', welches ihm aus 40 Stunden'
oder mehr angegeben wurde, etwa . 414 —,
Räch Ummesogeir ..... g ——
— Siwah so -—
Summa lsz Stunden.
IZ3 , - Geographische Erläuterung,»''
Rechnet man 2^ brittische Meilen aus die Stunde, wel«
ches die gewöhnliche Weg - Entsernung ist, unv ^? sür die
Krümmung des Weges (die Wege in der Wüste lausen in
sehr gerader Richtung) ,so hat man 255. Nun giebt aber,
Browne's Weg längs der Seeküste von Alexandria aus
und dann landeinwärts in der Gegend von Paratonium,
etwa 259^ Meilen oder 6^ mehr als die niedrigste dieser
Berechnungen, 4^ mehr als die höchste. Browne'S Weg
lies zuerst längs der Seeküste 75^ Stunden, von ha begab
er sich unter S. 19 W. in 62^ Stunden nach Siwah, in
der ParaMe von 29°i2' zu Folge der Beobachtungen.
Bringen wir die Biegungen der Küste mit in Anschlag,
die er beinahe den ganzen Weg hin versolgte, so dürsen
wir vielleicht die gerade Entsernung aus nicht mehr als
144 oder 145 geogr. Meilen ansetzen. , , ^ ."
Seine Station an der Küste, etwa 2« Meilen östlich
von Parätonium, sollte, Herrn d'Anville zu Folge, in der
Br. zi°7' seyn, so daß die Direktions Linie (tke besring)
von S. 19 W. die Parallele von Siwah in der Lange
»6° 24/ durchschneidet. Meine vorige Bestimmung in der
Erdbeschreibung des Herodot ist 26"si'zo". Da Herr
Hornemann keine Ansprüche aus vollkommne Genauigkeit
in Ansehung der Zeitbestimmung macht (wahrscheinlich weil
er seine Papiere eingebüßt hat), so nehme ich Browne's
Bestimmung der Lage an, die, wie ich gezeigt habe, nur
um 4z Meilen von der andern abweicht.
Ich kann hier nicht unbemerkt lassen, daß die Ein«
wohner von^Siwah die Entsernung Cairo's von diesem
Orte nur aus zwöls Tagereisen ansetzten; es ist indeß noth«
wendig zu untersuchen, was sür Tagereisen sie verstanden
de« Hornemarm'schen Reiselauses ,c. !Z9
haben, weil wir sonst unmöglich Folgerungen aus solchen
Angaben ziehen können. Die Rede kann hier nur von
jenen leichten Reisenden seyn, deren Gesellschast aus weni-
gen Personen besteht; nicht aber von Karawanen, bei
denen, unter der großen Anzahl, nothwendig einig«
Kameele seyn müssen, die sich langsam bewegen, und
nach welchen sich die ganze Karawane richten muß« dev
vielen Zusälle nicht zu erwähnen, durch die der schnellere
Fortgang derselben unmöglich gemacht wird. Die Siwa»
her gaben die Dauer solgender Reisen so an: .' . ! ,<.'
Gon Siwah nach Charje in der größern Oasis 12 Tage
Derna - - -
'Fajume (durch die kleinere Oasis) 12
Cairo - > « » j,'^^,)!
"Das Mittel von diesen giebt etwa 20,6 g. M. des
Tages; die Reisen nach Charje und Fajume geben
die anderen 21^. ^) Da Siwah gerade zwischen Derna
und der größeren Oasis liegt, so haben wir eine Linie von
26 Tagen, in Hinsicht aus die Entsernung, hinlänglich
bestimmt, und auch hier ist das Resultat 206. Zwöls sol-'
cher Tage würden nur 247 sür die Entsernung zwischen
Cairo und Siwah ausmachen; so daß also Tagereise» von
21 z ersordert werden. Plinius **) giebt zwölsTagereisen
zwischen Memphis und Zlmmon an, welches 2i g. M^ sür^
jeden Tag ersordert.
- '.. > . , . ,'
Die gewöhnliche Karawanen»Tagereise von 8 Stunden,
scheint an 20 brittische Meilen, der Straße nach, zu
seyn, und in gerader Entsernung durch die Wüsten, etwa
16z oder i6H geographische Meilen.
") ?Iin. lib. V. O>o. y.
14a Geographische Erläuterungen '^
Noch eine andere Angabe der Entsernung haben wir,
und diese ist: sunszehn gewöhnliche Karawanen- Tage«
Reisen, zu i6z oder l6j. Das Resultat davon ist »474i
welches den zwöls Tagen des leichten Reisens ungesähr
gleich ist, ....... -...' .4
Es ist möglich, daß ich durch 2594 die Entsernung
etwas zu hoch angesetzt habe; aber ich weiß nicht, wie ich
mir Browne's Linie von der Gegend von Parätonium er«
klären soll, wenn ich bedenke, daß Hornemann sein«
Zeit nach dem Gedachtnisse angegeben haben muß« Auf
keinen Fall kann die Lage Siwahs um viele Meilen ver-
schieden seyn; so lange indeß die Langen der Ocrter an der
Eeeküste ungewiß bleiben, wird man der Wahrheit nicht
leicht näher kommen können. ^.. ^
Browne hat, wie es sich zeigt, von seiner, Station
in der Breite 28°4«' und nicht weit S. W. von Siwah,
17 Tagereisen nach Alexanvria gehabt. Das Resultat
ist sür jeden Tag izz Meilen; da aber Browne den ganzen
Weg über sehr krank war, so ist es höchstwahrscheinlich,
daß seine Begleiter von ihrer Geschwindigkeit nachgelassen
haben. - . . . - ^
II. Siwah bis Augila. ?^
Ho'nemann's Zeit von Siwah bis Augila ist 87S.
Stunde*), welches, zu 20,5 g. Meilen, 179,35, nach,
der Entsernung des Weges aber, zu 2Z britt. Meilen,.
Bon Eiwah zum Tbale von Schiatha . 2Z Stund«.
Nach Torsaue'i'- .". » . Sj
Durch die Wüste zu einem Wasserplatze an der
Glänze von Augjla .... 49 ——
Nach Zlugila . . , ., y
Eumma s?z St«nden.
des Hornemann'schen Reilelauftt ic. 14!
»grZ giebt: Nach Hornemann's r l Mittel-Tagen zu 16z,
kommen gleichsalls igij heraus. Die Arabischen Erd«
befchreiber setzen zehn Tage, jeden zu 19 g. Meilen,
welches gleich ist i9o. Auch Herodot giebt zwischen
Ammon und Augila 10 Tagereisen an. ^ .
Es ist zwar gewiß, daß Beausoy's Handschriften
iz Tagereisen angeben, nämlich durch Gegabib (das
Dattel-Thal), welches, zu Folge der Belehrung, die
uns Browne darüber giebt, nordwestlich von Siwah liegf,
dahingegen der gewöhnliche Weg, über Schiatha, weft«
wärts sührt; wir können indeß kaum annehmen, daß die
nördliche Straße zwei Tagereisen weittr um sey, als die
andere. Freilich mag Hornemann, der seine Papiere zu
Schiatha verlor, nachher seine Bemerkungen über die Zeit
während der drei ersten Tage bis zu jenem Orte, nicht
genau im Gedachknisse behalten haben. Ich habe, diese«
zu Folge, als das Mittel zwischen Hornemann's und
Edrisi's Angabe, >8b angenommen.
Hornemann konnte keine genugthuende Nachrichten
wegen der Entsernung von Augila nach Bengasi an der
Seeküste einziehen. Edrisi giebt von Barr« aus 10 Tage«
reisen an: aber diese, jede zu i9 gerechnet, treffen die
Linie von Siwah in Z«" 7', welches die Richtung desselben
von letzterm in W. >8° N. setzt; da es doch die allgemeine
Meinung zu seyn scheint, daß beide beinahe in derselbe»
Parallele liegen. *)
"Delisle und d'Anville geben eine weit größere Ent«
sernung an, als Eorisi. D'Anville giebt »15 von Barca
*) Xbulseda und Ptolemiu« gebe» es s« an, und Sedyard hört«
diesebl« Angabe zu Sair«. ^ , > ^ .
14» Geographische Erläuterungen
an, welches der Wahrscheinlichkeit gemäß ist; vielleicht ist
seine Angabe aus die Berichte neuerer Reisenden gegründet.
Die Linie dieser Entsernung trifft mit der Linie i«6 von
Siwah in der Br. 29° z«', L. 22° 5«' zusammen. In
dieser Lage ist seine Direktion von Siwah etwa in W. ^N.
,,,. Ptolemäus giebt Z° 16' Differ. der Br. zwischen
Derna (Darnis) und Augila, welches letztern Ort, aus
unserer Charte, in 29^° bringen würde. Auch macht er
die Direktionslinie zwischen Ammon und Augila beinahe
parallel mit der Seeküste, zwischen Parätonium und
Derna; und es ist gewiß, obgleich Pkolemäns verschie-
dener Meinung war, daß die Küste sich sehr in Nordwest«
licher Richtung erstreckt. Es mag scyn, daß die Längen
der Oerter an der Küste von Barca aus d'Anville's Charte
zu westlich sind. Lucas scheint die Entsernung von Augila
nach Bengasi nur aus 11 Tagereisen anzusetzen.
III. Augila bis Fessan.
Von Augila nach Fessan hat Hornemann seine Zeit
nicht bestimmt nach Stunden angegeben. Wahrscheinlich
find die außerordentlichen Beschwerlichkeiten Schuld dar-
an, die er im Harutsch (in der schwarzen Wüste) zu
ertragen hatte, wo er seine Zeit nur nach ganzen Ta-
gen bestimmt. Diese Tagereisen waren aber außeror-
dentlich lang, vom srühen Morgen bis zur Nacht.
Alles, was ich thun konnte, war, diese angegebenen
Tage aus Stunden zurückzubringen, und sie den aus»
gezählten Stunden im Tagebuche hinzuzusügen. DaS
Resultat nach der höchsten Berechnung giebt 195 bis 196
Stunden, die dann mit gehörigem Abzuge sür die schlechte
de? Hornemann'schm Reiselauses :e. 14z
Beschaffenheit der Wege im Harutsch sür z9z geographische
Meilen in gerader Richtung genommen werden können. *)
Herr Delisle giebt die Entsernung aus etwa 40g an,
also um lv mehr, als nach der obigen Berechnung. Wahr-
scheinlich gieng er hier nach den Tagebüchern neuerer Rei-
Folgendes ist die Berechnung?
Von Augila bis zu dem Moraje? Gebirge . s6 Srun»««.
Sur Ebene Sultin ..... iS —»»»!
Quer durch die Ebene oder Wüste Sultin u. s.w^
, ,, i zu einem mit Bäumen bewachsenen Flecks , ,
drei Tagereisen, aber keine Stunden, An-
gabe — etwa . . . . .34 —»—
> Bit zum Ansange des schwarzen Harutsch, etwa ..?
«inen Tag; an . . . . . zg —,
Zum Wasserplatze',m Harutsch ... 4 —
Zum Ende des schwarzen Harutsch, zZTage —
etwa .... ... . chl,'
Durch de» weißen Harutsch lZ T«ge — etwa ig .f,,.! ,W ,!
^ ^ gu einem Wasserplatze an der Kränze von Fessan 4
Nach Temissa . . . ... ,? »! ,
— Suila . . . ... 6Z —-
— Hamarra , . . . »' / 7
— Sragan . , . . . ' . ivj
— Vidi Bischer . . . . , 8 —
« > «ursuck ü . . ^ .A —
- - '! Summa i95jStunden.
Die Weg »Entsernung, zu sz Brittische Meile» die
Stunde, giebt 48SZ, welches, ^ g^s Windungen gerechnet,
wie vorhin, 463z geben würde, oder in g. Meilen etwa 409.
Ich habe 14 sür die außerordentlichen Windunzen und Un»
«yeicheiten in dem schwarzen Harutsch abgezogen; es bleiben
5> -,«lso zys all gerodlinigte Entsernung von Vugila bis Mur«
suck übrig. . .
144 'Geographische Erläuterungen
senden; denn die Arabischen Erdbeschreiber geben nicht
weniqer, als zwanzig ihrer Tagereisen als Entsernung von
Augila nach Zuila an, welcher letzterer Ort etwa 6« g.
Meilen näher, als Mursuck ist.
Ich werde hier die Berichte verschiedener Schriststeller
über die Entsernung von Cairo nach Fessan mittheilen.
Die oben angegebene ist größtentheils nach Hornemann's
Berichten^ und betragt, aus eine gerade Linie zurückge-
sührt, 8?9 g. Meilen.
Browne und Ledyard setzen die Entsernung aus 5a
Karawanen-Tagereisen; welches, jede zu 16z g. Meilen
angesetzt, S25 giebt. '^
Edrisi giebt vierzig Tagereisen von Cairo bis Tarnest
(Temissa)'an. Diese, jede zu 19, sind gleich 760g.M.z
rechnen wir zu denselben die Entsernung von Temissa nach
Mursuck, die Hornemonn aus 7z ansetzt, so ist die Sum-
me 8Zz. Dieser Weg sührt durch Bahnasa in der klei,
nerrn^Oasis, und, unter Umständen (denn acht Tage-
reisen von Bahnasa zeigt sich ein Fluß) auch nahe bei
Siwah vorbei. Von da geht der Weg südlich von Augila
und über Seluban, worunter die Ebene Sultin ver-
standen seyn mag. *)
Es ist einleuchtend, daß, wenn Augila noch weiter
nach Süden läge, oder mehr in gerader Linie zwischen
Eairo und Fessan, dadurch die ganze Linie der Entsernung
verlängert werden würde, und zwar um zehn bis zwöls
Meilen.
'' . ,5 ^
*) Herodot hat eine Linie der Entsernung von Sheben nach
Westen zu in Abtheilungen von zehn Tage» jede; doch ist
sie nichts weniger ali genau.
des Hornemann'schen Reiselauses ic. 145
Die Bergleichung der verschiedenen Autoritäten
würde nun solgende Resultate geben:
Nach Hornemann . . . 829
— Browne und Ledyard . 8«5 Mittel 327
— Edrisi (in gerader Linie) . 8ZA.
— Edrisi und Abulseda, bloß von
Siwab gerechnet und von da
durch Augila und Zala . 877
— der Lage und Entsernung von
Mesurate . . . 854 *)
Aus diese Weise ist Hornemann's Angabe der Entser-
nung von Cairo bis Mursuck, wenn die Lage des letztern
Ortes nach der von Mesurate bestimmt wird, nur um
Meilen geringer; und die angegebene Karawanen-Ent«
sernung zeigt sich nur um 4 Meilen geringer, als die Hor«
nemann'sche. Die Angaben der Arabischen Erdbeschreibex
können nicht wohl mit den andern zusammengehalten
»erden.
IV. Ueber die Lage der Stadt Mursuck.
Hornemann giebt in seinem, von Tripoli überschickten
Tagebuche die beobachtete Breite, in welcher Mursuck
liegt, 25°Z4'i5" an: eine Parallele, die von den Resul«
taten anderer Autoritäten so sehr verschieden ist, daß noch«
«endigerweise letztere einer näheren Beleuchtung unter«
*) Die vorig« «ngab« (in der Seogr. des Herod. S. 167) ist g6i.
Die Verschiedenheit gründet sich aus die verschiedenen Pro»
jectionen der «harten; die im Herodot ist «ine sphärische,
die gegenwärtige aber eine rechtlinigre.
Hornemann'« «eis«. A
?46 . - Geographische Erläuterungen
worsen werden müssen. Der Unterschied zwischen dieser
und der in den Verhandlungen der Association vom Iahre
1798 angegebenen Lage, betragt beinahe zwei Grade.
Ohne es zu versuchen, den Grund eines so großen (schein-
baren) Irrthums auszusinden, will ich die Autoritäten
der in meiner gegenwartigen Charte angenommenen Pa-
rallele angeben.
1) Beausoy hat, zu Folge der, von gewissen Tripoli«
tanischen Kausleuten eingezogenen Nachrichten, 17H Ka-
rawanen - Tagereisen in genau südlicher Richtung von
Mesurate an der Seeküste angegeben. *) Diese Reisen
waren jede aus 8 Stunden oder 20 brittische Meilen
angeschlagen, und ich hatte sie, in gerader Richtung,
aus 15 geogr. Meilen angesetzt; jetzt, da ich weiß, daß
die Fußwege in der Wüfle gewöhnlich sehr gerade sind,
nehme ich 16z an; die 17H Tage werden also 288Z oder
etwa 289 geogr. Meilen geben. Waren diese Meilen
gänzlich Differenz der Breite, so würde Mursuck nicht
niedriger als 27°22^2" liegen, da Mesurate in 32° i«'
liegen soll. .
2) Beausoy nimmt von Tripoli, über Gwarian
und Sockna, 23 Tagereisen an, die beinahe dasselbe
Resultat geben. Die Entsernung, in welcher, über Me-
surate, Tripoli von Fessan liegt, beträgt 24z Tage-
reisen; der Weg über Sockna ist solglich der kürzere,
wiewohl er jetzt, seiner Unsicherheit wegen, gänzlich
außer Gebrauch gekommen ist.
*) ?rockeSi»sss ok iks ^kr. ^sso«, kor 1790. lZKsp. 4.
Der Weg über Sockna scheint der kurze Weg nach PHa«
zania zu seyn, dessen Plinius im z. B. Kap. 5. erwödnt.
des Hornemann'schen Reiselauses,c. 147
Zu Folge der Durchkreutzung der beiden Linien der
Entsernung von Augila und Mesurate, nämlich z95
geogr. Meilen von ersterem und 289 vom andern Orte,
liegt Mursuck unter der Breite 27°23' und zo geogr.
Meilen östlich vom Meridian von Mesurate. Die Lage
wtrd daher S. ^ O. seyn, statt südlich, wie man bisher
angegeben hat.
z) Edrisi sagt, die Entsernung von Sort nach
Zuila sey neun Tagereisen, die, l9 geogr. Meilen jede,
gleich 171 geogr. Meilen sind; und Abulseda giebt an,
daß beide Oerter N. u. S. von einander liegen. Zuila,
aus Hornemann's Wege, liegt etwa 60 geogr. Meilen
nordöstlich oder ONöstlich von Mursuck; Sort liegt,
nach d'Anville's Angabe, etwa in zc>° 28'. Diesem zu
Folge sollte Zuila, wenn es unter demselben Meridiane
ist, in der Br. 27« 37' oder 14 Min. N. von Mursuck
liegen. Nach meiner Angabe liegt Zuila etwa S. 7° W.
von Sort, welches, in Hinsicht aus die Verschiedenheit
der Breite, ziemlich aus eines hinaus läust. — Mursuck
dars daher nicht südlich von 27° 2Z' niedergelegt werden.
4) Ledyard hatte gehört, Augila liege westlich von
Siwah; und Wadan (oder Zala) aus dem Wege nach
Fessan W. S. W. von Augila. Hornemann giebt uns
ziemlich dieselbe Idee; er sagt nämlich, die Karawane
habe sich bei ihrer Abreise von Augila W. b. S. gehalten.
Unglücklicherweise hat Hornemann unterlassen, die Entse»
nung von Fessan nach Tripoli anzugeben, ungeachtet er
«ine Reise von dem einen zum andern Orte anstellte.
l^Z Geographische Erläuterungen
Z) Zala, welches auch Wadan*) genannt wird,
liegt, nach Edrisi, (S. 4«) neun Tage S. Oestrich von
Sort entsernt, und zwischen Augila und Zuila in der
Mitte, oder zehn Tagereisen von beiden. **) Ein Blick
aus die Charte wird uns lehren, wie durchaus unwahr-
scheinlich es ist, daß Mursuck unterhalb der Parallele 26«
seyn sollte, vorzüglich wenn wir seine relative Lage zu
Wadan und Zuila in Anschlag bringen.
6) Wenn wir annehmen, daß Fessan das Land der
Garamanten sey( und wirklich weiß ich, der Beschrei-
bung der Alten zu Folge, keine andereGegend, wo ich es
suchen sollte,) so kommt seine Entsernung von der Seeküste,
die Strabo aus neun bis zehn Tagereisen angiebt,
mit der Entsernung der alten Hauptstadt Garama genau
überein. Plinius bestätiget dieses dadurch, daß er der
Garamanten als über den IVlcvs-srer hinaus lebend er-
wähnt. Daß er unter diesen schwarzen Bergen die selsigte
Wüste von Sudan zwischen Fessan und Mesurate verstan-
den hat, werde ich weiter unten beweisen, wenn ich vom
Harutsch rede.
