NATIONATEELIOTHEK
N WEN
674923-B
Österreichische Nationalbibliothek
+Z26012030X
*
JMittheilungen
Franz Binder,
aus Mühlbach in Siebenbürgen,
über ſeine Reiſen im Orient und ſein Leben
in
Afrika.
Aus dem Beiblatte des Siebenbürger Boteu „ Tranſſilvania“ neue Folge,
II. Jahrgang 1862, beſonders abgedruckt.
Hermannſtadt.
Druck von Theodor Steinhanßen.
1862.
64923 - B.
Po r wo r t.
Franz Binder wurde im Jahre 1824 zu Mühlbach geboren, wo
ſein Vater Apotheker war, abſolvirte die Schulen ſeiner Vaterſtadt, erlernte
dann die Pharmacie in Hermannſtadt und übte ſie einige Zeit in Kronſtadt
aus, worauf er ſich ſpäter in die Walachei begab und dort dem Handels-
ſtande zuwandte. -
Nach einer mehr als 12jährigen Abweſenheit aus ſeinem Vaterlande
war Franz Binder im Sommer 1862 aus Chartum in Afrika, wo er als
Kaufmann eine neue Heimath gefunden, zum Beſuche ſeiner Angehörigen
nach Siebenbürgen gekommen. Derſelbe erregte durch ſein Erſcheinen und
die von ihm erlebten Abentheuer bei ſeinen Landsleuten ein ſo lebhaftes
Intereſſe, hat durch die werthvolle Sammlung von Naturalien, Waffen,
Geräthſchaften und Kleidungen, welche er aus Afrika mitbrachte und dem
ſiebenb. Vereine für Naturwiſſenfchaften in Hermannſtadt zum Geſchenke
machte, ſich ein ſo bleibendes Verdienſt um ſein Vaterland erworben, daß
die nachſtehenden Mittheilungen über die Erlebniſſe unſers Landsmannes,
die wir theils nach ſeinen mündlichen Erzählungen aufzeichneten, theils ſeinem
Tagebuche entnehmen, gewiß auch in weiteren Kreiſen um ſo mehr Anklang
finden werden, als ſie den Nachweis liefern, wie ein Mann (ſelbſt von allen
äußern Hilfsmitteln entblößt und oft von der Ungunſt des Geſchickes verfolgt),
bei gehöriger Thätigkeit, Umſicht und Fügung in die gegebenen Verhältniſſe
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durch ſich ſelbſt in Kurzem es ſo weit bringen könne, daß ſeine Handelsver-
bindungen ſich über drei Welttheile erſtrecken!
Wir laſſen daher dieſe Mittheilungen, wie ſie im 2. Jahrgange der
neuen Folge unſerer als Beilage des Siebenbürger Bothen erſchienenden
Wochenſchrift „Tranſſilvania“ nach und nach von uns gegeben wurden, hier
in einem beſondern Abdrnck vereinigt erſcheinen und dabei Herrn Binder
als ſelbſt erzählend auftreten.
Hermannſtadt im Dezember 1862.
E. A. Bielz.
E. war am 22. September 1849 als ich, durch mißliche Familien-
und Geſchäftsverhältniſſe veranlaßt, Plojeſt in der Walachei, wo ich als
Kaufmann anſäßig war, verließ. Ich wandte mich über Braila und Galatz
nach Conſtantinopel ohne einen beſtimmten Zweck und blieb dort bis
12. Dezember 1849. Während dieſer Zeit gewann der Wunſch, meinen
Halbbruder Samuel Maukſch aus Mühlbach, der noch im Jahre 1833
in ägyptiſchen Dienſten ſtand, den ſyriſchen Krieg mitmachte und dann von
Bagdad aus nach Oſtindien ſich begeben haben ſollte, dort aufzuſuchen,
immer mehr Feſtigkeit in mir. Ich bedauerte daher ſehr, nicht zwei Tege
früher nach Conſtantinopel gekommen zu ſein, von wo aus ſich eine Caravane
mit 7 Europäern damals nach Tiflis begeben hatte.
Man rieth mir den nächſten Weg über Perſien nach Oſtindien zu
nehmen, da dieſer aber unſicher und ich auch keiner orientaliſchen Sprache
kundig war, ſo glaubte ich beſſer zu gehen, wenn ich meine Reiſe durch
Paläſtina nähme und von dort aus mit der großen Caravane, welche nach
Oſtern über Bagdad geht, nach Oftindien fortſetzte.
Am 12. Dezember 1849 reiſte ich daher mit dem Trieſter Dampfboote
nach Smyrna und von da über Rhodus und Larnaka auf der Inſel Cypern
nach Beirut. Hier blieb ich bis 26. Dezember 1849 und machte während
dieſer Zeit die Bekanntſchaft des Wiener Tapezirers Anton Eichinger.
Mit dieſem mietheten wir einen Maulthiertreiber (Mukadſchi) mit zwei Maul-
thieren, auf dieſen zogen wir mit unſern geringen Habſeligkeiten am 27. Dezember
von Beirut weg und gelangten noch an demſelben Tage nach Saida, am
28. nach Sur, am 29. über St. Jean d'Acre und Kaifa bis auf den Berg
Karmel. Auf dieſer ganzen Reiſe benützten wir die Gaſtfreiheit der Klöſter,
welche jedem Reiſenden Nachtquartier und Eſſen Abends und zum Früh-
ſtück gewähren; am 29. aßen wir zu Mittag im Kloſter (hier in dieſer
Gegend ſämmtlich katholiſch) zu St. Jean d'Acre nnd kehrten Abends im
Kloſter auf dem Berge Karmel ein, wo wir ſehr freundlich aufgenommen
wurden, den Eliasgarten, die Eliasſchule und den tiefen Brunnen darin be-
ſichtigten und auch den 30. Dezember verweilten.
Am 31. Dezember 1849 reiſten wir nach Nazareth, wo wir den
Stuttgarter Adolf Brandauer, einen äußerſt geſchickten und ſprachkundigen
jungen Mann, antrafen. In Nazareth beſichtigten wir am 1. Jänner 1850
die dortigen Sehenswürdigkeiten und gingen dann in Geſellſchaft Brandauer's
am 2. Jänner 1850 über Kanaan, Galliläa und den Berg Tabor bis
Tiberias. Hier kamen wir ſchon um 2 Uhr Nachmittags an, badeten uns
im Galliläiſchen Meere und in den warmen Quellen am See, wurden
darauf vom Israeliten Weis (aus der Walachei) ſehr gaſtfrei und unent-
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geltlich bewirthet und blieben auch den 3. Jänner daſelbſt. Den 4. Jänner
kehrten wir auf einem andern Wege (bei Nazareth vorbei) nach Kaifa zurück.
Am 5. reiſten wir an der Küſte des Mittelmeeres fort über Cäſarea,
übernachteten bei einem Beduinenſtamme*) und kamen am 6. Jänner nach
Kaffa. Hier blieben wir zwei Tage, gingen auf den Rath Brandauer's
bei ſämmtlichen europäiſchen Conſulaten fechten (um Almoſen bitten), er-
hielten auf dieſe Art überall etwa einen Silberzwanziger und reiſten am 8.
zu Fuße bis Ramlah (Arimathia), übernachteten hier im Kloſter und wurden
daſelbſt vom Präſidenten Pater Barnabas (einem Tiroler) auf's Freund-
lichſte bewirthet und mit einem kleinen Almoſen beſchenkt.
Am 9. verließen wir Ramlah und kamen durch das Gebirge bis in
die Nähe von Jeruſalem, wo der Anblick der heiligen Stadt vom Berge
Zion aus mich mit tiefer Wehmuth erfüllte. Zu Jeruſalem kehrten wir im
Franziskanerkloſter (Casa nuova) ein, wo jeder Pilger 30 Tage bewirthet
wird, die auch wir pünktlich hier aushielten*).
In dieſer Zeit ſahen wir alle Merkwürdigkeiten der heiligen Stadt,
machten auch den Kreuzgang mit und wurden Jeder mit geweihten Kerzen be-
ſchenkt *); gingen während dieſer Zeit auch nach Bethlehem, St. Johann
und in die Wüſte. In Jeruſalem trennte ich mich von meinen bisherigen
Reiſegefährten, beſuchte dort noch den engliſchen Biſchof Gobbalt (einen
Deutſchen) und den Prediger Nicolaiſſen (einen Schweizer) und wurde
von Erſtern mit 2 Guineen Reiſegeld beſchenkt. Durch einen glücklichen
Zufall konnte ich zu Jeruſalem auch in Begleitung einer holländiſchen Prin-
zeſſin den ſonſt unzugänglichen Salomonstempel beſichtigen, und reiſte dann
mit einer leer zurückgehenden Caravane über Baalbek nach Damaskus.
Hier blieb ich einige Tage, verſchaffte mir durch Fechten bei den Conſulaten
wieder einiges Reiſegeld und kehrte zu Fuße über den Berg Libanon nach
Beiruth zurück.
Daſelbſt verweilte ich etwa 10 Tage und traf in dieſer Zeit dort
zwei Italiener, einen Genueſen und Livornoer, beide Gypsfigurenmacher,
welche ebenfalls nach Oſtindien reiſen wollten. Dieſen gab ich meine ganze
Baarſchaft, um Farben zu kaufen, indem wir hinfort gemeinſchaftliche Ge-
ſchäfte machen wollten, f), nahmen uns einen Küſtenfahrer und fuhren
über Tripoli nach Latakia. Hier bekamen wir gleich große Arbeit, wo mir
meine frühere Lebensſtellung als Sohn eines Apothekers und früher ſelbſt
*) Dieſe nahmen uns gleich das Geld und den Teskereh (türkiſcher Paß) ab,
bewirtheten uns gut mit Milch, Käſe und Polenta; den andern Morgen gab uns die
Frau (die Führerin des Stammes) den Paß und die kleine Baarſchaft zurück, und fragte
uns nach Namen und Stand. Brandauer gab uns für ungariſche Emigranten aus,
und, nachdem uns die Beduinen-Häuptlingin wegen der leichtſinnigen Verlaſſung des
Vaterlandes gehörige Vorwürfe gemacht hatte, beſchenkte ſie uns Jeden mit 2 öſterr.
Silberzwanzigern, gab uns etwas Käſe auf den Weg und ließ uns ziehen.
**) Gleichzeitig mit mehr als 200 Pilgern, darunter auch viele Ungarn, Sieben-
bürger (auch ein Hermannſtädter, eigentlich Mühlbächer, Namens Sander, welcher
ſpäter in Alexandrien ſtarb).
*) Meine zwei Kerzen übergab ich dieſen Sommer bei meiner Anweſenheit in
Mühlbach der dortigen röm.-kathol. Kirche.
†) Ich wurde ihr Lackirer.
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Apothekergehilfe ſehr zu ſtatten kam. Wir erhielten nämlich eine kathol.
Kirche zum Ausputzen, die beiden Italiener bemalten Wände und Gewölbe
in der bunteſten Weiſe im groben orientaliſchen Geſchmack, ich lackirte die
Thüren und Geſtühle mit dem von mir in Beiruth bereiteten Damar- und
Kopallack. In Latakia verweilten wir 23 Tage, machten, nachdem wir mit
der Kirche fertig waren, Gypsfiguren *), welche die Italiener in betrüge-
riſchem Lottoſpiel verkauften und gingen dann über Antiochien mit 8 Maul-
thieren, die unſere Farben und Figuren-Modelle fortſchafften, nach Aleppo.
In Aleppo konnte ich nicht mehr ungariſcher Emigrant ſein, weil dort
damals General Bem Generalgouverneur, und auch General Stein an-
weſend war, die die ſiebenbürgiſchen Kriegsverhältniſſe beſſer kannten, als ich,
der ich nur in der Walachei davon gehört hatte. Ich war alſo nun ge-
nöthigt, mich für einen Flüchtling aus Hermannſtadt auszugeben, dies änderte
jedoch gänzlich meine Stellung zu den Italienern und brachte mich in die
größte Lebensgefahr, denn der Livorueſer, dem die Oeſterreicher den Vater
in Lucca erſchoſſen hatten, hegte einen glühenden Haß gegen die Deutſchen
und drohte mir, als einem Feinde der Ungarn, den Tod. Meinen Verdienſt
und mein Kapital mußte ich bei den Italienern zurück laſſen und flüchtete
mich in die Militär-Kaſerne, froh, meine geringen Habſeligkeiten nnd meine
Andenken aus Jeruſalem zu retten. Hier wurde ich mit General Stein,
welchem ich mich vorgeſtellt und von dem ich auch dem General Bem aufge-
führt wurde, bekannt, klagte ihm mein Elend und derſelbe veranlaßte Ä
den zahlreich hier weilenden Pohlen u. a. Flüchtlingen eine Sammlung zu meinen
Gunſten, welche 6–700 Piaſter (à 6kr. C. Mze.) eintrug; mit dieſer Unter-
ſtützung konnte ich in Geſellſchaft eines Dragoman's aus Korfu (Nicola
Bellagamba) die Reiſe nach Bagdad machen. -
Wir mietheten uns in Gemeinſchaft ein Maulthier der großen Cara-
vane, welche gerade von Jeruſalem kam und reiſten über Orfa und Abukir
bis Muſſul. Noch in Abukir war Nicola krank geworden, ſaß daher fort
auf dem Maulthiere, während ich zu Fuße nebenher gehen mußte, bald von
dem heißen Sande Blattern an den Füßen erhielt, dann weder Schuhe noch
Strümpfe anhalten konnte und daher gezwungen war, mich in der elendeſten
Weiſe baarfuß bis Muſſul fortzuſchleppen. -
In Muſſul verließ mich mein Reiſegefährte, ich ging in einen Konäk
(Unterkunft für arme Reiſende, wo man unentgeltlich verpflegt wird), traf
dann hier Herrn Dr. Lonz, einen bairiſchen Emigranten und prakt. Arzt
daſelbſt, der mit meinem Halbbruder S. Maukſch früher in Syrien bei
einem Regimente gedient hatte; dieſer heilte in Kurzem meine Füße und
miethete für mich einen Platz auf einem Holzfloß auf dem Euphrat bis
Bagdad, wo er mich an den reichen böhmiſchen Glashändler Walzer
empfahl, der ſeinen Landsmann jedoch ſehr wenig unterſtützte.
In Bagdad weilte ich einige Tage (im Konäk), wurde hier krank,
und, während Walzer ſich nicht im Geringſten um mich kümmerte, von
einem Armenier (Namens Arbil) gaſtfrei ins Haus aufgenommen und
*) Den ſchönſten Gyps bekommt man dort überall, weil er in Syrien das ge-
wöhnliche Materiale zum Mauren iſt.
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aufs Beſte verpflegt. Meine Erkundigungen über meinen Bruder ſowohl
bei Walzer, als auf dem k. k. öſterr. Conſulate, waren vergeblich, und
nachdem ich nun nicht mehr wußte, wohin er ſich gewendet, beſchloß ich,
nach Aleppo zurückzukehren, wozu mir Arbil ſein Maulthier bei der Kara-
vane unentgeltlich überließ.
