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0 K K H O F B | B L | O T H E K OSTERR NATIONAL BIBLIOTHEK -- - - |- - - - - - - - O. F. v. Richter Wallfahrten im Morgenlande. - - - 3 –, - - - & A- -4-4-24. A- - Otto Friedrichs von Richter Wallfahrten im Morgenlande. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Aus feinen Tagebüchern und Briefen dargestellt Johann Philipp Gustav Ewers, Ruff. K. Gtaatsrath, Ritter des Ordens der H. Anna zweiter Claffe, ordentl. Professor an der Universität Dorpat 1c. - M i t K. u p f e r n. ........................... • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • B. e r | i m, 1 822, in G. R. e im e r ' s V e r | a g e. A - - - - - - - Vorwort des Herausgebers. D„ Jüngling, von dessen Wallfahrten im Morgenlande das vorliegende Buch Nachricht gibt, war der zweite Sohn des Livländischen Landraths Otto Magnus von Richter, mund am 6. August 1792 auf dem Landsitze Neu-Kusthof bei Dorpat geboren. Hier, und später auf dem nahen, schönern Waimel, verlebte er die Knaben - Jahre in Schooße der edelsten Häuslichkeit, die, mit einer selte- nen Harmonie aller Theilnehmer, dem Genuffe reichlicher Glücksgüter Anmuth und Würde lieh. Ein älterer Bru- der und ein gleich alter Vetter nebst dessen Schwester bil- deten den Kreis der Gespielen, welchem der Herausgeber als Lehrer beigesellt ward (1803). Unter Leitig des letz- - teren entwickelte sich bei Otto von Richter früh die nie wie- der erlöschende Liebe zum clafischen Alterthume. Dieses und ethnographische Studien beschäftigten ihn vorzugs- v1 weise, so bald er die Griechische und Lateinische Sprache verstand; auch in Moskau, wohin er sich (Sommer 1808), nach des Vaters Willen, mit Bruder, Vetter und Lehrer begeben mußte, um vor der Reise in das Ausland das ei- gentliche Rußland kennen zu lernen. Er nutzte den jähri- gen Aufenthalt daselbst zur Erlangung einiger Kenntniß der Neugriechischen Sprache, und ging dann (Herbst 1809), feinen bisherigen Lehrer, aber nicht die beiden anderen Ge- noffen verlaffend, nach Heidelberg. Hier konnte er die lange gehegte Neigung zu den orientalischen Gprachen einiger Maaßen befriedigen: Herr Professor Wilcken lehrte ihn die Anfangsgründe der Persischen und Arabischen. Eine flüch- tige Reise durch die Schweiz und einen Theil Italien's unter- brach seinen Fleiß, der aber bald in den Schätzen der K. Bibliothek zu Wien unerschöpfliche Nahrung fand. Sie lockten ihn (1812) dorthin, wo Herr Hofrath von Hammer dem wißbegierigen Schüler eine besondere Aufmerksamkeit schenkte, und der Umgang mit dem Herrn Legationsrathe Friedrich Schlegel auf seine allgemeine wissenschaftliche Bildung großen Einfluß äußerte. Während des Sommers 1813 kehrte er durch Böh- men, Schlesien und Polen in die Heimath zurück; weilte aber nur bis zum Sommer des folgenden Jahres, da er schon über Odessa nach Konstantinopel abging, im Schei- VII den dem Herausgeber die brennende Begierde vertrauend, den Orient durch eigene Anschauung kennen zu lernen. Er wollte dort practisch neue Lebens-Ansichten fammeln, da die in Europa geltenden ihm eben so langweilig, als einseitig schienen. In der Osmanischen Hauptstadt verband er das Studium der herrschenden Sprache mit der Fortsetzung des Persischen und Arabischen unter Anweisung eines Mullah. Im gastfreien Hause des Schwedischen Gesandten, Herrn Rit- ters Palin, lernte er Herrn Sven Lidman ken nen, der die Stel- le eines Gesandtschafts-Secretaires bekleidete, und schloß mit ihm den Bund inniger Freundschaft. Sie vereinigten sich zu einer Reise nach Aegypten, die beide, von einem viel- gewanderten Armenischen Diener, Kirkor (Gregor), be- gleitet, am 30. März 1815, auf einem Griechischen Schiffe antraten, Lesbos und Rhodus besuchten, und am 12. April bei Alexandrien landeten. Mit allen erforderlichen amtlichen Papieren und meh- reren Privat-Empfehlungen an Mehmed Ali Pascha ausge- stattet, fanden sie nicht das geringste Hinderniß, dieß wundervolle Land zu bereisen, ja, noch darüber hinaus, bis Jbrim in Nubien, vorzudringen, nicht ohne wissen- schaftliche Ausbeute, zu welcher vorzüglich die Zeichnung und Beschreibung der wenig gekannten Tempel von Scheich Saad, Garb Sabaa, Uffeddin, Dekeh, Garb Girscheh, vIII Garb Dendur, Kalaptfcheh und Debad gehörten, die für Richter ein besonderes Interesse haben mußten, da er die Hoffnung nährte, fiel einst mit den Wundern der alten Baukunft Persien's, vielleicht Indien's, zu vergleichen. Auf einem Arabischen Schiffe verließen die Reisenden Aegypten am 20. August 1815, und landeten nach drei Ta- gen bei Jaffa, von wo aus beide die Reise antraten, die in diesem Buche wortkarg beschrieben ist, welche Richter aber meist allein fortsetzte, da der Freund schon am 14. Sep- tember nach Konstantinopel abgerufen wurde; und auch Er follte sie nicht vollenden. Den einsamen Wallfahrer er- eilte in den Gefilden Myfien's eine tödtliche Krankheit, als er dem Zeitpuncte nahe war, der ihn Herrn Lidman wie- der zuführen sollte. Sie hatten einander nach Rom be- fchieden, wo sie die Resultate ihrer Aegyptisch-Nubischen Reise für das Publicum ordnen wollten. Darauf dachte Richter nach Paris zu gehen, um literarische Pläne auszu- führen: u. A. eine Ueberfetzung des Antar, und eine an den Denkmaalen der Kunst entwickelte Geschichte der Verbrei- tung religiöser Ideen aus Aegypten nach Syrien. Dieß meldete er, in der Hoffnung, seine Aeltern bald auf Ita- lischem Boden zu begrüßen, dem Vater, aus Konstanti- nopel, im Frühlinge, 1816, von wo er sich wieder nach Klein-Asien wandte, und die Seinigen öfter mit Nachrich- IX ten erfreute. Der Mutter schilderte er „das Gefild", wo Troja einst war“, in einem Briefe von 7 Julius 1816 aus Smyrna, schließlich die Genüffe seiner bisherigen Wall- fahrten preisend, mit den Worten: „Selbst die Beschwer- den erhöhen die Annehmlichkeit der Erinnerung, wenn fie überstanden sind. Noch trage ich an meinem Körper die Brandmaale der Nubischen Sonne, und es macht mir im- mer neue Freunde, sie anzusehen. Wie vielen Stoff zu nütz- lichen Arbeiten habe ich gesammelt, der uns, will's Gott, zusammen manche frohe Stunde machen soll. Ja gewiß, die jüngst verfloffenen beiden Pilger-Jahre find in jeder Beziehung so gehaltvoll für mich, daß ich sie nicht um Dutzende eines ruhigen Alltagslebens vertauschen möchte. Wenigen ward es vom Glücke beschieden, wie mir, so lange in der Ideen-Welt und für die Phantasie zu leben, und den Genuß der herrlichsten Naturwunder damit zu verbinden. Und das Alles verdanke ich dem Vater, ind Dir, meine liebe Mutter!“ Es war sein letzter Brief \ Vor dessen Ankunft verlautete in Livland, daß der Allerhöchste Wille Sr. Majestät des Kaisers eine Gesandt- schaft nach Persien bestimmte, an deren Spitze der Herr General Jermolov stehe. Der Herausgeber, erwägend, wie sehr willkommen es Richtern sein müsse, als Mitglied - unter ihrem Schutze Farfistan und Iran möglichst weit zu X durchforschen, wagte, ohne einige Rücksprache mit dem Entfernten (welche die Eile nicht gestattete,) dem Herrn Reichs - Kanzler, Grafen Rumjanzov, solchen Gedanken mitzutheilen, und den Wunsch: er möge ihn verwirkli- chen. Mit dem lebhaften Intereffe, welches er an Allem nimmt, was die Wissenschaft fördern kann, faßte dieser ihn auf, und unterlegte dem Monarchen die Bitte, den Rei- fenden bei jener Gesandtschaft so anzustellen, daß er nöthige Muße zu wissenschaftlichen Untersuchungen behalte. Mehr als sich billig hoffen ließ, geschah: Alexander genehmigte es huldreichst, Otto von Richter zum Collegien-Affeffor er- nennend, mit dem Befehle, ihn etatmäßig zu befolden, überall seine wissenschaftliche Thätigkeit möglichst zu be- günstigen, ohne ihm amtliche Geschäfte aufzulegen. Die Depesche des Ministers, welche diese ehrenvolle Be- stimmung enthielt, fand den Jüngling auf seinem Ster- bebette in Smyrna. Mit Dank gegen den Kaiser äußerte er noch die Bereitwilligkeit, den Weg nach Teheran anzu- treten, sobald sein Gesundheitszustand es erlaube. Aber die Vorsehung hatte es anders beschloffen: er starb am 13. August. Seine Asche ruht auf dem Fränkischen Gottes- acker unter einem weißem Marmor, durch Inschrift kenntlich. Sein Nachlaß von orientalischen Büchern, Handschrift ken und Kunstsachen, auf Kosten des Kaiserlichen Cabinets XI aus Konstantinopel nach Dorpat gebracht, ist den Samm- lungen der hiesigen Universität einverleibt. Der folgende Auf- fatz des Herrn Professors Morgenstern, S. 599 u.f, gibt dar- über zum Theil Auskunft, zum Theil vorläufige Nachricht. Die oben erwähnten Resultate der Aegyptify-Nubischen Reise wird Herr Lidman, jetzt Profes in Linköping, be- kannt machen. Was hier über Syrie, Cypern und Klein- Asien erscheint, hat der Herausgeber aus des Verstorbenen Tagebüchern und Briefen in das Vaterhaus fast wörtlich zusammen gestellt, jede Erweiterung aus anderen Quellen verschmähend, mit Ausnahme Palästina's, wo ausdrück- lich auf einige Notizen in Chateaubriand's Itinéraire de Paris à Jérusalem (Paris, 18, 1,) verwiesen war. Die Wahrheit der Nachrichten ist auch nirgend dem Style geopfert; also ganz unverfälscht geblieben. Ueber ihren Werth für die Länder- und Völker-Kunde mögen. Andere - richten. Er würde freilich ungleich bedeutender ausgefal- len seyn, hätte ihr geistreicher Urheber selbst. Alles zur öf- fentlichen Mittheilung gestalten können, was nur zur eige- nen Erinnerung im Umriffe aufgemerkt ward. Aber auch das Unvollkommene schien die Bekanntmachung wenigstens in dem kleinen Kreise der Gelehrten vom Fach (es sind nur vierhundert Exemplare des Abdruckes dem Buchhandel be- stimmt,) zu fordern, - XII Die hinzugefügten Inschriften, S. 553 u. f., hät- ten wohl einer strengeren Auswahl unterworfen werden sollen; aber dazu gebrach es dem Herausgeber an Hülfs- mitteln, und noch mehr an Zeit. Alle nahmen auch so ge- ringen Raum ein, daß er lieber ihrer zu viel, als zu wenig geben mochte, und daß er daran nicht übel gethan hat, erhellt schon aus Herrn Professor Morgenstern's Bemer- kungen, S. 625 u. f. Die radierten Kupferblätter sind nach flüchtigen Skiz- zen von einem befreundeten Dilettanten der Kunst, die übrigen von dem Lehrer derselben an der hiesigen Univer- sität, Herrn Professor Senff, geliefert. Dorpat, am 19. Julius, 1822. G 11 ft a v E w e r s. IXIII 7 Ueberschriften der Abschnitte. I. Barr el Scham. (Syrien) 1815, 1816. . Von Alexandrien nach Jaffa. Seite 3 Ueber Jaffa (Joppe) und Ramleh nach El Kods (Jerusalem). S. 1o. Die Kirche des heiligen Grabes. S. 17. Der Leidensweg. Andere heilige Orte. Lage der Armenischen, Griechischen und Lateinischen Geistlichkeit. S. 25. Sion. Kaifas Haus, David's-Palast und Grab. Paffah- Saal. Siloé. Die Thäler Ben Hinnon und Josaphat. Oehl- berg. Grotte der Apostel. Capelle der Auferstehung. S. 3o. Johannes-Wüste. Grab der Elisabeth. Bethlehem. Kirche zur Geburt Christi. S. 36. . Dshes manije (Gethsemane). Maria’s Grab. Königs-Gräber. Moschee Es Sachra. Zustand Jerusalem's. Pilger-Zeugniß. S. 43. ueber Rama (Arimathia), Bir und Nablus (Sichem) nach Nasra. S. 53. XIV 9. Nasra (Nazareth). Kana. Der Segensberg. Taberia (Tibe- rias). Thabor. Berg des Abgrundes. Joseph's, Jakob's und Maria’s Wohnung. S. 58. 1o. Ueber Chaifa (Porphyreon) und den Berg Karmel nach Aka. S. 64. 11. Von Aka (Ptolemais, St. Johann von Akra) über Sur (Ty- rus), Saida (Sidon), Beirut (Berytus) und den Libanon nach Baalbek. S. 67. 12. Baalbek (Heliopolis). S. 81. 13. Beirut. Suk. Kloster Mar Hanna St. Johannes) in Libanon. S. 92. 14. Klos.: Mar Seman (St. Simon). Kalaat Fakra. Milch- und Honig-Fluß. S. 1oo. 15. Afka (Aphaca). Der Cedern-Wald. Kloster Kascheia. Tripoli. S. 1o6. 16. Vorgebirge Caruge (Bel Monte). Botrun (Botrys). Colle- gium Mar Seman. Kloster Hariffa. Beirut. S. 116. 17. Thal des Damur. Deir el Kamar. Dorf und Kloster Masch- masch. Fakhreddin's Höhle. S. 125. 18. El B kaa (Coele - Syria). El Scham oder Damaschk (Damas- cus). S. 135. 19. Der Pesid. Dumar. Fidsheh. Damafhk. S. 154. 2o. Kuddem. Kisweh. Ben Mun. Salamen. S. 161. 21. Adra (Edrata). Schechmeskin. Meserib. Gafaleh. S. 172. 22. Bosra (Karnaim Astaroth, Bofra). S. 181. Xy 2. Z - Ueber Damashk, Malaleh, Jabrada, Nebk, Kara und Has, fieh nach Homs. S. 191. Von Homs (Emea) durch die Wüste nach Tadmor. S. 2O5. Tadmor (Palmyra). S. 216. - Ueber Homs, Restan (Arethusa), Hamah (Epiphania), Maa- 27. 28. 30 31. 32. rat an Moman (Arra) und Selmen (Salamias oder Salami- nias) nach Haleb. S. 226. Haleb (Beröa). S. 240. Ueber Taaffeh und das St. Simeons-Kloster (Kalaat Semaan) nach Antakia. S. 267. Von Antakia (Antiochien) nach Latakieh. S. agr. Latakieh (Laodicea). Ueberfahrt nach Kibris. S. 291. II. Kibris. (Cypern) 1816. Famagusta (Arsinoe) und Larnaka. S. zor. Nikosia. Das St. Chrysostomus-Kloster. S. Zr 1. Ueber Bufavento, Chytria, Timbos und Larnaka nach Ka- raman. S. 32o. III. Anadoli. (Klein-Asien) 136 Alaja (Phaelis). S. 329. - Ueber Saberlar, Ilwat, Karas und Kirli nach Bei Schehri. S. 343. - Ueber Kerclu, Karaagatsch, Jenitschekoi, Egbirdir, Isbarteh CPhilomelium) und Sunduky nach Kiutahia (Cotyäum). S. 354. XVI 37. Ueber Segut (Synaus), Jsnik (Nicäa) und Escodar oder Skutari (Chrysopolis) nach Istambol. S. 374. 38. Istambol (Konstantinopel). S. 384. - 39. Ueber Modania (Apamea) und Bruja (Prufa) zum Anadoli Dagh (Olympus Mysius). S. 396. - 40. Abülliont (Apollonia). Muhallitsch. Panorma (Pantormus). Mamun - Kaleffi (Cyzicus). Erdckkoi (Artace). S. 41o. 41. Muffatscheh. Karaboa (Priapus). Kemer (Parium). Galli- poli. Dardanellen (Hellespontus). S. 423. - - 42. Imbro (Imbros). Samothraki (Samothrace). Der Athos. Stalimene (Lemnos). S. 437. - 43. Ueber die Dardanellen nach Bunarbaschi Ilion), Eski Stam- bol (Alexandria Troas) und Beiram. S. 456. 44. Beiram (Affus). S. 465. 45. Ueber die Dardanellen nach Metelino (Lesbos). S. 472. 46. Ajasmat (Atarnea). Pergamo (Pergamum). S. 485. 47. Ismir (Smyrna). S. 495. 48. Maniffa (Magnefia am Sipylus). Akhiffar (Pelopia, Thha- tira). Sart (Sardes.) Allahschehr (Philadelphia). S. 505. - 49. Dengisli. Eskihiffar (Laodicea am Lycus). Pambuk Kaleff - (Hierapolis). S. 517. 50. Keirch (Aphrodisias). Nasli (Nyffa). Güselhiffar (Magnesia am Mäander). S. 530. 51. Jenibola (Neapolis). Eskihiffar (Stratonicea). Millaß (My- lasa). Affem Kaleffi (Jaffus). Demir Kaleffi. Arabihiffar (Pedalus). S. 539. TV II Infchriften. S. 553–596. I. Aus Beirut. II. III. Aus Kalaat Fakra. IV – VII. Aus Salamen. VIII –XIII. Aus Aldra. XIV–XXI. Aus Bosra. XXII. Aus Latakieh. XXIII. XXIV. Aus Nikosia. XXV. Aus Chytria. XXVI. XXVII. Aus Larnaka, XXVIII. Aus Karas. XXIX. Aus Jalowatsch, XXX. Aus Jenitschekoi. XXXI. Aus Panorma. XXXII. Aus Gallipoli. XXXIII. Aus Halilclikoi. XXXIV. Aus Tschiplak. XXXV. Aus Bunarbaschi. XXXVI. Aus Beiram. XXXVII. Aus Metelino. XXXVIII –XL und XLII. Aus Akhiffar. XLI. Aus Allahschehr. XLIII. Aus Sart. XLIV. Aus Eskihiffar. XLV. Aus Pambuk Kaleff. XLVI –XLVIII. Aus Keireh. Beilagen : I. C. Morgensterni Recensio xxx numorum veterum Graecorum argenteorum. S. 599. XVIII II. Ueber die Richterische Sammlung für Literatur und Kunst, und über einige alte Inschriften. Schreiben an den Her- ausgeber von Karl Morgenstern. S. 612, III. Moritz von Engelhardt zur Kenntniß der Felsbeschaffenheit Syrien's und Klein-Asiens. S. 681, Verbesserung der Druckfehler. S. 698. Namen-Register. S. 699. Kupfer: 1. Das Bildniß des Reisenden. 2, Tempel zu Galamen. Z, Theater in Echloffe zu Bosra. 4. Grundriß der Reste des Theaters zu Bosra. 5. Reste des Thrones der Jüdischen Prinzessinn in Bosra. - 6. Detail der Säulen - Ordnung des Thrones der Jüdischen Prinzessinn zu Bosra. 7. Hafen von Latakich, sonst Laodjcea ad Nare. 8. St. Chrysostomus Kloster auf Cypern. 9. Bufavento oder Rianeh auf Cypern. 10 Mann um Kneffi, bei Cryzirus, 11. Ruinen einer Wafferleitung bei Parium, (jetzt Kemer oder Kanarir.) 12. Kafro auf Samothrace. 13. Kloster Lawra auf dem Athos. 14. Lemnos. 15. Hierapolis, (jetzt Panbuk Kaleffi.) 16. Affen Kaleffi, sonst Jaffus. 4 - 4 - 444 - - - - - - - B5 a r ( S y r i e - 1815, 1816. S ch a m. n. ) Von Alexandrien nach Jaffa. – – – – Der treffliche Schwedische Consul in Kairo, Herr Bockty, widerrieth uns, wegen der ange: kündigten Truppen, Märsche, das Delta zu bereisen, wie wir uns vorgenommen. Wir wünschten daher, uns mög: lichst schnell nach Palästina einzuschiffen, und er miethete uns um sechzig Piafter die Cajüte einer großen Barke, Masch genannt, die mit Bohnen, für Rechnung des Pascha, belas den, nach Damiat ging. Am 11. August. Nachmittags luden wir unser Gepäck auf ein Kameel, und wir felbst, unter dem Schutz des treuen Puffuf (wie unfer Janitschar, Ibra: him, sich hier nennen ließ) und zweier Soldaten, begaben uns auf Eseln nach Bulak, wohin wir ohne Unfall und ohne ein böses Wort zu hören gelangten. - Wir fanden aber das Fahrzeug mit Menschen ange: füllt, deren Gesellschaft für uns wenig Einladendes hatte; außer Türkischen und Griechischen Kaufleuten und einem 4 Soldaten des Pascha eine Unzahl armer Megrabinen, die durch Schmutz und Ungeziefer fehr zur Last fielen. Die Ca: jüte bestand aus zwei Zimmern. Das vordere, zum Theilmit Bohnen angefüllt, überließen wir unserm Armenischen Bes dienten, Kirkor, (Gregor) mit dem Gepäck; in dem hintern nahmen wir selbst Platz, bis uns Hitze und Ungeziefer vertrie, ben. Da flüchteten wir auf das Verdeck, welches einen beffern Aufenthalt gewährt hätte, wäre die unsaubere Nachbarschaft nicht gewesen, die uns zwiefach bedauern ließ, daß wegen des Ramadhan Festes die Schiffer mit der Abfahrt bis ge: gen Sonnen Untergang zögerten. Noch ein Mahl genoß ich recht die Schönheit dieses Landes. Bulak mit seinen glänzenden Häusern und zahlt losen Masten, die Ufer des Nils, die er jetzt ganz anfüllte, erhoben sich wie lachende Inseln aus dem Waffer, und die große Pyramide schillerte im Abendroth mit den seltsamsten Farben. Der Wind war günstig und mit vollen Segeln wogte das Schiff den fegenvollen Strom entlang, der schon an mehreren Stellen fein Bett überschritt. Auf beiden Seit ten dehnte sich eine grüne Fläche unübersehbar aus, durch schnitten von zahllosen Dörfern mit glänzenden Kuppeln und Minarets, von Canälen im Schatten dichter Baumgänge, von Palmenwäldern und Gruppen majestätischer Sykomo, ren. Ueberall glänzte das Bild des Reichthums und der Fruchtbarkeit, zu welchem nur der Mensch nicht paßt, der hier traurig unter den Schätzen der Erde wandelt, ohne ihr rer genießen zu können. 5 Sonntags, den 13. August, am Abende erreichten wir Damiat, und wurden im gastfreien Hause des Schwedisch- Preußischen Agenten, Herrn Basilius Fachr, gut aufgenom: men. Die Stadt bildet einen schönen Halbmond am Ufer des Nils, der mit den nahen Minarets, die wegen des Rat madhan erleuchtet waren, einen herrlichen Anblick gewährte. Gegenüber liegt das ewig grüne Delta, und auf der andern Seite kränzt den heitern Ort ein unabsehbarer Garten, von Canälen durchschnitten, in der üppigsten Fülle prangend. Ich glaubte mich unter einen andern Himmelsstrich versetzt, so verschieden ist die leichte frische Luft, die man hier ath, met, von der Backofen - Atmosphäre Kairo's und Ober- Aegyptens. Leider erfuhren wir von Herrn Fachr, daß wir den beschloffenen Abstecher nach San und dem See Mensaleh auf geben müßten, weil wegen des Aufstandes *) man keine *) Ueber diesen Aufstand gab der Reisende in einem Schrei- ben aus Damiat vom 14. August 1815 folgende Nachricht: „Am 4. August brach (in Kairo ) plötzlich eine Revolution gegen die Regierung aus. Die Arnauten, welche die Infanterie des Pa- scha bilden, bewiefen ihm ihre Unzufriedenheit mit feinem Plane, Europäische Waffenübung und Disciplin unter ihnen einzufüh- ren, dadurch, daß sie fein Haus angriffen. Er hatte sich aber weislich in's Schloß zurück gezogen, und die Rebellen wurden geschlagen. Nun zerstreuten sie sich in der Stadt, deren Buden, Magazine und Kaufhöfe sie methodisch und ruhig ausplünder- ten, da sie von Seiten der erbärmlichen Bewohner keinen Wi- derstand fanden, und die Truppen, welche der Pascha ausfand, te, um Ordnung zu stiften, ihre Häupter im Stich ließen, um gleichfalls an der Plünderung Theil zu nehmen. Dieses Unwe - - O Mittel habe, die dort haufenden Araber in Ordnung zu halt ten. Wir bedungen daher gleich unsere Ueberfahrt auf einem meist mit Reis beladenen Schiffe nach Jaffa. Sie ko; stete vier Venetianische Zecchinen und das Versprechen, in Jaffa zu fagen, wir hätten nur vierzig Piafter bezahlt. Das gegen machte sich der Schiffer anheischig, schon am 15. Au, gut nach dem Bogas (Nil: Mündung) abzufahren, wo wir ihn am Morgen des folgenden Tages einhohlen sollten, um alsbald unter Segel zu gehen. Aber widrige Winde hielten uns bis zum 20. zurück, während welcher Zeit sich die Reife Gesellschaft durch einen Laien Bruder, Fra Geminiano, fen dauerte etwa zwei Tage. Nebst mehreren andern Stadtthei- Ien hatte auch das Quartier der Franken, wo wir uns befan- den, feine Thore geschloffen, und sich bestmöglichst in Vertheit digungsstand gesetzt, welches nicht schwer war, da die Räuber ohne Anführer, und daher ohne Plan und Einheit in ihren An- griffen waren, die sie jedoch acht Tage hinter einander fast jede Nacht, und besonders gegen das Franken - Quartier wiederhohl- ten. Man bat den Pascha un Hülfe; er konnte aber nichts ge- ben, als Schießpulver, und machte einen Alga für die Eicher- heit des Quartiers verantwortlich, wiewohl es gerade dieser Aga war, defen Soldaten alle Nächte die Franken mit Leitern und Flinten - Schüßen anfielen. Ich neiß nicht, was am Ende aus den armen Europäern geworden wäre, ohne die Thätigkeit des Schwedischen Consuls Bockt), der einige sechzig Flinten aus theilte, und selbst alle Runden, Wachen und Patrouillen ord- nete. Diese Wachsamkeit hielt die Räuber in Respect. Indes fen capitulierte der Pascha , gewährte ihnen Verzeihung, wenn fie das Geraubte ausliefern wollten, und versprach der Stadt, das Fehlende zu ersetzen, sie mit einer treuen Reiterei unge- bend, damit Niemand das Geraubte in Gicherheit bringen könne. Da die Rebellen noch obendrein fast all ihr Pulver verbraucht, mußten sie wohl nachgeben. Aber man traute den Frieden nicht, fürchtete vielmehr für die Ruhe von ganz Unter-Aegypten.“ 7 mehrte, der eben mit dem Französischen Dragoman, Herrn Rostand, aus Alexandrien kam, und nach Jerusalem reifen wollte, wo er zu Hause war. Er, ein geborner Luccheser, hatte in seiner Jugend für gut befunden, die Schuster-Werk statt mit der Kloster Zelle zu vertauschen, ohne jedoch dem Leisten gänzlich zu entsagen. Vielmehr liebte er diesen, nach der Branntweinsflasche, am meisten, wenn er ihn auch nicht eben so eifrig handhaben mochte. Uns war er willkommen, als Begleiter in das Land unserer Wallfahrt. Der Russische Agent, Herr Georg Airuth, und fein Bruder suchten sehr gefällig unsern Aufenthalt zu erheitern, und luden uns zu einer Wafferfahrt nach dem Schloffe und Dorfe Usbeh am Bogas. Im letztern besitzt Herr Airuth ein Haus, wo wir zu Mittag speiseten, und dann die wenig entfernte Feste bejahen. Sie ist auf einem niedrigen Punkte angelegt, und so weitläufig, daß es eines Heeres bedürfte, sie zu vertheidigen. Das rechte Nil-Ufer ist beständig grün, mit Reis und Palmen, oder dem Waffer nahe mit hohem Rohr bewachsen. Die Wohnung des Befehlshabers liegt etwas weiter vom Waffer, als ein artiger Kiosk, der in die Landschaft leuchtet. Am linken Ufer hört die Vegetation bald auf, und Sanddünen erstrecken sich bis an das Meer. Als wir am 20. wieder nach Usbeh kamen, fanden wir, daß unser Schiff endlich in See gegangen war. Eine Germe (Boot) wartete auf uns. Wir bestiegen sie nicht ohne Besorgniß. Links der Fluß-Mündung verlor sich eine niedrige, fandige Landspitze in das Meer, dessen Wellen, 8 von schwachem Winde aufgeregt, mit den Wellen des Nils zusammen stoß nd sich da brachen, wo nahe dem rechten Ufer nur ein schmaler Durchgang ist. Unfere Germe stieß auch einmahl auf den Grund, obgleich ein Matrose am Vor dertheil ihn immer mit einer Stange untersuchte, weil er veränderlich feyn soll. Aber wir kamen glücklich hindurch und in das Schiff, das bei günstigem Winde die Segel auf zog. Schnell schwand uns Aegyptens Küste aus dem Gefichte. In der engen, dumpfen Cajüte zu bleiben, war un: möglich; Gestank und Ungeziefer vertrieben uns. Aber auch auf dem Verdecke war beiden nicht zu entgehen, und kaum fanden wir hier Raum genug, um für die Nacht eine Mal traze leidlich ausbreiten zu können, wo die fchmutzigen Mal trofen immer über unsere Köpfe schritten, und die gar zu große Nähe der Reife Gesellschaft uns bald durch häufige Infecten-Biffe fühlbar ward. Dazu kam, daß alle, Herrn Lidman, den Mönch und mich ausgenommen, die See krankheit ergriff, bei manchem vielleicht durch den starken Ge ruch verfaulter, gesalzener Fische beschleunigt, die den Matro fen zur Nahrung dienten, Zum Uebermaaß des Elendspflegte der Reis (Capitain) bei Tage über das Verdeck ein Zelt zu span, nen, das ganz von diesem Gernche, und noch von manchem andern eben so ekelhaften, durchdrungen war. In dieser Atmosphäre ausdauern zu müffen, erkläre ich für die größte Qual meines bisherigen Lebens, welche auch der Schlaf nicht milderte, wie ich es wünschte, denn die Ramadhan Feier hielt während der Nacht die Muselmänner wach, und ließ sie uns S) endlich fchwatzen. Unser graubärtiger Reis, Mustafa elba ba, war ein gutmüthiger, dienstfertiger Greis, der sich alle Mühe gab, unser Geschick zu erleichtern. Aber wir konn ten ihm nicht anfinnen, das wirksamste Mittel zu ergreifen: stinkende Fische fammt stinkender Decke über Bord zu wert fen, und von feinen Glaubensgenossen zu begehren, daß sie den Ramadhan in der Nacht verschlafen oder schweigend feiern sollten. - Wir getrösteten uns der Hoffnung, am folgenden Tage Jaffa zu erreichen. Der günstige Wind versprach es. Das Meer glänzte veilchenblau, purpurne Wölkchen schwebten am klaren Himmel, und schnell durchschnitt das Schiff die lind bewegte Fläche, lange Silberstreifen nach sich ziehend. Aber schon in dieser ersten Nacht trat eine Windstille ein, die uns, wie fest gebannt, auf einem Puncte hin und herschaukelte. Sie dauerte bis zum Nachmittage des 21., und langweilte in der folgendenden Nacht wieder. Erst am Morgen des 22. Au, guts erblickten wir bei Sonnenaufgang einen langen, gelben Streif am Horizonte, die Küste von Palästina. Bald unter fähied man deutlich auf dem hellen Sandgrunde die dunkeln Oliven, Wälder und in blauer Ferne die Berge Judäa’s. Ein schwacher Landwind erhob fich, führte uns an Gaza und As, kalon vorüber, deren Lage man uns zeigte, um Mittag in den Hafen von Jaffa. \ oder eher die MO 2. Ueber Jaffa (Joppe) und Ramleh nach El Kods (Jerusalem). Eine verwirrte Maffe von Thürmen, Kuppeln, Schwib: bogen und Häusern erhebt sich am steilen Ufer des Meers. Ein Halbmond von Klippen, wahrscheinlich der alte Hafen Damm, bildet den jetzigen kleinen, feichten Hafen und eine gefährliche Brandung, die Tag und Nacht brauset. Am Eingange gegen Norden legte fich unser Schiff vor Anker, und wir begaben uns in das Hospitium, wo wir von den Spanischen Mönchen mit ihrer bekannten Gastfreiheit aufge: nommen wurden. - Am Abende kam der graubärtige Statthalter, und fetzte sich neben einem Kiosk vor dem Kloster. Wir gingen, ihm unsern Besuch zu machen. Er erkundigte sich angele gentlich nach dem Aufstande in Kairo, von welchem wir aber versicherten, derselbe fey nicht so bedeutend, als er zu glau: - ben schiene, und längst zum Vortheile des Pascha beigelegt, welches weder ihm, noch feinen Arnauten lieb war. Er ließ sich unsern Firman vorlesen, und versprach uns dann Briefe nach Ramleh und Jerusalem, so wie die nöthigen Pferde mit Begleitung. Der Morgen des folgenden Tages wurde zu einem Spa ziergange durch Jaffa (Joppe) verwendet, der uns wenig Ge; nuß schaffte. Wir gingen vom Kloster den Hafen entlang. Das 1 1 Meer zeigte sich grün und durchsichtig, wie ein Smaragd. Man fieht noch den steinernen Quay, von welchem man sonst in Stufen zum Meere hinabstieg, das jetzt an einigen Stellen wohl zwanzig Schritt davon entfernt und überhaupt sehr feicht ist. Die wenigen Klippen, welche den Hafen und die Brandung bilden, gelten für Ueberbleibsel der Insel Pe: räa und des Felsens der Andromeda, Vom Hause des Eng, lischen Consuls stiegen wir, in Begleitung das Kloster Dol, metschers, eine winkelige Treppe hinauf zu noch winkeligern Gaffen, die aus kleinen, schwerfälligen, viereckigen Häufer, Maffen von anfehnlichen Quadern bestehen. Diese sollen zum Theil, wie die im Quay befestigten Stücke von Granit säulen, aus Cäsarea herrühren. Bei den Türken werden nicht bloß die Bevölkerungen der Städte, sondern felbst die Steine verfetzt, wie ich denn eben jetzt eine kleine Barke mit Mauer Trümmern beladen sah. Einen coloffalen Sarko phag von weißem Marmor, in jedem Giebel eine Medufe, (Reliefen medaillon) hatte man gleichfalls von dort gebracht. Er liegt an der Thüre des Klosters. Man zeigte uns die Stelle, wo die Franzosen Jaffa mit Sturm genommen, eine Batterie der Engländer von zwölf Kanonen und neue Befestigungen der Türken, die aber alle von den nahen Anhöhen beherrscht werden. Der Aga hat jüngst die Mauer mit einem Graben umziehen und ein Thor zumauern lassen, so daß gegen die Landseite nur nur eins übrig ist. Auch eine Moschee und einen Kaufhof hat er erbaut. Erstere ist, nach Zerstörung älterer, die I 2 - Haupt-Moschee. Wir kamen über einen Markt, dessen größt ter Reichthum in Früchten bestand, und gelangten zum höchs sten Puncte der Stadt, welcher eine schöne Aussicht ge: währt: auf der einen Seite das Meer, auf der andern die wellige Ebene Saron, von flachen Schluchten durchschnitten. Die Gärten find Dickichte vom üppigsten Grün; in der Ferne ragen die Gebirge von Judäa, gleich einer bläulichen Wand empor. - Nachmittags trafen Pferde, Maulthiere und Esel für uns und den Soldaten, der uns als Geleit diente, bei dem Kloster ein, wo auch ein Spanischer Mönch, nach Jerusalem heimkehrend, sich der Gesellschaft anschloß. Er war noch vor kurzem in Havannah gewesen, um dort Rosenkränze und an dere Heiligthünner zu verkaufen; ein langer, hagerer Mann, mit einem schwarzen Barte, der ihm fast bis an den Gürtel reichte. - Im Stadtthore bemerkten wir einen hübschen Türki; fchen Springbrunnen, und labten uns dann an den herrli, chen Gärten, die noch immer durch das mannigfaltigste Grün das Auge erquicken, obgleich viele die Spuren der Verwü, stung tragen. Es wechseln Palmen mit Granaten, Feigen und Citronen, Apfelbäume mit Nopal: Gebüschen. Am Ende einer langen, geraden Allee von Cactus, welcher die Zäune der Gärten bildet, hat der Statthalter einen hübschen Bruns nen gebaut, den drei große und vier kleine grüne Kuppeln, nebst Versen in Goldschrift und Blumenzierrath auf weißem Marmorgrunde schmücken. 13 Die Ebene Saron, welche wir darauf durchzogen, schien mir ihres uralten Ruhmes würdig, obgleich die Zeit ihrer Blüthen-Pracht, wo sie mit vielerlei Rosen, Lilien, Tul pen, Narcissen, Anemonen, Nelken und andern wohlrie, chenden Blumen prangt, längst vorüber war. Sie erstreckt sich von Gaza längs dem Meere bis zum Berge Karmel im Norden, und wird östlich von den Gebirgen Judäa"s und Samaria"s begrenzt. Sie ist nicht überall gleichmäßiger Hö he, sondern umfaßt vier Abstufungen, die durch eine Reihe Steine von einander geschieden find. Der Boden zeigt fand haltigen Kalk, und nur die etwas niedrigen Stellen waren mit Baumwolle oder Sesam befäet. Vorzüglich reizend er scheinen die Dörfer von den schönsten Oliven Hainen umge: ben, deren Bäume oft an Gestalt und Dicke den großen Weiden bei uns gleichen. Die Häuser, so schlecht fiel find, machen doch, weil sie aus großen Steinen aufgethürmt wor den, immer einen beffern Eindruck, als die Kothhütten Aegyptens, und ihre Umgebungen pflegen überall malerisch zu feyn. Wir ließen zur Linken auf einer Höhe ein Dorf, das die Eingebornen undeutlich Bethdschehel oder Ghedschel nannten (vielleicht das alte Gadh?). Fern blickte ein weißer Minaret von Lydda (Diospolis) aus Oehlwäldern hervor. Das Dorf Serfend liegt fast ganz in Ruinen. Ramleh, drei Stunden Weges von Jaffa, hat eine entzückende Lage, und ist von schönen Gärten umgeben. Der Präsident des hiesigen Klosters, ein alter Graubart, aber rüstig, empfing uns mit Höflichkeit. Das Kloster ist groß, 14 und nach der Französischen Invasion wohl ausgebeffert; von der Terraffe die herrlichste Aussicht. Die beiden kleinen Gärten waren voll der schönsten Früchte und Idumäischen Palmen, von Vögeln belebt. Aber wir durften uns von allen diesen Schönheiten nicht feffeln laffen, und beschloffen nach kurzer Rat die Fort- fetzung der Reife, den Soldaten mit Pferden, Maulthieren und Efeln zurück sendend, da uns der Befehlshaber fagen ließ, ein solches Geleit fey ganz unnütz, und uns einen Mut caro mit guten starken Maulthieren gab. Im Mondschein zogen wir aus Ramleh, da eben die Minarets im Rat madhan Feuer zu glänzen begannen. Wir ritten durch Cac: tus , Zäune, dann durch einen zerstörten Theil der Stadt und über den Begräbniß Platz, wo auch bei eines Heiligen Grabe ein einsames Lichtlein schaurig funkelte. Wir erreich: ten bald die einsamen Thäler der Judäischen Berge, zur wrechten Seite Emaus vorüber. Je weiter wir kamen, desto kahler und öder wurden ihre Höhen, durch die stufenförmig gen Felschichten in natürliche Terraffen geheilt, sonst aber rund und einander ähnlich. Auf den Spitzen, wie an den Abhängen liegen Dörfer, alte und neue Trümmer zerstreut. Unbeschreiblich schlecht find die Wege, und verschlechtern sich mit der Annäherung Jerusalem's. Lange ritten wir in dem steinigen Bette eines Waldstroms durch ein enges Thal, des fen grün bebüschte Höhen und Schluchten uns im Monden, fchein sehr mahlerisch dünkten. Wir sollten ein Paar Mahl wegen des Kefar (Durchgangs Zoll) angehalten werden, 15 weil unsere Gesellschaft aus zwei Personen mehr bestand, als angekündigt waren; aber wir ließen es uns nicht gefallen, worüber der Mucaro.fo furchtsam wurde, daß er durch uns fern Wunsch nicht zu bewegen war, bei dem Dorfe Dfhere mie (St. Jeremias), das wir in der Morgenröthe erreich: ten, zu verweilen. Am Eingange steht eine alte Kirche, und auf nahen Bergspitzen umher erblickt man kleine Ruinen, angeblich von Befestigungen der heldenmüthigen Makkabäer. Das Dorf selbst liegt auf dem Gipfel und steilen Vorsprunge eines Berges, dessen natürliche Absätze ohne Zweifel einst zum Weinbau benutzt wurden, wie man aus mehrern noch bebauten Flecken schließen kann. Von hier an möchte der Weg nach Jerusalem wohl aus dem Alterthume stammen. Er führt steil in das liebliche Terebinthen/Thal, wo David den Goliath erschlug, und über welches von einem hohen Ab hange das Dorf Kalioni hinabblickt. Zur Linken, unter demselben liegen die Reste eines Römischen Gebäudes fest und großartig aufgethürmt. Daneben streckt sich die einzige Brücke Palästina's über den fast wafferlosen Bach Kidron, aus welchem David zu jenem Wagstücke die Steine nahm. Ich wußte mich vor Ungeduld nicht mehr zu lassen, denn die hohe steinige Bergebene wollte kein Ende nehmen. Mir schmerzten die Hüften vom Sitzen auf dem breiten Maulthier-Sattel, ich war ermüdet von dem schlechten Wege und von der Sonnenhitze. Endlich zeigte sich rechts in einem tiefen Thale das Griechische Kloster des heiligen Kreuzes, dann Jerusalem mit seinen Mauern und Thürmen, der 10 Oehlberg und im Hintergrunde die Berge des todten Mee: res. Der Anblick stärkte! Begeistert ergoß sich das Gefühl meines theuern Reisegefährten in den Zuruf eines Verses von Taffo. Mit verdoppelten Schritten eilten wir zum Pil: ger; Thore durch eine enge Gaffe, und erreichten endlich das Franziskaner-Kloster San Salvador, gefolgt von zwei Sol daten, welche Kefar forderten, und von meinem Kirkor das hin beschieden waren, wo er ihnen nun den Befehl des Aga zum freien Durchzuge vorwies. Fluchend verließen sie uns, und wir wurden vom Präsidenten oder Guardian, einen Italiener, welcher Bischofsrang mit dem Titel Reverendiffimo hat, so wie von dem General Procurator des heiligen Landes, einem Spanier, und allen gegenwärtigen Mönchen aufs Beste empfangen, und auf dem uns angewiesenen Zimmer bewir thet, dessen Thür und Fenster mit den Namen von Reifen den seit 1699 voll geschrieben sind. Trotz der Ermüdung wurde vor und nach Tische mit den frommen Vätern politis firt, dann der Ruhe genoffen während der übrigen Zeit die fes mühseligen Tages. Am Abende trat ich auf die Terraffe hinaus, von welcher man einen großen Theil der heiligen Orte überblickt, und eine weite Aussicht hat, jetzt durch die Erleuchtung der Thürme verschönert. er die er her - 17 3. Die Kirche des heiligen Grabes, Unser erster Gang am Morgen des 25. August war zu der etwa 2oo Schritte entfernten Kirche des heiligen Grabes. Ehe man sie öffnete, stiegen wir zu einem daran stoßenden Griechi schen Kloster hinauf, welches, der Sage nach, auf dem Hügel Moria steht, wo Isaak geopfert werden sollte. Man zeigt in einer kleinen Kirche genau den Ort des beabsichtigten Opfers, und eine Anzahl schlechter Bilder daffelbe darstellend, Die Kirche des heiligen Grabes, 126 Schritte lang, 70 Schritte breit, in Kreuzesform, steht auf unebenem Bo den, und ist aus drei Kirchen zusammen gesetzt: aus der ei: gentlichen Kirche des heiligen Grabes, der Calvarien-Kirche Und Kreuz-Erfindungs-Kirche, oder mit andern Worten: jene wurde am Fuß des Calvarien-Berges erbaut, östlich bis zu ihm sich ausdehnend, und höher und niedriger baute man ihr zur Seite noch zwei Kirchen, welche durch die Mauern und gewölbte Treppen mit ihr zusammeu hängen. Vor dem Eingange bemerkte ich die Fußgestelle von vier Säulen, die einst eine Vorhalle trugen. Zum Eingange ist jetzt nur noch eine Thüre übrig: die zweite ward zugemauert. Der Ant: blick des Inneren macht keinen gefälligen Eindruck, und ent spricht am wenigsten der Würde des Orts. Die Bauart, dem Zeitalter Constantin’s angehörig, bietet dem Auge ent weder Mißverhältnisse oder Schnörkeleien dar. An Säulen Q 18 Korinthischer Ordnung, an Cornischen und Bogen fehlt es nicht; aber auch das selten. Gelungene ist geschmacklos mit Zierrath überladen, und das Ganze trübe. Manches mag aber ursprünglich eine beffere Gestalt gehabt haben, und später durch Aenderung oder Zusatz verdorben seyn. Das Neueste ist offenbar das Schlechteste. Am 12. Oktober 1807 ist der größte Theil der Kirche ein geäschert worden, welches die Lateiner den Griechen Schuld geben. Die Capelle des heiligen Grabes, die auf Säulen von Marmor und Porphyr ruhte, und die runden Säulen, welche die Kuppel stützten, wurden ein Raub der Flammen. Das geschmolzene Blei vermehrte die Gluth des vielen leicht entzündeten Holzwerks, und wen dürfte befremden, daß man es für ein Wunder anfah, als man das heilige Grab felbst, und sogar die hölzerne Thür desselben unversehrt fand, wiewohl die brennende Kuppel darauf fiel und feine Capelle zerschmetterte? Natürlicher war die Erhaltung der etwas außerhalb gelegenen Capelle, welche den Ort bezeichnet, wo Maria den Heiland kreuzigen fah. Die Griechen haben Sie Kirche, nach der Zeichnung des Architekten Komeano Kalfa us Konstantinopel, hergestellt, aber sehr geschmackwidrig - nd wahrscheinlich in der Hoffnung, sich den alleinigen Besitz es Heiligthums zuzueignen, welche jedoch vereitelt ward. Yie neue Kuppel ist niedrig, von schlechter Form; an die Stell er runden Säulen sind fchwerfällige viereckige Pfeiler getr n; das Ganze mit Zierrathen auf weißem und grauem Gr de nach Türkischer Weise, aber so elend bemalt, wie kaum in 19 Landhaus bei Konstantinopel. Wer es sieht, muß sich vier fucht fühlen, Alles umzuwerfen. Nahe am Eingange liegt der Stein der Salbung, auf welchem der Leichnam des Herrn vor seiner Grablegung mit Myrrhen und Aloe gesalbt wurde. Er ist 7 Fuß 9 Zoll lang, und beinahe 2 Fuß breit, von einer Platte gelben Marmors bedeckt, mit einem nie drigen Rande aus demselben Marmor, von vier vergoldet ten Knäufen, und auf jeder Seite mit einer Griechischen In: schrift geziert, umgeben. Außer den Lampen, die darüber hängen, stehen an jeder kurzen Seite drei große und drei kleine Leuchter. Mitten unter der großen Kuppel befindet sich das heit lige Grab, von einer runden Capelle überbaut, die wieder eine eigene Kuppel vor dem Regen schützt, welcher aus der Oeffnung jener niederfällt, und von dem glatten Dache in Röhren abgeleitet wird. Die Grabstätte ist in den Felsen gehauen, fast ein Viereck, durch etwa funfzig stets bren: nende silberne Lampen erleuchtet. Das Ganze hat fünf Fuß eilf Zoll Länge und fünf Fuß zehn Zoll Breite, mit einem einfachen weißen Marmor bedeckt. Daneben hat man ein großes Gemälde aus Spanien, die Auferstehung Christi, aufgestellt, welches von einem goldenen oder vergoldeten Gitter geschirmt wird. Stets befindet sich hier ein Griechi fcher Mönch, Kerzen verkaufend. Die Capelle selbst, von schlechtem Marmor, mit sechsunddreißig halb erhabenen Pfeil lern in schlechtem Geschmacke erbaut, umgibt von außen him; melblauer, weiß geblümter Damast, worin das Spanische 2O Wappen gestickt ist. Auf gleiche Weise bekleidet eine Das mast-Decke, roth mit Silber durchwirkt, die Capelle des Ens gels, der zu den beiden Marien sprach, als sie am Auferste hungs-Morgen das Grab des Herrn besuchten. Der Stein, auf welchem er faß, mißt anderthalb Quadrat Fuß, und ist einen Fuß dick, aus der Felsart des heiligen Grabes. Er ruht auf einem Fußgestelle von weißem Marmor. Etwa zwölf Fuß nördlich vom heiligen Grabe bezeich net eine kleine Capelle den Ort, wo der Heiland in Gestalt eines Gärtners der Maria Magdalena erschien, und ihr Al tar war unlängst mit einem neuen Gemälde geschmückt. Sie gehörte früher den Nestorianern, jetzt den Lateinern. Auch die Stelle, an welcher Christus nach feiner Auferstehung der heiligen Jungfrau sich zeigte, ist wenig von jener entfernt, in eine Capelle, „zur Erscheinung“ genannt, eingeschlossen, so wie die, an welcher er verweilte, bis man das Loch ge- graben hatte, worin fein Kreuz aufgepflanzt werden sollte. Diese pflegte man sonst das Gefängniß des Herrn zu nennen. Unweit derselben steht eine andere Capelle, da, wo Christus vor der Kreuzigung entkleidet, und um feinen Rock geloofet wurde. Von hieraus fieht man linker Hand eine große Treppe, welche durch die Mauer gebrochen ist, und zu einem in den Felsen gehauenen Gewölbe führt. Dreißig Stufen tief gef langt man zur Capelle der heiligen Helena, nach ihr genannt, weil sie hier betete, während sie das heilige Kreuz suchen ließ, und noch eilfStufen tiefer ist der Ort, wo dieses, nebst den ei Nägeln, der Dornen Krone und dem Eifen des Speers ge: funden ward, nachdem es hier über dreihundert Jahre vert borgen gelegen.» Nach dem Calvarien, Berge hin folgt dann eine sehr kleine Capelle, unter deren Altar eine Säule von grauem, schwarz geflecktem Marmor, zwei Fuß hoch, einen Fuß dick, zu der hen ist, die Säule der Schmach (de l'Impropere) genannt, weil hier der Heiland sich fetzen mußte, um mit Dornen gekrönt zu werden. Zehn Schritte weiter führen zwanzig Stufen durch einen engen Gang auf den Calvarien: Berg, dessen Spitze eine mit Marmor bekleidete Capelle einnimmt, welche eine Säulenreihe theilt. Die nördliche Hälfte enthält den Ort der Kreuzigung, wo stets zweiunddreißig Lampen brennen, und täglich Meffe gelesen wird; in der südlichen Hälfte, von funfzig Lampen erhellt, wurde das Kreuz aufgepflanzt, als der Heiland an daffelbe geschlagen war. Sonst zeigte man hier die Vertiefung in dem Felfen, wo das Kreuz gestanden, aber bei dem jüngsten Brande sollen, nach eifriger Erzählung der Mönche, die Griechen den Stein ausgebrochen, und auf ei: nem Schiffe entführt haben, welches im Meere unterging. Nun hat man eine Silberplatte mit einer kleinen Oeffnung an der merkwürdigen Stätte befestigt. Wo die Kreuze der bei den Schächer standen, wird auch gezeigt. Daneben fieht man durch eine Oeffnung des Fußbodens einen Stein, den das Erdbeben bei Christus Tode spaltete. Das Schwert Gottfried's von Bouillon rostet hier vergeffen in einer alten Kiste der Sacristei, aber die Gräber Gottfried's und Ball 22 duin's, dieser wahrhaft Christlichen Helden, find von den Griechen absichtlich zerstört, und dadurch künftigen Geschlecht tern die feindseligen Leidenschaften beurkundet, welche die Christen der verschiedenen Parteien hier, wo sie sich am innigsten vereinigen sollten, unversöhnlich entzweien. Vor herrschend sind die Lateiner oder Römisch-Katholischen, im Besitze des heiligen Grabes, der Orte, wo der Heiland an das Kreuz geheftet wurde, wo er die Dornen Krone em pfing, wo er nach feiner Auferstehung der heiligen Jungfrau und Maria Magdalena erschien, wo man das Kreuz fand und des Steins der Salbung. Den Chor der Kirche haben die Griechen inne, nebst den Orten, wo Christus vor der Kreuzigung verweilte, und wo ein Kreuz bereitet wurde. Den Kopten gehört ein kleines Oratorium neben dem heili: gen Grabe; den Armeniern die Helenen Capelle, nebst dem Orte, wo um des Heilands Rock gelooet wurde. Die Geist lichen dieser verschiedenen Religions-Parteien haben außer diesen Orten, deren Besuch allen frei steht, eigene Zellen in der Kirche, entweder im Innern ihrer Capellen, oder in unz terirdischen Gewölben, oder oben in den Arcaden. Sie müffen nach dem Willen ihrer Kloster Oberen hier leben, bis fie abgelöfet werden. Leider ist es aber auch den Türken ge: lungen, sich unter ihnen, in den obersten Gemächern und auf der luftigen Terraffe einzunisten, nachdem man sie bei dem eben erwähnten Brande fo weit vordringen ließ. Sie besitzen selbst Fenster in der großen Kuppel, aus welchen fie Waffer und Unrath auf das Dach des heiligen Grabes her, 23 ab werfen, wenn sie von den Mönchen Geld erpressen wollen, wozu sie immer geneigt sind. Doch den Pilger stören sie nicht. Ihm verkümmern den Genuß des Schauens und der Andacht – Christen. Vom ersten Worte bis zum letzten hörten wir nichts als Verwün, fchungen, bittern Spott und Lästerungen von Christen gegen Christen. Die Wohnung des Friedens, das Grab des Leh: rers unters Glaubens an einen milden Gott der Liebe gleicht einem Kerker, wo man wilde Thiere in verschiedene Käfi che gesperrt hat, die mit tückischem Blicke an einander vorüber schleichen, innerlich ergrimmt, daß sie den Gegner nicht zer, reiffen können. Das erste Wort, was wir vernahmen, war: Ecco nostri amici! womit spöttelnd ein Lateinischer Mönch auf den Griechischen Kalogerwies. Die Griechen verwünschen die Orgel der Lateiner, und beide die Nachtgebete der Armenier u.ff; keiner erwähnte nur des Anderen ohne Hohn. Und was würden. Alle gesagt haben, wäre ihnen zugeflüstert, daß mein Begleiter und ich zu den Anhängern Luther’s gehörten! Aber wie giftig sich diese Sectirer auch anfeinden, fie müffen sich gefallen laffen, gemeinschaftlich in der Kirche ein gesperrt zu feyn, die nach jeder Feierlichkeit geschloffen, und in Gegenwart des Dragomans jeder Abtheilung von den Türken versiegelt wird. Dreißig Griechische, funfzehn Ar: menische, zwölf Lateinische und zwei Koptische Geistliche blei: ben darin zurück, und empfangen ihre Nahrungsmittel durch ein Loch in der Thüre. An Festtagen wird diese geöffnet und unentgeltlicher Eintritt gestattet; aber außer den bezahlt je 24 der Franke für den ersten Befuch dreiunddreißig Piaster; für jeden folgenden begnügt sich der wachhabende Janitschar mit einem Geschenke von fünfunddreißig Para. Bei dem Heraustreten aus der Kirche wurden wir auf ein Nebengebäude derselben aufmerksam, welches eine große Cisterne enthält, der es nie an Waffer gebricht, und linker Hand, dem Isaaks-Kloster gegenüber, zeigte man einen Glo; ekenthurm von der heiligen Helena erbaut, an den ein klei nes Kloster geklebt war. Beides näher in Augenschein zu nehmen, fanden wir keinen Beruf - - - - - - - - - - - - - -- 4. Der Leidensweg. Andere heilige Orte. Lage der Armenischen, Griechischen und Lateinischen Geistlichkeit, Wir verfolgten den Leidensweg (via dolorosa), welchen der Heiland von Pilatus Haufe zur Richtstätte wandelte. Er ist etwa eine Stunde lang, und Anderen pflegten sonst die Stationen gezeigt zu werden, wo der Kreuzträger unter fei ner Bürde erlag; aber unsere Führer waren darüber sehr uns eins, wiewohl ich dieselbe Straße fünf Mahl besuchte. Der eine wies auf die fe, der andere auf jene hingefallene Säule u. dgl. - Pilatus Haus liegt in Trümmern, unter welchen man eine Cisterne, von einem Feigenbaume beschattet, wahrnimmt. Man glaubt auch noch das Fenster zu kennen, aus welchem der Römische Landpfleger, auf den gemißhandelten Heiland zeigend, die Worte: „Seht, welch ein Mensch ist das!“ an die versammelten Juden richtete. Hundert und zwanzig Schritte, in östlicher und westli, cher Windung des Weges, davon entfernt, find Ueberbleib fel der so genannten Marien-Kirche (der Mater dolorosa ge: weiht,) jetzt nur einige Gewölbe von Eseln bewohnt. Hier soll Maria ihren Sohn, wie er das Kreuz trug, erblickt haben. Kaum funzig Schritte weiter zeigt man den Ort, wo 26 Simon von Cyrene dem Herrn das Kreuz abnahm, und nach Norden sich kehrend, führt die Straße zur rechten Seite dem Haufe des armen Lazarus vorbei, welchem der reiche Mann, alle Tage herrlich und in Freuden lebend, gegenüber wohnte. Unmittelbar darauf gelangt man rechts zu der Straße, die in westlicher Richtung nach dem Calvarien: Berge führt, und an deren Eingange Christus die Frauen fand, die um ihn weinten. Auf der hundert Schritt von hier entfernten Wohnstelle der heiligen Veronica (Berenice), die den Heiland mit dem Schweißtuche abtrocknete, steht ein neues Haus, von wel, chem die Sage behauptet, daß in demselben kein Türke leben könne, sondern jeder bald stürbe. Nach hundert Schritten stößt man auf die Gerichts, pforte (porta judiciaria), durch welche die Missethäter zur Hinrichtung nach Golgatha geführt wurden, jetzt mit einer steinernen Bude verbaut. Ueber derselben ragt eine runde Säule hervor, zu einem alten Porticus gehörend, den eine Häuserreihe durchschneidet, und durch welchen man zu einem Abyfinischen Kloster hinauf steigt, in dessen Hofe Christus dritter Fall unter dem Kreuze gezeigt wird. Von hier bis zur Calvarien-Höhe find noch ungefähr zweihundert Schritte. Wie beschwerlich es auch ist, in den meist engen Gast fen auf unebenem Pflaster lange zu wandern, so blieben wir doch unermüdlich im Aufsuchen der übrigen Orte, welche ihre Erwähnung in der heiligen Schrift merkwürdig macht, und deren Bezeichnung auch in der Wandelbarkeit die Sage fest, 27 hält, und von der Kritik. Europäischer Gelehrten sich schwer lich entreiffen lassen möchte. Das Haus der Prophetin Hanna, unweit der Da vids, Pforte, am Fuße des Berges Sion, innerhalb der Stadt Mauern, liegt in wüsten Trümmern, auf welchen die Armenier eine kleine Kirche gebaut haben; und durch nichts ist die Stelle zwischen der Burg und Sions, Pforte ausgezeichnet, wo der Heiland Maria Magdalenen, Maria der Mutter Jacobi und Maria Salomeh erschien. Das Haus Simon’s des Pharisäers, wo Magdalena ihre Sün: den bekannte, soll von einer Kirche verdrängt seyn, von wel, cher, östlich der Stadt, noch wenig Trümmer übrig geblie, ben. Die Grotte der unbefleckten Empfängniß war zur Zeit der Christlichen Könige Jerusalem's von der Kirche eines Frauen-Klosters, der heiligen Anna, Mariens Mutter, ge: weiht, überbaut, welches später in eine Moschee verwandelt wurde, an deren Statt man jetzt einen Pferdestall und die Neben Gebäude in Ruinen erblickt. Dem Calvarien: Berge nahe gelten einige alte Mauern, an welchen eiserne Klam: mern befindlich, für das Gefängniß des heiligen Peters, in deffen Nähe eine große Griechische Kirche den Namen des Hauses Zebedäus erhält. An der Stelle des Hauses, wohin Peter sich begab, als er von dem Engel befreit war, haben die Syrer eine Kirche, und da, wo Jakob der Aeltere den Märtyrer-Tod litt, glänzt die Armenische Haupt-Kirche, nach ihm benannt, zwar geschmacklos, wie alle Armenische Kir. chen, mit gräulichen Bildern angefüllt, aber sehr reinlich 28 gehalten und reich. Ihr Fußboden besteht aus fhöner Mos saik, die hohe Panele aus blauem und weißem Porcellan; die Thüren und anderes Holzwerk find mit Perlmutter und Schildpatt fehr schön ausgelegt. Aber das Kloster, welchem fie gehört, von sehr großem Umfange, (es soll über 1000 Zimmer für Pilger enthalten,) gilt auch für das reichte in der Levante, und sein Vorsteher, der Armenische Patriarch, oder richtiger Erzbischof, pflegt mit einem Aufwande zu les ben, der diesem Rufe angemeffen ist. Ueberhaupt möchten wohl die schlauen und geschmeidigen Armenier, mit dem Geiste des Morgenlandes am vertrautesten, fich am besten in die Türken zu schicken wissen, weshalb ihre Geistlichkeit auch ungleich weniger von ihnen zu leiden hat, als die der Griechen und Lateiner. Die Griechen, im Besitze von etwa zwanzig Klöstern, scheinen am meisten verachtet, wenngleich ihr Patriarch, der in dem schönsten Kloster neben der Kirche des heiligen Grabes wohnt, seine Verbindung mit Konstanz tinopel zum Schutze nutzen kann. Die Lage der Lateiner wird immer gefahrvoller, durch zunehmende Armuth, wel che ihnen schwerlich gestatten möchte, das heilige Grab gegen den Neid der Griechen auf die Dauer zu behaupten. Die guten und gefälligen Väter des Klosters St. Salvador, größt ten Theils Spanier und Portugiesen, wenige Venetianer, fühlen dies auch gar wohl. Die Christen des Morgenlan: des zeigen fich gegen ihre hiesigen Kirchen und deren Diener viel mildthätiger, als die abendländischen. Eine ehrenvolle Ausnahme macht der König von Spanien; aber zwei Drit, 29 heile feiner Gaben verschlingen die Türken. Die Zahl der Pilger, im Mittelalter Scharen von vielen Taufenden, hat sich in neuerer Zeit jährlich gemindert, und wenn sie sich jetzt selten auf zweitausend in einem Jahre beläuft, so find unter diesen die Lateinischen die seltensten, und nicht die reicht fen. Sollte die Europäische Aufklärung den Bekennern des Christenthums nicht gestatten, dazu beizutragen, daß an dem Orte, wo Christus lebte und litt, ihm geweihte, religiöse Ins stitute erhalten würden? - - soooooooooo»- - - - 30 5. Sion. Kaifas Haus. David's Palast und Grab. Paffah-Saal. Siloe. Die Thäler Ben Hinnon und Josaphat. Oehlberg. Grotte der Apostel. Capelle der Auferstehung. Die nächsten Umgebungen Jerusalems haben etwas Düsteres und Oedes; aber wo die Natur nicht zum Genuffe einladet, fühlt sich der Geist desto mächtiger zur Betrachtung angezogen. Nachdem ich die heiligen Orte gesehen, konnte ich in der Stadt nicht länger weilen. Ich ging durch das Pilger Thor wieder hinaus, mich links wendend, einen tro: ckenen Graben, der Teich Bersabeh genannt, vorüber, den Sion hinauf, zu Kaifas Haufe, jetzt eine Armenische Kir che, an deren Thüre ein gemalter Hahn die Beschämung des heiligen Peters über den schwächsten Augenblick feines Lebens verfinnlichen soll. Das Innere ist mit Armenischen Gräbern angefüllt. - Auf der Höhe "des Sions find die Trümmer von Da vid's Palaste und fein Grab, jetzt zur Feste gefaltet, und der Speisesaal, in welchem der Heiland, mit seinen Jüngern fein letztes Passah-Fest feiernd, das Abendmahl einsetzte, dient zur Moschee, in welche mir, wider Erwarten des Drago, mans, der Eintritt nicht gestattet wurde. Um so lieber verließ ich die unfruchtbare Höhe, und wandte mich östlich in das Thal, wo der einzige lebendige 31 Quell Jerusalem's, Siloé, entspringt, und welches mit Gärt - ten schön bebaut ist. Zum Quelle führt eine steinerne Treppe, an deren Fuße das kristallhelle, wohlschmeckende Waffer her, vorquillt, und in einen Teich hinabfließt, der sonst mit Bo; gen bedeckt war, wie die Reste der Säulen zeigen, dann aber unter einem überhängenden Felsen in einen steinernen Trog geleitet wird, nahe bei dem Brunnen des Jesaias (die fer hat seinen Namen von der Stätte, an welcher der Pro; phet den schmerzhaftesten Tod litt). Ein anderer Ausfluß findet sich auf der entgegengesetzten Seite des Felsens, näher der Stadt. Vom Venus und Adonis: Dienste, welchem dreihundert Jahre nach Christus ein Hain neben dem Quelle geweiht war, findet sich keine Spur mehr, wenn es nicht jene Säulen Trümmer find. Es fehlt aber nicht an Andäch: tigen, die mit dem Waffer Siloe's, zur Erinnerung an den Blindgebornen, welchem solches der Erlöser als heilsam empfahl, ihre Augen waschen. Auf einer Anhöhe jenseit des Kidron's, am Fuße des Berges des Aergerniffes, liegt das Dorf Siloan, dessen der Heiland in seiner Bußpredigt vom Untergange der Galiläer gedachte. Das Merkwürdigte daran ist, daß seine Woh: nungen, Juden gehörig, meist in Felsen eingehauen sind, kaum zu unterscheiden von den Gräbern, die es umgeben. Vom Thale Ben Hinnon, über den Kidron, Siloan vorüber, fast das ganze Thal Josaphat entlang, erstreckt sich in einem Halbmonde die Nekropolis Jerusalem's um ei; nen großen Theil der Stadt. Irrig haben einige Reisende 32 fie auf das Thal Josaphat allein beschränken wollen. Die Wände des Thals Ben Hinnon sind voll von Grabhöhlen, die mich durch ihre auffallende Aehnlichkeit mit den Aegyptischen kleinen Grabhöhlen und Mumien - Grüften überraschten. Eine derselben, am Felde Juda, ist ganz mit einem Paar Gewölben überbaut, die nur eine kleine Oeffnung laffen, wo man sonst Fremde, welche in Jerufallem starben, hineinge worfen haben soll. Kurze, meist unleserliche und unbedeutende Inschriften in Griechischer und Hebräischer Sprache verspre: chen auch denen keine große Ausbeute, welchen es gelingen möchte, die unbekannten Züge zu entziffern, die hier auf eini; gen Steinen eingegraben sind, und bald für Etruskische, bald für Phönizische, Hebräische und Arabische Schrift aus gegeben werden. Man bemerkt auch pfeilartige darunter. Welchem Volke fie ursprünglich angehörten, und welcher Zeit hier, verdient erforscht zu werden. Das erste große Grabmaal des Thals Josaphat, viel leicht dem gleichnamigen Fürsten gehörig, liegt mitten in Siloan, und gleicht völlig einem Aegyptischen Tempel, ist auch ganz in einem Stücke aus dem Felsen gehauen, dieselbe Corniche, derselbe Rundfab, daffelbe pyramidalische Tat lus. Eben so, das zweite, genannt das Grab des Zacharias. Der Felsen umgibt das Gebäude von drei Seiten; die . Wände sind von außen glatt behauen, und bilden so einen Gang um das Grabmaal. Dieses hat keinen Eingang. Die Wände zeigen zwei Dorische Säulen halb erhaben, die ei nen Aegyptischen Kranz tragen, und dieser eine Pyramide. 33 Gleich daneben hat eine große Grotte ein Portal von vier Dorischen Säulen und Gesimse von sehr gutem Geschmacke. Das Grab Abfalon's, worin man durch eine kleine Oeff nung Steine wirft, gleicht von unten dem des Zacharias, nur mit dem Unterschiede, daß die Ionischen Säulen einen Fries mit Dorischen Triglyphen tragen. Die Spitze ist von großen Steinen gemauert und rund, mit einer Lotusblume geschmückt. Einige wollen dies das Grab des Zacharias nennen. Gewisser ist wohl, daß demselben keines von beiden gehört. Schwiege uns aber auch gänzlich die Geschichte die fes wunderbaren Landes, die Todtengrüfte des Thales Jö: saphat würden allein davon überzeugen, daß hier einst mäch tige Fürsten, Orientalen, herrschten. Den Gipfel der Kalkstein-Höhen auf der Ostseite des Kidron, die höchsten, welche Jerusalem umgeben, am Ost: abhange nackt gleich den übrigen, am Westabhange sparsam beschattet, bilden den Oehlberg, der gegenwärtig durch die Zahl seiner Oehlbänime die namentliche Auszeichnung nicht mehr verdient. Dagegen trägt er aber auch außer ihnen Weinstöcke, Citronen, Mandel, Dattel, Feigen Bäume. Am Fuße besitzen die Lateinischen Väter einen Oehlgarten, in welchem acht sorgfältig gepflegte Oehlbäume von unstreitig sehr hohem Alter stehen. Bekanntlich entsprießt auch aus den Wurzeln des ersterbenden Baumes ein neuer. Etwas tiefer gelangt man zu einer trocknen Cisterne, aus zwölf prächtigen, in den Felsen gesprengten Bogen bei stehend, genannt, die Grotte der Apostel. Diese sollen sich 3 34 zur Zeit der Verfolgung hierher geflüchtet, und in der Ein- famkeit die erste Christliche Glaubensregel (Symbolum) ab gefaßt haben. Rund herum entdeckt man Spuren von Get bäuden, von schönen Werken der Baukunst, deren Urheber und Zweck jetzt niemand mehr angeben kann, viele find ganz verschüttet. Unter ihnen pflegt man die Pilger zu den Ort ten zu führen, an welchen Christus den nahen Untergang Jerusalem's beweinte, das jüngste Gericht verkündigte, das Vater unser beten lehrte; alle find ohne Denkmaale. Auf einer Spitze des Oehlbergs, doch nicht auf der höchsten, erhebt sich die Capelle der Himmelfahrt, ein acht eckiges Gebäude mit einer Türkischen Kuppel. Sie war sonst rund umher ganz offen, und ruhte auf freien Säulen, die jetzt durch eine Mauer verbunden find. Ein weiter Kreis von Piedetalen zeigt, daß einst Säulen, Gruppen eine acht, eckige Halle um den Hof bildeten, in dessen Mitte die offene Capelle lag. An der Mauer, welche sie jetzt umschließt, find mehrere kleine Altäre, verschiedenen Christlichen Sekten ge: hörig. Die Katholiken allein feiern die Meffe in der Car pelle, die ich verschloffen fand. Ich konnte also auch nicht den Fußstapfen im Felsen sehen, welcher beurkunden soll, daß Christus hier zum Himmel fuhr, wiewohl Lukas xxrv, 50. damit im Widerspruche steht. Eine wunderschöne Aussicht gewährt die höchste Spitze des Oehlbergs: in Norden über die Ruinen von Jericho nach den Bergen Garizim und Ebal bis Galiläa; in We; sten über die ganze Stadt, und die Gegend am Mittellän 35 dischen Meere; in Osten auf den Jordan, das todte Meer und dessen Umgebung; in Süden aber gen Bethlehem. Den Rückweg nahm ich durch Bethanien, auf der Ostseite, am Fuße des Oehlberges selbst, wo in Grotten wenige Türkische Familie wohnen, deren Häuptling den Kefar von den Pil: gern hebt, die hier zu dem in steilen Felsen gehauenen Grabe des Lazarus wallfahrten. Kaum konnte ich es mir versagen, das Dorf DThesmanije (Gethsemane) und den Steinhaus fen aufzusuchen, der Bethphage's Stelle einnimmt; aber ich war zu ermüdet, ob ich gleich meine Wanderung auf einer raschen Arabischen Stute angetreten hatte, und nur zu Fuße ging, wo es unvermeidlich war. Auch neigte sich der Tag. - - - - - - - - - - - - - - - 36 6. Johannes-Wüste. Grab der Elisabeth. Bethlehem. Kirche zur Geburt Christi. Am frühen Morgen des 26. August stiegen wir zu Pfer de, begleitet von dem Diener des Kloster Dragomans, ge: nannt Puffuf, und dem Kloster; Janitscharen Otman, und machten uns auf den Weg zum Kloster Johannes des Täu fers. Derselbe führt südöstlich von Jerusalem über sehr steil nige Berge, zwischen denen fruchtbare Thäler voller Gärten liegen. Ueberall eröffneten sich die überraschendsten Aussicht ten auf diese wilde Gebirgswelt, und besonders auf die Berge jenseit des todten Meers, die wie ein hellblauer Vorhang vom Himmel zu hängen schienen. Ich bewunderte die "außerordentliche Sicherheit unserer Arabischen Pferde, die wie Katzen an den Felsen zu klettern verstehen. Zuba, wie ein nige irrig meinen, das Schloß Modin der Makkabäer, ließen wir zur Rechten, auf hohem Berge liegen, und vorher zur Linken im waldigen Thale das Griechische Kloster des heilig gen Kreuzes (Muffallabeh), und erreichten fchnell das nur anderthalb Stunden von Jerusalem entfernte St. Johannes- Kloster auf einem niedrigen Hügel unter Bergen. Aber Statt gleich bei demselben abzusteigen, begaben wir uns auf sehr schlechtem Wege gerade zur Wüste Johannes des Täufers, welche jetzt eine der angenehmsten Gegenden von Judäa ist. Mitten in Gärten erhebt sich ein steiler Fels; ein Quell fällt 37 darin zwei Becken mit klarem Waffer; daneben steigt man auf einigen Felsenstufen zu einer geräumigen Grotte hinan, mit Estraden zum Schlafen und einem Fenster versehen. Sie soll des Täufers Einsiedelei gewesen feyn. Andere Felsenstu fen führen von außen zu den darüber liegenden zerstörten Ge- wölben eines Klosters und einer Kirche. Oben hat man eine schöne Aussicht auf die fruchtbaren Umgebungen, welche die Wüste genannt werden. Am gegenüber liegenden Berge hängt ein großes Dorf Auf dem Rückwege zum Kloster befuchten wir das Grab der heiligen Elisabeth. Es liegt in einer unverzierten, un: terirdischen Capelle, und dient als Altar. Darüber stehen noch mächtige Gewölbe eines zerstörten Klosters. Durch ei: nen eingestürzten Bogen fiel ein magisches Licht auf die in den Trümmern ruhenden Rinder. Große Feigenbäume und Weinreben umzäunen diese malerische Ruine. Eine große Menge Volks ruhte im Schatten auf und unter der Einfassung des Quells Ainon und feinen Reben, Geländern. Sie ist Türkischer Bauart. Das St. Johannes Kloster, von Franziscanern bei wohnt, gleicht noch mehr, als die übrigen Klöster Palästi: na’s, einem festen Schloffe. In demselben herrscht dieselbe Gastfreiheit, wie in St. Salvador. Die heitere und freund, liche Klosterkirche soll auf der Stelle stehen, wo Johannes geboren wurde, und überrascht durch mehrere sehr schöne Gemälde. - - "Die Faulheit oder Unwissenheit unserer Führer brach 33 te uns um den Quell des Philippus, aus welchem dieser den Kämmerer der Königin Kandace taufte. Wir ließen Scherefat, Muffahalah und Beit Dshiala zur Rechten, und erreichten die Straße von Bethlehem, nahe am Grabe der Rahel, welches wohl einem Türkischen Santon gehören mag, aber von Juden vorzüglich besucht und verehrt wird. Das viereckige Gebäude mit feiner Kuppel ist offenbar Türkisch, und genießt auch der Rechte einer Moschee. Wir eilten nach Bethlehem, einer Fülle von größern Sehenswürdigkeiten entgegen. Das Lateinische Kloster, in welchem uns die Franziscaner willkommen hießen, liegt auf einer Anhöhe, einige hundert Schritte von dem gleichnami, gen Dorfe, und stößt mit feinem hoch ummauerten Hofe an die weltberühmte Kirche, die älteste Christliche in Palästina, in Kreuzesform, nach Griechischem Geschmacke erbaut. Das Schiff derselben, im Besitze der Armenier, wird von acht undvierzig gelblichen Marmorsäulen Korinthischer Ordnung in vier Reihen geziert. Diese Säulen, von welchen jede aus einem Stücke ist, haben in der Bafis zwei Fuß fechs Zoll im Durchmesser, und achtzehn Fuß Höhe, Bafis und Capital mitgerechnet. Aber es fehlt das Gewölbe, welches fie tragen sollten, so wie das kuppelförmige Dach, welches vielleicht nie vorhanden war. Das Licht fällt durch und gewöhnlich große Fenster. Die noch übrigen Bruchstücke von Mosaik und einige Gemälde auf Holz an den Wänden find Byzantisch, Die übrigen drei Theile der Kreuzesform, nach welt r- 39 cher die Kirche erbaut ist, find durch eine Mauer von dem Schiffe geschieden, so daß sie ihre Einheit verloren hat. Jenseit der Mauer erblickt man, als oberen Theil des Kreuzes, das Chor vor sich, um drei Stufen höher, mit einem Altar, den Weisen aus Morgenlande geweiht. Auf dem Boden neben dem Altare bemerkt man einen Stern von Marmor, deffen Lage dem Puncte am Himmel entsprechen soll, an welchem der Stern glänzte, „oben über, da das Kindlein war.“ In der unterirdischen Krippen, Kirche zeigt man auch senkrecht unter diesem Marmor, Stern den Ort, wo Christus geboren wurde. Der Chor gehört den Griechen, so wie die beiden übrigen Theile der oberen Kirche, die jedoch schmuck, los vernachlässigt werden. Funfzehn Stufen unter dem Chor ist die Geburts-Stätte des Heilands, in einer unregel mäßigen Felsen Grotte, 374 Fuß lang, etwas über 11 Fuß breit und 9 Fuß hoch, Stall und Krippe enthaltend. Die Wände des Felsens, fo wie der Fußboden, find mit schönem Marmor belegt. Die Grotte wird nur durch das Licht von 32 Lampen erhellt, die verschiedene Fürsten hierher geschenkt haben. Tief in der Grotte, an ihrer östlichen Seite, ist die Stelle der Entbindung Maria’s, durch einen weißen, mit Jaspis incrutierten Marmor bezeichnet, welchen ein filberner Strahlenkranz umgibt, mit den Worten: Hic oz vIRGINz MARIA Jesus CHRIs Tus Narus Estr. Eine Marmor-Tafel, die zum Altare dient, von drei Lampen erleuchtet, ist gegen den Felsen gelehnt, und er 40 - hebt sich über den Ort, wo das Kind der Verheißung das Licht dieser Welt erblickte, Von dort fieben Schritte füdlich tritt man zwei Stu, fen tiefer zur Krippe. In einem niedrigen Felsen Gewölbe steht ein Block von weißem Marmor, etwa einen Fuß hoch über dem Boden, als Wiege ausgehöhlt, den geringen Raum bezeichnend, welcher für den Neugebornen allein in der Herberge übrig war, Schöne Gemälde in Oehl und Gouache, zum Theil Copien nach Raphael, fchmücken dies Andacht einflößende Gotteshaus, und feine Orgel stimmt herrlich zur Heiligkeit des Ort, dessen Befizes fich die Lateinischen Väter noch er freuen. Die Erinnerung an seinen Besuch wird bei mir stets die Andacht und süße Wehmuth auffrischen, die sich meiner bemächtigten, als ich ihn an der Hand des gleichge stimmten Freundes betrat, von strahlenden Kerzenlicht, Ort geltönen und Weihrauchduft empfangen, Darauf besuchten wir eine unterirdische Capelle, wo die unschuldigen Kinder, die Herodes tödten ließ, begraben seyn sollen, und die so genannte Schule des heiligen Hiero nymus, wo man neben seinem Grabe auch die Gräber des heiligen Eusebius, der heiligen Paula und ihrer Tochter, der heiligen Eustachia, sieht, welche beide Römerinnen, von den Graechen und Scipionen entsproffen, den Freuden der Welt entfagt, und sich in Bethlehem dem Klosterleben geweiht haben sollen. Wir begaben uns wieder zum Kloster hinauf, einge - 41 denk der andern Orte, welche die Aufmerksamkeit der Pilger in Anspruch zu nehmen pflegen. Aber diese bezeichnet kein äußeres Denkmaal mehr. Die Gebäude, welche einst die Grotte der Hirten, eigentlich nur ein geschloffenes, unterir- disches Gewölbe, bedeckten, sind bis auf Steine und Säu, len. Schäfte zerstört, Der Boden ist eine grobe Mosaik, Die Terraffe des Klosters hat eine gar schöne Aussicht über die nicht schlecht angebaute Gegend und den Jordan zum todten Meere. Je lebhafter aber der Wunsch war, die es zu besuchen, desto schmerzlicher traf uns eine Nachricht, die feine Befriedigung unmöglich machte. Nicht längst hatte nämlich eine Araber, Familie in Bethlehem sich die Herr fchaft über die Christlichen und Muhamedanischen Bewoh: ner des Dorfes angemaßt, willkührliche Abgaben vom Heira; then, vom Besuche der Heiligthümer u. dgl. erhoben. Dage: gen war eine gemeinschaftliche Verschwörung der Muhame daner und Christen ausgebrochen, welche die Ermordung des herrschsüchtigen Haufes und seiner Verwandtschaft zur Folge hatte. Aber einige Männer waren diesem Schicksale entflo hen, und mit ihnen die schwangern Weiber, deren mange schont, nach Hebron, zusammen etwa fünfzig an der Zahl. Dadurch werden von hier aus die Araber nach Osten und Süden in Bewegung gesetzt, und von ihnen unterstützt, for dern die Vertriebenen ihre Ländereien wieder zurück, welche die Bethlehemiten weigern, obgleich sie auch unter einander entweit sind. Dem Muteffelim (Stellvertreter des Pascha) ist sein Bemühen, die Ruhe mit den Waffen, oder durch 42 einen Vergleich herzustellen, noch nicht gelungen. Die Ara ber haben schon ein Mahl Bethlehem und das Kloster für men wollen, so, daß man sich genöthigt fah, Kirchengeräth nach Jerusalem zu schicken, und schon seit drei Nächten hat, ten die Franziscaner nicht ruhig geschlafen. Noch bei unser rer Ankunft schoß man aus einem Fenster in das andere. Man widerrieth, uns jetzt in den Umgebungen des unt ruhigen Orts weiter zu wagen. Wir traten den Rückweg nach Jerusalem an, und besuchten im Vorüberreiten, der schönen Aussicht wegen, das Griechische Elias Kloster, in defen Nähe an der Landstraße ein Felsen gezeigt wird, auf welchem der Prophet sich auszuruhen. vflegte, wann er zur Stadt wanderte. d44.de dd - das hat 43 7. Dshesmanije (Gethsemane). Maria’s Grab. Kö- nigs-Gräber. Moschee Es Sachra. Zustand Je- rusalem's. Pilger-Zeugniß. Die ersten Sonnenstrahlen des folgenden Morgens leuchteten uns wieder zum Oehlberge. Nachdem wir dort in dem Garten der Franziscaner die Höhle gesehen, in welcher der Heiland blutigen Schweiß vergoß, und wenige Schritte von ihr die Orte, wo er seine Jünger schlafend fand, und wo Judas ihm den Kuß des Verraths gab, kamen wir nach Gethsemane (Dshesmanije). Hierher versetzt die Sage das Grab der Jungfrau Maria. Es ist in einer unterirdischen Kirche, zu welcher etwa funfzig schön gehauene weiße Mar morstufen, dreißig Schuhe breit, hinabführen. Mehrere Christliche Secten haben sich in dieselbe geheilt; selbst die Muhamedaner besitzen darin eine eigene Gebetstelle. Als wir hinein traten feierten eben die Armenier ihre Meffe. Der Patriarch, ein Greis mit langem weißen Barte, auf dem Haupte eine hohe Bischofs, Mütze mit Perlen ge: stickt, sang Gebete, und zwei Priester standen mit Lichtern vor ihm. Der Anblick der Kirche, vom Kerzenscheine er hellt, in welchem viele Menschen sich bewegen, ist, wenn man die Treppe hinabsteigt, fehr überraschend. Das Grab Marien's hat zwei Oeffnungen, und gleicht Christus Grabe. Es gehört jetzt den Griechen. Nahe am Eingange zeigt 44 man, unter mehrern andern Gräbern, auch das Grab Joseph's. Nach dem Gottesdienste gingen wir zum Zelte des Art menischen Patriarchen, der uns zuvorkommend empfing, und auf Orientalisch mit Scherbet, Confitüren, Kaffee, Rot fenwaffer und Weihrauch bewirthete, und mit Blumen bei schenkte, die auf dem Altare der heiligen Jungfrau geweiht waren. / Dann kletterten wir von außen um eine Ecke der Stadt Mauer, und begaben uns durch ein mit Oehlbäumen besetztes Feld zu den so genannten Gräbern der Könige von Juda im Thale Josaphat’s. Sie liegen in einem Blach: felde, dessen Mitte eine viereckige Grube ist. Ein von bei den Seiten behauener Felsen Rücken scheidet diese von dem übrigen Lande, und eine niedrige gewölbte Oeffnung, die von innen durch einen großen Maulbeerbaum beschattet wird, führt hinein. Man gelangt in eine vorn offene, oben bei deckte Felsenhalle, dreißig Fuß lang, beinahe eben so breit, und wenigstens vierzehn Fuß hoch. Um die Wand läuft ein buntes Dorisches Gefimfe. Das Architrav hat eine reiche Guirlande von (wie es mir schien) Lorbeeren. Die Meto, pen zwischen den Triglyphen enthalten: Weintrauben, Akanthus und runde Schilde. Der Kranz ist einfach. Zur Linken der offenen Seite, fast mitten in der Wand, führt ein niedriger Eingang abermahls zu einem Felsengemach, aus welchem drei Thüren, zwei zur Linken und eine gerade aus, in eben so viele ähnliche Gemächer führen. Jedes die 4» fer drei Felsengemächer hat an jeder Wand drei Grab, Ni, fchen, von welchen die mittelste jedes Mahl die größte ist, und im Hintergrunde noch eine Nische in der Quere einschließt. Auch die Seiten Nischen haben noch Neben-Oeffnungen, so, daß sie zwei bis drei Leichen enthalten können. Ueberhaupt find ihrer einundzwanzig. Aus dem letzt erwähnten zweiten Gemache zur Linken geht eine Treppe von sechs Stufen durch den Fußboden zu einem tiefern unterirdischen Gemache der selben Art. Die Oeffnung über ihr war mit einer Platte bei deckt, auf welcher man auch Särge stellte. Mir ist aber nicht zweifelhaft, daß zur Rechten der ersten Felsenhalle und gerade aus noch mehrere Gemächer im Schutte verborgen liegen. - Besonders merkwürdig sind die steinernen Thüren die fer Gemächer, viereckig oder rund in einer gewölbten Nische, die sich auf steinernen Achsen drehen, und von innen mit steil nernen Hängen geschloffen wurden. Ihre einfachen Ziera, then entsprechen der übrigen Bildhauer Arbeit in den wung derbaren Grüften, die zu der vollendetsten in ihrer Art ge: zählt werden muß, und durch ihren Geschmack deutlich beur kundet, daß fie, wenn gleich nach Aegyptischer Form, unter Griechischem Meißel hervorging, welches mit der Hypothese, daß das Geschlecht der Herodes die Königs, Gräber erbaut habe, wohl übereinstimmt. Aber keine Inschrift gibt uns Gewißheit. Mehrere Höhlen in der fenkrechten Wand der Felsen, Schlucht, welche die Stadt nördlich begrenzt, find vom Ge; *- 4Q bäude eines Santon umgeben. Man wies uns hier die Grotte, in welcher Jeremias feine Klagelieder fang, und die jetzt während der Sommerabende den Griechen zum kühlen Belustigungs-Platze dient. Wir kehrten durch das Damascus, Thor zurück, und besuchten Nachmittags noch ein Mahl das heilige Grab, wo man uns Blumen von demselben gab, und unsere Kreuze und Rosenkränze weihte. Dann schloßen wir uns an eine Proceffion der Mönche um die heiligen Orte (es war Sonntag), welche einen unauslöschlichen Eindruck auf mich machte. Die ehrwürdige Gestalt der Geistlichen in einfacher Tracht, der schöne Gefang von der Orgel begleitet, der Gedanke an den Ort der Feierlichkeit, erheben diese zu der einzigen auf Erden. Am Abende waren wir bei dem Stadt Befehlshaber Ab dul-Kerim Aga, einem rothbärtigen Türken aus Konstantino, pel. Es gefiel ihm, sehr höflich zu feyn, indem er sich fogar, Trotz des Ramadhans, herabließ, uns mit Kaffee zu bewirthen, und selbst ein Fernrohr auf die berühmte Moschee Es Sachra zu richten, deren Vorhof nicht einmahl ein Christ, bei Tor desstrafe, betreten darf. Sie wurde bekanntlich auf Moria, an der Stelle des Salomonischen Tempels, von Omar er baut (634), von zweien seiner Nachfolger vergrößert und verschönert, von den Kreuzfahrern in eine Christliche Kirche verwandelt, und von Salahedin dem Islam zurück gegeben. Sie bewahrt den Stein Jakob's, auf welchem Gott zu ihm sprach, und ist durch Manches in Beziehung auf Muha: med's Leben für die Türken so merkwürdig, daß sie nächst 47 Medina und Mekka von Pilgern am meisten besucht, und von allen Verehrern des Propheten am heiligsten gehalten wird. Ihretwegen heißt auch bei ihnen Jerusalem El Kods, das Heiligthum. Die innere Pracht soll dem Range angemeffen feyn, und in einigen heiligen Nächten durch mehr als zwan, zigtausend Lampen erleuchtet werden. Das Gebäude gehört unstreitig zu den schönsten des Orients, und verdiente wohl, als Prototyp der Arabischen Baukunft, eine sorgfältige Unter fuchung und Vergleichung mit den Resten derselben in Spa nien. Es ist ein Achteck unter bleierner Kuppel, und, so viel ich unterscheiden konnte, mit einer sehr hübschen Mo; faik von bunter Fayence bedeckt, die aber an einigen Stellen abgefallen ist, und mit weißen Inschriften in Suls-Charak - teren auf himmelblauem Grunde, welche Farbe überhaupt als Grundfarbe hervortritt. Die zweite, hintere große Moschee, die am Bergrande und an der Stadtmauer steht, ist länglich, und schien mir im so genannten Gothischen Geschmack erbaut. Abdul-Kerim soll bei aller Artigkeit sehr habsüchtig seyn, und preßt das katholische Kloster gewaltig, seit sich die Nach: richt verbreitete, daß sein Herr und Gönner, der Pascha von - Damascus, den Verstand verloren habe. Er fürchtet, bei der Pascha, Veränderung seine Stelle einzubüßen, und möchte lieber zuvor fein Schäfchen in's Trockene bringen. Desweit gen will er auch an die bekannt gewordene Herstellung des Pascha nicht glauben. uns gab er gefällig ein Empfehlungs- Schreiben an den Befehlshaber von Nablus. Die Stelle eines Stadt Befehlshabers von Jerusalem 48 kann im Verhältniffe zur Zahl der Untergebenen schwerlich zu den einträglichsten gehören. Ihrer find etwa 16.000, Osmanen, Araber, Juden, Griechen, Armenier, Geor; gier, Syrer, Abyfinier, Kopten und Franken. Es herrscht aber Armuth unter ihnen, da hier kein Gewerbe blühet, und die Ausfuhr der Kreuze und Rofenkränze aus dem Klo fer St. Salvador, jährlich etwa 50.000 Piafter betragend, wohl der wichtigste Handelszweig ist. Diese Dinge und mehr rere andere, als z. B. Abbildungen des heiligen Grabes, der twichtigsten Christlichen Kirchen, werden meist zu Bethlehem verfertigt, so wohl von Muhamedanern als Christen, und finden noch immer Absatz nach Europa. Die Juden, zwischen dem Sion und Moria lebend, find arm und so faul, daß fie, ganz gegen ihre Natur, fast gar nicht Theil nehmen am Handel, und ihr Rabbi bezieht den größten Theil seiner Ein- künfte von den Wallfahrten der Glaubensgenoffen. Viele von diesen kommen in hohem Alter aus der Ferne, insbeson; dere aus der Levante, hier zu sterben, und im Thale Josaphat zn ihren Vätern versammelt zu werden. Die Straße, wel: che sie bewohnen, ist die schlechteste und schmutzigste von all ken, und dies will viel sagen. Auch die übrigen sind enge, kenleben und nur zum Theil gepflastert, und die Häuser vier eckige, schwerfällige Maffen aus Lehm oder Stein, sehr niedrig ohne Kamin und Fenster. Die meisten haben platte Dächer oder rennde Kuppeln, nnd stehen in einigen Gegen, den der Stadt sehr nahe an einander; in anderen, zerstreut und von wüsten Plätzen unterbrochen. Dennoch hat Jerus 49 falem nur den tilmfang von einer Stunde Weges, nimmt also die Hälfte des Raumes der von Titus zerstörten alten Stadt ein, und bildet ein Viereck. Seine Mauer, aus großen Quader Steinen von Soliman 1534 erbaut, wie die daran befindlichen Inschriften sagen, ist nie unter dreißig, oft über vierzig Fuß hoch, und reichlich mit Thürmen verse hen, die bald viereckig, bald rund, etwa dreißig Fuß Dicke und hundertundzwanzig Fuß Höhe haben. Als Haupt. Bei festigung gilt aber die Davids Burg, von den Franken der Pisaer Thurm genannt, und während der Lateinischen Herr schaft an der Stelle des Thurms Psephina aufgeführt. Von hieraus soll David die schöne Bathseba im Bade gesehen haben, wodurch jedoch, wäre es auch gewiß, der Gothische Thurm weniger merkwürdig feyn würde, als wenn wir ihn für ein Ueberbleibsek aus den Zeiten der Kreuzzüge ansehen dürften. Nicht ohne Bedauern vermißt man andere Denkmaa; ke, welche an diese erinnern. Auf der Stelle des Hauses der Johanniter Ritter grünen jetzt einige Oehlbäume, Palmen und Cypreffen, und selbst die Trümmer des Castells auf dem filen Ferdaus (Paradies-Berge), eine Meile nordöstlich von Bethlehem, welches die Ritter vierzig Jahre lang ver: theidigten, dürften ihm fchwerlich noch lange den Namen des Frankenbergs erhalten, dessen ohnehin die Türken und Araber sich nicht bedienen, Mir und meinem Gefährten war es ein Herzens, Be dürfniß, dem göttlichen Stifter des Christenthums, ehe wir den Ort, wo er auf Erden lebte und wirkte, für immer ver 4 50 ließen, das Opfer der Andacht an seinem Grabe zu wieder hohlen. Um hierin durch keine mißfällige Erscheinung ge: stört zu werden, begehrten wir, daß zu der Zeit niemand daselbst zugegen sey. So geschahe es; auch der kerzenver kaufende Mönch mußte sich entfernen. Nur der Organist blieb, und ließ auf unseren Wunsch Pergolefi's Stabat Mai ter ertönen, dem Gefühle entsprechend, welches uns bewegte. Ein solches kehrt nie wieder! Möchte es denn den gastfreundlichen Bewohnern St. Salvador’s gelingen, ihr Daseyn in der heiligen Stadt zu erhalten, und dadurch das Andenken an den Christlichen Heldenmuth der West-Europäer des Mittel, Alters, die Gut und Blut für eine Idee opferten, welche jetzt fo wenige Mens fchen begreifen können. Mit Rührung nahmen wir von den ehrwürdigen Vätern Abschied, den kleinen Tribut entrich tend, welchen fiel von Begüterten empfangen, um dürftige Pilger ohne Entgelt zu erquicken; wir gaben dem Curator - des heiligen Landes acht, den Armen fünf, dem Commu niere zwei und dem Koch zwei Ducaten, und bezeugten noch insbesondere Fra Matthias und Fra Geminiano unsere Dank barkeit. Aber das wichtigste Geschenk hinterließ unser Armeni fcher Bedienter dem Kloster in einer nicht ganz geringen Zahl - von Kartoffeln, welche er ohne unser Wissen aus Unter- Aegypten mitgenommen hatte, und die nun in den Kloster Garten gepflanzt werden sollten, wo ihr Anbau bisher noch nicht versucht war. 5: isii: w'urbén mit einem Jollftä-n'dige'n Pifger-Jeugniffe' äuSge'ftattet*>. Uns lag oß, ung-efäumt dux-ch Vollendung der Wallfahrt befl'en Inhalt ganz zu rechtfertigen; ‘) Das Dlïeinigc lautet affox In’ Dei Nomine Amen‘. Universis et singulis has nostras lectüris iidem facimus [*f- que attestamur, Dominum OTTO'NEM nu [NEUF-*.", Livoniensem,‘Je- romlymam appulisse, inde subsequentibus diebus praecipua San- ctuaria in quibus mundi Salvator suum populum dilectum, imo et totius humani .generis massam damnatam, a' miserabili dae- monum potestate misericorditer salvavit: utpote Calvarium, ubi Cruci affixus. devicta morte coeli ianuas nobis aperuit; Sepul» crum,- u'hi sacrosanctum ejus c'orpu's reconditum triduo ante suam gloriosissimam Resurrectionem quievit;. Montem Sion, ubi cum discipulis ultimam fecit coenam , Eucharisticum sacramentum in- stituit, iisdem Apostolis, januis clausis, post suam Resurrectionem apparuit; Thomae Latus misericorditer ostendit, .et Spiritus san. etus in igneis linguis descendit; Sepulchrum Virginis Mariae, unde ad coelos assumpta est gloriosa; Montem Oliveti, ubi vi- ilt-ritibus discipulis ad coelos ascendit Dominus, suorum pedum vestigia" in aeternam relinquens memoriam; Bethaniam, ubi La- zarum quatriduanum :! morte suscitavit. caeteraque alia in et extra Jerosolymam constituta: Item et Bethlehem, ubi idem' Sal- vator mundi de Virgine Maria nasci, in Praesepio colloCari, a brutis calefieri, a Pastoribus venerari, a Stella indicari, & Magis adorari, et modico Lacte pasci non est sane dedignatus, et quae circa Bethlehem et in via Bethlehemitica conspiciuntur: Mon-‘ tana quoque Judaeae. ubi beata Virgo Elisabeth visitavit, Ortum-' que habuit magnus Propheta et Praecuraor Domini Joannes; de'- settum pariter et antrum, ubi idem' Praecursor plurimos v'itam ducens solitariam latuit anuos:'1nsuper et quae in Galilaea simi- liter continentur: nimirum Domum Nazareth, tibi beata Virgo ab Angelo salutata, meruit Filium Dei concipere incarnatum; Montem Thabor, ubi idem Dominus se transfigu'rando gloriam mam tribus discipulis dstendit; Mare Tiberiadis", cujus mentio uepe Et in' sacris Evangelii paginis, propter assiduam Christi Do- mini consuetudinem; Flumen Jordanem, cujus aquas suo baptis 52 mate consecravit: Denique quae in uniwersa Judaea et Galilaea continentur, gressibus Domini ac beatissimae «jus Matris come- crata, eta Peregrmis visitari solita, visitasse. In quorum om- nium et singularium Fidem, has manu nostra subscripta-, et si. gillo majori agit-ii nostri munitas expediri mandavimus. Datis ex nostro Conventu S. Salvatoris Jerusalem, die 28. Augusti [Rileclmi quinti. Ff. Hieronymus ab auxima, tolius Terrae Sanctae Praeses. De mandato Adm, Rdi in Xto Patria _ (L.S.) Fr. BarI/wlomaeus ab Arupina, Secretarius Terrae Sanctae. * uuo-unh. :: , n 53 Z, Ueber Rama (Arimathia), Bir und Nablus (Si- chen) nach Nasra. Um fünf Uhr des Abends (den 28. August) verließen wir Jerusalem, durch das Megrabinen, Thor reiten, um ein nen Theil der Stadt, und über das hohe fruchtbare Feld, wo einst der Kreuzfahrer Lager stand, jetzt dicht mit Oehl: bäumen bepflanzt. Wir fanden bald eine gepflasterte antike Straße, die uns steinige Hügel hinan führte. Von ihrer Höhe überblickt schien Jerusalem mitten in Gärten zu lie gen, und mit jedem Schritte erweiterte fich die Aussicht auf die hohen Gebirge. Zur Linken trennte uns ein weites Thal von einer grünen Berg-Reihe, auf deren höchsten Spitze das Minareh einer Moschee glänzt, welche deutlich verräth, daß fie vormahls eine Lateinische Kirche gewesen sey. Sie ge: hört zu dem Dorfe Nebi Sahamuil an der Stelle des alten Rama (Arimathia), und soll das Grab Samuel's enthalten. Auf einem steinigen, runden Hügel liegt das winzige Dörfchen Schorefat. Man kommt an vielen künstlichen Felshöhlen, wahr scheinlich sonst für die Wächter der Gärten, Felder und Her den bestimmt, an verlaffenen Bäumen und zerstörten Cister: nen vorbei, die zeigen, wie das Land sonst angebaut war. Zur Linken des Weges blieben uns mehrere größere Ruinen, so wie zur Rechten auf einem Berge einige Gebäude, von wel, 54 chen unsere Mucari keine Auskunft geben konnten, und die Namen fo undeutlich aussprachen, daß ich fiel nicht nach schreit ben mag. Im Dunkeln erreichten wir das Dorf Bir (Beer), welches feinen Namen (Quelle) von dem Brunnen hat, der am Eingange liegt, und durch ein großes viereckiges Get bäude geschützt ist, Der Ort schließt sich nahe an einen Fel: fen, und die Straßen führen über seine Dächer hin. Im Alterthume war er befestigt, und von feinen Mauern stehen noch gewaltige Maffen. Alle find mit dichtem Grün um webt, aus welchen die Lichter der Bewohner sehr schön her, vor schimmerten. Gärten und Oehlbaum: Pflanzungen füllt ten die Gegend. Wir lagerten uns nach dem Effen auf dem flachen Dache eines Back-Ofens, die Maulthiere um uns her. Aber schon mit dem Aufgange des Mondes verließen wir die unbequeme Ruhestätte, über steinige, wüste Berge den Weg suchend, der fich bald in ein weites Thal, dicht mit Oehlbäumen bepflanzt, fenkte, bald wieder kahle Felsen hinauf führte, auf dessen anderer Seite, Trotz des Kreide Bodens, das Dorf Helwada erbaut ist, von welchem wir abermahls in ein Thal voller Gärten zogen. Solche folgten fich jetzt ununterbrochen bis Nablus, und besonders find fie reich an Feigen und Oehl. Man reitet am Bette eines Berg waffers hin, und findet Reste alter Dämme und Mauern, in den Bergen an den Thalseiten aber zahllose Grotten. Die Dörfer liegen alle sehr malerisch auf hohen Bergspitzen, oder an steilen Abhängen. Ras Kereha blieb zur Linken auf ein 55 nem hohen Berge und weiterhin Sindshil; in der Ferne vor uns, gleichfalls auf einem hohen Berge, eine viereckige Ruine, Chürbeh Sindshill genannt, und zur Rechten in ei: nem weiten Thale, auf einem runden, grünen Hügel in der Ferne, Tarmutahara. Gern hätte ich einige Untersuchungen angestellt, aber die Furchtsamkeit unserer Führer gestattete es nicht. Erst bei Sindshil, wo wir das Thal verließen, fan den fie für gut, Halt zu machen, um Kaffee zu bereiten, und nach dieser Pause, die nichts störte, schien die Furcht der Memmen gewachsen zu feyn. Sie versicherten, daß in all len Dörfern nur Rebellen und Räuber wohnten, und unsere Aeußerung, daß sich nicht begreifen ließe, warum diese wohl gewartet haben sollten, bis wir Kaffee getrunken, ehe sie uns plünderten, machte keinen Eindruck. Leider hatten wir keinen Janitschar zur Begleitung, und konnten ihnen also auch die Ueberzeugung nicht mittheilen, wie daraus, daß uns die Knaben der Araber an einigen Orten Schimpfworte und Steinwürfe nachgeschickt hatten, auf Mord oder Plün derung nicht zu schließen fey. Das Dorf Akrabi blieb uns zur Rechten, und weiter zur Linken die Dörfer Sgabna (Sbagna) und Howara, beide an einem und demselben kahlen, runden Steinberge, wiewohl auf verschiedenen Seiten, und wir betraten endlich das enge Thal, worin Nablus (Sichem oder Sichar) liegt, welches nur sechs Meilen von Jerusalem entfernt seyn soll. Ein mühseliger Weg! Am Eingange des Thales sind mehrere Brunnen, unter 56 - welchen man noch den Jakob's Brunnen zu erkennen glaubt, wo Christus die Samariter um sich fammelte, und überzeu: gend zu ihnen sprach. Von demselben Völkchen find hier etwa noch funfzehn Familien übrig, die uns sehr beschwert lich fielen. Zu unserer Aufnahme wollte sich niemand bereit finden. Die Bewohner empfingen uns vielmehr mit Grit maffen und Grobheiten; wir suchten selbst ein Zimmer für die Nacht in einem Chan vergeblich. Endlich ließen wir uns in einem Hofe nieder, und schickten Kirkor mit dem Em: pfehlungs-Schreiben aus Jerusalem zum Aga, der gleich ei: nem Christlichen Waffenschmiede andeuten ließ, uns für die Nacht fein Gemach einzuräumen, welches geschah. Als bald fammelten sich viele Personen um uns, die ungeladen sich fetzten, und rauchend uns angafften. Nur mit Mühe konnten wir uns der langweiligen Gäste entledigen, die, wie wir erfuhren, Samariter waren. Sie sollen sich gern zu den Franken drängen, feit ihnen jemand eingeredet, daß es auch in Europa Samariter gebe. In ihrem Aeußeren bei merkten wir nichts Auszeichnendes. Nablus, welches eine auffallende Aehnlichkeit mit Heidelberg hat, lehnt sich an den Berg Garizim. Dieser ist im Süden grün, mit Gärten überdeckt, die sich terraffen förmig erheben, hin und wieder ist der Boden senkrecht. Die Umgebungen der Stadt im Thale sind gleichfalls voller Gärten und Brunnen; sie scheinen ein dichter Wald von Obstbäumen. Gegenüber erhebt sich nackt und steil der runde Rücken des Eba. Am Fuße und an beiden Seiten defel 57 ben fahe ich viele Grotten, wovon manche sorgfältig gear; beitet schienen, und den Nablusiern zu Gräbern dienen, wie es wohl ihre ursprüngliche Bestimmung gewesen seyn mag. So bald die Stadt Thore geöffnet waren, zogen wir von dannen. Hinter uns blieb Dsheeret auf fernem Berge, Wir überstiegen den Ebal, und kamen an Affira vorüber, das zur Rechten lag, zum befestigten Dorf Sennur, auf ei: nem einzelnen runden Berge, dadurch merkwürdig, daß Dsheser Patscha es nicht bezwingen konnte. Aus den Gärt ten warfen uns die Kinder mit Steinen. Belain liegt in einem fruchtbaren Thale, und eine kleine Stunde weiter Dsheran. Hier betritt man die grüne Ebne Esdrelon, über all mit Bergen umgeben, unter welchen sich der Dshebel Tur (Thabor) und Daal (Hermon) auszeichnen. Sie ist fruchtbar, aber schlecht angebaut, und zeigte uns mehrere Spuren verlassener Ortschaften. Wir durchzogen fiel der Länge nach, und stiegen dann wieder Berge hinan, die mit kleinen Gebüschen bedeckt sind. Im Dunkeln kamen wir an einem trefflichen Brunnen vorbei (Brunnen Jefreel?) end; lich, spät Abends nach Nasra, welches in einem felsigen Bergkeffel liegt. Es war der 30. August. - - 58 9- Nasra (Nazareth). Kana. Der Segensberg. Ta- beria (Tiberias). Thabor. Berg des Abgrundes. Joseph's, Jakob's und Maria’s Wohnungen. Das hiesige Franziscaner-Kloster ist gewiß das schönste in Palästina, sehr abstechend gegen das ärmliche Dorf. Ein Thor von zwei zertrümmerten Granitsäulen führt in den er fen und ein großes gewölbtes eisernes Thor in den zweiten, innern Klosterhof, in welchem ich die Oeffnungen dreier Cit fernen bemerkte. Wir gaben dem Guardian unfere Briefe ab, speiseten und gingen zur Ruhe. Aber früh am folgenden Morgen faßen wir wieder, in Gesellschaft einiger Klosterdiener, auf unsern Maulthie, ren, um die Umgebungen des Orts, in welchem Jesus seine Jugend-Jahre verlebte, zu besuchen. Zuerst fahen wir in Nazareth selbst den Brunnen der Maria, und zogen dann nordöstlich, ein Dorf Ranua vorüber, nach Kana. Von einer Stadt dieses Namens fahe ich keine Spur mehr. Vor dem Dorfe zeigte man jedoch den Brunnen, dessen Waffer Christus in Wein verwandelte, und das Haus des Bartho lomäus, wo die Hochzeit war, bei deren Feier der Heiland dieses erste feiner Wunder wirkte. Dann kamen wir zUm Felde, von welchem er drei Aehren genommen. Störend war die Erinnerung an eine Begebenheit und ferer Tage. Unweit dem Dorfe Lubia sahen wir den Platz, 59 wo der Französische General Kleber, im Jahr 1799, mit 1500 Mann sich gegen 4000 Türken wehrte, welche endlich die Flucht ergriffen, als Bonaparte aus Aka zu Hülfe kam, und nur eine Kanone abschoß. Zur Linken des Weges erhebt sich, flach ansteigend, ein länglicher Berg, der östlich und westlich einen runden steilen Hügel hat, genannt, die Hörner von Hutin. Ein Dorf Hutin liegt gegen Westen am Fuße des Berges, welcher bei den Christen der Segensberg heißt, weil auf ihm der Hei: landfeine Bergpredigt gehalten haben soll. Jetzt erschienen die Berge gelb von den Stoppeln und vertrockneten Disteln. Diese pflegt man zum Dünger zu verbrennen; daher die vier len schwarzen Flecken auf gelbem Grunde, Vom Gipfel des Berges erblickt man die Mauern von Taberia (Tiberias), feinen See, Bahharet Taberia (das Galiläische Meer) und die hohen Berge des Hauran. Links scheint aus weiter Ferne das Schloß Bethulia herüber. Tiberias, einst nach Jerusalem's Zerstörung, lange Hauptsitz des geistlichen Ober-Haupts der Juden und Jüdi: scher Gelehrsamkeit (die Verfaffer der Mischna lebten an der hiesigen hohen Schule,) kündigt sich nur durch feine Mauern von außen als Stadt an, und ist im Innern einem Dorfe viel ähnlicher, bewohnt von Arabern und Juden. Wir bei gaben uns zur Peters, Kirche, welche den Franziskanern zu Nazareth gehört, die darin jährlich am Tage des Heiligen eine Meffe lesen. Das Gebäude, dessen Giebel in einen kleinen Hof fieht, ist sehr massiv, empfängt aber nur ein 60 spärliches Licht durch die Thür, und enthält nichts, als ein nige schlechte Bilder, Arabische Gebet, Bücher, kleine höl zerne Schemel und Gebet Krücken. Sie war im Innern fo dumpf und heiß, daß wir es vorzogen, in dem freien Hofraume zu lagern und zu übernachten. Etwa 40 Schritte von dem See, nahe am Fuße fchwärzlicher Basalt Felfen, liegt ein warmes Bad, dessen Waffer von bitterem Geschmacke und schweflichtem Geruche ist. Die Einfassung aus der erwähnten schwarzen Steinart, die schwefelhaltig feyn mag, foll von jenem berüchtigten Dshesar Pascha herrühren, und ist zum Theil schon wie der zerstört. In dem sehr fischreichen See befindet sich kein Boot. Die Fifcher gehen bis an den halben Leib hinein, werfen ein kleines Handnetz aus, und ziehen es voller Fische zurück, Wir versuchten es selbst, und thaten einen so reichen Zug, daß er nicht allein zu unserer Abend Mahlzeit genügte, fon: dern daß wir auch den guten Mönchen ein Geschenk mal chen konnten, Die Furcht, das einzige Stadtthor möchte geschloffen werden, kürzte unsere Untersuchung ab. Auf dem Rückt wege fahen wir flüchtig zahlreiche Ruinen der alten Stadt, mächtige Trümmer eines Dammes oder einer Mauer an der Seeseite. Alles aus Basalt erbaut, vielleicht von Justinian, der Tiberias wieder herstellte. Dem Gedanken, von hieraus in die Jordan, Aue zu dringen, mußten wir fahren laffen, da die Führer uns vert 61 sicherten, das Ufer des Flußes fey von raubsüchtigen Beduit nen besetzt, und selbst die Soldaten des Befehlshabers wür den nicht wagen, uns zu begleiten. Als es zu spät war, erfuhren wir, daß dieses Unwahrheit fey, aber daß die Na, zarener mit den Arabern im Kriege lebten, und außer der Zeit der Pilgerschaft niemand dorthin führen möchten. Der große befestigte Chan, welcher etwa fünf Stun, den von Tiberias, am Fuße des Thabor liegt, wurde uns nicht mehr Ain el tüdschar, sondern Sukel, Chan genannt. Wir fanden (am 1. September) eine große Karawane von Kameelen und Eseln, die nach Damascus ging, vor demselben gelagert, und stiegen durch Eichenwälder den schönen Berg hinauf. Der Weg ist nur an einigen Stellen steil und schlecht; die Aussicht vom Gipfel aber, der sich in einer Stunde erreichen läßt, eine der schönsten, die man haben kann: in Süden die weite Ebene Esdrelon; in Osten die hor hen Gebirge, welche das Ufer des Jordan's und des Sees Tiberias begränzen; im Norden der Anti-Libanon; im Wer ften der Karmel und das Mittelländische Meer. Der Gipfel ist eine Ebene, worauf einst ein großes Dorf mit Kirchen und Klöstern stand, wie es scheint, von Mauern und Grät ben umgeben. Es sind noch Mauern und Gewölbe mehre: rer Kirchen und Cisternen vorhanden, halb in den Felsen gez höhlt, halb gebaut, mit trefflichem Waffer. In einer unt terirdischen Capelle wird am Tage der Verklärung Christi, die auf Thabor sich ereignete, Messe gelesen, Wir stiegen zu Fuße hinab, um den nahen Berg des 62 Abgrundes zu besuchen. Nachdem wir eine Weile in dem grünen Wiesenthale fortgegangen waren, an dessen einem Ende Nazareth liegt, kamen wir zu einer Schlucht zwischen zwei hohen Felsgebirgen, die sich gegen die Ebene Esdrelon öffnet. Die Berge bilden schräge Abhänge, gut bewachsen, und laufen am Fuße zusammen. Der Weg windet sich im Zickzack an der rechten Wand hin, zieht sich rechts um die Bergecke zu einer fenkrechten Felswand von rothem und schwarzem Stein. Am Fuße derselben find zwei Cisternen und ein kleiner Altar in den Felsen gehöhlt. Am gegenüber stehenden Berge sind mehrere Grotten bemerkbar. Ein stei: ler Abhang führt von hier zur Ebene Esdrelon hinab. Wir kamen früh genug nach Nazareth zurück, um noch einen Theil seiner Merkwürdigkeiten in Augenschein zu neh men. Zuerst Joseph's Haus. Daffelbe ist eine Kirche, die sonst mit dem Kloster zusammen hing, jetzt einzeln in einem geschloffenen Hofe liegt, von Wohnungen der Muhameda ner umgeben, welche felbst die Hälfte der Kirche durch eine Wand abgetheilt und besetzt haben. Man zeigt in derselben einen Pfeiler, aus porösem Stein erbaut, der noch von der wirklichen Wohnung Joseph’s übrig seyn soll. Jakob"s Haus liegt ziemlich welt davon. Daselbst ist ein großer, platter Felsen zu fehlen, an welchem Christus nach der Auferstehung mit den Jüngern zu Tisch saß. Auf den Felsen ist fein schönes Bild, nach dem an den König Abga, rus gesandten, wie man fagt, gemalt. In der Kloster Kirche selbst war sonst das ganze Haus 63 der heiligen Jungfrau, und da es der Engel nach Loretto brachte, ließ er hier den unterirdischen Theil zurück, der jetzt noch gezeigt wird. Man steigt auf schönen Marmorstufen unter das Chor hinab, zu welchem auf beiden Seiten Trep, pen mit eisernen Geländern führen, und findet zuerst einen Altar an dem Orte, wo der Englische Gruß geschah, dann die Küche Maria’s und mehrere andere Gemächer. Das Felsen Gewölbe soll eine Granitsäule tragen, von welcher man aber unten ein ellenlanges Stück abgehauen hat, so daß die aus der Decke herabhängende Säule von dieser getragen wird, Statt sie zu stützen. Ich weiß nicht, warum? Die Kirche besitzt die schönsten Bilder Palästinas, vor züglich eine Verkündigung und eine Mater dolorosa in der Sacristei von sehr hohem Werthe. Mit Vergnügen wird man hier überhaupt gewahr, wie frei und sicher sich die Kloster Bewohner fühlen. Sie sind fröhlich und guter Dinge, von den Türken ungleich weniger gequält, als anderswo. Unter den herzlichsten Wünschen für die lange Dauer dieses sehr wandelbaren Glücks verließen wir sie um zwei Uhr des Morgens, am 2. September. - - - - - - - - - - - - - - - 10. 1teber Chaifa (Porphyreon) und den Berg Karmel nach Aka. Mit ungewöhnlich schlechten Pferden wagten wir uns auf den Felsenweg, der westlich zum fruchtbaren Felde Sa., bulon führt, in welchem das Dunkel der Nacht die zerstreu: ten Feuer der Arabischen Lager weit glänzen ließ. Wir zo, gen nur ein Paar sehr schlechte Dörfer vorüber bis dahin, wo eine Reihe waldiger Hügel die Ebene von dem Golf von Aka trennt. Wir überstiegen fie, erblickten eine wohl bei baute Fläche, vom Meere begränzt, und von dem waldigen Kar: mel, an dessen Fuße wir hinritten, und einige Schritte weit ter durch das klare, grüne Waffer des Mukattua (Kichon) fetzten, der dicht an dem Berge hindringt, und bei seinen Ausfluffe mit mehreren Armen liebliche Gärten bewäffert. Längs diesen Gärten voll reifer Feigen und Granaten kamen wir nach dem Flecken Chaifa (Hepha), im Alterthume durch feine Purpur-Fischereifo ansgezeichnet, daß er den Namen Porphyreon erhielt. Der gute Ankergrund seiner Rhede ge: währt ihm den Vortheit, daß Schiffe, die nach Aka bestimmt find, hier anzulegen pflegen. Es zeugen aber die Reste ei: nes Castells und zweier Kirchen dafür, daß dies den alten Flor des Orts nicht erhalten kann. Wir stiegen bei dem einzigen Karmeliter Mönche ab, der hier noch übrig ist, einem Malthefer, und ritten mit 65 ihm einen steilen Weg zu dem zerstörten Kloster des heiligen Elias auf dem Karmel. Dieses große Gebäude ist erst von den Franzofen in ein Pest Hospital verwandelt, und dann eben deshalb von den Türken zerstört worden. Gute Cister, nen und ein halb wüster Garten, die Grotte enthaltend, in welcher Elias wohnte, gehören dazu. Ein Theil der Kirche wird noch zum Gottesdienste gebraucht. Nicht weit davon liegt ein Griechisches Kloster. Wir fuchten das alte Karmeliter-Kloster auf dem etwas niedrigern Gipfel des Vorgebirges, aus einer Capelle, eini; gen Zellen und Brunnen bestehend, sämmtlich in den Felsen gehauen, der hier von Feuersteinen in einer Mutter von weiz cher Kreide gebildet wird. Der Höhlen sind überaus viel im Karmel, vorzüglich an der Westseite; man sagt, mehr als tausend, und vor Alters sollen sie von Mönchen bewohnt gewesen seyn, welchen man jedoch deren Anlegung nicht zu schreiben darf. In einer Gegend, die „Höhle der Ordens, Leute“ genannt, findet man an vierhundert neben einander. Fenster und Schlafstellen find in den Felsen ausgehauen. Weiter unten, in hartem Kalkstein, Gebirge, liegt eine, die sich durch ihre Größe auszeichnet, etwa zwanzig Schritte lang und über funfzehn Schritte breit und hoch. Sie schallt U17 gewöhnlich laut. In ihr soll Elias gewohnt haben. Jetzt ist sie ein Muhamedanisches Heiligthum, und wird Chider Elias, der grüne Elias, oder kürzer, El Chider, der Grüne genannt. Wie der Heilige sich diesen Beinamen erworben hat, weiß ich nicht, aber er verdient ihn, wenn sich derselbe auf 5 66 seinen hiesigen Aufenthalt beziehen soll; denn der Berg Kar: mel kann vorzugsweise der Grüne heißen. Er ist wirklich ganz grün, auf seinem Gipfel mit Fichten und Eichen, unten aber mit Oehl und Lorbeer, Bäumen besetzt, und überall trefflich gewäffert. Einer Menge kristallheller Bäche gibt er den Ursprung, deren größter aus dem Elias Brunnen strömt, und die in dicht bebüschten Ufern dem Kifchon zueilen. Je der Anbau gedeihet in der milden, heitern Luft. Die Aus- ficht vom Gipfel über den Golf von Aka und feine fruchtbar ren Ufer, über die blauen Höhen des Libanon bis zum weißen Vorgebürge ist bezaubernd. Der alte Derwisch, welcher uns in seinem Kiosk neben der Elias Höhle mit Kaffee bewirthete, wußte viel von dem Propheten zu erzählen, den er selbst gesehen zu haben verfi: cherte. Er schilderte ihn als einen schönen Greis mit dem weißen Kleide eines Scheichs angethan. Nach dem Mittags-Effen brachen wir wieder auf, und und zogen beständig das Meer entlang. Eine Reihe fandi, ger Dünen trennte uns von der fruchtbaren Ebene. Wir ritten abermals durch den Mukatua und dann durch den Noman (Belus), aus dessen Sande das erste Glas gemacht feyn foll, und der jetzt wafferreicher war, als jener. Am Thore von Aka weigerte man, uns einzulassen, weil bei fohlen fey, alle Fremden zuvor zu melden; aber es dauerte nicht lange, so kam ein Officier, der die Erlaubniß gab. - - - - - - - - - - - - - 67 II. Von Aka (Ptolemais, St. Johann von Akra) über Gur (Tyrus) Saida (Sidon), Beirut (Berytus) und den Libanon nach Baalbek. - Die Stadt Aka (Ptolemais, St. Johann von Akra) an der Nordseite des Meerbusens belegen, und mit einer vier Faden hohen Mauer umgeben, trägt im Innern und Aeußern viele Spuren der Verwüstung. Wir ritten an mehreren Mo- scheen, mit schönen Bäumen bepflanzt, vorüber, zum Hause des Russischen Consuls, Herrn Antonio Catafago, der uns auf der Treppe erwartete, und beinahe mit einem lauten Ger: lächter von uns begrüßt wäre, wegen seines seltsamen Anzu: ges. Er war Orientalisch gekleidet, hatte aber das Haar in einen kleinen Zopf gebunden, und einen altmodischen, dreieckigen Huth ganz im Nacken aufgesetzt. Diese Insignien seiner Europäischen Würde verließen ihn nie, so lange wir in Aka waren. Er wußte ihr indessen anderweitig Ehre zu machen, und räumte uns eine große Wohnung ein. Die merkwürdigsten Gebäude Aka's hat Dshesar Pascha, furchtbaren Andenkens, errichtet. Auch die Festungs-Werke, die jedoch weder genützt haben, noch nützen werden. Denn fie find, wie gewöhnlich bei den Türken, erst angelegt, als der Feind abgezogen war, und nachher nicht unterhalten, weshalb ein Theil derselben, welcher in die See hinaus geht, schon wieder eingestürzt ist. Beffer gelang es ihm mit mehreren 68 geräumigen Chans, die er neu aufführen ließ. In einem ruht die Galerie um den Hof auf zweiunddreißig Granitsäur len aus den Ruinen von Kaisaria (Cäsarea). Mir gefiel vor züglich ein weitläufiges Bad, dessen Wand von unten mit Fayance und der Boden mit buntem Marmor bedeckt ist. Es enthält eine Menge größerer und kleinerer, gut erleuchtet ter Zimmer, zur Steigerung der Hitze eingerichtet. Dshefar's Moschee liegt in einem hübschen Garten von Palmen, Obst Bäumen und Blumen: Die Kuppeln des Hofes ruhen auf Säulen von weißem und rothem Marmor und Granit, auch aus Kaisaria. Die Kuppel der Moschee selbst ist leicht und hübsch, voll Inschriften; ihr nahe, umgittert, unter einem Dache, Dshesar’s Grab aus weißem Marmor mit Gold, von den schönsten Cypreffen beschattet. - Vor der Stadt sieht man eine große, jetzt zerstörte Wafferleitung, die Dshesar gebauet, sein Nachfolger Su: leiman/Pascha aber unbenutzt gelaffen, und eine neue schon - der Vollendung nahe gebracht hat. - - Die Stadt soll an 15,000 Einwohner zählen, unter welchen viel Armenier und Griechen sich befinden, und Trotz der Schlechtheit des Waffers und der Luft immer mehr empor kommen, da die Europäer durch das leichte Fahrwaffer des Hafens sich nicht abschrecken laffen, Getreide, Seide und Baumwolle zu hohlen, die in den Umgebungen trefflich ge: deihen. Es zeigen sich auch Spuren von Wohlstand in dem Aeußern des gemeinen Volks, das hier gewöhnlich einen bis zum Knie reichenden, streifigen Rock trägt, dessen Obertheile 6) bunte Zierathen, nach einem allgemeinen Muster eingewebt, find. Man pflegt ihn fertig zu kaufen, und zuweilen noch einen weiten, breit gestreiften Mantel darüber zu hängen. Zur Kopfbedeckung dient eine zur Seite herabhängende 1'0% the Mütze, mit einem Paar bunten Tüchern um die Stirn befestigt. Die Araber erscheinen in weißen Hemden mit Dolchen im Gürtel. Der Weiber Anzug ist der gewöhnliche Orientalische, - Ihr Kopfputz besteht aus einem Tuche, das hinten vom Kopfe herabfällt, vorn aber das Haar sehen läßt, und um die Stirn mit einem kleineren Tuche befe, stigt wird. Ich fand sie hier mehr verschleiert, als in Na zareth und unter Weges auf dem Lande. Schönheiten find nicht selten; aber ihr vermeinter Schmuck entstellt fie. Sie pflegen Wangen und Stirn mit einer Reihe großer Silber Münzen zu zieren. Die reichern Frauen in Aka tragen Statt deren Gold, Münzen, eben so und auch um den Hals, überhaupt viel Geschmeide. Sie laffen das Haar lang hän gen, oder binden es in Flechten auf, und bedecken es mit einem kleinen Turban, dessen Mütze auch gestickt ist. Da Herr Lidman hier kein Schiff zur Rückreise nach Konstantinopel fand, so mußte er sich entschließen, mich nach Seida oder Beirut zu begleiten. Herrn Catafago's. Bei mühungen gelang es, uns durch den vielgeltenden Minister Chaim eine Menge Bujuruldis (offene Befehle) vom Par scha zu verschaffen, der überhaupt den Franken sehr gewo: gen ist. Dafür statteten wir dem Minister einen Besuch ab, und fanden bei ihm eine überaus höfliche Aufnahme. Er 7o ist ein Jude, dem Dshesar Pascha hat die Nase abschneiden und ein Auge ausstechen laffen, auf deren Stellen er jetzt Pflat ster trägt. Diese Verstümmelung hindert ihn jedoch nicht, nächst seinem Herrn der angesehenste Mann in Aka zu sein. Am Nachmittage (4. September,) reiseten wir ab, zufrieden mit guten Pferden und deren bequemen Sätteln, wie mit der Sitte, diesen Thieren lange Troddeln vor die Brust zu hängen und ein Tuch unter den Bauch zu binden, um sie gegen Infekten zu schützen. Nach etwa drei Stunden kamen wir die Dörfer Sex merieh und Dschib (Achzib, Ecdippa) vorüber, durch ihre Waffer Melonen berühmt, welches letztere auf einem Hügel am Meere liegt. Das weiße Vorgebirg (Promontorium album), drei Meilen von Aka, entspricht feinem Namen, den es von dem steilen weißen Kalkstein, Felsen führt, aus welchem das felbe besteht. Auf ihm hat man zur Erhebung des Wege: Zolls ein Gebäude errichtet, nach seiner Bestimmung, Ker far, genannt. Wir ruhten hier mehrere Stunden, und verfolgten dann in der Nacht unfern Weg, der über einen sich zur See neigenden, doch nicht teilen, unbebauten Ab hang führte, einem zweiten Kefar vorüber, zu dem von Suleiman Pascha neu angelegten Brunnen, den unser Füh: rer Ain es Sakar, Zucker, Brunnen, nannte. Vor Sonnen-, Aufgange erreichten wir Ras al Ain (Palätyrus). Große Steinbecken von Türkischer Bauart auf antiken Fundamenten sammeln ein starkes Waffer, das mehrere Mühlen treibt, und durch eine alte, malerisch um 71 grünte Wasserleitung sich in die Ebene verbreitet. Daher der Name: Haupt der Quellen. Bald erblickten wir einen sandigen Strand und die Halb-Infel, auf welcher die Trümmer von Tyrus sich über einander häufen. Von dem ältesten ist aber, bis auf ein Paar Bogen einer Wafferleitung, die weit hinter den Sandhü, geln liegen, welche von den Trümmern des dritten Tyrus gebildet sind, nichts zu sehen, mit Ausnahme des Dammes von Alexander's Teiche. Der Drusische Emir Fakhreddin hat in einer Ecke der Halbz Insel eine befestigte Wohnung angelegt, welche jedoch als Castell, mit einigen Janitschar ren besetzt, unzureichend ist. - - Die jetzige Stadt Sur, die richtiger ein Dorf heißen sollte, nimmt kaum zwei Drittheile der ehemahligen Insel ein. Die Halb-Insel und das Ufer umher find tiefer Sand. Gegen Norden ist ein doppelter Hafen; der innere war mit Mauern und Thürmen befestigt, wovon noch Reste, wahr, scheinlich aus dem Mittelalter, zu sehen sind. Er ist sehr feicht. Den übrigen Theil der ehemahligen Insel nehmen Felder oder Gärten von Feigen und Nopal ein, welche je: doch von einer verfallenen Mauer mit Basteien ohne Kano, nen eingeschloffen sind, wie die ganze ehemahlige Insel, die auch an der Landseite ein Paar Thürme hat. Wir konnten einen Theil des Weges übersehen, den wir während der Nacht zurück gelegt hatten. Vor Ras al Ain beginnt hart am Meere eine antike, in den Felsen ge: hauene, Theils stufig gepflasterte Straße, die man Alexan: V- 72 der dem Großen zuschreibt. Das Meer brach sich gewaltig daran, und in fein Getöse schallte dumpf der Kanonen, Don ner, womit man in Aka das Beiram's Fest ankündigte. Zur Feier desselben waren auch wohl die beiden Rufi: fchen Schaukeln errichtet, die mich im Sande vor dem Thore von Sur überraschten. Alles war festlich gekleidet, und die Soldaten figurierten mit dem Dsherid. Uns gab man ein ureinliches Zimmer im Hofe der Thomas Kirche, wo mich gänzliche Erschöpfung wider Willen zum Schlafe zwang, bis wir des Nachmittags uns zum Aufbruche gürteten. Der Abend war unbeschreiblich schön, wie der vorige. Wir zogen einen verwüsteten Chan vorüber, wo eine Brücke über den Kasemich (oder Leitane) führt, der hier aus einem wilden Gebirgs/Thale tritt, und in mäandrischen Krümmun gen blumige Wiefen durchschlängelt. Die Gegend ist fast ganz unbebaut. Wir bemerkten nur ein Baumwollen Feld, das vor Unkraut kaum zu unterscheiden war, und zwei Gafellen liefen am Wege. Unerwartet erblickten wir einen kleinen, vom Meere gebildeten Hafen, und daneben offene und verschütt tete Cisternen, Reste von Säulen und Altären, und ein vier eckiges Fundament am Meere, wo man auf Stufen in eine Vertiefung hinabstieg. Welcher alte Ort stand hier? Viel leicht Sarepta? Am Grabe Scheich Chider's, jetzt von Scheich Musa bewohnt, legten wir uns zur Ruhe nieder, welche aber von Flöhen und Arnauten gestört wurde. Letztere lärmten so, daß wir uns lieber weiter begaben, und nach einigen Stun 73 den, an dem Ufer eines Fluffes, über welchen Suleiman eine große Brücke geführt, abermahls Halt machten und Kaffee tranken. Bis dahin hatten wir in dem Lande viele, zum Theile ausgetrocknete Flüßchen, viele Quellen und Brunnen bemerkt. Bei Sonnen Aufgange (6. September,) erblickten wir Saida (Sidon). Ein einzelner Thurm auf einer Anhöhe erhebt sich zuerst aus den Gärten, welche die Stadt, wie ein dichter, schöner Kranz umgeben. Sie macht einen angeneh: men Eindruck. Die Häuser, meist ihre Aussicht in’s Freie habend, find groß und gut gebaut, und vor jedem ist ein Garten, worin dichte Büsche von Bananas grünen, und mancherlei Blüthen dem Wanderer ihren Duft entgegen fen: den. An der andern Seite des Weges vor dem Thore ist ein Türkisches Begräbniß, voll der schönsten Bäume. Türkische Frauen sahen wir hier bei den Gräbern beten. Auf einem Hügel, der die Stadt beherrscht, liegt ein Schloß; ein zwei tes im Meere. Aber das Innere erfüllt die Erwartung weit nig; die Straßen sind enge, und die Häuser meist schlecht gebaut. Wir traten im großen Chan ab. Doch ein Französis scher Arzt, dessen Name mir entfallen ist, lud uns bald zu sich ein, und gab uns ein Paar Zimmer ohne Möbeln. Mehr bedurften wir nicht, da wir keinen Grund fanden, hier lange zu verweilen. Vom alten Sidon fehlen alle Spur ren, und dem neuen die Schiffe, von welchen eins meinen Gefährten hätte nach Cypern bringen können. Der hier 74 sonst blühende Handel zieht sich immer mehr nach Beirut. Der Hafen, um welchen man noch Reste eines Dammes fieht, ist ganz versandet. Doch mag der Ort noch über 8000 Ein wohner, größten Theils Griechen, zählen. Im Norden fanden wir, bei unserer Abreise am Nach mittage, bis über den Fluß Auleh (Leon?) hinaus, seine Umge: bung reizend mit Gärten geschmückt, und Saida selbst verliehen die Berge im Hintergrunde ein ungemein liebliches Ansehen. Aber hinter dem Auleh beginnen wieder kahle, steinige Ber: ge, über welche eine antike Pflasterstraße führt. Eine solche Straße, jetzt zerstört, ist ärger, als ob nie eine da gewesen wäre. Nicht weit von ihrem Ende liegt der Chan Nebi Junus, Prophet Jonas, mit einigen Neben Gebäuden, Gärten und guten Quellen in einer fruchtbaren Gegend, reich an schönen Bäumen. Wir schliefen dafelbst recht gut, ob ich gleich durch den offenen Bogen der Halle, unter wel, cher wir lagen, während der Nacht einen starken Regen, guß bekam. Hier wird der Weg abwechselnd, bald hart am Meere durch tiefen Sand, bald weiter vom Gestade über schlechte steinige Strecken führend. Aber die Ansicht der bebauten Bert ge, voller Dörfer, Klöster und Gärten, hält dafür schadlos, Etwas oberhalb des Weges ward eben über den Damer Fluß (Taunyras), den wir des Morgens erreichten, eine Brücke gebaut. Er tritt aus einem engen, von steilen Bergen um gebenen Thale; ein Waffer ist klar und frisch, und von der Fruchtbarkeit seiner Ufer zeugen die schönen Gärten. Er ist 75 vorzüglich von Rosen Lorbeeren umkränzt. Bei einem Kefar, welcher en mami, von einem gleichnamigen nahen Kloster genannt wird, speiseten wir, und waren zeitig in Beirut (Berothat, Berytus) (7. September). Die Stadt liegt auf einer herrlichen, grünen Halb. In fel, und hat im Norden einen Meer Busen am Ausfluffe des ziemlich breiten und tiefen Nahr Beirut (Magoras). Sie zeigt sich nicht eher, bis man am Thore steht, denn man reitet immer in Hohlwegen, zwischen den schönsten Gärten. Ein Kalk berg voller Landhäuser, Wein und Maulbeer, Pflanzungen bedeckt die Stadt von der Landseite fo, daß man sie nur sieht, wenn man sehr hoch hinauf klettert, Zwischen den Gärten find Pinien, Wäldchen zerstreuet. Nahe am Thore ist ein hübscher freier Platz mit Brunnen und Bäumen. Wir fuchten alsbald Herrn Laurella, den Russischen Agenten, in seinem Magazine am Hafen auf. Er war nicht da. Wir begaben uns in's Kloster, wo wir Alles besetzt fanden, und von dem Corsischen Capuziner nicht ohne Mühe ein Nachtlager erhielten, das wir am Ende nicht rathsam fanden, anzunehmen, und vorzogen, auf der Terraffe zu übernachten, die uns bei Sonnen Untergange und im Mon: denschein eine unbeschreiblich schöne Aussicht gewährte. So bald wir aber durch Herrn Laurella, der von unserer Ankunft benachrichtigt, sich gefälligst einfand, erfahren hatten, daß eben keine Schiffs-, Gelegenheit nach Cypern fey, und Herr Lidman zu jeder Zeit ein Boot besonders dahin miethen könne, so faßte er den Entschluß, mich unverzüglich nach - 76 dem nahen Baalbek zu begleiten. Wir mietheten drei Esel, ließen unser Gepäck in das Landhaus des Herrn Laurella tragen, und zogen schon am folgenden Morgen (8. Septem: ber,) von dannen. Beirut, obgleich wohl nicht über 12,000 Einwohner zählend, foll gegenwärtig den ausgebreitetsten Handel der Syrischen Küste haben. Seide und Baumwolle sind die Haupt, Artikel der Ausfuhr, und finden den bedeutendsten Absatz nach Frankreich und Italien. Griechen, Drufen und Maroniten wetteifern in Thätigkeit. Von dieser zeugt auch die Umgebung der Stadt bis zum Hochgebirge. Anfangs reitet man durch die früher erwähnten Hohl wege und sandigen Straßen. Die großen Bäume, welche den Weg beschatten, find von Reben umrankt. Hecken von Rohr, Ackerbeeren und Nopal umgeben die Maulbeer Pflanzungen und Weingärten. Kleine Kaffeehäuser und Obstbuden von Steinen und Baumzweigen findet man fast an allen Kreuzwegen, in der Nachbarschaft der Dörfer und Landhäuser, auf der ganzen Straße. Die Chans bestehen aus einem Stalle und einem Paar Zimmern. Der Reich, thum an Quellen, Brunnen und Bächen ist unsäglich; ihr Waffer vortrefflich. Maulbeeren und Wein werden am mei; sten gebaut. Allmählich steigt man bergan; die Aussicht erweitert sich. Man übersieht das fruchtbare Uferland immehr mehr, je nachdem man eine Reihe der Vorberge des Libanon nach der andern erklimmt. Sie werden immer höher, und die - 77 Wege immer schlechter; endlich so schlecht, daß sie fast auf hören. Die armen Lastthiere müssen entweder über Haufen loser Steine einher gehen, oder steile Felsenstufen hinauf und hinab springen, sich zwischen hohen Steinen mühsam durchwinden, oder an glatte Felsen sich mit den Füßen klam: mern. Unsere Esel waren sehr sicher; jedoch mußten wir mehrere Mahle zu Fuße gehen. Unbegreiflich ist, wie schwer bepackte Karawanen von Mäulern und Kameelen auf solchem Wege fortkommen, und wunderbar die Kraft und Festigkeit dieser Thiere. Sehr unangenehm, ja gefährlich wird ihr Begegnen, oder die Nothwendigkeit, ihnen vorüber ziehen zu müffen. Der Wegraum ist oft enge, und die Mauthiere ohne Führer gehen gerade zu, und rennen mit großer Ge; walt Alles um, was ihnen in den Weg kommt. Ich habe mehrere Eselfo hinstürzen sehen. Weiter findet man, daß die Bergrücken, vom Haupt- Gebirge auslaufend, parallel neben einander von Osten nach Westen zum Meere hinziehen. Sie sind von unten bis oben bebaut. Ihr flacher und hoher Rücken zeigt weit über den Wolken überall Reihen von Dörfern, Landhäusern, Klö: fern und Weingärten, in welchen letzteren, wie in Asien überhaupt gewöhnlich, die Rebe ohne aufgebunden zu seyn, an der Erde fortrankt. Die Thäler, auf welche wir hinab fahen, waren tief und enge. Ueber den fruchtbaren Bergen erheben sich die steilen Höhen des Haupt-Gebirges, die jetzt eine gelbrothe Herbstfarbe hatten. Herden schwarzer Zie gen mit braunen hängenden Ohren, und weiße Schafe mit 78 großen Fettschwänzen weiden an diesen Alpen. Die letzten Höhen bildet der Gipfel des Libanon, ein nackter violetgrauer, steiler Felsenkamm, aus dessen Schluchten Schneefelder blicken. Dichte Wolken verhüllten uns. Dazwischen warf ein Son nenblick ein glänzendes Licht auf ein Dorf, oder einen Berg, während alles Uebrige gänzlich verschwand. Kalk ist das herrschende Gestein. - Wir ruhien bei einem Paar Chans, wo wir nichts fan den, als Milch, Käse, Eier, Obst und Wein, alles sehr gut; aber sehr schlechtes Brod. Endlich erreichten wir, fast an der höchsten Stelle des Weges, im Dunkeln den Chan, in welchem wir zu übernachten beschloffen hatten. Allein dieser beherbergte der Flöhe so viele, daß sie uns zwangen, die Nacht auf dem platten Dache zuzubringen, wo wir empfind: lich von der Kälte litten. Zwischen uns und den blauen Zacken des Anti; Liba, non lag am folgenden Morgen (9. September,) eine weiße wellige Fläche, ganz einem großen Schneefelde gleich. Mit Sonnen Aufgange setzte sie sich allmählich in Bewegung. Es waren Wolken, die von einer Bergkette zur andern die ganze Ebene el Bkaa (einst zu Cölesyria gehörig), welche wir am Abende von fern gesehen, unseren Augen verschleierten. Wäh, rend wir in der Hütte eines gutmüthigen alten Drusen früh stückten, zogen sie an den Bergen auf und ab, und ver. schwanden endlich nach dem Meere zu. Wir stiegen dann hin ab in die breite und hohe Thalebene. Sie besteht eigentlich nur aus flach ansteigenden Hügeln, von Schluchten getrennt, 79 die von der Höhe überblickt nicht merklich find, und dem Auge immer eine Ebene darstellend über die Entfernungen unendlich täuschen, zumahl da des Bodens wellige Gestaltung hindert, Gegenstände in weiter Ferne wahrzunehmen. Noch ehe wir vom Berge hinabgestiegen, zeigte man uns Baalbek in einer Entfernung, die uns hoffen ließ, in einigen Stun, den das Ziel zu erreichen. Darauf verschwand es, und wir wanderten den ganzen Tag, ohne es wieder sehen zu kön, nen, bis auf eine Stunde Weges davon. Bei unserem Eintritte in die Ebene, an der Oeffnung des Gebirgs, Thales, wo wir übernachteten, ließen wir die Ruinen des Schloffes Kabb Elias hinter uns. In der Ebene selbst kamen wir bei mehreren elenden Dörfern vor bei, aus Erdziegeln gebaut, als Albeya, Moallaka, mit ei: ner halb zerstörten Moschee, wo auch ein Scheich sich befin det. So schlecht die Häuser aussehen, so lieblich sind die dichten Büsche von Weiden, Lombardischen 7 und Silber, Pappeln, welche zahllose Bäche beschatten, die Mühlen treiben und Gärten wäffern. Dann verläßt man den Ab hang des Libanon, an welchem man bis dahin fortgerit ten, und wendet sich zum Anti, Libanon, über die Ruinen einer alten Brücke und Hügel von Trümmern an einem Ba, che, der niedrigsten Stelle des Thales. Ungefähr bis an diesen Punct ist die Ebene bebaut; von hier bis Baalbek liegt sie wüst, und wird allmählich gegen Norden breiter. Keine Pflanzung, kein Baum, keine Menschen - Spur zeigt sich, so weit das Auge an Berg und Thal umher schweift. 