*) S« besinden sich in dieser Erdbeschreibung verschiedene Oer«
ter, die den Namen Wadan sühren; er bedeutet nimlich
den Zusammenfluß zweier Wesserströme. Noch ein Wadan
sindet sich aus dem Wege von Mesurate nach Fessan, und
- «in« zwischen ?essan und Burnu.
Herr Hornemann kam, eine» Tag vor seiner Ankunst im
schwarzen Harutsch, zu einem kleinen grünenden Gehölz.
Seine Lage kommt mit der von Zala überein, denn es be-
sindet sich gerade zwischen Augila und Zuila. Bis jetzt weiß
man von keiner daselbst besindlichen Stadt.
«") Ltrsd« 8z5.
des Hornemann'schen Reiselauses 149
Uebrigens ist hier zu bemerken, daß diese Verände-
rung der Lage Mursucks, — nämlich an 39 Meilen süd-
östlich von seiner Lage aus der Charte vom Iahre 1798 —'
keinen wesentlichen Einfluß aus seine Entsernung von
Tombuctu hat. *)
. ^ .: , /
*) D'Zlnville setzt die Entsernung von Äripoli nach Mursuck
nur aus 240 geogr. Meilen an; Delisle aus 280 oder we»
Niger, und Sanuto, der über die Asrikanische Geographie
schrieb (im Iahr 15g») aus 2gg. Aus diese Weise übersteige»
die oben angegebenen 289 von Mesurate, die höchste bis
jetzt angestellte Berechnung von Tripolis aus, welches doch
weiter, als «esurate von Mursuck entsernt liegt. ,
Zweites Kapitel.
Allgemeine Beobachtungen über einige Gegenden aus Hornemann'S
Wege.
. Ich theile hier einige geographische und andere Be«
merkungen mit über solgende Gegenstände, die sich theils
aus, theils neben Hornemann's Reisewege besinden.
1) Bahr - bela - ma und Mogara - Thal. 2) Siwah.
Z) Kleinere Oasis. 4) Thal Schiatha und Gegabil.
5) Augila. 6) Harutsch. 7) Fessan und Gadamis.
l) Die Bahr-bela-mal und das Mogara - Thal.
Es ist bekannt, daß Bahr das Arabische Wort süt
irgend eine Wasserfläche ist, sie sey ein Meer, eine See
izo Allgemeine Beobachtungen
oder ein F l u ß. Bahr»bela-ma bedeutet eine hohle
Fläche, von der man glaubt, daß sie einst Gewässer ent-
hielt, oder mir andern Worten, ein Meer, See, oder Fluß
ohneWasser. In Hinsicht aus unsern Gegenstand haben
einige große Gelehrte behauptet, diese Bahr-bela- ma sev
das Bette des Nils, der seinen jetzigen Laus bei Benjuses
verlassen, seinen Weg durch die Provinzen Fajume und
die See Kairun genommen und sich beim Arabischen Meer«
busen in die See ergossin habe. Da ich bereits meine
Meinung über diesen Gegenstand geäußert habe, nämlich,
„daß in alten Zeiten, das Bette des Nils niedriger lag,
als die Provinz Fajume," so will ich hier nichts weiter dar-
über sagen, als nur, daß diese meine Meinung bis jetzt
durch nichts geschwächt worden ist. Es ist ausgemacht,
daß die Oessnung oder Aussahrt bei Sakkara nochjetz.t
oberhalb der Wasser-Ebene des Nils ist.
Sowohl Hornemann's Beobachtungen, als die des Ge«
nerals Andreossy und Browne's *) verbreiten etwas helle-
res Licht über den Laus dieses ausgehöhlten Bettes. Andre-
ossy und Browne kamen beide etwa Z2 geogr. M. west-
wärts von Terane' zum Natron - Tbale. Erster« sand
*) Browne sah die Bahr>bela,ma nicht, sondern hörte, sie
besinde sich eine Tagereise westlich von den Ratron-Seen.
Wenn sie sich indeß nicht nach Westen drehet und über die
Stelle hinaus laust, w? General Andreossy dieselbe sah, so
muß Browne salsch benachrichtiget worden seyn. Ueber die
Bahr - bela - ma in der Provinz Fajume sehe man Veogr.
Seroä. E. goz.
Die Beschreibung dieser Thäler besindet sich in den »tt>
«noire» «ur l'LSxvt«. S. zi«.
über einige Gegenden aus Hornemann's Wege, rzi
westlich noch ein zweites und größeres Thal, welches die
AraberBahr-bela-ma nannten oder auch Bahr-el sarigh,
welches einen leeren Fluß bedeutet. Dieses Thal war
nur durch einen schmalen Bergrücken von dem andern ge-
trennt. Beide liesen parallel etwa in der Richtung N. N.
W. Z W. nach S. S. O. Z O. ungesähr z« Meilen lang,
so daß er nach keiner der Seiten das Ende derselben sehen
konnte. Das Natron - Thal ist, nach seiner Rechnung,
2^ Französische Meilen (Lieues) oder etwa 6z geogr. Mei-
len, das andere z Lieues oder 7Z solcher Meilen breit;
beide zusammen, von einem Ende zum andern, mehr als
«4j. Man sehe die K^moir« «ur 4'Ls)^te. S. 2z9
und 240, so wie auch die Charte.
Hornemann kam, aus seinem Wege westwärts von
Cairo, und in der Entsernung von etwa 40 grogr. M.
von dieser Stadt, dem Natronthale vorbei, und zwar nicht
mehr als 9 oder 10 Meilen von dem) südlichsten Theile,
den General Andreoss« gesehen hatte. In einer Entser-
nung von etwa acht Meilen vom Natron - Thale stieg er
bergab und kam zu der Stelle, die er den Fußeines
Sandhügels nennt. Da es dunkel war, so konnte er
von dem Orte selbst oder von den umliegenden Gegenden
keinen Begriff bekommen; doch giebt er künstigen Reisen-
den den Wink, sich an diesem Orte nach dem weitern Lause
der Bahr-bela-ma umzusehen, ohne Zweifel, weil er einen
großen ties ausgehöhlten Raum vorsand, dessen er aber
nicht weiter erwähnt. Der Beschreibung des Generals
Andreoss» zu Folge halte ich Hornemann's Sandberg viel-
mehr sür den Bergrücken, durch den die beiden hohlen
Stellen oder Thäler von einander getrennt werden. Hor-
ig« - Allgemeine Beobachtungen
nemann sagt, die Karawane stieg den Berg in unbeschreib«
lieber Unordnung hinab, welches aus einen lang en und
steilen Abhang schließen läßt. Da er den Ort verlassen
mußre, ehe es hell genug war, ihn übersehen zu können,
so machte er seine Nachfolger ausmerksam daraus; sich»
aus keinem andern Grunde, als weil sich hier ein hohler
Weg besand.
Man kann diesem zu Folge annehmen, daß die Bahr«
bela - ma und die Natron - Thaler sich aus 4« oder mehr
geogr. Meilen erstrecken, nämlich nördlich gegen den l^»ou»
Ulsremi? und den Busen der Araber, und von der an»
dern Seite nach der Gegend der See Kairun, von welcher
sie nicht volle z« Meilen entsernt zu seyn scheinen.
Die Reise von vier Stunden zwischen der Station
am Natron-Thale und dem Fuße des Sandberges, ist der
Beschaffenheit des Bodens angemessen. Die Breite des
Natron - Thales, nämlich 6z geogr. Meile, ist, wenn
man das Hinabsteigen gegen Westen mit in Rechnung
bringt, gleich Z5 Stunde Weges, und General Anoreossy
sagt, er habe, um den Abhang hinunter zum Grunde der
Bahr-bela-ma zu gelangen, 4« Minuten gebraucht. *)
Wir harten also aus diese Weise die vier Stunden bei-
nahe herausgebracht. Ueberdies ist es nicht unmöglich,
daß sich Hornemann in schräger Richtung durch den
hohlen Weg begeben hat.
D'Anville glaubte, wie wir sehen, an das Daseyn
einer ausgehöhlten Fläche oder eines Thales, welches
sich von der See Kairun bis in die Gegend des Bu-
sens der Araber erstreckte, und hat dasselbe auch in sei»
*) Alen,«»» «ur I'L^pte. S. 24«.
über einige Gegenden aus Hornemann's Wege. rzz
ner Charte von Aegypten angegeben. Die Franzosen
scheinen nie Gelegenheit gehabt zu haben, diese Frage zu
erö/lern, welches wirklich Bewunderung erregt. — Ich
gehe jetzt zu einem andern Thale über, welches viel-
leicht ein Arm der Bahr-bela-ma seyn mag.
Das Mogara - Thal.
Hornemann giebt an, er sey an demselben Morgen,
als er den Fuß des Sand - Berges verlassen hatte,
in eine Wüste gekommen, die man als die ,.natürliche
„Gränze Aegyptens" betrachten könne. Diese Wüste
erstreckt sich aus mehr als iZ« geogr. Meilen von Osten
nach Westen. Wie weit sie sich nach Süden erstreckt,
ist nicht bekannt; wahrscheinlich ist es, daß sie an die
kleinere Oasis glänzt. Ob sie einen Theil der großen
Sandwüste von zwöls Tagereisen zwischen der größern
Oasis und Siwah ausmache, hatte Hornemann nicht
Gelegenheit zu bestimmen, da er in Ansehung des Lau«
ses der Bergkette von Ummesogeir in Ungewißheit blieb.
Diese durchaus flache und mit Triebsand bedeckte
Wüste ist nach Norden durch eine Kette von Kalkbergen
begränzt, die beinahe von O. nach W. in der Richtung
des Hornemann'schen Reiscweges lausen. An der, der
Wüste zugekehrten Seite sind diese Berge steil und von
einem merkwürdigen hohlen Wege oder Thale begränzt,
von dem man weiß, daß es in der Nähe der Bahr-
bela - ma ansängt und sich sieben Tagereisen weit nach
Westen erstreckt. Die Breite dieses Thales ist von einer
Meile bis zu sechs Meilen. Es besindet sich zu be-
stimmten Zeiten des Jahres viel stehendes Wasser i«
IZ4 Allgemeine Beobachtungen
demselben; zu der Zeit, als Hornemann dasselbe sah
(im September 1798), hatte es indeß nur einige kleine
Seen oder Teiche an einzelnen Stellen, und an ver-
schiedenen andern tras er sumpsiges Land, das sich aus
mehrere Meilen weit ausbreitete. Das Wasser der
Sümpse war bitter; doch sand sich ost, in der Tiese
von vier bis sechs Fuß, süßes Wasser ganz dicht dar-
neben. Die Karawanen halten sich aus diesem Reise«
mege längs dem Rande des Thales, um sich alle zwei
oder drei Tage aus demselben mit Wasser zu versehen.
Dem Sandwege geben sie den Vorzug, weil er besser
sür die Füße des Kameels geeignet ist.
Wie weit sich das Mogara-Thal westwärts erstreckt,
ist unbekannt. Wir wissen nicht, ob es sich an der
Stelle endiget, wo Hornemann die Berge von Umme«
sogeir erstieg, die eine Fortsetzung der erwähnten Kalk»
Bergreihe sind, oder ob es mit den Thalern in Ver-
bindung steht, welche die größere oder kleinere Oasis in
sich sassen. Aus alle Weise scheint es von derselben
Beschaffenheit, wie jene Thaler zu seyn; es besindet sich
am Fuße steiler Kalkberge und unterhalb der Fläche der
flachen Wüste daselbst. Es ist bemerkt worden, daß die
steilen Seiten aller dieser Bergreihen nach Süden oder
Westen gerichtet sind. In einer Hinsicht unterschei-
det sich indeß dieses Mogara-Thal wesentlich von denen,
*) Die Berge über dem Mogara» Thüle entsprechen den Bergrn
von Le Magro, (des Herrn Beausoy, welches Wort wahr-
scheinlich aus El Mogara gemacht worden ist. — Zlsr.
Assoc. i7y«Kap. 10), so wie auch dem Berge Ogdamu«
des Ptolem. Asr. 1»b. III.
über einige Gegenden auf Hornemann's Wege, rzz
welche die Oasis in sich sassen, nämlich darin, daß keine
Wasserquelle oberhalb seines Bodens zum Vorschein
komme, worin auch der Grund liegen mag, daß keine
solche Landstriche, die man Oases nennt, und die sich,
wie es mir scheint, ganz besonders durch solche Quellen
auszeichnen, in demselben anzutreffen sind. Uebrigens
scheint das Mogara-Thal doch in mancher Hinsicht mit
dem zu Schiatha überein zu kommen, von dem ich
weiter unten reden werde.
General Andreossy benachrichtiget uns, bei Gele«
genheit der Beschreibung der Bahr-bela»ma, von einem
merkwürdigen Umstände. Er sagt *), die Einwohner
Von Tirane am Nil sühren von einem, drei Tagereisen
oberhalb der Bahr-bela-ma besindlichen Thale eine Art
Binsen ein, die zu Menous und im Delta zu Mat-
ten verarbeitet werden. Andreossy ist der Meinung,
der angesührte Ort sey eine Fortsetzung der Bahr- bela«
ma, nach dem Innern von Asrika zu. Wirklich ist es
gar wohl möglich, daß das Mogara - Thal ein Zweig
jenes Thüles ist, der in die Gegend ausläust, wo Hor
«emann sich hinüber begab. Die vom General Andre«
ossy angesührte Stelle mag sich vielleicht in der Gegend
von Biljoradeck, und in einer der oben erwähnten
sumpsigen Gegenden besinden; oder, wenn die drei Tage«
reisen als von Terane aus zu betrachten sind, in der
Gegend von Mogara. In jedem Falle müssen wir
dieses Thal sür den Ort nehmen, von dem General An-
dreossy spricht.
*) Kttmoire« «ur I'Lßxrit« ?, 246.
iz6 Allgemeine Beobachtungen
Die Beschreibung, welche uns dieier Reisende von
der Bahr-bela-ma giebt, verdient Ausmerksamkeit, sie
ist aber zu lang, als daß ich sie hier mittheilen könnre.
Er sand in derselben versteinertes Holz von derselben
Art, als Hornemann dasselbe in der benachbarten Sand-
wüste getroffen hat. Beide Reisende machen die Be-
merkung, daß dieses Holz durchaus keine Spur der Be-
arbeitung an sich trage, wie sich dieses Einige eingebil-
det und daher das Thal als das alte Bette des Nils
betrachtet haben, welches dieser Fluß etwa zur Zeit der
Gründung von Memphis verlassen haben soll.
Ohne Zweisel hat der Hohlweg, von dem hier die
Rede ist, sowohl in Ansehung seiner Gestalt, als seines
Vorrarhes an Kieselsteinen, sehr große Ahnlichkeit mit
einem Wasserbette; aber wo ist die Masse von süßem
Wasser, die es gebildet oder dasselbe ausgesüllt haben
sollte? General Andreossy setzt die Breite desselben aus
beinahe neun Brittische Meilen an, und seine Tiese be-
schreibt er als sehr beträchtlich; der Nil sührt aber zu
keiner Zeit eine Wassermasse, die nur eine Meile in der
Breite hatte! Was sür eine Beschaffenheit die Dinge
in den srüheren Perioden der Welt hatten, dies können
wir nicht wissen; so weit indeß die Geschichte reicht,
läßt es sich behaupten, daß der Nil ziemlich dieselbe
Ausdehnung gehabt hat, die wir jetzt wahrnehmen.
Aber dieses ist nicht die einzige Schwierigkeit. Die
Provinz Fajume, durch welche der angebliche Arm des
Nils seinen Laus genommen haben müßte, ist vom Nil-
thale durch eine Fortsetzung der Bergreihe gebildet, die
den westlichen Wall um Aegypten bildet, und durch
über einige Gegenden aus Hornemann's Wege. 157
welche (wenn ich anders die Sache recht Hegreise) der
Kanal zur See Kairun über IUahon und Hawara, durch
die Kunst angelegt worden ist. Aus alle Fälle kann dieser
Kanal nicht als eine Fortsetzung des alten Nilbettes
von Ober-Aegypten in die Bahr-bela, ma angesehen
werden, weil die Dimensionen desselben viel zu gering
sind. Es läßt sich also durchaus nicht denken, daß der
Nil einen westlichen Arm abgegeben, oder sich in das
Bette der See Kairun und in die Bahr-bela-ma er«
gossen habe; denn wenn wir auch den Zusammenhang
dieser lctztern zugeben, so müssen wir doch annehmen,
daß die ausgehöhlte Fläche, welche die See enthält, und
die Provinz Fajume ausmacht, eine Art lüul 6e
der Bahr-bela-ma gewesen seyn müsse, so lange die
Berge bei Illahon vorhanden waren. Deshalb macht«
ich auch bei einer andern Gelegenheit *) die Bemerkung,
es sey möglich, daß die berühmte See Möris, die jetzt
den Alterthumssorschern ein Ratbsel ist, dadurch gebildet
seyn möge, daß man einen niedrigen Theil des westlichen
Walles Aegyptens durchschnitt, und das Wasser in dert
hohlen Raum ließ, der jetzt die See Kairun enthält.
Hätte aber der Nil jemals in der Gegend des Busens
der Araber Anschwemmungen hervorgebracht, so würden
sicher, entweder längs dem User oder in der See selbst,
einige Spuren derselben zurückgeblieben seyn? " '''!
Noch bemerke ich hier, daß es längs dem Nil noch
andere Thäler oder hohle Flächen giebt, die beinahe eben
so groß sind, als das von Fajume, zu deren Fläche
aber der Nil noch nicht gestiegen ist. Ich wiederhole
LeozrspK? ok Ueroä. p. 504.
i<;8 Allgemeine Beobachtungen
bei dieser Gelegenheit die bereits *) von mir mitgetheilte
Bemerkung, daß obgleich der Nil heut zu Tage, wenn
er anschwillt, in die See Kairun überfließt, es doch
eine Zeit gegeben haben muß, 4n welcher sein Bette noch
zu niedrig war, als baß es diese See hatte erreichen
können; denn es ist nicht zu bezweiseln, daß sein Bette,
als nothmendige Folge des Vordringens der User des
Delta in die See, nach und nach durch Absetzung ge«
stiegen ist, und mithin, daß es immer sortsahren wird,
zu steigen. **)
Von der progressiven Bewegung des Sandes der
Wüsten Libyens nach Osten zu, nach der Bahr-bela-ma
«. s. w. hat General Andreossy in den angesührten Me-
nivires S. 247 gehandelt. Diese Bewegung scheint nicht
zu den seltenern Erscheinungen zu gehören, und Horne«
mann bemerkt, daß jeder im Wege liegende Körper einen
Sandberg verursacht. Besonders erwähnt er einiger Sand-
berge, die sich um Stamme der Palmbaume her gebildet
hatten, und so hoch waren, daß von den Baumen nichts
weiter zu sehen war, als nur die oberen Aeste.
2. Siwah.
Die geographische Lage dieses merkwürdigen Ortes,
im Allgemeinen betrachtet, ist jetzt ausgemacht, denn wir
haben, außer dem was wir von Browne wissen, auch
*) Ebendas.
**) Dieser Umstand ist in der Geographie des Herodot im iiztea
Abschnitte, bei Gelegenheit der Bemerkungen über die An»
> schwemmungen der Flüsse, meitliustiger aus einander gesetzt
worden.
über einige Gegenden aus Hsrnemann's Wege, iz9
von Hornemann genaue Nachsicht über diesen Punkt.
Die Zeit, welche Letzterer aus der Reise dahin zubrachte,
die Nachrichten der Eingebornen in Ansehung der Entser-
nung dieses Ortes, von Cairo, den Oasen, von Fajume
und Derna, geben Resultate, die um so zuverlässiger
sind, da sie von den srüheren Längen-Angaben nur um
einige Minuten abweichen. '.:
Hornemann's Nachrichten sind der Meinung günstig,
daß Siwah die Oasis des Iupiter Ammon und die
Aegyvlischen Ruinen daselbst Ueberbleibsel des berühmten,
Tempels desselben sind, wiewohl die Ehre der Entdeckung
Herrn Browne gebührt. Außer dem Theile, den man
für den inneren Tempel nehmen könnte, hat Hornemann
den Grund desselben und auch einige Ueberbleibsel der
Mauern untersucht, von denen man annehmen kann,
daß sie zum einschließenden Tempel gehört haben.