Von Aleppo ging ich nach wenigen Tagen Aufenthalt nach Alexandrette
(Skenderona), verfügte mich daſelbſt zum amerikaniſchen Conſul und bekam
durch deſſen Verwendung ein Freibillet auf einem engliſchen Dampfer nach
Alexandrien (Skanderia el Frengi). Ich hatte nämlich von einem gewiſſen
Dr. Riedel, an den ich in Conſtantinopel adreſſirt worden war, ein Em-
pfehlungsſchreiben an einen gewiſſen Brunner - Bei, einem Baiern, (den
Leibarzt des Abbas-Paſcha in Cairo, Dr. Med. Brunner) erhalten, und
hoffte durch deſſen Verwendung ein Unterkommen als Apotheker in Alexan-
drien zu erhalten. Auf dem Dampfſchiffe machte ich mit General Guyon
und ſeiner Gemahlin, einer Peſterin, die Bekanntſchaft durch meinen kleinen
noch aus Mühlbach mich begleitenden Hund, welchen die Gyps- Italiener
Tanzen und andere Künſte gelehrt hatten. Indem dieſer Hund den Kindern
des Generals ſehr gefiel und ihnen zum Zeitvertreibe auf dem Schiffe unent-
behrlich wurde, brachte er mich mit der Famile des Generals in nähern
Verkehr und verſetzte mich daher bald von meinem Verdecke in alle Bequem-
lichkeiten auf dem erſten Platze des Dampfſchiffes. General Guyon ging
damals als General-Gouverneur nach Damaskus, verließ das Dampfſchiff
in Beiruth und forderte mich auf, mit ihm nach Damaskus zu gehen.
Weil ich aber dieſe Stadt bereits kannte und es mir dort nicht gefallen
hatte, beſchloß ich meine Reiſe nach Alexandrien fortzuſetzen. Bei der Tren-
nung beſchenkte mich die Generalin mit einer Guinee in Gold und Wäſche
von ihrem Manne, welche mir ſchon ſehr noth that.
Auf dieſer Reiſe nahm das Schiff bei der Landung in Jaffa auch
einen Württemberger, Chriſtian Eckhardt, einen Tiſchler auf, mit dem ich
in Aegypten durch 2 Jahre zuſammenwohnte. -
In Alexandrien, wo wir am 27. Juni 1850 ankamen, machte ich die
Quarantaine mit Eckhardt mit, erfuhr hier, daß mein alter Reiſegefährte
Anton Eichinger ſich ebenfalls in Alexandrien befinde, auf unſere Bitte
beſuchte er uns und wir wurden dann von ihm mit Eſſen in der Quaran-
taine verpflegt. Eine Sammlung Eichinger's unter ſeinen Bekannten in
Alexandrien, verſchaffte uns die Geldmittel zur Reiſe nach Cairo.
In Cairo bekam Eckhardt gleich Arbeit, ich ging zu Jakob Dattel-
baum, dem Zuckerbäcker des verſtorbenen Vize-Königs von Aegypten, Abbas-
Paſcha, einem Israeliten, bei welchem alle reiſenden Deutſchen freundliche
Aufnahme fanden. Dieſer flüchtete gerade wegen Erkrankung eines ſeiner
Gehilfen an der damals dort wüthenden Cholera aus ſeinem Hauſe und
war froh, mir die Beſorgung dieſes Gehilfen und ſeines Hauſes überlaſſen
zu können. In einigen Tagen übergab ich das Empfehlungsſchreiben an
Dr. Brunner, welcher aber unterdeſſen ſeine Entlaſſung von Said-
Paſcha genommen hatte und mich, zur Erreichung meiner Abſicht, an
Dr. Grieſinger, einen Württemberger und Spitalsarzt, empfahl. Unter
dieſem Arzte und dem Apotheker Zucki, machte ich im Beiſein mehrerer
anderer Aerzte ein neues Apotheker-Examen, erhielt ein ſchönes franzöſiſches
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Diplom darüber, aber demungeachtet keine Anſtellung, ſo daß ich beim
Zuckerbäcker Dattelbaum für mein tägliches Brod bis Februar 1851
arbeiten mußte.
Im Februar 1851 erhielt ich durch Johann Boos, einen Badener
und Tiſchlermeiſter zu Cairo, als Zeichner für Fournierſchneider- u. a. Einlag-
Arbeiten zu einem eleganten Schiffe, einer 24-rudrigen Barke, die der Vize-
König dem Sultan zum Geſchenke machen wollte, – im dortigen Arſenale
Verwendung*), lernte hier das Holzſchneiden mit der Laubſäge und blieb
dort bis in den Sommer dieſes Jahres, während welcher Zeit ich meinen
Landsmann aus Biſtritz, Karl Tonch, einen Tiſchler, von Conſtantinopel
nach Cairo kommen ließ. Gleichzeitig mit Tonch kam im Auguſt d. J. ein
Badener Maſchiniſt, Breitenbach, dann Dr. Theodor von Heuglin in
den ärmlichſten Umſtänden in Cairo an. Mit Tonch und Eckhardt
wohnten wir gemeinſchaftlich beim Haushofmeiſter Winter des Abbas-
Paſcha, beſergten wechſelſeitig unſere Küche, arbeiteten im Arſenale, wo
nach dem Beidrücken des Tages-Stempels von Seite des Regierungs-
Sekretärs jeder Arbeiter ſich den ganzen Tag noch auswärts viel verdienen
konnte, was ich auch benützte, um als Fleiſchhauer in der Stadt manches
Stück Geld und Schweinefleiſch mir zu erwerben. Für den Winter machten
wir mit Ton ch eine tüchtige Portion Sauerkraut ein, ich ſchlachtete
5–6 Schweine, die wir für unſere Menage gemäſtet, machte Schinken und
Preßwürſte u. ſ. w. Doch dauerte dieſe Herrlichkeit nicht lange, denn ſchon
Anfangs März 1862 wurden ſämmtliche Arſenal-Arbeiter entlaſſen.
Unterdeſſen war Dr. Heuglin mit dem k. k. öſterr. General-Conſul
Ritter von Huber, einem großen Freunde der Alterthumskunde, bekannt,
und durch ſeine Vermittelung Kanzler beim k. k. Vize-Conſulate in Chartum
geworden. Tonch und ein Tapezirer Kasper, ein banater Emigrant ent-
ſchloſſen ſich, mit Dr. Heugliu in den Sudan zu reiſen, welcher ſich ſchon
früher für mich um eine Anſtellung bei einer großen Handelsgeſellſchaft, die
ſich in Alexandrien zu Geſchäften am weißen Nil gebildet, verwendet hatte
und mich jetzt ebenfalls einlud, mit ihm wenigſtens bis Biba zu gehen, wo
unſer Freund Breitenbach als Maſchiniſt angeſtellt war.
Bis wir nach Biba kamen, war Breitenbach abgereiſt und ſo be-
gleitete ich Dr. Heuglin bis Korosko, beſah mir auf dieſer Reiſe die
Alterthümer von Luxor, Karnat, die Königsgräber von Theben, Dendira,
Esre, Etfu, Komombo und die Inſel Phile oberhalb der erſten Katarrhakte
von Aſſuan.
Von hier kehrte ich allein nach Cairo zurück, erhielt durch die Ver-
mittelung des k. k. General-Conſulates bei jener Handelsgeſellſchaft *) die
Anſtellung mit 30 öſterr. Thalern Monatsgehalt, freier Koſt nnd Verpfle-
gung. Gleichzeitig bekam ich auch den Auftrag einen Gehilfen zu engagiren
*) Hier ging es mir recht gut, nicht ſowohl durch jene Arbeit, als durch das
Brauen von Dſchinſcher-Bier aus Ingver, welches ich bei Dattelbaum bereiten ge-
lernt hatte und nun in großer Menge an die Arſenal-Arbeiter verkaufte.
*) Bei dieſer war Herr Landauer, gegenwärtig in Wien; Wollheim, ein
Ä Jude; Kindenego, ein Grieche, und der Syrier Fat-hala-Chomſi be-
theiligt.
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und ich verſchaffte dem gerade in Cairo anweſenden Tiſchler aus Biſtritz,
Franz Geller, gegenwärtig Gaſtwirth in Cairo, dieſe Stelle.
Ich übernahm beim k. k. General - Conſulate mehrere Kiſten mit
Waaren für die Geſellſchaft (2 Gattungen venet. Glasperlen, rothe Nankin-
Leinwand und Hemden daraus, zum Geſchenke für Häuptlinge, magrebi-
niſche Tarbuſche d. i. dicke rothe Feſſe, einige Stücke Leinwand u. ſ. w.), dann
500,000 Piaſter in baarem Gelde zur Bezahlung der Schiffe und Soldaten,
welche von der Regierung beigeſtellt werden. Dazu erhielt ich auch einige
Kiſten mit Proviſionen vom Marien-Verein an die kathol. Miſſion in Chartum,
ſchiffte mich mit Geller auf einem Segelſchiffe am 27. September 1852
auf dem Nil ein und wir fuhren nun ſtromaufwärts bis Aſſuan, transpor-
tirten hier die Waaren über die Katarrhakte, und ſchifften ſie wieder von
Shellal bis Korosko ein, wo wir dann mit Kameelen durch die nubiſche
Wüſte nach einer mühſeligen Reiſe von 18 Tagen in Berber anlangten,
dort mietheten wir wieder ein Schiff und kamen am 28. November 1852
glücklich in Chartum an.
In Chartum übergab ich die Waaren der Miſſion, deren Provikar
und Vorſtand damals P. Ignaz Knoblecher aus Laibach war, und ver-
fügte mich dann zum k. k. Vize-Conſul Dr. Reitz um von ihm Schiffe und
Soldaten für die Handels-Expedition auf dem weißen Fluſſe zu verlangen.
Hier erfuhr ich nun, daß ich nicht nur für die Geſchäfte am weißen Fluſſe
zu ſpät angekommen war, ſondern auch nicht die richtigen Waaren für den
Tauſchhandel mitgebracht hätte *). Dr. Reitz rieth mir daher, nicht auf
den weißen Fluß zu gehen, ſondern in und um Chartum für das bei mir
habende Geld Gummi arabicum und Elfenbein einzukaufen und dann die
Rückkunft der Schiffe vom weißen Fluſſe abzuwarten. Nach der Abfahrt
des Herrn Dr. Knoblecher auf den weißen Fluß machte ich durch Ver-
mittelung des Herrn Dr. Reitz Bekanntſchaft mit Drüs-Atlan, dem
letzten König der Fungi-Neger, ſchloß mit demſelben einen Lieferungsvertrag
für Elfenbein (den Kantar = 78 Wr. Pfund zu 1200 Piaſter), und gab ihm
hierauf einen Vorſchuß von 3600 P. *).
Als der k. k. Vize- Conſul Dr. Reitz mit Dr. Heuglin am
12. Dezember 1852 zur Eröffnung einer Handelsſtraße nach Abyſſinien ab-
reiſte, übergab er mir die Aufſicht über das Conſulatsgebäude, während
Johann Kotſchiantſchitz, General-Vikar der Miſſion (weniger als Pro-
vikar), die Geſchäfte als Conſular-Agent beſorgte. Nach einigen Tagen reiſte
ich nach Mis-Selemia im Sudan, nahe am blauen Fluſſe, gegenüber der
Stadt Abu-Harás, um dort meine Waaren an die Araber zu verkaufen und
friſche Waaren (Kusso und Gunmi arabicum) einzukaufen. Dort, bei dem
erſten Kaufmann Foki-Taha eingekehrt, traf ich einen der Schwiegerſöhne
des Drüs-Atlan, welcher mir mit Bedauern ſagte, daß der Gouverneur
*) Fat-hala-Chomſi, der einen Compagnon im Sudan hatte und die Ge-
ſchäfte für ſich allein behalten wollte, hatte die Geſellſchaft auf dieſe Art durch Einkauf
jener Waaren irre geführt.
*) Gegen monatl. 20% Intereſſen, wenn er binnen 2 Monaten das Elfenbein
Ä F oder das Geld zurückſtellen würde (jetzt dürfen nur 3% monatl. genommen
WEYDEU).
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von Senaar, Ismail - Bei, eine Reiſe nach Djebbel-Guli, dem Reſidenz-
orte des Drüs - Atlan zur Einhebung der Kriegsſteuer machen wolle und
ich daher das Elfenbein von Letzterm zur Zeit nicht erhalten könne; ich ſolle
indeſſen doch nach Djebbel-Guli gehen, indem ja die Europäer mehr Recht
als die ägyptiſchen Unterthanen hätten und ich vielleicht vom Bei die Be-
willigung zur Ausfolgung des Elfenbeines erwirken könne. Ich kaufte daher
vier Dromedare, kehrte nach Chartum am 1. Jänner 1853 zurück und ging
dann auf den Rath des Herrn Kotſchiantſchitz in Geſellſchaft meines
Landsmanns Tonch, der bis zu jener Zeit bei der Miſſion als Tiſchler
gearbeitet hatte, nach Senaar zum Ismail - Bei. Dieſer wollte mich zwar
durch allerlei Warnungen und Vorſtellungen von der Reiſe nach Djebbel-
Guli abhalten; nachdem ich ihm aber energiſch erklärt hatte, daß ich weder
Menſchen noch Thiere fürchte, daß er als Beamter der Pforte für die Sicher-
heit der Perſon und des Eigenthums zu ſorgen habe und ich ſchon meinen
Weg nach Djebbel-Guli mirbahnen werde, entließ er mich aufgebracht und
wir zogen nach Dontaja, wo ein gewiſſer Contarini für die Miſſion in
Chartum Bauholz fällte.
Contarini rieth uns, nachdem dieſes ſehr billig käme, für künftige
Reiſen auf dem weißen Fluſſe, dort zwei Schiffe für unſere eigene Rech-
nung bauen zu laſſen, und ſo blieb Tonch hier zurück, während ich unter-
deſſen einen Boten nach Djebbel-Gull ſandte, um mich zu erkundigen, ob
das Elfenbein bereit und die Straße ſicher wäre, denn es hatten die Dinka-
Neger einen Einfall auf die Halbinſel gemacht und mehrere muhameda-
niſche Dörfer zerſtört.
Ismail - Bei kam während dieſer Zeit, auf ſeiner Reiſe nach
Djebbel-Guli, nach Karkotſch in der Nähe von Dontaja und ich ging zu
ihm, um Schiff - Nägel und Arbeiter von ihm zu erhalten, wurde ſehr gut
aufgenommen, erhielt aber nichts von ihm und ſo liegt noch heut-zutage
das für unſern Schiffbau gefällte Holz*) in jenen Wäldern.