80 . - " : , Herden wilder Gasellen springen am Wege herum. Endlich . . . sieht man wieder eine Reihe Gebäude über einen flachen Hür " - gelrücken hervorragen. Das ist Baalbek. Etwa eine Stunde . davon findet man ein zerstörtes Türbeh (Bethaus) auf acht zerbrochenen Säulen vom schönsten Granit, die ohne Ord nung, zum Theile verkehrt, in die Erde gepflanzt sind. - „. - - - - " . . ". - - , - - - - - . . ." - - - - - - - ., 81 I 2. Baalbek (Heliopolis). Baalbek liegt am Abhange des Anti-Libanon am Aus gange eines kleinen Thales in die Ebene el Bkaa. Die neuere Stadt besteht aus einem wüsten Haufen schlechter Hütten von rohem Steine und einem Paar halb zerstörten Moscheen von guter Saracenischer Bauart; so auch die verfallenen Mauern, in welchen man viele Reste des Alterthums findet. Das Thal wird von einem Bache durchfloffen, den man der Bewässerung wegen in unzählige Arme vertheilt hat. An der tiefsten Stelle des Thales umfließt er das Castell in der Nähe der Ruinen, die herrlich aus dem dunkeln Grün der Bäume hervorragen, und durch die luftigen Säulen schimmern die Schneefelder am höchsten Gipfel des Libanon, der gerade gegenüber liegt. Die Stadt, von einigen hundert Maroni ten, Türken, Griechen und Juden bewohnt, gehört Tschah: tschah, dem Emir der Motualis, der sich vor Zeiten einbil, dete, ein gar mächtiger Herr zu feyn, aber durch Suleiman Pascha sehr gedemüthigt worden ist. Ich hätte ihm gerne meinen Brief vom Pascha gebracht, aber er war abwesend, und so habe ich nur vorbeigehend ein Paar von dem Gefin del gesehen das in ihm einen angestammten Herrscher ver; ehrt, und von den übrigen, Christlichen Bewohnern der Stadt sich nur dadurch zu unterscheiden schien, daß es mehr bewaffnet einher ging. Außer den bei Aka erwähnten streifig gewirkten Röcken, trägt man hier viel blaue; auf dem 6 82 Kopfe die hängende rothe Mütze mit einem großen Bunde von roth und weiß oder gelb gestreiftem, oder geflammtem Seiden Zeuge. Ein sehr hübscher, malerischer Kopfputz. Der Anzug der Weiber ist der gewöhnliche, mit vielen Mün zen auf dem Kopf. Wir traten im Kloster ab. Die zwei Griechisch, Kai tholischen Geistlichen waren eben mit Beten beschäftigt, und die Gemeine stand auf Krücken umher. Alle suchten ficht lich gedankenlos ihre Arabischen Gebete möglichst schnell her zusagen, und überfielen uns dann mit dummdreister Neu: gier. Nachdem wir der schönen Aussicht von der Terraffe genoffen hatten, zogen wir uns mit dem Dunkel und unserem Abendessen in das angewiesene Kämmerlein zurück, durch manche bettelhafte Aeußerung zur Genüge belehrt, daß hier die bescheidene Gastfreiheit der Franziscaner sich nicht finde. Am Morgen (10. September,) begaben wir uns in Gesellschaft zweier ältlichen Christen und einer Schar un: gezogener Buben zu den Ruinen der Sonnenstadt, die sich an eine östliche Kette des Libanons lehnen, und vorzugsweise das Castell genannt werden. Ich näherte mich ihnen mit der gespanntesten Erwart tung, und mit dem Maßstabe der Größe, welchen ich von den Wunderwerken der Alt; Aegyptischen Baukunst entlehnt hatte; aber dieser wollte nicht paffen. Der Korinthischen Ordnung, der hier einzig herrschenden, ist es eigen, von weitem kleinlich zu erscheinen, und nur Eindruck zu machen, wenn man die Größe der Maffen und die Sorgfalt der Aus- 83 führung in der Nähe betrachten und miteinander vergleichen kann. Erst als mir folches vergönnt war, als ich die Di; menfionen der Säulen ermaß, und die unvergleichbar kunst, reiche Arbeit gewahr wurde, sank ich in staunende Bewun: derung. Der vollendet gewesene Tempel, welchen einige einen Jupiters Tempel, erbaut von Antoninus Pius, Andere, gewiß irrig, das Grab Heliogabal's nennen, bildet ein längliches Viereck, 138 Fuß lang und 96 Fuß breit, mit ei: nem Eingange, und umher von Säulen umgeben. Die hintere Giebel Façade hatte acht Säulen, jede lange Seite vierzehn, wovon die zwei letzten an den beiden Wänden des Tempels vorspringen, und vor der Eingangs, Fagade, an der vordern Giebel Seite eine doppelte Reihe etwas kleinerer, eannelirter Säulen zwischen sich enthielten. Es stehen da, von nur zwei, so daß ungewiß ist, ob die Vorder-Fagade der ren auch acht, oder nur sechs gehabt habe. Es scheint mir, als wären in Allem zweiundvierzig Säulen vorhanden ge: wesen. Da aber die Wände des Tempels vor der Eingangs, Fagade noch um eine Säule vorspringen, so möchte man glauben, daß zwischen den beiden Endpfeilern derselben eine dritte Säulenreihe gestanden, welche mit diesen drei Wän den ein kleines Vorgemach bildete; in späterer Zeit habe man die Mauer von einer Wand zur anderen gezogen, mit einer kleinen Thür, durch welche man jetzt hineintritt, und wel che die Hauptthür verbirgt. Die Höhe der Säulen ist an 54 Fuß, ihr Durchmes 84 fer 6 Fuß und 3 Zoll; sie sind aus drei Stücken zusammen gesetzt. Viele stehen noch, andere lehnen sich schräge an die Wände des Tempels, andere find von oben herab zertrüm: mert, noch andere sind ganz umgestürzt. Sie standen oder stehen neun Fuß von einander, und eben so weit von der Mauer des Tempels. Die Korinthischen Verzierungen der Knäufe, wie des Gebälks auf der Wand des Tempels sind die gewöhnlichen, aber von sehr reicher und tiefer Arbeit, oft ganz Haut-Relief. Die Decke, welche das Peristyl mit dem Haupt-Gebäude ver: bindet, hält sich zum Theil noch, zum Theil ist sie herab, gestürzt. Sie ist rund, und hat zur Hauptzierath rauten, förmige Vierecke, Köpfe in runden Medaillons enthaltend, welche auch in den durch die Rauten gebildeten Dreiecken zu sehen sind. Mit Mühe unterschieden wir an den Attributen ein Paar Gottheiten; die Gesichter sind alle verstümmelt. Die Thür ist außerordentlich groß und schön, von Bändern des reichsten Blätterwerks und Arabesken umgeben. Schöne Tragsteine stützen zu beiden Seiten ein Korinthisches Gebälk. Jeder Pfosten besteht aus drei Steinen. Seltsam fällt es auf, daß sich der mittelste Stein des Thürgebälks herabge fenkt hat, und von den beiden andern noch eingeklemmt, mitten über dem Eingange gleichsam in der Luft schwebt. Das Thürgebälk zeigt in der Thüre einen fliegenden Adler mit dem Caduceus in den Klauen und einen geflügelten Ge- nius, der einen Kranz von Weintrauben hält, in Relief; der zweite Genius ist nicht mehr vorhanden. 85 Beim Eintritte findet man rechts und links zwei breite Pfeiler mit Korinthischen Capitalen, in deren Innern eine Wendeltreppe auf die Mauer führte; die zur Linken ist zer stört. Ueber den Boden des Tempels läuft, von der Thüre deffelben mit den Seitenwänden parallel, auf jeder Seite ein hohes Fundament, welches vielleicht eine, die Decke stützende Säulenreihe trug, oder eine bedeckte innere Halle bildete, falls der Tempel hypätherisch gewesen seyn sollte; und viel leicht gehörten eben hierher die schönen Granitsäulen, welche man zu dem oben erwähnten Türbeh verbraucht hat, und deren noch einige im Castelle umher liegen. Dieses Funda ment erstreckt sich bis zum Opistodomos. Die Wände des Tempels von gelben Marmor: Qua: dern enthalten halb erhabene, runde, cannelirte Korinthische Pfeiler, in den Zwischenräumen zwei reich verzierte Nischen über einander, die untere mit einer runden, die obere mit einer dreieckigen Giebel: Bedeckung. Sie sind nicht tief, und wahrscheinlich standen Bildsäulen oder Büsten darin. An der rechten, erhöhten Seite des Fundaments vom Opistodomos führte eine Thür zu einem unterirdischen Ganz ge, der um den ganzen Tempel zu laufen scheint. Den Opistodomos trennten zwei, an einen eckigen Pfei ler gelehnte cannelirte Säulen, welche mittelst zweier durch Eichenlaub verzierter Bogen über einander mit den Seiten wänden zusammen hingen, vom Schiffe des Tempels. Jetzt find sie umgestürzt. Der Opistodomos war vermuthlich bei deckt; feine hintere Wand ist ganz nackt. 86 Alle Werke des Meißels find hier von ganz vollendet ter Schönheit; die Ausführung des kleinsten Details beur kundet eben so viel Sorgfalt, als technische Gewandtheit und edlen Geschmack. Wer das Laubwerk und andere Zierathen betrachtet, muß viel mehr geneigt seyn, auf den biegsamsten Stoff zu schließen, als ihre zarte Bildung aus Stein für möglich zu halten. Eine ganz andere Form trat uns vor dem Eingange des Tempels entgegen, in einem aus mächtigen Kreuz Gewöl, ben bestehenden Thurme Saracenischer Bauart. Er ist schön und solide aufgeführt, wie fast Alles, was die Araber auf und von Baalbek's Trümmern errichtet haben; aber, um ihm Gerechtigkeit widerfahren zu laffen, ist die Nachbarschaft nicht günstig. Bei den übrigen Ruinen wird man besonders schmerz, lich daran erinnert, daß uns aus der alten Geschichte Baal: bek's alle Nachrichten fehlen, und die spätern so dürftig sind. Ifis und Horus treten oft unverkennbar hervor. Die geflü: gelten Kugeln von Schlangen umgeben, bezeugen, daß die Priester Baalbek's ihre Gottheit aus On, dem Aegyptischen Heliopolis, hohlten. Ob und was Salomon hier gebaut hat, oder was davon später zu verschiedenem Zwecke erneuert wur; de, ist ganz ungewiß, und Einiges des Vorhandenen scheint nie vollendet gewesen zu seyn, wie ich folches von sechs Säu: len glaube, die mit ihrem Gebälke, auf hohem Fundament, über Alles hervorragen, indem sie auch den höchsten Platz einnehmen. Offenbar find ihrer zehn gewesen, aber von ei: 87 nem Gebäude, zu welchem sie gehören follten, ist nichts zu fehen. Ihre Gestalt setzt sie den Säulen des Tempels gleich, und wie diese, bestehen sie aus drei Stücken. Durch ein rundes Thor in dem Fundamente einer mächtigen Mauer gelangt man zu den Resten des nicht voll endeten großen Sonnen, Tempels, welche den ganzen übrig gen Raum des Castells einnehmen, und in zwei Abtheilun: gen oder Höfe zerfallen. In der Mitte des ersten Hofes fieht man das Fundament eines Gebäudes. Um die Mauer des Hofes läuft eine ziemlich symmetrische Reihe von Zimt mern, abwechselnd längliche Vierecke und Rotunden von geschloffenen Thürmen, mit Thoren unterbrochen. Die Zimmer find alle nach außen geschloffen, und haben nach dem Inneren des Hofes gar keine Wände. Sie find voll runder und eckiger Nischen, und diese reich ünd man nichfaltig mit Muschel und Laubwerk, mit Medusen, Kö, pfen, Aegyden u. dgl. in Marmor verziert. Der zweite Hof ist dem ersten ähnlich, und zeigt überaus reich geschmückte Thüren und Thore. Alle diese Gebäude ruhen auf ungeheuren Gewölben, welche das Fundament bilden, und worin die eigentlichen Thore und Eingänge des Castells und Tempels waren. Ein großes Thor im erhöhten Fundamente des Tempels führt zu diesen Gewölben, die eine Menge. Neben Gemächer ent halten. - Wir verließen das Gebäude durch eines jener Thore, und umgingen es, um das berühmte Trilithon, oder die drei 88 großen Steine in der Mauer des alten Schloffes zu besehen. Keiner von ihnen soll unter 60 Fuß, der größte aber 62 Fuß 9 Zoll lang feyn, in der Tiefe und Breite aber 12 Fuß haben. Wenn ich dies von Andern angegebene Maß auch nicht verbürgen will, so finde ich doch keinesweges Grund, daffelbe in Zweifel zu ziehen. Es find die ungeheuerten Steine, die ich je gesehen habe, und konnten wohl allein die Volks-Meinung veranlassen, daß Baalbek auf Salomon's Geheiß von Engeln und Dämon erbaut sey. Die ganze Mauer aber besteht aus mächtigen Quadern, und soll eine unverkennbare Aehnlichkeit mit den Ueberbleibseln des Salo monischen Tempels haben, die noch in den Grundmauern der Moschee Es Sachra auf Moria enthalten sind. Außerhalb der Mauer, unweit des Tempels, besahen wir eine kleine Korinthische Rotunde, welche von außen ei: nen achteckigen Stern darstellte. Die Säulen sind aus ei: nem Stücke, zwischen ihnen Nischen mit Postamenten; in wendig ein marmornes Fußgestell. Auf dem Berge über Baalbek erblickt man an einer stei len Felsenwand viele Höhlen; darüber eine zertrümmerte Säule, deren Fußgestell allein nur noch steht, und zu wel, chem man auf Felsen / Stufen hinabsteigt, Ohne Zweifel trug sie eine Bildfäule. Diesem nahe liegt ein seltsames Bruchstück unvollendet ter Schöpfung. Es ist ein viereckiger Stein, gewölbt und, der Form und den Verzierungen nach, den gewölbten Decksteinen der Halle des Jupiter Tempels ähnlich. Er ist aber auf al: 89 len vier Seiten bearbeitet, und hat in den Ecken Löcher, um auf vier Pfeilern zu ruhen, sollte also ein Tabernakel für sich, ähnlich den Monolithen Tempeln Aegyptens, ein Baldachin oder etwas dergleichen werden. Von oben blieb er unvollendet. Uebrigens findet man auf dem Berge Felsen Cisternen, Grabhöhlen, Türkische Gräber und ein schlechtes Türbeh, bei welchem wir nicht lange verweilen mochten, und lieber zu den Kalkstein, Brüchen hinabstiegen, aus welchen man die ungeheuren Maffen gewonnen hat. Daselbst findet man noch viele losgehauene und halb bearbeitete Stücke, unter welchen eins von besonderer Größe, ich glaube länger und viel dicker, als der oben erwähnte in der Mauer. Er heißt Hadshar el hableh, Stein der Schwangern, weil ihn eine Heilige, wenn ich nicht irre, die heilige Barbara, in ihrer Schwangerschaft aufgehoben haben soll. Man hat, wohl nur deswegen, zwischen dem Stein und dem Felsen eine Cat pelle gebaut, die ein Paar Schritte lang und so enge ist, daß man sich kaum in ihr umdrehen kann. Auch ein Paar kleine Grotten find im Steinbruche, wie gewöhnlich, und höher am Berge Cisternen. Nachmittags ritten wir in das schöne Thal des Anti- Libanon, an dessen Ende Baalbek liegt, und wo der Bach entspringt, der zu den Ruinen hinabströmt. Sein Quell ist in zwei halbrunde Becken gefaßt, und nahe unter denselben gewinnt er eine Breite von 12 bis 15 Schuh, kleine Wie fen-Inseln bildend mit hohen Weiden hewachsen, und tiefer 90 bewäffert er die schönsten Gärten. Am Quell steht eine große zerstörte Moschee. Die ganze Landschaft ist überaus lachend und lieblich. Ein reisender Engländer soll auch, wie die Bes wohner sagen, so von ihr angezogen feyn, daß er funfzig Tage hier verweilte. Wer des Landes Gegenwart in klarem Bilde mit der Zeit vergleichen will, deren Denkmaale er eben angestaunt hat, der mag, wie wir auf der Rückreise, den so genannt ten Palast des Emirs sich öffnen lassen, bestehend aus einer Reihe niedriger Zimmer, die von außen angeweit sind, und um einen Hof liegen, den nur ein Baum und ein Waf, ferbecken zieren. Früher als uns die Sonne leuchtete, zogen wir wie der durch die Thalebene, von einer Herde wilder Gasellen belebt, in derselben Richtung, wie wir gekommen waren, und übernachteten etwas unterhalb des Chans, wo wir die erste Nacht zugebracht hatten, bei der Wohnung eines Dru, fen, der sich gefällig bewies. So viel ich bis jetzt von die fem Volke gesehen habe, gefällt es mir wohl. Die Män: ner unterscheiden sich von Andern durch ihren weißen Bund, und tragen überhaupt viel Weiß. Die Weiber zeichnen sich durch einen sehr entstellenden Kopfputz aus. Dieser besteht aus einem runden, steifen Kegel, dem Modius des Serapis (mit zwei Sperbern geschmückt ein Symbol des Ofiris). Ein Drufe zeigte uns den feiner Frau, etwa eine gute Spanne lang, von getriebenem Silber, welcher mit einer Binde auf der rechten Seite, oder auch auf der Mitte der Stirn befe, 91 ftigt wird, und gleich einem Einhorn nach vorn geneigt ist. Reiche zieren das abscheuliche Ding mit Perlen, wo von man doch gewöhnlich nichts fieht, weil die Frauen den Schleier darüber ziehen, welches ihrem Kopfe ein tolles, fchnabelförmiges Ansehen gibt. Dieselbe Mode findet sich auch in Beirut, wo wir am folgenden Tage zeitig wieder eintrafen. - - - - - - - - - - - - - - - 92 I 3. Beirut. Suk. Kloster Mar Hanna (St. Johau- mes) im Libanon. Wir fanden Herrn Laurella in seinem Landhaufe, ei: nem Thurme von drei Stockwerken und eben so vielen Wohn- zimmern, mit einem Maulbeergarten umgeben, und erfuhr ren, daß Herrn Lidman jetzt eine Schiffs-Gelegenheit nach Cy pern sich darbiete. Ein widriger Wind, der dessen Abfahrt verhinderte, gewährte mir noch am Morgen des 14. Sept tembers feine Gesellschaft bei dem Besuche eines trefflichen Bades, nahe am Thbre nach Tripoli. – Das Hauptgewölbe dieses Bades wird von vier mächtigen Granitsäulen getra gen, deren man hier überhaupt gar viele findet. Fast aus allen Garten, Mauern ragen sie hervor, und in dem Hofe eines Scheichs stehen ihrer noch drei aufrecht, die ich gern genauer betrachtet hätte, wäre mir der Zugang erlaubt ge: wesen. Kaum aus dem Bade zurück gekehrt, überraschte uns die Nachricht, daß das Hydriotische Fahrzeug, auf welchem für Herrn Lidman ein Platz bedungen war, unter Segel ge: hen wolle. Schnell begab er sich an Bord, wo ich traurig von dem theuern Gefährten Abschied nahm. Die See ging hoch, die Brandung war stark; das Schiff stieg und sank, und flog pfeilschnell die hohen Wellen hinab, meinen Augen entschwindend. Von dem Gefühle der Einsamkeit gedrückt, 95 verließ ich das Ufer; die lachende Ansicht Beirut's von der See aus konnte mich nicht erheitern. - - Die Echelles am Hafen ruhen auf Granitsäulen, und aus solchen bestehen auch die Fundamente des Quay's, und die Pfeiler, woran man die Boote befestigt. Auch am Thore nach Saida liegen zwei große Granitsäulen, und ein marmorner Sarg, mit Thierköpfen und Kränzen verziert, dient daselbst zum Brunnen, Troge. Nach andern Resten des alten Berytus spähete ich vergebens. - In dem Capuziner-Kloster fand ich den Besitzer eines Grabsteins Römischer Arbeit, mit einem bis auf die Gesicht ter wohl erhaltenen Relief, einen Tempel durch einfachen Giebel auf zwei Pfeilern darstellend, in welchem ein auf recht stehender Mann seine sitzende Frau an der Hand hält. Darunter einige Griechische Worte, die das Andenken eines unbekannten Privat-Mannes und seiner Gatten Liebe erhal: ten sollten. Der Kunstwerth des Werkes war mittelmäßig, und es wurde ein zu hoher Preis darauf gesetzt, als daß ich mich hätte zum Ankaufe entschließen können. Das neue Beirut, gu!ßten Theils von Christen bei wohnt, gewinnt durch nähere Bekanntschaft, vorzüglich als gewerbfleißige Stadt, und scheint die wichtigsten Geschäfte in Seide zu machen. Vor dem Thore nach Tripoli besah ich auch ein großes, halb unterirdisches Gebäude für die Sei: den Spinnerei. In seiner Nähe stehen mehrere einzelne hohe Thürme, aus deren Fenstern Kanonen kucken, die so hoch gerichtet sind, als wolle man Vögel damit schießen. - - A 94 Meine Stimmung ließ mich nicht länger verweilen. Ich beschloß, die wunderschöne Jahreszeit zu einer Reise auf den Libanon zu nutzen, die ich schon am 15. September, des Nachmittags antrat. Eine hohe Bogenbrücke führte mich über den Nahr Beirut, zur Linken blieb der Thurm Bürdsh el hadigeh an dem Vorgebirge, hinter welches sich bei stürmischem Wetter die Schiffer zurück ziehen, und die schönsten Gärten erquickten das Auge. Sie erstrecken sich bis zum Kloster des heiligen Georg, in welchem der unge, heure Drache eingescharrt ist, den dieser besiegte, als er eben eine schöne Prinzesfin verschlingen wollte. Erst kurz vor der Straße Antonin’s betritt man das felsige Ufer wie der, ohne sich des unbequemen antiken Weges zu freuen. Er ist größten Theils in den Felsen gehauen, oder stufenförmig gepflastert. Am Südende sieht man zu feiner Linken, zwi, fchen ihm und dem Meere, einen kleinen runden Steinbruch, aus welchem wahrscheinlich die Steine zum Pflastern genom; men sind, und dann reihen sich Ueberbleibsel von Denkmaar len verschiedener Zeiten an einander. Zuerst Christliche: flache, oben runde Nischen, worin eine große, halbverlöschte Figur in Relief, sie hält die linke Hand an die Brust, die rechte aufgehoben, und hat auf dem Kopfe eine Art Bischofs, Mütze. Ein Basrelief stellt vollkommen einen Aegyptischen Tempel dar mit seinem gewölbten Kranze und Rundfabe, inwendig ein Opfern der vor dem Gotte mit Sperber, Kopf, worauf eine Kugel. Darunter glaubt man (denn die Figur ren find klein) von weitem eine Griechische Inschrift zu le: 95 fen, aber in der Nähe erscheinen nur formlose Erhabenheit ten und Löcher. Die Reste eines Thores, die nicht weit das von sich finden, mögen späterer Zeit angehören. Auf dem höchsten Punkte des Weges gegen Norden sieht man ein Fuß gestell aus dem Felsen gehauen, bestehend aus einem Säulen: strunk, auf viereckigem Sockel, welcher letztere wieder auf einem unförmlichen ruht. Hier soll die Statüe des Wolfes gestanden haben, von welchem der nahe Fluß den Namen (Lykos) hatte, jetzt Nahr Kelb (Hunds, Fluß) genannt. An dem Säulenstrunke kennt die Volkssage noch eine Stelle, wo ein lebendiger Hund befestigt war, der sich losgeriffen, herabgestürzt habe, und in einen Felsen verwandelt fey. Unt ten im Meere zeigt man auch einen Stein, der, wenn sich A die Brandung zurückzieht, ungefähr dem Hintertheile eines auf dem Rücken liegenden Thieres gleicht. Ich glaube, daß hier ein Meilenzeiger gestanden. Von der Höhe des Fußgestelles ist die Ansicht des Nahr Kelb unbeschreiblich schön. Er tritt aus einer engen Schlucht kahler, grauer Felsen hervor, und fließt unter einer leichten Brücke von einem großen Bogen und zwei kleineren fort. Am nördlichen Ufer hat man eine Wafferleitung angelegt, und zum Theil mit Bogen gestützt. Diese ist von dem üppigsten Grün bewachsen, wie überhaupt das Ufer und der Ausfluß des Stroms. Aus der Leitung fällt das Waffer auf die Rät der einer Mühle, die neben einem kleinen Chan sich unter dicht belaubten Bäumen versteckt. Nahe der Brücke ist die Lateinische Inschrift in den Felsen gehauen, die, ob 96 gleich beschädigt, dem Reisenden sagt, daß Kaiser Antoni mus Pius die Straße anlegen ließ. - Dann entfernte ich mich von der Küste, und ritt durch Maul: beer Gärten. Oestlich waren nackte Sandstein, Felsen, in wel: chen man Canäle gemacht, um die Gärten zu wäffern; aber als ich die Felsen, Region erstiegen hatte, fand ich sie nichts weit niger als wüst, vielmehr führte jeder Schritt mich tiefer in ein fruchtbares Land. So weit ich sehen konnte, waren die Berge bis zum Gipfel terraffenförmig angebaut, mit Dört fern, Landhäusern, noch häufiger mit Klöstern bedeckt. Diese Cultur hört nur auf, wo die Felsen senkrecht sind, und auch da blühen wenigstens in den Spalten würzige Kräuter. An dere magere Höhen sind, wenn gleich im Ganzen dünn, mit Waldung bewachsen. - Ich kam zeitig nach dem Dorfe Suk, dem Haupt-Orte von Kesroan (Libanus exterior), wo Scheich Bichareh, aus einer der drei adelichen Marioniten, Familien, im Namen des Emirs der Drusen regiert. - Ich hatte einen Brief von Herrn Laurella an ihn und an den Maronitischen Bischof, und wurde fehr gut aufge nommen. Letzterer zeigte mir die Kirche, worin ein Paar artige Bilder, und gab mir, wie ich es wünschte, einen schriftlichen Wegweiser zu meiner Berg, Reise; bei dem Scheich aber fand ich ein gutes Abend-Effen und Nachtlager, obgleich Geschäfte ihn hinderten, sich viel um mich zu küm: mern. Sein Haus, neu und groß, würde selbst in Europa für ein gutes Landhaus gelten. 97 Suk liegt am Abhange eines Berges, wie alle übrigen Dörfer. Die Christen haben hier und in den nächsten Um gebungen Klocken, und da der Emir der Drusen selbst ein Maronit ist, fo führenfie eigentlich die Herrschaft, und befin, den sich wohl in selten bedroheter Freiheit. - Die nächste Tagereise ließ eine überaus große Menge von Klöstern und Dörfern meinem Blicke vorüber gehen, unter welchen die nächsten und bedeutendsten Suk el Mis bah, St. Michael, Bichareh, ein Nonnen-Kloster, und St. Peter, ein Capuziner-Kloster. Gärten wechselten ab mit Wäldern. - Die Wege wurden fürchterlich, besonders als ich den stei, len Felsen in das wilde Thalhinab stieg, wo der Nahr el Salib (Honigfluß) kaum sichtbar durch Steine fiekert. Unten ange langt, traute ich meinen Augen kaum, als ich fah, welchen Fel, fen ich, freilich zu Fuße, herab geklettert war. An den besten Stellen hielt der Weg keine Elle Breite, gewöhnlich mit rollenden Steinen bedeckt, oder wenn die Schichten vertical einschoffen, mit scharfen Zacken. Ich ruhte zum ersten Mahle bei einer in Stein gehauenen Weinkelter, zum zwei ten Mahle jenseit des Nahr Salib, im Dorfe Deir Schum rah. Hier sah ich ein Bauerhaus, aus einem länglichen Vierecke von Steinen, ohne innere Abtheilung bestehend; das flache Dach ruht auf einer doppelten Reihe als Pfeiler aufgethürmter Steine. Darin fand ich nur Weiber, von welchen einige neben dem früher beschriebenen Horne etwas, 7 98 diesem Aehnliches mit breitem, tellerförmigem Ende an einer Seite des Kopfes trugen. Dem Erschöpften zeigte sich endlich in der Ferne der höchste, nackte Gipfel des Libanon, und am steilen Abhange im dichten Grün das Kloster des heiligen Johannes, Mar Juhanna Schwoier, kurz Mar Hanna genannt. Dasselbe gehört den Melchiten. Ihrer find über dreißig an der Zahl, und alle beschäftigen sich, außer den Pflichten ihres Stan: des, mit der Buchdruckerei, welcher ihr Kloster, seit 1721 allmählig erbaut, feinen ausgezeichneten Ruhm verdankt. Sie ist feit 38 Jahren im Gange. Eine Liste sämmtlicher hier erschienenen Schriften konnte ich nicht bekommen, aber was ich erfuhr, stimmt mit der Vermuthung überein, daß eigentlich nur Biblische Bücher und einige wenige liturgische Schriften, die vor dem Begründen der Druckerei abgefaßt feyn sollen, gedruckt wurden. Deren Auflagen wiederhohlt man im Verhältniffe zur Nachfrage, und versendet sie so gleich. Man druckt ganz so, wie in Europa, doch mit dem Unterschiede, daß die Buchstaben nicht einzeln, sondern nach dem Arabischen Schriftzuge verschlungen find. Nur das Papier kommt aus Europa, aber die Schriften schneidet man hier selbst, verfertigt auch die Drucker, Schwärze, und bindet die Bücher. Die Mönche nahmen mich höflich auf, langweilten nur ein wenig durch ihre Beschränktheit. Das Innere des Klosters war unziemlich schmutzig, und die beiden Kirchen, in der Ferne den Griechischen gleichend, fand ich geschmack: 99 widrig aufgeputzt. Die alte ist dem heiligen Johannes, die neue dem heiligen Lukas geweiht. Jene liegt unter, diese über dem Kloster; ihm gegenüber im Thale eine Seiden Spinnerei. - Die Sonntagsfeier zwang mich, länger hier zu blei: ben, als mir lieb war (17. September). Ich konnte die Rechnung über die von mir gekauften Bücher erst nach der Meffe erhalten, welcher persönlich beizuwohnen, ich wegen unzulänglicher Kenntniß der Arabischen Sprache ablehnte, und dafür die Aussicht in das seltsame und wilde Thalge: noß. Aber nichts vermochte, mich von einem Frühstücke zu befreien, dessen Bestandtheile mir wenig zuträglich schienen: sauere Ziegen, Milch, Eier, Trauben, füßen Wein, schlecht tes Oehl und noch schlechteres Brod. Ich bewunderte die Mägen der Leute, die dieses Alles fammt und sonders mit einander aßen. do od, der den 49- I. OG) 14. Kloster Mar Seman (St. Simon). Kalaat Fakra. Milch- und Honig-Fluß. Meine Lust, die Ruinen von Kalaat Fakra zu fehen, ließ mich den Weg dahin einschlagen, wiewohl er nicht weit niger beschwerlich ist, als der vorige. Er führt bis zum Si: mons Kloster über steinige, doch sehr fruchtbare Berge. Ich stieg zu Fuße in das Thal des Nahr Dshimedsheb hinab, welchen eine Brücke bezeichnet; fein Bett war jetzt waffer, leer. Die steilen Berge find ganz grün, laffen sich aber auch auf der andern Seite nur zu Fuße erklimmen. Oben er frischt der Quell Ain Ahab, an dessen Gewölbe ich eine Grie: chische Inschrift des Christlichen Zeitalters nicht ganz entzif fern konnte. Unweit davon steht eine Seiden Spinnerei, durch nichts ausgezeichnet. Mehrere hübsche Weiber waren beschäftigt, fettschwänzige Schafe zu waschen. Der Berg Gipfel ist zum Theil mit Eichen bewachsen, deren mißrather ner Wuchs und kleine Blätter keinen günstigen Boden an, deuten. Vom Dorfe Jtfaratka, das mich durch feine schönen Gärten anzog, kommt man bald nach dem Kloster Mar-Set man (St. Simon), an einer schlecht gebauten Wafferleitung, auf spitzen Bogen ruhend, vorüber. Das Kloster ist ein hübsches Gebäude, und seine Geistlichen bewirtheten mich mit einem ähnlichen Frühstücke, wie in Mar Hanna. Aber IO II h F in Merkwürdigkeiten gab es keine bei ihnen, wollte man nicht die schöne Aussicht dafür nehmen, die hinter dem grünen Vorberge, auf welchem das Kloster liegt, überrascht, das Meer und die Halb-Insel von Beirut zeigend. Ich stieg auf der andern Seite des Berges hinab in ein unbeschreiblich schönes Thal, das am höchsten Gipfel des Libanon beginnt, und von ganz grünen Bergen umgeben ist, über welche auf einer Seite der weiße Gipfel ragt, auf der andern das Meer fich in unendlicher Ferne dehnt. Hier fah ich Silber, Pap peln und Platanen, wie Lombardische Pappeln wachsen. Sie so wohl, als die Eichen und Acacien, ja selbst die dür ren Felsblöcke sind von Reben umrankt. Der Nahr Bau cheita entspringt in ihren Schatten aus einem starken Quell, breit genug, um eine Brücke von Balken und Strauchwerk zu erfordern. Sehr mühsam klomm ich wieder auf der andern Seite bergan, und stand plötzlich vor dem Thore des wohl gebaut ten Klosters Deir Seid Enniah, wo ich mit gewohnter Gast freiheit aufgenommen und von gewohnter, neugieriger Dumm heit geplagt wurde. Ich beschloß hier zu übernachten, und ergötzte mich an dem Anblicke der Abendröthe im Meere und des Mondlichts, das den Gipfel des Libanon erst rosenroth, dann hellblau färbte. Das Morgengebet meiner Eseltreiber und das Früh stück verzögerten mich ungewöhnlich. Der Weg blieb sich gleich, aber die Aussicht erweiterte sich immer mehr, und nachdem ich einige Stunden an steilen Felsen hinauf und - 1 O2 hinab geklettert war, zeigte sich plötzlich Kalaat Fakra in drei Ruinen. Zuerst, jenseit eines kleinen Gewäffers, er blickt man ein winziges Gebäude, vor dessen Mauern noch ein Paar Steinlager stehen. Dies, vielleicht einst zur Kir: che dienend, scheint das späteste und schlechteste. Inwendig war es in zwei Zimmern getheilt, welche durch eine Haupt- und durch eine Neben-Thür, zusammen hängen. Beide sind erhalten. Das eine Zimmer hat zehn Schritte in's Gevier, te; das größere, in welchem man schlechte Säulen Frag: mente findet, zehn Schritte Breite und vierzehn Schritte Länge. Der Gipfel des Berges besteht aus zackigen, meistver witterten Felsen, welche von Natur die seltsamsten Klüfte, Gänge, Höhlen und Höfe bilden, die ich mit Erstaunen durchwandelte. Viele derselben werden jetzt zu Viehställen benutzt, und Wege winden sich in allen Richtungen durch das Felfen Labyrinth. - Am östlichen, niedrigsten Ende desselben hat man ei: nen der größesten Plätze zu Terraffen geformt, und darauf den Tempel erbaut, dessen Grundriß ich zeichnete. Nach hinten hat der Berg einen Abhang. Die umher liegenden Steine des Gefimfes find ungeheuer groß. Auffall lend war mir unter ihnen ein viereckiger mit Korinthischen Blättern, und geht man dem Gipfel des Berges zu, so fin, det man einen einzelnen, von außen und innen bearbeiteten auf andern Trümmern liegen, welcher die Decke einer Art Mot - nolith, etwa wie der zu Baalbek, gewesen zu feyn scheint, 1 O 3 h f iät it ill Auf dem Gipfel des Berges liegt das dritte Gebäude, ein viereckiger Thurm, dessen Decke mit einem Theile der West- und Nord-Seite eingestürzt ist. Er bestand aus zwei Stockwerken, um welche eine Treppe lief, die bis zur Decke führte. Der Eingang ist gegen Osten, und, wie man noch leicht wahrnimmt, mit Gewalt geöffnet, weshalb glaublich scheint, das Ganze fey ein mit Steinen und doppelten Thür ren verschloffenes Grabmaal gewesen. Aus dem Reste einer Griechischen Inschrift über einer Thür erhellt nur, daß die Erbauung in die Zeiten des Kaisers Tiberius falle, und was nicht weit davon auf einem eingemauerten Steine in dersel, ben Sprache zu lesen ist, gibt keinen näheren Aufschluß. In dieser Region hören die Gärten auf, an deren Stelle Felder treten, die mit Ochsen gepflügt werden. Nach einigem Klettern gelangte ich zum Nahr el Leban (Milch, fluffe). Er entspringt am Fuße des höchsten, kahlen, weiß grauen Gipfels des Libanon aus einer Höhle, an deren Rande er schon einen starken Bach bildet. Der reinste Diamant ist nicht so klar, als sein Waffer, kalt wie Eis. Um ihn her hat die Natur die seltsamsten Bildungen vereinigt, und die Cultur ihre höchste Stufe erreicht. Der Bach stürzte sich sonst das Thal entlang, und nach einer Weile von hohen Steinmassen in einen tiefen Abgrund, den er fich gegraben. Dort hatte er, den Felsen durchbrechend, eine natürliche Brücke von einem gewaltigen Bogen zwischen zwei Bergen gebildet: links erhebt sich eine Spitze des Dschebali-Fakra, ganz wie eine Aegyptische Pyramide gestaltet, aber grün; 104 rechts zwei weiße Gipfel des Libanon, jeder mit drei Za cken, und alle sechs einander vollkommen ähnlich. Aber die fleißige Menschenhand bemeisterte sich feiner gleich bei sei ner Geburt, ihn zwingend, die Schlucht zu verlaffen, und zu beiden Seiten die Wände des Berges in zahllosen Krüm: mungen zu befruchten. Zum Beweise, bis zu welcher Höhe der Mensch hier den Boden erobert habe, erschienen auf den schroffen Zacken des unerfteiglich hoch scheinenden Gipfels über mir weidende Ziegen, wie Punkte fo klein. Ich stieg über einen Berg zum Nahr el Salib, der auch hier am Fuße des Libanon unter Steinen entspringt. Auch diesen hat man emsig abgeleitet; doch blieb seinem alten Bette Waffer genug, welches in zunehmend steilerem Falle reißend vorüberströmt, und endlich infchäumenden Casca tellen, von den schönsten Platanen beschattet, die üppig aus den Felsenklüften sprießen, in ein lachendes Thal sich hinab stürzt. Er bildet zwei Hauptarme, die durch zwei verschie dene Schluchten ihren Weg nehmen. Zwischen denselben ritten wir. Der zur Linken schießt einen starken milchweißen Strahl durch eine tiefe, braune Schlucht; der zur Rechten hat sich zwei Rinnen um einen grauen Felsen gehöhlt. All mählich verbinden sich mit ihnen die andern abgeleitete Bär che, und die Wände des durchschlängelten Thales, aus der nen die höchsten Gipfel empor steigen, glänzen vom herrlich sten Grün. Beide genannte Flüffe des Gebirges sollen das von ihren Namen haben, daß sie zur Zeit der Milch und des Honigs, d. h. im Frühlinge, am wafferreichten find. 105 Ichritt durch Faareja, und übernachtete in Haradhel, dessen schönes Thal, außer Wein und Maulbeeren, vorzüg: lich Bohnen, Hirse und Mais erzeugt, - Hier, wie überall, bemerkte ich, daß die Ackergeräthe der Bewohner des Libanon sehr einfach find: eine Schau fel, eine fünf bis sechszackige Gabel, die zugleich als Re chen dient, eine doppelte Hacke, bald an kurzem, bald an langem Stiele, und ein Pflug mit pfeilförmiger, dreiecki: ger Schar, woran die Ochsen mit dem Halle gespannt wer den, vermöge eines ihnen umgelegten, gebogenen Holzes, das mit Stricken an die Querstangen befestigt ist. Man sieht wenig Pferde und Rindvieh, viel Eifel und Ziegen, letztere mit seitwärts lang gewundenen Hörnern, langem, fchwarzem Haare und langen halbbraunen Klappohren, und Schafe, auch mit Fettschwänzen bei den Nomaden. Schafe und Ziegen gedeihen vorzüglich bei der geringsten Pflege. Von reißenden Thieren hörte ich nur der Unze erwähnen, die im Gebirge häufig und gefürchtet seyn soll. - 1 o6 I5. Afka (Aphaca). Der Cedernwald. Kloster Kascheia. - Tripoli. Haradhel liegt am Abhange eines steilen Berges, der oben in einer zackigen Klippenwand endigt. - Ein alter Mann, der mich. Abends zuvor auf einem Spaziergange im Mondscheine begleitete, um mich vor bö fen Hunden zu schützen, zeigte am Morgen des 19. Sep; tembers den Weg über jene Klippen, welchen ich früh fuchte, um den Flöhen zu entkommen, die mich unter der offenen Halle des Hauses, wo ich schlief, fehr geplagt hatten. Die Gärten hörten bald auf, dann auch die Felder; Weiden und magere Waldung traten an deren Stelle. In einer kleinen Bergebene fand ich ein Lager von zwölf schwarzen Filzzelten, nomadischen Arabern gehörig, die sich jedoch nicht sehen ließen. Ein Pferd, Kameele, Schafe mit Fettschwänzen und Ziegen weideten umher. Letztere haben hier, wie ich glaube, einen weit stärkeren Geruch, als überall anderswo. In der Ferne erblickte ich Beirut wie im Nebel schwimmend, und einen hellgrauen Berg sparsam mit Bäumen besetzt, Dshebel Musa genannt. Ich kam an einem trefflichen Quell vorbei, el Nadir, der Eifenquell genannt, und dann zum Quell des Nahr Ibrahim (Adonis), in einer wunderschön nen Gegend. Am Fuße hoher, oben mit Bäumen gekrönt ter Felsen entspringt der starke Bach aus einer tiefen Grotte, 1o7 fließt unter einen schlecht gebauten Bogen hin, und stürzt fich über drei regelmäßig behauene und aufgeführte Absätze von antiker Structur, und dann in zahllosen Cascaden das Thalhinab, zwischen zwei Dörfern, die ihren alten Namen (Aphaca) in Afka ziemlich unverstümmelt erhalten. Die schön, sten Nußbäume beschatten feinen Lauf. Nahe der Brücke ist eine kleine Mühle, und daneben auf einem runden Hügel am linken Ufer, über dem Falle, liegen die Ruinen des alten Aphaca, durch Verehrung der Liebes-Göttin im Alterthume berühmt. Man möchte glauben, es fey hier nur ein einzi: ger Tempel vorhanden gewesen, dessen Reste jetzt die Spitze des Hügels bedecken, aber so zerstört find, daß ich weder ficher Maaß anlegen, noch einen Plan entwerfen konnte. Die äußere Mauer ist in der Mitte nach innen einge stürzt, wobei jedoch die Steine zusammen hängend geblie, ben. Einige Spuren scheinen eine doppelte Mauer zu vert rathen, und mehrere Reste von Gefimsen und Pfeilern hat ben eine große Aehnlichkeit mit denen zu Fakra. In die Grotte zu steigen versuchte ich umsonst, glaubte aber zu bei, merken, daß sie inwendig mit mehreren Zimmern in Ver: bindung stehe. Auf dem ferneren Wege gefiel mir besonders die An- ficht des Meeres, durch unbeschreiblich tiefe und steile Thät ler zur Linken, und zur Rechten von hohen Bergen begrenzt. Das Thal Akura, in welches wir nun hinab stiegen, ist sehr tief, trefflich angebaut, und von wilden, kahlen Höhen um geben, deren horizontale Schichten steil abstürzen, und kry, 1 O 8 fallhelles Waffer aus unzähligen Quellen rieseln laffen. Die Bewohner saßen in den Nußbäumen, und schlugen die Früchte mit Stöcken herunter. Wie reich der gleichnamige große Ort aber auch schien, wo die Leute meist wohl gekleidet einher gingen, so konnte ich doch nirgend ein Obdach finden, und sah mich endlich ge: nöthigt, unter einem Walnußbaume zu übernachten, und meine Mahlzeit auf Milch, Eier und Trauben einzuschrän ken. Dabei quälten mich die Menschen mit unersättlicher Neugier, und redeten. Vieles heimlich von Schätzen, die uns ter andern in einem Paar Steinhaufen vor der Dorfkirche verborgen seyn sollten. Daß ich diese nicht erspähen wollte, gab ich ihnen bald zu erkennen, indem ich mich einhüllte und entschlief. Weil sie indeß sich hatten verlauten laffen, im Gebirge fey ein Ort, Kirnet Drata genannt, wo sich Fränkische In; schriften befänden, so wollte ich am folgenden Morgen durch aus dahin geführt werden, und nach vieler Mühe fand ich jemand, der den Weg wußte; er machte aber, gleich allen Uebrigen, ein wichtiges Geheimniß daraus, und wollte aus Furcht vor dem Emir, und daß ich die dort verborgenen Schätze entwenden möchte, mich nicht für hundert Piaster hinbringen. Nach langem Unterhandeln ließ ich sämmtliche Narren stehen, und ging den Fuß der Felsen entlang, eine kleine Höhle zu besehen, die man in eine schlechte Kirche vers wandelte. Sie ist ein antikes Grabmaal für ein Dutzend Personen, und hat ein Paar kleinere Neben Grotten. 109 Die Wege werden immer höher, steiler und wilder; Felder und Dreschtennen sieht man seltener; grüne Alpin mit Maßdornen und Krummholz bilden eine einsame Wild: niß. Ueber weißgraue Berge erblickt man das Meer und ei: nen großen Strich der Syrischen Küste von Beirut bis jen, feit. Tripoli. Bei einem Türkischen Grabe verließen wir die Straße nach Baalbek. Wir begegneten Motualischen Reitern und Zelten der Araber, die man mir Sarkiat nannte. Ermattet kam ich Nachmittags (20. September,) im Dorfe Hadetan, dem höchsten Gipfel des Libanon und feinen berühmt ten Cedern gegenüber, und lagerte mich mit meinen Beglei: tern unter dem Abdache eines Bauerhauses, dessen Bewoh ner gastfreier, als die zu Akura waren. Der Cedern/Wald mußte unverzüglich besucht werden, Trotz des mühseligen Weges, den ich früh am folgenden Morgen einschlug, immer an der Höhe fortreitend. Zur Linken blieb das Thal des Kudischu. Es ist so eng, feine senkrechten Felsenwände so steil und überhängend, daß man den Boden des Thales nicht sehen kann. Von dem Rande dieser Felsen, über welche der Weg führte, erhoben sich herrlich bebaute Höhen, erst Gärten, dann Felder, bis zum Anfange der steilen, weißgrauen, nackten Wand, welche rund um mich her einen Halbkreis zu bilden schienen. Auf den Hügeln und Vorgebirgen, welche die Felsen in das Thal fenden, liegen wunderschöne Dörfer, reich bewäffert, knapp am Rande des Abgrundes. Eins der schönsten ist Hasrun. Die Gärten verlaffend mußte ich durch mehrere Schlucht „P IO ten kriechen, und kletterte, unter Leitung eines gemietheten Bauers, über steinige Felder zum heiligen Cedern: Walde hin an. Er mag überhaupt einige Hundert Bäume enthalten; der alten aber etwa ein Dutzend. Das von Büsching angegebene Unterscheidungs, Zeichen scheint mir nur dem Abfallen der Aeste vor Alter zuzuschreiben; auch die jungen Bäume theilen fich oberhalb in mehrere Stämme. Sie find meist durch die Namen der Reisenden verunziert. Ich ruhte ein Weilchen uns ter ihrem Schatten, ließ Früchte abschlagen und Feuer an machen, um mich zur Fortsetzung des Weges zu erquicken, der auch auf der andern Seite jenes Thales gar schlecht blieb. Ich kam durch das schöne Dorf Bsharrai, von wel; chem nicht weit das Karmeliter-Kloster Marfirkis unter hohen Felsen im Grünen versteckt liegt. In geringer Entfernung er fchienen noch mehrere schöne Dörfer, als Hadshit und Ban, die romantisch wilde Gegend belebend. Einen steilen Felsenberg mit den fhönsten Bäumen bei wachsen, um welche sich Reben schlangen, kletterte ich im Zickzack hinab, unten über einen schäumenden Bach zwischen Silber, Pappeln, und an der andern Seite des Thales zum Kloster Katheja hinan. Es ist dem heiligen Anton geweiht, und ein Eigenthum der Maroniten. Der Reis nahm mich höflich auf. Ich besuchte die Druckerei, die natürlich, außer der heiligen Schrift, nur Gebetbücher vervielfältigt. Von jener lieferte sie die Evangelien, fo wie die Gebetbücher in Arabischer Sprache mit Syrischer Schrift; nichts in Syri scher Sprache. Ein Syrisch, Arabisches und Arabisch, La II, II, II teinisches Evangelium, welches ich dort fand, war in der Propaganda zu Rom gedruckt. Auch ist die hiesige Drucker rei nicht so reich an Typen, als die zu Mar Hanna, und die Mönche schneiden sie selbst. Sie haben zwanzig Klöster im Gebirge. Kasheia ist das bevölkertste, und zählt 75 Bei wohner, worunter 50 Mönche. Sie tragen ein schwarzes Kleid und eine blaue Kappe über dem Kopfe; ihre vorzügt lichte Beschäftigung ist Acker- und Seidenbau. Das Klo ster liegt in dem Felsen, und besteht zum Theil aus Höhlen. Seine häßliche Kirche überraschte mich durch einen Reich, thum von filbernen Lampen. Das Seltsamste, was ich hier unter Weges fahe, war der Horizont des Meeres, welchen ich von einer Höhe herab, über den Wolken wahrnahm, die wie Schneehaufen auf der blauen Fläche zu liegen schienen. In einem Zimmer der heiligen Väter zu übernachten, wollten die Flöhe nicht gestatten, die mich zwangen, draußen auf der Terraffe mein Lager zu bereiten. Im Mondlichte, von welchem das tiefe Thal magisch erhellt wurde, die schwarz zen Mönchs, Gestalten aus den Höhlen des Klosters hervor wanken und dahin zurück kehren zu sehen, hatte wirklich et: was Gespensterartiges. Es war Tag, als ich das Kloster verließ; aber noch war die Sonne nicht zu sehen; sie vergoldete nur einige Berg spitzen. Unzählige Stufen führten erst bergan, und dann allmählig über Hügel und Thäler gegen Tripoli hinab. Das Land ist weniger gut bebaut, als höher im Gebirge, indeß I 1 2 trägt es viel Mandel und Oehl, Bäume, auch Wein und Maul Beeren, wie gewöhnlich, und so bald man über die Brücke des Nahr Aba Aly gelangt ist, erscheint wieder Fleiß und Fruchtbarkeit im schönsten Bunde. Die Bauern waren in den Feldern mit der Baumwollen Ernte beschäftigt. Die Pflanze ist hier klein, aber voll. Die Haufen der abge: pflückten lagen wie kleine weiße Hügel umher. Tripoli (Tripolis, bei den Arabern Tarabolos) liegt am Fuße des Libanon, unter einem Berge, auf welchem das Castell steht, so versteckt, daß man die Stadt nicht eher sieht, bis man nahe über ihr ist, und auf die Dächer hinab blickt. Ich umritt eine gute Strecke ihres Umfanges, durch einen Türkischen Gottes Acker, wo in Hütten und Zelten Weiber saßen; dann durch reiche Obstgärten, die sich jedoch weniger reizend darstellen, als bei Beirut, weil sie im Sande lie gen, und von häßlichen Mauern umgeben sind. In der Stadt angelangt, begab ich mich gleich in das Haus des Herrn Catziflis, der hier das Englische, Oesterreichische und und Russische Consulat bekleidet. Ich fand ihn nicht, nahm aber ohne Weiteres Besitz von dem großen Fremden Zimmer, welches einen angenehmen, reinlichen Aufenthalt bei ihm dar, bot, der Boden mit Marmor, die Wände mit Kacheln beklei det, und in der Mitte hatte es eine Kuppel mit bunten Glas, fenstern, worunter ein Wafferbecken, nach Art der Tür kischen Bäder, stand. Es that überaus wohl, einmahl wieder in Behaglich keit mich umkleiden und schreiben zu können, und dann im py- II 3 Metastafio zu lesen, der mir hier unerwartet in die Hän de fiel. Am folgenden Tage (23. September) kam der Cont ful, ein wackerer Alter, der ungeachtet seiner Krankheit sich aus dem Kloster, wo er zu wohnen pflegt, zur Stadt bei müht hatte. Diese nahm ich auf feine Einladung alsbald in Augenschein, und fiel übertraf meine Erwartung. Der Bafar ist vorzüglich gut gebaut und besetzt, und in der Mitte ein sehr netter Chan für mehr als funfzig Kaufleute. Ueber den Nahr Aba Aly führen zwei Brücken; es herrscht Leben und Thätigkeit, welche der auswärtige Handel wohl am meisten unterhalten mag, obgleich Tripoli eines Hafens ent, behrt, und seine felsige Rhede den Schiffen gegen heftige Nordwestwinde keine Sicherheit gewährt. Man brachte mich zur Ruine unterirdischer Gewölbe, einst einer Kirche gehörig, die mit dem alten Castelle zusam, men hing. Jetzt ruhen Gärten auf den noch übrigen Ge; wölben, aus welchen man durch einen verborgenen Gang hinter das Castell gelangt, in das schöne, wohl angebaute Thal des Nahr Aba Aly. Hier liegt in Obstbäumen ver: steckt das Mewlewigsch, ein Derwisch-Kloster, von welchem das Waffer unter der Erde und dem Castelle durch nach der Stadt fließt. Ein Paar angenehme Kiosks laden ein, die Kühlung und schöne Aussicht zu genießen. Es kostete Mühe, eingelaffen zu werden. Derwische fahe ich nicht. Nachmittags ritt ich auf einem schlechten Esel nach Be: dewigeh. So nennt man Grab und Moschee eines Heili 8 1 14 gen auf der Straße nach Haleb. Hier entspringt aus einem Brunnen krystallhelles Waffer, das man erst in ein Be- cken und dann in's Meer geleitet. Das Becken enthält eine große Menge heiliger Fische, dunkelgoldgrün, auf der Nase und an den Seiten bläulich, unter dem Bauche weiß, mit röthlichen Floffen. Eine Art Karpfen, wie ich glaube, die man mit Brod und Erbsen füttert, aber niemand anrühren darf. Sie sollen in's Meer gehen, und von dort zurück kehren. Auch Krabben bemerkte ich unter ihnen. Schönere Plat tanen, als diesen Ort umschatten, fahe ich nirgend. Eine im Hofe der Moschee mißt gewiß hundert Fuß von einem Ende der ausgebreiteten Aefte zum andern. Ich fand den Dolibascha, der eben mit feinem Gefolge zur Stadt zog. Er war in einen schwarzen Mantel und Schal gekleidet, die Tabakspfeife in der Hand. Vor ihm ritten zwei Paukenschläger mit Mützen von Unzenfell. Ihm folgten Soldaten auf guten Pferden, zum Theil Kinder tragend. Die Gärten zwischen der Stadt und dem Meere enthalt ten meist Oehlbäume. Rohrhecken umgeben fie, und ge: wölbte Gitterthore führen hinein. Nahe dem Strande, auf der Spitze eines sandigen Dreiecks liegt der Schifferflecken, mit dem allgemein üblichen Ausdrucke, Mina, benannt, wo man viel Vorrathshäuser, Chans und Kaffees sieht. Die Schiffe pflegen zwischen dem Lande und einigen kleinen Fel fen-Inseln Anker zu werfen. Von dort aus längs dem Meere erblickt man Sandhügel und Steintrümmer, die sich nach 1 15 verschiedenen Richtungen in's Land erstrecken, vielleicht Spur ren des alten Tripolis. Ich glaubte auch, noch Reste von Hafendämmen zu sehen; aber die Felsen haben an dieser Küste überall so seltsame Gestalten, daß man immer zweifelt haft bleibt, ob Natur oder Kunst diese parallelen Bänke, diese runden und länglichen Becken gebildet hat. Am An fange des Vorgebirges, auf welchem Tripolis lag, findet man vom Wege links eine tiefe Höhle mit einem Paar Fen stern, dabei Spuren einer antiken Straße und eines Stein bruchs. 4 - 4 - - - - - - - - - - - 116 16. Vorgebirge Caruge (Bel Monte). Bofrun (Bo- trys). Dshebail (Byblus). Collegium Mar Seman. Kloster Hariffa. Beirut. Am Nachmittage des 24. Septembers verließ ich Tri poli, um so bald, als möglich, Beirut wieder zu erreichen, von wo aus ich eine Wanderung in das innere Syrien an zutreten dachte. Nachdem ich das freundliche Dorf Kalamur mit feinen hübschen Gärten vorbei gezogen war, sah ich dicht am Meere einen zerstörten Thurm, Mar Elias genannt, etwas weiter große Anpflanzungen und oberhalb eine zerstörte Drusen, Kirche, ohne irgend eine Ortschaft. Die antiken Reste, auf welche man in der Nähe dieser Kirche stößt, könnten wohl vermuthen laffen, daß hier das alte Trieris gelegen. Das von Büsching genannte Dorf Enty konnte ich nicht entdecken. Die bergigen Ufer sind überhaupt spärlich bewohnt und wüste bis auf die Umgebungen der Dörfer. Im Abend dunkel erz schreckte mich aus dem Meere das Geheul einer sehr men: schenähnlichen Stimme, welche einem Thiere, das man, mir unverständlich mit Wahsh bezeichnete, angehören sollte. Das so genannte Vorgebirge Caruge oder Bel Monte (Strabo's Theuprolopon?) steigt aus dem Meere steil auf, und ist in der Höhe eben. An seinem Anfange und Fuße lie, gen drei kleine Chans, die auch wohl Buden genannt wer 117 den, weil man, außer Früchten und Brod, Hühner, Eier, Schaffleisch, Wein und Branntwein um's Geld dafelbst hat ben kann. Geräumige Stallung und Platz zum Schlafen, in einem finstern Raume oder unter einem Abdache im Freien, fehlt nicht. Ich zog nach gewohnter Weise auch hier den letzteren vor, ohne jedoch den Flöhen zu entgehen. In den Weg durch die Thäler um das Vorgebirge find die Tritte der Lastthiere dem weißen Kreideboden tief einge drückt, und über das trockene Bett der Regenströme führen hin und wieder sehr alte Brücken von einem Bogen. Dar: nach wird die Gegend angebauter, und mitten in Gärten er scheint plötzlich auf einem ganz isolierten Felsen Kalat el Mut fellah, ein verlassenes Schloß von Saracenischer Bauart. Von dort hat man nicht weit zum Meere hinab zu steigen nach Botrun. Die Ruinen des alten Botrys scheinen sich im Norden der neuen Stadt bis an ein Vorgebirge ausge: dehnt zu haben, wo auf Trümmer Hügeln noch ein einzel ner Thurm steht. - Ich ruhte außer der Stadt bei einem Chan. Der nicht weit davon entfernte Thurm Bürdsh el Rihanish (der Wind thurm), auf einem kahlen Berge am Meere, ist nicht sehens, werth, und in den Felsenweg an seinem Fuße haben die Hufen der Thiere fußtiefe Löcher gegraben, worin sie jetzt mit aller Vorsicht treten. Einen ähnlichen Thurm sieht man bald wieder an einem Berge neben dem kleinen Dorfe Amt shit, dessen Gärten bis an das Meer reichen. Der in diesem Lande so oft erneuerte Gedanke an die 1 18 Vergänglichkeit der Menschenwerke begleitete mich nach Dschebail (Ezechiel's Gebal?), welches jedoch meiner Vor- stellung nicht ganz entsprach. Das alte Byblus, wie man glaubt, die älteste Stadt Phönizien's, ist auch jetzt noch ein nicht unbedeutendes Städtchen, hart am Meere gelegen, mit Mauern und Thürmen umgeben, worin zahllose Säulen Fragmente verbaut sind. Gärten schmücken die Gegend weit umher, und drei vorragende Gebäude zeichnen den Ort fel, ber aus. Das Schloß liegt am höchsten Puncte, Stadt und Hafen beherrschend. Es ist seltsamer Gestalt. Zwischen zwei Wänden eines großen, zerstörten Thurmes aus den Mittelalter, von Fränkischer Bauart, hat man einen Bogen ge: gründet, der beide Wände verbindet. Darauf und auf den Thurmwänden hat man Zimmer angelegt, die mit weißen Kuppeln bedeckt sind. Solche zieren auch das nahe. Der wich-Kloster. Mehr als beide interessierte mich die Christliche Kirche, die, mit Ausnahme ihres runden Daches, an den so genannten Gothischen Geschmack erinnert, aber inwendig findet man sie von schlechter Byzantischer Architektur. Sie ruht auf klotzigen, viereckigen Pfeilern, an denen einige halbrunde Korinthische Säulen kleben. Die Wände find angeweißt, und mit gräulichen Bildern besetzt. Nahe am Eingange, außerhalb der Kirche, doch an der Wand dersell ben, ruht über einem kleinem Brunnen auf vier niedrigen, Pfeilern ein Kreuz, Gewölbe, Gothisch Byzantisch verziert, und in die Mitte der Pfeiler ist ein interessantes Alterthums stück eingemauert: ein Gesimse, Architrav und Fries, glatt I 19 und klein, dagegen die gewöhnliche Verzierung von Perlen und Oliven, über derselben ein kleiner Kranz von Schlan gen-Eiern und darauf ein zweites Gefimfe, das etwas zurück tritt, und dessen Mitte in gut gearbeitetem Relief die Aegyp, tische geflügelte Schlangen Kugel enthält. Jede Schlange trägt eine Kugel, und aus der großen Kugel gehen oben zwei lang gewundene Hörner in horizontaler Richtung. Den Raum auf beiden Seiten füllt eine dichte Rosen, Guir lande. Ich hatte verlangt, nach dem Schloffe Smar Dshe bail geführt zu werden, das unweit Botrum im Gebirge liegt, und mein Efeltreiber hatte auch Miene gemacht zu gehor: chen, mich aber doch, aus Faulheit und eigener Geschäfte wegen, gerade nach Dschebail gebracht, vorwendend, er kenne weder jenes Schloß, noch den Weg dahin, und war noch unverschämt genug, sich zu weigern, den Weg nach Beirut über Ghafir zu nehmen, wiewohl ich, beliebiger Abstecher wegen, meinen Vertrag tageweise mit ihm abgeschloffen. Mein Zorn zwang ihn zur Nachgiebigkeit. Auch hinter Dshebail sind am Meere seltsame Schlüfte und alte Brücken zu sehen. Nicht weit von der Stadt tritt der Nahr Ibrahim aus einem engen Thale, unter Rohr und Maulbeeren dem Meere zueilend. Eine ungeschickt hohe Bogenbrücke führt über ihn; daneben steht ein Chan, wo ich übernachtete. Am folgenden Vormittage (26. September,) kam ich über sehr schlechten Felsensteig früh nach dem Dorfe Ghafir, \ I2O dessen Häuser auf einem Vorgebirge malerisch in Gärten zer streut liegen, am höchsten unter ihnen das Schloß Emir Ka; fem. Ich suchte unverzüglich Herrn Antonio Bagor, einen Schreiber, welchem ich empfohlen war, und der das wenig entfernte ehemahlige Capuziner-Kloster bewohnte. Er machte mich von dem unausstehlichen Eseltreiber los, und zu noch größerer Freude fand ich hier Herrn Laurella vor. Schon Nachmittags verließ ich Ghafir, und ritt an den Seitenwänden eines schmalen Thales zum Dorfe Lupta, das im Hintergrunde desselben am Abhange des Berges liegt, auf welchen ein Theil der Fundamente des Schloffes Mah: ral zu sehen sind, aus fehr großen, wohl behauenen Steinen erbaut. Hier genießt man einer entzückenden Aussicht auf einen Berg mit doppeltem Gipfel, der durch seine terraffen förmige Cultur gleichsam als eine ungeheuere grüne Him melsleiter erscheint. In einem andern Thale liegt das Collegium der Mal roniten, wenn ich nicht irre, Mar Seman genannt, früher ein Kloster, und etwa erst seit einem halben Dutzend Jahren in eine Schule verwandelt, wo zwei Lehrer fiebenundzwan: zig Schüler in der Syrischen und Arabischen Sprache und in der Theologie unterrichten, jüngeren aber Lesen und Schreiben lehren. Die Bücher vermehren sich durch Ab schriften der Schüler. Jeder von diesen hat an der Seite eines langen Ganges sein eigenes Zimmer mit einer Estrade, worauf er schläft, und darunter Raum für feine Sachen. Die eigentlichen Schulzimmer wurden erst gebaut. Der Unt 2 II terricht wird mit abwechselnden Betübungen während drei bis vier Stunden Vormittags, und eben so Nachmittags er theilt. Ein Bischof leitet das Ganze. Schüler, die nach vollendeter Bildung in den geistlichen Stand treten, zahlen der Anstalt nichts; wer aber ein Laie bleiben will, entrichtet jährlich für Unterricht, Kost, Wohnung und Wäsche drei hundert Piaster; Kleidung müffen ihm die Aeltern geben. Von eigenthümlichen Ländereien hat das Collegium jährlich dreißig Beutel Einkünfte. Man wollte mich durchaus zur Nacht hier behalten, aber ich durfte nicht einwilligen, um, meinem Versprechen ge: mäß, am folgenden Morgen in Suk St. Michael einzutref, fen. Unter Weges erblickte ich auf Bergen, wie in Thät lern Maroniten Klöster, die in dieser Gegend am zahlreich: ften find. - Mit Sonnen Untergange war ich im Kloster Hariffa, das St. Peter und Paul gewidmet ist, und den Vätern des ge: lobten Landes gehört. Es war nur einer da, Carlo, der des Generals Defair Dolmetscher in Aegypten war. Wir po, - litisierten viel, aßen schlecht, und schliefen sehr gut. Wenig morgenländische Klöster mögen sich einer so reichen Bücher Sammlung rühmen dürfen, als dieses, welches auch groß und schön gebaut ist, aber allmählig verfällt, und allen Wint den ausgesetzt, im Winter sehr kalt feyn soll. In einem Paar Stunden war ich am andern Morgen nach Suk St. Michael hinab geklettert, das Kloster Kurket oder Hendy vorüber, welches der Pabst vor etwa funfzig I 22 Jahren aufgehoben haben soll, weil in demselben eine gott lofe Dirne unter der Maske einer Heiligen Unfug ver: übte. Ich fand, der Abrede gemäß, Herrn Laurella vor, mit welchem ich bei dem Scheich Bichareh speisete, der eben so viel gute Laune als Appetit zeigte. Nach Tisch besah ich ein neues Haus, welches eigentlich eine kleine Festung ist, ohne fich äußerlich als solche anzukündigen. Alle Mauern haben Schießlöcher, die in Schränken oder sonst versteckt sind. Ein Schrank barg die heimliche Thür zur Treppe einer Gallerie, welche Treppe, gleich einer Zug brücke, von dem auf die Galerie Gelangten aufgezogen werden konnte. Vieler ähnlichen Verkehrungen zu geschweiz gen, die alle zum Schutze gegen Ueberfall und Volksauf ruhr genommen waren. Dieser mochte hier jetzt am mei; ften zu fürchten feyn, da der Pascha eine starke Geldfor derung an den Scheich gemacht hatte, die Letzterer eben auf seine Unterthanen zu vertheilen dachte. Ein Ereigniß, welches selten ohne Gefahr, wie ohne Geschrei. Statt fin, det. Mich befremdete der Reichthum des Greifes an Eu/ ropäischen Kostbarkeiten, Waffen und zahllosen Quincail: lerien. Nachmittags kehrten wir auf dem gewöhnlichen Wege zurück. An der Via Antonina zeigte mir mein Begleiter die Lateinische Inschrift eines unter den Stufen einge: mauerten Steines; aber sie enthält nur noch die an den „unbefieglichen Imperator“ gerichteten Anfangsworte, und eine Syrische in ihrer Nähe bezog sich auf ein gleichgült 123 " tiges Grab, welches ruchlose Schatzgräber aufgewühlt hat, ten. Wir waren am Abende in Beirut. Landeskundige riethen wohlwollend, während meiner bei absichtigten Reise in das Innere auf die Europäische Klei, dung ganz zu verzichten, und mich in ein morgenländisches Costüm zu werfen. Ein solches wurde schnell zusammen gebracht, bestehend, von unten anzufangen: aus einem Paar gelben Torliks (Halbstiefeln) und rothen Schuhen, blauem Schalwar (Beinkleid), zwei gestreiften Westen mit langen Aer meln von gestreiften halbseidenen Damaskischen Zeugen, einer brauntuchenen Jacke, einem Enteri, hier Kombas genannt, (d. h. langem Rocke) von geflammtem, halbseidenem Zeu, ge, einem Schal zum Gürtel, einem rothen Dshübbeh (Redingotte ohne Futter), einem rothen Fes (hier Tar bash genannt, d. i. eine kleine, runde Mütze) und einem Bunde von weißem Muffelin mit einem Englischen Schal. Alles zusammen kostete 449 Piaster 5 Para, wiewohl es nicht so viel werth ist. Ich habe es durch Herrn Laurella einkaufen laffen, um ihm einen billigen Vortheil zuzuwenden, als schuldigen Dank für die bewiesene Gastfreiheit. Er hatte es zuvor an Lady Stanhope getadelt, daß sie nicht er kenntlich sey. Um so mehr wünschte ich, ihn mit mir zu frieden zu stellen. Er bedurfte der kleinen Aufmunterung, da schon wieder ein Paar neue Reisende in den Herrn Gebrüdern Lagrange, ehemahligen Französischen Sprach: knaben, aus Cypern bei ihm eintrafen, die sich eine Zeit lang in den Klöstern des Libanon aufhalten wollen, um - 124 die Arabische Sprache zu erlernen. Sie reisen ohne Bedienten, aber in Begleitung dreier Hühner, Hunde, die dem armen Laurella nicht wenig Pein verursachten. Nach einem Besuche bei dem Bischofe der Melchi, ten, welcher mir meine in Mar Hanna gekauften Bücher aufbewahrt hatte, ließ ich mir den Kopf fcheeren, jene Vermummung ergänzend, die meine fernere Wallfahrt bei günstigen sollte. Als Orientale zog ich aus Beirut, am 30. September. - - - - - - - - - - - - - - - 125 17. Thal des Damur. Deir el Kamar. Dorf und Klo- ster Maschmasch. Fakhreddin's Höhle. Ich ritt durch Gärten, die sich bis an den Fuß des Libanon erstrecken. Auf dem Gebirge selbst fahe ich weni; ger Klöster und Dörfer, als zuvor am Nahr Kelb. Das Land ist zwar mühsam bebaut, aber nicht fo schön, als dort, und die Gärten erscheinen viel sparsamer. Man zieht vor, züglich Feigenbäume. Ein großer Theil der Berge ist mit magern Fichtenwäldern besetzt, die im Libanon runde Kronen tragen, wie die Pinien. Die Wege find zwar vom Emir gebessert, aber dennoch gar schlecht. Sie be; stehen aus Stufen von großen, rohen, und einem höchst unbequemen Pflaster von kleinen, losen und halblosen Steinen. Das Thal des Damur, in welches ich hinabstieg, und wo eine steinerne Brücke über den Fluß führt, der mehrere Mühlen treibt, wird von einer senkrecht steilen Felsenwand gebildet, dann folgt ein fruchtbarer und bei bauter sanfter Abhang, und abermahls eine Felsenwand, feil und zackig, wie die erste. Nachdem man diese erklett tert hat, überrascht es nicht wenig, oben noch Dörfer und Gärten zu finden. Ich ritt an der andern Seite des That les hinauf, in das Nebenthal, an dessen nördlichen Ab hange die Drusische Hauptstadt, Deir el Kamar, liegt. 1:26 Sie enthält, außer einer Moschee, mehrere große Ge- bäude, ist aber übrigens ganz dorfmäßig gebaut, überein, stimmend mit der vorwaltenden Neigung des Volkes zum Landleben. Es schien mir zu spät, mich zum Emir zu begeben, der eine halbe Stunde Weges entfernt, auf der entgegen, gesetzten Seite des Thales in einem neuen Palaste wohnt. Man brachte mich daher in das häßliche und schmutzige Maroniten Kloster, wo ich eben nicht willkommen schien, nur ein wenig Grütze zum Abend: Effen erhielt, und ein Schlafzimmer, aus welchem mich die Flöhe gleich wieder vertrieben. - Desto früher begab ich mich am folgenden Morgen zum Emir. Ich fand ihn in einer offenen, hübsch verzierten Halle im zweiten Hofe sitzen; neben ihm einen Schrei ber. Er empfing mich nicht ohne fürstliche Würde. Ich hatte ihm zu Ehren meinen rothen Dshübbeh umgethan, und überreichte die Empfehlungs-, Schreiben des Hauses Rosetti und des Pascha's von Aka. Man gab mir Scherbet und Kaffee, wie gewöhnlich, fragte nach meinen Reisen und Bonaparte"s Schicksalen, wie gewöhnlich, und wies mir ein Zimmer nebst Bedienung an. Ich konnte zwanglos spazieren, und die Umgebungen in Augenschein nehmen. Unweit des neuen Palastes liegt ein kleines Kloster. Der Palast felbst, ganz in Türkischem Geschmacke erbaut, hat ein angenehmes Aeußere und geräumige, wohlgepfla: 127 sterte Höfe mit Cypreffen bepflanzt, und mit hübschen Waf, ferbecken und Springbrunnen versehen, die, wie die bunt verzierten Thore, voll. Arabischer Verse geschrieben sind. Die Gemächer im Inneren fand ich bunt mit Marmor gepflastert, die Wände Theils mit breiten, rothen, weißen und blauen horizontalen Steinchen, Theils mit Holzgetäfel - geschmückt, das mit Perlenmutter ausgelegt, und mit Spie, geln besetzt ist. Arabische Verfe, schöne Teppiche und Springbrunnen mit Marmorbecken erhöhen die orientali fche Pracht. Gut gewählte Kiosk's, ein großes Waffer: Becken mit Goldfischen, von Blumentöpfen umkränzt, un: ter einer Rebenlaube des Obstgartens, die Aussicht über Thal und Meer vollenden die Schönheit des Orts, die während der milden Jahreszeit noch unendlich reizender feyn muß. Jetzt trug das Thal die Farbe des Herbstes. Veränderliches Wetter, oft abwechselnd mit Regen und Son, nenschein, kündigte die Annäherung des Winters im Ge; birge an. Er hieß mich eilen. Schon am folgenden Tage nahm ich Abschied vom Emir Beschir. Er hat mit einem langen grauen Barte keine üble Physiognomie; nur rollt er feine grauen Augen etwas schielend und wild, welches ihm ein katzenartiges Ansehen gibt, wenig geeignet, Vert trauen einzuflößen, wenn man auch nicht weiß, daß er, um der Herrschaft sicher zu feyn, drei Neffen hat blen den laffen. Ich stieg den Berg hinan, an dessen Abhange der I 28 Palast liegt; er ist bebaut, gewährte aber in dieser Jahr reszeit keinen reizenden Anblick. Auf der andern Seite ließ ich ein Dorf und Bethaus der Drufen, das man mir Safanieh nannte, zur Linken liegen; dann blickte ich in das schöne Thal, wo nebst andern Orten Muchtara zwi: fchen Gärten liegt, der Wohnsitz des Scheich Beschir, ei: nes vornehmen Drufen Häuptlings. Durch dieses Thal fließt in einer tiefen Schlucht der Nahr en Noualy. Auf der andern Seite erheben sich die Berge in drei bis vier Absätzen, die durch fruchtbare Thäler zusammen hängen; mehrere Bäche haben in entgegengesetzter Richtung Schlucht ten gegraben, und fürzen sich steil in jenen Fluß, wobei einer von ihnen einen schönen Wafferfall bildet. Das kleine Dorf el Masra berührend durchritt ich schöne Oli ven Wälder und an den Ufer des Nahr en Noually Ge; büsche von Silber, Pappeln, Rosen, Lorbeeren und Plata nen bis zum Bache el Bireh, der sich mit ihm vereinigt. Von einer Brücke, die über diesen Bach führt, war ich sehr überrascht, vier treffliche Granit Säulen zu erblicken, die stolz über das Gebüsch hervorragen. Ich ging hin. Sie stehen zum Theil in den erhöheten Boden versenkt, in gleicher Entfernung und in einer Linie bei einander. Ich konnte aber keine Spur von dem Gebäude entdecken, zu welchem sie einst gehörten. Grüne Wiesen, Waffer und Gebüsche waren weit umher. Das schöne Thal verlaffend kletterte ich steil durch Heide und Fichten Wälder im Zickzack bergan und berg, 129 unter. Nahe am Gipfel auf der anderen Seite liegt in Maulbeer- und Wein, Gärten das Maroniten Dorf und Kloster Mashmash mit einer weiten Aussicht über Meer und Gebirge. Ich trat im Kloster ab, wo ich alle Mön, che wirthschaftlich beschäftigt fand: einige lasen Maulbeer, Blätter, andere Reben, andere wanden und haspelten Garn, noch andere webten oder schnitten Kleider zu. - Während ich meinen hungrigen Magen tröstete, schickte ich zu Lady Esther Stanhope, deren Sommer Aufenthalt hier ist, und fragte, wann ich ihr aufwarten könne. Ohne mein Verschulden wurde ich ihr als Engländer gemeldet. Sie schrieb mir also ein Billet in ihrer Muttersprache, die Freude ausdrückend, einen Landsmann kennen zu ler- nen, welches mich in die unangenehme Nothwendigkeit fetzte, unsere Bekanntschaft damit anzuknüpfen, daß ich ihr eine Hoffnung vereitelte. Ich fand sie nebst einem Paar Sclavinnen und klei: nen Pagen in einem schlechten Bauerhaufe, das nur an zwei Ecken ein Zimmer hatte. Sie ist groß und stark, muß weiland hübsch gewesen feyn, hat aber jetzt schon viel vom Anfehen einer alten Jungfrau gewonnen. Sie trug einen roth und weiß gestreiften Schal um den Kopf, einen kurzen, rothen Pelz über Türkischen Mannskleidern und über das Ganze eine weiße Aba mit rothen Schnü, ren, wie ein Arabischer Scheich, und hatte ihr Gesicht etwas feltsam ausstaffiert. Sie spricht viel, und zwischen den Zähnen, nach Englischer Weise; unterhielt mich aber 9 13o sehr angenehm von ihrem Palmyrenischen Heereszuge und den ihr befreundeten Arabischen Emirs, deren Charakter fie über Alles erhob. Aber Trotz ihres Entzückens über jene Expedition leuchtete doch hervor, daß sie nicht ohne einige Furcht davon gekommen fey, besonders wegen der Feind, fchaft zwischen den Stämmen Feddun und Anneffy. Nächst dem Vergnügen, auf viele Befehlshaber dieses Landes. Ein fluß, über einige Herrschaft auszuüben, scheint Pferde-Lieb: haberei ihr den meisten Zeitvertreib zu gewähren, welche hier leicht Nahrung findet. Sie sprach mit Leidenschaft von die fen Thieren. Lehrreich waren mir der Lady Nachrichten über die po: litischen Verhältniffe der Volksstämme in ihren Umgebungen. Sie rühmte sich besonders, die größten Spitzbuben, Mört der und Räuber im Solde zu haben, und dadurch viel zu vermögen. Jetzt eben hatte sie einige derselben ausgefandt, ihr von einem Französischen Reisenden, Namens Bautin, Nachricht zu schaffen, der in den Gebirgen der Anffarieh oder Noffairi (Verächter des Gesetzes) umgebracht seyn soll, indem er den kühnen Plan verfolgte, diese berüchtigten Berge bis nach Karamanien hin zu besuchen. Nach mehrstündiger Unterredung ließ sie den päbfli; chen Missionaire, Abbate Gandolpho, der sich eben bei ihr aufhielt, rufen, und mir für die Nacht eines der Bauerhäu, fer einräumen, deren sie mehrere im Dorfe gemiethet hat. Sie pflegt stets allein und wenig zu speisen. Ich hatte Ganz dolpho zum Tischgenoffen, dessen Betrachtungen über die Eu: 131 ropäischen Welthändel mir wenig zusagten. Nach dem Abend, Effen begab ich mich wieder zur Lady, bis Mitter nacht mit ihr schwatzend. Sie zeigte sich als begeisterte An; hängerin Bonaparte's, und konnte es dem Kaiser Alexander gar nicht verzeihen, daß er den Ruffen das schöne Frankreich Preis gegeben hätte. Meine Empfindlichkeit über solche Aeußerungen führte zur Berichtigung des Irrthums, wel, cher durch unsere Französische Unterhaltung veranlaßt war, die den Livonien für einen Livournien nehmen ließ. Sie fuchte nun den Mißgriff von Seiten der Höflichkeit gut zu machen, ohne jedoch ihr politisches Glaubens Bekenntniß zu ändern. Wiewohl ich für dieses nicht zu gewinnen war, und defen auch kein Hehl hatte, bewies mir Lady Stanhope nichts desto weniger Güte und Aufmerksamkeit, gab mir auch Empfehlungen nach Hamah. Sie fcheint mir eine geistreiche Person, aber voll phantastischer Grillen, die in dem freien England doch einen beschränkteren Spielraum finden würden, als in dieser Gebirgswelt. Also thut sie wohl, hier zu bleiben. Ihr Maronitischer Hauswirth und Gandolpho beglei: teten mich bei meiner Abreise zu Pferde nach Dschefir. Wir ritten fast immer bergan. Mit jeder Wendung wurde die Aussicht weiter; bald überblickte ich das ganze Gebirge zwi, fchen mir und der Kälte nebst Seida und Sur. Aus Ber: gen und Thälern schimmerten Dörfer und Klöster hervor, und dennoch ist das Land, einzelnen Partien abgerechnet, nicht so schön, als Kesroan. (Von Beirut bis zum Hoch, 132 gebirge des Libanon, etwa eine Tagereise lang und eben so breit, durch den Nahr Kelb getheilt.) Auf einem Berge hinter uns fahe ich eine weiße Kuppel, wo die Sage den Propheten Michas begräbt zur großen Verehrung der Dru sen. Ich fragte Gandolpho nach dem Glauben dieses Vol: kes. Er behauptete, dasselbe habe gar keine Religion, glaube an nichts, und erkenne keine höhere Macht; alle Drusen wä, ren geschworne Feinde der Franken und Christen, wenn auch nicht so arg, als die Anffarieh und Motualis, welche durch den Mord eines Christen sich aller Sünden / Last entle digt wähnten. Indessen gäbe es doch eine zahlreiche Claffe, die sich Okals oder Akals, Geistliche, nennten, und zu gewissen Zeiten in Bethäusern geheimnißvoll versammelten. Diese Bethäuser, zu welchen jedem Andern aus dem Volke, wie den Fremden, der Zutritt versagt fey, hießen Chalwieh, Oerter der Zurückgezogenheit. Ihr Gottesdienst beschränke sich auf das Lesen einiger mystischen Arabischen Bücher, von welchen sie nichts verstünden, und auf ein mäßiges Mahl von Trauben und Brod. Die Geistlichen unterschieden sich durch einen, forgfältig in glatte Falten gelegten weißen Bund und einfache, baumwollene Kleidung. Mit Nichtgeistlichen, hier Dhahels, Unwissende, genannt, fuchten sie jeder Be; rührung sorgfältig auszuweichen. Andere haben gegen mich behauptet, die Drufen, wie die Anffarieh, verehrten die menschlichen Geschlechtstheile. In Dshefir, wo mir meine Begleiter ein Lebewohl wünschten, ist ein Nonnen-Kloster. Das Dorf liegt aller 1 77, liebst unter den schönsten Bäumen im Hinter Grunde eines engen Thales. Ein Diener der Lady Stanhope sollte mich, auf ihren Befehl, erst zur Höhle Fakhreddin's und dann auf die Straße nach Damascus bringen. Der Höhlen find mehr rere, die gemeinschaftlich den Namen Kalaat, Schloß, füh: ren, und an einer steilen Felsenwand liegen, auf deren Vor- prüngen man mühsam kletternd den Weg gewinnt, welcher Theils zu Fuße in kleinen Stufen, Theils unter dem überhän: genden Gesteine auf dem Bauche kriechend zurück gelegt wer den muß. Die natürlichen Höhlen find durch Kunst erwei tert, mit Treppen, Thüren und Fenstern versehen. Wo der Felsen gefährlich überhing, hat man durch jetzt meist zer störte Mauern ihn unterstützt, und dergestalt das Ganze in eine leidliche Wohnung verwandelt, die dem Drusischen Hel: den zum Schlupfwinkel diente, aber gegen Amurat's 1v. Zorn nicht schützen konnte, wenn sie gleich einer jährigen Bez lagerung trotzte. Niha und Bätich sind Drusen, Dörfer, die auf entge gen gesetzten Seiten eines mit schönen Gärten überdeckten Berges im Thale liegen, umgeben von nackten, grauen Bergen. In Niha soll man Eisen graben, wie ich denn überhaupt in dieser Gegend viel eisenhaltiges Gebirge bei merkt habe. Auf dem Gipfel eines jener Berge, die mir ganz kahl schienen, überraschte mich das Dorf Dshiher mit Gärten. Pappeln und Nußbäume beschatten den Brunnen von Bresleh, dem letzten Dorfe auf dieser Seite des Gebirges, wo 134 alle Orte von Drufen bewohnt find. Nun stieg ich wieder hergan über Felsen. Immer kahler und steiniger werden die Berge, und sparsam geben sie in ihren kleinen Thälern magerem Ackerlande Raum. Endlich erklomm ich den höchs ften Punct zwei wüster Gipfel. Ich wandte mich um, und überblickte noch ein Mahl die schönen Gebirge, die paradies fischen Thäler, den unbegrenzten Horizont des Meeres, Sy: rien's und Phöniciens interessante Küsten. Der oft er neuerte Genuß des Anschauens dieser wundervollen Natur Bilder endete in dem Gedanken, daß hier ein Abschnitt mei ner Wallfahrt schloß. Diese Periode wäre nun vorüber; die fen Theil meines Dasewns würde ich nicht wiederhohlen, dieses herrliche Land und Meer wohl nimmer wieder sehen, dachte ich, und kehrte den Blick nach Damascus (3. October), dddddddddddddd) I 55 18. El Bkaa (Coele- Syria). El Scham oder Damaschk (Damascus). Kaum jene Höhe überstiegen, erblickte ich die Ebene el B kaa (Cöle Syrien), vom Kafemieh in Schlangen Wint dungen durchfloffen, und auf der andern Seit den Anti-Liba non von dem Punkte, wo er sich näher der See mit dem Li; banon verbindet, bis dort, wo gegen Norden die Ebene sich öffnet. Er erscheint grau, ohne allen Schmuck der Vegetat tion, in mehreren Absätzen aufsteigend. Der Berghang, den ich hinab zog, war mit den klein, blättrigen Eichen bewachsen, welche Olivier als eine beson: dere Art (quercus Libani) auszeichnet. Ich fand sie auch auf dem Thabor. Ihr kurzer Stamm ist gerade, rund und dick. Am Fuße des Berges blieb ich in einem kleinen Chan des Dorfes Chörbeh, wo mich die Wirthin freundlich em: pfing. Als aber ihr alter Mann hinzu kam, änderte sich die Scene: er wollte nichts verabfolgen laffen, weder Reis noch Brod, ja weigerte so gar Feuer und Obdach, und lärmte und schrie wie beeffen, bis ihm mein Diener, Kir: kor, andeutete, er möge nicht zu lange auf seinen grauen Bart trotzen, der keines Weges unbedingt vor Schlägen schütze. Alsbald zeigte der Polterer sich höflich und dienst fertig, entschuldigte seine üble Laune mit dem Tode eines Sohnes, und gab mehr, als wir wollten. 136 Früh am folgenden Morgen gelangte ich in die Ebene el Bkaa, die bei weitem nicht so gut bebaut ist, als sie feyn könnte. Eine Brücke von dreizehn Bogen führt über den Kafemieh; an dieselbe lehnt fich ein Chan, und nicht fern." liegt ein trauriges Dörfchen, Alita. Berge, wie ich fiel bis dahin gewohnt war, hat man nicht zu ersteigen, sondern der Weg schleicht zwischen kahlen, formlosen Höhen von ei: ner Niedrigung in die andere. Die meisten dienen zur Wei; de; der Anbau bleibt dürftig. Rechts und links fahe ich fern im Norden und Süden die höchsten Gipfel des Anti- Libanon. Sie schienen denen des Libanon an Höhe ziem lich gleich. Während des ganzen Tages stieß ich kaum auf eine le bende Seele, und auf kein Haus bis zum elenden Dorfe Di, mas. Hier fand ich ein reinlich angeweißtes Haus, beides fen Bewohnern ich übernachtete. Sie waren den größten Theil des Abends beschäftigt, ein Arabisches Lieblings- Gericht zu verfertigen, Kubbeh genannt. Sie kneteten aus angefeuchtetem Bugrus, d. h. Weizen, Grütze, hohle Kur geln, füllten diese mit gehacktem Schaffleisch und Kräutern, und ließen sie etwas in Butter kochen, doch so wenig, daß fie halbroh genoffen wurden; für jeden, defen Magen nicht daran gewohnt ist, eine schwere, unverdauliche Speise. Um ihr einen säuerlichen Geschmack zu geben, mischt man auch den Saft der fauern Granaten hinzu. Ich erhielt über dies gesäuerte Ziegenmilch, und hatte alle Ursache, mit der Gast freundlichkeit meines Wirthes zufrieden zu feyn. Die Wei, 137 ber verbargen sich nicht; ich mußte so gar mit der ganzen Sippschaft, bestehend aus einem alten Manne, nebst Frau, zwei Töchtern und deren Kindern, in Einem Zim mer schlafen, so gut es die Flöhe erlaubten. Noch im Dunkeln brach ich auf, und fand den Weg von gleicher Beschaffenheit, wie am vorigen Tage. Bei dem Aufgange der Sonne war ich auf einer wüsten Ebene von nackten Bergen umgeben. Dann senkte sich die Gegend allmählich, und das Thal Guta breitete sich vor mir aus, gleich einem weiten grünen Walde; die Thürme und Kup: peln von Damascus brachen kaum aus dem dichten Nebel hervor, der darüber lag. In der Ferne fahe ich den See, hinter ihm eine grenzenlose Ebene. Ich muß gestehen, daß der Anblick dieses vierten Paradieses der Morgenländer mein ner Erwartung nicht entsprach, eingedenk, daß Muhamed, als er die Herrlichkeit der Stadt, die er in Besitz nehmen wollte, aus feinem Lager von der Anhöhe an staunte, nicht hinein zu gehen wagte, weil er wußte, dem Menschen könne nur ein Paradies zu Theil werden, und er beschlossen hatte, das einige nicht in dieser Welt zu nehmen. Am Eingange der Gärten von Guta liegt ein Dorf, wenn ich nicht irre, Mesri genannt, in reizender Umge: bung. Die Bäume dieser Gärten find von den schönsten Formen, und das filberhelle Waffer, welches in alle. Richt tungen unter ihnen rieselt, verbreitet eine Frische, die bei je dem Athemzugelabt. Die Zäune find aus viereckigen Erdklum pen zusammen gesetzt; die Häuser aus dem gelblichen Kalk, 138 , feine der benachbarten Berge und aus ungebrannten Ziegeln erbaut, und mit diesem Kalke übertüncht, welcher ihnen ein trübes, eintöniges Ansehen gibt. Hin und wieder lagen Aefer mit echt Türkischer Nachlässigkeit zerstreut. Um sicherer jeder Unannehmlichkeit zu entgehen, die es mir zuziehen konnte, wenn ich etwa am Thore für einen Franken erkannt wurde, näherte ich mich der Stadt zu Fuße. Sie macht allerdings einen großen Eindruck. Ich durch frich ungeheuer lange Gaffen mit reich gefüllten Basars, unterbrochen von schön gebauten Chans, Bädern und nett verzierten Kaffees. Im Zollhaufe fragte man nach Seide, ließ mich aber als angeblichen Engländer gleich los. Meine Mamlucken, Tracht veranlaßte unter Weges öfter die Erkun digung, ob ich eben aus Aegypten komme. Endlich erreichte ich müde und matt das Kloster der Bekehrung Pauli, den Spaniern des heiligen Landes gehör rig, wo eine Schule der Arabischen Sprache ist. - Hier wies man mir ein fehr gutes Zimmer an, und nach dem Abend: Effen besuchte ich den alten Französischen Arzt, Herrn Cha boffeau, der aber, wie sein Dragoman, fotaub ist, daß mich der Magen vom heftigen Schreien schmerzte. Er politisierte viel, rühmte fich, ein Franzos von altem Schlage zu feyn, und schien mit der ganzen übrigen Welt sehr unzufrieden. Sein Haus ist klein, aber schmuck, die Zimmer find getäfelt, und mit schönen Diwans versehen; im Hofe stehen prächtige Orangen und Blumen um den Springbrunnen, wohl ent sprechend dem Gerüchte von der Eleganz der Damascenischen 139 Häufer. Er erwiederte meinen Besuch schon am Abende, und versprach gefälligst, am folgenden Tage mich zu dem Jüdischen Serraf (Wechsler) Rafail zu begleiten, ein Bru: der des in Aka herrschenden Chaim, und eben so mächtig als jener. Es war aber (6. October,) das Neujahrs-Fest der Jur den, und Se. Hebräische Excellenz unsichtbar. Da ich nicht gleich einen Führer erhalten konnte, die Stadt zu besehen, so wollte ich mich mit der Kloster Bir bliothek beschäftigen. Man versprach, fiel mir zu öffnen; aber der Schlüffel, Bewahrer lese eben Meffe. Er kam, versicherte aber, die Bibliothek sey in Unordnung, und werde eben aufgeräumt, doch sollte ich wenigstens den Kata log zur Durchsicht erhalten. Warum man mir endlich auch diesen vorenthielt, ist unbegreiflich. So blieb mir also für den ganzen Tag nichts, als die Unterhaltung mit Herrn Chat boffeau, einem kleinen, Französisch redenden, buckeligen Schreiber, Malum Tahach, und einem Capuziner, die mich besuchten. Sie schienen über die Stadt gut unterrichtet zu feyn, welche in jeder Hinsicht, durch Volkszahl (wenigstens 100,ooo E), Kunstfleiß, Handel und Bildung, zu den bei deutendsten Orten des Orients gehört. Die öffentlichen Gebäude find meist prächtig, und die Kloster Kirche darf ihnen wohl beigezählt werden. Sie ruht auf sechs Bogen, von denen zwei durch eine Wand verbun; den find. Sie hat einen Haupt-Altar und sechs. Neben Al- täre; alle reich, nach Orientalischem Geschmacke sehr bunt verziert. Den Weibern hat man eine besondere Abtheilung 14O in ihr angewiesen. Eigentlicher Merkwürdigkeiten kann sie sich nicht rühmen, wiewohl sie dem Christlichen Seidenwe: ber, welcher mir von den geistlichen Vätern zum Wegweiser beigesellt war, als die vorzüglichte erschien. Dieser lang weilte mich bald durch das Aergerniß, welches er an meinem weißen Bunde nahm. Ich wollte aber durchaus nicht für einen Rayah gehalten werden; indessen band ich, ihm zu Ge- fallen, einen Schal um, feine Dienstfertigkeit anzuspornen, und durchstreifte dann die Buden und Waarenlager. Das größte Privat-Gebäude, das ich sah, ist der Pal last Asad Pascha, so wie auch der von demselben Pascha ge: baute Chan nicht leicht an Größe und Schönheit übertroffen werden möchte. Er ist rund umher und in der Mitte mit Kuppeln überdeckt, die ihn von oben erhellen, und enthält einen Reichthum ansehnlicher Wafferbecken. Auf ihn folgt der Chan Soliman Pascha, von derselben Bauart. Die gewöhnt lichste Zierath find horizontale, breite Streifen; in genannt ten Chans schwarz und weiß, an Moscheen und Privat Häusern schwarz und blau, weiß und roth. Einige kleine Moscheen, die ich besuchte, als Dschami Esnanieh, Der wich Dschami und Serai Dschami, zeichnen sich keines We; ges aus; die Minarets gleichen den Aegyptischen. Bei letz, terer ist der Derwisch-Basar, eine breite Straße, wo das Landvolk feine Erzeugniffe feil bietet; ferner der Eingang des Serai, wo der Sitz der Regierung, und in Abwesen, heit des Pascha der Muteffellim residiert. Unweit davon sieht man zerstörte Thürme des Schloffes. 141 In dieser Gegend, an den Ufern des Barada, hat ben die vornehmsten Türken ihre Häuser, von außen sehr unscheinbar. Der Pferde-Markt nimmt mehrere Straßen ein. Von dort begab ich mich zum Kaffee al Wardy. Das Gebäude ist schlecht, liegt aber angenehm am Ufer des Ba urada, im Schatten von Weinreben und großen Bäumen, eine kleine Abtheilung mit Rosen bepflanzt. Das Ganze - dient zu einem lieblichen Erfrischungs-, Orte, dessen Stifter mitten in seiner Laube begraben ist. Das mit Thürmen und einem trockenen Graben versehene Schloß, wohl aus den Zeiten der Kreuzzüge herrührend, im Innern zu betracht ten, wollten mir die Arnauten des Pascha nicht gestatten. Ueber dem Haupt-Eingange sieht man eine verstümmelte Ara bische Inschrift, für mich zu hoch, um das Geringste von ihr entziffern zu können. Die große Haupt, Moschee nimmt sich prächtig aus. Unter ihren mehreren Thürmen unterschied ich nur ein Mit naret. Ihr großer, gut gepflasterter Hof ist von zierlichen Arcaden umgeben. Hinter diesen Arcaden trägt eine dop: pelte Reihe antiker Granit 4 Säulen, meist Korinthischer Ordnung, das Dach. An die Außenwand lehnen sich Waa renlager. Im Hofe sah ich einen Springbrunnen, der aus einer Granit-Säule zu bestehen schien, welcher man eine eit ferne Krone aufgesetzt; auch mehrere Kuppeln auf Säulen ruhend, und endlich ein kleines Gebäude mit antiken Mars mor, Säulen von guten Verhältniffen, die sehr tief in den 142 Boden gesunken schienen. Von den sieben Thürmen der Mot fchee fand ich die drei von mir besuchten gleichförmig. Un; weit der letzteren führen Stufen zu einem schönen Spring- Brunnen, dessen Wafferstrahl von Armes: Dicke über sieben Fuß gehoben wird. Ich vertauschte meinen langweiligen Christlichen Füh, rer gegen einen aus Haleb verjagten Janitschar, der mir beffer gefiel. Er brachte mir Benische (Mäntel, die den ganzen Körper bedecken), von denen ich einen kaufte, weil man mir gesagt, daß mein Dschübbeh für die elegante Da mafcener Welt zu schlecht fey. In diesem kostbaren Schmucke, von dunkelblauem Tuche, mit Golde eingefaßt, begab ich mich mit Herrn Chaboffeau und Tahach zu Rafail in das Juden Quartier, welches auch hier, wie überall, schmutzig ist. Die Wohnung des viel bedeutenden Mannes kündigt sich von außen fehr bescheiden an, überrascht aber um fo mehr durch ihre Pracht im Inneren. Ein geräumiger Hof mit bunten Marmor gepflastert, mit Wafferbecken, Orangen und Blumen geziert, ist von fchön bekleideten Diwans um geben, und führt zu den Wohnzimmern, die schon äußerlich reich verziert find. Ich wurde artig empfangen, und von dem Wirthe in einen Saal begleitet, in dessen Mitte über ei: nem Marmor-Becken ein Kronleuchter hing, umher drei er höhte Estraden, welche dem Zimmer fast eine Kreuzgestalt" gaben. Diese Erhöhung war von unten mit Perlenmutter geziert, mit schönen Matten, Teppichen und Polstern bei deckt. Die Wände glänzten von goldenen Verzierungen auf 143 Marmor oder Aur; zum Theil waren sie, gleich den Decken, mit Holz getäfelt, welches man mit Perlenmutter, Gold und Spiegelglas ausgelegt hat. Das Schlafzimmer war eben so prächtig. Diesen angemeffen die Bedienung. Uns wurden Scherbet, Kaffee und Confitüren auf schön gearbei: teten Silber, Servicen gereicht, mir zum Abschiede die er sprießlichsten Dienste versprochen, Seit einem Jahrhunderte schon ist die Familie dieses Juden, die jetzt hier, wie in Aka herrscht, im Besitze ihres Ansehens, welches ihre Mitglieder durch ausgezeichnete Tat lente zu erhalten wissen, indem sie sich der Regierung unent, behrlich machen, aller Türkischen Vorurtheile zum Trotze. Mein Forschen nach käuflichen Alterthümern wollte sich nicht lohnen. Ich besuchte die Goldarbeiter in ihrem schmutzigen, gewölbten Chan; sie konnten mir aber nur ein Paar unbedeutende Anticaglien zeigen, und über deren Preis nicht mit mir einig werden. Endlich kam ein Grie, chischer Priester, der mir eine kleine Venus: Statue aus Bronze und einige alte Bronze-Münzen um hundert Piafter verkaufte. Er hätte mich gern mit Münzen, vorgeblich PON Constantin, Diocletian c. betrogen; aber ich überführte ihn zu seinem großen Verdruße von ihrer Unächtheit. Einer der Spanischen Mönche brachte mich zum Pauls, Thore, von den Muhamedanern das Ostthor genannt. Es ist antik; ein Bogen auf zwei mächtigen Pfeilern, auf wel, chen später ein Thurm mit einem Kreuzgewölbe gesetzt ward. Von diesem Thurme erblickt man große Trümmer, Haufen 144 aus der Zerstörung eines Erdbebens, und weiterhin an ei: nem andern Thurme das Fenster, aus welchem der heilige Paulus hinab gelaffen seyn soll. Da aber die Bauart des Thurmes an die Zeiten der Kreuzzüge erinnert, und unter dem Fenster eine Arabische Inschrift in Suls Charakteren (sehr verstümmelt) dem angeblichen Alterthume nicht günstig ist, so muß das Ereigniß wohl anderswo. Statt gefunden haben. Das gedachte Fenster war übrigens ehemahls mit Marmor beklei det, welchen unlängst ein Pascha wegnehmen ließ, um ihn bei seiner eigenen Wohnung anzubringen. Die dadurch ent: standenen Lücken fallen in die Augen. Auch den Christlichen Begräbnißplatz besuchte ich, in deffen Nähe man den Rest einer alten Straße zeigt, aus runden Kiefeln in Mörtel gepflastert bestehend. Unter der selben hat wahrscheinlich das Waffer eine bogenförmige Oeff nung in die feste Kalkmasse gewaschen, wohin man jetzt die Vision des heiligen Paulus, bei welcher er erblindete, ver; fetzt. Nahe am Thore, durch welches wir zurück kehrten, find die Gräber dreier Mönche, die man aus Jerusalem, an Pferdeschweife gebunden, hergeschleppt und hier getödtet hat, die jetzt aber von den Muhamedanern für Heilige ange fehen werden. Bei dem Spaziergange zwischen den Gärten vor dem Thore war mir die ungemeine Menge von Eidechsen und Eichhörnchen auffallend. - Die Mauern der Stadt ruhen auf alten Fundamenten, sind aber schlecht gebaut. 145 Die etwas entfernteren Umgebungen kennen zu lernen, bestieg ich, in Gesellschaft meines Bedienten und des Halle bischen Janitschars, einen rüstigen Esel, und ritt nach San lahieh. Der Weg dahin ist ganz mit Quadern gepflastert, führt über den Fluß und durch die schönen Gärten der Guta, welche überall die üppigste Vegetation zeigten, wovon mir schon die Kloster Terraffe einen auffallenden Beweis ge: geben. Auf derselben fahe ich eine Reben Laube, aus einem einzigen Stamme gebildet, der unten im Hofe wurzelt, und längs der Wand zu einer großen Höhe heraufgezogen ist. Salahieh kann für eine Vorstadt von Damashk gelten. Der Ort ist im Ganzen gut gebaut, und enthält eine Menge ansehnlicher Häuser aus Quadern. Als besonders merkwürdig zeigte man mir eine Moschee mit dem Grabe des heiligen Moheddin. Es ist ein Gewölbe, worin er, seine Kinder und Schüler begraben find. Auf seiner Grabstätte, unter meffingenem Gitter, liegt eine reiche Damast-Decke mit gold, gestickter Inschrift. Die übrigen sind weniger zierlich. An der Wölbung hängen Lampen von verschiedener Gestalt und Straußen-Eier; an den Wänden Blätter mit Inschriften; den Boden bedecken schöne Teppiche. - Wir bestiegen eine Höhe, die schöne Aussicht über Da mashk, Guta, Meffrh und das enge Felsenthal, aus wel: chem der Barada sich hervordrängt, zu genießen. Hier soll Muhamed's Läger gestanden haben. Oben liegt eine Kuppel auf vielen Pfeilern, Kubbeh en Nafr genannt, und in der Tiefe umher erblickt man eine Menge alter, verfallener Mo IO 146 scheen und Türbehs, ganz wie die Aegyptischen gebaut. In wiefern das Türkische Sprichwort, welches den Weizen von Hauran, die Karawanen Mühle bei Damashk und die Bäckerei Dschöbran in Salahieh für das Beste in feiner Art hält, richtig fey, habe ich nicht erproben können. Es wäre längst meine Pflicht gewesen, im Serai zu erscheinen; aber ich hatte es versäumt, weil der eintretende Geldmangel mich über meinen Reiseplan unschlüssig machte. Ich schrieb nun noch ein Mahl wegen einer Rimeffe an Herrn Rostand in Haleb, (auf welchen mein Credit Brief aus Kon; stantinopel lautete,) aus Furcht, daß mein, aus Beirut an ihn abgesandter Bote nicht angekommen feyn möchte. Dann begab ich mich (Vormittags, 10. October,) mit meinem Be; nisch angethan, zum Serai, wo ich aber, durch die weite Ent: fernung des Weges verspätet, mehrere Stunden warten, und bei Herrn Hanna Tahach zu bringen mußte. Dieser stand vormahls, während des Aufenthalts der Englischen Armee in Aegypten, im Dienste der Engländer zu Alexandrien, und schien noch jetzt sich gern als Englischen Unterthan zu betrachten. Von Muhamed Aly vogelfrei er klärt, hatte er sich nach Tripoli geflüchtet, wo der Pascha von Damashk, Puffuf Pascha, sein Haus ausplündern ließ, ihn selbst aber dafür als Schreiber in Dienste nahm. Als solcher bekleidet jetzt der anglisierte Aegyptier einen wichtigen Posten: er hält die Register sämmtlicher Einkünfte und Aus, gaben des Pascha, und ich mußte Kürze, Ordnung und schöne Schrift bewundern. Nicht nur die regelmäßigen Einkünfte, - 147 fondern auch die zufälligen, als Strafgelder, Confiseationen, willkührliche Erpressungen (hier officiell „Neuerungen“ ge; nannt,) werden in das Buch getragen. Die Haupt-Ausgabe bleibt die Pilgerfahrt, wozu der Pascha in diesem Jahre ei: nen Zuschuß von 2000 Beuteln aus Constantinopel erhalten, nachdem die Pforte schon früher ein Mahl 4000 Beutel Schulden bezahlt hat. Wiewohl nach Hern Hanna's Ver; ficherung die jährlichen Einkünfte, ordentliche und außeror, dentliche, an 20,000 Beutel betragen, so soll der Pascha, wegen feines großen Aufwandes, doch knapp ausreichen. Er hat daher unlängst einen Zoll von drei Procent auf die Ein- fuhr der Seide gelegt, die sonst nichts bezahlte, welche neue Quelle feine Einkünfte monatlich um zwanzig Beutel vermehrt. Die Rechnungen werden doppelt von einer Pil, gerfahrt zur andern geführt: ein Exemplar liegt in des Pa: schas Schatze, und wird von ihm auf die Fahrt selbst mitget nommen; das andere bleibt bei Herrn Hanna. Nach dem Nachmittags, Gebete begab ich mich zum Serraf Rafail, den ich mit Türkischen Kaufleuten, Geschäfts, trägern, Arabern und Bauern umringt fand. Der Häupt, ling eines Dorfes, da er hörte, ich fey ein Fränkischer Reiz fender, sagte: ich möchte nach Salamieh kommen, und ihm von meinen schönen Spanischen Thalern mitbringen, wor auf ihm der Serraf erwiederte, ich reisete als Derwisch, und fiel hätten nichts Merkwürdiges mir zu zeigen. Sobald der Minister feine Geschäfte beendigt, führte er mich zum Muteffelim Mustapha Efendi. Hanna und Ras 148 fail machten stehend die Dolmetscher, mich nöthigte man zum Sitzen, und ließ, der Etiquette wegen, einige Tropfen Kaffee reichen. Ich übergab meinen Ferman und das Schrei ben des Wesirs an den Pascha, welches der Muteffellim eröff; nete. „Also auch diese“ (nämlich die Ruffen), fagte er zu ei: nem neben ihm sitzenden Difhorbadshi (Janitscharen Oberst), „kommen bis hieher, um zu reifen!“ Er versprach mir Briefe und einen Reuter zur Reise nach Hauran, und alle mögliche Sicherheit. Das war, was ich wünschte; ichem pfahl mich, und wurde noch in der Thür von der zahlrei chen Dienerschaft um den Bachschisch (Trinkgeld) angefallen. Am schwersten wird es mir werden, die Furcht meines Kirkor vor den Arabern zu besiegen, wenn ich auch den alt ten Christen, welcher Herrn Seetzen zum Führer diente, willig mache, ein kleines Abentheuer mit mir zu wagen. Lei: der kann ich aber, wegen der inneren Fehden der Araber, nicht nach Gerafa und Amman gelangen, deren Ruinen mit Baalbek und Tadmor wetteifern sollen. Bis zum Empfange des nöthigen Geldes mußte ich hier verweilen, und verweilte nicht ungern, immer mehr angezogen von der Schönheit Damashk's. Mit dem Janitz schar besuchte ich zum zweiten Mahle das Schloß, wo man mir einige Tage zuvor, in Christlicher Begleitung, den Ein- gang weigerte. Nun zeigte sich einer der Arnauten sehr ge: fällig, mich überall herumführend, bis auf die Thürme, welche eine prächtige Aussicht auf die Stadt gewähren. Sie scheinen aus. Einem Zeitalter zu stammen. Die Quadersteine, 149 aUs welchen fie bestehen, fügen sich genau aufeinander, find von außen nur roh behauen, im Innern des Thurmes aber glatt. Sämmtliche Thürme haben vorspringende Er, ker, mit Schießscharten, um nach unten zu feuern. Die Gewölbe, auf denen die Häuser ruhen, denn es gleicht das Schloß inwendig einer kleinen Stadt, dienen Theils zu Ställen, Theils zu Gefängnissen, und eine große Zahl ist eingestürzt. Das Gewölbe nahe am Thore tragen antike Säulen von großen Dimensionen, mit sorgfältig gearbeite; ten Korinthischen Capitalen. Doch schienen mir die Säu, len unverhältnißmäßig dick. Wenn sie nicht sehr tief in die Erde gepflanzt sind, so hat man sie vielleicht abgekürzt. Von den beiden Eingängen des Schloffes ist gegenwärtig einer vermauert. Unter den noch fichtbaren Ruinen des alten Palastes erregte besonders ein sehr schönes Fenster meine Aufmerksamkeit. um daffelbe läuft eine lange Inschrift, gold auf blau, in Suls-Charakteren; darüber in Medaillon andere Infchriften, auch Kufische, von hellrother Farbe; Alles fo künstlich, daß mehrere Stunden erforderlich gewe: fen wären, es abzuzeichnen, und diese konnte ich nicht dar, auf verwenden. In den zwei Infchriften an einem Thurme las ich die Namen: Alem eddin Sandshar, und Melek el Mansur feifed dunja wa’ddin Kalaun. Ich durchtrich eine Ecke der Stadt, ließ den Weg nach Salahieh zur Rechten, und begab mich zu dem eigentlichen Dat mascenischen Gefilde, el Mardsh und elGuta genannt. Die fes ist nämlich eine, vom Barada bewäfferte, tiefliegende Wiese. 1 5o Die Gärten feiner Umgebung liegen zwar auch in einer Ebene, doch höher als diese Wiese, welche von einem steilen Absatze (aus Conglomerat,) begrenzt wird, worin mehrere natürli: che und künstliche Höhlen find. Durch einige derselben kom, men Arme des Fluffes, in anderen haben feile Mädchen ihr ren Wohnsitz aufgeschlagen. Auf dieser schönen Wiese la gern die Pilger vor ihrer Abfahrt. Es ist daselbst ein gro, ßes, fchönes Derwisch-Kloster, das aber jetzt, Statt der Mew: lewi (Mönche), von Bettlern bewohnt wird. Die Moschee desselben hat eine Kuppel und zwei Minarehs, nach Art derer von Konstantinopel geziert, und vorn vier köstliche antike Granit - Säulen, mit Türkischen Capitalen, unten mit Bronze befestigt. Um den Hof laufen die Zellen, jede mit einer Kuppel bedeckt; vor jeder Zelle ruht eine kleinere Kup pel auf den Säulen, welche einen Porticus um den Hof bil: den. Sie sind zum Theil von Marmor. Die Moschee und andere Gebäude hat man, wie gewöhnlich, mit breiten, fchwarzen und weißen horizontalen Streifen bemalt. Der Hof ist mit Feigen und Maulbeer, Bäumen bepflanzt, und hatte sonst mehrere Thore, die bis auf eins vermauert find; aber auch in diesem hat man nur ein Loch zum Hineinkrie chen gelaffen, und das Uebrige von außen mit Eifen bei schlagen. Hinter der Moschee ist ein Garten, und hinter dem Kloster sind Gräber, In der Nähe sieht man viele zerstörte Türbehs von alter Maurischer Bauart, die mit den umgebenden Gärten und rieselnden Bächen diese Grabstätten ungemein lieblich machen, 1 51 Weiter reitend zeigte man mir zwischen den Gärten ei, nen äußerlich durch nichts Auffallendes ausgezeichneten Ort, den die Indischen Fakirs besonders verehren sollen. Den Grund erfuhr ich nicht. Von dannen wandte ich mich zum Aegyptischen Thore, wo ein hübsches, nach Türkischer Art aufgeführtes Haus des Häuptlings der Megrabinischen Truppen des Pascha, und eine gut gebaute Moschee. Nun umritt ich die ganze Stadt. Sie hat einen, größten Theils trockenen Graben und eine meist doppelte Mauer, mit viereckigen und runden Thür men von sehr schlechter Bauart besetzt. Vor den Thoren, zuweilen noch innerhalb derselben, sieht man die Gräber der Türken; bei weitem nicht so zierlich, als die von Konstanti: nopel. Man hat hier mehr mit dem Raume gegeizt, und fie enge zusammen geschichtet. Einige find mit Kubbehs (gewölbten Capellen), andere mit hölzernen Dächern bedeckt. Ueber die neuen breitet man Zelte, worunter die Weiber eine Weile zubringen, wie ich solches auch in Tripoli bemerkt habe. Nich weiter in der Gegend umher zu führen, hatte Herr Tahach sich gefälligst erboten, welchen ich deshalb (12. October,) in feiner Kanzelei aufsuchte, wo wir, zu meinem Erstaunen, uns eingesperrt fanden, als wir sie ver; laffen wollten. Wahrscheinlich betrieb der Serraf Rafail, der im ersten Zimmer unten zu arbeiten pflegt, ein Geschäft, das nicht zur Kunde der übrigen Kinder Israels, die ihm zu Diensten sind, gelangen sollte. Da man aber nur durch 152 deren Zimmer zu Herrn Tahach kommen konnte, fo mußte dieser nebst seinem Gaste sich gefallen laffen, mit eingesperrt zu werden, welches bis zum Nachmittags-Gebete (35 Uhr) dauerte. Um diese Zeit hören alle Geschäfte auf, und die meisten Buden werden geschloffen, Wir begaben uns zum jetzigen Wohnorte der Mewlewi, unweit vom nächsten Stadtthore des Serai, über dem Fluffeer baut und mit Bäumen umkränzt; aber es lohnt nicht die Mühe des Besuches, Diefen viel weiter auszudehnen, hinderte ein heftiger Wind, Regenwetter ankündigend, und besonders der unleidliche Staub, welchen er durch die engen Gaffentrieb, Gesicht und Althem benehmend, Ich ging an zwei Gebäuden vorüber, die den Namen Patriky führen, weil, vor Ein; nahme der Stadt durch die Mauren, die Patriarchen in denselben gewohnt haben sollen, Beide, die ich jedoch nur von außen fahe, verriethen kein Merkmaal des Alterthums, fondern Alles war fichtbar Arabischen Ursprunges. Im Kaffee al Wardy fand ich einen Mährchen: Er zähler, Er faß, mit einer Blume in der Hand, auf einem Stuhle in der Mitte des Saales, von etwa funfzig Zuhörern umgeben, die mäuschenstill feinem klaren und deutlichen Vortrage zuhörten, Diese Erzähler pflegen immer, wie Scheher fadeh in 1001 Nacht, die begonnene Geschichte am folgenden Tage zu vollenden, und wo möglich, da abzubre, dhen, wo sie die Neugier am meisten gespannt hat, und folt, cher Gefaltfich ihres Publicums zu versichern, von welchem niemand mit einem Bruchstücke fich begnügen mag, 153 Weiter stieß ich in derselben Straße, vor einem andern Kaffee, auf einen lebhaften Vorleser, der eine viel größere Menge unterhielt. Es las im Antar. Oben genannter Kaffee, der Nachlich und der Kaffee Bab üs Selam find die berühmtesten; Bäume und Waffer aber ihre Hauptzierden. Die Arme des Barrada (Chryforrhoas) haben beson; dere Namen; nur die Arme Kunawati, Baneas und Tora dienen zum Trinken, die übrigen nur zur Bewäfferung der Stadt und Gärten, welche schwerlich ihres Gleichen in der Welt hat. - Nach einem Tage der Erhohlung, an welchem ich die Kloster, Bibliothek durchstöberte, aber außer den gewöhnli; chen Hülfsmitteln zum Studium des Arabischen nur den Metastasio und einige schlechte Italienische Romane in ihr fand, beschloß ich mit Herrn Tahach eine Spazierfahrt nach Fidsheh. • • • • • • • • • • • • • • • 154 I9. Der Yesid. Dumar. Fidfheh. Damaschk. Am Morgen (14. Oktober,) erschien der Janitschar Kaddur Aga mit sechs Efeln, und wir verließen wohlgemuth die Stadt, durch die Gärten und Salahieh vorüber reitend, nach dem Eingange des engen Thales, welchen die verschiedenen Arme des Barada entströmen. Hier find einander gegenüber zwei Felsenberge, wovon der zur Linken, wegen feiner Gef falt, Minschar, die Säge, heißt, der zur Rechten nörd, licher: Rabach, der Schaum. Letzterer ist ausgehöhlt, um dem Waffer des Pesid Durchgang zu gewähren. Ihm nahe erblickt man die Ruine eines alten Thurmes, und am Felsen felbst zwei Arabische Inschriften, Kufisch, aber für mich zu hoch und unleserlich. Wahrscheinlich enthalten fie, daß der bekannte Ommiade Yefid diese Wafferleitung angelegt, und der Fluß von ihm den Namen habe. Der Felsen ist hier senkrecht behauen, und dadurch unzugänglich. Am Felsen Minschar sieht man nur ein Grabmaal, eben so zerstört, wie viele andere Kubbehs, oder Thürme und Kuppeln. Von hieraus ritten wir bis Hameh in einem Thale, mit Obstbäumen und Pappel, Pflanzungen angefüllt, welche überall die Arme des Barada umkränzen, und in der kräftigsten Vegetation grünen. Der enge und schlechte Weg führt hier aber so oft durch Waffer, daß er niemand, der naffe Füße scheut, anzurathen ist. Die Berge umher find bis auf kleine Gras, 155 und Kräuter Büschel, die fich einzeln verlieren, kahl, und bestehen aus einem Conglomerat von Kalkstein, der sich weit terhin Theils an den rothen, eisenhaltigen Stein, Theils an Kreide, Theils an dichten Kalkstein lehnt. Als Gerölle in der Wüste, wie ohne Zweifel auch in der Kreide, findet man große Stücke von Feuerstein. - Der Fluß Barada theilt sich bei dem Dorfe Dumar, das etwas außerhalb des Thales am nördlichen Felsenhange liegt, in fünf Arme, nicht zugleich, sondern einer hinter dem andern. Ein Arm fließt beständig im Thale fort, die übrigen find stufenförmig, einer über dem andern am Ab hange des Berges hingeleitet, An der nördlichen Seite des Thales ist der höchste der Yefid, über und an welchem Du mar liegt. Ihm zunächst fließt der Derani, welcher sich unweit Damashk's in der Wiese Merdsh, bei dem Der wich-Kloster, in zwei Arme theilt, Derani und Akraban ge: nannt; auf ihn folgt der Tora, welcher immer im Thale fortläuft. Diesem zunächst fließen an dem südlichen Berge der Kunawati und Baneas. Unweit Dumar ist eine Brücke über den Barada, und dann kommt man an einen Arm desselben, der fich weiter oberhalb trennt, und Ain el Mes'feh genannt wird, weil er vorzüglich dieses Dorf wäffert. An der südlichen Bergseite erreichten wir Hameh, wo wir in dem Gartenhause eines Häuptlings des Dorfes übernachteten, und am frühen Mor gen eine wüste Bergebene erstiegen, eine Herde Gasellenver scheuchend. Dann eben so öde Berge hinan, durch magere 156 Wein und Feigen Gärten hinab zum Dorfe Beffimeh, wel ches schön liegt, wie alle Ortschaften an diesem Fluffe. Wir ritten nun feinem Laufe entgegen. An einem Felsen der Nordseite entspringt ein starker Quell, und fließt erst durch einen in den Felsen gehöhlten Graben, und dann durch grüne Wiefen dem Barada zu. Er heißt Ain el chadra. Ueber dem felben, an einer Felsenwand, ist eine bis auf wenige Buchsta: ben verwitterte Griechische Inschrift. Wir ruhten im Schat, ten der hohen Berge, die dieses Thal einschließen, und hat ten noch eine Viertelstunde zum Dorfe Fidfheh. Einige hundert Schritte hinter diesem Dorfe entspringt der gleichnamige Quell aus einer Höhle am Fuße des Gebir ges, welches den Hintergrund des Thales schließt. Hier stürzt der Fidsheh, als starker Bach, aus einem alten Gewöl, be, das, auf eine Mauer von großen Quadern fich stützend, den Eingang der Höhle bildet. Sie foll groß feyn; es kann aber nur ein Taucher hinein. Gerade über den Quelle sieht man die hohe Thür und Fundamente eines viereckigen Ge; maches; der Thüre gegenüber eine breite Nische, und an der Nordseite die Reste eines halbrunden Gemaches. Neben dem Quelle hat man eine große halbrunde Nische an den Felsen gebaut, und ihr zur Seite ein viereckiges Gebäude, zehn bis zwölf Schritte lang und eben so breit, aus großen Steinen. Durch eine Oeffnung an der Seite, welche dem Waffer zugekehrt ist, fließt ein Theil desselben hinein, und durch eine gleiche Oeffnung der vordern Wand wieder her aus. Das Gebäude lehnt sich mit dem Rücken, in welchem 157 eine Nische befindlich ist, an den Felfen, und zeigt Statt der Façade nur ein Paar vorspringende Pfeiler, neben welchen an der Außenseite fich gleichfalls Nischen befinden. Seltsam neigen sich die Seitenwände gegen einander, als wie zu einem Gewölbe, welchem doch der Mauer Kranz widerspricht. Das Aeußere der Steine verräth ein hohes Alterthum; das Ganze ist aber so roh und einfach, daß ich über das Zeitalter der Erbauung nicht einmahl vermuthen kann. Gleich unterhalb des Gebäudes bildet der Bach einen Fall von einigen Fuß, und wird in unzählige Gräben gelei leitet. Sein Waffer ist das reinste und durchsichtigte, das man sehen kann, und soll sehr gefund feyn. Es gleitet un: ter Pappeln fort, und vereint sich bald mit dem Barada, der aus einem andern schönen Thale kommt. Dieser ist halb so breit, als der Fidsheh, wiewohl fein Quell weit hö her liegt, fließt aber in einem viel tieferen Bette. Sein trü, bes Waffer erscheint weißgrünlich. Es soll fehr ungesund seyn, und beständige Fieber in den Bewohnern der Dörfer an seinen Ufern erregen, bis es durch den Fidsheh verbes, fert wird. Beide Bäche haben einen reißenden Lauf, wel, chen sie lange neben einander in demselben Bette fortsetzen, ohne sich, wie man aus der Farbe fieht, zu vermischen. Die Anwohner behaupten, die Temperatur fey auch nach der Vereinigung noch verschieden, und das Waffer des Fidsheh im Sommer kälter, im Winter wärmer, als das des Ba rada. / - Etwas unterhalb der Vereinigung, nahe am Dorf, 158 sind die Ruinen eines dritten viereckigen Gemaches von gro ßen, mit Kalk verbundenen Steinen. Ich verweilte den Tag an dem schönen Quelle, müßig auf dem Teppiche im Schatten ruhend, oder in den Gärten umherschweifend. Die Nacht schlief ich sehr gut auf der Terrasse eines Bauerhauses im Dorfe. In diesem Dorfe findet man mehrere Säulen Fragmente und Piedestale aus dem Kalksteine des nahen Gebirges, aber von sehr schlechtem Style. Ob sie zu erwähnten Gebäuden gehörten, weiß ich nicht. Am Morgen verließen wir Fidsheh, und ritten durch die Wüste über Dumar in brennender Sonnenhitze gerade nach Damashk, in dessen Nähe ich Kanonen, Schüffe ver. nahm. Sie zeigten an, daß die Briefe der Pilger Karawane eingetroffen wären, die während der Reise von drei Orten abgesandt werden (16. October). Da mich der Pater Präsident, Giuseppe, mit dem gefälligen Erbieten überraschte, mir Geld vorzustrecken, wenn ich dessen bedürfe, so beschloß ich, davon Gebrauch machend, unverzüglich meine Reise fortzusetzen, und eilte in das Set rai, Herrn Tahach um die versprochenen Briefe zu bit: ten, erfuhr aber dort auf feine Nachfrage, daß in Hauran neuerdings ein erbitterter Kampf zwischen den Beduinen und Drufen ausgebrochen fey, in welchem letztere, obgleich bis jetzt Sieger, neulich über dreißig Menschen und eben so viele Pferde verloren hätten. Der Befehlshaber selber wage, wegen der allgemeinen Verwirrung des Landes, jetzt nicht 159 nach Damaschk zu kommen. Ich mußte also nothgedrungen den guten Rath annehmen, noch einige Tage auf weitere Nachricht zu warten. - Unterdessen kam das lange ersehnte Päckchen aus Hat leb mit Französischen Zeitungen und Briefen von Herrn Bruno Rostand und einer Anweisung auf Herrn Meyer Ga; bay, einen jetzt hier lebenden Halebischen Jüdischen Wechs ler, der richtig zahlte. Ich fertigte meine Correspondenz nach Haleb, Konstantinopel und in die Heimath ab, und konnte es nun nicht mehr über mich gewinnen, noch länger zu rasten. Da die Nachrichten aus Hauran noch nicht friedlicher lauteten, änderte ich meinen Reiseplan, und wollte nach Tadmor. Aber nun verursachte das Lauberhütten. Fest der Juden einen neuen Aufschub, weil der Serraf Rafail, der mich gehörig ausrüsten sollte, nicht in das Serai kam. Während dieser anhaltenden Gedulds-Probe erschien endlich tröstend Herr Hannah Tahach bei mir mit der Nachricht, die Ruhe in Hauran fey hergestellt, der Scheich selbst nach Damashk gekommen. Er setzte hinzu, die Regierung habe den Frieden vermittelt und die Araber wären, von andern verwand, ten Stämmen zu Hülfe gerufen, alle nach der Wüste von Dsheffieh abgezogen. Freudig begab ich mich mit Herrn Tat hach zum Serai (am 29. Oktober), wo mir Rafail die nöthi, gen Briefe schreiben und vom Muteffellim unterzeichnen ließ. Letzterer gab mir einen Chawas (Hofbedienten) mit, wel: chem ich meinen Freund Kaddur (eigentlich Abdulkader) zu gesellte, und die Abreise auf den folgenden Tag festsetzte. 16o Den alten Christen, welcher Herrn Seetzen um das todte Meer, und mich selbst nach Fidsheh begleitete, Malum Puf fuf, hielt ich nicht für so unentbehrlich, um ihm seine ganz unverschämten Reise, Bedingungen zuzugestehen. Ich ver: bat seine Dienste. Das Wetter war so schön, wie während meines ganz zen hiesigen Aufenthalts, wo es zwar zum Zeichen, daß der Winter sich nähere, etwa alle drei Tage ein Gewitter mit Regen gab, das aber immer an den Bergen sich hinzog, und niemahls über der Stadt auslud. So soll es in der Regel feyn. Wetterleuchten und Donner dauern fast beständig fort, vom Sonnen Untergange bis zum Morgen. Die Tage sind heiter. 161 20. Kaddem. Kisweh. Ben Num. Salanen. Gegen Mittag (30. Oktober,) nachdem ich mit den Mönchengespeiset, waren die Pferde bereit, und mit mög lichst geringem Gepäcke begab ich mich auf die Fahrt, bewaff net mit einem Pataghan (Dolch), den ich ein Paar Tage zu vor erstanden. Unserer waren vier: Kaddur, Kirkor, der sich hier Puffuf zu taufen beliebte, der Chawas des Pascha, Nas mens Abbas, und ich. Mir hatte man einen alten, aber vecht frischen Mückenschimmel-Hengst gegeben, auf welchem ich lustig durch Stadt und Gärten galoppierte. Außer dem Thore kamen wir an einer Vorstadt vorbei, die sich lang und schmal, von Gärten umgeben, gegen Süd den von Damashk in die Ebene erstreckt. Auffallend waren mir eine Menge Häuser mit Dächern in Form der Zucker Hüthe. Es sind kühlere Sommer, Häuser; wie alle hiesige Häuser äußerlich mit Lehm beworfen, und eben nicht reizend zu schauen. Der Boden zeigt auch hier das schon früher erwähnte Conglomerat, und bildet hin und wieder zwischen Felsen und Gärten sehr steinige Ebenen voll rollender Kiesel. Die Gärten gehen in Pflanzungen uralter Oehlbäume über, welche die Felder beschatten. Bei dem Dorfe Kaddem hö Pent auch diese auf. Vor dem Dorfe ist ein großes Gebäude mit einer Moschee, worin der Pascha sich aufhält, während II 162 die Pilger auf der Ebene sich versammeln, und im Sommer pflegen die Damascener Kaddem als Spazier-Ort zu besuchen. Von hier dehnen sich fruchtbare Felder bis zum Gebirge aus, oder vielmehr bis zu der niedrigen Hügelreihe, die füdlich von Damaschk, nordöstlich vom Anti, Libanon auslaufen, und sich in die Wüste verlieren. Es ist der Alfidamus der Alten, und eigentlich ein Anti, Libanon. Die weite Ebene von Damaschk, die zwischen beiden Bergketten liegt, ist von mehreren Bächen bewäffert, über welche breite und niedrige steinerne Brücken führen. Dör: fer liegen zerstreut umher, und die Gärten von Damaschk dehnen fich am Fuße des Anti, Libanon noch weit gen Sü den aus. - In diesen Feldern fah ich die beschwerliche Weise, breit tere Furchen zu ziehen, als mit dem Pfluge möglich ist. Man bedient sich dazu einer breiten Schaufel, die ein Arbeit ter in die Erde stößt, und ein anderer, jenseit der Furche ste, hend, mit zwei daran befestigten Stricken zu sich hinzieht. Kaum über die erste Hügelreihe herüber, kamen wir in ein breites, steiniges Thal, zwischen kahlen Bergen, in dessen Tiefe ein Bächlein von Bäumen umschattet rieselt. Der Kalkstein und das Conglomerat verwandeln sich allmäh lich in schwarze Hornblende (?). Die unbewaldeten Berge sind zum Theil bebaut. Wir kamen bei guter Zeit nach dem Dorfe Kisweh, und nahmen unsere Wohnung in einem von Scheich gegeben nen Haufe, das, wie alle, von ungebrannten Ziegeln gebaut - 165 war. Man speisete uns mit einer Art Nudeln, als Pilau bereitet, Sahlakieh genannt. Vor dem Dorfe liegen mehr vere Buden am Bache, und eine alte Ruine von Quadern, aus einer Mauer und einem flachen Gewölbe bestehend, wahrscheinlich Arabischen Ursprunges. Der Bach heißt Nahr Kisweh, die Berge Dshebel Kisweh. Die Berge haben überhaupt keinen allgemeinen Namen. Der eine von den Gipfeln des Anti-Libanon heißt Dshebel Scham, der an dere Difhebel Erbain, Dschebel Scheich und Dschebel Katana. Abends unterhielt mich ein alter Araber durch feine Leichtgläubigkeit und durch den Ausdruck der Wichtigkeit, welchen er in die Erzählung der albernsten Mährchen zu ler gen fuchte. Er versprach, mich bei der Rückkehr zu einer Ruine auf dem Berge in der Nähe des Dorfes zu bringen, Kalaat el Mana genannt. Da sollte ein starkes Thor Schätze verschließen, die nur mit Hülfe eines fchwarzen Bockes ge: hoben werden können. Ferner: es fey ein Mann gekommen mit einem Papiere, woraufgeschrieben, es befinde sich hier an einem Orte so viel Gold, daß man es nicht erschöpfen könne, wenn man auch beständig schöpfe, fo lange eine Pilt gerschaft nach Mekka hin und zurück dauere; und an einem anderen Orte wären so viel Perlen und Edelsteine, daß man für sein Lebe lang mit einem guten Griffe genug habe. Das Waffer des Thales fließe unter der Erde fort bis nach Pert fien, und habe bei drei verschiedenen Dörfern Brunnen, wovon einer Artus heiße. Einst wären vier Perfische. Der wische zum Schafhirten von Artus gekommen, mit der Bitte, 164 ihnen den Quell zu zeigen, der seit einiger Zeit nicht mehr hinlängliches Waffer nach Persien ende. Aber Statt ihn zu zeigen, habe er sich anheischig gemacht, für einen jährlichen Tribut von drei Beuteln genugfamen Vorrath nach Persien fließen zu laffen, welcher Contract bis zu seinem Tode ge: dauert, da er das Geheimniß feinem Sohne anvertraut. Bei diesem hätten sich die Derwische abermahls eingefunden, und unter Anerbietung eines Geschenkes von zehn Beuteln die Bitte erneuert, daß er ihnen den Quell zeigen möge, und die Mündung, welche, mit Steinen verstopft, das Waffer nach Persien zu fließen hindere. Als der Knabe, durch den hohen Preis gelockt, den Quell gezeigt, hätten ihn die Per fer umgebracht. Dann erzählte er, wie der felige Beker Sin in einem benachbarten Dorfe einen jungen Knecht gehabt, den er auf Anrathen. Megrabinischer Pilger in einen Brun, nen auf dem Kalaat Mana hinab gelaffen, um Schätze zu fuchen. Es fey aber der Strick geriffen, und der Jüngling also verschwunden, sieben Jahre darauf aber ein graubärti: ger Mann zu genanntem Scheich gekommen, nach dem Knechte fragend. Da der Scheich geläugnet, von einem solchen ir, gend etwas zu wissen, habe er sich als denselben zu erkennen gegeben und gesagt, daß er im Grunde des Brunnens einen Bach mit grafigem Ufer gefunden, dem er mehrere Monate unter der Erde nachgegangen, und endlich nach Persien ge: kommen fev, unter Weges von Grafe sich nährend. Der Vortrag war gut, und ich schenkte dem Erzähler ernste Auf merksamkeit, bis ich entschlummerte. 165 Der Weg führte am folgenden Tage beständig durch eine dicht mit schwarzen Steinen (Bafalt) besetzte Ebene. Eine halbe Stunde von Kisweh gelangt man zum Chan der Pilger, Ben Nun, von einem benachbarten Dorfe so ge: nannt. Bei demselben steht ein Gewölbe, in welchem man den Pilgern nach Mekka die Suppe kocht, daher es auch Metbach, die Küche, heißt. Der Chan ist ein großes Viereck mit gewölbten Thoren und fechs halbrunden Thürmen, Al: les aus schwarzem Steine. Das Dorf liegt links, nördlich vom Wege. Die Ansicht des Anti, Libanon ist hier schön. Er scheint mit den einzelnen Hügel, Reihen, zwischen denen man sich befindet, nur ein Gebirge auszumachen. Auf dem Dshebel Scheich zeigte mir Abbas den Schnee (Taldsch) deutlich, wobei ich mich erinnerte, daß der Hermon oder Pat nius bei Büsching Dschebel Tschaldsch heißt, welcher Ber: nennung gleichfalls der Schnee zum Grunde liegen mag. Rechts vom Wege blieb in einiger Entfernung das Dorf Scheich Hab. Die ganze Gegend, schwarz und baumlos, behielt ein düsteres Ansehen, wiewohl einzelne Sonnenblicke durch Regenwolken auf den freien Höhen hin und wieder ei: nen schönen Farbenton gaben. Aber am meisten überraschte mich, den Wafferschein (Mirage), wie in Aegypten, zu bemer ken, obgleich es nicht fehr warm, und der Boden nicht an dig war. Weiterhin sah ich auf derselben Seite des Weges eine Ruine, Kalaat el Gauäß genannt, Reft eines auf zwei Wän den ruhenden Gewölbes, wahrscheinlich eines Türbeh. 