Die Materialien dieser Mauer besinden sich jetzt wahr-
scheinlich in den Wanden der steinernen Häuser der Stadt,
die gegen 6 bis 700« Einwohner haben soll. *) Zweisel,
die aus das Verschwinden der Baumaterialien des von
den Alten beschriebenen Tempels und Palastes gegrün-
*) Mein Freund, Herr Morton Pitt, Parl, Mitgl., hat durch
Auszählung der Einwohner eines Kirchspiels in Dorsetshire
bewiesen, daß die Männer, welche, vermöge ihres «lterS,
sähig sind, Waffen zu tragen, den vierten Theil der
ganzen Gemeinde ausmachen. Hornemann setzt, wenn ich
ihn anders recht verstehe, die Zahl der wirklichen Krieger
aus ig«> an; so daß wir vielleicht, um der Total-Summe
der Bevölkerung näher zu kommen, jene gahl mit s mUl»
tlpliciren müßten. , ..,
lös Allgemeine Beobachtungen
det sind, können also kaum von einiger Bedeutung seyn.
Uebrigens scheinen so viele Umstände, als die Dimensio-
nen, die geographische Lage, die Fruchtbarkeit des Bo«
dens, die Fruchtarten, die Quellen u. s. w. mit der Be-
schreibung valter Schriststeller gut überein zu stimmen. So
haben wir auch einen, zwar negativen, aber sehr genug-
thuenden Beweis dasür in der Aussage der Bewohner
jener Gegend: „daß nämlich kein sruchtbarer Fleck Lan«
des in der Nachbarschast zu treffen ist, als nur die klei«
nere Oasis." '^
Einen Beweis der ansehnlichen Bevölkerung und des
Reichthumes des alten Staates der Ammonier haben wir
in der Menge der Katakomben, deren Browne und Hor»
nemann Erwähnung thun; so wie es denn auch wahr«
scheinlich ist, daß die Felsenberge, aus denen die neue
Stadt steht, voll von Katakomben sind. Wir wissen, daß
sich dergleichen in den Wohnungen des benachbarten
Dorses Ummesogeir besanden, welches daher, in so ärm-
lichen Umständen auch jetzt seine Einwohner sind, ein
zum Ammonischen Gebiete gehöriger blühender Ort und
wahrscheinlich das Siropum des Ptolemäus gewesen
seyn mag.
Hornemann weicht in seiner Angabe der Größe des
Siwaher Gebietes sehr von Herrn Browne ab. Letzterer
giebt die Länge desselben aus 6, die Breite aus 4 Meilen
an; nach Hornemann hat es 5« Meilen im Umsange.
Er beschreibt es als ein wasserreiches Thal, welches mit
kahlen steilen Felsen umgeben ist. Auch Abulseda sagt,
dieses Gebiet sey von Bergen umgeben. Wahrscheinlich
meinte Hornemann, der ganze Raum sey von Bergen
über einige Gegenden aus Hornemann's Wege, ikr
eingeschlossen; Browne sprach bloß von dem sruchtbaren
Theile, und die von ihm mitgetheilten Dimensionen kom-
men mit denen der Alten überein. . ''
Nach Hornemann's Bericht bleibt alles Wasser der
Quellen innerhalb der Felder und Garten zur Bewässe-
rung derselben, so daß kein Strom über den Distrikt
hinaus fließt. Es ist gewiß, daß Edrisi einen acht
Tagereisen von Bahnasa in der kleinern Oasis nach Fes-
san zu fließenden Fluß beschreibt, den er Costara
nennt. Diese Entsernung kommt ziemlich mit der von
Cairo nach Siwah überein, nämlich sunszehn Tage, welche
zu 19 geogr. Meilen jeder, gleich 285 sind, und aus der
Charte ist die Entsernung 275 geogr. Meilen. Zu Folge
Hornemann's Beschreibung der ansehnlichen und zahl-
reichen Quellen in Siwah, deren eine allein, wie et
sagt, einen ansehnlichen Bach, und eine andere verschie-
dene Bäche bildet, läßt es sich vermuthen, daß einige
dieser Gewässer ansehnlich weit flossen, ehe sie gänzlich
von dem Sande eingesogen wurden. Der Costarafluß
mag indeß aus einer eigenen Quelle in der Wüste flie-
ßen; aber aus alle Falle ist das Zusammentreffen der
Lage ein merkwürdiger Umstand., 7' ,, " .
Die Beschreibung, welche Hornemann von den Län-
dereien Siwahs giebt und Browne's Beschreibung der
größern Oasis scheinen sehr mit einander überein zu kom-
men; beide haben ansehnliche Quellen und grünende Fel-
der, die sich entweder zu Wiesengrund oder zum Feld-
baue eignen. Das Land der kleinern Oasis soll ziemlich
von derselben Beschaffenheit, aber etwas magerer seyn;
es scheint daher dem Mogara- Thale, um eine Oasis
Hornemann's Reise. L
162
Alkgemeine Beobachtungen
zu werden wie die andere, nichts weiter abzugehen, als
daß das gute Wasser, welches sich in demselben in der
T ese von vier Fuß besindet, noch zur Oberfläche empor
springt!
z. Die kleinere Oasis.
Herr Hornemann hörte, es liege in der Entsernung
von sieben Tagereisen von Siwah, süns von Fajume
und nur wenige von Biljoradeck ein Land, das die?
selbe Beschaffenheit wie Siwah, aber weniger Einwoh-
ner habe, die indeß eben dieselbe Sprache redeten.
Mit Recht machte er den Schluß, dieses Land sey ein
Theil der kleineren Oasis der Alten, und zwar, zu Folge
der Lage desselben, der nördliche Theil jener Oasis.
Wenn wir unter wenigen Tagereisen (da süns und
sieben vorher angegeben waren) etwa drei verstehen dür-
sen , so sollte der genannte Ort unter der Parallele von
28° 50" liegen; etwa in der Mitte zwischen Cairo und
Eiwah *); und 89 geogr. Meilen westlich von Bahnasa,
om Iosephs-Kanäle. Sie käme also nicht weit von
Bahnasa in der Oasis zu liegen, welches an einem an«
dern Orte bereits als 8z Meilen vom erwähnten
Orte entsernt angegeben worden ist.
Ptolemaus Angabe zu Folge ist die Breite der klei-
nern Oasis «8° 45', und seine Lage von Oxvriychus,
welches sür Bahnasa gehalten wird, westlich in der Ent«
*) Edrisi sogt, es sey sieben Tagereisen von Cairo entfernt —
wahrscheinlich über Fajume gerechnet.
5*) <Zeoßr«pK^ «t Ueroäotu?. S. 560. g6r.
über einige Gegenden aus Hornemann's Wege. i6z
sernung von 75 geogr. Meilen. Er wollte wahrschein-
lich irgend einen besonderen Punkt der Oasis andeuten,
und dieser ist wahrscheinlich die vornehmste Stadt, die
sich an der Stelle Bahnasas in der Oasis besunden ha-
ben mag. Es sindet also zwischen den Angaben der al-
ten und neuen Schriststeller, in dieser Hinsicht genaue
Uebereinkunst Statt.
Browne hörte, als er sich zu Charje in der größern
gast-s besand, daß der südliche Theil der kleinern Susis,
die von den Eingebornen Al-wah-el-Gherbi genannt
wurde, nur vierzig Meilen nordwärts entsernt sey. W^nn^
dieses wirklich der Fall ist, so breitet sich die kleinere
Oasis aus mehr als i«c> Meilen von N. nach S. aus?
also weiter als die Oasis, welcher der Name der Grö-
ßern beigelegt ist. Es liegt indeß kein Widerspruch
hierin, denn die Beiwörter Größere und Kleinere
beziehen sich vielleicht nicht aus die Dimensionen, son-
dern aus andere Eigenschasten. Browne beschreibt die
größere Oasis, die er ganz durchkreuzte, als eine Kette
von einzelnen Flecken Landes oder Inseln (wie Snvah),
die sich von Norden nach Süden ausbreite und hin und
wieder von zwei bis 14 Stunden langen wüsten Stellen
durchschnitten sey. Die kleinere Oasis hat höchst wahr-
scheinlich ziemlich dieselbe Beschaffenheit, aber allen Nach-
richten zu Folge ist sie minder sruchtbar, als die ander?
und mit Siwah ist sie in dieser Hinsicht kaum zu ver-
gleichen. Man sehe hierüber die Beschreibung der Oasen
in meiner Geographie des Herodot. Abschn. 20 u. sr.
Browne bemerkt noch, die kleinere Oasis sey eine
Art Haupt-Niederlassung her Muggrebine - oder westli-
L «
IÜ4 Allgemeine Beobachtungen
chen Araber, die sich von hier'aus nach dem westlichen
Ende der See Kairun begeben, deren User an dieser
Seite gleichsalls zu ihren Besitzungen gehört.
Aus diese Weise ist die geographische Lage der drei
Oasen, in Hinsicht aus Erdbeschreibung im Allgemeinen,
ziemlich genugthuend bestimmt worden; genugthuender
würde es indeß seyn, wenn wir bestimmt die Breite des
nördlichen Theils der kleinern Oasis wüßten, und wenn
wir im Besitze einiger Nachrichten von der Zahl und Lage
der in ihr enthaltenen Inseln wären.
4. Die Thäler Schiatha und Gegabib.
Etwa drei Tagereisen westwärts von Simah kam
Hornemann bei Schiatha an, einem sruchtbare»
Thale zur Rechten. Wie es sich aus einem Umstände,
der sich bei dem unangenehmen Besuche der Siwaher zu-
trug, ergiebt, besanden sich in der Gegend des Thales,
wo diese Leute ihr Lager ausgeschlagen hatten, viele
kleine Sümpse. Sechs Stunden Weges weiter lag
Torsaue, wo die Karawane gleichsalls srisches Wasser
bekam. Aus dem Wege von Siwah nach Schiatha,
sechs bis sieben Meilen vom letzteren entsernt, sah Hor-
nemann, am Fuße der Berge, einen See, der mehrere
Meilen im Umsange und, der Vermuthung nach, süßes
Wasser hatte.
Verbinden wir hiermit die Bemerkung Hornemann's,
daß die Karawane von Siwah längs einer Bergkette ge-
reiset war; daß diese eine Fortsetzung derjenigen Berge
war, welche sie aus dem Wege durch die Wüste bestän-
dig nordwärts gesehen hatten und daß diese Berge
über einige Gegenden aus Hornnnann's Wege. 165
sich allmählich von der Ebene der Wüste erhoben, und
als bloße Felsenmasse, ohne irgend eine aus derselben
besindliche Lage von Sand oder Erde waren, so können
wir solgern, daß das Thal am Fuße dieser Berge ziem-
lich dieselbe Beschaffenheit als das Mogara-Thal haben
muß. Ueberdies betrachtete er die ganze Bergreihe, we-
nigstens von der Bahr-bela-ma bis nach Schiatha, als
zusammenhängend, und als abhängig nach Süden zu.
Der Zusammenhang ist indeß noch zu beweisen.
Das merkwürdige Gega bib-Thal, welches seiner
Datteln wegen berühmt ist, kann nicht weit von Schia-
tha und Torsaue entsernt seyn, denn Browne sagt,
er habe sich, als er zwei Tagereisen nordwärts von Si-
wah sortgerückt sey, nicht weit von Gegabib besunden.
Beausoy nennt dasselbe, nach Ben Alis Beschreibung,
eine schmale, sandige und unbewohnte, aber reichlich
mit Datteln versehene Ebene." Die Datteln, setzt er
hinzu, werden von den Eingebornen von Duna an der
Seeküste, die acht Tagereisen vom Thale entsernt sind,
eingesammelt. ") Da Herr Hornemann keine Dattel-
bäume aus seiner Reise von Siwah nach Augila be-
merkte, so muß er seinen Weg weit von diesem Thale,
ohne Zweisel südlich von demselben genommen haben.
Einen Beweis dasür scheint Ben Ali's Beschreibung des
Weges von Augila nach Siwah abzugeben; dieser sührte
*) Man sehe die ?r««eeg. ok tks ^550«:. 1790. Kap.
1«. Die Seeküste besindet sich «irklich an acht Tagereisen
v«n Gegabib, aber ich kenne keinen Ort, der Duna heißt.
Verna ist 16 Tagereisen entsernt.
166 Allgemeine Beobachtungen
nämlich „über die sich weit erstreckenden Berge von Gers
doba" nach diesem Thale. Hornemann sah aus dem
ganzen Wege die Berge nordwärts liegen.
So wie die Datteln des Thales Gegabib jetzt von
den Bewohnern der Seeküste eingesammelt werden, und
die in der Gegend von Augila in älteren Zeiten von den
Nasamonen der Syrtis» Küste sortgesührt wurden, so
unternehmen auch noch gegenwartig die Bewohner der-
selben Küste, mit Beihülse der Augi laer, Streisereien
in das Innere des Landes, zehn Tagereisen weit von
Augila, um Menschen und Datteln zu stehlen! *) Das
System der Invasionen von der Küste in das Innere
des Landes scheint zu allen Zeiten im Schwange gewe-
sen zu seyn. Weiter unten werde ich Mehreres hier-
über zu sagen Gelegenheit haben. Augila war, zu He«
rodols Zeiten, ein bewohnter Ort, und doch wurden die
Datteln von Fremden hinweggesührt; und wirklich scheint
es, als ob die jetzigen Augilaer das Vergeltungsrecht
an den Nachkommen dieser Plünderer ausüben wollen.
5. Augila.
Dieses kleine, aber berühmte Gebiet liegt beinahe
zwischen Aegypten und Fessan in der Mitte, und etwas
weniger als 170 Meilen von der nächsten Küste des
Mittelländischen Meeres. Es scheint viele der Eigen-
schasten einer Oasis zu besitzen; es ist flach, wohl ge-
wässert, sruchtbar, und von theils sandigen, theils sel-
sigen Wüsten umgeben. Vorzüglich arm an Gras ist
*) Man sehe oben S. 12«.
über einige Gegenden aus Hornemann's Wege. 167
die Wüste gegen Wtsten, so daß hier die Äameele der
Hornemann'schen «Karawane ihr Futter mit sich sühren
mußten. Seine Ausdehnung von Osten nach Westen
scheint nicht viel mehr als eine lange Tagereise ,zu be-
tragen. Der Ackerbau der Augilaer scheint mehr Gar-
tenbau zu seyn, txnn Getraide sindet man kaum. Der
Wartung der Datteln, durch die sie zu jeder Zeit so be«
rühmt gewesen sind, erwähnt Hornemann nicht.*)
Wir sehen, daß die Augilaer die Aausleute sind,
die den Handel zwischen Aegypten und Fessan betreiben,
wozu sich denn auch ihre Lage im Mittelpunkte und ihre
Verbindung mit dem Häven von Bengasi, sehr wohl eig-
net. Die Einwohner einer ihrer volkreichsten Städte, **)
Mojabra's, beschästigen sich einzig und allein mit die-
sem Handel. Hornemann vergleicht den Charakter die-
ser Kausleute mit dem der Einwohner der andern
Städte, die sich mit dem Ackerbaue beschästigen, wobei
erster« in einem sehr ungünstigen Lichte erscheinen. Wir
haben also hier einen Beweis, wie natürlich und beinahe
*) Abulseda spricht sowohl von Augila's Datteln, als von sei«
ven Quellen, und Ben Ali benachrichtigte Herrn Beausoy,
es sey merkwürdig wegen „der Menge und des Wohlge»
schmackes" seiner Datteln. ?roveeck. «k tke ^s,ov.
vK. I«. !>
Herr Hornemann spricht von drei Städten in Augila und
Ben Ali erwähnt noch einer vierten oder eines Dorses,
Guizara, welches eine Tagereise ostwärts von der Haupt-
stadt liegt. In diesem Umstände kommt es mit dem Wasser»
platze überein. zu welchem Hornemann > neun Stunden We-
ges vor Augila, kam Auch scheint dieser Ort das Earag»
ma des Ptolemaus Cr»b. III. ^kri«»s) zu seyn.
l6g Allgemeine Beobachtungen
nothwendi'g der Einfluß ist, den die Beschästigungen der
Menschen aus ihren moralischen CharWter äußern.
Ungeachtet Augila sich im Besitze dieses Handels be>
sindet, so ist es doch wirklich sehr arm. — Uebrigens
bemerke ich noch, daß Augila einer von den wenigen Or-.
ten Aftika's ist, die ihre alten Namen unverändert bei-
behalten haben.
6. Die weiße und schwarze Harutsch.
Diese merkwürdigen Gegenden (deren Beschreibung
sich S. 58 und s. besindet) hat auch Ben - Ali gegen
Herrn Beausoy erwähnt, von welchem letztern (im zehn-
ten Kap. der Verh. der 4tr. ^«oc. sür das Iahr 179«)
einige Nachricht darüber mitgetheilt worden ist. Der
einen geschieht unter der Benennung der, vier Tagereisen
langen, Wüste mit schwarzen, nackten Felsen Er-
wähnung, der andern unter dem Namen der, drei Ta-
gereisen langen, Wüste, mit weichen und sandstein-
artigen Felsen. Beide sind indeß aus eine sehr dun»
kele, unbesriedigende Art beschrieben worden, und in
Ansehung der Lage derselben ist eine Verwechslung vor-
gegangen.
Hornemann hat aus seinem Wege durch die schwarze
Harutsch beinahe sunszig Stunden zugebracht, und vier-
zehn in der weißen Harutsch; im Ganzen also 64
Stunden, die acht gewöhnlichen Karawanen-Tagereisen
gleich sind. Diese Angabe ist also nicht sehr von der
des Ben-Ali verschieden, nach welcher es sieben Tage-
reisen sind.
Die weiße Harutsch macht einen Theil der Grän-
über einige Gegenden aus Hornemann's Wege. 169
zen Fessans aus und erstreckt sich südlich bis in das Ge-
biet der Tibbo Rschade, von denen ich weiter unten
mehr sagen werde. Die schwarze Harutsch scheint um
Wieles größer zu seyn. Hornemann hörte, sie sey von
Osten nach Westen (er begab sich durch dieselbe in W.
S. Westlicher Richtung) süns Tagereisen breit, und sie,
ben Tagereisen lang von Norden nach Süden. Er be»
merkt indeß sehr richtig, daß diese Angabe zu gering
seyn müsse, denn er kam aus seinem Wege von Fessan
«ach Tripolis durch eine Gegend von derselben Beschas-
senheit; und selbst von dieser Gegend aus soll sich die
Harutsch noch ansehnlich weit nach Westen ausbreiten.
Ueberdies, sagte er, habe man ihm zu Mursuck berich-
tet, es gäbe auch aus dem Wege dieser Sradt nach Burnu
(solglich südöstlich) solche schwarze Gebirge.
Auch Beausoy hörte, es besinde sich aus dem Wege
von Mesurate nach Fessan, eine Wüste, die Sud«
(d. i. schwarz) genannt werde, welches mit Horne-
mann's Angabe überein kommt. Die Breite derselben
in nördlicher und südlicher Richtung, ist aus vier Tage-
reisen angesetzt, mithin etwas geringer als sie Horne-
mann aus seiner Re'iselinie von Augila sand. Nach
Hornemann's Beschreibung besteht die schwarze Harutsch
aus einer Gebirgsmasse, die, -wie er glaubt, vulkani»
schen Ursprungs ist, oder sonst die Wirkung des Feuers
ersahren hat. Die Art, wie sich diese Massen gebildet
haben, ist wirklich sehr sonderbar.
Wir sinden im Plinius einen augenscheinlichen Be-
weis, daß die schwarze Harutsch den Römern bekannt
gewesen sey, sie hatten sich aus ihren Zügen nach Fessan,
170 Allgemeine Beobachtungen , ^ .'.
zum Niger u. s. «. hindurch begeben, und selbst drn kürze-
sten Weg, der durch dieselbe sührt, ausgesunden und ange-
werkt.
Plinius*) sagt, es erstrecke sich von Cy damuS
(d. i. Gadamis, welches nach seiner Angabe Sabra-
ta gegenüber an der Seeküste liegen soll), ein Gebirge
weit nach Osten, welches von den Römern K5«n«s«er
- genannt werde, und ein Ansehen habe, als sey es von
den Sonnenstrahlen verbrannt. Er setzt hinzu, es besan-
den sich über diese Berge hinaus Wüsten und die Städte
der Garamanten, die von den Römern unter Balbus
erobert worden waren. In dieser Beschreibung wird man
die Suda oder schwarze Wüste nördlich von Fessan,
nicht verkennen. Hornemann sah sie sowohl hier, als östlich
in demselben Lande; und er hörte, sie erstrecke sich weit
nach Westen, über der Linie des Weges von Fessan nach
Mesurate hinaus, oder mit andern Worten, nach Gada-
mis zu.