Ich verließ alſo meinen Freund Tonch, der wie geſagt zurückblieb,
um das Holz für die Schiffe zu fällen, nach der Rückkehr meines Boten,
der den Weg ſicher gefunden, und ging von Dontaja über Hedebat*) und
das Gebirg Roro nach dem Gebirge Guli. Hier wurde, ich von Drüs-
Atlan ſehr gut aufgenommen, erhielt einen neuen Tukul zur Wohnung und
30 Sclavinnen zu meiner Bedienung. Drüs-Atlan verſprach mir, nach
der Abreiſe des Bei, das Elfenbein zu übergeben, weil er bei deſſen An-
weſenheit daſſelbe nicht zeigen dürfe, hatte aber in Wirklichkeit noch keines
vorräthig, ſondern erſt nach meiner Ankunft ſeine Reiter an den Sobatfluß
*) Dieß kann nur grün bearbeitet werden, weil es ſonſt zu hart wird.
*) Hier hatte ich einen neuen Auftritt mit Ismail-Bei, der in Karkotſch ver-
ſprochen, mich nach Guli mitzunehmen, aber mich, wahrſcheinlich damit ich nicht Zeuge
ſeiner Erpreſſungen ſei, ſitzen ließ. Als ich ihn aber in Hedebat einholte, und nach
türkiſcher Manier mit den gröbſten Schimpfwörtern zur Rede ſtellte, entſchuldigte er ſich,
# mich und betrank ſich ſo, daß ich ihn ſchlafen ließ und in der Frühe voraus
AbLEN te.
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zur Erlegung von Elefanten*) geſchickt. Nach einem fruchtloſen Aufenthalt
von 15 Tagen mußte ich mich heimlich bei Nacht entfernen, weil mich
Drüs-Atlan nicht abreiſen laſſen wollte; ich verließ alſo Djebbel-Guli,
wo Ismail - Bei noch zurückblieb, und kehrte mit meinen 4 Kameelen und
1 Eſel in Begleitung meines Dieners auf dem nämlichen Wege nach Dontaja
zurück.
Kaum hatte Drüs - Atlan meine Abreiſe erfahren, ſo ſchickte er mir
ſeinen Sohn, den jetzigen Häuptling Rejebb, nach, welcher mich in Roro
einholte, wo ich bei der Schweſter des Drüs, der ſehr talentvollen und
berühmten Königin Siti - Nasra eingekehrt war. Rejebb wollte mich
bewegen, zurückzukehren, ich ſchickte aber blos meinen Diener mit einem
Kameele zur Abholung des Elfenbeins nach Guli, erwartete ihn aber 2 Tage
vergebens in Roro und entfernte mich dann allein mit meinen 3 Kameelen
und dem Eſel heimlich aus Roro, kam glücklich bei meinem Landsmanne
Tonch in Dontaja an, den ich hier krank nnd mißmuthig antraf, weil er,
wie bereits erwähnt, keine Nägel und Schiffsarbeiter erhalten hatte. Nach
3 Tagen kam auch mein Diener aus Guli leer zurück, und berichtete, daß
er 5–6 Kantar Elfenbein von Drüs - Atlan erhalten und bis Hedebat
gebracht hätte, wo es ihm aber auf Befehl des Bei durch den dortigen
türkiſchen Mauthner abgenommen werden ſei.
Wir beſchloſſen aus den bereits oben erwähnten Gründen den Schiff-
bau in Dontaja aufzugeben und nach Chartum zurückzukehren, wo ich beim
Conſulate den Prozeß gegen Ismail - Bei einleitete und nach ſeinem bald
erfolgten Tode, von Drüs-Atlan mit 3 Zentner Elfenbein (dem Aequi-
valent für die ihm gegebenen 3600 Piaſter) und einem Schadenerſatz von
monatl. 20% jenes Kapitals erhielt, welchen mir Dr. Heuglin, der nach
dem mittlerweile in Doka erfolgten Tode des Dr. Reitz das Conſulat
leitete, ausgewirkt hatte.
Während meiner Abweſenheit hatte Franz Geller, der zur Beſor-
gung des Conſulargebäudes und der Thiere des Dr. Reitz in Chartum
zurückgeblieben war, von einem vom weißen Fluſſe zurückkehrenden Kauf-
manne 60 Kantar Elfenbein eingekauft, für den Reſt des Geldes der Handels-
geſellſchaft kauften wir noch Gummi ein und ſchickten uns zur Rückkehr nach
Aegypten an. -
Karl Tonch blieb in Chartum zurück, machte dort in Compagnie
mit einem Franzoſen ein Geſchäft auf ſchwarzes Ebenholz, welches man
auf dem Nil bei hohem Waſſerſtande über die Catarrhakte nach Cairo flößen
ſollte, hatte aber mit zu niederm Waſſerſtande und daher großen Aus-
lagen zu kämpfen, büßte ſein ganzes Vermögen ein und mußte in Cairo
wieder als armer Tiſchlergeſelle in Arbeit treten.
Ich war unterdeſſen mit Franz Geller und unſern Waaren von
Chartum aus am 15. April 1853*) zu Schiffe aufgebrochen und ging
*) Dieſe werden hier mit Pferden verfolgt und es werden ihnen von hinten mit
den Säbeln die Sehnen an den Hinterbeinen durchgehauen, worauf ſie dann mit Leich-
tigkeit getödtet werden können.
*) Die Regenzeit dauert in Chartum durch die 3 Monate Juli, Auguſt und
September.
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dann (auf 137 mit Gummi und Elfenbein beladenen gemietheten *) Kameelen)
in Begleitung von 4 eignen Dienern von Berber ab. Wir paſſirten
ohne Ungemach den größten Theil der nubiſchen Wüſte, wo uns, noch zwei
Tagereiſen von Korosko entfernt, im Bacher bella man (Meer ohne Waſſer)
das Trinkwaſſer ausging. Noch eine irdene Flaſche von 1% Maß war
übrig, die in einem Geflechte von Dattelbaſt an meinem Sattel hing und
für 6 Perſonen auf 2 Tage kaum ausgereicht haben würde. Vom Durſt
überwältigt, wollte ich heimlich einen Trunk aus der Flaſche nehmen, dieſe
entfiel aber meinen Händen und zerbrach, und ſo waren wir nun dem
augenſcheinlichen Verſchmachten in der Wüſte ausgeſetzt, da die in den
Mund genommenen Bleikugeln uns nur wenig Erquickung mehr gewährten.
Ich ſuchte daher die beſten zwei Dromedare aus, ließ die Caravane zurück
und ritt mit Geller in der Nacht eiligſt nach Korosko, wo wir ſchon um
8 Uhr früh ankamen, ſogleich ein Kameel mit 4 Waſſerſchläuchen *) unſerer
Caravane entgegenſchickten und ſie dadurch vom Untergange retteten.
Von Korosko kamen wir glücklich nach Aſſuan, mußten aber daſelbſt
wegen niedrigem Waſſerſtande auf dem Nil 10–12 Tage warten, unter-
deſſen ſich dort viele Kaufleute aus Kordofan und Taka ſammelten, mit
welchen wir dann die Reiſe gemeinſchaftlich bis Kairo fortſetzten. Für
unſere 137 Kameelladungen mietheten wir ein Schiff in Aſſuan für
1700 ägypt. Piaſter.
In Cairo übergab ich die Waare an das Trieſter Handlungshaus
Luzato, weil gegen Fat-hala-Chomſi von der Geſellſchaft ſchon der Prozeß
eingeleitet war, der ihm auch ſein ganzes Einlagskapital koſtete. Dr. Knob-
lecher war mittlerweile mit dem Berri-Häuptlinge, um ihm die Selten-
heiten der großen Welt zu zeigen, auch nach Cairo gekommen, und war
bei meiner Abrechnung mit der Geſellſchaft zugegen, wobei ich 3600 Piaſter
als beſondere Gratifikation erhielt. Meine und Geller's Waaren (Gummi
und Straußfedern) verkauften wir insgeſammt in Cairo nnd ich hatte nun
ohne jene Gratifikation ein Kapital von 1000 Thalern zuſammengebracht.
Noch war ich unſchlüſſig, was ich weiter thun ſollte, als mir Dr. Knoblecher
den Antrag machte, die Miſſion zurück nach Chartum als Dolmetſch und
Agent (gegen unentgeldlichen Transport für die Waſſerreiſe) zu begleiten
und mir für meine Mühe außerdem ein Darlehen von 100 Pfund Sterling
ohne Intereſſen zu weitern Handelsunternehmungen zuſicherte.
Ich ging ſehr gerne auf dieſen Vorſchlag ein, kaufte in Kairo
die nöthigen Waaren (Rhum, bunte Tücher, Strümpfe, kleine Spiegel-
tafeln, gefärbte Seide (ungedreht) u. a. Kleinigkeiten) ein, und reiſte am
4. Oktober 1853 mit der Miſſion, die aus 37 Mitgliedern (meiſt Krainer
und Tiroler Prieſter und Handwerker, nebſt 3 Italienern und dem mähriſchen
Lehrer Hanſal) beſtand, von Cairo ab. Als wir in Aſſuan bei der erſten
Nil-Catarrhakte ankamen, erkrankte Pater Geran aus Laibach und war
*) Ein Kameel wird, ſowie ein Führer, für 1 f. C. M. durch die Wüſte ge-
miethet. Der Transport eines Kantars von Chartum bis Cairo koſtet beiläufig 4 f.,
ein Kameel trägt 5 Zentner, an Gummi ſogar 7 Zentner.
*) Aus Leder, welches mit Oel aus gebrannten Coloquintenkernen waſſerdicht
gemacht wird.
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genöthigt in Begleitung eines Laien zurückzureiſen. Wir ſetzten die Reiſe
nach Korosko fort, wo wir aber für unſere 400 Kameelladungen nicht genug
Laſtthiere bekamen; Dr. Knoblecher reiſte daher mit der Miſſion nach
9 Tagen voraus und ich mußte mit den Waaren dort 47 Tage zurück-
bleiben. Als ich nun die nöthigen Kameele zuſammengebracht, ſetzte ich die
Reiſe durch die nubiſche Wüſte*) fort und kam ohne beſondere Beſchwerden
im Jänner 1854 zu Chartum an, aber leider wieder zu ſpät für günſtige
Handelsunternehmungen, nachdem die Expedition auf dem weißen Fluſſe
ſchon abgegangen war,
Ich nahm daher bei Dr. Heuglin im Conſulargebäude mit Dr. Jen-
tſchik, einem Linzer und Impfarzt in türkiſchen Dienſten, Quartier, verkaufte
die meiſten Waaren in Chartum und der Umgebung mit noch erſprieslichem
Nutzen (mein Kapital hatte ſich mehr als verdreifacht), kaufte aus der Ver-
laſſenſchaft eines Engländers, der bei den Schillukinſeln geſtorben war, ver-
ſchiedene Thiere (3 erwachſene Löwen, 2 Geparde und 1 Moſchuskatze) und
brachte dieſe mit einigen zuſammengekauften Antilopen mühſelig durch die
Wüſte, indem ich die zur Nahrung der Löwen und übrigen Raubthiere*)
beſtimmten Wüſtenſchafe und die je an ein Schaf zuſammengekuppelten Anti-
lopen vor mir hertrieb, nach Cairo. -
In Cairo, wo ich Ende Juni 1854 ankam, verkaufte ich die Thiere
an Jakob Dattelbaum für 800 fl. C. Mze., kaufte für mein nunmehr
über 3000 Thaler geſtiegenes Kapital wieder Waaren an, nahm Karl Tonch
als Gehilfen und Compagnon gegen "/s des Nutzens auf, und wir ſollten
neuerdings in den Sudan ziehen. Mittlerweile kaum am 15. Juli die neue
Miſſionsexpedition unter der Leitung des jetzigen Bamberger Biſchofs
Mathias Kirchner in Alexandrien an und ich wurde, durch Dr. Knob-
lecher aufgefordert, auch ihr Führer nach Chartum. Wir traten nun die
Reiſe in Gemeinſchaft mit der Miſſionsgeſellſchaft am 1. Auguſt 1854 von
Cairo an und dieſe ging dießmal ſehr gut und ſchnell von Statten, denn
ich hatte einen Ferman des Vize-Königs erhalten, welcher alle Kameele in
Korosko im Voraus für unſere Expedition in Beſchlag nahm, ſo daß wir
dort nach einem Aufenthalt von nur drei Tagen die Reiſe durch die Wüſte
fortſetzen konnten und ſchon Anfangs Oktober 1854 zu Chartum anlangten.
Ich verkaufte hier nun ſehr ſchnell und günſtig meine Waaren meiſt
gegen baares Geld, ſo daß ich ſchon Anfangs Dezember die Rückreiſe nach
Cairo antreten konnte*). Karl Tonch blieb in Chartum, wo wir uns
einen Bauplatz gekauft hatten, zurück und ich brachte ſpäter auch unſern
Landsmann Franz Geller zur Hilfeleiſtung beim Bau unſers Hauſes gegen
einen feſten Lohn nach Chartum.
*) In der Wüſte ſind keine Geier und Raben, die geſtürzten Kameele trocknen
daher ganz zuſammen und nur eine Maus, welche durch den After in das Innere der
Thiere kriecht und die unverdauete Nahrung derſelben verzehrt und eine Giftſchlange (die
Hornviper), welche von jener Maus ſich nährt, bewohnen die nubiſche Wüſte, wo von
Pflanzen nur Coloquintenranken in kleinen Vertiefungen zu finden ſind.
*) Dieſe waren in Waarenkiſten, welche ich ſelbſt mit Eiſen beſchlagen hatte,
auf Kameelen untergebracht.
*) Dieſe legte ich jetzt in der kurzen Zeit von 37 Tagen mit 3 eigenen Dro-
medaren (leichte einhöckerige Kameele) zurück.
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In Cairo kaufte ich wieder Waaren ein, und reiſte mit denſelben in
Begleitung von Franz Geller bereits im März 1855 neuerdings nach
Chartum, verkaufte dort die Waaren wieder ſehr bald; wir konnten aber
den Bau unſers Hauſes wegen Ungeſchicklichkeit der arabiſchen Maurer nicht
ausführen. Es blieb nun Geller in Chartum zurück, beſorgte dort in
meiner Abweſenheit die von mir daſelbſt errichtete Branntwein-Brennerei*),
während ich mit Tonch nach Cairo hinabreiſte, um Arbeiter zum Bau
unſeres Hauſes zu holen. Ich hatte meine Gelder an Dr. Knoblecher
gegen Anweiſungen auf Alexandrien übergeben, brach am 30. Juli von Chartum
auf, kam ohne Ungemach nach 41–42 Tagen in Cairo an, wo eine friſche
Miſſions-Expedition unter Leitung des Herrn Morlang aus Tirol, jetzt
Provikar bei den Kitſchnegern beim heiligen Kreuz meiner harrte. Ich
ging nach Alexandrien, beſorgte dort meine Geldgeſchäfte, brachte zwei Maurer
(einen Böhmen und einen Schweriner) nach Cairo, wo wir noch einen Lands-
mann den Tiſchler Karl Leyrer aus Mediaſch trafen, der aber dort zurück-
blieb. Wir nahmen hier nun die Mitglieder der Miſſion und meine Waaren
auf und kamen ſchon Ende Oktober 1855 ohne Anſtand nach Chartum, wo
wir ſofort unſer Haus in europäiſchem Style nur mit einem flachen orienta-
liſchen Dache ausbauten. Von den Maurern ſtarb der Böhme leider ſchon
während des Baues, der Meklenburger bald nach Beendigung deſſelben.