166 In einer Vertiefung der Ebene, um einen kleinen Hüt gel, liegt das Dorf Gauagib, so weit von Kisweh, als die fes von Damaschk, nämlich drei Stunden entfernt. Hier kehrten wir bei dem Scheich ein, und aßen Eier und Bekmes (eingekochtes Obst), Das Dorf besteht ganz aus schwarzen Steinen, und man kann die niedrigen Häuser kaum von den Feldmauern unterscheiden, da beide aus los aufgethürm: ten, mit Kuhfladen und Lehm beworfenen Steinen erbaut find. Unter diesen formlosen Haufen bemerkt man einige größere Maffen, die aus älterer Zeit zu stammen scheinen, Links vom Wege, am Fuße eines nackten Hügels, blickte ein kleines Dorf hervor, welchem auf der rechten Seite ein großes Gebäude, Der el Bocht genannt, von ei: nem Dorfe umgeben, nicht fern lag. Weiterhin erschienen zur Rechten die Hügel, an deren Fuße Komeitarah liegt, und zur Linken in blauer Ferne die Berge von Lodscha, wel, che die Drufen bewohnen. Die Gegend wurde unsicher. Tages zuvor waren hier Bauern aus Hauran geplünz dert, und bei Kisweh ein Scheich um 1050 Rubieh beraubt worden, wie wir eben erfuhren. Indeffen zogen wir getrost schnellen Schrittes weiter, das zerstörte Dorf Didi zur Lin ken des Weges vorüber, und erreichten nach einer halben Stunde das Dorf Salamen, drei Stunden von Gauagib. Der Ort gewährt einen höchst seltsamen Anblick und die vollkommene Ueberzeugung des Untergangs alter Herr lichkeit. Was von ihr noch übrig ist, das ganze Dorf Sa; lamen, kann für eine Antiquität gelten. Die Bauer Häus - 167 fer bestehen aus öfter erwähnten schwarzen Steinen; bei den neuern oft aus rohen, bei den alten aus Quadern, hin und wieder mit rohen ausgeflickt, oder aus verschiedenen Archi, tektur - Fragmenten barok zusammen gesetzt. An manchen fieht man noch die antiken Fenster aus großen, wohlbehaue, nen Steinen, je zwei Fenster dicht neben einander. Die Thüren bestehen auch aus Steinen. Es ruht nämlich oben auf den Pfosten ein Stein mit zwei Löchern, welchen zwei ähnliche in der Schwelle entsprechen. ... In diese sind die Za pfen einer steinernen Flügelthüre gesetzt, die fich also in die fen Löchern drehet. Die flachen Dächer bestehen aus großen Steinplatten, welche über schmale steinerne Streckbalken gelegt sind. Das Ganze ist von innen mit Lehm, worin Stroh gehackt, beworfen, und hat keinen Holzspan an sich. Eine steinerne Bank läuft rund umher zu beiden Seiten der Thür, mit einem Capital oder Säulen Fragment endigend. In der Mitte des Raumes ist eine Vertiefung, welche als Herd dient, und über derselben zuweilen ein Loch in der Decke um den Rauchabzuführen. Eine andere Vertiefung ist nahe an der Schwelle, wo die Bewohner ihre Schuhe zu laffen pflegen. Ich fand diese Wohnungen warm und mit Fliegen an gefüllt. Große Ruinen des Alterthumes nahmen meine ganze Auf merksamkeit in Anspruch. Von Osten führt ein gewölbtes Thor, das fast verschüttet oder mit Trümmern verstopft ist, in ein viereckiges Gemach, dessen Wände oben, zu bei, den Seiten des Thores, demselben sich schräge zu wenden. 168 Rechts sieht man die Reste eines länglichen Vierecks, das am Ende rund ausläuft. Wahrscheinlich entsprach ihm ein ähnliches auf der linken Seite, von welchem aber keine Spur mehr vorhanden ist, wie auch nicht von der Mauer des erst genannten Zimmers. Aus diesen beiden Gemächern kommt man in zwei kleine Vorzimmer, zu welchen wahrschein: lich ein drittes linker Hand gehörte, das nun nicht mehr zu erkennen ist. Alle find Theils verschüttet, Theils, wie es scheint, absichtlich verstopft, und laffen fich daher nicht ge: nau messen. Das erste Zimmer ist etwa zwölf Schritte tief; feine Breite konnte ich nicht ausmitteln, weil eine Mauer fehlt; das Nebengemach fünf bis sechs Schritte breit, und eben so das Vorzimmer. Dann gelangt man zu einer etwa zehn Schritte breiten Vorhalle, deren Gefimfe am Ende auf zwei Korinthischen Säulen und zwei Eckpfeilern der zerstört ten Seiten: Mauer ruht. Die Breite der Galerie beträgt etwa funfzehn Schritte, und dieses mag wohl auch die Breite der darauffolgenden Gemächer feyn. Die gedachten beiden Säulen find bis auf die Hälfte des Schaftes verschüttet durch das herabgefallene Gestein der Decke, welches einen fast ebe, nen Fußboden bildet. Das Gesimse der Säulen trug drei Bogen, von denen noch ein Eckpfeiler übrig ist. Das Ganze besteht aus schwarzen Steinen. Nach der Vorhalle führt eine etwa zehn bis funfzehn Schritte lange Plateforme zu einem großen, viereckigen Waf, fer Behälter, defen gegenüber liegendes Ufer ein großes viereckiges Gebäude zeigt, an welchem die Ecken mit Pfeil 169 lern geziert find. Die vorderste Mauer, nach Nordwest, ist eingefallen, und mit denselben Steinen hergestellt, aber ohne Ordnung, daher die architektonischen Zierathen ver: worren durch einander darin stecken. Das Gebälk der Thür steht noch, ist aber vermauert, und nur ein kleiner Eingang an der Ecke. Im Innern trifft man ein neueres Gewölbe, das eine durchlöcherte Decke stützt, und an der Wand um her Säulen verschiedener Ordnung; an jeder Wand vier. Die ältesten scheinen Korinthischer Ordnung, und der Schaft besteht aus zwei Stücken. Das Ganze aus gelblichem Kalk steine, der dem zu Baalbek gleicht. Unter den neuern Säu len gehört eine zur Ionischen Ordnung; andere find unvoll: endet, und aus mehreren Trommeln zusammen gesetzt. Im Hintergrunde ist eine runde Nische, wie die am Sonnen: Tempel zu Baalbek, mit zwei finstern. Neben Gemächern. In das zur Rechten führt eine kleine Thür aus der Nische. Die Zierathen find hier im Ganzen Korinthisch: Mäander mit Rosetten und Kränzen, Schlangen; Eier, Akanthus, Blätter u. f. w. Daß beide Gebäude einst Tempel waren, ist nicht zweifelhaft. Die Ruinen des zweiten dienen jetzt zu einer Oehlmühle, die ich eben in Thätigkeit fand. Vier Merz fchen, ein Neger, zwei Arabische Männer und ein Weib, waren vor eben fo viel Walzen gespannt, welche die na: hen Säulen, Tümmer geliefert, und bewegten die Walzen auf dem steinernen Fußboden, im Kreise umher laufend, bis sie den Athem verloren, und sich einige Minuten er 17o hohlen mußten. Der Regen zwang mich, wider Willen hier zu verweilen, wo der gute Kaddur nicht wenig Mühe hatte, die Zudringlichkeit der neugierigen Bauern in Schranz ken zu halten, welchen mein Copiren der Inschriften wohl sehr bedenklich scheinen mochte. In der Nähe dieses Gebäudes findet man die hin tersten drei Wände eines dritten, und zwei Säulen: nebst Gebälk und einem Thore an der Seite. Wegen der sehr schlechten Verhältniffe möchte ich glauben, es fey eine Kir: che gewesen, deren Schiff auf acht Säulen in zwei Reit hen ruhete. Wenn ich mit Recht annehme, das Ende des Gebäudes werde durch die noch vorhandenen Reste von einem Paar doppelten Säulen bezeichnet, so wäre das Ganze fiebenzig Schritte lang gewesen, und hätte ein Thor mit zwei Seitenthoren gehabt. Etwas weiter entfernt, verbirgt Salamen ein hal, bes Dutzend viereckiger Thürme, sonst von fünf Stock, werken, aus gelblichem und manche aus schwarzem Steine, mit oben gedachten architektonischen Zierathen reichlich ver: fehen. Sie sind alle von gleicher Bauart, und die archi tektonischen Zierathen Theils an den Gefimsen der ver: schiedenen Stockwerke, Theils an Thüren und Fenstern angebracht. An einigen stehen noch die benachbarten an tiken Häuser, und man fieht die Gesimse der Gewölbe, welche die steinerne Decke stützen, auf gleiche Weise und eben so reich geschmückt. Von Inschriften, deren Buchstaben zum Theil schlecht 171 find, habe ich nur acht copiren können, und eine flüchtige Ansicht des ersten Tempels gezeichnet. - Am Abende brachte man mir eine Suppe von Weizen, Erbsen und fauerer Milch in einer kupfernen Schüffel, die wohl eine Elle im Durchmesser und eine Hand breite Tiefe hatte. Solche Suppe heißt Kaskula. Sie würde mir viel beffer geschmeckt haben, wären die eingesammelt ten Nachrichten über die Sicherheit meines ferneren Wert ges beruhigender gewesen. - - - - - - - 4 - 4 - - - - - 172 2 I. Adra (Edrata). Schechmeskin. Meferib. Gasaleh. unter günstigeren Aussichten hätte ich am folgenden Morgen wohl einen Abstecher zu den Ruinen gewagt, die bei dem Dorfe Gniuh von einem Berge herabsahen; aber jetzt ließ ich fie unbetrachtet zu meiner Rechten, wie die Dörfer Teb, neh, Mhadheh, und Schegra zur Linken, flüchtig weiter eilend. In mehr als drei Stunden erreichten wir Adra (auch Edra ausgesprochen), wo uns Leute mit einer Trom, mel entgegen kamen, die fiel weidlich rührten, aber dafür auch einen Bachschisch begehrten, weil solches lediglich zu unserer Ehre geschehen fey. Dann stießen wir auf eine Hoch: zeit-Gesellschaft, die in einer Felsen, Schlucht ihr Mahl bei reitete, und sich dazu einen Beitrag von uns erbat, welcher jedoch abgeschlagen ward. Die Ruinen der alten Stadt Edrata nehmen die ganze lange, felsige Erhöhung ein, von welcher der gegenwärtige Ort nur einen kleinen Theil enthält. Der Ritt durch die Ruinen ist wirklich halsbrechend. Man trifft hin und wieder auf das alte Straßen Pflaster, oder auf das vom Alter geebnete Gef stein eingestürzter Gebäude. Es scheint die Zerstörung hier noch früher begonnen, oder rascher gewirkt zu haben, als in Salamen. Unter den Trümmern ragt der alte Kaufhof hervor, mit gewölbten Buden umgeben, in welchen ich Arabische 173 Bauart zu erkennen glaubte. Einer viel frühern Zeit gehör ren die Trümmer von Säulen Jonischer und Dorischer Ord, nung, welche, vermischt mit einigen spätern Ursprunges, ei: nen geräumigen Platz ganz überdecken. Man gelangt auf Stufen zu ihm, und noch stehen ein Paar schöne Säulen, als wollten sie die schlechten beschämen, welche, ihnen nahe, die Gewölbe einer im Viereck gebauten Moschee tragen. Diese hat zum Eingange ein doppeltes Thor, und zwischen beiden ein offenes Vorgemach. Ueber dem ersten eckigen Thore sind drei Steinplatten mit Inschriften eingemauert, deren mit telte bis zum Unleserlichen verstümmelt ist. Die beiden an: dern stehen verkehrt, und ich habe nur die eine zur Noth entziffern können. Das zweite Thor enthält eine Kufische Inschrift. An einer Ecke ihres mit Trümmern bedeckten Hofes steht ein Minareh auf gewölbtem Thore, an welchem man eine gleichfalls verkehrte Inschrift sieht, und eine längere in nerhalb des Hofes über einer Thür. Die leserlichste ist über dem Thore einer einst St. Georg gewidmeten Rotunde, in deren Hintergrunde ein anderer Christlicher Heiliger, wenn ich nicht irre, der Stifter ruht. Die Rotunde ist jetzt mit einer häßlichen spitzen Kuppel gedeckt. Ganz unber kannt sind mir die Charaktere einer Inschrift, die ich am Hause des Scheichs eingemauert fand, und mit den übrigen copirte. Da hier keine Bedeckung nach Bosra zu haben war, so ritten wir in Gesellschaft des Scheichs Achmed nach Schecht - 174 meskin, wo Abdurahman, der Scheich des ganzen Hauran, wohnt, den ich zu Damashk im Serai gesehen hatte. Ei gentlich führt sein Bruder, Scheich Otman, den Oberbefehl, befand sich aber jetzt bei der Pilger Karawane, und in Ab wesenheit beider verwaltete Abdurahman's junger Sohn fo wohl die Geschäfte des Befehlshabers, als Schreibers. Auf dem Wege dahin, eine halbe Stunde von Adra, findet man, bei dem elenden Dorfe Gnebeh, eine tiefe Cisterne, deren kothiges Regenwasser eine Menge Araber tränkt, und eine Stunde weiter liegt Schechmeskin, wo eben ein halbes Dutzend Dehlis (geworbene Reiter) aus Damaschk den jun, gen Regenten beschäftigten. Sie waren ausgesandt, gekauft tes Korn auf Kameelen nach Damaschk zu bringen, und der Scheich schrieb ihnen Tiskerehs (Schatzkammer Scheine), um jedem feine Dörfer anzuweisen. Sie zeigten eine auffal; lende Furchtsamkeit. Kein Einziger, ja nicht der ganze Trupp, wollte wagen, bis Adra zu reiten. Belustigend war es zu fehen, wie nach den Nachmittags, Gebete fich alle in ein Viereck zusammen fetzten, um über ihre Sicherheit zu rath fchlagen, während die gegenwärtigen Araber sie auslachten. Diese Dehlis waren meist Kurden aus Mesopotamien. Ueber unsern Reiseplan konnten wir nicht gleich ins Reine kommen. Doch, was mir die Hauptsache war, die aufrichtige Willfährigkeit der Leute, an welche ich mich ger, wendet, blieb nicht lange zweifelhaft. Erst wollten wir mit Scheich Achmed und dem Oheim des Scheichs von Scheich meskin nach Bosra reiten, dann wollte der junge Scheich 175 selbst uns nach Bosra oder Meferib bringen, und auf jeden Fall boten sich einige der Dehlis zu Begleitern an. Ich faß ruhig an der Thüre und schrieb, als mir ein Stiefel nahe am Kopfe vorbeiflog. Puffuf Aga, einer der Dehlis, hatte sich darüber geäußert, daß die Araber ihnen noch weder Kaffee noch Effen gebracht, und erboßte fich fo über Scheich Achmed, der ihm, ich weiß nicht was, geant wortet haben mochte, daß er ihm einen Stiefel an den Kopf warf. So gleich lief ein Araber, das ganze Dorf zusammen zu rufen, und schnell fammelte sich eine rachsüchtige Menge vor der Thüre. Abbas stellte ihm ein Unrecht vor, daß er gegen einen Scheich, einen Reisenden und unfern Begleiter, fichthätlich vergangen, und fuchte Frieden herzustellen. Acht med sagte wenig, allein verbissener Ingrimm und Rachsucht sprachen aus feinen Augen. Der junge Scheich fchnob wüt thig über die Beleidigung seines Verwandten; aber der Kurde lachte. Endlich, da es doch nur ein Mißverständniß war, brachte es Abbas gewaltsam dahin, daß Puffuf und Achmed sich küßten, wenn gleich mit einer Miene, die keine Versöht nung ausdrückte. Zum Abendessen kamen dann zwei ungeheure Schüf feln, eine mit Reis, eine mit Grütze und mehrere mit Kub beh (Klöße) unter Schaffleisch und Brühe. Alle fuhren heißhungrig darüber darüber her, und fraßen aus vollen Fäusten. Leider war das einzige Getränk sehr schlecht. Ret genwaffer von Koth , Farbe, und mich durstete über die Maßen. 176 Die Nachtruhe wurde mir von den vielen Flöhen verz kümmert, die ich nicht leicht irgendwo zahlreicher gefunden. In einer Ecke des Zimmers haute ein halbblinder Aegypter, der wegen des Betens dort gefüttert wurde. Er betete auch so ununterbrochen, daß mir seine Pflichttreue gar lästig wurde. Erst sang oder declamierte er ein langes Lied mit dem bekannten Refrain la Ilah ill'allah, dann wiederhohlte er einige hundert Mahle die Worte: Subhan allah u hamolih, in einer all mählich leiser werdenden Cadence, um Puffuf Aga einzu: schläfern, und so oft dieser andeutete, daß der Zweck noch nicht erreicht fey, begann er von neuem, bis ich endlich sel: ber entschlummerte. Am Morgen belustigte mich noch die Art, wie die Arag ber ihren sehr guten Kaffee machen. In einer runden höl: zernen Schachtel enthalten mehrere runde Löcher die rohen Bohnen nebst einigen Taffen. Jene werden auf einer ei; fernen Platte über Kohlen gebrannt, dann in einem hölzer nen, mit Eifen beschlagenen Mörfer durch einen starken höl zernen Stampfer langsam zermalmt und dann gekocht. Diese weitläufige Procedur wird vollständig eben so oft wieder, hohlt, als sie an dem beliebten Getränke sich laben wollen. Der Scheich machte mir eine gräuliche Beschreibung von dem Aeußeren feiner Brüder in der Wüste, und von ihrer traurigen Lebensweise. Doch blickte hervor, daß er ihnen ihre Freiheit und Sicherheit gegen den willkührlichen Druck der Regierung beneidete. Die Anneffy, einer der angesehensten Stämme, können nach feiner, wohl sehr über - - 177 triebenen Angabe hunderttausend Mann ins Feld stellen. In Hauran waren einst, ihm zu Folge, 2366 Dörfer, wo von jetzt nur noch wenig über 50 bewohnt sind. In dem selben Maße, als die Zahl der ansäßigen Araber abnimmt, mehren sich die Beduinen. Zur weiteren Reife wollte, außer meinen Damasce ner Gefährten, mich niemand begleiten. Ich brach also mit jenen allein auf, und später fand sich nur ein einziger Kurde bei mir ein. Erst blieb uns links ein zerstörtes Dorf zur Seite, und rechts erblickten wir als einen weißen Punct Dschiba, auf der Straße von Hauran nach Aka; vor uns in Süden dehnte sich das blaue Gebirge von Adschlun (Gilead). Nach drei Stunden erreichten wir Tafas, ein schlechtes Dorf, worin jedoch noch ein Paar Gebäude aus besserer Zeit übrig sind. Hier speiseten wir etwas Honig und ein fettes Mittelding von Suppe und Brei aus Weizen, und waren nach anderthalb Stunden in Meferib. Dieses (hier der äußerste Grenzpunct Osmanischer Herrschaft) ist ein großes viereckiges Schloß von schwarzen Steinen, mit einem halben Dutzend viereckiger Thürme versehen, am Rande einer steinigen Schlucht, deren ziemlich gutes Waffer weiter unten einen kleinen See bildet. In dieser Schlucht wohnen unter Zelten die Söld, linge (Dehlis) Taher Aga's, der nicht ohne große Anstren: gung mit zweihundert Reitern einige Ruhe im Lande erhält. Ich besuchte unverzüglich den Aga. Er fragte, ob ich nach Dsherrath (Geraa) wolle? Dorthin dürften jetzt kaum ein Paar hundert Reiter sich wagen. Also die Ge; 12 178 fahr herausfordern mochte ich nicht, und bat lieber um eine Begleitung nach Bosra, die ich auch unverzüglich in zwölf Reiz tern erhielt. Aber kaum waren wir eine halbe Stunde unt ter Weges, so erhob sich ein Streit. Die Dehlis wollten mich nur nach Bosra und zurück nach Meserib, aber nicht, wie es mir der Aga zugesagt, nach Kisweh oder Salamen bringen. Abbas kehrte daher mit einem Dehli zum Aga zu rück, um dessen erneuerten Befehl einzuhohlen. Wir kamen mehrere zerstörte Dörfer vorbei zur Nacht nach Gasaleh, wo die gewöhnlichen Fragen und Antworten über meine Reifen und mein Schreiben zwischen Abbas und den Arabern gewechselt wurden. Doch ließen diese es bei der Neugier bewenden, weniger unzufrieden mit meinen Untersuchungen, als ihre Brüder in Adra. In dem Hause, wo ich abgestiegen war, fielen mir drei viereckige Erhöhungen von Erde auf, die ich anfänglich für Oefen hielt, später aber für Kornbehälter erkannte. Man fähüttet das Korn oben hinein, und verschließt sie; was man bedarf, wird unten durch eine Oeffnung heraus, gehohlt. Das Abend-Effen, von Reis und Hühnern, war unz gewöhnlich gut; der Kaffee, wie fast immer, trefflich. Ueber haupt ist der Reisende in dieser Hinsicht hier beffer gebor gen, als in meinem lieben Vaterlande, wo die Krüge selten ein Labsal gewähren. Wären nur die leidigen Flöhe nicht! Die armen Leute klagten, die Hälfte ihrer Ernte der Regierung abgeben zu müffen, welche sie doch nicht vor den 179 Plünderungen der Beduinen schützen könne. Daher find Höfe und Dörfer mit Mauern umgeben, in welchen die Steine so lose auf einander gepackt liegen, daß sie eine Menge Zwischenräume laffen, um als Schießscharten und Lug in's Land zu dienen. Zu letzteren nutzt man auch die Misthaus fen, welche hier die Dörfer, nach Art der Aegyptischen, umgeben. Wo möglich hat man die Oerter auf Anhöhen gebaut. Sparsam erblickte ich Viehherden in ihrer Nähe, deren Hirten einen langen Stab trugen, an welchem oben eine kleine Schaufel befestigt war. - Der Weg von Gasaleh nach Bosra läßt sich in einem Tage zurück legen, und ich fand keinen Grund zu fäumen. Aber meine Dehlis hatten sich murrend so oft dagegen er klärt, daß Abbas erboßt, früh Morgens, ohne sie aufzu: brechen beschloß. Doch wurde nach meinem Verlangen ein Araber durch ein Trinkgeld willig gemacht, die Schläfer zu benachrichtigen, welche Straße wir eingeschlagen hätten, und erst, als wir das Dorf Eleneh vorüber geritten, und bei den Ruinen eines zerstörten Dorfes, eine Stunde von Charbit el Gasaleh, angekommen waren, erreichten sie uns in gestrecktem Galopp. Sie waren außer sich vor Aerger, und schwuren, nicht benachrichtigt zu feyn. Indeffen äußerte diese Lection gute Wirkung. Die vorher störrischen Men; fchen wurden nun höflich, und versprachen, so weit, als ich wünschen möchte, zu reiten, wenn sie gleich, wie bisher, kein Dorf ohne Murren verließen, wo ich ihnen keinen Kaffee er: laubte, den sie überall trinken wollten. Ich gestattete ihnen den 1 ZO ersten in Harek. Hier blieb der Führer, Mustapha, zurück, von einem heftigen Fieber, Parorismus befallen. Man be deckte ihn mit einer Menge Abas, und ließ ihn Rauch von Effig und Kohlen einziehen; dann drückte ein junger Dehli mit feierlicher Miene ein Siegel voll frommer Sprüche, ei: nen Talisman, auf zwei Stückchen Papier, über welche er Waffer goß, das der Kranke trinken mußte. Die Siegel gab man ihm in die Hand. Seltsam war es, daß ein Pferd zu gleicher Zeit das Fieber bekam; man brachte ihm daffelbe Mittel bei. Dann stießen wir noch auf eine Menge Dörfer, von welchen jedoch nur Rekem, Karak und Dsheleb bewohnt, die übrigen aber zerstört und verlaffen waren, Theils durch die Räuberei der Beduinen, Theils durch die Schuld der Re gierung. In Dscheleb mußte ich die Dehlis abfüttern laf, fen. Desto munterer ging es dann in einem Paar Stunden nach Bosra (3. November). - - - - - - - - - - - - - - - - 181 22. Bosra (Karnain Astaroth, Bostra). Nicht ohne einige Erwartung hatte ich mich der uralten Hauptstadt Hauran's (Chauranitis) genähert, in welcher selbst fändige Könige von Bafan thronten, ehe sie durch die Israel liten besiegt wurden, und die ihre Wichtigkeit unter dem lan: gen Drucke Römischer Weltherrschaft bis zum Mittelalter er halten hatte. Alle Spuren derselben könnten, dachte ich, nicht erlöscht feyn, wenn ich auch eben so wenig hoffen durf te, die Altäre Astarte’ns unter den Trümmern zu finden, als die Gestalt der jetzigen Bewohner des Landes ihre Ab stammung von dem Geschlechte der Enacks: Kinder verrieth. Zuerst kamen wir nahe der Stadt an eine alte, sehr gut gebaute Brücke, die uns über das jetzt trockene Bett ei: nes Winter Fluffes führte. Da fah mein Auge mit Ent: zücken eine luftige Colonnade hoch über die Dächer der Häu- fer hervor ragen. Mühsam wandte sich mein Pferd durch die engen Gaffen, angefüllt mit zertrümmerten Bruchstücken vieler Zeiten und Völker, wo hin und wieder in den Löchern einige Bewohner nisten. Die Häuser sind zum Theilantik, zum Theil aus alten Trümmern erbaut. Die Ruinen der Stadt dehnen sich weit aus. Ich ritt durch die Säulen eines Tempels, und über eine lange Brücke in das Schloß, wo ich mit meinem Pferde unsicher durch die labyrinthischen und finstern Gänge des 132 Thurm/Thores tappte, und dann von schmerzlicher Ermü: dung mich nicht hindern ließ, das Gebäude flüchtig durchzu: laufen, an welchem Anfangs nichts meine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm, als die herrliche, solide Bauart. Da ich aber durch ein hohes Gewölbe trat, das Innere zu bese hen, fand ich mich plötzlich, ich traute dem Auge nicht, auf der Arena eines geräumigen Römischen Theaters, jedem erkennt bar, ob sie gleich zum Theil mit Gebäuden, und die Stufen Reihe mit Festungs-Mauern verunstaltet ist. Zerstört schien Weniges. Auch Inschriften bemerkte ich; sparte mir aber die Untersuchung auf den folgenden Tag, um erst zu erspähen, mit welcher Sicherheit fiel vorgenommen werden könnte. Erwägend, daß so selten Franken hierher gekommen find, fand ich den Scheich Chalil, wie überhaupt die Araber des Hauran, überaus gutmüthig und gastfrei. Sie find ein fehr schöner Menschenschlag. Ich bekam ein schmackhaftes Abend-Effen, bei welchem der einzige Churg, oder Christli che Priester, in Hauran zugegen war. Derselbe wohnt ei: gentlich in Adra, wo ihrer mehrere feyn sollen. Vor dem Schlafen fah ich dem Ballspiele der Arabischen Jugend zu, darin bestehend, daß man den Ball nach gewissen Regeln mit Stöcken von der Erde wegschlug, Am folgenden Morgen begab ich mich in das Schloß, entwarf, so gut es ohne Meß-Instrumente möglich war, einen Plan desselben, und kritzelte eine Ansicht des Innern. Es liegt in Südwest der Stadt. Seine Mitte ist die Arena des erwähnten Römischen Theaters, jetzt ganz mit Bauer Häu 183 fern bedeckt. Der Hintergrund der Scene (g – h) besteht aus einer Wand, die fünf gerade und vier halbrunde Flär chen hat. In der mittelsten geraden Fläche der Wand sieht man eine oben runde und zwei länglich viereckige, fensterähnliche Nischen; jede der beiden folgenden geraden Flächen (von der Mitte nach beiden Seiten gerechnet,) hat nur eine oben runde, jede der beiden folgenden halbrunden Flächen aber eine viereckige, und jede der beiden letzten geraden Flächen wieder eine oben runde Nische. Der Fußboden, welcher die fen oberen Stock vom Erdgeschoffe trennte, und mit der Arena gleich war, ist eingestürzt. Die erwähnten Nischen, mit Ausnahme der drei mittelsten, entsprechen ähnlichen im Erdgeschoffe. Diese ganze Wand ist in gerader Linie sechs und sechzig Schritte lang. Auf zwei Puncten (m und o) füh ren in beiden Geschossen Thüren zum Zwischenraume zwi, fchen einer Wand (g. h und l, m) und zu den Gemächern, die über diesen einen dritten Stock bildeten, von denen auf der Südseite noch ein Paar Thüren und Wände stehen. Die Tiefe der Scene (h-i) ist zwölf Schritte. Dann folgt eine Wand (i – k), welche unten eine runde Nische zwischen zwei eckigen hat, und darüber, die Eckpfeiler mitgerechnet, acht halbrunde Pfeiler Toskanischer Ordnung. Die Wand (i – k) ist dreiundzwanzig Schritte lang, gäbe also für den Durchmesser der Arena oder des Orchestrums hundertund: zwölf Schritte. Ist dasselbe ein Halbkreis, was ich nicht bestimmen kann, so hätte dieser einen Halbmeffer von 56 184 - Schritten. Die Stufenfitze, welche diesen Halbkreis umge: ben, find mit einer Vertiefung von Toscanischer Ordnung geziert, und der Eckpfeiler (i) mit Acanthus Blättern nach Korinthischer Art. Die Thüren der Vomitorien (a) haben ein Toscanisches Gebälk. Die Stufen Sitze sind mit Festungs- Mauern und Häusern verbaut. Von unten führt eine dop: pelte Treppe (a – a), jede Hälfte von zehn Stufen, zu ei; nem Vorsprunge (b), der drei Schritte breit ist, und jede Treppe (a – a) zehn Schritte. Von dem Treppen Absatze (b) führen zwölf Stufen zu fünf Sitzen, indem zwei Stut fen auf jeden Sitz kommen, und man den untersten Absatz nicht mitrechnen kann, als den Füßen der Sitzenden ange: wiesen. Zwischen den Treppen findet man die drei Schritte breite Thür (a) des Vomitorium. Solcher Thüren waren vermuthlich fechzehn, und der Treppen fiebzehn. Von der obersten Stufe tritt man in eine Halle, die rund umher lief, die Säulen von Toscanischer Ordnung, etwa eine Klafter im Umfange, mit einem Intercolumnium (c – d) von drei Schritten. Die Breite der Halle (d-«) ist vier Schritte. Nahe der Wand (i – k) stehen noch vier Säulen, so wie mehrere in der Mitte. Ihr Schaft mag zehn Fuß hoch feyn. Aus der Thüre (a) führen eben so viele Gänge heraus, deren Länge zehn Schritte beträgt (a – e), Diefe Gänge werden nach außen höher und gewölbt. Ihnen völlig ähnlich find die Gänge (f), welche mit einer stufenförmig abnehmenden Decke, wegen der darüber befindlichen Stufenflitze, unter den Trep: pen Absatz (b) führen. Sie hängen alle auf einer Seite 185 durch eine Thür mit den Vomitorien zusammen, sind aber jetzt meist verstopft und verbaut. Diesen dreiunddreißig ge: wölbt n Thüren, die das Theater von außen umgaben, entsprachen eben so viele im Erdgeschoffe oder Souterrain, das jetzt fast ganz mit Schutt angefüllt ist, und die so ver; baut sind, daß man wenig von diesem sieht. Die Leute bei haupten, es fey Waffer darin gewesen. Die ungeheuern Festungsz Thürme begrenzen förmlich das Theater, drei auf der geraden, sechs bis sieben auf der halbrunden Seite, indem sie sich zum Theil an das alte Ge- bäude lehnen, zum Theil oben mit Brustwehr und Gewöl, ben versehen, zwischen welchen sich Batterien mit Schieß: fcharten befinden, doch nicht für Kanonen. Gegen Süden ist das Thor, zu welchem eine steinerne Bogenbrücke über den trockenen Graben führt. Am Thore, so wie an zwei andern, östlich stehenden Thürmen erblickt man Arabische In: schriften, für mein Auge jedoch zu hoch, um sie zu lesen, aber nach der Versicherung des Scheichs den Namen des bei rühmten Ayubiten Melek el adel enthaltend. An vielen Stel, len find Arabische, wie Griechische und Lateinische In: schriften eingemauert, meist verstümmelt. Von letzteren co/ pirte ich einige, ohne daß es die Mühe sonderlich lohnte. Sie erinnern an Justinian und Theodora, oder bekräfti, gen die Dankbarkeit Römischer Legionen gegen ihre Anfüh, rer, oder streben umsonst, das Andenken an unbekannte Pri; vat-Personen zu verewigen, Eine zweite Ruine, von den Einwohnern der Thron 136 der Jüdischen Prinzessin (Serir Beat el Pahudt) genannt, schien mir merkwürdig genug, um von ihr gleichfalls eine Zeichnung zu skizzieren, wenn auch das Gebäude so zerstört, und mit Arabischen Wohnungen umgeben war, daß ich sei, nen Plan nicht entwerfen konnte. Ursprüngliche Größe des Ganzen verkündet noch die Ecke der Mauer eines dreistöcki: gen Gebäudes, welche von innen und außen mit Nischen geziert ist. Vor derselben scheint eine lange Reihe Säulen Römischer Ordnung gestanden zu haben, wovon noch zwei in ansehnlicher Entfernung von einander empor ragen. Die eine ist mit der Mauer Ecke durch ein sehr reich verziertes Gebälk verbunden, welches ich besonders zeichnete, jedoch nur unvollkommen, weil wegen der Höhe mehrere Details der schönen Guirlande des krummen Friefes, deren Blumen nicht regelmäßig wieder kehren, unmöglich scharf aufzufaf, fen waren. Von diesen Säulen, aber nicht in paralleler, sondern schräger Richtung, erblickte ich noch vier andere, Römischer Art, kürzer, von bessern, nicht fo magern Verhält, niffen. Aber von welchen Prachtgebäuden mögen diese Trümmer herrühren? Ihr seltsamer Name begründet auch nicht einmahl eine Vermuthung, eben so wenig die Bruch: stücke Griechischer Inschriften in ihrer Nähe. Die Neugier, welche Jung und Alt aus der Stadt um mich versammelt hatte, nutzte ich, einige Gaffer als Führer zu gebrauchen. Sie brachten mich zu den wohl er haltenen Resten einer Christlichen Kirche, die von außen viereckig, im Innern eine Rotunde ist, wo die Ecken halb 187 runde Capellen bilden, deren zwei später verbaut find, als man in der Mitte ein Schiff mit Gewölben aufführte, wel, ches auf unordentlich zusammen getragenen antiken Fragmen: ten und Säulen Trümmern aller Ordnungen ruht. Der Bogen hinter diesem Schiffe, der zur älteren Rotunde ge: hört, ist nett verziert. Die Kirche hat sechs Thüren, auf jeder Seite drei; ihr Boden scheint mit Christen Gräbern angefüllt. Ziegel-Kuppeln, die der Ungeschmack den Capel len gegeben hatte, find von der Zeit fchon wieder herab gestürzt. In geringer Entfernung fand ich die Ueberbleibsel ei: ner andern Kirche, neuern Ursprunges, in deren Ecken zwei Jonische Säulen von außen eingemauert sind, und deren länglich viereckige Gestalt, hohe Fenster und spitzes Gibel, Dach Fränkischen Geschmack verrathen. Die Zeit der Er bauung ist aber eben fo wenig angedeutet, als die Einwoh ner von Bosra mir zu sagen wußten, warum fiel diese Kirche Deir (Kloster) nennen. War die Stadt je in den Händen der abendländischen Kreuzfahrer? Daß ihr Glanz und Umfang einer Metropolis Arabiae angemeffen gewesen fey, ist auch jetzt noch zu erkennen. Aber das Theater lag nicht innerhalb ihrer Mauern, son: dern von demselben führte eine gerade Straße durch ein Thor zur Hauptstraße, welche die Stadt von Westen nach Osten in gerader Linie durchschnitt. Dieses Thor zieren ein Paar ein: fache Korinthische Pfeiler mit Acanthus Blättern. Es hat zwei Nebenthore, 188 Das westliche Thor, von dem Schloffe am weitesten entfernt, ist Toscanischer Ordnung und fehr einfach, ein mit Nischen versehenes Gewölbe, das auf zwei starken Thürmen ruht, ganz von formlosen Ruinen umgeben. In späterer Zeit hat man eine Vorstadt vor diesem Thore ge: baut, die bis auf ein Paar Thürme auch schon in Trüm, mern liegt. Die lange Hauptstraße führt von dort zuerst zum Theater, Thore, an diesem vorbei zu den Säulen, die etwa im Mittelpunkte der Stadt sich mögen befunden hat, ben, wie das Theater außerhalb. Das östliche Thor, von gleicher Einfachheit, läßt zweifelhaft, ob es je vollendet gewesen, da weder Säulen, noch Gebälk nach einer bei kannten Ordnung ausgeführt sind. Es zeigt aber den Weg zu den Resten eines großen Prachtgebäudes, die nur lei: der unter neuern Wohnungen so versteckt liegen, daß man fich von dem Ganzen kein bestimmtes Bild machen kann. Zuerst fällt der Blick auf die Ueberbleibsel zweier Thürpfosten von großen Dimensionen, mit den reichsten und schönsten Guirlanden geschmückt. Darauf folgen zwei Säulen Römischer Ordnung, ganz von denselben Verhält niffen, als die vier oben erwähnten, und auch diese ste: hen schräge den Resten eines hohen luftigen Bogens gegen über, der außer der Mauer auf einer fehr schlanken Jo; nischen Säule ruht. Gegen Süden trifft man ein großes, zum Theil bewohntes Gebäude, welches, nach feiner Ein- theilung in verschiedene Höfe und Stöcke, ein Palast ge: wesen zu sein scheint. Es hat aber gar keine charakteri: 189 stische Architectur; von außen kündigt es sich als Römisch an, und von innen deuten einige Gewölbe, die den Hof um gaben, auf Arabischen Ursprung. Am südlichen Stadt Ende ist ein ungeheurer, ganz aufgemauerter Teich, von jetzt zerstörten Thürmen geschützt, nebst daneben liegenden Moscheen, Arabische Arbeit, und vortrefflich gebaut. Jede Seite des Quadrats mag 225 Schritte lang feyn. - Auffallend zahlreich fand ich die Trümmer Jonischer Säulen, mich nochmahls durch die engen Straßen der Stadt windend, an welchen man zerstreute Gewölbe mehr rerer Chans und Moscheen mit Inschriften in Kufischen Charakteren, und aus den Zeiten der Ayubiten erblickt. Märkte und Waarenlager sind noch vorhanden, aber ver: ödet. Alles scheint mit der schwarzen Farbe der Steine über den Verlust der Bewohner zu trauern, und schliche nicht hin und wieder eine zerlumpte Menschengestalt aus einem düstern Winkel hervor, so möchte man hier die Woh, nung unsichtbarer Geister vermuthen. Ich fühlte mich kei: nes Weges angezogen, länger zu verweilen, sondern wollte das Schloß Sarchad besuchen, welches ich in einer Entfernung von etwa sechs bis sieben Stunden Weges auf einem ho; hen Berge liegen fah; aber niemand wollte mich hinbrin: gen, als meine Reiter. Begleitung sich defen weigerte. Man erblickte auch die mit Wald bedeckten Berge der Drusen, deren Hauptort Loweida ist, wo sie über den Ruinen der alten steinernen eine hölzerne Stadt gebaut 190 haben sollen. Ihr waldiges Land kündigt einen seltsamen Contrast mit Hauran an, wo ich außer einem Paar traut rigen Feigenbäumen, die einzeln zwischen den Steinen wur; zelten, keinen Baum fah, ja, der Jahreszeit wegen, keinen grünen Halm. Dennoch ist der schwarze Boden sehr frucht: bar, und die Bewohner scheinen sich verhältnißmäßig wohl zu befinden. Ich speisete vortrefflich bei ihnen; besonders gefiel mir ein Dattel-Gericht und die fauere Milch. Auch störte es meinen Appetit nicht, daß die Abend Mahlzeit in einem zusammen geschlagenen viereckigen Leder aufgetra: gen wurde. - - - - - - - - - - - - - - - 191 23. Ueber Damaschk, Malaleh, Jabrada, Nebik, Kara und Hafieh nach Homs. Ungern entschloß ich mich, nach Damashk desselben Wer ges zurück zu kehren, den ich gekommen war; aber ich mußte mich dazu entschließen (5. November,) und lief noch Ge; fahr, in Herak, wo wir schon um ein Uhr Nachmittags ein, trafen, zu übernachten, weil die Dehlis durchaus nicht weit ter reiten wollten. Da kam mir der zänkische Eigensinn meines Türkischen Begleiters, Abbas, erwünscht, der um so nachdrücklicher auf Fortsetzung der Reise bestand. Der fieberkranke Mustapha Aga war nicht im Stande aufzusitzen, welches den Dehlis guten Vorwand lieh, hier zurück zu bleiben; allein, wie ich es vermuthete, kamen ihrer fünf innerhalb der ersten halben Stunde nach meiner Abreise flüchtigen Trabes wieder zu uns, wahrscheinlich um das Trinkgeld nicht fahren zu laffen. Wir ritten den Tag bis Adra, nachdem wir in Rekem gespeiset. Dort fanden wir unsern Scheich Achmed vor, der seinen Schimpf noch nicht vergeffen hatte. Bis Salamen zog nichts meine Aufmerksamkeit an, als einige alte Thürme in Schagra, die denen in Salamen ähnlich sind. Hier entließ ich meine Dehlis mit einem Trinkgelde von sechs Thalern, froh das feige und faule Volk los zu werden, dessen Begleitung den Reisenden nur 192 zur Parade dient. Aus Verdruß hätte ich auch den Türken davonjagen mögen, als ich erfuhr, daß er unseren Pferden nicht zu trinken gegeben, weshalb mich mein brauner Per fer nur mühsam bis zum großen Teiche von Gawgib schleppte. Von dannen ging es aber in frischem Schritte bis Kisweh, wo wir nach Sonnen Untergang ankamen, und mit trefflicher Grütze, saurer Milch und Trauben be; wirthet wurden. Vermuthlich weil Abbas wünschte, zeitig genug in Damashk einzutreffen, um bei dem Ausmarsch der Truppen von Aka gegenwärtig zu feyn, die der Pilger Karawane mit Proviant entgegen gehen, hatte er eine solche Eile, daß er durchaus um Mitternacht aufbrechen wollte, und einen so unverschämten Lärm machte, daß ich ihn heftig anfuhr, worauf er sich murrend zur Ruhe begab. Doch vor Son/ nen Aufgang machten wir uns schon auf den Weg, und war ren um 10 Uhr Morgens in Damaschk (7. November). Nach kurzer Mahlzeit und Ruhe eilte ich in das Set rai zu Tahach und Rafail, um beiden zu danken, Briefe nach Homs und Hafieh zu bestellen, und mich zu erkundi gen, wie viel ich Abbas zu zahlen habe. Es betrug über sechzig Piaster. Aber dem Unverschämten wollten nicht hun dert genügen, Ein Besuch bei Chaboffeau rief auf eine sehr verbind: liche Weise das Andenken an Lady Stanhope zurück, die mich hier mit einem Briefe überraschte, und gütig ihren Arzt anbot, weil sie gehört, ich sey schwer krank befallen, 195 und noch nicht wieder hergestellt. Dabei entschuldigte sie aber mahls den Irrthum, mich, einen Livländer, für einen Ital liener genommen, und so vielleicht in unserer mündlichen Unterhaltung über die Europäische Tagsgeschichte den Ruf, fen verletzt zu haben. Am folgenden Tage empfing ich durch Tahach einen Brief in Rafails Namen an Mallum Iskender in Homs, und einen andern an Osman Aga in Haflieh, ferner einen offenen Zettel des Mutesfelim angedachtem Osman Aga. Ich nahm von Rafail Abschied, und machte seinen Dienern funfzig Piaster zum Geschenk. Bei der beschloffenen Fortsetzung meiner Reise über Homs nach Haleb kam ich Tadmor so nahe, daß ich einer Wall fahrt dahin unmöglich hätte entsagen können, wäre es auch nicht längst mein Vorsatz gewesen, sie zu wagen. Aber auf wel che Art? Darüber wurde reiflicht mit Kaddur und Kirkor Rath gepflogen. Die Eigenthümer der Maulesel bei den Karawanen verlangten, nach gewohnter Weise, bis Haleb bezahlt zu feyn, und ich hatte ihrer doch nur bis Haffieh oder Homs von Nöthen; ferner war mit ihnen der Weg nur sehr langsam zurück zu legen, und sie wollten ihn erst in der folgenden Woche, nach dem Beiram, antreten; endlich ward zweifelhaft, ob man uns in gedachten Orten frische Lastthiere für Tadmor geben möchte. Also zog ich vor, von demselben Pferde. Verleiher, der mich nach Hauran ge: fchafft hatte, Pferde zu miethen, und selbige durch Kaddur von Homs ihm wieder zuzustellen. 13 194 Letzterer erneuerte seine oft vergebliche Einladung zu einem Mittagsmahle so dringend, daß ich sie nicht ablehnen konnte. Er nahm mich sehr gut auf, indem die beiden Ge; richte, woraus daffelbe bestand, trefflich zubereitet waren, nämlich: Adschin Pillav, d. h. Reis mit Korinthen, Man deln und Kiefer, Nüffen, und eine Beirams; Speise von Reis mit Honig und Mandeln. Die reinliche Umgebung des eben nicht armen Mannes entsprach solcher Einfachheit. Sein ganzes Hausgeräth an Decken, Kiffen, Waffen, Ge; schirren u. f. w. mag kaum eine Kameel Ladung ausmachen. Die Vorkehrungen zur Abreise wurden noch durch die Höflichkeit derer, die mich des Abschiedes wegen besuchten, verzögert. Ich selbst empfahl mich dem ehrwürdigen Vater Giuseppe Sales, und bezeugte seinem Kloster meine Dank, barkeit mit vierundzwanzig Thalern. Dann ging ich am letz; ten Abende noch mit meinen beiden Dienern, den Bei rams Belustigungen zuzusehen, die man am Tage durch eine Menge Kanonen, Schüffe angekündigt. Sie entsprachen keines Weges meiner Erwartung. Moscheen, Bäder und Barbierstuben waren schlecht erleuchtet, eben so die offenen Kaffees und Buden der Fleischer, Gewürzkrämer, Obst händler und Garköche; an keinem Orte viel Volksversam: melt. Auch in den Straßen zeigte sich kein fröhliches Trei, ben festlicher Scharen. Da gewährt Konstantinopel ein ganz anderes Schauspiel! - In einem Kaffee, Hause ließ man Marionetten hinter einem Transparent spielen; überaus ärmlich und abge, 195 fchmackt. Die dicken Fäden waren alle zu sehen, und die Fl, guren so schlecht, daß man kaum wahrnehmen konnte, was sie bedeuteten. Dem Technischen entsprach der Werth der darge stellten Fabel. Karagös sollte Aliewa's kranke Frau und Toch ter heilen, und machte. Statt dessen den unverschämten Lieb; haber. Dieser platte Gedanke kehrte unaufhörlich wieder, im mer ohne Witz, zuweilen mit Schmutz. Es trank z. B. der Held ein Mahl, und füllte dann feinen Krug dergestalt, um das Gen trunkene noch ein Mahl zu trinken. Darauf ließ Karagös fich leibhaftig sehen, als Bajazzo eines jungen Luftspringers, des fen ganze Kunst in Stehen auf den Händen und Purzelbäu men bestand, welche Karagös nachmachen wollte, und für die stets fehlschlagenden Versuche Ohrfeigen erntete. Die lange Weile verscheuchte mich bald. Am frühen Morgen, welchem der Nordwind eine em: pfindliche Kühle gab (11. November), verließ ich das schöne Damashk, und gesellte mich zufällig zu einem Bauer, der zwei Mäuler nach Jabrada führte, da Kaddur behauptete, der Weg, welchen jener einschlüge, fey kürzer, als die Karat wanen-Straße. Wir zogen an dem Dorfe Hareta vorüber, und gelangten bequem nach dem am Fuße des Anti, Libanon in schönen Gärten versteckten Duma. Hier fingen wir an, die kahlen Höhen zu ersteigen, welche eine weit Aussicht über die Damascener Ebene gewähren, deren reiche Vegetation in der Ausdehnung nach Norden abnimmt. Diese Berge bestehen aus einem Kamme von dichtem Kalkstein, an den fich Conglomerate lehnen, die eine Menge der buntesten Kie: 196 fel enthalten. Ich glaube, daß man Agath, Carneol und Jaspis darunter finden würde. Wir mußten zu Fuße gehen, weil der Weg so steil war, berührten Tell Mumenin, welches, von Gärten umgeben, in einer baumlosen Vertiefung liegt, wanden uns dann durch die Felsen eines ähnlichen kahlen Bergkammes, um in ein anderes Thal hinab zu steigen, welches nur sparsam mit magern Pflanzungen von Feigen, Maulbeeren und Rüben bewachsen war. In demselben liegt das Dorf Maarra, wo wir Mittags von den Christli, chen Einwohnern, nicht ohne Streit, etwas Eier und Trau: ben: Syrup (Bikmes) erhielten. An der entgegen gesetzten Thalseite sieht man auf einem Felsen Seidenaja und Telfi heh mit Christlichen Klöstern. Wir ritten nun immer in einer nackten Bergebene fort. Die Felsenkämme zur Linken bildeten durch die Verwitterung gar feltsam gestaltete Zacken. Heute Jabrada zu erreichen, mußten wir aufgeben; es wurde dunkel und kalt, und die Pferde ermüdeten. Der Mond blinkte nur schwach durch das dicke Gewölk, welches uns abwechselnd kleine Regen, schauer sandte. Endlich erschien Malaleh fehr malerisch im Hintergrunde einer Schlucht zwischen drei kahlen Felsen Bergen, an einen dritten, in der Mitte liegend, stufenför mig hinangebaut, von rauschenden Waffern und grünen Gärten umgeben. Es ist, wie die meisten Orte dieses Wer ges, von Griechischen und Katholischen Christen bewohnt. Auf einen freundlichen Zuspruch nahm uns Dshirdshir, der Scheich, in einem reinlichen Zimmer sehr gut auf. Ein 197 Theil der Häuser besteht aus Höhlen der Bergwand, an welche fie sich lehnen. Deren sieht man auch viele in den bei: nachbarten Bergen, und längs der ganzen Straße Cister" nen, die zum Theil gutes Waffer haben. Von dem Gipfe des Felsen von Malaleh blickt das Griechische Kloster Mart Sirkis herab. - Bei Fortsetzung der Reife am folgenden Morgen bei merkte ich manche Spuren eines frühern besseren Anbaues dieses Landes, ein antikes Piedestal, Grabhöhlen, Stufen und verlaffene Wohnungen in den Felfen. Die ganze Fel, fen Kette, an deren Fuße wir jetzt fortritten, ist voll solcher Höhlen. Hart an Malaleh führt ein abschreckend steiler Weg über die Höhe. Wir zogen einen entferntern, beque: mern vor, und kamen, nachdem wir fle erklettert, in ein breit tes Thal hinab, den höchsten Rücken des Anti-Libanon im Angesichte. Wo dieses Thal zwischen denselben Felsen aus läuft, über welche wir eben geritten, liegt, am Fuße ganz, weißer Kalkberge, das Städtchen Jabrada mit artigen Gärt ten, deren Laub aber die kalte Jahreszeit schon bunt ge: färbt hatte. Der Scheich war nirgend zu finden, weshalb es schwer hielt, unter Dach zu kommen. Ich konnte endlich nicht um hin, mich mit meinem Gefolge in dem ersten besten Haufe nie derzulaffen. Es war nur von Weibern bewohnt, die über der Fremdlinge Zudringlichkeit kein geringes Geschrei erhoben, aber allmählich sich nicht nur zufrieden gaben, und uns gut bewirtheten, sondern auch durchaus zur Nacht da behalten 198 wollten. Es war eine ältliche Frau mit zwei hübschen Mäd: chen, wovon eine stets am Rahmen faß und stickte. In dem Zimmer hingen Früchte, vorzüglich Trauben, um sie frisch zu erhalten; Teppiche, Spinnrocken, ein kleiner Spiel gel, eine Kiste und das Geräth einer kleinen Küche in der Ecke machten das ganze Ameublement aus. Kaddur bezeugte große Lust, hier zu verweilen. Aber ich drang unerbittlich auf Abreise, so bald ich mich überzeugt hatte, daß der Ort keine Merkwürdigkeiten darbot, als einige schlechte Säulen: Trümmer, und eine Kirche, deren Schiff auf sechs Bogen ruht, und im Hintergrunde eine Halbkuppel mit drei Fen: fern hat. Die beiden Bergweihen, zwischen welchen Ja- brada liegt, find, gleich einem Siebe, von den Eingängen zu unzähligen Höhlen, die Theils Wohnungen, Theils Grät ber waren, durchlöchert. In einigen bemerkt man noch die Estrade zum Schlafen, den Herd c. Wie wüst jetzt die Ge; gend, außer dem Garten Bezirke fey, verkündete am hellen Mittage ein gräuliches Concert der Schakals von den nahen Felsen herab, Durch eine baumlofe, wellige Ebene, voll Kalktrümmer und Kiefel ritten wir nach Nebk, wo wir wieder an die große Karawanen Straße gelangten, und gut beherbergt wurden, indem Kaddur sich unbedenklich für einen Boten der Regie rung ausgab, welcher mit den gehörigen Papieren versehen, mich nach Hafieh bringen solle, Nebk ist auf und an einem kahlen Berge erbaut, def. fen Fuß ein geräumiger Chan aus Quadern begrenzt. Die 199 Landschaft veränderte ihren Charakter nicht. Der Weg zog sich ununterbrochen durch die steinige Fläche, zur Rechten in’s Gebirge, welches auf d'Anville's Karte mit dem Namen Alfadamus bezeichnet ist, zur Linken der Anti-Libanon, über welchem ein finsteres Regenwetter schwebte. Es war kalt; aber in drei Stunden hatten wir Kara erreicht, welches uns ter dem Befehlshaber von Haflieh, Osman Aga, steht (13. November). Wir erkundigten uns nach feiner Anwe: fenheit, und vernahmen, er fey nach Sadar geritten, von wo er nach Hafieh zurück kehren würde. Was ich für wahr hielt, zog Kaddur, seine Leute beffer kennend, in Zweifel, und erklärte, fei Bujuruldy laute auf Kara, er werde also den Aga hier erwarten. Dieß jagte den Hörern Furcht ein, und als fiel dann inne wurden, ich fey ein Fränkischer Reisender, entschloßen sie sich zu gastfreundlicher Aufnahme. Die Dorfbewohner, in steter Furcht vor Executionen, Ava nien und ungerechten Anklagen, hatten uns täuschen und ei: ligst wegschicken wollen. Osman Aga war hier, und nach dem Effen begab ich mich zu ihm. Er ließ mich ein kleines Weilchen warten, ehe er aus seinem Harem heraustrat. Ich übergab ihm das Schreiben des Serraf Rafail mit dem Bil let des Muteffelim Mustapha von Damashk. Er benahm sich sehr artig, und versprach, mich nach Tadmor zu senden, welches unter seinem Befehle steht. Aber kaum war ich in meine Wohnung zurück gekehrt, fo wurden meine Begleiter zU ihm gerufen, die mir gar übele Botschaft brachten. Er ließ mir vorstellen, daß die Ara: 2OO ber zwölfhundert Stück Viehes von Nebk geraubt, daß fünf Stunden Weges von Kara so eben ein Gefecht vorgefallen fey, von welchem abgeschnittene Hände und Köpfe die Fol, gen gewesen, daß die Araber mit einander im Kriege bei griffen wären, daß er selber nur durch Geld etwas bei ihnen ausrichten könne, daß seine Soldaten zwar nicht angetastet würden, daß es aber höchst wahrscheinlich den Arabern von Damaschk aus schon bekannt geworden fey, ich wolle Tad, mor besuchen; es würden also Tausende von Piaftern nicht hinreichen, ihre Habsucht zu befriedigen; man könne nicht durchkommen, ohne den unverschämten Forderungen jedes Einzelnen zu genügen, und sie wären alle durch Lady Stan hope verdorben; er wolle mir dreißig Reiter geben, die gern mit tausend Piaftern zufrieden seyn würden, aber auf dem Wege fich mit Proviant versehen müßten; er hoffe zwar, fie würden mich sicher durchbringen, aber er müsse ihnen Geld ge: ben, fich durchzukaufen. Wenn ich solche Ausgaben nicht fcheute, so stünden mir feine Reiter zu Dienste; denn es fey feine Pflicht, meinen Willen zu thun, aber auch, mich im Voraus von Allem zu unterrichten. Ich gab den Plan auf, In Kara gefiel mir die ausgezeichnete Reinlichkeit der Zimmer, Die große Menge Kalk macht es leicht, sie stets weiß getüncht zu erhalten. Ich befah die Haupt, Moschee, aus einer Christlichen Kirche entstanden, deren spitzes Gie: beldach und runde Bogenfenster deutlich vom Ursprunge zeu gen. Am Thore bemerkte ich eine umgekehrt eingemauerte und sehr verstümmelte Griechische Inschrift. Der Ort lehnt 2o1 sich an eine Höhe, und seine Hauptfestigkeit besteht, wie bei allen Orten dieser Gegend darin, daß so wenige und so versteckte Eingänge find, als möglich, und die Thüren so niedrig, daß man hineinkriechen muß. Als ich am folgenden Morgen des Agas Reiter fahe, die mich begleiten sollten, ward mir vollkommen klar, daß fie den Arabern nicht viel Achtung einflößen konnten. Es waren klägliche Gestalten in Lumpen gehüllt, welchen der lange anhaltende Regen fehr lästig fiel. Wir blieben in ei: ner steinigen, welligen Ebene, den Anti-Libanon zur Linken behaltend. An mehreren Stellen des Weges wurde ich auf Wahrzeichen der Araber aufmerksam gemacht, insbesondere auf einen Quell in einer Vertiefung, wo die Karawanen an: zufallen pflegen, nachdem sie dieselben von einem Thurme der benachbarten Höhe erspäht haben. Solcher Thürme, doch zerstört, sieht man mehrere. Einzelne Steinhaufen auf dem Wege bezeichnen Gräber der von den Arabern. Er schlagenen. Zur Rechten verlieren sich die Hügel allmählich, und es breitet sich eine unabsehbare Fläche aus, an deren Rande Hasslieh liegt. Ungefähr auf halbem Wege gewährte uns das schlechte Schloß Breidfcheh, bei den Karawanen durch fauere Milch und Brod von vorzüglicher Güte bei rühmt, Obdach gegen den anhaltenden Regen, der die Land: fchaft noch verödeter erscheinen ließ, als sie feyn mag. Ich fah von ihren Bewohnern nur zahllose Scharen des Vogels Kata, die rauschend an uns vorüberflogen. Vor Hafieh kündigt ein halb verfallener Chan, von 2O 2 welchem aus man in einiger Entfernung am Fuße des Liba non das Grab Scheich Abdalka's erblickt, den Zustand des Ortes selber an. Es ist ein ärmliches Dorf, dessen Häuser aus rohen Steinen zusammen gesetzt find. Aus solchen bei steht auch die niedrige Mauer, welche es umgibt, und Mist, haufen vor dem Thore beherrschen das Ganze. Das west: liche Ende wird von einem Schloffe begrenzt, den die Kara: wanen, wegen der beiden einander gegenüber liegenden Thore seines Hofes, durch welche sich die Heerstraße zieht, den Türkischen Namen PközKapli, das Zweithorige, beigelegt haben, ohne sich daran zu kehren, daß noch ein drittes Thor in die so genannte Stadt, und ein viertés in einen großen, sehr schmutzigen Chan führt. Dieser Beiname ist auf den Ort und auf den Aga übergegangen. Der Hof, von einer hohen Zinnen Mauer umgeben, enthält. Trotz seiner Ge- räumigkeit nur eine Moschee und ein Wafferbecken. Die Furcht vor einem schlechten Nachtlager verscheuchte Abdalla, einer meiner Reiter, der hier zu Hause war, und mich fehr gut aufnahm. Aber die Flöhe überwältigten mich. Ich war es das her sehr wohl zufrieden, daß Kirkor Mondschein für Mor gen: Dämmerung ansahe, nnd ungewöhnlich früh fatteln ließ, wenn uns gleich bald darauf eine solche Dunkelheit überfiel, daß ich kaum den Kopf meines Pferdes unterschei: den konnte, und meinen Begleitern nur nach den weißen Flecken ihrer Abas folgte. Die Wolken verzogen sich erst, als wir gegen Morgen nach Schamfin, einem elenden Dorfe, 203 kamen, welches von einer viereckigen, halb eingestürzten Mauer umgeben ist. Ich fand mich in einer weiten, schwarzen Ebene, die sich gegen Osten unabsehbar ausdehnte. Zur Linken, im Westen unterschied ich deutlich den Anti-Libanon und den Li banon, nebst der hohen Fläche von CoeleSyrien, die sie trennt. Der hohe Rücken des Libanon erschien glänzend weiß von Schnee. Längs feinem nördlichen Fuße dehnt fich der See von Homs, und weiter hin glänzten weiße Mit narchs aus den buschigen Ufern des Orontes; eine schöne Alpen, Landschaft. Der nächste Ort, Schidshar, empfahl sich aber keines Weges. Es ist ein elendes Nest, wo etwa ein halbes Dutzend niedrige Löcher von rohen Steinen in das Innere einer viereckigen Mauer aus schwarzen Quadern vertheilt find. Ein Thurm beschützt das einzige Thor, wel, ches bei unserer Ankunft furchtsam gesperrt wurde. Nur mit Mühe erhielten unsere Nargill Raucher etwas Waffer und Feuer. Hier fangen bebaute Felder an, die bis Homs rei, ehen. Der Boden ist fepiabraun und so fett, daß die Bauern mit dem langen eifenbeschlagenen Stimulus, defen fie sich hier, wie in Hauran, zum Antreiben der Ochsen bei dienen, die klebenden Schollen vom Pfluge abstoßen müf fen. Etwa von Nebk bis Homs fand ich das Land von Jer boas oder Springhafen durchlöchert, die in ungleich größer rer Zahl vorhanden sind, als Menschen. Diese zeigten keine merkwürdige Eigenthümlichkeiten. 204 Die Weiberkleidung hat etwas Malerisches: ein blauer Rock und eine rothe Schürze, die an einem bunten, leder nen Gürtel befestigt ist, welcher mehrere Mahle um den Leib gewickelt wird. Reichere tragen darüber einen Gür tel aus filbernen Ringen, von welchem hinten lange fil: berne und feidene Quäste herab hängen; auf dem Kopfe ein buntes Tuch, gewöhnlich mit schwarzem Grunde, wie ein Türkisches Paschmak. Zierathen in der Nase habe ich nur bei wenigen bemerkt. 44 - - - - - - - - - - - - 205 24- Von Hons (Emea) durch die Wüste nach Tadnor. Das Schloß von Homs erblickt man aus der Ferne. Um Mittag (15. November,) traten wir in Mallum Is; kender"s Wohnung. Er war im Serai, aber feine Kin: der nahmen mich sehr artig auf, und wiesen mir ein gut tes Zimmer an. Am Abende erschien er mit einigen Dru, fen und Griechen. Auf die Aeußerung meines Wunsches, Tadmor zu besuchen, erwiederte er unbedenklich, solches fey gar wohl möglich, und Osman Aga habe die mir vor, gespiegelten Gefahren ersonnen. Er ließ unverzüglich nach der Karawane, welche Steinsalz hohlt, fragen, aber fie war schon fort. Wir speiseten zusammen, und begaben uns am folgenden Morgen zu Muhamed Aga, dem jun gen Muteffelim, einem hübschen Manne, der jedoch wegen beschränkten Geistes in geringem Ansehen steht. Dieser war auch der Meinung Osman’s, daß man nicht mit bewaffneter Macht nach Tadmor dringen könne, und machte mir dagegen den Plan annehmlich, unter dem Schutze eines zuverlässigen Beduinen mich hin und zurück geleiten zu laffen. Dem gegenwärtigen alten Scheich wurde aufgetragen, einen folchen so fort ausfindig zu machen. Unterdessen durchwanderte ich die Stadt, die nichts Merkwürdiges enthält. Ihre Häuser sind Theils aus un: 2o6 gebrannten Ziegeln, wie zu Damashk erbaut und mit Lehm beworfen, die Straßen nicht übel gepflastert, die ärmlichen Kaufmanns Buden Theils mit Holz gedeckt, Theils ge: wölbt und mit Lichtlöchern versehen. Am Thore nach Hat mah ist ein Tekieh, von mehreren eben so geräumigen als schmutzigen Chans umgeben. Vor dem Thore liegt eine Moschee mit dem Grabe Chalid Ibn Walid's, zu welchem den Christen der Zutritt untersagt ist, und neben ihr vorüber führt ein Canal das sehr gute Waffer des Afft (Orontes) zur Stadt. An feinen Ufern find Gärten. Auf der entgegengesetzten Seite der Stadt, füdlich, liegt abge sondert das zerstörte Schloß von Arabischer Bauart. Es hat eine rundliche Form, und seine Wälle, auf Felsen ge: gründet, erheben sich pyramidalisch, und find mit einer, zum Theil abgefallenen Bekleidung von schwarzen Stei nen versehen, die sehr alt zu feyn fcheint. Am Nachmittage kamen Kirkor und Kaddur mit ei: nem Araber, den der Muteffelim kannte, und der es über nommen hatte, mich für 250 Piaster, nach meiner Rück kehr zahlbar, ficher nach Tadmor, und von dort wieder nach Homs zu führen. Die Abreise wurde auf denselben Abend festgesetzt. Ich kleidete mich in ein zerrissenes Kom; bas und in die grobe braune Jacke Kirkor's, der hier bei meinen Sachen zurück blieb. Nur Kaddur sollte mich bei gleiten. Er besorgte den Einkauf einer mäßigen Provi fion für uns und die Pferde. Es ward vorgegeben, daß wir gar kein Geld mitnähmen, und dem Kaddur auch 2o7 nur ganz heimlich eine Summe von funfzig Piaftern zuge steckt. Eben so viel gab ich dem Arabischen Geleitsmann als Handgeld, und so war mit Sonnen Untergang. Alles zur Abreise fertig. - Mein Führer, Namens Nemr (Nimr, Nomr, Nämr, Numr), d. h. Tiger, wollte in der Nacht eine kleine Kara; wane seiner Landsleute in einem benachbarten Dorfe einhoh: len, mit ihr sich nach feiner, der Regierung befreundeten Horde und von dort nach Tadmor begeben. Er erschien zum Abend-Effen mit einem graubärtigen Gefährten, der, eine lange Lanze in der Hand, auf einem Schimmel fich uns an schloß. Nemr bestieg mein Packpferd. So zogen wir, da eben ein starker Regenguß vorüber war, muthig von dannen. Der Vollmond warf einzelne Blicke durch das dichte Ge; wölk, ein mattes Licht verbreitend über die zerbröckelnden Mauern der Stadt, und die schwarze Ebene umher, deren fruchtbarer Boden Theils bebaut war, Theils brach lag. Zuerst gelangten wir nach dem Dorfe Ferufa. Es ist von Christen bewohnt, die wir mühsam aus dem Schlafe rüttelten, um zu erfahren, daß unsere gesuchte Karawane in dem folgenden Dorfe Ferteka fey. Beide Dörfer find gleich elend, und bestehen aus niedrigen Hütten von rohen Steinen. Auch gutes Waffer fehlt ihnen. Es gesellten sich hier zwölf Araber mit drei Kameelen und zwei Eseln zu uns, von deren Sinnesart ich eine ungünstige Meinung faffen mußte, als ich gewahrte, daß einer einen Hund des Dorfes stahl, und ohne des Hehl zu haben, mitnahm. Nemr fetzte 2O8 sich hier auf sein Kameel. Der Weg führte uns nach dem seit Jahresfrist wüst liegenden Dorfe Sakera, und von dort zu einem längst ganz zerstörten, Namens Abadale, wel, ches als Wafferplatz dient, wo wir uns zur Ruhe nieder, legten. Es war kalt und der starke Thau durchnäßte mir Decke und Mantel gleich einem Regen. Solcher verödeten Oerter gibt es in den Niedrigungen dieser Wüste viele, und man unterscheidet sie meist von weitem durch die Hügel, Tell genannt, welche neben ihnen, in ziemlich regelmäßiger Ge; falt aufgeworfen sind. Nach kurzer Rast brachen wir noch in der Nacht auf, und erreichten bald den Wafferplatz Awir, eine Vertiefung, die schmutziges Regenwaffer in einigen Gruben gesammelt hatte. Am Horizonte flammte ein an haltendes Wetterleuchten von häufigen Sternschnuppen vers stärkt und einer glänzenden Feuerkugel, die ihren Lauf durch einen langen Lichtstreif bezeichnete. Zahlreiche Scharen des Vogels Kata wurden durch den Hufschlag unserer Pferde aufgescheucht. Ohne sie zu sehen, hörten wir ihren rauschen den, sehr niedrigen Flug. Dieses Rauschen, mit ihrer Stimme vermischt, hat in der stillen Nacht etwas feltsam Geisterhaftes, und mochte dem unvergleichlichen Wanderer Marco Polo leicht glauben laffen, in manchen Wüsten Dae- monum variae incantationes zu vernehmen. Bei Sonnen. Auf gang fand ich mich auf einer Höhe, von welcher der Blick auf eine verwirrte Maffe von fernen Bergspitzen fiel, deren Thalgründe Wolken und Nebel mit einem dichten weißen Schleier verhüllten. Ein aromatischer Duft quoll aus den 209 Kräutern, welche den Boden bedeckten, der auffallend viele Schnecken nährte, Theils weiße, Theils freifige, die der Herbstregen aus der Erde hervorgelockt haben sollte. Diese Wüste hat hier mit den Aegyptischen Sandwüt sten gar keine Aehnlichkeit. Sie ist eine wellige, hügelige Fläche, gleich den Russischen Steppen, mit sehr gutem Bo den, und gar wohl des Anbaues fähig, wenn fleißige Bes wohner für Cisternen sorgen, und durch Dämme das Re genwaffer in den Schluchten aufhalten wollten. Am Fuße eines felsigen Abhanges entspringt der Quell Schekeif, der ein warmes, aber reines, gutes Waffer dar, bietet. Hier ruhten und speiseten wir. Ich erfuhr ungern, daß Kaddur keine andere Lebensmittel mitgenommen, als schlechtes Brod, alten Käse und ein Gemisch von Rosinen und Walnüffen, welches alt und trocken war. Kaffee hatte ich absichtlich zurück gelaffen, um nicht stets alle Araber in der Nähe zu Gaste laden zu müssen. Bald vermißte ich ihn um so empfindlicher, da der nächste große Wafferplatz, For, klos, nur Regenpfützen enthält. Bei diesem verließen wir die Karawanen Straße, und ritten quer über die wüsten Berge, beständig zwischen zahllosen Herden von Schafen und Kameelen, die vom Waffer zu ihren Zelten heimkehr ten. Die Schafe waren meist weiß mit schwarzen oder brau: nen Ohren, Köpfen und Füßen. Die Zelte lagen gruppen, weife in den Thälern und am Hange der Hügel, wohin die Herden in langen parallelen Reihen, ein Thier hinter dem andern zogen. Abends erreichte ich das große Lager des 14 2 1. O Stammes Mezzieh, zu welchem Nemr gehörte, und über nachtete in feinem Zelte, nicht wenig geplagt von dem darin unterhaltenen Feuer, wiewohldeffen Rauchwohlriechend war, denn die dürren aromatischen Kräuter dienten zur Feuerung. Auch machten mir einige große Kameel Wanzen unwillkom: mene Besuche. Doch wäre. Alles leicht zu ertragen gewesen, hätte nicht Trinkwasser gefehlt, dessen Stelle eine Kothbrühe ersetzen sollte. Ich trieb am Morgen früh (18. November,) zum Aufbruche an, aber Nemr sagte, es hätten fich Maradif ge: zeigt. So nennt man die Arabischen Räuber, deren je zwei und zwei, mit dem Rücken gegen einander, auf Dromedaren reiten. Sie werden sehr gefürchtet. Er setzte hinzu, daß am Abende vielleicht feine Horde aufbrechen werde, mit wel; cher ich dann am sichersten reifen könne. Ich mußte mich in mein Schicksal finden, und machte zum Zeitvertreibe einen Spaziergang durch das Lager. An beiden Seiten eines fchmalen und langen Thales waren die Zelte in einer Reihe ausgespannt, die offene Seite gegen Morgen gewandt. Sie bestehen aus einem fehr dicken, schwarzen oder braunen Haar Zeuge, sparsam weiß gestreift, welches bei einigen dop pelt gelegt wird, und ruhen mit der Breite auf zwei oder drei Stangen, die durch eine Binde von demselben Zeuge verbunden sind. Sie werden an drei Stellen gestützt, und die Enden des Zeuges mit langen Stricken, woran Pflöcke, ausgespannt und auf dem Boden befestigt. Die Decke ist ein einziges Stück; an dieselbe wird von drei Seiten ein ande: 2 I res gefügt, welches bis zur Erde herabhängt, und sich nach Belieben wegnehmen läßt. Die Scheidewand, wodurch die Weiberwohnung von dem übrigen Theile des Zeltes getrennt ist, besteht aus einem gleichen Vorhange, und aus Säcken von demselben Zeuge, welche die Kleider und Vorräthe der Familie enthalten, und hier eben so paarweise aufeinander gethürmt werden, wie man sie auf die Kameele zu packen pflegt. Das gewöhnliche Küchen- und Kaffee, Geräth, als große und kleine hölzerne Schüffeln, kupferne Keffel, ein hölzerner Kaffee: Mörfer, eine kleine eiserne Pfanne, mehr rere Kannen, nebst Teppichen, Kiffen und Matrazen, auch wohl ein von Rohr geflochtener Schirm, machen die sämmt, lichen Habseligkeiten aus. Wiewohl die Weiber getrennt leben, so sieht man doch ihr ganzes Wesen, da die Zelte vorn offen sind. Schönheiten nahm ich unter ihnen nicht wahr, und die Männer hatten bei weitem nicht die günstige Gesichtsbildung, wodurch sich mir ihre Landsleute in Das mashk und Hauran empfahlen. Ich fah viele schwarzbraune Neger-Profile, mit kurzen, krummen, doch platten Nafen und weit vorspringenden Kiefern; auch die Habichtsnafen waren gar häßlich, und das lange, wild um den Kopf flatt ternde Haar und der unglaubliche Schmutz vollendeten die Gräuelgestalt. Es mag diese Mischung der vielen schwarz- braunen Gesichter aus Jemen stammen. Die Weiber gehen unverschleiert, und tragen über einem langen blauen Rocke ein Dfhübbeh, gewöhnlich von chocoladebraunem Zeuge (welche Farbe auch bei den Männern sehr beliebt ist) das 2 I 2 lange Haar gescheitelt, und gleich den Männern mit Kopf tüchern und Binden umwunden, jedoch von schwarzer, blauer oder brauner Farbe, wogegen die der Männer gelb, grün oder roth zu seyn pflegen. Auch die Abas beider Geschlechter find gleich. Ich mußte meinen Spaziergang abbrechen, weil mehr rere Knaben mich zum Ziele ihrer Geschicklichkeit im Stein, schleudern erkoren hatten, die freilich nicht groß war, da fie immer fehlten. Gefährlicher schien mir der Anfall einer Herde Hunde, die aber, so furchtsam als ihre Herrn, vor meinem Stocke liefen. Allein von diesem fiel es keinem ein, mich vor feinem Hunde wenigstens zu schützen. Indeffen entwickelte sich eine ernstliche Verlegenheit. Die Scheichs des nahen Dorfes ließen mir (ich glaube, auf Nemr’s Anstiften) sagen, sie wären berechtigt, von Fränki, schen Reisenden einige hundert Piaster als Wegegeld zu for dern, und Nemr selbst meinte, daß ich ihnen ein solches Gen schenk machen müßte, wogegen ihm vorgestellt wurde, daß ich eben deswegen sein Geleit für hohes Geld bedungen, da mit er mich vor den Gewaltthätigkeiten der Araber schütze; daß ich auch keinen Para bei mir hätte, wollten die Scheichs mich, wie sie droheten, nicht durchlaffen, so würde ich ohne Weiteres umkehren. Das fürchtete Nemr, voraussehend, er werde in solchem Falle die bedungene Summe nicht erhalt ten. Nun half er Kaddur, mit Hindeutung auf meinen zerriffenen Anzug, die Leute glauben zu machen, ich fey ein Pilger, der ohne Geld, auf Geheiß der Pforte von einem 21 Befehlshaber zum andern gefandt würde. Jeder von die fen sey für meine Sicherheit verantwortlich, weshalb er, Nemr selbst, der größten Gefahr unterliege, wenn mir hier etwas Schlimmes widerführe. Kaddur ging nun so weit, zu meiner großen Ergötzung fehr beredt zu erzählen, wer mir den Schal war und den untern Kombas, die nicht so zer: riffen waren, geschenkt habe. Er erreichte endlich feinen Zweck, aber er mußte sich doch jetzt so wohl, als bald dar: auf in Tadmor, überaus abquälen, mit freundlichen und ge: schickten Reden die unverschämtheit der Araber zu entwafft nen; denn frechere Räuber, als diese find, gibt es auf der Welt nicht. Von ihrem gerühmten Worthalten machte weit nigstens mein Führer auch eine Ausnahme, der, ganz unserer Uebereinkunft zuwider, mich jetzt zwang, eine Escorte zu bei, zahlen, die eigentlich selber noch einer Escorte bedurft hät te, indem sie eben so feige fähien, als Nemr. Im Falle der Noth hätten mir Alle nichts genutzt. Aber bei den Ara bern, die nie angreifen, als wenn sie in Ueberzahl auf ihre Beute fallen können, gilt die Menge: daher eine unbe: waffnete Karawane ganz ficher geht, wo der einzelne Rei; fende der Gewaltthat ausgesetzt ist. Mit wenigem Euro, päischen Militär, als Jägern und Artillerie zu Pferde, ließe sich die ganze Wüste im Zaume halten, Nemr hatte sich mit dem Führer einer Karawane von fechzehn Eseln verabredet, daß wir uns zusammen bei Nacht und Nebel durchschleichen wollten. Mit Sonnen untergang also brachen wir auf. In diesem Augenblicke 214 versuchte Nemr noch ein Mahl fein Ränkespiel, vorge bend, die Scheichs weigerten, mich ziehen zu laffen; er wolle ihnen deswegen, da ich kein Geld hätte, sein Ka meel schenken, versteht sich, in der Voraussetzung, daß ich ihm dessen Werth in Homs ersetzen würde. Ich merkte den Betrug. Er hätte das Kameel nicht verschenkt, aber fich von mir bezahlen laffen. Seinen Plan vereitelte meine Erklärung, alsbald nach Homs zurück kehren zu wollen. Nun war von dem Geschenke nicht mehr die Rede. Schweiz gend traten wir unsern Weg an, der allmählich von dem guten Boden, in eine dürre Sandwüste führte, die sich bis Tadmor erstreckt. Ein schneidend kalter Wind kam uns ent, gegen. Ueberhaupt glaube ich bemerkt zu haben, daß mit dem Aufgange des Mondes so wohl, als der Sonne, stets die größte Kälte eintrat. Plötzlich stürzte Kaddur wie todt vom Pferde herab, und blieb liegen. Es hatte ihn eine heftige Ohnmacht er griffen. Lange versuchte man umsonst, ihn auf die Beine zu bringen. Sein Schwindel hielt an, bis er sich mehrere Mahle erbrochen. Ich mußte den Unfall seinem beständigen Rauchen des Nargil beimeffen, zu welchem er an dem letz; ten Tage nur schlechtes Waffer gehabt hatte. Mein Schreck war groß, denn eine schwere Krankheit dieses zuverlässigen Hortes hätte mich in ungeheuere Bedrängniß versetzt. Aber er ritt mit uns, wenn gleich unter Aechtzen, die ganze Nacht hindurch, Am Morgen (19. November,) fand ich mich auf ei; 215 ner weiten, wüsten Ebene, zwischen zwei Reihen kahler, zerriffener, niedriger Berge im Norden und Süden. Sie verengen allmählich das Thal, und wo sie zusammen stoßen, und dann fich wieder entfernen, am Anfange einer großen Ebene, die sich N. O. nach dem Frat (Euphrat) erstreckt, liegt Tadmor. d, h . . d) d) dddddddd 216 25. Tadmor (Palmyra). Noch im Dunkeln war ich an den Ruinen eines Ge; bäudes vorüber gekommen, welches man mir Chan Libn nannte, und dann hatte man mir im Gebirge einen Ort ge: zeigt, der nach dem gefeiertsten romantischen Helden, Antar, benannt war, weil er dort ein Mahl fein Roß angebun den haben soll. Ich konnte mich nicht darum kümmern. Eine gute Stunde von Tadmor entspringt der Quell Abulfauaris, dessen Waffer eine schlechte, jetzt zerstörte Waf ferleitung nach der Stadt führt. Nach geringer Entfer nung tritt man in ein Paar schmale, parallele Schluchten, von ifolirten Bergen getrennt und umgeben, die mit den bei kannten Palmyrenischen Grabthürmen an den Seiten, wie auf dem Gipfel bedeckt sind. Es find ihrer noch eine an fehnliche Menge, mehr oder weniger gut erhalten. Am Ende des fchmalen Thales entwickeln sich dann die herrli: chen Colonnaden glänzend weiß auf dem dunkeln Grunde der weiten Ebene, Wir tränkten unsere Thiere am Ufer des Mineral Quells, dessen starker Geruch von faulen Eiern uns entge gen kam. Aber diesen verliert das geschöpfte Waffer schnell, und ist dann eben so angenehm, als gesund zu trinken. Darauf begaben wir uns in das Schloß zur Wohnung des Scheichs, welche in demselben ein Viereck bildet, Man 217 brachte mich in ein großes Audienz Zimmer, wo eine Menge Araber, und unter ihnen einige bekannte Räuber, waren. Scheich Derwish (so hieß er) nahm mich sehr gut auf, for derte zwar ein Geschenk von etlichen hundert Piaftern, ließ fich aber, da dieses nicht zu haben war, mit einem Bach: schisch von etlichen Thalern zufrieden stellen, und logierte mich in feinem Harem. Hier plagte mich anfänglich der Rauch gar sehr, denn man machte das Feuer mitten im Zim N2U (IN, Nach erquickendem Schlafe nahm ich einen Araber, Haffan Saleh, der sich für den Cicerone sämmtlicher Reiz fenden ausgab, um mich unter den Alterthümern herum führen zu lassen. Ich beschränkte mich den Abend auf das Schloß, welches sonst ein Tempel war, den man durch ei: nen Graben, in welchem von Quadern und Säulen Trüm: mern ein abhängiger Wall angelegt ist, und durch Thürme an und auf der Mauer gebaut, in ein Castell verwandelt hat. Den Tempel umgibt nur eine viereckige Mauer mit Pfeilern von innen und außen, zwischen welchen viereckige Fenster angebracht sind. An der Westseite, auf einem erhöheten Wege von Quadern und Säulen Trümmern, gelangt man zum Haupt-Eingange. Im Pflaster dieses Weges erkannte ich mehrere steinerne, wohl verzierte Thürflügel, die nach Art der steinernen Thüren in Hauran gemacht waren. Das alte Hauptthor des Tempels wird jetzt von einem neuen Thurme masquirt, in dessen Mitte es sich befindet, springt aber schnell in die Augen, und ist von großen und sehr schönen 218 Verhältniffen, und seine reichen Blumen Verzierungen hat ben sich wohl erhalten. Ueber dem jetzigen Thore ist eine Palmyrenische Inschrift eingemauert, die vermuthlich zu der nen gehört, an welchen die Englischen und Französischen Schriftforscher ihrer Erklärungs-Kunst geübt haben. Gleich dahinter zeigt sich ein zweites, eben so verziertes, aber viel niedrigeres Thor, durch welches man in den Hof des Tem pels tritt, dessen altes Pflaster aus gewaltigen Steinplatten noch dauert, und dicht mit Bauer Häusern bedeckt ist, die diesen Hof anfüllen, und jetzt die Stadt Tadmor bilden. An der Westseite, wo der Haupt-Eingang war, stand eine einfache Säulenreihe; an den drei andern Seiten läuft eine doppelte im Innern des Hofes umher. Die erste, ein fache ist, wie die zu ihr gehörige Mauer, höher, als die an dere. Sie find von Römischer Ordnung, und haben un: gefähr auf einem Drittheile der Höhe einen Ansatz, manches Mahl an beiden Seiten, worauf entweder Leuchter oder Va: fen, Bilder, oder sonstige Votiva gestanden haben mögen. Sie find aus sehr großen Maffen, und vortrefflich auf ein andergefügt. Das gilt von allen Säulen in Tadmor, die ich nicht gezählt habe, die sich aber wohl über zweihundert belaufen mögen. Von dieser Halle allein stehen noch mehr als sechzig, meist gut erhalten. An den Ecken stoßen zwei zusammen, und werden durch einen reich verzierten Eckpfeil ler verbunden. In der Mitte des Hofes befand sich der eigentliche Tempel, wie man glaubt, dem Dienste der Sonne geweiht: 219 ein längliches Viereck, mit eannelirten Säulen umgeben, von welchen noch etwa zwanzig stehen, doch ohne Capitale, die ihnen vermuthlich geraubt sind, weil sie aus Metallge arbeitet waren. Der Haupt , Eingang entspricht dem des Hofes, und ist an einer der langen Seiten des Gebäudes. Beide sind mit vier Fenstern geziert, die Giebelseite hinge: gen mit zwei halb erhabenen, runden und cannelirten Pfeil lern Jonischer Ordnung. Vor dem Eingange, zwischen den Säulen steht ein überaus prachtvolles, mit Reben und man nichfaltigem anderen Laubwerk reich verziertes, fehr hohes Thor. Die Thür selbst ist nicht weniger reich. Stücke des herab gestürzten Gebälkes beurkunden in gleichem Maße eine meisterhafte technische Ausführung, als geschmackvolle Anordnung, wie z. B. eine Büste mit einer Tiare unter Re ben, ein Adler von Blumen umgeben. Ein Stück, das über der Tempelthür gewesen zu feyn fcheint, enthielt einen großen ausgebreiteten Flügel, ob von einem Adler, oder von der bekannten Flügelkugel, ließ sich nicht bestimmen, darun ter einen Stern und eine geflügelte Gestalt. Das Innere des Tempels dient jetzt zur Moschee, deren Dach auf schlechten Bö, gen ruht. Der Mihrab (Hochaltar) ist eine dreifache, reich ver: zierte Nische, welche die südliche Breite des Tempels einnimmt. Gegenüber, an der nördlichen ist eine schöne Thür, die zu ei: ner doppelten Treppe und durch selbige auf das Dach des Tempels führte, und zur Galerie, welche auf dem Gebälke der Säulen ruhte. Dieses nördliche Viertheil des Tempels ist durch die Mauer der Moschee von dem Uebrigen getrennt; 22O man kriecht durch ein Bauerhaus, das an den Tempel lehnt, und durch ein enges Mauerloch hinein. Die Maffen sind ungeheuer. Ich habe Stücke von herabgefallenem Gebälke der Halle über zwölf Fuß langge funden, und die Pfosten der ungeheueren Thore bestehen fast aus einem Stücke. Am folgenden Morgen früh verließ ich in Kaddur's und des Cicerone Gesellschaft das Schloß, um die übrigen Ruinen zu betrachten, Trotz des schneidend kalten Windes, der bis Mittag wehete. Vom Schloß Thore wendet man sich rechts, schräge nordwärts, und findet zuerst eine zerstörte Moschee, in der ren Mauern verschiedene Fragmente von Bildhauer Arbeit eingefügt sind, unter andern ein kleines Basrelief, ganz die bekannte Statüe darstellend, die man sonst Kleopatra, jetzt Ariadne zu nennen pflegt. Ihr Gesicht ist nur ver: stümmelt. In derselben Richtung fortgehend, den weniger er haltenen Resten verschiedener Gebäude vorüber, gelangt man zu zwei viereckigen Pfeilern und einem fünffachen Thore, wovon drei zur großen Halle führen, die von Osten nach Westen durch die ganze Stadt, bis an den Fuß der Ge; birge, reicht, die beiden anderen schräge angebaut sind, und mit den beiden Pfeilern die Richtung der Straße nach dem jetzigen Schkoß: Thore andeuten. Aus dieser ungeheueren Halle führen nun einzelne und dreifache Bogen, und große Thore zu andern Hallen, Straßen und Pracht Gebäuden, 22 die in der Stadt zerstreut lagen. Von den Wohnhäusern find gar wenige Spuren sichtbar. Doch läßt sich noch die Richt tung mehrerer Straßen verfolgen, wie auch die der Stadt Mauern, welche in spitzem Winkel auf dem Gipfel eines Berges zusammen treffen. - Zuerst stößt man auf ein großes Thor, das aus vier Granitsäulen, jede aus einem Stücke, bestand, welches rechts zu einer viereckigen isolierten Säulenhalle führte. Links schließen sich große Bogen an mehreren Säulen Reihen, die in einen rechten Winkel von der großen Halle nach der südlichen Stadt Mauer zulaufen. Dann folgen zwei geräumige Höfe, und auf der andern Seite eine ähnliche Halle. Der großen Halle parallel hatte das Gebäude eine Façade von cannelirten Säulen. Der erste Hoffcheint vorn offen gewesen zu seyn, und führt durch drei große Thore in ein kleineres Gemach, dessen Wände zum Theil eingestürzt find, doch so, daß die Steine neben einander platt auf der Erde liegen, wie sie zuvor an einander gefügt waren. Es scheint die Folge eines Erdbebens gewesen zu feyn. Rechts führen aus diesem Hofe drei Thore und acht Thüren in einen zweiten Hofe, der ganz mit Mauern umgeben, mehrere Thore und einen inwendig umherlaufenden Säulengang hatte. Etwas weiter findet man an zwei Säulen in der großen Halle eine Griechische und Palmyrenische Inschrift zum An denken einiger um die Stadt wohl verdienten Bürger, dann ein vierfaches, auf großen Quader: Fundamenten ruhendes Thor, wobei die Reste zweier Granit-Säulen. 222 Rechts von denselben, in einiger Entfernung, erscheint ein wohl erhaltener, kleiner viereckiger Tempel, viersäulig, mit Griechischen Inschriften auf den Ansätzen der Säulen, deren eine das Lob Hadrian's verkündet, der bekanntlich Palmyra viel Gunst erwies. Unweit davon ein Gebäude, das aus zwei Vierecken bestand, die durch sechs Säulen mit einander verbunden waren. Eine Querstraße durchschneidet die Halle im rechten Winkel, und führt auf jeder Seite der Stadt zu einer isoliert ten viereckigen Halle von sechzehn Säulen. Im Stadtraume rechts findet man ferner zwei andere Säulenvierecke und eine runde Halle. Nach einem Thore in der großen Halle erhebt sich rechts ein unförmlicher Haufen sehr reicher Architektur: Fragt mente, dann ein sechssäuliger Tempel, an die Stadtmauer gelehnt. An diesen grenzt ein Gebäude, das vorn eine Halle hatte und eine Reihe Pfeiler, woran in Relief eine weibliche Figur auf einer Kugel stehend. Unter den Trüm, mern ein rundes Medaillon aus einer Decke, gleichfalls in Relief, Amphitrite auf einem Triton reitend, von Waffer, Muscheln c. umgeben, darstellend. Weiter rechts der Stadmauer folgend, fällt der Blick auf ein Thor zwischen zwei viereckigen Thürmen; in den Thürangeln des einen stehen noch die steinernen Thüren. Hier sind mehrere Thore in der Mauer und vor demselben Begräbniß Thürme. Ein kleines viereckiges Gebäude in ihr - 223 rer Nähe, ohne Säulen, doch reich verziert, mag für einen Tempel gelten. Links führt eine Halle erst gerade, dann schräge zu ei: nem Stadt/Thore. - Rechts von der großen Halle erblickt man ein Thor mit einer Reihe cannelirter Säulen. - Vor dem Thore am Ende der großen Halle führt eine dreifache Treppe zu einem Gebäude, das auf einem hoch aufgemauerten Fundamente, und auf dem ersten Bergabfatze ruht. Eine viersäulige Fassade zeigt auf ein dreifaches, meist umgestürztes Thor, über welchem eine Lateinische Inschrift zu Ehren Diocletian's, Constantinºs und Maximian's; es führt zu einem Gebäude von mehrerern viereckigen Zimmern, deren mittelstes im Hintergrunde rund war. Eine Vergleichung der Ruinen in Baalbeck, Bosra und Palmyra läßt den gemeinsamen Ursprung der herrlichen Gebäude eben so wenig zweifelhaft, als den Zeitraum ihrer Aufführung. Daß aber die Imperatoren hier, nicht in Rom und Konstantinopel, nach dem größten Maßstabe baut ten, beurkundet, wie richtig sie die Verschiedenheit der Kräfte, welche Asien und Europa ihnen darbot, zu würdigen wußten. Die Grab : Thürme außerhalb der Stadt, am Fuße und an den Seiten der Berge, eine Eigenthümlichkeit Tad; mor's, sind nicht alle von gleicher Höhe, obschon in gleicher Form aufgeführt. Die höchsten haben fünf Stockwerke. Ueber ihrem Eingange findet man Griechische und Palmyre nische Inschriften. Der unter allen am besten erhaltene hat 224 im Erdgeschosse zwischen fünf cannelirten Pfeilern auf jeder Seite vier schmale und tiefe Nischen, durch dünne Stein platten von einander getrennt, deren jede drei bis vier Särz ge, über einander gelegt, faffen konnte. Die Decke ist mit weißen Reliefs auf himmelblauem Grunde, Adler, Büsten, geflügelte Genien c. vorstellend, sehr geschmackvoll verziert. Die weiße Tünche ist so gut erhalten, als wäre sie erst heute vollendet. So fand ich es auch in den andern Gräbern. Außer der Thür gibt noch ein Fenster hinlängliches Licht, und ähnliche erleuchten die oberen Stockwerke. Einige Thür me haben doppelte Eingänge; in andern führt eine zweite Thürin eine tiefe Höhle, über deren Eingang man den Thurm gebaut, und die aus rohen Felsen Pfeilern mit Grabnischen besteht. Nach dem ersten Stocke nimmt der Thurm von außen durch drei, vier Stufen an Breite ab, dann aber steigt er, nur allmählich abnehmend, gerade in die Höhe. In einer Ecke des ersten Stockes führt eine Thür zur Treppe des zweiten, der völlig gleich dem ersten eingerichtet ist, aber unvollendet scheint, was ich bei den meisten bemerkte. Wahr fcheinlich vollendete man sie erst, wenn das Zimmer mit Lei: chen gefüllt war, und die Familie des Erbauers mag nicht fo lange im Besitze geblieben feyn. Rauten und Medaillons an der Decke, die ausgemalt und in Relief gearbeitet wer den sollten, sind in dem weißen Kalke nur durch vertiefte Umriffe angedeutet; die drei höheren Stöcke noch einfacher verziert. Sie haben nur ein kleines umlaufendes Gesimse, mit netten Zahnschnitten, Hohlkehlen, Leisten c. Statt der 225 tiefen Nischen enthält eine Wand neben der Treppe ein klei nes, viereckiges Zimmer mit einem Paar kleiner Fenster. Am Nachmittage spazierte ich durch die Gärten, in welchen vorzüglich Oliven, aber neben andern Fruchtbäu men auch eine Menge Dattelpalmen gezogen werden, wenn gleich nicht so viel, daß fie, wie einst, den Namen des Orts (Palmenstadt) begründen können. Ich besuchte auch den Mineralquell, der aus Kalk, stein-Schichten hervor dringt, und ein Waffer durch einen tiefen Graben einer Mühle zusendet, die davon getrieben wird. Bald darauf zertheilt es sich in mehrere Bäche, die den Geruch fauler Eier nicht mehr haben, und die Gärten tränken. An seinen Ufern blühete die einzige Blume, die ich in Tadmor sah, das auch sonst nicht ein Gräschen dem spähenden Auge darbeut. In der Nähe des Schloffes befahe ich noch eine ein zeln stehende Säule, die durch eine Griechische und Palmy- renische Inschrift das Andenken verdienter Bürger ehrt. Der wiederkehrende Beweis einer solchen Sitte auf diesem Bo, den mag billig befremden. 4 - 4 - - - - - - - - - - - - 15 26. Ueber Hons, Restan (Arethufa), Hannah (Epi- phania), Maarat an Noman (Arra), und Selmen (Salamias oder Salaminias) nach Haleb. Zur Rückkehr, am 20. November, hatte Nemr auf meine Kosten drei Araber aus der Gegend von Bagdad ge: dungen, die uns den mißlichsten Theil des Weges mit ei: nem Pferde, Kameele und Esel begleiten sollten. Bei Son, nen; Untergang brachen wir auf, und zogen in aller Stille durch die dunkele Wüste. Mehrere Stunden waren wir ge: ritten, als plötzlich Nemr vom Pferde sprang mit dem halb lauten Zurufe: Kaddur el barady! (Kaddur, die Flinte !) und in dem Augenblicke sah ich auch ein Dutzend Kameel, Reiter auf uns zukommen. Kaddur drückte ab, aber das Pulver brannte von der Pfanne. So gleich riefen jene ihr ren Namen, woraus sich ergab, daß sie Nemr befreundet waren. Nun kam man zusammen, wünschte sich Glück, daß das Gewehr den Dienst versagte, und schied in lachender Traulichkeit von einander, wiewohl uns Allen klar schien, daß sie uns im Voraus kannten, und wegen unserer gerin, gen Zahl gern angegriffen hätten. Aber eine einzige Flinte war hinlänglich, sie alle in Furcht zu setzen, da fiel nur Stöcke führten. Indessen fürchteten sich meine Gefährten fo sehr vor einem ernstlichen Begegniffe folcher Art, daß sie schon hin und wieder im Mondscheine feindselige Gestalten 227 wanken zu fehen glaubten, von der Straße abbogen, und durch Thäler und Felsen, Wände schlichen, einen Späher vor aus sendend. Es zeigten sich auch Spuren, daß Pferde und - Kameele vor Kurzem unsern Weg betreten hatten, und man fürchtete, einige von den Räubern, die nicht lange vor uns aus Tadmor aufbrachen, möchten uns auflauern, oder gar die gefürchteten Maradif erscheinen. Wie ihnen am sicher ften zu entgehen fey, wurde stets flüsternd berathen, aber nie gefunden. Darauf verirrten wir uns aber in den trocke nen Regen, Schluchten und Felsen, Abhängen, und mußten zu Fuße mühsam den Pferden voran klettern. Zwar fanden wir am Tage den Weg wieder, ver; ließen ihn jedoch von neuem, so wohl um einen Wafferplatz, als Nemr's Horde zu suchen, deren Aufenthalt er zu wissen behauptete. Er verirrte sich aber so, daß er uns während des ganzen Tages über Berg und Thal in der Wüste umher schleppte, ohne daß wir und unsere Thiere einen Augenblick hätten ruhen können. Kaddur und ich wetteiferten in Vert wünschungen eines so unwiffenden Führers. Seit vierund: zwanzig Stunden ohne Unterlaß in Bewegung, vermoch ten die Pferde kaum noch zu kriechen, als wir zum Glück weidende Kameele, und mit Hülfe der Hirten ein Lager er reichten, wenn gleich nicht Nemr's, wo man mir eine un: geheuere hölzerne Schüffel mit trefflicher Grütze vorsetzte. In den Thälern, die ich auf dieser Irrfahrt durch strichen, sah ich viel Bäume, die auf Arabisch Bottom heiz ßen, und Spuren ehemahliger Dörfer und Wohnungen, die 228 jetzt kaum über die Erde hervor ragten, und sich nur durch die Ordnung der Steine andeuteten. Die gedungenen Bagdadischen Araber trennten sich von mir (am 22. November), nachdem sie ihren Esel an Kaddur überlaffen, und meine Begleiter wünschten nur eine kleine Tage: Reife zu machen, und aus Luft bei einer bei kannten Horde, die vier bis fünf Stunden entfernt feyn sollte, einzukehren. Nemr behauptete abermahls, den Weg zu wissen, und lockte uns über Stock und Stein, unweg: fame felsige Berge, stets felber voreilend, um zu fehen, ob der Weg rein fey. Nach einem Herumirren von vielen Stunden fanden wir uns zu unserm größten Verdruße in der Gegend, wo wir auf der Hinreise Nemr's Lager fanden. Der Faden der Geduld war mir längst geriffen, und so be; fahl ich, ohne sich nach irgend einer Horde umzusehen, auf der großen Karawanen Straße zu bleiben, weil ich lieber im Freien übernachten, als mich länger in der Irre umher schleppen laffen wollte. - - Mit Sonnen Untergang erreichten wir Forklos. Wäh: rend man die Pferde tränkte, mußte ich spähen, ob sich nicht in der Ferne etwas Feindliches blicken ließe. Wir hielt ten unweit Schekeif auf der Höhe, bis der Mond den Weg erleuchtete, welchen wir die ganze Nacht hindurch fort fetzten. Gegen Sonnen-, Aufgang ruhten wir etwas, als uns Nemr aufjagte, weil er Reiter sähe, und wirklich erschienen in der Ferne auf einem Hügel, welche die Landleute zur 22g Bande Aly Boffal's, eines berüchtigten Räubers, zählten. Aber uns schützte die Nähe von Homs, wo ich krank und gänzlich ermattet, mit geschwollenen Füßen ankam. Ehe ich der Ruhe pflegte, brachte ich meine Geschäfte in Ordnung. Dem redlichen Kaddur gab ich, außer eini; gen hundert Piastern wohl verdienten Lohns, den Esel, wel, chen er geritten, und ein schriftliches Zeugniß über feine treuen Dienste. Auch Nemr bekam die bedungenen 250 Piafter; aber obgleich er mir sonst schon unbefugt einige Ausgaben verursacht, Kaddur Reis c. für ihn eingekauft, und er obendrein meine Schuhe behalten hatte, war der Uni verschämte doch nicht zufrieden, und forderte noch eine Aba zum Geschenke. Natürlich wurde ihm nichts gereicht, und als er mich unaufhörlich mit neuen Zumuthungen quälte, bei fahl ich, ihn aus der Thür zu werfen. Der Maulesel-Treiber, den ich für die Reise nach Ha mah angenommen, sollte im Mondschein kommen, erschien aber erst mit der Sonne, weil Aly Boffal die Nacht vor der Stadt zugebracht hatte, weshalb sich niemand früher vor das Thor wagte. So vertragen sich Türken und Araber recht gut mit einander; denn die Araber handthieren nur während der Nacht, oder sie müßten in Ueberzahl seyn; die Türken dagegen rühren sich nach Sonnen: Untergang nicht mehr, und find wohl zufrieden, wenn jene sich unterdessen ruhig verhalten, da jeder weiß, daß er sich des Nachts zu hüthen habe. Rechts vom Wege blickt von einem vereinzelten Hügel - 23O das große Dorf Tellbiffy mit vielen zuckerhuthförmigen Dä chern, und etwa in der Mitte zwischen Homs und Hamah liegt Restan, wo der untere Stock der Häuser aus schwarz zen Steinen besteht, der obere aber weiß getüncht ist. Von dem alten Arethufa ist nichts mehr fichtbar, als einige Fun- damente und Schutthaufen. Mehrere Quellen bilden hier ein Becken, und rinnen durch eine Schlucht zum Affi (Orontes), der in einem Thale zwischen Wiesen, Gärten und steilen Kalk Abhängen hinfließt. Ueber denselben führt eine solide Brücke von zehn Bogen, in deren Nähe der enge gedämmte Strom eine ansehnliche Mühle treibt. Ein großer Chan da neben lud uns ein, auf der grünen Wiese an seinen Ufern auszuruhen. Als wir aufbrachen, begegnete uns das wandernde La ger einer Arabischen Horde, die man, ich weiß nicht warum, die Türkische nennt. Sie weidet zwischen Hamah und Homs, und soll des Nachts viel Unheil stiften. Jetzt zog sie ruhig umher, auf dieselbe Art, wie in der Wüste: Reiter mit Lan; zen voraus, dann Kameele mit den Zelten, Efel mit ande rem Gepäcke und Weibern, große Schafherden neben her. - Auch begegnete uns eine zahlreiche Karawane aus Haleb mit Pistazien beladen. Unweit Restan bezeichnet eine Kuppel das Grab Abbuz fabey's, als des Stifters der nahen Cisterne. In geringer Entfernung von ihr, feitwärts, liegen mehrere Dörfer, Biß: rin, Ayo u. a. Hohe Hügel bezeichnen zur Rechten den krummen Lauf des Orontes. Ob sein jetziger Name, Affi, „der 231 Widerspenstige“ bedeute, oder aus Arios entstanden sey, oder vielmehr dieser aus jenem, mag, als ganz gleichgültig, unentschieden bleiben. - Mit Sonnen Untergange (24. November,) erreichte ich Hamah (Epiphania). Die Stadt ist groß, und nimmt fich gut aus, in einem Thale, auf beiden Ufern des Affi, an die steilen Felsenwände sich lehnend, und in der Tiefe mit dichten grünen Gärten umkränzt. Ich kam zuerst über einen, mit mehreren Kuppeln gezierten Begräbniß / Platz, dann durch vecht breite und bequeme Gaffen, die jedoch ungepfla: fert und kothig sind. Im Winter sollen sie zuweilen ungang bar werden. Die Bauart der Häuser gleicht der von Da mashk. Das entlegene Christen Ouartier ist eng und schmut zig. Ich begab mich dort in das Haus des Christlichen Schreibers Mallum Selim, an den Lady Stanhope mir ein Empfehlungs-Schreiben gegeben. Er war unpaß und schlief, daher für diesen Abend unsichtbar. Man räumte mir ein gutes Zimmer ein, das nur für die Jahreszeit zu viele Fen fer hatte. Am Morgen kam Mallum Selim, ein kurzer lebens, lustiger Mann, der mit dem sichtlichen Bestreben, für auf geklärt zu gelten, sich mir als ein großer Verehrer Napo leon's, der Lady und des weiblichen Geschlechtes überhaupt zu erkennen gab. Er lud mich ein, ihm in das Bad zu fol: gen, wozu ich geneigt war. Aber die vielen Griechen, die ich dort antraf, machten einen solchen Lärm, nach gewohnt ter Weise, daß mir die Lust verging. Ueberdieß schien mir 232 Hals Wetter zu kühl. Also zog ich vor, mich in der Stadt umzusehen, die 100.000 Einwohner zählen soll. unter ihren Merkwürdigkeiten verdienen die Waffer: werke, welche Abulfeda schon rühmt, auch jetzt den ersten Platz. Hamah liegt nämlich zum Theil höher, als das Bett des Orontes, der daher, um alles zu erquicken, durch enge Eindämmung gezwungen wird, ungeheuer hohe Waf, ferräder zu treiben. Dieß geschieht mittelst hölzerner Schauf feln, die rund umher angebracht sind. Das Rad selbst ist hohl, schöpft durch viereckige Oeffnungen das Waffer, und gießt es in den Mund einer auf hohen Pfeilern mit spitzen schlanken Bogen ruhenden Wafferleitung, die es den höher liegenden Stadttheilen zuführt. Der Mittelpunkt des Rat des stützt sich auf sehr starke Mauern. Das üppige Grün der Schling, Pflanzen, die, von der steten Feuchtigkeit ge: nährt, alle Bögen und Pfeiler umwuchern, die nahe liegen den Gärten mit den stets rauschenden Waffern, das bergige Thal; Ufer voller Häuser und Moscheen, die daran hinauf steigen, und durch die hohen Bogen schimmern, alles dieses zusammen gewährt einen sehr malerischen Anblick. Aber je entzückender ich diesen gefunden hatte, desto mehr mißfielen mir die Kaufhöfe. Sie sind schmutzig und finster, und dergestalt an den Berg gebaut, daß Straßen auf ihr Dach führen, durch defen Fenster man Handel und Wandel unter den Füßen erblickt, als ob man zu den Werk stätten unterirdischer Gnomen hinabschaute. Von Denkmälern der Vorzeit entdeckte ich nichts mehr, 233 als unweit des Flusses ein antikes, sehr einfaches Thor, mit einem Paar Hohlkehlen und Leisten geziert, aber aus sehr großen Maffen bestehend. Am Abende ließ mich Mallum Selim einladen. Sein Hof ist nett, mit Grün bepflanzt, und seine Fenster gewählt ren die Aussicht über die Gärten und einen Theil der Stadt. Wir tranken Branntwein, aßen Pistazien dazu, dann kam eine Türkin, die sich nach dem hohen Wohlseyn ihrer Freund din, der Lady Stanhope, erkundigte, und mit uns speisete. Das Abend-Effen war vorzüglich. Aber die darauffolgende Nacht hindurch fangen und trommelten die Griechen des Quatiers; denn jetzt halten diese eine Art Carneval, ehe die Advents - Fasten eintreten, die bis Weihnachten dauern. Ihnen wäre in meiner Ge; sellschaft eine alte Französin gern entgangen, deren Gemahl fie hier sitzen laffen; aber ich fürchtete, daß sie mir auf dem Wege bis Haleb mehr Unbehagen schaffen, als ich ihr nützen möchte. Daher kürzte ich meinen Besuch ab, welchen fie gewünscht, und unterhielt mich lieber mit Selim's altem Vater, Musa, der von Armenien, Georgien und Persien aus eigener Ansicht Vieles zu erzählen wußte. Der Dienst bei einem Pascha, dessen Vermögen von der Pforte einge: zogen ward, hatte für ihn ein fiebenmonatliches Gefängniß in Konstantinopel zur Folge. Er sprach gut Türkisch. Meiner wankenden Gesundheit zu pflegen, verweilte ich noch einen Tag. Kaum erfuhr ich aber die Ankunft Scheich Ibrahims, eines großen Mukiry, (Inhabers von 234 Lastthieren) der beständig die Karawanen zwischen Haleb und Damashk führt, so ließ ich gleich zwei Maulthiere mie then, um mich am nächsten Morgen der großen Karawane anzuschließen. Selim tauschte mit mir ein kleines Geschenk zum gegenseitigen Andenken, und bat dann, meinen Na men auf eins der weißen Blätter hinter seinem Arabi, fchem Gebetbuche zu schreiben. Hier fügte ich ihn den Na men der Lady Stanhope und mehrerer angesehener Briten hinzu, die seit Jahren alle bei dem gastfreien Selim einzu, kehren pflegten. Er schrieb mir noch ein Paar Empfehlungs- Briefe, und wir schieden. Noch im Dunkel (28. November,) kam der Mukiry. Es ward möglichst rasch aufgepackt, und wir stolperten bei dem blaffen Scheine des letzten Mond / Viertels dem Chan zu, wo jedoch die Karawane sich noch nicht rührte. Ver: drüßlich begab ich mich voraus, nach einem andern Chan, nahe dem Thore der Vorstadt, am nördlichen Ufer des Aff. Hier fand ich ein sehr willkommenes warmes Zimmer im Kaf feehause. Ich frühstückte hier von schlafenden Reisenden umgeben, bis mit der Morgenröthe die Karawane vorüber ziehend alle in Getümmel versetzte, und aufbrechen hieß. Sie zählte über ein Dutzend, mit Obst aus Damaschk beladene Kameele, viele Pferde, Esel und Maulthiere, auf welchen Reisende beiderlei Geschlechts, nebst ihrem Ge; päcke sich befanden. Doch gingen viele von den Männern zu Fuß nebenher, der Jagd obliegend, wozu die schneidende Kälte einlud. 235 Die Gegend bleibt immer dieselbe. Der Boden roth und fruchtbar, aber größten Theils wüst, nur in den Um- gebungen der Dörfer etwas bebaut. Diese haben meist zu: ckerhuthförmige Dächer, und eine Menge Oeffnungen von Cisternen an der Straße, die des Nachts gefährlich find, weil man leicht hinein stürzen kann. Links vom Wege ab liegen Bahrigeh und Taffyeh am Affi, mit eben solchen Wafferwerken, wie die zu Hamah, und rechts am Fuße eines hohen Berges Tamhany, ferner Taylieh mit einer großen Moschee außer dem Dorfe. Unt verkennbar entfernen sich die kleineren Wohnsitze der Men; fchen immer mehr und mehr von den Heerstraßen, wegen der Mißhandlungen, welchen ihre Bewohner hier ausgesetzt find; auf Fundamente zerstörter Dörfer stößt der Reisende oft genug. Den Sonntag vorher hatten Araber Herden geraubt, welche der Muteffelim von Hamah noch fruchtlos von Reiz tern verfolgen ließ, weshalb jetzt Sicherheit herrschte. Bei guter Zeit erreichten wir Scheichun, und nahmen in einem großen Chane Platz, der aus geräumigen, schmutzigen und finstern Gewölben besteht. Ich wählte einen kleinen Stall, den ich auskehren ließ, zu meinem Nachtlager, und hatte also wenigstens ein warmes. Der große doppelte, gemauerte Teich vor dem Chan war trocken, und nur schlechtes Waffer käuflich zu haben. Um so mehr freute ich mich eines mitget brachten Schlauchs aus dem Orontes. - Statt der Ruhe entwickelte sich in der Karawane jetzt 236 eine große Lebhaftigkeit. Die Stimmen der Verkäufer lie ßen sich hören, die männiglich einluden, verschiedenartige Dinge, größten Theils altes Zeug, durch Meistgebot zu erstehen. So ist es immer; eine gelagerte Karawane wird alsbald ein Markt. Die unferige war zahlreich; sie füllte beide große Höfe, und der Lärm dauerte durch die ganze Nacht. Daß diese Menschen in der Regel so wenig nächtlicher Ruhe pflegen, ist aus den kurzen Tagereisen, welche die Karawanen machen, und aus der Gemächlichkeit ihres Zu ges wohl erklärlich. Mit der Morgenröthe, bei unangenehmer Kälte, bra: chen wir auf. Die Gebirge, deren steile, zerriffene Wand wir bis jetzt zur Linken gehabt, verlieren sich allmählich in der Ferne hinter den Hügeln, zwischen welchen Maar rat an Noman (Arra) liegt, wo wir noch vor Mittag an langten, ohne unter Weges mehr gesehen zu haben, als die Ruine eines gründlich zerstörten Chans. Selim hatte mir einen Brief an den Serraf des hiesigen Muteffelim mitgegeben, Namens Mallum Hannah, genannt Aba Abda (verkürzt für Alba Abdallah). Der freundliche Greis nahm mich gut auf. Maarrat gehört jetzt zu Damashk, und ist offenbar im Verfall. Mehrere gute Gebäude, unter wel chen ein sehr hohes Minareh, vorzüglich die Kaufhöfe, viereckige Plätze mit tüchtigen Gewölben umgeben, zeugen vom alten Flor, so wie in den Umgebungen Spuren ge: nug verrathen, daß die Stadt sich sonst weiter erstreckte. Die neuen Gebäude unterscheidet man leicht an der schlecht 257 ten Bauart von rohem Steine. Das Beste, was der Ort jetzt darbietet, ist gutes Quellwaffer. Zu meinem nicht geringen Leidwesen erfuhr ich den Tod des Französischen Reisenden Bautin, der von hier aus mehrere Ausflüge in die Nachbarschaft gemacht hatte, aber stets allein, in Gesellschaft eines Europäischen Be- dienten und verkleidet, ohne gehörige Kenntniß der Lan; dessprache. Es scheint, als habe er dem Laufe des Oron, tes folgen wollen. Aber zwischen den, Kalat el Baja ger, nannten Ruinen und Schogr an der Straße von Latakieh, eine Stelle, wo schon viele ermordet worden, ist er vor etwa zwei Monaten mit seinem Begleiter spurlos ver: fchwunden. Es fiel mir auf's Herz, daß auch ich den Plan ge: hegt hatte, den Orontes zu bereisen. Aber ich wäre da bei meinem Grundsatze treu geblieben, Alles zu meiden, was mich den Gewalthabern verdächtigen könnte, vielmehr keinen Schritt ohne ihre Genehmigung zu thun. Deshalb glaubte ich das lockende Anerbieten des Begleiters von Seetzen, in Damashk, mich verkleidet, und ohne Vorwis fen des Pascha zu den Ruinen Gerafa's und Ammon's jenseits des todten Meeres zu bringen, ablehnen zu müf fen, obgleich jenem berühmten Forscher das Wagstück voll kommen gelungen war. Am 30. November überraschte mich nahe am Wege die Ruine einer zerstörten ansehnlichen Stadt, jetzt Kanz tara genannt, obgleich keine Brücke in der Nähe zu sehen 238 war. Die alte Geographie kennt freilich in der Provinz Seleucis einen Ort, dessen Name (Gephyra) dieselbe Ben deutung hatte, und nicht weit davon ein Gindarus; aber ich kann nicht entscheiden, welcher von beiden hier zu verz muthen ist. Kantara gegenüber, zur Rechten des Weges, liegen auch noch Ruinen. Von Maarrat an wird das Land sehr bergig und steinig, ohne jedoch des Anbaues ganz zu ermangeln. Wir zogen an zwei Dörfern vorbei, Tabich und Cheiäl ge: nannt, wovon ersteres sich durch ein sehr hohes Minareh aus der Ferne fichtbar macht, und kamen zeitig nach Sel: men (Salamias oder Salaminias), welches früher ein bedeutender Ort gewesen zu seyn scheint. Ich befand mich sehr übel, und war froh, auf der Estrade eines Kaffee Hauses, einen ruhigen Winkel zu finden. Aber am Abende versammelte sich eine plaudernde Menge zu meinen Füßen, auf niedrigen Rohrschemeln hockend. Alle dampften ihr Nargil, und tranken Kaffee mit dem Ausdrucke des größt ten Wohlbehagens. - Mir war es gang recht, daß die Karawane einige Stunden vor Tage aufbrach, und also schon um Mittag Chan Tuman erreichte, neben dem gleichnamigen Dorfe, das sich an die nackten Kalkberge lehnt, über welche der Weg nach Haleb führt. Außer dem Grabe eines Scheichs und einem Paar Dörfern war bis hieher nichts zu sehen. Am Ufer eines kleinen Baches ward etwas gefrühstückt, und da bis Haleb volle Sicherheit herrscht, so mochten die 239 meisten Reisenden den langsamen Kameelschritt nicht ab: warten, und eilten vielmehr um die Wette dem ersehnten Ziele zu, welches der rasche Reiter innerhalb dreier Stun, den erreichen kann. Am Wege liegen einige Mihrabs mit Cisternen oder Kaffees, dann erblickt man zuerst das Schloß von Haleb, etwas später die Stadt in der Tiefe, von Gärten umgeben, die der vielarmige Koik wäffert. d. d. dd tº do - - - - - - 240 27. Haleb (Beröa). Durch den Banquier Escalon in Konstantinopel war ich an einen jungen Kaufmann, Namens Rostand, aus Marseille, empfohlen, den ich gleich nach meiner Ankunft zu Fuße aufsuchte, und die Mäuler mit Kirkor in das Zoll haus schickte (1. December). An ihm und seinem Com: pagnon, Michel, fand ich sehr feine, überaus gefällige Leute, die, als sie meine Absicht erfuhren, den Winter hier zu ver: weilen, mich aufrichtig einluden, als Gastfreund ein Zim mer ihres geräumigen Hauses zu bewohnen. Sehr verbind: lich erklärte der Russische Consul, Rafail Picciotto, so bald er dieses hörte, wie Er solche Ehre in Anspruch nehmen müß fe; ich zog aber den Ort vor, wo ich abgestiegen war, und den ich höflicher Weise nicht verlaffen konnte. Auch hoffte ich, in der Gesellschaft der beiden Junggesellen ein zwang loseres Leben zu führen, als die Familien Verhältniffe des Consuls gestatten mochten. Es kam nur Alles darauf an, mich zu überzeugen, daß ich Herrn Rostand durch Annahme feiner Einladung in keiner Hinsicht beschwerlich fiele. Ich beschloß, dies möglichst zu erspähen, und bei einigem Grunde zum Verdacht mir ein eigenes Winter, Quartier zu miethen. Meine erste Sorge war ein Arzt. Aber damit sah es schlimm aus. Der beste war ein ehemahliger Schiffs, Chi rurgus, der sich mir indessen durch die ungewöhnliche Ei: 241 genschaft empfahl, keine oder doch sehr selten andere Mittel verordnen zu wollen, als diätetische. Meinen Händen, die von der Kälte blutrünstig waren, so wie meinen geschwolle, nen Füßen schien am leichtesten zu helfen. Letztere wusch ich mit Branntwein. Nach acht Tagen befand ich mich ziem lich wohl. Aber früher schon folgte ich der hiesigen Sitte, welche von ankommenden Fremden erheischt, daß sie nicht nur dem Conful ihrer Nation, sondern auch allen anderen Consulen einen Besuch machen, dann deren Gegenbesuche annehmen, so wie die Besuche sämmtlicher Fränkischen Kaufleute, wel, che letzteren darauf erwiedert werden. Ist dies auch eine langweilige Quälerei, so muß man sie doch wegen ihres edlen Zweckes mit Dank erkennen, und der Gleichgültigkeit, wel, che anderswo den Fremden ganz unbeachtet läßt, weit vor ziehen. Ich begann meine Wanderung in Herrn Rostand's Gesellschaft, und ging erst zum Ruffischen Consul, Herrn Picciotto. Er ist ein Jude, aber mit seiner Familie von dem Oesterreichischen Kaiser in den Ritterstand erhoben. Sie verdient allerdings eine consularische genannt zu wer den, da ihre Glieder außer dem Russischen, auch das Oester reichische, Neapolitanische, Schwedische und Dänische Cons sulat hiefelbst bekleiden. Ich fand alle, mit Ausnahme des Dänischen Consuls, in orientalischem Costüm, welchem fie jedoch, wo sie öffentlich erscheinen, einen dreieckigen Huth beizugesellen pflegen, als Zeichen des Europäismus. In diesem war der Dänische Consul allein so weit vorgeschritt - 16 242 ten, daß er sich Fränkisch kleidete, welches ihm, wie man mir nachher erzählte, theuer zu stehen kam. Denn da man hier gewohnt und genöthigt ist, alle Europäische Kleidungsstücke aus Marseille zu verschreiben, und er eine Dänische Confular und Ritter Kleidung begehrt hatte, so waren ihm für 8000 Piaster abentheuerliche Theater Trachten zugeschickt. Andere gefallen sich dagegen in ihren Uniformes de gout. Der bisher rige Französische Conful, nun nach Bagdad bestimmt, Herr Rouffeau, erschien bei mir in einem langen blauen Mantel, mit herabhängendem, goldgesticktem Kragen, wie ihn bei uns ein reicher Mann von Stande zu einer zierlichen Bedienten Livree rechnet; und unter dem Fracke trug er einen Schal als Gürtel. Er zog mich an durch feine Kenntniß des Orients, wie durch allgemeine litterärische Bildung, die bei wundernswürdig ist, wenn man erwägt, daß er Frankreich kaum gesehen hat, und in Bagdad erzogen wurde. Seine nahe Abreise mußte ich als einen wahren Verlust beklagen, den mir der jetzige Französische Consul, Herr Guys, durch alle ihm beiwohnende Gutmüthigkeit nicht zu ersetzen ver: mochte. Der Englische, Herr Barker, hatte daheim ein schlechtes Ansehen; aber als er sich bei mir einfand, trug er schwarze Beinkleider, die auf den Nähten roth besetzt war ren, und auf dem runden Huthe einen Sultan rother und weißer Farbe. Er genießt allgemeine Achtung und Liebe, gilt für sehr reich und für den größten Jäger hiesigen Lanz des. Der Spanische Consul, Herr Darighello, hat das bescheidene Aeußere eines Kleinhändlers, welcher die Muße 243 Stunden feines städtischen Gewerbes der Landwirthschaft widmet. Auf den Umgang dieser Herren blieb ich nun vorzugs, weise während meines hiesigen Aufenthalts angewiesen, und fie wetteiferten, mir denselben behaglich zu machen. Herr Rostand lud mich in den ersten Tagen zu einem Spazier, Ritte um die Stadt und Gärten, der sehr genuß voll war, und öfter wiederhohlt ward. Er läßt sich starken Schrittes in anderthalb Stunden (die Vorstädte mit einge, fchloffen,) zurücklegen, wiewohl wegen des meist unebenen Bodens mühselig. Haleb, mit dem hohen Schloffe in sei ner Mitte, bietet von allen Seiten malerische Ansichten dar. Die Stadt, Mauern, vielleicht zum Theil auf älteren Fun damenten ruhend, find an vielen Stellen verfallen, aber ihre Thürme solide und gut erhalten, doch in seltsamem Styl gebaut, mit Fensterchen von allen Formen und launisch ger, zackten Zinnen. An einigen Thürmen fieht man überaus schlecht gearbeitete Löwen in Basrelief, wie nicht felten an den Thoren anderer Türkischer Schlöffer und Festen. Aber die hiesigen Christlichen Einwohner glauben darin die Löwen von St. Marcus zu erkennen, und wollen die Thürme, nebst mehreren noch bestehenden viereckigen Minarehs den Venez tianern zuschreiben, indem sie unter den Handels-, Verbin dungen derselben während des Mittel, Alters sich eine Herr fchaft denken. Die viereckigen Minarehs mögen von den Landes, Christen, vielleicht zur Zeit des Byzantischen Kai ferthums aufgeführt seyn. Man erzählt sich die albernsten 244 Erdichtungen von ihnen. Auf dem viereckigen Minareh der großen Haupt-Moschee sieht man, Statt des halben Mondes, eine metallene Kugel, von etwas ovaler Form, worin die Muselmänner das Kreuz geschloffen haben sollen, nachdem sie sich vergeblich bemühe, den halben Mond an dessen Stelle zu setzen. Unter der Moschee soll noch alles Kirchen, Geräth in unzugänglichen Kellern aufbewahrt werden u. f. w. Mit solchen Mährlein trösten fich hier die frommen Christen See len über den Druck der Gegenwart, eine wunderbare Erlö: fung hoffend. Mehrere der nahen Berge hat man allmählich durch das Steinbrechen so ausgehöhlt, namentlich einen bei dem Palaste Scheich Abubekr, daß die Grotten jetzt zu Casernen genutzt werden. Der Boden scheint überhaupt felsig, und nur mit einer dünnen Erdschicht bedeckt, welches jedoch seit nen Anbau in der Nähe nicht gehindert hat. Diesen bei günstigt die leichte Wäfferung durch den Kork. Seine Ufer find steinig. Ich folgte ihnen einst bis Aintab, dem Laufe entgegen. Hier ist unweit eines künstlichen Erdhügels ein Quell, Ain el Tell genannt, der in einem unterirdischen Baffin, aus welchem er sich durch doppelte Oeffnung in ein zweites ergießt, eine unzählige Menge Fische enthält, deren größte nur des Nachts erscheinen sollen, aus Furcht vor Nachstellungen, denn sie gehören nicht zu den heiligen Fischen, deren man in der Türkei mehrere, z. B. bei Tripoli, findet. Der Quell bildet einen Bach, der sich nach kurzem Laufe mit dem Koikvereinigt. Sein klares Waffer wird von den 245 Färbern fehr gesucht, soll jedoch nicht gut zu trinken feyn. Er war sonst bei seinem Ursprunge mit einem Lusthause über baut, welches aber jetzt verfallen ist, obgleich dieser Ort, mit den nahen Wiesen am Fluffe den Franken während des Sommers zur Belustigung dient. Wer Naturgenuß fucht, muß sich nicht weiter entfer; nen, denn die Umgebungen Haleb’s find nur reizend durch die Garten Cultur und Oehlpflanzungen. Wo diese aufhör ren, dehnt sich eine feinige, wellige und hohe Wüste unab, fehbar bis an den Euphrat, den Libanon und Taurus. Die südlichen Abhänge des letzteren Gebirges sollen die schönsten Landschaften bilden. Auch die Gegend von Antiochien wird in dieser Hinsicht vorzüglich gerühmt. Die Gärten, in einer Ausdehnung von zwei Stun: den, erzeugen vorzüglich Taback, der zum Schnupfen bei reitet wird, Trauben und Feigen. Die übrigen Früchte find schlecht. Oliven, Pistazien, Melonen und Arbufen werden von ausgezeichneter Güte auf den Feldern gezogen. Ich besuchte einen der größern Gärten, Redfchab Pascha genannt, der ein hübsches Wafferbecken hatte, übrigens aber wild genug war. Im Frühlinge und Sommer mögen die Naturschönheiten den Beschauer mehr erquicken, als jetzt, da die braunen Blätter schon von den Bäumen herabfielen; allein daß die Vegetation hier nicht so reich und üppig ist, als bei Damashk, kann niemand mitgehen, der beide mit einander vergleicht. Haleb hat zwölf Vorstädte. Unter diesen ist Dschedei: 246 - h deh am besten gebaut, und enthält schönere Wohnungen, als die Stadt selbst. Ihr Name (ein Arabisches Diminutiv) bedeutet, „die kleine Neustadt,“ keines Weges, wie Andere ihn haben erklären wollen, Judenstadt. Sie ist vorzüglich der Sitz der zahlreichen und wohlhabenden Christen aller Seeten. Die am höchsten liegende Vorstadt, Bankufa, sonst der Sitz der Janitscharen, ist dagegen schlecht gebaut, gewährt aber eine weite Aussicht über die Stadt, und ge: gen Norden den schönen Horizont des beschneiten Taurus, oder der Berge von Beilan und Kles, wie man ihn hier nennt. Die übrigen Vorstädte find weniger bedeutend. In: nerhalb ihrer Mauern ist der Boden Theils mit Ruinen bei deckt, Theils in Gärten verwandelt, wo traurige Oehlbäu me wachsen. Ferdaus (Paradies) zeichnet fich unter allen durch feine Umgebungen aus, die im Sommer ein schönes Grün mit zahllosen Veilchen übersäet, gewähren sollen. Der Ort wird sehr uneigentlich zu Haleb’s Vorstädten gerecht net, in so fern er mit der Stadt gar nicht zusammen hängt. Diese selbst ist unter den Städten Syrien's am besten gebaut, und vielleicht die reinlichste in der ganzen Türkei, wozu das Straßen, Pflaster aus Quadern viel beiträgt. Um so mehr fällt es aber auf, daß Märkten und Buden eine an gemeffene Nettigkeit mangelt, auch hinreichendes Licht. Die Häufer sind aus Quaderfeinen aufgeführt, und werden meist in dem obern Stocke allein bewohnt; der untere (rez-de-chaus- sée) gewölbt, dient als Magazin, Stallung, Küche c., oder enthält doch nur einen Alkoven für den Hausvater, mit Tep/ 247 pichen und Kiffen versehen, um zum Besuchs Zimmer zu dienen. Das Quartier der Franken ist geräumig und heiter, wenn gleich auch hier, wie überall, die Straßen etwas enge und fensterarm sind. Die Franken alle wohnen in schönen, soliden Chans, die als Wakf (fromme Stiftungen) betrachtet werden. Man hat allmählich aus den gewölbten Gängen und Zellen bei queme Häufer gebildet, deren Besitz, gegen Entrichtung eines geringen Zinses an die Moschee, dem Eigenthümer verbleibt. Auch die Straßen durch diese Chans sind oben gewölbt, und durch dieses Gewölbe empfangen sie ihr Licht. In den Hö, fen und an den Treppen hat man kleine Terraffen angelegt, mehr oder minder mit Grün geschmückt. Jedoch gibt es, außer den Fränkischen Chans, noch mehrere große und schöne innerhalb der Stadt, wie z. B. der Wesir Chan, wo beson ders die Kaufleute aus Bagdad verkehren, in welchem 366 Zimmer seyn sollen. Der Umfang des Yeni Chans kommt diesem fast gleich c. Um den künstlichen Hügel, der, hier wie in Homs, Tell Scheichun genannt, das im Mittelpuncte der Stadt ge: legene Schloß trägt, läuft ein größten Theils trockener Grat ben, der in den weichen Kalkfelsen gehöhlt worden. Die Steine desselben hat man wahrscheinlich genutzt, um die Seiten des Hügels mit Quadern zu überdecken, damit die Erde nicht herunter stürze, denn der Abhang ist sehr steil. Dieses Werk mag aus älteren Zeiten feyn. Die Steine bil: deten sonst gerade und steile Flächen, die, in stumpfen Wint keln an einander stoßend, den Berg facettieren mußten. Jetzt 248 find sie größten Theils verschwunden, und die Erde bedeckt sich alle Frühjahre mit Grün, wo man Esel und Mäuler zur Weide klettern läßt. An einigen Stellen haben die Tür ken, wie es scheint, die Bekleidung wieder herstellen wollen. Da fiel aber nicht im Stande waren, eine Böschung zu bilden, haben sie die Steine stufenförmig aufeinandergebaut. Solche Stufen nebst etlichen Fußsteigen, die in den erdigen Abhang getreten sind, machen diesen jetzt ersteiglich, was sonst nicht der Fall war. An zwei Stellen schützen isolierte Thürme den Graben. Ueber denselben gelangt man zum Thore, mittelt einer Brücke, die auf hohen Bögen ruht, aber keine Zug brücke ist. Man erstaunt, vor demselben nichts als Ruinen zu finden, zwischen welchen man angefangen hat, den Bo den in Ackerland zu verwandeln. Auch wird daselbst alle Freitage ein Pferde, Markt gehalten. Es scheinen Mauern und Thürme auf älteren Fundamenten zu ruhen; aber ihre Bauart ist Saracenisch. Der Wunsch, durch Herrn Picciott to's Verwendung das Innere des Gebäudes zu sehen, wurde nicht gewährt. Er versicherte mich, der Pascha habe die Sache in tiefe Ueberlegung gezogen, und endlich die als berne Antwort gegeben, weil ich ein Ruffe fey, so wolle er mir aus Achtung für den Herrn Conful erlauben, das Schloß von außen zu betrachten, welches freilich nicht gut zu verwehr ren stand. Der Palast, worin font der Pascha wohnte, und wo er noch absteigt, wenn er einmahl in die Stadt kommt, seit er sich zur größeren Sicherheit nach Scheich Abubekr gezo: 249 gen, muß einst hübsch gewesen feyn. Es bildet ein längli: ches Viereck um einen geräumigen Hof. Nur eine Seite deffelben ist erhalten und bewohnt; die drei anderen liegen wüst, meist in Trümmern. Reiter tummelten ihre Pferde im Hofe herum. Aus diesem führt ein großes Thor nach dem Schloffe hin. Zur Linken defelben erblickt man eine Moschee, zur Rechten andere Gebäude, fämmtlich verfallen. In gleichem Zustande befindet sich ein anderer Pal: last, Osmanieh genannt, der weit schöner gewesen seyn muß, und ganz nach Art der Paläste von Konstantinopel gebaut war, bestehend aus netten Kiosks und luftigen Hallen von Holz auf einem hohen Erdgeschoffe aus Quadern. Jetzt feh: len ihm Thüren und Fenster, auch fast überall das Dach. Doch ist im Hofe des Serai die Moschee noch vollkommen erhalten, und wird besucht. Sie hat, wie die Konstanti: nopolischen, eine Hauptkuppel und mehrere Nebenkuppeln, die auf Säulen ruhen, Minareh c. Um den viereckigen Hof laufen Zimmer, jetzt unbewohnt; in der Mitte defel, ben ein großes Wafferbecken; hinter der Moschee Gräber, und ein lieblicher Garten, welches zusammen einen ange, nehmen Eindruck macht, und an die Schönheiten Konstanz tinopel's erinnert. Nicht weit davon führt das alte Thor, Bab en Nasr, nach der Vorstadt Dschedeideh. In dem Thore brennt bei ständig ein Licht am Grabe eines Heiligen, den so wohl Christen, als Muhamedaner sich zueignen; diese als einen zum Islam übergetretenen Christen, jene als einen reuigen 250 Renegaten, der zum verlassenen Glauben feiner Väter zurück kehrte, und sich deshalb den Verfolgungen der Türken ent zog. Unweit Dschedeideh zeigt man auch das doppelte Grab des Scheichs Schrawadi, dessen Körper an einer, und des fen Kopf an der andern Seite des Weges liegt, nachdem man sich umsonst bemüht, beide zu vereinigen. Christen, Gräber pflegen hier mit einem kastenförmigen Steinwürfel, ein Paar Stufen vom Boden erhöhet, bezeichnet zu werden. Die Bevölkerung Haleb's übersteigt gegenwärtig nicht 100,000 Seelen, unter welchen an 40,000 Scherifs (Nach kommen Muhamed's, an ihrem grünen Turban kenntlich.) etwa 30,000 andere Muhamedaner, und eben so viel Chri: sten und Juden; der letzteren etwa 5,000. Dies ist die Mei: nung der Franken, gegründet auf die Zahl der Todten, die man ungefähr weiß, deren Verhältniß zu den Lebenden, wie 3 zu 10 angenommen. Daß die Türken von 500,000 Seelen sprechen, kann nichts beweisen, denn ihre Rechnun gen sind stets übertrieben, aber gewiß war einmahl eine Zeit, wo diese Angabe der Wahrheit etwas näher kam, als jetzt. Unter der Muhamedanischen Bevölkerung spielten die Janitscharen über ein Dutzend Jahre lang die Herrn der Stadt, und eben nicht schlecht. Die Scherifs, welche für schlimme Leute gelten, waren also ihre natürlichen Feinde, Diese Parteien unterhielten eine hartnäckige, aber unblut tige Fehde, allein merkwürdig durch die Schonung, welche bei allen Ausbrüchen der Feindseligkeit den Franken wider, 251 d fuhr. Man hat Beispiele, daß wenn zwei Trupps sich vor der Stadt herum fchoffen, und ein Franke dazu kam, von beiden Theilen inne gehalten wurde, bis er vorüber war. Zuweilen führten sie Krieg in der Stadt, von den Mina rehs herab auf die Straßen und Terraffen feuernd, hörten aber immer auf, so bald sich im Bereich des Schuffes ein Franke sehen ließ. Sie schienen zu wetteifern, das meiste Pulver zu verschießen, und dadurch den größten Lärm zu machen. Einst dauerte das Flinten, Feuer zwischen beiden Parteien außer der Stadt einen ganzen Abend, und es ward nur ein Pferd verwundet. Indeffen blieben die Ja nitscharen in dem Besitze der Gewalt, welche sie dem Pascha entriffen hatten, der in kläglicher Bedrängniß unter ihnen lebte, und weichen mußte, wenn er ihr Mißfallen erregte. Alle Anstrengungen der Pforte, die Uebermüthigen zu bän digen, blieben fruchtlos, bis sie im Jahre 1813 Tschopan fadeh Mehemmed Dshelaleddin Pascha, ältestem Sohne des Paschas von Uskat, das Paschalik Haleb verlieh. Die; fer fiegte schnell, weniger durch Macht, als Verrath. Da er sich der Stadt bemächtigte (näch einem großen Bombardement, welches einen spazierenden Derwisch töd tete, und eine Garten Mauer umwarf) trugen viele Türki; sche Privat Leute, Avanien fürchtend, ihre kostbarste Habe zu den Fränkischen Kaufleuten. Sie füllten deren Maga: zine mit Kisten und Kasten, ohne zu sagen, was darin ent halten fey, und ohne einen Empfangschein zu begehren, Mehrere Franken liefen dabei Gefahr, in dem sie, ohne es „r 252 zu wissen, Eigenthum profcribierter Janitscharen bewachten. Solche Asyl: Freiheit der Fränkischen Häuser ist viel werth, und verleiht Ansehen. Aber obgleich die meisten Janitscharen sich durch die Flucht in benachbarte Provinzen retteten, und die Zurück bleibenden außer Stande find, etwas gegen ihn zu unterneh men, so wagt der Pascha doch nicht, in der Stadt zu wohl nen, sondern hat den Palast Scheich Abubekr zu feinem Aufenthalte erkohren, welcher auf einer Höhe liegt, die Ha: leb beherrscht. Er glaubt seine Sicherheit hinter einem hal: ben Dutzend Kanonen zu finden, die vor der Thüre aufge pflanzt sind. Seiner Wohnung gegenüber steht ein Galgen, und man unterscheidet auf dem nahen Begräbniß Platze, an der Kürze des Monuments, das Grab manches ge; köpften Janitschars. Der Pascha hat auch Recht, sich unheimlich zu fühlen. Denn die Strenge, wodurch er Ordnung und Sicherheit er hält, indem er endlich das Raubgefindel der Kurden und Turkmanen eingeschreckt, danken ihm vorzüglich nur die Franken, da er die übrigen Städter durch Avanien drückt, Trotz der Drohungen aus Konstantinopel. Die Türkische Criminal : Justiz hat überhaupt nicht viel Scharfsinn aufgeboten, um eine Abstufung der Strafen zu entwickeln, aber Tschopan Oglu scheint einzig die Todes, strafe für zweckmäßig zu halten. Nur in der Vollziehung herrscht Verschiedenheit. Wenn das Gericht einen Verbre: cher nach förmlichem Urtheile hinrichten läßt, so wird er ge: 253 wöhnlich in aller Form gehängt, es sei denn, daß man, aus Achtung für seine Familie, das Hängen in ein Erdros: feln verwandelte. Die zweite, wohl üblichere Art der Hin- richtung ist, wenn der Pascha einen Getreuen an den Schloß Commandanten schickt, mit dem Befehle, jemand zu erdros, seln. Nach dem Nachtgebete wird der Anfang solcher Opel- ration durch einen Kanonenschuß angekündigt. Außer dem läßt der Pascha auf mündlichen Befehl, wenn er will, ohne alle weitere Form, durch seine Soldaten militärisch hinrich ten, d. h. köpfen oder spießen. So vernahm er vor einem Paar Monaten, daß man in der Stadt lose Reden gegen ihn geführt, und fand daher nöthig, den Bewohnern einen Schreck einzujagen. Er stieg mit feinen Truppen von Scheich Abubekr herab; weil es aber anfing zu regnen, kehrte Se. Ex- cellenz schnell um, die Sache seinem Silihdar (Waffenträger) übertragend, der von der Straße die ersten drei, vier Menschen aufraffte, die guter Dinge ihr Pfeifchen rauchten, und als bald umgebracht wurden, ohne daß sie wußten warum. Daß die untergeordneten Beamten in solcher Kunst nicht zurück bleiben, versteht sich von selbst, um so mehr, da sie vom Pascha abhängen, der die Muteffelims, Agas und Scheichs ernennt, oder doch in den beiden letzten Würden bestätigt, wo selbige nach einem, durch Verjährung und Reichthum er rungenen Erbrecht vom Vater auf den Sohn übergehen. Die Bewohner der Stadt Schogr am Afft, durch Avanien auf's Aeußerste gebracht, hatten sich unlängst neuen Bet: drückungen widersetzt; der Muteffelim heuchelte, fich ihrer an 254 zunehmen, und lockte dadurch die Häuptlinge in einen Hin- terhalte, wo sie von den Truppen des Paschas erhascht, nach Haleb geschleppt und erdrosselt wurden. An einem andern Orte wagte ein junger, angesehener Mann, einen Gefange, nen, um dessen Freilassung er den Befehlshaber vergebens gebeten, gewaltsam zu befreien, und beide entzogen sich dem gefürchteten Zorn Tschopan Oglu's durch die Flucht. Aber dieser schien den Vorfall als einen Jugendstreich zu verzei: hen und zu vergeffen. Die Schuldigen, dadurch sicher ge: macht, näherten sich, wurden angehalten, und fanden ihr Ende, gleich jenen. Die große Maffe des Volkes hat der Pascha vorläufig durch ein Verbot der Korn: Ausfuhr, welche Wohlfeilheit erhalten soll, zu gewinnen versucht, und ist dagegen mit den Fränkischen Handelsleuten hiesiger Stadt in offene Fehde getreten. Sie haben sich nämlich aus Konstantinopel Fer mans und Zoll-Tarife kommen laffen, worin, durch geringe Schätzung des Werths, der Zoll mancher Artikel der Einfuhr und Ausfuhr bis auf zwei, ja bis ein Procent herabgesetzt worden, versteht sich von den Waaren, die in's Ausland ge; hen, denn im Binnenhandel, als nach Bagdad c. zahlen die Franken den Zoll gleich den Rayahs. Tschopan fand doch nicht rathsam, sich über diese Befehle der Pforte hin aus zu setzen, welche ihm und den Zöllnern einen wichtigen Theil der Einkünfte gar sehr beschnitt, aber feine Absicht, aus Rachgier den Handel der Franken zu hindern, ward bald klar. Er fing damit an, den Seifen, Fabrikanten zu 255 untersagen, für irgend jemand anders, als für ihn, Seife zu kochen, und übertrug für seine Rechnung den Alleinhan del mit diesem Artikel einem Moldauischen Bojaren, der zu dem Ende im Chan des Zolles ein Magazin und einen Di; wan eröffnete. Weil die Seife ein Artikel ist, der im Lande bereitet und verkauft wird, so haben die Franken kein Pri, vilegium darüber, und folglich fehlte ihnen der Rechtsgrund, sich wegen dieses Monopols zu beschweren, Sie schwiegen, auf einen großen Gewinn verzichtend, den sie bisher jährt lich zu ziehen pflegten. Die jüdischen Consulen und Kauf leute nur reichten eine Klage über solche Bedrückung ein, die aber keinen anderen Erfolg hatte, als daß der Pascha ins besondere gegen sie erbittert ward, und drohete, ihnen aus den Vorträgen zu beweisen, wie Consulen gar keinen Han; del treiben dürften. Auffallender und wichtiger war das plötzliche Verbot aller Seidenz Ausfuhr, welches eben bekannt wurde, als Herr Rostand eine Menge Seiden Ballen, zur Verschiffung nach Latakiehabenden wollte. Alle angewandte Mühe sämmt licher Consulen, den Machthaber wenigstens dahin zu bewegen, daß er der Maßregel keine rückwirkende Kraft geben möge, blieb fruchtlos, indem er erwiederte, der Scheich der hiesi: gen Seiden, Fabrikanten habe ihm eine Bittschrift des In- halts übergeben: die Claffe der Armen bestehe vorzüglich aus Seidenz Fabrikanten, und litte Noth, weil die Franz ken durch ihre starken Aufkäufe die Seide vertheuerten. Diese Noth der Armen könne für die Stadt gefährlich wert 256 den, weshalb er bei der getroffenen Maßregel beharren müs fe, so lange er Pascha von Haleb fey. Auf die Bemerkung, daß die Franken mehr Seide in Tripoli und anderen Orten, als in seinem Paschalik aufkaufen, nahm er keine Rücksicht. Die Drohung der Consulen, sich nach Konstantinopel zu wenden, fuchte er dadurch zu entkräften, daß er den Vor: stehern aller Gewerbe eine Bittschrift abnöthigte, in welcher dringend begehrt ward, was jene wieder abgestellt zu sehen wünschten; sie sollte ihn bei der Pforte schützen. Einige vermutheten, die Einwohner Haleb's trachteten, ihn durch falsche Rathschläge in Zwist mit den Franken zu verwickeln, als das beste Mittel, ihn zu stürzen. Er schickte seinen Tat taren umher, um die Briefe einzusammeln, welche die Franz ken etwa nach Konstantinopel absenden wollten. Der Zweck dieser ungewöhnlichen Gefälligkeit lag am Tage. Man gab ihm also nur ein Paar unbedeutende Papiere, und wußte die wichtigen auf sicherem Wege dorthin zu befördern. Wie die Sache enden wird, ist zweifelhaft. Man hat es früher schon ein Mahl erlebt, das die Engländer den Befehl zur Absetzung und Wiedereinsetzung eines Pascha auswirkten. Im Allgemeinen kann man aber dem Fränki: fchen Handel hier kein günstiges Prognostikon stellen. Ich glaube vielmehr, daß er in etwa zwanzig Jahren feine völ lige Endschaft erreichen wird. Gegenwärtig hat er noch einen bedeutenden Umfang und gedeihlichen Einfluß auf den innern Verkehr des Lan; - des, welches feine Seide und Baumwolle, so wie einen 257 Theil der daraus verfertigten Waaren, und seine Pistazien gegen Europäische Erzeugniffe umzusetzen pflegt, die durch den Karawanen Handel weit verführt werden. Die Kara wane von Bagdad bringt vorzüglich den Franken Muffeline, die sie im Lande verkaufen, Persischen Tabak für die Nar: gil, Raucher, Gall/Aepfel, (einen Haupt, Artikel des Han; dels mit Frankreich,) Perlen, Schals, die meist in Part tien nach Konstantinopel gehen. Der Indigo findet jetzt wenig Abnehmer, weil man ihn in Europa öfter um gerin geren Preis haben kann. Tuch, Papier und Mützen (Fes) find Haupt Artikel der Einfuhr aus Frankreich, dazu Me tall, Fabrikate, Specereien, Zucker; selbst insgeheim Kaf fee, der unter den Mokaischen gemischt wird. Die Deut fchen aus Leipzig haben sich der Uhren Lieferung zu bemäch: tigen gewußt, laffen aber auf allen Zifferblättern den Na; men des ehemahligen Englischen Künstlers, Prior, sorgfält tig beibehalten. Aus Nürnberg kommt eine Menge vergol: deter Kupfer, Lahne (lamette), die nach Indien geht, wo man sie zu kühlenden Hemden verarbeitet. Die fehr geachtete Beduinen Horde Anneffy, unter welcher die Aghiech wegen Muth und Rechtlichkeit vorzüg: lich angesehen sind, führt die Karawanen von Haleb nach Bagdad und zurück. Ihr Führer genießt eines solchen Ver; trauens, daß ihm die Perlen ohne Quittung und Bürgschaft paketweise übergeben werden, und man kennt kein Beispiel bewiesener Untreue, wenn gleich dieselben Araber als Kauf leute sich schlau und gewandt zeigen. Einer, der öfter von 17 28 dem Picciotto'schen Hause zum Kaffee, Handel nach Pemen gesandt war, hatte durch glückliche Thätigkeit sein eigenes kleines Capital dergestalt vergrößert, daß er allmählich drei Handels, Häuser in Bosra, Bagdad und Haleb gründete, welchen er mit seinem Bruder vorstand. Beide starben fast gleichzeitig, der erste zwei, der andere sechs Söhne hinter laffend. Jener verordnete in seinem letzten Willen, das ganze Erbe in acht gleiche Theile unter seine zwei Söhne und sechs Neffen zu theilen; diese aber weigerten sich, und wollten es nur in zwei getheilt wissen, wozu sich aber des Erblaffers Söhne nicht verstanden, sondern auf buchstäbli; cher Vollziehung des Testamentes beharrten. Die Ankunft der Karawane aus Bagdad (im Januar 1816,) gab mir Gelegenheit, eine große Zahl Perfischer Pilger zu sehen, die aus Mekka über Diarbekr und Erze: rum, in ihr Vaterland zurückkehrten. Sie waren ganz Tat tarisch gekleidet, meist zerlumpt und schmutzig, hatten aber gute Pferde und Mäuler. Sie wurden von den Zöllnern fehr gemißhandelt, welche ihre Untersuchung bis auf die Ho, fen ausdehnten. Auch viele Turkmanen treiben sich hier herum, meist schöne Leute, von kriegerischem Ansehen; doch möchte ich ih: nen, was Körperbildung betrifft, die Damascener, die Aral- ber von Hauran und Tadmor vorziehen. Sie tragen den Syrischen Aba ungewöhnlich bunt, und um die Hüfte mit einem breiten Gürtel befestigt, in welchem die gewöhnlichen Waffen stecken. Ihr fehr bunter Turban gleicht dem der 259 Bewohner von Tripoli und des Libanon, ist aber auf eine besondere Art gebunden, indem er über den Ohren mit den Zipfeln zusammen gezogen wird, wodurch er eine länglich viereckige Gestalt erhält. Die selten in Städte kommenden Turkmanen sind so unwissend, wie die übrigen Bewohner der Wüste. Bei seinem Eintritte in das Zimmer des Herrn Maffek erblickte einer Niebuhr"s Bild in Oehl an der Wand, und fragte, bescheiden die Augen niederschlagend, ob es die Frau vom Hause fey, welche da aus dem Fenster gucke? Das bartlose Gesicht schien ihm unmännlich, und den Rah, men des Gemäldes hielt er für ein Fenster. Einen andern fetzte Herr Barker mit einem Sonnen Mikroskop, durch welches er ihn einen Floh fehen ließ, in das größte Erstau: nen. Orientalisch übertreibend erzählte er seinen Landes, leuten, die Franken hätten ihm bewiesen, wie falsch die Augen zeigten, denn ein Floh fey in der That so groß, als ein Maulthier. Das ist unmöglich, erwiederte ein Zuhörer, denn da ich ihrer einige Hundert am Leibe habe, so müßte ich ja selber so groß, als ein Berg feyn! In wie fern die Türkischen Bewohner Haleb's durch ungewöhnliche Bildung dem guten Rufe entsprechen, in welchem sie bei den Franken stehen, vermag ich selbst nicht zu beurtheilen, da sie von letzteren sich eben so fern halten, als ihre Landsleute anderswo. Das Spottgeschrei der Gaft fen Buben „Frendshy Kuker!