Sockna, eine nicht ganz unbeträchtliche Stadt, liegt
in der Mitte zwischen diesem Wege und Gadamis, und
man weiß, daß die schwarze Wüste südlich von derselben
läust. Es ist also kaum zu bezweisein, daß Plinius Recht
habe, wenn er den Mons ater sich westlich nach Eyba-
mus oder Gadamis und ansehnlich weit östlich von diesem
Orte erstrecken läßt.
,.' 7. Fessan.
Man hat gesagt, es sinde zwischen der von Horne-
mann und der aus oer Charte sür die Afrikanische Associa-
über einige Gegenden aus Hornemann's Wege. 171
tion im I. 179« und 1798 angegebenen Lage der Haupt-
stadt Fessans, jn HinsHt aus Erdbeschreibung im Allge-
meinen, kein wesentlicher Unterschied Statt. Aus diesem
Grunde habe ich sie in der General-Charte nicht verän-
dert, sondern die Lagen östlich darnach modift'ciret. In
der Special - Charte, die Hornemann's Weg darstellt,
sind indeß alle die Lagen, aus welche seine Beob-
achtungen Einfluß haben, nach diesen Beobachtungen an-
gegeben worden. ,
Auch in Ansehung der Gränzen und Dimensionen,
die uns Hornemann von Fessan mittbeilt, findet keine
wesentliche Verschiedenheit von denen Statt, die Beausoy
gegeben hat. Dies ist wirklich merkwürdig, wenn man
bedenkt, wie viel leichter es ist, Materialien an Ort und
Stelle, als unter so unvortheilhasten Umstanden zu sam-
meln, in denen sich Hornemann besand. Bei Bestimmung
der Granzen ist indeß ein Unterschied zwischen dem ei-
gentlichen Lande Fessan uud den dazu gehörigen, nicht
unmittelbar mit demselben zusammenhängenden Ortschas-
ten zu machen.
Hornemann sagt, der angebauete Theil Fessan's
breite sich von Norden nach Süden aus z«o Brittische
Meilen aus, 20« von Osten nach Westen. Diese Dimen-
sionen kommen, in Ansehung des Flächeninhalts, mit
denen die Beausoy gielit, im Allgemeinen überein; aber
dieser Reisende macht das Land zu einem Kreise, Hor-
nemann hingegen legt ihm eine eisörmige Gestalt bei.
Uebrigens scheint es auch, als ob Hornemann die ganze,
von ihm und Beausoy angegebene Fläche sür angebauet
hält. Wir sind bis jetzt zu wenig mir der Erdbeschreibung
«72 " Allgemeine Beobachtungen
dieser Gegenden bekannt, als daß wir eine genaue Unter-
suchung hierüber anstellen könnten, Hornemann gelangte
von Mursuck zu den östlichen Glänzen Fessan's in 44 bis
45 Stunden, welches etwa 110 Brittischen Meilen Weges
gleich ist. Um Hornemann's Berechnung zu rechtsertigen,
müßte man annehmen, daß Mursuck beinahe im Mittel-
punkte zwischen den östlichen und westlichen Granzen liege;
aber Beausoy sagt, das Gebiet erstrecke sich nicht weit
westlich von der Hauptstadt. . ' .
Won der andern Seite giebt Beausoy von der nörd-
lichen Granze, da wo die schwärze Wüste ihren Ansang
nimmt, bis nach Mursuck süns Tagereisen an, welches
nach der Straße Ivo Brittische Meilen ausmacht. Von
Mursuck südlich nach der südlichen Gränze, den Bergen
von Eyre, giebt er 14 Tagereisen an, oder 28« Brittische
Meilen, zusammen zg« oder in gerader Richtung, viel-
leicht z5« solcher Meilen. Aber in der Mitte besindet sich
«ine Wüste, die süns Tagereisen breit ist, und es ist nicht
bestimmt, bis zu welchem Punkte Hornemann gerech-
net hat.
Die zu Fessan gehörigen Distrikte sind ansehnlich
groß. Die Gegenden der Harutsch, sammt denen vom
Wadan, Houn (oder Hun) und Sockna, die alle über die
Harutsch hinaus liegen, werden von Hornemann mit zu
Fessan gezahlt. Sockna könnte ein ansehnlicher Ort seyn,
weil sich seine Einwohner im Besitze des größten Theils
des Handels zwischen Fessan und Tripoli besinden.
Herr Hornemann hörte, Fessan habe i«l bewohnte
Oerter. Merkwürdig ist es, daß dieses gerade die
Zahl ist,' die Delisle in seiner Charte von 1707 onge-
uber einige Gegenden aus Hornemann's Wege. 17z
geben hat. Beausoys Gewahrsmann sagte, es habe
etwas weniger als i«o. Aber unter diesen Orten giebt
es nur wenige von Bedeutung, und noch wenigere,
deren Lagen genau bekannt sind; in letzterer Hinsicht
weicht Beausoys Gewährsmann etwas von Hornemann
ab. Von der Lage Mursucks habe ich aber bereits Mehre-
res gesagt. /
Zuila oder Zawila (wahrscheinlich das Cillaba
des Plinius *) liegt, nach Hornemann's Reisewege,
gy geogr. Meilen östlich von Mursuck. Beausoy hörte,
es läge sieben Tagereisen entsernt, und die Richtung ist,
in seinen Berichten, statt östlich, O. N. O. angegeben.
Ich habe N. O. angenommen. — Zuila war zR Edri-
sis 5*) Zeiten die Hauptstadt, und dieses ist wahrschein-
lich der Grund, warum einige der benachbarten Nationen
noch jetzt das Land Fessan Seela nennen, wie uns Hor-
nemann berichtet. .
Temissa, eine andere beträchtliche Stadt, liegt, nach
Hornemann, etwa sieben Stunden Weges östlich von
Zuila. Dieses möchte das Tamest des Edrisi seyn, wel-
ches 4« Tagereisen (nach seinem Maßstabe) von Cairo ent-
sernt liegt.
Germah oder Jermah besindet sich, Beausoys Nach-
richten zu Folge, südlich von Zuila, und beinahe in der-
selben Entsernung, als von Mursuck. Es ist ohne allen
Zweisel das Garama der Römer ***) die Hauptstadt
*) Iid. v. «. 5.
'*> Hornemann sah einige Ruinen, die aber Mahomedanische»
Ursprungs sind.
SS besinden sich daselbst noch gegenwärtig ansehnliche
174 Allgemeine Beobachtungen
Fessan's oder Phazanias, und scheint der ganzen Nation
der Garamanten den Namen gegeben zu haben. *)
Nach Hornemann, der es Verma nennt, ist seine Lage
westlich von der Hauptstadt; d'Anville hat es indeß,
unter dem Namen Gherma südöstlich von derselben nie-
dergelegt , mit Tessoua oder Tosaüa zwischen beiden in der
Mitte. Eben dasselbe sinden wir bei Beausoy. Es ist hier
zu bemerken, daß d'Anville diese Orte ganz unverhältniß-
mäßig zu weit südöstlich von Mursuck setzt; er hat näm-
lich nicht bedacht, daß Gherma oder Garama in Fessan
lag, obgleich er es als die Hauptstadt der Garamanten
anerkennt.
Zitron liegte Beausoys Nachricht zu Folge, südöst-
lich von der Hauptstadt, und 6« Meilen Weges von der-
selben entsernt. Dieser Ort ist das Gatron des Herrn
Hornemann, welches er genau südlich von Mursuck setzt.
Nach d'Anville, der ihn Catr on nennt, liegt er etwa S.
S. Westlich in der Entsernung von 75 geogr. Meilen.
An einer andern Stelle, wo Hornemann des Marsches
der Truppen von Fcssan nach Burgu erwähnt, setzt er
die Entsernung Gatrons von Mursuck, aus dem Wege
nach Teghery, aus 54 Meilen südlich an. Da nun Teg-
hery, nach allen Nachrichten, südwestlich von Mursuck
liegt, so kann man annehmen, daß Katrons Lage nicht
südwestlich, sondern südlich von Teghery liegen müsse.
. Ueberbleibsel von Gebäuden. S. ?r«oeeS. ok tke äkr. ^«5.
179«. ek. IV.
*) Da ich mich bereits in der Geogr. des Hercdot. (Zlbschn. 22.)
über diesen Gegenstand ausgebreitet habe, so verweise ich den
Leser aus dieses «uch.
über einige Gegenden aus Hornemann's Wege. 17g
Was die Angabe der Entsernung betrifft, so weichen Hor-
nemann und Beausoy nur wenig in dieser Hinsicht von
einander ab. D'Anville war wahrscheinlich in Ansehung
der Entsernung nicht so wohl berichtet, als diese beiden
Reisenden.
Mendra soll, nach Beausoy, 6« Meilen von der
Hauptstadt, beinahe in südlicher Richtung liegen. Hier
besindet sich aber, wie Hornemann sagt und wie es sehr
wahrscheinlich ist, Katron; Mendra, welches sowohl eine
Pr 0 vinz als eine Stadt ist, muß daher eine andere Lage
haben. Vielleicht haben Mendra und Katron in Beausoys
Beschreibung b'oß ihre Plätze zu vertauschen.
Teghery wird von Beausoy als die westlichste oder
vielmehr südwestlichste Stadt Fessan's angegeben, und ihre
Lage S. W. 80 Meilen Weges von der Hauptstadt. Die«
ser Ort besindet sich auch aus Hornemann's oben angesühr-
tem Reisewege von Mursuck nach Burgu, und zwar nach
seiner Angabe in S. S. W. zz solcher Meilen , von
Katron. Die Lage Teghery's würde diesem zu Folge
etwa »5 Meilen in S. z W., seyn. D'Anville giebt
die Lage dieses Ortes 116 geogr. Meilen in S S.
W., H W. von Mursuck, an. Obgleich die Entsernung
in diesem Falle, so wie auch die in Ansehung Karrons,
übertrieben ist, so verdient doch die Richtung einige Aus-
merksamkeit. Das Mittel von den drei Angaben ist
S. 2b W., und die mittlere Entsernung Beausoys und
Hornemann's, aus eine gerade Linie zurückgebracht,
6Z geogr. Meilen.
Aus einer, durch Herrn Magrah mitgetheilten, Reise-
route von Tunis nach Kaschna besindet sich, sunszehn
176 Allgemeine Beobachtungen
Tagereisen von Gadamis*) ein Ort, Namens Tai - Gari,
der höchst wahrscheinlich mit Teghery in Fessan ein und
derselbe ist. Der Unterschied, in Ansehung der Entsernung,
ist sehr unbeträchtlich. Könnten wir Gewißheit über
diesen Punkt bekommen, so würde dieses ein weiteres
Hülssmittel zur Bestimmung der Lage Mursucks seyn.
*).Nach meiner Meinung sollte Gadamis weiter östlich liegen,
als es aus der Charte von 179« der Fall ist; die Linie des
Weges von Tunis nach Teghery würde dann um so gerader
werden.
Gadamis Lage von Tunis war Herrn Magrah als S.
4° O,, und die Entsernung LZ Karawanen-Tagereisen ange»
geben worden. Von letztern sührten die ersten zehn nach
Aabes, welches aus d'Anville« Charte, in der Richtung S.
etwas weniges W., i6zj geogr. Meilen von Tunis entsernt
liegt.' Bringen wir noch die übrigen iz Tage, die sigZ
g. Meilen betragen, aus die S. 4° O. von Tunis lau»
sende Linie, so wird Gadamis in Br. zo° 29' zo" L.
zi° Oestl. sallen.
Herr Magrah hörte serner, die Richtung dieses Orte« ge»
gen Tripolis sey S. W., aber in Ansehung der Entsernung
bekam er kein« Auskunst. Pliniu« sagt, Cydamus liege
Sabrata sSabart oder Alt Tripoli) gegenüber. In einer
der Ausgaben de« Plinius ist die Entsernung dieses Ortes von
der größern Syrti« aus zwöls Tagereisen angesetzt. In dieser
Lage befindet es sich etwas mehr als 24« geogr. Meilen von
derselben entsernt, welche« mit zwöls Tagereisen der oben
Seite 17« angegebenen leichten Reisegesellschasten überein
kommt.
Diese Angaben werben vielleicht von künstige» Erdbe-
schreiber» benutzt werden, da Gadamis, zu Folge seiner Lage,
einen guten Punkt abgiebt, von dem man ausgehen kann.
über einige Gegenden aus Hornemann's Wege. 177
Ich kann nicht umhin, als sür sehr wahrscheinlich an-
zunehmen, daß die Lage dieser Hauptstadt etwas west-
licher oder nordwestlicher ist, als die aus der Charte
angegebene.
Ich habe mich so lange bei diesen Angaben verweilt,
um künstige Erdbeschreiber ausmerksam aus die Frage zu
machen, ob der Weg der Tunis-Karawane nach Sudan
wie ich es vermuthe, durch Teghery im westlichen Theile
des Fessanischen Gebietes geht? so wie auch aus den Um-
stand, daß in Ansehung der geographischen Bestimmung
der Oerter zwischen Tunis und den östlichen Lagen ei-
nige Irrthümer obwalten, welche die geographischen Re-
sultate in Bezug des vorbenannten Drres Teghery unsicher
machen.' -.., .
Ehe ich diesen Gegenstand verlasse, muß ich noch
bemerken, daß Hornemann's Untersuchungen die Meinung
unterstützen, daß Fessan das Land der Garsmanre»
seyi so wie es uns von den Schriststellern des Alter»
tyums beschrieben wird. Er hat nämlich daraechag,
daß die schwarze selsichte Wüste, die Fortsetzung der
schwarzen Harutsch, sich zwischen Fessan und Tri-
polis hinzieht, und sich noch weiter westlich, bis n«ch G<v
damis, erstreckt. Da Plinius den Klon «ster in-diese
Gegend legt, mit der Wüste und den Städten der Gava-
manten oberhalb desselben^ so können diese Städte nicht
wohl andere, als die des Fessanifchen Gebietes seyn. Ich
Werde an seinem Orte noch eines andern, von Hornemann
angegebenen Umstandes, die von Herodot beschriebenen
Aroglodyten betreffend, die in der. Nachbarschast Dr
Garamanten wohnten, Erwähnung thuu. ES ist mir nant«
Hornemann's Reise, M
l/g Berichtigungen, die allgemeine Erdbeschreibung
lich daraus sehr wahrscheinlich geworden, daß unter jenett
die, an den süd östlichen Gränzen Fessans —>"«
ker zu verstehen sind.
Drittes Kapitel.
Berichtigungen, die allgemeine Erdbeschreibung Nord-Asrika's
betreffend — Entfernte Quellen de« Nils, und Ende des
Niger — See Fittrs oder Kauga.
Seit der Herausgabe der General-Charte von Asrika
z798 haben sich viele neue Materialien in Bromne's Rei«
sen dargeboten, zu denen noch die Beobachtungen und Uns
tersuchungen Hornemann's gekommen sind. Man wird
finden, daß diese beiden Reisenden, da wo sie von einer
«nd derselben Gegend reden, einander wechselsweise zur
Erklärung und Bestätigung dienen.
Browne's Nachrichten enthalten mehr Beiträge zur
mathematischen Geographie; Hornemann's Untersuchun-
gen sind zwar eben so wichtig, aber sie erstrecken sich nur
aus das Allgemeine und bestehen nur in kurzen Notizen.
Beide Reisende haben gleich großes Verdienst, beide zeigen
sich als unermüdete Sammler. Vorwürse wegen Mangel
des Zusammenhanges solcher, die Erdbeschreibung und den
gegenwärtigen Zustand des Landes betreffender, Nachrich-
ten sind ungerecht, da man weiß, unter welchen Beschwer-
den und Gesahren ein Europaischer Reisender im Innern
Nord-Asri?a's betreffend zc. ,,79
von Asrika, diese Nachrichten einsammeln muß. Nicht
allein bei den beiden Reisenden, die un? die neuesten Bei»
träge geliesert haben, sondern auch bei unserm altern Be-
kannten, Herrn Park, sinden sich die Beweise davon im
Ueberflusse.
Browne hat seine Materialien aus einer geraden Linie
von 16 Graden, von Cairo bis zur Hauptstadt von Dar«
fur gesammelt, und sie nach eigenen Beobachtungen der
Länge und Breite geordnet. Die Erkundigungen, die er
bei Eingebornen und andern Reisenden einzog, erstrecken
sich sechs Grade weiter, bis zu 8 N. B. In dieser Gegend
^ sollen sich, wie man ihm anzeigte, die Quellender Bahr-
et-Abiad besinden, die sür die entsernteste und lange
gesuchte Quelle desAegyptischen Nils gehalten wird.
Außerdem erkundigte er sich nach den Gegenden östlich und
südlich bis zu den Granzen Abyssiniens; westlich und süd-
lich bis Burnu und andere Länder, von denen man bis da-
hin nichts in Europa wußte. Die ganze Strecke beläust
sich aus mehr als 15 Gr. der Br. .
Die gerade Linie von ^iro zur Quelle des Bahr-
el-Abiad ist über 1z6« geogr. Meilen lang, oder mehr als
144« von der Mündung des Nils aus. In ihrer Richtung
weicht sie so wenig vom Meridian ab, daß die Quelle des
Flusses nur um etwa anderthalb Punkte von S. nach W.,
von der des Ortes, wo er sich in das Mittelländische Meer
ergießt, verschieden liegt.
Dieser Weg nach Darsur weicht vom Nil zuerst bek
Siout ab, läuft durch die größere Oasis und dann
durch die Gegenden von Scheb, Selime, Legyea, und
Bir-el-Miilha. Da Browne allgemein als vorsichtiger
M,
Ig« Berichtigungen, die allgemeine Erdbeschreibung
und genauer Beobachter bekannt ist, so ist diese Linie sei-
ms Weges sür den Geographen von der größten Wichtig»
keit. Was die Gegend betrifft, wo sich die Quelle des
Bal-r-el-Abiad besinden soll, so wird uns diese Angabe
durch die, von Ledyard und Maillet in C uro eingezogenen
Nachrichten im Allgemeinen bestätiget. Andere seiner geo-
graphischen Angaben sinden in den neuern Beiträgen Hor-
«emann's, in den Bemerkungen Edrisi's, Maillet's, und
.selbst Bruce's Bestätigung.
'Ich werde die geographischen Entdeckungen des letz-
kern Reisenden hier nicht aus einander setzen; das Publi-
5unb kennt sie bereits aus dem vortrefflichen Tagebuche
seiner Reise, welches viele Ausschlüsse über den Gegen«
stand der gegenwartigen Abhandlung giebt, vorzüglich in
Hinsicht aus die Quelle des Bahr-el-Abiad (oder des
Nils) und, durch Folgerungen, auch in Hinsicht aus
den Verlaus des Niger. .i .
Da ich voraussetzen konnte, daß Browne bei Verser-
tigung seiner Charte, in Ansehung der Entsernungen und
Richtungen mit großer Besicht und Ueberlegung zu Werke
gegangen ist, so habe ich, wo ich etwas aus derselben aus-
nahm, mir nicht die geringste Abweichung von seinen An-
gaben erlaubt, ausgenommen in Hinsicht aus die Lage der
Hauptstadt Burnu's. Uebrigens habe ich doch einige der
Wege und Lagen verschiedener Oerter, die er nicht in der
Charte angemerkt hat, aus dem Anhange zu seinem Werke,
«einer Charte hinzugesügt.
'.' Browne sagt, die Nachrichten, welche er über die
Entsernung des Nils von Selimi erhalten habe, seyen ge-
nugttzuend. Wir können also-annehmen, Haß, obgleich
. Nord-Asrika's betreffend zc. !,gl
die Lage des großen Wassersalles und derer von Moscho
und DongqlA, nach Browne etwas mehr südlich oder
sudwestlich seyn sollte, dennoch im Allgemeinen die Ueber-
«nkunst größer ist, als man es vermuthen konnte. Das-
selbe gilt von Sennaar in Rücksicht aus Darsur., Browne
überzeugte sich nämlich, daß seine Beobachtungen mit Bru-
ce's Angabe der Entsernung vollkommen übereinstimmten.
D'Anville hat, in seiner Charte von Asrika 1749, Sen-
yaar beinahe vier Längengrade zu weit westlich nieder«
gelegt.*)
Ich bemerke hier, daß, zwischen Aegypten und
Darsur, durchaus keine Gewässer von Westen aus mit
dem Nil in Verbindung stehen. Browne hörte sür ge-
wiß, daß derselbe Umstand nach Süden, zwischen Dar-
sur und der Quelle des Babr-el Abiad, Statt habe.