Im Jahre 1856 brachten wir mit meinem Compagnon Tonch in Ge-
meinſchaft unſere Waaren nach Cairo und Alexandrien und machten diesmal
am letztern Orte unſere Einkäufe. Hierauf kehrten wir eiligſt nach Chartum
zurück, weil wir hörten daß Said-Paſcha nach dem Sudan gehen werde
und wir daher Anſtände mit dem Transporte unſerer Waaren durch die
Wüſte befürchteten, was auch geſchah, da wir in Korosko ſchon nicht mehr
die nöthigen Kameele erhalten konnten uud daher */s unſerer Waaren daſelbſt
zurücklaſſen mußten. Bei dieſer Gelegenheit nahm ich auch den Mediaſcher
Landsmann Leyrer nach dem Sudan mit, der aber ſchon 47 Tage nach
unſerer Ankunft in Chartum (im November 1856) an einem Fußübel er-
krankte und nach 6 Monaten ſtarb. Weil die Regierungsſtraße über Dongola
und nicht Korosko geht, ſo machte ich dem Said-Paſcha, der den Han-
delsverkehr über Korosko durch ſeinen Zug beirrt und mir durch die Zu-
rücklaſſung meiner Waaren daſelbſt einen namhaften Verluſt zugefügt hatte,
einen Prozeß auf Schadenerſatz und es wurde derſelbe von der Regierung
auch zur einer Zahlung von 60.000 Piaſtern an mich verhalten. Hierüber
erboſt, wollte Said-Paſcha im Jahre 1857 die Handelsſtraße über Ko-
rosko ganz ſperren und die Kaufleute verhalten auch über Dongola nach dem
Sudan zu gehen, mußte aber in Folge des energiſchen Proteſtes der Letz-
tern bei der Regierung die Handelsſtraße über Korosko denn doch dem Ver-
kehre wieder freigeben.
Im Jahre 1856 kam mit meiner Caravane auch Dr. Natterer
aus Wien, ein tüchtiger Phyſiker und gegenwärtiger k. k. Conſularagent in
Chartum, nach dem Sudan, deſſen Stelle ich nach dem Wunſche der dorti-
gen Europäer während ſeiner Reiſe nach Wien (mit den von ihm geſammel-
*) Für die Verarbeitung von Dattelpflaumen eingerichtet.
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ten Thieren) im Jahre 1857 vertrat. Während dieſer Zeit trennte ich mich
von meinem Compagnon Tonch der in Cairo, wohin er diesmal mit unſe-
rem Waarentransporte gezogen war, eine Münchnerin geheirathet hatte.
Als meine Diener, welche ich im November 1857 allein mit den
Waaren nach Aegypten geſchickt hatte, zu Anfang des Jahres 1858 zurück-
gekehrt waren, ging ich Anfangs März 1858 nach Kordofan*), um dort arabi-
ſches Gummi einzukaufen. Nach einem Aufenthalte von 2 Monaten hatte
ich meine Einkäufe daſelbſt beendigt, kehrte nach Chartum zurück und ſchickte
zu Anfaug der Regenzeit meine Leute mit den Waaren nach Aegypten, wo-
bei ich ihnen aber den Auftrag gab, außer einigen Glasperlen für Abyſſi-
nien keine Waaren mehr mitzubringen, weil ich den ſchon lange gehegten
ſehnlichen Wunſch, meine Angehörigen in Siebenbürgen zu beſuchen, nach
ihrer Rückkehr ausführen wollte.
Meine Diener blieben jedoch, wegen Mangel an Kameelen ein ganzes
Jahr aus, gingen dann nach Abyſſinien, um Caffee und Wachs einzukaufen,
und kehrten erſt Anfangs März 1860 von dort zurück.
Nun bereitete ich mich zur Abreiſe nach Aegypten und Europa vor,
das Abyſſiniſche Wachs wurde gereinigt und mit den andern Waaren einge-
packt; da ſtarb mein Freund, der Franzoſe, Alfons von Malſac wel-
cher am weißen Fluße zwiſchen dem Bacher Ajak und Bacher dil Gazell
nördlich vom Bacher il Ada eine große Beſitzung (Stabiliment) durch An-
käufe des unbebauten Landes von den Negerſtämmen erworben hatte, und
vereitelte dadurch meine Abreiſe, indem er mich auf dem Sterbebette gebeten
hatte, nach ſeinem Ableben für ſein Vermögen und ſeine mit einer Schwar-
zen am weißen Fluße erzeugte Tochter, die ich aus der Taufe gehoben, zu
ſorgen. Nach ſeinem Tode wurde nämlich ſein ganzes Vermögen durch das
k. k. General-Conſulat veräußert und ich erſtand dabei jenes Stabiliment
am weißen Fluße um 2500 Thaler (50,000 ägypt. Piaſter) nach der bloſ-
ſen Aufnahme in Folge der Angaben der vom weißen Fluße zurückgekehrten
Diener Malſac's. Ich mußte daher zur Uebernahme dieſes Gutes und
zur Abrechnung mit den dort zurückgebliebenen 140 Soldaten Malſac's zum
erſtenmale ſelbſt an den weißen Fluß hinaufgehen, denn nach dem Rath
Knoblechers hatte ich bisher das ſicherere Geſchäft in Chartum, dem
wohl gewinnreichern, aber auch unſichern Handel im Innern des Landes
vorgezogen. -
*) Hier haben die Bagara (ein muhamedaniſcher Neger-Stamm) ganz eigen-
thümliche Sitten und Gebräuche, bei welchen z. B. die dritte Nacht der Frau zur Wahl eines
fremden Mannes gehört; dann die Mädchen erſt heirathen dürfen, wenn ſie ihre Zeugungs-
fähigkeit erwieſen haben und durch den Beiſchlaf eines Europäers ſich beſonders geehrt
fühlen. Wenn die Mädchen im Walde Gummi arrab. ſammeln und es nähert ſich ihnen
ein Kaufmann, um dieſen einzukaufen, ſo umringen ihn die Mädchen in Kreiſe tanzend,
er muß ſich eine wählen, mit ihr ins Dorf in eine beſondere Hütte (Tugul aus Stroh)
gehen, wird dort von ihr mit einer Art Meth (Bilbil) bewirthet, muß ſich dann ganz
entkleiden, wird von ihr mit wohlriechenden Fett (Markfett mit wohlriechenden Stoffen
aus Indien, Dilke) am ganzen Körper geſalbt (dieſe Dilke-Einreibung macht man ſich
im Sudan auch ſelbſt nach größern Reiſen u. ſ. w. ſtatt eines Bades), und muß bei
ihr die Nacht zubringen, dann am folgenden Morgen der Wirthin, welcher der Tugul
gehört und welche auch den Meth liefert, einen Piaſter als Entſchädigung reichen.
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Samſtag am 15. November 1860 Abends 5 Uhr traten wir uit 3
Schiffen die Expedition auf dem weißen Fluß von Chartum an und kamen mit
wenig Wind in der Nacht bis zum Baum von Machu - Bey. In der
Früh am 16. gegen 10 Uhr erreichte uns der Wechil-Ali-Achmet mit
ſeinen Leuten und den Tänzerinnen von Chartum; die Letztern machten vor
den Schiffen ihr Manöver, lagerten ſich dann unter den Baum, und erquick-
ten ſich mit einer Damaſchane Schnaps. Gegen 4 Uhr fuhren wir mit 2
Schiffen fort, das 3 blieb zurück, um die fehlenden Leute aufzunehmen.
Nach ziemlichen Wind von Oſten kamen wir den 17. in der Früh in Getena
an, frühſtückten bei Hadzi-Mohamet, kauften dann, da gerade Wochenmarkt
war, einige Burmen (Waſſergefäße) und Fleiſch, und ſegelten gegen 10 Uhr
mit gutem Nordwind ab. Abends 10–11 Uhr kamen wir in Oſt-Schelai,
der Grenze Sudans, an. Den Tag darauf am 18. kam Ali-Adu-Omar
und Ali, Bruder des Achmet, Goldarbeiter von Ehartum, welche hier ſich
aufhielten, machten mir einen Beſuch und luden mich ein, mit ihnen in ihre
Häuſer, Tuguls von Stroh gebaut, zu kommen und mit ihnen zu frühſtücken.
Eine Viertelſtunde nach dem Eintritt in ihr Haus, brachte man mir die
ſogenannte Marara, ein Eſſen, das in der rohen Leber, Lunge, Magen,
Nieren, Milz und Herz von einem jungen Schaf beſteht, und blos mit ro-
them Pfeffer, beſtreut iſt.
Den ganzen Tag war zwar guter Wind, aber leider mußten wir doch
hier verbleiben, indem der Gebrauch iſt, daß alle Schiffe, die an den
weißen Fluß gehen, Tag und Nacht hier zubringen, wo ſich die Matroſen und
Soldaten im letzten Mohamedaniſchen Dorfe mit der Meriſſa gut thun.
Ich ging während dieſer Zeit noch einmal auf Beſuch zu den obbenannten
beiden Goldarbeitern, dieſe begleiteten mich dann ans Ufer zu den Schiffen
zurück und ließen nach der Landesſitte noch jeder ein Schaf mitbringen.
Den 19. in der Früh hielt ich dann eine Reviſion auf den Schiffen,
und nachdem ich ſah, daß die Leute alle beiſammen waren, ordnete ich an,
daß man die Segel aufziehen ſolle. Zwei Schiffe waren ſchon abgefahren,
als es hieß, es fehle auf meinem Schiffe ein Matroſe; ich ſchickte daher und
ließ ihn rufen; bald aber kam ein Soldat von den Abgeſchickten blutig zu-
rück, und meldete, daß der Matroſe in einem Meriſſa-Haus betrunken ſei,
ſein Meſſer in der Hand habe, und ſage, daß er nicht auf den weißen Fluß
gehe, indem er ſeine Geliebte nicht allein laſſen könne, und den, der an ihn
Gewalt brauchen wollte, zuſammenſtechen werde. Als ich das hörte, ließ ich
zehn Mann ſcharf laden, ging mit ihnen ins benannte Haus, drang hinein
und holte ihn allein heraus, übergab ihn den Soldaten und ließ ihn dann
am Fluß mit 250 Peitſchenhieben exemplariſch beſtrafen. Als er aufſtand,
ſagte er, daß es nicht der Mühe werth geweſen wäre, einen alten Dongo-
laer Matroſen mit 250 Peitſchenhieben zu beſtrafen, er hätte öfters ſchon
hier in Od-Schelai zu 1000 Hieben bekommen; es hälfe aber nichts, jedes-
mahl müſſe man ihn mit Gewalt aus dem Meriſſahauſe holen. Ich
mußte, obwohl ich ſehr aufgebracht war, über ſeine Aeußerung lachen, und
auch die viehiſche Natur der Leute bewundern. Wir begaben uns nun zu
Schiffe und fuhren gegen 9 Uhr mit ſehr gutem Wind zwiſchen ſchönen
Urwäldern von Mimoſen fort. Nach 3 Stunden kamen wie an Turna il
chadna den erſten Ausladungsplatz von Kordofan, wo ich die erſten Königs-
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kraniche und den heiligen Ibis in Menge ſah. Gegen 4 Uhr landeten wir
eine halbe Stunde lang bei Dulm am weſtlichen Ufer, wo der letzte Ka-
ſchif Sudans. reſidirt. Er beſuchte mich, trank eine Flaſche Schnaps, lud
mich ein, zu ihm zu kommen, ich ſchlug es ihm aber ab, nachdem der Wind
ſehr günſtig war, und fuhr bald mit guten Nordwind fort. Gegen Sonnenun-
tergang kamen wir an die erſten Schilluk-Inſeln, wo alles von Perlhühnern
und den gewöhnlichen Affen wimmelte. Merkwürdig und unbeſchreiblich iſt
es, wie die Maſſen von Waſſervögeln, die hier zu Hunderten auf den Bäu-
men niſten, ſich mit den Affen gut vertragen, zu 20–30 Affen ſpringen
auf jedem Baum herum, und kein Vogel fliegt davon, noch berührt ein
Affe ein Neſt der Vögel.
Gegen 9 Uhr Abends kamen wir nach Heletil Danagla, einer Anſiedelung
von Dongolaer Bauern, die ſich ſeit der Einnahme Sudans hieher zu-
rückgezogen haben und friedlich mit den benachbarten Schilluck am Oſtufer
und den Bagara am Weſtufer leben. Die ganze Nacht fuhren wir mit
ziemlichen Nordoſtwind zwiſchen Inſeln und Urwäldern fort. Mit Tages-
anbruch den 20. November bemerkten wir einige Schilluck - Fiſcher mit
ihren langen aus ausgelehlten Bäumen gemachten Schiffchen, aber kaum
hatten ſie uns erblickt, ſo machten ſie ſich davon, in den Sümpfen ihre
Schiffchen nachziehend. Gegen 10 Uhr landeten wir, um Holzproviſion zu
nachen, auf einer Inſel, wo ich einige Pflanzen ſammelte und zufällig auch
einige Schiecken fand. Gegen 2 Uhr Nachmittags ſahen wir Maſſen von
Rindern der Bagara Selimi am Waſſer. Auch von dieſen Negern zeigten
ſich bald einige, ſie liefen aber gleich davon, ſchreiend il Turk il Turk, und
auf einen Ruf folgte auch das Vieh ihnen im Gallop nach. Dieſer Tribu
von Bagara hat ſich ſeit mehreren Jahren von Sudan losgemacht, ſich zum
Sultan Naß er von Gjebel Tekeli geſchlagen, und macht mit ihm ge-
meinſchaftlich einigemal im Jahre Einfälle bei den Dinka-Negern, wo ſie
dann die Sklaven rauben. Mit Sonnenuntergang paßirten wir Muchatta
Abu Seid (Abu Seid, ein König von den Bagara flüchtete ſich, nachdem
er den Türken bei der Einnahme von Kordofan viel Schaden gethan hatte,
überſetzte mit ſeinen Leuten hier den weißen Fluß und vereinigte ſich dann
mit den Dinka-Negern).
In der Nacht fuhren wir mit ſehr wenig Wind von Oſten bei Muchatta
il Ans und dann gegen Tagesanbruch am 21. November bei Gjebel il
Anang, zwei ſehr romantiſchen von vielen Inſeln umgebenen Bergen vorbei.