“ (Fränkischer Kuckuck!) habe ich nur einige Mahle hinter mir vernommen. Es soll dar, aus entstanden feyn, daß einmahl vor alten Zeiten die Franz 26o ken sich um das Wohlwollen jener gefährlichen Claffe durch Geschenke von Spielsachen beworben hätten, unter welchen die Nürnberger Kuckucke am besten gefallen. Daher fey ge: wöhnlich geworden, daß die Kinder jeden Franken um einen solchen Kuckuck angesprochen, und dann allmählich die Bitte in einem Schimpf, Namen ausgeartet. Jetzt haben sie ein Lied dazu gemacht, welches anfängt: „Fränkischer Kuckuck, dein Vater ist ein Kuppler c.“ Hier und in Damaschk fin: gen sie aber dasselbe Lied auch bei dem Anblicke der Perfer, deren Kleidung ihnen Europäisch fcheint, wie sie denn wirkt lich mehr Aehnlichkeit mit der Europäischen, als mit der Türkischen hat. Die hier lebenden Franken sind auf den Umgang unter einander beschränkt, der gar einförmig, aber traulicher ist, als an den meisten Orten in ähnlichen Verhältniffen, wenn gleich mit einem etwas schwerfälligen Ceremoniell belastet. Dieses wollten die Herrn Barker und Guys eben jetzt reformieren, und hatten daher ein Papier anfertigen laffen, als aus den Tage, Büchern eines Reisenden gezogen, wozu Scheich Ibrahim (Burckhardt) den Namen leihen mußte, der sich über das hiesige steife Ceremoniell weidlich lustig machte. Daran knüpfte man den Vorschlag, daß fortan die Frauen den Gästen nicht mehr Kaffee reichen, fondern dieß den Be; dienten übertragen sollten; daß man bei dem Eintritte eines Gastes, so wie bei dem Ab- und Zugehen des Wirthes oder der Wirthin einer Gesellschaft nicht mehr in Masse aufste hen, sondern letzteren anheim stellen möge, ihre Gäste zu em: 261 pfangen; daß diese nach der Reihe, und nicht mehr nach dem Range ferviert werden sollten; daß man niemand bis zur Treppe, sondern männiglich nur bis zur Zimmer Thür begleiten wolle. Hier ist es nämlich Sitte, daß der Wirth fo lange oben an der Treppe verweilt, bis der Gast unten angekommen ist, und dann macht man sich noch Kratzfüße von oben hinab und von unten hinauf. Aber diese und mehr rere ähnliche Vorschläge scheiterten an dem Widerspruche der Familie Picciotto, die das alte Herkommen ihrer Würde angemeffener fand, dagegen in den vorgeschlagenen Neue vungen eines ihrer Mitglieder Jacobinismus witterte. Also kam allgemein die Reformation nicht zu Stande, sondern es entwickelte sich ein ärgerliches Schisma, indem jeder that, was er wollte. Dies störte jedoch die Geselligkeit keines Weges, und nicht leicht verging eine Woche, ohne daß ich mehrere Mahle zu Gaste geladen wäre. Herr Rafail Picciotto gab mir zu Ehren ein pomphaftes, consularisches Mahl. Ich war der erste Ruffische Reisende, den er officiell aufnahm, und muß gestehen, daß er es an nichts ermangeln ließ, was der Anstand nur irgend fordern konnte. Man speisete gegen vier Uhr, und unterhielt sich vor und nach dem Effen mit einem jüdischen Orchester, aus einer Türkischen Trommel, zwei kleinen Pauken, einem Hackebrett und einer Geige zu sammen gesetzt. Auch fangen die Arabische Lieder dazu, die nicht übel waren. Seltsam klingt eine Art Recitativ, Maua, leh genannt, welches in frei abwechselndem Tacte vorgetra: 262 gen wird. Ich saß zwischen zwei Damen, einer alten Ver: netianerin in hundertjährigem Amazonen : Habit, welches vielleicht weiland vor dem Doge paradierte, und der Wirthin des Hauses, einer hübschen kleinen Damascenerin, mit Gold und Perlen beladen. Beide erschwerten mir ihre Unt terhaltung dadurch, daß sie nur Arabisch sprachen, wel, ches bei mehreren Frauen hiesiger Fränkischen Kaufleute der Fall ist. Musikalische Quartetts wechseln zwei Mahl wö; chentlich regelmäßig bei den vier Theilnehmern, und ge: währen, wenn auch keinen Kunstgenuß, doch Zeitvertreib für Herrn und Damen, die font Lotto zu spielen pflegen. Fleischspeisen werden immer in großer Zahl aufgetischt, und verderben fchnell den Appetit, denn welchem könnte wohl ein halbes Dutzend Braten nach einander behagen? Die Abwechselung mit Fisch, Gemüse, Mehlspeisen c. fehlt; aber die Gerichte find schmackhaft bereitet. Bei großen Abend Gesellschaften läßt sich nach Tische, von acht Uhr bis Mitternacht, Arabische Musik mit Gesang vernehmen, nach welcher die Damen paarweise tanzen, d. h. mit aufge: hobenen Armen sich, einander gegenüber, trippelnd im Zim mer herum bewegen. Ohne diese Lustbarkeit und den An- blick der schlaftrunkenen Musiker, die beim Singen zuwei: len sich selber die Ohren zuhalten, ist hiesigen Orts kein wah: rer Kef (Lustbarkeit) denkbar. Es gibt aber auch Bälle im Europäischen Style. Ich habe mehreren beigewohnt, unter andern bei Herrn Bart ker, dessen Orchester aus einer kleinen Leier, Orgel bestand, 263 die er unlängst aus Wien erhielt. Man tanzt Ecoffaisen, Longues und Françaisen, Quarrées genannt, auch Walzer, aber Alles schlecht. Den Damen glückt es selten, in ihren Pelzen, Pantalons und Paputschen (Pantoffeln) fichtactmäz ßig zu bewegen, und die Herrn in ihrer, zum Theil Oriental lischen Tracht sehen possierlich dabei aus. Die Damen Kleidung ist die an der Syrischen Küste gewöhnliche, also wenig geschmackvoll; im Hause gehen sie auf zierlichen, mit Perlenmutter ausgelegten Stelzschuhen, und auf der Straße nehmen sie ein großes weißes Tuch von hinten über den Kopf, und ziehen es vorn bis unter die Nafe zu. Ohne besondere Nasen Kenntniß kann man die also Vermummten nicht erkennen. Europäische Kleidungs- stücke sieht man nicht an ihnen. Die Männer erscheinen dagegen öfter in unsern bequemen Ueberröcken. Das Ameublement der Zimmer ist ein Gemisch aus Europäischen und Orientalischen Stücken. Erstere sind in diesem Clima wenig dauerhaft, da sie in der Hitze leicht platzen. Es wechseln Diwans, Teppiche c. mit Tischen, Stühlen und Commoden ab, und Kupferstiche verzieren die Wände. Während des Winters gehört die Jagd zu den Ver: gnügungen der Franken, welches ihnen unbedingt gestattet ist. Die Gegenden um Haleb find reich an wildem Geflü, gel. Man schätzt vorzüglich die Haselhühner (Francalins); Repphühner, Schnepfen, Trappen, Enten, Lerchen findet man in Menge, auch Hafen, wilde Schweine, Gafellen c. 264 Die hiesigen Fische find schlecht Ob daraus aber ein Schluß auf schädliche Eigenschaften des Waffers gezogen werden darf, laffe ich dahin gestellt feyn. Bekanntlich will man das so genannte Uebel von Haleb, eine Beule, dem Waffer zuschreiben. Es hat mich verschont. Kurz vor meiner Abreise starb der Vater des Ruffi: fchen Consuls, Herr Moses Picciotto, der von allen hiesi: gen Juden, deren Aeltester er war, als ein Heiliger ange: fehen ward, auch als talmudischer Schriftsteller Einiges in Venedig hat drucken lassen. Er wurde am Abende desselben Tages in der Synagoge beerdigt, und am folgenden Mor gen bezeugte ich mit den übrigen Franken dem Conful unsere Theilnahme. Wir fanden ihn in Trauer. Diese wird da durch an den Tag gelegt, daß der Trauernde sich den Bart wachsen läßt, still in der Ecke des Diwans sitzt, kein lautes Wort spricht, und sieben Tage lang das Haus nicht verläßt. In der Kleidung wird keine Aenderung vorgenommen, als daß man Stiefel und Pantoffeln von gelbem Atlas, Statt der ledernen anzieht. Dieses soll so gut feyn, als baarfuß gehen, welches strengere Sitte von dem Trauernden verlangt. Herrn Esdra Picciotto war an dem Todestage des Vat ters ein Sohn geboren, er nahm also zugleich Glückwünsche und Beileids: Bezeugungen an; seltsam genug im Zimmer der Wöchnerin, wobei den Gästen beiderlei Geschlechtes eine besondere, zähe Mandel-Confitüre gereicht wurde, die man verzehren muß, weil dies den Zustand der Kranken erleich: tern soll. Ich löste die schwierige Aufgabe als einen Vert 265 fuch, was ich leisten könnte, wenn man mir bei meinen nahe bevorstehenden Abschieds-Visiten überall, außer der Tat backs: Pfeife und dem Kaffee, wie bei den Antritts, Visiten, ein Compot vorsetzte. Damahls hatte ich das eine und das andere abgelehnt, welches meinen Begleiter, Herrn Rot fand, nöthigte, für mich aus Höflichkeit zu rauchen, zu es fen und zu trinken. Darauf ist billig jetzt nicht zu rechnen. Mein hiesiger Aufenthalt ist mir lehrreich geworden, vorzüglich durch die Willfährigkeit, womit Herr Rousseau mich seine treffliche Bibliothek nutzen ließ, von welcher ich um so fleißiger Gebrauch machte, je weniger ich an den Spatziert gängen durch die Basars die gewohnte Unterhaltung fand. Freilich bieten sie auch in Haleb eine anziehende Abwechsel lung neuer, ausdrucksvoller Physiognomien dar, aber die Plätze sind zu schmutzig und ärmlich. Vergebens sucht man den Glanz und die morgenländische Farbenpracht von Kon: stantinopel, Kairo und Damaschk. Die Absicht, mich im Arabischen zu vervollkommnen, habe ich wenig erreicht, weil ich an einen Christlichen Lehrer gerathen bin, der zwar in dem hiesigen Dialekte eine große Geläufigkeit besitzt, aber der litterarischen Bildung in dem Maße ermangelt, daß ihm gewöhnliche Abbreviaturen Ara bischer Bücher Muhamedanischer Schriftsteller unbekannt find. Diese zu lesen hält er für gottlos, und Trotz oft er fahrnen Tadels hat er mich stets mit ascetischen und morali: fchen Tröstern seiner Confession gelangweilt. Zum Uebermaße der Güte schenkte mir dagegen der 266 Ruffische Conful ein Exemplar des Antar in dreißig Bänden, indem er mir am Abende vor meiner Abreise (wegen seiner noch nicht geendigten Trauerzeit nach Sonnen: Untergang) einen Abschieds-Besuch machte, und den Bujuruldi des Pat fchas einhändigte, den ungewohnten Bart unter einem Schal versteckend. Auch alle andere Fränkische Halepiner haben, der Sitte gemäß, meinen Abschieds: Besuch erwiedert. Ich trennte mich von ihnen mit aufrichtiger Dunkbarkeit, ins besondere aber von Herrn Rostand, der mich eine Strecke Weges zu Pferde begleitete (22. Februar). Ich wünsche, diesen liebenswürdigen Mann einst unter vaterländischem Himmel wieder zu sehen, und feine von dem edelsten Zart gefühle begleitete Gastfreiheit vergelten zu können. 4 44 - - - - - - - - - - - - 267 2 Z. Ueber Taaffeh und das St. Simeons Kloster (Ka- laat Senaan) nach Antakia (Antiochia). Auf der steinigen Anhöhe, die Haleb gegen Norden beherrscht, ist ein alter Begräbnißplatz mit einer kleinen Car pelle, bestehend aus einer Kuppel, die auf Pfeilern und Säulen ruht, daher Kubbet el amud genannt. Von hier hat man eine schöne Ansicht der Stadt mit dem dichten Kranze ihrer Gärten und den weiten blauen Horizont der Wüste in der Ferne. Dann betritt man die hohe wellige Ebene, die in flachen Thälern und steinigen, langgestreckten Höhen abwechselnd den Haupt-Charakter des ganzen Pascha, liks ausmacht, oder vielmehr des ganzen Landes zwischen dem Küsten/Gebirge und der Wüste. Man fieht kein ande: res Gestein, als dichten Kalkstein von grauer oder blaßro; ther Farbe, mehr oder weniger mit schwarzbrauner Erde bei deckt, aus welcher jetzt das erste Grün hervordringt. Je mehr man sich dem Gebirge nähert, desto nackter erscheinen die Felsen, gleichsam, als ob das Regenwaffer alle Erde in die kleinen Thäler hinabgespühlt hätte. Die von demselben in die Seiten der Berge gehöhlten Rinnen und Gräben die nen jetzt zu Wegen, und sind als solche überaus schlecht. Bald führen sie über glatte Steinplatten, bald über spitziges Gerüll und durch Pfützen. Ich kam an einem zerstörten Dorfe vorüber, dessen 268 wenigen Bewohner sich in die Reste eines halb zerstörten Chans zurückgezogen, daher der Ort nicht anders, als Chan Atik genannt wird. Die Ruinen dieser Art sind hier über haupt zahlreich, und ihre Vermehrung mehrt die Bewohner der Wüste. Denn aus Bauern, die den unerträglichen Miß: handlungen fich durch die Flucht entzogen, ist der kleine Räuz berstamm der Maualy’s gebildet, der von Reisenden sehr gefürchtet, von den übrigen Arabern aber verachtet wird. Der Mukary benutzte meine Unbekanntschaft mit der Gegend, um für diesen Tag ziemlich weit vom ersten Ziele meiner Reise, dem Simons Kloster, zu übernachten. Er fchleppte mich in das von Haleb nur vier Stinnden entfernte elende Dorf Huadshel, dessen Bewohner größten Theils in Höhlen leben, die sonst Cisternen waren. Man wollte uns auch in eine solche logieren, und mein Bedienter hatte nicht übel Lust, auf dem geernteten Gersten Vorrath, neben Kür hen und Eseln, Platz zu nehmen, aber der Schmutz, und noch mehr eine dumpfe Hitze, trieben mich wieder hinaus, und nach langem Suchen unter den scheuen Bewohnern fand ich einen, der mir ein Zimmer über der Erde einräumte. Der eigentlichen Häuser find nicht mehr, als sieben, und doch zahlt dieser Ort an jährlichen Abgaben fünf Beutel, Statt der zweihundert Piaster, da er größer war. Meine gut müthigen Wirthe, Muhamedanischer Religion, gefielen mir wohl, so armselig es bei ihnen aussah. Sie waren eben beschäftigt, ihr weniges Geräth in Höhlen zu bringen, weil fie Reiter des Pascha in der Nähe bemerkt haben wollten. 269 Die alte Mutter spann Baumwolle an einem schwerfällig gen Rocken, während ihre Schwieger Tochter am Herde den Kischk bereitete. So nennt man Weizen, Grütze mit fauerer Milch gekocht, und dann zu einer käseartigen Maffe geknetet, die man trocken aufbewahrt. Das Uebrigblei: bende wird als Suppe genoffen, schmeckt aber schlecht. Daneben streichelten beide ein Zicklein, welches sie ihren größten Schatz nannten. Die Männer beteten viel vor dem Schlafengehen in einem Nebenzimmer, ohne sich um mich zu kümmern, und am Morgen trat die Alte schon ein Paar Stunden vor Sonnen Aufgang wieder herein, und ließ beim matten Schimmer eines Oehl Lämpchens ihr Spinnrad emsig schnurren. Das ermunterte mich zur frühen Abreise. Der Reif glänzte auf den grünenden Weizen, Feldern, und die Pfützen deckte Eis. Der steil nige Weg wurde immer schlechter, und ein schneidend kalt ter Nord blies vom beschneiten Taurus entgegen. Wir kletterten an verschiedenen namenlosen Ruinen vorüber, deren im Felsen gehauenen Wafferbehälter, Cisternen und Hofhor, aus drei großen Steinen bestehend, den verschwun denen Flor andeuteten. Das Dorf Endshareh könnte an ei: nen gegenwärtigen glauben laffen, indem es von einer kleine Moschee mit zwei runden Kuppeln geziert ist. Links am Wege sah ich in einiger Entfernung die Trümmer eines großen Ge; bäudes von mehreren Stockwerken mit großen Fenstern und Giebel: Fronten, wahrscheinlich früher eine Kirche oder ein Kloster. Von den Fenstern heißen sie jetzt Mosehabbek. 27o Die Gipfel einer Reihe nackter Felsenhöhen, die hier dem Haupt- Gebirge des Taurus parallel laufen, werden Dschebel Semaan genannt. In dem Thale, das beide trennt, fließt der Afrin (Arkeuthos?) und am südlichen Fuße des Dsher bel Semaan liegt in einer länglichen Schlucht das Dorf Taaffeh, vier Stunden von Huadfhel. In seinen Umge: bungen ist jedes Fleckchen Erde, das sich zwischen den Fel; fen angehäuft hat, zu Feldern und Gärten benutzt, Oehlt Bäume oder Feigen tragend. Man beschenkte mich mit weißen Narcissen und violetten Hyacinthen, die hier in zahl: loser Menge blühen, nebst vielen anderen kleinen Blumen, deren lebendige Farben aus jeder Felsenritze hervorblitzen. Alle Bauern, die wohlhabend scheinen, tragen Blumen, Sträuße an ihrem Bunde. Sie sprechen außer dem Ara bisschen auch Türkisch, wegen Nachbarschaft der Turkma; nen. Das Dorf ist ansehnlich, hat eine Moschee und viel Fragmente aus den Zeiten des Byzantischen Christen, thums in den Häusern vermauert, die zum Theil aus als ten, großen Quadern erbaut sind. Ein ganzer Thurm scheint aus jener Zeit zu stammen. Das Dorf zahlt, wenn ich nicht irre, die ungeheuere jährliche Abgabe von vierzig Beuteln. Ich kam um Mittag an, und wurde von dem Scheich, welchen Herrn Barker's Jagdz Partieen an Fränkische Be; fuche gewöhnt hatten, fehr freundlich aufgenommen. Er nahm das Gepäck in Verwahr, und gab mir jemand von den Seinigen als Führer zum Kloster des heiligen Sie 271 meon des Styliten, jetzt Kalaat Semaan (Simeon's Schloß) genannt, eine Stunde Weges von Taaffeh. Aber dahin zu gelangen, war halsbrechend. An der Nordseite des Dshebel Semaan bilden zwei von demselben auslaufende nackte Felsenhöhen ein ovales Thal, fehr fruchtbar. Wenn man von Taaffeh kommend den Bergrücken überstiegen hat, erblickt man zur Linken auf dem letzten Abhange, am Fuße des Dshebel Semaan, die Ruinen des Ortes Ketura, und weiterhin auf der west: lichen Felsenhöhe die Ruinen Erfahdi. Rechts auf der Fel, fenhöhe, die im Osten das Thal einschließt, die Ruinen eines einzelnen Gebäudes von mehreren Stockwerken mit Giebel und Pfeilern, Takly genannt. Wo gegen Norden beide Höhen zusammen laufend einen hervorragenden spitzen Berg bilden, liegt das St. Simons Kloster. Alle diese Ruinen haben denselben Charakter, denn sie find aus der felben Zeit, sämmtlich Werke der Verehrer des Heiligen, der feine Bestimmung darin fand, hier über zwanzig Jahre ununterbrochen auf einer Säule zu leben, bis ihm die verfaulenden Füße den Tod brachten. Die Frommen, wel; che damahls diese Wüste bevölkerten, haben eine Menge Kirchen und Klöster gebaut, deren Ruinen noch mehr von Geschmacklosigkeit, als von Pracht zeugen. Das Haupt Gebäude liegt auf dem Berge, und scheint eine große Kir: che mit einem Kloster gewesen zu feyn. Die imposante Kuppel, welche das achteckige Schiff deckte, ist nicht mehr vorhanden. An den Ecken decken kleinere Kuppeln reich 272 verzierte Capellen, und find mit Säulen von einer, der Ko; rinthischen ähnlicher Ordnung, aber von fehr schlechten Verhältniffen, ausgestattet. Die Capitale scheinen mir Palmblätter darzustellen, welche, wie vom Winde gewehet, schräge über einander liegen. An den Friefen waren die selben nebst dem gewöhnlichen Acanthus überall zu sehen, und darunter sehr winzige Zahnschnitte. In einem Theile der Kirche hat ein Turkmanischer Häuptling angefangen, sich ein Haus zu bauen, aber, aus Widerwillen gegen die Herrschaft des Pascha das Weite suchend, unvollendet ge: laffen. Der Haupt-Kirche gegenüber ist ein anderes Ge; bäude, mit Gängen und viereckigen Pfeilern umgeben, wo sich jetzt ein alter Türke angesiedelt, der mich durch: aus mit Milch bewirthen wollte. Große Höfe mit mehreren Thoren stoßen an diese Gebäude. Daneben sieht man Steinbrüche, welche noch die Stellen zeigen, wo man die großen Maffen gebrochen, die an den Ruinen gefunden werden. Steinbrüche selbst hat man zu Grabmälern benutzt, „halbcirkelförmige Alkoven oder Nischen in die Wände meißelnd, worin das Grab, von Gestalt eines Sarkophags, ausgehöhlt, mit Kreuzen, Sternen c. verziert wurde. Ueber einigen derselben stehen jetzt Häuser. Der spitze Berg ist zum Theil mit dem fette ften und frischesten Grafe bewachsen, und gewährt eine herr liche Aussicht, besonders gegen Norden. Den Fuß umgibt das grüne Thal, das der Afrin silbern durchschlängelt. Die Hänge seiner steilen Ufer find Kalksteine, und glänzen blaß: 273 roth, wie Pfirsich-Blüthe. Gegenüber erheben sich die dun kelblauen Berge der Turkmanen, und über diesen die Schnee Höhen und Zacken des Taurus, glänzend weiß gegen das reine Blau des Himmels abstechend. Der Dshebel Set maan und feine Abhänge, so nackt sie sind, schillern violett und blaßroth in der Ferne, perlgrau in der Nähe. Frisches Saftgrün des jungen Weizens deckt das dunkelbraune Erd reich der Thäler, und die vielen Ruinen schimmern feuert farben in der Abend, Sonne. Niedriger, auf dem zweiten Absatze des Berges, erhe: ben sich die Ruinen eines großen Klosters, mit vielen Gän, gen viereckiger Pfeiler umgeben. Von diesen Pfeilern bei stehen mehrere aus einem einzigen Stücke, so auch die Thor Pfosten der Höfe, und zu den Gewölbsteinen einiger Thore sind gleichfalls sehr große Maffen verwendet. Diese Gebäude hatten mehrere Stockwerke und Giebel, Dächer. Die Wände enthalten eine Menge Fenster. Sie haben über haupt ein ganz Europäisches Ansehen, wenn man die Größe der Baustücke nicht in Betracht zieht. Ein sehr geschmack loses Thor führt vom Kloster auf dem Berge zur Haupt- Straße der untern Stadt. Es ist ein frei stehender Bogen, unten mit einem Paar winziger Säulen versehen, und ganz oben mit zwei ähnlichen auf jeder Seite. In dieser Straße laffen sich noch alle Häuser unterscheiden, deren Bauart, gleich den Ruinen der zahlreichen Kirchen und Klöster deut, lich einen Europäischen Charakter behauptet. Alle andere Ruinen dieser Gegend gleichen den hiesigen in großen Stein, 18 274 Maffen, verstümmelten oder schlecht ausgeführten Säulen Korinthischer oder Jonischer Ordnung, mehreren Stockwer: ken mit vielen Fenstern, in Giebel, Dächern und Hallen von viereckigen Pfeilern. Meist sind die beiden Pfosten mit der Oberschwelle der Thür aus drei Steinen gebil: det; einige Thore find aus großen Steinen rund oder spitz gewölbt. Schlechte Verzierungen von Sternen, Kreuz zen, Bärenklau und Zahnschnitten hat man nicht gespart, und überall find Felfen Gräber, Cisternen und offene Waf, fer Behälter. Ich übernachtete bei dem Scheich in Taaffeh, und war am folgenden Morgen (24. Februar,) nicht wenig er staunt, die ganze Landschaft rings umher, wo man mich Tages zuvor mit Hyacinthen und Narcissen überhäuft hat, te, ein Paar Zoll hoch von Schnee bedeckt zu sehen. Ich glaubte mich in meine nordische Heimath versetzt. Emfig fegten die Leute den Schnee von ihren Dächern; aber ehe ich noch aufbrach, drang die Sonne wieder durch das dichte Gewölk, welches derselbe Nordwind, der den Schnee ge: bracht hatte, auch vertrieb. Doch blieb es den ganzen Tag kalt, mich an die Nähe des Taurus erinnernd, den ich stets im Auge hatte. Der Weg war noch schlechter geworden, wiewohl nach Verlauf einer Stunde der Schnee schmolz, ehe ich in das Thal hinabstieg; nur der Dshebel Semaan behielt eine weiße Haube. Die Landschaft zeigte dasselbe schöne Farbenspiel, was mich gestern ergötzte, nnd ich durch ritt eine fruchtbare Ebene, die von zwei parallelen, nackten 275 Steinhöhen eingeschloffen wird, auf denen eine Menge Rui nen von Dörfern, Kirchen und Schlöffern steht, den eben beschriebenen ähnlich. Erst erblickte ich zur Linken aber mahls Mosehabbek, dann zur Rechten Kasr. Die Dör fer Tellada und Hefereh, an welchen ich vorbei zog, sehen fast wüst aus, und enthalten auch Ruinen aus älterer Zeit. Dana, wo ich frühstückte, ist ein ansehnliches Dorf. Es liegt auf einem flachen Felsen, worin, wie gewöhnlich, Steinbrüche mit ausgehauenen Gräbern, Cisternen und Waffer Behälter find. Ueber eine Erhöhung, welche fünf solcher Grabmähler enthält, hat man eine Capelle als Grotte erbaut. Auf einem hohen Fundamente tragen näm: lich vier Jonische Säulen von schlechter Arbeit mit ihrem Gesimse eine flache Kuppel, die in einem viereckigen Ker gel ausläuft. Eins von den Gräbern war auch mit Jo; nischen Säulen geziert, und über einem andern fand ich eine unbedeutende Griechische Inschrift. Mehrere Reste älterer Gebäude find vorhanden, deren Zweck sich nicht mehr bestimmen läßt, und die eben so wenig Geschmack und Kunst verrathen, als die übrigen dieser Gegend. Ich fand daher keinen Beruf, andere in Augenschein zu nehmen, womit die Höhen übersäet sind. Sie begleitet ten mich fast den ganzen Weg durch die Thal; Ebene, wel: cher das Dorf Herbeh zur Linken läßt, bis Sermada, nahe am Fuße der Gebirge, und auch hier fah ich, auf einem Spaziergange vor dem Schlafengehen, Reste eines alten Gebäudes von großen Felsen Ouadern. Der Scheich bei 276 herbergte mich in einem geräumigen gewölbten Saale, an welchen zwei andere Gewölbe stießen, wo die Lastthiere Raum fanden. Mit dem glänzend heiteren Morgen stellte sich eine empfindliche Kälte ein, die der Nord von den Schneebergen herab blies. Ich erinnere mich nicht, seit meinem Aufent: halte in der Levante so gefroren zu haben, als während die: fes ganzen Tages. Es fiel mir um so beschwerlicher, da meine heutige Tagereise lang war, und keinen Ruhepunct darbot. Ich fühlte mich also wenig aufgelegt, die Schön, heiten der Gegend recht zu genießen. Nach einem halbstündigen Ritte kam ich bei el Bab in eine schmale Schlucht zwischen zwei nackten Felsenber: gen. El Bab ist der Name ansehnlicher Ruinen, die zu beiden Seiten den Weg einschließen, über welchen ein freier einfach gewölbter Bogen, gleich einem Triumph, Bo gen, geschlagen ist. Die Ruinen unterscheiden sich weder in Gestalt, noch Maffe von den früher beschriebenen. Ich bemerkte abermahls eine Menge Thore, aus einzelnen großen Blöcken zusammen gesetzt, und Gewölbe, wie sie durchgänging in Syrien die flachen Dächer der Häuser stützen, eine Kirche mit mehreren schlechten Säulen, und weiter am Berge ein kleines viereckiges Gebäude, vollkom; - men erhalten mit Thüren und Fenstern, das Giebel, Dach mit großen, regelmäßigen Steinplatten, Statt der Ziegel, gedeckt. - - - Der Weg schlängelt sich lange über Thal und Hügel 277 fort, die immer mehr an Grün zunehmen, bis man end: lich in die schöne weite Ebene tritt, durch welche der Afrin - dem Orontes zufließt. Zur Linken bedecken die Berge sich allmählich mit Wald; zur Rechten, gegen Norden, dehnt fich das Haupt Gebirge vom fchönsten Blau in unabseh barer Länge, bis an die Mitte gleichfalls bewaldet. Die nackten Regionen erscheinen röthlichgrau und vom Schnee gleichsam überzuckert, wogegen die höchsten Wipfel im rein, ften Weiß glänzen. Am Fuße jener Berge fieht man meh: rere Seen. Die fast zerstörte Brücke bei einer Mühle trug mich über den Afrin. Zur Linken blieb auf einem Berge Dibeh, wo Turkmanen in Ruinen nisten, und das gleichfalls verlaffene Serai Mural Aga's auf einem künst lichen, runden, in zwei Abschnitte getheilten Hügel, am Aus gange einer schmalen Felsen, Schlucht. So fruchtbar und und schön die Ebene ist, so wenig wird sie bebaut, und nur selten erblickt man ein kleines Feld. Sonst nomadi, firten hier zahlreiche Turkmanische Horden; aber seit der Pascha sie zum Gehorsam gezwungen, sind die meisten aus, gewandert; nur wenige Zelte und Herden bezeugten noch die Anwesenheit einiger. Die Serais ihrer Agas stehen verlaffen; die Eigenthümer derselben harren in Natolien auf einen schwächern Pascha, unter welchem sie die ge: wohnte Freiheit behaupten können. Sonst war die Straße, die ich jetzt reife, höchst unsicher, weil eben Turkmanen den wehrlosen Wanderer willkührlich schätzten oder plündert ten. Jetzt begegnet man kaum einer lebenden Seele, und 278 einzelne Reisende, wie Karawanen, kommen und gehen in aller Sicherheit. - Von den grünen Bergen im Süden der Ebene flie, ßen unzählige kleine Bäche herab, und verwandeln den Boden zum Theil in einen lehmigen Sumpf. Ueber grüne Hügel gelangte ich zu den Ufern des Orontes, die hier niedrig, doch steil find, und ganz aus einem zähen, mit Kalk vermischten, weißlichen Lehm bestehen, der so fett und zähe ist, daß die Pferde, da es unlängst geregnet hatte, alle Augenblicke zu glitschen oder stecken zu bleiben drohten. Ich nahm mein Nachtlager in Dshehisr ül hadid, welches bekanntlich seinen Namen (Eifen, Brücke) von den mit Eifen beschlagenen Thür, Flügeln der drei steinernen Thore erhalten hat, die zu beiden Seiten und in der Mitte einer Brücke angebracht sind, welche in neue Bögen über den Orontes führt. Neben derselben steht eine Mühle. Das Dorf am linken Ufer des Fluffes ist eins der elen, defen. Die Häuser bestehen aus getrockneten Ziegeln von dem weißlichen Lehm der Gegend, und haben Giebel Dächer, mit Rohr belegt. Schichten von Rohr schützen an einigen auch die Wände, die nur aus dünnem, mit Lehm beworfenem Fachwerke bestehen. In dem größefen fand ich Zutritt. Der innere Raum hatte eine Erd/Diele, deren erhöhete Hälfte zwei Feuerstellen, nebst den großen geflochtenen und mit Lehm beworfenen Vorraths, Körben trug, worauf ich, mit meinem Bedienten, mich niederließ; die niedrigere Hälfte des Hauses gehört dem Viehe. 279 Die Karawanen gehen gewöhnlich von hier in einem Tage: nach Kalaat Mural in vier Stunden, weiter nach Ser; mada in vier Stunden und von dort nach Haleb. Sermava ist von Taaffeh auch vier Stunden, dieses von Haleb aber sechs Stunden entfernt. Von Dshehisr nach Antakia find vier Stunden. Von Sermada nach Dshehisr gibt es noch ein nen andern Weg, über Harim, der zwar etwas weiter ist, aber sonst häufiger eingeschlagen wurde, um die unsichere Ebene der Turkmanen zu vermeiden. Auch am folgenden Morgen fand ich es noch kalt, doch etwas minder, als Tages zuvor, und erblickte mit Freude an den Ufern der Bäche, welche vielfältig das wellige Thal durchschneiden, den Rosen Lorbeer, ein wär: meres Clima ankündigend. Die buntesten Blumen blüh: ten ringsum, aber das schöne Land liegt unbebaut. Fa/ hita heißt das einzige Dorf, welches ich fah, bis ich mich wieder den schönen Gestaden des Orontes näherte, wo mir mehrere Weiler entgegen fähimmerten. Die künstlichen Erdhügel an feinen Ufern, und an denen des Afrin laffen vermuthen, daß diese Gegend früher besser angebaut ge: wesen. Zur Rechten des Weges schlängelte sich nun der Orontes, durch eine Weite Thal; Ebene, die sich auf der Nordseite, erst allmählich, dann aber sehr steil, bis zu Schneebergen erhebt, Links begrenzen steile Felsen die Aus- ficht, die mit dem schönsten Grün und großem Blumen: Reichthum prangen. Aus ihren tiefen und zerriffenen 280 Schluchten riefeln klare Bäche dem Orontes zu, oder la ben, in Brunnen gefaßt, den durstigen Reisenden. Hoch über den Bergen ragt ein grüner Fels, und auf diesem erheben sich in Schlangen Windungen und seltsam gestalt tet – ich traute meinen Augen nicht! – die Mauern von Antakia. - - - - - - - - - - - - - - - 281 29. Von Antakia (A1.tiochien) nach Latakieh. Schnell erreichte ich das Thor der alten Stadt (26. Februar,) welches eckig ist, d. h. eine aus großen Steinen gewölbartig zusammen gesetzte, aber doch horizontale Ober- schwelle hat, und darüber eine halbrunde, mit einer Schlan: gen Linie gezierte Oeffnung. Es steht zwischen zwei mächtig gen Thürmen, und nahe ist ein kleiner Waffer Behälter, von hohen Bäumen umschattet; ein liebliches Plätzchen. Von hier hat man fast noch eine Stuude auf gepflasterter - Straße zu gehen, bis man zum Thore der jetzigen Stadt ge: langt, die kaum ein Viertheil der alten Tetrapolis füllt, und sich in eine Ecke derselben, auf der Südseite des Oron, tes, eingenistet hat. Die mächtigen Mauern umgeben jetzt schöne Gärten voll Feige- und Maulbeeren, die keine an dere Spuren der alten Stadt, als Stücke von Ziegeln und - Töpfen enthalten. Von dort erheben sie sich in steilem Zick: zack bergan, und laufen über den Gipfel der Felsen hin. Diese steilen Höhen können nie bebaut gewesen feyn, wie wohl sie immer mit in die Stadt eingeschloffen waren. Man sieht es auch aus den zahlreichen Grabhöhlen in denselben. Sollte aber oben eine Festung gelegen haben, so mochte diese freilich dem Besitzer der Stadt lange widerstehen, lag aber zu hoch, um sie beherrschen zu können. Am unteren, wer niger steilen Hange der Felsen sieht man noch Reste von Kir: 282 chen und anderen Gebäuden; ringsum Gärten, die mit dem schönsten Grün und unzähligen blühenden Mandelbäu men prangten. Nachdem ich in dem Chan, wo ich abgestiegen war, etwas gespeiset, machte ich den Goldarbeitern einen vergeb; lichen Besuch, um nach alten Steinen und Münzen zu fra gen, und ging dann auf die Brücke des Orontes zu. Unter den Gebäuden der Stadt, die meist aus rohem Kalkstein mit spitzigen Ziegel, Dächern aufgeführt sind, unterscheiden sich einige Häuser und Moscheen durch eine ältere, bessere Bauart. Das Thor und die Thürme zunächst der Brücke schienen mir sehr alt. Die Brücke selbst hat ein Thor und eine Brustwehr mit Schießscharten. Ich folgte der Mauer bis nahe zu dem Thore, durch welches ich herein gekommen. Es ist nicht wohl zu bestimmen, welcher Zeit diese Befesti, gungen und Thürme angehören, da fie in verschiedenen Zeit ten ausgebeffert feyn mögen. Einige bestehen aus ganz unt geheueren Quadern und Felsmaffen, andere aus runden Steinen, die der Kalk zu einem festen Conglomerat verband, äußerlich mit Quadern belegt. Die Mauern haben auch eine sehr verschiedene Höhe und Dicke. Eine Strecke lang trat gen sie noch viele runde, schön gewölbte Thürme mit Schieß: scharten und oben eine gewölbte Brustwehr; hin und wieder sind fiel bis auf die Fundamente zerstört. Dann erscheinen fie abermahls ganz erhalten, am oberen Rande mit einer Art Tragstein versehen, und von einer Menge kleiner gewölbter Thore durchbrochen. 283 Die gegenwärtige Stadt, mit ihren engen Gaffen, hat ein ärmliches Ansehen, und dennoch fand ich eine unerwart tete Thätigkeit in den Werkstätten der Zimmerleute und Tischler, und an dem Ufer des Fluffes, der mit großen Schöpfrädern versehen ist, bedeutende Saffian Gerbereien. Auch der Fischfang in dem berühmten See, welchen der Orontes durchströmt, bietet ein fehr gesuchtes Handels-Pro: duct, besonders den Christen erwünscht. Diese find aber in Antakia viel weniger zahlreich, als man von dem Orte, wo ihr Name, als Religions-Partei, zuerst gehört ward, erwar; ten sollte. Es gibt hier nur wenige Griechen und Armenier. Auf dem Wege nach Latakieh am folgenden Morgen die Stadt durchreitend erblickte ich ein Paar solide und hübsch gebaute Moscheen, in deren Hofe Dattel, Palmen stehen, welche ich mit großer Freude wieder fah. Als ich mich schon im Freien befand, mußte ich noch eine wüste Strecke zurück legen, ehe ich zur alten Stadtmauer gelangte, die hier mit ihren Thürmen bis auf das Fundament zerstört ist. Hinter derselben folgt auf einen Graben die sehr schlecht gepflasterte Straße, die ich jedoch nicht scheuen durfte, wollte ich nicht daneben in Koth versinken. Die Ansicht des Orontes Thals hielt für die Beschwer den schadlos. Weiße Häuser blinken aus blühenden Gär, ten, und das frischte Grün bedeckt die Hügel, durch welche der Strom sich windet, und bald fanfte Abhänge, bald steil abgeriffene Ufer bildet. Zahllose Wafferleitungen mit ihren großen Rädern und gemauerten Pfeilern ziehen eine lange 284 Säulenreihe durch das grüne Thal. Weiter am rechten Ufer dehnt sich das lange blaue Gebirge mit feinem beschneiten Rücken, und den Hintergrund füllt die spitzige Schneekoppe des Dfhebel Okrab (Caffius). Am linken Ufer, welches entlang mein Weg mich führte, wechseln Ebenen und fanft gerundete Hügel vom schönsten Grün. Obstbäume bedecken die Felder, und freundliche Wohnungen verstecken sich in Maulbeer, Pflanzungen und Lombardischen Pappeln. Dann treten steile Felsen mit zerriffenen Zacken hervor, aber von Gras, Kräutern und Sträuchen dicht und kraus bedeckt. Aus den engen Schluchten rieseln klare Bäche im Schatten dunkler Gebüsche. Diese umgeben auch die engen Hohlwe: gen, die mich in zwei Stunden nach Beitel ma brachten. So nennt man jetzt ein Paar kleine Mühlen und Bauer Häuser des Orts, wo sonst das wohllüstige Daphne stand. Der einst hochgefeierte Quell stürzt aus mehreren Oeffnungen einer Höhle, und bildet gleich einen starken Bach, der durch eine enge Schlucht dem Orontes zufließt. Große Bäume beschatten feinen Lauf, besonders ein uralter wilder Feigen Baum, defen Wurzeln in eine enge Spalte geklemmt sind. Man hat vor Alters dem Waffer mehrere Becken im Felsen gebildet, und daffelbe hoch über die Berge zur Burg Antiochien's geleitet. Die Fundamente des Baues aus großen Felsen Quadern find noch zu erkennen. Aus dem schmalen Thale, durch welches nun der frei nige Weg bergan steigt, rieselt ein kleinerer Quell. Zerrif: fene Felsen, dicht bebüscht, schließen hier die Aussicht über 285 all. Dann wandte ich mich rechts, allmählich höher und höher, manche reizende Ebene berührend, aber sie sind wer nig bewohnt und schlecht angebaut. Die Berge bestehen anfänglich aus Conglomerat, dann findet man einen dichten, feinen, grauen Kalkstein, mitunter etwas schiefrig, mit vier ler Mica vermischt; dann Feuersteine in einer Mutter von Kreide, wovon man mehrere ganz weiße Abhänge fieht. Oben erweiterte sich die Aussicht auf die Schneeberge. Ein kalter Nordwind begleitete mich, bis ich füdlich hinab zog, wo jedoch wider Erwarten eine eben so rauhe Luft herrschte. Den ganzen Tag fand ich Eis auf dem Wege. Am Eingange in das Thal liegt ein elendes Dorf, Scheich Köje (sonst Biredshik) genannt, welches Adshak (erbliches Familien, Gut) eines Scheichs, Ismain Efendi, ist, der hier auch ein sehr gutes Haus bewohnt, und eine vierzig Personen starke, wohlgekleidete Dienerschaft hat. Auch die Moschee empfiehlt sich; aber die Wohnungen der Bauern find aus rohen Steinen zusammen gesetzt. Mich und mein Gefolge sollte ein Weber beherbergen, der sich dessen weigerte, bis der Diener des Scheichs mit Schlägen drohete, und ich nichts umsonst zu nehmen versprach. Doch ließ sich das Mißtrauen der armen Leute nicht bezwingen; denn was ich auch gegen Bezahlung forderte, nichts war zu haben. Ich mußte Kirkor mit dem Bujuruldi an den Efendi schicken, um nur etwas Brennholz zu erhalten, Butter zum Pillav u. dgl. Alles verrieth bei meinem Wirthe Elend und Dürftigkeit, welches ich geneigt war, dem Erbherrn zuzu; 286 schreiben; aber bald vernahm ich fein Lob, und daß die Be: drückungen hier, wie überall, von der Regierung ausgehen, insbesondere vom Pascha, und jetzt am meisten von dem Mut teffelim zu Antakia, dessen Person zu oft aexechselt wird. Jeder begehrt bei dem Antritte seines Amtes ein Geschenk; der Pascha gleichfalls. Wie man mir sagte, soll Tschopan Oglu bei Uebernahme des Paschaliks von diesem Dorfe als lein zwanzig Beutel gehoben haben. Unablässig erscheinen Rei: ter mit Teskerehs voll der willkührlichsten Forderungen, wel, chen zu genügen, mein Wirth von zwei Weber fühlen schon einen verkauft hatte. Eine schwächere Regierung, als die gegenwärtige, ließ den Scheichs mehr Unabhängigkeit, die fie zum Schutze der Unterthanen verwenden konnten, wo bei Letztere in der Regel sich beffer zu stehen pflegten. Der Herr dieses Dorfes stammt von einem Heiligen ab, dessen Pantoffel durch Berührung Zahnweh und einige andere Uebel heilte, und alle Leichen seiner Nachkommen, die Scheichs gewesen find, werden im Grabe ihm beigesellt. Man zählt deren bis jetzt vierzehn, welches für ein nicht ge: ringes Alter der Familie zeugt, da die Scheichs: Würde im mer nur dem Aeltesten des Hauses zu Theil werden kann, und die andern Familien, Glieder außerhalb jener Gruft bei erdigt find. Unter den hiesigen Bauern soll es heimlich auch Nof fairi geben, die sich durch ihr Aeußeres keines Weges verrat then. Sie sprechen Arabisch und Türkisch, doch das Letz; tere allgemeiner, wie überhaupt in diesem Gebirge. 287 Die Naturschönheiten des Landes würden mich länger festgehalten haben, wär' es Sommer. Ein Schneegestöber mahnte aber zum Aufbruche, und ließ kaum bemerken, daß die schlechte Straße auf den felsigen Höhen mit Kiefern, in den meist unbebauten Thälern mit wilden Obstbäumen, in den Wäldern mit Buchen und Eichen eingefaßt sind, unter welchen reiche Quellen aus gemauerten Springbrunnen frö: men. Wilde Schweine, Schakals, Wölfe, Lüchfe und Un; zen find häufig; Menschen felten. In den Felsen fand ich bewohnte Höhlen; in ihrer Nähe weidete Vieh, und wo auch ein einzelnes Bauerhaus erschien, da hatten die Felder und Gärten doch nur einen geringen Umfang. In einem Thale fah ich unerwartet ein wüstes, altes Gebäude, aus großen rohen Quadern auf einem Felsen, Vorsprunge liegen. Ich unterschied zwei Wände eines Vier- ecks mit zwei Fenstern; das Innere war von Strauchwerk überdeckt. Den Namen wußte niemand. Die größte Höhe des Weges ist eine mehrere Stunden lange, wellige Ebene, meist waldig, sparsam bebaut, aber der fleißigen Hand die fruchtbarste, schwarze Erde darbietend, am Ende von einem kleinen See begrenzt. Hier öffnet sich plötzlich eine herrliche Alpen Anficht, welche das weiße Haupt des Okrab beherrscht. Von seinem Fuße erstrecken sich dunkle, waldige Berge, in mehreren langen Absätzen parallel über einander geschichtet, die jedoch den Blick nicht hindern, den weiten Horizont des Meeres zu erreichen. Die lieblichsten 288 Landschaften wechselten in kurzen Fristen, bis ich gegen Mit tag den Flecken Ordu erreichte. Der hier wohnende Muteffelim, Suleiman Aga, war abwesend, und ich bezog ein Privat: Haus des Fleckens, welcher in einem Keffel waldiger Berge liegt, die eisenhalt tig schienen, dem Okrab gegenüber. Seine beiden kleinen Moscheen mögen zu besseren Zeiten erbaut feyn; wie schlecht die jetzigen find, zeigt die Leere der wenigen Kaufläden. Es fiel mir auf, daß die meisten Einwohner bewaffnet ge: hen, und ich folgerte daraus eine Unsicherheit der Gegend, weshalb ich mich bei dem Bruder und Stellvertreter des Mus teffelim, Kendsh Aga, erkundigen und für den nöthigen Fall eine Begleitung fordern ließ. Wiewohl er diese für überflüssig erklärte, so gab er mir doch am folgenden Mor gen einen Bewaffneten seines Fußvolks bis zur Grenze des Paschaliks. Reiter stehen nicht unter ihm. Der Weg nach Latakieh bietet wieder den angenehm ften Wechsel von Berg und Thal dar, mit reichlicher Bewäft ferung und üppigem Baumwuche. Viel Metalle mögen hier verborgen ruhen. Spuren des Anbaues fand ich nicht, und begegnete nur einigen Maulefel, Treibern mit Waaren von Latakieh, und einigen Bauern, die mit ihren Eseln nach Holz gingen. Dieses scheint hier in den Wäldern, meist aus hochstämmigen Weihmuths Kiefern bestehend, überaus verwahrlost zu werden. Die Zahl der Bäche ist groß. Bei Ordu ritt ich durch den ansehnlichsten, der die übrigen aufnimmt, und gegen 289 Süden durch eine dunkle, waldige Schlucht das Thal ver: läßt. Ich konnte weder feinen Namen erfahren, noch ob er in den Orontes, oder in's Meer fließe. Am östlichen Fuße des höchsten Gebirgt Rückens, der vom Okrab südlich dem Meere parallel läuft, ist bei einem kleinen Bache die Grenze der Paschaliks Haleb und Tripoli. Von hier aus reicht die Aussicht über das Meer bis zum Vorgebirge Ras Chamfir, an welchem sich eine Wellen schäumend brechen. Es zeigt ten sich zwischen den Wäldern Herden, bebaute Strecken Landes und gemauerte Brunnen; aber keine Dörfer, die wohl absichtlich von der Straße entfernt liegen. Das schön, ste Laubholz kommt wieder zum Vorschein, und die Felsen verrathen durch ihren Farben Wechsel, schwarz, roth und gelb, eine Mannigfaltigkeit an Metallen. Nachdem ich eine flache und schmale, mit schönem Laubholze bewachsene Höhe, die sich füdwestlich nach Ras Chamfir erstreckt, und auf beiden Seiten steil abhängig ist, zurückgelegt hatte, stieg ich steil hinab in das Thal eines an: fehnlichen Baches, Nahr el Arib, vielleicht deffelben, wel chen ich bei Ordu überschritt, und folgte seinem Laufe durch bewaldete Kreide, Felfen, die mit ihren Schichten von Feuer, Steinen sich bis zur Küste erstrecken. Die niedrigen Theile des Ufers find Aecker, deren Besitzer Arabisch sprechen. Uns zählige Mahle mußte ich durch Waffer reiten. Dann erstieg ich den steilen Abhang der langen und hohen Ebene, die sich von hier bis Latakieh erstreckt. Die grünen Sträucher und Pflanzen beurkunden das mildere 19 290 Clima der Küste, aber die schönen Wälder wichen einer nackt ten Heide mit kurzem Gestrüppe, in welchem sich Gasellen er lustigen. Erst in der Nähe der Stadt beginnt der Ackerbau wieder. Man rechnet von Haleb nach Taaffeh 6, von da nach An takia 13 Stunden; von Antakia nach Scheich Köje 6, weiter nach Ordu6, von da nach Latakieh aber 16 Stunden. Letzte, res glaubte ich nicht, und weigerte mich daher, dem Wunsche meines Maulesel, Treibers zu genügen, der seitwärts von der Straße in einem kleinen Weiler übernachten wollte. Ich strebte ungeduldig nach den Thürmen der Stadt, welche mir lange winkten; aber die Sonne ging unter, es ward finster, ehe ich ihre Mauern erreichte, und im Hause der Ge; brüder Geoffroy anlangte, deren Genoß, Agostino Lazari, mir, so wie ich ihm, brieflich bekannt war, und wo ich nach Orientalischer Art ohne Umstände Platz nahm. 29. Februar. • • • • • • • • • • • • • • 29 I Zo. Latakieh (Laodicea). Ueberfahrt nach Kibris. Nachdem ich dem Französischen Consul, Herrn Henry Guys, meinen Besuch gemacht, ging ich zum Hafen. Die fer ist klein, mit schmalem Eingange, der sonst durch zwei Schlöffer, die jetzt zerstört sind, beschirmt wurde. Von dem runden Thurme auf der Südseite sieht man nur noch die Fundamente. Das Schloß hing auch zuvor mit der Stadt durch einen Damm zusammen, der die Schiffe ge: gen den Nordwind sicherte. Wenn man ihn herstellte, den Hafen selbst, der jetzt nur Schiffe, die höchstens 13 Fuß tief gehen, zuläßt, etwas ausgrübe, und feinen Eingang von den hinein gefallenen Stein Trümmern reinigte, fo würde hier der beste Hafen Syrien's eyn. Suleiman Pa: scha will dies unternehmen, und hat nach Malta geschickt, um Maschinen und fachkundige Meister zu hohlen. Sein Plan möchte aber wohl vorläufig das Elend des Landes mehren, wie es hier gewöhnlich ist. Er wird einige tau send Bauern zur Hafen - Arbeit zusammen treiben laffen. So nimmt man in diesem Augenblicke gewaltsam alle Pferde und Mäuler, um den Truppen, die der Pascha bei Dsher bile versammelt hat, Nahrungsmittel zuzuführen. Der Angriff gilt die Noffairi, zur Strafe der Ermordung des Französischen Reifenden Bautin. Die Karawanen von Hat 292 leb flüchtete sich in den Hof des Französischen Consuls, um vor Gewaltthat ficher zu feyn. Dem Hafen nahe, welchen ich zeichnete, liegen mehr rere Chans, worin die Ankommenden abtreten, und die Kaufleute ihre Magazine und Comtoirs haben. Eine Mor fchee, etliche Privat- Häufer und Buden fchließen sich an. Spuren des Alterthums find überall zerstreut. Bei der Rückkehr vom Hafen kam ich an zwei Granit, Säulen vorbei, die auf der Erde lagen, und fah im Hofe eines Türkischen Hauses einen fehr wohl erhaltenen, kleinen, runden Altar mit Blumen, Guirlanden verziert; dann eine Reihe von acht Granit Säulen ohne Capital, halb in einer neuen Mauer eingeschloffen, deren ursprünglicher Zweck fich nicht mehr errathen ließ. Auf die hinter der Stadt liegende Anhöhe pflegt man nicht unwahrscheinlich die alte Akropolis zu setzen. Sie ist von allen Seiten mit Ebenen umgeben, und ihr Gipfel ge: währt die herrlichsten Aussichten: auf der einen Seite Lata, kieh mit seinem Hafen und der ebenen Küste bis zur flachen Landspitze Ras el benaneh; auf der anderen die weite, frucht bare Ebene, die der Nahr Kebir (Eleutherus) bewässert, und hinter derselben die lange blaue Bergkette, die sich vom Okrab gegen Tripoli erstreckt. Das hier befindliche Grabei, nes Scheichs, den man bei feierlichen Eiden anzurufen pflegt, hat nichts Auszeichnendes. Durch die Gärten gelangte ich zu dem antiken Thore oder Triumphbogen, den man jetzt in eine Moschee verwan, 293 delt hat. Seine Haupt- Façade ist gegen Norden. Sie bei steht aus einem runden Bogen, an jeder Seite eine Säule von Korinthischer Ordnung, dreißig bis vierzig Fuß hoch, welche ein dreieckiges Fronton und Gebälk trägt. Das Ganze bildet ein Viereck mit vier Thoren. Die südliche Fas gade hat im Fries etwas von einer verstümmelten Inschrift. Das Thor an der Ostseite ist viel niedriger, als das Hauptthor. In der Stadt sieht man ferner die Reste eines schönen Porticus von Korinthischer Ordnung, in welchen man auch eine Moschee gebaut hat. Es stehen noch vier Säulen mit ihrem Capital und Gebälk, und man unterscheidet, daß an der langen Seite des viereckigen Porticus sechs Säulen fan den, die jetzt größten Theils vermauert sind, aus Kalkstein, der fast ganz schwarz geworden. Anderswo in und um der Stadt liegen viele ähnliche Säulen Trümmer und Bruch, stücke aus demselben Steine und aus schönem Granit. Nordwärts längs dem Meere, ehemahlige Salinen vorüber, kam ich zu dem Orte, wo die Katakomben anfan, gen. Auf einem Dutzend Felsenstufen steigt man in vier eckige Höhlen hinab, die eine platte Decke haben, und mehr rere Nischen für Särge enthalten. In einer zählte ich fie: ben, in einer anderen fechzehn Nischen. Es gibt auch klei nere Höhlen für einzelne Gräber. Ueberall, wo der Felsen aus den Feldern, die ihn jetzt bedecken, hervorsieht, bemerkt man längliche Gruben, gewöhnlich für Eine Leiche, in den Stein gegraben. Eine einzige fand ich für zwei Leichen, 294 daneben eine kleine Nische für die Lampe oder das Thräg nen - Krüglein. Oft sind diese flachen Gruben über den größeren Höhlen angebracht, und jetzt meist mit Erde an gefüllt, Getreide und Blumen tragend. Diese Gräber neh- men eine weite Strecke der Küste ein, bis an den Fuß des Berges, der die Stadt beherrscht, und bezeichnen wohl auf dieser Seite den Umfang des alten Laodicea, da die Gräber immer vor der Stadt lagen. Ich erstieg bei einem Spaziergange des folgenden Tages abermahls den Berg, und fand neben zwei alten Ci: fernen eine halb versunkene Granit: Säule, wahrscheinlich Reste des alten Schloffes, und in dem Gewirre schmutziger und armseliger Buden, durch welches ich heimkehrte, bei merkte ich noch eine wohl erhaltene Reihe von zwölf einge; mauerten Granit: Säulen. Im Süden ist die Hafen-Vorstadt bis zum Meeres, Ufer von Gärten umgeben, die ich in gerader Linie durch wanderte bis hinter die Halb: Insel, welche die Südseite des Hafens bildet. Auch Palmen fah ich grünen, deren Datteln aber nicht reifen. Man zeigt hier mehrere große, runde Vertiefungen, die jetzt Gärten sind, und einst künst; liche, zum Hafen gehörige Baffins gewesen feyn sollen. Ich halte dies nicht für unwahrscheinlich, da die Häfen der Alten nicht so tief zu feyn brauchten, als die unferigen, und fol: che verschüttete auch anderswo gefunden werden, z. B. bei Konstantinopel. Hinter der Halb-Infel, füdlich vom Hafen, entspringt 295 ein Quell, in einer Höhle des nackten Felsens, der sonst das See: Ufer bilden mochte. Man hat ihn weiter unten in einen gemauerten Springbrunnen gefaßt, welcher, Trotz der Arabischen Inschrift, nach dem heiligen Alexius benannt wird. Sein allerdings treffliches und häufig getrunkenes Waffer gilt für besonders heilsam. Um ihn versammeln sich die Franken mit Weib und Kind, wenn sie von Türken ungestört sich im Freien ergötzen, oder, wie man zu jagen pflegt, ihren Kef machen wollen. Freilich entbehren sie da bei Schatten und Grün, denn Alles ist kahl, aber sie treit ben mancherlei Spiel, fuchen Salat, fischen, besonders eine Art kleiner Muscheln, Arabisch Satelines (wahrscheint lich die T-AAyn der Alten), und Französisch Meer, Nägel (clous de mer) genannt, die roh und gekocht, wie Austern, verspeist werden. Das Thierchen ist schwarz, und schützt nur die eine Hälfte feines Körpers durch eine kleine ovale Schale, weißlich mit braunen, welligen Streifen gezeich: net; mit der anderen klebt es sich an die vom Meere bespült ten Felfen. Auf dieser Seite des Hafens finden sich mehrere alte Salinen. Bei einigen unterscheidet man noch sehr gut den Canal, der ihnen das Seewasser zuführte, und den Ort, wo man wahrscheinlich eine Art Schleuse angelegt hatte, um die Becken nach Belieben zu füllen oder zu leeren. Ein Paar tiefere Buchten laffen glauben, daß sie einst eben so viele kleine Häfen gewesen. Mit Mühe kletterte ich über die Steine auf den alten 296 Hafen, Damm, dem Schloffe gegenüber, ohne lohnende Ausbeute. Die ansehnlichen Fundamente des ersteren find aus großen Felsenmaffen aufgethürmt, geben aber keine Kunde mehr von der Zeit ihres Baues. In dem Schloffe selbst find eine Menge Granit, Säulen horizontal nach verschiede: nen Richtungen eingemauert, eben so in den Resten eines nahen Türkischen Thurms. - Dagegen unterrichtete mich Herr Guys einige Tage später von dem verborgenen Daseyn einer Griechischen In: schrift. Ich fand sie auf drei Seiten eines achteckigen Pie: destals, das umgekehrt in die Erde gesteckt ist, um die Achse eines Wafferrades (Naurah) zu stützen, und mußte viel Schutt wegräumen lassen, ehe ich sie abschreiben konnte. Sie besteht aus vier Absätzen, wovon die Buchstaben des ersten drei Mahl größer sind, als die anderen, und von den vierten ist nur eine verstümmelte Zeile auf dem Rund stabe des Piedestals vorhanden. Gern hätte ich auch einen schönen marmornen Löwen aufwühlen laffen, der unlängst bei Verfertigung eines Gra: bes entdeckt, und wieder verscharrt war, weil niemand die Avanien wagen mochte, die jedem drohen, der sich das Kunst: werk zueignet; da für gewiß gilt, daß der Löwe, welcher einen Ochsenkopf zwischen den Klauen halten soll, große Schätze bewache, An Ausflügen in die entfernteren Umgebungen von La takieh hinderte mich drei Tage lang anhaltendes schlechtes Wetter, welches mit einem Gewitter begann. Desto emfi: 297 ger durchspähete ich die Stadt, die mir im Ganzen wohl gefällt, ob sie gleich im Inneren, wie alle Türkische Städte, Bilder der Zerstörung zeigt, und außerhalb sehr hohe Mist: und Schutt, Haufen. Spuren des Erdbebens sind an vielen Häusern sichtbar, und andere sind von Soldaten gänzlich verwohnt. Wo diese sich einnisten, bringen sie den Gebäu den baldigen Untergang. Latakieh ist von keiner Mauer ein, geschlossen, wodurch der Ort, welchem auch in mehreren Straßen das Pflaster fehlt, ein ländliches Ansehen erhält. Er hat zwar Thore nach außen, wie die verschiedenen Quar tiere innerhalb, aber ohne Thüren, daher man zu jeder Zeit aus und eingehen kann, um die angenehme Abendluft an der See zu genießen, welches in anderen Städte, deren Thore mit Sonnen Untergang geschloffen werden, nicht möglich ist. Die Einwohner, etwa 6000 an der Zahl, er klären das hiesige Clima für das gefundete aller Syrischen Küstenstädte. Den Franken wird aber sein Genuß öfter durch die auffallende Unverschämtheit der Muhamedanischen Jugend verleidet, die im Schimpfen überaus geübt ist, und den vorübergehenden Europäer mindestens durch den Nacht ruf „treulofer Franke!“ zu ärgern sucht. Daher vermeidet man hier klüglich, sich unter vielen Menschen sehen zu las fen, oder nimmt einen Janitschar zum Gefährten. Am 7. März. Abends bestieg ich ein Arabisches Schiff von Ruad (Aradus), das unverzüglich nach Kibris (Cypern) ab, gehen wollte. Aber während der Nacht, die ich in der dum: pfen Luft einer sehr schmutzigen Cajüte zugebracht hatte, 298 trieb uns ein starker Südwest weit gegen Norden; wir fan den uns am Morgen Boffid (Posidonium) gegenüber. Lang: fam und mit genauer Noth segelte der ungeschickte Reis um Ras benaneh, und warf gegen Mittag die Anker im Hafen von Latakieh. Meinen Verdruß über die unwillkührliche Rückkehr sänftigte die Heiterkeit des Tages. Am Abende des 10. Märzes ging ich wieder unter Segel, und bettete mich auf das Hintertheil des Schiffes, obgleich die Nacht feucht und kalt war. Bei Sonnen-Aufgange erblickte ich die Küste von Cypern, und zwar das Vorgebirge St. Andreas (Dinarctum). D'Anville's Charte fetzt einen Berg Olympus in dessen Nähe. Ich habe aber keinen hervorragenden Berg wahrgenommen, sondern das Land erhebt sich allmählich aus dem Meere zu steilen Kalk Abhängen, deren Gipfel ziemlich gleiche Höhe zu haben scheinen. Sie find mit nie: drigem Walde bewachsen, oder scheinen größten Theils un: bewachsen. Jener Olympus ist wahrscheinlich der im In- neren des Landes liegende hohe Berg, der an der Westseite das östliche Cyprische Gebirge endigt. Dann beginnt die große Ebene, welche das östliche vom westlichen Gebirge trennt, wiewohl Reihen niedriger, platter Kalkhügel durch dieselbe setzen. An der Südküste laufen die Berge in flache Vorgebirge aus. Ein solches ist Ras Bellur (Elaearum arca?). Hier überfiel uns eine Windstille, welche fast die ganze Nacht dauerte. Das Meer war so ruhig und klar, daß ich bei Mondlicht die Steine im Grunde unterscheiden konnte. ddddddddddddddd) II. (C y p e r m.) 1816. 2O 1 3 I. Famagusta (Arfinoe) und Larnaka. Mit Sonnen Aufgange waren wir, am 12. März, im Ha fen von Famagusta (Arabisch Magufa), defen Eingang enge ist, und nahe am Lande durch einen festen Thurm bei schützt wird. Die Weite seines runden Beckens, auf einer Seite von den alten Mauern und Thürmen der Festung, auf der anderen von einem Felsen, Damme eingeschloffen, überraschte mich. Auch muß es mit der verschrienen Seichti; keit nicht gar arg feyn. Es lag ein großes Dänisches Schiff vor Anker, das, obgleich beladen, aus Furcht vor den Barbaresken nicht abzusegeln wagte. Sonst sah ich nur noch zwei Boote, und nirgend Leben und Thätigkeit. Da mein Reis hier einen Tag bleiben wollte, so bei schloß ich, mein schwerstes Gepäck an Bord laffend, einen Ritt nach Larnaka zu machen, und während die Maulthiere dazu gemiethet wurden, nahm ich auf einem Spaziergange die Stadt der Ptolemäer in Augenschein. Sie liegt meist in 3O2 Ruinen, unter welchen etwa dreihundert Türkische Bewoh: ner herumschleichen. Alle Spuren der Herrlichkeit des Mit telalters haben aber selbst diese noch nicht vertilgen können. In einem runden Thurme ist ein schönes Thor von weißem Marmor mit dem Namen des Erbauers, der Jahr reszahl und dem Venetianischen Löwen, der die rechte Tatze auf ein Buch stützt. Gleich hinter den eisenbeschlagenen Thorflügeln sieht man das Fallgatter, dem man eine nie drige Stütze untergemauert hat, um es in die Höhe zu hal: ten. Nahe an dem Thurme innerhalb der Stadt liegt ein coloff aler Löwe, ganz unbeschädigt. Die Hauptstraße bietet ei: nen seltsamen Anblick dar: so weit das Auge reicht, wuchert ein üppiges Grün auf menschenleeren Trümmern; nur hin und wieder zeigt sich ein Gebäude. Die leichten Gothischen Bögen zerstörter Kirchen und Klöster wetteifern mit dem schlanken Wuchse der Palmen; breite Obstbäume und man cherlei Gesträuche beschatten ihre Grundmauern. Links liegt die Sophien, Kirche, jetzt zur Moschee umgewandelt, ein Meisterwerk Gothischer Baukunst. Man tritt in den Kirch hof, und findet sich vor der Façade von drei Gothischen, spitzgewölbten Thoren mit vielen Hohlkehlen, Rundstäben u. f. w. über einander, wie gewöhnlich. Man fieht noch die Postamente, wo Heiligenbilder in den Nischen oder Hohlkehlen der Thüren standen, die jetzt fehlen. Ueber je des Thor erhebt sich ein dreieckiger Giebel mit den reichsten Verzierungen, über diesen in der Mitte eine schöne Fenster, Reihe. An jeder Ecke der Façade steigen zwei viereckige Zo3 Thürme mit reich verzierten Bogenfenstern empor; aber die Spitzen (fleches) und das spitze Dach, das die Kirche wahr: scheinlich hatte, fehlen. Die Wendeltreppen, die hinauf führen, bilden einen kleinen runden Thurm an jeder Ecke der Façade. Ueber eine derselben hat man ein Minareh ge: baut, dessen Spitze auch schon wieder herabgestürzt ist. Durch die offene Thür betrachtete ich das Innere. Zwei Reihen herrlicher, schlanker Pfeiler theilen das Schiff in drei parallele Theile, und ein seltsam mattes Licht schim, mert durch die Fenster, die mit bunt und künstlich geschnitz ten hölzernen Laden verschloffen sind, welche einer feinen Filigran: Arbeit gleichen, und durch ihre netzförmigen Oeff: nungen hinlängliches Licht fallen laffen. Die alten Gebäude, welche den Kirchhof umgeben, sind Ruinen. An der Stra - sen Seite hat man ein Türbeh gebaut, das neu scheint, und dessen Fenster mit schönem Marmor eingefaßt sind. Den schlechten Säulen hat man viereckige antike Capitale mit Acanthus Blättern untergelegt, die wahrscheinlich weißen Marmor Pfeilern Korinthischer Ordnung angehörten. In der Façade hat man, als Zierath, zwei schöne Granit Säur len stehen laffen, die jetzt nichts tragen, und sich gleich zwei Minarehs über dieselbe erheben. Ihr Sokel ist aus weißem Marmor, so wie das Capital Dorischer Ordnung, und sie haben ein hohes Piedestal. Vor ihnen ruht ein antiker Sar kophag von weißem Marmor. Genien in Haut, Relief stützen Blumen- und Frucht, Guirlanden, die ihn umgeben; über diesen Masken. Keine schlechte Arbeit. 304 Der Eingang des Kirchhofes stößt an den Haupt-Platz der Stadt. Gerade gegenüber erscheint ein, mit vier Granit Säulen und Dorischen Triglyphen gezierter Thorweg, über welchem ein Wappen (schwarze Balken, schräge gegen einan; der in weißem Felde,) und der Römische Adler auf einem anderen Relief. Dieser Thorweg führt zum Hofe eines großen viereckigen Gebäudes mit vielen Thüren, jetzt zer stört und öde, wahrscheinlich sonst der Regierungs-Palast. Ich folgte der Haupt-Straße, fahe noch die Reste ei; niger Gothischen Kirchen und mehrerer ansehnlichen Häuser, einst Wohnungen der Ritter, jetzt der Eifel, und erstieg den Wall. Der ausgetrocknete Graben ist in den Felsen gehauen, und auf diesen hat man Mauer und Contrescarpe gegründet. Von hieraus läßt sich die weite, größten Theils wüste Ebene, worin nur Schafherden mit Begräbniß Plätzen wechseln, überblicken, wenig gehindert von den beiden Gebirgen der Insel, und das zu Leben und Thätigkeit einladende Meer bildet auf der anderen Seite einen traurigen Contrast mit den verfallenen Thürmen und grünen Ruinen der todten Feste. Zum Ritte nach Larnaka erhielt ich ein treffliches, wohlgezäumtes Maulthier, an welchem mir auffallend war, daß man den Futtersack vorn aufgebunden hatte. Aber soll ches mißfiel mir keines Weges. Die dicke Wulst hindert den nachlässigen Reuter, auf des Thieres Hals zu gleiten. Der Weg wollte fast die Vorstellung, welche ich mir von dem kläglichen Zustande des Landes gemacht, noch über 305 treffen. Als ich das Kloster und Dorf Agioluk (St. Lukas), nahe vor der Stadt, im Rücken hatte, breitete sich eine end: lose Ebene vor mir aus, in welcher selten ein Dorf mit fchlecht bebauten, magern Feldern und Gärten auftaucht. Herden von Schafen, mit langer, feidenartiger Wolle und Fettschwänzen, auch dreifarbige Ziegen schweifen in der weit ten Einöde umher, und verlaffen sie wahrscheinlich während des Sommers, wo Alles verdorrt, um in die Berge zu zie hen. Kein Baum ist zu erblicken; nur hin und wieder ein kleiner Strauch. Häufiger sind die Spuren ehemahliger Ortschaften, einzelne, halb zerstörte Kirchen mit umher lie genden Steinhaufen; die Gruben, aus welchen das Bau Material gewonnen ward, in der Nähe. An vielen Stellen sieht der nackte Felsen aus der Erde hervor. Einige flache Niedrigungen zeigen Kalksteinboden, und mögen einst Was fer enthalten haben; aber von Flüffen, die D'Anville's Charte angibt, habe ich sonst keine Spur gefunden. Man rechnet von Famagusta nach Larnaka acht Stun, den. Ehe ich die Hälfte dieses Weges zurückgelegt hatte, stieß ich auf das elende Griechische Dorf Agura, in dessen Nähe ich viele Schweine fahe, die auf der Insel vorzüglich gedeihen. Die Häuser bestehen aus Erde. Auf halbem Wege liegt Ormycia in einem kleinen Thale. Hier steigt man durch steinige Schluchten von Kalkstein und Conglomer rat, worin viele Steinbrüche, zur See hinab, und reitet immer dem Strande entlang bis Larnaka. Die Schiffe auf seiner Rhede waren schon deutlich zu fehen. Der Weg ist so 2Q Zo6 vortrefflich, wie die beste Livländische Straße; er besteht aus feinem Grand. Der Boden ist hier dicht mit kurzem Wacholder Gestrüppe (wenn ich nicht irre,) bedeckt. Weil ter kam ich an einem zerstörten Dorfe vorbei, von welchem noch die Kirche steht, und nahe der Küste einer Art von Blockhaus, sonst mit Kanonnen besetzt. Jetzt ist. Alles ver: laffen. - - Ich ritt gerade nach der Marine (Scala) von Lar, naka. Sie ist von Erdziegeln gebaut, wie Damaschk, aber die Häuser sind ungemein viel schlechter, als die dortigen, von einem einzigen Stockwerke. Doch verleiht vielen ihre Lage an den Quays Annehmlichkeit und frische Luft. Herr Perfiany, der Russische Consul, nahm mich gastfrei auf Am Abende fand sich eine kleine Gesellschaft von Franken bei ihm ein, unter welchen mir der Dänische Consul, in Grie: chischer Tracht mit dreieckigem Huthe und Haarbeutel, am originellsten erschien. Am folgenden Mittage (den 13. März) fuhr ich mit Herrn Perfiany in einer zweirädrigen Kalesche nach der Stadt Larnaka, die sich durch nichts von der Marine unter scheidet. Seltsam ist es aber, daß jene, obgleich höher im Lande, niedriger liegt, als der Hafenort. Ihr Name soll auch von Aagya, Vertiefung, Grab, herrühren. Nicht unpaffend; sie ist mit zum Theil falzigen Sümpfen umge: ben, welche während der Dürre, die vom Mai bis October anzuhalten pflegt, die Luft verpesten. Die unregelmäßigen Straßen sind enge und ungepflastert. Deffen ungeachtet ent Zo7 hält der Ort an 5000 Einwohner, meist Griechen, und treibt einen so wichtigen Handel, daß alle große Europäischen Staaten hier Consulen oder Vice : Consulen unterhalten. Baumwolle, Seide, Wolle, Weizen, Salz und Wein find die wichtigsten Gegenstände der Ausfuhr, welche gegen man nigfaltige Manufacturz und Colonial / Waaren umgesetzt werden. - - - - - Eine interessante Bekanntschaft machte ich an dem eher mahligen Französischen Conful, Herrn Regnault, der jetzt in gleicher Eigenschaft nach Tripoli versetzt ist, einst als In; genieur unter Bonaparte in Aegypten diente, und dann dem dortigen Französischen Institute angehörte. Ein sehr kennt, nißreicher Mann. Die meisten anderen Consulen sind ein geborene Griechen, und gelten hier für eben so schlau, als gewinnsüchtig. Sie follen die Juden, die seit Trajan's Zeit ten auf Cypern nicht wohnen dürfen, vollkommen ersetzen. Wer an die zwar stolze, aber ruhige und feine Höflichkeit der gebildeten Türken gewöhnt ist, dem wird die Unterhaltung mit diesen Griechen sehr beschwerlich fallen. Wenn zwei zu sammen sind, sprechen sie meist gleichzeitig und übermäßig laut. Die Dienstfertigkeit, womit Herr und Frau Per stiany ihrer Dienerschaft und ihren Kindern meinetwegen Befehle geben, erregt stets einen großen Lärm, ohne wel, chen hier überhaupt nichts zu vollbringen scheint. Jede Klei, nigkeit kostet einen Schwall von Worten. Wenn ich Herrn Pertiany um etwas befragen will, muß ich oft lange auf eine augenblickliche Pause in dem Getöse warten, und dann Zo8 unterbricht er wohl die angefangene Antwort, um mit irgend einem Gliede des Hauses weiter zu lärmen, und eben so oft thut er dies, wann er mich um etwas fragt, Statt meine Antwort abzuwarten. Dieser geräuschvolle Redefluß ist den Griechen eigen; aber mir nie mehr aufgefallen, als hier. Eine Angelegenheit des Tages, die allgemein bespro; chen wird, ist der Zwist des Französischen Consuls mit dem Guardian vom hiesigen Lateinischen Kloster des heiligen Land des. Jener will seinen Gegner gewaltsam nach Jerusalem schicken, weil er die Zulaffung eines Taufzeugen verweigert, und den felben, als er ihm darob den Prozeß machte, er communicirt hat. Von beiden war dabei in den Formen ge: fehlt, und in der Hitze zu weit gegangen. Der Pater hatte sich erst unter Kaiserlichen, dann unter Schwedischen Schutz begeben, und so wurde aus dieser Taufgeschichte eine Haupt- und Staats, Action, die wahrscheinlich nach Rom, Paris und Konstantinopel gelangt, wie sie fchon nach Jerusalem gelangt ist. Herr Pertiany ist in beständiger Verlegenheit wegen Ruffrischer Flüchtlinge nach Persien, die er nach Konstanti nopel schicken soll, und ehe er solches möglich findet, füttern muß. Er scheint überhaupt mit feinen Verhältniffen wenig zufrieden, wozu jedoch wohl der Grund in den allgemeinen Zeitläuften liegen mag. Der Muteffelim hat sich bestechen laffen, und die Kornausfuhr erlaubt; in diesem Winter ist kein Regen gefallen, und die Hoffnung des Landmannes durch Dürre vernichtet; daher Theuerung und Hungersnoth. 309 Die Tataren von Konstantinopel haben die Pest aus Kara manien nach dem kleinen Hafenorte Cerigna (Ceronia, auf der Nordseite der Insel,) gebracht, von wo sie sich bereits weiter verbreitet. Indessen machen sich hier die meisten nicht vielmehr daraus, als wenn man daheim bei uns erzählt, es herrsche das kalte Fieber, und alles Volk strömte sorglos zu fammen, um hiefelbst den Einzug eines aus Konstantinopel nach Damashkverwiesenen Kislar Aga (Oberster der schwarzen Verschnittenen) zu sehen. Sein Gefolge war nicht glänzend. Die nahen Schutthaufen von Tschitti (Citium) vert dienen keinen Besuch. Interessanter war mir der so weit: lich gelegene Salzsee Taslar, der wohl ein Paar Meilen Umfang haben mag. Der sandige Boden und die Höhen umher find von Salpeter geschwängert und gelblich gefärbt. Er füllt sich des Winters mit Regenwasser, welches vom Mai bis Julius verdunstet, und das fehr reine und weiße Salz zurück läßt. Dieses wird im August ausgehauen, am Ufer aufgehäuft, und gegen den Winterregen mit Sande bei freut, bis man den ganzen Vorrath allmählich abführt. Am See liegt die elende Hütte eines Türkischen Aufsehers, und gegenüber eine Türkische Moschee; an seinem nördlichen Ende aber das verlaffene St. Georg"s Kloster und der Aqua- duct Bekir - Pascha's, welcher Larnaka und den Marinen gutes Quellwaffer zuführt. Doch pflegt man daffelbe zu fil: trieren, bevor man es trinkt. Was Larnaka für den aus Asien heimkehrenden Euro päer einen eigenen Reiz verleiht, das sind die mancherlei 31 o Spuren des Europäismus, die er hier im Aeußeren erblickt, und unter welchen der Huth, den Turban verdrängend, oben an steht. Die Weiber sind meist auf die gewöhnliche Griechische Weise gekleidet, aber sie tragen über dem Rocke ein enges, vorn ausgeschnittenes und unter der Brust zusam, men genesteltes Camiol, welches, fie hervordrückend, die fer wohl Fülle, aber kein graziöses Ansehen gibt. Das Haar fällt geflochten über den Rücken hinab. Vornehme Frauen fahe ich den Bewohnerinnen von Pera gleich einher gehen; auch das kleine weiße Mützchen derselben fehlte nicht. Beide Geschlechter scheinen die weiße Farbe vorzüglich zu lieben. Unter den hiesigen Fremden gefiel mir der Französische Reifende, Herr Nerfiat, am meisten, der, auf Bonaparte's Geheiß, Syrien, Natolien und Persien besuchen sollte, aber in seinem Vorhaben durch die politischen Umstände gehindert war. Man muß gestehen, keine Regierung thut mehr für die Erforschung des Orients, als die Französische, und keine sendet dorthin besser vorbereitete Männer. - Herr Nersiat muß zu den kenntnißreichsten gezählt werden. - - - - - - - - - - - - - - - - 31 1 Z2. Nikosia. Das St. Chrysostomus-Kloster. Nachdem ich am Morgen des 15. Märzes den Gegen Besuch des Englischen Consuls, Herrn Paliziano, empfan gen hatte, bestieg ich nebst meinem Bedienten und einem Ja nitschar unseres Consulats, Hussein, treffliche Mäuler zu ei: nem Spazierritte in das Innere. Bald verließ ich die Ebene, und zog die kahlen Kalk Berge hinan, die sich hier herabsenken, und meist platte Gipfel haben. Die Steinart ist dieselbe wie in Latakieh, weiß und gelb; hin und wieder erscheint ein metallhaltiger Thonstein, und an manchen Stellen glaubte ich Spuren des Bergbaues zu bemerken. Uebrigens liegt der Boden fast ganz wüst, und die Landleute schleichen in kläglicher Gestalt einher. Zum Fuhrwerke bedienen sie sich zweirädriger Karl- ren mit zwei Ochsen bespannt. Sie mögen aus den Zeiten der Italischen Herrschaft über die Insel stammen, so wie die hiesigen Windmühlen, welche runden Thürmen gleichen, und ein hölzernes Dach mit acht Flügeln haben. Die Betten der Bäche, denen man folgte, waren größten Theils trocken, und nur einen einzigen fließenden Quell fand ich in diesem traurigen Lande, das nur aus der Ferne schöne Ansichten gewährt. Hier bot es die beiden Ge birgsketten. Die westliche ist höher, die östliche aber wilder und feltsamer gezackt. 312 Unter Weges traf ich allmählich mit einer Reife - Get sellschaft zusammen, aus einem Englischen Dragoman, ein nem Griechischen Geistlichen und einem Türkischen Aga mit ihren Dienern bestehend. Wir stiegen nach Sonnen. Unter gange an der anderen Seite der Hügel hinab, und erreichten das Dorf Katirdshy Koy, Griechisch A3 lauvo genannt, wo wir im Hause des Maulesel, Treibers übernachteten. Mein Camerad in demselben reinlichen und geräumigen Zimmer war der Aga, der aber so wenig, als Huffein, von meinen mitgebrachten Fleischspeisen kosten wollte, aus Furcht, ich möchte sie mit meinem Meffer, das zuvor an etwas Unreines, Schweinefleisch c. gelegt feyn könnte, berührt haben. Ich erinnerte mich dabei der Griechischen Fasten. Strenge, wo von mir Madame Perstiany ein Beispiel gegegeben, indem fie sich eines Abends weigerte, von den Salat zu kosten, den ihr Mann mit einem Meffer angerührt hatte, das bei einer Fleischspeise gebraucht war. Meine Wirthin rechtfertigte den Ruf der Schönheit Cyprischer Frauen, und machte der Venus-Infel Ehre. Ich erinnere mich nicht, ihres Gleichen in Hinsicht des schlanken Wuchses und eines edlen Griechischen Profils gesehen zu ha: ben. Um Kopf und Kinn trug sie mit Geschmack ein buntes Tuch gewickelt, ihr rother Rock war in viele Falten gelegt, und ihr blaues Camifol mit langer Taille schloß enge an. In ihrem ganzen Wesen herrschte Anstand. Die Häuser bestehen aus Lehmpatzen, und haben oben am Dache eine Menge kleiner, viereckiger Oeffnungen, in 313 denen zahllose Tauben nisten. Höfe, Gärten und Felder sind mit Hecken umgeben, die, während fie grünen, dem Auge wohlthun müffen. Das Hausgeräth ist mehr Euro- päisch, als Asiatisch. Rohrstühle und breite Bänke, die als Bettstelle dienen, find das wichtigste. Der Eßtisch, der in Aegypten aus Dattelzweigen, bei den Arabern aus einem Leder, bei den Türken aus verzinntem Kupfer besteht, ist hier aus Rohr sehr gut geflochten. Wir brachen mit der Sonne auf, und ritten größten Theils in einer Ebene, die jedoch hin und wieder von flachen Hügeln unterbrochen ist. Das Dorf Pyroy am Flüßchen gleiches Namens, über den eine Brücke von mehreren Bo gen führt, liegt in einem schönen, sanften Thale voll Pal: men und blühender Obstbäume auf grünen Feldern. Doch auch hier merkte man den Waffermangel, und jenes Flüß chen ist fast trocken. Nahe gibt es eine Kirche an den Fel, fen gelehnt, und in demselben mehrere Grotten; weiter rechts vom Wege das Dorf Margo, noch etwas weiter zur Linken der Tschiftlik (Landgut) Athalaffa und mehrere andere; dann stiegen wir die letzte Hügelreihe hinab, und erblickten vor uns, in der grünen Ebene Nikosia (Leukofia). Die Stadt macht von weitem einen angenehmen Ein- druck durch Vereinigung sehr verschiedenartiger Gegenstände. Das Erste, was auffällt, sind die weitläufigen Festungs- werke, über welche die Häuser nur wenig hervor ragen. Ihre Bauart von Erde, und die vielen Palmen erinnern an Aegypten; aber die darunter gemischten Cypreffen und die 514 hohen, weißen Minarehs noch mehr an Konstantinopel. Letztere erheben sich auf Gothischen Kirchen, die den Bes fchauer wieder nach Europa versetzen. Die beiden Mina rehs der Sophien/Dshami (Haupt-Moschee) glänzen über die ganze Stadt und Gegend. Die Festungswerke haben runde Basteien, ein doppeltes Talus von Quadern über ein: ander, viele Zimmer, und sind inwendig mit Erde bekleidet. Weder Graben, noch Contrescarpe sieht man. Das Thor ist in einem großen, runden Gewölbe, worin das Licht von oben, durch eine runde vergitterte Oeffnung fällt. Die Wälle scheinen alle inwendig aus gut gefütterten Casematten zu bet stehen, sind aber jetzt finster und verschüttet. Wenige Stücke Geschützes von geringem Caliber. Gleich am Thore und dar: über hinweg läuft eine Wafferleitung auf vielen runden Bo gen Türkischer Bauart. Ich begab mich in das Kloster zum Erzbischofe, an welchen mich unser Conful empfohlen hatte. Er heißt Kit prianoy, und ist unabhängig von dem Patriarchen zu Konstan: tinopel, wodurch fein Ansehen sehr vermehrt wird. Er macht gegenwärtig dem Muteffelim den Rang streitig, welcher meist auf Jahresfrist vom Kapudan-Pascha (Groß-Admiral) einge: jetzt wird, und in wichtigen Dingen, die Griechen betreffend, nichts ohne den Erzbischoff vermag. Diesen wählt die Geist lichkeit der Insel, und er kann nur ein Eingeborener feyn. Bei feierlichen Aufzügen läßt er einen großen Stab, worauf eine filberne Kugel mit goldenem Kreuze, vor sich her tragen. Der Nächste nach ihm ist der Archimandrit des Klosters. 315 Man nahm mich artig auf, aber mit viel Wesen und Ceremoniell, wie es die Griechen überhaupt lieben. Ich sprach Türkisch mit dem alten geistlichen Herrn, bei welchem ich eben so viel Selbstgefühl, als Schlauheit zu bemerken glaubte. Seine jährlichen Einkünfte sollen sich auf dreißig tausend Piaster belaufen, hinreichend, um den fürstlichen Aufwand zu bestreiten, mit welchem er lebt. Auch dem Archimandriten wäre ich meinen Besuch schuldig gewesen; aber er ist taub, und befand sich unpäß: lich. Dem Muteffelim, welcher in dem alten königlichen Pallaste wohnt, mich vorstellen zu laffen, hielt ich für über flüssig, da der Erzbischof mir schon erlaubt hatte, alle Merk würdigkeiten beliebig in Augenschein zu nehmen. Das geräumige Kloster ist um den Hof der Kathedrale gebaut, deren Hintertheil, gleich allen Griechischen Kirchen der Insel, einen dreifachen, halbrunden, thurmähnlichen Aus- bau hat, worin das Allerheiligste. Die Bauart der ehemah, ligen Sophien: Kirche ist ein Gemisch von Gothischem und Neugriechischem Styl, wie es einst den Venetianern eigen war. Sie hat zwei große Neben: Thore an der langen Seit te, die zum Theil mit Türkischen Gräbern und schlechten Hütten verbaut sind, und die Fagade eine offene Vorhalle von drei Kreuzgewölben. Die Stelle der Thürme vertreten jetzt zwei Minarehs verschiedener Bauart. Da der Boden mit Matten bedeckt und die Mauern übertüncht sind, so kann man nicht sehen, was etwa von Grabsteinen, Mosaik und Malerei übrig ist. Gegenüber steht die zerstörte St. Niko - 516 lai Kirche, von deren Gewölben einige eingestürzt find; in anderen wird Seide gesponnen. Mehrere Gebäude der Stadt bestehen noch ganz, oder zum Theil aus den alten Ver: netianischen Häusern. Ich fand viele Wappen, unter ande, ren nicht weit von der Sophien: Kirche die Französischen Li: lien, und ein anderes mit einer päbstlichen oder Degen: Krone. Vom Palaste find die Fundamente alt, das Gothic fche Thurmthor und inwendig die Treppen. Vor ihm steht in dem Türkischen Begräbniß Platze bei einer Moschee auf hohem Piedestal eine Granit Säule mit marmornem Capit tale (Dorischer oder Toscanischer Ordnung) aufrecht. Ihre Lateinische Infchrift, ganz unten am Fußgestelle, ist bis auf ei: nige unzusammen hängende Wörter vermauert. Daneben hat man einen Sarkophag von grauem Marmor, der einen ein: fachen viereckigen Kasten vorstellt, zur Brunnen: Einfassung benutzt. Er enthält zwei Griechische Inschriften auf dersel, ben Seite, von derselben Linie eingefaßt. Die erste, und die Hälfte von der ersten Zeile der zweiten ist absichtlich zer stört, daher ich nur mit Mühe einige Buchstaben errathen konnte. Bei einem Tekieh (Kloster) bezeichnet ein Stein mit Lateinischer Inschrift das Grab eines Cyprischen Mini fers, Agostino Canali, aus dem Jahre 1554. Die Bevölkerung Nicofia's übersteigt gewiß 16,000, wovon mehr als die Hälfte Türken, die übrigen, bis auf wenige Armenier und Maroniten, Griechen find. Ihre un: ansehnlichen Häuser ruhen häufig auf alten Fundamenten, und bilden schmale, kothige Gaffen. Der übrigens wohl 317 versehene Bafar ist nicht einmahl gewölbt, sondern wird nur bei Regenwetter durch Matten geschützt. Die hiesigen Mal nufacturen beschränken sich auf gute baumwollene und sei dene Zeuge, und gefärbte Leder. Unweit der Stadt liegen die Dörfer Kaimakly und Omorfa. Weiter fand ich eine lange Brücke über das trockene Bette des Fluffes Chatfirga, in der Nähe des Dorfes Nea mylia. Die Brücke besteht erst aus sechs niedrigen, runden Bogen, dann aus drei hohen, spitzigen, worunter ein Arm des Fluffes durchgeht; dann folgen abermahls zwei niedrige, runde, dann drei hohe, spitzige Bogen über einen zweiten, trockenen Arm, und schließlich vier niedrige, runde; über haupt achtzehn. Der Grund in den trockenen Strombetten ist grauer Marmor. Nun kam ich zu nackten Bergen, aus einem thonarti: gen Steine bestehend, dessen Schichten fast vertical einschie: ßen, und in langen parallelen Rücken vom Haupt- Gebirge sich in die Ebene ziehen, von Osten nach Westen. Jenes ist oben seltsam zerfreffen und gezackt, und hat mehrere niedere Felfenkämme, an die fich Erdschichten und lose Steintrüm, mer lehnen, als wären sie hinab geglitscht. Am Fuße und steilen Abhange der höchsten Wände liegt das große, massive St. Chrysostomus, Kloster. Von außen gleicht es einer Burg. Inwendig umgeben Galerien, die zu Hallen führen, und ein kleiner Garten den Hof, worin eine Kirche, aus einer besonderen Art langer und glatt ter Ziegel gebaut, mit zwiefachem Ikonostas (Heiligenta 318 fel). Der alte Haupt-Eingang ist jetzt auf der Seite des Gartens, und gewöhnlich verschloffen. Nachdem man durch das Haupt Thor in ein Gewölbe getreten, das ein Vorhaus bildet, findet man drei, sehr sauber gearbeitete Thüren von grauem und weißem Marmor, welche in das Schiff führen, dem Ikonostas gegenüber, das mit angeschwärzten Bildern und goldenem Schnitzwerke ganz bedeckt ist. Neben und über den drei Thüren, wie auf dem Boden, sieht man noch Reste der alten Mosaik. Sie ist hier nicht aus Glas, Pat sten, sondern aus bunten Steinen zusammen gesetzt, worun, ter die Mönche ein Paar gewöhnliche Naturspiele, Zahlen oder Buchstaben darstellend, als Wunderwerk zeigen. Viele andere Spuren des Alters mag das oft wiederhohlte An- weiffen verwischt haben. Ob die Heiligenbilder an der Decke Malerei oder Mosaik sind, konnte ich wegen der Höhe und Dunkelheit nicht unterscheiden. Die Kuppel ruht auf den Wänden der Kirche, an welche sich halbrunde Pfeiler leh nen. Zur Linken des Haupt, Schiffes ist ein zweites, mit kleinerer Kuppel bedeckt. Zur Zeit des Abendessens ließ sich ein Geiger ver: nehmen, der Türkische Melodien spielte, und meinen Jai nitschar zum Singen, die Eseltreiber zum Tanzen begei ferte. Ihr Tanz glich dem der Buffaz Tänzer der Ball lets, abgerechnet die Stiefel, einwärts gekehrten Füße und Schnippchen, die fiel mit ausgestreckten Händen schlugen. Es ward immer lebhafter; plötzlich hockten sie sich nieder, sprangen wieder auf, verdrehten den Leib, schlugen mit 319 den Sohlen an einander und mit den Händen auf Kopf und Sohlen. Ich hatte lange keine so heftige Aeußerung der Luft gesehen. - d,44 - - - - - - - - - - - - 320 33. Ueber Bufavento, Chytria, Timbos und Larnaka nach Karaman. Nachdem ich (am 17. März) die flüchtige Skizze zu einer Zeichnung des St. Chrysostomus Klosters entworfen hatte, eilte ich zu dem Gipfel des Berges, der über ihm liegt, und die Trümmer des Schloffes Bufavento trägt, von den Bewohnern Rianeh genannt, weil eine Königin Ria es ge: baut und bewohnt haben soll. Auf einem steilen und bei schwerlichen Wege, wo zwischen herab gestürzten Steinmaß fen Oehlbäume und mancherlei Gesträuche wuchern, ritt ich mit Huffein muthig bergan. Der Maulesel, Treiber und ein Führer begleiteten mich. Den faulen Kirkor hatte ich, auf - feinen Wunsch, bei meinen Sachen im Kloster zurück gelaf, fen. Am Fuße der fast senkrechten Wand, die von Spalten und Zacken zerriffen ist, zwischen denen krüppliche Fichten und Cedern wachsen, stiegen wir ab, und erklommen den Felsen zu Fuße, manches Mahl auf den Vieren, der Spur eines alten Fußsteiges folgend. So erreichten wir endlich den oberen Rand des Felsenkammes, wo sich uns plötzlich auf der anderen Seite eine reiche, herrliche Aussicht eröff nete. Der Berg ist nämlich ein sehr schmaler, und auf bei den Seiten jähe abstürzender Felsen. Auf beiden Seiten blickt man in tiefe, dunkele Gründe hinab. Gegen Nordost genießt man einer weiten Ansicht der bergigen Küste bis ge: 521 gen Carpaffo (Carpafia) hin, und gegenüber erscheinen die Berge Karamanien's in blauer Ferne. Auf der anderen Seite, gegen Südwest, verschwinden die niedrigen Ab hänge, über die ich Tages zuvor geritten, fast ganz, und verschmelzen mit der weiten, grünen Ebene, welche die bei den Bergketten der Insel trennt. Die beschneiten Höhen des Oros Staveros (Olympus, Monte Croce,) und das Meer im Norden und Süden der Insel bilden den weit ten Horizont. Es lohnte die Mühe! Aber von hier bis zum Schloffe hatten wir noch eine ziemliche Strecke zu klettern, und als wir hinkamen, gewährte es mir wenig Befriedigung. Am besten erhalten find etliche gewölbte Cisternen. Mauern und Thürme hän gen am Rande ungeheurer Abgründe. Die höchste Spitze, wiewohl Gebäude darauf gegründet find, konnte ich doch nicht erreichen, denn es fand sich kein Weg mehr zwischen den steilen Felsen. Ich kehrte nach St. Chrysostomus zurück. Nachmittags ritt ich über dieselben nackten, feltsam geschichteten Berge, wie am vorigen Tage; aber in einer mehr nördlichen Richtung. Ueber und unter dem St. Chrysostomus-Kloster zeigen Ruinen von Kirchen und Häus fern, daß die Umgebungen desselben sonst zahlreich bewohnt waren. Jetzt sind nur noch ein Paar Bauern in einer kleinen Meierei vorhanden, Oehlbau und Schweinezucht treibend. - Am Fuße des Gebirges, in der Ebene, liegt das All A 322 weitläufige Dorf Chytria zerstreut, zwischen Gärten von Oehl und Maulbeer, Bäumen und wohl gewäfferten Korn, Feldern. Pappeln, gemischt mit Palmen und Cypreffen, beschatten das Ufer eines Baches, der nahe aus einem star: ken Quell hervor dringt, und in mehreren Armen den Ort durchschlängelt. Seine Gebäude find groß und reinlich, von Erdziegeln erbaut, und umher prangten die Gärten mit einem Ueberfluffe reifer Citronen. Man theilt diese Be; fitzung in Ano, Kato und Paloe: Chytria. Sie gehört einem reichen Griechen, Namens Petraki, von welchen ich, auf Perstiany’s Empfehlung, prächtig aufgenommen wurde. Sein Hausgeräth war zierlich und kostbar; es paarte Euro- päische Stühle und Commoden mit Aegyptischen Matten, und die Diwans hatten einen Ueberzug von dem bekannten trefflichen Cattun aus Nikosia, dessen Farbe nie verbleicht. Mir wurde ein leckeres Abendeffen gegeben, während der Wirth magere Fastenspeise aß, und meine Bettwäsche bestand aus dem feinsten Muffelin. Türkisch nennt man den lieblichen Ort nur Deghirmenlik, Mühlen Ort, weil der erwähnte Bach mehrere Mühlen treibt. Nicht weit von der Wohnung meines gastfreien Wirt thes stehen die Ruinen einer alten Griechischen Kirche, an deren Decke und Wänden noch eine grobe, aber, wie es fcheint, ziemlich alte Fresco, Malerei zu sehen ist. In ihrer Nähe fand ich im Grafe auf einem viereckigen, grauen Mar mor, hin und wieder mit Quarz / Adern durchzogen (wor; aus hier der höchste Bergrücken besteht,) eine etwas ver: 323 stümmelte Griechische Inschrift, die ich meiner Samm lung einverleibte. Petraki, der sich sehr gut Türkisch ausdrückte, er zählte mir die verschiedenen Avanien, die er von der Regie rung dulden müsse, und wie er unlängst bei dem geringsten Widerspruche in's Gefängniß geworfen fey, aus welchem ihn die Fränkischen Consulen errettet. Nach der Vertheilung der Kopfsteuer muß er allein tausend Piaster zahlen; die übrigen Abgaben ungerechnet. Zweihundert Piaster ist das Gewöhnliche, und der ärmste Taglöhner entrichtet nicht weit niger, als achtzig Piafter Kopfsteuer. Vormahls zahlte der Muhaffil (Einnehmer der großherrlichen Gefälle, welches hier der Muteffelim zugleich ist,) jährlich einhundert und funfzig Beutel, welche Summe jetzt bis auf zwölfhundert Beutel erhöht ist, obgleich die Insel täglich von Griechen mehr entvölkert wird. Das Land selbst eilt mit raschen Schritten seiner gänzlichen Verwüstung entgegen. Unord; nung und kurzsichtige Habsucht zerstören die wenigen Wälder auf den Bergen, daher versiegen die Quellen; die Regen werden seltener, die von der Sonne ausgebrannten Felder erzeugen Mißwachs; die Bauern, überdies stets dem Raube der Regierung Preis gegeben, entfliehen; öde Heiden und ungesunde Sümpfe treten an die Stelle sonst blühender Dörr fer und Gärten. - Bei der Rückkehr nach Larnaka nahm ich den Weg über Timbos, eine Meierei des Erzbischofs, wo ich speisete (18. März). Ein starker Sturm der vorhergehenden Nacht 324 , hatte endlich einige Regenwolken über der feufzenden Insel angehäuft, die jetzt fich in Schauern, mit Donner begleitet, ergoffen. So hatte also die Procession zur Madonna della Cheengna, wozu ich vom Erzbischofe geladen war, ihre Wirt kung für das Land, und folglich auch für die Gläubigen nicht verfehlt. Der Weg war langweilig. Dieselbe öde Heide, wie zwischen Famagusta und Larnaka, und solche kahle Ber: ge, wie ich sie auf dem Ritte nach Nikosia bejähnte. Bei guter Zeit war ich wieder in der Marine. Am folgenden Tage machte ich mit dem Conful bei Herrn Bernard und Michael Karady, Greifen aus einer als ten Cyprischen Familie, und bei dem Bischofe von Citium in Larnaka meinen Besuch. Die Wohnung des Letzteren, im Hofe der Kirche St. Salvatore belegen, nennt man die Metropole, vor deren Thore ich einen Stein und eine über alverstümmelte Marmor-Platte mit Griechischer Inschrift fand. Die auf jenem erinnert an Kleopatra und Ptolemäus Philometor. Den Wohnungen der Reichen mangelt auch hier weder Aufwand noch Annehmlichkeit; aber sie scheinen mir darin ein so langweiliges Leben zu führen, daß ich es nicht länger theilen mochte. Zu meiner Erlösung war eben ein dreimaltiges Han- delsschiff aus Trapezunt von Beirut angekommen, mit dessen Reis ich meine Ueberfahrt nach Attalia für funfzig Piaster bedang, wobei mir freigestellt blieb, ob ich die Reise zu Lande fortsetzen, oder abwarten wolle, bis er dort seine Ladung Getreide für Konstantinopel vollendet. Er spielte den Tag A 325 pfern, und schien den Aequinoctial, Stürmen trotzen zu wol, len, die sich in anhaltenden Regenschauern ankündigten, und den Horizont mit dichten Wolken bedeckten. Indessen blieb er doch ruhig auf der Rhede von Larnaka, wo er nichts zu thun hatte, bis das gefürchtete Fest der vierzig Märtyrer (9. März alten Styles) vorüber war. Um die Zeit zu tödten, fuchte ich Lectüre, und war nicht wenig erfreut, als man mir Voltaire's historische Schriften reichte. So entzog ich mich der kreischenden Gesprächigkeit meiner Umgebung, die mir dagegen den Vorwurf Türkischer Wortkargheit machte. Am späten Abende (den 21. März) schickte der Reis feine Barke nach mir, in einer Finsterniß, die weder das Schiff, noch die Stadt sehen ließ. Große Maffen leuchten: der Funken sprüheten unter den Ruderschlägen hervor, und zogen in langen Streifen dem Steuer nach. Es war aber Windstille, und das Schiff setzte sich nicht in Bewegung. In der Cajüte wohnte der Haupt-Rheder, ein lahmer Greis, mit feinem kleinen Georgischen Sklaven; der andere, nebst dem Schreiber, in den Kojen am Steuerruder. Also blieb mir nichts übrig, als mich unter die Matrosen in den Raum zu betten, wo ich eine äußerst schlechte Nacht zubrachte. Am Morgen lichtete man die Anker, und lavierte den ganzen Tag im Angesichte der Rhede von Larnaka. Ein Mahl stieß das Schiff auf eine leichte Stelle, ward aber durch Umlegen der Segel leicht los gemacht, Die zweite Nacht brachte anhaltend günstigen Wind, und am Morgen fah ich mich Limaffol gegenüber, dessen 326 Häuser und Minareh, in einer langen Linie am Ufer, die Ebene in Westen und die waldigen hohen Berge im Rücken, ich durch das Fernrohr genau betrachten konnte. Die Ge- gend, welche bekanntlich allein den köstlichen Cyper-Wein lie fert, schien mir wohl angebaut; es wechselten Kirchen, Klö fer, Meiereien und Dörfer. Am Nachmittage fuhren wir Baffo (Nea, Paphos) vorüber. Ein Theil der Stadt liegt auf einem, sich weit in die Länge ausstreckenden Felsen; ein anderer am Fuße desselben, mit Gärten gemischt bis zum Meere und einem alten Schloffe des Hafens. Am Abende erblickte ich das westliche Vorgebirge der Insel; aber wäh: rend der Nacht trat wieder Windstille ein. Doch ein frischer" Morgenwind brachte uns endlich in den Canal zwischen Cy; pern und Natolien; er dauerte den folgenden Tag. Da er schien der Taurus durch Wolken und Nebel, wie eine hohe, schwarze Mauer, deren beschneite Zinnen hin und wieder über den Wolken hervor blickten; bald unterschied ich die steil len Uferberge, Theils jähe abstürzend ins Meer, Theils in grünen, waldigen Höhen fich herabsenkend. Am späten Abende warfen wir die Anker bei Alaja, an der Küste von Karaman (den 25. März). Aber fast war ich bestürzt über das seltsame Bild, das sich mir darstellte: wo der Ort feyn sollte, sah ich einen unendlich hohen, schwarzen Berg durch eine Menge unordentlich verheilter, glänzender Lichter er hellt, ododoho one 4 III. A n a d o l i. (Klein - Alfien.) 1816. - 529 34. Alaja (Phaflis). Am Morgen verließ ich das Schiff, und nahm in der Stadt einen Führer, um mich zu dem Fränkischen Arzte des Pascha bringen zu laffen, der, wie fein Herr, außerhalb ihrer Mauern wohnt. Ein sehr angenehmer Weg zwischen Wie fen und Gärten führt durch die niedere Ebene, welche Alaja (Phaselis) von drei Seiten umgibt, mit vielen Landhäusern geziert. Nach einem Spaziergange von fast einer Stunde fand ich den Arzt, einen schmutzigen Griechen, mit Frau und Kind in einem kleinen Zelte zwischen Gläsern, Töpfen und Flaschen fitzen. Von ihm erfuhr ich, daß in Attalia die Pest fey, und daß man eben so gut von hieraus gerade nach Kon: stantinopel reisen könne, welches ich vorzog, weil ich derge stalt einen felten besuchten Landstrich von Karaman und Anal doli, im engeren Sinne, kennen lernte. Hafis Aly Pascha (von zwei Roßschweifen und unmitt 33o telbar vom Sultan abhängig,) befand sich eben ein Paar Schritte von feinem Zelte, in einer Schmiede, wo er feinen Silber: Arbeitern zusah, die ihm einen silbernen Kasten von getriebener Arbeit verfertigten. Der Arzt sagte mir, daß ich mich, wegen meiner Orientalischen Tracht, der Landesfitte fügen müsse, den Rockzipfel des Pascha zu faffen, und dann die Hand zum Munde zu führen, als ob man ihn küssen wolle. Stillschweigend ließ ich glauben, daß mir die Noth wendigkeit einleuchte; als ich es aber in der That beweisen sollte, offenbarte sich mein Widerspruch, indem ich nur, wie gewöhnlich, mit der Hand auf der Brust, mich neigte. Da gegen war denn auch der alte Graubart bei weitem nicht so höflich, als ich bis dahin feines Gleichen zu finden pflegte. Er ließ mich, als einen Supplicanten stehen, bis er meinen Firman sehr langsam und bedächtig durchbuchstabiert hatte. Dann versprach er allen möglichen Schutz und Sicherheit zur Reise, worauf ich mich bald empfahl, und zum Griechi fchen Bischofe hinaufkletterte, der unlängst hier eingetroffen war. Der verschaffte mir ein leidliches Zimmer, in welchem ich ergebungsvoll so lange zu wohnen beschloß, bis sich eine gute Gelegenheit zur Fortsetzung meiner Reise nach Konstanz tinopel darbieten würde. Ich nutzte die Muße zu einer Be; fichtigung der Stadt. Diese hat die seltsamste und eigenthümlichste Lage von der Welt. Am Fuße der hohen Bergkette des Taurus, im Hintergrunde eines weiten Golfs, erstreckt sich längs dem Meere die schon erwähnte, fruchtbare und schön bebaute 331 Ebene. Sie trennt gänzlich vom Hauptgebirge den ovalen Felfen, auf welchem Alaja liegt, und der eine Halbinsel bil: det, die von Norden nach Süden in das Meer tritt, wo durch im Osten und Westen zwei Buchten entstehen, deren östliche wohl geschloffen, und vor Winden gesichert scheint. Der Felsen ist von allen Seiten fast senkrecht abhängig, bei sonders an der Süd- und West: Seite. An die steile östliche Wand ist die Stadt geklebt; ein Haus steigt über dem ande: ven empor, mit Obstbäumen und Cypreffen vermischt. Die Häuser bestehen aus schlechtem Mauerwerke von rohen Stei nen und Mörtel, auf und an welchen man oben Stockwerke und Kiosks von Holz gebaut hat, d. h. aus dünnen Lat, ten, mit schwachen Pfählen gestützt. Die Straßen winden sich im Zickzack, und mit Stufen aus rohem, spitzigem Kalk steine, die sehr unbequem sind, und öfter wird es so enge, daß ein wohlbeleibter Mann sich nur mit Mühe durchzwän gen kann. An einigen Stellen mußte ich im buchstäblichen Sinne auf Händen und Füßen hinauf klettern. Ich erin, nerte mich des wunderbaren Eindrucks, den das Ganze bei meiner Ankunft auf mich gemacht hatte, und der sich natür: lich daraus erklärt, daß ich auf dem Meere nichts von der Stadt wahrnehmen konnte, als die steile Wand gegen Sü den, an deren oberem Rande eine hohe Mauer mit Zinnen und Thürmen fortläuft. Gegen Osten und Norden ist Alaja von einer doppelten Mauer aus Quadern, mit breiten, flachen Ziegeln gemischt, umgeben. Auch sie hat viele Zinnen. Jedes Thor führt 332 durch zwei Thürme, in denen man noch das alte Fallgatter sieht, und die großen hölzernen, mit Eifen beschlagenen Thüren. Ueber allen ist die Inschrift mit dem Namen des Seldschukischen Wiederherstellers oder Stifters, el Sultan el maadhem Ala ed dunjaweeddin c. An der Seeküste zwischen beiden Mauern ist der Tschar fchi (Markt), aber überaus elend, und unbegreiflich, wo von hier die Leute leben. Brod und Fleisch findet man nur bei dem Pascha, der, wie es scheint, den Armen ihren letzten Biffen entwindet. An der Nordseite find beide Mauern nahe bei einander, und haben von außen noch ei: nen in den Felsen gehauenen Graben, mit gemauerter Cont trescarpe, um so die Tiefe zu vermehren. Auf dieser Seite find am Gipfel drei große Thore und ein kleines. An einem derselben fand ich ein Korinthisches Capital und ein Relief, Blumenkränze darstellend, die zwei Masken umgeben; die einzigen Reste des Alterthums, die ich entdeckte, vielleicht die einzigen, die aus dem Dorischen Phaselis stammen. Hier, am Rande des Abgrundes, der fich an der Westseite jähe in das Meer hinabsenkt, trennen sich beide Mauern von einander, und umschließen eine mehr oder wer niger abhängige Ebene, welche den Gipfel des Berges ein nimmt. Zwischen den Steinen hat man Gärten angpflanzt, und eine Menge Häuser liegen verwirrt durch einander, von den Ruinen kaum zu unterscheiden. In der Mitte steht näm: lich eine Moschee mit einer runden Kuppel und zerbrochenem Minareh. Umher die Trümmer weitläufiger und solidge, 333 bauter Chans. Ich verlor mehrere Mahle die Straße, und gerieth in Sackgaffen, wo ich umkehren mußte. Die Weil ber verbargen sich forgfältig. Durch ein Loch in der Mauer kehrte ich in die Stadt und in meine Wohnung zurück. An einem schönen Morgen begab ich mich hinaus zum Arzte. Er war eben nicht in feinem Zelte. Ich machte indessen einen großen Spaziergang durch die hübschen Gärten. Man findet zwischen denselben die Ruinen mehrerer Landhäuser und Mauern von dauerhafter Bauart, doch nichts Antikes. Nach langem Warten erschien endlich der Aeskulap in Begleitung des Karabach (Schwarzkopf, sonennen die Türken alle Griechische Geistliche, besonders die Bischöfe), der beim Pascha feinen Antritts-Besuch gemacht hatte. Die Frau Doctorin warf sich ihm zu Füßen, er segnete fie, und ließ sich dann gemächlich auf dem Diwan nieder, und genoß eine Unzahl Taffen Kaffee, Ta; bak rauchend, von einer Menge anderer Schwarzköpfe umge: ben, die alle, aber besonders die Hausfrau, wie es die Griechi sche Höflichkeit zu fordern scheint, fich mit endlofer, kreischen, der Rede vernehmen ließen. Man bot ihm Honig und Brod, und Alle fielen mit den Fingern darüber her. Mir nur ward nichts davon zu Theil, so hungrig ich auch war. Endlich, nachdem ich mich unendlich gelangweilt, brach er auf, und setzte sich auf den Isabellen, der, nebst dem reich mit Silber besetzten Pferdezeuge, ihm vom Pascha geschenkt war. Nun hatte der Doctor erst Ohren für mich. Seine Frau war in Griechischer Tracht; sie trug einen langen Rock und eine kurze Jacke von roth und weiß gestreifter Seide, einen lan, 334 - gen weißen Schleier, der den Rücken herab hing, und darf über einen thurmförmigen Bund, weiß mit Gold gestickt, und filbergestickte Pantoffeln mit hohen Absätzen, ohne Quartier; um den Hals eine Reihe großer Goldmünzen. Das seltsamste Stück an der Tracht der hiesigen Be wohner ist eine kurze, steife Jacke ohne Aermel, schwarz mit gelben Schnüren, welche ganz die Gestalt des antiken Thorax hat, wie man ihn auf Basreliefs und Vasen, Gemälden sieht. Sie tragen dabei kurze Sackhosen, oder einen langen Rock, und auf dem Kopfe um eine weiße Mütze oft einen schwarzen Bund von thurmförmiger Gestalt. Verdrießlich war mir die mißtrauische Zurückhaltung der Menschen um mich her, die ihnen durch mein Schreiben und Zeichnen eingeflößt seyn mochte. Mit Mühe konnte ich von meinem Wirthe, einem Schiffer, den Namen der drei Vorgebirge erfahren, die ich aus meinem Fenster sahe. Ver: geblich waren alle Fragen nach den Namen der gegenüber liegenden Dörfer. Um die Ruinen bei dem Dorfe Alara im Gebirge zu fehen, bedurfte ich eines ficheren Geleits. Also kleidete ich mich in meine Türkischen Parade : Gewänder, und begab mich verabredeter Maßen zum Herrn Doctor Athanasio hin: aus, um mit ihm eine Audienz beim Pascha zu haben, und die Begleitung zu erbitten. Der Herr Doctor war, wie ge: wöhnlich, auf einem Kohlenbecken mit allerhand Sudeleien und Brauereien beschäftigt. Er hatte nämlich gesehen, daß ein armer Neapolitaner mit aufgelösetem Silber allerlei knal 335 lende Späße veranstaltet, und er strengte jetzt seine Erfin: dungskraft an, dieselben Wunder hervor zu bringen; das beschäftigte ihn so, daß ich mich abermahls sehr in Geduld faffen mußte, denn er versäumte dadurch die rechte Zeit, und der Pascha war schlafen gegangen. Ich mußte fein Erwa chen abwarten. Jener ermahnte mich abermahls, dem Pascha nach dem Rockzipfel zu greifen, welches ich abermahls un: terließ. Der Pascha behielt mich dennoch zu Tische, dessen Gerichte aus Kohl mit gehacktem Fleische, Salat, Bohnen, Pilav und einer kalten Suppe von Pflaumen bestand. Ich erhielt, was ich wollte, und erfuhr noch obendrein, daß Alaja, mit mehreren anderen Städten, Ayans (Großen des Reichs) erblich gehöre, d. h. so lange es der Pforte, oder dem Pascha, der jetzt der stärkste ist, gefällt, sie bestehen zu lassen. Es ist daher nicht Sitte, daß der Pascha in einer Stadt wohnt, sondern er zieht stets von einer zur anderen, wohnt außer derselben, nimmt die Abgaben, hält Gericht, schätzt und avanisiert nach Kräften. Er soll etwa 500 Mann haben. Ich mag aber diese Angaben nicht verbürgen. Bei meiner Rückkunft besuchte mich ein junger Arme nier, der Serraf des Pascha. Von ihm erfuhr ich die Na, men der gegenüber liegenden Orte. Der erste heißt Kastell, der zweite Mahmudler, der dritte, am Cap Karagedik, heißt Sydra, wo Ruinen find. Desgleichen bei Silinta, dem alten Selinus. Dann nannte er mir Kalat Drak, vielleicht Char radrus; dann Mamurieh, wo auch Ruinen, und Anemus Ker lendreh, welches das alte Calendris ist. Wenn Sydra westlich 336 am Cap Karaburun liegt, so kann dieses nicht das Cap Corace fium feyn. Vielleicht wäre also Alaja das alte Coracefium? Der Berg, wo Alaja liegt, schließt auch den Golf von At: talia, indem er an der Ostseite einen anderen bildet, und hat auch eine so auffallende Gestalt; ferner fangen hier die höchsten Gebirge an, wodurch er natürlich die Grenze zwischen Pamphylia und Cilicia Trachea bildet; denn westlich davon werden die Berge niedriger, im Osten übersieht man aber den langen Schneerücken des eigentlichen Taurus. Von hier nach Attalia rechnet man 30 bis 32 Stunden. Auf halbem Wege liegen große Ruinen mit Inschriften, die man Alt, Attalia nennt; vielleicht Perga. Die Lage von Alaja paßt vollkommen zur Beschreibung, die Strabo vom Schloffe auf dem Cap Coracefium gibt, wo Diodor Tryphon sich zurück zog. Vielleicht ist durch das Bauen der Seldschuken alle Spur des Alterthums, bis auf die wenigen oberwähnten Fragmente, verschwunden. - Vielleicht ist auch ein Theil der Mauer alt, denn Mehreres, besonders von den Zinnen, ist fichtbar später aufgesetzt, und aus Ziegeln. Bei dem großen Thurne am Seethore liegt ein Stück einer alten Mauer, schlecht gebaut, von rohen Steinen, und ist schief in die Flut then hinein gesunken. Die fünf Gewölbe scheinen offenbar älter, als die Zinnen von Ziegeln, die darauf gesetzt ward. Meine Wohnung gleicht einem Vogelbauer, worin man einen seltenen Vogel, welcher ich hier wirklich bin, hoch an die Decke oder an das Fenster gehangen hat. Die Wand desvorragenden Kjosks, in dem ich fitze, hat zwischen den 337 dünnen Brettern, aus denen sie besteht, so breite Zwis fchenräume, daß bei geschloffenen Laden noch Licht genug hinein fällt, und oben unter dem schrägen Abdache ist sie völ lig offen. Der Boden ist gleichfalls so durchsichtig, daß ich Luft und Land dadurch sehen könnte, wenn ich ihn nicht mit Teppichen bedeckt hätte. Zwei Wände meines Zimmers bei stehen aus kreuzweis auf einander genagelten schmalen Lat, ten, und in die großen Zwischenräume hat man einige Stücke Holz gesteckt, die indessen fö viele Oeffnungen laffen, daß meine Nachbarn bequem Alles sehen können, was ich mache, fo wie ich ihr Treiben. Die vierte Wand besteht aus rohen, mit Mörtel nachlässig aufeinander gethürmten Steinen, zwis fchen denen man vier horizontale Schichten Holz gelegt hat, um die Wand gerader und fester zu machen. Darin ist ein Kal min oder eine Nische mit hölzernem Schorfteine, der von außen ein kleines schräges Dach hat. Das Dach des Ganzen ist flach, aber ziemlich wafferdicht. Auf den Streckbalken liegen zwei Schichten Latten in entgegen gesetzter Richtung über einan der; die oberen, ziemlich dicht zusammen gefügt, find mit Erde und Grand bedeckt, den zu ebenen, man auf allen Dächern eine steinerne Walze sieht. Die älteren sind mit Grafe bewachsen, und gleichen mitunter nach dem Regen klei nen Teichen. Anhaltendes Regenwetter verleidete mir den länger ren Aufenthalt, aber die Tage entflohen unter fruchtlosem Suchen nach Pferden, die sich alle jetzt im Tscheireh bei finden, d. h. man vertheilte sie auf das Land, um sie mit 22 338 dem frischen Grafe und Klee zu mästen. Ich wandte mich an den Scheher Emini (Stadt-Intendanten), an den Suba: schi (Polizei Vogt), an den Serraf Paschi (Wechsler des Pascha), an meinen Chawas (Schutzbedienten), aber um sonst, wiewohl ich versprach, was man wollte, voraus zu zahlen. Die Leute fürchteten, ich möchte durch den Pascha doch Mittel finden, die Bezahlung zurück zu halten. Meine Abreise ward aber um so dringender, je mißlicher es mit mei; nem Unterhalte aussah. So konnte ich ja für kein Geld Fleisch zu kaufen finden, und mußte mich von Mitgebrach: tem nähren, als: Schinken, Reis, Linsen, Halwa und Sudschuck, d. i. eine Reihe Wallnüffe an einem Faden, den man durch Trauben, Syrup zieht, wie man Lichter zieht. Er verdichtet sich daran, und bildet eine lange, röthliche Wurst, die als Deffert dienet. Ein Glück war es, daß ich noch Cyprischen Zwieback hatte, denn nachdem mehrere Tage hindurch gar kein Brod zum Verkaufe da gewesen, erschien ein so schwarzes, daß man nicht wußte, ob es aus Gerste oder Durra bestehe. Der Pascha selbst aß kein besseres. Durch glücklichen Zufall gelang es Kirkor'n, meine Nah: rung mit einigen Eiern, und mit einem Stücke sehr alten und harten Ziegenfleisches zu vermehren. Da der Schehr. Emini mir erklärte, er könne mir für Geld nicht zwei Lastthiere schaffen, so war ich genöthigt, mich an den Kiaja des Pascha zu wenden, der gleich dem Suba, schi auftrug, fie herbei zu bringen. Wiewohl ich nur Hülfe verlangt hatte, um für mein Geld Reitpferde zu bekommen, 339 so mußten diese doch genommen werden, da die Leute so dumm waren, fiel nicht mit Gutem hergeben zu wollen. Der gestalt erhielt ich ein Pferd und ein Maulthier, aber ohne Zür gel und Sattel. Man stellte es mir anheim, wo ich beide die Nacht unterbringen und füttern, und wie ich fielreitbar machen wollte. Kirkor dachte, fiel in einen Chan zu stellen; er merkte aber, daß der Besitzer bei der Hand war, das ihm mit Ge; walt genommene Thier mit Gewalt wieder zu entführen. Er band sie also nahe am Hause an, hatte aber kaum den Rü, cken gewandt, so kam der Eigenthümer des Maulthieres, und führte dasselbe hinweg, ohne auf das Ansehen des Pascha oder Kiaja oder Subaschi zu achten, und als diesem die Ge; waltthat geklagt ward, ermahnte er nur, das Pferd die Nacht über zu bewachen, und versprach ein anderes Maul thier. Kirkor stellte also das Pferd in den Gang vor mei nem Zimmer, und hatte auch einen schlechten Sattel und Zaum für einen Piafter gemiethet. Einen solchen Beweis der Anarchie hatte ich bis dahin nir gend im Osmanischen Reiche erfahren! Die hiesigen Stadtber wohner kümmern sich aber wenig um den Pascha, der nicht in ihren Mauern kommen darf, und sind entweder zu dumm oder zu nachläffig, um von einer Gelegenheit zum Erwerbe Gebrauch machen zu wollen. Das versprochene Maulthier erschien nicht an dem bei stimmten Tage, vielleicht weil es der erste April war! In deffen dauerten Regen, Sturm, Donnerwetter und Hagel ununterbrochen fort. Ich erfuhr, daß der Pascha einen Tat 340 taren nebst einem Tschokadar (Kammerdiener) feines Kapi Kiaja (Sachwalters) in Konstantinopel dorthin absenden würde. Ich gab also meine Untersuchungs; Reise auf, wie leid es mir auch that, Alara nicht zu sehen, welches ich für das alte Hemonaxa halte, und auch Sydra, welches mir vor Augen lag, ohne daß ich Mittel zu finden wußte, hin zu kommen. Ich fürchtete aber, wenn ich die Gelegenheit, mit diesem Tatar zu gehen, jetzt versäumte, hernach eben so wenig Pferde zum Weiterreifen zu finden, als ich, Trotz al: ler Bemühungen, für solche kleine Fahrt fie finden konnte. Zudem hätte mich das schlechte Wetter am Zeichnen, Mes fen u. f. w. gehindert, und die Rückkehr der guten Jahres, zeit konnte ich unmöglich abwarten. Die Berge waren jetzt, die nächsten und niedrigsten ausgenommen, mit Schnee bedeckt, und es hatte alle Tage so grobe Schloffen gehagelt, daß ich nicht leicht etwas Aehnliches gesehen habe. Sie glichen an Größe den Bohnen, und deckten die flachen Dächer in einem Augenblicke weiß; doch dauerten die Schauer nicht lange. Ich machte dem Pascha endlich meinen Abschieds. Bei fuch. Er empfing mich höflich, versprach mir die gewünschten vier Pferde und Empfehlung an den Pascha von Beifchehri. Kirkor kaufte das nöthige Sattel, Geräth, und ich glaubte (am 3. April) den letzten Spaziergang durch die sumpfige Ebene zu machen, welche die Stadt und ihren Berg an der Nordseite umgibt, bis zum Meere. Es war der Weg nach Atta, lia, und ich begegnete einigen mit Eisen beladenen Kameelen, die dahin gingen. Das klare Wetter ließ die schneebedeckten 341 Berge an der anderen Seite des Golfs von Attalia deutlich wahrnehmen; eine schöne Ansicht. Ich machte auch noch ei: nen Gang durch die Begräbnisse. Hier begegnete mir ein Aga, der mich fragte, ob ich Kairo schon lange verlaffen, denn durch meine Tracht galt ich hier, wie in Cypern und Da mashk, auf den ersten Anblick immer für einen Aegypter. Am Abende gab mir Kirkor eine Suppe von Reis und Tehia, d. i. eine Maffe Korn, die man mit sauerer Milch kocht, zusammen knetet und aufbewahrt. Will man sie es fen, löfet man sie auf, und macht eine mehr oder minder schleimige und nahrhafte Suppe daraus. Ferner runde Stücke von Halwa mit Sesamkörnern besteckt; gewiß der Sesamkuchen der Alten, welcher in Lucian's Gastmahl c. vorkommt. So wenig ich auch von beiden aß, so bekam es mir doch sehr übel. Seit Sonnen-, Aufgang war ich reisefertig am nächsten Morgen; aber die versprochenen Pferde kamen nicht, und die neuen Versuche, sie zu erhalten, blieben an diesem und an dem folgenden Tage vergeblich. Aber unterdessen erheiterte sich das Wetter, und ich begab mich zum Zeitvertreibe hinaus zum Kiaja des Pascha, der in Kaminiezk gefangen gefeffen, und etwas Ruffisch radebrechte. Er pries den Thee und Cham; pagner, den er dort genoffen, und vertröstete mich auf den fol: genden Tag. Ich machte auch im Vorbeigehen die Bez kanntschaft des Kulladschibaschi oder Magazin Aufsehers ei: nes Armeniers, und erfuhr, was mir einiger Maßen zum Troste gereichte, daß eine Ladung armer Pilger schon zwei 342 Monate hier weilt, mit der quälenden Aussicht, die Zeit der Pilgerschaft zu versäumen, und erst nach Ostern in Je: rusalem anzukommen. Ich besuchte jetzt öfter, um mich zu zerstreuen, die öffentlichen Plätze, wie wenig auch das Volk hier Anziehendes für mich hatte. Man kann aber nichts Antikeres sehen, als wenn die jungen Leute sich mit aufgestreiftem Aermel im Dscherid-Wer fen üben. Diese Uebung zu Pferdemag wohl Alt-Perfisch und Arabisch feyn. Hier üben sie sich aber zu Fuß, nach Art der Alten, im Wurfspießschleudern, von einem flachen. Da che zum anderen, deren man sich überhaupt hier nach Belie ben, als Hof oder Straße bedient. Sehr oft fahe ich sie. von einem Dache zum anderen, über die engen Gaffen hin: weg springen, wie die Katzen. Ich war der Verzweiflung nahe, weil die schlechte Diät fehr nachtheilig auf meinen Gesundheits-Zustand wirkt te, als endlich (am 7. April,) Kirkor mit einem Knaben, als Surudshi (Führer), und drei guten Postpferden erschien. Zwischen 2 bis 3 Uhr Nachmittags wurden wir endlich er, löfet. 