Wirklich sind 'die Gewässer in jener Gegend so weit
davon entsernt, ihren Laus nach Osten zu nehmen, daß
(wie Browne hörte und wie dieses zum Theil durch Andere
bestätiget ist) die Gewässer westlich und südwestlich von
Darsur «He. in westlicher oder nordwestlicher
Richtung lausen.
*) Bruce beschreibt eine Bergkette, die sich von dem Abyssini^
schen Arme des Nils, zwischen dem Ilten und i2ien Grade
nördlicher Breite, westwärts erstreckt; nördlich von derselben
'hegen Dyre und Tegla. Da diese Orte sich ausBrownc's
Weg«, unter dem Namen Desr und Tuggala, in einer
bergigen Gegend besinden, so habe ich den Lauf des oben
erwähnten Bergrückens W. N. W. statt W. beschrieben. Diese»
Oerter sind übrigens, so wie auch Harra;« und Lebeit, (wel-
ches Jbeit heißen soll,) aus Bruce'« Charte viel zu weit west-
lich von Seunaac niedergelegt.
Igs Berichtigungen, die alkgemeine Erdbeschreibung
Browne giebt an, (den von ihm in Darsur erhalte-
nen Nachrichten gemäß,) daß die Quelle des Bahr-el-
Abiad aus einer Menge Ströme bestehe, die ihren Ur-
sprung aus gewissen hohen Bergen nehmen, welche
Kumri oder Komri heißen, und sich in einem Lande,
Namens Dong«, eine Mvnatsrejse von Schilluk, besin-
den. Dieses letztere liegt Tagereisen näher als Sennaar,
so daß sich die entsernteste Quelle des Bahr-el Abiad
etwa 45 Tagereisen von Sennaar besinden mag. Einige
der, von der Darsurschen Karawane nach Cairo gebrachten,
Sklaven benachrichtigten Herrn Ledyarv, sie kämen vo»
einem Orte, der 55 Tagereisen westlich von Sennaar
entsernt liege, und Browne giebt an, die Einwohner von
Bergu (welches nahe bei Darsur liegt) pflegten sich in das
Gebiet Donga aus die Sklavenjagd zu begeben. *)
Ein anderer Sklave, von dem Ledyard glaubte, er komme
von demselben Orte, sagte, die Quelle des Nils besinde
sich in seinem Lande. **) Wenn wir annehmen, (und
wirklich ist es nicht unwahrscheinlich,) daß diese Leute, bei
Angabe der Entsernung Sennaars von der Quelle des
Nils, den Weg durch Darsur im Sinne hatten , so liegt
in der Entsernung von 5z Tagereisen nichts Wider«
sprechendes? denn eine so große Entsernung würde sicher
herauskommen. Man rechnet sz Tage von Darsur nach
Sennaar und etwas mehr von Darsur nach den Kupser-
gruben von Fertit, die sich noch beträchtlich weit von der
Quelle des Bahr-el-Abiad besinden.
S. ?rovescki«g» «k tke ätr. ^««v. 179«. OK. s.
^ Nord-Asrika's betreffend tc. ,8Z
In der Charte von Asrika von 1798 batte ich die
Quelle des Babr-el-Abiad an iz« Meilen südöstlich von
der Stelle niedergelegt, die ihr jetzt von Browne angewie-
sen ist. '. .. .,-
Da Hornemann wieder die Idee von der Vereinigung
des Niger mit dem Nil aus die Bahn bringt, so halte ich
«s sür nöthig, einige der geographischen Materialien
Lrowne's, Hornemann's und Edrisi's einer näheren
Prüsung zu unterwersen, aus welcher die Unmöglichkeit
jenes Umstandes hervorgehen wird. Hornemann hörte vo»
Leuten, die nach Darsur gereiset waren, der Niger (Jo«
lib«) gehe, südlich von diesem Orte, in den weißen Strom
<Bahr-el-Abiad) über. Es ist gewiß, daß Herodot *) sast
dasselbe in Aegypten hört«; aber eben so gewiß ist es auch,
daß die Leute, bei denen Browne zu Darsur Erkundigung
einzog, durchaus keiner solchen Vereinigung zweier Flüsse
Erwähnung thaten. Im Gegentheile berichteten sie ihn
nicht allein, daß der weiße Strom durch südlich aus de»
Bergen hervorkommende Quellen gebildet werde, sonder»
auch, daß die Gewässer zwischen Darsur und jenen Bergen
nach Westen zu lausen. Ich süge hinzu, daß die Berge,
von denen hier die Rede ist, und die Kumri oder
Komri heißen, die Mond-Berge sind, wie dieses der
Name anzeigt; und in diesen besindet sich, nach Ptole«
mäus und den Arabischen Erdbeschreibem, die entsernteste
Quelle des Nils. ?*)
'") ?t<,Iem,eu,, äkr. ?sk. IV L6ri« S. 15 lt. s.' —
>VK»Iksä»e xrole«<»n. Art: Klüsse. Komri oder Kumri
bedeutet zum Monde gehörig (tunari,.)
,lHq. Berichtigungen, die allgemeine Erdbeschreibung
Im sechsten Kapitel der QeogrgpKivsI Illustration?
179« babe ich verschiedene Thatsachen angesührt, die eS
wabrscheinlick machen, daß sich der Niger, in den Ge«
genden von Wangara u. s. w. durch Verdunstung
berlikre. Die Nachrichten neuerer Reisenven sind dieser
VennurhÄng nichts weniger als ungünstig. — Browne
hörte,' westlich unv, südwestlich von Darsur werde da«
Land, aus mehrere Kundert Meilen weit, von einer Menge
Ströme durchkreuzt, die alle westlich oder nordwestlich lie«
ftn. Er spricht indeß mir weniger Bestimmtheit von dem
Lause aller übrigen Gewässer, ausgenommen von dem
Misleäd und dem, Viesen begleitenden kleinern Flusse
Babta. Diese letzteren lausen ihm zu Folge *) bestimmt
von S. O. nach N. W.; von den übrigen sagt er
bloß: „der Laus dieser Flüsse, wenn man Mich recht be-
richtet hat, ist größtenteils von Osten nach Westen."
So sagt er aber auch: **) „das Land, durch welches
sie fließen, soll, den größten Theil des Iahres hin«
durch, seucht und sumpsig seynz die Hitze ist außeror-
dentlich, und den Bemerkungen der Eingebornen zu
Folge, giebt es keinen Winter daselbst." — Der
größte und entsernteste dieser Flüsse ist ^>er B a h r-
Külla. Er ist nach eZner Gegend desselben Namens be«
nannt, dieals sehr wasserreich beschrieben wird***);
dieser Bahr-Kulla ist ansehnlich genug, um bas Hinüber«
^ . '''', -:
") S. Browne a. a. O. S. 44?'46z und die Charte.
> Ebendas. S. 44y. - - -,.. .
Ebendas. S. 3«S. , ,, . . .,. .:
s,. 'Nord-Aftrka's betreffend re. r'Fz
fahren in, Booten nöthig zu machen, deren einige zehn
Personen sassen. *) . v' , . .^.-^
Wenn Bwwne recht berichtet ist, (woran ich, da er
sehr vorsichtig zu Werke gieng, gar nicht zweifle,) so
ftbeint es, als liesen jene Flüsse von der erhabenes
Gegend südlich von Darsur, in eine verhaltnißmaßig
«iedkige, hohle Fläche nach Westen, in welcher sich auch
<lus Browne's Chart,« zwei große Seen besinden. Diese
Niedrige Gegend kommt, aus unserer Charte, zu Folge
der beim Edrisi gesundenen Nachrichten, beinahe in Ser
Mitte zwischen der Quelle des Bähr-el-Abiad .uÄ> de«
Lande Wangara zu liegen. Hsrnemann's Bericht stimmt
«n Ganzen hiermit überein , denR'er hatte gehört, Wan-
Mra liege westlich vom Reiche Burnu. Durch dieses
Wangara läust der große Fluß des Innern von Asrika,
^ « .'.-!-. .j? , .-. ..,,,., , I , ^ '^
*) Ich giauve in Browne'« Beschreibung von DarkulKi'Epir»
ren zu entdecken, daß der Boden dieses Landes durch Zln-
schljmmung der Flüsse entstanden s^, die es jetzt duxchkreu»
zen, und von. denen es periodisch überschwemmt wird.
Browne sagt von den Eingebornen: „sie sind sehr reiflich,
"„ein Umstand, der durch den Uebersluß an Wasser in
„diesem Lande sehr begünstiget wird. Sie bedienen sich, um
„über die Flüsse zu setzen, der FZHrboote, die sie theils miti»
„telst Stangen, theils mit Hülse der Ruder, wie wir unsere
„Kähne, sortbewegen. Die Bäume werden hier, des Ueber«
„flusse« an Wasser und des tiesen Kleibodeni wegen, so
„stark, daß man sie zu Kähnen aushöhlet, die geräumig ge»
„nug sind, um zehn Personen zu hatten." Brownes rr»«I,
S. zog. zoy.
") Dieses sagt auch I«e« 4tr. S. 254. 1,'
Ig6 Berichtigungen, die allgemeine Erbbeschreibung
unser Niger; über Wängara hinaus können wir ihn nicht
versolgen. *) '!.
Wenn man bedenkt, wie mangelhaft und verwirrt
ost Nachrichren von Gegenden ausfallen, die von dem
ZOrte, wo man Erkundigung einzieht, so viele hundert
Meilen entsernt sind > wie jene Seen und Flösse, von Dar«
sur, so dars man sich nicht wundern, wenn man in diesen
letztern gar die Seen von Wangara sindet. Die Enr»
seruung der Wangara-Seen von Darsurs Hauptstadt
kommt mit der Entsernung der Seen Hermad und Dwi
ziemlich genau überein, und in Ansehung der Richtung
findet kaum ein Unterschied von zwei Strichen des Kom«
passes Statt. **) Es würde nichts Außerordentliches seyn,
wenn zwei Beschreibungen jcner Seen und Flüsse, (wie
mir sie hier von Edrisi und den Einwohnern von Darsur
haben,) noch in mehrern Hinsichten von einander ab-
wichen, als in der Lage derselben, so wie sie aus der
Charte angegeben ist So unbestimmt dasjenige seyn mag,
was wir von den westlichen Strömen zwischen der
Duelle des Bahr-el-Abiad und Wangara wissen, so ist es
doch gewiß, daß die Flüsse und Ströme von den südlichen
und südwestlichen Gegenden Darsurs nordwestlich lausen,
und, etwas weiter als lüu Meilen östlich von Wan-
gara***) einen großen See bilden. Dieser Umstand spricht
*) E« ist hier anzumerken, dag Edrist der Meinung war, der
Niger nöhme seinen Laus nach Westen, und zwar aus einer,
diesem Flusse und dem Aegyptischen Ril gemeinschastlichen,
Quelle.
*') Man sebe die Generslamrte von RorK-Asrira.'
*") «drisi sagt nämlich (S. iz) dieser See («aug«) be.
s - Nord-Asrika's betreffend «. ^ lg?
dasür, daß sich nordwestlich von Darsur eine tiese Fläche
besinden müsse; ob aber diese Vertiesung eine Fortsetzung
derjenigen ist, welche die Gewässer des Niger ausnimmt,
und einen Theil derselben in Wangara zu Seen ansam-
melt, dies bleibt künstigen Entdeckungen ausbehalten.
Edrisi war dieser Meinung; denn er beschreibt eine den
ganzen Weg sortlausende Wasserkommunikation.
Ich komme jetzt zu denjenigen Gewässern, die von
Darsur nordwestlich fließen. Browne hörte, die Gewässer
bildeten südlich von Darsur und zwischen diesem Lande
und dem weißen Strome einen ansehnlichen Fluß, der
MisselÄd heiße. Er versolgt denselben aus seiner Charte
und ick Anhange S. 449-46« nach N. N. W. und N. W.
bis zu einem Punkte oberhalb des Parallels von 15° R.,
d. i. durch einen Raum von beinahe 400 geogr. Meilenz
was aber den weitern Laus desselben betrifft, so laßt er ihn
nur errathen. Vom zweiten Flusse? dem Batta, der
zwischen dem MisselKd und Darsur fließt, und zwar
ersterem sehr nahe, sagr er indeß, er komme von Süden,
theile sich gegen Westen und ergieße sich in den Babr-el«
Fittre. *) Ich süge noch hinzu, daß, wenn man den
westlichen Weg von War« nach Bagherme in Browne'?
Anhange S. 464 versolgt, man zur Bahr-el-Fittre kommt,
ohne vom Passiren des Flusses MiffelKd etwas erwähnt
gesunden zu haben. Wir werden bald sehen, daß Hor«
nemann's und Edrisi's Nachrichten Ausschluß über diese»
Umstand geben.
finde sich 10 Tagenisen istlich von Semegonda i» Wa»,
gar«. .. ,, /
*) Browne am anges. O. S. 465.
lZZ Berichtigungen, die allgemeine Erdbeschreibung
Browne sagt serner: die Eingebornen an den User»
des Bahr-el,-Fittre bedienen sich kleiner Boote, um sich
aus dem Flusse von einem Oite zum andern zu bege»
b<n.- .Das Wort Bahr bedeutet sowohl einen See, als
einen ,Fluß, und ist hier von Browne in der letztern Be»
teutung genommen. Wir ena^ren indeß von Horneman«,
daß das Gebiet.des Sultans von Fiddri, (so schreibt
p:,dieses Wort,) um einen großen See mit süßem Was-
ser herliege, die denselben Namen sührt, daß sich i»
diese» See ein von Darsur kommender Fluß ergieße, und
daß die User desselben Uebersluß an Zuckerrohr hüben, . ,
. , Diese Nachrichten von dem See sinden wir durch
mehrere Umstande bestätiget. Hornemann sagt, der, Di,
strikt Fiddri, welchen Namen ihm die Eingebornen ge-
ben,, werde, von den östnch wohnenden Völkern (de»
Arabern) Couga oder Cuja, von den westlichen
Lussi genannt. Nun erwähnt aber Edrisi Couga's
oder Kauqa's als einer Gegend und als einer Stadt,
die zc> Tagereisen westliS oder südwestlich von Don»
gola, z6 östlich von Gana liegen soll; un,d Kieses ist
Wirklich dieselbe Lage. Browne erwähnt überdies, aus
dun oben angegebenen westlichen Reisewege ztz Tage-
reisen „diesseits Bahr-el-Fittte, einer Gegend, Dar
Cuka, die sicher eine und dieselbe mit Couga od«
Cuju ist.")
k^j ,, i.. ;« ,^ ^iI,"."
Wir hoben hier einen Brweis, daß die östlich wohnenden
Völker den Distrikt Mlre mit dem Namen Kauga (oder
<« ^uka) betiegen, wie ikns Horn.man» berichtet. Dar drückt,
nach Browne, den Begriff Land aus, wie z. B. Dar
Für, das Land Zur.'
Nord-Asrika's stressend ic.
Der Umstand, daß man sich der Boote aus dem
Bahr el Fittre bedient, wie Browne bemerkt, *) läßt
Zweisel unterworsen, daß der MisiMd, von dem
Brvwne redet, der aus der Gegend von Darsur kom-
mende Fluß sey, dessen Hornemann erwähnt, und daß
sich derselbe sowohl, als der Batlastuß in den See Fit«
tre ergieße.**)'
Ich bemerke hier, daß dasjenige, was Edrisi als
den obern Theil des Niger ^VkS^o^«»,) be-
schreibt, augenscheinlich dieser Fluß ist; aber nach ihm
nimmt er seinen Ursprung aus derselben Quelle, als der
Aegyptische Ml und fließt westwärts. Auch nach
Ptolemäus entspringt derselbe Fluß etwa im isten
Grade Nördl. Br., wie der MiiMd.
Es scheint also ausgemacht zu seyn, daß das Land
von Dsrsur aus nach dem mnern Asrika, nach N. W.
und W. niedriger wird. Edrisi's Beschreibungen bewei-
sen, daß dasselbe nach N. O. und S. W., gegen den
See Fittre zu, der Fall sey. Ihm zu Folge nimmt näm-
lich der Kukufluß seinen Laus nach Süden zu.
*) Browne a. o. O. S. 465.
**) Dieser See hat, nach Hornemann, vier bis acht Tage»
reisen im lKnsanae. Seine Dimensionen richten sich nach
der trocknen und regniqten Jahreszeit; er nimmt mit dem
Regen dreisach im Umsange zu, und läßt, wenn die trockne
IaKreszeit wiederkehrt, dem Landmanne einen setten Boden
zurück ^
*") Diestr scheint der Fluß zu senn, dessen Idn al Ward! (in
Hartmann's Edrisi S. 6s) erwähnt, als komme er von
l9o Berichtigungen, die allgemeine Erdbeschreibung
Eben so verhält es sich mit dem Antelopenslusse
«der dem Wad^elGazel, der nach Browne zwei Tage-
reisen N. W. von dem See Fittre, nach Beausoy eine
Tagereise von Burnu's Hauptstadt fließt. Hornemann
wurde sreilich benachrichtiget, der Wad-el-Gazel sey kein
Fluß, sondern ein sruchtbares und ansehnlich bewohntes
Thal. Wahrscheinlich ist es beides: ein sruchtbares Thal,
mit einem durch dasselbe lausende?, Flusse. Hieraus
wird es wahrscheinlich, daß der Wad-el-Gazel noch ein
anderer von Norden herkommender Fluß sey, der sich
in den See Fittre' ergießt, mithin daß der See das
Bassin sür die östlichen Gewässer des Innern von
Asrika sey. ) ,
Edrisi zu Folge liegt Semegonda zehn Tagereisen
W. oder S. W. von Kauga (unserm Fittre) und
innerhalb der Gränzen Wangaras, welches gänzlich von
den Armen des Nigers umgeben und einer periodischen
Überschwemmung ausgesetzt ist. Es ist gewiß, daß
Edrisi das Doseyn einer Wasserkommunikation zwischen
Wangara und Kauka annahm, denn er sagt, das Salz
werde nach Osten von jener Gegend den ganzen Niger
hinabgesührt. Nach Hornemann besitzen die Einwohner
Fittri's (Kauga's) kein anderes Salz, als dasjenige,
»elches sie aus vegetabilischen Substanzen gewinnen. *)
G
Ssten und fließe, durch Ghama (Begama oder Begarm^)
in de» Nil; nömlich in den Nil der Neger, unsern
Niger.
Si ist hier zu bemerken, daß Edrisi <S- iz) Kauga als
zu Wangara gehörig ansieht: obgleich es, wie er sagt,
dem Urtheile einiger Ändern zu Folge, Kanem angehört.
Nord-Asrika's betnssend,c. 191
Giebt es, wie Edrisi sagt, eine Wasserkommunika-
tion zwischen Kauga und Wangara, (es kommt nicht
daraus an, nach welcher Richtung das Wasser stießt,)
so wäre djes natürlich ein Beweis sür einen gemein,
? j V'^ ' , -. . ,^ ^
- ^ ^ Eine Uedersicht und Verbesserung der Linie der Entsernung
zwischen Gana und Dongola, so wie sie i» den ?roveeä.
vk tKe Xkr. ^»ov. von 1798 S. 121 angegeben ist, wirb
hier nicht am unrechten O^te seyn.. Wir finden daselbst, daß
die Entsernung Kaugas von Dongola, von Edrisi aus za
Tagereisen (gleich 570 geogr. Meilen) gesetzt ist; nach
Vron.ne's Angabe kommen 57» solcher Meilen heraus. Hor-
nemann s.^gl, Fitkre? (Kauga) liege 40 Tagereisen östlich
von Kaschna. Dieser Zwischenraum der Entsernung giebt,
wenn wir Kaschna die Lage geben, die ihm aus der Charte
von 1798 an. ewiesen ist, 65z geogr. Meilen, oder 16Z
sür jeden Tag; ein Resultat, das vollkommen besriedigend
ist. Edrisi rechnet z6 Tagereisen zwischen Gana und Kauga,
so daß Gana , dieser Angabe zu Folge, Kauga vier Tagerei»
sen näher liefen muß, als Kaschna Aus der Charte von
1798 ist Gana acht Meilen zu weit östlich angegeben worden,
»erbessert m>'.n diese Unrichtigkeit, so kommen sür die Snt»
sernung Sanas von KaschvZ !?2 M. heraus, welche« indeß
noch immer zu viel sür vier Tagereisen ist und etwa söv
süns derselben gelten könnte.