Von hier angefangen verlieren ſich die Sunt-Bäume und an den weiten
Ufern ſieht man blos wenige Tamarinden und Kakamot-Bäume, auf den
Inſeln die ungeheuren Schlingpflanzen und Ambatſch, *) auch fängt nun
das wilde Zuckerrohr an. An manchen Stellen iſt der Fluß ganz verſperrt
von dieſer Pflanze, und ganze Strecken, manchmal ſo weit das Auge reicht,
ſieht man nichts anders, als ſolches wildes Zuckerrohr, durch welches die
Schiffe ſich nur mit großer Mühe den Weg bahnen können. Bis gegen
Mittag hatten wir beinahe gar keinen Wind, und wenn der Fluß hier Strö-
*) Eine kleine Baumart, deren Holz ſehr leicht iſt und deßwegen zum Bau von Flößen
gebraucht wird, aber zum Brennen gar nicht taugt, indem es keine Flamme macht
und blos verkohlt. Dieſe Kohlen wären aber zur Pulverfabrikation ſehr ausgezeichnet.
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mung hatte, ſo kamen wir gar nicht vorwärts. Ungefähr gegen 5 Uhr be-
fand ſich ein Soldat auf dem Steuerruder, als wir einen Schrei und
einen Schlag am Schiffe hörten. Ein Nilpferd, welches ſein Junges im
Schilf hatte, ſah den Mann auf dem Ruder und kam um ſein Junges zu
vertheidigen, indem es wohl glauben mochte, daß unſer Steuer-Mann dem-
ſelben gefährlich werden könne. Glücklicherweiſe war das Steuerruder ſo
ſtark, daß es dem Schlage des Nilpferdes widerſtand; der Ruderer fiel zwar
ins Waſſer, kam aber blos mit dem Schrecken davon; freilich flogen gleich
nach dem Schlage ans Schiff mehrere Kugeln aufs Nilpferd, und ſo traute
es ſich nicht mehr in die Nähe des Mannes zu kommen.
Die Nacht hindurch fuhren wir mit wenig Oſtwind, und es fingen
nun auch die Gelſen in ſolchen Maſſen an, daß an kein Schlafen zu denken
war. Mit Sonnenaufgang verloren ſich dieſe plagenden Inſekten wieder,
und wir kamen den 22. an eine ſehr ſchöne Inſel der Schilluck, wo früher
dieſe Neger in Menge waren und mit den Schiffen ſchon etwas Verkehr
hatten. Seit 2 Jahren hat ſie ein gewiſſer Taki-Moham et-Cher, ein
Dongolaer, vertrieben, der früher viele Jahre in Helet Kaka wohnte, ſich
nach und nach Feuer - Waffen verſchaffte, mit den Bagara Selimi ver-
einigte und nun dieſe armen Schilluck überall verfolgt und ſchlägt.
Gegen 10 Uhr kamen wir an die Spitze der Inſel, wo nun Moha-
met Cher mit ſeinen Leuten in Tugguls von Stroh wohnt. Er war abwe-
ſend und es hieß, daß er bald vom Weſtufer aus ankommen werde; nach
einer Stunde hörten wir wirklich einige Schüſſe am Ufer und ſein Schiff
fuhr ſogleich, um ihn abzuholen. Er kam mit ungefähr 20 mit Gewehren
bewaffneten Negern und gegen 50 Bagara mit Lanzen; ſobald er mich ſah,
begrüßte er mich freundlich und beklagte ſich, vergebens den Ausflug gemacht
zu haben: er hätte keinen Schilluck angetroffen und nichts rauben können.
Sobald ich die Aeußerung dieſes Menſchen gehört und daraus ſeine Geſin-
nnngen kennen gelernt, hatte ich genug und befahl weiter zu fahren. Nach
3 Stunden ſahen wir durchs hohe Gras und die Bäume einige Segel und
erkannten an der Flagge die Schiffe eines Malthefers, Andrea de Bona, der
bei den Dinka-Negern war, um Proviſion an Durra *) zu machen.
Die Nacht hindurch ging es nur langſam vorwärts, gegen Sonnen-
aufgang erhob ſich der Wind aber ſtark und wir fuhren ſchneller, als mit
Dampfſchiffen. Auf mehreren Inſeln ſahen wir verödete Dörfer der Schil-
luck, welche ſämmtlich von den Bagara und Mohamet Cher vertrieben worden
ſind. Den Tag über kam nichts Beſonderes vor. Gegen Abend ſahen wir
Hunderte von Dörfern und kamen endlich um 8 Uhr nach Helet Kaka, welches
am öſtlichen Ufer liegt und ein ſehr großes Dorf, aber in wenigſtens 80
kleine Dörfer oder Anſiedelungen abgetheilt iſt, die alle unter dem Schah
von Denabſtehen. Hier landeten wir und hatten uns bereits zur Ruhe be-
geben, als ich plötzlich um Mitternacht von der Kriegstrommel der Neger
aufgeweckt und erſchreckt wurde. Ich ſprang aus dem Bett, griff zu den
Waffen und trat aus dem Cabinet oder der Cajüte der Barke. Als mich die
*) Moorhirſe (Sorghum sacharatum), deſſen Same geſtoßen und zu einem feſten Brei
angemacht, hier die gewöhnliche Nahrung der Eingeborenen bildet und auch zur
Bereitung eines kühlenden Getränkes (einer Art Mandelmilch) benützt wird.
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Schildwachen von den Schiffen ſo bewaffnet und aufgeregt ſahen, fingen ſie
an zu lachen, und fragten mich, was es gäbe; und als ich ihnen zur Ant-
wort gab, daß ich die Kriegstrommel gehört und einen Angriff der Neger
ürchtete, erklärten ſie mir, daß dieſer nächtliche Lärm blos das Feſt
# Todtenfeier) für einen Verſtorbenen bedeute. Ich wollte dieß natürlich
mitanſehen, erkundigte mich bei meinen Vekil, ob es möglich ſei hinzugehen,
und als er mir zur Antwort gegeben, daß es gut bewaffnet wohl angehe, ſo
ließ ich 50 Mann ſcharf laden, und wir gingen an den Ort des Feſtes,
welches unter einem großem Baum ſtattfand. Als wir hinkamen, ſahen
uns die Schilluk, die wenigſtens an tauſend Köpfe ſtark und alle ganz nackt
waren, mit großen Augen an, und fragten den Dragoman, was wir wollten.
Auf ſeine Antwort, daß wir blos das Feſt anzuſehen wünſchten, führten ſie
mich zu ihrem Scheich, Gjack genannt, welcher auf einer Gebhardhaut nie-
dergekauert ſaß. Als dieſer mich ſah, ſtand er auf, gab mir die Hand,
ſpukte mir ins Geſicht als Zeichen, daß ich gut aufgenommen ſei, und ſagte
Adotto njanjar kata, grüß dich der Himmel, willſt du Krieg machen. Als
ich es verneinte, ſagte er mir vieles und auch unter Anderm Turk alloron
der Türke iſt ſchlecht, Luburendi laluit der Franke iſt gut, und, als ich ihm
tieß alles bejahte, wurden wir ſehr vertraulich. Nun ging ihr Tanz, welcher
nur aus Springen und Hüpfen beſteht, von Neuen an, dauerte aber nicht
lange, indem jeder den Luburendi ſehen wollte. Sie konnten ſich nicht ſatt
genug an mir ſehen, fingen dann an, mich zu befühlen und zu betaſten; als
aber ihre Dreiſtigkeit immer mehr zunahm, kehrte ich zur Barke zurück.
Am 24. in der Früh ging ich mit einigen meiner Leute ins Dorf, um
mich bei den Arabern *) zu erkundigen, ob es in der Nähe der Dörfer keine
Bagara-Elefantenjäger gäbe, als ſie mir ſagten, daß jetzt noch viel Waſſer
im Innern ſei und die Elefantenjäger deßwegen noch nicht in die Nähe des
Flußes gekommen wären, ſo kehrte ich wieder zu den Schiffen zurück. Wie
erſtaunt war ich aber, am Fluße viele Hunderte von Negern zu finden, die
mit den Schiffsleuten und Soldaten Tauſchhandel machten. Die Männer
der Schilluck waren alle in ihrem Glanze, einige ganz ſchwarz und blos mit
Fett eingeſchmiert, das waren die Armen, die kein Vieh haben, um ſich mit
der Aſche des Viehmiſtes einzuſtreuen, einige weiß, das waren die Hirten,
die ſich blos mit der Aſche einſtreuen, und einige roth, das waren die Rei-
chen, die eine rothe Erde mit der Aſche vermiſchen, ſich zuerſt mit Fett ein-
ſchmieren und dann einpudern; bewaffnet waren alle mit Lanzen. Die
Weiber, hier noch mit einer rohen Haut um die Lenden geſchlagen, bei allen
übrigen Tribu aber ſowie die Männer ganz nackt, brachten Durra, Fiſolen,
Simſim, Eier, Hühner und groben Baumwollfaden und vertauſchten ſie ge-
gen Salz, Zwiebel und etwas Glasperlen. Gegen Mittag verloren ſich die
Neger, und ſo war es möglich wieder abzureiſen. Wir fuhren bis gegen
4 Uhr mit gutem Winde und kamen dann in die große Krümmung, Gorset el
Gjuräb il esch genannt. Hier mußte die ganze Mannſchaft ans Land um
*) Es gibt auch hier noch Berberiner, Gjaalim und Schugier, Leute, die ſich bei der
türkiſch. Regierung etwas zu Schulden kommen ließen, ſich dann hieher flüchteten
und nun mit Erlaubniß des Königs der Schilluck bei dieſen Negern wohnen.
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2.
die Schiffe zu ziehen, indem wir, gegen Norden fahrend, Gegenwind hatten.
Eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang hatten wir die Krümmung paſſirt
und ſegelten dann mit gutem Winde die ganze Nacht hindurch fort.
Am 25. November fuhren wir mit ſehr ſtarkem Nordwind ganz in
ſüdlicher Richtung und kamen um 10 Uhr nach Denab, dem Reſidenzorte des
Königs der Schilluck, Sel-Doch Katker genannt, hielten uns aber nicht auf,
indem der Wind zu gut war. Gegen Abend erreichten wir noch Helet il
Dolep (Dorf der Doleppalme, welche hier in Maſſen wächſt) und mußten
daſelbſt übernachten, indem der Wind ganz aufgehört hatte.
Den 26. November in der Frühe kauften wir von den Schilluck,
einige Hühner und Baumwollfäden ein und fuhren dann wieder weiter. Ge-
gen 2 Uhr Nachmittags kamen wir an den Sobatfluß, welcher öſtlich und
wahrſcheinlich von Abyſſinien herkommt. Dieſer Nebenfluß des weißen Nil iſt
auch ſchiffbar und gewöhnlich gehen die Schiffe auf ihrer Rückkehr hinein,
um mit Lanzen, Molott (Grabſchaufeln) und Holzhacken Tauſchhandel gegen
Elfenbein mit den Dinka-Negern zu machen, die hier öſtlich und weſtlich
vom Fluſſe wohnen. Eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang kamen wir
am weſtlichen Ufer an einen kleinen Wald, wo eine ganze Heerde Giraffen
waren. Dieſe ſonſt ſcheuen Thiere waren ſo dreiſt und neugierig, die Schiffe
zu ſehen, daß ſie bis ans Knie ins Waſſer kamen, aber kaum ſandten wir
ihnen einige Kugeln entgegen, ſo machten ſie ſich im großen Galopp davon.
Da der Wind noch ziemlich gut war, ſo fuhren wir ungeſäumt weiter, paſſir-
ten ſo nach Mitternacht den Bacher il Seraff (Giraffen-Fluß), welcher um
dieſe Zeit blos mit ganz kleinen Schiffen fahrbar iſt.
Den 27., eine Stunde nach Sonnenaufgang, hörten wir am öſtlichen
Ufer aus einem Walde her einen ſtarken Gewehrdonner, glaubten zuerſt,
daß vielleicht ein Schiff von den Negern angefallen ſei, bis wir eine halbe
Stunde nachher eine Heerde Elefanten gegen uns kommen ſahen; welche
von Jägern vom Bacher il Seraff aus gejagt und von denen wahrſcheinlich
auch einige erlegt worden waren. Den ganzen Tag über kamen wir wenig
vorwärts, indem wir in den großen Krümmungen bald öſtlich, bald ganz
weſtlich fahren mußten und den guten Nordwind, den wir hatten, nicht ge-
brauchen konnten. In der Nacht paſſirten wir den Bacher il Gasell (Ga-
zellenfluß), welcher von Oſten herkommt, aber wegen vielem und ſtarken
Rohr ſehr ſchlecht zum befahren iſt.
Am 28. konnten die Schiffe bis gegen Mittag in der großen Krüm-
mung Gorset il Nuer nur mit großer Mühe gezogen werden, da wir ganz
gegen Norden fuhren. Von 2 Uhr Nachmittag bis gegen Mitternacht mußten
wir an einem Platz bleiben, wo man gar nicht ausſteigen konnte, und wo es
von Wild ſtrotzte. Elefanten, Giraffen, Büffel und Antilopen ſah ich in
der Ferne weiden, und mußte mich damit begnügen, indem zwiſchen dem
Schiff und dem Wild ein großer und tiefer Sumpf war.
Den 2.). fuhren wir mit gutem Winde von Tagesanbruch bis gegen
Mittag, mußten aber dann wieder wie gewöhnlich wegen Windſtille anhal-
ten, bis den folgenden Morgen.
Als wir am 30. in der Frühe abfahren ſollten, erblickte ich in der
Nähe in hohem Gras mehrere Antilopen. Ich ſtieg mit einem meiner Die-
ner aus und wir ſchlichen uns auf Schußweite an, als ich plötzlich hinter
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mir ein ſtarkes Geräuſch vernahm und, wie ich mich umkehrte, ſah, daß ein
Trupp wilder Büffel (Bos caffer) auf uns zukam. Ich und mein Diener,
beide unbekannt mit der Jagd am weißen Fluß, wußten uns anfangs nicht
zu helfen, ich gab zwar dem nächſten Büffel einen Schuß aufs linke Schul-
terblatt, aber er fiel nicht. Nun war unſere Verlegenheit und Noth aufs
Höchſte geſtiegen, da rief uns die Stimme einer der Diener vom 2. Schiffe,
die auch Büffel verfolgten, zu, wir ſollten uns auf einen Kantur (ein Ter-
miten-Haufen der weißen Ameiſen) retten, dies brauchte er uns nicht zwei-
mal zu ſagen und kaum waren wir hinaufgeſtiegen, ſo donnerte es auch
ſchon, und ein Stier, von 3 Kugeln getroffen, ſtürzte zu Boden. Den Mei-
ſterſchuß hatte der Vekil Ali gemacht, er hatte ihn durchs Herz gefchoſſen.
So ein maſchinöſes Thier habe ich noch nicht geſehen, es kann wenigſtens
15 Zentner gewogen haben. Die Mannſchaft von den 3 Schiffen hatten
einen guten Tag, in einer halben Stunde war der Stier zerſtückelt und
auf die Schiffe vertheilt, ich nahm mir blos die Hörner mit der Hirnſchale *).