4 44 d 4 d (dddddddd) - 343 35. Ueber Saberlar, Iwat, Karas und Kirli nach Bei Schehri. Trotz der Tüchtigkeit der Pferde begann die Reise doch sehr langsam. Es gibt hier keine eigentliche Poststraße, und der Führer ging zu Fuße, das Packpferd nach fich ziehend. Wir ritten durch die grüne, sumpfige, von kleinen Bergwaffern getränkte Ebene, welche Alaja von der nahen Gebirgswelt trennt, und die eigenthümliche Lage des Orts trat noch seltsamer hervor, indem man auf dem Wege nur eine Reihe Thürme und Mauern am Rande eines Abgrund des sieht, nebst einem Paar vereinzelter Felsen am Ende des Vorgebirges. Dahinter erscheinen die beschneiten Höhen des Taurus bis zum Selentaburun. Vor mir fahe ich im mer die Schneeberge Lycien's. Bald verließen wir die Ebene, und ritten auf steilen, stufenförmig gepflasterten Wegen (Klimax) hoch am Meer res-Ufer hin. An mehreren Orten hat das Waffer den Con: glomerat Felsen in Form von Bogen und Grotten tief aus: gehöhlt. Dieselben sehr verwitterten Blöcke drohen oft furchtbar, über den Kopf des Reisenden herabhängend. Auch Glimmer, Schiefer und dichten grauen Kalkstein mit weißen Quarz-Adern findet man, wie in Alaja. Mehrere Buch: ten begrenzen den Ausgang kleiner Bergthäler, in welchen 344 -h hin und wieder ein mageres Gerstenfeld von Bächen bewäft fert wird, deren Mündung größten Theils versandet ist. Allen war jetzt von dem frischen Grün des Frühlings Reitz verliehen. - - Unzählig ist die Menge der Ruinen von Häusern, Thürt men und Schlöffern auf den Bergen umher; aber vergebens fragt man das rohe Volk nach den Namen derselben, so wie nach den der Bäche. Wenn ein Ort nicht mehr bewohnt ist, geräth er bald in Vergessenheit; man bezeichnet ihn im Allge meinen, als ein Gemäuer der Ungläubigen oder eine Ruine, und Bäche, welche im Sommer austrocknen, gelangen gar nicht zu der Ehre eines eigenen Namens. Die Reste eines Chans im ersten Thale nannte man mir jedoch Ak: Chan; das fol: gende Schloß am Berge aber nur schlechtweg Oerea, die Ruine. Endlich kamen wir in eine lange bebaute Ebene längs dem Meere, wo auf einem Hügel Trümmer eines großen Ortslagen, und einer Wafferleitung, die dahin führt te; Alles mit Gebüsch bewachsen. Auch dieser hieß nur ein Gemäuer der Ungläubigen. Die folgenden Berge und Vor gebirge sind mit ähnlichen bedeckt; aber an keinen dieser Trümmer habe ich Spuren des Alterthumes wahrnehmen können, Es find zerstörte Gewölbe und dünne, fchlechte Mauern von rohen Kiefeln und Ziegeln, meist angeweißt. Es scheint, als ob dieses Land früher, vielleicht unter den Seldschuken, stark bewohnt gewesen fey; jetzt sieht man nur arme Nomaden, Türkischen Stammes, Püruk genannt, die mit ihrem fehr winzigen, schwarzen Horn: 345 Viehe die grünen Hügel Pamphylien's inne haben, die wir betraten. Die Berge senken sich hier allmählig herab, find nicht hoch, Theils Weide, Theils mit niedrigem Gestrüppe bewachsen. Hochwald verschwindet immer vor den Not maden. - Unweit der zerstörten Wafferleitung verließen wir das nordwestlich laufende Meeres-Ufer, nahmen eine ganz nördli che Richtung, und stießen auf unsere Gefährten, den Tatar Osman und den Kapi Kiaja Tschokadar, Namens Ali Aga; es waren unserer überhaupt neun Reiter und drei Fuß, gänger. Wir übernachteten drei Stunden Weges von Alaja in einem Dorfe der Yüruken, größten Theils aus Strauch Hütten mit Rohr gedeckt bestehend, in deren keine man uns gutwillig aufnehmen wollte. Die Weiber widersetzten sich, und sahen gar beifällig, daß große Viehhunde uns den Ein- gang streitig machten; aber endlich wurden beide beschwicht tigt, und wir erhielten noch obendrein ein gutes Abend Brod von Bohnen, Bugrus (Weizen, Grütze) und faue, rer Milch. Mit der Sonne brachen wir auf, und ritten bald durch schöne, grüne Thäler, bald über steinige Berge, die immer höher stiegen, endlich durch große Fichtenwälder; die Wege wurden immer schlechter. Das Gebirge gleicht auffallend dem zwischen Antiochien und Laodicea: auf einer Seite die Ansicht des Meeres, auf der anderen die Schnee Rücken des Taurus. Bei einem Paar Hütten, von Maul: beer-Pflanzungen und Bohnen Feldern umgeben, kamen 346 wir über den Fluß Karpus Permak. Wäre das etwa der Melas, und die am Tage zuvor gesehenen Trümmer eines großen Orts das Pamphylische Ptolemais der Vorzeit? Dann führte uns eine schwankende, schmale Holzbrücke ohne Geländer über den klaren und reiffenden Ai Nikolaz (St. Nikolaus :) Fluß, dessen zum Hafen dienende Mündung, mit einer kleinen Insel in derselben gleichen Namen führen, und aus der Ferne gesehen werden konnten. Vielleicht der Eurymedon und der Hafen Aspendus? Die Entfernung von Alaja beträgt sieben Stunden. Ruinen zeigten sich die fen Tag über fast keine. Das Thal jenes Fluffes war ange, füllt mit den schönsten, frisch grünenden Platanen, um wel, che Reben und andere Schlingpflanzen in herrlicher Blüthe fich wanden. Um zwei Uhr lagerten wir uns in einem bequemen Haufe des Dorfes Saberlar, das überhaupt zwar klein, aber nicht übel gebaut ist. Die Häufer haben meist zwei Stockwerke, und im unteren ist Stallung für die Pferde. Die Bauart bleibt von Alaja durch das Gebirge bis hierher dieselbe, indem man rohe Steine mit und ohne Mörtel auf einander legt, und dazwischen dünne und schmale Bretter. Die Dächer find schräge, mit Brettern oder vielmehr dün nen Latten gedeckt, die man, wie auf den Schweizerischen Sennhütten, mit Steinen belastet hat. Die Yüruken hören hier auf (etwa neun Stunden von Alaja), und die Gegend wird angebauter. Aber ich konnte am folgenden Tage (9. April,) ihrer 347 wenig genießen, wegen des unaufhörlichen Regens, der schon in der Nacht begann, und uns die vollen neun Stun, den Weges, die wir zurück legten, verfolgte. Die schlechte Straße glich einem Bache mit Wasserfällen. Wir überklett terten hohe, steile Berge mit Kiefern bewachsen, folgten dann dem steinigen Bette eines Gießbaches, der im Schatz ten der schönsten uralten Cedern und Platanen sich herab stürzt, und dem reißenden Alara Fluffe (Kestrus?) zueilt, deffen Bett in einem unbeschreiblich wilden und engen Thale, zwischen hohe, waldbewachsene Felsen eingeklemmt ist. Das gleichnamige Schloß liegt weiter unten, in der Nähe einer Brücke. Diejenige, welche uns hier über denselben führte, besteht aus einem einzigen, kühnen und schönen Bo gen, Saracenischer Bauart, wie es scheint. Dann ging es wieder bergan, bis zu einem Chan, der auf der Höhe des Weges liegt, wo das Nadelholz den herrlichsten Buchen und Platanen Platz macht, und einem Baume, der eine glatte, feuerrothe Rinde und die Blätter eines Apfel, Baumes hat (Arbutus Andrachne L.?). Sein Holz soll an der Luft schwarz werden. Unzähliche frisch ausgeschlagene und blühende Ge; fräuche beschatteten den Weg. Die im Gebirge am meisten verbreitete Steinart ist ein dichter, grauer oder röthlicher Kalkstein mit weißen Adern; dazwischen findet sich Conglomerat und Glimmer Schiefer. Die hohen Felsen, die hin und wieder steil aus den Wäldern hervor ragen, find entweder roth oder gelb, und sonst bunt geadert, von glänzenden Farben, und bilden 348 mit dem frisch grünen Moose und den Blüthen unbeschreibt - lich schöne Farben Mischungen. Eine Brücke aus einem einzigen dünnen Bogen (des: halb Eghri oder Tschengil köpri genannt,) führt über den Karga Fluß, der, von Regen, Waffer angeschwollen, wir lange in seinem tiefen Thale tosen hörten, ehe wir ihn fe: hen konnten. Er soll für kleine Schiffe fahrbar feyn, und bildet durch eine Mündung einen nach ihm benannten Har fen. Neben der Brücke ist ein Chan, wo wir gegen Mit tag etwas ruhten, und auf dem Wege fand ich mehrere Bes gräbniß Plätze von rohen Steinen, stets im Schatten schö: ner, alter Bäume. Nach langem und mühseligem Klettern erreichten wir ein weites, grünes Thal, von feilen und seltsam gezackten Waldbergen umgeben, und in der Nähe eines schmutzigen Chans zogen wir über eine Brücke des breiten und reiffenden Ak; Su, der sich vier Stunden östlich von Attalia in's Meer ergießt. Wir ritten dann feinem Laufe entgegen, in einem engen Paffe von unabsehbar hohen, schwarzen Felsen mit Wald bewachsen stets an der steilen Wand fort. Der Fluß füllte die ganze Tiefe des Thales aus. Hinter dem Paffe kamen wir in ein anderes weites Thal, wo unzählige Gieß bäche dem Hauptfluffe zuströmen. Es war meist über fchwemmt; aber feine Vegetation merklich verspätet. Unter heftigem Regen erreichten wir im Dunkeln das große, zerstreut an Felsen gebaute Dorf Oeken: Paka, wel, ches dem Pascha von Tschimit oder Marla gehört, dessen 349 Daseyn mir zuvor unbekannt war. Hier ruhten wir die Nacht über; aber am folgenden Morgen hinderte der kalte Wind nicht im mindesten den frühen Aufbruch. Der Weg führte über zertrümmerte Felsenberge, die nur mit dünnem Ge; sträuche bewachsen sind, und nach vier Stunden hatten wir Ilwat oder Al Seki erreicht, wo wir Pferde wechseln soll, ten, und keine vorfanden. Der Ort, an einen stufenförmigen Kalkfelsen gelehnt, ist ein großes Dorf, zum Paschalik Alaja gehörig. Die umliegenden nackten Felder, welche in jährlicher Abwechse: lung Sommer Weizen und Baumwolle tragen, fahen steinig aus. Die nahen Berge find mit dünnem Gestrüppe bewach, fen; die fernen hohen in Osten glänzten von Schnee, der im Junius größten Theils wegschmelzen soll. Die hiesigen Land leute gefallen mir nicht übel. Ueberhaupt find die Menschen von Alaja bis hierher ein sehr schöner Schlag; hohe schlanke Gestalten von Griechischem Profil. Die Männer tragen dichte und lange schwarze Bärte. An den Mädchen bei merkte ich einen seltsamen Kopfputz, ähnlich den zuckerhuth förmigen Mützen der Köche des Großherrn, mit Paras besetzt. Statt der Pferde erhielten wir endlich um 10 Uhr Vormittags Maulthiere. Das Klettern hörte noch nicht auf, doch führte der Weg oft bequemer durch hohe und lange Bergthäler fort, zum Theil mit Eichen bewachsen, die aber noch laublos waren, wogegen die Höhen durchgängig mit Fich, ten bekränzt sind. Zuweilen erblickte ich ganz nordische Land 35o schaften. Auch die Verwahrlosung der Wälder erinnerte mich an mein liebes Vaterland, so wie an Syrien. Große Stämme, halb abgebrannt und angehauen, versperren in die Quere liegend den Weg, und wo sie für die Pferde zu hoch sind, hat man Stücke heraus gehauen; zu Brettern werden die Bäume zerspalten, nicht zerschnitten, da Sägen hier nicht gebräuchlich find. Wir kamen an mehreren kleinen Chans von unwirth, lichem Ansehen vorbei, und stiegen endlich einen steilen Berg hinab, in ein weites, grünes Thal, in welchem sich das Regenwaffer so hoch gesammelt hatte, daß wir einen Umweg nehmen mußten, um zu dem Dorfe Karas auf der Westseite zu gelangen, das an einem Felsen hängt. Berge mit großen Fichtenwäldern umschließen das Thal, und über diesen erheben sich rund umher unendlich hohe Schnee Gipfel. Nicht weit von Karas fahe ich Säulen Fragmente in einem Begräbniß, Platze. Dies bewog mich, zu einer Art von Thurm aus großen Quadern, der sich mir über dem Dorfe auf einem Felsen zeigte, hinauf zu klettern. Unter Weges fand ich ein mit Blumen geziertes Fragment eines Sarkophags oder Altars; und oben angelangt, entdeckte ich mit Erstaunen, daß, was mir von unten wie ein Thurm geschienen, die hoch aufgemauerte Platteforme, oder das Fundament eines Tempels fey. Man kann seine Gestalt nicht genau ausmitteln, weil der Boden überall voll großer Steine liegt. Er scheint von Norden nach Süden fünfund: 351 zwanzig Schritte lang, und von Westen nach Osten zehn Schritte breit gewesen zu feyn. An der Ostseite liegen die Trümmer von drei bis vier cannelirten Säulen und ein Korinthisches Capital. Im Innern häufen fich Fragmente des Gebäudes, rund zu Bogen ausgehauene Steine, Ge; fime mit Schlangen Eiern, Zahnschnitten u. dgl., Alles sehr verwittert. An der Nordseite scheinen von außen glatte Säulen gestanden zu haben. An der Westseite fin: det man, vielleicht von einer eingestürzten Thür, ein schmal les Giebel, Fronton, mit schlecht gearbeiteten Triglyphen versehen, worunter Zahnschnitte; in der Mitte des Dreiecks eine eben so schlecht gearbeitete Büste, Basrelief, mit breit tem Haarwuchse, das Gesicht unkenntlich. An dieser Seite hat sich das Gebäude weiter erstreckt. An der Ostseite steht ein Altar mit schlecht gearbeiteten Lorbeer, Kränzen. In der verwitterten Griechischen Inschrift konnte ich nur mit Mühe einige Worte entziffern, die keinen Aufschluß gaben. Alle diese Tage fuchte ich vergeblich zu unterschei; den, wann wir über den höchsten Bergrücken kommen wür: den, und immer, indem ich ihn erklettert zu haben glaubt te, fahe ich eine neue Reihe Schneeberge vor mir, zwi, fchen denen sich der Weg meist durch hoch gelegene Thät ler windet. Von Ilwat an umgaben mich Schneeberge von allen Seiten, so daß es scheint, als ob der Gipfel des Taurus aus einer Menge paralleler, und ungefähr gleich hoher Bergreihen bestehe. Vorragende Gipfel und Kup: 352 pen bemerkte ich nicht. Der Weg leitet jedoch über die niedrigsten Stellen. In Osten und Westen scheinen die Züge höher zu werden. Wir speiseten im Dorfe Potamia, und hatten Mühe, wegen des, durch den aufhauenden Schnee überaus schlecht gewordenen Weges, das ärmliche Dorf Kirli, acht Stunden von Karas, zu erreichen. Hier ließen sich nur Weiber sei hen, die erbetene Nachtherberge versagten. Aber Osman wußte sie durch geschickt ausgeheilte Schläge günstiger zu stimmen. Nun fandten wir unser Gepäck voraus, und folgten ihm auf besserem Wege in raschem Trotte nach bis zu ei: ner Höhe, von welcher sich eine weite Aussicht eröffnete über ein Thal, dem Bkaa ähnlich, indem sich die steilen Schneeberge plötzlich in wellige Hügel, und diese in eine Ebene verwandeln, voller Bäche, die nach Süden dem See Seidischehri zufließen. Gegenüber erschien niedriger, aber auch noch beschneit, der Anti-Taurus. So weit mein Auge reichte, verrieth fich keine Spur von Anbau. Die Hügel, aus gelbrothem Sande, verloren allmählich auch ihr dünnes Gestrüpp, und der lehmige Boden war nur mit magerem Graswuchse bekleidet. Hin und wieder weideten Herden, und einzelne, kleine Kameel Karawanen begegneten uns, ehe wir um Mittag. Bei Schehri, an beiden Seiten des Ausfluffes eines gleichnamigen großen Sees (bei Strabo Tatta genannt,) erreichten (13. April). Ich weiß nicht, worauf sich die Meinung derer grün: 353 det, die hier das alte Isaura vermuthen. Spuren davon find keines Weges vorhanden. Die gegenwärtige Stadt, obgleich Sitz eines Pascha von drei Roßschweifen, ist ein höchst elender Ort, nach Landes Sitte gebaut. Ihre beiden Theile find durch einen langen, schlechten Steindamm ver: bunden, der das Waffer durch mehrere Bogen fließen läßt." Nördlich war sie sonst mit einer Mauer umgeben, von wel: cher noch Fundamente übrig find. Der See ist auf drei Seiten von hohen Bergen eingeschloffen, nur in Osten frei, wo, außer Bei Schehri, mehrere Dörfer an seinem Aus, fluffe liegen, der sich in den See von Seidischehri ergießen soll. Aly verzögerte hier unseren Aufenthalt bis zum Abende, und wir nutzten die Muße zu einer guten Mahlzeit, bei wel, cher ich nur zu bedauern hatte, daß die morgenländische Kür che meinem Magen überhaupt wenig behagt. Sie läßt es an Fleisch fehlen. Seit Cypern habe ich nur zu Kirli ein Paar Flügel eines alten Huhns gegessen. Man bereitet aber aus Reis, Grütze, Mehl, Honig, Eiern, Milch und wenigem Gemüse eine Menge wohlschmeckender Speisen. Bei Tische wechselt Süß und Sauer, und den Beschluß macht gewöhnlich eine kalte Rofinen Suppe. h - 4 23 354 36. Ueber Kerelu, Karaagatsch, Jenitschekai, Eghir- dir, Jobarteh (Philomelium) und Sundulkly nach Kiutahia (Cotyaeum). Im Mondenschein verließen wir Bei Schehri in nord: westlicher Richtung, den See entlang reitend, dessen fum: pfiges Ufer von zahllosen Fröschen belebt war. Die unweg famen Stellen hatte man, wiewohl erbärmlich, gepflastert. Zuweilen glaubte ich mich in die Heimath versetzt bei dem Anblicke der Graben auf beiden Seiten des Weges, und der Ziehbrunnen mit einem großen Balken, ähnlich denen in Ethischen Dörfern. Das ganze Land zwischen den beiden parallel von Nordwesten nach Südosten streichenden Berg ketten des Taurus und Anti- Taurus enthält mehr oder min: der weite Thäler, welche durch Hügelreihen, die beide Berg- Ketten verbinden, indem sie quer durch die Thäler fetzen, getrennt werden. Die kleinen Thäler dieser Hügelreihen find beffer gebaut, als die weiten Ebenen, die, Trotz des fruchtbaren Bodens meist wüst liegen, und nur in der Nähe sparsamer Dörfer einige Felder und Gärten zeigen, felten ei: nen Baum. Wir kamen durch das elende Dorf Tschükürkent nach dem großen Flecken Kerelu, am Ausfluffe eines starken Ba: ches, der von Akschehri (Eumenia) kommen soll, und sich hier in den See von Bei Schehri ergießt. Wir erfreuten 355 uns eines guten Nachtlagers auf die zehnstündige Tagereise. Die folgende zeigte uns dieselbe Abwechselung von Berg und Thal und überall Reichthum an Waffer. Der Anbau nahm zu, und einen schöneren Horizont, als die stets sich verwan delnde Gestalt dieser Gebirge umschließt, möchte man nicht leicht finden. Die Dörfer, als Kiakdedeh, Arak u. a. lie, gen in den Thälern unter Weiden und Lombardischen Pap: peln, die von allen wilden Bäumen hier am häufigsten zu sehen sind. Wein- und Obst, Gärten bekränzen sie, worin jetzt die Mandel, Bäume herrlich blühten. Dieses zeugt aber, welchen Einfluß die hohe Gebirgslage auf das Clima äußert, da die Mandeln bei Konstantinopel schon im Ja: nuar, bei Haleb, und selbst bei Heidelberg schon im Februar blühen. Ueberhaupt reicht hier auf der Nordseite des Ge; birges der Schnee weit tiefer herab, und liegt selbst noch in den Thälern und Klüften an Bächen. Die Felder sind mit Graben umgeben, und auf die aufgehäufte Erde derselben pflegt man die Zweige einer Art Zwerg, Eiche, die stachelige Blätter trägt, zu legen, und dergestalt eine Hecke zu bilden. Die Gärten hat man, nach Damashkischer Weise, in Wälle von großen Lehmschollen eingeschloffen, die mit Rohr ge deckt sind. - Aus demselben Stoffe bestehen die Häuser unter fla chen Rohr Dächern. Sie find aber nicht übel gebaut, zum Theil groß und geräumig. Man bewohnt den ersten Stock, vor welchem eine hölzerne Galerie ist, zu der man durch eine Treppe von außen gelangt, und worin weit vorspringen, 356 de, mit einem Geländer versehene Diwans angebracht sind. Das Zimmer enthält mit Holz getäfelte Nischen und Schrän ke, mit Holz vergitterte Papier-Fenster und eine hölzerne Gal lerie, bei welcher der Eintretende Stiefel oder Pantoffel läßt. Auf der Diele liegen grobe Filzdecken, und im Hintergrunde ist ein Kamin aus Lehmpatzen, worin stets eine große Kanne Waffer am Feuer steht, um Kaffee machen zu können. In diesen Gegenden fängt die Opium, Cultur an, wo durch diese Provinz berühmt, und dessen Hauptmarkt in Alfiom Karahiffar ist. Ich sah eine Menge Weiber auf den Feldern beschäftigt, die Erde zwischen den jungen Pflanzen mit klei nen Hacken vom Unkraute zu reinigen. Man pflügt hier zum Theil mit Büffeln, und von Karas an fand ich die ge: wöhnlichen Asiatischen Bauer Wagen mit sehr dünner Achse. Die Näbe ist halbrund, und. Statt der Felgen haben sie sechs Bretter, die durch den eisernen Ring zusammen gehalt ten werden. In allen Dörfern grüßten mich Hunde von ei: ner langhaarigen, kurzbeinigen Rage der Schäfer, Hunde; fie haben aber einen großen, starken Körper, und find Haus, Thiere; nicht wild, wie sonst in der Türkei. In Bei Schehri hatte Kirkor mit dem Tatar einen Contract geschloffen, mich für 200 Piafter, ohne weitere Ausgabe von meiner Seite, nach Konstantinopel zu bringen, wo ihm dann noch ein Bachschisch gezahlt werden soll. Zu Mittag waren wir in dem großen Flecken Karaa, gatsch am Delitschei, der nach der Sage durch das Gebirge in's Meer fließen soll, welches mir aber unglaublich scheint. 557 Von dort ritten wir nach Jalowatsch, zum Theil im gestreckt ten Galopp, das Dorf Kelekelbir vorüber, am Fuße rother Sandberge. Ueber ihnen erheben sich grüne, langgestreckte Rücken, über diesen blaue Berge und endlich mächtige schneebedeckte Spitzen, besonders der Berg von Akschehri gegen Nordwesten und der von Isbarteh gegen Südwesten. Der weiße Schnee stach seltsam ab gegen die frisch grünen Kornfelder, welche Thäler und Höhen bedeckten. Weiter kamen wir durch Jenitschekai, wo man, wie in manchen anderen Orten, Brunnen. Einfaffungen und Tröge sieht, die von älterer Zeit zu stammen scheinen. Wir fanden ein gutes Nachtquartier, aber schlechte Aussicht für unser weiteres Fortkommen. Der nach Damashk bestimmte Pascha hatte nämlich für feine Reise über 300 Pferde aus fchreiben laffen. Um dieser Avanie, und den bei solchen Reiz fen gewöhnlichen Mißhandlungen zu entgehen, waren alle Bewohner der Städte und Dörfer auf seinem Wege entflo: hen, und das Land lag für den Augenblick noch wüster, als gewöhnlich. Die Regierungs-, Beamten fahen sich genö, thigt, alle benachbarten Provinzen in Requisition zu setzen, um Pferde auf der Straße nach Konia zu schaffen; daher das Ausreißen der Bewohner und Pferde. Mangel sich auch auf unserem Wege zeigte. Dieses zwang uns, die gerade Straße zu verlaffen, und zurück, füdwärts nach Isbarteh zu gehen, um dort auf eine andere Poststraße zu kommen. Wir waren froh, um zehn Uhr Morgens mit ziemlich schlechten Pferden weiter geschafft zu werden. 358 Bis dahin befahe ich mehrere antike Fragmente, an welchen Jalowatsch reich ist, und fand unter anderen an ei: nem Brunnen einen Stein mit Lateinischer Inschrift einge: mauert, so daß die Buchstaben von oben nach unten gelesen werden mußten. Es war ein Denkmaal, welches M. Tibet rius einer Veteranen Legion gesetzt hatte. Leider fehlte die Muße, genauere Forschung anzustellen, wozu Stoff vorhan, den zu feyn fähien. Unweit des Dorfes kommt man über einen kleinen verlassenen Türkischen Begräbniß Platz, voll Stücke runder und cannelirter Säulen, Gesimse 1c., unter andern ein schön gearbeiteter Fries von grauem Marmor, mit Blumen, Verzierungen. Ueber den Aktchai gelangten wir zum großen Dorfe Jagtschilar; dann ritten wir über grüne Höhen, von deren Gipfel ich den See von Isbarteh erblickte, mit den hohen Schneebergen im Süden, deren einer den Schnee immer behalten soll. Zur Rechten, am Fuße kahler Felsen ließen wir das Dorf Körkas. Nahe am See liegen zu beiden Seiten des weiten, sumpfigen Thales, einander gegenüber, die grd ßen Dörfer Awfchar und Jenitschekai. In letzterem kehrten wir im Posthause ein. An einem, demselben gegenüber lie, genden Harem feines Eigenthümers ist ein antiker Grabstein, leider so hoch eingemauert, daß ich ihn nur unvollkommen abschreiben konnte. Ein Spaziergang um das Dorf zeigte mir nichts Bemerkenswerthes. Ahmed Aga, unser graubärtiger Wirth, ist der Ajan, oder Erbbesitzer des Landes, und hat das Ansehen eines 359 wohlhabenden Mannes. Ueberhaupt scheinen mir in der Türkei, wie in Europa, die Landjunker der glücklichste Stand. Diesem mußte der Tatar aber vorlügen, er fey im Dienste des Pascha von Bei Schehri, vor welchem er Re: spect hatte; denn im Namen des Pascha von Alania hätten wir keine Pferde bekommen. So schickte er aber eigends nach Awfchar hinüber, um die fehlenden Thiere herbei zu fchaffen; denn jetzt besteht unsere Karawane stets aus eilf Pferden, nämlich aus vier Reitpferden für uns, vier Packpfer den, zwei Pferden des Postillions und einem losen Hand Pferde zum Wechseln, im Falle der Noth. Die Packpferde werden eins mit dem Kopfe an den Schweif des anderen ge: bunden, und der Postillion führt das vordere am Zügel, währ rend der Tatar dem Säumigen mit der Peitsche nachhilft. Wir wollten erst uns mit einem Boote über den nahen See setzen laffen; da aber keines aufzutreiben war, mußten wir uns entschließen, zu Lande einen Umweg von funfzehn Stun, den zu machen. Am Abende lud man uns in einen geräumi gen, mit Teppichen, Matratzen und Holzgetäfel wohl vers zierten Saal, und wir theilten das Abendmahl des Aga, welches aus wenigstens einem Dutzend Schüffeln bestand. Nach dem Abendeffen unterhielt er die Gäste mit Erzäh, lung feiner Kriegsthaten gegen die Ruffen. Wir hatten zum Abendessen unter Anderem zweierlei vortreffliche und große Fische, woran der See sehr reich ist. Endlich wurde, wie gewöhnlich, die ganze Diele, wie in einem Lazareth, mit Matratzen bedeckt, worauf sich die Fremden, deren Logis 36o dieser Saal war, niederließen, nachdem der Ajan sich in feinen Harem begeben. Wir brachen (am 16. April) früh auf, und fast mit leer rem Magen; denn man gab uns nichts, als ein Paar Taf, fen Kaffee. Die Pferde waren gut; wir ritten längs dem östlichen Ufer des Sees fort, nach Süden. Der Boden ist sumpfig. Wir wateten bis über den Bauch der Pferde im Waffer durch den reißenden Aktchai, unweit des Orts, wo er sich in den See ergießt. Nach einem Ritte von mehreren Stunden kamen wir zu einer steilen und engen, an den Felsen aufgemauerten Straße, die sich zuerst hinter einem vom Berge abgelöfeten Felsen durchwindet, der spitz und nadelförmig, wie ein großer Thurm über den See sich erhebt. So läuft die Straße eine ganze Strecke am Felsen fort, links eine fenkt rechte, mannigfach zerriffene Wand bildend; rechts fieht man tief in das klare, grüne Waffer des Sees hinab, und über schaut die fernen blauen Berge feines Ufers, über denen sich im Süden und Norden eine hohe Schneekoppe erhebt. Ge; genüber, am Fuße eines schwarzen Felsens, der eine doppelte, -, kegelförmige Spitze hat, sieht man die Stadt Eghirdir liegen, - nebst den Inseln Difhennada und Nis. Hinter diesem Paffe kommt man zu einer Halbinsel, die mit den schönsten Gärten bedeckt ist, wo sich ungeheuere Reben um Platanen von co: loffaler Dicke schlingen, und schäumende Gießbäche von den steilen Felsen fallen. Einen derselben hat man durch eine hölzerne Rinne auf eine Mühle geleitet. Dieser reizende Ort heißt Haffan dagh. Ehe man zu dem Felsen, Paffe am 361 See gelangt, findet man die Trümmer eines Chans von großen Quadern. - Hinter Hassandagh reitet man mehrere Stunden schräge am Abhange steil in den See stürzender Berge fort, die mit niederem Gestrüppe bewachsen find, und gelangt dann zu einem ähnlichen Gartenlande, welches dem, hoch oben am Berge, im Winkel eines steilen Thales liegenden Dorfe Karabagh gehört. An den Stellen, wo kein erfrischender Wind vom See oder von den Schneebergen blies, stach die Sonne unerträglich. Hinter Karabagh folgt ein ähnlicher Bergweg und dann das Südende des Sees. Hier beginnt ein weites Thal voller Gärten, die von einer Seite der grauen und steilen Felsen zur anderen reichen, und die Som mer Wohnung der Bewohner von Eghirdir sind. Das See Ufer, von dem man mehrere Reste steinerner, gewölbter Brücken, über jetzt versandete Arme des Baches, fieht, ist sumpfig. Am Ende desselben führt eine schlechte Holzbrücke über den breiten und reißenden Kirkgjetschid, Fluß (Catar rhactes), der hier aus dem See tritt, und nach Attalia fließt. Eine gepflasterte Straße führt durch die Sümpfe des Thales eben dahin. Wir ritten nun am Fuße des hohen Felsens fort, an welchem die Stadt Eghirdir liegt, einen zer: störten Chan und Begräbniß Platze mit alten Cedern vorbei, über einen vom Felsen fallenden Gießbach, durch das Thor einer schlechten Mauer, die quer über den Weg vom Fel, fen zum See läuft, dessen Ufer mit schönen Bäumen bewacht fen ist, 362 Eghirdir liegt zum Theil wie Alaja, doch nicht ganz fo steil, am Hange eines Felsen. Dieser Stadttheil hängt durch eine Landzunge mit einer felsigen Halbinsel zusammen, deren Eingang durch alte Thürme und Mauern befestigt ist. Die an ihnen befindlichen Arabischen Inschriften waren zu unleserlich, und mir fehlte die Zeit, mich lange dabei aufzu halten. Die Bauart besteht abwechselnd aus Ziegeln und Quadern. Der Woiwode, der vom Pascha zu Attalia ab hängt, hatte ein gutes Serai; auch gibt es ein Paar hübsche Moscheen, wovon die größere ein, im ächt Maurischen Styl verziertes Thor und Spring Brunnen hat, von unendlich mühsamer und reicher Arbeit. Im Hofe stößt man auf Säulen: Fragmente. Vor der Stadt liegen die erwähnten Inseln, eine kleine, Difhennada genannt, mit einem Haufe und Garten des Statthalters; die größere, Nis, von Griechischen Fi; fchern und Webern bewohnt. Hier begegnete mir, daß NON mich, wegen meines schnellen Gehens und Fragens nach einem Boot zur ueberfahrt nach den Inseln, für einen Flüchtling hielt, den man seit einiger Zeit suchte, und zum Tatar kam, sich höflich darnach zu erkundigen. Die Leute waren hernach nicht wenig verlegen über den Irrthum. Die Boote sind schlecht, vorn und hinten hoch, unten fchmal, ohne Kiel, mit einem Wulste von Rohrbündeln an beiden Borden. Alle Gärten hiesiger Gegenden bringen eine Menge kleiner, vortrefflicher Pflaumen hervor, und zu Mittage er hielt man gewöhnlich ein Compot davon, welches den sonst 363 gewöhnlichen Bekmes sehr vortheilhaft ersetzt. Das Brod wird hier nach Europäischer Art gebacken, und nicht mehr in dünnen Faden, wie sonst gewöhnlich. Es ist von Weiz zenmehl, aber ziemlich schwarz. Nachdem wir gegessen, brachen wir auf, als eben der Muefin zum Nachmittags, Gebete rief. Wir hatten nur die Postillions getauscht nebst ihren Pferden, und behielten die unferigen bei, weil im Orte keine zum Wechseln waren. Wir fanden an der anderen Seite des Felsens noch einen - Theil der Stadt, und eine breite Straße, durch ein eisenbe: schlagenes Thor versperrt, führte an einzelnen Moscheen, Türbehs und Gärten und einem Walde uralter Cedern vor bei. Die Ansicht des Sees, mit den ihn umgebenden röth lichen Felsen Ufern, blauen Gebirgen uud fernen Schnee, Spitzen, nebst den beiden Inseln voll grüner Gärten mit schlanken Pappeln, die Stadt bergan klimmend, und die Ruinen des Schloffes auf der Halbinsel, kann sich vollkom men mit der berühmten Borromäischen messen. In Jenitschekai fah ich zuerst am Harem des Ajans wieder ein Europäisches Dach von rothen Ziegeln. Es find hier alle Dshamien und Serais so gedeckt, und man sieht Feuereffen von Ziegelsteinen. Die gewöhnlichen Häuser find aber auch hier von rohen Steinen und Brettern, und haben flache Dächer mit Grand bedeckt. Daß das Holzwerk nicht angemalt worden, gibt der Stadt ein schwarzes Ansehen. Auch die Kaffee, Mühlen, welche hier, wie in allen besseren Orten Anadoli's, Statt der sonst gewöhnlichen Arabischen 564 hölzernen Mörfer, im Gebrauche sind, haben die Europäi fche Form. - Bald stiegen wir vom Berge hinab in ein sumpfiges Thal einen Bach entlang, der nahe bei der Stadt entspringt, und hinter den Ufer; Bergen dem See zufließt, den wir bald aus den Augen verloren, und auf einem guten Wege fast immer in der Ebene forttrabten. Es wurde bald dunkel, und wir ritten mehrere Stunden so im Finstern stets raschen Tra: bes fort. Bis nach Isbarteh (Philomelium) hatten wir sechs Stunden, und also an diesem Tage in einem Striche funf zehn Stunden zurückgelegt. Wir kamen (den 16. April) ge: gen 9 Uhr an, und mußten lange an der Thüre des Post- Hauses lärmen, bis man uns aufmachte. Nach dem Abend effen eilten wir zur Ruhe; es legte sich, wie gewöhnlich, die ganze Post: Dienerschaft durch einander in demselben Zim mer auf dem Teppiche nieder, so daß ich in der Nacht mit Mühe Platz fand, die Füße auszustrecken, und am Morgen es eine Kunst war, hinaus zu gehen, ohne Jemand auf den Kopf zu treten. Bei uns muß man jedem Bedienten seine Bettstelle anweisen; das ist im Orient nicht nöthig, wo sie angekleidet auf der Diele des Vorzimmers schlafen. Am Morgen trägt man die Matrazen und Decken weg, und fegt das Zimmer. Sehr früh machte ich einen Gang durch die Stadt. Sie kann nach Orientalischem Begriffe schön genannt werden, hat breite Straßen, in deren Mitte ein Bächlein fließt, aus den zahllosen Brunnen, die man überall findet. Man fieht 365 große und wohlgebaute Serais und Chans; die Budenstraßen und Marktplätze sind breit und licht, mit Fontainen und Mo; scheen geziert. Diese haben hohe und schlanke Minarehs und Kuppeln, wie die von Konstantinopel. Man sieht eine Unzahl Kameele und Esel in der Stadt, die mit weitläufig gen Gärten umgeben ist, worin vorzüglich eine Menge Lom, bardischer Pappeln. Unweit dem Posthause fand ich ein Garten, Thor von grauem Kalksteine, mit einem Korinthi fchen Gefimfe von Schlangen Eiern, Akanthus, Zahnschnitt ten c., das rund umher lief, an der Oberschwelle so wohl, als an den Pfosten. Am Fries war eine Griechische In schrift aus der Christlichen Zeit; nichts, was an das alte Philomelium erinnerte. In Isbarteh, erhält man für zwölf Para die Acka vor trefflicher kleiner Aepfel, die sehr am Geschmacke den Bor: storfern ähneln. Bei vielen Dörfern habe ich Störche bemerkt; von Federvieh nur Hühner. Die Mannigfaltigkeit an Geflügel wollte überhaupt meinen Erwartungen gar wenig entsprechen. An der Südseite des Taurus habe ich nur ein Mahl den Kuckuck rufen gehört. Finken belebten, wie bei uns, die höher ligenden Kiefer Wälder; Lerchen sind zahllos. Gegen Mittag brachen wir auf Osman und ich, nebst dem Führer mit feinem Handpferde, ließen das Ge; päck zurück, und jagten in einem Striche bis zum Dorfe Köngur, am Ende der Ebene, worin Isbarteh liegt. Dann ritten wir langsamer durch die felsigen, mit niederem Get 366 früppe bedeckten Hügel, welche die Ebene von Isbarteh von einer anderen trennen, in die wir hinabstiegen, und dann fast in einem Striche fortgaloppierten, so daß wir am Ende den Führer nebst feinem Handpferde zurück ließen, und felbander das Nachtlager erreichten. In dieser kahlen und wüsten Ebene wohnen Püruken in Zelten. Sie befilzen große Herden von Kameelen, Schafen und Ziegen. Gegen Westen liegt der See von Bordur, von nackten Höhen um geben. Sein Waffer soll so bitter feyn, daß kein Thier darin leben kann. Unser Nachtlager war in dem ärmlichen Dorfe Gjetschi Borlu, sechs Stunden von Isbarteh, die wir in drittehalb zurück legten. Das Dorf gehört einem Ajan, oder wie man sie hier nennt, Aga oder Derehtei. Es ist, wie die Aegyptischen Dörfer, von schwarzen Erdziegeln gebaut, aber viel schlechter; die flachen Dächer find so nie drig, daß man vom Pferde bequem hinaufsteigen kann. Nachts, mit Aufgang des Mondes, brachen wir auf, und überstiegen steinige Berge, wie am vorigen Tage, aus deren Geklüften das Gebell der Hunde scholl, welche den dort wohnenden Püruken gehören, die ihre Zelte in diesen Klüften aufschlagen, und die Herden in der Ebene weiden laffen. Dann folgte, nach wie vor, eine größten Theils wüste Fläche, zwischen zwei grünen, kahlen Hügelreihen, die von Süden nach Norden parallel streichen, im Hintergrunde beschneite Höhen zeigen, und manches Mahl niedrig und wellig durch die Ebene setzen. Näher oder ferner könnt man an armen Dörfern vorbei, als: Burunköi, Aktchehköi, 367 Beiköi, der Sitz des Derehtei, dem die ganze Gegend gehört, und wo man mehrere große Gebäude von Lehm fieht, Datscheh, Maninga c. Gegen Mittag erreichten wir den großen, schlecht ge: bauten Flecken Sundukly, über welchem die Ruine eines Muhamedanischen Schlosses. Die Inschrift über dem Thore konnte ich nicht entziffern, und es fehlte mir an Kraft, auf Entdeckungen auszugehen. Der forcierte Ritt war mir sehr schlecht bekommen. Ich legte mich daher zur Ruhe nieder, bis man aufbrach, welches mit Sonnen Untergange geschah, da früher keine Pferde herbeigeschafft werden konnten. Die Nacht war finster, der Himmel regnig und bewölkt. Zum Glück hatte ich ein Maulthier, das sehr bequem ging, und auf dem schlechten und steinigten Wege nicht stürzte, denn er führte fast immer über felsige Berge oder durch tiefen Koth, und es fiel so gar nicht, da ihm der Halfter los gegangen war, und lange unbemerkt unter den Füßen schleppte. Aly Aga stürzte dagegen zwei Mahl, blieb mit dem Beine im Bür gel hängend liegen, und rief: Aman, Aman! Ein Pack Pferd riß sich los, und ließ sich Stunden lang vergeblich nachsetzen, bald zurück, bald vorwärts laufend, und vom Wege ab, durch Steine, Gestrüpp und Waffer streifend. Der arme Führer mußte folgen, und fiel dabei in's Waf fer. Endlich da ich zurück geblieben, und schnell nacheilen wollte, blieb Kirkor zurück, und ich verirrte mich. Zum Glück hörte ich eine Stimme von fern, und merkte, daß ich eine falsche Straße eingeschlagen hatte. Mit vielem Geschrei fand 368 ich mich zurecht. Um Mitternacht erreichten wir das schlechte Dorf Sirtschaneh, in einer großen sumpfigen, von kahlen Hügeln umgebenen Ebene. Man gab uns vortrefflichen Kermak und Honig. Gegen Nordwesten erblickt man eine sehr glänzende, weiße Moschee, zum Dorfe Sinan Pascha gehörig. Nach der gedachten Ebene kamen wir über mit Ge; strüppe von Nadelholz und Eichen bewachsene Hügel. Diese sollen unsicher seyn. Man sieht die Gräber mehrerer Er schlagenen am Wege, und wir trafen auch Wegwärter an; ein Paar Griechen mit Flinten bewaffnet, die für die Sicherheit der Straßen sorgen, und machten ihnen ein Ge: schenk von etlichen Paras. An der andern Seite liegt das ärmliche Dorf Dewrent, fünf Stunden von Sirtschaneh, wo wir frühstückten. Hier beginnt eine große, wie im Ganz zen das Land, baumlose, von nackten Bergen umgebene Flär che, worin ein Paar Stunden weiter die Dörfer Ewetet, Attuntasch und Tatahmer liegen. In letzterem logierten wir uns auf eine erhöhte Estrade in demselben Stalle mit unser ren Pferden. Hier, bei der Moschee so wohl, als sonst zer: freut, findet man unbedeutende Fragmente von Säulen, Fußgestellen, Capitalen c. Bei Ewetet auf einem Begräbt niß, Platze fand ich einen alten Grabstein, die Giebelfagade eines Hauses darstellend, in der Mitte die Thür, umher Epheulaub, im Fronton zwei verstümmelte Brustbilder von schlechter Arbeit c. Ich glaube, diese Fragmente kommen aus Attuntasch, wegen des Namens, womit sie hier bezeichnet wer den. Ich habe den Ort nicht gesehen, weil er vom Wege ablag. 369 Mit der Sonne brachen wir wieder auf. Die Straße nach Kiutahia ist fast ganz wüst, führt erst über kahle, dann mit Nadelgeträuch bewachsene Sandberge, die in der Gegend von Kiutahia kreidig werden. Diese Gegend ist traurig und langweilig, bis in die Nähe der Stadt. Seltsam nahmen sich zwischen den Kiefersträuchen eine Menge wilder Obst- Bäume aus, die eben in voller Blüthe standen, und gegen die traurige Gegend auffallend abstachen. Ein Paar Stunden vorher kommt man steil bergab, und auch durch ein enges Thal, in welchem zwischen Bäumen und Kreidewänden der Porsuk (Thymbris) fließt. Zu Kiutahia (Cotyäum) trat ten wir in einem Kaffee ab, und nachdem ich gefrühstückt, stieg ich mit Aly Aga zum Schloffe hinauf, an dem man manche alte Fragmente von schlechter Arbeit eingemauert fin, det. Auch mögen wohl mehrere Thürme noch aus den Zeit ten der Byzantier stammen, doch nicht älter feyn. Zwischen den Quadern fieht man Schichten von Ziegeln. Das In nere der sehr zerstörten Mauer enthält schlechte Häuser und eine Moschee mit der Jahreszahl 799. Am Thore, auf ei; ner Bastei, liegt ein verstümmelter Löwe von gutem Sty, aus weißem Marmor; Kanonen fieht man auf den Ball teien an der Erde liegen. Der Regen trieb uns unter das Abdach der Moschee. Die Aussicht vom Schloßberge auf die Stadt, die ihn von mehreren Seiten umgibt, ist sehr schön, besonders durch die Menge blühender Kirschbäume, die zwischen allen Häusern stehen. Umher find große Gär, ten, dann eine weite, grüne Fläche, von blinkenden Bächen 24 37o durchschlängelt; ferner grüne Hügel, Reihen und Kreide Felsen, welche die Stadt an der Westseite, gleich hohen Mauern einschließen. Die Hauptdshami war sonst eine Kirche; ihre Bauart hat nichts Besonderes: ein großer viereckiger Kasten mit ei: nem spitzen Bleidache und mehreren Reihen Fenster über ein ander. Man hat vorn eine Halle und ein Minareh ange: baut, gegenüber ein Imaret (öffentliche Armen, Küche). Ich habe hier Hühner von vorzüglicher Schönheit bei merkt; auch ist Stadt und umliegende Gegend reich an Gän fen, Enten, Truthühnern, und mancherlei Vögel ließen sich in den Wäldern hören. An Menschen fehlt es auch nicht. Ueber haupt scheint hier viel Leben zu herrschen, und wohlglaublich, daß Kiutahia über 60,000 Seelen enthalte, worunter 10.000 Armenier, und wenigstens halb so viel Griechen feyn sollen. Man fieht eine Menge Bauer Wagen durch die Stadt fahren. Ihre Räder bestehen aus drei Stücken; in dem mittelsten wird die Achse durch hölzerne Stifte befestigt; sie dreht sich mit dem Rade. Am folgenden Morgen (21. April,) gab mir Osman Aga die unangenehme Nachricht, daß man ihm auf der Post nur drei Pferde verabfolgen wolle und nicht eilf, weil man nicht zu mehr verbunden fey; die fehlenden möchte er mie, then. Er schickte deshalb Aly Aga und mich nebst Kirkor zum Serai des Pascha. Wir fanden einen großen Palast von Stein und Holz, nach Art der Häuser in Konstantino- pel, am Ende der Stadt in der Ebene. Wir wandten 371 uns an dem Kiaja, der unter einem Kiosk dem Dscherid zufah; mein Ferman ward präsentiert und gelesen, und Aly suchte, sich als Führer einer kaiserlichen Sendung geltend zu machen. Wir erhielten aber weiter nichts, als daß man einen Odabaschi (Hauptmann) zur Post schickte, mit dem Bedeuten, uns, aus Achtung für unsern Auftrag und Ferman, Pferde, aber, versteht sich, um Geld zu geben, worüber Osman und Aly außer fich waren, als über eine Ungerechtigkeit. Nach langem Lär men und Streiten kam endlich mit dem Menfildshi (Posthal, ter) und dem Surudshi ein Vertrag zu Stande: neun Pferde für 90 Piaster bis Segut. Ich mußte auch zahlen, wiewohl ich in Bei Schehri übereinkam, daß Osman mich für 200 Piaster freihalten sollte, welches ihm sehr leicht war, da er nichts, als etliche Paras Trinkgeld für Postillion, Nachtla- ger und Effen zu geben hatte. Hier aber, wo er etwas mehr ausgeben soll, ist er nicht dazu zu bewegen. Ich rechnete ge: fern, wie gewöhnlich, wenigstens auf ein Abendessen, da ich für das Frühstück selbst gesorgt hatte. Er wartete aber so lange, ob man ihn nicht aus dem Menfil umsonst füttern würde, bis es zu spät ward, und ich mich mit Käse und Halwa begnügen mußte; und eben so mußte ich heute mir das Mittagseffen selbst schaffen, wovon jene freilich, aus Vert druß über die bevorstehende Geldausgabe, nichts genoffen. Diese Leute hungern lieber ein Paar Tage, als daß sie einen Para ausgeben. Ich beschloß, über den Bruch des Vert trages mich erst in Konstantinopel auszulaffen, da ich ohne den Tatar schwer fortkommen würde, auch die Reise 372 ohne ihn noch weit mehr gekostet hätte, und er mir bis jetzt alle Mühe und Ausgabe erspart hat. Mein Mittagseffen bestand aus zwei Liebligs-Gerichten hiesigen Landes, einem fehr fetten Ragout auf Brod, dessen Geschmack ich gar nicht - sonderlich fand, und einer Menge kleiner, kugelförmiger Kus chen in Honig, die recht wohlschmeckend waren. Heute, am Oster: Sonntage alten Styles, sieht man alle Griechen in eleganten Kleidern und mit bunten Eiern auf der Straße, oder in den Gärten sich durch Spazieren erlu: stigen. Zwei Spaziergänge in und um die Stadt haben mir nichts Besonderes gezeigt, als den unendlichen Reichthum an Kirschen und Quellen. Ein sehr angenehmer Weg läuft dem Bache entgegen, der aus dem Thale kommt, welches den Schloßberg vom Gebirge trennt; die Wände bestehen aus weißen Kreidefelsen. An den beiden Ufern ergötzten sich eine Menge Gesellschaften in den schönen Gärten, deren Bäume zum Theil von ansehnlicher Dicke find. Ich erstieg von dort den länglichen Rücken, welcher den Schloßberg mit dem Ge; birge verbindet. Ueber demselben hat man eine Wafferlei: tung von Holzröhren nach dem Schloffe geführt. Die Aus: ficht auf die Stadt von einer Seite, und auf das gedachte Thal von der anderen, ist schön. Hier oben sind Begräbniß: Plätze. Das Schloß endigt in einer Spitze, und hat im Ganzen eine dreieckige Gestalt. Oben führt ein doppelt tes Thor zu demselben. Die Spitze bildet ein zweites, inneres Schloß, welches von älterer Bauart zu feyn scheint, und von einer Menge runder oder viereckiger Thürme mit runden 373 Ecken dicht besetzt, aber von dem Reste des Schloffes durch eine doppelte Mauer getrennt ist. Das Innere dieser Cita delle enthält Gewölbe, die den Raum zwischen dem in der Mitte liegenden Felsen und den Thürmen einnehmen, die daher von innen nur wie eine Brustwehr erscheinen. Auf dem Felsen steht eine kleine kleine Moschee. Ueberall sieht man antike Fragmente von schlechter Arbeit eingemauert. e, die dde - die der 374 Z7. Ueber Segut (Symaus), Jsnik (Micaea) und Escodar oder Skutari (Chrysopolis) nach Istanbol. Es dauerte lange, bis die mühsam erhandelten und versprochenen Pferde erschienen. Indessen vertrieben sich Osman und Aly die Zeit mit heftigem Zank, wiewohl eigent: lich keiner dem anderen etwas vorzuwerfen hatte, sondern ganz wie die Kinder, nur weil sie verdrießlich waren. End: lich, gegen 10 Uhr, brachen wir im Regen auf, und ritten über die sumpfige Ebene. Eine gut gebaute Brücke von mehr reren Bogen führt über den Porsuk/Fluß, sie heißt Segutlü Köpri. Unweit davon liegt auf hohem Felsen ein Tschiftlick. Am Fuße des Berges, wie in mehrern anderen, fieht man Höhlen. Diese waren die einzige menschliche Wohnung, die ich auf einem Wege von zwölf Stunden erblickte. Wir soll len jedoch an Sobran, und einem anderen Dorfe vorbeige: kommen seyn, die aber versteckt und vom Wege abliegen. Mehreren Herden begegneten wir. Das Wollenvieh ist im Ganzen schön. Ueber steinige und mit Nadelholz bewachsene Berge kamen wir zum zweiten Mahle in das Thal des Port fuk Flusses hinab, das von steilen Felsenbergen umgeben ist, die zum Theil seltsame Gestalten, wie von Schlöffern, Mauern, Thürmen und Zacken haben. Wir ritten über die Brücke Bardaktschi Köpri, und jenem Strome entlang durch 375 das dicht bewaldete Thal. Hernach über Berge und mehrere andere Thäler voll schönen Laubholzes, zum Theil frisch ausgeschlagen, zum Theil blühend; dann über kahle Höhen und endlich einen rothen Felsen steil bergab in ein weites grünes Thal, wo dicht am Fuße gedachten Felsens der Fle: cken Inägni liegt. Ein kalter Nord blies uns sehr über raschend einen so eifigen Regen in's Gesicht, daß er wie Na, deln fach. In dem Felsen über dem Orte sieht man eine Menge Höhlen verschiedener Größe, die ursprünglich von der Na tur gebildet, und dann von Menschen Händen erweitert worden zu feyn scheinen. Die niedrigste und größte zeigt ein weites Gewölbe, vor dessen Oeffnung eine, jetzt halb ein gefallene, Mauer zur Vertheidigung gezogen ist. Inwen: dig hat man später Wohnungen angelegt, deren Fundamente noch stehen; in einer lag ein Vorrath von Hechsel. Von hier langt man durch einen unterirdischen Weg zu einem Paar großen, höher gelegenen Grotten, deren Oeffnung auch durch eine Mauer mit Zinnen verwahrt ist, und dann zu den Re: ften eines Thurmes, Kis kaleh, der Jungfern/Thurm, ge: nannt, auf einer isoliert vorspringenden, nadelförmigen Fel: fenspitze, und auf einem Wege längs der Felswand zu an: deren, kleineren Grotten. Diese Gemäuer scheinen mir eben nicht sehr alt. Der Berg mag eisenhaltig feyn. Vielleicht hat man hier in alten Zeiten nach Erz gegraben; manche Grotte ist auch wohl Grabgewölbe, und später hat man fie zu einer Art Festung benutzt. Im Flecken Inägni fah ich 376 Balken, Häuser, wie in Livland, und am Begräbniß-Platze wenige und schlechte Fragmente des Alterthumes. Im Dunkeln ritten wir aus, quer durch das Thal und dann über Gebirge mit dem schönsten, hochstämmigen Laub holze bewachsen. Ich konnte aber nichts von diesen Schönheit ten genießen, denn wir ritten beständig in so dichten Regenwol, ken fort, daß wir kaum hundert Schritte vor uns sehen konn, ten. Dann kamen wir über Berge mit weiten Kornfeldern bedeckt, und stiegen aus der Wolken, Region steil in ein enges Thal hinab. Seltsam war es, wie es plötzlich licht ward, und alle Gegenstände klar in die Augen sprangen, indem die Wolken wie ein dicker Rauch über unsern Kopf wegzogen. Das Thal war von hohen Felsen umgeben, Gärten von Maulbeeren fchmückten den steilen Hang, und der enge Grund, durch den ein Bergwaffer floß, war dicht mit blühenden Obstbäumen bedeckt. Wir überkletterten noch einen steilen Felsen auf der anderen Seite, und sahen dann die Stadt Segut (Synaus) zu unseren Füßen liegen, in einer äußerst reizenden Gegend, von schönen Gärten umgeben. Sie er streckt sich lang und schmal am Fuße des Berges und am Ausgange mehrerer engen Felsschluchten. Auf der anderen Seite erheben sich Hügel, mit den fhönsten grünen Kornfel: dern voll großer Baumgruppen bedeckt; im Hintergrunde ein malerisches Gewirr von grünen und felsigen Bergen und Thälern, die gegen Osten immer höher werden. Wir nistet ten uns in einen Kaffee am Ende des Tscharschi. Von Segut aus betraten wir ein sehr schönes Gebirge. 577 Die Berge haben senkrechte Wände, oben aber einen flachen Rücken, zum Theil mit Wald bedeckt. Die Thäler sind wohl bebaut. " Wir kamen an einem Dewrent vorbei, d. i. einem einzelnen Hause, wo eine Anzahl Soldaten zur Sit. cherheit der Straße wohnen. Wir begegneten einer großen Karawane von Mäulern, zum Theil mit Eisen beladen. Ihr Geschirr war mit Glocken, Schellen und bunten Quäl: ften versehen und mit Otterköpfen besetzt, welches ihnen ein barockes, aber geputztes und festliches Ansehen gab. Soll cher begegneten wir hernach noch mehreren. Kameel Karawa nen sieht man hier seltener, als höher in Asien. Unbeschreibt lich schön liegt das Dorf Sultan Chan, im Thale des Karafu, Fluffes (Cydnus?), der sich weiter unten in den Sakaria (San garius) ergießt. Seine Ufer sind mit den schönsten Gärten ein: gefaßt, die zum Theil in frischem Frühlingsgrün, zum Theil voller Blüthe standen. Besonders sieht man hier große Maul, beer, Pflanzungen, deren Stämme noch niedriger gehalten werden, als in Syrien, kaum einen Fuß hoch. Der Ge; sang unzähliger Nachtigallen schmetterte uns aus den Bür fchen entgegen. Das Dorf hat feinen Namen von einem großen Kerwanserai. Wir ritten eine Weile dem Fluffe ent lang, dann über Berge, mit den schönsten, frisch grünen Kornfeldern bedeckt, in dem weiten Thale des Sakaria Flus fes hinab. An seinem rechten Ufer erheben sich die Berge steil und waldig, und aus den Wäldern starren zerriffen Fel, fen Zacken hin vor. Am linken schwellen fanft gerundete Hü: gel, bedeckt mit grünen Saaten. Am rechten Ufer sieht 378 man am Fuße der Berge das große Dorf Jenitscheri Koi; am linken, wo man den glänzenden Strom sich in dreifa chen Windungen durch grüne Berge schlängeln sieht, liegt das große Dorf Lefkeh. Fortdauernd wurden wir von dem Gesang der Nachtigallen begleitet; die Sonne sank eben hinter die blauen Felsen herab, und aus den weißen, freundlichen Häu, fern stieg ein friedlicher Rauch auf. Der Ort ist groß und wohl gebaut, und gehört einem Ajan, der ein weitläufiges Ge- bäude bewohnt. Hier leben sehr viele Griechen. Wir über nachteten halb im Freien und auf der offenen Galerie des Posthauses. Wir folgten am Morgen (des 24. Aprils) dem schönen Thale des Sakaria. Der Gesang zahlloser Nachtigallen, aus den blühenden Sträuchen des Faulbaumes, (Prunus Padus L.) hier überaus häufig, begrüßte uns auch heute beim Ausritte. Diesen Genuß hatte ich auf den ganzen Weg bis Konstantinopel. Der Kadfhau, vom Olympus kommend, ergießt sich unter einer Brücke in den Sakaria, dessen Lauf wir hier verließen, und durch schöne Thäler voll grüner Kornfelder zum See Ascanius hinabstiegen. Links am Wege sieht man das Dorf Pürukles. Am Ufer des Sees liegt der Flecken Isnik (Nicaea). Er ist mit großen Mauern und Thürmen umgeben, die größten Theils aus den Zeiten der Byzantierzu stammen scheinen. Sie find ausbreiten fla chen Ziegeln mit sehr vielem Kalk gebaut, und an mehreren Orten erkennt man die Türkische Ausbesserung. Ich bemerkte aber auch große viereckige Thürme von mächtigen Marmor 379 Quadern, die mir sehr alt schienen. Unter den Bogen einer Tür kischen Wafferleitung durch, von schlechtem Geschmack, aber üppig von Epheu umgrünt, kam ich an ein doppeltes Thor. Das Aeußere ist Türkischer Bauart; man hat in demselben mehrere antike Fragmente von gutem Styl eingemauert; an einigen schienen mir die Inschriften absichtlich zerstört. Das innere Thor ist antik, aus einem großen Mittelbogen und zwei kleinen Nebenbogen. Am Friese läuft eine verstüm, melte Inschrift, von der ich nur abgeriffene Worte zu lesen vermochte. Leider blieben wir nur eine halbe Stunde in dem Kaffeehaufe, bis die Pferde gewechselt wurden, und ich war fo müde und krank, daß ich keinen Spaziergang unterneh men konnte. Der jetzige Ort, der schwerlich viel über 2,500 Einwohner zählt, nimmt nur wenig von dem Raume der als ten Stadtmauer ein; den übrigen bedeckten Gärten, Felder und Ruinen. - Wir ritten nun Theils am kiesigen Strand des Sees, Theils auf einem schlechten Pflasterwege über die Sümpfe, welche der Tschatirgha Fluß bei seiner Ergießung in denselben bildet; dann über eine wohlbebaute Ebene, wo viel Oehl, Bäume stehen, wieder in's Gebirge. Dieses ist ganz mit Eichen Gebüschen bedeckt, die voll Galläpfel hingen. Die Uni wiffenheit und Sorglosigkeit der Bewohner, einen solchen Schatz in der Nähe der Hauptstadt unbenutzt zu laffen, wung derte mich. Wir erreichten auf der Höhe das Dorf Kis Dewrent, eine Bulgarische Colonie. Die Weiber brachten uns rothe Eier vom vorigen Ostern, wofür sie sich ein Bach ZZo schisch geben ließen, dann aber die Eier wieder zurück nahmen. Hier find mehrere Waffermühlen, und die Gegend ist wohl angebaut. Ich bemerkte große, vierräderige Karren nach Europäischer Art. Wir folgten bergab dem Mühlbache, bis da, wo er fich unweit der Walideh Köpri in den Fluß Kirkgjetschid er gießt, an dessen Laufe wir nun bis zum Meere blieb. Die fer Fluß hat seinen Namen davon, daß man ihn auf dem Wege so oft durchreiten muß, wovon auch, wenn ich nicht irre, Strabo spricht. Wir kamen achtzehn Mahle über denselben; man watet durch, denn außer eben genannter Brücke ist nur noch eine am Ausfluffe. Die Ufer sind waldig; wir fanden Nomaden mit ihren Herden, und Karawanen, deren Besitzer unter Zelten übernachteten. Wo man zum zwölften Mahle übersetzt, liegt auf einem waldigen Berge die Ruine eines alten Schloffes, dessen Nahmen ich nicht erfahren konnte. Bei Jenitschekai verläßt man das Gebirge, und tritt in die weite Ebene am Ufer des Golfs von Ismid, wo der Kirk gjetschid an seinem Ausfluffe große Sümpfe bildet, über wel, che ein schmaler, aber guter steinerner Dammweg führt. Hier liegt das ärmliche Dorf Herfek. Etwas weiter unten am Meere kamen wir zu einem neuen Kaffeehause, bei dem die Tataren Barken stationnirt find, mit denen man über den Golf fetzt. Die Schiffer ließen uns bis nach Sonnen; Untergange warten. Die Barken find offen, ohne Verdeck, und haben am Vordertheile zwei kleine Masten mit dreiecki gen Segeln. Die Ueberfahrt nach Dilbaschi dauerte etwa 381 eine Stunde, denn der Wind war stark und gut. Dort wurden Pferde gewechselt, und gleich weiter geritten. Ich konnte im Dunkeln nur unterscheiden, daß wir hoch über dem See - Ufer, größten Theils über buschige Berge ritten, auf einer schlichten Pflasterstraße, von der man möglichst oft abweicht. Mein Pferd drohte mehrere Mahle zu stür zen; indessen erreichten wir in etwa drei Stunden glücklich das Dorf Gjebiseh (Libyffa), wo wir im Kaffeehaufe über nachteten, nachdem wir an diesem Tage vierundzwanzig Stun, den zurück gelegt. Man rechnet hier nämlich nach Stunden, wie sie die Postpferde im bequemen, kleinen Trott zurücklegen, das mag eine Französische Lieue oder vier Wert betragen; ich wäre also den Tag sechsundneunzig Wert geritten. An der Ecke des Kaffeehauses steht ein antiker, sehr einfacher Sarkophag von Marmor. Wem es beliebt, mag ihn für Hannibal's Grab halten, wovon man fonst hier keine Spur sieht, eben so wenig, als sonst vom alten Li byschen. Wir ritten noch vor der Sonne aus; der Nordwind hatte aus dem schwarzen Meere dichte Nebelwolken auf die Berge gehäuft, aus denen uns ein schneidend kalter Wind entgegen blies. Wir ritten über grüne wohlbebaute Höhen; links beständig die Ansicht des schönen Golfs und seiner blauen Ufer, Berge und der Prinzen Inseln an seinem Ein gange. Dann stiegen wir in die Ebene an das Meer hinab. In Pandik und Kartal, kleinen Ufer Dörfern, genoßen wir etwas, und so beständig fort durch die herrlichsten Gärten und 382 wohlbebauten Felder nach Eskodar (Skutari, Chrysopolis), das wir noch Vormittags erreichten. Der Weg ist von beiden Seiten mit einem hohen Fundamente von mehr oder minder gutem Mauerwerke eingefaßt, auf dem Türkische Gräber, zwi: fchen Reihen dichter und hoher Cypreffen stehen. Eine schö, nere Allée läßt sich nicht leicht finden. Damit wechseln Kaffee und Lust Häuser ab, und hinter ihnen dehnen sich Gärten und Wiefen aus, die in diesem Augenblicke mit einer solchen Menge bunter und weit duftender Blumen bedeckt waren, daß ich mich nicht entsinne, etwas Aehnliches gefehen zu ha: ben. Skutari selbst, in Hinsicht der Bauart, der Schön: heit der Buden, Moscheen und Paläste gleicht völlig Kon: stantinopel. Schon von den Höhen hinter der Stadt hatte ich die herrliche Ansicht dieser Hauptstadt genoffen, und jetzt stiegen wir, ohne uns aufzuhalten, zum Strande hinab, um uns nach Konstantinopel einzuschiffen. Hier verließ ich meine Reisegefährten. Osman Aga hat 250 Piaster erhalt ten; ich mochte meine Ausgaben ihm nicht anrechnen, weil das sehr wohlfeil war. Ueberhaupt kostet mir die ganze Reise von Alaja bis hierher, den dortigen Aufenthalt mit ein geschloffen, kaum 500 Piafter. Gewiß eine geringe Summe für eine Reise von 186 Stunden Weges, und so viel beträgt die Entfernung von Alaja bis Skutari, nach folgender ge: nauen Angabe der Stationen: von Alaja nach Pürukoi 3 Stunden, – Pürukoi – Saberlar 6 - – Saberlar – Oeren Yaka 9 – 383 von Oeren Yaka – Jlwat – Karas – Kirli – Bei Schehri – Kerella – Karaagatsch – Jalowatsch – Jenitschekai – Eghirdir – Isbarteh nach Ilwat 4 Stunden, – Karas 6 – Kirli 8 – Bei Schehri 6 – Kerella 6 – Karaagatsch 4 – Jalowatsch 6 – Jenitschekai 5 – Eghirdir 9 – Isbarteh 6 – Gjetschi Borlu 6 – Gjetschi Borlu – Sundukiy 12 – Sundukly --- Sirtschaneh – Kiutahia – Inägni – Segut - Lefkeh – Dshinislük – Gjebiseh – Sirtschaneh 6 – Kiutahia 18 – Inägni I2 – Segut 6 – Lefkeh 12 – Dshinislük 6 – Gjebiseh IZ – Esko dar 2 m- - Statt des Weges von Jalowatsch über Ak-Schehri und Karahiffar nach Kiutahia hatte ich die wenig besuchte Straße über Isbarteh einschlagen müffen, welche in fünf Stationen einen Umweg von funfzehn Stunden verursacht. 9 - - - - - - - - - - - - - 38. Istambol (Konstantinopel). Der Zöllner schickte mich in das Haupt-/Zollhaus nach Europa hinüber, wo ich mich durch ein mäßiges Geschenk fchnell befreite, und nach Galata abfuhr (den 25. April). Eiligst machte ich nun lieben Freunden in der Hauptstadt meine Ankunft kund, und ehe ich noch die morgenländische Mummerei abgelegt hatte, traten die Herrn von Haller und Gropius zu mir herein. Sie erkannten mich kaum. Dann kam auch Lidman. Mit ihm begab ich mich gleich in den Schweiz dischen Gesandtschafts-Palast, wo ich die edle Familie Pa: linfo glücklich wieder fand, als ich sie vor Jahresfrist ver: laffen, und um einen kleinen Edmund zahlreicher. Es folgte eine Reihe angenehmer Tage, alte freundschaftliche Verhältniffe mit mehreren Beamten der Russischen, Oester reichischen und Französischen Gesandtschaften erneuernd, neue a: knüpfend. Interessante Beschäftigung gewährte das Ein- packen der, vorzüglich in Aegypten gesammelten Alterthür, mer, die zu Schiffe über Schweden nach Livland abgehen sollen. Am fünften Mai machte ich mit mehreren Freunden eine Spazierfahrt nach den süßen Waffern, um die Feierlichkeit anzusehen, mit welcher, nach ächter Nomaden: Sitte, die Pferde des Großherrn auf die Weide gebracht werden, wo fie vierzig bis funfzig Tage bleiben. Dieser ihr Sommer 385 Aufenthalt gehört zur Türkischen Hof, Etiquette. In Lust und Scherz ruderten wir das herrliche Thal hinauf, das mit - frischem Frühlings, Grün und einer außerordentlichen Blu- men Pracht prangte. Wir fanden am Fuße der Hügel eine Menge schöner Zelte aufgespannt, worin Tschokadars des Serai in weißem oder geblümtem Sommer Kleide auf ihre Herrn, die Stallmeister und andere vornehme Hofbediente, Bostandshi's c. warteten. Diese alle verlaffen am heutigen Tage ihre tuchene oder seidene Wintertracht, und schlüpfen in ein leichtes Sommer-Gewand. Die Hügel waren mit end: losen Reihen und Gruppen von Weibern in ihren langen Fer redshes (Mänteln) und weißen Patchmaks (Schleiern) bei deckt; an der Brücke fanden eine Menge rother, vergoldet ter oder bunt geblümter Arabas (vielfilzige, bedeckte Wagen), und der ganze Fluß (der sich in den Bosporus ergießt,) war voller Nachen. Wir hielten uns so nahe, als möglich an den Kiosks eines Ufers, indem uns die Bostandshis immer weiter zurückwiesen. Endlich kam der Großherr, aber teb: dil (incognito) in einer kleinen Barke mit drei Paar Rudern, pfeilschnell daher fliegend. Eben so schnell sprang er her aus, und in das zu seiner Aufnahme bereitete Haus, so daß ich ihn kaum gesehen habe. Einige behaupten, die eigentlichen Reitpferde des Groß- herrn würden nicht hierher gebracht, sondern weideten auf den grünen Plätzen im Inneren des Serai, oder würden, aus Besorgniß vor bösen Augen, nur des Nachts zu diesen Wiesen geführt; aber ich erkannte mit Gewißheit unter den 25 386 schönen Aegyptischen Hengsten, die man ausschiffte, einen Schwarzfchecken, welchen ich vom Großherrn selbst habe rei: ten sehen. Allen war ein Vorder- und Hinterfuß zusammen gekoppelt, als sie über die Wiese geführt wurden. Dann kam die lange Prozession der übrigen Pferde zu Lande. Sie zogen über die Brücke; an ihrer Spitze verschiedene Hof Beamte in Zobel, Pelzen und seidenen Benichs mit hängen, den, aufgeschlitzten Aermeln, und in dem ihnen eigenen Mud, schewese (cylinderförmige Mütze, ganz mit Muffelin um wunden) stolzierend. Ihre Pferde waren sehr reich geschirrt. Darauf folgte aber eine Unzahl schlechter Füllen, elender, kranker Mähren, von zerlumpten Stall. Bedienten geritten, oder geführt, nebst einer Musik von kleinen Paucken, Trom, peten, Hörnern, Pfeifen c. Vor dieser Prozession erschien, wahrscheinlich zufällig, ein wahnsinniges Weib, das sich den Kopf mit Blumen geputzt, und auf einen alten Gaul gesetzt hatte, und so mit vielem Geschrei und wunderlichen Geber: den vor den Hofbedienten einher zog, ohne daß einer der Bostandshis, die mit ihren Stöcken dem Zuge den Weg frei hielten, fie gestört oder hinweg gewiesen hätte. Sie durfte bei den Türken aus zwiefacher Rücksicht auf so zarte Scho: nung Anspruch machen, als Weib und als Wahnsinnige. Die Hofbedienten begaben sich nach ihren Zelten, um zu speisen. Zugleich erschienen eine Menge Schüffeln Pil: lav, die man auf die Erde hinstellte. Die Woinaken (Bul, garen), welche die Pferde auf der Weide bewachen und pfle; gen, fielen in Unordnung darüber her. Es war drollig an: 387 zusehen, wie die weit zurück gebliebenen hastig zustürzten, um noch ein Paar Handvoll Reis zu erwischen, die ihnen ausgeworfen wurden. Viele wollten dazu den Weg gerade über die Wiese nehmen, wurden aber durch die Stöcke der Bostandshis auf die Pflaster-Straße verwiesen. Nach den Woinaken fanden sich noch Leute, welche die in's Gras ge: fallenen Reiskörner auflafen. Die Kleidung dieser großherrlichen Pferde, Hüther ist nichts weniger, als hübsch: weiße Pelzmützen, kurze Schaf Pelze, grobe Tuchjacken, eben solche kurze Beinkleider, und Bastschuhe, deren Bänder um die Waden geschnürt find, welches zusammen ihnen die Gestalt eines Ungarischen Bauers gibt. Als wir heimkehrend bei Meit Iskeleffi an das Land stiegen, sagte man uns, daß der Großherr sich auf die Wiese gesetzt habe, um nach dem Ziele zu schießen. Aber diese Gef legenheit, seine Kunst zu bewundern, mußten mir fahren laffen, um einem Mittagsmahle beizuwohnen, welches der Banquier Escalon feinem Schwiegersohne, Herrn Gropius, zu Ehren gab. Ein fröhliches Fest! Man fang und tanzte bis zwei Uhr Morgens. - Zu den Sehenswürdigkeiten, die mir bisher entgan: gen waren, gehört die Buchdruckerei bei der Selim's, Mo, fchee in Skutari, die ich mit Haller besuchte. Der Aufseher nahm uns sehr artig auf, konnte aber nichts zum Kaufe an bieten, als das aus der hiesigen Presse hervorgegangene Fran: zösische Werk von Reis Mahmud Efendi. Alles Andere ist 388 längst vergriffen, oder in den Tscharschis (Buden) zerstreut, wo ich selbst früher nicht ohne große Mühe ein vollständiges Exemplar gedruckter Türkischer Chronographen aufgetrieben habe. Jetzt druckte man an einer durch Asam Efendi besorgt ten Uebersetzung des Arabischen Wörterbuchs Kamus von Fi; rujabadi. Der Uebersetzer besorgt auch die Correctur. Das Ganze wird in drei Folianten bestehen, und in etwa an derthalb Jahren vollendet feyn. Ein Brief, der mir die angenehme Aussicht machte, Aeltern und Geschwister am Ende des Sommers in Italien zu finden, und von dort vielleicht zur Russischen Gesandt, fchaft nach Persien abzugehen, an deren Spitze ein General Jermolov stehen soll, erheischt, meinen hiesigen Aufenthalt abzukürzen. Ich denke, den Weg durch Griechenland nach Venedig zu nehmen, jedoch zuvor mich noch etwas in Ana; doli umzusehen. Aber wer möchte Konstantinopel verlaffen, ohne dessen paradiesische Umgebungen genoffen zu haben? Hier muß man den Frühling erleben, um seine Schönheiten zu kennen, die dem Nordländer nur in der Phantasie der Dichter blühen. Mit mehreren Männern und Frauen meiner Bes kanntschaft machte ich einen Spaziergang nach Schechlir, einem vom Großherrn hergestellten Tekieh der Rufaai (Mön: che, die durch mancherlei Gaukeleien mit glühendem Eisen 1c. bekannt sind.). Der Weg dahin, welcher abwechselnd zu Fuße und in einer Araba, mit Ochsen bespannt, zurück ge: legt wurde, ist zum Theil der öde und langweilige Landweg 389 nach Bujukdereh; dann kommt man zu einem hübschen Kiosk auf dem Berge, der über das Dorf Bebek hervorragt, und auf einem anderen, über RumiliHiffar, liegt das Tekieh. In einem Zimmer desselben hängen alle Hellebarden und Sät bel, die als Reliquien der Heiligen bewahrt werden. Thier felle bedecken den Boden. Die Ansicht des gewundenen Car nals und feiner beiden Ufer labt hier das Auge. Den Bes gräbniß Ort der Mönche beschattet ein kleiner Eichenhain. Von hier stieg ich an einem steilen Felsen, durch blühende Gärten zur Scala hinab, und ließ mich auf einer Barke nach Bujukdereh rudern, überzeugt, bei unserem Gefand: ten, Herrn Italinsky, die gewohnte freundliche Aufnahme und interessante Thee, Gesellschaft zu finden. Die Herrn Jabert, Graf Ludolph und Baron Stürmer waren da. Am folgenden Morgen nahm ich den berühmten Baum auf der Wiese in Augenschein, der eigentlich aus vierzehn, nahe an einander gepflanzten Platanen besteht, die Theils unten zusammen gewachsen sind, und in der Mitte einen runden Platz laffen, gleich einer großen Laube. Man meint, alle vierzehn Stämme wären aus gemeinschaftlicher Wurzel entsprungen. Aber daneben find mehrere ähnliche, nur klei: nere Gruppen, von welchen sich daffelbe behaupten ließe, und noch schönere habe ich gesehen auf den Wiesen bei Hank jar Iskeleff, einem Dorf, Tarapia gegenüber. Hier wech: feln Platanen mit Acacien und Wallnuß Bäumen von selte ner Größe. Es ist dies überhaupt eine der reizendsten Gegenden 390 Konstantinopel's, und von den Bewohnern am häufigsten besucht. Aus dem tiefer liegenden Thale blickt das große Gebäude der Papier, Fabrik Sultan Selim's hervor, von imposantem Ansehen, wie alle großherrliche Gebäude, mehr einem Land Pallaste, denn einer Farik ähnlich; ihr gegen über das Dorf mit einem schön beschatteten Begräbniß, Platze auf dem Hügel, und nahe am Meere eine Mühle mit mehr reren Neben Gebäuden unter den herrlichsten Bäumen. Ich ward hierher von Herrn Palin zu einem Mittagseffen im Freien geladen, und fand eine große Schar Türkischer und Armenischer Familien, die auf den Rasen gelagert, aßen, tranken, und fich mannigfaltig belustigten, wozu die ohrzer reiffenden Töne Jüdischer Musiker nicht wenig beizutragen fähienen. In der Wiese waren Zelte aufgeschlagen und Kaf fee, Buden; die Pferde hatte man zur Weide an Pflöcke bei festigt. Verkäufer von Milch, Backwerk, Obst c. gingen umher, ihre Waare mit lautem Geschrei aus bietend. Am oberen Ende der Wiesen gelangt man durch Hohl wege von kurzen Eichengebüschen umgeben, welche wäh, rend meines Besuches voller Nachtigallen waren, auf den Berg, wo das Grab des Königes der Bebryker, Amycus, noch immer unter dem Namen des Riesengrabes bekannt ist, und von den Türken als ein Heiligthum, von den Franken der schönen Aussicht wegen besucht wird. Man überblickt hier einen weiten Spiegel des schwarzen Meeres auf der ei: nen Seite, nebst dem Eingange des Canals mit feinen Schlöffern, worunter fich besonders das am Asiatischen Ufer, 391 Theils von den Genuefern, Theils von Muhamed nr. auf einer Berghöhe erbaute auszeichnet. An seiner Stelle soll einst ein Tempel des Jupiter Urius gestanden haben. Auf der anderen Seite fällt das Auge gleichfalls auf einen Theil des Canals bis jenseit der neuen Schlöffer, und im Hinter Grunde erscheint der beschneite Olympus. Auffallend war mir hier die Wirkung des anhaltenden Nordwindes, der alle Bäume nach Süden, oft mit dem Git pfel bis zur Erde, umgebogen hat, in welcher Stellung fie fortwachsen. Amycus Grab besteht aus einem unverhältniß, mäßig langen Viereck mit großen Steinen eingefaßt, mit Blumen und Sträuchen bepflanzt; ringsum läuft eine Mauer, die zugleich ein kleines Tekieh umschließt, wo sich jedoch kein Derwisch befindet, sondern nur ein Wächter, welchen man zu beschenken pflegt, und außer dem werden in einen Trich: ter bei dem Grabmaale einige Paras für Lampen, Oehlge: legt. Jener versorgt auch die Wanderer mit Kaffee. Zum Schluffe meiner Excursionen die berühmten Waf, ferleitungen und Stauungen (Bends genannt) zu sehen, ritt ich eines Morgens mit dem Gastwirth, Herrn Mariot, aus Bujukdereh das Thal dieses Dorfes hinauf, über eine Wiese, und dann durch Felder, Gärten und Büsche voller Nachtigallen, immer allmählich bergan. Beide Seiten des Thales sind bewaldet. Bald erreichten wir die große Was ferleitung, welche in einer doppelten Bogenreihe quer über daffelbesetzt, und nach dem nahen Dörfchen Baghtschehkoige nannt wird. Wir ritten unter ihr weg, über die Höhe, wel, 592 che eine schöne Ansicht des Canals gewährt, und dann durch einen herrlichen Wald von Eichen und Buchen; ein Rest derer, die Peter Gyllius noch auf beiden Ufern des Bospot rus sahe, wo sie dem Meere nahe jetzt von Gärten verdrängt, und weiter oberhalb ohne allen Ersatz ausgerottet sind. Wohl nicht leicht irgend anderswo möchten die Eichen des üppig ften Wuchses so große Blätter treiben, als hier. Aber auch nur in dieser Gegend findet man Berge und Höhen, wenn nicht mit Hochwald, doch mit Gesträuch bewachsen. Die einzige Schönheit; denn weiterhin scheint Thracien eine formlose Ebene. Nach dritthalb Stunden waren wir in Belgrad, wo zuweilen einige Diplomaten ihren Sommer-Aufenthalt neh: men. Ein Holländischer Gesandter soll sonst das ganze Jahr hindurch hier gehaust haben, aus Liebe zu der Feuchtigkeit, welche die großen Wafferbehälter verbreiten, ihn angenehm an die Heimath erinnernd, Trotz des Fiebers, das nicht aus feinem Haufe wich. Hierin hat niemand sein Nachfolger werden mögen. Das Haus steht leer. Hinter dem Dorfe ritten wir dann den großen Wafferbehälter entlang, durch ei: nen hügeligen Wald, der ihn so nahe umgibt, daß die Bäume, von zahllosen Vögeln belebt, bis in den Teich hin, ein wachsen. Am Ende desselben gelangt man zur hohen, aus Marmor , Quadern aufgeführten Stauung, aus wel: cher das überflüffige Waffer herabstürzend einen artigen Fall bildet. Eine Treppe führt durch eine Pforte hinauf zu Ruhe filzen und Marmorplatten mit Türkischen Inschriften in Ver: 393 fen, die den Kaiserlichen Stifter, Mahmud, verewigen. Von hier läuft die Wafferleitung durch den Wald unter der Erde fort, und man sieht von Zeit zu Zeit Brunnen, die zu dersel, ben führen, wie Cisternen Oeffnungen. Unweit der großen Stauung steigt man auf einigen Stufen in ein Polygon: Becken, das eben ausgebessert wurde. In geringer Ent: fernung stößt man abermahls auf eine, den Weg überwöl, bende Wafferleitung von wenigen Bogen, die man auch den Griechischen Kaisern zuschreibt, und etwas weiter schim; mert eine ähnliche, zur Linken, durch die Bäume aus einem kleinen Thale. Eben so weit, als von Bujukdereh nach Belgrad, hat man von dort bis zum Dorfe Burgas. Hinter dem selben öffnet sich ein weites Thal, wohlbebaut, durch wel, ches zwei große Wafferleitungen streichen: eine rechts von zwei Bogenreihen über einander, die obere von funfzig, die untere von etwa fünfundvierzig Bogen; die andere links von drei Bogenreihen. Jene wird einem Paläolog, diese einem Kommen zugeschrieben. Dann betritt man wieder den Bergwald, und findet ein rundes, aufgemauertes Becken, zu welchem eine Thür und inwendig Stufen hinabführen, und nach einer Stunde erscheint die unter Justinian's Namen bekannte Wafferlei tung, die von einem Berge zum anderen über ein fumpfit ges Thal setzt. Sie ist durch Größe der Bogen und So lidität der Bauart ausgezeichnet. Jene find nicht, wie ge: wöhnlich, von gleichem, sondern von verschiedenem Durch 394 meffer, wobei man jedoch in der Abwechselung runder und länglicher Bogen eine gewisse Symmetrie beobachtet. Eine Treppe führt auf die erste Bogenreihe, und durch alle hat man einen Gang gelaffen von einem Ende zum anderen. Die so genannten bäuerlichen Bauwerke, bei welchen die Quadern nur an den Seiten behauen sind, wo man sie zusammenfügt, in der Mitte aber eine viereckige rauhe Fläche behalten, stammen nicht von den Türken; indessen möchte schwer zu bestimmen feyn, in wie fern diese Waf, ferleitungen in ihrem jetzigen Zustande den Griechischen Kaisern oder den Sultanen (besonders Suleiman 1.) an, gehören; letztere haben wahrscheinlich Manches mit vorge: fundenem Material erneuert und ausgebessert. Auf dem Rückwege, wo ich vielen Bulgaren, als Bauern und Hirten, begegnete, obgleich hier in den mei; ften Dörfern Griechen wohnen, ritt ich zu der schönen Stauung, die auf der anderen Seite von Belgrad liegt, dem Dorfe näher, als die vorhin erwähnte, und wandte mich dann im Walde links vom Wege ab, um die große Stauung der Walideh, Mutter Selim's, zu besuchen. An beiden Seiten derselben sind Kiosks zum Ruhen und Spei, fen. Bei Baghtschehkoi ist dann endlich ein vierter Behälter, deffen Waffer nach Pera fließt. Hinter der Wafferleitung führte mich mein Begleiter auf einem anderen hübschen Wege nach Bujukdereh, den Berg entlang durch die Ge; büsche, wo eine lachende Ansicht des Canals überrascht, und ein kleiner Spring Brunnen, der dem ehemahligen 395 Schwedischen Geschäftsträger Brentano zugeschrieben wird. Nachdem ich dieses Alles mit Muße betrachtet, kam ich noch früh genug, um bei dem Russischen Gesandten Mit tags zu speisen; dann nahm ich von ihm, wie von dem Internuntius und dem Grafen Ludolf Abschied, und ließ mich schlafend nach Pera zu Herrn Palin rudern. ddddddddddddddd 39. Ueber Modania (Alpamea) und Brufa (Prufa) zum Anadoli Dagh (Olympus JMysius). Am 29. Mai war Alles zur Abreise bereit, als ich mich Freunden und Gönnern empfohlen, und meine Päffe erhalten hatte. Ich miethete für dreißig Piaster die Cajüte einer großen Barke bis Modania, ließ mir ein Billet vom Zöllner hohlen, um mein Gepäck undurchsucht wegzubrin: gen, und Herr von Haller begleitete mich an Bord. Hier wurde ich aber höchst unangenehm überrascht, als ich das ganze Fahrzeug mit Menschen angefüllt, und den Schiffer beschäftigt fand, immer noch mehrere einzunehmen. Es führte nur einen Mast, war ohne Verdeck, und hatte Eifen: Stangen geladen, auf welchen nun an hundert Personen standen, so enge, daß ihnen die Matrosen, wenn sie mal növrieren wollten, auf den Köpfen gingen. Meine Cajüte, ohnehin ein kleines Loch, wurde dadurch ganz unbewohnbar, daß das Gedränge ihre Thür immer zuhielt. Es blieb mir also nichts übrig, als mich auf das Hintertheil zu flüchten, obgleich die unbequeme Nähe des Steuerruders davon ab, schrecken wollte. Das Vordertheil hatten Weiber eingenom: men. Der spärliche Raum erlaubte mir nicht, einen Fuß auszustrecken, und so mußte ich die ganze Nacht in einer sehr gequälten Lage zubringen, auf Kirkor's Mantel hockend, einen hären Sack unter dem Kopfe. 597 Nachdem ich noch im Hafen ein Paar Stunden mit großer Ungeduld den Besuch des Zöllners erwartet, von dem unsere Abreise genehmigt werden mußte, erschien er endlich, und nach einem kurzen Aufenthalt stachen wir in See, mit vieler Mühe wegen des Schlammes und anderer am Ufer angehäufter Unreinlichkeiten, worin unsere Barke fest saß. Der Steuermann richtete seinen Lauf nach Galata zu, in entgegengesetzter Richtung mit unserem Wege, um den Nord- wind zu nehmen; aber er selbst war sehr ungeschickt, und feine Matrosen noch mehr. Er schrie sich außer Athen, und doch wurden alle Maneuvres mit der größten Langsamkeit aus: geführt, woran auch die große Menschen Menge Schuld war. Daher gerieth er zwischen die bei Galata vor Anker liegenden Schiffe. Bei starkem Winde hätte das Zusammen: treffen Gefahr bringen können. Wie er sich nun zurück zie, hen ließ, blieb unsere Segelstange am Bogspriet eines an: deren Schiffes hängen, und nur mit Hülfe der Matrosen desselben, welche die Ungeschicklichkeit der unseren verspottet ten, kamen wir los. Ich war ziemlich mißmüthig über den ungünstigen An; fang meiner neuen Wanderschaft, und befand mich auch gar nicht wohl, welches durch die schlechte Nacht, die ich zu, brachte, schlimmer ward. Daher genoß ich nicht recht den schönen Anblick der Hauptstadt, deren Kuppeln und Thürme allmählich in dem perlgrauen Abendhimmel versanken, noch die Prinzen Inseln, deren röthliche Felsen von der scheiden, den Sonne mit einer Tinte von Pfirsichblüthe umzogen wur: 398 den, noch der lasurblauen Berge des Golfs von Nikome dien. In der Nacht erreichten wir das Vorgebirge Posei, dons, Bosbarka, wo uns leider der gute Wind verließ, der bis dahin mein Trost gewesen. Am Morgen bot sich mir ein neues Schauspiel dar. Wir befanden uns am Eingange des Golfs von Modania (Cianus Sinus), dessen Uferberge sich wie Couliffen hinter einander schieben, und mitunter schöne, schroffe Formen haben. Wäh: vend Land und See noch in tiefer Morgendämmerung lag, glänzte der Schneegipfel des Anadoli Dagh (Olympus) schon lange im Feuer der aufgehenden Sonne. Hinter uns er schien in blauer Ferne die Insel Besbycus der Alten, Tür kisch Imbrahor adaffy, Griechisch Kolonymo genannt. Sie muß an dieser Seite einen tiefen Einschnitt haben, denn sie erscheint wie zwei, nahe bei einander liegende Inseln, die eine lang gestreckt, die andere kürzer und höher. Nahe am Bosburun sah aus dem Grün das weiße Minareh des Dorfes Arnautli hervor. Bei der völligen Windstille trieben nur Strömungen und sanfte Morgenlüftchen uns langsam und kaum merklich weiter, denn die Segel hingen schlapp. Ungern entschloß sich unsere faule Equipage zu den Rudern zu greifen, welches nicht ohne Schwierigkeit zu bewerkstelli gen war, denn es mußte Platz zur Bewegung der Ruder ge; macht werden, und der war schwer zu finden. Endlich ge: lang es doch, und vier Ruder schoben uns mühsam genug - vorwärts. Bald traten die Berge des jenseitigen Ufers deutlicher 399 hervor, herrlich grünend, von oben bis unten mit Feldern, Gärten und Büschen bedeckt. Freundlich zwischen Cypreffen versteckt erscheint das Dorf Süg in einer kleinen Uferebene und weiter hin. Trigli auf der schrägen Oberfläche eines steil in die See abstürzenden Felsens. Weiter rechts sieht man mehrere Ketten blauer Uferberge hintereinander, zwischen wel, chen sich der Muhalitsch Fluß (Rhyndacus) in's Meer ergießt. Gegen 8 Uhr Morgens erreichten wir Modania (30. Mai,), als sich gerade ein frischer Wind erhob, der uns das Rudern hätte ersparen können. Kaum an's Land gestiegen, wurde ich für vier Pferde und einen Führer Hans dels einig, und brach gleich nach Brufa auf, ohne in Mo; dania zu verweilen. Wie wohl, so viel ich weiß, nicht mehr Spuren von Alterthümern, als höchstens ein Paar Fußge: stelle von Säulen u. f. w. fich finden, so mag doch Modania der paffendste Ort feyn, wo man das alte Apamea Mylea hinsetzt; denn hier ist das Seeufer in der Länge und Breite eben genug, und die Berge haben einen hinlänglich sanften Abhang, um eine ansehnliche Stadt aufzunehmen. Auch führt einiges alte Gemäuer in Gärten versteckt, etwa eine Viertelstunde vor Modania, rechts an der Straße nach Brust fa, noch gegenwärtig den Namen Amapoli. Man reitet von dort anfänglich durch die schönsten Wein und Maulbeer, Gärten, dann über grüne Höhen mit wallenden Saaten bedeckt, die zum Theil schon geerntet wurden, wiewohl sie mir nicht reif fchienen. Die herrlich: ften Eichen beschatten einzeln und in Gruppen die Felder, 4OO und aus allen Büschen fangen zahllose Nachtigallen. Von den Höhen hat man anfänglich herrliche Rückblicke auf den schönen Golf, an dessen Ufer, im Ausgange eines schönen Thales, das Dorf Burgas liegt. Weiterhin, in einem nicht minder reizenden Winkel, läßt man das Dorf Michebogli zur Linken. Hat man die Höhen überstiegen, so thut sich die weite und herrlich bebaute Ebene auf, am Fuße des Olympus und feiner Ausgänge, der sich immer majestätischer ausnimmt, je näher man ihm kömmt, bis endlich die hohen Vorberge feinen Gipfel verstecken. Unweit Balatkoi, auf der Hälfte des Weges, hat sich ein Kaffeesieder auf einer Erdbank unter großen Eichen niedergelaffen, bei einem fri; fchen Quell. Hier ruhten wir etwas. Ich fand in der Nähe an einer Stelle den ganzen Erdboden schwarz mit Heuschre cken bedeckt, die vom Hufschlage der Pferde geschreckt auf sprangen. Es mußte dieses die junge Brut feyn, welche eine wandernde Heuschreckenschar im vorigen Jahre als Eier zu rück gelaffen, und die jetzt ausgekrochen waren, denn noch hatten sie kleine Flügel, und ließen sich also mit warmem Waffer oder Pulver leicht vertilgen. Nachdem wir zwei Mahl auf Brücken über den Uelfer Fluß (Lotos Nenufer, Nilufer) gekommen, sahen wir am Fuße des Olympus weiße Kuppeln und Thürme von Brufa aus dem dich, ten Grün der umgebenden Gärten hervorsehen. Aber ich sollte noch ein wenig geprüft werden, ehe es mir vergönnt war, die fes erste Ziel meiner Reise zu erreichen. Kaum hatte ich das See-Ufer, wo es kühl war, verlassen, und die inneren Thäler 401 betreten, fo spürte ich gleich eine merkliche Veränderung in der Temperatur. Die Luft war plötzlich heiß geworden, und am Ende so schwül und drückend, daß sie mir Kopfweh ver; ursachte, und einen Gewitter: Regen erwarten ließ, der schon lange drohend auf dem Olympus lag, und wiewohl ich zu, letzt möglichst viel galoppierte, doch noch eine gute Strecke vor der Stadt über mich einbrach. Leider fing auch hier ein beschwerliches Steinpflaster an, auf dem unsere Pferde nicht schnell fort konnten, und so mußte ich mich denn, so gut es gehen wollte, mit meinem Schirm zu decken suchen. Die fes böse Wetter hinderte leider ganz am Genuffe der schönen Ansicht, welche die Stadt mit den hinter ihr liegenden Wald: Bergen gewährt, denn die Wolken, die hier immer weit niedriger hängen, als im Norden, benahmen mir den Horizont. Um vier Uhr Nachmittags war ich mitten in dem Basar in einen großen Chan ein logiert. Kirkor fand mir ein kleines, aber freundliches Zimmer, mitten im Hofe, nett bemalt, mit einem guten Teppich, und Fenstern auf drei Seiten, fo daß ich eigentlich wie in einem Glasschranke wohne, wo jeder hinein sehen kann, da das Zimmer zu ebener Erde liegt, wie man in Wien zu sagen pflegt. Da ich den Französischen Kaufmann Arles, an den ich adressiert war, in seinem Comptoir nicht fand, so fuchte ich seine Wohnung auf, in einer hohen Gegend der Stadt belegen, die man Sedd baschi nennt (d. i., wenn ich nicht irre, Anfang des Dammes oder der Brücke), denn sie erstreckt sich am steilen Ufer eines Bergstromes, der vom Olympus 26 402 kommt, und über den zwei oder drei hohe Brücken führen. Herr Arles kehrte bald mit feinem Sohne von einem Spazier, gange zurück, und ich blieb auf seine Einladung die Nacht bei ihm. - Da das Regenwetter, das hier schon über einen Mo; nat anhalten foll, fich etwas aufzuklären schien, stiegen wir am folgenden Morgen zum Chan herab, wo Herr Arles sein Comptoir hat, und dort ließ ich mir Pferde hohlen, um zu den berühmten warmen Bädern zu reiten. Man hatte mir von Konstantinopel Briefe an einen Herrn Devigny mitgegeben, der die Bäder gegen Rheumatismen braucht. Der Weg dahin ist schlecht gepflastert, aber sehr schön. Er läuft immer am Hügel fort, und man hat beständig auf ei: ner Seite die Ansicht schöner, grüner Berge, auf der ande: ren die weite wohlbebaute Thalebene, die der Uelfer, wie ein glänzendes Band durchschlängelt. Den Namen dieses Fluffes halte ich für eine Verunstaltung des Wortes Nilufer, wie er in Büchern genannt wird. Ich war nicht so glück: lich, ganz ohne Regen durchzukommen. Das entfernteste Bad, bei dem sich, wie bei den meisten, ein Paar elende Chans für die Badegäste befinden, heißt Tschekirdschi Kaplidscha, das Heuschreckenbad. Es soll eifenhaltig seyn; das Waffer ist mä ßig heiß, ohne Geruch und ohne Geschmack. Das Gebäude umfaßt mehrere Abtheilungen; die größte war von Weiz bern besetzt; in der kleinern, die nur aus einem viereckigen Vorgemache zum Ankleiden, einer Kuppel und einem kleinen Neben Zimmer besteht, badete ich, indem ich mich durch 403 einen Napf mit dem warmen Waffer begoß. Damit bald fertig, besuchte ich auf dem Rückwege die übrigen Bäder, die zerstreut, bald höher, bald niedriger am Berge umher liegen. Dazwischen glänzt eine hübsche Moschee. Eski Kaplidscha (die alten Bäder) enthalten einen großen, langen Saal, mit drei Kuppeln bedeckt, in der Mitte einen Springbrunnen kalten Waffers. Hier kleidet man sich aus, und tritt in die erste warme Kuppel, deren Gewölbe auf acht Säulen ruht, und von dort in die zweite, ähnliche, deren Mitte aber ein großes Becken voll Mineral Waffer einnimmt, worin sich viele zusammen baden. Umher sind mehrere klei: nere Zimmer mit Becken für etwa zwei Personen. Jeni Kaplidscha (das neue Bad) ist eben so eingerichtet, nur daß die Kuppeln nicht auf Säulen ruhen, und die Wände mit Porzellan, der Fußboden aber mit hübscher Mosaik bedeckt find. Das heißeste Bad liegt am niedrigsten, am Wege von Modania, und heißt Kökurtlu Kaplidscha (das Schweiz fel Bad). Die übrigen haben fast gleich starken Geruch und Wärme, und erhalten ihr Waffer durch Röhren. Hier entspringt aber der Quell siedend heiß aus dem Felsen hin: ter dem Gebäude, und ob er gleich eine Strecke im Freien fließt, kommt er doch noch so heiß in dem Badezimmer an, daß ich es in dem kleineren kaum einen Augenblick aushalt ten konnte. Dieses Badehaus ist geringen Umfanges. Ich speisete bei Herr Arles, der mich nach Tisch spa; zieren führte. Wir saßen eine ganze Zeit auf der Hofmauer einer kleinen Moschee, fast außerhalb der jetzigen Stadt, 404 von wo man eine herrliche Aussicht hat, auf die mit großen Kastanien bedeckten Vorberge des Olympus, auf die Stadt, deren zahllose Kuppeln und Thürme aus einem Gemische von Maulbeer Bäumen und Cypreffen hervorfehen; ferner auf die schöne Ebene und die dahinter liegenden Hügel, über welche sich die blauen Berge jenseits des Golfs von Moda: nia erheben. Die untergehende Sonne färbte diese Gegen stände auf das Schönste. Wir belustigten uns, dem gewand: ten Ballspiele Türkischer Knaben zuzusehen, das darin bei stand, den Ball mit möglichster Kraft auf Jemand zu wer fen, der ihm dann auszuweichen suchte. Das schöne Wetter bewog mich, gleich am nächsten Mor gen (1. Junius,) nach Pferden zum Besuche des Olympus zu schicken, und um halb acht Uhr brach ich auf, bemerkte aber gleich beim Ausritte zu meinem Schreck ansehnliche Wolkenmaffen, die sich auf den Höhen gelagert hatten, und für den Tag nicht viel Gutes versprachen. Schon in der Stadt fängt man an, den Berg zu er: steigen, und gleich hinter der obersten Brücke, die über den die Stadt durchströmenden Gökdereh führt, beginnt man die erste Bergregion zu erklimmen, die unten und oben mit den schönsten Kastanien, in der Mitte aber mit Eichen und Nußsträuchen bewachsen ist. Der Abhang ist sehr steil, und man schwebt gleichsam über der Stadt, deren ganzen Um fang man von hier bequem übersieht, und die mit ihren zahlrei: chen Moscheen (wohl über 150), Cypreffen und Maulbeerbäu men einen schönen Anblick gewährt. Nicht minder die dahin 405 ter liegende, wohlbebaute Ebene des Uelfer Fluffes, den der Blick in weiter Ferne verfolgen kann. Ueber die jenseitigen grünen Berge weg sieht man dann den Golf von Modania und die Spitze Bosburun. Nicht minder angenehm ist es, in das waldige Thal hinab zu fehen, aus dem der, die Stadt durchströmende Waldbach, Kodscha Naib, fließt. Aber ich habe weder die Wege so gefährlich, noch die verrufenen Abgründe fo Schwindel erregend gefunden, als sie in ein nigen neuern Reisebeschreibungen geschildert sind. Die erste Berghöhe ist mit den schönsten Wiesen bedeckt. Wir ruhten an einem Quell, und ließen unsere Pferde etwas weit den. Von hier an verändert die Ansicht der Gegend sich merklich. Nadelholz tritt an die Stelle der Kastanien-Wäl: der. Unser Führer, der einen kürzeren Weg nehmen wolle te, brachte uns am Ende an eine so steile Stelle, wo eigent, lich gar kein Weg war, daß ich absteigen und überaus mühselig bergan klimmen mußte. Doch ist dieses nicht der ei: gentliche Weg, denn zurück führte er uns einen ganz ande: ren und recht bequemen. Oben fand ich viele Quellen und fumpfige Wiesen zwischen flachen und steinigen Höhen, aus denen einzelne Maffen von stark verwittertem Granit, wie Thürme hervor ragen; in den Betten der Bergwaffer viel Stücke schönen, weißen Marmors mit grauen Adern. Die zwischen diesen Steinen einzeln zerstreuten Tannen geben dem Ganzen ein trübes und trauriges Ansehen, das der Blu- menschmelz in den Vertiefungen nicht heben konnte. Von hier ermißt man die dritte und höchste Region, die mehr 406 rere Gipfel hat; die niedrigeren schwarzgrau, die höchsten mit Schnee bedeckt. Ich war schon die ganze Zeit durch Wol, ken geritten, die bald in kleinen Regenschauern auf mich her abfielen, bald wie dichter Rauch und Nebel Alles umher in trübes Grau hüllten, und mir völlig die Ansicht der schönen und tiefen Bergthäler entzogen. Es war dabei so kühl, daß mir mein Mantel sehr wohl that. Das Ziel der heutigen Wanderschaft war nahe am An fange der Schnee-Region, am Ufer eines Baches, der zwiz fchen bunten Blumen kleine Fälle bildet. Hier verzehrte ich meine kalte Küche, und ließ Kaffee kochen, während rund umher dichte Wolken über Thäler und Höhen zogen, und uns oft kalt anwehten. Auf dem Rückwege wurde aber der Regen ernstlicher, und die dichten Baumzweige, durch die man fich winden muß, benetzten mich noch mehr, als der Regen. Jene nöthigten mich auch abzusteigen, und eine Weile zu Fuße zu gehen. Ich war zufrieden, daß die Donnerschläge, die ich nahe genug über meinem Kopfe rollen hörte, mich nicht in ihrer Region erwischt hatten. Auf dem Rückwege ließ der klarere Horizont mich doch noch ein Mahl der schö, nen Aussicht genießen. Von oben trocken und von unten durchnäßt, kam ich um 4 Uhr wieder in meinem Chan an. Ziemlich spät am nächsten Morgen begab ich mich in die eigentliche alte Stadt, welche, auf einem am Fuße des Olympus vorspringenden Plateau gelegen, die niederen Vor- städte beherrscht. Es mögen manche der großen Marmor Quadern an den Thürmen des Thores wohl noch aus Kö- 407 nig Prusias Zeit stammen; nur haben Byzantier und Os, manen sie bei ihren Ausbesserungen wahrscheinlich mit ange wandt. Die ganze Bauart und der größte Theil der Mauer ist schlecht, und hat nichts Antikes. Auf einem Thurme, in dem Küchen Garten eines Griechen, zu welchem man auf schlechter Holzbrücke über einen Graben gelangt, trägt die platte Terraffe vier alte Kanonen ohne Lavetten; die ganze Artillerie dieser sonst so berühmten Festung. An Feiertagen gebraucht man sie noch. Deshalb wird auch gedachter Kraut Garten, mit dem Ehren Namen Tophana (Stückwall) bei ehrt. Unter der Terraffe find Gewölbe, die aber nichts ent, halten sollen, daher ich mir auch nicht die Mühe geben wollt te, nach den Schlüffel zu schicken. Das Tekieh Monastir genannt zeigt nur wenig von feiner Griechischen Bauart. Es ist erst vor Kurzem aus dem Ruin erhoben und hergestellt worden. Nach außen find die Fenster der Kuppel mit schlechten kleinen Säulen paarweise geziert; von innen hat das Schiff im Hinter .grunde drei Halbkugeln, und gegenüber eine ganz glatte Wand; denn der Eingang ist an der einen langen Seite des Schiffes, dessen Kuppel c. auf Pfeilern ruht; alles weiß übertüncht oder grau geädert, und mit vielen Namenszügen und Inschriften überdeckt; der Boden mit Matten und Per fischen Teppichen. Ich brauchte gar nicht um die Erlaub: niß zum Eintritte nachzusuchen, welchen Herr Arles mir als schwierig darstellte; denn der Aufseher, reichlicher Paras gewärtig, lud mich von selbst ein. In der Mitte steht Ort 4O8 chan’s Grabmaal, ein großes Viereck von weißem Marmor, worunter er liegt. Darüber ragt ein gewöhnlicher bretter: ner Cenotaph, mit einem grünen Seidenzeuge bedeckt, auf dem ein Stück des Vorhanges der Keabeh liegt. Sein Bund, von weißem, goldgesticktem Muffelin, ist mit einem rothen, gleichfalls goldgesticktem Tuche verhüllt. Neben ihm liegt Sultan Korkud, Sohn Bajafid's 11. Die übrigen, zum Theil kleinen Denkmaale, haben keine Inschriften, und beste hen alle aus weiß übertünchten Steingräbern in Sargform. Ich stieg zur Haupt, Moschee, Ulu Dshamifft, hinab, die in der unteren Stadt, fo zwischen Basars versteckt liegt, daß der Eingang schwer zu finden ist. Man war gerade bei fchäftigt, sie inwendig neu anzuweißen, mit Hülfe unendli; cher Vorrichtungen. Da deshalb jeder die Freiheit hatte, das Innere zu besehen, so ging ich hinein. Sie besteht aus neunzehn gleich großen Kuppeln, die auf viereckigen Pfeilern ruhen, welche, gleich den Wänden, mit Inschriften aus dem Koran, zum Theil Kufischen, bemalt sind. Statt der zwanz zigsten ist in der Mitte aller ein offener Raum, über welchen in Form einer runden Haube ein Gitter aus Eisenstangen ge: zogen ist; darunter ein Springbrunnen und Marmorbecken, Man zeigte uns in einer Ecke die vergitterte Sultanische Loge, worunter sich Bücherschränke, und ein Leseplatz für die bei stellten Korans Leser befinden. An die Moschee stößt das Medreffeh (Gymnasium). In der Vorstadt, auf dem Wege zu den Bädern, liegt die Grabkuppel Sultan Murad's 11. und mehrerer anderen 409 Prinzen und Paschas im Hofe einer Moschee, von schönen Blumen umschattet. Die Thür des ersteren war rund um her mit zwei Reihen blauer und weißer Fayance geziert, und inwendig läuft eine Inschrift weiß und blau, auch, wie es scheint, aus Fayance, unter der Kuppel, als Fries umher. Ein anderes war eben so verziert, die übrigen einfacher. Ich ging nun hinter den alten Stadtmauern herum, die hier doppelt sind, und auch eine doppelte Reihe Thürme hatten. Der Felsen ist zum Theil als Mauer benutzt und bei hauen. Zwischen der Stadt und dem Berge zeigt sich erst ein alt lerliebstes Thal mit Mühlen und Gärten, dann ein Türkischer Begräbnißplatz mit Cypreffen. Von hier klomm ich, zu Kir: kor's großem Verdruße, den ich, Trotz seiner Faulheit, mit traben hieß, einen steilen Waldweg hinan zum verlaffenen Tekieh Abdal: Murads, das im Schatten schöner Cypreffen und Kastanien liegt, und einer herrlichen Aussicht genießt über Stadt und Land bis jenseit des Golfs von Modania. Die Häuser in Brufa find meist aus Stein, zum Theil aus Ziegeln und Holz erbaut. Ob sie hunderttausend Bewohner enthalten, wie gewöhnlich behauptet wird, möchte ich bezweifeln. Unter ihnen leben viel mehr Armenier (über 5000) als Griechen; obgleich diese, wie jene, eine Kirche haben. Noch weniger zahlreich find die Juden. - 4 d . . de oder dod 4 IO 40. Abülliont (Apollonia). Muhallitsch. Panorma (Panornus). Manum-Kaleffi (Cyzicus). Erdek- koi (Artace). Am Vormittage des 3. Junius verließ ich Brufa. Der Weg führte mich wieder an den Bädern vorbei und über den Uelfer Fluß. Die Ebene ist zum Theil sumpfig, doch wohl bebaut. Einzelne große Eichen und Büsche gewähren ihr Schatten. Es ging allmählich bergan. Zur Linken des Weges, am Fuße grüner, mit Maulbeeren bedeckter Hügel, ließ ich die Dörfer Karklü und Haffan Aga, und gelangte dann auf eine Höhe, von deren Gipfel ich das Dorf Abülliont (Apollonia) mit feinem berühmten See zu meinen Füßen erblickte. Die ihn umgebenden Sümpfe, und die weite Aus, bucht seines Ufers zwangen aber zu einem Umwege von eini, gen Stunden. Mehrere steinige Hügel, durch schmale Isth men von einander und vom Lande getrennt, erstrecken sich in den See, und auf dem äußersten liegt Apollonia, jetzt ein Dorf, aber nicht unansehnlich. Der See Arm zwischen ihm und dem Ufer ist schmal und leicht. Eine hohe schlechte Holz, Brücke führt über denselben. Zuvor stößt man bei dem ersten Isthmus auf die alten Reste eines schlecht gebauten Thors, und auf viele Funda mente, zum Theil aus großen Steinen. Auf dem zweiten, engeren, der an beiden Seiten Buchten für Barken bildet, 4 II findet man eine Befestigungs-Mauer, quer hinüber laufend, mit zwei Thürmen. Das Dorf selbst ist mit Thürmen und Mauern umgeben. Nahe an der Brücke zeigt die Landseite ansehnliche Fundamente einer Scala (Ausladungs-Platz für Boote) aus großen Steinen, und die Häfen auf beiden Seit ten der Brücke werden durch starke vorspringende Mauern und Thürme geschützt. Alle diese alten Befestigungen find in späteren Zeiten erneuert, und größten Theils mit Häusern besetzt. Bei dem Ausbessern hat man sich aber der alten, großen Maffen bedient, die Form der viereckigen soliden Thürme beibehaltend, so weit die alten Baustücke hinreich: ten; dann hat man aber den Rest mit kleinen Steinen ge: flickt, wodurch eine Menge Cornischen ganz unten zu stehen kamen. - Ich stieg bei der Metropolis ab, welche an die Kirche gebaut und von einem einzigen Mönche bewohnt ist. Aber weder der Mönch, noch fein Diener war gegenwärtig, und beide ließen sich vergeblich erwarten, während ich mich eben fo vergeblich bemühete, irgend anderswo ein Unterkommen zu finden. Endlich stieß ich auf einen reifenden Papas aus Konstantinopel, der durch die Kirche in die Wohnung des Kalogers zu gelangen wußte, und sie öffnete, wo mich dann ein heiterer Saal im zweiten Stocke aufnahm. Nun war mir die Abwesenheit des Wirths sehr lieb; ich konnte nach Behagen spazieren und zeichnen, als ich mich der Neugieri gen durch einen Nachmittags-Schlaf entledigt hatte. - Der steinige Hügel vor der Befestigungs; Mauer des 412 Isthmus scheint der Begräbniß: Platz der alten Stadt gewe: fen zu seyn, wie er es noch jetzt ist. Reste bedeutender Kunst, werke fand ich nicht; nur den umgekehrten Deckel eines gro, ßen Sarkophags. Von hier ist wohl auch der mit Colum: barien gezierte Deckel, der ein Paar Stunden von Apollo- nia, an der Straße, als Brunnen Trog dient. Zwei ähn: liche sah ich zwischen Modania und Brufa eben so benutzt. Sie waren unvollendet, oder von fehr schlechter Arbeit. Die Festons, wie die Rosetten oder Masken, welche sie umga: ben, schienen nur aus dem Rohen gemeisselt, und eine kleine Platte mit Schwalben, Schwänzen in der Mitte, war sicht: bar zur Inschrift bestimmt, die sie nie erhielt. Nirgend bemerkte ich mehr, größere und friedfertigere Mücken, als hier. Sie find bis drei Linien lang, verwun den aber gar nicht, und felbst ihr beschwerlicher Gefangen." dete des Abends, so bald ich das Licht entfernte. Die drückende Hitze löste sich mit dem Untergange der Sonne in ein Gewitter auf, welches während der Nacht die Luft abkühlte, und am Tage meiner Abreise den Himmel bei wölkte. Es regnete strichweise ein wenig, indem ich stets am nördlichen Ufer des Sees fortritt. Dann führte der Weg bald über Hügel mit magerem Gestrüppe und einzelnen Bäumen besetzt, oder in schlechte Felder verwandelt, bald durch sumpfige Wiesen. Ueberall aber lachte ein herrlicher Blumen, Flor, unter welchen vorzüglich weiße und blutrothe Convolvulen verschiedener Größe, und die gewöhnlichen rot then Tulpen hervor stachen, alle von Schmetterlingen bei 413 lebt. Der Olympus schien hinter mir immer höher und höher über die anderen Berge empor zu steigen, und zeigte einige Mahle feinen weißen Gipfel klar. Dann aber verschwam: men feine Umriffe mit den übrigen in das blaße Blau der Regenluft. . Auf einförmigem Wege kam ich zum Ausfluffe des Rhyndacus, über welchen eine sehr schlechte Holzbrücke ohne Geländer den Wanderer nach Ulubad (Lapadion) trägt. Näher am See stehen die Reste von acht Pfeilern der ehemahligen Bogen Brücke. Die Mauern und Thürmeulu bad's sind noch ziemlich erhalten. Man fieht Fragmente von Säulen und Thürpfosten umher liegen; Alles aus der fchlechten Byzantischen Zeit. In den Paar hundert Häus fern des ärmlichen Ortsmögen fast eben so viele Störche, als Menschen wohnen. Jene habe ich nirgend zahlreicher gefunden. Aus allen Ruinen, von allen Dächern herab, hört man sie klappern, und ungestört wandern sie in den Sümpfen umher. Von Ulubad nach Muhallitsch rechnet man anderthalb Stunden, die man auf einer unabsehbaren, an einigen Stellen sehr sumpfigen Wiese zurück legt. An der einen Seite ist die Aussicht beschränkt durch den Olympus und die von feinem Fuße gegen Myfien sich erstreckenden Berge; auf der anderen durch die grünen Höhen, welche neben dem Rhyndacus fortlaufen, dessen Ufer mit Gärten und Bäumen, bedeckt sind. Am Ende der Wiese erhebt sich die eben so gar tenreiche Höhe zwischen dem Thale von Muhallitsch und dem 414 Rhyndacus: Fluffe. Wo ich sie überstiegen hatte, trat ich in einem schlechten Chan ab, dessen Entfernung von Brussia auf zwölf Stunden gerechnet wird; und Apollonia gilt für die Hälfte des Weges. - Muhallitsch ist ein ansehnlicher Flecken, dessen Häuser, nach Konstantinopolischer Weise, aus Holz und Fachwerker baut sind. Unter den Bewohnern, zum Theil Griechen und Armenier, scheint Thätigkeit zu herrschen; und auf meinem Spaziergange fand ich die Basars, wenigstens mit Lebens: mitteln, reichlich versehen. An Früchten ist ein Ueberfluß, und nirgend aß ich wohlschmeckendere Kirschen, als hier und in Apollonia. Eine auffallende Erscheinung für mich war ein Stur zer; denn wie häufig man dergleichen unter den Europäern findet, so selten unter den Türken. Der junge Mann trieb das Gewerbe eines Scherbetschi, und reichte sein Getränk, mit dem Schnee des Olympus bereitet, überaus zierlich dar, mich nicht wenig belustigend durch die gesuchte Art, wie er feine weißen Hände und Arme bemerkbar zu machen strebte. Ein breiter coquelicot Turban, mit Blumen geziert, stand feinem hübschen Gesichte sehr wohl. Die ganze Figur machte wenigstens einen gefälligeren Eindruck, als einige Kalenderi (reisende Barfüßer), mit Löffel und Gebetkrücke im Gürtel, denen Statt der Almofen nur Spott zu Theil ward. Einen eben so geringen Eindruck auf die Türken machte zu meinem großen Erstaunen ein alter Mewlewi, mit langem, krauslocki gem, weißem Bart und Haupthaar, der noch vor dem Gef - 415 fange des Muefin (Gebet Ausrufer) durch die Straßen trabte, und in Stentors Tönen die gewöhnliche Einladung verlieh men ließ: „Kommt zum Gebete, kommt zum Tempel des Heils! c.“ D'Anville hat, glaube ich, Lopadion zu weit an den Fluß hinab gesetzt, da es doch dicht an dem Ursprunge des selben aus dem See liegt, und Muhallitsch etwa dahin ge: hört, wo er Lopadion vermuthet. Dagegen muß die Ver: bindung beider Flüffe weiter hinab gesetzt werden; denn un: weit Muhallitsch kommt man auf einer hölzernen Brücke über den bereits vereinigten Hippurius und Macetus, jetzt Su: figherli, Fluß, (vom Orte Susigherli (Büffel) auf der Straße nach Smyrna,) den Chateaubriand fälschlich für den Gra, nicus hält, und bald darauf setzt man in einem mit Erde und Faschinen gefüllten Boote über den reiffenden Karade resu, den Ausfluß des Palus Arlyma, der in feinem tiefen Bette des Winters sehr hoch zu steigen scheint. - Hier betrat ich die herrlichen Gefilde Myfien's, Theils Wiesen und Felder, mit den schönsten Baum Gruppen ge: ziert, worin zahllose Nachtigallen schlugen, Theils mäßige Höhen, mit Gestrüppe und Disteln bedeckt, aber culturfä hig. Im Ganzen ist der treffliche Boden schlecht genutzt; nur in den Thälern zeigen die Umgebungen der sparsam zer, freuten Dörfer, die jedoch mit ihren Bewohnern ein Bild des Elends darbieten, etwas besseren Anbau. Gänse, En: ten und Truthühner sah ich überall zahlreicher, als sie sonst in Natolien zu finden find. 416 Das erste Dorf, auf welches ich stieß, war Kadhikoi; dann folgte Jenitschehkoi, wo es sehr schwer gelang, von den scheuen Bewohnern, die bei der Fremden Annäherung entflohen, etwas fauere Milch zum Frühstück zu erhalten. Etwa ein paar Stunden weiter erschien mir zur Linken ein großer Landsee, den mein Führer Makias nannte, und der wohl das Aryma Palus auf Barbier du Bocage"s Karten feyn muß. Ein Tekieh vorüber gelangt man nach Umarkoi, und sieht alle Höhen grün, aber baumlos vor sich; nur die Thäler sind mit großen Nuß- und Eich-Bäumen bewachsen. Zur Rechten erhebt sich eine Bergkette, die den Anblick des Heeres verdeckt, und zur Linken schwinden in blauer Ferne der Rheae Mons und andere Höhen, welche den Olympus und Ida verbinden. Jener blieb noch lange fichtbar. Ohne in das, am Fuße eines kahlen, steinigen Hügels, zur Rechten meines Weges belegene Dörfchen Kaiadshik ein zukehren, erreichte ich bei guter Zeit den großen, wohlge: buten Flecken Panorma (Panormus) in einer sehr reizen, den Umgebung, an einem Bufen des Meeres von Mart mora, im Angesichte der Cyzicenischen Halbinsel (5. Junius). Der Ort ist größten Theils von Griechen bewohnt, die em fige Seefahrer zu sein scheinen. Es lagen viele Boote im Hafen, und neue wurden gebaut. Die Gegend ist wein, reich, erzeugt aber auch viel Obst und Getreide. Von Alter, thämern ist nichts mehr vorhanden, als die Griechische In schrift auf dem Steine an einem Brunnen im obersten Theile des Fleckens, die ich copirte. 417 Nahe dem Ende des Hafens erhebt sich das Ufer teil. Ich ritt längs demselben, zum Theil im Meere fort, und fand eine Mauer, die das Erdreich stützt, aber von Türki, fcher Bauart. Dann führte mich der Weg über die Ufer Höhe zu einem lieblichen Thale, in welchem ein kleines Dorf liegt, worauf bald der Isthmus folgt. Dieser muß viel kürzer gewesen seyn, ehe der große Sumpf vorhanden war, der sich allmählich durch die vielen Quellen und Bäche gebil: det hat, die sowohl dem Lande, als der Halb-Insel entströ men. Ich fand hier ein Paar niedrige Bogen einer schlecht ten Wafferleitung, deren Fundamente sich durch den Sumpf verfolgen ließen. Der übrige Theil des Isthmus besteht aus einem Gewirre der schönsten Wein und Obstgärten. Ich bog vom Wege ab, um die, Mamun-Kalefflige nannte Ruine zu besehen, die wohl die Stelle des alten Cy zicus einnehmen mag. Unter Weges fand ich eine lange Mauer, die sich auf einer Seite zu einem Halb: Cirkel rün, det; sie ist zum Theil fichtbar, zum Theil dicht mit Epheu bewachsen. Wiewohl ich keine Spur von Sitzstufen fand, mögen Liebhaber solcher Vermuthungen immer ein Stadium hinein verlegen. Dann ging ich dem Laufe eines kleinen Baches entgegen, in ein schmales Thal gelangend, durch welches der Weg nach dem am Berge gelegenen Dorfe Kaldi Koi oder Hamamli Koi führt. Die mit Gestrüppe bedeckten Hügel zu beiden Seiten des Thales zeigen Grundmauern ne: ben großen Steinhaufen, und quer durch die Schlucht setzen Bogen von zwei jetzt zerstörten Wafferleitungen. Ob sie ur, 27 4 18 sprünglich zu einer solchen gehört haben, weiß ich nicht. Die Fundamente und der untere Theil der Mauern scheinen sehr alt. Sie bestehen aus gar großen, regelmäßig behaue, nen Maffen von feinem, grauem Granit und weißem Mar; mor. Auf diese Fundamente hat man doppelte Bogen von schlechter Arbeit gegründet, deren noch mehrere im Thale und an dem Abhange übrig, andere eingestürzt sind. Ich bemerkte daneben und tiefer unterirdische Bogen Gänge, zwei über einander, die mir ihrer Gestalt nach auch zum Wafferleiten gedient zu haben scheinen. Ist man von unten durch die erste Wafferleitung gegangen, so findet man eine breite Mauer, die das Erdreich des einen Hügels stützen soll, und sonst mit gehauenen Steinen belegt war, wovon noch ein Paar Schichten übrig sind. Auf diesem starken Funda mente ruhte eine zweite Wafferleitung, von welcher sich nur noch ein einziger Bogen in der Schlucht, den Anblick eines Thors gewährend, erhalten hat. Der gegenüber stehende Pfeiler ist eingestürzt; aber höher am Berge erblickt man noch mehrere, die ich nicht näher untersuchen konnte, weil von keiner Seite durch das dichte Gewirre der zum Theilfa cheligen Sträucher fich ein Zugang bahnen ließ. Ich zeich: nete diese malerischen Ruinen und den grünen Berg, der auf dem Continente dem Isthmus gegenüber liegt. Auf die fem fand ich, an dem Wege nach Erdekkoi, einen großen Haufen formloser Steintrümmer, deren ovale Gestalt und Vertiefung in der Mitte an ein Amphitheater erinnern. Erdekkoi ist bekanntlich das alte Artace. Eine Vier, 419 telstunde davon, am Vorgebirge, welches in SW. durch eine schmale Landzunge mit der Halb: Insel zusammen hängt, und einen kahlen vereinzelten Berg bildet, der fast rings vom Meere umgeben ist, lag die Akropolis, von den Griechen jetzt Paläo: Kastro (Türkisch Bali, Keßri) genannt. Sie hat nur an der Landseite eine Mauer, welcher viereckige, vorspringende Basteien, hin und wieder nicht höher, als die Mauer, zur Befestigung dienen, an einigen Stellen dergestalt an den Berg gebaut, daß man von oben gerade auf die Platteforme gelangt, ohne zu steigen. Nur das Thor und die Mauer an demselben er hebt sich über das Niveau des Berges. Von Zinnen, Brustwehr, Graben c. ist keine Spur. Was mir schon an den ältesten Mauern und Basteien Antiochien's auf fiel, bemerkte ich auch hier, eine unverhältnißmäßige Dicke. Sie bestehen aus einem Gemische formloser Steine, roh durch Mörtel verbunden, der eine Menge kleiner Stücke fehr dunkelrother, gebrannter Ziegel enthält, und gleichsam mit den Steinen zu einer Maffe verwachsen ist. Von den großen Quadern, womit die Mauern einst belegt waren, find nur noch wenige vorhanden, laffen sich aber auch nur schwer ablösen. Die Thürme des Thors scheinen Corni fchen gehabt zu haben, und ein starkes Talus. Von der Landspitze, auf welcher die gegenwärtige Stadt liegt, er strecken sich die Reste des alten Hafen, Dammes in das Meer hinein. Wahrscheinlich reichte er bis zur kleinen, mit Bäumen bedeckten Insel, die man in geringer Entz 42O fernung vor ihr erblickt, und bildete dergestalt einen sehr ficheren Hafen. Von hier gelangt man zu der in den Felsen gebahn: ten Straße, die bergan führt. Das Innere scheint nicht viele bedeutende Gebäude, wohl gar nur hölzerne gehabt zu haben; denn man sieht nichts, als eine Menge kleiner Steine, womit der Berg bedeckt ist. Nur ein Gipfel zeigt einen ansehnlichen Trümmerhaufen aus großen Steinmaß fen, unter welchen Hirten sich Wachfeuer und Herd an gelegt haben. Die unbeschreiblich schöne Aussicht von die fer Höhe feffelte mich lange. Unter mir lag das Städt: chen von Gärten umgeben, die sich weit über Thäler und Hügel bis zum Fuße der Berge erstrecken, welche allmäh: lich zum Didymäischen Gipfel aufsteigen; weiterhin, wenn man sich rechts umwendet, tritt der Isthmus mit Panorma und seinem Hafen am jenseitigen Ufer hervor; dann die ganze Nordküste von Klein-Asien bis zum Anfange des Hellesponts; über diesen in blauer Ferne die zackigen Hö hen des Ida. Hinter den Bergen der Halbz Insel wird ein Theil der Insel Marmora fichtbar, dann die anderen kleinen Infeln, und kaum zu unterscheiden, in blauem Duft die Thracischen Berge und der Chersonesus. Ich saß mehrere Stunden dort mit Zeichnen beschäftigt, während aus Westen ein Regen, Wetter nach dem anderen im Hin tergrunde aufzog, die seltsamsten Abwechselungen von Schatz ten, Luft und Farbe gebend, in jedem Augenblicke verän, ändert, aber stets von wunderbarer Schönheit. 421 Bei meiner Rückkehr fand ich auf dem Isthmus, nahe am westlichen See-Ufer, eine Ruine, die man Bal: kys nennt. Es ist der untere Theil von den Mauern ei: nes achteckigen Gebäudes aus sehr ansehnlichen, gehaue nen Steinen, auf welcher man später eine Brustwehr mit Schießscharten gebaut, wahrscheinlich um Landungen von der Seeseite zu hindern. Kanonen sind jetzt nicht mehr da. Ganz nahe treibt ein starker Quell fein silberhelles Waffer in mehrere Steintröge, von wo es im Schatten ungemein großer Platanen ein Bächlein bildet. Auch noch ein Paar Bögen der erwähnten Wafferleitung, die durch den Sumpf vom Lande nach der Halb: Insel führt, find hier zu sehen. - Ich wandte mich gegen Westen, fast immer am kie: figen Seestrande fortreitend. Das Städtchen Aidindshik liegt entfernt in einem Bergthale, hoch über dem Meere. Der Weg windet sich im Schatten von Oehlbäumen und Linden, deren Stämme von Epheu umrankt sind, durch Bür fche von Lorbeer, Jasmin und Geisblatt; beide letztere stan, den in voller Blüthe. Dann wird aber das Land kahl, und sparsam bebaut; die Höhen sind dicht von Gestrüpp über deckt, worunter fich eine Staude mit glänzend gelber Blü, the auszeichnet. Am Ausfluffe eines mäßigen Baches in das Meer liegt das kleine, ärmliche Dorf Saslidereh, wo viel Schiff Bauholz aufgestapelt war, welches hier in beträchtlicher Menge abgehohlt werden soll, weshalb auch ein kleiner Hat 422 fendamm von rauhen Steinen vorhanden ist. Solcher Bäche, deren Quellen im nahen Berge find, fand ich noch mehrere, sumpfigen Gräben vergleichbar, die sich durch üp: pig bewachsene Wiesen ziehen; aber nirgend ein bedeutendes Flußthal bis zum Gönen Fluß. Bei einem solchen feich, ten Bootshafen, mit einem doppelten Damme von rohen Steinen, verließ ich das Ufer, steil nach dem kleinen Dorfe Tschauschkoi hinauf reitend, zu welchem er gehört. 44 d . . . . . . . dd 423 41. Muffatfcheh. Karaboa (Priapus). Kamer (Pa- rium). Gallipoli. Dardanellen (Hellespontus). Nach einiger Erquickung brachte mich ein sehr bei fchwerlicher Weg durch dicht verwachsenes, stacheliges Ge; früpp bergab zum Dorfe Muffatscheh. Die schwüle Luft hatte längst ein Gewitter angekündigt, das sich auch vor mei; ner Ankunft, und während meines Aufenthalts daselbst mit etlichen starken Schlägen vernehmen ließ, und ein Paar Rex genschauer fandte. Ich speisete unter dem Abdache eines Haufes, und wurde hier abermahls von der seltsamen Klei, dung des schönen Geschlechts überrascht, die ich schon von Apollonia an bemerkte. Die armen Bauer / Weiber tragen meist Mannskleider, und den Schalwar Statt des Rockes. Das Dorf liegt am Fuße des Berges, am Anfange der großen, fruchtbaren, aber sumpfigen und ungesunden Ebene Taher Owaffy, durch welche der Gönen Fluß (Aesepus) breit und reißend dem Meere zufließt. Nahe am Dorfe stehen zwei Windmühlen auf einer schmalen Landenge, die durch eine große Pfütze stagnierenden Seewaffers vom Meere ge: trennt ist. Die Vegetation der Felder und Wiesen ist außer ordentlich; die Disteln z. B. find so hoch, als ein Reiter zu Pferde, und fallen daher nicht wenig beschwerlich; die Thiere verschwinden ganz im Grase. Das Amphitheater grüner Bert ge, das die weite Ebene umgibt, und die Aussicht auf die 424 Halb, Insel Cyzicus, Marmora c. gewährt einen schönen Anblick. Nicht ohne Aengstlichkeit durchwatete ich mit mein nen Gefährten den Fluß, und kam zur Nacht nach dem Tschiftlik des Agas von Demotika, dessen Kiaja mich gastfrei aufnahm, und in ein geräumiges Zimmer logierte, das ganz aus Fenstern bestand, wo es mir am folgenden Morgen em: pfindlich kalt wurde. - Früh (am 8. Junius,) begab ich mich auf den Weg nach dem alten Priapus, jetzt Karaboa genannt. Die Ebene wird immer unbebauter und sumpfiger, aber bevölkert von unzähligen Herden schöner Rinder und Pferde. Auch stieß ich auf ein Yurükid (Nomaden / Dorf) von geflochtenen Baumzweigen und Zelten. Bei Muffatscheh fand ich Zigeu: ner unter Zelten und in dem Kasdaghi (Ida) weiden Turk, N(NMCM, Mein Führer hatte die Unbesonnenheit, den Weg zu verlaffen, in dem Wahne, am Seestrande einen näheren zu finden, da er das Ziel in gerader Richtung vor sich fahe. Aber die Sümpfe zwangen uns endlich, nach langem, pfad, losem Umherirren in tiefem Grafe die Wagenstraße aufzusu, ehen, die uns bald an das Ufer des ansehnlichen Kodjha/Su brachten. - Nach D'Anville's Carte müßte der Bach bei Saslide, reh der Tarius seyn. In Panorma führen mehrere Brücken über einen kleinen Bach. Der Gönen Fluß wäre dann der Aesepus und der Kodscha, Su der berühmte Granicus, den jener große Geograph Outola nennt, welchen Namen ich 425 nirgends vernommen; wohl aber wird er der Fluß von Demo tika genannt. Vielleicht ist dieß das Sidena der Alten? Mich führte mein Weg nicht vorbei; denn da ich die Seeküste bereit fen wollte, mußte ich schon das Innere des Landes unbe: vührt laffen, und konnte daher weder Heleia noch Sidena aufsuchen. Nahe am Ausfluffe des Granicus hört die große Ebene auf, und fängt ein mit niedrigem Gestrüppe bewachsenes Vorgebirge an, auf dessen äußerster Spitze das alte Pria: pus lag, jetzt, von einem, eine halbe Stunde tiefer landein wärts liegenden, schlechten Dorf, Karaboa genannt. An der Stelle der alten Stadt findet man ansehnliche Ruinen einer Festung aus den Zeiten der Byzantier. Quer über das Vorgebirge, von einem Seeufer zum anderen, läuft eine Mauer, die größten Theils formlos, mit Schutt und Gestrüppe bedeckt ist, und vielleicht noch die Fundamente der ältesten Stadtmauer verbirgt. Auf dieser erheben sich ein Dutzend, Theils runder, Theil viereckiger Thürme, in wendig von mehreren Stockwerken, das oberste eine ge: wölbte Kuppel. Sie find, manche ganz, andere nur von außen, aus den breiten und flachen Ziegeln gebaut, die ich oft an Byzantischen Gebäuden bemerkt habe; das Uebrige von rohen Steinen. Vor jedem Thurme läuft von außen eine Bastei herum, mit einer Brustwehr, worin gewölbte Schießscharten. Diese Befestigung zieht sich um das ganze Vorgebirge. Inwendig find Cisternen und andere Funda: mente. Es wäre interessant zu wissen, wann die Byzanti, 426 schen Kaiser das alte Priapus hergestellt, und wie sie es bei nannt haben. Ich ritt über oben gedachte struppige Berge, und kam bei Sonnen Untergange zum kleinen Dorfe Ortludscha, wo man mich in ein leidlich reines Haus quartierte. Aber am folgen, den Morgen erfuhr ich zu meinem Erstaunen, daß, während der Führer in meinem Zimmer aß, zwei Pferde verschwunden waren, nämlich sein und mein Reitpferd. Er hatte sie noch in derselben Nacht zu Fuße im Mondscheine gesucht, bis er müde geworden, fich aber dann schlafen gelegt, in der Hoff nung, daß sie sich nur etwas verlaufen, und am Morgen schon wieder finden würden. Am Morgen machte er ich zU Pferde auf, und durchstreifte umsonst alle Thäler und Hö hen, mußte sich jedoch bald überzeugen, daß ein geschickter und kecker Dieb den Augenblick seines Abendessens wahrgenom: men, um sie zu stehlen. Bei der Gelegenheit erfuhr ich dann von den Bauern, daß dieses hier sehr gewöhnlich sey, und daß die Diebe einen der vielen kleinen Häfen zu gewin, nen suchen, von wo sie nach Rumili übersetzen. Wir bei fannen uns auch nun, unter Weges mehreren Leuten begeg, net zu feyn, denen es eben so ergangen war. Nachdem der ganze Morgen mit fruchtlosem Suchen verstrichen, nahm der Führer ein Pferd, um seine Nachforschungen in ein Paar benachbarten Dörfern fortzusetzen, und ich nahm das andere. Kirkor lud sich und mein Gepäcke auf einen viereckigen Kar; ren, der mit zwei Ochsen bespannt, nicht ohne große Mühe von einem der Bauern gemiethet wurde; diese fürchteten ir: 427 gend einen Betrug oder Gewaltthat, und zeigten, Trotz un: ferem Geldbieten und Versichern das größte Mißtrauen. Endlich ließ sich einer für 10 Piaster bewegen, die er noch voraus empfangen wollte, und die langsame und langweilige Ochsenpost setzte sich in Bewegung, fast immer allmählich berg: an, durch niedriges Gestrüpp. In dem kleinen Dorfe Tschakirli fand ich an einem Brunnen antike Fragmente, wahrscheinlich aus Parium hin gebracht. Nachdem wir über die Berge gestiegen, kamen wir in ein weites Thal, das sich nach dem Meere zu verengt. Ich war vorausgeritten, und setzte mich eine Viertelstunde vor der Stadt hin, um die drei Bogen der Wafferleitung zu zeichnen, die dem alten Parium den Türkischen Namen Ker mer gegeben, den die Neuz Griechen dann in Kamaris verwan: delt haben. Diese drei Bogen bestehen zum Theil aus großen Werkstücken, und am Fuße liegt ein Türkischer Brunnen; das Ganze ist dicht von Gesträuchen umgrünt. Kemer ist ein kleines Städtchen, oder richtiger Dorf, zwischen dem Ausfluffe des Baches zur Linken, einem Berge zur Rechten, und dem Meere vor sich, und zieht sich eine Strecke in's Thal hinauf; von Modania 49 Stunden ent fernt nach folgender uebersicht meines Weges: von Modania (Scylace? Myrlea Apamea Bith.?) nach Balatkoi . . . . . 