Sana und K^uga liegen, dieser Verbesserung zu Folge, 57/z
geogr. Meilen in gerader Richtung von einander ent»
sernt, welches, sür Edrisi's 36 Tagereisen, nicht mehr al«
15Z aus jeden Tag bringt; da hingegen seine Tagereisen
im Allgemeinen gleich 19 Meilen sind. Ist Edrisi's Angab«
«ichtig, so muß entweder Gana weiter östlich liegen, oder
der Laus des Niger« (längs welchem Flusse, bi« aus zehn
Tagereisen von Kauga, der von ihm angegebene Weg sort
laust) muß, nachdem er das Gebiet Houssa, wovon Gana
l YS Berichtigungen, die allgemeine Erdbeschreibung
schastlichen Niveau, mithin wäre es äußerst unwahr«
scheinlich, daß der weiHe Strom in irgend einer Gegend
südlich von Darsur einen niedrigeren Niveau haben sollte,
als die See Fittre. Manchem wird indeß die Richtig»
keit der Angabe Edrisi's bezweiseln, nnd dies vielleicht
mit so größerm Rechte, da dieser Schriststeller sagt,
der Niger lause nach Westen zu.
Wenn wir übrigens aus diesen Umstand nicht weiter
Rücksicht nehmen, und die von Browne und hornemann
«inen Theil ausmacht, durchflossen hat, nach Süden zu
«in« ansehnliche Beugung machen. Daß dieser Fluß, sich
wirklich nach Süden neige, davon benachrichtigt« man
Herrn Hornemann zu verschiedenen Malen (Seite iZl)z ob
aber diese Neigung so beträchtlich sey, daß aus derselben
der oben erwähnte Unterschied entgehen konnte, darüber
haben mir keine bestimmte Auskunst erhalten.
Auch d'Anville war (vielleicht eingezogenen Nachrichten zu
Folge) der Meinung, daß der Niger, südlich oberhalb
Gana, eine Beugung mache, die auch aus seiner Charte
von 1749 angegeben worden ist; die Ergießung diese« Flus«
ses in den See Semegonda siele also Breiten Grade süd»
lich von Gana, auch körn« der ebengenannte See etwa in
derselben Parallele zu liegen, als Browne'« Bahr Hemad.
Wir müssen uns vor der Hand damit begnügen, die Ent-
sernung von Gans bis Kauga nach Verhältnissen zu bestim»
men, da dann, wenn wir die Beugung nach Süden zu
annehmen, i6Z oder lö^ geogr. Meilen herauskommen.
Ich habe gezeigt, daß Hnrnemann's Angade der Entsernung
zwischen Kaschna und Fillre nichts Widersprechende« enthält;
es ist daher keine Frag«, daß sie der andern vorzuziehen
sey, die aus ihrem Wege zu uns durch so viele Hände ge»
gangen ist. , . ....,- ,. ,
, ^ . , Nord-Asrika's betreffend 19z
«»gegeb««n Thatsachen sür sich selbst reden lassen, so kön-
nen solgende Fragen ausgeworsen werden:
K) Ist es, wahrscheinlich, daß der Niger, ,nach ei»
nein Lause von etwa 2sz« Engl. Meile» in ge»
. «aber Richtung von seiner Quelle, nicht einen
niedrigern Niveau, als den der um die Quellen
, ,hes Nils her.besindlichen Gegend, angenommen
«Kn. ftch«>tk>Mte^.k t . ..7:
,Ä ») List sticht der Laus ,dVs MiMd-Flusses, sls süd«
z lich von Darsur, beinahe ganzlich dem Lause
z entgegeygesetzt, den udev: Niger von.Wangara
nehmen muß, um zum Bahr-el-Abiad. zu ge«
/ Z) Heißt es nicht auch, t>er Laus der Gewässer west«
. , lich von Darsur und Per Qucllen deSMahr-el«
^) Die Shemse hat zwischen dcr Brücke bei Maidrvhead und
Mortlake («t«a 41 Ar. Meilen^n gerader Linie) einen
Fall von etwvs mehr al« einem Huß und acht Zoll aus jede
^ Meile. Dieses ist indes! eine, der ebenern Gegenden des Lau»
ses der Themse; denn obgleich sie nicht sehr hohe Gegen«
den herabkommt, so kann man doch annehmen, daß sie,
, . , im Durchschnitte genommen, nicht weniger als vier Kuß
aus jede Meile süllt. Räch diesem Verhältnisse würde der
., Niger in seinem angenommenen Lause zu« Bahr-eI«Abiad,
«inen Fall von-mehr als 6000 Fuß hal,?n. Selbst.Menn
wir nur Fuß annehmen, (welches sehr mäßig ist) würde
der Fall nicht weniger als 5,625 Fuß, oder. 115 Aards mehr
als eine Brittisch« Meile, betragen. Kann uianzwohl
mit Wahrscheinlichkeit annehmen, daß da« Bette des Bahr»
«I'Äbiad, südlich von Darsur und nicht sehr weit von
seiner Quell« entsernt, eine Meile niedriger, als die Quel^
len des Ioliba oder Niger« sev?
Hornemann's Reise. , N
94 Berichtigungen, die allgemeine Erdbeschreibung
Abiad sey nach der Gegend hin, mo sich V«
Niger besindet, statt von derselben her?— und
sollen nicht diese Gewässer ihren Laus durch ei»
sumpsiges Land nehmen, da doch die Gegend
östlich zwischen Fittre und dem Bahr-el-Abiad
erhaben und bergig ist? *) ^ »
4) Tragt nicht die Gegend von Wongara u. s. w.,
wie die von Fittre , das Gepräge meines mehr
als ^50 Engl. Meilen langen, und mehr als
17« breiten, von den periodischen Fluten des
Nigers angespülten Landstriches, mid hat sie
nicht, so wie Gana, in der trocknen Jahreszeit
große Seen mit süßem Wasser? **) — Sollte
nicht eine so ausgebreitete Fläche zur Verdun-
stung der Gewässer des Nigers hinlänglich seyn,
da wir bereits ein Beispiel dieser Art in Perften
haben, wo der Heermeyd, ein mehr als 40«
Meilen weit lausender Fluß, mit einer Ober-
flache, die 20 mal geringer ist als die der über-
") Browne a. a. O S. 47z.
Edrisi sagt: Hb u»de lZ»»» »ö primos limite» terra«
Vs»cs,»e est iter «vto 6ier»in («rientem versus) — st-
^ue Ksev esclein est insul» lon^jtuiiinis treeentorui»
lnillisrium, «entum et zuincsus^inls I«titu6inss, «susin
^lilus uv«je<zu»z»e vircunclst toto suni tempore, ^cl»
veniente rera »n«nss ^»Kusto, e> »estu ^rsvescente,
locsue inuncksnte, ins»Is ist» veZ «erts insior zisr» illiu«
sczuis vkruitur, m«net<^„e s<>p,>Its s^uis, znsmäiu dli»
lus lerrsm in,in^sre ««nsuevit." — (8,»nits p. n et IZ.
Man sthe auch Hartmann'« Edrisi. Art. VsnKärs. E. 47
u. « ^
5
Norv-Afrika's betreffend «. 19z
schwemmten Gegend von Mangara, sich durch
x Verdunsten verliert? *) — Kehren mir jetzt
wieder zur allgemeinen Geographie zurück.
Bei Beschreibung der Lage der südlichen Staaten
sührt Hornemann Wadey an, welches nach Westen an
Darsur gränzt; serner Metko westlich (oder vielmehr
nordwestlich) von Wadey, und Fittre' nordwestlich
von Metko; die beiden erstem werden nach ihm von
dem Flusse, der von Darsur zum See Fittre' fließt (d. i.
vom MisseM), bewässert. Begarme**) liegt, nach
seiner Beschreibung, nordwärts von Wadey; Burnu
nordwärts von Fittre'. Bergu scheint unserm Reisen-
den gar nicht bekannt gewesen zu seyn; oder vielleicht
hat er es mit Burgu (dem Berdoa Delisles und
d'Anville's,) welches nach Augila zu liegt, verwechselt
Bergu ist, Brownes Nachrichten zu Folge, ein unab«
hängiges Land, so wie auch Metko u»d Wadey. Das
') Ebn Haukal, ein Arabischer Erdbeschreiber de« zehnten Iahr»
Hunderts, der neuerlich von Sir William Ousely ins Engli»
sche übersetzt worden ist, giebt vom Flusse Heermend folgende
Nachricht: „der ansehnlichste Fluß S ejestans istderHeer»
mend. Er fließt von Ghaur nach der Stadt Bost, und
von da nach Sejcsran und zumSee Aareh. Dieser See ist
sehr klein, wenn der Fluß wenig Wasser hat; ist dieser aber
voll, so nimmt auch der See verhältnißmäßig am Umsange
zu. Die Länge des See« beträgt an zoFarsangs (etwa li« Br.
Meilen;) die Breite etwa ein Merhittsch (eine Tagereise
oder 24 Br. Meilen.) Sein Wasser ist süß.^ ic. Ss ist be'
kannr,^daß der See Zareh keinen Ausfluß hat.—^
") «egama de« Edrisi. . ^>
N «
I96 Berichtigungen, die allgemeine Erdbeschreibung
Reich Burnu endiget sich daher mit Fittri (oderKuka,)
Margi und Wangara nach Süden zu. *)
Browne hatte weder etwas von Wangara **) noch
Wade» noch von Metko, unter diesen Namen gehöret;
indeß hat er doch den Landstrich, der diese Ortschasten
enthält, aus seiner Charte angegeben. Auch scheint
Dar Kuka ihm nicht als Edrisis Kauga oder Horne-
mann's Fittre bekannt gewesen zu seyn.
Brownes lehrreiche Untersuchungen endigen sich nord-
wärts mit der Hauptstadt Burnus; da sich aber Hor-
nemsnn's Nachsorschungen bis zu den Gränzen Dar-
surs erstrecken, so überreichen sie einander (overlsp «son
otker,) wodurch die Nachrichten von dem Lause der
Gewässer von Darsur nach dem See Fittre um so zu«
verläffiger werden. , , ,
Was die Linie der Entsernung zwischen Fessan und
Darsur, und zwischen Darsur und Sennaar betrifft,
(die Linie von Gana nach Dongola ist bereits S. r9i
angegeben worden,) so habe ich darüber Folgendes an«
zumerken:'
Beausoy giebt zwischen Temissa (in Fessan) und
der Hauptstadt Buknus, 4z Karawanen-Tagereisen in
*) Browne giebt (Seite 47z) die Entsernung von Dong«
»och der (südlichen) Gränze von Burnu aus zwanzig Tage-
reisen an.
Hornemonn's GewZbrsmann nannte e« Ungar«. Bei
den Arabern heißt e« auch Belad > el - Tehr oder da« Gold«
land, (Herb elvt und Bakui.) Browne hörte zu Sarsur,
es besinde sich kein Gvld in Menge nach Westen zu. Aber
Wonqora, ein Goldland, wenigstens in voAgen Zeiten,
liegt weftlich von Barsurl ,' . ., c
Nord-Asrika'« betreffend «. 197
südöstlicher Richtung an. Den Erkundigungen zu Folge,
die Browne in Darfur eingezogen hat, ist die Breite
derselben Hauptstadt i9°45', die Länge 2r°zz', so daß
die Entsernung von Temissa nach Burnu gleich zu«
Meilen ist, welches nur etwas weniges mehr als iz Mei-
len sür den Tag ausmacht, und also nicht im Verhält-
nisse der Geschwindigkeit ist, mit welcher die Karawa-
nen reisen. Auch ist es gar möglich, daß die Rasttage
mit in den 4z Tagereisen eingeschlossen sind, welches
bei solchen Nachrichten ost zu geschehen pflegt. Inden
Verhandlungen der Asrikanischen Gesellschast vom Jahr
1798 wird angegeben, Burnu liege 534 geogr. Meilen
von Dongola am Nil, und Brownes Resultat ist etwa
So« solch«« Meilen. Es ist indeß zu bemerken, daß
Brownes Tabellen (S. 4K7) zwischen Begarme und
Burnu die Richtung N. ; W. angeben. Ich habe lie-
ber von dieser letztern Angabe, als von der aus seiner
Charte, wo N. >z W. angegeben ist, Gebrauch machen
»ollen, und setze diesem zu Folge die Entsernung Bur-
nus von Dongola aus 562 geogr. Meilen an. Das
Mittel zwischen der Lage aus der vorigen Charte und
zwischen Brown'es Angabe würde 567 seyn. Da in-
deß keine Linie der Entsernung angegeben ist, aus die
man sich sicher verlassen kann, so bleiben wir in Anse-
hung der Lage dieses wichtigen geographischen Punktes,
noch immer in Ungewißheit. Hornemann hörte, Burnu
besinde sich rz Tagereisen von Kaschna, und, in der
Richtung W. b. S., 25 Tagereisen diesseits Fittre.
Dieses gilt ohne Zweisel von den Gränzen des Reiches
Burnu nach Kaschna zu, nicht aber von der Haupt«
Ueber die Völkerstämme
stadt; und in diesem Falle ist die Angabe wahrscheinlich
richtig, da sich das Burnusche Gebiet nach jener Seite
mit dem Lande Wangara endigen soll.
Viertes Kapitel. ,
Neber die Völkerstämme, welche die bewohnbaren Gegenden der
großen Wüste inne haben — Die Tibbo und Tuarick —
Die Reiche Burnu, A<ben und Haussa — Allgemeine Le»
merkungeo.
Die von Hornemann eingezogenen Erkundigungen
verbreiten auch einiges neues Licht über die Bettheilung
der bewohnbaren Gegenden, die von dem, östlich von
Tombuktu liegenden, Theile der Sahara entweder ein«
geschlossen oder von ihm begränzt sind, so wie auch über
den Landstrich, der in demselben Verhältnisse zur östli«
chen oder Libyschen Wüste steht.
Die Reiche Haussa und Burnu, die aus verschie-
denen kleineren Staaten bestehen, scheinen die Fläche Lan«
des längs dem Niger, von Tombuktu bis Darsur, ost-
lich, zu theilen, und sich ansehnlich weit nordwärts über
die allgemeine Linie des Flusses hinaus zu erstrecken.
Zwei ansehnliche Völker, die Tibbo und Tuarick
scheinen den übrigen Theil des Raumes nördlich inner«
halb der Wüste einzunehmen. Sie umgeben Fessan von
allen Seiten, außer der nördlichen, und schließen sich
an die Küstenstaaten des Mittelmeeres von' der Wüste
in der groß«« Wüst«., ,99
«n, die Aegypten westlich begränzt bis zum Atlas. Hor,
Vemann ist der erste Reisende, der uns diese allgemeinen
Ideen von den Tibbo und Tuarick mitgetheilr hat, und
sie verdienen wirklich Ausmerksamkeit.
Die Tibbo oder Tibbu besitzen den östlichen, die
Tuarick den westlichen und größten Theil dieses unge-
heueren Landstriches. Fessan *) trennt sich nach Norden
zu, und der Meridian desselben bildet beinahe ihre ge-
meinschastliche Granze, bis, wo sie nach Süden zu sich
an Kaschna und Lurnu anschließen.
Hornemann's Nachrichten zu Folge, sangen die Nie-
derlassungen der Tibbo beim südlichen und südöstlichen
Theile Fessans an, und erstrecken sich von daselbst nach
Osten längs dem südlichen Theile der Harursch und der
Kine ansehnliche Streck« S, W, »vn Fessan besindet sich ein«
Stadt, die «abu heißt. D'Anville schreibt, diese» Namen
/ Si>«»«„. Sie scheint da« Tabidium des Plinius, eine
der unter Balbus von de» Römer» eroberte» Städte z«,
seyn. Plinius (B. 5. Kap. S.) sagt: „Sie Römer waren
im Besitze de« Landes, selbst bi« zum Nigerflusse, der
Asrika von Aethiopien tr.nnt," und giebt ein langes
Berzeichviß der ihnen unterworsinen Provinzen und Städte.
Es ist wahrscheinlich, daß sie, außer Fessa», Gadamis,
Tabu u. s. m. den sruchtbaren Landstrich bis zum Niger,
nämlich Agade«, Kaschna und vielleicht auch Gana besaßen.
Es ist hier noch zu bemerken, da? Plmius (Kap. g.) ocn
zwei Aethiopien spricht, und den Homer ansührt, der sie
in da« östliche und westliche abgktheilet habe. «« läßt
sich d«nken, daß unter der «inen Abtheilung der Landstrich
zu verstehen ist, d«r sich von gessan in der Richtung nach
dem Niger zu ausbreitet.
zcxz Ueber die MlkerstZmMe
Xugilaer Wüste bis zu der großen Sand - Wüste Lebe«
tae*) (Libya) die Aegypten »ach Westen zü begrZnzt.
Diese Wüste bildet die östliche Gränze der Tibbo. Nach
Süden zu besitzen nomadische Araber de» Landstrich
zwischen den Tibbo und dem Burnuischen Reiche; nach
Westen wohnen die Tuaricks von Asben (Agades,)
Tagasi, u. s. w.
'Die Tibbo sollen sich in solgende Stämme abtheilen.
'" 5) Rschade oder Felsen - Tibbo. ) ^..ü.!.:
2) Die Febabo. ^
z) Burgu oder Birgn. K
4) Arn«.
5) Bilm«. , , . . . ,' ; .
6) Nomadische Tibbo. .
i) Die Rschade. Dieser Stamm besitzt die süd«
lich und südöstlich an Fessan granzenden Gegenden.
Sie sind mit den Bewohnern der an ihr Gebiet stoßen-
den Gegenden Fessans Untermischt, so wie die Tuarick
mit den Bewohnern der westlichen und die Araber mit
denen der nördlichen Gegenden. Die Städte der Felsen«
Tibbo sind Abo und Tibesty, deren Lage nach der von
Hornemann mitgetheilten Reise - Route im Allgemeinen
«»gegeben werden kann. **) v. i
. " - -. ^ -' , ,: > ','.«!
r.«v»t» des l.ee> 4kr. (S. 245.) , : l . .
—) Lon Mursuck nach Gattron («attron) südlich 54 Meilen,
«Is Engl. Meilen angenommen, und die Krümmungen des
Wege« mit eingeschlossen. Von Gatro» nach Teghery S.S.W.
IZ Meilen. Nach Abo 7 Tage, und von da nach Tibesty
z Tagereisen in östlicher Richtung. Endlich, nach Burg«,
lg Tazeveisen. Jede der iL Tagereisen ist zu ig Engl.
in der großen Wüste. 201
Die Tibbo Rschade oder Felsen - Tibbo bereiten
sich ihre Wohnungen unter Felsen und Höhlen, vor, denen
sie, zum Sommer«Ausenthalte, Hütten von Binsen zu
errichten pflegen. Von diesen Wohnungen haben sie
den Namen erhalten.
Von dem Landstriche, den dieser Stamm inne hat,
bekommen wir einigermaßen einen Begriff durch die
Rachrichten, welche Beauso» von der Gegend zwischen
Fessan und Burnu giebt, so wie auch durch Horne?
mann's Beschreibung der weißen Harutsch. Der Weg
nach Burnu sührt aus dem Lande Fessan, nämlich von
Temissa. Von dieser Stadt hat man sieben Tagereisen
bis zur Ebene von Tibestv, die von Mahomedanern
bewohnt seyn soll, zu deren Religion sich wirklich auch
die Felsen-Tibbo bekennen. Die letzten vier Tagereisen
sühren durch eine „bergige Sandwüste." — So weit
Beausov's Gewährsmann. :, , . , l
Die weiße Harutsch, durch welche Hornemann gieng,
besindet sich in dieser Gegend, und erstreckt sich südlich
von der Linie des Weges, den er durch dieselbe nahm,
Meilen nach dem Wege gerechnet worden; s. oben
«. 174. — Wir haben S. 176 als Resultat der verschie»
denen Autoritäten gesunden, daß Teghery 6g geogr. Meil.
südlich, s6 »estl. von Mursuck liegt. — Die 10 Tagereisen
von Teghery nach Tibesty i'n östlicher Richtung können 5»
140 geogr. Meil. angesetzt werden. Diese Linie der Ent»
sernung trifft die von Temissa gezogene Linie von 7 Tagen
oder 98 geogr. Meilen (s. die vroceeäing« of tke ^kri-
«»» ^510«. I7yc>. OK. 4.) und bestimmt die Lage Tibestys
aus izz Meilen S.O. b. O. von Mursuck.
sr>2. U«ber die WölkerstZmme
von Augila nach Mursuck, so daß, aller Wahrschein-
lichkeit nach, die eben ermähnte „bergige Wüste" eine
Fortsetzung der weißen Harutsch ist. Was diese Vers
muthung unterstützt, ist, daß man Herrn Hornemann
benachrichtigte, der Weg von Fessan nach Bumu sühr«
über gewisse schwarze Berge, die er sür einen Theil
der schwarzen Harutsch halt. Nun granzt aber, wie
oben gezeiget worden ist, die schwarze Harutsch nach
Osten an die weiße Harutsch. Ein solcher'Zusammen«
hang mag such nach Süden zu Statt haben, nach wel«
cher Richtung sich die schwarze Harutsch, wie man Herr«
Hornemann berichtete, über die Linie seines ReisewegeA
hinaus erstreckte. ' .'