Gegen Mittag fuhren wir fort, mußten aber nach 4 Uhr ſchon wegen
Windſtille wieder anhalten.
Am 1. Dezember 1860 kamen wir wegen Gegenwind keine Stunde
weit vorwärts und blieben auch den 2. an derſelben Stelle, wo wir am 1.
übernachtet hatten, bis am 3., gegen 7 Uhr in der Früh, ſich ein günſtiger
Wind erhob und wir gegen 9 Uhr die erſten Anſiedelungen der Nuer-Neger
erreichten. Seit 4 Tagen hatten wir kein Haus und keine Menſchen geſehen,
indem die Sümpfe ſo ausgebreitet waren, daß ſie das Auge nicht vom trockenen
Lande ſehen konnte. Von den Nuer iſt mein Landungsplatz*) zu Land noch
3 Tage weit, und wir erkundigten uns bei einem Dragoman, ob ſie nicht
Nachricht hätten, was für Geſchäfte die Leute des Mundit (ſo hieß mein
verſtorbener Freund Alfons v. Malzak) gemacht hätten. Der Dragoman
ſagte, er habe gehört, daß ſchon 1000 Negerladungen Elfenbein bereit wären
und die Leute blos auf die Ankunft der Schiffe warteten. Ob dies die
Wahrheit war, wird ſich zeigen, denn gewöhnlich übertreiben die Neger
Alles und man darf ihnen kaum den zehnten Theil glauben.
Nach einem zweiſtündigen Aufenthalt fuhren wir mit gutem Winde ab,
aber leider hatten wir die großen Krümmungen (Gorset il Klep, Hunds-
krümmungen genannt) vor uns, und konnten den Wind nicht benützen. Nach
einer halben Stunde ſchon hieß es ans Seil zum Ziehen und die ganze
Mannſchaft ſprang in den Schlamm, um im Schilfe das Schiff fortzuſchlep-
pen. Bis 10 Uhr Abends plagten ſich die Leute, und wurden dabei noch
von Millionen Muskitos, die ſie ſtachen, geplagt und als ſie dann müde
und abgemattet ins Schiff kamen, mußten ſie ſich erſt noch mit leeren Ma-
gen ſchlafen legen, indem uns das Holz ſeit 4 Tagen ausgegangen war,
und wir bei den Nuer-Negern auch keines bekommen konnten. Wohl fuhren
wir bei mehreren Wäldern vorbei, konnten aber kein Holzfällen, da die
Bäume noch alle mannstief im Waſſer und Rohr ſtanden. Auf dieſe Weiſe
*) Dieſe Hörner befinden ſich – gegenwärtig in der Sammlung des Vereins für
Naturwiſſenſchaften zu Hermannſtadt.
*) Bei meinem Stabilimente im Orte Ronga im Gebiete des Negerſtammes Roll.
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mußten ſich die Soldaten und Matroſen mit den Durra-Körnern begnügen,
von welchen den Leuten durch Sklavinnen, die auf den Schiffen waren,
ein Teig auf einem Stein gerieben und auf einer Steinplatte etwas geröſtet,
gegeben wurde; dieſen Teig kaueten ſie und tranken Waſſer darauf.
Auch ich hatte in dieſer Zeit nichts Gekochtes genoſſen, und begnügte
mich mit Zwiebeln, Datteln und Käſe mit Chalotten, trank einen Schluck Cognac,
rauchte eine Zigarre, war aber vergnügt dabei und immer gut aufgelegt, ſo
daß ich dadurch auch die Leute aufheiterte.
Den 4. kamen wir mit wenig Wind bis in die Nähe der letzten Do-
leppalmen, wo wir übernachteten.
Am 5. in der Frühe hatten wir eine kleine Krümmung des Fluſſes
zu überwinden, wo gezogen wurde, und dann fuhren wir mit ziemlichem
Winde bis gegen 4 Uhr Nachmittags, wo wir Nachtsſtation machten. -
Den 6. brachen wir ſchon um 3 Uhr Morgens auf, aber die Schiffe
mußten den ganzen Tag über gezogen werden, ſo wie auch den 7. und 8.,
da wir lauter Krümmungen zu paſſiren hatten. Gegen Abend am 8. kamen
wir nach Helet il Bachila, von wo blos 4 Stunden noch zu Land bis zu
meinem Ausladungsplatz ſind. Die Nacht hindurch hatten wir wenig Wind,
und kamen daher erſt den 9. in der Frühe mit Sonnenaufgang noch Gaba
il Sciambi, dem Orte, wo ausbarkirt und ins Innere des Landes marſchirt
wird (Gaba il Sciambi heißt dieſer Platz, weil bei der 1. Expedition Mo-
hamet-Alis ein Schiffskapitän, der vom Commandanten brutal behandelt wurde,
hier durchging, ſich im Urwalde verirrte, von einem Löwen zerriſſen wurde,
und man erſt nach 3 Tagen den Reſt ſeiner Kleider fand).
Den 10. bauten wir einige Häuſer, und dann ſchickte ich und ließ die
Scheich der Kitſch-Neger von meiner Ankunft benachrichtigen.
Am 11. ließ ſich noch keiner dieſer Scheichs ſehen, und ſchon glaubte
ich, daß ſie nicht kommen würden, als am 12. in der Frühe an 60 Neger
kamen und 2 Stiere zum Geſchenke brachten; dieſelben waren vom Scheich
Mafor il Stoll zu Tetuan geſchickt worden, um zu ſehen, wie wir geſinnt
wären. Zu Mittag kam Dabidon, der Blinde, einer der großen Scheichs der
Kitſch und lagerte ſich außerhalb der Umzäunung der Häuſer; ich ließ ihu
hineinrufen, wir hatten aber viel zu ſprechen, um ihn zu überzeugen, daß
wir freundlich geſinnt wären. Er hielt mir immer vor, warum ich mit 3
Schiffen und über 100 bewaffneten Leuten gekommen wäre, und als ich ihn
verſicherte, daß es blos wegen der Lau (ein großer Tribu Neger) geſchehen
wäre, ſo glaubte er mir endlich und wir machten Frieden damit, das ich
ihm ein paar kupferne Brazeletten gab, und er mir dafür einen Stier zu
ſchicken verſprach. Die übrigen Häuptlinge Gak, Moll und Akotſch ließen
mir ſagen, daß ſie in einigen Tagen mich beſuchen würden.
Bis zum 15. hatten wir täglich Beſuche von verſchiedenen Eingebore-
nen und an demſelben Tage marſchirten wir mit 18 Negern, die die Munition
transportirten, dann 50 Soldaten, 3 Eſeln zur Bagage und einem Maulthier,
auf dem ich ritt, ab. Die Nacht über blieben wir in Murach il Schid erat*).
*) Murach, heißt der Platz, wo die Neger, die blos vom Vjeh leben, bleiben, ſo
lange in der Nähe Gras iſt. Sobald dieß abgefüttert iſt, ſo gehen ſie weiter und
machen einen neuen Murach.
? 4
Den 16. in der Frühe brachen wir mit Sonnenaufgang auf, und ka-
men gegen Mittag zum Baum des Ali Kaſcheff, wo vor mehren Jahren
das erſte Stabiliment des verſtorbenen Malzak war. Kaum hatten wir
uns gelagert, und ich betrachtete den Rieſenbaum, der noch von Pfeilen der
Kitſchneger geſpickt iſt, welche vor 7 Jahren Hrn. Malzak mit ſeiner Leu-
ten hier überfielen, aber glücklicherweiſe bald mit einem großen Verluſt ge-
ſchlagen wurden, – als wir in der Nähe einen Haufen Neger erblickten;
es war dieß aber der Häuptling Ariodetch, der mit ſeinen Leuten in der
friedlichen Abſicht kam, um uns bis ins Stabiliment zu begleiten und auch
den Wegweiſer durch die Sümpfe zu machen. Als dieſer Neger-Häuptling
zu uns kam, warf er ſich mit ſeinen Leuten auf die Erde, blickte dann auf,
und rief: Tchenin Munditaffott (Wie gehts Mundit, biſt du geſund). Nach-
dem keine Antwort erfolgte, ſo ſtand er auf, und blickte erſchreckt um ſich, da er
Malzak nicht zwiſchen den Leuten fand. Mein Dragoman und Vekil
Ali hatten viel zu thun, ihn zu überzeugen, daß die Soldaten Malzak's
Leute ſeien und ich ſein Bruder wäre. Lange ſah er mich an, maß mich von
oben nach unten und ſagte endlich affott, brachte dann eine Kürbisſchale
mit Waſſer, gab ſie mir in die Hand, und auf einen Wink des Ariode tch
warfen ſich Alle auf die Kniee und verlangten, daß ich ihnen den Segen gäbe.
Von meinem Vekil ſchon von dem, was ich thun ſollte, in Kenntniß ge-
ſetzt, ſpuckte ich in die Kürbisſchale, murmelte einige Worte dazu und beſpritzte
dann Jeden mit dem Waſſer. Nun waren die Leute ganz zufrieden, und
das Begrüßen jedes Einzelnen nahm gar kein Ende, bis ich dem Drago-
man ſagte, daß ich aufbrechen wollte. Sobald die Neger dies erfuhren,
waren ſie ganz betrübt, daß ich nicht bei ihnen bleiben wollte, um zuerſt den
Ochſen zu ſchlachten, den Ariod etch mitgebracht hatte. Als ihnen der
Dragoman aber geſagt, wo wir übernachten wollten, ſo ſtimmten ſie in den
beabſichtigten Aufbruch ein, da ſie einſahen, daß wir eine ſtarke Station vor
uns hatten.
Wir marſchirten nun bis gegen 10 Uhr Abends und übernachteten in
einem verlaſſenen Murach Ariode tch’s, wo in der Nacht die Soldaten
den Ochſen ſchlachteten und verzehrten.
. Am 17. in der Frühe mußten wir die Kleider ausziehen, um durch
Waſſer und Schlamm zu marſchiren; ich wollte mit einem guten Beiſpiele
den Leuten vorausgehen, und folgte den Ariod etch nach, aber bald mußte
ich zurückbleiben, da meine Füße, Schienbeine und Schenkel vom Gras und -
Schilf zerſchnitten, ſo bluteten, daß ſich das Waſſer färbte; ich beſtreuete da-
her die Schnitte an meinen Füßen mit Natron und beſtieg das Maulthier,
welches mir hier gute Dienſte leiſtete.
Wir kamen bald nach Murach il Eſſet (Löwen-Murach), wo die ganze
Mannſchaft ſich vor Müdigkeit gleich auf den Boden warf; hier raſteten
wir 1 Stunde und mußten dann wieder aufbrechen.
Ariodetch war mittlerweile vorausgegangen, um die Fiſcher mit ihren
#t zuſammenzurufen, die uns über die Chor (kleine Flüße) ſchiffen
oºten.
Wir gingen bis nach Sonnenuntergang immer im Waſſer und Schilf
und hier bewunderte ich den abgehärteten Afrikaner (mein alter Diener
Mohamet, der mit mir und allein 13mal die Nubiſche Wüſte paſſirt hat,
25
A
ſagte mir hier, daß er ſich ſo etwas nicht vorgeſtellt habe, und wenn er es
gewußt, nicht mitgekommen Ä Nach 8 Uhr kamen wir bei den Fiſchern
an, welche auf einer kleinen Anhöhe (Cabet il Sacadin genannt) ihre Häuſer,
oder beſſer geſagt Löcher, in der Erde hatten. Hier legte ſich jeder von
uns vor Müdigkeit nieder, ohne an das Eſſen zu denken. Gegen Mitter-
nacht kam Ariode tch, brachte aber nur 5 Schiffchen mit, denn die übrigen
Fiſcher waren mit trockenem Fiſch-Fleiſch zu den Lau-Negern gezogen, um es
gegen Durra einzutauſchen.
Am 18. gegen 9 Uhr beluden wir die Schiffchen mit der Bagage,
der Munition und den Waffen; ich, ein Dragoman und Schreiber ſtiegen auch
ein, die ganze Mannſchaft dagegen ſchwamm durch Gras und Schilf uns
nach, bis wir gegen 3 Uhr auf eine ganz kleine Anhöhe Murach Abu Chan
(Marabu Muruch) genannt, ankamen, wo wir auch übernachteten, indem die
nächſte Station noch ſehr weit entfernt iſt.
Den 19. brachen wir vor Sonnenaufgang auf, marſchirten bis Mit-
tag, raſteten 1 Stunde bei Murach il Gemuß (Büffel-Murach) und
kamen in der Nacht bei Murach il . . . . (Natron Murach) an, wo
wir ungefähr 5 Stunden ſchliefen und dann gegen 3 Uhr Nachmittag (am
20.) uns wieder aufmachten. Wir marſchirten forcirt bis gegen 10 Uhr und
kamen endlich aufs Trockene, hatten nun die Sümpfe alle glücklich paſſirt,
und erreichten nach 2 Stunden El-Hel, ein großes Dorf der Eliab-
Neger, wo wir 3 befreundete Häuptlinge hatten. Dieſe ſchickten ſogleich für
die Leute 2 Stiere, Milch in wenigſtens 30 Töpfen, dann Durra, Simſim
(Seſam) und Fuhl-Kordofain (Erdbohnen); dann für mich ein fettes
Schaf und einen Topf Honig. In 3 Stunden waren die Ochſen geſchlach-
tet und verzehrt, Alles luſtig und die Strapazen bald vergeſſen. Wir über-
nachteten daſelbſt und brachen den 21. in der Früh auf, marſchirten bis Mit-
tag im Trockenen und raſteten unter einem großen Baum, Schider il Me-
gil (Baum der Ruhe) genannt; brachen dann bald wieder auf und kamen
Abends ſpät, beim Hauſe des Schech Abu Aran, Häuptling der Agar-
Neger, an. Hier übernachteten wir wieder und machten uns dann den 22.
vor Sonnenaufgang auf, weil wir nur noch 5 Stunden bis zum Sta-
biliment im Dorfe Ronga zu marſchiren hatten.
In der Nähe des Dorfes unter einem großen Baum, Schider il gejar
(Baum der Umwechslung) genannt, zogen wir Alle friſche Kleider an, ſchick-
ten einige Neger ins Dorf voraus, um die Diener von unſerer Ankunft in
Kenntniß zu ſetzen. Nach einer halben Stunde ſahen wir ſchon von weitem
die Fahne und hörten auch bald die Trommel. Die ganze Mannſchaft war
ausgerückt in der Hoffnung, ihren alten Dienſtherrn, von Malzak, begrü-
ßen zu können.
In dem Stabilimente angekommen, das aus 70 Strohhäuſern beſteht,
welche mit einer ſtarken Umzäunung von Blöcken und einem Schanzgraben
umgeben ſind, ſetzte ich die Leute ſogleich vom Tode des Herrn Malzak
in Kenntniß, ſagte Ihnen, daß ich das Stabiliment durch das öſterreichiſche
Konſulat gekauft habe und nun folglich der Herr wäre, verſprach ihnen aber
auch zugleich, daß ſie, wenn ſie brav und arbeitſam wären, an mir ihren
alten Dienſtherrn erſetzt finden ſollten.