24 Stunden, – Balatkoi – Bruffa (Prusias) . . 24 – – Bruffa – Abülliont (Apollonia ) . 6 – – Abülliont – Ulubad (Lopadion) , , 4 – 248 von Ulubad nach Muhallitsch . . . . . 14 Stunden, – Muhallitsch über den Sufighirli (Mace: stus und Hippuriusz Fluß) und Karade: refu (Ausfluß des Sees Arlyma) nach Panorma (Panormus) . . . . . 8 - – Panorma über den Isthmus nach Mamun Kaleffi (Cyzicus) und Erdekkoi (Artace) 5 - – Erdekkoi nach Aidindfhik . . . . . 2 - – Aidindshik über den Saslidereh : Fluß (Tarfius) nach Tschaufchkoi . . . . 3 - - Tschaufchkoi nach Muffatscheh . . . 1 • – –Muffatschehüber den Gönen (Aesepus) und die Ebene Taher Owafft nach dem Tschiftlik 2 - – dem Tschiftlik über den Kodha-Su (Gra: nicus) nach Karaboa (Priapus) . . 6 - – Karaboa – Ortludschah . . . . . 2 - – Orludfhah – Kemer (Parium) . . 4 - die Stunde zu Pferde = 1 Lieue oder 4Wert: 49 Stunden. In den Straßen des Orts sieht man viele Fragmente glatter und cannelirter Säulen, und einen auf drei Seiten ganz gleich verzierten, wie es scheint, tief eingegrabenen Stein, darstellend ein Feld mit Schlangen Eiern, die aber Statt erhaben, vertieft sind, und in der Mitte einen Thyr fus umgeben, wo ich nicht irre. Nachdem ich mich mit guten Fischen genährt, ging ich spazieren. In NO. von Kemer erhebt sich ein Berg, der sich in nördlicher Richtung zum Meere erstreckt, und ein Vorgebirge 429 bildet, auf dem zwei Windmühlen stehen, und an dessen Fu „e ein Schiffswerft angelegt ist. Hinter dem Berge läuft ein Thal zum Strande, das mit dem, worin der jetzige Ort liegt, in Verbindung steht. In diesem Thale findet man das trockene Bette eines Baches, der wahrscheinlich fonst, vielleicht noch im Winter, ein Arm desjenigen ist, der sich bei Kemer in's Meer ergießt. Auf diesem Vorgebirge, im Thale und auf beiden Seiten desselben, lag das alte Pat rium. Steigt man von der jetzigen Stadt bergan, so findet man zuerst links die drei Wände eines viereckigen Gebäudes, wie ein Thurm, am Abhange des Berges nach dem Meere zu, dann weitläufige Stein und Schutthaufen, mit Gestrüppe bewachsen; endlich an der Theilseite ein ähnliches, vierecki, ges Gebäude, aus kleinen Steinen gebaut, die in einem so festen Mörtel stecken, daß man ohne der Festigkeit der Wände zu schaden, nicht nur den äußeren Beleg von großen Werk stücken abgeriffen, sondern eine Ecke und zwei Wände von unten ganz weggenommen hat, um einen Eingang zu fin, den, so daß ein Drittheil des Gebäudes, eine Ecke nämlich und zwei Wände von oben in der Luft hängen. Da dieses Ge; mach keinen Eingang gehabt hat, und, wie ich oft an Cister, nen bemerkte, von innen mit gedachtem Mörtel aus kleinen Steinen und Kalk überzogen ist, so halte ich es für einen Wafferbehälter, der sonst mit obgedachter Wafferleitung zu sammen hing, wie sich aus einigen Fundamenten vermuthen - läßt, die man in derselben Richtung nachweisen kann. Ei; gentlich scheint mir das ganze Gebäude von großen Stei 43O nen zu fehlen, und nur der innere, wafferdichte Bewurf ste: hen geblieben zu feyn. Von diesem Berge stieg ich durch eine kleine Schlucht, zum Vorgebirge empor, wo die Windmühlen liegen. Die fes war wohl die Akropolis, und man sieht eine Mauer, die an der Landseite umher lief, von einem Hafen zum ande wen, durch mehrere Thürme beschützt, deren besonders einer von unten wohl erhalten ist, und aus großen Werkstücken besteht. Von hier, als an der niedrigern Seeseite, sieht man Fundamente einer Mauer, die nach der Spitze des Vor gebirges hinlief. Unter der ersten Windmühle, und dicht über der Mauer ist eine große, halbrunde Vertiefung, wo Fun- damente aus dem Gestrüppe am Bergabhange hervor sehen. Diese halte ich für das Theater. Im Thale, ungefähr diesem Orte gegenüber, scheint eine Brücke über den trocke nen Bach geführt zu haben; weiter oberhalb erblickt man ein Mauer, Fundament am Ufer eines feiner Arme, und auf dem jenseitigen Berge auch eins. Weiter oberhalb der alten Stadt dehnt sich ein flaches, längliches Thal aus, wo Fun- damente und mächtige Mauern aus Gebüsche hervor sehen, deren Gestalt vermuthen laffen, daß dort das Stadium ger, standen. Mein armer Armenier war (am 10. Junius,) zurück gekehrt, nachdem er vergeblich in Karaboa und anderen Ort ten nach seinen verschwundenen Pferden geforscht hatte. Ich mußte schon so gut feyn, ihn so vollständig zu bezahlen, als ob er mich nach den Dardanellen gebracht hätte, um dem 451 armen Teufel für feinen Verlust Einiges zu vergüten. Da faß ich nun aber beinahe eben so fest in Kemer, als weiland in Alania. Es waren keine Pferde zu haben, und für ein großes Boot nach den Dardanellen forderte man nicht weni; ger, als 130 Piaster. Ich fand aber zum Glücke eine Bar, ke, die, von Konstantinopel nach Gallipoli gehend, dort ge: landet war, und miethete mich schnell mit Sack und Pack für 15 Piafter ein, obgleich der Capitaine mit feiner Mannschaft wenig Vertrauen einflößte. Wir stachen auch bald in See; leider waren die Schif fer nur anfänglich so gut, sich der Ruder zu bedienen, her: nach wurden die Segel aufgezogen; aber es wollte sich durch: aus kein günstiger Hauch für uns erheben, sondern der Wind sprang jeden Augenblick, trieb uns also zuweilen rückt wärts, und mit jeder Veränderung sandte er mächtige Ge; witterschauer über uns her, welche die ganze Barke unter Waffer setzten, und mich. Trotz Schirm und Mantel doch endlich, wiewohl nur von unten, einweichten. Die Ansicht der Berge Natolien's, nämlich des Ida, abwechselnd mit frischem Grün im Sonnenlicht schimmernd, oder in dem tie fen Blau eines Gewitter Himmels verschwindend, war fehr schön; aber vor Ungeduld nicht zu genießen. Endlos trieben wir im Zickzack am Vorgebirge Ketschehburun und vor Tschar dak umher, welches, im Vorbeigehen gesagt, das alte Päsus feyn muß, und blieben in diesem verdrießlichen Zustande bis an den Abend, da plötzlich ein günstiger Wind uns nach dem Hafen von Gallipoli blies; aber wieder kurz vor dem Eingange 432 plötzlich nachließ, nnd die verdrießlichen Schiffer zwang, abermahls zum Ruder zu greifen. Ich fand unseren Camolliere, einen Hebräer, Na; mens Pellegrini, in Europäischer Tracht, mit langem Barte, an der Scala fitzen. Er führte uns gleich zu unserem Dar; danellen Consul, Herrn Salomon Taragano, der sich zufäl: lig hier aufhielt, welches mir sehr lieb war. Ich wurde bei dem alten Vice / Consul Hadshy Musa einlogiert, und fand nun plötzlich alle Bequemlichkeiten eines Orientalisch, Hebräischen Hauses, und einen überaus aufmerksamen und gefälligen Wirth. In Kemer war bei meiner Abfahrt nicht einmahl Brod zu haben, und hätte nicht ein guter Reifen, der im Kaffeehaufe mir fein gestriges abgetreten, das ich mit Käse und einer Zwiebel aß, so wäre ich noch hungriger geblieben, als ich war. Hier speisete ich nun desto besser zu Abend, und schlief vortrefflich. Die Stadt ist die bedeutendste an dem Canale, und mag wohl 16,000 Einwohner zählen, welche durch ihre Saf fian, Fabriken berühmter find, als durch ihre Sitten. Nach der Verabredung wollte ich unverzüglich mit Herrn Taragano nach den Dardanellen zurück zu kehren; es war aber zu ungünstiger Wind. Ich unterhielt mich in deffen mit dem Einkaufen einiger Medaillen, und besuchte das Schloß, das man den Genuefern zuschreibt. Es ist zer stört, und enthält zwei Höfe, mit Mauern und Thürmen umgeben, und diese mit einem Graben und aufgemauerter Contrescarpe; am Meere ein viereckiges Becken, mit starr 433 ken Mauern eingefaßt, und von einem Thurme beschützt. Auf dem Molo, der dieses Becken vom Hafen trennt, ist eine Moschee gebaut, und daher der Eingang für Boote jetzt untersagt. An beiden Seiten des Schloßthores ist eine schöne Inschrift auf weißem Marmor eingemauert, aber die eine Hälfte umgekehrt, und in der Mitte fehlen Worte. Im Haufe des Griechischen Metropoliten zeigte man mir ein Hautrelief von vorzüglicher Arbeit, welches ich abzeichnete. Es stellt drei Figuren weiblichen Geschlechts dar, von einer männlichen einem Altare zugeführt, über dem ein geisfüßiger Pan sitzend die Flöte bläset. Ihm wird wahrscheinlich das Opfer gebracht. Das Ganze ist in einer Höhle, an der oben zwei Tauben fichtbar find. Herr Taragano wartete mit der Abreise bis gegen Mit tag, dann schifften wir uns ein, in großer Gesellschaft von den Jüdischen Weibern und Kindern des Consuls und Can cellario, die nebst meiner Wenigkeit den Hintertheil des Bootes einnahmen, und einem Sicilianischen Aeskulap, Na, mens Pasquale. Anfangs hatten wir guten Wind, weil ter im Canale trat aber völlige Windstille ein; der Steuer; mann schlief am Steuer, die eine Hand im Tabaksbeutel, und die übrigen Türkischen Matrosen legten sich auch, nach dem sie gegessen, zur Ruhe nieder, und nur mit der größten Mühe, mit Bitten und Spott konnte man sie bewegen, zu den Rudern zu greifen; und nachdem sie sich endlich dazu entschlossen, arbeiteten sie doch nicht, sondern rührten nur, wie in einer Suppenschale, das Waffer um, in einer Hand das 28 434 Ruder, in der anderen die Pfeife haltend. Sie rechtfertigten vollkommen die übele Meinung, die man von den Bewoh: nern Gallipoli's hat; sie waren eben so impertinent, als faul. Endlich erhob sich ein frischer Wind, der aber in Ange: ficht der Dardanellen aufhörte, und das unausstehliche Volk war nicht zu bewegen, diese kleine Strecke zu rudern. Sie hätten lieber die ganze Nacht dem Hafen gegenüber in der See zugebracht, als nur eine halbe Stunde zu arbeiten. Die Strömungen trieben uns zum Glück langsam vorwärts, und nach Sonnen Untergange erreichten wir endlich den Ha; fen nach einer höchst langweiligen Fahrt, wofür selbst die Schönheit der Ufer des Hellesponts nicht ganz entschädigen konnte. - Zuerst hinter Gallipoli kamen wir an einem berühmt ten Quell der Thracischen Küste vorbei, Kalo nero, das schöne Waffer genannt, dann zu einem Thale, Galata ge: nannt, welches vielleicht Aigos. Potamos ist; dann folgt ein anderes schönes Thal, Orgar dereffi genannt; ferner die Stel: le, wo die Osmanen nach Europa übersetzten, und die durch eine Reihe großer Hügel bezeichnet ist, wahrscheinlich, wo das Zelt des Feldherrn und der Sandshaki fcherif standen. Etwas weiter sieht man an der Spitze Altbach ein hübsches Tekieh und die Ruinen des ersten, von Suleiman Pascha er oberten Schloffes. Dann kommt man an den Coele portus vorbei, in dessen Hintergrunde ein erhabener Hügel auf der Höhe des Berges liegt, wie viele an dieser Küste; vielleicht Cynoffema. Dann erblickt man Madytus, Maito, ein 435 durch Schifffahrt bekanntes Griechisches Dorf, den Asiatis schen Dardanellen schräge gegenüber. Weit schöner ist die Asiatische Küste, und wiederhohlt bei dauerte ich es sehr lebhaft, daß ich die Landreise nicht bis zu den Dardanellen fortsetzen konnte. Erst erscheint zwischen Gärten und Weinbergen, die sich weit in das Land hinein erstrecken, Lampacus, Lipsek. Weiter in einer noch viel schöneren Gegend, Bergas, das alte Perkote, an einem mit Cypreffen bedeckten Berge im Hintergrunde eines weiten That les, ziemlich weit von dem Meere; einst Residenz des Königs Merops. Dann fährt man dicht an der Spitze von Nagara vorbei, wo man noch deutlich die Stelle des alten Abydus an zwei großen Hügeln von Schutt erkennt; darauf folgt ein sehr hübscher Tekieh unter Cypreffen am Seeufer. - Ich machte denen Contract mit einem Schiffer von Mayto, mich in seinem achtrudrigen Boote nach Imbro, Samotraki und Stalimene zu bringen, und von dort zum Berge Athos, hin und zurück für 250 Piaster. Zuvor machte ich mit Herrn Taragano und Pasquale einen angenehmen Spaziergang an den Ufern des Rhodius, der ein ansehnlicher Fluß ist, und sich im Westen des Schloß fes in das Meer ergießt, wo eine lange hölzerne Brücke über denselben führt. Er fließt hier durch eine hübsche, mit großen Platanen bedeckte Wiese. Von dort gingen wir in die Gärten und dann zum Bei Achmed, der an chronischen Wunden und Nervenschwäche seit Jahren litt, und den Herrn Doctor consultierte. Seine Zimmer waren sehr freundlich 436 und hübsch, und er selbst verrieth durch ein Benehmen eine Gewandtheit in dem Umgange mit Franken. Ich fand zwar früh auf, aber erst um 9 Uhr waren meine Schiffer fertig, und wir stachen in See. Wir hielt ten uns immer an der Europäischen Küste, und weil kein gün, ftiger Wind sich aufhun wollte, mußten sie fast immer ru, dern, welches fiel auch fleißig thaten; fie waren nicht so faul, als die Türken von Gallipoli. Die Thracische Küste ist steil und unbebaut, ein dürrer Felsen mit magerem Gestrüppe bei deckt. Ich fuhr dicht unter dem kleinen Castell Sahan Kaleffi vorbei. Dann folgte ein Thal, worin ein Kloster der Pana, gia zwischen Bäumen liegt; dann das alte Europäische Dar: danellen Schloß Sitt Albahar, die Königin der Meere, ge: nannt. Gegenüber das alte Asiatische Schloß, Rum Ka; leffi; auf dem Berge darüber Jenischehr, das alte Sigeum mit den berühmten Gräbern. Ferner den Griechischen Hat fen, Karaulik Liman, und Ajax Grab, Intepeh. In der Entfernung erschien Tenedos. - - - - - - - - - - - - - - - - 437 42. Imbro (Inbros). Gannotraki (Gamothrace). - Der Athos. Stalimene (Lemnos). Nun verließen wir den Hellespont, und lavierten an der kahlen Thracischen Küste hinauf, und dann nach Imbro (Im bros) hinüber. Wir landeten zuerst an einem findigen Vorge: birge, dann umfuhren wir es. Es bildet einen niedrigen, aber senkrechten Absatz von Sand und Thonerde nach dem Meere zu. Dieses Vorgebirge, Kefala genannt, erstreckt sich weit gegen N. O. in die Fluthen nach Thracien zu. Es hängt durch einen niedrigen Isthmus mit der Insel zusammen, und wird nach dem Meere hin immer höher. Auf der anderen Seite traf ich in einem tiefen Golf, bei einem Paar kleinen Häusern einen Landungsplatz, wo die Boote aus Thracien und den Dardanellen anzulegen pflegen. Wir kamen nach Son: nen Untergange hier an. Es waren noch eine Türkische Barke und einige kleine, offene Kähne eingetroffen, womit Schiffer von Tricheri bis hierher kommen, um Schwämme zu fischen. Der Platz ist mit grünen Bergen umgeben, von denen hin und wieder ein Wachtfeuer der Hirten herabglänzte. Dieses mit den verschiedenen Gruppen der Seefahrer um mehreren - Feuern, ein murmelnder Springbrunnen, und phosphoresci, rende Funken auf dem Meere, welches so stille war, daß es alle Sterne wiederspiegelte, machten den Abend sehr angenehm. 438 Bald ging auch der Mond auf, und verbreitete ein noch schöneres Licht über das Ganze. Früh Morgens, am 15. Junius, beim Erwachen fand ich meine fleißigen Schiffer schon rudernd. Wir umfuhren eben ein ziemlich steiles Vorgebirge, das aus Thonstein zu bet stehen schien, und mir interessant war, weil ich an seiner senkrechten Wand den verschiedenen Höhenstand der See Oberfläche deutlich übersehen konnte. Ich zählte an dreißig völlig regelmäßige und gleich hohe Absätze über einander, die dem Felsen von weitem das Ansehen eines Gebäudes ga: ben. Bald landeten wir in einem kleinen Hafen, am Fuße eines Felsen, wo die Ruinen des Schlosses von Imbro lie, gen. Die Gebäude im Inneren und Aeußeren find zerstört; es stehen aber noch Mauern; unter ihnen ein halbes Dutzend von solider Bauart, an denen ich ein Paar Byzantische Inschriften auf eingemauerten Stücken weißen Marmors fand. Von hier übersieht man, und ich zeichnete die schöne, wohl angebaute Ebene, die von Theils waldigen, Theils kah, len Felsen Gebirgen umgeben, sich in die Insel hinein er streckt. Gegenüber liegt das Dorf Glyky an einem Berge, und am Fuße des Schloß Berges an der Landseite, der von dem Schloffe benannte Hauptort Kastro. Auf der anderen Seite desselben bildet der Ausfluß eines Baches einen Hafen, und gegenüber auf der Seeseite fieht man Samotraki (Sa. mothrace), welches wie ein kahler Felsen auftaucht, in den schönsten Tinten schillernd. umsuhr setzte ich die Reise fort. Samothrakte erscheint von dieser Seite als eine öde, 439 in wilde Zacken zerriffene und verwitterte Granit, Maffe. Die Hitze war heute, wie gestern, schon vom Morgen an drückend. Am Nachmittage, gegen 4 Uhr, landeten wir zum Effen, und um Waffer einzunehmen am Ausfluffe eines kleinen Baches in einem wilden Bergthale voll der schönsten Platanen. Die kahlen Granit-Felsen haben das Ansehen von zertrümmerten Mauern und einzeln stehenden Pfilern. Hier fand sich am Ufer ein Durchgang des Meeres durch den Felsen und mehrere kleinere, vom Waffer gebildete Grotten. Darauf fuhren wir bei beständiger Windstille um die Westseite herum. Am Horizont erschienen Taffo (Thafos) und Stalimene (Lem nos), ersteres bergig, dieses flach, und zwischen beiden der Athos in Gestalt einer hohen Pyramide. Allmählig senken sich die Ber: ge der Insel erst in grünen Hügeln zum Ufer herab, die, wie die Thäler, mit Gebüschen, Feldern und Oehlbäumen bedeckt find, und dann bildet das Ufer eine weite, grüne Ebene, die ange: nehm gegen die wilden, schwarzen Berge absticht. Hier über nachteten wir. Das Meer war so still, daß nicht nur die Insel mit ihren Felsen und Thälern, sondern selbst der ferne Athos fich ganz darin spiegelten, nebst dem Monde und allen Sternen. Gegen O. und N. O. besteht die Insel Samothrace aus einem kahlen, steilen und in seltsamen Zacken hervorragenden Felsen, von welchen sich grüne und fruchtbare Thäler in das Innere der Insel herabsenken, die endlich gegen N. W. in eine lange, mit Meergries und Kieseln bedeckte Landspitze auslaufen, auf der man zwei Sümpfe sieht. Am Morgen 440 umschifften wir rasch diese Spitze, um uns an den gewöhnt lichen Landungsplatz zu begeben, von wo man noch ein Paar Stunden nach dem einzigen Dorfe der Insel, Kastro, hat, welches ziemlich in der Mitte derselben liegen mag. Ich machte mich gleich mit zwei Matrosen auf den Weg. Wir stiegen immer allmählich bergan durch Felder, und kamen über mehrere Bäche, deren Ufer mit den schönsten, breit blätterigen Ahorn bewachsen sind. Die ganze Insel ist sehr quellreich. Dann wurde der Weg immer steiniger, und über mit Gestrüppe bewachsene Berge kamen wir nach ei: nem Gange von mehreren Stunden endlich zu dem Dorf. Es liegt am Rande mehrerer Quellen, zu beiden Seiten eines engen Felsenthales, an denen die Häuser stufenweise über einander empor ragen. Sie sind von Fachwerk gebaut, d. h. aus rohen Steinen mit Holz gemischt, und haben flache Dä: cher. Es gibt darunter von ansehnlicher Größe. Auf einem senkrecht abgeschnittenen und in das Thal weit vorspringen, den Felsen liegen die Ruinen des Schloffes, welches den Inschriften zu Folge, aus den Zeiten der Byzantier stammt. Ich zeichnete eine Ansicht desselben und des Dorfes; weiter erschienen die niedrigeren, mit Gestrüppe spärlich bewachse nen Berge der Insel, und im Hintergrunde das Meer und die Thracische Küste. Meine Matrosen späheten vergeblich nach Fleisch und sauerer Milch; es war heute ihr Pfingst, Fest, das sie feiern wollten, da ich ihnen diesen Tag, als Ruhetag zugestanden, und ich suchte eben so umsonst einen Esel zu erhalten, um mich nach der Paläopolis, den Ruit 441 nen des alten Samothrace, zu tragen. Die Einwohner sagt ten, alles Vieh fey auf der Weide, und die Esel laffe man wegen der Bremsen nicht heraus, die so zahlreich wären, daß sie die Thiere wüthend machten, die mich abwerfen wir den. Meine Begleiter behaupteten, es fey böser Wille, und die Bewohner feyen sehr wohlhabend. So schien es mir auch; sie waren alle festtäglich geschmückt. Die Kleidung der Weiber ist hübsch; ein einfacher, blauer oder rother Rock, mit einem Gürtel befestigt, an dem die bekannten runden, filbernen Buckelschnallen prangen. Auf dem Kopfe tragen fie ein einfaches, weißes Tuch, wie ein Schleier über Rü cken und Schultern zurück fallend, unter dem das lange, fchwarze Haar, in natürlichen Locken, an Stirne und Hals herab hängt. Ich bemerkte sehr hübsche Gesichter, ächt Griechische Profile mit den schwärzesten Augen, die man sie hen kann, - Ich miethete einen Führer, und begab mich auf den Weg zu jenen Ruinen, die mehrere Stunden Weges von dem Dorfe, am Meere, und an den Orte liegen, wo die senkrecht aus demselben aufsteigenden Felsen sich allmählich zurück zu ziehen anfangen, an der Nordseite der Insel. Der Weg dahin war steinig und beschwerlich, und führte bald über mit Gebüsch bewachsene Hügel, bald durch Schluchten, wo klare Bäche im Schatten uralter Platanen fließen. Auf dem Gi; pfel einer Anhöhe, die sich zum Strande hinab senkt, fand ich das Thor und die Mauern der alten Stadt, vom höchsten Alterthume. Sie gehören zu der Art Gebäude, die man 442 / schon vor Alters Kyklopische Mauern nannte; ungeheuere Maffen, Theils viereckiger, Theils runder und polygoni fcher Felsenstücke, nur von außen oberflächlich behauen, sind ohne Mörtel auf einander gefügt. Das Thor besteht aus einem schmalen Gange, 10 bis 12 Fuß breit, an dessen in nerer Seite man in den forgfältig behauenen Ecksteinen der einen Seite die Falze sieht, worin die Thür paßte. Von hier kann man auf jeder Seite die Mauern an 200 Schritt weit verfolgen, wie sie auf beiden Seiten in etwas schräger Richt tung vom Thore auslaufen. Rechts, oder östlich vom Thore, scheinen sie bei dem Bette eines Bergwaffers am Felsen zu beginnen. Links bilden sie nach den ersten 100 Schritten zwei Ecken nach innen zu, jede 45 bis 50 Schritte von ein ander entfernt, und dann folgt ein viereckiges Fundament, vielleicht ein Thurm, dessen Inneres 20 Fuß im Quadrat haben mag; und von hier scheint die Mauer in einem rechten Winkel sich nach dem Meere gewandt zu haben, bergab. Ich fand in der Mauer Steine von zwei Klafter Länge. Die Dicke der Mauer kann eben so viel betragen, und die Höhe des Thores mag drei Klafter seyn, wiewohl mir der obere Rand nirgends vollkommen erhalten schien. Diese Maße sind nach ungefährer Schätzung angegeben, weil das Ganze so dicht mit Bäumen, Dornsträuchen, Gestrüppe und Steinen bei deckt ist, daß man nirgends bequem fortkommen kann. Von hier gegen Osten gelangt man zu zwei Thürmen und einem Paar kleineren Befestigungen, mit einem aufge mauerten Graben umgeben, auf einem Felsen dicht über 445 dem kiesigen Seestrande. Sichtbar sind diese beiden Thürme (aus den Zeiten der Genueser oder Byzantier; denn Inschrift ten finden sich nicht) sehr solid auf einem Schutthaufen gebaut, der wohl von dem Fundamente der Mauer des alten Tem, pels herrühre mag, defen zahlreiche Fragmente man in beiden Thürmen eingemauert erblickt. Aus demselben sah ich, daß der Tempel nur sehr klein gewesen ist; denn seine Säulen hat: teu kaum ein Paar Fuß im Durchmesser. Er war Doris fcher Ordnung (wie sich aus den Triglyphen ergibt), mit can nelirten Säulen. Ich fand drei bis vier ziemlich verstän melte Fragmente desselben Basreliefs, das wahrscheinlich das Innere zierte: eine Prozession weiblicher Figuren (wie es schien, wegen der langen Gewänder) darstellend, von ei: ner männlichen geführt. Die Absätze des Architravs hatten einen kleinen Rand von Oliven und Perlen. Alle diese Fragmente waren vom schönsten, weißen Marmor; ich glaube von der Insel Marmora, denn auf Samothrake selbst habe ich keine Spur desselben gefunden, sondern nur Granit, Porphyr, schwarzen Marmor, Jaspis, Grünstein, und an dere kostbare Steine in großer Menge und unendlicher Manz nigfaltigkeit, aus denen auch gedachte Kyklopische Mauern aufgethürmt sind. Unten am Meere liegen noch Oberschwelle und Pfosten der Thür des Tempels von demselben weißen Marmor, die man wahrscheinlich herab gebracht hat, um fie einzuschiffen. Nun begab ich mich auf einem so langen, als lang weiligen Wege längs dem Seestrande zur Barke, die in 444 deffen wieder um die Landspitze herum an ihren ersten An kerplatz zurück gekehrt war, wo ich erst nach 1 Uhr Nachmitt tags ankam, nachdem ich so ein großes Dreieck durch die ganze Insel beschrieben hatte. Meine Matrosen ergötzten sich fo gut fie konnten, und blieben den ganzen Tag effend, trin: kend oder schlafend am kiesigen Seestrande sitzen. An dem Schloffe von Kastro find mehrere einfache und doppelte Ad: ler und ein mit umgekehrten Schuppen bezeichnetes Wap: pen : Schild eingemauert. Dabei ein Anagramm, das die Einwohner durch Paläologos erklärten, zu meinem Er staunen, daß fiel den Namen kannten. Eine Inschrift war in Relief und unleserlich, eine andere zu hoch; auf einem dritten Marmor, zu beiden Seiten der drei oben erwähnten Wappen, eine aus der Paläologischen Zeit, die ich copirte. In der Nacht (des 17. Junius) segelte ich mit günstigem Winde ab, und am Morgen fand ich mich schon auf dem hal, ben Wege, ziemlich nahe an Thafos, dessen felsige Berge sich deutlich wahrnehmen laffen. Auch trat die Küste Macedonien's immer bestimmter am Horizonte hervor, und stets riesenhafter erhob sich der Athos, zeigte seinen grauen, zackigen Gipfel, bald klar im Sonnenlichte, bald von Wolken umschleiert, seine tiefen Schneegründe und den dicht bewaldeten Fuß. Gegen Mittag waren wir, Trotz der eingetretenen Windstille, durch das brave Rudern meiner Leute, im Hafen. Diese kleine Felsenbucht wird durch ein Castell mit einer Zugbrücke auf ei: ner, und einer Batterie auf der anderen Seite gegen die An; fälle der Seeräuber geschützt, die hier nicht selten erscheinen. 445 Bald kamen zwei Mäuler aus dem Kloster, und ich ritt mit Sack und Pack hinauf, eine halbe Stunde durch die schönsten Gärten voll Feigen, Kastanien und Wallnuß: Bäume vom schönsten Wuchfe. Diese beschatten Theils grüne Bergwiesen, worin man eben frisches Heu machte, Theils Weingärten. Zahllose Bäche fließen von der hohen Fel, senkuppe, die das Kloster überragt; die höchste Spitze aber sieht man nicht. Jene find Theils in Brunnen und Wafferleitun: gen zu Mühlen gefaßt, Theils murmeln sie wild durch epheus umrankte Felsen und Büsche, wo zahllose Nachtigallen schlag gen. Zehn Klöster liegen auf dieser, eben so viel auf der anderen Seite des Berges, und in den Weinbergen sind eine Menge kleiner Bauerhäuser zerstreut. Das Hauptklo fer ist ein weitläufiges Gebäude, mit gezinnten Mauern und Thürmen umgeben, und soll zwanzig große und kleine Kirchen enthalten; Hauptkirchen aber nur zwei, die in der Mitte zwei großer Höfe liegen, worin Springbrunnen un; ter einem von Pfeilern getragenen Dache nach Türkischer Art. An einem derselben fiel mir das Becken auf, von aut ßerordentlicher Größe aus einem, wiewohl jetzt geplatzten und mit Eifen geflickten Steine, in dessen Mitte das Waffer aus einer kupfernen Röhre dringt, die mir fehr alt schien, wenigstens aus der Byzantischen Zeit. Von oben springt das Waffer aus vier Greifen, wovon zwei Adlerköpfe, zwei Katzenköpfe haben, dazwischen vier Drachenköpfe. Darüber hängt ein künstlicher, aus Holz geschnitzter Kronleuchter; Werk der Klosterbrüder. Die Hauptkirche, zu der dieser 446 Brunnen gehört, ist ein Viereck. Durch eine Thür von uraltem Holzschnitzwerk tritt man in die von zwei Granit Säulen mit weißen Marmor: Capitalen getragene Vorhalle, aus der eine mit Bronze in getriebener Arbeit belegte Mittel, Thür in das Hauptschiff, zwei andere in Seitengemächer führen, wodurch die Kirche die Gestalt eines von drei Kup: peln erleuchteten Kreuzes erhält, dessen einer Arm durch das Ikonostas verdeckt wird. An diesem bemerkte ich keine vor zügliche Malerei. Aelter und sehr geschwärzt find die, wie es aus den Falten scheint, auf Leinwand gemalten Bilder, welche den oberen Theil der Pfeiler und die Kuppeln zieren. Die unteren Theile der Wände sind, wo Bilder fehlen, mit Fayance, der Fußboden, selbst im Hofe, mit alter Mosaik bei deckt, und sehr schöne Betpulte und tragbare Altäre, von Perlmutter und Schildpatt, stehen umher. Bemerkenswerth ist noch das gegenüber liegende große Trapezon oder Refector rium, in Kreuzform mit einem Sparren/Dache; im Hinter Grunde ein Altar, und an einer Seite eine Kanzel. Die Wände find dicht mit geschwitzten Heiligen bemalt, die Tit sche steinerne, in der Mitte etwas ausgehöhlte, und mit einer Abfluß: Rinne versehene Marmor, Platten, um welche steil nerne Sitze, mit Brettern bedeckt, laufen, wie die alten Triclinien, auf drei Seiten. Ferner ist im Kloster ein großes Hospital für die Mönche. Man schreibt die Stiftung dem heiligen Anastasius und die Erbauung der Kirche Ni; cephorus zu; wie viel aber bei dem öfteren Ausbessern von dem Ursprünglichen beider noch übrig feyn mag, wäre / 447 wohl schwer zu sagen. Die Bibliothek ist ansehnlich, und in einer gewissen Ordnung. Sie enthält gute Ausgaben der Griechischen Elassiker, die Kirchenväter, Concilien und By zantier, nebst mehreren guten neueren Werken, Lateinische, Russische c. In Handschriften sind nur die Evangelisten, etli; che theologische und medizinische Werke, einige der Byzanz tier c. vorhanden, wie ich mich, Theils durch den Augen fchein, Theils durch den Katalog überzeugte. Meine Unter- fuchung langweilte die Mönche sehr; ich half mir Theils mit meinem wenigen Griechisch, Theils mit Hülfe derer, die Türkisch verstanden, und eines Ruffischen Mönches durch. Sie skandalisierten sich, daß ich nicht die Griechischen Kirchen, Gebräuche mitmachte, bis ich ihnen erklärte, daß ich ein Deutscher von Familie und nicht Griechischer Religion, wie wohl Russischer Unterthan fey. Ich fand hier einen exilir, ten Bischof von Niffa bei Belgrad, und einen Patriarchen von Konstantinopel. Am Abende machte ich einen Gang durch die hübschen Gärten umher, und zeichnete eine Ansicht des Klosters. Man logierte mich in einen, nach Türkischer Art, luftigen Salon mit Diwans und einer schönen Aussicht auf das Meer, wo von Thracien's Küste die Blitze eines fernen Gewitters herr lich durch die sternhelle Nacht herüber flammten. Ich er hielt ein gutes Abendessen von Fischen, Reissuppe und für ßem Wein, und ein reinliches Bett, auf welches Alles ich, als Ketzer, wenig gerechnet hatte. Am Morgen, nach dem Kaffee und einem mageren 448 Frühstücke, fetzte ich mich auf ein Maulthier, und ritt, in Begleitung Kirkor's und eines jungen Griechischen Führers, den Athos hinan. Der Berg selbst ist auch dem Volke unter diesem Namen bekannt, und der Name Hagion Oros scheint eigentlich nur der Gegend der Klöster anzugehören. Eine sehr schlechte Pflaster, Straße trug uns allmählich aufwärts über die mit Gestrüppe dicht bewachsenen Abhänge. Mit je dem Schritte erweiterte sich der Horizont des Meeres, bald sichtbar, bald in Wolken gehüllt. Plötzlich standen wir bei einer kleinen Pforte, die zu einem Brunnen Häuschen am Fuße eines Felsens führt; und hier waren wir an der Ecke des Vorgebirges Akrathos, und sahen nun auf die andere Seite tief in das Meer hinab, das zwischen steilen Felsen und waldigen Bergen dunkelblaue Buchten bildet, deren Anblick von oben sehr reizend ist. Bald betraten wir den Hochwald von einer Schönheit, wie ich mich nicht entsinne, einen gesehen zu haben. Die Kastanien und Tannen bei sonders hatten Stämme von außerordentlicher Dicke. Hier erblickt man nach dem Meere zu, auf einem isolierten Felsen, die Ruinen eines Thurmes, der von einem alten, zerstörten Schloffe übrig seyn soll, und von gar schlechter Bauart schien. Ein Mönch sagte mir, daß man daselbst ein kleines Idol gefunden, desgleichen beim Ausbefern der großen Klo, fer Kirche eine Bildsäule von weißem Marmor ohne Kopf, mit dem Namen Aphrodite am Sockel, deren Draperie er mir besonders schön schilderte. Seine dummen Collegen hat, ten fiel aber zerschlagen. - 449 Im Walde traf ich auf mehrere schöne Quellen, und an einer offenen Stelle trat der kahle, graue Gipfel des Berges majestätisch über die Wälder hervor. An schönen Aussichten auf das Meer fehlt es nicht. Der Weg ist im Garzen für einen Bergweg nicht übel; nur waren mir die Baumäste als eben so viele Feinde zuwider, da ich mein Maulthier nicht lenken durfte, sondern ihm volle Freiheit laffen mußte. Am schlimmsten ist der Uebergang über einen ungeheueren Bergsturz, wo der Felsen gespalten, und eine Hälfte in zahllosen Trümmern den steilen Berg hinab gefalt len ist, die den Weg fast halsbrechend machen. Dann wird er sehr steil, und am Fuße der höchsten Felsenkuppe, wo die Wälder beinahe aufhören, liegt ein kleines Kloster Gebäude mit einer Kirche, aus verwitterten Marmor-Platten gebaut; denn der Gipfel des Athos besteht durchgängig aus feinkör nigem und hartem, weißem Marmor, dessen Oberfläche durch die Luft hellgrau geworden ist. Ich ruhte hier etwas, Brod und Zwiebeln effend, weil ich keinen besseren Proviant hatte mitnehmen können. Ich war in 3 Stunden so weit gerit ten; dann kletterte ich mit dem Führer höher, und ließ den faulen Kirkor nach seinem Wunsche zurück. Mit einem guten Maulthiere könnte man ganz hinaufreiten; denn wie steil auch der Abhang scheint, so ist es doch der im Zickzack hinanlaufende Weg nicht sehr. Nirgends hat man steile Wände zu erklettern, noch sieht man Schwindel erregende Abgründe, und wenn man fiele, würde man nicht tief hinab rollen. Einen sicheren Tritt muß man mitbringen, denn die ganz verwitterte Ober- - - 29 450 fläche besteht aus kleinen Kiefeln, die unter den Füßen nach: geben, aber doch dabei scharf und schneidend find; und oft kommt man über Bergschichten, wie eine scharfe Säge ge: stellt, daß man den Fuß nirgends fest aufsetzen kann. Ganz oben trifft man endlich eine schräge Wand, auf die man durch eine Spalte klettert. Der Gipfel mag 50 Schritte im Umfange haben; es steht auf demselben eine kleine Capelle der Panagia. Die Aussicht scheint mir darum nicht so vor züglich, weil sich wenig hübsche Details in der Nähe dar: bieten, indem der Berg so steil ist, daß man von oben mir gends einen Fuß, und am Fuße nirgends den Gipfel wahr: nehmen kann. Es muß so ungefähr einem Adler zu Muthe seyn, der recht hoch über Land und See schwebt, und wie auf einer Karte alles mikroskopisch, schweigend und still, und anscheinend leben - und regungslos unter fich fieht. Der hübschste Theil ist die Ansicht der Halbinsel des Athos selbst, mit den beiden Parallelen von Makri und Kaffandra, die alle drei bergig und waldig, und mit dem Lande durch einen niedrigen Isthmus verbunden sind. Den von 3Lerxes durch stochenen bei Sane sieht man deutlich, ferner die Inseln That fos, Lemnos und andere, die ganz nahe erscheinen. Die Aussicht hat zu viel See und zu wenig Land, und wenn man ein Mahl an das seltsame Schauspiel des See: Horizonts über den Wolken gewohnt ist, mindert die mehr oder minder große Ausdehnung desselben die Einförmigkeit nicht. Auf dem Athos ist man, wie auf einer hohen Felsen Insel mitten im Meere, und daher bedauere ich nicht sehr, daß eine hart 451 näckige Wolke mir fortdauernd die Aussicht auf eine Seite deffelben raubte, zumahl da ich auf dem Rückwege, wo jene sich verlor, auch diesen Anblick nachhohlte. An berühmten Namen der fernen blauen Puncte am Horizonte fehlte es nicht. Nach oben genannten Halbinseln übersieht man den Golf von Salonik, weiter den Olympus und Offa, Thessalien's Ebene; die Halbinsel des Pelion und terschied ich deutlich nebst dem Golf dahinter; davor die bei vüchtigten Teufels-Inseln Scopelo, Peparithus und andere, und mitten im Meere Scyros. Hinter dem Pelion thürmt sich der Oeta auf, und dann der Parnaß, wie eine hohe Py: ramide. Euböa und Mitylene schließen den Horizont. Ich machte einen großen Theil des Rückweges zu Fuße, bis da, wo der bessere Weg begann. Die früher erwähnte Thurm Ruine könnte von Apollonia seyn, wenn dieses nicht wahr, scheinlicher am Meere, bei dem an der anderen Seite des Berges gelegenen Dorfe zu suchen ist. Am Morgen (des 19. Junius,) fähiffte ich mich ein. Die ganze Größe des Athos trat immer deutlicher hervor, je mehr ich mich von ihm entfernte. Es war völlige Windstille, dabei ging die See doch hoch, welches dem Boote eine sehr unangenehme Bewegung gab. Endlich erhob sich ein Süd: wind; vielleicht der Homerische Leuconotus, von dem Strabo sagt, er bringe heiteres Wetter. Dieser schaffte uns schnell ge: nug an die Küste von Stalimene (Lemnos), aber in der Gegend einer kleinen Insel am nordwestlichen Vorgebirge, welche wohl die Insel Chrysa seyn mag, wo Philoetet von der 452 Schlange gebiffen worden, und die Choiseul unter dem Waf, fer sucht. Nun mußte längs der Küste gegen den Wind la; viert werden, der des Abends fich immer verstärkte; denn die jetzige Stadt Lemnos liegt an der Westküste. Wir mußten um mehrere Vorgebirge und durch verschiedene Buchten, und end: lich noch um den Schloßberg herumfegeln, wo es endlich ge: lang, ganz im Dunkeln, nach dem Lichte eines Kaffeehauses, den Eingang in den engen und feichten Hafen zu finden. Die Küste erscheint hoch und felsig, mit schroffen Ab hängen und zackig zerriffen. Die Oberfläche, mit Grafe oder Feldern überdeckt, ist völlig kahl und baumlos. Die Berge um die Stadt find, zum Theil terraffenförmig aufge: mauert, mit Weinreben bepflanzt. Die ganze Insel hat ein trauriges Ansehen. Ich nahm in gedachtem Kaffeehaufe Platz, und mußte, ob ich gleich den ganzen Tag nichts, als zwei kleine Salzfische genoffen, mit einem Paar Eier zum Abend effen mich begnügen. Am Morgen machte ich mich auf, das Schloß zu er, steigen. Unter Weges fand ich über einer Höhle, am Felsen fortlaufend, einen unleugbar alten Ueberrest der Stadtmauer VON Myrina, ohne Zweifel aus der Heroen Zeit; denn fie gleicht völlig den auf Samothrace und anderen so genannten Cyclopischen, die aus formlosen, aber größten Theils poly: gonischen, ohne Mörtel aufeinander gepaßten, großen Fels, maffen bestehen. Diese Bauart hat sich vollkommen, nur im Kleinen, beim Volke erhalten. Ich glaubte hernach von unten noch andere, ähnliche Ueberreste an verschiedenen Theit 453 len der Felsen wahrgenommen zu haben. An der näheren Untersuchung hinderten mich aber zwei Kalliondshi (See, Soldaten), die mir sagten, es fey verboten, hinein zu ge hen, und man würde mich mit Schlägen zurück treiben, oder gar ins Gefängniß gesetzt haben, wenn ich hinauf gegangen wäre. Sie nöthigten mich, schnell den Berg wieder hinab zu steigen; waren aber doch höflich genug, da ich sie auf Türkisch bedeuten konnte, daß ich das Verbot nicht gekannt, und ihnen drohte, wenn sie einem Reisenden mit gehörigem Fir man versehen unhöflich begegneten. In meinem Kaffeehause erfuhr ich, daß selbst ein Besuch bei dem Disdar (Festungs- Befehlshaber) fruchtlos bleiben würde, da ein spezieller Einlaß, Befehl von der Pforte nöthig sey. - Ich ging nun in den Gärten hinter der Stadt spazie ren, und zeichnete eine Ansicht des Schloffes und der umlie genden Gegend. Es enthält auf dem Gipfel des Felsens eine kleine Citadelle, von der zwei Ringmauern mit Zinnen, worauf Kanonen liegen, auslaufen, und zwei verschiedene Theile des Felsens umgeben, eine in der anderen einge: schlossen; die erste gegen die Mitte, die andere näher am Fuße des Berges. Nur der obere Hof ist mit Häusern bei fetzt. Der Felsen besteht aus feinem Granit-Porphyr, und hängt mit der Insel durch eine niedrige Landzunge zusammen, wodurch er zwei Buchten bildet. Die Stadt erstreckt sich von der einen zur anderen, und ist nach Türkischer Art gut gebaut. Das Waffer in den granitenen Spring Brunnen ist warm und schlecht, und vermittelt einer schlechten, halb zerstörten 454 Leitung den Gärten zugeführt, die durch Wafferräder bewäffert werden. Auf den Felsen umher find viele Windmühlen, mit acht Flügeln. Ich fand einen grob gearbeiteten, aber voll kommen erhaltenen Sarkophag von Granit, nebst seinem mit Columbarien an den vier Ecken gezierten Deckel, als Brun: nen im Hofe einer Moschee; ferner ein schlechtes Karnies mit Zahnschnitten von weißem Marmor, und einen ausge: höhlten Altar nahe am Hafen; auch endlich zwei kleine Sil: ber / Münzen von Athen bei dem einzigen Goldschmiede des Orts. - - Ich wollte eine Reise durch die Insel machen, er hielt aber keine Reitthiere, und schiffte mich daher wieder ein. Auf meinen Befehl umsegelten wir wieder das nordwestliche Vorgebirge, und begaben uns in den tiefen Hafen der Nord/ Küste der Insel. Im Grunde desselben zeigte man an einen Felsen Abhange den Ort, wo man die Siegelerde im Mo; nat August hohlt. Sie heißt Griechisch, wenn ich nicht irre, Thiologon, und Türkisch, oder vielmehr Arabisch, Tini: machtum. Nicht weit davon erhebt sich am Meere ein großer Hügel, aus lauter Trümmern aufgehäuft, In der Mitte steigt man auf etwa 50 Stufen zu einem Agasma hinab. Dieser Ort, wie der Hafen, heißt Hagia Putra. Das Alles stimmt, so weit ich mich erinnere, gar wenig mit Choiseul überein. Wir segelten weiter; hinter uns zeigten sich Gewitt ter, und regten das Waffer auf, wiewohl der Wind schwach war. Dazu kam, daß wir uns in dem Canale befanden, 455 wo das Meer zwischen den verschiedenen Inseln durchfließt, und die Wellen sich gegen einander brechen. Sie thürm: ten sich wirklich bergehoch, und schlugen auch mehrere Mahle ins Boot, daher ich herzlich froh war, in der Nähe von Imbro zu feyn, wo uns jedoch Regen und Gewitter er weichten. Wir stiegen aus, und man machte mir ein Zelt aus Rudern und Segeln am Ufer. dd (dd he did d) ddddd) 456 43. Ueber die Dardanellen nach Bumarbaschi (Jlion), Eski Stambol (Alexandria Troas) und Beiran. Wir segelten bei Nacht ab, mit trübem Wetter, aber günstigem und nicht zu starkem sind, und erreichten die Dardanellen noch eine Stunde vor Mittage, wo ich mich erst gehörig ausruhte und pflegte, dann den Ort in Augen: fchein nahm, der von dem alten Dardania den Namen führt, und höchstens 5,000 Einwohner zählen mag, unter welchen die Juden eine wichtige Rolle zu spielen scheinen. Der fruchtbare Boden ist gut angebaut, und trägt, außer Getreide, Gemüse, Obst und Wein, auch Baumwolle. Am Abende ging ich am Strande spazieren, wo die Herrn Consulen, beschnittene und unbeschnittene, sich zu versammeln, von ihren Geschäften zu schwatzen pflegen, und sich am Anblicke der kommenden und abgehenden Schiffe ergötzen. - - Herr Taragano hatte mir zur Reise nach Troja einen Führer mit vier guten Pferden gemiethet, der gewohnt war, Europäische Reisende, welche diese Gegenden besuchen, zu geleiten, ihre antiquarische Untersuchungen kennt, und alle Orte und Wege, wo man ein antikes Fragment oder eine Inschrift findet. Ich zahle ihm für jedes Pferd sechs Pia ster täglich, und er bringt mich nach den Dardanellen zurück. - 457 Wir wateten durch die Mündungen des Rhodius, der ren ein halbes Dutzend größere und kleinere seyn mögen, die fast in Sümpfen und Rohr versteckt, ein fruchtbares und wohlbebautes Land bewäffern. Ueber den Hauptarm, west: lich von der Stadt, führt eine lange Holzbrücke. Das ganze Land, durch welches wir heute ritten, ist im Ganzen gut bei baut; es wechseln Kornfelder, wo man mit der Ernte bei fchäftigt war, und Berge mit mannigfaltigem Gestrüppe. Hoch in den Bergen liegt, vier Stunden von den Dardanellen, ein Dorf, das drei Namen hat: die Türken nennen es ge: wöhnlich Giawikoi, weil es nur von Griechen bewohnt ist; diesen heißt es Erinkoi, vielleicht eine Verstümmelung des alten Namens Ophrymion, wo Hector begraben ward; sonst war es ein berüchtigtes Räubernest, sagte mir der Consul, daher habe es den dritten Namen Itzgelmes koi, d. i. ein Dorf, wohin kein Hund geht, oder ungeplündert vorbei kommt. " - Der Russische Consul hält hier einen Griechischen Schreiber, weil die Schiffe zuweilen, wegen schlechten Winz des, bei dem Dorfe landen. Er war nicht zu Hause, aber sein Weib bewirthete mich mit Eiern, Trauben Syrup und Käse. Im Zimmer waren, als Zierath und Möbel, eine Menge Hand: tücher ausgehangen, und an den Wänden in Schreinen zahl: lose Decken und Matratzen aufgethürmt, den Reichthum des Hauses beurkundend. Unweit davon ist die Kirche, worin man als Leuchter eine verstümmelte Figur in Relief sieht, über deren Kopf ich Reben unterschied; das Gebäude ist finster, 458 und die Figur von unten eingemauert; daneben das vier eckige Capital eines Korinthischen Pfeilers; vor der Kirche ein Basrelief, worin ein Mann in der Toga einem Knaben die Hand reicht, der in der Linken etwas hält, das einem Buche mit einem Kreuze ähnlich fieht; darüber eine unleser, liche Inschrift. Ferner die gewöhnlichen Fragmente von Säulen, Fenster und Thür Pfosten mit Laubwerk und Mäan dern, und endlich eine Christliche Grabschrift am Rande ei; nes Marmors. Die Umgebungen des Dorfes find schöne Weingärten und Felder. Wir stiegen nur allmählich in das fruchtbare Thal von Thymbra hinab, das mit Bergen voll niedrigen Gestrüppes umgeben ist. Mein Führer brachte mich gerade auf den alten Begräbniß-Platz von Halilelikoi, dessen Namen wohl wahrscheinlicher vom Türkischen Chalil, als vom Grie chischen Helios abzuleiten seyn mag, wie Hammer will. Es ist ein ärmliches Türkisches Dorf Auf besagtem Platze soll der Tempel des Thymbräit fchen Apoll’s gestanden haben. Ich fand aber, daß die Frag: mente cannelirter Marmorsäulen und Gebälke, so wie die Graz mit Säulen, von wenigstens zweierlei verschiedenen Verhält, niffen waren, also nicht zu. Einem Gebäude gehört haben kön: nen; indessen ist doch auch nicht wahrscheinlich, daß man sie sehr weit hergehohlt haben wird. Sie schienen mir alle aus der selben Quelle zu stammen, mit mehreren in den Gottesäckern des kleinen Dorfes Tschiplak zerstreuten, wohin ich gelangte, nachdem ich hinter oben genanntem Dorfe bei einer zerbrot 459 chenen Brücke durch den Timbrik (Thymbrius) gewatet, und dann über die mit Gestrüppe bewachsenen Höhe geritten war, auf denen Tschiplak liegt. Diese laufen gegen die Ebene des Simois in jene sanften, wohlbebauten, welligen Hügel aus, die Homer Kallikolone nennt. Hinter dem alten Gottes Acker von Tschiplak findet man ein Feld, worin noch mehrere Säulen von Granit aufrecht ste: hen; doch bei mancher das Unterste zu oberst. Mir scheinen sie keine Gräber zu bezeichnen. Dieses ist wohl der Ort, den Ham mer's Carte Eski Hisarlik und Villa Iliorum nennt. In Hat lileli fand ich einen Altar mit einer Inschrift, und in Tschip, lak eine Cannelirte Säule, woran eine Inschrift, Tafel. Hier traf ich im Felde den Kiaja des Beis, an den ich einen Zettel hatte; denn der Tschiftlik von Bunarbaschi (Ilion) gehört dem Bei der Dardanellen, der auch die Gegend umher und das Dorf vom Großherrn gepachtet hat. Wir stiegen herab von Kaliko- lone, und wateten durch einige sumpfige Plätze oder halbtro, ckene Bäche; über einen derselben führt eine alte Brücke. Dies mögen wohl zum Theil die Gießbäche feyn, die Sie mois im Homer zu Hülfe ruft. Vielleicht floß auch sonst der Simois, wo jetzt die Sümpfe sind, wenigstens hat Hammer seinen veränderten Lauf bemerkt. Sie stehen nicht auf Le Chevalier's Charte. Dann wateten wir nicht ohne Mühe durch den reißenden und breiten Mendere (Simois), dessen Waffer den Pferden bis über den Bauch ging. Zu Bunarbaschi sieht man zwei Hür gel; auf jedem steht ein Tschiftlik; das eine mag die Stelle 46o des Scäischen Thores, das andere das Maal der Myrina oder Batieia feyn, wo ich die Nacht im Tschiftlik des Beis zubrachte. Nach einer kleinen Rast bestieg ich den Feigen: Hügel Erineon; er ist mit Gestrüppe und Disteln bewachsen, und trägt keine Feigen mehr. Dann eilte ich durch ein flaches Thal, das zwischen beiden Hügeln sich erstreckt, zum Berge des eigentlichen Ilion. Auch er ist mit Eichen und anderem Gesträuche bewachsen. Ueberall ficht der Felsen hervor, und es liegen zahllose Steintrümmer umher; unläugbare Beweise, daß dort eine Stadt gelegen. Die drei Grabhügel bestehen aus kleinen Steinen, wenigstens von außen; der erste ist kahl, die anderen mit Erde und Sträuchen bedeckt. Man findet noch mehrere solche Steinhaufen. Nun erstieg ich Ballidaghi (Per gamos), die letzte Höhe; an ihrem Fuße ist eine tiefe Cisterne in den Felsen gehauen, von Feigen und anderen Bäumen um wuchert. Man stößt auf mehrere solcher Vertiefungen, mehr oder minder mit Erde, Steinen und Sträuchen ange füllt. Auf der anderen Seite stürzt der Berg jähe ab in den Simois, der aus einem grünen Thale hier in eine enge Schlucht tritt, und die Stadt von zwei Seiten umgibt; an die dritte lehnt sich der Feigen Hügel, die vierte geht auf das Scamandrische Feld. Ich setzte mich auf den letzten Hügel, und zeichnete die Aussicht. Das grüne Feld, von den zwei Bächen silberglänzend durchschlängelt, und die hohen Grab Hügel in der Ferne gewähren einen schönen Anblick, der aber sich schwer zeichnen läßt. Ich glaubte, an den Hügeln im Osten noch ein Paar Gräber wahrzunehmen. 461 Ich stieg dann mit meinem langweilig redseligen Führer zu den vierzig Quellen des Scamanders, Kirkgäs, hinab. Der Hauptquell oder Brunnen, Bunar, sprudelt im Schatten von Pappeln zwischen zwei Granitblöcken. Dies sollte der warme feyn; er ist aber fehr kalt, und gut zu trinken. Ich finde, daß man sich manchen Streit erspart hätte durch Strabo's Citat des Demetrius von Scepsis, worin er ausdrücklich unter den Natur: Veränderungen die der Quellen des Scamander's anführt, im ersten Buche. Uebrigens hat Hammer Unrecht, wenn er bei Homer's ärgy 3-ge voraussetzt - asy xsuay; denn der Gegensatz folgt und liegt in der Schnee und Eiseskälte des Quells wäh: rend der Hitze des Sommers. Weiter am Felsen, über den ein schlechter Weg führt, entspringen eine Menge schöner Quellen, wie aus einem durchlöcherten Siebe. Sie bilden froschreiche Sümpfe, durch welche ein Pflasterweg führt, und dann den Scamander, der fich durch die blumige Aue windet. Bei der Moschee ruht ein großer Inschriftstein auf zwei anderen, wie ein kleines Thor; die Inschrift ist aber an der unteren Seite und so verwischt, daß es mir un: möglich war, etwas zu unterscheiden. Im Garten, nahe an den Quellen des Scamander's, hat man vor kurz zem einen kleinen Stein ausgegraben, mit einer langen Inschrift, die ich bestmöglichst copiert habe. Ich hatte zwar am Morgen Confitüren und Kaffee eingenommen, 462 mußte jedoch nach der Garten, Promenade noch ein weit läufiges Frühstück mir gefallen laffen. Diese treffliche Auft nahme geschah indessen dieses Mahl nicht aus Orientali: scher Gastfreiheit, sondern in Erwartung eines verhältnißt mäßigen Bachschisch. Wir ritten nun über die mit Gestrüppe bewachsenen Hügel in das hübsche Thal, wo das Dorf Geikli liegt, und von dort nach den Ruinen von Alexandria Troas, jetzt Eski Stambol. Die ganze Gegend ist voll der schön, sten Eichen, welche nicht nur die Berge, sondern selbst die Wege und Felder beschatten. Die Ruinen liegen mitten im dichten Walde versteckt. Ich traf zuerst ein kleines Ge; bäude mit einem länglichen Gewölbe, am Wege, ein Rö misches opus reticulatum; dann mehrere thurmförmige Pfeil er von kleinen Steinen, vielleicht sonst mit großen belegt, wie noch am Fundamente zu sehen. War dies eine Was ferleitung? Weiter die große Ruine, welche Kalla, das Schloß, und von älteren Reifenden Palast des Priamus, von neue ren, wenn ich nicht irre, Gymnasium genannt wird. Sie besteht aus mehreren Höfen, zu denen hohe, gewölbte Thore füh ren, die auf soliden Pfeilern von großen Marmor, Oua: dern ruhen. Die Wände der Höfe bestehen von unten aus Gewölben, einige offen, andere, vielleicht in späterer Zeit, von außen vermauert. Die Façade nach der Meer: Seite war eleganter, und bestand aus ungeheueren Maffen weißen Marmors. Das Thor ist wohl erhalten und ein fach. Daneben ein großes Stück operiereticulati. Außer 463 halb dieses Gebäudes ragt ein runder Thurm von großen Quadern hervor, auf denen kleinere Gewölbe eine Kup pel trugen, die jetzt, wie die ganze Hälfte des Thurmes zerstört ist. Rechts, in schräger Linie nach dem Meere, liegt die Ruine, Kiskalleffi (Mädchen, Schloß) genannt, und daher von einigen für einen Dianen Tempel ge: halten. Es ist ein längliches Viereck, an dessen einer Wand man später gewaltsam ein halbrundes Thor geöffnet hat. Diese Wand enthält halbrunde Nischen Unten, und kleine, viereckige oben. Links, vom so genannten Schloffe, fähräge dem Meere zugehend, findet man die Fundamente, nämlich die Stufen, eines Tempels, auf denen man noch den Unteren Theil cannelirter Säulen ohne Sockel wahr: nimmt. Nach einem Aufenthalte mehrerer Stunden setzte ich meinen Ritt fort, und fand tief im Walde den mit Columbarien gezierten Deckel eines Sarkophags mit einer Zeile Inschrift, die an seinen Inhaber Aurelius und ... erin nerte. Das Fehlende stand wohl auf dem Sarkophage selbst. Südlich von den Ruinen, am Abhange des Berges in das Thal hinein, durch welches ein kleiner Fluß strömt, fand ich die Römischen Bäder, Fundamente, Gewölbe und kleine Gemächer von Opus reticulatum; daneben. Die jetzigen Mineral: Bäder; zwei sehr schlechte, kleine Gebäude, mit einer Kuppel bedeckt. Das Waffer des heißen Quells am melt sich in ein viereckiges Becken, wo es einen gelben Bo denfalz niederschlägt. Es hat keinen Geruch, aber einen sal, zigen Geschmack. Auf der anderen Seite des Thales er 464 scheinen auch Fundamente, und weiterhin auf einem Berge noch ein kleines Gebäude von Netzgemäuer. Durch eine Gegend, nach wie vor, dicht mit hohen Eichen überdeckt, kam ich bei Sonnen Untergange zum großen Dorfe Köffeh, dcreffi, welches fich am Ausgange einer Felsenschlucht auf beiden Seiten eines breiten und fruchtbaren Thales aus, dehnt, von einem Bache durchströmt. Wir nahmen in ei: nem schlechten Chan Platz, aus welchem mich der Schmutz bald entfernte, und auf die Galerie verscheuchte. d. dd - - - - - - - - - - - 465 44- Beiram (Affus). Nachdem ich einen Führer zu Pferde gemiethet, der uns den geraden Gebirgsweg nach Beiram zeigen sollte, brachen wir auf (am 25. Junius). Die Verlängerung meiner Reise durch diesen Abstecher war so wohl dem Po - stillion, als Kirkor'n unangenehm. Der Weg ward steil und bergig; die Höhen sind zum Theil mit Nadelholz bewachsen, die Felder dazwischen mit herrlichen Eichen, die Ufer der Bär che und Schluchten mit breitblätterigen Platanen. Unge fähr auf halbem Wege frühstückten wir im Dorfe Tamys, das, wie alle hiesige Dörfer, aus rohen Granitstücken ge: baut und sehr elend ist. Dann kamen wir durch Tulfalt koi. Weiterhin liegt, rechts vom Wege ab, das Dorf Bert gas, links Paschakoi. Man reitet eine Weile dem Laufe des Tuslatschai (Satnioës), der breit und reißend ist, entge; gen. Nahe bei Affus führt eine Brücke über denselben; er bewäffert ein schönes Thal. Affus, jetzt Beiram, ist ein höchst elendes, zum Theil zerstörtes Dorf, hoch an den Felsen geklebt, von der Land, feite. Auf dem Gipfel des Felsens, der zwei Absätze hat, stand sonst die Akropolis. Auf den alten Fundamenten hat man in späteren Zeiten runde und viereckige Thürme gebaut, die auch größten Theils zerstört find; ferner eine Griechi fche Kirche, wie aus der Inschrift über der marmorn Zo 466 Thür, die Vielen Ablaß der Sünden verspricht, und aus mehreren Namen zu sehen ist. Diese Thür und zwei Säulen bestehen aus weißem Marmor, der Rest aus Granit. Unt terhalb derselben liegt ein marmorner Seiffel und oben auf dem Gipfel des Berges ein Thor, aus einem Paar großen Granit Pfosten bestehend; darin finden sich zwei Steine mit Reliefs über einander. Das untere enthält drei vor schreitende Figuren, mit ausgestreckten Händen, denen eine vierte etwas, das einem Becher ähnlich sieht, entgegen hält. Die Figuren haben einen hohen Kopfputz; deren eine schien gar die Aegyptische Hakenmitra, und eine andere eine Kur gel auf dem Kopfe zu tragen. Sie find von Granit und ohne Zweifel vom ältesten Styl; ich möchte sie fast für Per fisch halten. Das darauf liegende Relief, unter welches ich mich durch die Disteln auf dem Rücken schieben mußte, und es also nicht zeichnen konnte, stellt zwei große Ochsen vor, die mit den Stirnen an einander stoßen. Daneben häufen sich cannelirte Säulen und Fundamente des Tempels. Auf der anderen Seite des Berges find die Fundamente eines anderen Dorischen Tempels, dessen Fußgestelle noch alle umgekehrt da liegen, und einige der cannelirten Säulen neben ihnen. Die Akropolis scheint keine andere Befestigung gehabt zu haben, als den Felsen, der auf allen Seiten bei nahe fenkrecht mit dem Meißel behauen ist, um die Stücke zum Bau zu brauchen. So hat man den Steinbruch zur Befestigung genutzt. Auf manchen dieser seltsamen, thurm und nadelförmigen Felsenpfeiler nisten Störche. - - 467 An der Südseite fand ich in diesem Steinbruche ein Relief, einen Löwen darstellend, der einem Hirsch in den Rücken beißt. In W. und O. stößt die Stadtmauer an den Felsen, und läuft von dort nach dem Meere zu. Am westlichen Fuße des Felsens hat diese Mauer ein kleines Thor, von außen viereckig, von innen ein oben abgestumpf tes Dreieck. Nachdem ich flüchtig eine Ansicht des Golfs von Adramyticum und der Insel Lesbos gezeichnet, begann ich von hier meine Wanderschaft, mich nach Süden und Osten wen dend. Zuerst findet man südwestlich von der Akropolis die Fun damente eines großen Gebäudes, von dem mächtige, mehr rere Klafter lange Steine umher liegen, worunter ich fünf fand, die, der Inschrift und der kleinen Verzierung oon Zahnschnitten nach beurtheilt, zu einander gehören. Eine Menge größerer und kleinerer, granitener Thürpfosten stehen noch. Zwischen der Hauptthür find zwei Inschriften auf Gra, nit, die auch zusammen zu gehören scheinen; weiterhin eine Inschrift, die vielleicht zu den erst genannten gehört. Fer ner eine Cisterne. Choiseul spricht von den Fundamenten dreier Tempel; es sind aber noch weit mehr Fundamente, Thü: ren, Säulen, Gesimse 1c. umher zerstreut. Ich glaubte, drei verschiedene Befestigungs-Mauern zu unterscheiden; eine hö her am Berge, als die andere, die so an den Felsen gebaut sind, daß zwischen ihnen und demselben ein leerer, finsterer Raum gelaffen ist. Die beiden oberen enthalten eine Reihe kleiner, viereckiger Nischen. Vor den beiden unteren scheint ein tie fer Graben gewesen zu seyn, mit einer gemauerten Contre 468 scarpe. Sie hören bei den Fundamenten großer Gebäude auf, und dienen selbst Tempeln zu Fundamenten, wovon mir einer auffiel, wegen feiner ovalen, cannelirten Säulen, von denen, an der langen Seite des Ovals, ein glattes Band her, unter läuft. Südlich von der Akropolis findet man ein wohl, erhaltenes Gebäude aus drei Wänden; die vierte und das Gewölbe von großen Steinen ist eingestürzt. Die hintere Wand lehnt an den Felsen, und jede enthält eine runde und zwei viereckige Nischen. Unter der niedrigsten Mauer am Berge, welche die höchste, dem Bau nach, ist, liegt noch ein großes Gebäude, und nahe dabei das Theater, dessen Vo; mitoria und Stufenfitze man wohl erkennt. Von dort begab ich mich zum östlichen Stadtthore zwi, fchen zwei Thürmen. Die Oberschwelle ist eine ungeheuere Maffe, 12–15 Fuß lang. Von hier läuft die Mauer auf ei: ner Seite dem Meere zu, auf der anderen einen Felsen hinan, und endet mit einer Ecke an dem Felsen der Akropolis. An der Nordseite der Akropolis bildet die Mauer noch einen weiten Halbkreis, mit einem runden und mehreren viereckigen Thürmen befestigt. Außerhalb der Mauern und denselben entlang lagen die Gräber. In der Mauer, die von der Westseite des Felsens ausläuft, findet man zuerst zwei kleine Thore, von außen viereckig, inwendig von oben ein abgestumpftes Dreieck; außerhalb dem zweiten ein an die Mauer gelehntes Gewölbe. Darauf folgt ein drittes, ein Hauptthor, zwischen zwei Thürmen. Dann läuft die Mauer noch eine Strecke fort, bildet abermahls eine Ecke, und en: 469 digt an der Felsenwand des Berges, die sich senkrecht und feil abgeriffen aus dem Meere erhebt, und zur natürlichen Befestigung dient. So auch an der Ostseite. Vor diesem Thore kann man nun der Spur zweier Straßen folgen; die eine lief nördlich fort, die andere der Mauer entlang. Zu beiden Seiten derselben zeigen sich hohe Fundamente, worauf granitene, große Sarkophage fanden, von denen noch ein halbes Dutzend wohl erhalten sind. Sie bestehen aus längs lich viereckigen Kasten mit einem dachförmigen Deckel, dessen Giebel Columbarien schmücken; bei einigen auch die Spitze des Daches. Die Seiten find mit Stierköpfen ge: ziert; von einem zum anderen laufen Blumen und Frucht Kränze, im Felde dazwischen Rosen oder Masken. Die meisten find nur grob ebauchiert; den vollendetsten zeichnete ich. Die Schatzsucher haben alle, mehr oder minder ver: stümmelt. Mehrere standen zusammen auf demselben Fun: damente, wahrscheinlich einer Familie gehörig. An der nords westlichen Seite der Stadt steht ein wohl erhaltener, mit sehr verwitterter Inschrift. Weiter östlich das viereckige Funda: ment eines Mausoleums, das, den Resten des Gefimfes nach zu urtheilen, rund gewesen seyn muß. Jenseits der Brücke über den Tuslatschai findet man auch noch ein Paar unter den Bäumen liegend, wie auch zu Brunnen Trögen benutzt. Nachdem ich eine Ansicht der Ruine von der nordwestli: chen Seite gezeichnet hatte, stieg ich zur Scala hinab, wo drei kleine Fahrzeuge hinter dem Molo ankerten. Der Hafen scheint 47o - - feicht und schlecht. Es stehen nur ein Paar kleine Häu, fer da. Der Rückweg zum Dorfe war sehr beschwerlich, denn ich mußte mich größten Theils ohne Pferd durch dornige Büsche winden, und auf Felsen klettern. Das Dorf ist zum Theil zerstört, und feine Bewohner gelten für bös, artiges, räuberisches Gesindel. Ich begegnete gestern, und war am Abend zusammen mit einem jungen Türken, Na mens Aly Tschausch, vor welchem meine Begleiter die größte Furcht hatten. Meinem Führer zu Folge war er ein Va gabunde ohne Haus und Hof, der schon unzählige Räu, bereien in vielen Ländern verübte. Er sah in der That so aus, trug ein Meffer, eine Flinte und vier Pistolen; aber in seinem Benehmen fand ich nichts Zurückstoßendes. Von dem Dorfe Tamys nahmen wir einen anderen, bequemern Rückweg, wo wir in hübschen Thälern voll Ei, chen und Platanen, an den Dörfern Tabakler, Dshamkoi und Ahilar vorbei, und dann in eine enge Schlucht ka: men, worin warme Salzquellen aufgehen, Man hat einen derselben in einen Springbrunnen gefaßt, dessen Strahl von Armes Dicke mannshoch empor schießt, und ganz kochend heiß ist, so daß er die Finger verbrennt. Dieses Wasser fetzt unten einen gelblichen Schleim ab, und oberhalb das reinste und schönste Küchensalz. Am Ausgange des That les in der Ebene bilden diese Quellen bei dem kleinen, da von benannten Dorfe Tusla einen Salzsee. Eine Hälfte deffelben erschien, wie mit Eife bedeckt, und die andere war durch aufgeworfene Erddämme in viele kleine Teiche 471 eingetheilt, wo man das Waffer nach Belieben hinein und heraus leitet, um es bis zum August verdunsten zu laffen, da dann das Salz zurück bleibt. Wir übernachtet ten zu Köffehdereffi, in demselben Chan, der mir früher fo wenig behagte, und zogen früh von dannen. de - dde - dd dort die 472 45. 1Ueber die Dardanellen nach Metelino (Lesbos). Von Eski Stambol aus verließen wir (am 27. Ju, nius,) den vorigen Weg, und ritten längs dem Meere. An dreißig Schiffe belebten den Hellespont, und glänzten, wie große Schwäne, mit ihren weißen Segeln auf dem tief blauen Meere. Wir ruhten Tenedos gegenüber bei einer Ziegelhütte, und kamen dann am niedrigen und fandigen Vorgebirge Kumburun vorbei, wo sich Mineralquellen, wie mir es schien, durch den faulen Eier Geruch ankündigten; von dort zum Tschiftlik des berühmten Gafi Haffan Pascha, der mit einem großen, viereckigen Thurm befestigt ist, und an das jetzige gegrabene Bett des Scamander's, dem man es ansieht, daß man ihn aus seinem natürlichen Gerinne in ei: nen schlammigen Mühlgraben leitete. Nördlich vom Wege, links, blieben das hohe Grab des Peneleus, und eine andere, oben glatte, von Menschen Händen errichtete Anhöhe, viel leicht der Wall des Herakles; rechts, füdlich, der hohe Grab, Hügel des Aesyetes, Wir fliegen, da die Pferde ermüdeten, zum Griechischen Dorfe Jenikoihinan, wo wir bei einem Kia ja des Beis der Dardanellen uns ein logierten. Vor der Grie, chischen Kirche ist eine Lateinische Inschrift auf weißem Mar mor, wodurch ein C. Marcius Marfus fich zu verewigen meint. Ich brachte die Nacht, wie gewöhnlich, im Freien zu, und schlief auf der Terraffe unter einem Dache von 473 Zweigen. Der Abend war sehr schön. Bei Sonnen; Unz tergange schienen sich Lemnos und der Athos aus dem Meere empor zu heben; am Morgen waren sie unsichtbar. Die Morgenluft war so frisch, daß ich meinen Mantel umneh men mußte; der Tag hingegen sehr schwül. In Jenifchehr (Sigäum) suchte ich bei der Kirche vergeblich nach der bei rühmten Inschrift. Früher kam ich an Antilochus Grabe vorbei, dann an Achill's, und endlich erstieg ich das des Patroclus, welches oben flach ist. Die Aussicht auf die Ebene des Simois, die Bergkette des Ida und den Hellespont ist bezaubernd. Ich ließ Kum Kaleh zur Linken, und spa; zierte über die zerbrochene Brücke des Simois, während meine Pferde unten durchwateten. Dann ritt ich über den ehemahligen Lagerplatz der Griechen zu Ajax Grabe, Inte: peh. An der Südseite ist die Grube, wo man es erbrochen hat, und eben daselbst ist später ein Gewölbe und anderes Mauer, werk angebaut worden. Nach einem kleinen Frühstücke zu Ophrymium kam ich früh genug, gegen 3 Uhr Nachmittags, bei Herrn Taragano in den Dardanellen an, um zu erfahren, daß aus Konstantinopel kein Brief eingelaufen sey, der mich aus meiner Geld, Verlegenheit reißen sollte. Das vergebliche Warten war mir sehr unangenehm, so wie der ganze Aufenthalt im Hause des gutmüthigen Und gastfreien Consuls. Ob er gleich stets höflich einlud, ich möchte unbekümmert so lange bleiben, als ich wollte, und mich als Hausherrn betrachten, so bemerkte ich doch, daß der lange Aufenthalt eines Christen der Hebräischen Familie sehr zur 474 Last fiel. Aber eben so war mir die ganze Jüdische Lebens, art unangenehm, und ich vergaß alle Augenblicke die nö: thigen Vorsichts Maßregeln, um nicht etwas durch meine Berührung zu verunreinigen. Hatte ich die Weinflasche an gefaßt, so konnte schon niemand mehr daraus trinken, und ich mußte sie allein ausleeren, follte es auch mehrere Tage dauern. Mit derselben Gabel konnten nicht zwei verschie dene Speisen angerührt werden, ohne die ungenießbar zu machen. Ferner entging mir nicht, daß die Leute meinetwegen weit stärkere Mahlzeiten auftischten, als gewöhnlich. Sie selbst effen sehr unordentlich und wenig, stehend und spazie rend, und noch unreinlicher, als die Türken. Dabei kam es mir denn wieder zu Gute, daß dem Fränkischen Christen auf einem besonderen Teller vorgelegt ward, während die übrigen alle mit den Fingern in der Schüffel umher fuhren. Die wenige Bewegung bei ungewöhnlicher Nahrung, indem Alles mit Oehl bereitet wird, die drückende Hitze c. machten mich etwas krank, wodurch die lange Weile wuchs. Sie zu verscheuchen wiederhohlte ich im Geiste meinen ge: nußreichen Ausflug nach dem Schauplatze des Homerischen Epos, und verzeichnete die Entfernungen der berührten Orte. Es find folgende: von dem Dardanellen Schloffe über den Rho, dius nach Ophrymium . . . . - - 4 Stunden, – Ophrymium über den Tempel des Apollo Thymbräus zu Halilelikoi, Kallikalone und den Simois nach Bunarbaschi (Ilion) 2 - 475 von Bunarbaschi nach Geiklikoi . . . . 3 Stunden, – Geiklikoi – Eski Stambol (Alexandria Troas) . . . . . . . . . . . 3 – – Eski Stambol nach Köffehdereffi . . 3 - – Köffehdereffi – Beiram (Affus) . 6 - – Beiram – Eski Stämbol, am A Cap Kumburun vorüber, an Peneleus Grab Hügel und Herakles Mauer, zu den Klippen der Hesione, bei dem Dorfe Jenikoi . . 6 – – Eski Stambol, an Antilochus, Achill's und Patroclus Gräbern vorüber, nach Je: nichehr (Sigäum) und Kum Kaleh . . 14 – – Jenischehr über Intepeh (Rhoeteum), wo Ajar Grab ist, nach dem Dardanellen; Schloffe Tschanak Kaleffi . . . . . 6 - * Am Tage unterhielt ich mich mit Zeichnen und Lesen im Strabo, schlich dann mitunter einsam unter den großen Platanen am Ufer des Rhodius einher, oder saß gähnend vor einem der Kaffeehäuser am Hafen, die ankommenden Schiffen mit vergeblicher Erwartung, und die abgehenden mit eben so vergeblicher Sehnsucht anblickend. Unzählige Mahle bedauerte ich den Mißgriff, nach Konstantinopel um Geld ge: schrieben zu haben, ohne gewiß zu feyn, wie bald ich Antwort haben könnte, und mich nun in den Händen des Jüdischen Serrafs Bechor Karmon, und des Weinpächters Hadshi Mut stapha zu sehen, zweier Personen, die ich gar nicht kannte. Ein Spazierritt nach des Consuls Weingarten konnte mich nicht 476 erheitern, obgleich er eine hübsche Aussicht auf den Helle: spont gewährte. Wir fuhren auch nach dem Europäischen Schloffe hinüber, und besuchten den Französischen Consul, Mechain, der aber krank war. Dieses Schloß heißt auf Türkisch Kilid ülbahar, und das Asiatische heißt Tschanak, Kaleffi, Bogashiffar oder Kaleh . iz Sultanieh; das alte Asiatische Schloß Kum, Kaleh oder Kalehhiffar; das gegen über liegende Europäische Sitt, ülbahar, und die Batterie auf der anderen Seite des Zwiebelthales. Sogan , Dereff, Sogan Kaleffi oder Sahan Kaleffi, worüber ich ungewiß bin. Ich bemühete mich auch, nahe am Schloffe die bei rühmte große Kanone zu besehen, die zwar geladen ist, aber nicht abgeschoffen wird, ob man gleich einen großen Würfel als Contreforce dahinter aufgemauert hat, und viele, starke Balken hinter dem Laufe gelagert. Man kann allenfalls ganz hineinkriechen. An der Mündung liest man den Namen des Künstlers Aly und des Sultans Mehmed Sohn Murad’s, wahrscheinlich der Eroberer. Auf einer anderen Kanone dieser Batterie, die wir des Verbots ungeachtet für 60 Para besahen, und die ganz mit Lilien verziert ist, steht das Jahr der Hedhra 930. Es ist auch eine dort, mit der Inschrift, daß die Landschaft Steyr fie durch Michel Gebler 1548 für Kaiser Ferdinand gegoffen habe. Glücklicher Weise wurde endlich mein Aufenthalt dem Herrn Conful so langweilig, als mir. Er verbürgte sich daher für mich bei den Weinpächter, falls Escalon, auf welchen ich einen Wechsel abgegeben hatte, gegen die 477 Zahlung protestieren sollte; ich stellte ihm dafür einen Em: pfang. Schein aus, und am 4. Julius fand sich schon ein Grie: chischer Schiffer, der mich für 15 Piafter nach Porto Ka loni bringen wollte. Der Nordwind war vortrefflich, aber der Zöllner ließ aus Bequemlichkeit so lange auf sei: nen Besuch warten, daß wir erst um 3 Uhr Nachmittags die Anker lichteten, da der Wind sich geändert hatte. La; vierend wären wir ein Paar Mahl fast auf andere Schiffe gestoßen, da Jeder verlangte, daß ihm der Andere auswei: chen foll. Am Abende kamen wir an Tenedos vorbei; einen Theil der folgenden Nacht und des Tages hielt uns aber Wind: stille auf, so daß wir erst am folgenden Abende um das Vor gebirge Sigri herum fegelten. Ein steilvorspringender, weißer Felfen, in dessen Fuße Höhlen find, schützt den Hafen des alten Antiffa, jetzt Sigri, von der Seeseite. In der Nacht ward der Wind frisch, und am 6. Julius fand ich mich Morgens dem Ziele der Seefahrt gegenüber, und in eine andere Welt versetzt. Das Boot war nämlich nach dem kleinen Hafen Plus mar, an der Südküste der Insel Metelino (Lesbos), bestimmt. Der Wind war etwas entgegen, daher die Schiffe vorbei lavier ren mußten, um dann mit günstigem Winde längs dem Ufer hin zu gelangen. Der stärkere Wind drohte dann, die hinten angebundene Barke loszureißen; dabei sowohl, als beim Um legen der Segel schrien die Schiffer sehr viel, aber arbeiteten schlecht, und zwei Mahl entwischte dem Piloten das Steuer. Plumar ist eigentlich kein Hafen, sondern nur eine niedrige Stelle der Küste, die rund umher steil und felsig 478 ist, daher ich alle Boote hier, nach antiker Weise gefuft, am Strande empor gezogen fand. Das Dorf ist klein, und die Häuser scheinen ziegenartig, um die Wette die steilsten Felsen, Spitzen zu erklimmen. Ein kleiner Bach von schönen Pla: tanen beschattet, über den eine steinerne Brücke führt, wäffert den Ort. Man erblickt die Insel Chios gerade vor sich, rechts in der Entfernung Ypsera, links den hohen Mimas, Karat burun, den Golf von Smyrna und die Gebirge Natolien's; eine schöne Aussicht. Am Abende vorher, unweit Sigri, hatte ich bei Sonnen Untergange den Athos noch deutlich gesehen, den meine Griechen mit Bekreuzigungen und Weihrauch bei grüßten. Für fiebzehn Piaster das Stück miethete ich hier vier Maul Thiere, mich mit allen meinen Sachen nach Metelino zu tragen. Der Weg ist rauh und feil, aber angenehm; denn man rei: tet beständig durch Oehlbaum Pflanzungen, die aber in die fem Jahre völlig unfruchtbar geblieben waren. Um die Wurz zeln eines jeden Baumes hat man eine kleine Stützmauer für die Erde gebaut, die außerhalb derselben ganz dürr und nackt ist. Die höchsten Bergspitzen sind mit Nadelholz und stacheligem Zwergeichen. Gesträuch bewachsen. Die Felsart ist von unten Glimmerschiefer, von oben grauer Marmor; die Schichten fcheinen sämmtlich nach der Landseite einzuschießen. An den Waffern wuchern die schönsten Ahorn, und aus den Thät lern winden sich Wein und Obst, Gärten bergan. Sehr schön und fruchtbar ist die Ebene zwischen dem Dorfe Hiera und Perama, d. i. die Ueberfahrt, weil man dort mit ei: 479 nem Boote über den schmalen Eingang des, unter dem Na, men Porto Oliviere, bekannten Busens setzt. Seine Ufer find bergig, Theils mit Oehlbäumen bewachsen, Theils steile Wände bildend. Er scheint ein schöner, schiffbarer Gebirgs, See. Wir mußten etliche Stunden auf die Rück; kehr des Bootes warten. Auf der anderen Seite überstiegen wir eine Höhe, wo das kleine Dorf Lotra sehr freundlich liegt, ritten darauf noch eine Weile den Golf entlang, und dann über den letzten Berg, von dessen Gipfel sich eine herr liche Aussicht auf die Stadt Metelino und die umliegende Ge- gend aufthut. Die Stadt mit dem Schloffe auf der Halbinsel, um her weit und breit Gärten mit thurmförmigen, glänzend weißen Landhäusern, dahinter das Meer und die Berge Na; tolien's im schönsten Abendlichte; die Hügel von Herden, mit Glockengetön belebt, und aromatischen Duft der Gebirgs, Kräuter aushauchend! Ich kann vor dem Thore unter einer Türkischen Wafferleitung durch, und fand die Hauptstraßen breiter und reinlicher, als gewöhnlich. Ich war um eine Woh: nung verlegen, bis ein hier ansäßiger Fränkischer Kornhänd; ler mich in eine, dem Berge Athos gehörige Priester - Woh: nung wies, wo ich ein ganz leeres Zimmer einnahm. Ich bekam auch Besuch von einem Paar anderen Kaufleuten und Durchreisenden, und endlich auch von neugierigen Grie, chen, die ich mir unter dem Vorwande des Schlafes vom Halse schaffte, mit Ausnahme des Herrn Kornelio, Agenten des Russischen Consuls in Salonik, der auch als Durchrei: 480 fender sich wegen eines Geschäftes hier aufhielt, und eines Po, gonatoffs, der sich in Taganrok hat zum Ruffen umstempeln laffen, und hier den Arzt macht. In beider Gesellschaft ging ich (am 7. Julius,) nach der Metropole des St. Athanasius, an deren Thore im Hofe der bekannte Marmor: Thron steht, welcher von Choiseul abgebildet ist. Er ruht auf einer Stufe, und hat an jeder Ecke einen Adlerfuß; jede Seite ist mit einem Dreifuße ge: ziert, um den sich eine Schlange windet, an der Lehne find zwei fitzende Greifen, denen leider die Köpfe fehlen. Vorn steht ein Schemel, der auch auf Thierfüßen ruht, und darüber am Sitze erblickt man die bekannte Inschrift. Darauf besuchte ich den Metropoliten, wo große Ver: fammlung war; er benahm sich sehr artig. Da man den Thron im Hofe der Kirche gefunden, nebst Säulen Fragmenten, so muß wohl sonst vielleicht ein Forum, oder anderes öffentliches Gebäude hier gestanden haben. An der St. Theodorus-Kir: che, die freundlich und licht ist, findet man sechs Säulen von grauem Marmor der Insel, die einen sehr ansehnlichen Durchmesser haben; sie sind aber wenigstens um zwei Drit, theile verkürzt. Sie sollen auch an demselben Orte gefun den seyn, und unter der Kirche noch viele Fragmente in der Erde verborgen liegen; vielleicht von einem alten Tempel. Desgleichen an der St. Simeons, Kirche, wo eine große, cannelirte Marmor-Säule aufrecht halb eingemauert ist, und noch an ihrer alten Stelle zu stehen scheint, indem man wahr scheinlich die Kirchenmauer an dieselbe, als an eine feste Stütze, 481 hat lehnen wollen. Viele andere architektonische Fragt mente, kleine Altäre, Sarkophage c. liegen an der Mauer aufgehäuft umher. Darunter ein auf allen Seiten verstüm melter Inschriftstein, der noch obendrein von unten so tief eingegraben ist, daß es nicht der Mühe werth war, die ein zelnen, ganz unverständlichen Worte abzuschreiben; ferner eine kleine, fitzende Statüe von weißem, feinem Marmor, darstellend eine weibliche Figur, an Kopf und Beinen ver- stümmelt, die einen kleinen Hund auf dem Schooße zu halt ten scheint, von guter Arbeit. Dann führte mich Pogonatoff, nachdem er mir in der Hofmauer noch ein unbedeutendes Sepulcral-Basreliefge zeigt hatte, zu den Ruinen des St. Therapon-Klosters, unweit der Türkischen Wafferleitung. Im Schloffe soll sich ein ähnliches Relief befinden, und an oben erwähnter St. Theo dorus Kirche hat man zwei Köpfe so hoch eingemauert, daß man sie kaum sehen kann. Im Hofe genannten Klosters, bei einem Brunnen, zeigt man den kleinen Grabstein eines Man nes, dessen Namen ich nicht entziffern konnte. Im zweiten Hofe ist ein tiefer Brunnen, und es liegen mehrere sehr große Säulen und Fußgestelle umher. Der ersteren eine scheint von unten noch an ihrer Stelle zu feyn. Sie find oval, und an der langen Seite läuft ein glattes Band von oben herab. Sie ruhen sichtbar auf einem hohen Schutthaufen, wo man durch Nachgraben viel Intereffantes finden möchte. Im ersten Hofe, hinter einer großen Platane, liegt eine lange Decretal-Inschrift, die mit kleinen Buchstaben in einen, am Z1 482 Anfange der Zeilen verstümmelten Marmor gegraben ist. Das Ende derselben ist vollständig, leider aber mit den letz; ten Zeilen eingemauert, und kein Hammer im Stande, den festen Mörtel loszubrechen. Demnach fehlt. Anfang und Ende, wiewohl von letzterem nicht viel. Das Lesbare co- pirte ich. Die Form der Buchstaben, und der darin erwähnte König laffen mich schließen, fie fey aus den Zeiten der Nach: folger Alexander"s des Großen. Sie scheint wegen des Dialekts interessant, welcher der Aeolische feyn muß. Ich glaube, daß hier ein Prytaneum, oder sonst ein öffentliches Gebäude gestanden habe, und die glatten Tafeln der Säulen zu solchen Decreten und Inschriften bestimmt waren. Ein Marmor, mit einem coloffalen Delta, ist noch in der Mauer des zweiten Hofes eingemauert. Dann begab ich mich nach der Scala, wohin indessen Herr Kornelio abgerufen war, weil sich drei Kaliondshi ein fallen ließen, den Kaufmann, der mir gestern die Wohnung verschaffte, nachdem sie im Trunke am Tage vorher sich mit ihm gestritten hatten, heute auf offener Straße mit Meffern an zufallen. Er entwaffnete einen, und wehrte sich, ohne sie zu verwunden, bis man ihm zu Hülfe kam. Der hier befehl lende Kiaja des Kapudanpascha versprach auf Kornelio's Klage, die Ruhestörer zu verweisen, woran ich jedoch zweifle. Ich suchte vergeblich ein Boot nach Smyrna, und speisete bei Pogonatoff, der mir alle diese Höflichkeiten er wies, weil er gern Ruffischer Agent hier werden möchte, fich aber beklagte, daß unser Vice , Consul in Smyrna dafür 483 3000 Piaster von ihm fordere. Dann wollte ich etwas der Ruhe pflegen, wozu jedoch Hitze, Fliegen und ein naseweiser, kleiner Grieche, der ungemeldet in's Zimmer trat, um durch neugierige Fragen zu langweilen, es nicht viel kommen lie, ßen. Ich machte am Abende noch einige Spaziergänge; unter anderen nach den Schiffswerfte, wo ein Kriegsschiff in der Arbeit war, das, wie man mir sagte, gar wohlfeil gebaut wird, indem man die Arbeiter zwingt, für halben Tagelohn zu arbeiten, so wie das Holz um die Hälfte des Preises zu fällen, und herbei zu führen. Die Schönheit der Lesbierinnen ist mir aufgefallen; besonders der weiße Teint und die großen, schwarzen Au, gen, mit langen, schwarzen Wimpern und Augenbraunen. Griechische Profile schienen mir allgemein. Ihre Tracht ist jedoch seltsam; der Rock geht nur bis unter die Waden, hat eine sehr kurze Taille, ist ohne Aermel, und hat ganz den Schnitt der Russischen Sarafanen. Die Hemd/Aermel find weit und lang; auf der Brust aber tragen sie ein häßliches, viereckiges, gestopftes Polster, das diese ganz hinab drückt. Das Tollste ist der Kopfputz, bestehend aus einer gestopft ten, hohen, helmförmigen und ovalen Mütze, die am Hinter Kopfe ein hohes, viereckiges Ende hat. Umher wird ein Tuch gebunden. Diesen Kopfputz fahe ich jedoch nur bei den Weiz bern der Stadt; die Mädchen tragen einen einfachen, klei nen Bund, oder ein Tuch dreieckig zusammen gelegt, und von hinten über den Kopf geworfen; beide Seiten werden zuweilen zurück geschlagen. Dieselbe Tracht fand ich auf 484 gemnos und Samothrace. Die Männer tragen rothe oder blaue, hängende Nachtmützen, oder den kleinen, schwarzen, rothen oder blauen Bund. 485 46. Ajasmat (Akarnea). Pergamo (Perganum). Am Morgen des 8. Julius fuchte ich abermahls eine Barke nach Smyrna, fand aber keine Gelegenheit, und eine besondere für mich zu mithen, war mir zu theuer; denn die Schiffer fürchteten, von den Charadshdshi und Zöll nern angehalten zu werden, und daher Gefahr von der Pest. Ferner müffen fiel bei der Rückkehr Quarantaine halten. Ich miethete also für 10 Piaster eine Barke nach Ajas mat, um von dort zu Lande zu gehen. Ein Tschausch ( Staatsbote) hielt mich aber auf, verfichernd, jeder Fremde müsse sich dem Kiajabei des Kapudanpascha vorstel: len. Ich ging also mit ihm, und fand jenen in einem klei: nen Haufe, nahe am Sommerlager der Kaliondshi, unter dem Schloffe. Es war ein höflicher und freundlicher Alter. Dann fuhr ich auf Herrn Kornelio's Schiff, wo ich früh fückte, und einen Brief an seinen Vater in Kalamata mit nahm. Herrn Pogonatoff schrieb ich auf Verlangen ein Zeugniß feiner guten Dienste, und segelte ab. Die Tramon, tana war günstig; in etwa vier Stunden erreichte ich die Bucht von Ajasmat, nicht ohne Gefahr, kurz vor dem Ein gange an einer sandigen Spitze auf den Strand zu laufen. Die Boote liegen an einer anderen vor Anker, die eine feichte Bucht umgiebt; vielleicht sonst der Hafen von Atar nea. Ich mußte mich mit meinem Gepäcke in einen klei 486 nen, von einem Knaben geführten Kahn laden lassen, der zwei Mahl hin und herfuhr, und dann mußte man noch meine Person durch das Meer an das Zollhaus tragen. Unweit davon ist eine Ziegelstreicherei und ein hübscher Tschiftlik des Agas von Ajasmat, Omar Aga Kara Osman Oglu. Ich unterhielt mich mit etlichen durchreisenden Officieren, bis mir der Zöllner eine mit Ochsen bespannte Araba schaffte, die mich in das Dorf führte, wo ich auf einer Bank unter dem Thore eines abscheulichen Chans Platz nahm, als der alte Postmeister sich einfand, und Pferde zu schaffen ver: sprach. In der Nacht fandte er aber, uns melden zu laf fen, wir hätten für jedes Pferd bis Pergamo 25 Pia fer zu zahlen, welche jüdische Forderung natürlich scheitern mußte. Wir drohten, uns bei'm Aga zu beschweren, wo durch ihm bange ward. Er sank schnell auf 10 Piaster hin: ab, und ließ dann sagen, er habe vier Pferde für uns bei reit. Ich mußte bis 8 Uhr warten, bis der Aga aufge fanden war. Sein Haus ist hübsch, nach Türkischem Ge; fchmacke; besonders angenehm und luftig die große, offene Galerie, welche die Zimmer mit einander verbindet, und an jeder Ecke springt das Gebäude thurmförmig vor. Auf dem Dache nisten zahllose Störche. Der Aga ist jung; er war nicht so höflich, als ich fonst wohl die Türkischen Herrn gefunden, und brachte Kirkor mit allerhand alber nen Fragen in Verlegenheit. Er hat eine Menge Neger unter feinen Unterthanen; gute Pferde und Jagdhunde. Eine Mauer von Erde und Ställe umgeben den Hof fei 487 nes ländlichen Schloffes. Im Dorfe find zwei Moscheen, ein Bad und ein Tscharschi. Als ich von dem Besuche zurück kam, fand ich mich belogen, und kein Pferd bereit. Ich fandte gleich Kirkor an den Aga, der wiederum einen seiner Leute an den Postmeister schickte. Nach mehreren Stunden brachte dieser endlich fünf elende Thiere zusammen, welche sie nicht einmahl zu be- packen verstanden. Erst nach Mittage brach ich auf. Der Postillion war alt und einäugig, und sein Pferd so eigen: finnig, daß es nicht anders ging, als wenn es das mei; nige vor sich fah. So kamen wir nur langsam fort, und sahen uns am Ende genöthigt, auf halbem Wege in einer ein: famen Kaffeehütte liegen zu bleiben, weil es keine Möglich: keit war, Pergamo vor der Nacht zu erreichen. Der Weg ist eben; man reitet stets dem Meere parallel, zur Linken des Gebirges, welches von unten roth und nackt, oben felsig und mit Bäumen bewachsen ist. Das Land ist wohl bebaut; überall war die Ernte vollendet; die Garben la gen auf den Feldern umher, und schöne Herden weideten im tiefen, blumigen Grafe. Man kommt auch durch Süm: pfe, über den breiten, aber feichten Evenus und einige Tschiftliks vorbei, und dann an einer Stelle, wo Säulen: Fragmente und Mauerwerk die Lage eines alten Ortes an, deuten, am Fuße des Pedalus-Gebirges; vielleicht Miletus oder Teuthrania, nahe am Eingange des Thales zwischen dem Pedalus und einem Vorgebirge, wo wir übernachte: ten, und mit einigen Paras, die heißen Zähren eines em: 488 pfindsamen Gänsejungen über den bevorstehenden Tod ei: nes seiner Zöglinge stillten. Die Mücken ließen mir keinen Augenblick Ruhe. Ich legte mich zuerst vor dem einen Haufe nieder, dann kletterte ich auf das Dach des anderen, in der Hoffnung, der Wind sollte mich von ihnen befreien, aber umsonst. Dazu kam, daß ein Paar Armenier, die auf dasselbe Dach flüchteten, sich in Wein so lustig getrunken hatten, daß fie bis tief in die Nacht hinein fangen, oder vielmehr schrien. Nach Mitternacht befahl ich daher aufzupacken, welches nicht ohne Mühe gelang; denn Kirkor'n hatten seine Landsleute Wein gegeben, und da er in meinem Dienste fehr aus der Uebung des Weintrinkens gekommen, weil ich fast nie trin, ke, so war ihm das Wenige, was er genoffen, zu Kopfe gestiegen; ich fah ihn zum ersten Mahle betrunken. Der alte, unendlich träge Postillion und fein gleichgestimmt tes Pferd hielten uns so lange auf, daß wir erst um 7 Uhr Morgens Pergamo (Pergamum) erreichten, nachdem Kirkor die Packpferde übernommen, und jenen im Stich ge: laffen hatte. Der Weg ist beständig eben, zwischen den zwei Bergketten zum Theil sumpfig, zum Theil gut bebaut. Ich ging gleich auf das Schloß. Es hat viel Aehn lichkeit mit Affus. Die Befestigung besteht nämlich darin, daß man das Erdreich des Berges untermauert hat, wie eine Terraffe, mit großen Granit-Quadern, ausgenommen dort, wo der fenkrechte Felsen eine natürliche Mauer dar, stellt. Dieser Terraffen sieht man drei bis vier über einander, 489 wohl allmählig entstanden, je nachdem man das Schloß zur Stadt erweiterte, und in den Zwischenräumen andere hohe Fundamente von Gebäuden gleichfalls an denselben Berg lehnte. Diese terraffenförmigen Wälle, wie ich sie nur in Antiochien, Affus und hier gefunden, find größten Theils gut erhalten. Man sieht die alte, gepflasterte Straße, die sich den Berg hinan windet, und an der unteren und oberen Terraffe ein Thor hat. Auf der oberen hat man ein Tür kisches Schloß gebaut, das jetzt wüst liegt, nur von einem alten Fuchfe bewohnt, den ich dort auftrieb. Inwendig find noch mehrere gewölbte Gemächer, und die Funda mente und Capitale eines schönen Tempels von weißem Marmor. Ich fand ein Architrav, von unten mit einem Bande von Lorbeerblättern, um welche Schlangen Eier lie fen, geziert, wie die Korinthischen Capitale, von vollendet schöner Arbeit. Wahrscheinlich gehörte dazu der herrliche Fries in Relief, der im Thore eingemauert ist, Kränze darstel, lend, von Adlern und Ochsenköpfen getragen. Vor dem Thore ist ein in Felsen gehauener Brunnen, oder Cisterne. Die darauf folgende Terraffe, wo das Thor der alten Straße ist, hat man später mit alten Fragmenten ausgebes, fert, und eine Menge Säulen liegend eingemauert, die man jetzt schon zu anderem Gebrauche wieder heraus, bricht. Vielleicht stand hier der Attalische Königs-Palast. Der untere Wall hat auch zerstörte, runde Thürme neuer Zeit, und gleich darüber fand ich das Theater, von dem man noch einige Sitze, Treppen und Zugänge unterschei; 490 det. Die Fundamente sind wohl erhalten. Eine antike Bogenbrücke führte mich über den Selinus zu einer alten Kirche, Hagios Theologos geweiht, und zu einem Thurme von Granit und Ziegeln, mit Marmor geziert. Später hat man ein schlechtes Minareh angebaut, und eine Moschee daraus gemacht, und jetzt ist diese schon wieder in Efels: Ställe verwandelt. Auch ging ich auf eine Jagd nach Münzen zu den Silber-Arbeitern, und dann wieder zur Stadt hinaus, in der ich von alten Resten nur ein halb verschüttetes, halb verbautes Thor gefunden habe. Ueberallfah ich ringsum Grab Hügel, wie in der Nacht auf dem Wege hierher. Auf der Höhe, dem Schloßberge gegenüber, liegt ein Theater, das man an der Form erkennt, wiewohl die Sitze unsichtbar geworden. Man verfolgt die Fundamente, und findet mehr rere der Eingangs Gewölbe wohl erhalten, und zwei Thore, an jeder Ecke des Profceniums; das eine, mit Epheu bei wachsen, ist, wie die Schloßwälle, an den Berg gelehnt, und von innen führte eine doppelte Treppe zu demselben hinab; das andere steht frei, und ist gewölbt, und wer gen der Richtung des Theaters und Berges schräge. Ich zeichnete diese Ruine. Weiterhin kam ich an einen klei: nen Bach, der dem Selinus zufließt. Er dringt unter den Gewölben eines Amphitheaters durch. Von den daffelbe um gebenden Bögen stehen noch mehrere, so wie auch das Thor nach dem Selinus zu. Ich zeichnete dieses. Die runde Form und die Fundamente find vollkommen fichtbar; die Sitze 491 selbst verschwinden. Die untergehende Sonne zwang mich hier zur Rückkehr. Früh am Morgen des 11. Julius verließ ich die Stadt. Eine antike Brücke, von zwei Bogen mit großem Unterbau, führte mich über den Selinus zu ansehnlichen Ruinen, von denen eine Wand mit einem Thore und mehrere Neben Gewölbe stehen. Sie liegen dicht am Fuße des Schloßber ges, und der Thalweg läuft quer darüber weg. Das Ge; bäude war länglich und viereckig, wie es scheint, und reichte wenigstens bis an den Fluß, wo man die Fundamente noch wohl erhalten sieht; vielleicht auch über denselben, denn auf seiner anderen Seite find zerstörte Gewölbe, die mir wohl oben neu schienen, aber aus alten Fragmenten ge: baut. War dieses ein Stadium, oder die vom Dallaway erwähnte Naumachia? Er setzt dieselbe freilich auf den Selinus, da ich hingegen gestern das Amphitheater auf ei: nem Nebenbache fand. Jenes kann jedoch wegen Enge des unteren Raumes nie zu Wettrennen gedient haben, wohl aber dieses, welches einen ebenen Raum einnimmt. Uebrigens paßt seine Beschreibung auf das gestern gezeich: nete Gebäude, das Choiseul, wenn ich nicht irre, Gymna: fium nennt, wiewohl dazu die kreisförmige Gestalt nicht paßt. Dallaway setzt den Tempel Aeskulap's auf den Hügel, wo das Theater und Amphitheater ist, und an die Stelle des dort tigen Türkischen Begräbniß-Platzes; Choifeul, wenn ich mich urecht erinnere, auf den Selinus selbst. Vielleicht war es die fer, was ich heute fand. Weiter im Thale hinauf zieht quer 492 - über dasselbe eine Wafferleitung von einer Reihe hoher Bo gen, die ich vom Schloßberge aus, aber nicht in der Nähe befehen konnte. . Zum Chan zurück gekehrt, ließ ich mich in das Bad Pachahamam führen, wo der Eigenthümer für ein Paar Para die berühmte Marmor: Vase fehen läßt, die Choiseul gemeffen und gezeichnet hat, wiewohl seine Zeich: nung mager genug ist, und den antiken, großartig einfa: chen und kräftigen Styl schlecht ausdrückt. Sie stellt ein Rennen von vierzehn Reitern dar, deren Köpfe, wie die der Pferde, meist sehr verstümmelt find. Einer der Reiter fcheint vom Pferde zu fallen. In der aufgehobenen Rechte halten sie etwas, was Choifeul, wenn ich nicht irre, für Fa; ckeln hält; vielleicht mit Recht, doch nicht deutlich zu unter fcheiden. Ueber und unter dem Relief läuft ein Band von Lorbeeren. Die Oeffnung oben ist eng. Am Bade ist von außen ein Relief eingemauert, einen Ochsen vorstellend. Vor der Thür steht ein Altar. Er ist rund, und umher mit einem Relief von Lorbeeren geziert, die an Ochsenköpfen hängen, und von einer Seite an einem Lorbeer/Baume, um welchen sich die heilige Schlange Aeskulap's windet. Im Felde kleine, runde Schilde, und darüber die sehr Ver; stümmelte Lateinische Inschrift zum Andenken eines Pro- culus, Ich hatte für hundert Piafter vier gute Pferde nach Smyrna gemiethet, und machte mich auf den Weg. Ich ritt nun quer über das fruchtbare Thal des Bakirtschai, Ku; pferfluß (Caicus), das eben und schön bebaut ist, jetzt aber 493 gelb und sonnenverbrannt da lag. Hohe Berge mit phanta stisch gestalteten Felsenspitzen schließen es ein, hin und wie der Thürme und Schlöffer täuschend nachahmend. Dann verließen wir die Thal; Ebene, und ritten über die mit Ge; früppe bewachsenen Hügel, welche das Vorgebirg Kanae mit den übrigen Bergen verbinden. In einem alten Begräbnisse bemerkte ich viele antike Fragmente, unweit eines Kaffees des entfernten Dorfes Kliffkoi; dann dem Ufer des Golfs entlang. In demselben springt eine runde Halb: Insel vor, steil von allen Seiten ins Meer abstürzend; darauf ein Tschiftlik. Mir schienen auch von weitem Ruinen da zu feyn. Viel leicht Cyme? Dann verließen wir das Meeresufer, kamen einen kleinen Landfee vorüber, an dessen Ufer tausende klei ner Vögel mit schwarzen Köpfen und Flügeln die Büsche umflatterten, Türkisch Tut kaschi, Maulbeer, Vögel, genannt. Ich begegnete auch einer kleinen Heuschrecken Armee. In einer Kaffeehütte, nicht weit von Güselhiffar (Magnesia am Mäander), ruhten wir bis zum Aufgange des Mondes, 8 Stunden von Pergamo. Die Scheibe des Vollmondes rollte gänzend über die Berge hinauf. Unser Ritt ging langsam genug, denn der Führer schlief auf einem Pferde so sanft, wie in einem Bette, und auch die Pferde schienen gehend einzuschlafen. Wir ritten meist in einer fruchtbaren Ebene fort. An schö; nen Mondschein, Landschaften fehlte es nicht, besonders auf den Hügeln, die das Thal des Caicus von dem des Hermus (Sarabad) trennen. Dieser Fluß ist breit; wir durchwateten 494 ihn nicht ohne Mühe; das Waffer stieg bis über den Bauch der Pferde. Hahnen-Geschrei und Hunde-Gebell zeigte mir die Lage entfernter Dörfer an; die Straße berührt keines der selben. Ich fand große Schafherden in Hürden, die aus einem Dache von Baumzweigen bestehen, das auf Stangen ruht. Hierunter fammelt man sie des Nachts, und auch am Tage während der großen Sonnenhitze. - - - - - - - - - - - - - - - 495 47. Ismir (Smyrna). Mit Sonnen, Aufgange erblickte ich den Golf von Ismir (Smyrna), auf drei Seiten von hohen, blauen Bergmaffen eingeschloffen, den Sipylus und Pagus. Bald erschien auch das alte Schloß auf dem Berge. Wir ließen das neue Castell am Meere, und mehrere Echelles zur Seite liegen; denn ich hatte mit meinem Pferder-Verleiher verabre det, er solle mich zu Lande um den Golf herum bringen, weil ich, aus Petfurcht, mit den Bootsleuten in keine Berührung kommen wollte. Wir ritten also an Smyrna, das uns nahege genüber lag, vorbei. Es nimmt sich gut aus mit feinem alten Castell, seinen Cypreffen, und seinem Mastenwalde im Hafen. Die Ufer des Golfs find auf allen Seiten kahl und felsig, der Boden unfruchtbar. Nur im Hintergrunde des Golfs erstreckt sich eine sumpfige Ebene voller Gärten, in denen vor züglich Feigen und Trauben gedeihen. Landhäuser liegen darin zerstreut, und sie gleicht auffallend der Sommer-Woh: nung (Jaila) von Eghirdir. Dieser Umweg war sehr bei schwerlich. Der gewöhnliche Inbat oder Zephyr aus dem Meere blieb den Tag aus, und es wehte. Statt dessen ein Sirocco, der die größte Hitze hervorbrachte, die ich in diesem Jahre empfunden habe. Der Weg macht große Krümmung gen, der Sümpfe wegen, und ich erreichte erst gegen 10 Uhr den Französischen Gasthof in der Frankenstraße, wo ich sehr 496 gut logiert ward. Smyrna ist weit besser gebaut, als Kon: stantinopel; selbst der Türkische und Griechische Stadttheil. Die Straßen der Befestins sind weit genug, um alle Berüh, rung zu meiden, der ich jetzt um so weniger ausgesetzt war, da viele von den wohlhabenden Einwohnern auf dem Lande leben, andere aus Furcht vor der Pest eingeschloffen find. Diese ist jetzt nicht stark. Ich besuchte unsern Vice Consul, Herrn Maraccini. Ob ich gleich die ganze Nacht zu Pferde zugebracht hatte, nahm ich doch seine Einladung an, einen Ritt auf das Land zu machen. Der Weg war nicht sehr interessant, aber immer schön die An; ficht der Gebirge. AWir kamen in der Stadt an dem Palaste des Zöllners, und hernach bei einem seiner Landhäuser vorbei. Nach dem Aeußeren zu urtheilen, können sie sich mit den Palästen des Canals von Konstantinopel an phantastischer Pracht messen. Bei Sonnen Untergange erreichten wir Sei: dikoi, und traten im gastfreien Haufe des Niederländischen Cont fuls, Grafen Hochepied, ab. Die eigene Familie nebst der seit nes Verwandten, van Lennep, und wenige Engländer mal chen die Fränkischen Bewohner dieses Ortes aus, der ländlich hübscher ist, als die anderen Dörfer um Smyrna, aber fiel berbringend feyn soll, und ein so schlechtes Waffer hat, daß wir alle davon krank wurden. Die ganze Familie fand ich sehr liebenswürdig und freundlich; das Landhaus liegt mitten in einem weitläufigen Garten, worin besonders ein Paar schöne Alleen einen im Orient unbekannten Genuß ge: währen. 497 Hier herrscht die größte Freiheit für die Franken. Die Damen machen ungestört Spaziergänge bis tief in die Nacht, und während meines hiesigen Aufenthaltes konnte ich fast ver; geffen, daß ich in der Türkei war. Ich glaubte mich nach Livland versetzt. Wir ergötzten uns einen Abend, der Ro; meka vor der Taverne zuzusehen; das erste Mahl, daß ich fie ordentlich tanzen sah. Man tanzte zuerst mit verschiede nen Stellungen im Kreise umher, sich an der Hand haltend, dann paarweise. Die Attitüden waren ungeschickt ausge: drückt, enthielten aber schöne Motive, aus denen ein ge: schickter Balletmeister etwas Vortreffliches componieren würde. Das Ganze glich auffallend der Homerischen Beschreibung im Schilde Achill's und im Lande der Phäaken, und es war mir ein angenehmer Gedanke, daß man vor 3000 Jahren vielleicht an derselben Stelle eben so tanzte. Um das Dorf her find hübsche Spaziergänge, besonders zum Quell Dam, ladshik. Einen anderen Abend belustigten wir uns mit Tanzen im Hause der von Lennep, und erst am 15. Julius Morgens verließen wir unseren gastfreien Wirth und seine beiden hübschen Töchter, nach der Stadt zurück kehrend, wo ich Herrn Roubaud, unseren General Consul, und Herrn Escalon besuchte; am Abende den Muteffelim, Hadfhi Mei - hemed Efendi Kiatib Sadeh, der sich durch seine strenge Polizei und Gunst für die Franken auszeichnet, deren Sitz ten er sehr liebt und oft copirt. Er ist galant gegen Damen, "macht alle Feste mit, trinkt Wein auf die Gesundheit der Europäischen Monarchen u. f. w. Er war so artig, mir 32 498 feine eigene Pfeife zu geben, und versprach auch einen Brief am Kutschuk. Mehmed Aga, Kara Osman Oglu, zu Maniffa. Im Hofe des Landhauses des Grafen Hochepied zu Seidi koi fand ich ein Basrelief, dessen Styl hohes Alterthum an, deutet, und mir interessant war wegen der deutlichen Abbil, dung der alten Waffen. Auf dem Wege nach Seidikoi bei merkt man ein Paar alte Grabhügel; zu jeder Seite des We; ges einen. Roubaud hatte mich an einen Griechen aus Kandia, Mikuli Logiotato, adressiert, der sich mit antiquarischen und numismatischen Werken beschäftige. Ich besuchte ihn, um No; tizen über den jetzigen Namen einiger alten Orte zu erhalten, und über die dort zu findenden Ruinen. Er gilt hier für ei: nen großen Gelehrten. Ich fand ihn ziemlich unwissend, denn er wußte nichts mehr, als in der Geographie des Bar bier du Bocage steht, die ich bei ihm antraf. Mein erster Spaziergang war zum Schloßberge hin: auf. An beiden Seiten des Weges find viele Architektur, Fragmente eingemauert und angehäuft. Ich erkannte das Stadium, defen Stufenfitze durch den fie bedeckenden Rat fen durchzuschimmern scheinen. Es nimmt die Tiefe eines länglichen Thales am Abhange des Berges ein, und hat eine treffliche Aussicht auf den Golf. An der einen Seite, die niedriger ist, hat man die Stufen auf Gewölben erhöht, die zum Theil wohl erhalten sind. Nicht weit davon steht ein Gebäude schlechter Bauart, Kirche des heiligen Polycar- pus genannt, der in diesem Circus von wilden Thieren den 499 Märtyrer-Tod erlitten haben soll. Dann gelangte ich zum westlichen Thore, an dessen Seitenthurme der colossale Kopf von weißem Marmor eingemauert ist, den Viele bekanntlich den Kopf der Amazone Smyrna, Andere, wahrscheinlicher, einen Apollo, Kopf nennen. Das Gesicht ist zum Theil durch die Flintenschüffe der Türken sehr verstümmelt; aus dem Haare sieht man aber noch den trefflichen Styl in der Ausführung. Ueber dem nördlichen Thore ist die lange In schrift von Angelus Komnenus an dem runden Bogen von weißem Marmor, der den oberen Theil dieses aus Frag: menten verschiedener Zeit zusammen geflickten Thores aus, macht. Dieser Bogen ruht auf zwei viereckigen Capitalen, welchen die Pfeiler fehlen, und die deshalb eingemauert find. Die Pfosten der Oberschwelle einer darunter befindlichen viereckigen Thür scheinen mir von besseren Verhältniffen, und bestehen aus großen Maffen. Im Inneren des Schlosses find, außer einer verlaffenen Moschee, gut erhaltene Cisternen, deren Bogen auf viereckigen Pfeilern ruhen, und andere uns terirdische Gänge und Gewölbe, worin sich zu Zeiten wohl Soldaten mit Weibern verstecken, deren Begegnung Gefahr bringen kann, weshalb man einen derselben verschüttet hat, der so tief hinunter führte, daß man behauptete, er führe nach der Stadt. Die Aussicht von oben überrascht fehr. An der Südseite ist die Mauer am stärksten eingefallen; man fieht jedoch an den Fundamenten noch ganze Strecken der alten erhalten. Die Aussicht auf den Bach und das kleine, grüne Thal, über welches die zwei alten Wafferleitungen setzen, die 500 das Waffer nach der Stadt führen, so wie auf die Dörfer. Seit dikoi, Budshak und die fruchtbare Ebene mit den sie umgeben den Gebirgen ist unbeschreiblich schön. Unterhalb dem nördli: chen Thore, am Fuße des obersten Bergabfatzes, erkennt man die Lage des Theaters. Von der Scene stehen noch Funda mente, ein Gewölbe und eine hohe Mauer. Auf dem Rück, wege besuchte ich den Dilkulük in der Stadt, nicht weit vom Hause des Basch Ajan, welcher Ort wegen einer großen Platane gefeiert wird, die einen lieblichen Platz beschattet, an den ein hübsch vergoldeter und gemalter Springbrunnen im Türkischen Geschmacke grenzt. Gedachtes Haus zeichnet sich durch nichts mehr aus, als durch ein hübsches Parterre mit Waffer Becken. Am Abende machte ich in munterer Damen - Gefell, fchaft eine Wafferfahrt im Dunkeln, und einen Spaziergang auf dem Quai, und dann in dem Garten des Muteffelim, der aus regelmäßigen Gängen von Obstbäumen und Sträu, chen besteht, zum Theilmit Gittern eingefaßt. Er ist beschränkt, am Ende ein kleiner Kiosk, mit einem hübschen Becken. In allen solchen Belustigungen haben die Franken hier gleich große Freiheit, als in Europa. Die schönste und breit fe, oder vielmehr die einzige breite Straße in Smyrna, von Franken und Griechen bewohnt, heißt Gül Mahalleh. Am Ende derselben find Gärten, und nach dem Meere zu Garn, Färbereien, wo man das berühmte rothe Garn färbt. An demselben Tage zeichnete ich einen Amor mit Hel rakles Keule und Löwenhaut, der Maraccini gehörte, und 5 O 1 den er mir hernach schenkte. Er ist von Thon, und fand sich bei Ausbesserung der Wafferleitung nebst zwei Grabstei, nen: der eine lag platt, der andere war ein aufrecht stehen: der Cippus mit einem Fronton, worauf drei Columbarien, und paßte in die Oeffnung eines viereckigen Fußgestelles. Er war aber sichtbar viel älter. In demselben Haufe, im Magazine eines Englischen Kaufmanns, Herrn Jollit’s, zeichnete ich zwei Reliefs. Das eine ein Grabstein, Cippus, mit drei Columbarien; im Front ton eine achtblätterige Rose; im Fries Widderköpfe (?), die Lorbeer, Kränze tragen; über denselben eine zwölfblät terige Rose. Die Köpfe sind verstümmelt; die Arbeit ist fehr gut, zum Theil Hautrelief, und sonst wohl erhalten. Es stellt eine Mahlzeit dar, ein Triclinium. Der Mann liegt auf Polstern gestützt, in der Linken ein Henkel, Gefäß, mit der Rechten die Frau umarmend; sie fitzt, mit der Recht ten den Schleier vorziehend; vor beiden zwei Tische auf Ziegen Füßen ruhend; auf dem einen eine tiefe Schüffel (Terrine) mit Henkeln, und ein Brod (?), auf dem anderen zwei Weinkrüge, ein Brod und ein Löffel (?). Ein Sklave liest aus einer Rolle vor, und das Mädchen hört zu, den Kopf auf den Arm gestützt. Das andere Relief besteht aus feinem Marmor, und die Gesichter sind besser erhalten. Es stellt ungefähr daffelbe dar, doch scheint es mir nicht, als ob die liegende, bärtige Gestalt, mit Becher und Traube in der Rechten und einer Patera in Gestalt eines Ziegen: Kopfes, Bacchus fey, und die Matrone Ifis oder Ceres, und 502 ungewiß, ob sie nicht ein Kind in ihrem Arme hält. Ob der Diener, der den Krug und die Schale trägt, Menschen, oder Geis, Füße hat, ließ sich nicht klar unterscheiden; mir schien das Erstere. Ueber der Magd ragt ein Pferde, Kopf hervor. Ein dritter Cippus war zu zerstört, um ihn zu zeich: nen: der Mann reicht der Frau einen Krug dar. Eines dieser Reliefs ist aus Chalcedon, das andere aus Samos ge: bracht worden. Der Russische Vice Consul führte mich zum Bruder des Muteffelim, einem Zöllner, um deffen neues Haus zu bese hen. Es besteht aus zwei Stock, und in jedem ist ein weiter, luftiger Saal, Diwan Haneh oder Selamlik (Männer: Zimmer), mit Gemächern umgeben. Die Diwans waren mit hübsch geblümtem, baumwollenem Zeuge überzogen, die Decken und Wandmalerei, geblümte Tapeten, oder Land, fchaften, Blumen und Früchte darstellend, für kunstlose Mal, ler recht gut. Der Besitzer empfing uns sehr höflich in sei nem luftigen Saale, wo ein Becken und marmorner Spring Brunnen, und ließ uns selbst das Mabein odaffi oder Zwie fchengemach (nämlich zwischen der Männer, Wohnung und dem Harem) aufchließen. Man hohlt die Marmor, Qua dern zu dem Fußboden, und selbst die Ziegel aus Italien, weil man hierbei allem Ueberfluffe an Material, aus Ungeschicklich keit, die einfachsten Dinge nur schlecht und theuer liefert. Beide Brüder find fehr reich, und vermehren ihre Habe täglich durch Landankauf; denn da ihre Nachbarn gegen Gewalt, that der Dienerschaft dieser Mächtigen keinen Schutz finden, 5o 3 find sie am Ende genöthigt, ihnen den Acker oft um die Hälfte des Werthes zu verkaufen: man läßt das Vieh auf ihre Felder, fiehlt die Früchte, und gibt keinen Ersatz c. Durch einen solchen Ankauf erhalten fiel einen neuen Nachbar, der bald in demselben Falle ist, u. f. f. Am Morgen des 20. Julius bestieg ich ein Boot, und fegelte rasch nach der Echelle von Burnabad, wo ich gleich zwei Esel und einen Führer nahm, und am Berghange das feinige Thal des leichten Meles hinan ritt, dessen Seite Theils mit Oliven, Theils mit Gestrüppe und spärlich mit hochstämmigem Nadelholze bewachsen ist. Um die Mitte ei: nes Marmor-Felsens sieht man fünf kleine Grotten, die von Menschen Händen wenig erweitert scheinen. Diese nennt man die Homerischen. Auf dem Gipfel ist ein Grab ausge: hauen. Nach einem guten Mittagessen und gehöriger Sieste bestieg ich dieselben Esel, und ritt den steinigen Fuß des Sie pylus hinan. Er besteht aus verwittertem Granit, der in großen Maffen umher liegt, und den Weg fehr beschwerlich für die Esel macht. Man verbrannte jetzt das Gras und die Sträuche, wahrscheinlich, um sie von neuem empor kei men zu lassen. Auf dem Gipfel der letzteren Höhe, nach dem Meere zu, liegt ein alter Grabhügel, den man das Grab des Tantalus zu nennen beliebt. An der einen Seite hat man eine Mauer von großen Polygon Maffen ohne Ce: mentan den Felsen gelehnt, und in denselben unterscheidet man deutlich die gegenwärtig verschüttete Thür, die zum Inneren - des Grabgemachs führte, dessen Gewölbe jetzt eingestürzt ist. 504 An seiner Stelle fieht man zwei tiefe Gruben. Der obere Theil des Mauerwerkes ist herabgestürzt, und man steigt über die formlosen Trümmer zur Höhe. Die Aussicht auf Smyrna und Burnabad mit der lachenden Ebene, den Golf und die Gebirge ist sehr schön. Ich stieg von dort zur Echelle hinab, und kehrte in die Stadt zurück, wo ich Alt les zur Abreise bereitete, da die Pest bedenklich zunimmt, welche sonst gegen Ende dieses Monats zu schwinden pflegt. Es ist hier sehr theuer. Die Eifel für den heutigen Tag ko; steten zwanzig Piaster, drei Pferde bis Maniffa achtzig Pia fer c. In den Staaten des Großherrn gibt es aber auch gewiß wenig Orte, die verhältnißmäßig eine so zahlreiche Bevölkerung haben, als Smyrna. Man kann sie zum wenig ften auf 120,000 Köpfe anschlagen, unter welchen die Franz ken zahlreicher find, als irgend anderswo, und großen Wohl standes sich erfreuen. - - - - - - - - - - - - - - - - 505 48. Maniffa (Magnesia an Sipylus). Akhiffar (Pelo- pia, Pyathira). Sart (Sardes). Allahschehr (Philadelphia). Am Morgen des 21. Julius brach ich auf, und ritt durch die schönen Gärten der Ebene, Burnabad zur Linken laffend. Sie find, wie ich früher bemerkte, besonders reich an Feigen. Am Ende derselben beginnt man, den mit niedrigem Gestrüppe bewachsenen Fuß des Sipylus zu er: steigen. Auf dem halben Wege liegt Jakakoi, ein hübsches Dorf am Berghange über dem breiten und unbeschreiblich fchönen und fruchtbaren Thale, das den Sipylus vom Par gus trennt. Dann galt es, nach einem kleinen Früh- fücke, den Sipylus ganz zu erklimmen. Rechts erhebt fich, wild zerriffen, mit senkrechten Wänden und ganz kahl der Gipfel des Berges. An seinem unteren Hange kleben Dör, fer im Grün, doch sparsam, zerstreut. An der anderen Seite des Thales, das uns vom Gipfel trennte, springt aus den Gebüschen, nahe bei einem kleinen Dorfe, ein einzelner, ko nifcher Fels. An seinem Fuße zeigen sich Höhlen Und vor dem felben Felsenblöcke, die ungefähr, einer lebhaften Phantasie, von Weitem wie eine fitzende Frau erscheinen, welche ihr Haupt aufs Knie stützt. Wäre das Niobe? Oder ist sie an der feil zerriffenen Wand über Maniffa zu suchen? Auf diesem Gipfel liegt beständig Schnee, den man, in Filz gepackt, mit 506 großen Karawanen von Maulthieren nach Smyrna bringt. An schönen Springbrunnen im Schatten großer Platanen fehlt es nicht auf dem Wege, der übrigens aus weißer Kreide, nackt und steil ist, besonders auf der Seite von Maniffa. Die Ansicht der berühmten Ebene des Hermus, von blauen Gebirgen in der Ferne begrenzt, voller Baumgrup: pen, Felder und Gärten, ist herrlich. Bald erscheint auch Maniffa (Magnefia), dicht am Fuße des Sipylus und zum Theil an denselben hinan klimmend. Darüber, auf und um einem steilen Berge, die Trümmer des Schloffes, und dann noch höher der majestätische Gipfel des Berges. Ein anderer konischer Hügel, an dessen Fuße ein Tschiftlik liegt, ist, feiner pyramidalischen Form ungeachtet, bis oben bei baut. Ich ging gerade zu Kutschuk. Mehmed Aga, dem je zigen Aeltesten der Kara Osman Oglu. Er fchlief, und man wies mir eine Wohnung bei einem Griechen an, der anfänglich nicht sehr damit zufrieden schien. Nach der Siefe nahm ich einen Führer. Es war aber zu spät, um auf das Schloß zu steigen. Er brachte mich zur Moschee Sultan Murad's, Uludshami genannt. Die Mauer von unten bei steht aus großen, trefflich gebauten Marmor-Ouadern, welche einem Gebäude aus der Zeit des Alterthumes gehören müffen. Inwendig ruht die Galerie um den Hof auf zehn Säulen, verschieden, einige rund, andere cannelirt, und auf vier dop pelten Säulen. Wo der Mörtel abgefallen ist, erscheint der schön polirte Granit. Kinder belustigten sich, mich zu fei; nigen, weshalb ich bedauerte, meine Peitsche nicht zur Hand zu 507 haben. Vom Palaste Murad's, in der Ebene am Ein gange der Stadt, steht noch ein viereckiger Thurm, wohin man jetzt allen Unrath und die Aeser der Stadt wirft. Ich ging aber mahls zu Mehmed Aga; nach einigem Warten ließ er mich erst vor, denn er war mit Geldzählen und Rechnen beschäftigt. Er bezeigte sich höflich und freundlich; ich gab meinen Brief vom Muteffelim zu Smyrna ab, und er versprach mir Alles auf morgen. - An gedachter alten Moschee hat man seit einem Du zend Jahren eine Europäische Thurm-Uhr angebracht, welche zur großen Verwunderung des Volks die Stunden von selbst fchlägt; wahrscheinlich die einzige im Türkischen Reiche. Am folgenden Morgen erkletterte ich mit großer Mühe, unter Führung eines Knaben, das Schloß, welches, wie man glaubt, im dreizehnten Jahrhunderte von den Nicäni; fchen Kaisern erbaut ist. Es besteht aus zwei Mauern mit Thürmen, die den Berg in verschiedener Höhe umger ben, und sich dem Felsen anschließen. Von älteren Fun- damenten find drei große Terraffen übrig, in einiger Entfer nung von einander, eine über der anderen, am steilen Abhange des Berges. An dieselben lehnen sich von unten mehrere Gewölbe, wahrscheinlich die Fundamente von Gebäuden. Am Fuße jeder Terraffe ist eine ebene Plateforme, worauf sonst wohl jene Gebäude standen, jetzt Tabak und Reben tragend. Der Zweck dieser Terraffen, die aus formlosen Steinen roh genug aufgemauert sind, scheint gewesen zu seyn, die dar: unter liegenden Gebäude, vor dem Herabglitschen der Erde 508 zu schützen, und dann zur Befestigung zu dienen, wie in Asus und Pergamum. Die obere Mauer umschließt einen kahlen Felsen-Gipfel und ein Gewölbe. Die Aussicht ist sehr schön. Die steilen Bergschluchten des Sipylus find bis an den Fuß der senkrechten Felswand bebaut. Ich wandte mich steil in die Schlucht hinab, aus welcher ein kleines Bergwaffer der Stadt zufließt, und dann in Gesellschaft einer Schnee, Karawane wieder nach Maniffa zurück. Am Wege findet man die un: terirdischen Röhren, welche die Stadt mit Waffer versorgen. Nach einem Spaziergange ging ich zu Kutschuk. Mehmed Aga. Er war ausgeritten, und ich wiederhohlte zwischen 10 und 11 Uhr meinem Besuche, und fand eine Menge Menschen, die auf den Mächtigen warteten. Nach einer Weile kam er, aber da er so viele Geschäfte vorfand, ließ er mich lange ge: nug außer Acht. Dann mußte ich noch bis nach dem Mittagseffen harren, ehe mein Bujuruldi geschrieben war. Er erkundigte sich mit feiner freundlich lächelnden Miene nach meinen Reifen, über welche ich so wortkarg Rede stand, als die Höflichkeit nur immer erlaubte. Mit Sonnen Untergange kam der bestellte Postillion, und wir brachen auf. Die Ebene des Gjedis, Fluffes Ger: mus) ist im Sommer fehr heiß, im Winter ein unwegsamer Sumpf, weshalb man eine hohe, gepflasterte Chauffee und mehrere sehr schlechte und löcherige, hölzerne und steinerne Brücken über seine verschiedenen Arme gebaut hat. Wir ka: men über den Bach Karaboa, und dann auf einer solchen Holzbrücke über den Hermus, der breit und still dahin fließend 509 im Sternen Schimmer das Bild des hohen Sipylus wie derspiegelte. Nach einem Ritte von drei Stunden an feinen Ufern, die nur stellweise bebaut sind, und größten Theils sumpfige Viehweiden abgeben, erreichten wir das Dorf Kai- - raagatschli, von den vielen Pappeln so genannt, wo wir in einer Schenke übernachteten. Vor Sonnen-Aufgange brachen wir auf. Es war so frisch, daß ich meinen Mantel umnahm. Am jenseitigen Ufer des Hermus erblickte ich einen Grabhügel an der Seite einer Anhöhe. Dörfer und Tschiftliks liegen zerstreut im Thale, doch sparsam. Wir verließen es, und ritten dem Laufe des Kumtschai (Hyllus) entgegen. Niedrige Hügel, mit Ger: früppe bewachsen, umgrenzen sein Thal. Dann kamen wir an den Görduk, Fluß (Lycus), der auf d'Anville's Charte falsch, auf B. du Bocage"s richtig gezeichnet ist. Gegen Mittag, am 23. Julius, sehr von der Sonne ge: brannt, erreichten wir Akhiffar(Thyatira, Pelopia), das in ei; ner schönen Ebene, am Fuße des Berges, ganz in Gärten ver; steckt liegt. Die Türkischen Gräber enthalten eine Menge antiker Fragmente. Auf Vorzeigung meines Bujuruldi quar: tierte mich der Aga bei einem Griechischen Geistlichen ein, in ein ganz neues, und daher fehr reinliches Zimmer. Ich ließ mich in den Chan führen, wo der große Sarko phag steht, mit der bekannten Inschrift, die ich copirte. Kirkor war krank geworden, daher schickte ich ihn zu einem hiesigen Griechischen Arzte, der mich am Abende besuchte, und am folgenden Morgen nach dem Chan abhohlte, wo er 510 wohnte. Er führte mich auch in der Stadt umher, um mir einige Inschriften zu zeigen. Er hatte wohl darauf gerechnet, mir Medaillen zu verkaufen, und daher feine Dienstfertig keit und Höflichkeit; sie waren mir aber zu theuer. Nach langem Handeln kam endlich ein Vertrag mit einem Pferde Verleiher zu Stande, und gegen Sonnen Untergange ver; ließ ich Thyatira, welches sich weder durch Bauart, noch Reinlichkeit empfiehlt. Am Wege rechts fand ich einen Grab Hügel, dann das Dorf Kenner auf einem Hügel mitten im Thale, dann einen zweiten Grabhügel links, und zog lang fam über die sumpfige Fläche und das breite, kiesige Bett des Kumtchoi nach Marmara (Hyrcania), einem Dorfe am Fuße eines steilen Berges. In dieser Gegend find viele, große Feigenbäume. In Marmara nahm ich einen Führer zu Pferde, und brach nach Mitternacht auf, immer in Thale des Hyllus fort reitend. Bei Sonnen, Aufgange fanden wir uns am Gygäischen See, den von allen Seiten Berge einschließen. An feinem südlichen Ufer läuft ein langer, nicht sehr hoher Rücken fort; auf demselben erheben sich die Lydischen Kö: nigs, Gräber, und wahrscheinlich überhaupt die Nekropolis der alten Sardes. Vom Schloffe zu Sart (Sardes) hinab, in einer Entfernung von zwei bis drei Stunden, zählte ich achtundvierzig bis funfzig Grabhügel, von denen drei sich durch ihre Größe unterscheiden, und den Aegyptischen Pyra: miden wenig nachgeben. Den größten und nächsten an Sardes, wahrscheinlich den des Alyattes hat man vergeb, 511 lich zu durchgraben gesucht. Ueberhaupt gleicht das Thal des Hermus mit der Todtenstadt auf der einen, dem steil abgeriffenen Fuße des Bosdaghi (Tmolus) auf der anderen Seite, dem Nilthale mit feinen Pyramiden und dem Mo; kattam. Nach einer kleinen Rat bei einer Mandra (Schäferei) Mehmed Aga's ritten wir quer über das breite Thal des Hermus und auf der anderen Seite des Flußes nach Sart. Am westlichen Fuße des Schloß Berges liegt ein Dutzend elender Lehmhütten (wie Thyatira und alle Orte dieser Ge; gend aus Lehmpatzen gebaut sind,) und am östlichen Ende ein Garten mit einer Mühle. Dieses ist die Gestalt des heu tigen Sardes. Zwischen beiden Puncten erstrecken sich Trüm mer von Mauern und Kirchen, späterer und schlechter Bau art, bei denen man zum Theil mächtige Marmor-Quadern älterer Gebäude verbraucht hat. Vor der am besten erhalte nen Kirche, die aus einem Gemische von Marmor und Ziel geln besteht, und in der Mitte ein großes Thor hat, liegen die Fundamente und Reste eines alten Gebäudes von Mar; mor, und nicht weit davon ein viereckiger Pfeiler, mit ei: ner langen Inschrift, die ich copirte, so gut es sich bei ihrem verstümmelten Zustande thun ließ. Die Fundamente der als ten Stadtmauern, die von dem Berge ausliefen, und den Umkreis der Stadt bildeten, kann man an den Erdhügeln erkennen, die sie verdecken. In dem gedachten Garten, wo ich mich im Schatten der Pappeln niederließ, stehen noch die Reste sehr ansehnlicher Mauerpfeiler aus Marl 512 mor, wie Thürme, auf welche man Gewölbe von Ziegeln gesetzt hat, die jetzt ganz eingestürzt sind. An einer Seite hin, gen zwei dieser Thürme durch eine runde Mauer zusam, men, die so den halbrunden Hintergrund des Gebäudes bil dete, und jetzt auch zerstört ist. Der Tmolus hat kahle Felsen Gipfel, auf welchen man Schnee fieht, niedriger bewaldete Höhen, und an seinem Fuße hohe Berge von Erde und Kiefeln, die steile Abgründe bil: den. Auf einem solchen Berge, der an allen Seiten fenk: rechte Erdwände hat, lag die alte Burg der Lydischen Herr fcher. Auf der Seite des Thales scheint man in diese Erd; wände noch einen Graben gezogen zu haben, der dann eben solche Wände, als Contrescarpe, hat. Neben demsel ben führt ein verborgener, schmaler und steiler Fußsteg die Wände hinan; vielleicht der Ort, wo die Perfer der Burg erschienen. Diese zeigt nur an der Ost- und Westseite einen schmalen, aber bequemen Zugang, den man in späteren Zeit ten mit Mauern, Thoren und Thürmen aus alten, schönen Marmor - Fragmenten von Säulen, Friefen c. roh befe, ftigte. Ich stieg durch das Thor in das Thal hinter dem Berge hinab, nicht ohne Mühe und Gefahr, denn ich ver: lor den Fußsteg, mußte kriechen, und gelangte endlich an den Rand eines Abgrundes, der mich wieder umkehren hieß, um bergan zu klettern, und dann im Bette eines Regen: Bar ches auf Rollkiefeln in das Thal hinab zu rutschen, wo ich mich mühsam durch die dornigen Gesträuche arbeitete, zum Ufer des Paetolus am westlichen Fuße des Berges. Hier 513 stehen zwei Jonische Säulen von schönen Verhältniffen. Ein Griechischer Steinmetz hat sich unter dieser Ruine niederge lassen, und ist täglich beschäftigt, das Werk seiner Vorfahr ren mehr zu zerstören. - Die Sonne war schon hinter die Berge hinab, und ließ mir kaum Zeit zu einer flüchtigen Zeichnung. Ich fand meine Leute in großer Furcht wegen meines langen Ausblei bens, da man von Unsicherheit und Mordthaten sprach, und Kirkor saß bereits zu Pferde, mich zu suchen. Wir nah men einen berittenen Führer, und brachen in der Nacht auf, kamen aber nur drei Stunden weit; denn jener, zugleich Ei; genthümer der Pferde, viel zu geizig, um Gerste für selbige zu kaufen, fand rathsamer, sie an einem Orte, wo er gutes Gras antraf, auf die Weide zu stellen, jenseit des Dorfes Tatar; koi. Ich ließ es mir gefallen, weil ich müde war, und legte mich in das Gras zum Schlafen nieder, beinahe bis zur Mor genröthe. Dann ritten wir stets dem Fuße des Tmolus ent lang, der, wie in der Höhe, kahl und zerriffen ist, und aus Erdwänden besteht. An ihm und in dem Thale des Herz mus liegen hin und wieder Dörfer unter Pappeln versteckt. Zwischen 9 und 10 Uhr erreichten wir Allahschehr (Philadelphia). Die Stadtmauer, aus den Zeiten der Byzanz tier, steht noch größten Theils. Mit ächt Türkischem Sinne hat man das eigentliche Thor vermauert, und fünf Schritte daneben ein Loch in die Mauer gebrochen, das als Thor dient. Die Straßen sind, wie zu Akhiffar, wegen des Waf, fers, das beständig durch dieselben läuft, ihre Trottoirs aus, 33 514 genommen, kothig; die Stadt ist, obgleich geräumig, elend aus Lehmpatzen gebaut. - unsere Geduld ward sehr auf die Probe gestellt. Der Aga schlief, da es Ramasan ist. Man schickte, den Griechi fchen Kiala zu fuchen, um uns in dem Griechischen Quar tier eine Wohnung anzuweisen. Nachdem wir lange im Haufe des Aga und in einem Kaffee gewartet hatten, erschiener, und brachte uns in eine so schlechte Wohnung, daß wir sie ver: ließen, um uns nach dem Chan zu begeben. Wir trafen den mürrischen Gesellen unter Weges, und nach langem Streite ging er zum Bischofe, um uns dort einzulogieren; der war nicht zu Hause. Nun sollten wir uns in der Schule nie, derlaffen; der Didaskalos war aber auch nicht zu Hause. Nach einigem Suchen fand man den Thor-Schlüffel, und ich bei half mich unter dem Abdache, war auch längst mit Ankleiden und Effen fertig, und schlief in guter Ruhe, ehe der junge Gelehrte kam, um sein Museum zu öffnen, wo ich auf so viel gute Griechische Bücher stieß, als ich wirklich hier nicht gesucht hätte. Nach dem Abendeffen ging ich zu Käle Aly Aga. Er empfing mich lachend, denn es ergab sich, daß er selbst es gewesen, der am Morgen meinen Bujuruldi empfangen, und von sich gesagt hatte, daß er schliefe. Wahrscheinlich hielt er es damahls feiner Würde nicht gemäß, mich im Hofe anzu: nehmen. Er sagte mir, das Stadtthor fey seit der Zeit der Eroberung verschloffen, damit niemand, als der Sieger, durch dasselbe in die Stadt einziehen möge. 515 Am Morgen kam Osman, der Kyfan, den mir der Aga am vorigen Abende versprach, daß er mich auf meinem antiquarischen Spaziergange begleitete. (Kyfan, oder Le; wend oder Tüfenkdshi, nennt man hier die Infanterie des Agas und Paschas) Der Kiaja und der Lagitatos (hoch, gelahrte) Didaskalos wollten durchaus von der Partie seyn, welches fie, glaube ich, hernach herzlich bereuten, denn ich ermüdete beide. *- Wir machten den Kreis um die Stadtmauer. Ueber derselben erhebt fich ein steiler Hügel, der vier platte Gipfel hat. Ueber diese und durch die drei schmalen Thäler, welche fiel trennen, läuft die Stadtmauer, mit runden und viereckigen Thürmen befestigt, und bildet unten in der Ebene noch ein großes, längliches Viereck. Der Hügel ist von dem übrigen Gebirge durch ein weites Thal getrennt, wird als so nirgends beherrscht, und könnte füglich noch jetzt eine starke Festung abgeben. Die Mauern sind von Byzantischer, schlechter Bauart. Ich bemerkte nur zwei alte Thore, das eine, bei welchem wir herein gekommen waren, und ein an deres in einem Weingarten versteckt. Im Inneren der Stadt verfolgte ich unter mehreren Häusern die mächtigen Mauern und gewölbten Pfeiler ei: nes großen Gebäudes, dessen Form und Zweck ich nicht ent väthseln konnte. Ferner sieht man vier starke marmorne Mauer Pfeiler, welche die Kuppel einer Kirche trugen. Die Kuppel ist eingestürzt, doch erkennt man noch Reste derselben; sie war von Ziegeln gewölbt. In die gedachten Pfeiler 516 hat man Inschriften und mehrere architektonische Fragmente vermauert, und an den Wänden find noch die gemalten Heiligen sichtbar. Osman führte mich zu einer Menge In: schriften, von denen ich zehn, Trotz der ungeduldigen Seuf zer meiner Gefährten, abschrieb. Ich fand einige zu ver: stümmelt, andere übertüncht, oder zum Theil eingemauert. Ich gerieth dabei in viele Harems, wo Osman immer vor, her an das Thor klopfte, und rief, daß wer darin fey, sich zu rück ziehen möge. Eine Sorgfalt, die oft überflüssig schien. Manche dieser Weiber fand ich halb nackend. Es ist so warm, daß das Waffer, wenn man es in einem blechernen Ibrek (Waschbecken) an die Sonne stellt, gar bald fo erhitzt wird, daß man es nicht in der Hand halten kann. Ein Pferde. Verleiher war nicht zu finden; ich schickte also Kirkor zum Aga, und der schaffte mir vier Postpferde; fie kamen aber erst spät in der Nacht, und wir verließen die Stadt im Dunkeln. Man rechnet den Weg, welchen ich bis hieher zurück legte von Ismir (Smyrna) nach Maniffa (Magnesia am Sipylus) . . . . . . . . . 