Hornemann's Beschreibung zu Folge, Hestedts der
bergige Theil der weißen Harutsch aus lockerem zer-
reiblichen Kalksteine, in welchen die Versteinerungen s«
lose eingesenkt sind, daß sie ohne Mühe herausgenom-
men werden können. Keine Felscnmassen enthalten wahr-
scheinlicher Weise mehr Höhlen, oder eignen sich besser
zur Anlegung derselben, als diese. Es scheint daher
diese Gegend, sowohl zu Folge der Beschreibung, als
der Lage, diejenige zu seyn, die von den Felsen-Tibbo
bewohnt wird.
Ein Umstand im Herodot*) läßt vermuthen, daß
diese Tibbo die Aethiovischen Troglodvten sind,
die von den Garamanten versolgt wurden.
Ich glaube es wahrscheinlich gemacht zu haben, daß die
Garamanten der Vorzeit, die Bewohner Fessans waren;
und wirklich haben mir die Troglodyten als die Gränz?
in der großen Wüste.
N«chb«n dieses Volkes. Sie werden uns von Herodot
als sehr schnellsüßig beschrieben; Hornemann sagt, der
Gang der Tibbo sey sehr leicht und schnell. Freilich
spricht er hier von den Tibbo im Allgemeinen; indeß
scheint er doch mehr von den Felsen - Tibbo gesehen zu
haben, als von irgend einem andern ihrer Stämme. Er
sagt von ihnen, daß sie in großen Hausen nach Fessan
zu gehen pflegten. Vielleicht gründet sich seine Meinung
von der ganzen Nation größtentheils aus das, «as er
bei diesem Stamme wahrnahm. *)
Noch eines andern sonderbaren Umstandes erwähnt
Herodot in Ansehung der Troglodyten. Cr sagt, ihre
Sprache habe einige Aebnlichkeit mit dem Geschreis der
Fledermäuse. **)
*) Die Troglodyten besandkn sich allenthalben in Menge, w«
die Natur oder die Kunst Scklupsminkel sür sie bereitet hatte.
Die Schriftsteller, die ihrer erwähnen, legen ihnen, ohne
Ausnahme, eine große Schnellsüßigkeit bei. Man sehe vor,
jöglich Plinius B. 7. Kap. g. und Hanno.
Bedenkt man, daß Fessan, unter dem Ramen Varaman»
ta, von allen «ach innen gelegene» Gegenden Asrika'«, den
Griechen am srühesten bekannt wurde, so ist es nicht ganz
unwahrscheinlich, daß die erste Idee der charakteristischen
Geschwindigkeit der Aethiopischen Troglodyten von
dort aus ihren Ursprung nahm. Da die Griechen auch eine
salsche Borstellung von der geographischen Lage der west-
lichen Seite Asrika's hatten, so mochte Hann« der Mei»
vung seyn, die Quelle des Flusses Lirus, wo sich seine
Troglodyten besinden sollten, sey im Mittelpunkte Zlsrika's
gelegen. ', , ,
**) Hornrmann hörte zu Auglla, die Febad« und Burgu rede-
ten «ine Sprach«, die dem Pseisen der Vögel gleiche.
s«4 Utbtt die VilkerMmMe
s^DieFebaho. Dieser Stamm besindet sich ic,
Tagereisen in S. S. W. Richtung von Augila; zwi-
schen beiden Gebieten sindet sich, näher nach Augila zu,
eine 5 Tagereisen lange Wüste, die kein Wasser hat.
Dieses Umstandes ungeachtet, und der Entsernung, in
welcher sie sich von Bengasi besinden, (wenigstens 20
Tagereisen ) lind sie doch jährlich den Verheerungen dieser
Küstenbewohner ausgesetzt, die sich mit den Augilaern
Vereinigen, um Menschen und Datteln zu stehlen.
z) Bürgu oder Birgu. (Muß nicht mir Bergu,
einem Staate im Lande Darsur verwechselt werden.)
Bei d'Anville, Delisle und auch beim Leo sinden wir
ein Berdoa; jener Name ist aber zu ost von Horne-
mann angesührt worden, als daß er als ein Irrthum
angesehn werden könnte. — Der Bürgu - Stamm
wohnt südlich von den Febabo, in der Entsernung von
einig en Tagen, und achtzehn Tagereisen östlich von
Tibestpz diesem zu Folge kann man annehmen, daß
er sich S. ein wenig W. von Augila und unter der
Parallele des südlichen Fessans besindet.
Das Gebiet der Bürgu soll sruchtbar seyn, dessen
ungeachtet aber sind sie berüchtigte Räuber. Eine Kara-
wane Fcssaner von Begarme und Burnu, wurde, zu
der Zeit als sich Hornemann daselbst aushielt, von ihnen
geplündert. Der Sultan von Fessan schickte ein Deta-
Auch erwähnt er desjenigen, «as Herodot von der Sprache
der, von den GaramanltN Versolgren Äeihiopier sagt. Doch
soll wahrscheinlich letzteres kein« Beziehung aus das Land
Heffan haben. . . -
« btt große«' Wöfte^ aoz
chement Soldaren ab, um sie zu bestrase«; «ach der
geringen Anzahl dieser ausgesandten Mannschast zu schl»?
ßen, müssen die Bürg« entweder nscht besonders zahl»
reich seyn, oder sonst zerstreut von einander leben. Die
Marschroute der Mannschast des Sultans trägt zur Heft
sern Bestimmung sowohl Burgu's^ als der Felsen,
Tibbo bei*). .->.; ..... .
Beausoy erzählt (Kap. 4. 1790), b?i einer ander»
Gelegenheit haben die Tjbbo von Tibesty- eitle Fessaner»
Karawane geplündert, wegen welcher Räuber« sie gleich«
salls bestrast worden sepen: späterhin, hätten indeßadts
Tibestianer, (welches die Felsen, TibKo sind,) derx^SuK
tane Beistand geleistet. Wir sehen aus der Geographie
dieser Gegenden, daß die Karawanen von E. v. aus
Et ist weiter oben angegeben morden, daß sich Burg« ig
Tagereisen von PbeSty besindet Diese, j<de zu 14 geogr.
Meil, angesitzt, geben 252 Meilen, Burgu liegt, wie gleiche
salls weiter oben au« einan er gesetzt ist, einige Tage»
weisen in südlicher Richtung von Febabo. Aus der
Eharte reicht die Linie von 252 Meile» so weit istlich über
Febabo, (welches 10 Tagereisen S.S,W, von Augila,liegt)
hinaus, daß Burgu südöstlich stakt südlich von Fedabo
zu liegen kommt. E« mcg seyn, daß Febabo n,cht so sehr
«estlich, als S. S W. oon »ugila liegt, da mcht wohl
weniger als 14 Meilen des Tagest von Tibesty gerechnet
werden können. Ich habe daher die Richtung von S.S, W.
geändert, und sie dem Meridian« etwas niher gebracht.
Die« kommt auch mit der Lage überein, die Leo seinem
Berdoa oder Bardeo giebt, nämlich 50a Aradilche Meilen
vom Ril, in der Mitte der Libyschen Wüste in einer bat«
telreichen Gegend.
2v6 Ueber die VölkerstZmme
ihrem Wege nach Fessan den Bürgu und Tibesty sehr
ausgesetzt sind. *>, -' '-
^ 4) Arn«. Dieftr Stamm soll süns bis sechs Tage-
reisen ostwärts von den Bürgu wohnen, solglich an den
Granzen der ' Libyschen Sand» Wüste. Hornemann
scheint ihn nur dem Mmen nach gekannt zu haben.
5) Bilma. Diese machen den vorzüglichsten Stamm
der Tibbo aus. Sie haben den mittler«, zwischen Fes-
san und Burnu besindlichen, und an die große Wüste
von Bilm« gränzenden Raum inne. Ihre Hauptstadt
Dyrkt soll eine Tagereise weit von Bilms entsernt
liegen, welches das Balmala des Edrisi seyn mag.
Dieser Stamm treibt Handel zwischen Bürnu und Fes-
') So viel Gerechtigkeitsliebe auch der Sultan von Fessan
durch diese Angriffe aus die »ibbo an den Tag zu legen
scheint, so ersahren wir doch von Herrn Hornemann, daß
der jetzige Sultan „seit einigen Jahren seine Einkünste
"^ „durch^Streiszüge gcgen die Tibbo vom Stamme Bürgu
^ „beträchtlich vermehrt hat," wodurch sich jener Umstand
sehr wohl erklärt. Die obige Expedition endigte sich damit,
daß ,,an zweihundert Menschen gestohlen und nachher
verkaust wurden" u. s, w. Browne (G. 229) bemerkt vom
Sultane von Darsur, daß er einen Theil seiner Einkünste
der Theilnvhme an der Selatia oder Sklavenjägd zu
verdanken hat. Mdm Neger,Lande DarKulla sagt er:
(S. Z«8) man habe daselbst öffentliche Anordnungen getros»
sen, um Menschen in die Falle zu locken m,d sie zu Sklave»
zu machen. Der Sklavenhandel sindet also in diesem Theile
von Asrika, wo keine Sklaven von Europäern gekaust wer-
den, sast aus dieselbe Art Etatt, wie im westlichen Asrika.
in der großen Wüste. «v?
san. — -Dos Bill« des Ptolemäus «n»?e wohl dieses
Bilm» seyn, nur scheint «S zu weit östliH zu« lieigen.: .^
Beausoy sagt, die Entsernung von Agades zum
See Düwboo, der sich in der Bilm«-Wüste besindet,
sey, zu Folg« der hier gehende» Salz - Karawanen,
4g Tagereisen. Diese, zu iz g. Meilen sür jeden
Tag, *) geben g«z Mellen. Der aus, der Chatte von
Asrika angegebene Zwischenraum ist etwa um 6« Meilen
geringer. Agades müßte diesrm zu Folge weiter west«
lich oder Dumboo weiter östlich liege«. Zwei Umstände
machen das erster« wahrscheinlich: Herr Magrah hörte>
daß es S. z«° W. von Fessan, un^> sürs andere nörd«
lich von Kaschna liege. Dieser Theil der General - Charte
von 179g ist nicht verändert worden, ^'
6) Ä>em<idische Tibbo. Diese wohnen weitet
Mich, als alle die übrigen Stämme, nämltch^tzn^dßt
Bahr - el - Gazei, welche, wie Hornemann berich^
tet wurde, ein sieben Tagereisen von Begarm« b<t
sindliches, langes und sruchtbares Thal ist., Von der
Bahr (oder Wad) el«Gazel ist bereits oben di«
. ^ ^ '6 . . i ^ «!Z i>
*) Zlvie Karawanen »Reisenden sind geneigt, die Entsernung
eines Ortes von dem andern, nach der Zeil zu bestimmen,
die zwischen der Abreffe von dem einen und der Zlnkunst
«m andern Orte verfließt. Aus diese Weise find die Rast»
tage ost den Reisetagen hinzugezählt worden, welches eine
sehlerhaste Berechnung der Entsernungen ,ur Folge gehabt
hat. Hieraus erklären sich ohne Zweisel die geringen Ver»
hältnisse in Ansehung der Angaben, kurz nach Errichtung
der asrikanischen Gesellschast. Nur Ersahrung ist vermb»
gend, in diesen Fällen zu entscheiden.
Ueier die BölkersiZmme
Rede gewesen. Eine.Entsernung von sieben Tagereisen
nördlich von löegaxme'. würde die Nomadischen Tibbo
in das Reich Burnu Hetzen. Vielleicht hat Burnu,
wie Persien (das alt« sowohl, wie das jetzige,) Hin,
länglichen Raum sür nmnadische Stamme?*>z daß es
«der s> weit südlich sey, möchte einigen Zweisel erre-
gen, dasein jFlnß, der Wad-el-Gazel heißt, seOst
in der Wüste,Bilms sließen soll. Antilopen befinden
sich in der Nachbarschaft von Dumboo, und eH könnte
sich in dieser Gegend eben sowohl,, als in dex von Be«
garme ein Fluß besinden, der von diesen Thieren den
Namen bekommen - hat. i, 'r,, ,^ K ^,
. ^Gy» den,Tuarick. V) ^ ..?.:!
Dieses Volk, welches »vn, Hornem/mnpelne, mqch«
tige Nation genannt wird, scheint d«irbeW)h«baren
Aegenden, der großen Sahara, . die sich westlich, von
Hess«» besindet, einzunehmen. Die Tuarick müssen noth-
»endiA weii zerstreuet leben, und wirklich theilen sie
sich in verschiedene Stamme. Hornemsnn beschränkt
^lch.sehr eigentlich in seinex Bfßchreibung aus das, maß.
er von ihnen wußte, und erstreckt sich sast einzig aus
die Stamme der Kolluroi und Hagara, die Fessay am
, De» Beweis h«rvo» fini>sN H>iL beim Herodot, und beim
L^» H»uk,al, .cmeiq ,««graphi/ch«n Echriststellex des. xotcn
Jahrb., dessen Weit? »euerlich von dem, um die Erdbeschrei-
bung sehr verdienten Li« William Ousely in« Englisch« über»
setzt morden ist. .,- z ^ . .... .-. ... <
Hornemsnn HÄlt dieses «olk sür die Terga de« Leo, die
den westlichen äbeil der großen Wüst« bewohnen. (?eo
in der großen Wüste.
nächsten wohnen , und zwischen diesem Drte, Sudan
und Gadamis Handel treiben. . . «»^^)
Die Kollumj besitzen, (wie es scheint, durch neu«5
Uche Eroberungen,) das Land Agades, welches,
andern daran stoßenden Provinzen, einen Staat bilW,:
der Asben heißt. Agades granzt gegen Süden M
Kaschna (einen Theil des Reiches Hoyssa), gegen LstfW
an Burnu, Seine Hauptstadt Agades ist, Herrnz
Magrahs Gewahrsmanne zu Folge, so groß, als die?
Vorstadt von Tunis, die, wie Herr Magrah bemerkt,,
den größeren Theil dieser Stadt ausmacht. Zu Folge
der von diesem Reisenden überschickten Sudanischen Re.«
seroute bestehen die Niederlassungen der Tuarick in
andern Gegenden als Gaser, Tagasi, Dschenet u. s. «^,-
nur aus kleinen, in sehr großer Entsernung von einander
liegenden Dörsern, so wie dieses denn wirklich mit den
meisten, in dieser Gegend wohnenden Stammen der
Fall ist. Sansara und Guber, die dicht neben einander
liegen sollen, zahlen Tribut an Asben." .
Die Hagar«, welche nahe bei Fessan wohnen, sind
bie östlichsten der Tuarick. Ich bin nicht im Stande
gewesen, ihnen aus der Charte einen Platz anzuweisen.
Wahrscheinlich haben sie entweder Ganat, südlich von
Fessan, oder, da die Tuarick Dschenet und Sockna
N. W. von demselben besitzen, die Stadt Agar« inne,
welche sich in derselben Gegend besindet, und einer«
lei mit Hagar« seyn mag. Sie besindet sich aus den,
von Herrn Magrah zu Tunis gesammelten Reiserouten.
Herr Hornemann erwähnt auch, wiewohl ohne den
Wohnort anzumerken, des Matkaxa-Stammes. Der
Hornemonn's Reise. V
al« Ueber die Völkerstäwme
Stamm derTagama besindet sich gegen Tomburtu und
Sudan zu. ^) In Ansehung der letztem Heilt er eine nicht
«ngegründete Bttmuthung mit. Sie sind nämlich weißer
(oder vielmehr weniger schwarz), als die Asrikaner des In-
nern, und der Mahomedanischen Religion nicht ergeben.
D« nun die Benennung Nazary, oder Christ, gewöhn-
lich allen denen von den Mahomedanern beigelegt wird,
die sie sür Ungläubige halten, so glaubt Herr Horne-
mann/ daß dieser Umstand Gelegenheit zu dem Ge>
rüchte gegeben hat, daß sich ein, aus weißen Christen
bestehender Stamm in der Gegend von Tombuctu be-
sinde. **) '..A „ . 7.,
«' Die östlichen Tltttticks sühren hauptsächlich ein no«
madisches Leben. - -
Beim Ptolemäus sinden wir eine Stadt, Tagama, am
Niger, ober zu weit östlich, als daß sie der hier angegeben«
Lag« entspräche. (4t>. VI.) — Auch bei Kaschna
desindet sich ein Ort, der Tegoma heißt.
—^ Viele Schriststeller sind der Meinung gewesen, e« besinden,
sich im Innern von Asrika Abkömmlinge einer, durch die
Römer vertrieb«,«« «arthaginiensischen Nation. Bedenken,
Wir aber den ansehnlichen Zeitraumes« können wir kaum
erwarten, die Ueberbleibsel einer Nation zu sinden, die so
durchaus von Vermischung mit andern Nationen srei ge-
blieben wäre, daß fich ihre Bildung und Sprache bis aus
. diese Zeit erhalten haben sollte. Ueberhaupt scheint «s, all
»-.. «b die ehemalige» Karthager selbst (nämlich die Abkömmlinge
. .der Phönicier) nicht als eine sür sich bestehende Nation
zu betrachten waren, sondern mehr als Gemeinden von
Bürgern, welche Handelsstädte bewohnten; so daß ihre
Sprache vielleicht niemals über die Barbarei allgemein «er,
breitet gewesen ist. ''' . '<
in der großen Wüste.
Ein merkwürdiger Umstand ist es, daß die Tuaricks.
Niederlassungen inSiwah, Augila und Sockna an»
gelegt haben, die alle Handelsplätze sind,^ unk e^ine
Kette bilden, die sich an der nördlichen Gränze der
Libyschen Wüste, zu dm Küsten «Staqtefl längs. -denf
Mittelmeere hin erstreckt. Zu diesen ^kann die kleinere
Vasis hinzugesügt werden, weil daselbst dieselbe Sprache
als zu Siryah geredet wirh. Und wirklich bestätigt Yie«
ses Browne, denn er sagt, *) die kleinere Oasis <ey ein«
der vorzüglichem Niederlassungen der Muggrebine« Ara-
ber. Auch Gadamis könnte vielleicht eine Kolonie die-
ses Stammes seyn, dessen Niederlassungen sich längs,
der nördlichen Gränze der ganzen Sahara hin erstrek-
ken mögen.
Die Tuaricks sind, Herrn Hornemann's Nachrichten
zu Folge, eine sehr liebenswürdige Nation, wenigstens
die liebenswürdigsten unter dm Volks - Stämmen der
Sahara. Aber noch merkwürdiger als sie, ist An«
sehung ihres-'Werstandes, ihrer GuMüthigkeit und Milde,
sind die Bewohner Houssa's — wiewohl sie Negern
sind. '''
Dieses Houssa (oder wie Hornemann es Nennt,
Hnussa), dessen Lage so lange unbekannt geblieben ist, ist,
den Nachrichten unsers Reisenden zu Folge, ein Reich,
welches aus einer Anzahl Aeinorer Staaten besteht, und
^) Browne a. 0. O. S. IZ2. I- !,
Browne nennt sowohl die Bewohner,der größer,» als
der kleiner« Oasis Mu g grebin e - Ilralxr. Es ist
also wahrscheinlich, daß all, Vasen Kolonien der Auarick
A»d«. ., , ,. » - «K'?.^.,
Ueber die VZlkerstömnse
im MittetpuKkte des nördlichen Asrika liegt. -Kaschna
oder Kasna , welches aus der Charte s> lang^ als ein
«Abhängiges Reich angegeben morde» ist,,-muß daherj
nach Hornemann's Beschreibung, die^ nichts widerspre-
Verides ^enthöllv^em Reiche Haussa weichen, von wel-
Wm es Nichts mehr als eine Provinz ist. Er schließt
ZH'-Haüssa, «ms die Autoritöt eines Marabut, alle die
Länd« ein, die zwischen Tomburtu, Zlsben und Burnu
'- Hvrnemann sagt, man belege dieses Reich mit drei
verschiedenen Namen: Haussa ist der Name, den ihm
die Bewohner selbst geben; Soudan**) (welches das
"1 M>n sehe die kleine Eharte. . ^ ^,
.„^) Die Mauren und Araber belegen das Land der Regern,
^ welches von den Römern Nigritien genannt wutde, mit
dem Nomen Sudan. Abulseda begreist den ganzen bekann-
'''^ itn Theil von Asrika, südlich von der großen Wüfre, unter
v'."?ttMelad Sudan, Sand der Sudan. — Sudi» ist ein
N^.'-Urabjsche« Wovt und bedeutet schwarz, —-^i
Browne, der einen Theilvon Sudan, nämlich Darsur
.. gesucht .hat, sagt gleichfalls, Sudan entspreche unsenn
^, Nigritien, und sey der allgemeine Ausdruck sür ein Land
der Schwarzrn. In der Borrede zu seinem Tagebuche sagt
er:'„nichts ift unbestimmter und schwankender, al« das Wort
„Soudan oder Sudan. Bei de« Aegyptern und Arabern
„ist Ber-ei , Soudan der Ort, wo die «arawane»
„anlangen, wenn sie den ersten bewohnbaren Theil v'on
„Dar-FOr erreichen. Ate^r jene Benennung scheint bloß
„dem östlichen «heile des Löndes beigelegt zlt werden,
„denn ich Hab« niemals gehört, d»K man Kordossn «der
„Sennaar so nannte. Man bedient sich auch diese, Benen-
, in der großen Wüste., ?iz
Land der Schwarzen bedeutet,) wird es von de»
Arabern, und Asna von den Burnuern genannt. Die-
ser letzte Name, sügt er hinzu, bezeichnet eigentlich bloß
die Lander Kasna, Kano (Gana) und denjenigen
Theil HaussaK, der östlich von denselben oder den
Burnuern am nächsten liegt. , .