26
Alle waren hiemit zufrieden, bis auf 11 freie Neger, Sklaven des
Verſtorbenen; mit dieſen Letztern hatte ich aber viel zu thun, um ſie zu
überzeugen, daß ich ſie nicht verkaufen würde, ſondern daß ſie bei mir auch
frei ſein ſollten, und ich ſie wie meine Kinder betrachten würde.
Den 23. in der Früh kamen mehrere Häuptlinge 2 Tagreiſen weit
her, um mich zu begrüßen, und mit mir den Tod meines verſtorbenen Bru-
ders (den ich für Malzak ausgab) zu beweinen. Ich ließ 10 Ochſen und
50 Schaafe ſchlachten, gab ihnen hinreichende Mengen von Durra; dann
ging das Tanzen, Springen und Schreien unter Begleitung der großen Trom-
mel und anderer Inſtrumente an, und dauerte drei Tage; den 26. endlich
mußten wir mit den Waffen in den Händen ſie vertreiben, indem mit Gu-
tem nichts auszurichten war. Bis zum 1. Jänner ließ ich dann keinen Frem-
den vor mich kommen, indem ich kränklich war und der Ruhe bedurfte.
Am 3. Jänner 1861 kamen 4 Häuptlinge der Kitſch, Agar und
Agjel und beklagten ſich bei mir, daß ihre Feinde, die Tribu Gock,
Fagock und Lau, ihnen den Krieg erklärt hätten. Indem ſie ſchwächer als
ihre Feinde wären, ſo hätten ſie ſich flüchten wollen, ihre Feinde aber ihre
Abſicht errathen, ſie bei der Nacht überfallen, ihnen das ganze Vieh wegge-
trieben und ihnen auch einige Kinder umgebracht. Deßwegen wären ſie nun
zu mir (zum Sohne Gottes, der bloß mit dem Knall, nämlich dem Gewehr,
die Neger umbringen könne) gekommen, bäten mich um Hilfe, und ver-
ſprächen mir auch, wenn wir ihre Feinde ſchlagen und ihnen das Vieh
wegnehmen könnten, ſo wollten ſie mir die Hälfte von jenem Vieh überlaſſen.
Da nun die obbenannten Neger meine befreundeten Tribu waren, die
mir Elfenbein und die Lebensmittel für alle meine Leute gegen Waaren
brachten, ſo verſprach ich ihnen, ihre Bitte zu gewähren. Ich ließ daher die
Mannſchaft ausrücken und ſuchte 110 Mann aus.
Am 4. Jänner in der Früh waren dieſe marſchfertig und gerüſtet;
unter einem großen Baum wurde nun nach Mohamedaniſcher Sitte noch
gebetet, dann ein Schaf als Opfer geſchlachtet, die Fahne, worauf arabiſch:
Illach, Ilach ille Allah, Mohamet rassulallah, geſchrieben iſt, mit dem Blut
des Opfers beſpritzt, und dann abmarſchirt. Die Neger, gegen 1000 Mann
ſtark, verrichteten auch nach ihrer Art ihre Gebete, erhielten von ihren Häupt-
lingen den Segen und folgten dann meinen Soldaten nach.
Als ich den 11. gegen Abend einen Spaziergang machte, kam ſchon
ein Negerbote mit der Hirnſchale eines getödteten Feindes zu mir, und brachte
mir die Nachricht, daß wir ſo glücklich geweſen wären, ihre Feinde ohne
Menſchenverluſt von unſerer Seite zu ſchlagen und daß den folgenden Tag
die Leute mit dem Vieh kommen würden.
Mit Tagesanbruch (den 12.) gingen ſchon einige den Kommenden ent-
gegen, und gegen Mittag rückten alle glücklich im Stabilimente ein. Das
Vieh wurde zwiſchen den Negern und Soldaten vertheilt, ich nahm blos
einige ſchöne Schaafe und Ziegen für meinen Theil. Noch am ſelben Tage
kündigte ich der Mannſchaft an, daß ich eine Reiſe zu dem Gjur machen,
# und daß 50 Mann in drei Tagen mit ihrer Proviſion reiſefertig ſein
Niſſten.
Am 15. Jänner Nachmittags 4 Uhr marſchirten wir mit obbenannten
50 Soldaten und 100 Negern, die, die Waaren transportirten, gegen Süd-
27
weſt ab, lagerten in einem ſchönen Thal die Nacht über, und brachen den
16. mit Tagesanbruch auf, erreichten ſchon gegen Mittag die Grenze der
Gjurneger und gegen Abend unter einem Berg ein ſchönes Dorf, wo wir
übernachteten. Dörfer, Sitten, Gebräuche und das Volk iſt ganz verſchieden
von allen übrigen Negern. In 15 Tagen hatte ich ſo ziemlich ihr Land be-
reiſt, 3 neue Häuptlinge zu meinen Freunden gemacht, ihnen Waaren gelaſſen,
das vorräthige Elfenbein znſammengekauft, und kehrte dann den 1. Fe-
bruar wieder ins Stabilement zurück, wo mein alter Diener Mob am et
unterdeſſen auch ſoviel Elfenbein als er ausfindig machen konnte, aufgekauft
atte. -
h Am 3. Februar kündigte ich mit 3 Kanonenſchüßen den Negern an,
daß ich das zuſammengebrachte Elfenbein (gegen 100 Zentner) an den Fluß
transportiren wolle, und den künftigen Tag ſchon kamen gegen 900 von den
befreundeten Negern, es ſuchte jeder Tribu ſeinen Theil aus, ſie banden
Ladungen für je 2 Mann zuſammen und verſprachen mit Neulicht zu dem
Transporte zu erſcheinen. Ich redete ihnen vergeblich zu, früher zu kommen, es
half aber nichts, denn ſie gaben an, daß ſie nach Vollmcnd nie eine Reiſe
unternähmen, indem ſelbe ſchlecht ausfallen würde und nach einem Tanz, Ge-
ſang und Gebet entfernten ſich alle.
Wir bereiteten, uns nun mit 60 Mann Soldaten zur Rückreiſe vor,
aber trotzdem, daß die Neger verſprochen hatten, bald zu kommen, ſo dau-
erte es doch bis zum 16. Februar, wo wir endlich Nachmittags abmar-
ſchiren konnten.
Nach einem 10tägigen mühevollen Marſche kamen wir zu unſeren im
Dezember v. J. zurückgelaſſenen Leuten am Fluße in Gaba il Sciambi an.
Drei Tage verſtrichen hier unter Saus und Braus, den 4. März ſuchte
ich dann 30 Mann aus, welche zur Begleitung des Elfenbeines mit einem
meiner 3 Schiffe nach Chartum reiſen ſollten. Am 7. März ſchon konnte
dieſes Schiff abſegeln und alle zu deſſen Bemannung beſtimmten Soldaten
freuten ſich ſehr, ihre Angehörigen bald wieder zu ſehn; ich aber mußte
ſehnſuchtsvoll das Schiff abfahren laſſen und mich begnügen, einen Brief damit
an meinen Bruder Eduard nach Wien ſchicken zu können, denn ich hatte
hier noch Arbeit vollauf, und mußte, ſobald es unter den Leuten nach der
Abfahrt des Schiffes wieder ruhiger geworden war, daran denken, die vie-
len Waaren, die ich theils zum Tauſchhandel, theils als Bezahlung für die
in meinem Solde ſtehenden Soldaten mitgenommen hatte, in kleine Bündel
zu verpacken und ins Innere des Landes zu ſchaffen.
Bis zum 14. März war alles bereit und wir reiſten auch am ſelben
Tage noch ab. Bei unſeren befreundeten Häuptlingen der Eliab er-
fuhr ich am 7. Tage der Abreiſe, daß durch Unvorſichtigkeit über 35 Häuſer
im Stabilimente abgebrannt wären. Durch dieſe Nachricht wurden wir zur
größten Eile angetrieben, alle Strapazen vergeßend gingen wir weiter, und
kamen ſchon den 25. März in Ronga an, wo wir das uns Mitgetheilte
auch beſtättigt fanden. Die Sklavin eines Soldaten hatte aus Rache und
Eiferſucht Feuer angelegt, und ſich nichts Gutes erwartend auch ſelbſt hin-
eingeſtürzt.
Nach 3 Tagen der Ruhe alſo am 28. März begann ich nun die Ver-
rechnungen mit den Soldaten, manche derſelben waren ſchon 5 Jahre hier
28
und behaupteten durch die ganze Zeit von ihrem Lohne nichts bekommen zu
haben. Dieſe Abrechnung war daher eine ſchwierige Aufgabe und oft ver-
wünſchte ich den Augenblick, wo ich das Stabiliment gekauft hatte, denn
weder durch Güte noch durch Gewalt konnte ich von den Leuten die Wahr-
heit erfahren; nur durch Liſt und Schlauheit brachte ich endlich aus
ihnen Alles heraus, und auf dieſe Weiſe die Verrechnung bis zum 10.
April zu Stande. Schon hatte ich den Befehl gegeben ſich wieder reiſefer-
tig zu machen, als ich am 11. April Morgens ein heftiges Kopfweh ver-
ſpürte, dann trat auch die Hitze ein und ich ſah bald, daß ich ein ſtarkes
tropiſches Gehirnfieber bekäme, dem blos wenige, die dovon befallen werden,
mit dem Leben entrinnen. Ich ließ mich am Nacken nach arabiſcher Weiſe
ſchröpfen, und da es nicht beſſer wurde, mir auch ſelbſt zur Ader; durch
den großen Verluſt des Blutes wurde es etwas beſſer, aber ich ſelbſt auch
ſo ſchwach, das ich 8 Tage lang meiſtens im Delirium lag. Nachdem ich
mich etwas kräftiger glaubte, verlangte ich abzureiſen, um eine Excurſion zu
den Gjur zu machen. Aber wie getäuſcht hatte ich mich in meinen Kräf-
ten. Vom zu Fuße gehen war keine Rede; ich ließ mir daher wieder
mein Maulthier ſatteln, aber auch mit dem Reiten wollte es nicht beſon-
ders gelingen, und ſo kamen wir die erſten Tage unſerer Reiſe, welche wir
in ſüdweſtlicher Richtung eingeſchlagen hatten, nicht weit.
Als wir die ungeheuren Bambuswälder erreichten, ſagten mir die
Elefantenjäger, welche ich mit mir genommen hatte, das es in der Nähe
viele Elefanten gäbe und es da auch ſicher wäre. Ich war zwar viel zu
ſchwach und zu entkräftet, um einen Stutzen handhaben zu können, und
hatte auch den wilden Büffel noch nicht vergeßen, ging aber doch und ſtellte
mich auf einen ſichern Platz, von wo aus ich die Jagd gut mit anſehen
konnte. Keine Stunde war vergangen und ſchon lagen von einem kleinen
Rudel Elefanten drei Stücke zu Boden geſtreckt, einer davon ein maſchinö-
ſes Thier hatte Stoß-Zähne, wie ich in meinen Leben noch wenige geſehen.
(Selbe wogen in Chartum, nachdem ſie ſchon ganz getrocknet waren 278 egypt.
Pfunde). Die Jäger blieben hier auf der Jagd zurück, die Soldaten und
Neger zum Transport der Waaren gingen aber mit mir weiter, und nach
meiner Berechnung mußten wir wohl den Aequatar paſſirt haben, indeßen
behaupten will und kann ich es nicht. Nach 47 Tagen, nachdem wir alle
Richtungen eingeſchlagen hatten, und alles geſammelt, was wir bekommen
konnten, kehrten wir ins Stabiliment zurück; wir hatten verſchiedene Tribu
berührt, wo noch nie ein Europäer oder Türke geweſen, aber da ich immer
krank war, ſo konnte ich nicht viel von Sitten und Gebräuchen dieſer Stämme
ſehen. -
Die Elefantenjäger waren einige Tage früher eingetroffen, da nun die
Regenzeit ſtark vorgerückt war, mußten wir uns entſchließen, den weißen
Fluß bald zu verlaſſen, brachten es auch dazu, daß wir aus dem Stabili-
mente am 2. Juni 1861 abreiſen konnten.
Nach einem 12 tägigen Marſche in den Sümpfen und im Regen,
kamen wir wieder am Fluße an, den letzten Tag in der Frühe wurden 4
Elefanten erlegt, welche den ermüdeten Negern, die an 70 Centner Elfen-
bein transportirten, als Nahrung gut zu Statten kamen.
Am Fluße hielt ich mich nicht lange auf, übergab meinem Vekil Ali
-
- ,
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29
adi Achmet die Geſchäfte (die Beſorgung des Stabilimentes) und wir
reiſten am 17. Juni nach Chartum ab.
Jeden Tag hatten wir ſchrecklichen Regen, an ein Feuer zu machen,
war nicht zu denken, und wir mußten uns durchnäßt und erfroren mit kalter
Koſt begnügen. Doch der Südwind, welcher um dieſe Zeit mit voller Kraft
bläßt, brachte uns ſchnell vorwärts und wir langten, ohne auch nur eine
Stunde die Segel eingezogen zu haben ſchon am 29. Juni in Chartum an.
Wie froh war ich nun, hier nach vielen Monaten wieder in einem guten
Bette und in meinem ganz europäiſch gebauten Hauſe ausruhen zu können.
Den zweiten Tag nach meiner Ankunft in Chartum bekam ich aber ſchon
das Fieber, wahrſcheinlich von den vielen Strapazen und Mühſeligkeiten,
die ich am weißen Fluße ausgeſtanden hatte. Ich ſchickte gleich nach dem
Arzte Dr. Ori, einem ſehr liebenswürdigen und gebildeten Manne. Derſelbe
kam unverzüglich und machte mir ein Purgirmittel, welches auch gut wirkte,
aber beſſer wollte es nicht werden. Ich bekam eine Diarrhöe, welche ſich
ſpäter in die gefährliche afrikaniſche Diſenterie verwandelte, von welcher ich
erſt in dieſem Jahre in Wien vollſtändig genaß.
Nun war meine Sehnſucht, in die Heimath zu reiſen, aufs Aeußerſte
geſtiegen, ich konnte aber theils wegen meiner gefährlichen Krankheit eine
Reiſe durch die Wüſte nicht unternehmen, theils auch wegen der Abweſen-
heit meines Freundes, Dr. Natterer, der ſich aus Anlaß eines Prozeßes
mit Haſſan-Bay, dem Gouverneur von Chartum, in Cairo befand, nicht
aufbrechen.
Von Tag zu Tag wurde es ſchlechter mit mir, ich ſah meinem Ende
entgegen, und ſo beſchloß ich, mit meinem Diener Drüs Abdala (der mich
ſpäter nach Europa begleitete) eine Parthie von 120 Centner Elfenbein nach
Cairo zu ſchicken. Gleichzeitig hatte ich auch meinem Bruder Eduard nach
Wien geſchrieben und ihn gebeten allſogleich nach Cairo zu kommen, indem
ich meinen Diener dahin voraus geſchickt hätte und ihm auf dem Fuße fol-
gen würde. Dieß war zwar geſchrieben und mein Diener war auch am 7.