8 Stunden, – Maniffa nach Akhiffar (Thyatira) . 11 – - Akhiffar – Sart (Sardes) . . . 8 – – Sart . – Alafchehr (Philadelphia) 9 – - - - - - - - - - - - - - - 517 49. Dengisli. Eskibiffar (Laodicea am Lycus). Pam- buk Kaleffi (Hierapolis). Wir ritten immer in der Ebene fort längs dem Fuße des Bosdaghi (Tmolus). An feinem Hange und in der wei: ten Ebene des Hermus glänzten die, wegen des Ramasan er leuchteten Minarehs, wie große Sterne. Mit der Morgen: röthe erreichten wir Alinehgäl, ein großes Dorf in schönen Gärten voll großer Feigen Bäume. Dörfer kleben hoch am waldigen Hange des Tmolus, darunter ein Derwend, bei festigtes Schloß. Wir ritten dem Laufe eines Baches ent gegen, vielleicht des Cogamus, der nahe bei einem anderen Derwend entspringt; ein Schloß mit Mauern und vierecki, gen Thürmen von Lehmpatzen. Die Thäler des Tmolus find buschig, und bestehen aus Kalkstein. Schöne Platanen bei schatten jenen Bach. Von der Höhe des Paffes eröffnet sich eine weite Aussicht auf die Ebene des Mäander's und die blauen Höhen des Cadmus. Wir verließen die Straße, und ritten ein Paar Stun: den über die Berge nach dem Dorfe Buladan, um dort auszuruhen. Es liegt gruppenweise auf den Felsen zerstreut, und im Thale am Ufer eines Gießbaches, der in den Mäan: der fließt. Darüber klimmen Wein- und Obstgärten berg an, aus welchen kleine Gartenhäuser hervorblicken. Das Dorf ist höchst elend. Das Haus des Aga liegt weit hinter 518 demselben in den Gärten. Man war so gefällig, ihn zu wecken. Es kam ein dick und rothnafiger Alter mit stachelt grauem Barte und nackten Beinen, in langem, blauem Be; nich, und kurzen, weiten Hosen. Er gab mir einen Kyfan nach der Stadt, seinen Kiaja aufzusuchen, welcher mir bis zum Abende eine Wohnung verschaffen sollte. Diese by (MU nicht zu finden. Nach vergeblichem Warten logierte ich mich auf die Gallerie eines Chans. Kaum hatte ich aber Platz ge: nommen, so erschien der Kiaja, und ich mußte ungeachtet alles Sträubens wieder aufpacken, um in die angewiesene Wohnung zu ziehen. Er schleppte mich zur Stadt hinaus, und setzte mich unter das Obdach einer verlaffenen Moschee. Bei diesem Zeitverluste war es 11 Uhr geworden, und wegen des Ramasan kein Effen bereit. Ich speisete aus meinem Vor rath Birnen und Brod zum Imbiß, und legte mich schlafen, im Voraus überzeugt, daß die Mahlzeit, die er vorgab, in vier Häufern bestellt zu haben, so bald nicht anlangen würde. Niemand ließ sich sehen bis nach Sonnen Untergange, da mir ein Alter einen Teller mit einem widrigen Gemische von Fleischstücken, Fett, Grütze und Erbsen brachten, und mel, dete, die Anderen hätten sich geweigert, etwas zu liefern. Ich sah nun wohl ein, daß mich der Kiaja nur aus der Stadt geschleppt hatte, um nicht für mich forgen zu müffen. Was war zu thun? Ich sättigte mich mit Käse und Birnen, und brach auf. Mein Führer wußte den Weg nicht, wir verz ließen die Straße, und irrten zwischen den Steinen des trockenen Baches umher, bis wir die Ebene des Mäander's - 5 IG) erreichten. Kirkor glaubte, auf falschem Wege zu feyn; ich befahl aber, auf der großen Straße zu bleiben. Hunde-Get bel leitete uns zu einem schlafenden Hirten, und es fand sich, daß ich Recht hatte. Bald kamen wir an eine der vielen Windungen des Mäander's, der sein weißliches Waf, fer langsam durch die grüne Ebene wälzt, dann an eine schlechte Holzbrücke, und eine halbe Stunde jenseits nach dem Dorfe Saraikoi, zu beiden Seiten eines kleinen Baches, über den eine Menge Brücken von einem Haufe zum ande, ren führen. Ich schlief vor der Wohnung des Posthalters. Lange vor Tagesanbruche (29. Julius) saß ich schon zu Pferde, und kreuzte über die weite Ebene. Immer hö her erhob sich vor uns der weißgraue Felsenkamm des Cad: mus mit seinen schneereichen Klüften und finster waldigem Rücken. An seinem Fuße find die Felsen wild zerriffen, und unter denselben laufen unfruchtbare Höhen in das Thal des Mäander's aus, baumlos, und jetzt von der Sonne gelb ge: brannt. Gegenüber erheben sich drei pyramidalische Spitzen des Tmolus, der dann nach Phrygien hin in lange, oben flache und hohe Rücken ausläuft, die sich mit den Höhen des Cadmus wie Couliffen hinter einander schieben und aufhürt men, das gedachte Flußthal bildend, welches hier eine weite, grüne und baumreiche Ebene ist. Wo die nackten Hü, gel anfangen, über welche man reiten muß, um in das Thal von Dengisli zu gelangen, findet man Grabhöhlen im Felsen, hin und wieder Grabhügel auf den Höhen zerstreut, einige der letzteren in Terraffen geformt; alte Fundamente 520 darauf und Steinbrüche. Durch schattige Begräbniß Wäl: der kam ich nach Dengisli. Hier findet man bei den Grät bern Brunnen und alte Fragmente. Die Gärten geben an . Vegetation und Waffer: Reichthum denen von Damaschk wer nig nach. Am Ende derselben wohnt der Aga. Ich erfuhr, daß noch Pest in der Stadt fey, und die höflichen Bedien ten desselben wiesen mir ein reinliches, kleines Zimmer über dem Hofthore an. Nachdem Bekir Efendi ausgeschlafen hat, te, besuchte ich ihn; er war sehr artig, ließ aus Rücksicht der Europäischen Pestfurcht mir einen Stuhl hinsetzen, und unterhielt sich freundlich und lange mit mir. Ueberhaupt habe ich nicht leicht artigere Türken gefunden, als hier. Der Tufenkdshi Baschi (Musketier-Oberster) war als Bin baschi (Oberst) im Dienste Kara Osman Oglu's bei Rus; tschuk in Russische Gefangenschaft gerathen mit einem An deren, und beide waren milde behandelt worden, welches mir hier zu Gute kam. Ich spazierte etwas in den Gärten um her, und belustigte mich an dem ungeduldigen Eifer, womit die Leute das Effen bereiteten, und die Augenblicke bis zum Son nen Untergangezählten, der dann mit Schüffen und Schwär, mern angezeigt ward. Ich speisete mit dem Tufenkdshi und Imam, und faß noch eine Weile bei dem Aga, bis man ihn zum Gebete rief. Am Abende hatten wir mit einem alten Pferde-Verlei her die Uebereinkunft getroffen, für 14 Piaster täglich uns bis nach Attalia zu bringen, mit allen Umwegen und Auf enthalte, wie es mir belieben würde. Er sollte mit Son 521 nen Aufgang, da feyn, ließ mich aber wegen des Ramafan ein Paar Stunden länger warten. Er erschien mit zwei Pferden, einem Esel und Maulthiere. . Eine Stunde Weges von der Stadt kam ich nach Eskihis far, dem alten Laodicea am Lycus. Der Ort nimmt einen lan: gen Bergrücken ein, zwischen den schmalen Thälern des Asopus und Caprus, der sich von S.O. nach N. W. erstreckt. Zu erst findet man eine Wafferleitung, die unter der Erde fort das Gebirgswaffer nach der Stadt leitete; dann das Sta, dium, welches an der Nordseite fast ganz wohl erhalten ist, am Gewölbe des westlichen Endes auch noch eine Inschrift hat. An das Stadium stößt ein großes Gebäude, dessen Bestimmung ich mir nicht anmaße zu sagen; vielleicht Bär der, vielleicht ein Gymnasium. Die äußere Ringmauer hatte sieben Thore an der langen Seite, und eins an jeder breit ten, und umschloß zwei große Säle, sechzig Schritte lang und vierzig Schritte breit, nebst mehreren kleineren Gemä, chern, Hallen und Gewölben, an welchen Säulen und Pfeil ler nicht gespart waren. Um die großen Säle laufen ge: wölbte Bogen, die fünf Schritte im Durchmesser haben; die Pfeiler find vier breit und acht dick. Alles besteht aus großen Steinen; vorzüglich die Gewölbe, in welchen ich ei: nen von zwölf Fuß Länge fand. Die weißen Marmor, Säu len, die zertrümmert umher liegen, find von oben herab bis auf zwei Drittheile canneliert. Aus den Thoren führten Hallen von cannelierten Säu, len zu dem, etwa 150 Schritte entfernten kleinen Theater, 522 welches zwanzig Stufenfitze gehabt zu haben scheint, in zwei Absätzen. Die unteren find zerstört. Der Durchmesser von außen beträgt 50 Schritte. An jeder Seite sieht man Fun- damente, und schöne architektonische Fragmente aus weißem Marmor; vielleicht von Tempeln. An der anderen Ecke des Stadiums liegen Fundamente und cannellierte Säulenschäfte eines Tempels, 45 Schritte lang, 20 breit; das Pronaos hält ein Drittel der Länge; daneben kleinere Fundamente und Säur len: Trümmer, die bis zum großen Gebäude fortlaufen. Un; zählige Ueberbleibsel von Säulen, Thoren und Fundamenten der Privat-Häuser findet man auf dem Bergrücken zerstreut. Von dem Thale des Caprus erstreckte sich eine Haupt- Straße in einem schmalen Thale quer durch die Stadt von N.W. nach S.O. Ein Thor führt zu derselben, und an mehreren großen Gebäuden vorbei, zu einem, welches durch ein schönes, dreifaches Thor von weißem Marmor ausge: zeichnet ist. Dann folgt ein großes, viereckiges Gemach, und dann ein kleineres mit Gewölben. Neben ihm sind vier große Mauer Pfeiler, die nicht dazu zu gehören scheinen. Ge; dachte Straße wird von einem anderen Querthal durchschnitt ten, und am Nord Ende dieses Kreuzweges steht ein wohl erhaltenes Theater von vierzig Sitzreihen, zu denen acht Treppen führen. Auf der anderen Seite war noch ein zwei tes Theater, mit der Aussicht auf das Thal des Emr Sul, tantschai (Lycus), die sehr schön ist. Ueber den Caprus führten Brücken, und am Fuße des Berges an der Nord: feite liegen zahllose Sarkophage zerstreut. Auf dem Wege 523 Grabhügel. Ich bemerkte, daß d'Anvil's Carte ganz falsch ist, und nach der von B. du Bocage verbeffert wer den muß. Dengisli liegt auf und an den Quellen des Also, pus und Caprus. Sie fließen um Laodicea herum, und er von Dengisli findet man, links an : einen großen gießen sich in den Emr Sultantschai. Laodicea gegenüber, auf weißen Felsen, erblickt man Hierapolis, und nicht am Mäanz der, der im Thale hinter den Bergen fließt. Von dem letztge nannten Theater in Laodicea sieht man diesen Ort vor sich. Das Thal, worin Dengisli liegt, erstreckt sich in der Richtung des Cadmus, zwischen feinem steilen Fuße und den kahlen, niedrigen Vorbergen, auf denen Laodicea liegt; und für das Thal, worin d'Anville Cibyra setzt, ist nirgends Platz, son: dern der Cadmus steigt steil und waldig auf An den Ufern des Asopus fand ich meine Begleiter nach einigem Suchen, und wir betraten das kleine Dorf am Fuße des Schloßberges. Kein Mensch ließ sich sehen; mit Mühe fand man ein Paar Weiber und Kinder. Ich schrieb das dem Ramasan zu, wo in der Tageshitze jeder den Durst zu verschlafen fucht, erschrack aber, als Kirtor mir die Nachricht brachte, daß nur acht Menschen die Pest überlebt hätten, die ihr Opfer in weniger als vierundzwan, zig Stunden tödtete; die übrigen flüchteten sich in Gärten und Felder, und unter die Bäume, wo sie noch wohnten, aus Furcht, die Häuser zu berühren. Ich blieb vor dem Haufe des Kiaja unter seiner Rebenlaube auf einem Steine filzen. Mit Mühe schaffte er mir etwas fauere Milch und Brod, 524 Letzteres konnte ich nicht einmahl nehmen, weil es warm VQU". Ueber das gewundene und enge Bette des reißenden und tiefen Lycus führt eine so schwankende Brücke, daß ich für gut fand, zu Fuß hinüber zu gehen, und mein Pferd zu führen, das vorahnend nicht hinüber wollte. Wir zogen dann gar mühselig durch Sümpfe voll zahlloser Störche, und gelangten bei Sonnen - Untergange zu einer Mühle und einem Paar Turkmanischen Nomaden, Wohnungen am Fuße der weißen Felsen, auf denen Hierapolis liegt, das man Pambuk Kaleffi schreibt. Viele sprechen Tamuk aus, und wollen die Stiftung einem Quidam dieses Namens, den ich nicht kenne, beilegen. Auf der anderen Seite von Eskihiffar ragt noch ein großer Grabhügel hervor. Sind das die Gräber der Leleger? Ich sah mich genöthigt, meinen ganzen Reiseplan zu ändern, da in Chonos (Colaffae), und weiter nach Attalia hin die Pest immer stärker wüthen sollte. In Dengisli war fie schon seit drei Jahren, doch jetzt schwach. Die Mühle und die Püruken, in deren Nähe wir übernachten wollten, waren selbst nicht frei geblieben. Wir lagerten daher aus Vorsicht im Schatten der Bäume, und nährten uns abermahls von sauer rer Milch. Am Morgen des 31. Julius besuchte ich mit einem Führer die Ruinen von Hierapolis. Sie erstrecken sich auf dem flachen Gipfel des untersten Bergabfatzes, der gegen das Thal des Lycus steil abstürzt. Er besteht ganz aus Sta 525 lactit, dem Niederschlage eines starken, heißen Quelles, der über demselben entspringt. Wie Strabo bemerkt, ist die versteinernde Kraft dieses Quelles so stark, daß man ihn nur in einen Graben zu leiten brauche, so bilde er gleich selbst eine Einfassung, und erhöhe allmählich sein Bette so, daß er den Lauf verändern müffe. Auf einer Fläche bilde er Becken mit hohen Rändern, gleich muschelförmigen Baffins an Springbrunnen. So ist wohl nach und nach der ganze Berg entstanden, an dessen muscheligem und wellen, förmigem Bruche man deutlich sieht, wie allmählich das flie ßende Waffer Stein abgesetzt hat. Man findet mehrere kleine Stalactit: Höhlen, und an vielen Stellen klingt der Boden hohl unter den Füßen. Wo der Quell sich in mehr reren Absätzen, wie ein starker Wafferfall, tosend den Felsen hinabstürzt, ist dieser glänzend weiß, an anderen Stellen durch die Luft grau. Dieses Waffer lief durch unzählige Grät ben über die ganze Oberfläche des Berges. Von demselben ziehen sich Mauern und Wafferleitungen in das Thal, die alle aus dem Wafer-Product gebaut sind. Einige dienen noch als folche, andere als Stege, den Berg zu ersteigen. Dasselbe Waffer treibt am Fuße der Felsen die oben erwähnte Mühle, und läuft in vielen Armen dem Lycus zu. Was man hin, einlegt, wird mit einer Stalactit Rinde überzogen, selbst das Gras versteinert, wenn das Waffer darüber fließt. Man trinkt hier indessen gutes Brunnen Waffer. An der Ost- und Südseite findet man Stadtmauern, vielleicht von Türkischer Bauart, aus alten Fragmenten 526 grob zusammen gesetzt. An der Ostseite zieht sie sich den Berg hinan, an der Südseite beschirmt sie nur eine Stelle, wo der Abgrund durch eine der oben erwähnten, auslaufenden Waffermauern zugänglich ist. Hier erstieg ich den Berg. Unweit davon findet man die Bäder. Der Haupt Eingang fcheint gegen Norden gewesen zu feyn, wo man einen großen Hof trifft, der wohl 80 Schritte breit seyn kann. Zu jeder Seite desselben ist ein großer Saal, 40 Schritte lang, 24 breit. An der Seite des Hofes ruht das Gefimfe auf acht Pfei lern, die aus einem künstlichen Steine bestehen, von Stücken weißen Marmors und kleinen runden Kiefeln zusammen ge: fetzt, durch einen harten, rothen Cement zu einer festen Maffe, wie eine künstliche Breccia, verbunden, und hernach polirt. Die weißen Marmorstücke aber find zu groß, und haben daher rundherum Riffe verursacht, da hingegen die kleineren Steine sehr fest stecken. Das ganze Gebäude ruht durchaus auf dem Felsen. Von einer mit cannelierten Säulen gezierten Fagade aus weißem Marmor sind noch sehr schöne Fragmente übrig, durchgängig mit Zahnschnitten, Schlangen, Eiern und Alcan thus-Blättern. Ueberhaupt war das ganze Gebäude von in nen mit schönen Marmor incrutiert, wie man an vielen Frag menten sieht, und an den viereckigen Löchern, wodurch man die Platten auf dem Steine befestigte. Oben erwähnte Pfei er trugen ein Capital und Gebälk von weißem Marmor. Man scheint diese kostbareren Steine mit Gewalt losgebro chen und zu anderem Gebrauche weggeführt zu haben, denn in allen Gebäuden dieser Stadt find die Mauern wohl er 527 halten, die Verzierungen zerstört. Noch stehen mehrere Gewölbe; unter diesen ein Saal von 60 Schritten in der Länge und 30 Schritten Breite. Die Mauern, auf welchen fie ruhen, haben eine Dicke von acht Schritten. Weiter gegen Westen fortgehend, der Länge der Stadt nach, findet man eine Hauptstraße, die von einer anderen durchschnitten wird. Letztere führt zu großen Stein / Trüm, mern am Fuße des Berges, der sich über der Stadt erhebt. An ersterer bemerkt man, den Bädern zunächst, vier große Mauerpfeiler, die, wie es scheint, Gewölbe trugen, und mit den Bädern in Verbindung waren; weiterhin vier eckige Mauern, vielleicht von einem Tempel, dazwischen viele Säulen Fragmente und Hausthüren, deren Pfosten Und Oberschwelle, jede, aus einem Steine bestehen. An ei: nem derselben bemerkte ich eine verstümmelte Infchrift, von der nur noch ein Wort lesbar war. Ein großes Thor zwischen zwei viereckigen Thürmen führt zu einer Fortsetzung derselben Straße, an der auf bei den Seiten ein Porticus hinliefe von niedrigen, ovalen Säulen Dorischer Ordnung. Dann folgt ein dreifaches, gewölbtes Thor, an jeder Seite einen runden Thurm hat bend. Gleich hinter demselben beginnen die zahllosen Grab Mäler, die sich vom Rande des Abgrundes, quer über das ganze Plateau den Berg hinan erstrecken, und um die ganze Stadt herum ziehen, bis in die Thäler und Schlucht ten, welche von dem Berge in die Ebene auslaufen. Sie bestehen aus Sarkophagen, die Theils mehr, Theils min 528 der aus der Erde hervor ragen, und deren noch mehrere von der Neugier uneröffnet blieben; aus viereckigen Funda menten mit einem ausgeschweiften Gesimse und kleiner Thür; inwendig haben sie gewöhnlich drei Bänke für eben so viele Särge. Diese sind mehr oder minder über dem Boden erhal ben, und gewöhnlich ruhen mehrere Sarkophage auf densel, ben. Ich fand auch einen der letzteren, der auf einem Thore fand; ferner Capellen mit Façaden von Pfeilern und Gie bel Dächern. Bei den größeren stützt sich inwendig die Decke auf Säulen, umher laufen Bänke für die Leichen. Man che dieser Capellen find gewölbt; sie stehen zum Theilverein: zelt da, zum Theil ist es eine bloße Fagade, die man an den Felsen gebaut hat. So findfie an der Südseite des Berges, wo man in die Ebene hinab steigt; da fand ich auch eine geschloss, fene Façade ohne Thür, aber mit zwei Gitterfenster aus Stein versehen. Ich copierte einige Inschriften. Mehrere andere find unleserlich, oder enthalten mit geringer Verschiedenheit daffelbe. Unter diesen Gräbern findet man das Schiff einer großen Kirche, wie aus den Kreuzen über den Thüren zu erkennen ist. An der Ostseite war es rund, und ruhte auf gro, ßen Mauer Pfeilern, unter welchem, an einem inneren Vorsprunge, eine kleine Thür durchgeht, die dergestalt einen Seitengang, dem Schiffe parallel, bildet. Von den Bär dern nördlich, den Berg hinan, folgen mehrere Plätze mit Thoren und Säulen umgeben; dann auf erhöheten Fun- damenten zwei Tempel, deren Marmor, Fagade man zer, 529 trümmert hat. Die vorherrschende Ordnung ist die zum Theil cannelierte oder Korinthische. Hoch über allen liegt an dem Berge das Theater, beffer erhalten, als irgend eines, das ich bis jetzt gefunden. Es besteht aus zwei Absätzen, der obere hat fünfundzwanzig, der untere zwanzig Sitz : Reit hen; an der Westseite einen, an der Ostseite zwei Aus - gänge. Die Scene fchließt eine doppelte Mauer, mit drei Thoren; an jeder Seite ist ein viereckiger Thurm mit gewölbt ten Eingängen. Den Marmor, der die Façade zierte, hat man gewaltsam abgeriffen. Er liegt in mächtigen Trümmern umher, und erfüllt die Scene. Sechs Treppen führen zwischen den Sitzen empor, und von oben übersieht man die Stadt, das Thal und Gebirge Cadmus. Höher gelangt man zur früher erwähnten Stadtmauer, zum Thore und einer Pfla: fer-Straße, die herabführt. Am Abende verließ ich den Baum, der mich bis dahin gastfrei beherbergte, und ritt über die Ebene nach dem Dorfe Ahmali. Der Aga saß auf der Erde vor seinem Hause. Hier fand ich zum ersten Mahle, unter seinen Leuten, einen Türken, der noch keinen Europäer gesehen hatte, und gleich von Schatz, graben und Spionieren sprach. Der Aga konnte mir in sei nem Dorfe kein Brod verschaffen, und die Mücken ließen mir keine Ruhe. Ich zog also im Mondscheine weiter auf einer steinernen Brücke über den Mäander, durch die unber baute, buschige und sumpfige Ebene am Fuße des Tmolus. 4 : des 34 530 5O. Keireh (Aphrodisias). Nasli (Nyffa). Güselhi far (Magnesia am Mäander). Bei einem Kaffee, wo ich ruhte, ließ ich mich an eine Furth des Mäander's bringen, und watete durch, zur großen Furcht meines graubärtigen Führers, der mit sei nem Esel nicht folgen zu können glaubte. Auf der anderen Seite ritt ich gerade nach dem Berge hin, wo die Ruinen des zerstörten Schlosses Jenischehr und die von Antiochia am Mäander liegen. Letztere bestehen nur noch aus eini; gen Fundamenten, und einigen dreißig Gewölben, die auf einer Seite das Stadium umgaben, das übrigens ver: schwunden ist. Ich zankte mich mit meinem Führer, der eben fo eigenfinnig war, als sein Esel, und den eigenen Vortheil nicht zu erkennen wußte. Wo er einen Kaffee, eine Bude, oder nur einen schattigen Baum fah, wollte er ruhen, und deshalb ließ er seine Pferde bei einem Tür: beh auf dem Berge hungern und durften, während wir die Mittagshitze im Schatten verschliefen, Statt sich eine halbe Stunde weiter zum Dorfe Aly Aga Tschiftlik zu bet mühen, wo wir erst am Abende anlangten. Die Hitze wäh, rend des Tages war besonders groß, durch den heißen Wind, der fich am vorigen Abende bei Sonnen-Untergange erhob und fortdauerte. Man logierte uns in einen Garten, des fen. Griechischer Gärtner uns gut bediente, und nach Mit 531 ternacht ritten wir weiter fort, in Gesellschaft eines Kna; ben, der nach dem nächsten Marktdorfe ein Maulthier führte, und uns bis an den Morgen zum Führer diente. Um diese Zeit sieht man auf allen Bergen hohe Feuer, die herrlich, wie Leuchtthürme glänzen, oft gruppenweise. Die Hirten zünden nämlich bei Nacht einen Baum an, und laffen ihn lustig fortbrennen, unbekümmert, ob es einen Waldbrand verursacht oder nicht. Wir ritten immer hoch über dem Thale fort, am untersten Abhange des Cadmus, einem starken Bache ent gegen, der in einem so tiefen Bette von senkrechten Kalk, Felsenfortrauscht, daß er an einigen Stellen ganz unsicht bar ist. An einem Ufer, auf einer Höhe, find zwei bei buchte Grabhügel. Auf einer großen, hohen und wohl bebauten Ebene, an und unter einem Hügel, liegt das elende, halb zerstörte Dorf Keirch, umher die prachtvollen Trümmer der alten Aphrodisias, früher Megalopolis. Ich ging zum ärmlichen Hause des Aga; er schlief, und einer feiner Leute wies mir einen Eselstall zur Wohnung an. Ich verließ sie in Zorne, und lagerte mich bei dem Wafferbecken unter ei: ner großen Platane im Garten eines Griechen. Nach ei: niger Zeit kam der Kiaja, und sagte, der Aga erwarte ein Geschenk, etwa ein Paar Pistolen, oder eine Uhr u. dgl., wie er es von anderen Reisenden erhalten habe; so fey die Sitte, und sonst würde man mir nicht erlauben, die Ruinen zu befuchen. Ich antwortete, ich kennte eine solche Sitte 532 nicht; wenn ich etwas gäbe, so fey es eine Gnade von mir, für die man danken müßte; ich führte keine andere Geschenke bei mir, als meinen Ferman des Großherrn und den Bujuruldi Kara Osman Oglu's; würde man mich hindern, die Ruinen zu besuchen, so würde ich mich bekla gen; ich brauchte weder feine Erlaubniß, noch achtete ich fein Verbot; da ihm aber Andere ein Geschenk gegeben hätten, so wollte ich ihm auch eines machen, jedoch in Gelt de, weil ich sonst nichts besäße. Er forderte 100 Pia fer, ich bot 25, und wir schieden unzufrieden. Darauf gingen wir zum Aga, der mir nicht einmahl eine Taffe Kaffee gab. Ich erklärte ihm sehr trocken, ich würde am anderen Morgen die Ruinen besuchen; wenn mich jemand begleiten wollte, solle er mit Sonnen Aufgange bei der Hand seyn, und ich würde den Diensten gemäß, die man mir leistete, einen Bachschisch geben, am Abende aber meine Reise fortsetzen. Er befahl dem Kiaja, mich zu beglei: ten, und mir Speise und Trank zu schaffen, weil nichts zu kaufen war. Ich war schon unzufrieden, daß ich den ganzen Tag über nichts, als etwas Brod und Butter bekom, men konnte, die Kirkor kaufte, und auch am Abende wartete ich umsonst auf die versprochene Mahlzeit. Kirkor hatte indeß etwas Ziegenfleisch erhandelt, das er kochte, und der Garten lieferte einige Früchte. Da am Morgen des 3. August niemand erschien, mich zu begleiten, steckte ich ein Pistol in die Tasche, und ging allein. Auf dem Hügel find wenige Trümmer älter 533 rer Zeit; an der Südseite Mauern, wie es scheint, späterer Römischer Bauart; an der Nordseite große Gewölbe, an den Berg gelehnt. Weiter nördlich führt eine Halle von cannelierten Säulen Ionischer Ordnung, welche sonst beide Seiten einer Hauptstraße geziert zu haben schien. Es ste: hen noch in den Gärten ein Dutzend derselben, mit ihrem Gebälke. Sie führen zu einem großen Gebäude, das sehr zerstört ist, und das ich wegen seiner Gewölbe auch für ein Bad halte. Die schönste Ruine liegt im Dorfe selbst, etwa in der Mitte der ehemahligen Stadt: ein großer Tempel, dessen Peristylion an den langen Seiten noch zum Theil erhalten ist. Er hatte zwanzig Säulen an jeder derselben. An der Breite find keine. Auf der einen hat man später eine halbe Run dung angebaut, wahrscheinlich zur Zeit, als man den Tem: pel zur Kirche oder Moschee benutzte. Auf der anderen Breite gegen Westen läuft eine Halle quer davor aus kleinen Säulen Korinthischer Ordnung; etwas weiter steht noch das Hofthor, und nahe am Tempel der Inschriftstein und ein rundes, großes Marmor, Becken. Die Säulen mögen acht Fuß Intercolumnium haben. Von Naos: c. ist nichts zu sehen, sondern Alles dicht mit Gestrüppe und Dornen bei wachsen. Weiter östlich stehen zwei Korinthische Säulen ei: nes kleinen Tempels; sie sind schräge cannelliert, fast wie die im Mittelalter gewöhnlichen gewundenen Säulen. Die Thore und Stadtmauern sind, wie die Inschriften bezeu: gen, zur Zeit des Constantius aus alten Werkstücken sehr unordentlich hergestellt, und eine Menge alter, schöner Frage 534 mente mit vermauert. So fieht man an einem verschütteten Seitengewölbe des westlichen Thores eine geflügelte Figur, und über dem Haupt-Eingange von innen einen schön gearbei; teten Fries mit Ochsenköpfen und Blumenkränzen. Das öst, liche Thor ist viereckig; darüber aber ein Gewölbe, mit Kästen, worin sich Rosetten befinden, geziert. Das südliche Thor ist gewölbt und dreifach. Bei dem Ausbessern hat man die alte Mauer um vieles durch eine schmale, schlecht gebaute erhöht, und Thürme hinzugefügt. Gegen Norden dient die Mauer zum Fundamente der einen langen Seite des Stadiums, deffen andere Hälfte sich an die hohe Ebene lehnt. Es ist mit feinen zwanzig Sitzreihen und zwei unteren Gewölben vollkommen erhalten, und nur etwas mit Gestrüppe bewacht sen, Das östliche Gewölbe führt unter der Stadtmauer hin, durch in’s Freie. Ueber demselben hat man bei Ausbesserung der Mauern gewölbte Nischen gebaut. Sarkophage und Altäre von sehr schöner Arbeit liegen im Hofe des Aga, vor den Häusern und in Gärten zerstreut. Indeffen war der Kiaja in den Garten gekommen, und hatte sich fehr über meine Keckheit erboßt, daß ich als lein gegangen sey, ohne feine Begleitung oder feine Erlaubniß abzuwarten. Ich miethete Pferde vom Gärtner bis zum nächsten Dorfe, und brach am Nachmittage auf, in der Ab; ficht, jenem für seine schlechte Aufnahme und Insolenz nicht einen Para zu geben. In der Straße begegnete er uns, und Kirkor fagte, wir gingen zum Aga, der fich im nächsten Dorfe befand. Wir waren aber noch nicht zum Orte hinaus, fo 535 schickte er uns nach, um uns wegen des Geldes zurück zu rufen. Ich wollte durchaus nicht nachgeben, und es darauf ankom men laffen, ob mich jemand mit Gewalt aufhalten würde; aber die Leute des Gärtners stellten mir vor, daß er sich an die halten würde, weil sie mich fortgeschafft hätten. Ich schickte ihm nun vier Thaler für den Aga, welches doch weniger war, als ich versprochen, und wovon für ihn nichts übrig blieb. Wir ritten größten Theils den vorigen Weg zurück, und gelangten bei guter Zeit nach dem großen Marktdorfe Karadsheu, das am Fuße des Cadmus in einer hübschen Ge; gend liegt. Ich miethete hier gleich andere Pferde; es wurde aber zehn Uhr, ehe deren Eigenthümer zur Abfahrt bereit war. Ich hatte mich, mit mehreren Griechischen Kaufleut ten und Handwerkern, unter dem offenen Abdache im Hofe eines Chans niedergelaffen. Diese dienen am Tage als Bu: den, und werden des Nachts mit bretternen Läden verschloß fen. Der Aga, welchem der Chan gehörte, kam mich zu besu chen; er war sehr artig. Die Schar der Neugierigen, die meine Person, mein Schreiben und meine Pistolen zu begaf fen sich einfanden, ward ansehnlich. Viele brachten mir auch Münzen und geschnittene Steine, meist schlecht und unsinnig theuer. Mehr belästigte aber noch die Menge der Wan: zen, die mir keine Ruhe ließen. Am Morgen fand ich zu meinem Schrecken ganze Haufen in den Falten meiner Kleider. Wir ritten zu Aly Aga's Tschiftlik zurück, und von dort hinab zur Ebene des Mäander's, wo wir einen Theil 530 der Nacht im Freien verschliefen. Am Morgen trug uns eine der schwankendsten und gefährlichsten Holzbrücken über den Mäander nach dem elenden Marktdorfe Nasli, dem alten Nyffa, wo ich mich auf der Gallerie eines gräulichen Chans niederließ, und da wegen des Sonntags alle Buden verschloß fen waren, nach gehöriger Säuberung des Platzes, den ganzen Tag ruhte, mich an dem Ueberfluffe trefflicher Feigen und Trauben labend, Mit Sonnen Untergange brach ich auf, wie gewöhnt lich, um im kühlen Mondscheine zu reifen. Man kann sich nichts Herrlicheres denken, als den Weg von Nasli nach Gül felhiffar. Ihn umgeben ununterbrochen Gärten und Felder voll Obstbäume von außerordentlicher Größe, und alle Viertel, Stunden findet man einen Brunnen, Grab; Capellen, Bu: den oder Kaffees malerisch im Schatten großer Platanen versteckt, Bei einem solchen schliefen wir die Hälfte der Nacht, Die Wege sind mit hohen Erdwällen eingefaßt, auf denen Rohr wächst. Der Fuß des Meffogis (Thorax) hat auf dieser Seite ganz dieselben phantastisch geformten und abgeriffenen Erdwände, als auf der anderen, bei Sardes, der Tmolus, Güselhiffar (Magnesia am Mäander) ist eine hübsche und ansehnliche Stadt, hat sechs Moscheen mit grünen Kuppeln, die anderen ungerechnet, wohlversehene Bafars und zahllose Quellen und Gärten. Suleiman Aga schlief, man brachte mich aber in die leere Wohnung eines Beis im Griechischen Quar tiere, wo man mir ein sehr gutes, aber unmeubliertes Zimmer 537 anwies, einer Moschee gegenüber, deren Hof von großen Citronen, Bäumen beschattet ist. In den sieben Fenstern dieses Zimmers stehen die Namen der Siebenschläfer auf farbigem Glase. Sie wirkten vielleicht so auf mich, daß ich, wie ein Türke, fast den ganzen Tag schlief. Am Abende erst ging ich zum Aga, der mich höflich aufnahm. Sein Haus, die Buden und Moscheen glänzten in der Erleuchtung des Ramafan, und die Minarehs blitzten am Himmel, wie Sternenkronen. Ueberall schallte Gebet und Gesang durch die stille Mondnacht, die ich nach so viel durchrittenen Näch: ten auf meinem Diwan erquickend verschlief. Vom Meffogis steigen zwei Plateaux herab, in der Höhe eben und nach dem Thale hin senkrecht abstürzend. Zwischen beide fenkt sich ein enges Thal, von den schroffen Erdwänden des Berges eingeschloffen, worin der Bach fließt, der die Stadt bewäffert, Er ist wafferarm, weil man fein Waf, fer höher hinauf in Graben abgeleitet, um Wafferleitungen zu den Brunnen der Stadt und den Mühlen des Thales zu füllen. Der untere Absatz des Berges ist mit Weinreben, der obere mit Oehlbäumen bepflanzt, am Rande des östlichen Plateau ein kleiner Grabhügel, an dem des westlichen ein kleines Schloß Türkischer Bauart, fast ganz zerstört. Die Aussicht von hier auf die Stadt und die baumreiche Ebene des Mäander's ist vorzüglich schön. Ich machte bei Sonnen: Aufgange einen sehr angenehmen Spaziergang dahin. Man findet wenige cannelierte Säulen Fragmente, Jonische und Korinthische Capitale in der Stadt zerstreut, 538 Ich kaufte hier wohlfeile, kleine Bronze-Medaillen, und freute mich des seltenen Wohlstandes dieses Ortes, des fen Einwohner (vielleicht über 30,000) als geschickte und thätige Baumwollen Fabricanten berühmt find. Nach Sony nen Untergange brach ich auf, und ritt denselben Weg bis Nyffa zurück. Ich habe einen Führer mit drei guten Pferden für die ganze Reise. Man rechnet, ziemlich genau, den Weg von Allahschehr (Philadelphia) nach Dengisli . . 18 Stunden, von Dengisli nach Eskihiffar (Laodicea) 1 – – Eskihiffar – Pambuk Kaleffi (Hie rapolis) . . . . . . . . . . 3 - – Pambuk Kalefft – Jenifchehr (Antiochia) und Aly Aga's Tschiftlik . . . . . 8 – - Jenischehr – Karadfhesu . . . 2 – – Karadshefu – Keireh (Aphrodisias) 2 - – Keireh – Aly Agas-Tschiftlik und Nasli (Nyffa) . . . . . . . . 4 – - Nasli – Güfelhiffar (Magne: fia (NN Mäander) - - - - - - - - 8 w- ab - das hat die dbb 539 5 I. Jenibola (Napoli) Eskihiffar (Strakonicea). Milaß (Mylasa). Affem Kaleffi (Jaffus). Der mir Kaleff. Arabihiffar (Pedafus). Um 3 Uhr Morgens, am 7. August, verließ ich den Kaffee, wo ich etwas geschlafen, und setzte bei der Morgenröthe auf ei: ner dreieckigen Fähre über den Mäander. Nach den sumpfigen Wiefen, die von einer so unzähligen Menge Störchen bei deckt waren, daß sie das Waffer verbargen, findet man wohl bebaute Felder, und dann schöne Gärten nahe dem Fuße des Berges, an welchem die Dörfer hinan klettern. Ich früh stückte in Jenibafar, wo viele Karawanen waren, und betrat dann das Thal eines starken Baches, worin Bosdoghan liegt. Man findet ein Paar Grabhügel am Wege; auf den Feldern Durra, Hanf und Lupinen. Von 10 bis 4 Uhr ruhte ich mit einer Karawane, unter Baumschatten bei ei: nem Brunnen, und vor Sonnen Untergange erreichte ich Bos; doghan (Alabanda), in einem Thale und an zwei konischen Hügeln, am Fuße des Cadmus. Gegenüber liegt das Dorf Jenibola (Neapolis). Schöne Gärten voller Feigen und Re; ben umgeben den Ort, welcher ein Chaß ist, d. i. ein groß: herrliches Kammergut. Der alte Aga nahm Kirkor nicht sehr artig auf, und schickte uns in einen abscheulichen Chan, wo ich mitten in einem Kaffee Platz nahm, dessen Besitzer 540 wegen Krankheit abwesend war. Schnee ist hier in Menge und wohlfeil. Am Morgen erstieg ich mit einem Führer den Hügel über der Stadt, und fand nichts auf seinem isolierten Gipfel, als formlose Ruinen eines kleinen Türkischen Schloffes, mit einem Graben. Auf d'Anville's Charte ist die Lage von Tral, les (welches er für Güfelhiffar nimmt) und Alabanda ganz falsch, richtiger auf B. du Bocage"s; aber der Bach, an dem Bosdaghan liegt, fließt nicht in den Mäander, sondern in den Harpaus, und gegenüber liegen Arpaß-Kaleffi (Harpasa) und das erwähnte Jenibola. Alabanda ist vier Stunden von Nasli, zwölf von Güfelhiffar, und etwa zwanzig von Mugla (Alinda) entfernt. Durch das Thal des Harpasus hinauf gelangt man nach Tawae, Tabar, welches eben so weit, als Mugla seyn soll. Daher ich die Lage dieser Orte, weder auf der einen, noch auf der anderen Charte richtig finde. Wir ritten zwei Stunden das Thal hinauf nach dem großen Dorfe Kaiandereffi, im Eingange eines wilden, but fähigen Bergthales, Seitenthal des Harpasus. Ein Bach strömt aus ihm dem Harpasus zu, und bewäffert schöne Gärten. Dieses Dorf, welches zu Bosdoghan gehört, ist Wakuf, wie mehrere andere in der Nähe, und zahlt 150 Piafter jährlich nach Mekka. Wir ruhten während der Hitze bei'm alten Aga. Diesem Thale parallel ist ein anderes, weiter oben, Hagdereh genannt, wo Ruinen feyn follen. Wir nahmen einen Führer, und verließen unser schattiges Obdach gegen fünf Uhr, das Thal hinanreitend, durch schöne Gärten. 541 Die Reben ziehen in langen Schlangen Windungen QM der Erde fort, überragen dennoch die Wipfel der Platanen und Eichen, in großen Festons von einem Baume zum an, deren fich fortschlingend. Weiter oben am Berge wachsen Oehlbäume, und das Uebrige find bewaldete Felsen. Die Wege verschlechtern sich, der Rückblick auf das Thal des Har pasus und Mäander's wird immer schöner. Wir überkletterten den Felsen, der das Thal im Hintergrunde schließt, und ge: langten nach Sonnen Untergange in ein hohes Gebirgsthal, zu dem kleinen Dorfe Ghenfeleh, dessen Inhaber in seinem weitzenden Garten saß, und uns wohl aufnahm. Wir ruhten nach diesem zweistündigen Ritte bis nach Mitternacht, wider meinem Willen. Wir machten dann einen sehr angenehmen Mondschein Ritt durch hochstämmige Wälder, und erreichten über Berg und Thal noch vor Sonnen-Aufgange das Dorf Mefaidleh, zwei Stunden vom vorigen. Hier verließ uns der Führer, und da wir keinen anderen erhalten konnten, fuchten wir den Weg selbst auf gut Glück. Die Berge werden immer höher und steiniger, mit Nadelholz bewachsen. Im Westen thürm, ten fich ungeheuere blaue Gebirgsmaffen auf, an denen große Waldbrände von Ferne herüberleuchteten. Nach einem Ritte von mehreren Stunden fanden wir ein Dorf, und dann eine Jaila oder Sommer-Wohnung. In dem südlichen Theile von Anadoli ist es ein allgemeiner Gebrauch, die in Ebenen und Thälern gelegenen Dörfer, wegen der Hitze, im Sommer zu verlassen, und ins Gebirge zu ziehen. Solche Jailen 542 bestehen aus einem meist zerbrochenen Lattendache auf etli, chen Pfählen im Schatten eines Gartens oder Waldes. Wir ruhten bei dem Kadt des Dorfes unter einem Baume. Hier reift. Alles später. Birnen, Trauben und Arbufen, die ich schon seit einem Monate in Ueberfluß gefunden, find hier noch lange nicht reif. Dieses verschiedene Reifen der Früchte in so nahe gelegenen Orten würde in einem Lande, wo etwas Industrie zu finden wäre, den Genuß derselben auf eine große Zeit des Jahres verlängern. Aber hier ge: nießt man größten Theils unreif, was der Augenblick an je, dem Orte hervorbringt, und denkt nicht daran, etwa die Früchte von dem Orte, wo sie früher reifen, nach einem anderen zu bringen, wo man sie noch nicht haben kann, und aus diesem wiederum die später gereiften dahin zu ver kaufen, wo die Zeit schon vorüber ist. Da es kühl war, ritten wir nach Mittage weiter, im mer steil bergan durch steinige Nadel, Wälder, wo eiskalte Quellen entspringen, und dann eben so steil bergab. Die Sonne ging unter, es wurde dunkel, und noch immer zog sich der Weg über buschige und steinige Hügel und Thäler ohne andere Spur der Bewohnung, als einzelne Herden, zur größten Verzweiflung meines Käseh Mehmed, der ohne Unt terlaß fluchend sein Packpferd hinter sich herschleppte. Endlich stiegen wir durch eine steile Schlucht, von hohen Felsen einger schloffen, in das Thalhinab, nach Mugla. Ich ließ mich gleich zum Wekil (Stellvertreter) des Muteffelim bringen, der, wer gen des Ramasan, bei Nacht am besten sichtbar war. Der alte 543 Graubart buchstabierte ewig an meinem Firman, und dann wies man mich in denselben Chan, der von Choiseul gezeich, net, jetzt aber größten Theils zerstört ist, wie überhaupt ein großer Theil der hiesigen Häuser. Ich lagerte mich auf der Galerie. Am Mittage hatte ich nichts, als etwas fauere Milch bekommen, und nach dem langen Ritte mußte ich mich nun auch am Abende mit Eiern, Käse und Honig begnügen. - Es gibt kein weites Thal zwischen Alabanda und Alinda, sondern dieser Ort liegt am südlichen Fuße des Lida und an dem nördlichen Rande eines weiten Thales. Tabae liegt, nach der Angabe der Leute, weiter nordöstlich zwischen Alinda und Aphrodisias. Nach Buras (Cibyra) erkundigte ich mich vergeblich; das muß weit östlich im Taurus liegen, und nicht in demselben Thale, als Tabae. Der Fuß des Lida ist hier teil. Zwischen zwei engen Bergschluchten er hebt sich ein hoher Felsen, von allen Seiten in mehreren Ab sätzen senkrecht abstürzend. Auf diesem lag das Schloß von Alinda, und man unterscheidet von unten weniges Gemäuer. An feinen Seiten find Höhlen. An feinem Fuße und am Aus, gange beider Thäler erstreckt sich der weitläufige, ärmliche Flecken Mugla, am Anfange der Thalebene, in welcher sich füdöstlich ein einzelner, großer, ovaler und buschiger Hür gel erhebt. Um diese Zeit leidet man hier Mangel an Allem, da die Bewohner nur wenige Stunden in den Buden zu bringen, und die meisten beständig in der Jaila wohnen, daher man kaum einem Menschen begegnet, und alle Häuser 544 leer stehen. Von einem Morgen: Spaziergange zurück ger, kehrt, lagerte ich mich unter einer großen Platane auf dem Dache eines kleinen Hauses mitten im Hofe des Chans. Ich wollte um vier Uhr Nachmittags aufbrechen, und schickte zum Muteffelim um einen Wegweiser. Der gnädige Herr war aber nicht vor Sonnen Untergange zu sprechen; dann trug er dem Postillion eines durchreisen, den Aga auf, uns den Weg zu zeigen. Dieser war jedoch nicht in Bewegung zu bringen; ich wollte einen Führer miethen, das ließ der Besitzer des Chans, ein Tschausch, nicht zu, weil der Muteffelim einmahl befohlen habe, daß gedachte Leute uns führen sollten. In beständigem, unge duldigem Erwarten fchlief ich sehr schlecht auf einer Matte im Hofe bis nach Mitternacht, da jene endlich erschienen. Wir ritten über den buschigen Fuß des Lida. Die Bäche bis Alinda sind jetzt trocken. Der reisende Agaward krank, erbrach sich, hatte großen Durst, und warf sich alle Aut genblicke zur Erde, weil er nicht weiter konnte. Ich fürch: tete, er möchte die Pest haben, und war froh, als wir ihn am Morgen bei Aharikoi verließen. Dieses Dorf nebst Bösuk liegen einander gegenüber, am Rande einer schö, nen, wohl bewäfferten und bebauten Ebene, voller Mais: und Hirse Felder und Obstbäume. Man kömmt über einen Bach, an welchem ein Grabhügel ist. Waldige Berge von den schönsten Formen, die sich stufenweise über einander erheben, umgeben die Ebene. Wir überstiegen noch eine waldige Höhe, und fanden in einem engen Thale, von 545 Wäldern umgeben, das kleine Dorf Eskihiffar, sonst Stra tonicea, wo wir uns in einem Garten lagerten. Nahe bei demselben, am Abhange des Berges, ist das Theater, leidlich erhalten, mit Gestrüppe überwachen. Der obere Absatz der Stufenfitze hat zehn, der untere vierundzwan, zig Reihen. Das Profcenium fcheint absichtlich zerstört; es find nur noch Fragmente cannelirter Säulen übrig. Die Stadtmauer kann man um und in dem Dorfe rund her, um verfolgen. Ich zeichnete das Thor, durch welches man von Alinda kommt. Im Hofe des Hauses des Aga haben sich noch zum Theil drei Mauern eines Tempels erhalten, die nur aus sechs Steinschichten befanden, drei hohen und drei flachen. Umher läuft ein Korinthisches Gebälk; darunter hängen Schilde. Unweit davon ist das Thor in demselben Styl, wohl erhalten. Cannelierte Säulen, Altäre, Sar; kophage sind im Orte zerstreut. In einem Hofe stehen noch zwei Säulen aufrecht. Bei der Moschee entspringt ein Quell, der die Gärten wäffert. Gegen Abend ritten wir weiter, stets durch Hochwält wälder, über Berg und Thal. Bei einem einsamen Kaf fee ruhten wir bis gegen Mitternacht. Die Berge blieben hoch und waldig, die Wege steinig und fählecht. Vor Son nen Aufgange erreichten wir Millaß (Mylafa), und lagerten uns auf der Gallerie eines Chans. Nach Sonnen-Aufgange verlangte ich einen Führer. Die Kyfans schliefen alle, und kein Grieche zeigte den Muth, mich zu begleiten, weil ich mich dem Aga noch nicht vorgestellt hatte, und sie behaupteten, 35 546 ich würde ohne das mißhandelt werden. Ich kehrte mich nicht daran, sondern ging schnell und unbekümmert zum Mausoleum am Fuße des Berges, eine Viertel Stunde außerhalb der Stadt, bei einigen Häusern belegen. Choi feul's Zeichnung ist gut. Darauf verfügte ich mich zum Aga, aber Alles schlief, und ich konnte keinen Begleiter erhalten. So sehr mich auch Kirkor bat, nahm ich nun Pistol und Peitsche, meine Wanderung allein antretend. In einem Hofe steht eine hohe, cannellierte Säule. Ist es die des Hyenander? Man stößt mitten im Orte auf große bebaute Fundamente; find das die des Augustus-Tempels? Ferner auf N3afferleitungen und ein schönes Thor in einem leichten Bogen von Marmor. Die Ordnung aller hiesigen Ge; häude ist eigenthümlich. Die Capitale der cannelierten Säur den bestehen von unten aus Acanthus, darüber find sie ausgeschweift, und mit länglichen Blättern geziert, wie die Aegyptischen. Wir verließen Milaß am 13. August gegen Mitter: macht, und ritten um den Berg, der über der Stadt liegt, herum, durch steinige Schluchten, in eine weite, VON Nor maden bewohnte Ebene, wo ein großer Grabhügel mit Bäumen bedeckt ist. Eine sehr schlechte Pflasterstraße führt durch einen Sumpf und zwei Mahl über einen schmalen und tiefen Bach, der die sumpfige Ebene durchschlängelt; dann über steinige Hügel und ein Paar kleine Thäler nach Affem Kaleffi (Jaffus), wo wir vor Sonnen. Auf gange anlangten. Unter Weges findet man viele große, 547 mit Kuppeln bedeckte Waffer Behälter und Bienenstöcke. Letztere bestehen aus thönernen Krügen mit einem hölzernen Deckel, der mit Erde verklebt ist, und eine kleine Oeffnung hat. Diese Bienenstöcke thürmt man pyramidalisch auf ein ander, und überdeckt sie mit Stroh. - - In Jaffus hat sich noch das Theater und ein Theil der alten Mauern erhalten, auf welchen man ein späteres Schloß, wahrscheinlich Venetianischer Bauart, aufführte. Das Theater ist klein, man hat für dasselbe nur einen Stützpunct am Berge gefunden; beide Flügel find angebaut, und hat ben Thore. Die Façade der Scene fehlt. Der ganze Berg ist mit wildem Oleaster und Keuschlamm, Myrthen c. ber wachsen. Am nördlichen Hafen steht noch ein großer Thurm - - Venetianischer Bauart, der das Ende des Molo beschützte. Jetzt ist Jaffus keine Insel mehr, sondern eine Halb: In fel. Die spätere Stadt erstreckte sich an den Abhang des gegenüber liegenden Berges, und war anfehnlich. Sie aber ist jetzt völlig unbewohnt. Wir kehrten gleich wieder um, und erreichten erst ge: gen Mittag einige Nomaden, Hütten in einem Seitenthale der großen Ebene. Die Hitze und das beständige Nacht Reisen hatten mir Blut und Galle erhitzt, und mich sehr krank gemacht. Ich litt an Kopfweh, meine Brust war bei schwert, die Glieder schmerzten mir vor Müdigkeit, und ich konnte kaum einen Schritt gehen. Nach vier Uhr ver: ließen wir den schattigen Baum, der uns Obdach ge: währt hatte, und erreichten bei Sonnen Untergange un: 548 fern Chan zu Milaß, wo ich eine sehr schlechte Nacht zu brachte. Da aber am folgenden Morgen mein Kopfweh fich ver: loren hatte, ritt ich nach der, eine Stunde südlich auf einen Berg lockenden Ruine Bedshen Kalefft, fand aber ein mo dernes Schloß, von Bauern bewohnt. Es liegt auf einem hohen, runden und senkrechten Felsen. Säulen Fragmente laffen indessen muthmaßen, daß hier vielleicht einst der Tem pel des Karischen Zeus stand. Drei Stunden nördlich von Milaß liegt Mantalia, und auf dem Wege dahin follen an einem Orte schöne Säulen stehen; vielleicht Labranda. Die Lage von Mylaja auf d'Anville's Charte ist falsch. Ich befand mich so schlecht, daß ich zu einem hiesigen, alten Aeskulap meine Zuflucht nahm. Er wollte mir gegen meinen Wunsch kein Brechmittel geben, sondern Cremor Tartari mit Zucker, welcher mir auch wohlthat. Nach vier Uhr verließen wir abermahls Milaß, ritt ten durch die Ebene, über Felsen und hohe Thäler mit Nadelholz bedeckt, und lagerten uns im Dunkeln unter großen Bäumen. Ich ward fehr schwach, doch wollte ich nicht raten; im Mondschein zogen wir weiter. Trotz der sehr schlechten Wege. - Gegen Morgen stiegen wir in das Thal Demir, Kai leffi hinab, welches in die Ebene von Tschina ausläuft, Wir machten Halt in einem Garten nahe am Schloffe Der mir, Kaleffi oder Sarsaltik. Diese Ruinen sind sehr an fehnlich. Es stehen noch die Mauern mit viereckigen Thür 549 men. Das Theater, welches dem runden von Jaffusgleicht, ist fast ganz ... gebaut. Man findet ein langes Gebäude mit zwei Thüren; jede führt zu einem kleinen Zimmer, worin Nischen sind. Auf der Mauer stehen ovale, kurze Pfeiler mit platten Seiten, die wiederum runde Säulen tragen. Waren es Bäder? Viele Terraffen sind wohl erhalten, und selbst manche Häuser. Am Eingange tritt ein Mausoleum hervor, mit zwei halbrunden Säulen auf jeder Seite geziert, und am Fuße des Berges sind eine Menge Sarkophage von schlechter Arbeit. Ist das Chalcator? Unter den Sarkophagen, die zum Theil auf Stufen stehen, findet man viereckige Mauso, leen auch auf Stufen ruhend, mit Thüren, aber ohne Gefimfe und Dach. Ein lahmer Mulatte diente hier als Cicerone. Ich fühlte mich sehr ermattet, und ohne Kraft zu gehen und zu stehen. Mit Anstrengung setzte ich nach vier Uhr meine Reise fort. Wir ritten quer über das breite Thal und durch schma lere Seiten/Thäler in die Ebene von Tschina, und erreichten ten bei Nacht Arabihiffar (Pedalus), wo wir übernachtet ten. So wohl dieser Ort, als der vorige, ist bewohnt; aber wenig sehenswerth. Am Berge bemerkte ich ein Paar große Terraffen und unten ein ansehnliches, viereckiges Ge; bäude, das an zwei Seiten einen Eingang hatte. Auf der mit einem Gesimse versehenen Mauer ruhten Fenster, die mit weißem Marmor geziert waren. Nicht weit davon stehen die Pfeiler eines Thores, in dessen Nähe sich mehrere Sar kophage von grober Arbeit befinden. Neuere Thürme und 55O Mauern schlechter Bauart hat man darauf gegründet, und auch diese sind größten Theils zerstört. Wir ritten weiter; ich stieg vom Pferde, aus Erschö: pfung, fühlend, wie die Krankheit mich überwältigte. Das Thier hatte sich nur zehn Schritte von mir entfernt; ich konnte es aber nicht wieder erreichen, sondern sank halb ohn, mächtig zur Erde. Nach einer Viertel Stunde war jedoch der Anfall vorüber, und ich ritt weiter über den Marsyas nach einem Kaffee, wo wir (am 16. August,) den Tag über ruhten. - - - - - - - - - - - - - - - n f ch r i f t e n. 553 – = III, # -- Auf einem eingemauerten Steine dafelbst. S. 103. LEW TEITIGO-MOM PAIBBOMOTEXIIIME A/HTOTEKTQWTO7" MEITIXTOTG)EO72KOAO MHGH - IV. An dem Thürfries im zweiten Tempel zu Salamen. S. 169. 7rITEPX2THIPTAXEKATWEIKHETOTKYPTO mArToxPATopox.… pyx-ERE777 Y97 10TAIOXIEPMANOEP„OETEPTETHCAIPHXIDWKAIKTIETHXETOWEHKOWAIIOTHEEIII TPAPHX2TN.ETEAEXEWKAIT0TTXAIONAIEP2XEEW ET0MX I 555 V. Auf verschiedenen Steinen der Mauer desselben Tempels. S. I • Q5 I-/2/WAIOX, KTWA OTTOTMOPPOTIE gxa AX2/OMNANV... 2. Q5 I-12 HAJOXKTWA ITO)"TO)70/MOPP07" MEPA1XA1XZ/OW/WA/W G) TITA/TEPA/TOYTT (9704) TOYTHT)" XHTO TXTEXXETA PAX-A1AMITAZ/H. gibO Povs sx T2, I2/IK2, ave GHKsy In der runden Nische desselben Tempels. 169. 3. . ATEXPAIX". . . A1YT07 THTºm XHTOTXTEX SAPA- A1AMITA21HQDOPOT AWEGHKEN 4- (DI-/QVA1TOX, KTWAITOTY TOT/MOPPOTIEPAX-A1X" 20MWANSTITATEPATor TIO70,470 TO)707"H7'70XTH TOTETEEEAPA>A1AMITA Z/HQDO POTXEKT92/WIZ/T 2WAWESHKEW VI. S. 169. GEO-MOTOXTEKTOPOX EITTAKINEG)IANVOXA.. AIXTMBI 2/KAITEKWO IX THWTTXEAWX.TWTHKOW XHTHITIATPI . . . . APXOTX-2XIKOXMFIX-EW # VII. An einem Thurme in Safamen. S. 17o. ATITDKTPI 2KAIIAMI/O N/AL4TAIOTKAT TIOTATTOTTHWG)TPANXETWNEIKAX oIEKAIMETANHAWEKHKALA1Eow TAPIOICKAIITA1XHT-77"DIHKAT THXEKT2N. JI42 YEP 2/WKA G.APOTPITIA STEKT2WIL/II-2 IWKATETXEBEIAWEC9 HK AW VIII. Ueber der Thür bei dem Minareh zu Adra, S. 173. ATTAG)HTTXTH TITEDXE 2THPIAX-TRAINWEI KHSTOTIKTPIOTHMK2NWATTO.. ATPHILIOTCSEOTH POT. . . . ETXTEBOTSTETY7"YX . . . . „S2TIL-12-ZOPA-OTHAV 2NVEKTISTE-4 AVTOB 47-7-4/AVAEOAVIT. . X. unbekannte Inschrift am Hause des Scheichs in Acta. S. 173. IT 21 GTC - SC Lb – LCITB g bv-LAA-TIAJH ST 1 C-E- - 0 67 CD u. b - L IT & - >a-J E>\- 22 5L,4 = 3,-- L, G.-> - XI. ueber der Moscheen-Thür daselbst verkehrt eingemauert. S. 173. DIHKVITINE CINE AEINMAT0TH NY1 A <DAFIN0N AINE [ALIE LIAP HLAYA () D EX-NHLITA TT TID O) LA EI TET/\H/ALT I/V A ()/NA KOO) I T () /N 0Y 11 vor mTw - - JN/TO) KALTITNHTLVH XFIPAL () PFEAN NOR. - NEK –()/7 (9/YE /VELT 69 /\A/TOP (9/ OFOL-E-ETITA/WAL XII, An der Moscheen / Thür daselbst. S. 173. - 414 All- - - --- 557 IX. Am Minareh zu Adra verkehrt eingemauert. S. 173. - - - - - - - - - ITp IWKTITOX21EWITTAA/AIKHX oIK0A0MHEAT0.012 TEKINVOIX . HINWO . . . . . . .AT OMIHAHK... 21P...... KAI ............ TET.... PH2 A n m e r k. u n g. Drei andere Inschriften aus Adra find unter Nr. X, XI und XII auf einen besonderen Blatte hier beigefügt. # XIII. Ueber der Thür der Kloster Kirche zu Adra. S. 173. SEOT TEIrowEw onkox To T2w AAIMoNew KATAT2TIOw ab 2S XL2THPION E4AMPEW OIIor XKOTOX EKA4TITEN OITION" (G)TXIAI EI2/2-192/W WTW XOPOI 4/ITTE-1 QW OITOT GEOX IIA P 42PITIZET0 WTW (9EOX" EEETMENIZETAI ANHP TIX Q5 I-/OXPIXTOX. O IIPOTET2N I 2ANNHX 2/IOMH-/E 2X TIOX EE, I2/I 2N 212PONV (9EJ2 IIPOXENEITKENV AEIOGEATON KTIXMA 1APTEAE Ew TomTL2 Tor. KALLIWIKor Arnor MAPTTPOE TEL2PTIor TO TIMION A1EITANVON TOT" (DANENTOX, ATTA2 I-2ANWHX OT KA69 TINOW ALL4A BANEP 2S EV ETI G ETOTE WI 559 XIV. Auf einem schlecht geformten Cippus bei einem Bauerhaufe hinter der Wand der Scene des Theaters zu Bosra. S. 183. HANWAZT Mox-ETP A1EITITK- 70 PXETPA T2 SAW ENOX.ET" HKTAITO 69ANKOW XV. In einem dunkeln Winkel des Schloßthores daselbst, S. 183. EKIPOWOTAX KAIXIIOTZ1HX/WE T- TESIomTEPMAWom BKAIXEL/12 "Tº " woEMA 4x2woEarxowrowto “ L-T - “- TEMEvo-ExoEME uewExtze # XVI. Außer dem Thore an einer Hofmauer dafelbst. S. 185. .. HG) EIAEKDI-MOTIMIAX ... POPGO2/OE ... . . . -1E92/WIOTXTINVIA VO7 KATGEO2/2PAX 2KOAOM/... . . . HPIOXOIKOXTO TATIOTKAIAS4000P07-12BIKAI A A EITO TITOXEI 2TKAIA ITIDTA TOTAP XIXTPATHITOT". XVII. Ueber der Thüre eines Eckthurmes gegen Norden daselbst. S. 185. EK II POWOTAXATP. ITETPOT.TO)72/. HITEMEKTIXOH To TEIxoxENPOITI . . . IOT-4 KTPI-/-/OT XVIII. Ueber einem Thore nahe bei dem Throne der Jüdischen Prinzessin dafelbst. S. 186. † CTHCEEABINIAWOWTOWAOIAIMONHTEMOWEA ANGETEPTEXTIHEHIIO-MILH LODETEPHY 561 XVIII. Ueber der Thür eines Bauerhauses im Throne der Jüdi, S. 186. fchen Prinzessin daselbst verkehrt eingemauert. ... MONHEATTOKPA.TOPOEKAIXEAPOEPO. - - .. TTXOT"... IIHKO142LWIAEI12APK. . . . EXBXEBAWTIXETPATHITOT" ...AT"... XATOX... TOTT 36 (1) 562 XX. ueber der Thür der neueren Christlichen Kirche daselbst eingemauert. S. 187. ATI, 4.J" REIT-THEONI LEG- _4/WC (- PR-PR-COS DESIGN OPTIONES:77./LEG-HII - KVR JWTNER JANA/EGALLIANA/E-RAIRIS-I ZMOETPERO/MNIAIPWSTISSIMOCOSIIC XXI, An dem Thore der Hauptstraße dafelbst eingemauert. S. 187. Jº LIO-IV"LJA/... NAR PR 4/EFT / „EC-J.PA/RT"HIC 4 E- PHILIPPIA/N4E, DIVC/- DE/IVOTIS- . . . // OTREIBICIJS-GA/IVOIN 4. PRA/EF. 4 I, AME, NOVA/E. FTIR // 4/E- -XC4TAFRA/CTPHILIPPLAN A1E PRAEPOSITO-OPTIMO). 565 Z - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - # 2. EWATTOTXTH/KAIX APETAXETEOTHPENOWOK O70 MEWIKOWITTGTR 2 My ITTITIM HNWAT/TOT" XTOTAKTIAEWWEIKO ITO_1EITHXCITEPIO-/OT" ITAI-12/WITTIT/MÜHNW ENKAIXAPEIAIXA. KTIONITAI-152 NITTTWHW ENTTP 342 HPAK-1E AKOM/MOZ/EIANITAIZ/ J2WITTITMHWENWTAPXEO IXEO 470MIIIONVOIKO TMEWIKONKOMM04 EIONATENWEI 92 WITTITMHW EN-/AO-MIKEIATH ITATPI-/IMOTITTG) IA AIIIP 2THA1X9EIXEH OIKOTNEWIKONA WTQWEIWIANWOW AUAW Z/P 2/WITTITIWHINKAI HIT 2/WIXANMHWEII IONSTECH ANONAN2/ P 2/WITTITWHWTHXANT XAIAXIIEPIOZ/OT" HBAX/WIAWEMIATP IIPOTPI 2 WKA-1A/W2/2 Wº LANomAPIL2WEIII AIXITEWTA ETHPIZ/O XEMEXXAAAKAIXAPI W2TITATOX 565 <S- 6 566 567 # ## - # XXV. Auf einem grauen, viereckigen Marmor in Chytria. S. 323. IAXONA.AI... TOKIPEONWTOX TOW DTMOITATPIWKAITTMWAXIAPXON OIIIAA/AI-III TAITIMHXXAP... ITP.... XXVI. Vor dem Thore der Metropole zu Larnaka. S. 324. HITO-MIX ATTAWAAMOGETOTKIPHTATOWAPXIX92M ATOSTA1AKA KAI EITITHXITO -1E92 XAP.ETHX ENVEKENKAI.ETWOIAX- THEEIEBAELAEATToAEMATONKAIBA ELITEXANKAEoTATPAw THNA.AEA/DHAVGEOTX-5 I-MONMHTOPAXKAITATEKNA selov KAITHXE EIXS.ATTHINVETEPITEXEI-4XS" 569 XXVII. Auf einer verstümmelten Marmor-Platte daselbst. S. 324. ... EITIX KET... ... IXI2/2POXMA... . . . > EKOTTWA/OT". . . ... TIOX N/APKOX". ... ANWEGHKANWE... ... KEAXONDABA... ANV... XXVIII. An einem Altare der Tempel Ruine bei Karas. S. 351. - - - - - AWO. WO70XPO212AVOXEKAIEH. 10. ... TOWO7X.APO212V. - - - - - - TOXTOIN/MOTXAIOTEH. TO). ......NA/IAX.TWTHKAX EIK... ....., POAI 2NV XXIX. Auf dem Steine an einem Brunnen in Jalowatsch. S. 358. JM.TIPPERIVS M-F.-SER- WIETER-LEG-V-( 36 (3) 57o XXX. Auf einem antiken Grabsteine an dem Harem des Post- meisters in Jenitschekoi. – S. 358. ATITIMANKEP212 MW2DATAE92 TQ2/IA-/E-1QDK2KAIMAPKEA AIZ/III-2 DTNWEI K2MWHMHX2 XA PIN XXXI. Unter dem Relief an einem Brunnen zu Panorma. S. 416. MHINWTOXCMTHWTOT" AITO-140212POXAITOA/A0212POT" IWHTPOBIOX/MEWA/W21 POT" IAX2WAXONVOX .. NVVOX/MZ/HKOK . . . . . AITO-1-12AVIOXITA..... MÜHNWO212 TOXIZ QITYPO). ITOXTET-12 WTOX, HITIOT" X92THP/MHINWO212POT" TOPTIIIIIOXEG) EOq5 I-/OT zu ENIXEKOX-A4-TNWTOT" AIO(DAWTOX/WNVHSG).... AIIOA1A12/WIKATAPTEuud XAPIX, THPIOW. 571 # # S- Z S 572 XXXIII. Zu Halilelikoi. S. 459. HATTALIEbm», o EE TOWIOT-/IONVIDIA 74/7"O/WKOX/M/OWTH>ITO 2. E 2X EIA/PYOW XITEIPHX ABIANHLX/TIM/WASIAP 2. HXA/WTA1A1AMILIPK2X KAIQDI 2. „2TEINM/J2X, KAI/IP 2TOW 792/WA/IAI 2 WOX KAI MEXPIAVTWMOWOWE-MAI OMETPHXAVT4/TOTX TEBOT-/ET/CTAX KAIIIO A1EITAXIIANTAX KAIA-Ast PANTAEK-/OTTHP 2V Z/HMEI. 573 XXXIV. - Bei Tschiplak. S. 459. T8 PIDIKAATAILAIKAIXA. ...AITEPMANIKK2IKATIOTA . . . THIA/TPIIIIIEINHK.41/TO-s Ion-ArT2WKATHETW… KAITHIAG) HWATHII-/I49. Z1HM52 * TIBEPIOXK1A . . . .. Ob ANWOTXTIOXQDI-/OK . . . . HITTWHATTOTK, MAT2/ . . . . . . VOXG)TITATHPITAP/MH/NV., ,, 7 NXTOANKAITAEWATT, o WTA/KATAX KETAXA WT". . . EKT2NI-/II-2NANWEGHK .. F XXXV. Zu Bunarbaschi. S. 461. AW . . . APIXTEIONWTO... ... TWKAI-/IOIK... IGAWG)07"A/KAIIT... . . . G)OXK". ITPOTEPOWTAX21EBOTX, AIT., , ... ANT... T9N/MIX GOTN/EW 2 WTITOWI> . . . . . . ONV. . . ONVKAIA-1-WHNWBOTIVI-/IAW/2X KAIT",... . . , OTINW... ENVOAIXG) ETA/TAIT 2A1-1/EINW. . . ... TAXEKAITOTOXX.TWITENVOTS.APXIXOMENOT" ... TAIIEPITOTG9TM/E/IKOTKAIT2WAXPOAMMAI 2WO. . OIT0TX XY-NITEW070XEAPTIZOMENOTXIIPOXTA.. ... POqbONET-77WTK... KAIIIIIIIKONEINES GAIENTO. .. „EAIPEIXG) AI-/EKAIXT... OIS METO.IXITANVAG HNV.. .. A/NV. XT". IWONKTII.. NXT... PIKONTONVTIONVTEAI 2NWO). 575 # XXXVI. V- Auf verschiedenen Steinen eines großen Gebäudes zu Beiram. S. 467. e KAIXTAPIXEBA-XT2 TKAIT-DI 3 EOTKAIXTAPOXO2/EAT OTOMON DOTKAIITT/ X KAIIEPETXTOTZ/IOX- TAWG) TIT I2WATIOKATEE 7. EKTHXIIPOXO2/OTT2WAEP HINTHXIIO/EQXK-4E9XTPA TE-1-1 IK (2NWTOXEIT 577 # cs # c'5 37 (1) # XXXVII. Im Hofe des St. Therapons: Klosters zu Metelino. S. 481. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - XANT s - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - OTEIX. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - THMATA - - - - - - - - - - - - - - - - - XETPIOX-TI • • • • • • • • • • • • • • • • • ENV (2T/2KA - - - - - - - - - - - - - - - TQWMHEISA - - - - - - - - - - - - - - APXA1MH-/EIA • • • • • • • • • • • • - AX, KAI TOIX// - - - - - - - - - - - - XA1PXAIXAIKE - - - - - - - - - - - - AIKATA/IIPENTONV - - - - - - - - - M/MEW 2 W 42X KE/MHA/ - - - - - - - - - OXIIOIXENTA IIIO // ... TNWENVOIIIAWTEXIIPOX-A1-1 .7" (2X KA/EN/MIEWOIE WEWTAIL4 . I-/A-172, ATAIEWTOTCT 2ITK2 INVA . TONZ/A/MONA/WZ/PAX EIKOXIZ1EKA . 21EEKTQWEWTA/IIIO/IIIP0XGEEO/WT2W . OMVTONKAIEITIME-/EXIGON 2XTMH2/ENEX ...A1E9ONVTEXEXTIKAI TOIXTENWT4IIIO-IIIPOX- - K-III-EPVT 2WAYAVIS BA7A1AMEvg2AVKTA/A747-2Ay - ------ * C>>E 2"DLV-XSTAE IV Z“-ZZTrio - r Arro zu - - - - - - - ,,-- -- 579 # XXXVIII. Auf einem Sarkophage zu Akhiffar. S. 509. DABTOXEZ DSIMOXEK,47T4XEKETAXAXXIOPOWEGETOEITTTOITOTKAG.APOTONWTOX IIPOTHXIIO-1E92XT2IXA IMBAG)EIDIENT$2IXA-12-1AIOTIIEPI - B0A12IIIAPATHW-HMOXIAwo-owEATTL2IEb2TE8HKAITHITA/TKTTATHI ATTOTITTNAIKIATPHALAIIOWTIANHIMH-JENOXEXONTOXETEP07" EE.OTXIAAWG EINWAITINA EIXETH/WXOPONTATTHWOX2/AWTO-/MHXEHHITOIHXH ITAPA/TATTA-/2 STEIEIX// EWTHWIIO-/IWTHIVG9TATEIPH/W 2/WAP TTPIOTAHWAPIAXELAIATIENTAKOEIAEIEAETOIEP2TATOWTAMEIOWAHNA PIA.MIXXEI-/IAITENWTAKOX-TIA/TEIWOMENOX-TITETG9TWOXEZ 326, EVT92 II THXTTMB L2PTXIAXAVOM 2 ITATTTHXTH SEIIIITPADHXE/PAD HAIIAMA2/72 42VTOETEPOWETEC9 HEISTO4 PXETOWEITENE TO ENTHIAAMIIPOTATH GTATEIPHN DAVITO-/EIAAWGTITAT DIKATI-42/I 42 IXEBHP 2IM/HAVOX-ATA/NVAIOT TPISKAIAEKATHITIOM HAVOBILIONIO TAIANOTAHMOSIOAVsv 581 # 582 LX. An einem alten Meilenzeiger daselbst. S. 509. IMPCAEs respAstans _4/VG-POINT/F./MAX-TRIB- POT.NYT. IMP XTIJ-COS/T. DESIGN-WTI-CENSOR-WIAS- FT/("IFND 4S. (TV R 4/VIT. ATTOKPAT2P KAIXEAPOT" EXITAXIAWOXX EBAX TOXEA PXIEPETX-METIXTOX AHMAPXIKHEEEoTXIAETs. IIATPI-JOX-TIT.ATOXT5 AIIO2/EZ/EITMENVOX-TZ TEIMHTHXTAX 02.072 EITOIHXE. 583 XLf, Zu Allachehr. S. 516. 1 • An einem als Brunnentrog dienenden Sarkophag. ITAIOTIOTAIOTTTp4yMoy TIOX... AH2MW 2. In einem Hofe auf einer Steinplatte. HBOTAHKAIOAHMOX- KAIHTEPOTXIA. E. AMHXAN-NIOTENHINW HP2ATAGON-HG)EXTIKA WOM J2WEWII EIPIAKE KOXMHMEWOWETP 4-, HTHXANWTAATWO. ANAGEWTATHIEP 27. THBOTAH-X-B.qb-KAT. . . . XTNE2/PII-2T2WII. PJ2W XA1C5-IPO. T2WTOKIONW... EIII TOT-4., . TOIXXT".... 584 3. Auf einem Cubus in demselben Hofe. A1-107/YOW XEEOHPOW O2/H/MOX-ETET JWTHX EWTHX EIXEATTHW ETWOIAX XA PINV An der Treppe eines Griechischen Hauses. KIOTA/ITET..... TroMIom 4. IIOTPWTO). . . . EPE 2XAX . . . . . 42NIQWEW… MU2KAITHX . . . . TATHXITA . . . . ETTO WOW, ... ITEPIK-1EO... APXIEPE 2. . . AITK2NVOX.... T2WMEN. AA1EIKONK... XINVIDIA/OT., . HIEP (2TATH3ov -1H/KAIOA1AMIIPO 7alos u. 7. A. 585 5. An der Treppe desselben Hauses. AITAG)HITTXHT MATP ITENOX". AKPA TOTX21. ANVOXBOT-4E. AKAIAG9HNWAIOXS" O-1TMITIONVIKHXE IIEIXEAIOXITAPA 20 EOX NWEIKHXAXT41/7E ITALMAA/CIAA2/EIA CDIA1AAEADEIA. 6. Sarkophag an einem Brunnen. AIICH IAXAMEITP0A0P07" 37 (2) 586 7. An einem Brunnen auf einer Steinplatte mit erhabenem Rande. ... OW. BTO) THAIO .... APA/EIIIQDANH XEOT-/APXHXANTASTPATH TH>A/WTAAO/WTA TITEP AITOPAWO/WIAX-X-MTPIA KAITIIEPIELE2XHME P 2/WIE X-MIT, IIIIIA PXHXA/WTA XEIT 2WHXA/WTA II,4/WHIT PIAPXHXA/WTA/WO/MOgbT" A1AEAWTAA.ONIAEIXETHW KATAEKETHW TomTIPOLIr -1AIOTTHXBAXIL-MIKTHX-TITEP APXIEP 2X TWHX2/IWAPI 92 NT - MITTENWTEIT-/HP QXA/WTA 21EKAI TOIEP 92TATOWTAMMEIOW ITA PEATTOTY ANCPHI-/IA XT-1-1-EINA APEIOTA NVT92/WIA TOWEATTHEAWAPA KATAL/HADIXG) EWTA TITIOTHXIEP 92TATHX" BOT-AUPHX 587 8. Auf einem verkehrt stehenden Würfel an der Straßen, Ecke. .... OMV.... EITIME-4/HG)EWTOX III XANAXIIAXE 2X" IT-/TK2NVOX evIIIIIOT" ATPOTPOTAAIXOT" 9. An einer alten Mauer im Harem des Muhufelar Agassi. ATAG)HTTTXHT HBOT-/HKAIO-1HMOX ATPETITENETOPA...7ov ? E-/III-/IANVOTADIA1A2/A q5 EAEADHBOWITANKPA TIAX-THINWEI KHXAN - TA/TA/WEITA-/AITEBAX TAANWA1EITEIA EN-/O „EJ2X EIIIATA/OTOX TT OTIEEP QNVOXBOT-/AP xor ETHEAwTox THWTEIN/HINWTOT4IT O-/OIT 2TA TOTCBOT-/AP XOTEKT2NWIZ/I/21W 588 IO. Ebendaselbst. AIT AG)HTTXH 47"PEPM/IIIONWETTSTAPXHWIEPEA THXAPTE/WIZ/OXTOWENW-MOETOWKAI q5 I-MOITIATPIWKAIENMITAXIWITP 92TON APXI EPAXA/ME/WOWENV-fO E 42XTME TAMEITA-12/WANAA1J2MAT2WKAI AO/WTAKONTPOKTWHITHXIOW JENWOZ-TITONVAITOTON/OWEK69 EIAX- qDI-/O2/2PIAXAP.EAVTATHWIIP 42TH A1PXHNEII/q15 A/V 92X/KAITAX-MOI/ITAX APXAXEKAI-/EITOTPITIAX-TIIEPTEAT" TOTKAIT2NITAI2/2NWEIKHTOTKAI EP/WIIIIIOTEKTE-1 EXA/WTA AWA/ (9 EWTA/THITO-METTAX EIO/WEINWEIX> XEII 2/WIKA/ATPH/MA/TAZ/HWAPI (2/W MTPIA-/AXITEWTEKAI-/OWTA EIX" EIII XK.ETHNWTOTITETAXOTTOTGE ATPOTZ/HNAPIA/MTPIAIIO/HXAME AVON21EKAI EIII2/OX.ETX XPH MAT2NPH TEIT-/TKTTATHIATPI2/IEIXTX PH MATA XEEII2NIKAAHWAPIDNMTPIAXIIEW TH/KONTAKAITHKPATIXTHBOT-/HAH JWAPI2NN/TPIA2/AXIIENTEKAITK2XE MNOTAT32X TWE-/PI 52THX/TEPOTXIAS AHNAPIAMTPIADT-/AISENTATAIXEEX TAKTAIXTO TXAWA/PIAWTAXIIPOX-A1H JWAPIA XEIL/IA HIEPAD TAHTADNEPIOTPT2NTON EATTHX KAITH> ITATPI2/OXENVITA XEINETEPTETHN e- 589 XLII. An einem Bade zu Akhiffar verkehrt eingemauert. S. 509. . . . ATTOTTO..... OETEIW . . ... THX 11 EPITHNWAXIANV.. ... ... OAVTE EX, GDANKA ... .. ... NXOXAQD TOTITIPEX". ... ... THXAXIAX, TEAMEX GEIX"... .. ATTOKIPA.TOPA . . . LH5-IX// . . . . . . T92/TEITPANMMMENV (2. ... EZMOE"... ... HXAXIAXE-1A1HXINVENV... . . . AIOT-MOTIIITOTAP XIEP... ... XE.. EI.. KAATA/TOXAMADIMAXOXA., ... NHK$2XANV... IIAHIITON... XINWEIII SHMONKAITAXETHXIIA7 aus EKTEN 2XII EII-/TP... K 92XA EITO.... EWTAANAN KAIOTATHXPEIATI .... XEATTONWEITE2/2KENWTOIX AWX"... XTMIIPEXBETXANTATIEPTH>... THXKAG)EKOTXIONAIPEXINZ/E2MOXGAIAT". AXTAG H/WA/A7 TOTTEINMAX-EWTOEIII XH/WOT4/T52THXIIATPI-/OXTOTTO . EMI5G) HNWAI-/EKA IIIPOXG) YATEIPH WOTXET0T2/ETO70/HDIXMATOXTO AWTITPAlbOWINAITEINOXXHAVIIOAIXE OTIKATAKOINWOWOT-/ENHAXIA/TOTXETY" IIOIOTAVTAXATTHIWAMEIBEXGAI -/E-/OX6) AITO IX EITITH>AXIAXE-1-1 FH XINITENECOAIKAIOTIIIPOITETPAITTAI... 37. (3) 590 XLIII. An einem viereckigen Pfeiler zu Sart. S. 511. ... TAITO... OIKOAOM2NKANWO .. AO, 21 MHTPOITO.AE2X ... ITATTAXID XIIATPIKIOTTOTAAMKATTOTA. . IE.OTITPOITEVEKA-1-A/V-1 INMA-I.- K2VENT".. KAI-/IXTWEOKOP 2NXAP-/MMHTPOITIW-/J. BETTT". TIEKAIWHWOE2EEIOTETAPTHOM04ororMEw ATPILTIANK2T29A7YMAXI 2TAT2KAIKAGO... . IIOPIAW 2 KAIEK-/ETHX-A17"THXIIEPIDA WO.... ... TATIOTETAITMENA/KATHXOBIAX2/IA DO.. . A. WHISTOXGATMAXIOTHX KATA-/IAADOP 2/V... .... NHMX EW MITIONWT-2 TEXNVON/2XTENXEIP Q. .... ITAOIKO2/OMIKAKAIATEAHTATTAKATA-MIMI., ...AIXTIIOAIZENT2WTOISEPTOAO TESANAXITIL .. AONKATAT2NEPITO2/OT2NITIITWOMEN 2N. .. O-14/... TO)... OTNMENHINWEIEZHTHXENV ...AX-THOMOAOIT.... NE.. AIEE MOXIAN... IWO... O-1 . . KAIEA. MTMEX, ATHW .... IONWT... KAITHWX 2THPIANKAI * TOTT".... MENHX5-14/EO/WTO ETO TXATTOKPATO.POXIIAN.... E..., INVE... APAOIOTZ/HIOTET2W... IPOINETOIMOTOWTOXTOTEPITO4... .. EXANTAX ... IXC90TX EIZ/EG). ... TENHTEIT . . IO-1ABHXANWTO. .. , T". . ZID. IK.. EIXE2/HNWO EIA . . AIETEPTEXWITHWTO. 2IANA... AHPOIAHAOf... ... OTMENV... IHTOI TOTENWB ... HOI10TA... TATTOTTIEIXH.. IITOM... XTMIAEHMEWITPOPAIXEA ...2... IIOTET.II.2TOWEP. . IZ/EWOTKAG)... PHW.... EBOT"..., EAIX.A. EAMEWO TEIII. POI., TOTB-HXIHWTOTTO 47'TO...... WI ... ATA/TOXENAUMEWO....., EPITO-OTOIX... TomTomT. X. PITOISTII, , MOPOTANE EI.. q15... WTOXEIEEIIAHM.. 97 72TEXWITHWT-2EPTOAABO ANTEI. 9TMENKAI... 2OWAIIEPIIIES IWTON.. EIX. . . PAXITEIIN/MEN IN TOWEP/TO-/OT". . . NMETA... EE. AKLANT2WEIE.…MEP2NEIMEWT.AW. TOMV. TAZEXGAIXT. TATTATIIEIXIEWA ... 2/.. …A.AMEWOWTOXTM.… NOTONKAIIIA. P0. ,... TAIIPOITEITPAMMENA - , ... HM (2 WTIT. ... GEN/ ... WEIXEITATHXIIOA1.., … EXTOWT.AWOMIEMATAOW... - - - - - IKAX ... KAH.. TIKATA... - .. EISOT21EWHTION KAIMETATHWTOTIIPO.. . ... XKAIA.... AIAXA-1ETTOTM . . . .. IIH.. MOAON... HMEKEXKAIA..., .. WTI ... XINTO. .. KAIOMO-MOIT... WII.. M... KAITIEX"..., .. TOTIT... OX... EXTPOT.... 2XEN.. .. TAKAFIIA PEO... .. KAF . . . KAIIIPOX TAITPOITEITPA/WNMENWA .. (9 EWTEXITA PATHX.X.HXGATMAXII2THTOX .. OMOAOITIA KAIEE.OTXIAHIZ/.... • • v. • • • • • • • EW. . . . . . # XLIV. Am Stadium in Eskihiffar. S. 521. ..... 72IKAIXAPIXEEBAXET2107EXEITAXIAW2ITITAT32ZATTOKIPATg... ...T"... TI 21 KAIT2IZ/HM 2IWEIKOXETP 47'OXET-/TKIO 70TOTWEIKOX-TPATO7". ...TOAIGONVEKT2WIAI 2WANEGHKENTAIIPOX-4EILANTATOTEPITOTTEAMEIJAXANTOXX TO.IPONVOMOTATTOTKAGIEP 42XA WTOXMA PKOTOTA IIIOTTPAIAWOTTOTANG9TIIAT0T" - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Z XLV. In den Gräbern von Pambuk Kaleffi. S. 528. ZE F9 I - HXOPOSKAITOBAG)PIKOWKAITOYOTTOKEINMENVOWGEBA ... 7'07"TOTOHP DOW ATPH-/IAX/WE-WITHWHK . . . . . HAMQ5 . . . . . PON". . . . . . X, TECDA/WOY EWIKEKH-/ETCTAIOA/WHPATTHX . . . . . . . . . . . HEPITAXIAT2NWBAADE 2/W. WIOTCKH-JETZ/HX.ETAIZ/EKTA/TA/TTHETEP 2072/EWIE ZE> . . . . . KHL/ETG9 HNWAIEIZ/EN/HOKH2/ETX-A1XE1XOIXETTOTADTANZEIZ TOTTOTAWTIITPA/15ONVAIIETEG) HEIXTA.APXEIA. 594 ci 595 - # 596 XLVIII. Auf einem viereckigen Cubus nahe am großen Tempel dafelbst. S. 533. . . . ONVKTPEINWA-IIEPA TIKOWE, EIIIIII . . . OTTAITIN/MA/TOX" . . . EKATONTAPXON -/EITY 2 WAPIONV - MOTOKIO/IATPH-/ION .. HAVL2W KAITI …AHETONEAT TJ2W51-101V - - - - - - - - - - - - - - B e. i l a g e n. I. Caroli. Morgensternit Recensio XXX mumo- rum veterum Graecorum argenteorum. II. Ileber die Richterische Sammlung für Literatur und Kunst, und über einige alte Inschriften. Schrei- ben an den Herausgeber von Karl Morgenstern. III. Moritz von Engelhardt zur Kenntniß der Felsbc- schaffenheit Syrien's und Klein-Asien's. Der erste Aufsatz des Herrn Prof. Morgenstern erfähirn als Programm vor den Verzeichnisse der öffentlichen Vorlesungen der Dorpatischen Universität für das erste Gennefer 132o, und der des H Prof. von Engelhardt in den erfen Hefte der Beiträge zur Naturkunde von Dr. Pander. Dorpat, 1920. 599 COMMILITONIBVS HVMANISSIMIS S. P. D. CAROLV S IP] OR GENS TERNI V S. Quod nuper optatam in Enumeratione numerum familiarum Romanarum qui in Museo academico servantur *), ul Graeco- rum etiam numerum, quorum lunc nonnisi quinque erant, lon- sam neriem commonstraudam proponere Vobis possem, commu- rosas, eius voti citius quam speratam magna saltem ex parte compotem me factum euo valde laetor. Nam inter varias rec, ') Partic. II. p. XII, quae praemissa est Cataïogo Prae- lectionum sementium [ d. V. Aug. anni clolocccxvux. haben- duum. ' 600 quibus Vir generosissimus, OTTO MAGNUS ne RICHTER, Ducatus Livoniae ex ordine equestri Consiliarius de patria sua optime meritus, Ordinis S. Annae Eques primae Classis, Museum huius Academiae liberalissime exornavit ex copiis litterariis et an tiquariis, qua: in itinere orientali collegerat filius desideratissi II! mus, OTTO nn RICHTER, medio flore Smyrnae tl. x xxv cIaIacccxvr. interceptus amantissimis parentibus, propinquis, amicis, . Aug. atque etiam iis litteris quibus ardente studio se dicaverat egregius iuvenis, locum non extremum occupant numi antiqui, qui sunt aurei et electrei vu, argentei xxxm. aenei van, tantum non omnes Graeci. Quum vero illi sine omni notitia, quaenam et unde sint singula quaeque, Museo siut oblati. meum esse duxi, nu- mum unumquemque ad patriam et genus suum, quantum pos- sem, revocare. Cuius operae specimen hoc loco dare placuit re- censendis triginta numis argenteis Graecis, quorum partem quan- dam remotiori antiquitati deberi atque rarioribus omnino "annu- merendam esse mecum iudicabunt harum rerum non imperiti. Hi sicubi forte erravero in negotio passim non nimis facili atque 'expedito, ut erranti comiter monstrare velint viam, rogo et oro. Sciant, praeter Doctrinam numorum veterum ab ECKHELIO conscriptam, quem in describendis singulis *) ducem maxime se cutussum, pauca subsidia praesto mihi fuisse in Bibliotheca publica, *) Hac in te ne illud quidem, quamvis levioris momenti esse videatur'. negligendum putavi, quod ab ECKHELIO non raro 601 quae in Romanorum re numaria satia locuples, in Graecorum ad- huc est pauper. Sic PELLERINI, NEVMANNI, COMBII, SE- STlNlI *) aliorumque praeclaris operibus aegre carui. Quae si quando nactus fuero, quidquid inde lucis ad hos reliquosque numos illustrandus redundabit, occasione data libenter Vobiscum coMMrLtTouxs, communicabo. Quod in brevi scriptione de parvo numorum numero ordini geographico, quem. omnino in Museis numismaticis disponendis ECKHELIO praeeunte stricte observan- dum esse censeo, alium modum praetuli, id aequos arbitros vix reprehensuros spero. Quippe eiusmodi dispositionem quaerebam, quae et ad temporum seriem notandam et ad artis diversam ra- tionem spectandam in parvula huiusmodi sylloge non plane in- commoda videretur. Fateor tamen atque etiam profiteor, in'diiu- dicenda et aetate et: arte, saltem quod ad populorum et urbium monetam attinet, probabilitatem quandam aaepius me necatum esse, quam certam rei exploratae veritatem assecutum. neglectum monuit immortalium huius viri de re Veterum mima- ria meritorum aequus aestimator et praeco eloquens, SCHLICH- TEGROLLVS (Annal. der gesammten Numism. T. I. p. 25 Non), ut in singulis numis iudicetur, an adversae caput aut aversae figura dextrorsum spectet vel ainistrorsum, et similia minuscula. *) Viri clarissimi duo tantum volumina ad manus erant: Classes gen. Geogr. numism. et Muaeum Knobelsdarfianum. 602 NVMI ANTIQVI GRAECI ARGENTEI. A. POPVLORVM u VRBIVM. Ct-nos max-1.4. Sphinx alata ad :. )( Quadrata vetusta modo incus-a sa- tia informia. Epigraphe nulla. III. Sphiux fere proprius Chiorum typus: conf. Ecxnsn. Do ctr. num. vet. T. II, p. 564. Quapropter non dubitavi, hunc nu- mulum antiquissimum, Eckhelio incognitum, huc referre. knti- quior certe videtur quam omnes Chii insulae numi, qui ab eo dem p. 564 seq. memorantur. Lam-saeve Mutus. Equus marinus alatus saliens ad :. )( Quadrata vetusto more incusa. Epigraphe nulla. III. Luxus!-. l. c. T. II. p. 456 hunc numum indicans laudat Se- stinium, Pellerinum, Hunterum, de hoc et duobus aliis addens: ,,Numi bi cum propter metallupt, tum aevi pervetusti indicia omnia, insignis sunt pretii, atque etsi inscriptione carent, Lampsa- ceni tamen causa equi marini alati certe sunt, quia in numis eo- rum aliis ipsum populi nomen iuxta scriptum legitur. Et quod amplius est, etiam tum, cum aliis in moneta sua typis sunt usi, eius tamen sigillum iuxta adstituerunt, ceu Sidetes malum grana- tum, Selinumii folium apii etc., ex quo satis apparet, Lampsa cenos Hctitium istud animal velut sibi proprium adseruisse." Pn.". UT. Bos gradiens ad e., infra delphinus. )( Quadrala informia vetusto modo incusa. III, Memoravit Roca-x. T. 11. p. 269 huiusmodi exemplum ex Mus. Caes. et ex Pellerino (Rec. I. tab. XVIII.), apposuitque huius generis numis argenteis magnae raritatis signum (RRR.). Quam certam argenteae huius monetae epigraphen dicit [|]! 605 priore littera modo singulari formata, ea ipsa in numo nostro eoque integerrimo reperitur. Ceterum Eckllelius incertum esse iure dicit, cuiusnam Pyli, quum plures [))-[i fuerint, sit antiquis- simus hic numus; imo necesse non esse eum Pylo tribuere. sed alicui ex urbibus quae a binis his litteris incipiant, quaecunque ea sit. Haec ille. SBSTINIVS quidem (Descriz. delle Me- daglie rare di Museo Knobelsdorfiano, Berl. 1804) tab. [. n. Z, 4, 5 delineatos dedit eiusmodi numos, disputans de eorum patria pag. 18 et in Nott. p. 86 sic, ut Byzantium com- mendans nobis quidem non persuadeat. COVSINE'RIVH, quem laudat, eiusmodi numos plures in Bithynia reperisse facile credi- mus; Pythopolin, quam idem Cousinerius Bithyniae civitatem lingit, in Geographiam numismaticam non admittimus, Mscebouu. Satyrus nudus flexo uno genu mulierem brachiis con- strictam tenet. )( Quadrata informia incus-a vetusta modo. Sine epigraphe. III. Huiusmodi numos, rariores illos, olim Lesbo ex Goltzii auctoritate tributos, quos pictura et fabrica remotissimi esse aevi opus testantur, ut vere iudicat Ecxnnurs, non Lesbo, sed Ma. cedoniae, ita tamen ut de urbe non constet, tribuendos esse do- cuit praeclarus idem Doctrinae numorum veterum auctor T. II, p. 500. Cur Lete, Macedoniae oppidum vulgo ignotum, proba? biliter haberi possit talium numorum patria, eius rei causam in- dicat SBSTINIVS, ]. e. p. 2, Not. Plures huius generis numos enumeratMloNNxTr-s (Descript. de Med. antiquas Grecq. et Rom., T. III. p. 32 seq., cuius operis nonnisi Tomos tres Priores me .adhuc nactum :esse doleo.). De typis conf. tabb. MMM-mn (Recueil de Planches, Pl. XLIV, n. 4-et5,) liny-rimus. V-ir nudus equum freno retinens, ad s. )( Astrum in typo incus-a, Epigraphe nulla nec est nec olim fuit. III. 6o4 Hunc prisci operis numum ut ad Erythras referendum putem, movet me Ecxnezirs l. c. p. 199, laudato simili quodam cum epigraphe EPTB. ex Museo Pembrock. Rem certam non esse concedo. Ceterum quos mumos autonomos argenteos, inscriptos EPT., Harduinus et Pellerinus Erythris Boeotiae tribuunt, eos omnes esse Erythrarum loniae dicit SzstrMrrs in libro: Classes generales Geographiae numismatica e P. II. p. 71. Conf. etiam Schurch TEGnozzrar libro utili, qui utinam mox continue- tur: Annalen der gesammten Numismatik, T. I. p. 61 seq. ATHENAE. Caput Palladis ad d., simplice galea tectum, insuper, ni fallor, oleae folis ornatum. )( ASE. Scriptura retrograda. Noctua stans inter duos oleae ramos. III. Numus antiquioris aevi. Ab is quos laudat Ecxhez. T. II. p. 209 differt oleae folis quae dixi. In aversa parte non reperi- tur lunula. Caput Palladis parwa galea tectum. )( Noctua stans , Slt- perne iuxta folium olivae. Numulus formae minimae sine epigraphe. THEssALIA. Caput Iovis laureatum, ad d. )( SEXAANN. Pallas gradiens ad d, pendentibus ex humero allis, d. hast am intor- quet, s. clipe um praetendit. Duorum magistratuum momen, supra IIOATZEN., infra ETK. A... (i. e. ETKOAO2), II. Conf Ecxnez. T. II. p. 133; MrowNET. l. c. T. II. p. 3 m. 19, et CHR. RArr Catal. Numor. vet. Gr, et Lat. Mu- sei Regis Daniae, Part. I. p. 130, 13 I- CoRINTHvs? Caput muliebre ad d. )( Pegasus. Infra littera P satis detrita. III. 4- 605 Caput muliebre ad s., cincinni: duobus dependentibus, manili ornatum.. Appasita littera A. )( Pegasus. Infra lit- tera C,). III. Corinthum nominavi in duobus his numis, licet, ad quam urbem referendi sint, certo haud constet. Conf. Ecxrrrrnrz anim- adversiones in unum; argumenti Corinthii T. II. p. 224 — 255. ,,Lilteram (,7 esse vetus Phoenicium Koph, in cuius locum suc- cessit K, et illa indicari Corinthum, inter omnes convenit." Eck- helii sunt' verba p. 245. Caput muliebre in duobus numis nostris, quamvis in utroque diversum, neutrum tamen galeatum; an for. tasse est caput Arethusae, numique Syracusis signati? Conf'. Ecx- ”EL. p. 248. Aller numus, in cuius 'antica parte conspicitur A, possit esse alicuius coloniae Corinthi, ut Aetii, Argi Amphi- lochii etc. Nihil vero hac in re definire ausim, hoc unum mo- nens, ambos numos Pegaso insignes, ceterum valde inter se et metallo et fabrica diversos, proprie non pertinere ad id genus, de quo Eckhelius p. 249 seq. agit, nonnisi de didrachmis disse rens, quum nostri multo minoris sint moduli. , CHALCXS Evnonu. Caput muliebre ad d. ‘( Aquila serpentem depascens. III. Caput muliebre Iunonis esse videtur. Conf. EcxHEL. T. II. [)* 535 Hxsruu Evaoxu. Caput Bacchi ad d., racemis redimitum. )( .ZTI. Mu- lier prorae nauis insidens ad d., s. velum explicatum te- ne!. III. Conf. DM)-fax. T. II. p. 525. MIDNNET. T. IL p.3os seq. Smmws INSVLA. 21. Chimaera ad a. )( Columba volans-. III. De Siphni, unius Cycladum, numis conf. ECKHHL. T. II, p. 555 seq. TMNT-72. T. II. p. 524 seq. 606 AM1svs PoNr. Caput muliebre ad S., cinctum corona fastigata, imauri et monili ornatum. )( Noctua adverso pectore explicatis alie basi insistens. Infra IIEIPA, superne, tamen subnoctuae allis, MTAA. II. Cuinam urbi tales mumi remotae sane vetustatis tribuendi sint, certum esse negat Ecxnzz. T. II. p. 390. SzstrNrrsvero in IIEIPA urbis nomen quaerens, non sine magna probabilitate eos Amiso Ponti tribuit, quae urbs a Milesis aedificata, ab Athe- miensibus subinde colonis frequentata, Strabone teste ab his vo- cata Piraeum. Conf. etiam Sestr1 wirr Mus. Knobelsdorf p. 34, ibique tab. II. n. 2. Inscriptio MTAA nostro mumo pro- pria videtur, isque ob eam memorabilis. Quae quorsum per- tineat, doceant nos qui compertum habent. Rhon vs INsvLA. Caput Solis radiatum, liberaliter crinitum, ad d. )( PO. Balaustium. Pone rosae callyx, cuius pars inferior formare mihiquidem videtur monogrammate litteras TE. Supra legitur APTEMON. Haec omnia in quadrato incuso. III. Conf. Eckheiz. T. II. p. 6o2. Exemplar numi non raro ob- vi elegantissimum. Imaginem eius habes apud Mrow verrar (P. LII. n. 1.) THAsvs INsvLA. Silenus flexo sinistro genu ad S., dextera tenens vas an- satum, sinistra femori admota. )( OAXIQ. Diota intra qua- dratum incusum. III. De numis Thasi, opulentissimae insulae Thraciae, conf. Ecx- nez. T. II. p. 52 – 55, apud quem non inveni typum nostro convenientem. Similem fere laudat Sxsrrwirrs Descr. Mus. Knobelsd. p. 24. Oblonga numuli ex argento purissimo forma. PARIvM Mys1Az. Persona lingua exserta serpentibus horrens. )( II. Bos stans st respiciens ad d. III. 607 lou-[ pedes bovis esse videtur littera H; sed certo dici non potest de exemplo, cuius amica integerrima, aversa minus integra. Hic numus vetustus tribuendus est Pario ad Propontidem. Ery. :hrarum coloniae. Conf. EcxmrL. T. ll. p. 459, qui Sasa-unr opera Parianorum rem numismaticam praeclare illustratam can- dide agnoscit. Conf. etiam, quam Eckhelius laudare nondum poterat, Sestinii Descriptionem numor. rar. Musei Kno- belsd. p. 47, ibique tab. 11. n. 8, quae similem numum exhibet, cuius aversa integra superne monstrat litteras HA, inferne PI. * Sum Paul-uum. Caput Palladis ad d. )( Victoria gradiens ad s., d. co- ronam praefert; in area malum Punicum, et infra Al. 1. Vid. Ecan-L. T. lll. p. 15 seq. Numus propter metallum et pondus spectabilis, qui an inscriptione differat ab iis quos ex Mus. Caes., e Pellerino et Huntero laudat Eckbel. !. c.. confe- renti patebit. * LVSIMACHXA CHEBSONBSI THBACIAI. Caput leonis ad d. )( ATEI. Spica. Ill. Caput Apollinis laureatum ad d., occipitio velato. )( ATZIMAXESZN. Circa est corona spicea. lll. Numus, quem altero loco recensui, maior est priore, pon- dere insignis. Eius in averso typus Ecxrrguo (conf. T. II. p. 50) haud memoratus. Argenteorum Lysimachiae idem mentionem fe cit nullam. CtsTorl—touvs [Z]-WU. Cista semiaperta, ex qua serpens ad s. provolvitur, omnia intra coronam ex hedera et corymbis contextam. )( 'E-I-E. Duo serpentes caudis mire implicatis exsurgentes complectun- tur nescio quid. In. area gallus gallinaceus. De pharetra, taedis. aliisque rebus inter serpentes positis certus non sum. De huinsmodi imaginum in cistophoris obscu 608 . ritate vide Ecxmsunr T. 1V. p. 357, 558, coll. p. ZZZ. 554. Laudat in diss. de numis cistophoris p. 555 Ephesi cistophorum, sed illum a nostro diversum. Litteras solitarias easque arithme- ticas quum in omnibus cistophoris Ephesi, quotquot viderit ma- gis integros, in area aversae se observasse affirmet p. 563, quae- sivi eiusmodi notus in nostro quoque numo maxima sui parte optime conservato. Obscuris saltem indiciis agnovi, et quidem for- mis ZA, ita quidem, ut si de priore nota dubitatio relinquatur, altera A adsit omnino. Tirontim causa, qui haec legent, addo. omnes cistophoros argenti esse purissimi, pondere ad tetradrachma accedentes, eo- rumque patriam fuisse eam Asiae minoris partem; quae olim re- gum Pergamenorum ditio, subinde Romanis testamento subiecta est, atque eorum argumentum unice ad Bacchi mysteria et orgia pertinere. Eckhelius quidem p. 565 ,cistopltoros monetam illi Asiae minoris parti propriam signatamque in quemcunque usum sive sacrum sive profanum esse putat, perinde ut suam Atlte- niensibus aliisque populis et civitatibus. Quo tempore cudi coe- perint, eodem iudice p. 363 nihil potest probabile aHerri. Illud unum constat, iam V. C. 564 obviam fuisse in Asia monetam. quod eo anno Man. Acilius Glabrio in triumpho, quem de An- tiocho M. egit, cistophororum ingentem copiam praetulit (Liv. xxxvu. 462). B. RAEGVM. MACEDONME. Parum-r u. Caput Iouis laureatum ad d. )( QIAIHHOT. Eques lento gressu ad .r., d. elata. Sub primo pede elato gradientis equi astrum. , sub tertio littera A. II. Opus elegans, minime barbarum. ConF. Ecxmvt. T. II. p- 94- 95 6og Caput Apollinis laur. ad d. )( Figura muliebris in citi big is add., d. porrecta scuticam tenens. Subpedibus equorum HIAIIIIIOT er fulmen. III. Opus elegans. Conf. Ecxhsz. ibid. p. 94. Ex aureis Phi- lippi, inquit, hi maxime obvi, argentei similes rari. AL ExA NDR 1 M. Caput imberbe (Herculis) ad d, leonis exuvits tectum. )( AAEE AN AP.. Iüppiter seminudus ad d, sedens, d.aquillam, s. hast am, in area avis ala alata: intra fulcrum sedis, ni fallor, serpens. III. Caput imberbe (Herculis) ad d, leonis exuvis tedtum. ) AAEE ANAPO. Iuppiter seminudus ad d, sedens, d. aqui- lam, s. hastan, in area TI et intra fulcrum sedis apis. IlI. Gont. Ecknez. 1. c. p. 98. De Herculis, non Alexandri, ca- pite vid. eundem p. 99. Apis sigillum pertinere potest aut ad Ephesum, aut ad Ara dum, ut in alterutra numus cusus sta- tuatur. Conf. Eekhel. 1. c. p. 1oo, 101. THRAclan. Lrs 1 Mr. A c H. r. Caput Regis diadematum add., adstituto arieris cornu. ) BAXDIAES2X . ATXEIMAXOT. Pallas sedens ad d., d. Victo- riolam, s. hastan, et simul clipeo, qui capitis formam refert, innixa. Sub Palladis dextra monogramma, sellae fulcro in- clusum BT, infra sagitta, sceptrum aliaque. Num. maximi moduli. Conf Ecxhez. T. II. p. 56. De principio vocabuli BT idem p. 57 non ausit certun quid affirmare. Caput Herculis imberbe ad d., leonis exuviis tectum. )( BAXI.ATXI. intra coronam spiceam. III. Conf. EcxHzz. ib. p. 57. AkoyPTI. Pro zz zur L Fr 1. So rz n1 s. Caput Regis diadematum ad d. )( . . OAEMAIOT EM- 39 610 THPOZ. Aquila fulmini insistens. In area 21 et A!; etiam. anm", ni fallor, AA, quanquam hoc certo aflirmare non au- sim. I. Numus operis egregii. Conf. Emun-I.. T. IV. p. 6. Bx'rm'Nuz. FMM-ua]".- aut II. aut IV. EPIPHJNIJ. Caput Regis diadematum ad d. )( -BA$IAEQE. EHICPA- NOTE. Iuppiter seminudus ad s., stans, d. porrecta, :. alata hastam, in area aquila fulmini insistens et nota anno- rum. AP. I. Conf. ECKIIEL. T. II. p. 444, 445. Mzomvzr. T. II. p. 509 —5u. Vox NIKOMHAOT eam tanlum ob causam abesse vi- detur, quia margo numi haud vulgaris ex altera pane vi est ab- latus. Idem valet de corona, quam Iuppiter d. porrecta tener. solet in huiusmodi numii. Nolam annorum AP aliis dispicien- dam relinquo. De epocha Bilhynica consule quae Eckhel. 1. c. p. 397 neq. ali-'on variorum sententias salis incertas. CNY-oom“. AHIOBARZANIS I. PHILORDMJBI. Caput Regis diadematum ad df )( BASIAEQE. APIO- BAPZANOT. ÖIAOPÜMAIOT. Pallas stans ad s., (1. Victa rialam, s. hastam. cum clipeo, inji'a vel AI vel AI. Etiam duo munogranimata in area, alterum sub Victuriola, alterum post hastam. Ill. Conf. Dax!-a;. T. III. p. 199. In numo Palladis victrici: imaginem referente, simul voce ÖIAOPQMAIOT insignita-, cemus desinit noster. Placet omen. Nempe. Vos. Commurouns, ipsos auguramur fore, alia quidem censu quam C a p p a d 0 cum r ex, WWF-MMM!) atque eziam 611 WManvur, quandoquidem Romanos amare "nequit,. qui Graecos oderit. Illud autem Vos proposita iam lectiOnum academicarum tabula speramus statim comprobaturos in iis scholis. quas sanus nemo frequentaverit, qui alienus sit a litteris et Graecis et Latinis. P. P. in Vnivers. litt. Dorpatensi. d. XV. Iau. cIoIacccxx. onusque-nn 612 leber die Richterische Sammlung für Litteratur und Kunft, und über einige alte Inschriften. S ch r e i b e n a n d e n H. e r a u. sg e b er HON Karl Morgenstern. Sie verlangen von mir, theurer Freund, als Beylage zur Rich- terischen Reisebeschreibung, die Angabe dessen, wodurch aus dem Nachlaß des viel zu früh uns Entriffenen die Bibliothek und das Museum unserer Universität bereichert worden. Ich bin Ih- nen auch Rechenschaft fchuldig, wie ich Ihren Wunsch zu er- füllen suchte, ich mochte bey den dem Buche bengefügten Grie- chischen und Lateinischen Inschriften die letzte Correctur der Druck- bogen übernehmen. Zuerst in Hinsicht der litterarischen Schätze kann ich, als Vorsteher der Universitätsbibliothek, in welche fiel kamen, nur wiederholen, was ich schon in den Dörptischen Beyträgen (Bd. III. S. 464–466) bekannt gemacht habe. An Hand, fchriften empfing sie im J. 1819: 1, Die Abentheuer Antar’s, den Arabischen Ritterroman in 32 Bänden in verschiedenen Formaten. Dazu kam noch den 30. 613 October 182o: ein Band einzelner Blätter, den 43sten Theil der Geschichte Antar’s enthaltend. Unfehlbar erinnern Sie sich defen, was vom Werth, Wesen und Geist dieses merkwürdigen Romans der treffliche Kenner der Poesie des Morgenlandes, Joseph v. Hammer, in seinem lehrreichen und anziehenden Aufsatz in den Wiener Jahrbüchern der Lit., Bd. VI., S. 229–269 gejagt hat; auch über das im Allgemeinen Unbestimmbare der Bänderzahl des großen Arabischen Werks S. 23o 233, und über den muthmaß- lichen Verfaffer S. 2, 1, 242, 245, 258; so wie der Recension von Terr ick Hamilton's 82o mit dem vierten Bande geschloffe- nen Englischen Uebersetzung des in Syrien abgekürzten Werks, die in den Göttingischen Gel. Anzeigen 182o St. 199 steht. Diese Ueberfetzung habe ich indes auch für unsere Universitätsbibliothek angeschafft. 2. Saadiºs Rosengarten. 3. Hafi's Gedichte 4. Ghazel, Sammlung Perfischer Gesänge, auf Perga- ment, mit eingemalten Bildern und Vignetten. 5. Gedichte des Wedfir Behanddin. 6. Den Divan Gabrielºs. 7. Anthologie Ebn Chiltan” s. 8. Die boshafte Schlange, ein poetisches Werk. 9. Dhem fhjd und Chairfhjd, Türkischen verfifficirten Roman auf Pergament mit Malereyen. 10. Commentar des Briefes von Ebn Dfir ran. 11. Commentar eines Arabischen Gedichts von einem Unge- KANNten, 12. Geschichte der ersten Türkischen Kaiser mit eingemalten Bildniffen; kl. Fol. 13. Beschreibung Andalusiens. 14. Einen Türkischen Briefsteller. 15. Eine Türkisch-Arabische Sprachlehre. 16. Einen chronologischen Aufsatz in Türkischer Sprache. Dazu wurde nachgeliefert den Zo. Oct. 182ot 614 der Rosengarten des Scheich Mosleheddin Saadi von Schiras, ein zweytes Ex. von Nr. 2; ein Türkischer Kalender, und zwanzig Türkische Dokumente, Firmans und Empfehlungs- fchreiben der Pforte und ihrer Befehlshaber in Kleinasien, Syrien, Palästina und Aegypten. An gedruckten Büchern: Aus den Druckereyen von Scutari und Constantinopel: Chro- niken der Turken, zehn Bande, Fol., und eine Türkische Erdbe- schreibung mit vielen illuminierten Charten, Fol. Aus der Arabischen Druckerey des Klosters Marhanna auf dem Libanon: 1. Das Buch der Weiffagungen der Jüdisch - Christlichen Kirche; einen Band Fol. 2. Das Buch der Evangelien; einen Band Fol. 3. Das Buch der Episteln; einen Band 4to. 4. Die Meffaslehre von Eustachius dem Aeltern, einen Band „to. 5. Erläuterungen der Lehre; einen Band 8vo. 6. Das Buch der Psalmen; einen Bandsvo. 7. Liturgische und asketische Schriften; einen Band 4to, vier Bände 8vo, einen Band 12mo. Von dem, was das unter meiner Direction stehende Kunst- museum erhielt, ist bey weitem das wichtigste Stück der von außen und innen mit Malereyen der mythologischen Symbolik der Aegy- ptier, in Verbindung mit ihrer Hieroglyphik, bedeckte große Mu- mienf a rg von Sykomorus-Holz, mit feinem eben so verzierten Deckel. Das Ganze hat bekanntlich die Mumienform, nach oben abgerundet, von den Schultern bis zu den Ellbogen sich erwei ternd, und nach dem vorstehenden Fußbrette zu verengt. Es ist, mit Ausnahme einzelner, meist kleiner, Stellen des Deckels, sehr wohl erhalten: nur, daß letzterer nach unten, besonders in der Fußgegend, bedeutend beschädigt ist; fo jedoch, daß auch hier die Fragmente, manche kleinere freilich schwer zusammen zu paffen, 61 5 nicht fehlen. Die Länge beträgt nach Rheinländischem Maß6 Fuß 4 Zoll; die größte Breite bei den Ellbogen - Fuß 1 Zoll, die kleinste oben am Kopfe 1 Fuß 2" Zoll. Die Höhe beträgt amu Ko- pfe 2 F. z. Z., in der Mitte 1 F 9 Z., vor den hervorstehenden Fußbrett nur 1 F. 7 Z., ben und mit dem Fußbrett aber 2 F. 7 Z. Die Hohe des Sargkastens ohne den Deckel ist nach unten 1 F. 54 Z., nach oben 1 F. - Z. Die Malerey ist auf hochgelb über- färbten, meist über einen Lehmgrund gezogenen Gripsgrund, mit Leim- und Lackfarbe aufgetragen, und zwar an manchen Stellen fo dick, daß die Gegenstände plastisch und wie en relief erscheinen. Der gelbe Firniß, mit welchem jene überzogen ist, erlaubt überall, wo er nicht etwa zufällig abgerieben worden, das nasse Abwischen, wodurch die Farben lebhafter, ja brennender hervortreten. Am braungelben Gesicht von keinesweges unedler Bildung mit grünen Umriffen der Augen und Augenbrauen und mit dunkeln Augen, starrt der zapfenartig unter dem Kinn angefzte dunkelgrüne Bart, durch kleine gelbe Streifen als geflochten angedeutet. Das mit wohlge- bildeten, fleißig ausgemalten Ohren versehene Antlitz ist umgeben von der heiligen Haube (Calantica), die grün und gelb gestreift ist; doch so, daß daran: (vielleicht wegen Abgangs des Copalfir- niffes) statt der grünen Farbe hin und wieder die blaue erscheint. Die braungelben Hände liegen über die Brust gekreuzt. Die un- gemein zahlreichen Figuren, welche, das Gesicht, die Hände und den größten Theil des Brustschmucks ausgenommen, die ganze äußere Oberfläche des trefflich erhaltenen Sargkastens, sowie des Sargde- ckels, der genausten Betrachtung werth machen, beziehen sich auf das Gericht über die Seele im Todtenreich. Das Innere des Sargs, mit Ausnahme der innern, nicht gefärbten, Seite des äußerlich fokunst- reich bemalten Deckels, ist dunkelroth angestrichen. Auch hier fin- det sich überall beachtenswerthe Figuren- und Hieroglyphen-Ma- lerey, zum Theil auf weißem Grunde; doch mit geringerer Sorg- falt und mit ungeübterer Hand ausgeführt, als an der äußern Oberfläche des Werks, aber wohl erhalten; auch ist hier der Fir- niß weniger glänzend, als dort. Da im Innern keine Spuren 616 vonfettigen Harzen und Spezereyendes Mumienkörpers zu fehn sind, fo ist nicht unwahrscheinlich, was der Reisegefährte des fel. Richter, der kenntnißreiche Sven Lidman, jetzt Professor in Linköping, ben, feiner Durchreife durch Dorpat gegen mich äußerte, daß von diesem Mumienfutteral aus unbekannter Urfach noch gar kein Ge- brauch möge gemacht feyn. So erklärte sich auch fchon daher das Fehlen der Mumie. Eine genaue Vergleichung der einzelnen Bil- der mit andern bekannt gemachten und erklärten, z. B. mit der Kupfertafel in den Fundgruben des Orients, V. Bd., S. 277, nebst Jof. v. Hammer”s dazu gehöriger Abhandlung: „Die Lehre von der Unterwelt der Aegypter“ u. f. w., auch mit dem, was Zoéga de obelisc. orig. et usu p. 304, 317–332, 372 seq, 652, Böttiger in feinen „Ideen zur Archäologie der Male- rey“, und Creuzer im ersten Theile seiner Commentationes He- rodoteae gefagt haben, muß anderer Zeit aufbewahrt werden. Gewiß würde mein alter Freund Böttiger, besuchte er jemals unfer Dorpat, fich dieser „echten Ofirismaske“ freuen. „Wo es ganz prächtig zugeht“, sagt er, (J. d. zur Archäol. der Mal. S. 55) „da spreizt Ifis auf der Brust ihre großen Flügel u. j.w, Das ist hier der Fall. Nur werden hier von der grünen Isis, die in den ausgestreckten Handen Schluffel hält, diese Flügel nicht auf der Brust ausgefpreizt, sondern auf dem mittlern Leibe, da der Brustschmuck weit heruntergeht, in dessen oberer Mitte, hier, beinah wie auf einer gewissen Mumie (vgl. Zoega a. a. O. S. 262), ein Scarabäus mit der Kugel darüber zwi- fchen zwey kleinen dicht dabey stehenden Sperbern sich befin det, und da zwischen diesem reichen Brustschmuck und jenen großen Flügeln, durch einen blauen Strich von ihnen gefon- dert, schon ein ganzes Feld mit mannichfaltigen Figuren und Hier glyphen fich hinzieht, worunter an jeder der zwey Sei- ten auch eine grüne weibliche Figur, selbst mit verhältnißmä- ßig großen Flügeln, niederhockend eine grüne Feder hält. Unmit, telbar unter den gewaltigen Ifisflügeln ruht eine grüne Sphinx auf roth gepolstertem Sopha; daneben erheben ein paar nieder- 617 kauernde weibliche Figuren die eine Hand über das Haupt. Doch, ging' ich ins Einzelne, wo sollt' ich anfangen? wo endigen? Er- wähnen will ich nur noch, daß ich ganz nach unten zu, an den dort leider stark beschädigten Stücken, auch die hier grünen Köpfe nebst andern Theilen der wohlbekannten zwey Wölfe, ,,der Wächter der Unterwelt“, nicht vergebens suchte. Ges nug, mein Wunsch ist fehr natürlich, daß einst von dies fem fo merkwürdigen Mumienfarge forgfältige Abbildungen, fey's in gestochenen Umriffen oder lithographirt, möglich ge- macht würden, die, wenigstens zum Theil, auch coloriert feyn sollten. In einem solchen Hefte müßten, außer den Blät- tern für die Bilder und Hieroglyphen der einzelnen Felder, auch ein paar größere Zeichnungen Zusammenhang und Ueberblick des Ganzen geben, begleitet wenigstens mit kurz gefaßten Erklärungs- versuchen der Hauptfachen. Sehr leicht ausführbar ist freilich das Unternehmen nicht, da es viel Muße erfordert, auch ziem- lich kostspielig feyn würde. Indes findet auch diese Arbeit einst wol ihren Mann, zumal da das alte Werk nun in einer für die Dauer angelegten Sammlung (dieß ist ein Vorzug öffentlicher An- falten) da steht, oder vielmehr – die Wahrheit zu fagen – jetzt noch da liegt; nemlich auf einer niedrigen, dazu vorläufig ge- machten Bank. Ich werde indes dafür sorgen, daß in kurzem, in aufrechter Stellung, wie sich's gebührt, unser Ofiris aus feinem Jahrtausend auf uns Nordländer dieser Tage herabschaut. Denn irre ich nicht, so wird einst der Mumiensarg unters kleinen Mu- feums neben dem prächtigen des Capitäns William Lethieul- lier im Brittischen Museum, den beiden im Institut zu Bologna, dem Werlichen in Kirche rºs Oedipus beschriebenen, und ne- ben wenigen andern neuerlich gefundenen, von den Archäologen Europens genannt werden. Fehlt uns nun gleich eine Mumie zu dem großen Sarge, so haben wir doch zwei Mumien, die ich in fargartigen Glaskasten aufstellen ließ. Die eine ist unter der Größe einer erwachsenen Person, 4 Rheinl. Fuß lang, die andere die eines Kindes von 613 zwei bis drei Jahren, 2 Fuß5 Zoll lang. Kindermunten kommen bekanntlich sehr selten vor. Beide sind mit Bunde: umwickelt, ohne gemalte Gesichter, uberhaupt ohne Verzierung. Etwas in Europa gewiß höchst selten zu Sehendes ist unfre Mumie eines kleinen Hundes. Der verstorbene Prof. - Langguth (de bestis Aegyptiorum studio conversis in mumias. I. Vireb. 808. 4. p. 25) führt Abd” allatif an als Augenzeu gen von mit Binden umwickelten Hundsgebeinen, die dieser in eig- nen Hunds Grabgewelbett angetroffen habe. Unser Exemplar, etwa ei; Zou lang, zeigt den beinahe vier Zoll langen hervorstehenden Kopf des Hundes mit Binden umwickelt in einer natürlichen Ge- falt, mit wohl erhaltenen Zähnen. Der Leib sieht beynah aus wie der eines Wickelkindes. Haufiger schon finden sich in Europäischen Sammlungen Ibismumien, der gleichen in den Gruften von Saccarah ge- funden werden. Wir haben drey, die eine zugleich mit dem Topfe, worin sie aufbewahrt wurde, dessen Form den Thonformen der Hüte in unsern Zuckerfabriken ähnlich ist. Was Langguth in einem andern Programm: De mumis avium in Labyrintho ap. Saccaram repertis (Viteb. 1803. 4) gesammelt hat, und was in Denon's Voy. Pl. 99 gut abgebildet ist, läßt in den archäologie fchen Vorträgen durch unsere drei Exemplare sich nun noch an schaulicher erläutern. - Neben jene zwei Menschenmumien habe ich die Mumien Idole von Thon und von Stein gut gelegt, dergleichen häufig bey den Mumien in ihren Särgen gefunden werden. Drey, etwa eine Spanne lang, sind von Thon ohne Glasur: zwei davon von rothgebranntem, eine von weißgelblichem, und zwar jene zwey mit Spuren von farbigem Anstrich, diese mit Resten von Malerey. Dreykleinere von Steingut haben blaue Kobalt-Glasur und mit schwarzer Farbe darauf gezeichnete Hieroglyphen. Ein ähnliches kleineres ist ohne Glasur; ein halb Dutzend von grünge färbtem Steingut, meist ohne Glasur, alle diese ohne Hieroglyphen. Außer einigen andern, in der Kurze schwer zu beschreibenden, 619 Kleinigkeiten von Serpentin, und von Thon mit und ohne Gla- fur, finden sich über sechzig fehr kleine Figuren, von der Größe eines halben Zolles, eines Zolles, Weniges von zwey Roll; meist mit Oehren als Amulette verfehn. Sie sind von Steingut, mit blauer und griner Glasur, ein paar davon zugleich mit Punkten und Linien von gelbem Schmelz. Darunter mehrere Bilder des Osiris, der Jfis , des Typhon; ein Harpo trat es u. f. w.; eilf Ofir is - Augen, das größte - Zoll lang und beynah einen Zoll breit. Bey diesen konnte vielleicht, was Blu- menbach (Specim. Hist. naturalis antiquae artis operibus illu- stratae p. 17, 18) erinnert hat, zu weiterer Untersuchung Anlaß geben. Außer diesen eilf haben wir zwei Stück, die aus mehrern zusammengesetzten Augen bestehn; auch mehrere Priesterhauben, Vögel, Blumen u. a. m.; hier auch eine mannliche Figur von La- pis Lazuli, 1 Zoll lang. Aehnliche Aegyptische Kleinigkeiten fin- den Sie abgebildet ben Montfaucon, in P. Mir che rºs Oedi- pus, im Recueil des Grafen Caylus und in Demon's Voyage. Ferner ein vierecktes Stück von Steingut mit grüner Glasur einen Zoll lang, auch zum Anhängen durchbohrt, wo auf jeder der beyden Seiten als vertiefte Figur ein Krokodil erscheint; eben- fo drey kleine Stücke mit Hieroglyphen; zwey heilige Käfer des gleichen, von 3 bis 4 Zoll Lange, und einer von Lapis Lazuli, alle drey ohne Hieroglyphen. Ueberdieß acht und zwanzig Sca- rabäen theils von Steatit (Speckstein ), theils von härtern Materien, von der Länge eines Viertelzolls bis zu der eines Zolls; ebenso verschieden an Farbe, nemlich grün, oder graugelb, oder graubräunlich, oder schwärzlich; auf der flachen Seite alle mit Hieroglyphen, alle zum Anhängen durchbohrt; außerdem noch ein Stück, wo auf der convexen Seite fünf Käfer zusammen erho- ben geschnitten sind. Von den Hieroglyphen dieser Scarabäen ge- denke ich bey erster Gelegenheit dem Forscher Bellermann in Berlin Abdrücke in Siegellack zu senden, die ihm bey der Fort- fetzung seiner seit 132o erschienenen gelehrten bey den Abhandlun- gen „über die Starabäen-Gemmen“ u. f. w. gewiß willkommen 62o fern werden. Deßgleichen von einem viereckten Serpentinstein, 2 Zoll lang, 2 Z. breit, 1 Z. dick, auf welchem zwischen zwei der "Lange nach hinlaufenden Parallellinien Hieroglyphen eingegra- ben sind. Zu diesen Sachen kam den 30. Oct. 182o ein ovaler Chalkedon, etwa anderthalb Zoll lang, beynah einen Zoll breit, mit eingegrabener Arabischer Inschrift auf der einen Seite, auf der andern unbeschrieben. Von Bronze haben wir an Aegyptischen Alterthümern neun kleine Priester-Figuren und andere, die größte 2 Zoll lang, die kleinern etwa 1 Zoll, zwei davon mit Oehren zum Anhän- gen. Ferner ein Auge von Bronze von natürlicher Große, das Weiße darin mit Schmelz; auch einen Arm, 24 Zoll lang, lez- tere wahrscheinlich von Griechischer Arbeit. Entschieden Grie- chische Arbeit, und zwar von wohlgerundeten, fchlanken, anmu- thigen Formen, ist eine 8 Zoll hohe bronzene unbekleidete weibliche Figur mit einem Diadem, wahrscheinlich eine Aphrodite, in der Rechten etwas in die Höhe haltend, das eher eine Sandale, als ein Spiegel scheint; vollständig erhalten, nur daß durch unvor- fichtiges Einpacken die Nasenspitze, das Gefäß und ein Hacken et- was abgerieben worden. Diese, wie Sie mir aus Richter’s Papie- ren mündlich mittheilten, in Damaskos gefundene Figur ver- dient meines Bedünkens durch einen Kupferstich bekannt zu werden. Von reinstem Golde ist ein Löwenköpfchen mit einer Art von Halsband, sich endigend in ein gekrümmtes Geflecht, von getrie- bener Arbeit; das Ganze etwa 1 Zoll lang, wahrscheinlich aus Griechenland. Mir fiel dabey ein die Nachricht, die ganz neuer- lich (1821) Hughes in feinen Travels in Sicily, Greece and Al- bania von antiken Goldarbeiten gegeben, die man seit einiger Zeit beym Nachgraben in den Gräbern der Jonischen Inseln finde. Auf einem hölzernen Gestell befindet sich eine ohne dasselbe 1 Fuß 8 Zoll hohe aufrecht stehende mumienförmige Figur von Holz mit grün angemalter, mit Attributen der Ifis versehe- ner Haube. Vorn und hinten läuft auf rothem Grunde ein gelber, mit schwarz gezeichneten Hieroglyphen versehener Streifen herab. 621 Merkwürdiger noch ist eine Aegyptische männliche Figur (Priesterfigur?) von gelblichem Kalkstein, knieend, einen lebens- großen Widderkopf haltend, auf einer Bafis aus demselben Stein. Der dicke Hals des Widders, sich verlierend hinter, oder vielmehr auf einem kleinen Altar, auf dessen Vorderseite ein paar Hiero- glyphen sind nebst Raum zu vielen andern, die vielleicht noch da - auf kommen follten, hat Spuren blauer und rother, wechselnder, von oben herabgehender Streifen. Zwischen den Hörnern des mit Maturwahrheit gearbeiteten Widderkopfes ist ein gebohrtes Loch, groß genug, um einen Finger hinein zu stecken. Das Ganze ist hoch 1 Fuß 74 Zoll, lang 1 Fuß 1 Zoll, breit 9 Zoll; nemlich nach Rheinländischem Maß, in welchem alle hier vorkommenden Größen angegeben sind. Sollte diese Gruppe vielleicht aus The- bä feyn, wo, wie in Lybien, das wolle tragende Thier frühzeitig verehrt wurde? Man denkt bei diesem alten kleinen Kunstwerk unwillkührlich an jene Alleen von Widderkoloffen zu Karnak, die Jedem schon wenigstens aus Heeren”s, Ideen“ (II. Dh. II. Abth. Dritte Aufl. S. 808), wohl bekannt sind. Ein Kopf mit einfacher Calantica von grünlich schwarzem Kalkstein, wohl polirt, 4 Zoll hoch, etwa eben so breit und eben so dick; mit scharfen Zügen und doch weich gearbeitet. Nur die Mafe fehlt. Eine Büste mit ähnlichem Kopfe und ähnlicher Kopfbede- ckung, wie beym Vorigen, roher gearbeitet, von Granit, an der Rückseite mit eingehauenen Hieroglyphen, am untern Theile beschädigt, 114 Zoll hoch, 7. breit und eben so dick. Es folgen noch vier fehr interessante Stücke: Eine große, schwere Kalkstein - Platte mit einem nach Aegyptischer Weise vertieften Basrelief, (relief dans le creux) zwey lange, schmale Figuren, eine männliche mit geschornem Haupte und eine weibliche, doch bende nur als Kniestück, enthal- tend; darüber eingehauene Hieroglyphen; auch auf der einen Seite der Dicke des Steins find Spuren eingehauener Hieroglyphen Die- fer Stein hat 3 Fuß 1 Zoll in feiner großten Lange (denn er ist nach 62 2 oben fahrag abgebrochen), 2. Fuß. 2 Zoll in der Breite; 7 bis 7 Zell in feiner etwas ungleichen Dicke. Zmey : alk t ein - Platten, beyde oben regelmäßig abgerun- det, beide mit eingegrabenen Figuren (ohne Relief, nebst Ueberbleib- feln von Färbung, auch mit Hieroglyphen. Auf der einen das Tod- t gericht in Amenthes denn so nennt, wie Sie wissen, Herodotos die Unterwelt der Ategriptier); auf der andern Opfergaben und (Gebete an den mit einem Wolfskopf Thronenden: beyde Steine, nie so manches dieser Sammlung, baldiger Bekanntmachung durch - upjerstich oder Steinzeichnung würdig. Der erste ist 1 Fuß 3 Zoll lang, 11 Zoll breit, 7 Zoll dick; der andere 1. Fuß 7 Zoll lang, 1 Fuß 1 Zoll breit, 2 Zoll dick. Dasselbe gilt auch vorzüglich von der piramidalifchen Spitze eines kleinen Obelifken von hochgelbem Sand- stein, . " Zoll hoch, jede Seite der Grundfläche etwa von 8 Zoll. Die auf allen vier Seiten, nach Aegyptischer Art als vertieft an- gebrachte Reliefs, vorkommenden Figuren, so wie die auf zwey die fer Seiten darunter befindlichen Hieroglyphen sind von besonders fcharfer, zugleich zierlicher Arbeit; erstere auch mit den Resten von Farbung, besonders blauer. So an dem stattlichen Habicht, den zwey fitzenden männlichen Figuren, dem Scarabäus mit aus gebetteten Flügeln unter der Kugel. Letzteres Bild besonders auf unterm chienen Fragment erinnert mich an die Kupfertafel mit dem „Pyramidion Obelisci Campensis“ bey Zoega (de orig. et usu Obel. Vgl. daf auch p. 74.44-seq 588 seq) Bekanntlich nimmt der Dä- nische Archäolog jenen Obeliskus von Heliopolis, aus dort ange- führten Grinden, als der Sonne und dem Arveris, dem Genius der Sonne, geweiht an. Vielleicht war, ungeachtet der Verschie- denheit mancher Bilder auf jenem Piramidion und auf unferm, etwas Aehnliches der Fall bey dem kleinen Obelisk von Kurnu, (denn daher ist unser Stick, wie Herr L. dm an mir auf meine Frage geantwortet hat, dessen Spitze wir nun in Dorpat befitzen. – Bei dieser Gelegenheit merke ich an, daß derfelbe ehmalige Reise- gefährt Richter's-mir gesagt hat, die im Besitze des Herrn Land 623 raths v. Richter auf dessen Gute Waimel befindliche Marmorbfe des Antinoos, die ich noch nicht gesehn habe, sei aus Antonoe. Fur den Anfang auch einer ethnographischen Sammlung im Dorpatischen Kunstmuseum kam von Sachen des neuern Aegyptens hinzu: 1) zwey Sandalen von Palmenzweigen ; ) vier Bar- daken (halbgebrannte Ruhlgefaße), in welchen das trube Mail- waffer in wenigen Stunden sich abkühlt und abklärt, wahrschein- lich aus der Geschirrfabrik zu Kenne in Oberagypten. Unfre an Originalen noch arme Daktyliothik gewann, außer den schon erwahnten Scarabäen von Steingut, Speckstein c., neun antike Intaglien. Einen runden Chalcedonier halte ich für Alt - Perfifch. Sie finden darauf zwischen einer hohen Ara unter einem Halbmond jenen schon aus den Kupfertafeln mit Proben Persepolitanischer Figuren in Herder's famtl. Werken, zur Gesch. u. Philos. I. Thl., Ihnen ohne Zweifel bekannten sitzen- den gekronten und geflügelten Löwen mit bartigem Menschenantlitz; gegenuber aber einen gewaltigen, an den Greif erinnernden Vo- gel, doch mit Tiara und gleichfalls bärtigem Menschenantlitz. Von den andern, welche wol Griechische Arbeit feyn möchten, ha- ben zwey, einer ein Chalcedonier, der andere ein Carneol, Scara- bäen-Form. Auf jenem ist die Lotosblume, auf diesem eine sich rechts niederbückende, geflugelte männliche Figur. Zwey andere kleine Carneole enthalten, der eine einen Genius mit langen Flü- geln, der andere eine nur angelegte, auf einen Fuß mit überge- schlagenem Bein stehende, Figur. Ein größerer ovaler Achat, auch nur von ziemlich roher Arbeit, zeigt in der Queere seiner Flache eine Pallas neben einem weiblichen Seeungeheuer. Drey kleine Sardonyche enthalten einen mit Helm, Spieß und Schild Bewaffneten, einen Hermeskopf, und das bei elmte Haupt eines jugendlichen Mannes, beide leztere gut gearbeitet. Unsere Sammlung antiker Münzen wurde bereichert 1) durch vier Griechische Goldmünzen, worunter eine sehr schöne von Phi- lippos I. und zwey von Alexander d. Gr.: uber Vaterland und Echheit der vierten bin ich noch nicht im Klaren; 2) drey 624 Griechische Münzen, die ich für electreos halte, von welchen eine mir sehr alt scheint. Diese hat einige Aehnlichkeit mit der golde- nen von unbekanntem Vaterlande bey Mio. n net (P. XL. no. 2), doch auch nicht unbedeutende Verschiedenheit, ist übrigens wohl erhalten; 3) eine schöne Goldmünze von Antoninus Pius; 4) dreyßig antike Griechische Völker - Städte- und Konigsmünzen von Silber; dieselben, deren Beschreibung ich in dem Programm versucht habe, das Sie eines neuen Abdruckswerth hielten, beywell- cher Gelegenheit auch ein paar Druck- oder Schreibfehler von mir verbeffert find Von der Silbermünze von Thafos fand ich fo eben noch eine Abbildung im Museum Hedervar. Tab. X. N. 213. Vgl. P. 1. p. 98. Ebenso von dem cistophorus von Ephesos eine, doch nur zum Theil zustimmende, daf. Tab. XXI. N. 46. Vgl. P. I. p.211. Deßgleichen von der uralten von Chios, bey Mionnet P. XLIV. no. 1., nur daß die unfrige viel kleiner ist. 5) Eine kleine Silber- münze einer spätern Augusta. 6) Eine Byzantinische Silbermünze mit dem heil. Eugenios, wahrscheinlich von Manuel I. Komme- nos Porphyr og. Dukas (Vgl. Eckhel. Doctr. N. V. T. VIII. p. 262), und eine ältere Venezianische. 7) Sieben und sechs zig Kupfermünzen, meist antike Griechische, zum Theil wenigstens mit noch lesbarer Inschrift. Von diesen behalte ich mir, nach fortgesetzter Untersuchung, ausführlichere Nachricht vor; zumal wenn ich noch manche, mir bis jetzt fehlende, numismatische Werke werde zusammen geschafft haben. Hier erwähne ich nur, daß ich, außer einer Münze mit Samarita nifcher Schrift, fünf Münzen von Ptolemäern fand; ebenso ein halbes Du- zend Alexandrinische Raifermünzen von Claudius, Decius, Aurelianus u. A., zu deren Erklärung mir Zoega in der Nu- mis Aegyptis imperatoriis behülflich ist. Von Griechischen Kö- nigsmünzen vier von Philippos II., ein paar von seinem Nach folger, und ein paar, wie es fcheint, von andern Alexandern; mehrere von Syrischen Königen, eines Seleukos (ich weiß nicht gewiß, welches; wahrscheinlich des Vierten), einige von De- metrios III., eine von Tryphon; zwey des ersten Perga- 625 mischen Königs Phil etäros; eine des Thrakischen Königs Rhe metalkes ( dieselbe, welche abgebildet ist im Mus. He- dervar. Tab. X. N. 217. Vergl. daf. P. I. pag. 1oo). Von Städtemünzen zwey verschiedene von Amifos, eine von Cäsa- rea Panias, zwei verschiedene von Damaskos, eine von Magne- fia in Ilonien, drei verschiedene von Pergamos, eine von Si- nope, zwey von Sidon, eine von Tyros, eine von Tralles. Daß auch feltne, ja fcbr feltne, darunter find, beweisen fchon ein paar von Olbia ; jene vom Thrakischen Maronea, die abgebildet ist im Voy.pittoresq.de la Grèce des Grafen von Choi feul Gouffier, Tom. II. Pl. 16 no. 25, und eine von Hephatia auf Lemnos, daf. no. 3 (nur, daß die unfrige kleiner ist,) und in unserer Größe, bey den Denkschriften der R. Akad. d. Wiff. zu Munchen, Claffe der Geschichte, Bd. V. Tab. Il. no. 23. Vgl. das. v. Streber S. 48. Wegen der Infchriften hatten Sie nichts weiter ver- langt, auch ich nichts weiter versprochen, als daß ich fehlerhafte Abweichungen des Sezers von der Handschrift des fel. Richter, so viel den Umständen nach möglich wäre, verhindern möchte. Dieß habe ich gethan. Ich würde mich auch bloß darauf still- schweigend beschränkt haben, wie ich mir vorgesetzt, wäre ich nicht bald inne geworden, daß, wegen Mangels gewisser Schrift- arten in der Druckerey, doch einige kleine paläographische Nachs weisungen nöthig wären, und daß es nicht schaden könne, wenn auch nur hin und wieder Schreibfehler verbeffert würden. Das mußte dann aber freilich (fo forderte es das Gesetz diplomatischer Treue) angezeigt werden: zumal da Schreibfehler oder Verbeffe- rung auch nur eingebildet fern konnte, und eignes Verfehn billig nicht auf fremde Rechnung kommen durfte. Natürlich ergaben fich auch während des Lesens der Correcturbogen bei mir zufällige Vermuthungen. Von diesen läßt allenfalls eins und das andere sich mittheilen, was meinem Gedächtniß sich darbietet, indem ich 4o (1) 626 am Schluß die abgedruckten Blätter mit Richters eigenhändiger, an Ort und Stelle genommener, Abschrift der Inschriften verglei- che, wie sich dieselbe in sechs verschiedenen Heften feines Tage- buches zerstreut findet. Zwar leidet die gewöhnliche Meinung, das Alter beynahe je- des Schriftdenkmals laffe sich aus den Schriftzügen und der Art zu schreiben bestimmen, manche Beschränkung, wie Böckh, in einzelnen Blättern Gediegenes zu geben gewohnt, wie in größern Werken, vor dem Verzeichniß der Wintervorlesungen der Berlini- fchen Universität von 1821 lehrreich gezeigt hat. Dennoch bleibt bey Bekanntmachung von Inschriften die Beibehaltung der Schriftart jeder, so weit es irgend thunlich ist, aus mehrern Ur- fachen unerläßlich. Ich forderte sie daher auch dieß Mal von der Buchdruckerey; doch vergebens, weil dazu die hinreichende Zahl gewiffer Lettern fehlte. Daher die zunächst folgende Anzeige. S. 553 in No. II. ist statt des gesetzten 2 und K2 in Richter's Handschrift C und D, E jedoch hat nicht, wie man zugleich er- warten möchte, die runde Form, außer in der dritten Zeile. Nur in dieser dritten (was also wol auf eine andere Hand und Zeit hin- deutet, als die, in welche die beyden ersten Zeilen gehören) ist /X statt A; für das zweite II (nur für dieses) ist E, eine mir nicht geläufige Form, wenn gleich E für G) mir nicht unbekannt feyn darf. In lII. nimmt vom Pº der zweyten Zeile der obere Theil die Breite der übrigen Buchstaben ein, der Verticalstrich aber geht verhältnißmäßig noch zwei Mal so lang als in folgender von uns ferm Buchdrucker gebrauchten Form bis zur folgenden Zeile herab: Für J2 ist a). Der am Schluß von lII. von R. gesetzte Punct hätte nicht wegfallen sollen. Letzteres gilt auch bey V. 2. 3. 4. VI, VII. XXX. - In IV. ist überall C für X, G für E, ay für J2. Ebenso in V. VI, VII. VIII. XIV. XV. XVI. XVIII. XIX. XXIII. XXVIII. In IX. ist C für X, doch zugleich E. - In der mittlern der drey Inschriften (X–XII) auf der Ku- 627 pfertafel, die ich vor dem Abdrucke nicht zu Gesicht bekam, ist in R's Handschrift offenbar B, nicht F, im Worte pasuyoy –. In XVII. ist E und C für E und X. In XXII. find die ersten acht, mit 1. bezeichneten, Zeilen mit größern Buchstaben, als die folgenden. Daselbst in 3. S. 565 Z. 2. fehn in Rºs Handschrift über Q5 PA Puncte. XXIV. besteht aus vier Zeilen. Im Abdrucke find sie ge- brochen. - In der ersten Zeile der Inschrift XXX. ist nicht J2, sondern zwei Mal DI), ebenso beym zweyten Buchstaben der zweyten Zeile. In AZ/EA(DK2 aber ist für J2 die Form lul, und letztere in der dritten Zeile noch zwey Mal. In MNHMHE ist die beh R. vor- handene Klammerform des X überfehn. In XXXI. ist das Schlußwort 2 APIXTTHPIONW mit grö- ßern Buchstaben als das Uebrige. In XXXV., S. 574 Z.9 der Inschrift, und S. 575 Z. 5, ist für Z die Form 5. S. 575 in der vorletzten Zeile ist av, obwohl vor- her überall K2. In XXXVIII. hat J2 die Form O . Ebenso in XXXIX. Auch in XL. (denn so muß stehn S. 582 statt LX.), in XLII. und in XLIV.; deßgleichen öfters, zuweilen auch nicht, in XLI. 2; meist auch in XLI. 1o. In XXXVIII. ist der Anfangsbuchstab von HABIO> größer, als die folgenden; ebenso in Z. 7 des Abdrucks der In- schrift der Anfangsbuchstab von EIX, in Z. 9 von TATTHX, in Z. 1o von E/ENETO, in Z. 12 von TIIO. Des Abdrucks, fagte ich. Denn die Inschrift hat nur sechs lange Zeilen, die un- fer Format zu brechen zwang. Uebrigens fehn Sie, wie in der Mitte einer Steinschrift der größere Anfangsbuchstab auf ähnli- che Weise, wie bey uns nach einem Punctum, das Lesen erleich- tern konnte. Nur gaben die Alten beim Schreiben selten sich die Mühe solcher Erleichterung im Aeußern, mehr auf die im Innern bedacht. - In XLI.7, S. 586 hat T" die Form A-. In XLI. 9. S. 587 - 628 3. 4. v. u. ist nach XETHXANTOX" ein mir unverständli- cher, vielleicht ganz bedeutungsloser, Zug 9, den Sie auch in Corsini Notis Graecor. nicht finden werden. In XLI. 10, S. 588 hat das X die Klammerform [. In XLIII. ist E für E, C für X; für 2 ist MV, für „E"fin- der sich Z; auch sind hier sonst kleine Eigenheiten einzelner Buch- faben. - In XLVI. ist ( statt XET, für Q ist UL, und in den drey lez- ten Zeilen av; in XLVII. aber D- und Co. Nun zur Beichte willkührlich von mir vorgenommener Ver- änderungen. Nebenbey werde ich einige Druckfehler anzeigen, auch hin und wieder gelegentliche Bemerkungen hinzufügen. S. 55 in No.1V, dort in der dritten Zeile, ist ADIEP92XEW meine Verbesserung für das ADEP2XENW von Richter's Hand. S. 555 in V. 2 ist qb/A12 NVAIOs zu lesen. Das H für My ist Druckfehler. Das ist wenigstens in VII. S. 5 6. TOBAA1ANVEONWI nicht. Vielleicht hat der Stein: EKTI- XEEN TO BALMANEION. S. 555 in V z habe ich TEXXAPAs gesetzt für Richters Schreibfehler TEXXAPE. S. 55R in der dritten Zeile der christlichen Inschrift habe ich XOPOI für XK2POI aeschrieben. Ebenso in der achten A1EI PANONV für AIPA/WON. In der letzten Zeile, wo qbAN EPS2X ENV abgedruckt worden, ist in Richters Mint. nicht deutlich genug, ob er nicht vielmehr QDANWE- P2XEN gelesen habe. An der Richtigkeit der Römischen WT in einer Griechischen Infchrift zweifle ich billig, verstehe über- haupt die letzten Worte nicht ganz. Würde auch nicht das zweyte, zum Ueberfluß wiederholte "Iways wenigstens beffer im Dativ stichn? S. 56o in XVI. Z. 2. habe ich 69EO-12PAX für das feh- lerhafte GEQ-/DPAX setzen lassen. S. 561 in XIX. Z. 2. hätte für K2KOMHG9H ohne Zweifel 629 „K2KON MH/9H geschrieben werden dürfen. In Z. 3 muß es AG.1OQDOP 2V heißen. Das zweyte Pº ist bloßer Druckfehler. KAA1AM/NIKK2V ist das Richtige für Richter's Schreibfehler KA-1NNWIKK2NW. S. 62 in AX. deutet der Punct in RARISI gewiß auf ein verwittertes S.; niemlich so: RARISSIMO ET" PER OMNIA IVSTISSIMO S. 563 in XXII. Z. 1. hätte, statt der Punete im dritten Na- men Sickter's muthmaßliche Ergänzung bemerkt werden können: ETTTXs. Z. 2. steht in der Handschrift EIPHNAIOX und in der dem X" ein v? Da lezteres der Setzer nicht fuglich an- zubringen wußte, wurde geradezu EIPHNAIOT" gesetzt. Ei- gentlich aber sollte beides, ganz wie im Mfpt., gefezt feyn. Uebrigens find die ersten acht, mit 1. bezeichneten Zeilen dieser athletischen Inschrift mit größern Buchstaben, als die unter 2. 