Was das Dasevn einer Stadt Haussa betrifft,
so schweigt Hornemann davon; aber er hörte, daß Tom-
buctu (zwischen welchem Orte und Fessan übrigens kein
großer Verkehr ist) sicher der Hauptort und die merk«
würdigste Stadt des Innern von Asrika sey. - ,,...
Es ist nicht zu läugnen, daß die von Herrn Ma«
grah zu Tunis eingezogenen Nachrichten, in Betreff
Haussa's, mit Hornemann's Bericht übereinkommen.
Aber dessen ungeachtet ist «s möglich, daß sich in der
Gegend nach Tombuctu hin und innerhalb der Gränzen
des jetzt Hauff« genannten Reiches, eine Stadt be-
sinden könne, die den Namen des letztexn sührt, und
„nung in Dar «Für, um das Land westlich zu bezeichnen;
„am gewöhnlichsten scheint man aber denjenigen Theil de«
„Landes der Schwarzen, der Aegypten am nächsten ist,
„darunter zu verstehen."
Wir haben indeß gesehen, daß die Eingebornen vonTunit
und Fessan, auch Haussa, welches Kaschna ist, und die
benachbarten Gegenden zu Sudan zählen; weshalb es sich
westlich wenigstens bis nach Tombuctu erstrecken muß. Ob
es sich noch weiter nach Westen erstreckt, kann ich nicht be»
stimmen. Das Wort, welches Arabischen Ursprungs ist, mag
vielleicht zur Bezeichnung eines bestimmten Landstriches an»
gewendet werden, und nicht das ganze Land der Negern
bezeichnen.
Ueber die Völkerstämme
die in srühern Zeiten, die Hauptstadt des Reichs ge«
wesen ist.
Herr Magrah sagt (in Beausoy's Handschris-
ten): „Alle meine Gewahrsmänner stellen mir Haussa
>,als ein ansehnliches Reich dar, welches viele kleinere
„Gebiete in sich begreist. Kasna (sagt Sidi Cossim)
„ist die große Stadt, Houssa das Land der Neger.
„Der Weg von Tunis nach Gadamis ist genau in süd-
licher Richtung, so wie auch der von letzterm Orte nach
Haussa." (Derselbe Reisende gab vorher die Direktion
von Fessan nach Agades S. Z«° W., und von da nach
Äasna genau S. an.) *)
,, Allgemeine Bemerkungen.
Es ist unläugbar, daß die Erdbeschreibung durch
Hornemann's Reise sehr viel gewonnen hat; dieses würde
aber noch in einem grißern Maße der Fall gewesen seyn,
'wenn er im Allgemeinen die Richtung der verschiedenen
Theile seiner Reise - Routen, die Breite einiger wichtigen
geographischen Punkte und die Zeit, welche er zwischen
Fessan und Tripolis zubrachte, zugleich mit angegeben
hätte. Indeß die kritische Lage, in welcher sich dieser
Reisende ost besand, und die Schwierigkeit, die sich der
-) Folgende Nachricht sindet sich in einem Briese von Herr»
Iackson in Santa Sruz an Herrn Willis, vom i. Jul.
„Ich habe mich sorgsältig nach Houssa erkundiget, und
„sinde, daß es keinen Ort dieses Namens giebt. Die um»
„liegende Gegend bei jeder großen Stadt wird im Arabische»
„dieses Landes El»Hus oder Husa genannt."
in der großen Wüste.
Aussührung seiner Plane entgegenstellte, sind hinlöng»
liche Entschuldigungen sür ihn. ^ .' .'"
', Es ist nicht zu läugnen, daß im Verlause einiger
wenigen Iahre, in Ansehung der Geographie und Natur-
geschichte Asrikü's, viele Fragen gelöset sind, die seit
Jahrhunderten als wichtig und merkwürdig ausgeworse»
waren; und die physische Geographie dieses Welttheils
hat sich überaus merkwürdig in ihren Resultaten gezeigt.
Zu den Problemen, die entweder ganzlich oder
zum Theile gelöset worden sind, können solgende gezahlt
werden:
i) Der Laus des Nigers ist, wie Mungo Park be-
wiesen hat, von Westen nach Osten; wiewohl der
Ort und die Art seiner Beendigung nichtgenau
bekannt sind.
s) Der Ort der entsernten Quelle des Nils, ein Pro-
blem aller Zeiten. Obgleich dieser Ort nicht wirk-
lich besucht worden ist, so haben wir doch Brom-
ne's Nachrichten deshalb, aus die wir um so grö-
ßeres Vertrauen setzen können, da sie so gut mit den
Berichten, die Ledyard zu Cairo von den Bewoh-
nern Darsurs empsieng, mit den Nachrichten der
Arabischen Erdbeschreiber, und mit den vonMail-
let in Aegypten übereinstimmen. '' ',.
Z) Die Gegend der Oasis und die Ueberbleibsel de«
Tempels des Iupiter Ammon — Browne's Ent-
deckung, die von Hornemann bestätiget worden
ist — so wie auch die genaue Angabe der Lage
und des Umsanges der größern und kleinern Oasis,
durch die Bemühungen desselben Reisenden.
Si6 Ueber die Bölkerstjmme
4) Der Wohnplatz derjenigen Nation, die bei de».
Alten den Namen derGaramanten hatte — nach
, «ingesammelten Nachrichten durch die Asrikanische
: ..Gesellschast.
z) Die Beantwortung der Frage, den Lotus betres«
7 send, den man jetzt kennt, wie er von den Alten
beschrieben ist, wenn man nämlich das Dichterische
ihrer Beschreibung hinwegnimmt. Das Verdienst
dieser Ausklärungen gehört größtentheils Herrn
Park.
b) Bestätigungen gewisser, von den Alten angegebene»
^, Thatsachen; als
«) Einsammlung der Datteln der entfernten Gegen«
"' den im Innern durch die Bewohner der S«küste.
d) Der Klon« stsr des Plinius z nämlich die
schwarze Harutsch; ^.
e) Die Lage der Stadt Memphis, von welcher
man nichts Bestimmtes wußte. .
S) Die merkwürdigen Besestigungen zu Bubastis
in Nieder - Aegypten durch die Französischen Ge-
.' lehrten in Aegypten dargethan. *)
Obgleich wir nur einen Theil dieser Entdeckungen
Mannern zu verdanken haben, die von der Asrikanischen
Gesellschast ausgesandt worden sind, so ist es doch wahr«
Lcheinlich, daß derjenige Reisende, dem die Ehre der
*) Man vergleiche die Beschreibung, die Herodot (Lutsrp»
i37,i3S) von diesem Buvastis giebt, mit der in der Reise
om Tanitischen Arme de« Nil« in den IVl^moirs, «ur
I'Lz?pks S. »15 u. s. — Auch das geogr. System.
in der großen Wüste. . ^ ei?
wichtigsten unter denselben gebühret, zu seinen Unter«
suchungen hauptsächlich durch die srüheren Verhand-
lungen dieser Gesellschast bestimmt worden ist, die einige
Jahre vor der Antxetung seiner Reise gestistet wurde.
Nachschrist.
Als ich obige Abhandlung schrieb, wußte ich nicht,
daß in Hornemann's Briese vom 6ten April 18««,
von Mursuck, solgende Stelle*) besindlich ist: „vor
„einigen Tagen sprach ich einen Mann, der Herrn
„Browne in Darsoor gesehen hatte. Er gab mir einige
„Nachrichten in Hinsicht der Gegenden, durch die der«
„selbe gereiset war, und sagte, die Bereinigung de«
„Niger mit dem Nil sey nicht zu bezweiseln, aber vor
„der regnigen Iahreszeit sey sie sehr unbedeutend, denn
„der Niger ruhe in der trocknen Iahreszeit, oder sey
„nor, üuen»."
Kann man der Nachricht dieses Gewährsmannes
Glauben beimessen, so wird durch dieselbe zweierlei
bewiesen:
Erstens, daß der Niger und Nil (d. i. der
westliche Arm oder der weiße Strom) keinesweges
ein und derselbe Fluß sind, sondern daß im Gegentheile
ihre Quellen vollkommen verschieden seyn müssen. Wir
wissen nämlich bestimmt, daß der weiße Strom zu allen
Jahreszeiten sehr ansehnlich ig; da wir nun hier ersahren,
daß der Niger während der trocknen Iahreszeit dem
Nil nur eine geringe Menge Wasser abgiebt, so muß
') S. izs.
«Ig lieber die Wölkerstamme in d«, großen Wüste.
das Wasser des letztern einen andern Ursprung, als den
aus dem Niger haben.
Fürs Andere wird dadurch bewiesen, daß während
der trocknen Iahreszeit das Wasser des Nigers im In-
nern des Landes sast gänzlich verdunstet; eine That-
sache, die von Manchem, der weniger mit den Erschei-
nungen des Berdunstens bekannt ist, bezweiselt werden
'dürste. < ..
Die oben erwähnte Kommunikation möchte vielleicht
die zwischen den Seen Wangara und Fittre seyn, die
vom Edrisi, als ein Theil der Straße sür den Salz-
Handel längs dem Niger beschrieben worden ist. — Ich
wiederhole hier, daß der MisMd aus der Charte dem
obern Theile des Nigers des Edrisi entspricht. .
.... I. Rennell.
Bemerkungen
''.. . . über .. ,^ ^, . ,.:
die Sprache der Siwaher.
Von
Wilhelm Marsden,'
Sekretir de, Admiralttit.
In einem Briese an den Herrn Geheimen > Rath Laxonet Bank«.
... Werther Herr.' >
Ich bin Ihnen sür die gütige Mittheilung der klei-
nen Probe, welche Herr Hornemann von der Sprache
gegeben hat, die zu Siwah, odcr in der Oasis des
Jupiter Ammon, in der Libyschen Wüste, geredet wird,
und die nicht geringe Neugierde in mir erregt hatte,
sehr verbunden. Es wird Ihnen Freude gewahren, da«
sür zu ersahren, daß, ungeachtet des zu beklagenden
Verlustes der Papiere, den unser Reisender erlitt, und
wodurch, in Ansehung der Richtigkeit des in der Folge
nach dem Gedachtnisse ausgezeichneten, bei Manchem
einiger Zweisel entstehen könnte, ich doch im Stande ge«
wesen bin, die Wörter, welche er eingesandt hat, in
einem der bereits bekannten Dialekte Asrika's wieder zu
erkennen und dadurch das Zutrauen, welches wir in die
22« Marsden's Bemerkungen
Genauigkeit dieses eisrigen und unternehmenden ManneS
setzen, um so mehr zu rechtsertigen.
Da ich keine vorläusige Kenntniß von dem ansehn-
lichen Volke hatte, welches er die Tuarick nennt, und
von deren Sprache, wie man ihn berichtete, die Siwahi-
sche ein Dialekt ist, so richtete ich zuerst meine Ausmerk-
samkeit aus die Wörterverzeichnisse, welche ich von den
Sprachen der verschiedenen Negerstämme im nördlichen
Theile des sesten Landes besitze; war aber niA im Stande,
in einem derselben nur die geringste Spur von Aehnlichkeit
auszusinden, Ich setzte daraus meine ÄZergleichungen durch
das Arabische, Hebräische, Syrische, Chaldäische und die
verschiedenen Zweige des Aethiopischensort; aber wiewohl
ich hin und wieder einige entsernte Verwandtschast zu
sinden glaubte, so war sie doch nie hinlänglich. Ich unter-
suchte hieraus die Sprache, welche von den Bewohnern des
Berges Atlas geredet wird, und in Marocco unter
dem Namen Schill)« und Breber oder Ber-
ber in dem Lande selbst Amasigh 5-^x?s,
bekannt ist, und hier hatte ich das Vergnügen, Aus-
klärung über den Gegenstand meiner Untersuchung zu
sinden. Folgende Beispiele werden ohne Zweisel hin-
länglich seyn, zu beweisen, daß die Sprachen der, durch
die ganze Breite Asrika's von einander getrennten Gegen-
den, Siwah und Schill)a, eine und dieselbe sind.
Bei so großer Uebereinkunst in den Wörtern halte ich es
kaum sür nöthig, zu erinnern, daß, in Ansehung der
orthographischen Verschiedenheit, billiger Weise aus die
verschiedenen Umstände, unter denen Sammlungen dieser
Art gemacht werden, Rücksicht zu nehmen sey:
über die Sprache der Siwaher. «r
"^ ^ Mwah: < ,,Schilha^^ ..l
AugkW '<^snn, 1'ette», ^«j«.
Hanb :s j,H Uus«, Llu«, ^pkoose.
Wasser' -" Xmsn, ^msn., ,
Sonne l'^ln n,»u«:..« ^ .'rsikoußkt, ?sk«gt. ..-?
Auh l'eknäst, 1'sr,done,r> 7',^.s
B«gK«^S^I«mr», ^ickar«. . t.'
Datteln 'keds, l'ioi, l'eevx. . ^
Die, früheste Nachricht, welche wir, so viel mir be-
kannt ist, von der Schilah-Sprache auszuweisen haben,
ist diejMge, welche Iesreel Iones in einem, am Ende
von OKsmbsrK^ve'« Oratio Oominic« 171Z besind-
lichen Miese niitgetheilt hat. „Er sagt: I.!oßua 8KiI-,
Ken»?» vel ?sma«sF^k, p7»eter nlsnitie« ^stt^se,
HsKKsS et ?rovZvc!srn Osrse ve! Orä, in «In, «ißinti,
vißst ^»vln^ii« re^ni 8ü« in ösrbsris msri6ivnsli.
Oiverss« liriguse Kuju» ösntnr Äisiscti in Lsrdsris,
yos« sn«e srsbiosm, vrimarisrn lVlsuritsnZss'I'iv^it«»
»»S et Oke»srie««i» provincisruin linßusin ibi okti»
vtfere, er Ko^iernuin inter ^tlsnticorum Lü» Dar» et
RsepKesn UkontiiZM incolss «olum exercentur." Die-
sem ist eine Liste von etwa hundert Wörtern hinzugesügt.
Auch in dem vortrefflichen, von Georg Höst i, I. 1779 in
Danischer Sprache herausgegebenen Werke, über Marocco,
besindet sich ein kurzes Wörterbuch dieser Sprache, i»
wclchem die Wörter, wie es scheint, mit Genauigkeit, in
Arabischer Schrist mitgetheilt sind.
Bor mehreren Iahren hatten Sie die Güte, dem
K. Groß-Britannischen Konsul zu Marocco, Herrn Ma-
Marsden's Bemerkung?«
tra — einem Manne, dessen Eiser, nützliche, besonders
aber den Zweck der Asrikanischen Gesellschast betreffendes,
Kenntnisse zu verbreiten, das größte Lob verdient -»
von mir ein Exemplar eines langen Verzeichnisses Eng»
lischer Wörter zu übersende», welches ich, um das Stu-
dium der Sprachen zu erleichtern, .die man nicht in dm
Wörterbüchern sindet, dem Drucke übergeben und ver«
theilt hatte. Ich empsieng daraus von Herrn Matra,
durch Sie, einen ungemein schätzbaren Beitrag. „Bei-
kommendes Verzeichnis" sagt er in einem, dasselbe be-
gleitenden Briese von ,791, „ist nicht das gedruHe
„Exemplar, welches mir Herr Marsden übexschick^ hat,
„sondern eine genaue Abschrist desselben. Jenes ist,
„mit Übersetzung der Wörter in das Arabische, nach
„Tombuctu geschickt worden; doch besürchtete ichj
„daß wenig Hoffnung zur Rückkehr desselben vorhanden
„ist." — Wirklich ist dieses Exemplar nicht zurückge-
kommen; aber die Abschrist desselben, die ich empsangen
habe, enthalt die Übersetzung aller Wörter in den Mau-
ritanischen Dialekt des Arabischen, wodurch man einen
Talb oder Priest« aus dem Lande Schill)« in den
Stand setzte, jedem Worte das ihm Entsprechende seiner
eignen Sprache, mit denselben Charakteren gegenüber zu
schreiben. —,
Selbst als ich noch glaubte, der mir übersandte
Beitrag beziehe sich allein aus die westliche Küste von
Asrika, habe ich ihn immer als ein sehr merkwürdiges
Dokument betrachtet. Aber um Vieles wichtiger würde
er dem Sprachsorscher werden, sollte es sich sinden —
wie ich Gründe habe es zu vermuthen — daß die Schil-
über die Sprache der Siwaher. SZZ
ha oder Berber, in Her Richtung zwischen den Rege«
Dialekten an der südlichen Seite, und den Movrkschm
oder Arabischen Dialekten der Küsten des Mittelmeeres,
sich durch das ganze Land erstreckt, und daß sie, vor
den Mahomedanischen Eroberungen die allgemeine Spra,
che des ganzen nördlichen Asrika gewesen sey. Außer
den wirklich Arabischen Wörtern, die bei Ausübung dieser
Religion nicht sehlen können, glaube ich.auch in der»
selben eine große Verwandtschast mit derjenigen Klasse
der orientalischen Sprachen zu bemerken, die bei Teut-
schen Schriststellern unter dem Namen Schemitic vor«
kommt. Sollte dieses wirklich so sevn (wiewohl Höst
der entgegengesetzten Meinung ist), so ist es nicht un-
wahrscheinlich, daß wir in ihr das alte Punische wieder
sinden, welches durch die von den Kolonien oder Armeen
der Griechen, Römer und Gothen eingesührten Wörter
verdorben wurde, und sich zuletzt wieder, durch Werbin»
dung mit dem Neu-Arabischen, mit einem Arme des
ursprünglichen Stromes vermischt!.
Spri ng - Garden, d. i. Mai 18««.
Ich bin u. s. w.
N. M.
Nachschrist.
Seitdem ich obige Bemerkungen niedergeschrieben
habe, sehe ich aus dem, die Oasis des Iupiter Ammon
betreffenden Kapitel des vortrefflichen Werkes meines
Freundes, des Major Rennells erde SeoßrspKZcsI
Lastern ok Hsroöotus exsmineö S. 58Y. 59«), daß
die Ammonier, nach Herodors Meinung, aus Aegyptern
s»4 Marsden's Bemerk, über die Sprache der Siwaher.
v
«nd Arthiopern bestanden, und daß ihre Sprache aus
den Sprache» dieser beiden Nationen gebildet war, wel«
ches auch zu der Zeit dieses Geographen der Fall möge
gewesen seyn; die Arabischen Geographen Edrisi und
Jbn Al Ward, behaupteten aber, Santarich s welches,
wie Herr Major Renrlell bewiesen hat, die Lasis deS
Jupiter Ammon oder Siwah ist) sev von Berbern mit
Arabern untermischt bewohnt gewesen.
G . O . M . O . O . O . D 7 O . ^ 7 ^ . ^
O . O . Hr . . O . . O . M . ^ . ^ 7 ^
G . O . ^ . . O . O . O . M . ^ . G . ^
. O . O . O . O ^ O. S . ^ . ^ . . ^ .
. O.O.O. M. O. O . B . ^ . S.O..
S«O«5«O*O*O.O.O.H.5.ß
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