September 1861 nach Cairo abgegangen, aber ich konnte ein ſolches Vor-
haben nicht ausführen, indem ich ja ſo ſchlecht war, daß ich das Bett hü-
ten mußte, ja meinen Tod vor Augen ſah. Ich dachte aber, ſollte es mir
nicht vergönnt ſein, meine Angehörigen zu ſehen, ſo ſollten ſie doch wenigſtens
einen Theil von dem, was ich mir durch 12 mühevolle Jahre erſpart uud er-
worben hatte, bekommen.
Doch Gott der Allmächtige wollte es anders, mich vielleicht noch zu
andern Leiden erhalten und ich genaß, wurde beßer, doch mußte ich jeden-
falls noch Natterers Rückkehr abwarten.
Am 1. Dezember kamen der Landsmann Franz Geller und Herr
Hanſal aus den Bogosländern über Maſſana nach Chartum. Geller
war als Kaufmann in Maſſaua und Hr. Hanſal hatte ſich in Europa
an die Hengliniſche Expedition zur Aufſuchung Dr. Vogels angeſchloſſen.
Letzterer erzählte mir von dem Treiben der Expedition und ging mit dem
Entſchuſſe um, im Innern des Landes ſich davon zu trennen. Geller reiſte
am 26. Februar 1861 nach Cairo ab, während Hanſal auf mich warten
und mit mir die Reiſe nach Cairo machen wollte. -
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Am 24. Februar 1862 kam endlich der lang erwartete Freund Dr.
Natterer in Chartum an und ſchon am 26. Februar d. J. reiſte ich mit
Hanſal nach Cairo ab.
Nach 60 Tagen, alſo am 28. April d. J., kamen wir glücklich in
Cairo an.
Die Freude und das Entzücken des Wiederſehns beim Zuſammentreffen
mit meinem geliebten Bruder Eduard laſſen ſich nicht beſchreiben; nur
der kann es empfinden, welcher 22 Jahre ſeine Angehörigen nicht geſehen
hat, und dann in einem fremden Weltheile ſeinen Bruder ans Bruderherz
drücken kann.
In Cairo beſchleunigte ich ſoviel als möglich meine Geſchäfte,
kaufte und beſorgte die nöthigen Waaren für den Sudan, und wir reiſten
ſchon am 15. Mai l. J. nach Alexandrien und am 19. von dort mit einem
Lloyd-Dampfer in die Heimath ab.
Am 24. Mai gelangten wir nach einer guten Fahrt bei ruhiger See
auf öſterreichiſchem Boden in Trieſt an. Hier verweilten wir 2 Tage und
gingen dann nach Wien, wo uns viele Freunde und Landsleute am Bahnhofe
erwarteten und uns herzlich willkommen hießen.
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Wie Herr Franz Binder bald darauf in ſeiner Vaterſtadt Mühl-
bach ankam und nicht nur hier von ſeinen Verwandten und Jugendfreun-
den, ſendern auch in Hermannſtadt, Mediaſch K ſ. w. aufs Freundlichſte
empfangen wurde, iſt uns Allen noch in friſchem Gedächtniß und wir glau-
ben hier zum Schluße nur noch dem Verzeichniſſe der von Herrn Fr. Bin-
der dem ſiebenbürgiſchen Veireine für Naturwiſſenſchaften in Hermannſtadt
geſchenkten afrikaniſchen Sammlungen eine paſſende Stelle einräumen
zu können. Dieſelben beſtehen außer einem anſehnlichen Packete getrockneter
Pflanzen vom weißen Nil aus folgenden Gegenſtänden:
Verzeichniſ,
der von Herrn Franz Binder aus Chartum in Afrika dem ſieben-
bürgiſchen Vereine für Naturwiſſenſchaften geſchenkten afrikaniſchen
Sammlungen.
A. Aus Ober-Aegypten und dem türkiſchen Sudan.
1. Zwei Körbchen aus Dattelpalmblättern aus Oberägypten (B. 23).
2. Zwei irdene Waſſerflaſchen aus Oberägypten (durch das Durchſickern und Ver-
dunſten des Waſſers an der Oberfläche dieſer unglaſirten Gefäße wird das
Waſſer im Innern derſelben kühl erhalten. B. 24).
3. Mumien-Leintuch (Byſſus) aus den Pyramiden-Gräbern (C. 62).
4. Drei Fuß- oder Sitzteppiche (Matten) aus Dompalmblättern aus dem Sudan
(B. 28).
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Vier kegelförmige Schüſſeldeckel aus Dompalmblättern mit buntem Leder durch-
webt aus dem Sudan (B. 27).
Zwei Trinkgefäße aus Kürbisſchalen aus dem Sudan (B. 25).
Zwei Becher aus Rhinozeros-Horn aus dem Sudan (B. 26).
Pfeifenmundſtück aus Rhinozeros-Horn aus dem Sudan (B. 31). /
Schnupftabakdoſe aus Cocosnuß aus dem Sudan (B. 29).
Schnupftabakdoſe aus Nux vomica aus dem Sudan (B. 30).
Geißlederner Proviantſack aus dem Sudan (C. 46).
Kleiderſack aus Geißleder „ „ p (C. 47).
Zwei lederne Geldtaſchen „ „ (C. 48).
Lederner Geldſchlauch p y . (C. 49).
Zwei lederne Männer-Amulette aus dem Sudan (C. 50).
„ Weiber- pp yp ſp „ (C. 51).
Ledernes Weiberhalsband aus dem Sudan (C. 52).
Ein Paar lederne Männer-Sandalen aus dem Sudan (C. 53). •
Ein Paar Weiber-Sandalen aus dem Sudan (C. 54).
Eine Franſenſchürze (Rachet) für Mädchen aus dem Sudan (C. 55).
Drei Paar gedrechſelte Elfenbein-Armbänder aus dem Sudan (D. 66).
Zwei Dolche aus dem Sudan (D. 67).
Drei Peitſchen aus Flußpferdhaut, darunter eine Baſtonad-Peitſche und eine die
Länge des Thieres darſtellende Reitpeitſche (D. 78).
Zwei Paar Hörner der gewöhnlichen Gazelle aus der Umgegend von Chartum
(F. 85).
Hörner der zebraartig längsgeſtreiften Antilope vom Fluſſe Sititt aus der Pro-
vinz Taka (F. 84).
Zwei junge Nilkrokodile aus dem Sudan (F. 89).
Zwei Krokodil-Eier (F. 93.)
Zwei Krokodil-Moſchusdrüſen, welche in den Achſelhöhlen unter den 4 Beinen
des Krokodils. ſitzen und von den Muhamedanern als Wohlgeruch beim Ein-
ſalben benützt werden (F. 108).
Acht Stück Hauer vom Warzenſchwein (F. 90).
Fünf Straußen-Eier aus dem Sudan, eines davon mit in Cairo angebrachten
Radirungen (F. 91).
Ei des Grus pavonia (Königs-Kranich, F. 93).
Ei vom Scheerenſchnabel (F. 95).
Ei vom Wüſtenhuhn aus der nubiſchen Wüſte (F. 96).
Riemen aus Flußpferdhaut (F. 100).
Frucht der Dollep-Palme aus dem Sudan (F. 102).
„ „ Dom-Palme „ „ g (F. 103).
„ „ Wüſten-Palme aus der nubiſchen Wüſte (F. 104).
Rothe Bohnen aus dem Sudan, welche als Goldgewicht (Gran) benützt werden
(F. 107).
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B. Abyſſinien.
39. Schild ( des Rass-Ali, Gegenkönigs des Kaiſers Theodor Gaza aus Amhara
40. Lanze (chriſtliches Abyſſinien; A. 1 und 2).
C. Neger der Schiluk-Inſeln.
41. Zwei geknüpfte Binſenmatten (G. 112).
42. Frauen-Franſenſchürze aus einer Grasart, rothgefärbt (C. 55).
43. Männer-Leibſchnur aus derſelben Grasart (C. 57).
44. Männer-Leibſchnur (Knopfſtricker-Arbeit, C. 58).
45. Drei Lendenſchnüre aus kleinen Muſchelknöpfen (C. 60).
46. Baſt der Grasart, von welcher die Schnüre ad 42, 43 und 44 erzeugt wurden.
D. Negerſtamm Dinka. *)
47. Lederne Franſenſchärze für Frauen, mit Stahlperlen auf den Hüften (C. 59).
48. Schmuckkäſtchen aus Holz (B. 41).
E. Negerſtamm Miam-Miam.
49. Vier Pfeifenköpfe aus Thon, Menſchenköpfe darſtellend (B. 32).
50. Kupferne Armbänder verſchiedener Form, zum Theil, die Hörner des heiligen
Stiers darſtellend, das Kupfer aus den Minen von Choffre il Nahás, D. 74).
51. Kupferne Ohrringe und Mundſtifte (D. 72).
52. Gegoſſener Metallring (wohl antik und aus Aegypten ſtammend, D. 73).
F. Negerſtamm Fagok.
53. Kopfbedeckung eines Häuptlings aus ſchwarzen Straußfedern (C. 63).
G. Negerſtamm Gog.
54. Kopfbedeckung eines Familien-Oberhauptes, aus weißen Glasperlen (C. 61).
55. Kleiner Streitkolben aus Elfenbein (A. 13). - -
56. Fiſcher-Lanze mit Widerhacken (A. 14).
57. Eiſerner Prieſterſtab (G. 111).
58. Schild aus Elephantenhaut (A. 12).
59. Matte aus Bambusrohr (B. 45).
H. Negerſtamm Gjur.
60. Eiſerne pfeilförmige Lanzen mit Bambusrohrſchaft (A. 15).
61. Zwei Lanzen mit Widerhacken (ohne Stiel) als Zierwaffe gebraucht (A. 16).
. . . *) Die nachfolgenden Negerſtämme wohnen, in der hier aufgeführten Ordnung, am weißen Fluſſe
aufwärts, vom 10. Ä Grad Br., in Ä Ä fgefüh 9, ßen Fluſſ
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Vier lanzettförmige Zierlanzen ohne Stiel (A. 17).
Eiſerne Streitaxt (A. 18). -
Sieben Wurfeifen (A. 19).
Vier eiſerne Dolche mit Holzgriff (A. 20).
Drei Kriegstrommeln (A. 21).
Ein mit Eiſen beſchlagener Bogen und 2 Köcher mit Pfeilen (A. 22).
Brotbackeiſen und Feuerzange (D. 78).
Eiſerne Halskette vom angebeteten Stier (D. 77).
Diverſe eiſerne Armbänder (D. 75).
Eiſerne Schienbeinplatten (D. 76). -
Verſchiedene Mundſtifte von Chalcedon (Achat) und Elfenbein (D. 71).
Zwei Blasinſtrumente von Holz (E. 79).
// // „ Gazellenhorn (E. 80).
Fliegenwedel aus einem Giraffenſchweif (C. 64).
Vier Eßlöffel von Büffelhorn (B. 40).
Acht Tabakpfeifen verſchiedener Form (B. 33).
Ein Prieſterſtab aus Holz (G. 1 10).
Bambusrohrſtöcke mit eingeritzten Zierrathen (G. 109).
Früchte des Kautſchuckbaumes (Arak) aus dem Walde Roll zwiſchen dem 6. und
5. Grad (F. 105).
Mehrere rohe Kautſchuck-Bälle (F. 106).
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Zwei Paar Hörner, groß und klein, von der Antilope Tetel am weißen Fluß
(F. 83).
Hörner der Antilope Bagjce il Oachsch vom Gazellenfluß (F. 86).
Hörner einer andern Antilopenart vom Gazellenfluß (F. 87).
Drei Paar Antilopenhörner vom weißen Fluß (F. 88).
Ein Ei des Balaeniceps rex vom weißen Fluß (F. 93).
"..
I. Negerſtamm Kieck oder Kitſch.
Mehrere breite Elephantenlanzen (A. 3).
Drei lanzettliche Eiſenlanzen (A. 4).
Mehrere Bogen, Köcher mit Pfeilen und Pfeilbündel (A. 5).
Mehrere Streitkolben von ſchwarzem Ebenholz (A. 6).
Drei Wurfſpieße aus Ebenholz (A. 7).
Halsband aus Schlangen-Wirbeln (D. 70).
K. Negerſtamm Agar.
Zwei runde gerade Fiſcherlanzen (A. 8).
Streitkolben aus einem Rhinozeroshorn (A 9).
Mehrere Streitkolben aus Tamarindenholz (A. 10).
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Ein Streitkolben aus unbekanntem Holz (A. 11).
Zwei kleine Brote Kautabak (B. 37).
Drei Stühle, zum Theil mit dem Gefäße für den Kautabak (B. 38).
L. Negerſtamm Nuër.
Geſchnitzte Elfenbein-Fußringe (D. 67).
f/ „ Armbänder (D. 67).
/ ſ/ Ohrgehänge (D. 68).
Zwei Wurfſpieße aus Elfenbein (D. 69).
Elfenbeinerne Blasinſtrumente (E. 81).
Hörner vom Kaffern-Büffel (F. 82).
M. Negerſtamm Barri (unterm 4" n. Bt.).
Stühle (B. 39).
Mehrere irdene Tabakspfeifen, zum Theil mit Rohr (B. 34).
Tabakspfeife in Götzengeſtalt, aus Holz, benützt vom Prieſter (Ku-Dschur) des
Stammes (B. 35).
Zwei Brote Kautabak, welcher in einem Holz-Mörſer geſtoßen und dann zu-
ſammengeknetet wurde. Er wird zuerſt gekauet und dann zum Rauchen benützt
(B. 36).
Zwei Prieſterſtäbe? aus Holz.
Anhang. Einige Gegenſtände aus Paläſtina.
Schale aus Asphalt-Thon vom todten Meere (B. 43).
Dintenzeug aus Asphalt-Thon vom todten Meere (B. 42).
Pfalzholz vom Oelbaum aus dem Garten Gezemane (B. 44).
Zwei Heiligen-Bilder von Perlmutter aus Jeruſalem (G. 113).
Ein Ring aus Marmor vom Berge Golgatha.
Moſaikſtücke von Abſalons und Eſaus Grab in Jeruſalem.
Zwei Jericho-Roſen von Jericho (F. 101).
Schwammkoralle vom Berge Carmel (F. 98).
Cydariten-Stachel vom Berge Carmel (F. 99).
Hiemit ſchließen wir dieſe Mittheilungen mit dem Bemerken, daß
Herr Binder nach einer mehrwöchentlichen Geſchäftsreiſe in Europa ſich
am 20. November l. J. von Trieſt aus wieder nach Cairo und Chartum
zur Ordnung ſeiner Vermögens - Angelegenheiten begeben hat, und hoffent-
lich im Frühjahre 1864 glücklich
kehren wird.
Äsumer in ſeine Heimath zurück-
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