3. 4. fo/aenden. Daß in der fünften Zeile IIATPI-/... nur ITA- TP/A/OX fern könne, sieht Jeder. Ebenso, daß es S. 564 Z. 1 ATIOTXTH statt ATTOTXTH heißen müsse, was auch schon Richter durch ein 7 über dem Tandeutete. Es hätte auch gleich so gedruckt werden sollen, wie Z. 2. ATTOTXTOT, obgleich auch dort A7 TOTXTOT" in Rºs Abschrift steht, dem er aber selbst schon ein /º beigesetzt hat. Daß Z. 7, für AWI-2WEINVIAWONW ben Richter, das von mir gefegte ANT$2NEINWIANWON das Richtige ist, leuchtet ein. Aber es bleiben in dieser langen Inschrift viele bedeutendere Fehler zurück, bey welchen ich um so weniger verweilen mochte, da ich nicht einmal Corsini Dissertt. agonisticas zur Hand hatte, auch fo eben durch Citate bey Gºckhel inne werde, daß höchst wahr- fcheinlich die ganze Inschrift schon in Chandler Inscr. antiq. steht, die in Dorpat leider noch fehlen. Grwähnt mag allenfalls noch werden, daß R. z. IXAKTVOW zusammengehört, 3. 5. IXO-1TMIIION, 3. 6. ITT GIAA/I. M'gl. Eckha. D…. Num. vet. T. IV. p. 424. Daß TAPXO Z. 4. TAPS2 geschrieben sein sollte, sieht Jeder. – S. 565 Z. 1. fiel für 63o AFEA1A1AN mir ein IIEA1A1AN, weiter XKT9OITOAIN, für TETTMA Z. 3. ZETTMA (in Kommagene); Z.4. verbessere ich KITIN in KITION, Z. 5. ... IKONIN in EIKONION, das verderbte GPANIIOAIN aber, in der zweyten Zelle, in IE PAW IIOAINV (Hierapolis). S.567. In XXIV. der neuern Inschrift ist INTEGERRIME bloße Muthmaßung von mir für das fehlerhafte INTEGRIM bery R. Für OBIIT ist bey R. OBIT, auf dem Grabsteine wahrschein- lich OBIT. S. 568. In XXV. ist für das fehlerhafte OIIIAA1AI. IIITAITIMH2XAP... nahe genug liegend die Vermuthung: OI ITA-MAIXTAL TIMMHX, XAPIAV. In der lesbaren, wohl erhaltenen Inschrift XXVI. möchte das von Richter als muthmaßliche Ergänzung beigesetzte avrov, wofür man ohnehin eher «vroy erwartete, beffer weggeblieben feyn. In gleichem Falle ist kein Pronomen vorhanden in der von Herrn Eduard Rüppel von einer Insel der Nil-Katarak- ten mitgebrachten, sehr wohl erhaltenen Inschrift: TIIEP BAEIAE2S IITOAEMAIOTKAI BASIAISEHE K.-/EO/ITATPAX THX A2/EA/ADHX GE 2W ETEP. ITETK2N KAI T2N TEKNION. Vgl. Fundgruben des Orients, V. Bd. S. 428.433. Auch die Inschrift bey Denon, Voy., P. 80. S. 570. In der siebenten Zeile von XXXI. ist MHINWOA/2TOX nicht richtig; es müßte MHNO-/OTOX feyn. Wahrscheinli- cher aber stand MHLWO-12POX, wie etwas weiterhin steht XK2THP MHWOA/2POT. In der vierten Zeile von unten ist das « Druckfehler. Ich meinte nemlich «ENIX KO2 Au TWTOT. Statt meines u ist bey R. der verwitterte Buch- stab durch einen Punct angedeutet. Bey ihm steht ferner AATINTOT, was freilich nicht richtig sein kann, aber doch sicherer im Texte geblieben wäre. S. 571 ist XXXII. ganz so abgedruckt, wie sie bey R. steht. In der dritten und vierten Zeile aber sollte es T. KANON heißen, 631 für XEEBAX.TH nothwendig XEBAXTON, worauf auch bey R. die zusammengezogenen Schriftzüge von TN führen, ferner OHMAPXIKHX, statt TO Haber TO IH, weiter TITATO, 70 IT. Vergl. die Farnesische Inschrift in Falconerii In- scriptt. athletic. p. 2., oder in Gruter. Corp. lnscr. ed. Graev. p. CCCXV. no. 9. In der Inschrift XXXIII. S. 572. sollte in der dritten Zeile in IIO eigentlich ein kleines o gedruckt feyn, da o Ergänzung von R. Z. 2. ist ein Punct vor EE TOW bey R., die muthmaßliche Ergänzung EXTOW von mir. Ebenso Z.3. v. u.bey R. AA1. statt meiner, ohne Zweifel richtigen, Ergänzung AA1 PANTA. Auf gleiche Weise steht es absolut in der Inschrift zu Lampfakos in Spon. Miscell. p. 142: A1-1EI VANTA A1AMITP 2X KAT IIOA/TA/AIIANK22. Unsere Inschrift findet sich schon, wie ich eben fehle, in der ,,Reife in die Levante von Sir Jam. Dal- laway.“ Deutsche Ueberf. 2te Aufl. S. 384, dort aber in Gan- zem viel fehlerhafter, als bey R. So hat jener in der ersten Zeile finnlos HA1T. TANE. QDT. statt des Richtigen bey R.: H ATTAAIX, CD Ten. Jener 3.2–4. QD. TON. KOXMON. THX. II. 2X. EIIA PKON.: dieser beffer: QDIX7ATONV KOSMON THX II»-E2S EITAPXONV. 7. 2. Jener 3. 5. 6. schlecht ITMNAXI. AP. HXANTA, dieser gut ITTMNAXIAPx HXANTA. Z.7. 8. jener finnlos IIP2- TONV. ONTA. IIAIANOX, dieser richtig: IIPS2TONV 7 92/W AII A 1 J2VOX. Z. 9, 10. D. unpaffend /MOVOW. HEINWAI. TON. METPIAXANTA., Richter sehr gut: AMONON E-MAIOMETPHXANTA. "E» auousrgstyrol- 3ov) svras za noros kommt auch vor in der Inscr. Iliensis in Clarke's Reise ill. P. I. p. 86, wie ich aus dem Nachtrage zu Schneider’s Wörterbuche S. 79 fehe, da ich Clarke’s Werk lei- der entbehre. Z. 11 hat R. richtiger TE, wo bey D. LTE ist. 3. 13. jener falsch EKA/OTTEP 2V, dieser wahr: EK AOTTHP 2V. Doch scheint bemerkenswerth, daß bey D. in der zweiten Zeile IOTWIONV steht statt IO TAION bey R., n 632 auch daß jener in der sechsten Zeile am Schluffe das A1 deutlich las, das R zu Anfang der siebenten nur vermuthete, in QDIAMOTEIM 22. Ferner in der letzten Zeile Dallaway's Ver- muthung ra-HMEI, obwohl noch die Frage wäre, ob nicht, da das Adverbium raydnue" bekanntlich bey dem, was das ganze Volke angeht, vorkommt, das sonst nicht vorkommende das allerdings gebraucht feyn möge von dem, was das Volk angeht, welches mir freilich unwahrscheinlich ist. S. 573. In XXXIV. Z. 2 ist die Ergänzung in IOT-43 Verbesserung des Schreibfehlers bey R.: „; ebenso Z. 1o in ATT, des Schreibfehlers a. S. 574, 575. Der vorn verstümmelten, sonst merkwürdigen, aber, wie sie bey R. steht, viel Unverständliches enthaltenden In- schrift XXXV. wünschte ich einen Ergänzer und Erläuterer, wie Böckh, oder K. O. Müller, oder Ofann. Z. 8 steht TAI1.EPITOTG9TME-/IKOTKAIT 2W4XPO 4/74/ 2N. Dafür vermuthe ich: TA IIEPI TOT GTME. A/IKOT" KAI TV2 NV AKPOA/MAT 2/V. In XXXVI. S. 577, Z. 3 und 2 von unten wird für EWTOITAPXEIOIE auf dem Stein gewiß EW TOIX APXEIOIX stehn. Die so fehr verstümmelte alte, lange Lesbische Inschrift XXXVII. möchte auch so noch für einen Böckh manches glück- lich zu Verbessernde und lehrreich zu Erlauternde enthalten. Auch der Aeolische Dialekt ist hier bemerkenswerth. So S. 5-9 in Z. 33 der Inschrift TAIBOAA1AI (77 8ov%), da 322 Aeolisch statt 8ovy, wie in der Inscr. Cumana bey Caylus, Recueil T. Il. P. LVII. So Z. 38 NATOIX für vaos u. f. w. – Dieß war geschrieben, als ich, in Dod weil's Tour through Greece (Lond. 1819.) etwas anderes fuchend, unvermuthet finde, daß der treffliche Britte in Bekanntmachung dieser Infchrift uns schon zuvorgekommen. f. bey ihm Vol. II. p. 519. Doch läßt sich, wie ich mit Vergnügen sehe, feine Abschrift kaum feltner durch die Richterische ergänzen und verbessern, wie dieß umge- 633 kehrt der Fall ist. So hat Dodwell Z. 32 der Inschrift frey- lich richtiger PADIXMA TOX; dagegen Richter Z. 20 AMQDIXEBATHMEN 2W, wo D. den Schreibfehler hat AMDIX PATHMENK2NV, u. f. w. S. 580. Die Inschrift eines Sarkophags XXXVIII. ist eine der am besten erhaltenen und gehaltvollsten, aber längst bekannt. Sie steht fchon bey Smith, Spon, W heller, Muratori, auch in Chishull's Travels (Lond. 1747. Fol.) p. 53, ist auch erläutert in Ferd. Stosch Antiqq. Thyatirenarum libb. II. (Zwollae, 1763. 8.) p. 222 seq. In der ersten der sechs langen Zeilen des Steins, oder der zweyten unsers Abdrucks, ist durch Verfehn des Sezers IIPOX ausgefallen vor den Worten T21 XAMBAG)EI 21. Am Schluffe des Ganzen ist ov auszulös fchen, das nur durch ein Mißverständniß des Setzers stehn blieb. In Rºs Abschrift ist statt dessen ein, wie es scheint, auf dem Stein selbst nur als Zierrath vorkommender, Schreibzug o/. Ehe ich Chishu ll nach schlug, hatte ich mir die Worte eben fo wie er geordnet. Dieser hat genauer ATPHAIAI statt Rººs ATPHAIA. Ebenso hat er 21E fur Smith's und R’s 21. Für Smith's und Rºs EIX MEN, das ich vorziehe, hat der Hritte MENWEIX. Statt THIN ITO-MING TATEIPH. IWK2NW hat R., wie Smith, genauer THNW IIOAMINW T2NWG), und statt Chishull's A/IXIAMIA! besser, ebenso wie Smith, AIXEIA/IA, da unmittelbar vorher, selbst bey Chishull, XEIAMIA vorkommt. Das doppelte Tin der zweiten Sylbe von TATTHX in unserm Abdrucke verräth fich felbst als bloßer Druckfehler. Für A/AMIIPOTATH hat Chishul genauer LA1AMIIPOTATHI, statt Rºs KATIANA/II-2I richtiger KA- TIA1AMI 2I, statt Spon's und Rºs ATA/NAIOT" vielmehr ATA/HNAIOT. Smith dagegen hat, was Stosch S. 244 vertheidigt, ATA/TIWAIOT, den erwähnten Namen der obrig- keitlichen Person aber wie Chishull. Für XAA1A1AIOT" in der ersten Zeile des Steins hat S. unrichtig KAMATAMI 2, ebenso für Chishull's und Richters TL2I – WOM 2I nicht 4o (2) 634 so gut TOIX – WOMOIX, auch anderes weniger Bedeuten- des nicht so genau als Ch. und R. Für Chiskot"ºs und Rººs MHINWOODIAMON haben Smith und Spon MHINWOODIAMOT. Ich halte MHWODIAMON für richtig, da hier, wie ich glaube, ausgedrückt werden soll, daß die Sache unter Obacht des damaligen Demolios, Men op hilos, Sohns des Julia- nos, gestellt werde. Erinnern Sie sich auch, was ich im Vor- hergehenden vom großen Anfangsbuchstaben des TITO sagte. Stofch’s Erklärung (p.217) von zuvor, daß es publice heiße, ist gewiß unrichtig. Vom Auguo, über den in unsern Worter- büchern das Zureichende fehlt, (das Nöthigste deutet indes der genaue Paffow an) vergl. Böck h's Staatshaushaltung der Athener, Bd. I. S. 222. Bd. II. 353. – Aus der gegebenen Vergleichung geht, dünkt mich, fchon hervor, daß unsers Rich- ter's Abschrift der von Smith vorzuziehn ist, und der von Chis, hull, den er gewiß nicht zur Hand hatte, im Ganzen wenig- fens nicht nachsteht. S. 581. Die Inschr. XXXIX. fcheint sich auf dieselbe Prie- sterin Ulpia Marcella zu beziehn, auf welche eine andere Inschrift geht, die von Mehrern bekannt gemacht, auch von Stosch a. a. O. S. 142 ff. erlautert ist. Vgl. daf. S. 148. 174. Meines Bedünkens ist alles wohl erhalten bis auf das schon von R. ergänzte N. In der vorletzten Zeile fcheint der Steinhauer felbst, wegen des A, als Anfangsbuchstaben des nächst folgenden Wortes, sich bey XAMTPNW das erforderliche A mit dem bey- geschriebenen Jota aus Bequemlichkeit erspart zu haben. Die Inschrift scheint demnach also zu lesen: 4/TAG)H TTY HI- H IATPIE OT-/ITIAN MAPKE-1-4/AWr TEPA SA/NMEN HIW THX APTE/WI-/OX APXIEPEIAW THX AXIAX AWA 2W TQW EW XMTPW4/II AIT (2NOG)ETIW TPIX THX ITATPI_/OX IEPEIAN AIA BIOT THX MHTPOX GELDW. 635 Auf ähnliche Weise, wie hier der Titel der Ulpia Mar- cella als Oberpriesterin von Smyrna lautet, nennt eine fehr be- kannte Inschrift bey Sp on, Wheler, van Dale u. f. w., den Oberpriester Marcus Aurelius Diadochos APXIEPEA THX, AXIAX, NA/21W T2NV ENV IIEPTAM/21. Bey yoyo 3 rs fehlt die Bedeutung von Kampfrichterin fo- wohl in Stephani Thes., als in der neuen Ausgabe von Schneider’s Wörterbuch; auch bey Paffow. Ueber das Amt der Agonothetiden vergl. van Dale Dissertt. IX. p. 553, 554. S. 582. In der dritten Zeile der Inschr. XL. habe ich das TTF in der zehnten Zeile nothwendig erfordert wird. In der vierten Zeile von unten ist bey R. folgendes, im Abdruck vom Setzer weggelaffenes Zeichen -. Vielleicht steckt dahinter nichts anders als der Anfanasbuchstab von TIIA TOX zum folgenden AIIOAEA/EITMENOX. Hinter jenem XITT mag wol P. P. verwittert seyn, da weiterhin IIATHP. IIATPI-/OS. Dieß letztere fah auch fchon Stofch. a. a. O. S. 9o, wie ich eben bemerke. Denn die Inschrift ist durch Spon längst bekannt gemacht. Uebrigens steht bei diesem (deutsche Ueberf, Nürnb. 1690. Fol. I. Th. S. 106, da mir das Original der Sponschen Reisemangelt,) ATTOKPA.TOP, wofür bey R. das richtige ATTOKPA.TOPIHX. Bey Spon fehlt auch KAIXAP. S. 583 in der zweyten Zeile der zweyten Inschrift des al- ten Lydischen Philadelphia ergänze ich die Puncte bey R. erst MHXANW; in der vierten Zeile das KA durch KA. In der folgenden habe ich die von R. nach KE gesetzten drey puncte weggelassen, weil KEKOXMHMEWON offenbar zu- sammen gehört. In der sechsten Zeile habe ich 2 TPArn/TH- XANTA ergänzt, wo R. nach der ersten Sylbe des Worts nicht einmal zwey Puncte gesetzt hatte. In Z. 10, 11 vermu- the ich, daß für KAI... X.TWEA/PIKAT2NIT... P 2 W/ zu lesen seyn mochte: KAI T2 XTNE-LPID T2NW ITEPONT 2W. So steht in n. 10. der Inschriften von Phil- 636 adelphia, S. 588, Z. 8 und 7 von unten, T2 XEMNOTA- TQ XTNE-MPIAD THX TEPOTXIAX. S. 584 lochte ich in der zweyten Zeile von n. 4. den bey R. stehenden Punct in IOTA aus, zumal da schon in der ersten IOTA1. vorkommt. S. 585 in n. 5 der Inschriften des alten Philadelphia mag ich bei dem Beyworte ragos wol erinnern an das jetzt ziem- lich vergeffene, mit Fleiß zusammengetragene Buch von Gott- lob Erdm. Zeibich: Athleta rago Hos e monimentis Grae- ciae veteris conspectui expositus etc. Vitemb. 1748. 8., der un- ter andern Infchriften, wo jenes Wort fich findet, der unsrigen frey- lich nicht erwähnen konnte. In der vierten Zeile derselben möchte BOTAME. . . zu ergänzen feyn BOTA1ETTHX. Was ist aber mit dem sinnlosen A/EIAAA/EIA anzufangen? Ich hoffe, es errathen zu haben. Man lese: TA MEITAAMA XEOTH. PEIA QDIAMA-/EADEIA. So finden sich auf Münzen der Donna CEO THPIA. QDIAMA-/EA/DEIA. MEITALMA, und auf Münzen des Kaisers Geta: CETHP6XIA. QDI-1A. A/EA1CDEIA. Ebenso auf Münzen des Kaisers Severus: CETHPEIA. MEITA-1A. und CETHPSIA. q15 I-14. „AEA/DEIA. MEITALMA. f. Eckhel. Doctr. Num. veter. T. IV. p. 450. 444. Der in n. 6. S. 585 vorkommende Name AIIMDIAS steht auch in einer andern Inschrift bey Gruter. Corp. Inscr. p. MCXXVII. 3. N. 7. S. 586, mit Ausnahme des Anfangs im Ganzen wohl erhalten, war mir besonders interessant. Aurelia Sylleina Anto- nia ehrt darin ihren Gemahl durch Aufzählung der vielfachen Ver- dienste, die er fich um den Staat erworben, und der anfehnlichen gYpfer, die er demselben dargebracht, TOMV EATTHX AW. -/PA, wie man mit Ueberraschung erfährt, KATAPHQDI. XEGENTA TIIO THX IEPS2TATHX BOT-4HX. Nach diesem Worte ist der bey Richter stehende, vom Setzer übersehene Punct bey zufügen. Denn hier schließt in edler Ein- 637 falt die, bloß die verstümmelten Anfangszeilen abgerechnet, voll- ständige Inschrift. In der dritten Zeile verbefere ich das von R. verschriebene XOTA/APXHXANTA in BOTA/APXH- XEANTA. Ebenso in der vierten und fünften das AONTA TITEPA/TOPAWONIAX" in JOWTA TITEP AITO- PA/WOMIAX. Z. 7. ist das erste X. Druckfehler für X. In der achten Zeile möchte Ihnen und vielen Le- fern das XEEIT2NHXANTA unverständlich feyn. Ich bemerke daher, daß es, vielleicht nur in dieser Inschrift, für royaayra vom Verbum royo steht, und unsern Mann auch als öffentlich angestellten Ankäufer von Getraide, als Proviant- Commiffar, bezeichnet. Von den Sitonen in Athen vgl. Böckhs Staatshaush. d. Ath. I. Bd. S. 96. In der zehnten Zeile ist das finnnlose A1ONIA augenscheinlich in A/ONWTA zu verbes, fern; das - M. vor IIENTE aber bedeutet zuvguts. Der Sinn ist also: „ihn, welcher zur Ausschmückung des Vorhofs der Basilika wegen der (von ihm bekleideten) Oberpriester würde 50, ooo Denare gab.“ In N. 9. S. 587, einer athletischen Inschrift auf einen Au- relius (denn so verstehe ich das AKP) Eugenetor, steht: WEI. KHXANTATAMEITAAAITEBAXTA.AWAEITE/4 ENA/OE2X. Ich vermuthe dafür, da ANAEITEIA/ nichts bedeutet: NEIKHXANVTA TA MEITA-14 XTE. BAX TA ANT2NEIA EW-/OE2X. Daß AWT 2. NEIA. CEBA2-TA. wenigstens auf Münzen des Alexander Severus vorkommen, erhellt aus Eckhel. 1. c. Vol. IV. p. 436. Auf spätere Zeit aber deutet auch in den vorletzten Zeilen der Inschrift das Beywort des Bularchen, AIIOAMOTIATATO7. Für AT-/OTZ. 6. v. u. vermuthete schon Richter ATMOT, wie ein M mit Fragzeichen über dem A/bey ihm anzeigte. In de findet sich doch AVD. MACRO in einer Inschrift bey Gruter, p. DCCCLII.9., weßhalb ich im Texte zu ändern Bedenken trage. In IEEP 2/WOX ist ein E zu viel. In den Worten XTHXA1AW- TOXX THIN TEIMHW wird zur Statue bedeuten. Vgl. über diese Bedeutung Falconer. Ipser. athlet, p. 52 seq., van 038 Dale Dissertt. p. 496 seq., und Interpp. ad Aelian. Var. Hist. II. 53. ed. Kühn. T. I. p. 114. N. 10. S. 688 in der Fnschrift auf den ZEyftarchen und Priester der Artemis, Aurelius Hermippos, ist bey wei- tem das Meiste wohl verständlich, Anders aber, wie es bey Richter da steht, mir unverständlich, und wahrscheinlich verderbt. In der neunten Zeile hätte ich IIPS2TH gleich selbst ergänzen können IIPS2TH. Für das falsch gelesene A1EITOTPITIAL (denn so steht bey Richter in der eilften Zeile) war zu lesen A1EITOTP/ IAX, und so habe ich da- her nach meiner augenscheinlichen Verbesserung abdrucken laffen. Z. v. u. ist mir für EPIOTPT2W in den Worten H IEPA ObTAH T2N EPION PT2N eingefallen EPI. OTPI J2NW. der Wollarbeiter, worauf ich übrigens nur wenig gebe. In der Aufzählung der Verdienste dieses Hermippos um den Staat, und feiner bedeutenden Opfer für denselben, heißt es: AWAG9E/VTA TH IIO-1EI TAXETONV /WENV EIE EEIII-2NIKA ATPH MATA 2/HWAPI 2W MTPIA. ANAL IIEWTE. Was ist hier TAXEIONV? Ich vermu- the, so viel als raxtoy, schnell, ohne Zögern, bereitwillig. Was versteckt sich aber hinter der Maske des finnlosen LEIII-2- NIKA ATPH MATA ? – Sollten wir es vielleicht doch errrathen benim Mustern des weiterhin von Z. 18 Folgenden ? Dort heißt es: IIOIHICAMENON 2/E KAI EIII-/OEEIE XPH MAT2N PH (dafür lese ich TH) TE ITA/TKT. TATH IIATPI-/I EIE XPH MATA XEIII-2WIKA 21HNAPI 2N MTPIAX (ich vermuthe MTPIA2/AL) IIENTHKOWTA. In ATPH MATA ist, meine ich, nichts weiter zu suchen, als A7" (al, wiederum) XPHMATA, noch wahrscheinlicher, bloß XPH MATA: denn das A in AT" scheint mir bloß fehlerhafte Wiederholung des A im vor- hergehenden Worte, das T" mit X aber, wie anderwärts, auch hier leicht verwechselt. Was die 2-EIII-2WIKA anlangt, so wird das Wort, da es unverändert zwei Mal vorkommt, auf 659 den Steine nicht verdorben, fondern nur falsch gelesen feyn. Wie liest man es aber richtig? Wir fanden in der siebenten Infchrift derselben Stadt Philadelphia S. 586 XEITS2WH- XANTA für XITK2WHXANTA, und in der unsrigen bey Richter A1EIIOTPITIAE für AEITOTPITIAD. Diese Umstände combiniere ich, und schlage Ihnen vor zu lesen, oben EIE XEIT 2WIKA XPH MATA, und nachher fast ebenso EIL XPHIMATA XEITK2NIKA, es erklärend: „zu Pro- viant-Bedürfniffen“; was mir sehr paffend scheint. Das Ad- jectiv gravies kommt freilich sonst nicht vor; bekanntlich aber doch gravns, erova, wurovia, letzteres für das Amt des rugayys sowohl als für Getraide-Ankauf. – Wem mein Vorschlag nicht genügt, der theile mir den bessern mit. Ich unterdrücke noch ein paar Verbesserungs- und Erklärungsversuche dunkler Stellen dieser Inschrift, wie mancher andern, (z. B. in XXII. 2. S. 54 R. R. EIII TOW XTECDANON für EIT IONXETECDANOW) und mache Sie nur noch, als auf etwas Besonderes, aufmerksam, daß in diesem Denkmal auf Hermippos auch seiner Ausgabe für den erkrazos rot 3sat-gov erwähnt wird. Darunter verstehe ich nichts anders, als das über das unbedeckte Theater gespannte Segel- tuch, das Dion Caffius XLIII. 24. XLIII. 6. rsgurreaux nennt, Julius Pollux aber (Onomast. IV. 19, 22.) mit dem Worte ragarragua wahrscheinlich meinte. Vgl. Stieg- litz in seiner Archäologie der Baukunst der Gr. u. R. II. Th. I. Abth. S. 217–22o. Bey XLII S. 589, dem zum Theil verstümmelten Pfe- phisma, habe ich zu bemerken, daß in der zwolften Linie der Inschrift vor AHITTON statt der Buchstaben II in Rºs Hand- fchrift eigentlich nur zwey parallele Striche von der Linken zur Rechten zur Bezeichnung eines unleserlichen Buchstaben sind, und daß ich am Ende von Z. 7. v. u. die ben R. stehenden zwey Punkte ausgelöscht habe, da GTATEIPHNOTX offenbar zu- fammengehört; ebenso die zwei Punkte am Ende von Z. 2. v. u., wo dasselbe von ELMHXINV gilt. Z. 7. v. u. eraänze ich »r EM-DGHNAI. Z. 5. v. u. steht: IWAITEINWOXXHAV. 64o IIOAIX. Dafür vermutheich: INVA TEINWOXXH (fehlerhafte Schreibart für vorey) H IIOAIX. In Bezug auf Z. 10 erinnere ich, daß der Name Luppus in einer Lateinischen Inschrift vorkommt bey Gruter. p. DCCXXI. 1o. In der langen, vielfach beschädigten Inschr. XLIII. S. 5no, 591 aus sehr später Zeit, worin Z.7 der Name ATPI-MIAAW 2, bleibt ungemein vieles unverständlich. In der fünften Zeile ist in Rºs Handschr. hinter CAPA/ ein kleines Zeichen fast über der Zeile ((APA/*), und daselbst hinter dem A/ nach MHTPOIIOAIW ein anderes (-/'). Jenes lese ich CAP-/ vey. – Z. 11 v. u. ist, statt A1“ im Druck, bey R. ?“, wel- ches auf die Zahl 3o deutet. – S. 591 Z. 9 geht EPI OA1AB auf den ägyoßos, Bau-Unternehmer. Leider lin. ad Poliuc. Onom. T. II. p. 82o, und Böck h's Staatsh. d... Ath., I. Bd., S. 218. XLV. S. 592. Diese Inschrift findet sich längst bcy Spon (Reisebeschr., deutsche Ueberf. I. Th., S. 109): dort im Ganzen richtiger als bey R., obwohl jener ein paar Mal aus diesem zu verbeffern ist, wenn gleich dieser die Inschrift gewiß schon ver- witterter fand, als der frühere Reisende. Statt ....... TQI bey R. muß es heißen TITL2I; statt Z. aber TO Z; statt ATTOKIPA Togt vielmehr A7 TOKPA.TOPOX. Ebenso in der zweiten Zeile, statt . . . T', vollständig GEOT" OTEXIIAXIANOT. Für Richters ATKIOT dagegen hat Spon fehlerhaft ATKIN87"; für WEIKOXETPATO7" ungenau NIKOXETPAT0T. Richters ... TOAMIGOV ist aus Spon zu verbessern: TOTTOW TOW AMIGON, daher auch entweder fein Punct am Schluffe von Z. 2. auszulöschen, oder T, als Anfang des TOTTONV, dafür zu setzen; dage- gen wieder Spon's T07" TPAIAN07" durch Richters voll ständiges MAPK07" OTAIII07" TPAIAW07" zu bericht tigen. Ebenso muß man in der vierten Zeile das sehr mangelhafte TO) . . . IPO/WOMOT" durch das vollständige bey. Spon: NEIKOXTPAT0T" TOT K-1H POWOMOT" ergänzen, 641 nach KAGIEP 22 AWTOX aber aus dem Vorgänger AE einzuschalten. - In XLVI. S. 593, Z. 4. der verstümmelten Inschrift von Hierapolis wird für E-ZEX..... gewiß EEEX ... ... da stehn. Vgl. XXXVIII. Z. 4. 5. Das in der ersten Zeile vor- kommende Wort rs 823 gtxy (von 33goy, Treppe u. f. w.) fehlt in unsern Wörterbüchern. Es ist, glaube ich, dasselbe, was auf einer Römischen Steinschrift SCALARE. ADPLICI- TVM. HWIC. SEPVLCRO. in Reines ii Syntagm. Inscr.antiq. p. 486. Nach TAMEIL2 scheint. Mehreres zu fehlen. Die Worte TOTTO TO HP2ONV – BAb EQM bilden in drei kurzen Zeilen eine abgesonderte Inschrift, die auch schon bey. Spon steht (a. a. O. S. 11o), und sollten daher wenigstens durch einen Vertical - Strich vom Uebrigen geschieden, zugleich mit einer besondern Zahl verfehn feyn. Auch findet sich in Rºs Handschrift ein solcher Strich. "Hgoy bedeutet zuweilen nichts weiter als sepulcrum, da 7 goss auf Inschriften oft nur defuncti. Statt ägyaola ray Sapior, die Gilde der Färber, steht bloß of Speis auf einem von ihnen - dem kaiserlichen Procurator Claudius Alfenus gesetzten, aus mehrern Werken bekannten größern Denkmal. Vgl. Stosch Antiqq. Thyatir. p. 250. Die ansehnlichen Purpurfärbereien je- ner Gegenden find bekannt genug. Vgl. daf. p. 271. 26o. In N. 2. S. 594 ist vieles unverständlich, manches offenbar verderbt. Einiges war, wegen der hier gebrauchten verschlunge- nen Züge einzelner Buchstaben, in R’s Handschrift kaum mit Si- cherheit zu lesen. Z. 4. ist in den Worten AITO TEIXET T2KTPIAK 2 arors ist offenbar so viel als arorist, ro evgaxy aber, obwohl Sie es in dieser Bedeutung im Gloffarium von du Cange nicht finden werden, der kaiserliche Fiscus. Z. 7 bedeutet das F. vagua. Z.3. 2. v. u. ergänze ich XETEBA. W07". . . THWXOPOMV fo: XEEDAWOT-3a, THW XEOPONV. S. 595 ist in der siebenten Zeile von XLVI. der Druckfehler 41 (1) 642 KAI in KAI zu verbessern. Worauf in XLVII. Z. 3. das THE A1AMIT PAE TATPOIIOAIT 2W MHTPO). II (0)sws) geht, wenn nicht auf das wol nur selten von Schrift- stellern erwähnte, auf Münzen, so viel mir erinnerlich, nicht vorkommende, Tauropolis in Karien, weiß ich nicht. Für das unverständliche AWAINE w69H in der vorletzten Zeile schreibe ich ANAIPE8H. Was hinter EAAOITIM(ov) folgt, ist mir unverstandlich. - Zu Anfang der zum Theil unlesbaren Inschrift auf einem Cubus XLVIII. S. 596 würde ich das .... OWKTPEINWA zu lesen vorschlagen rg/3Ov KTPEINA: tribu Quirina (ortum), wenn ich nicht eher in jenem .... OMV den Namen des Mannes im vierten Casus erwartete. Jenes rg/30v Kugsive findet sich übrigens auch auf der bey XLV. 1. erwähnten Inschrift der Fär- ber zu Ehren von Alfenus; KTPELLWA aber, auch ohne rg/8ov, in gleichen Sinne auf zwei Griechischen Inschriften bei Gruter. p. CCCCLVIII. 1. DLXXI. 9. und auf andern bey Reines. 1. c. p. 357. 368. 508.; ebenso auf mehrern Lateinischen bey Gruter und anderwärts QVIRINA. Die vom fel. Richter hin- ter dem letzten Worte QDIAONV, bey feinem fichtbaren Streben nach Genauigkeit, mit einigen Federzügen beigefügte Schlußver- zierung in Form eines Blattes mit dem Stiel, der gleichen auf spätern Inschriften fonst wol vorkommt, lohnt nicht die Mühe des Nachschneidens durch unfern wackern Schünmann. Hier haben Sie, lieber Ewers, was ich dem Abdrucke der Inschriften für jezt hinzu zu fügen für dienlich erachtete, mit Ausnahme einer, die eine andere Behandlung zu erfordern fchien. Die Kürze der mir vergönnten Zeit und die Beschränktheit der mir zu Gebote stehenden Hülfsmittel wird bey Sachkundigen mich ent- fchuldigen, daß ich nicht mehr gebe. Von fehlenden Büchern ver- mißte ich besonders Chishull's Antiquitates Asiaticae, Poco- ckeºs und Chandler's Inscriptt. antiquae, E. D. Clarkes Reifen, außer Muratoriºs Thesaurus nebst den Ergänzungs- bänden. Doch auch fo werden einige der von mir aufgestellten 643 kritischen Vermuthungen näherer Prüfung nicht unwerth erschei- nen, wenn anders erwachte Lust zur Sache mich nicht täuscht. Denn, wie trocken auch eine Beschäftigung dieser Art, bald mit halb verwitterten, oder sonst zerstörten, bald mit verschriebenen oder verlesenen Zügen kalter Steine den Meisten vorkommen muß, fo erfüllte doch seit Jahrhunderten das ehrwürdige Alterthum fol- cher Denkmäler die Inschriftengelehrten mit wahrhafter Begei- sterung, welche ein Hauptforscher dieses ganzen Faches, Böckh, deffen für das epigraphische Studium gewiß Epoche machender Bearbeitung der von der Berliner Akademie der Wissenschaften herauszugebenden großen Sammlung wir mit gerechter Erwartung entgegenfehn, zu theilen gern gesteht; und welche wenigstens ganz begreiflich findet, wer, wie ich, kaum über die Schwelle dieses Hei- ligthums trat. Die einzige bisher übergangene Inschrift ist XXIII. S. 566. Mit dieser hat es eine eigene Bewandtniß. Daß sie in elegischem Sylbenmaß verfaßt fey, bemerkte ich, sobald ich ihrer, und zwar, wie Sie wissen, erst im Correcturbogen, anfichtig wurde; theilte Ihnen auch auf der Stelle die kleine Entdeckung mit. Der von R. ohne Zweifel falsch gelesene Anfang des halb zerstörten ersten Hexameters, so wie die gleichfalls fehlerhafte erste Hälfte des er- ften Pentameters fey, sagte ich, unverständlich; die zweite Hälfte klar: ro3, 5 oxs relaxt. Im zweiten Hexameter werde von mir "für N vermuthet, nemlich MOT" für MON, für .XH. aber PTXHIV, wo das N vom M des folgenden Wortes, wie fonst nicht selten, verdrängt scheine; das Uebrige laffe sich ohne Anstoß fo lesen: F weg wov vxy uy ks ai:3 gar al Alios alles, der Fris "App ärgoros es vos. Terrº Maxoy uya Ngoy ür zur Ogawa vor, Eilatos yeuxös, wovos in 23 uyos. Weiter nun fann ich wol darüber, was hinter den offenbar verschriebenen oder verlesenen Worten versteckt feyn könne; dachte bey AOPOC an das allerdings noch zweifelhafte ogos in der 644 Bedeutung von Schlaf (vgl. Jacobs ad Anthol. Palat. DX. p. 515); an AEPOC von e; an Aw-P0C, unzeitig, zu früh, auch an KOTPOC u. f. w.; bey Eav IT an ST, bey awITIA an OPITIA; bey IAKA an die Bedeutung Jo- nifch, so wie an die Möglichkeit, daß diese Buchstaben Theil ei- nes langern Wortes, oder Theile von zwey verschiedenen Worten feyn könnten; bey AAB07"CATOPAC an A1ABOTCA ITE PAC u. dergl. m. In einer mir einigermaßen genugenden Verbindung aber wollte sich keiner der an jedes der genannten Worte sich knüpfenden Einfälle darstellen. Auch schien es mir vergebliche Mühe, eine folche ernstlich zu suchen, da des Entstell- ten und Fehlenden zu viel fey, als daß sich hoffen ließe, das weite Feld der Möglichkeit werde sich hier in das engere der Wahrschein- lichkeit, geschweige in das engste evidenter Wahrheit, zusammen ziehen. Diese meine Ansicht sprach ich gegen Herrn Professor Francke aus, als dieser werthe College mich besuchte, und ich ihm beyläufig unfre Infchrift, die einzige poetische unter den Rich- terischen, vorzeigte. Er bat mich um eine Abschrift, und erhielt fie. Nach einigen Tagen, eben im Begriff eine Geschäftsreise nach Kurland anzutreten, überraschte er mich durch einen Aufsatz, den er diesem meinen Schreiben an Sie eingerückt wünschte. Ich versprach, dafür zu sorgen, zumal da fein Ergänzungsversuch sich gleich anfangs durch den mit feiner bekannten Gelehrsamkeit ge- paarten Scharfsinn empfahl, obwohl Einwendungen genug übrig ließ. Gleich anfangs, fage ich. Denn welche Umstände hernach Manches anders bestimmten, wird sich gleich zeigen. Unser Freund reiste ab; ich war in allen Nebenstunden der nächsten beiden Wochen mit den Aegyptischen Alterthümern und den alten Münzen und Gemmen beschäftigt, womit ich Sie in der ersten Hälfte dieses Schreibens gelangweilt habe, und ging erst nachher wieder an unfre Infchriften, wegen der nun zu geben, den paläographischen und kritischen Nachweisung. Diese führte natürlich zur Vergleichung des Abdrucks mit den mir indeß von Ihnen geliehenen Heften von Richter’s Tagebuche. Da ward ich 645 gewahr, daß, wie von Ihnen fonst ganz kurze, zu unbedeu- tend scheinende, Steinschriften, zumal halb zerstörte, der Be- kanntmachung nicht werth geachtet waren, Sie auch hier eine weg- gelassen hatten. Dieß Mal eine, die nicht fehlen durfte. Rich- ter schreibt nemlich in einem Tagebuche (vgl. oben S. 316): „Gleich daneben hat man einen Sarkophag von grauem Marmor, der einen einfachen viereckigen Kasten vorstellt, zum Brunnen be- nuzt. Er enthält zwei Inschriften auf derselben Seite von der selben Linie eingefaßt. Die erste und die Hälfte der ersten Linie (Sie haben deutlicher mit Recht dafür Zeile gefezt) „der zweiten ist absichtlich zerstört; daher ich nur mit Mühe einige Buchstaben grrathen konnte. KANWTIPOXAAHNV, AIWH – – – – HCI1APO-ZEITA... v... II – – – – In der zweiten Zeile wollte ich durchaus ADPOA/EITA lesen. Das Q5 war aber nicht heraus zu künfteln.“ – Unmittelbar dar- auf folgt nun das Abgedruckte: AOPOC u. f. w., dem Sie mit Bleytift die Zahl XXIII. vorgesetzt haben, nach welcher der Setzer sich richtete. Ueber diese von Ihnen felbst gezogene Grenze hatte ich bey meiner Durchsicht des Correcturbogens keinen Anlaß hin- aus zu gehen. Jetzt aber, auf Verbesserungen und Erläuterungen bedacht, schaute ich vorwärts und rückwärts, und erblickte das Mitgetheilte. - Hierin erkannte ich mit Sicherheit freilich nichts, als KZ, rgoxy in der ersten Zeile, in der zweiten , ragazra, Ist, fragte ich, 4/IWH das Substantiv dien, Wirbel u. f. w., wie Anthol. Palat. Append. Epigr. 283, 3. 386, 1.; oder d», die zweite Person vom Medium dystr. 3a, versari; oder nur Theil eines längern Wortes? Von scheinbaren, unzulänglichen Grün- den zum Vorziehn eines dieser drei Fälle bot sich einer und der andere dar, von augenscheinlichen, hinreichenden keiner. Als unser College Francke von seiner Reise zurückgekehrt, fein Aufsatz aber zum Glück noch nicht abgedruckt war, theilte ich ihm, wie sich pon selbst versteht, auch das später von mir auf 646 gefundene Bruchstück mit, nebst meiner mündlichen Bemerkung, daß die beyden auf derselben Seite des Cyprischen Sarkophags ste- henden, von derselben Linie eingefaßten Inschriften aller Wahr- fcheinlichkeit nach innern. Zusammenhang hätten, ja Eine Grab- fchrift ausmachten. Durch die ausdrückliche Anrede an den Wanderer (ragober) im ersten Bruchstück sah er sich nun ge- nöthigt, in feiner Ergänzung der ersten Zeile des zweyten das frü- her von ihm gesetzte, an fich, wie Sie fehn, nicht unglücklich ge- wählte, " Hy" gegen das zur Befestigung seiner Voraussetzung - taugliche „rarzt zu vertauschen. Im ersten Bruchstück suchte er, sobald er defen anfichtig geworden, nichts anders, als die, auf Epitymbien allerdings nicht ungewöhnliche, Anrede an den eilen- den Wanderer, bey diesem Grabmale still zu stehn, und drückte dieß in einem mir mitgetheilten Distichon aus, welches er, in Folge mündlicher wohlbegründeter Einrede von mir, bald selbst verwarf. - Ich theile Ihnen jetzt ohne weiteres den Aufsatz wörtlich mit, nach ausdrücklicher Genehmigung des Verfaffers. Gegen erinnerungen, hauptsächlich zur Vertheidigung der von mir gleich anfangs gebilligten Lesarten, nebst eigenen Vermuthungen, die für nichts mehr als Vermuthungen gegeben werden, welche bey Andern Prüfung und weitere Forschung veranlassen sollen, mögen dieß, Ihre Geduld ohnehin schon auf die Probe stellende, lange Sendschreiben beschließen. „Die Cyprische Inschrift, liebster Freund, die Sie mir mit getheilt haben, glaube ich mit ziemlicher Sicherheit enträthfeln zu können. Ehe ich Ihnen aber meinen Entzifferungsversuch zur Prüfung vorlege, bemerke ich, daß ich Ihnen vollkommen Recht gebe, wenn Sie die in dem Abdrucke weggelaffenen Trümmer eines durch einen größern Zwischenraum von den folgenden getrennten Distichons für Bruchstücke nicht einer besondern, fondern dersel ben Grabschrift halten, weil es doch nicht wahrscheinlich fey, daß zwey verschiedene Inschriften auf. Einer Seite desselben Sarko- 647 phags und innerhalb derselben Einfaffung gestanden haben sollten. Die inneren Gründe, durch welche ich diese Ansicht noch bestätigt gefunden habe, werden Sie von selbst finden, wenn ich Ihnen meine Ergänzung mitgeheilt haben werde, und vielleicht werden Sie dann auch geneigt seyn, da, “o Richter einen größern Zwischen- raum zwischen den Zeilen gefunden haben muß, mit mir einen ab- fichtlich gemachten Absatz anzunehmen. Ich ergänze und verbess fere nämlich die Inschrift mit Beybehaltung jenes Absatzes fo: Ky rgoxen revoy dy, Ays rar – – – --- 7 5 er „., 3. 2. ys, tagodira, 7 aug zu garaos zuog 6 Mon. A3gas is rode (ps "Taxe 23a, rargl, psy, räA 280', ' 7" ges, reiß', ' das rea, Frog uy. Wuxy uy is a 3g ex Als alles, der " sis äge yyy rgoros sXs vos. Tor" 3.220 uéya dagov Wir aray Ogawa, Eibauos, waruxis obvos v. 23 uyos. V. 1. hat sich der Vordersatz im Wesentlichen unversehrt er halten. Denn die Figur AV1 kann doch nicht anders als auf Eine Weise gedeutet werden, und daß d» zu zy gehört, und auf den V. 2. angeredeten Wanderer zu beziehen ist, leidet wohl eben so wenig einen Zweifel. Ueber dvs Rau in der Bedeutung fich herumtreiben, um herfchweifen, brauche ich nur auf Valckenaer ad Theocr. Adon. p. 376. zu verweisen. Das iota ad- scriptum wird gefehlt haben, wie oft auf Inschriften und auch hier V. 4. in gs. Das Zeichen einer Lücke zwischen rgoxy und dort beweist, daß da rebo, oder wenigstens ein ganz ähn- liches Particip ausgefallen feyn müffe. Der Schluß des Verfes muß den Nachsatz enthalten haben, den wir nicht erst im folgen- den Verse fuchen dürfen, wenn wir nicht da das relative Prono- men ändern wollen. Dieser könnte nun, bloß nach dem Vorder- fatze zu urtheilen, so gelautet haben: fo verweile doch bey meinen Sarge. Sehen wir aber zugleich auf den folgenden 648 Vers und auf die Verbindung beider Anfangsverse mit dem übri- gen Epigramm, fo ist doch vielmehr hier der Auftrag zu suchen, mit Beyseite jetzung alles Anderen der hinterlaffenen Gattin des Verstorbenen zum Troste zu fagen, fein Geist fey zur Entschädi- gung für fein hartes Schicksal in den Himmel aufgenommen. Dieß wird noch durch die Anm. zu V. 2. bestätigt werden. Habe ich aber hierin nicht Unrecht, so werden Sie mir die Ergänzung 2.4ys rar wohl zugeben, und fich dabey den Dativ eines be- liebigen Weibernamens hinzudenken. Ich hätte leicht noch ein Aaulay oder so etwas hinzufügen können: aber blindlings dar- auf los zu rathen, ist nicht meine Sache. . Von V. 2. find außer den beiden ersten Worten nur noch die vereinzelten Buchstaben "w und II übrig, aber auch diese sind schon beffer als nichts, wenn man nur weiß, welchen Gedanken man zu erwarten hat. Ich habe hier das gesucht, was ich fchon in diesem, mir später als die folgenden bekannt gewordenen, Distichon er- wartete, ehe ich noch einen Buchstaben davon gesehen hatte, näm- lich die Nachricht von dem Tode des Eulalius am Tage seiner Hochzeit, und zwar zur näheren Aufklärung des letzten Disti- chons, wo dieser Umstand fo vorausgesetzt wird, daß man ihn nur zur Noth errathen kann, und ungern die ausdrückliche Nachricht vermißt. In dieser Vermuthung ward ich noch durch das is bestärkt, welches ich nun auf die hinterlaffene Gattin bezog, und fo ergab sich denn mit Zuziehnng jener beiden einzelnen Buchsta- ben die Ergänzung von selbst. Daß ich übrigens lieber vorg" Aorgeschrieben habe, als zeitg 3ayrou, hat keinen andern Grund, als die Vermeidung des Uebelklanges in «ergs eine, den ich wohl gerne geduldet hätte, wenn ich ihn vorgefunden hätte, aber doch nicht ohne Nothfelbst hineinbringen wollte. Von V. 3. hat bloß der Anfang sich noch einigermaßen er- halten, und dieser fieht in der Richterschen Abschrift fo aus: AOPO(TOA/ES0 ITIAKA. Daraus habe ich gemacht: AG9e POCecTOA/SDavCIAKA, welches Sie gewiß nicht zu kühn finden werden, da die drei kleinen Lücken, wo die Buchsta- 649 ben verwittert gewesen feyn müssen, beym Abschreiben leicht über- sehen werden konnten, und nicht nur das G9 dem O, sondern auch das qb dem hier überall gebrauchten abgerundeten G. so ähnlich sieht, daß nur noch die Verwandlung des IT in C den Namen einer Aenderung verdient. Die Dorische Form 'Tax wage ich nicht zu ändern, obgleich fiel auf unserer Grabschrift die einzige ist. So steht z. B. das Dorische 3xs in einer übrigens ganz im epischen Dialekt geschriebenen Steinschrift, im Append. Anthol. Pal. 127, 2, und ich gestehe, nicht recht einzusehn, warum Ja- cobs nicht selbst in der Anmerkung hier und in ähnlichen einzel- nen Fällen dieselbe Vorsicht hat anwenden wollen, die er sich in der Vorrede zum ersten Bande da zur Regel macht, wo der Ab- weichungen von dem vorherrschenden Dialekte mehrere find. Die Ergänzung der Schlußworte ergab sich mit ziemlicher Sicherheit aus dem Zusammenhange. Denn x3d, ist nothwendig, theils wegen Iax, theils wegen des folgenden Verses, nach welchem, wenn ich ihn, wie ich hoffe, recht gelesen habe, die Erde, und zwar die vaterländische des Verstorbenen, das Subjekt sein, und von ihr gesagt sein muß, sie habe zwar die sichtbaren Ueberreste des Verstorbenen zu fich genommen, den Geist aber, den sie ihm einst gegeben, zum Lichte des Aethers entlaffen. Einen ganz ähnlichen Euripideichen Gedanken werde ich zu V. 6. anführen. Daß aber Jonien das Vaterland des Verstorbenen fey, kann auch doch nicht ohne Unbequemlichkeit bloß aus den Schlußwor- ten von V. 4. errathen werden, und es ist also auch die Ergän- zung von margis keineswegs willkührlich. Auf die hier noch fehlende Benennung des Geistes werde ich gleich zurückkommen. V.4. hade ich bloß in TAA/AAB0TC die zweite Sylbe verdoppelt, und in OPAC das fehlende Jota fubscribiert. Nun fehlt aber noch die Benennung des Geistes als Ap- position zu reiß', ' das rau, und diese finde ich V. 5. zu Anfang in dem handgreiflich unrichtigen HTAPMOW. Ich leise dafür HTOPeMOW, wie in der Anthol. Pal. VII, 672, 1. X3, us, ze, das Sy, zu vry orgavis Frog. 41 (2) 65o Gleich nachher habe ich Ihre, mir zugleich mit der In- schrift selbst mitgetheilte, Ergänzung von …XH in PTXHN aufgenommen, und am Ende des Verfes das finnlose ATA1AC in ATTAC verwandelt. Die Formel is a 19äge auf Alos zwar ist schon aus Homer Il. V., 837. bekannt. V. 6. lautet bey Richter fo: dorra X" si: AIAHN ärgoros s? As vuos. Aber wer wird sich wohl dieses si: "Ay gefallen lassen? In die Unterwelt, denke ich, kommen nicht die Gebeine, sondern die Seele, die nach der Vorstellung eines andern Epigrammen, Dichters, Julians des Aegyptiers, erst von da aus zur beson- dern Auszeichnung in den Himmel aufgenommen werden kann. Dieser sagt nämlich in der Anthol. Pal. VII, 587. init. X5 s rixsy, royros - Dass, der die 3äeos II»Lovros es 3sy X" orgavy eiszy3ys. Er uuß also die Aufnahme der Seele in den Himmel von dem Ausspruche der Todtenrichter abhängig gedacht haben, und für diese Vorstellung ließen sich auch noch mehrere Stellen anfuhren, wenn wir nicht hier an. Einer genug hätten. Ob nun hiebei noch die Annahme zum Grunde liegt, die wir in einer zwar inter- polirten, aber doch verhältnißmäßig alten, Homerischen Stelle, Od. A., 6o 1 seq. antreffen, daß noch ein leeres Schattenbild, ein soooy, in der Unterwelt bleibe, wenn auch der Verstorbene selbst, ards, bei den Göttern wohne, laffe ich unentschieden. Das aber lehrt doch wohl der gesunde Menschenverstand, daß die Gebeine nicht in den Hades, sondern in's Grab gelangen. Um also den noch jene Lesart zu vertheidigen, müßten wir wenigstens an nehmen, das sowoy werde nach einem uneigentlichen Sprachges brauche mit den Gebeinen verwechselt. Ein solcher Sprachges brauch aber wäre eben so unerhört, als verkehrt, und das Eu- ripideiche sy"Audov es 3x, Hec. 48. Pors. und E. 122. seqq. Seidl, beruht nicht etwa auf einer ähnlichen Verwechselung, fon- dern heißt weiter nichts, als in den Hades versenkt feyn, 651 und ist unstreitig auf den Schatten, nicht auf die Gebeine, zu beziehen. Eben so wenig kann auch der uneigentliche Gebrauch von wgos, fata, funus, rogus, für jene Verwechslung etwas be- weisen, zumal hier, wo schon der Gegensatz von vxy und darf einen genauen und eigentlichen Wortgebrauch erfordert. Gesetzt aber auch, nicht zugegeben, ein folches seelenloses Schattenbild könnte der heißen, so dürfen wir doch hier noch weniger, als dort beym Julian, voraussetzen, daß der Verfasser sich außer der in den Himmel verfetzten Seele des Eulalius noch ein solches leeres Schattenbild eines Körpers in der Unterwelt gedacht habe. Denn nach dem zweiten Distichon, wie ich es verbessert habe, ist fein Geist nicht erst aus der Unterwelt, sondern unmittelbar aus feinem Vaterlande, zum Aether gelangt, gerade so, wie es beym Euripides heißt, Suppl. 547. seqq. Herm. irar" 0 y rea AvP3vat vergobs, 33sy " Zeroy sie r als piestro, syr3" ers». 3-5, rys ua uy rgos «3iga, ro zu ' s is yv. Hier wird nachher, gleichfalls übereinstimmend mit jenem Di- stichon, noch hinzugefügt: nur der Geist sei das Eigenthum des Menschen: der Körper gehöre dem Vaterlande. Hier haben wir endlich auch denselben Gegensatz des Aethers und der Grde als des Begräbnißortes, den wir nicht allein schon in der zum vorigen Verse angeführten Stelle, sondern sogar in dem überhaupt höchst ähnlichen zweiten Distichon unserer Inschrift felbst fanden, und von diesem Gegensatze find noch mehrere Beyspiele gesammelt von Jacobs ad Anthol. Pal. p. 972. Denselben Gegensatz haben wir denn auch hier wieder zu suchen, um so mehr, da dieser Satz eine weitere Ausführung des vorigen enthalten muß, nur mit dem Un- terschiede, daß dort alles auf das Vaterland des Eulalius bezo- gen, und der Gedanke ausgedrückt wird, fein Geist habe sich eben da, wo er ihn empfangen habe, zum Aether emporgeschwungen, während hier das unabwendbare Geschick der Hauptbegriff ist, wel- 652 ches die Gebeine in's Grab weggerafft, die Seele aber zum Alether gefuhrt habe. Ich lese daher mit sehr geringer Veränderung der Schriftzuge; - der " sie APA THN ärgoros sas wus. Das äga ist hier nicht, müffig, sondern heißt: wie billig, wie natürlich, und steht bekanntlich nach uéy und die recht an feinem Orte. Für die Trennung der Präposition aber von ihrem Nomen eben durch diese Partikel mag Ein Beyspiel genü- gen, das Homerische is au-Rovs 8 vres, Il. 1, 576. Es macht keine Schwierigkeit, wenn wir ein Zeugma annehmen. Der Sinn des letzten Distichons ist: Diefe Erhebung meiner Seele zum Alether habe ich von den Göttern felbst als einen bedeutenden Erfatz dafür erlangt, daß ich, Eulalius, der einzige Hochzeitliche unter den Abgeschiedenen bin, daß ich allein gerade an meiner Hochzeit habe sterben müffen. Wollte man das Komma hinter yaukos fetzen, so müsse man so erklären: zur Entfchädigung dafür, daß ich, der Hochzeitliche, al- lein, ohne die Gattin, unter den Todt ein - ruhen muß. Das wäre aber gezwungener, und für jenes spricht auch die ähnliche Antithese in einem unähnlichen Zusammenhange im Append. Anthol. Pal. 18, 6. - sy 23 uévous yos är, royo ua Myvideos.“ Allerdings scheint die hier aufgestellte Hyvothese aus glück- licher Combination hervorgegangen, und beym ersten Anblick al- les einzelne zu ihrer Bestätigung Beygebrachte fest und ficher zu stehn. Doch der alte Epichlarmos soll uns ein NZD, was uava rurs äg3ga rara ray Pgsvy nicht vergebens zugeraunt heben. Daß AIWH hier nur als der genommen werden dürfe, leugnete ich schon oben, aus Mangel jedes entscheidenden Grun- des. Mithin kann auch die Behauptung für mich kein Gewicht haben, welche eine Folge der willkührlichen Annahme ist, es 653 leide wohl keinen Zweifel, daß AF zu eä gehöre, und auf den Wanderer zu beziehen sey. Der einzige Punct, der bey Richter nach TPOX-A1-HW fich findet, gibt auch nur einen sehr schwachen Beweis ab, daß hier ein ganzes zweysylbiges Wort, wie ausvor, ausgefallen feyn müffe. Im Schluffe des ersten Verses soll ein Auftrag an den Wanderer für eine hinterlassene Gattin, und im zweyten die Nachricht vom Tode des Eulalios am Tage feiner Hochzeit zu fuchen feyn. Warum? Weil, heißt es, im letzten Distichon der Grabschrift dieser Umstand so vorausgesetzt wird, daß man ihn nur zur Noth errathen kann, und ungern die ausdrückliche Nachricht vermißt. Allerdings suchte auch ich im ersten Bruchstück, statt einer bloßen Anrede an den Wanderer, bey dem Grab- male zu verweilen, vielmehr etwas Thatsächliches von den Verstorbenen. Denn natürlich vermißte auch ich, unter andern uns verschwiegenen Umständen, besonders etwas zur Aufklärung des mir auch jetzt noch immer ziemlich räthfelhaft bleibenden yauxös im letzten Verse, von welchem ich nicht begriff, wie . Herr Prof. Francke, als wir beide nur den zweiten Theil des Ganzen von AOPOC an kannten, schon damals mit Sicher- heit den Gedanken darin ausgedrückt finden konnte, Eulalios müsse gerade am Tage seiner Hochzeit gestorben feyn. In so fern also mußte die Ergänzung HC IIAPO-/EITA 7452 u. jg IIzz- uote on mir willkommen sein, und auf jeden Fall, wie sie es ist, als sinnreich erscheinen; obwohl auch so in ihr die Nachricht vom Tode des Mannes am Tage seiner Hochzeit keinesweges unzweydel- tig enthalten ist, da was ja nicht bloß Hochzeit, Hoch- zeit feier, fo wie eheliche Verbindung, sondern auch, letzteres freilich häufiger bei den Prosaikern, Ehe heißt. Gegen zog dort hatte ich nichts einzuwenden, da es auch anderwärts vorkommt, z. B. Append. Anthol. Pal. 296, 3. u. 4. A: s Mais Mo u. f. w, gerade rag PX: wenn gleich ebenso gut 654 auch als exo stehn könnte, wie in einer der Elginfchen In- - fchriften: gravs» gros a'a. Der zurückgelassenen Gattin soll also, ahn wir, aus dem Munde ihres durch die Grabschrift sprechenden Gatten der Wan- derer Bericht abstatten – wovon? Davon, daß die Jonische Erde, zwar „feine fichtbaren Reste zu fich genommen, den Geist aber, den fiel ihm einst gegeben, zum Lichte des Alethers entlaffen habe.“ Das soll der Wanderer ihr fagen? Wenn P. in da ros den Olympischen Siegsgefang auf Afo- pichos, den Orchomenier, mit dem Aufruf an die Acho (den Nachhall) fchließt, ,,fie folle herabeilen zur schwarzumburgten Behausung Phersephona's, dem Vater Kleudamos die weit schal- lende Kunde zu bringen vom Sohn, er habe in der ruhmvollen Pisa Thalschooß sich das junge Haupthaar mit den Fittigen glorreicher Kämpfe gekrönt“: so bewundern wir die wahrhaft lyrische Wen- dung des fo nahe liegenden Gedankens: ,,wie würde der Vater Kleudamos, wenn er noch lebte, des früh errungenen Sieges des Sohns fich freuen!“ Wir finden sie nicht in höherm Grade lebendig und kühn, als durchaus der Sache angemessen. Wenn der Thebäische Sänger – doch, bleiben wir lieber bey Epigrammen stehn, – wenn also Simonides die bey Thermopylä gefalle- nen Helden aus ihren Gräbern sagen läßt: " Hey, yystov Aares davovious ?r F- xejus 3a, ros say guage zs3asvor: fo finden wir dieß in feiner Einfalt erhabene Wort nicht nur solcher Männer würdig, sondern auch den darin enthaltenen Auftrag ganz paffend im Munde derer, welchen gerade der Ge- horsam gegen die vaterländischen Gesetze unmöglich macht, selbst zu thun, was sie den vorübergehenden Evos thun heißen. Ebenso, wenn in Epigrammen des Theatetos, Afkle ptades und Nikänetos (Anthol. Pal VII. 499. 5oo. 5o2.) aus feinem Kenotaphion der Kyrenäer Ariston die Vorbeyschif fenden beim Zeus Kenios beschwört, seinem Vater Menon zu 655 verkündigen, daß er, im Aegäischen Meere umgekommen, bey den Ikarischen Klippen versenkt liege ; oder auf ähnliche Weise Euippos den Vorübergehenden dringend bittet, follte dieser nach Chios kommen, feinem Vater Melefagoras anzuzeigen, daß ihm famt seinem Handelsschiffe der böse Südostwind verderblich ge- worden; oder Biton g: ichermaßen vom Wanderer begehrt, wenn dieser von Torone nach Amphipolis gelange, dem Nikagoras zu melden, daß feinem einzigen Sohne der vom Thrakischen Strymon her wehende Sturmbeym Untergang der Böcklein den Tod gebracht: fo finden wir abermals die Aufträge den Umstanden völlig ent- sprechend und naturlich, und fuhlen uns mitbewegt durch die Bitten der Armen. Weniger schon beydes, dünkt mich, wenn in einem Epitymbion von Agathias Scholasticus (Anthol. Pal. VII. 569) eine Frau den Wanderer anfleht, sollte er ihr Vaterland Theffalien fehn, ihrem Gatten zu sagen, seine Gat- tin fey gestorben und nahe dem Gestade des Bosporos begraben; er möge ihr auch bey sich ein Kenotaphion aufrichten, um ihrer sich zu erinnern. Next Arowa, ragora, 29 arasoy zorn, str. 2, zu says zarga Ssoga) in Kr-3ays regors, 3xst "uy in x3ow rußos, alt, Boszogys Syyi 3sy toyos“ A wou are 3 rex- zsyguay Syyi/3 ve, öpg ava aufzen rs rors zougdys. Thessalien ist groß, der Wohnort des Mannes nicht genannt; fein Name nicht, eben so wenig der Name der Frau ; auch die Ent- fernung beyder durch nichts motivitt. Hier finde ich schon Mangel an Zweckmäßigkeit, an innerm Zusammenhang: dieß Epigramm erscheint mir als ein bloßes Spielwerk, und als ein mißlungenes, des sonst nicht talentlosen Agathias. Es stand gewiß an keinem wirklichen Grabmal. Dagegen steht das unsrige, freilich zum Theil verstümmelt, noch jetzt an einem Sarkophag im Freyen zu Nikopolis. Es 656 - wird also hoffentlich auch in den jetzt unkenntlichen Theilen, wie in den kenntlichen, zweckmäßigen Zusammenhang, und uber- all die erforderliche Schicklichkeit haben. Beydes vermisse ich bey der vorgeschlagenen Ergänzung des ersten Bruchstücks. Daß der Wanderer der am Hochzeittage Verwittweten jenes alles fagen soll, ist meines Bedünkens un- angemessen. Das eine, wo ihr Neuvermählter begraben liegt, nemlich in vaterländischer Jonischer Erde, wird die Braut, die beym plötzlichen Tode des Bräutigams am Hochzeittage doch ganz in der Nähe gewesen feyn muß, wol am ersten wissen, nicht durch einen zufällig Vorbeywandernden zu erfahren brauchen. Das andere aber, daß , sein Geist nicht erst aus der Unterwelt, sondern unmittelbar aus feinem Vaterlande zum Aether gelangt sey“, hätte sie offenbar doch besser, kürzer und lieber unmittelbar durch ihn selbst, als aus seinem Auftrag an den Wanderer vernommen. Wäre also woll das Schickliche, r, reiro, wie wir solches bei einer metrischen Grabschrift, nicht aus dem spätesten Griechischen Alterthum, zu erwarten berechtigt sind, hier gehörig beobachtet? – Auch stoßen wir noch auf eine besondere, von unserem Freunde übersehene Schwie- rigkeit. Als er, ohne noch das Dasein des ersten Bruchstücks zu ahnden, 3 - statt rarg ergänzte, dachte er bey das augenscheinlich nur an den Hyos, und wurde auf diesen, den wir nach her schon im ersten Bruchstück in der Anrede IIA PO2/EITA fanden, gerade durch fein glückliches Erkennen des in AI OPAC wahrscheinlich liegenden 2. gs (Anthol. Pal. VII. 3oo finde ich wenigstens r» ago, is sogs –) hingeführt. Wenn aber der Wanderer alles. Folgende der trauernden Gattin sagen soll (y rar« – – – is 74 u. f. w.): auf wen geht nun dieß : " ges? Auf die Gattin? – Wenn sie selbst vor dem Sarkophag steht und sieht, wozu dann irgend ein Auftrag für sie an einen Dritten? – Also doch auf den Wanderer? Oder gar etwa auf eine unbestimmte zweite Person, ein schwanken des man ? - So wird also, setzt man die Richtigkeit der Er / A 657 gänzung des ersten Distichons voraus, das sonst fich empfehlende 7 gs, wie man es auch faffe, unklar und schielend. Schon nach diesem allen (auf das mehrdeutige yauxs komme ich noch zurück) räth uns kritische Vorsicht, die vorge- schlagene Ergänzung des ersten Bruchstücks aufzugeben; zumal, da wir aus Richter's Aeußerungen nicht einmal bestimmt wie fen, ob nicht das, was er die erste Inschrift nennt, von welcher er sagt, daß sie absichtlich zerstört fey, aus mehr als Einem Deftichon bestanden. Nun zu dem, was er als zweite Inschrift angibt, wovon wenigstens die Hälfte der ersten Zeile auch absichtlich zerstört fey. Hier habe ich bei der versuchten Ergänzung und Verbeffe- rung der behden ersten Verse und des Anfangs des dritten fol- gende Bedenklichkeiten. AOPO (TOAEEaw TIAKA soll in AGE POCec TO-21E Qbow CIAKA verwandelt werden. Dieß würde ich dann nicht zu kühn finden, wenn die Kühnheit zu einem evidenten Resul- tate führte. Ein solches aber vermisse ich. Denn da gleich nachher zis a Rég, ex Aos zwas, oder (wie verbessert wird) any's vorkommt: so entsteht durch A3égos is rös pas, wie man es auch durch den etwas verschiedenen Zusammenhang, worein, es - gesetzt wird, rechtfertigen mag, eine tautologische Wiederholung, wel- cher man in einem nicht langen Epigramme sich gern überhoben fahe. Daß die Form Taxi nicht geändert worden, dagegen habe ich um fo weniger etwas zu erinnern, je ungewisser bey der Stellung, in welcher jene Buchstaben in dem halb verlesenen, halb vertilgten Vers erscheinen, es bleibt, ob hier eine Dorische Form ist oder nicht; da jene Buchstaben ja auch den Pluralis vom Neutrum, und wer weiß was sonst? enthalten können. Daß Dorische Formen in übrigens ganz in epischem Dialekt ge- schriebenen Epigrammen angetroffen werden, wird freilich zu- gestanden; obwohl ich (beyläufig gesagt) im Verfahren des eben fo behutsamen als geistvollen, von uns verehrten Jacobs in dem berührten einzelnen Falle keinen Widerspruch mit feiner 42 (1) 658 allgemeinen Maxime über die Dialekt verschiedenheiten finde (vgl. feine Vorrede zum ersten Bande der Anthol. Pal. p. XL seq, besonders p. XLVII) da er 34s ja im Texte stehn ließ, und bloß eine, durch die fonst nicht ungewohnliche Verwechselung von A und H motivierte, Vermuthung für den einzelnen Fall in der Anmerkung beibrachte: was erlaubt bleiben muß, wenn anders Gleichformigkeit des Dialekts in einem und demselben Epigramme doch das Gewöhnlichere ist, so oft auch Mischung der Dialekte sich darbieten mag. In Absicht solcher Mischung aber scheint mir fortgesetzter Beachtung werth, was einer der feinsten Kriti- ker von Dichtern der Griechischen Anthologie, Hr. Prof. Gräfe (Melle agr. Epigr. Praef p. V–XII), stark genug gesagt hat. Daß Jonien das Vaterland des Verstorbenen fey, bleibt, bey der Ungewißheit des unmittelbar Vorhergehenden und Nach folgenden, unerwiefene und und unerweisliche Vermuthung, wenn gleich das ohne diese Voraussetzung dem Sinne nach unbestimmte ro 3 % des real dadurch allerdings einen bestimmten Sinn erhält. Ob indeß wol fonst irgendwo bei einem Dichter, so wie es hier angenommen wird, von einer x3ay gesagt sein möchte, daß sie einem Menschen frog des Dieß wenigstens möchte mit dem Euripideifchen 33sy " Zeroy is ro zu gesro, syra 3" ers». 3-5, erweisua uy ergos a3éga, rs äux ’ s is y nicht sonderlich zusammen stimmen. Denn hiernach kommt die Seele vom Himmel, ist nicht Geschenk irgend eines Landes. So heißt es auch in einem Evitaphion (Anthol. Pal. Append. 252): erve ua Aa2» davos orgav63 sy, reas xg vor, raroxa. Demungeachtet finde ich es an sich nicht unwahrscheinlich daß in TA-1A1ABOTC Aehnliches, wie das von unserm Col legen darin gesuchte räz Aa3", zugleich mit der Beziehung auf ein Wort wie x3 oder 7 liege. Nur gestehe ich den 659 Aa3oo" - " es mehr Probabilität zu, als dem rä22, wofür wol rau nicht bloß als Bestimmteres, sondern auch deshalb vorzuziehn feyn möchte, weil das räAA dem, welchem es ent- gegen gesetzt werden foll, hier nicht bequem voran stehn würde. Die Verwechselung der Richterischen Lesart TAL-/-1A mit diesem TAMA-1A wäre auch ziemlich eben so leicht, als die mit dem Franckeschen Vorschlage. TAAA/AA/AA1A. Wenn das HTAPMONV „handgreiflich unrichtia“ ge- nannt wird, so gilt dieß meines Erachtens nur von MON, wofür ich gleich anfangs MOT" vorschlug. HTAP aber halte ich noch für richtig, und die Erinnerung fast für überflüffig, wie häufig in der Anthologie (z. B. Anthol. Pal. VII. 2o2. 214. 278. 291. 315. 372. 468. 48o. 606. X. 68. Append. 317) ve den Uebergang von einem Satze zum andern, und zwar nicht schicklicher als in unserm Epigramme macht, wenn wir, wie diese Partikeln es erfordern, darin auch hier bekräftigende Angabe des Grundes vom unmittelbar Vorhergehenden voraussetzen. Das dafür vorgeschlagene HTOPé MOV halte ich für eine unnö- thige Conjectur, wenn gleich die Gegensätze von 34 aus und F-22, von 23 und orgavos in jenem Epigramm eines namenlosen Versificators einer offenbar sehr späten Zeit (Anthol. Pal. VII. 672) sich finden: - X3 uy zu was ic3%öv, zu vry orgavis jroe "Aygo, 3s Aavor ex T) vguo zu zers, n --- ox loy erswo» ex32gas spufzro xsgas- An unserer Stelle scheint mir nemlich durch jene Veränderung eine ähnliche Tautologie, wie ich schon in a 3égos is rd. Das und Ss 3äg ex Aos alysis andeutete, aus dem Frog uy und dem vxy hervorzugehn. Beides letzte, so nah an ein- ander, wird unser Freund mir in keinem andern Epigramm ähn- lichen Inhalts nachweisen. Daß ihm mein luxy as, der Aufnahme werth geschienen, fah ich nicht ungern: wenigstens wird das in ... XH von mir 660 gesuchte Jozy hier eben so gewiß erfordert, als in dem zu Athenä gefundenen Elginfchen Marmor zum Andenken der bey Potidäa gefallenen Athenäischen Krieger in XO das rauxra. Doch bin ich selbst mit dem luxy ué jetzt nicht mehr ganz zu frieden. Läßt gleich die Schwierigkeit des rgoros sXs youos, infofern es auch auf die Seele bezogen werden soll, durch An- nahme eines Zeugma einigermaßen sich heben: fo will das „unab- wendbare Geschickt, welches nicht nur „die Gebeine in's Grab weggerafft“, fondern auch „die Seele zum Alether geführt“, bey genauerer Betrachtung mir doch nicht in den Sinn. Das Un- abwendbare, auch da, wo man das Höchsterwünschte bezeichnen will, führt etwas Störendes, Zweckwidriges, mit sich. Ein Ausdruck wie: „die Seele ging, schwang fich, in den Alether stünde doch viel angemessener. Es wäre auch eine nur um ein fehr Geringes gewagtere Veränderung, wenn wir, anstatt für .. XHMEW zu lesen PTXHINMEN, vielmehr, da EW und OA1 leicht genug verwechselt werden konnten, zu lesen vorzögen: PTXHMOA1; also: weg wov luxy ad is a 3gas es. Als «As. Ich behalte nemlich das für „sinnlos“ erklärte aixas. Steht gleich in der bekannten Homerischen Stelle ausgemacht richtig x d' zu Porgay Beer a3äge za: Alles was – wo Barnes die zwey letzten Worte, sonderbar genug, in unfer Als «was verbessern wollte (f. Var. Lect. et Obss. in Il. cur. Heyne T. VI. p. 517): so folgt daraus keineswegs, daß in uns ferm Epigramme nicht ás a 3äge a Alos aus verbunden feyn könne; zumal da in der Odyssee ), 74 Zyvös – exy, bey Aefch y los im Prometheus 122 Aus ab – vorkommt, und in Euripides' Hippolytos (v. 68, 69. Vergl. Valckena er. Adnot. p. 170) wie ich glaube, aber Zaves, ro) zovgoy oo, nicht ab, Zays rox vor oboy zu schreiben ist; der Plus ralis aber bei einem viel späteren Dichter, der vom Aufenthalt und Zustand der Seele des von den Göttern begünstigten Men 661 fchen nach dem Tode, eine höhere Vorstellung verräth, als die Homerische, schon deshalb nicht hinweg verbessert werden darf, weil gerade diesem Pluralis ein erweiterter und mehr vergeistig- ter Begriff zum Grunde liegen kann. Daß zur bloßen Conjectur "A-3"gos Fs rode (pas das is «3égo ext Als «dys eine voll- ständigere Parallele abgeben würde, darf uns nicht kümmern, denen dagegen das Eis er zum unveränderten. Als das einen mehr in poetischer Sprache gehaltenen Gegensatz gibt. Doch auch dieß sis AI-/HIV foll ja hier durchaus verwerf- lich feyn; es soll verändert werden in eis APA /THW Warum? Weil die Gebeine nicht in die Unterwelt kommen, sondern ins Grab; weil wir also, um dennoch jene Lesart zu vertheidigen, wenigstens annehmen müßten, das sooy werde nach einem uneigentlichen Sprachgebrauche mit den Gebeinen verwechselt. Ein solcher Sprachgebrauch aber wäre eben so un- erhört als verkehrt“ u. f. w. Wer heißt aber unfern Freund bey dem Vertheidiger der Schriftzüge des Steins sis AIZ/HW eine Annahme dieser Art voraussetzen? Alys ist hier gar nicht die Unterwelt, sondern, wie in so manchen Dichter stellen, (frey- lich nicht in Homerischen) nach einem längst nicht mehr zweifel- haften Sprachgebrauche, gerade nichts anders als– das Grab. Daran konnte schon des rövros erinnern, wie Alefchylos im Agamemnon 664. Schütz. ed. 2. den Herold sagen läßt: "Erstra. "Fr royroy rspsyres, was Humboldt (bey ihm v. 655) richtig übersetzt: „Entflohen drauf des Meeres finsterem Wellengrab.“ Daher läßt auch Antiphilos in einem Epita- phion auf einen Schiffer (Anthol. Pal. Vll. 630) für diesen bey ei- nem plötzlichen Sturme den rövros plötzlich zum er werden (oüro ze? Aos Fuve, ext y los ält rövros). Auch fehlt es in der Anthologie nicht an andern Stellen, wo es sepulcrum, nichts weiter, bedeutet. So Anthol. Pal. Append. 355, 3. also zuvxioo was örero dros, „nahm auf des inner- sten Grabes dunkler Schooß“, und noch entschiedener Append. 147, 7. rexas - da, „umgab das Grab mit einer Mauer, 662 Vgl. auch Jacobs ad Anthol. Gr. T. XII. p. 285. Manches hieher Gehorige hat Hufchke (Anal. crit. in Anthol. Gr. p. 124–130) schon zusammengestellt. Selbst das Euripideiche sy"Adov es 3a, wenn es, was Hr. Prof. Francke als „un- streitig“ behauptet, „auf den Schatten. (sda.), nicht auf die Gebeine“, zu beziehen wäre, konnte keineswegs heißen: in den Hades verfen kt feyn: denn von den beweglichen Schatten- bildern der Abgeschiedenen (ro d'é aux aeroovy, sagt Home- ros) könnte doch unmöglich das Zeitwort es. 3a gebraucht feyn. Es heißt aber dort auch gewiß nicht: in den Hades verfenkt feyn, sondern im Grabe liegen. Wem konnte es übrigens wol einfallen, in unserer Stelle bey darka an etwas an deres als an Gebeine, etwa an , ein folches seelenloses Schat- tenbild“ zu denken? Jener Gegensatz des Aethers und der Erde als des Begräbt nißortes, der in der Euripideichen Stelle Suppl. 547 seqq. Herm. hervortritt, bleibt auch in der unfrigen, wenn wir die Richte- rische Lesart EIC AI-/HNW beybehalten, wenn anders dieses, wie bewiesen worden, ins Grab heißt. Die von Jacobs ad Anthol. Pal. p. 974 angeführten vier Stellen, wo 239 oder da, für auch arg oder orgayös, und xRay oder dafür auch 77, bey, des in Verbindung mit zwei oder Jux oder Fros einerseits, und gut oder was anderseits, einander entgegen gesetzt sind, lassen sich auch als Bestätigung, nicht nur des von mir und Herrn Prof. Francke angenommenen Gegensatzes von lux und Ferra, sondern auch des von mir vorausgesetzten von a3 g ca. Als zwei und es gebrauchen, zugleich aber leicht mit an deren, mehr oder weniger ähnlichen, vermehren. So heißt es in drey Epitaphien auf Platon: (ex Planud. 31. T. II. p.634): 2, 3 u. a wéi év zous rés r- als II»aravos vx . " 1 0 0 3 4 o. v. r a & y zu aaxgo. Fast ebenso (Anthol. Pal. VII. 6): T 27 a way y erous göz's rode - ua IIAravos, vx . " : 3 varov - H » zu wagoy v. 7. 2. 663 und (daf. 62) unter einem emporschauenden Adler auf einem Grabmal: WP vx is su IIArovos aroraums is "O Avu roy r- - » sixay, a u. a dº y mysys Ar3s zei. Auf Solon VII, 87: 2 u. a uy Figs 2xovos Ry Aoder Kyrgov zg der 4" zu 2a Maus - etwas agraves. n > --- vx v | Foyss so 3ds is ovg «v dy payoy e. r. A. Ferner VII. 337, 7: – – – #s g« v? «s ve er «gros vx ranalyse zu arova aus. VII. 362 : v3- ' sie "Azao 4 zu «s, vx F. is "O2. vrov. VII. 57o: als es Paus uy vsy rd. 23 ovos, 3 war o zu n / --- n avr y Exovo 3 soll, o du a dº one is 30. Daf. Append. 119, 9: y W / sº gs 3 a y d' versoy euyoy 3 A 6 s • 1 x ov. Daf. 171 : - i34 Audyoto aggovos der 4a es 3er yways, s aup" ager Fr) s.ro za" opy. A re uy es 3er unga zöws aup2:3era, vx v ." - us on Ovg 2 vös eigs #xst. (Hier möchte ich für es 3er www.vos, 3s vermuthen: es Frau, yv- uys is – Die Gründe anderwärts.) Vergl. auch das wort- reiche Epigramm Append. 261, wo ziemlich weit hinter déu as folgt: vx de gadins ge Fs 3 4 e” Freies Aos «ign, x. 7. A. 664 Daf. 273: - s Oréa uy at a «g - es was er alles deux * - - --- e- deau, gyuvay zu brode Hausvat * vx „" a. 3 kg : ov warxst r A 9 v. 2. 7. 2. Endlich auf dem in Makedonien von W. M. Leake gefunde- nen Marmor, welcher erwähnt wird in Welcker's Programm: Epigrammata Gr. ex marmoribus (Bonnae 1819. 4.) p. 8. "HD rärgos es 3s ITgapixo was, (s) zu «ze go de vx | y 3 ersoly 37xs 3ios rs Day“ ovexey v rayagoras, x. 7. A. Doch was wäre mit allen solchen Stellen für unsern Zweck gewonnen, wenn wir nicht das ... XH und OCTEA, das EC AIGEPA KAI 21TOC" AT-1AC und SIC AIZ/HW unverkennbar in unserer Steinschrift hätten? Ein anderer Fall ist es mit dem Begräbniß im Vaterlande, das Herr Prof. Francke erst durch seine Ergänzung z3a, rargis, hinein bringt. Selbst in den Schutzfucherinnen ist an der angeführten Stelle, un- geachtet der bekannten Handlung dieser Tragödie, des durch Hülfe- flehen und durch Siegskampf erstrebten Gewinns der Leichname der Sieben vor Theben zur Bestattung ihrer Asche in Argos, nicht vom Vaterlande die Rede, sondern davon überhaupt, daß dem menschlichen Geiste Rückkehr in den Alether, dem Leibe in die Erde gebühre: denn den Leib besitzen wir nicht als Eigenthum, außer nur als Lebens - Wohnstatt; darnach muß, die ihn aufge- nähret (die Erde, "w) ihn empfahn: xxstra ry 3 gélagoey zur d: 7 A 8-7. Mag nun auch in unserm TAA1A1ABOTCATO- PAC aller Wahrscheinlichkeit nach von Aufnahme der sterblichen Reste in die Erde die Rede sein, so fehlt uns doch der Beweis des Begräbnisses in vaterländischer. Freilich spricht sich nicht nur der Wunsch, lebend aus der Fremde ins Vaterland zurück zu gelangen, in manchen Gedichten der Griechischen Anthologie aus wie in dem von Simonides (Anthol. Pal. VII. 510), von Ju- lius Polyänos (lb. DX.7 u. 9) und andern auch das, im Alter 665 thum allerdings viel allgemeiner als in neuerer Zeit herrschende Verlanaen, in vaterlandischer Erde begraben zu werden, und der Schmerz des unbefriedigten. So z. B. in Epigrammen von Platon (a. a. O. VII. 259), dem Tarantiner Leonidas (daf 660. 666.), Agathias (daf. 552), und Ungenannten (daf. X. 3. VII. 715); ebenso in dem Marmor von Meffana zum An- denken mehrerer Jünglinge aus Kyzikos, bey Welcker a. a. O. S. . . Aber aus allen folchen Stellen folgt doch keineswegs, daß auch auf unserer Grabschrift vom Begräbniß im Vaterlande die Rede fey. Wie oft mochte es nicht auch heißen, wie in dem von Franc. Beaufort zuerst bekannt gemachten Epitaphion auf einen Architekten Dionysios, bey Welcker a. a. O. S. 72 & IIargay " us 7.280 xgart Tuov är" urs» syros . . . Ueberflüssig ist es vielleicht schon, noch zu erwähnen: wäre un- fer Sarkophag auf Ionischem Boden gefunden, nicht auf den Türkischen Begräbnißplatz zu Nikopolis auf Kypros (wohin er, jetzt als Brunnen-Einfaffung benutzt, freylich von einem andern Lande her gebracht fern kann); so würde für die gegebene Deutung des IAKA, wofern sie entscheidende innere Gründe für sich hatte, auf der kritischen Wagschale noch ein äußeres Mo- ment der Probabilität hinzu gekommen seyn, woran es jetzt auch fehlt. Doch vielleicht wissen künftige Reisende, deren ge- nauerer Aufmerksamkeit dieser Sarkophag wol empfohlen werden darf, uns mehr davon zu erzählen. Ich komme zum letzten Distichon. Hier liegt die Haupt- schwierigkeit in den Worten aus wovos. Nach dem S. 648 Mitgetheilten suchte Herr Prof. Francke schon im ersten Bruch- stück „die Nachricht vom Tode des Eulalios am Tage seiner Hochzeit, und bestimmte darnach seine Ergänzung von jenem, deren unhaltbarkeit wir sahen. Im Sinne derselben Ergänzung findet er in den beiden letzten Versen den Gedanken von einem bedeutenden Ersatz, den Eulalios von den Göttern dafür erlangt habe, daß er der einzige Hochzeitliche unter den Abgeschiedenen 42 (2) 666 fey, daß er gerade am Tage seiner Hochzeit habe sterben müssen. Aber erstens heißt uy« dagoy nicht bedeutender Erfaz, sondern großes Geschenk; der Begriff der „Entschädigung des Verstorbenen für fein hartes Schicksal“ liegt also nicht in der Steinschrift, sondern wird hineingetragen. Ein Geschenk soll in manchen Fällen freylich als Ersatz dienen; keineswegs in allen. Daß aber Jemandes Seele gerade zum Ersatz für sei nen Tod am Hochzeittage von den Göttern unmittelbar in den Himmel aufgenommen worden, dafür fällt mir nicht einmal ein Beyspiel ein. Zweytens ermangelt die Aussage aller anthropo- logischen Wahrheit, und hier folglich auch aller exegetischen Wahrscheinlichkeit: ich bin der einzige Hochzeitliche un- ter den Todten, ich allein habe gerade am Hochzeit- tage sterben müffen. Denn wer zählt unter den unnennba- ren Millionen der Todten die Taufende, welche gerade am Tage der Vermählung mögen gestorben seyn! Wie käme also Eula- lios, zumal in ruhiger, leidenschaftloser Rede, zu einer hand- greiflich falschen Behauptung? Hiernach möchte also die verworfene Auslegung, mit Se- tzung des Komma hinter ya aus, doch bei weitem vorzuziehen feyn, nach welcher in aus, wovos v. 23, uyous läge: „der Hochzeitliche, allein, ohne die Gattin, unter den Todten“ ru- hend. Zwar nennt der Verf. diese zweite Erklärung „gezwun- gener“, was ich eben so wenig, als hinreichende Aehnlichkeit der Antithese in dem von ihm angeführten Verse finde, weil dort dem Namen des Mannes nur Ein Begriff, v4s, mit 2, 3, -4- vous antithetisch verbunden, gegenüber gestellt wird, hier aber zwey, yauxs wovos. Dagegen fehn Sie felbst, daß die zweite Er- klärung mit der versuchten Ergänzung des ersten Bruchstücks auch weit mehr in Harmonie feyn würde. Freilich gäbe sie ei- nen sentimentalen Anklang: dergleichen wird aber bey manchen, zumalfpätern, Dichtern der Griechischen Anthologie, und schon bey Euripides, viel häufiger vernommen, als nicht Wenige, den neuerlich beliebten Gegensatz naiver und sentimentaler Dich 667 tung beh Alten und Neuern viel zu einseitig und ausschließ- lich nehmend, sich vorstellen. Für die unter beyden so eben vor- gezogene Erklärung hätten Stellen angeführt werden können, wie des erwähnten Tragikers Phoeniss. 1537 Pors, wo Antigone nach dem Tode der Brüder klagt: - uo vad" eiva dova, ry als xgöyoy y As 30 a yous dexgous. In der Andromache (ed. Musgr. v. 1224) fagt der Chor nach dem Tode auch des Enkels zum alten Peleus: zu dyos zu vo - - - - - duous avargên. Noch paffender wäre Anthol. Pal. VII. 34o (das zweyte und dritte Wort von v. 1. nach Ruhnke n”s Verbesserung): Nixonroy Maga3ay Sys3naro - r ršrgy, ußggas dagious Magyax« uxguagéry. exx" oby r»éoy Foxs rl weg roy wig zende vs zu v% r "g 7 «ns, oxouyns zov; Dennoch dürfen wir auch diese Erklärung nur als fehr unge- wiß gelten lassen, bei Erwägung, daß, wenn vauxös, soviel als auos und yautos, hoch zeitlich heißen soll, im Vorher- gehenden nothwendig etwas zur Erläuterung dieses Beyworts da seyn müßte. Eben deshalb dachte ich gleich anfangs bey AOPOC an àagos, wovon freilich die erste Sylbe gewöhnlich kurz ist, an zogos und dergl., bey der Möglichkeit verweilend, daß von einem jungen, noch unverheiratheten Menschen die Rede fey, von welchem, wenn er Bräutigam war, oder wenig- stens leicht werden konnte, das war aus mit Beziehung auf jetzt unkenntliches Vorhergehendes an sich als nicht unstatthaft er- schiene. Wie häufig "wir Epitaphien auf unvermählt in mann- barem Alter gestorbene Jünglinge und Jungfrauen, auf 3:0 vs, in der Griechischen Anthologie begegnen, ist allen Lesern dersel- ben bekannt, ziemlich überflüffig also, an besonders gefällige Blumen dieser Art zu erinnern, wie an die Grabschrift auf Gorgippos von Simonides (Anthol. Pal. Vll. 507), auf 668 Charixenps von Meleagros (VII. 468. CXXIV. Graef), auf Hipparchos von Diodoros (VII. 627.), auf Diony- fios und auf Akylinos von Ungenannten (Append. 148 u. 406); ebenso auf Timas von Sappho ( VII, 489), auf Aristokrateia von Mna fallkas (VII. 488), auf Heliodora von Melle a gros (Vll. 476. CIX. Graef) Freylich kommt auch, natürlich aber feltner, ein und das andere Epigramm vor, wo eine Braut, als am Hochzeittage oder in der Hochzeitnacht gestorben, beklagt wird; eins selbst auf ein in der Hochzeitnacht durch den einstür- zenden Thalamos erschlagenes Paar Neuvermählter, Eupolis und Lykanion, ( VII. 298). Das Vorbild folcher Elegidien zum Andenken der als Braute Gestorbenen ist das liebliche Epi- gramm von Erinna (VII. 712) auf Baukis, und aus einer andern Zeit das auch schone von Meleagros auf Klearista (V11. 182. CXXV. Graef.), – beyde nachgeahmt, wie schon Chardon de la Rochette (Mélanges de Critique etc. T. I. p. 11 o. 112.) bemerkt hat, von Antonius Thallos (VII. 188) in dem Klaggedicht um Kleanaffa. Etwas andere Wen- dungen haben, wie ich sehe, das von Parmenion auf Helena, und das von Philippos auf Nikippis (VII. 183 u. 186). In allen diesen aber wird die Trauerfcene mit mehr oder weniger glänzenden mythologisch poetischen Farben ausgemalt; z. B. wie Hymenäosº Fackel sich in die Leichenfackel wandelt, wie der neidische oder ungenügsame Hades fich auch diese Schöne raubt u. f. w. Ganz anders in unserm Epigramme, sowohl wie wir es mit feinem Lakonischen aus wirklich haben, als wie Hr, Prof. Francke es ergänzen wollte, Doch jeder vorzüglich auf das Wort yaus gebaute Er- gänzungsversuch mußte mir sehr problematisch vorkommen, wenn ich die Möglichkeit bedachte, daß ITAMIKOC hier vielleicht bloß als Eigenname stehe, nemlich als zweyter des Eulalios; um nicht auch noch die Möglichkeit eines verschriebenen Buchs stabens (daß auf dem Steine vielleicht ITAMMIKOT" stehe, und fo zugleich der Vater angedeutet werde) hinzu zu fügen. Eben 669 nicht felten führt in den früheren Jahrhunderten der Kaiser auf Griechischen Inschriften. Ein Helene zwey Namen. Daß aber unsere Inschrift aus dieser Zeit fey, beweist einigermaßen die schon oben erwahnte runde Form E und C für E und XD und die des Ly für „K2, welche unter den ersten Römischen Kaisern im Abendlande eingeführt wurden, später auch ins Morgenland übergingen, bis im fünften Jahrhundert die ältern Formen dieser Buchstaben auf den Steinen sich ganz verloren. (f. M on t fau c on Pa- laeogr. p. VI u. 173; vgl. indeß auch Villoison Anecd. Gr. T. II. p. 168 – 165.) Nun findet sich aber wirklich, wenig- stens auf zwey Lateinischen Steinschriften, der Name Gami- cus; nemlich auf einer zu Pismes L. AEMIL. GAMICVS (f. Gruter. Corp. Inscr. p. CCCXLVIll. 2.), und auf einer zu Rom VLPIVS GAMICVS LIB. (das. p. CMLVIII. 6). Den Namen Eulalios oder Eulalius vermisse ich zwar bey Gruter; doch steht bey ihm p. DCX. 4. auf einer Römischen Grabschrift: TI. CLAVDIVS AVG. L. EVLALVS C. ASINIO EVLALO FILIO. Um so eher könnte man, wenn man wollte, den kriti- fchen Skepticismus so weit treiben, hier auch daran zu erin- nern, daß in ETA1A1AMIOC, wofern ITAMI KOC der Name wäre, vielleicht bloß das beygelegte Lob der Wohlredenheit läge, s: 24.08. Meleagros sagt 2) lay ºralgay LXXXV, 1. Graef, ro 22» lov arouzros XCIV, 2,7% 2.0, CXXVII, 9; dafelbst aber XCVI. wenigstens ry s 2. 22. ov "Hugzy, und Phi- lodemos (Anthol. Pal. VII. 57o), als Anrede an die Biene, s: 22) s. Genug zum Beweise, auf wie schwankendem Boden jede der bisher mitgetheilten Erklärungen unsers letzten Verses steht. Oder wollen Sie noch mehr? Es wäre allerdings noch eine Erklärungsart denkbar, mit Auslöschung des Komma hinter Ogawa vor und hinter yeux, und mit Setzung desselben hinter Euos, wenn die Worte yauxs uayos y PR uyous als gesetzt angenommen würden in dem Sinne: hoch zeitlich alle in Unter den Todten, für 2 nur nach dem Tode hoch zeitlich. Dabei könnte eine 67o Stelle in Sophokles' Antigone 1125, 1226 Erf, verglichen werden, wo es von Hämon heißt: x-Frau de vergos regt verg, ra "vvz (2 x r 42. 2. 2. v . . . . . os y y" "A Jov wo s. - Dann müßte aber 1) bewiesen werden, daß das Adjectiv vos für das adverbialische uyoy stehe, wovon, wegen der daraus entspringenden Zweideutigkeit, paffende Beyspiele sich schwerlich finden werden, so manche auf Substantiva bezogene Adjectiva auch für Adverbien (vgl. Fischer. ad Weller. P. I. p. 331 seq) zu stehn pflegen. 2) müßte der Widerspruch gehoben werden, in welchen die beyden Sätze, die Seele fey in den Aether aufge- nommen, und der Abgeschiedene hochzeitlich nur in der Unter- welt, zu gerathen scheinen. Dieß nun möchte keine Schwierig- keit haben, da Sy (23, uyous nicht eigentlich in der Unter- welt heißt, sondern unter den Verstorbenen, in dieser Bedeutung aber häufig bloß für nach dem Tode steht, mit Beylegung von Prädicaten, welche Fortdauer des Bewußtseins und Gefühls voraussetzen. 3) ließe ein solcher Ausdruck fich wol nur auf eine uneigentliche Vermählung mit Perfephone deuten; entweder als bloße mythologisch poetische Farbe, oder auch als mystische Hindeutung auf die Mysterien. Was ersteres anlangt, so findet sich zwar bey Dichtern, z. B. bey Tragikern, von hingeschiedenen Jungfrauen, fie feyen mit Hades ver- mählt. So sagt bey Euripides (Iphig. in Aul. 46o. Markl.) Agamemnon von Iphigenia: rhy" a rauway rxg3évoy – rl rag3 voy; "Aus V4%, s Fouxs, vvu. Derzeit raxx -, So im Orestes 11o7. Pors. Pylades von Helena: “Amy yvu- (Doy zexry v. Bey Sophokles nennt Antigone (Antig. 882. Erf) nicht nur das Grab ihre Hochzeitkammer (vvuz Dey), sondern sagt auch v. 81o: Axégoyr www.psvaro –, und v. 1189, 119o bezeichnet der Bote das Grab gerade dieser hochgesinnten Jung- frau also: ergos »-3ärgeroy zägys www.peo"Audov zoop eise 3abo- 671 aus. In der Anthologie aber heißt es (Pal. VII. 182. Meleagr. CXXV. Graef) Ob Tuor, X" Ay Bravoupov KAsagiere dro, rxg3 syas zuwara Avouya –; ferner in Bezug auf die Braut Nikippis von Hades (VII. 186, 6) eiros p" grayaos regruevos Aégsguy –; von einem Mädchen, das ein Oheim feinem Neffen Ikarios zur Braut bestimmt hatte (Append. 215) vvaps booy grars ergs 3" "Ays –; und Leo- ni das von Alexandria (Pal. VII. 547) sagt von Bianor auf dem Denkmale der nur zwölfjährigen Tochter: – – – erreys ", ox "Tusval, »). A- via Pay Doderev wareyoy. In allen diesen und ähnlichen Fällen scheint mir der Aus- druck nur poetische Farbe; nur Spiel der Phantasie mit dem Hades als Person, wie so oft bey den Dichtern. Nicht leicht aber wird von Jünglingen und unverheiratheten Männern es ir- gendwo ausdrücklich heißen, Perfephone fey ihre Braut, oder sie feyen mit Persephone vermählt. Doch geheimnißvolle Hindeutungen auf ihren zwaysos 3 auos, um mit Sappho (Pal. VII. 489), oder auf die «sauw – aggyrov duya Pegas- psys, um mit Meleagros (Pal. VII. 352. CXIX. Graef) zufpre- chen, zeigen sich wohl in Epitaphien auf Jünglinge. So schon bey Simonides (Pal. VII. 507): Ox rudy vapsus 24xy earByy roy äpveroy Tägyurros Hay37s begas psyrs Bauov. und bey einem Ungenannten (Append. 148): "E330 voy sis daröy rs 3iov vx 3ayra zsgayr« Mogae us rgos 3a) ausvs Agrars begaspowes. In folchen Stellen nun ebenso, wie in der unsrigen, jene Auslegung der letztern vorausgesetzt, könnte man wol gar einen Geweihten der Mysterien, besonders der Eleusinischen, fuchen. Ich zweifle nicht, daß manche Gelehrte unserer Zeit eine 672 Erklärung dieser Art nicht schlechthin verwerflich finden, fon- dern vielmehr Lust haben möchten, gerade diese Spur weiter zu verfolgen: folche nemlich, welche einzugehen lieben in jene viel- umfaffende Ausführung des Mythos der Proserpina, welche der gemüthvolle und phantasiereiche Creuzer in feiner Symbolik aufstellt, und fein wackerer Freund Mofer im kürzlich erschie- nenen „Auszuge“ jener wieder gibt. Vgl. Creuzer im vierten Bande der ersten Ausgabe, (von der zweiten habe ich zufällig erst die zwey ersten Bande; doch ist, so viel ich weiß, in der Darstellung jener Demeter-Perfephone und ihrer Mysterien nichts Wesentliches geändert) bef. S. 10.236f. 360. 553. 584, 585. 593. 594; Mofer a. a. O., Kap. VII. u. VIII., bef. S. 782f. 807. 850. 859, 86o. 862. Lefer, die sich schon mit einem populären Vortrage des von jenen beiden Gelehrten Erörterten ohne Be- weistellen benügen, ließen sich allenfalls auch auf den fünften Band von J. A. L. Richter”s Phantasien des Alterthums, bei. S. 77, verweisen. Zwar bin ich weit entfernt, gerade diese Erklärung zur meis nigen zu machen, da sie nicht nur in eine grammatikalische Schwierigkeit verwickelt, sondern zugleich in gewisse Tiefen der Mythologie und der Mysterienlehre führt, bei welchen ich, neu- liche Warnungen folcher Forscher, wie Silvestre de Sacn, der ehrwürdige Jünglingsgreis Voß und der kalt und scharf prüfende Lobeck sie gaben, nicht überhörend, obwohl kein Fremdling in den Schriften über die Mysterien von Meurfius, Warburton, Meiners, Pleffing, Sainte Croix nebst de Sacy, Eras- mus Müller, Creuzer, Ou war off u. f. w., noch lange nicht ins Reine gekommen zu fein bekenne, übrigens in gewissem Sinne noch hoffe auf Erfüllung von Seneca’s Wort (Quaest. nat. VII. 31): Eleusis servat quod ostendat revisenfibus. Am Ende aber darf ich Ihnen doch nicht verschweigen, daß mir aus un- ferm letzten Distichon vom Anfang an, ohne daß ich darum die so eben aufgestellte Erklärung für die wahre ausgäbe, ein Ton aus dem Heiligthume der Mysterien, besonders der Eleusis 673 nichen, entgegen klang. Wie fo? höre ich Sie, werthester Freund, mich fragen. Nun, urtheilen Sie felbst. Im Homeridischen Hymnos auf Demeter (v. 48o seq. Wolf) heißt es: "O2/398 s r" rorsy Frx-30 via 3 garay- ös - ers»- isgy, Es r" Zuwogos, o iro 3' - wo 17, «ay ze, 3asys reg ört SP sogaleyr –; in dem von Plutarchos (de aud. Poet, Opp. ed. Wyttenb. T.I. p. 81 ) aufbehaltenen Fragment von Sophokles (Fragm. So- phocl. LVIII. Opp. ed. Brunck. T. IV. p. 686) aber: als rgust 30 xsyou 3gory, o rara degz3évres räAy wo is Fovº ross weg zu v 0 : s es Sv er, ros " äAouat rar es an –; ferner in Aristophane sº Fröschen 454 seq. Brunck.: Myos ve jury uos za (Péyyos Magy & Cruy, zo usw us 3, si- als 3 rs dyosy -gzov –; endlich, mit verspottender Anspielung auf das in jenen drey Stellen Enthaltene im Fragment des Komikers Philet är os bey Athenäos XIV. 34. T. V. p. 297. Schweigh.: "Q Zs, 22.v / Fry ro52wsky wousyoy. robras sy Fiv 72g zu vors sowie apgodzugte Karl of de ros -gärovs guragos #xoyres wovguens ersg", sis roy z3oy (24gov roy regnus voy. Aus allen diesen Stellen kommt uns der Begriff des aus- fchließenden Vorzugs der in die Mysterien Eingeweihten, in der ersten mit andern Worten, aus den drei andern aber ausdrück- lich, mit dem Worte wävor, entgegen. 43 074 Daraus nun deutete ich mir auch, und deute ich mir noch, in unserer Inschrift am bequemsten das zuvos. „Ich, Eulalios u. . w“ (nemlich entweder aus – dann hoch zeitlich, Bräutigam, vor der Vermählung gestorben, was in dem un- leserlichen Theile der Inschrift vorbereitet seyn muß, um nicht fo allein da zu stehen; oder als bloßer Zuname, ohne weiteren Schluß auf den unleserlichen Theil zu erlauben, Taux) „bekam allein unter den Todten dieß große Geschenk von den Uranionen felbst.“ Allein – als Eingeweihter, im Gegensatz, nicht, aller übrigen, sondern nur, aller nicht in die Mysterien eingeweihten Todten. An diesen, und keinen andern, Gegensatz erinnerten nemlich den Hellenischen Leser unfers Epitaphions schon solche Formeln seiner beruhmtesten alten Dichter, wie die vorher an- geführten. Wäre dieß nicht, so könnte ich freilich Hrn. Prof. Francke das Recht nicht streitig machen, meiner Erklärung des uovos einen ähnlichen Einwurf zurück zu geben, als der nach drückliche ist, den ich gegen die feinige gemacht habe. Von den Uran ionen felbst – zunächst von den in den Eleusinischen Mysterien vorzüglich verehrten Göttern, eben als Eingeweihter. Doch welches große Gefchenk? Of- fenbar die Erhebung der Seele unmittelbar nach dem Tode ks a3äge z. Als «as. Daß aber der künftige Aufenthalt bey den Gottern ein geglaubter Vorzug der in die Mysterien, zumal in die Eleufinischen, Eingeweihten, wenigstens zu Pla- ton's Zeiten, war, erhellt schon aus feinem Phädon p. 69. C. Steph. Kx zuvysova (mit Heindorf, Becker und Alt statt W A - - zwdysyaz) 2:2. o ros Tseres zu oirou caragrayss ob - --- » --- / ck Pavol ruyss siyx, A 7 övra rau iyirreo-3x 3rt, is - - e D r würos ex aerºsaros eis dov Pierre, sy /30936 gg es 3xoué W 3 - * - aera, o d'é zexx 3xguévos rs a rers Aéausyos, ist es preis- aus os, us - 3 s v 0 x / s . Vergl. daf p. 81. A. Gorg. P.493. A. B. Polit. II. p. 363. C. D., und über mehr oder weniger 675 Aehnliches, Fragm. Orphica Herm. p. 509, Aristoph. Pac. v. 375 Brunck., den Dialog Axiochos c. 2o. 21. Fisch. p. 164 seq-, Plutarch. Fragm. ex Stob. hinter seiner Schrift de S. N. V. ed. Wyttenb. p. 136, 137, Aristid. Eleus. Opp. T. I. p. 259 Jebb., Plotin. Ennead. I. 6. p. 55. A. ed. Bas., Proclus ad Plat. Politiam p. 369. Damit stimmen überein die bekannten Lobprüche der Eleusinischen Weihe, in Hinsicht auf die füßern Hoffnungen beim Lebensausgang und für die ge- fammte Folgezeit“, bey J fokrates (Paneg. 6 p. 22 Spohn.), Cicero (de Legg. II. 14), Aristides a. a. O., Krinagoras (Anthol. Pal. XI. 42.) und schon bey Pindaros (Fragm. XCVI. p. 128 Heyn.), Den Glauben an einen solchen Vorzug der Eingeweihten darf man ohne Bedenken als zu gewissen Zeiten sehr verbreitet gewesen voraussetzen, ohne daruun irgend einigen förmlichen Lehrunterricht in den Eleusinischen Mysterien anzunehmen, gegen defen Vor- handenseyn P. E. Miller ( de Hierarchia etc. Havn. 1805. p. 14,6. 165. 164. 166. 172. 173. 177 – 183. 185, 188. 192) und neuerlich Lobeck (de mysteriorum Graecorum argumentis. Diss. I–III. Regim. Pruss. 1820. 4. f. bei. Diss. II. p. 4 seq. III. p. 4–9. 10–13) sich mit entscheidenden Gründen erklärt haben: obwohl Eleusis mir dem ungeachtet ein Hauptsitz der ältesten Göt- terverehrung in Griechenland bleibt, und zwar der, wo am früh- ften, wie es scheint, „der Glaube an Seele, Fortdauer und Un- sterblichkeit, sich entwickelte. So würde also unsere Inschrift zu der kleinen Anzahl fol- cher zu rechnen seyn, die sich entweder mittelbar oder unmittel- bar auf die Mysterien beziehen. Unfehlbar haben Sie, eben so wie ich, die vom Hrn. Bischof Münt er zu Kopenhagen in J. 1810 besonders herausgegebene, 1816 in feine „antiquarische Abhandlungen“ aufgenommene fchätzbare „Erklärung einer Grie- chischen Inschrift, welche auf die Samothracischen Mysterien Bezug hat von diesem uns Beyden wohlwollenden trefflichen Alterthumsforscher selbst erhalten, durch welche wahrscheinlich 676 auch die kleine, so viel ich weiß, nicht fortgesetzte Schrift von Hrn. Prof. Bendtfen: Marmora mystica. Specimen I. Havn. 1819. 4. veranlaßt worden, die freilich Vieles zu wünschen übrig läßt. Es ist möglich, daß zu den alten Infchriften dieser Gat- tung, besonders zu den auf die Eleusinien sich beziehenden, mehrere gehören, als man annimmt; vielleicht mittelbar auch einige von den Epitymbien, die ich wegen der darin enthaltenen Gegensätze zwi- fchen Himmel und Erde, Seele und Leib, Unvergänglichem und Vergänglichem, angeführt habe. Da wir aber Möglichkeit mit Wirklichkeit zu verwechseln in unsern Jahren nicht mehr lieben, fo setze ich gleich hinzu: ein sicheres Kennzeichen, das bloß von einem solchen Inhalte hergenommen wäre, kann es nicht geben, da die fehr man nichfaltig sich gestaltenden Vorstellungen vom Zu- stande des Menschen nach dem Tode, wie sie bey Eingeweihten der Eleusinischen Mysterien in verschiedenen Zeiten geherrscht ha- ben mögen, wenigstens seit Pythagoras und dann feit Pla- ton, in Folge von häufigen Verbindungen der Priester mit Dichtern und Philosophen, besonders mit Pythagoreern, Pla- tonikern, Neuplatonikern, spätern Orphikern u. f. w., mit den Lehren und Vorstellungsweisen philosophischer und theosophischer Schulen ohne Zweifel vielfach zusammen stimmten. Ich kann es daher auch nicht billigen, wenn der verehrte Münter zu jenen Worten der von ihm erläuterten Inschrift: --- e & de re3wsarty dayygués ys rovery - - dual, räv régn as rx3ov spägyra, ( NO " &gy regsau göy a3sglaugt xogs ist so unbedingt sagt (Antiq. Abh. S. 229 f.): „Diese Worte führen uns in das eigentliche Gebiet der Mysterien. Hier ist keine fa- belhafte Unterwelt, kein Elysium und kein Tartarus. Die See- len find dämonischer Natur, und kehren nach dem Tode zu den ihnen verwandten Dämonen zurück“ u. f. w. Es gab, meine ich, Zeiten, wo jene fabelhaften Dichter - und Volksvorstellungen 677 auch bey Mystagogen und Mysten noch die herrschenden waren. Dara auf führt manches andere, was von Sainte Croix, Tenne- mann, P. E. Müller, die Sacy und Lobeck wohl erinnert wor- den. Dahin führt selbst, außer der schon angeführten Stelle aus dem Axiochos, der von Mehrern erwähnte, nur gerade zu diesem Zwecke nicht benuzte, Ausspruch des Kynikers Diogenes (bey Diog. Laert. VI. 39. Meibom.): Sovroy A37valov uvm 37 vx ery, eat Asyövray, as y lov zgosglas of uszunus von vy- xavova, Tooy, 32, si Aynaos us at Erausway das sy r 32g3% gg dovy, surs»ss d reves us uvm zu v% - sy 7 oz 7’s « ze gov » / 2 0 1 s . . ? » - « . Aber freilich gab es gewiß auch Zeiten, wo die Geweihten an das, was sie dort fchau eten, viel Geistigeres, oft Schwärmerisches, manchmal, wenn sie selbst dafür empfänglich waren, wahrhaft Hohes, men- fchenwürdig die Seele Erhebendes knüpften, wie die Idee von unmittelbarem Emporschweben des vom Sterblichen abgeschiede- nen Unsterblichen zur nähern. Gemeinschaft mit dem Göttlichen. Jene Idee finde ich auf dem Kyprischen Sarkophag nicht weni- ger angedeutet, als in jenen Epitaphien von Speufippos und Andern auf Platon, und in ähnlichen schon angeführten. Doch enthält unsere Inschrift darum allein freylich noch keinen Beweis, daß der Verstorbene in die Mysterien eingeweiht war. Ich muß daher die Vorsicht billigen, mit welcher Hr. Bischof M ü nter an einer andern Stelle (S. 24o) von feiner eignen ähnlichen Bemerkung bey folgender Inschrift auf Festus in Spon's Miscellan. p. 99 Gebrauch macht, obwohl er selbst es nicht, unwahrscheinlich findet, daß dieser Festus auch an den Mysterien Theil gehabt habe, da er (vermuthlich wenigstens) mit dem gleichnamigen Proconful von Achaja Eine Person ge- wesen: Ibis in optatas sedes: man Iuppiter aethram Pandit, Feste, tibi, candidus ut venias. Iamque venis: tendit dextras chorus inde deorum, Et toto tibi iam plauditur ecce polo. 678 Hier haben wir wieder, freilich ohne die allerdings vorzuziehende Einfalt unseres Epitaphions, auf eigne Weise poetisch ausgemalt, den emporwandelnden Geist, den Alether, den Zeus. Doch es war auch nicht unser vorhergehendes Distichon, worin Aehnli- ches enthalten ist, sondern das letzte vorzüglich, woraus mir ein feierlicher Ton der Ministerien erklang: - TOTT e-44XOW META 49 POW TITATTN OTPANTONN eT4A4IOC ITAMIKOC MOTWOC ENI (DGI- MEAVOIC. So bin ich also zurückgekommen auf das, wovon ich aus ging (vgl. S. 643). Wir kennen mit Bestimmtheit, außer ein- zelnen vorher (S. 643. 615) angeführten Worten und Buchsta- ben, deren Zusammenhang und Bedeutung wir nicht sicher wie fen, nur die beiden letzten Disticha unserer Inschrift. Ob und wie weit in dieser Beziehung auf die Mysterien feyn möge oder nicht, habe ich, so gut ich es einstweilen vermochte, erörtert. Daß und warum die versuchte Ergänzung des Fehlenden miß- glücken mußte, bemühte ich mich gegen die abweichende Ansicht, überall mit Gründen, im Einzelnen zu zeigen. Ueberhaupt aber find Sie, lieber Freund, als bewährter historischer Forscher mit mir ohne Zweifel darüber einig: wo zur Vollständigkeit der Ein- ficht nothwendige Thatsachen fehlen, da vermag auch die glück- lichste Divinationsgabe nicht, das Fehlende zu ergänzen. Man kann sich felbst wol mit der Hoffnung täuschen, auch in solchen Fällen Unbekanntes errathen zu haben, wo man nur Bekanntes anders zusammensetzen mochte: aber alle Taufchung geht vorü- ber. Eine von dem ausgezeichneten Kritiker, Hrn. Prof. Hein- rich in Bonn, feinem Schüler Effer neulich (1821) zur Ver- theidigung gegebene Thesis hinter der gelehrten Streitschrift des letztern lautet: Plus est quam lusus ingenii eruditi, lacunas et defectus in scriptis veterum coniectura supplere. Wer wollte 679 im Allgemeinen diesem Satze widersprechen? Freylich aber kommt es darauf an, von welcher Art die lacunae et defectus find, und wie das coniectura supplere geschieht. In Gedichten z. B., die eine historische Beziehung haben, muß das Haupt- factum vollständig genug da stehn, um entschieden sichere Er- gänzung des in der poetischen Ausführung Fehlenden daran zu knüpfen. Dieß ist meines Erachtens der Fall in der von Vis- conti und Thierfch, vorzüglich glücklich aber von Letztge- nanntem und seinen Freunden, ergänzten Grabschrift auf die bey Potdäa gefallenen Athenaichen Krieger. (Vergl. Mémoires sur des ouvrages de Sculpture du Parthénon etc. et sur une Epigramme Grecque etc. par E. Q. Visconti. A Paris 1818. 8. p. 107 – 127. Iacobs et Schaefer ad Anthol. Pal. p. 971 – 973. Thiersch Act. Philologor. Monac. T. II. p. 393–431.) Wo hingegen die Angabe der Person und ihres Schicksals so wortkarg und unbestimmt da steht, wie in unserm verstum- melten Epigramm, da wird uns der Gedanke an einen lusus in- geni eruditi wohl erlaubt feyn. Ich zweifle nicht, daß, fowohl in einzelnen Puncten, als in meiner ganzen Art der Untersuchung, obwohl ich den Weg einschlug, den ich für den rechten halte, manchen andern Kri- tikern, namentlich unserm scharfsinnigen und gelehrten, von mir wahrhaft hochgeschätzten Collegen es scheinen werde, ich habe des Guten bald zu viel, bald zu wenig gethan. Wiffen kann ich es nicht, da die Mittheilung meines, wie Ihnen wohlbe- kannt ist, während der Setzer ununterbrochene Beschäftigung verlangte, nur stückweise verfaßten Aufsatzes vor dem Abdruck, eben wegen dieses Umstandes, nicht woll möglich war; überdieß der natürliche Egoismus jedes, selbst des die Wahrheit über al- les liebenden Autors, in der eignen Druckschrift wenigstens, für feine Sache, also für sich, gern das letzte Wort behält. Unsere Betrachtung der Richterischen Inschriften schließt nur zufällig mit dieser einzigen metrischen. Indes läßt gerade diese mehr als jede der andern eine Saite nachhallen, die dem 68o innern Ohre wohlthuend forttönt, indem wir uns von diesen Tagebüchern trennen. Freylich – was an Ihrem edeln, so früh dahin geschiedenen Freunde sterblich war, ärgoros ss was. Doch auch sein Grabstein auf dem Fränkischen Gottesacker zu Smyrna mög” in seinem Namen die ehrwürdigen Eltern, Sie und uns. Alle trostend erinnern: - vx w" is a 5 g. Dorpat, am 13. August 1822. Der Jhrige M o r g e n ist e r n. 68r Zur Kenntniß der Felsbeschaffenheit Syrien's und Klein- Asien's. Nach des Herrn Otto von Richter hinterlassenen Tagebüchern und Felsarten-Sammlung, - opn M or itz von Enge I ha r d . Herr von Richter, der aus Liebe zur Alterthums-Kunde die Reife in den Orient unternahm, erbot fich, dort, fo weit er es vermochte, auch geognostische Beobachtungen anzustellen, und zu deren Gewähr vorzügliche Sorgfalt auf's Sammeln der Fels- arten und Bezeichnen ihrer Fundorter zu verwenden. Er erfüllte das Versprechen mit der ihm eigenen Treue. Die mineralogi- sche Ausbeute seiner Bereifung Aegypten's, Nubien's, Syrien's, Klein - Asien”s und einiger Griechischer Inseln war eine Kiste mit Felsarten, die, nebst den gesammelten Kunstsachen, Tage- Büchern, Orientalischen Hand- und Druck-Schriften, von Kon- stantinopel über Odeffa und St. Petersburg nach Dorpat ge- schickt wurde, nachdem Richter in Smyrna fein frühes Grab gefunden. 682 Leider ergab sich's, daß die meisten Mineralien, bei Eröff, nung der Kiste in der Quarataine zu Odessa, die Angaben ihrer Fundorter eingebüßt hatten, und nur siebenzig Stücke unbe- rührt, mit den richtigen Aufschriften versehen waren, wie fol- ches ihre Vergleichung mit den Tagebüchern bewies. Wie klein nun aber auch durch diesen Unfall die brauchbare Sammlung geworden, der Geognosie liefert sie dennoch keinen unwillkommenen Beitrag, indem durch dieselbe die Nachrichten früherer Reisenden Theils berichtigt werden, Theils an Zuver- lässigkeit und Genauigkeit gewinnen, auch von wenig besuchten Gegenden (dem Taurus) einige Kunde verbreitet wird. Zu dem Ende gebe ich hier vorläufig die Beschreibung der jenigen Felsarten, die wir, mit richtiger Angabe ihrer Fundor- ter, aus Syrien und Klein - Asien erhalten haben, und hebe aus Richter’s Tagebuche die Stellen heraus, welche der Felsbe- schaffenheit dieser Länder erwähnen. B e. o b a ch t u n g e n. Tiberias. Tagebuch. Die warmen Bäder liegen am Fuße fchwärzli cher Felsen, aus denen auch das Bad erbaut ist. S. 60. Sammlung. Graulich schwarzer, feinlöcheriger Bafalt. Hat beigemengt: viele fehr kleine, nadelförmige Kry- falle von glasigem Feldspath und wenige gelblichbraune Körnchen eines unbestimmten Fossils. (Olivin?) Razareth. Sammkung. Gelbbrauner Sandstein. Feine, durchschneit dende Quarzkörner, durch braunes, thoniges Eisenoxyd fest verbunden, Berg des Abgr und es bei Nazareth. Tagebuch. Der Weg vom Berge Tabor zum Berge des Abgrundes führte durch ein grünes Wiesenthal, an deffen Ende Nazareth liegt, zu einer, von hohen Felsen 683 begrenzten Schlucht, die sich gegen die Ebene Esdre- lon öffnet. Diese Berge haben schräge, am Fuße zu- fammen laufende Abhänge, an denen sich der Weg im Zickzack fortschlängelt, bis er um eine Ecke biegt, und man am Fuße einer senkrechten Wand von rothen und fchwarzen Felsen steht, die zwei Cisternen und einen kleinen Altar enthalten. S. 62. Sammlung. Graulich - und röthlich - weißer, fehr feinlö- cheriger Kalkstein, von Kalkspathfchnüren durchzogen, und äußerlich mit braunrothem, erdigem Ueberzuge. Anmerkung. Jener rothe Fels ist gewiß der Kalkstein der Sammlung; der schwarze aber folte der Ba- falt feyn? Feuerstein dürfen wir nicht vermuthen, denn diesen kannte der Reifende. Berg Karmel. Tagebuch. Der niedrigere Gipfel, in den die Capelle, einige Zellen und Brunnen des alten Klosters, unweit der Elias-Grotte, gehauen sind, besteht aus weicher Kreide mit Feuersteinen. Tiefer am Berge liegt festerer Kalk- stein, der einen großen, viereckigen Saal enthält. S., 65. Sammlung. Weiche, zerreibliche Kreide mit einer Lage von gelbbraunem Feuerstein. Beirut. - Tagebuch. Ein Kalkberg verdeckt die Stadt von der Land- Seite, so daß sie erst von einem Gipfel gesehen wird, S. 75. Libanon. Tagebuch. „Kalk ist das herrschende Gestein“ im Libanon, von dessen Haupt-Gebirgsrücken auslaufend, die Berg- Züge von Osten gegen Westen, bis an die Küste, streichen. S. 78. 684 Anmerkung. Wie die früheren Reisenden, erwähnt / auch Richter keiner Flöztrapp-Gebilde im Libanon, dennoch findet sich, mit dem Namen dieses Gebir- ges bezeichnet, ein Geschiebe von Flözgrünstein; vielleicht durch Verwechselung. JB 1 m ( 6 e . Tagebuch. Baalbek liegt am unteren Ende eines kleinen Thales, das vom Anti- Libanon gegen die Ebene El- Bkaa sich öffnet. Die Felswand an dem Berge über Baalbek hat viele Höhlen. Oberhalb steht das Fußge- fiel einer zertrümmerten Säule, zu der man auf Fels- Stufen hinan steigt u. f. w., unterhalb liegen die Kalk- Steinbruche, aus denen die ungeheueren Maffen zum Bau Baalbek's genommen worden. Noch trifft man hier losgetrennte, halb behauene Stücke an; unter an- dern eins von besonderer Größe, zwischen welchen und der Felswand eine Kirche erbaut ist, ein Paar Schritte lang und so schmal, daß man sich kaum umdrehen kann. S. 89. Sammlung. 1. Gelblichweißer, dichter, fester Kalkstein, mit feinsplitterigem Bruche, und Nestern von kleinkör- nigcm, fpäthigem Kalk, der auch einzeln eingesprengt ist. 2. Röthlichweißer, feinlöcheriger Kalkstein. 3. Gelb- brauner Feuerstein. - Anmerkung. Durch vorliegende Stücke aus den Stein- Brüchen von Baalbek wird Volney berichtigt, der (in der zweiten Ausgabe seiner Reise, T. II, p. 142) das Gestein dieser Prachtgebäude: „un granitblanc à grandes facettes luisantes «omme le gypse“ nennt, den man aus vielen, unter der Stadt und an den benachbarten Bergen angelegten Brüchen genommen. Hätte Volney der Höhlen und Cisternen erwähnt, fein Irrthum wäre gewiß früher bemerkt worden. 685 D am a fh k. Tagebuch. Mesri, ein Dorf, am Eingange von Guta, der Garten-Ebene vor Damaschk, ist aus dem gelben Kalkstein der benachbarten Vorberge des Anti-Libanon's erbaut, in welchem Gebirge ich (auf dem Wege von Baalbek nach Damafhk, Y eisenhaltige Felslagen und mehrere Höhlen fah, die Hirten zur Wohnung dienen. S. 138. (El-Guta oder El- Merdsh, im engeren Sinne, ist eine, die Garten-Ebene durchschneidende, tiefe Thalaue des Barada-Fluffes. Ihre steilen Seiten bestehen aus Kalkstein-Conglomerat, das eine Menge künstlicher und natürlicher Höhlen hat, durch welche einige Arme des Barada ihren Ausweg nehmen. Dieses Conglomerat erstreckt sich längs dem Fluffe bis Hameh; und lehnt sich an Berge von rothem, eisenhaltigem Fels, von dichtem Kalksteine und Kreide mit Feuersteinen, welche letztere man als Gerölle auch in der Wüste antrifft. S. 149. - Haur an. Tagebuch. Drei Stunden von Damaschk, auf dem Wege nach Bosra (Bostra), zwischen den Dörfern Kaddem und Kisweh, verlieren sich Kalkstein und Conglomerat allmählig, und es findet sich ein schwarzes Gestein ein, das, jenseits Kisweh, die baumlose Ebene dicht bedeckt, und ihr ein düsteres Ansehen verleiht, S. 161, 165. Sammlung. Grauschwarzer, feinlöcheriger Basalt, voll sehr kleiner, nadelförmiger Krystalle von glasigem Feld- fpath und kleiner, rundlicher Olivin - (?) Körner, die auf dem muscheligen Bruche stark opalisieren. Anmerkung. Wie Seetzen beschreibt auch Richter die Häufer mit den schweren Thürflügeln aus schwarzem Steine, woraus (bis auf einige Säulen von gelb- 686 lichweißem Kalksteine, gleich dem zu Baalbek, Y die Ueberreste alter Gebäude mit Inschriften und archi tektonischen Verzierungen bestehen, die er zuerst im Dorfe Salamen (Sanaminé?), 9 Stunden von Da, mafhk, fand. Leider ist die Steinart der, übrigens genau beschriebenen, fchönen Ruinen Bosra's nicht angegeben. Weg von Dan a shk nach Homs. Tagebuch. Die Vorberge des Anti-Libanon, jenseits des Dorfes Dunnar, der Kirwanen-Straße zur Seite, haben einen nackten Felsenkamm von dichtem Kalksteine, an den sich Conglomerat, voll der buntesten Kiefel lehnt. Die ganze Bergkette, längs deren Fuß wir ritten, hat Höhlen, die bei'm Flecken Jabrada fo zahlreich, daß die beiden Felsenreihen, zwischen welchen der Ort liegt, fast wie ein Sieb durchlöchert sind. Diese Höhlen die nen zu Wohnungen und Gräbern. S. 196. Bei dem Dorfe Schemfin, das Mauern von schwar- zem Steine hat, beginnt mit dunkelbraunem, fehr fet- tem Boden eine Ebene, die sich gegen Osten unabseh- bar ausdehnt. In Homs sind die Häuser Theils von schwarzem Steine, Theils von ungebrannten Ziegeln erbaut. S. 197, 203. Weg von Homs nach Tadnor (Palmyra ). Tagebuch. Anfänglich wellige, hügelige Steppe, wie die Russischen, mit gutem, kräuterreichem Boden, dem es an Waffer fehlt. Die Erde roth, ihre Grundlage fel- fig. (Bafalt?) Drei Stunden vor Tadmor hört dieser Boden auf; es beginnt eine Sandwüste, in Norden und Sü- den von kahlen, zerrissenen Hügeln begrenzt, die als allmählig sich nähern, und nachdem fiel dort zusammen 687 stoßen, wo Tadmor liegt, sich wieder von einander entfernen, in nordostlicher Richtung dem Euphrat zu- laufend. Die Felsen bei Tadmor haben Kalkstein, aus welchem ein Quell entspringt, der stark nach faulen Eiern riecht. 209, 215, 216. Sammlung. Aus der Wüste zwischen Tadmor und Homs: Bruchstück einer Feuerstein-Platte, mit einer Kalkkruste. Weg von Homs nach Haleb. Tagebuch. Restan (Arethufa) hat Häuser, deren unterer Stock fchwarzer Stein, deren oberer weiß übertüncht ist. Der Boden über Hamah hinaus, roth und frucht- bar. Von Maarrat an wird das Land sehr uneben und steinig. Zwischen Chan Tuman und Haleb, drei starke Stunden, nackte Kalkstein-Berge. S. 230. Halle 5. . Tagebuch. Der trockene Graben, der das Schloß umgibt, ist in weichen Kalkfelsen gehauen. S. 247. Sammlung. Bruchstück von Mandelstein. Der fchwarz- graue Teig, das Mittel zwischen Basalt und Wakke; die Mandeln Kalkspath und Zeolith; außerdem Nester von braunem Bol, weißlichem Steinmark und Grün- Erde. Von Haleb nach Latakieh. Tagebuch. Anfänglich sehr wellige Gbene, deren flache, mit steinigen, langgestreckten Höhen abwechselnde Tha- ler, dichten Kalkstein von grauer und hellrother Farbe enthalten, und nur schwach mit schwarzbrauner Erde bedeckt sind. Von Beit - el-Ma (Daphne), zwischen Antakia und Latakieh, steigt man an der Thalseite des Oron- tes hinan, bis zu der Höhe, von wo die Thäler, bei dem Dorfe Schech - Köje, sechs Stunden von Antakia 688 (Antiochien), fich südlich fenken. Die Berge bestehen unterhalb aus Conglomerat ; htther findet sich dichter, feiner Kalkstein, von grauer Farbe, mitunter schiefrig, dann Kreide mit Feuerstein. S. 267, 272, 282, 285. Sammlung. Beitzel-Ma. Trümmergestein. Eckige Stücke von rauchgrauem, röthlich weißem und bräunlich grauem, dichtem Kalksteine, durch braungelben, zelligen Kalk verbunden. Tagebuch. Ordu, fechs Stunden von Scheich-Köje, im Angesichte des Okrab, und in einem Keffel waldiger Berge, deren röthliche Felsen eisenhaltig scheinen. S. 288. Sammlung. Rothbrauner, jaspisartiger Eifenthon, mit Nestern von grauem Quarz. Das Stück durch viele kleine Riffe fast regellos krummblätterig, die Ablö- fungsflächen zum Theil halbmetallisch glänzend. Tagebuch. Jenseits Ordu, nach Latakieh zu. Die Theils fchwarzen, Theils gelben und rothen Felsen schienen mir reich an Metall. S. 289. Sammlung. Serpentin, stark angewittert, daher die ur- fprünglich schwarze und grüne, nur stellweise fichtbare Farbe, in braungelb, braunroth umgewandelt. Sehr viel messinggelber, metallisch glänzender Schillerstein, in 1 – 2 Linien großen Blättchen, eingesprengt. Tagebuch. Weiter gegen Latakieh, bis zur Küste, wieder Kreide mit Feuerstein. S. 28). Lataki eh. Sammlung. Dichter, fester Kalkstein, von gelblichweißer Farbe, mit erdigem, kreideartigen Ueberzuge. Cypern. Tagebuch. Der Weg von Famagusta nach Larnaka läuft durch eine Ebene, die von Schluchten durchschnitten wird, in welchen sich Kalkstein und Conglomerat fin- 689 det. Von Larnaka nach Nikosia bestehen die nackten Berge, welche mit abgeplattetem Rücken von der west- lichen Gebirgskette in die Ebene auslaufen, aus gelb- lichweißen Kalksteine, dem bei Latakieh völlig ähnlich. Von Nikosia zum St. Chrysostomus-Kloster und Blu- favento. Das trockene Bette des Fluffes Chatfirga ist grauer Marmor, auf welchem weiterhin Hügel eines thonigen Steines (?) liegen, dessen Schichten fast fenk- recht einschießen, und in langen parallelen Zügen, aus Osten nach Westen streichend, vom Hauptgebirge der Ebene zulaufen. Der Rücken des Gebirges besteht aus feltsam gezackten und zerfressenen Felsenhörnern, und das Gestein überall aus grauem Marmor mit weißen Adern. S. 305, 31:1, 322. A laja, an der Süd - Küste Karamanien's, zwei Tage reifen füdlich von Attalia. Tagebuch. Am Fuße der hohen Bergkette des Taurus, im Hintergrunde eines weiten Golfs, erstreckt sich, längs dem Meere, eine fruchtbare, schön bebaute Ebene, die den ovalen Felfen, auf welchem Alaja liegt, vom Gebirge trennt. Dieser Felsen läuft von Norden nach Süden in das Meer aus, und bildet in Osten und We- sten zwei Buchten. Alle Seiten des Felsens find fehr teil, besonders die gegen Süden und Westen gewandte. Die Stadt liegt an der Ostseite. Das Gestein des Fels fens ist grauer Kalkstein mit weißen Adern. S. 330. Von A la ja durch den Taurus nach Skutari. Tagebuch. Jenseits der Ebene, die Alaja vom steilen Gebirgsfuße trennt, besteht dieser aus Conglomerat- Felfen, von der See oft zu Bogen und Grotten ge- formt; man findet aber auch Glimmer - Schiefer und grauen Kalkstein mit weißen Adern. S. 343. 44 6go Sammlung. Mit der Aufschrift: Taurus. Alaja. . Schwarzlich blauer, körniger Kalkstein mit Adern von weißem, körnigem Kalkstein. 2. Gelblich und grünlich- grau gefleckter Glimmer-Schiefer, mit eingesprengten, edlen Granaten, in Körnern. Tagebuch. Saberlar, etwa neun Stunden von Alaja. Die bis hieher im Gebirge herrschende Felsart ist: dich- ter, grauer oder röthlicher Kalkstein mit weißen Adern. Außerdem findet sich Glimmer-Schiefer und Conglome- rat, S. 347. Zwischen Kirli und Bei Schehri, 42 Stunden (163 Wert) von Alaja, hat man den Nordabfall des Taurus erreicht. Die bisher hohen, steilen Kalkstein- Berge finken hier plötzlich zu welligen Hügeln hinab, die sich in eine weite Thalebene verlaufen, von zahllo- fen Bächen durchschnitten, die sich in den südlich gele- genen See Seidischehri ergießen. Jenseits der Ebene der niedrigere Anti- Taurus. Die Hügel bestehen aus gelbrothem Sande, die Ebene selbst hat Lehmboden. S. 352. Das ganze Land zwischen den beiden parallel von M.W. nach S. O. streichenden Gebirgsketten ist zum Theil Ebene, wie die beschriebene, oder hat mehr oder minder weite Thäler, die durch Hügelreihen getrennt find, welche fich von einem Gebirge zum anderen durch die Ebene ziehen. S. 354. Vor Kjutahia (auf dem ungewöhnlichen, von Richter genommenen Wege über Jalowatsch, 105 Stun- den von Alaja,) zeigen sich wieder die ersten Kreide- Berge. Auf der Westseite der Stadt bilden die Felsen, wie hohe Mauern. Bei Jenitschekoi verlaßt man das Gebirge, und tritt in die weite Ebene am Ufer des Golfs von Isnik. S. 369, 375. Sammlung. Mit der Aufschrift: Taurus. 1. Dunkel rauchgrauer, sehr feinkörniger Kalkstein, mit splitteri 691 gem Bruche und weißen Kalkspath-Adern. 2. Dichter, ifabellgelber Kalkstein mit feinsplitterigen Bruche. 3. Graurother, dichter, feinsplitteriger Kalkstein mit zie- gelrothen, erdigen und weißen Späthigen Adern und Nestern. 4. Rothbrauner Kalkstein, dicht, feinsplitterig mit weißen Adern. 5. Sehr feinkörniger, stellweise dichter, graulichweißer Kalkstein mit fleischrothen Fle- cken und feinen Adern. 6. Kalkspath. 7. Schieferige Grauwacke, röthlich braungrau, feinkörnig, mit vielem filberweißen Glimmer, wenigen, kleinen, schwarzen Thonschiefer - Schüppchen, unvollkommen schiefrigen Längenbruche und unebenem Querbruche von feinem Korne; hart und ziemlich fest. Anmerkung. Olivier, dessen Weg durch Karamanien - und Natolien nach Skutari erst bei Kjutahia mit Richter's Wege zusammen trifft, erwähnt bei dem Dorfe Alten- Tasch (zwischen Kjutahia und Kara- - hiffar gelegen, ) eines Schieferberges, und jenseits Kjutahia einiger Kreide- und Quarz (?) - Hügel. Nach Konstantinopel zurück gekehrt, weilte Richter nur eine kurze Zeit daselbst. Er ging bald wieder nach Klein-Asien; fah Bruffa, den Olymp, die Ufer der Propontis; besuchte von den Dardanellen aus den Berg Athos, die Inseln Samothrake, Imbros, Lemnos, Lesbos; durchstreifte die Gefilde Troja's, folgte der Westküste bis Smyrna, ging von hier über den Tmo- lus zum Mäander, und wandte sich, durch die Nachricht von der Pest in Attalia an der Reise dorthin verhindert, über Lao- dicea, Aphrodisias und Antiochia nach Ephesus, wo ihn die tödtliche Krankheir ereilte, die ihn in Smyrna bald nach feiner Rückkehr hinwegraffte. Ich hebe aus dem Tagebuche dieser Reise diejenigen Stel- len heraus, welche über die Felsbeschaffenheit der genannten Ge- ; 692 genden einige Auskunft geben, von welchen aber die Sammlung keine Steinarten enthalt. Olymp bei Brufa. In der mittleren Region des Berges Klippen von stark verwittertem Granit. Am Fuße, bei Brusa, mehrere warme, zum Theil heiße Quellen. S. 402, 405. Samothrake. Granit; Porphyr; fchwarzer Marmor; Grün- stein; Jaspis. S. 439, 443. z Berg Athos. Der Gipfel durchgängig weißer, feinkörniger, harter Marmor, dessen Schichten, wie eine scharfe Säge gestellt sind. S. 449. - Lemnos. Bei Myrina feiner Granitporphyr. (?) S. 458. Zwischen Ilium und Affus find alle Häuser in den Dör- feru aus rohen Granitblöcken erbaut. S. 465. Tenedos. Die Küste zeigt weißen Fels mit Höhlen. S. 477. Lesbos. Glimmerschiefer mit aufgelagertem, grauem Mars mor; die Schichten gegen das Land einschießend. S.478. Sny rn a. An der Echelle von Burnabad: Granit- und Mars mor-Felfen. Der Sipylus, dessen Gipfelbeständiger Schnee deckt, hat an der Nordseite, gegen Magnefia, Kreide. S. 5o 3. Der Tino lus. Kalkstein. S. 517. Hierapolis. Liegt auf einem steil gegen den Lycus abfall lenden Hügel aus Tropfstein (Kalksinter), der Niederschlag eines starken Quelles, der über dem Abhange entspringt. S. 525. Zwischen Antiochia und Aphrodisias, der untere Abhang des Berges Kadmus: Kalkstein, S. 531. 693 F o I g e r u n g e n. Richter fah auf Lesbos und an der Südküste Karama- mien's, bei Alaja, Glimmerschiefer; zwischen Ordu und Latakieh Serpentin, der dort das Vorkommen oder doch die Nahe des Glimmerschiefers nicht zweifelhaft läßt. Alle drei genannte Puncte liegen in einer von S.O. nach N. W. gerichteten Streichungs- Linie. Das Einschießen der Schichten des Glimmerschiefers auf Lesbos, wo sie sich gegen das feste Land, also N. O., neigen, entspricht jenem Streichen. Bei Alaja fcheint eine gleiche Schich- tenstellung. Statt zu finden, weil der Fels, an welchem der Ort liegt, auf der Westseite (wo die Ausgehenden der Kalksteinlager sich herausheben,) steiler ist, als auf der Ostseite; wir dürfen demnach annehmen, jene getrennten Glimmerschiefer-Partien ge- hörten einem und demselben Gebirgszuge an, und die Urfelsgebilde der fudwestlichen Ecke Klein-Asien's wären die Fortsetzung der Urgebilde in Griechenland, wofür auch die oben angegebenen Felsarten auf Samothrake und Lemnos, und der Granit und Marmor bei Smyrna sprechen. Wir erhalten hierdurch über die auffallende Gestaltung der Küsten des Aegäischen Meeres Aufschluß. Die gegen N.W. tief in Griechenland eindringenden Bufen, und ihnen gegenüber die gegen SO. gedehnten Buchten bei Ephesus, Smyrnau. . w. erscheinen nun als Ueberreste großer, wie die Felslager streichen- der Langenthäler, die Landzungen nebst den von ihnen auslau- fenden Inselreihen als zertrümmerte Hohen-Begrenzungen dieser Thäler, und das Aegäische Meer selbst erscheint als großer Quer- durchbruch. Ob derselbe durch den Andrang der Gewäffer des schwar- zen Meeres, durch vulkanische Ausbruche, oder, wie wahrschein- licher, durch die gemeinsame Krafräußerung des Feuers und Waffers entstanden, mögen künftig genaue Untersuchungen aus- mitteln; uns genügt vorläufig, hier den geologischen Zusam- menhang Europen's und Afien's, und zugleich die Beziehung 694 des westlichen Taurus zu dem erwähnten Küstengebirge erkannt zu haben. Der westliche Taurus besteht, wie die dort gesammelten Felsarten darthun, vorzüglich aus splitterigem Kalkstein, mit dem der so genannten Uebergangs-Formation vollkommen über einstimmend, und wegen der, gleichfalls von dort erhaltenen aus- gezeichneten, fchieferigen Grauwacke um fo ficherer ihr beizuzäh- len. Da jenes Gebirge ebenfalls von S.O. nach N. W. streicht, an der Westseite überall steil ansteigt, auf der Ostseite fanfter ab fällt, da seine Felslager unmittelbar auf den gegen N. O. geneig- ten Glimmerschiefer folgen, dieser im häufigen Wechsel mit Kalk- Steinlagern und Serpentin gewöhnlich zu den jüngeren, oder äu- ßeren Gliedern der Grundgebirgs-Gruppen gehört, deren Beschluß die fo genannte Uebergangsgebilde zu machen pflegen; so kann der westliche Taurus nicht als eigene Gruppe angesehen, sondern muß als gleichförmig auf die Felsmaffen der Westküsten gelagert, ihrer Gruppe beigezählt werden. Wie der Granit des Olymp bei Brufa zu dem Kalksteine des Taurus sich verhält? Ob er (vielleicht Sienit) auf ihm liegt? kann jetzt nicht bestimmt werden. - Richter erreichte zwischen Kirli und Bei Schehri, 42 Weg- Stunden von der Küstenstadt Alaja, den nördlichen Fuß des Tau- rus und die Ebene vor Karahiffar, wo wieder Flözbildungen be- ginnen, wahrscheinlich zur Felsfamilie der Kreide gehörend, die schon vor Kjuttahia sich einfindet. Nach Morier *) fenkt sich das Armenische Hochland gegen Westen, vom rechten Euphrat-Ufer allmählig bis zur Ebene bei Tokat. Es fragt sich nun, ob die- fes östliche (Armenische) Gebirge eine gesonderte Gruppe bildet, oder eine Fortsetzung des westlichen Taurus ist? Es scheint an- fänglich, als müffe. Letzteres angenommen werden, weil, nach Richter, der Anti- Taurus, der die Ebene nördlich begrenzt, mit *) Carl Ritter's Erdkunde. Berlin, 1318, Theil 11, S. 712. 695 dem Taurus parallel streicht; allein aus der Richtung des Weges, den unser Reisende nahm, und aus feinen Bemerkungen über den Boden ergibt sich, daß zu feinem Anti-Taurus nur das Flözge- birge am Fuße des Taurus, und nicht der Westabfall Arme- nien's gehört, den er nicht fah. Dieses Hochland muß, wegen des Reichthums an Gold, Silber, Kupfer, Magnet-Eifenstein, im oberen Stufenlande des Euphrat"s und Tigris *) Grundge- birge feyn, defen Felslagen, gehörten sie zu der Gruppe des Tau- rus, wenigstens in der Nähe des Fußes gleichformiges Einschie- ßen gegen N. O. hätten. Diese Neigung der Schichten kann je- doch hier nicht. Statt haben, weil dann das Ansteigen der Arne- nischen Westabdachung durch die hervorragenden Ausgehenden steil, nicht aber fanft wäre, wie Morier berichtet; daher ange- nommen werden muß, daß die Felslagen hier, gegen die des west- lichen Taurus, abweichend einschießen, mithin einer eigenen Grundgebirgs-Gruppe angehören, die mit der westlich ihr gegen- über liegenden Gruppe eine ursprüngliche, gegen das schwarze Meer geöffnete, und von Flözbildungen erfüllte Vertiefung be- grenzt. Das Einschießen der Felslagen der westlichen Seite des Armenischen Hochlandes kann aber wegen ihrer fanften Verflä- chung nur gegen W. oder N.W. gerichtet feyn, bei welcher Schich- tenstellung allein auch die Steilheit, sowohl der Sud-, als Nord- Seite möglich ist. Das starke Ansteigen der ersteren, aus dem oberen Stufenlande des Tigris zum Euphrat *) würde dann von den Ausgehenden der Felsbänke, und die Steilheit der letzteren am schwarzen Meere bei Trapezunt *), von dem Quer durch schnitte, der aus S.S. W. nach N.N. O. streichenden Schichten herrühren. Nur bei der Annahme dieser Strei“ ungs-Linie von N.N. O. nach S.S. W. kann das hohe Kalkstein- Gebirge Sy- *) Ritter a. a O. S. 750–5. *) Derselbe a. a. O. S. 750. *) Derselbe a. a. D. S. 76. t 690 riens als die natürliche Fortsetzung der Armenischen Felsgruppe angesehen werden. Auch finden mehrere, sonst auffallende Erschei- nungen darin ihre Erklärung. Die Steilheit der nackten Ostseite, der stufenartige Abfall der Westseite des Syrischen Gebirges. *) würde der westlichen Schichten - Neigung, der befremdende Lauf des Orontes, gegen Norden, dem gegen das Meer offenen Ur- Becken zuzuschreiben feyn, welches gebildet wurde, indem das Armenische Gebirge in seiner südlichen Fortsetzung die südöstlich streichende Westgruppe, oberhalb Antiochien, abschnitt. Auch gab wahrscheinlich der dadurch entstandene, einspringende Bogen, dem Sinus Issicus (bei Skanderone oder Alexandretta,) die Richtung gegen N O. - Die Kreide-Formation, die Richter, gleich früheren Reiz fenden, weit durch Syrien verbreitet fah, findet sich, nach feinen “ Angaben, auch bei Kjutahia, auf der Nordseite des Taurus; dann nicht weit von Smyrna, bei Magnefia, auf der Nordseite des Sipylus, und auf Cypern. Ueberall füllt diese Formation die Ver- tiefungen des Landes, an die Erhabenheiten des Grundgebirges sich lehnend, die daher wie Inseln aus dem Kreide-Meere hervor ragen. Die Art, wie dasselbe hier verbreitet ist, besonders fein tiefes Eindringen von der Klein-Asiatischen Küste des schwarzen Meeres in das, von der westlichen und östlichen Grundgebirgs- Gruppe gebildete Becken, erinnert an Frankreich *). Und wie dort der Kreide an der Südküste des Landes gleiche Gebilde in England gegenüber liegen, fo hier der Kreide-Formation Klein- Asien's die Flötze der Ruffischen Küste des schwarzen Meeres (zwischen dem Dnester und dem West-Cap der Krim), von wo frei- denartiger Kalkstein sich über Granit durch das Gouvernement Cherson nördlich in die Gouvernements Podolien und Kiev, östlich *) Ritter, a. a. O. S. 442. *) Siehe die Karte zu: Geognostische Umriffe von Frankreich, Groß- brittanien, einen Theile Deutschland's und Italiens, von M. von Engel hardt und C. von JRauner. Berlin, 1815. 697 nach Jekatarinoslav, südlich nach der Krim bis an den Fuß des Gebirges zieht. Kann künftig durch genauere Untersuchungen diese Uebereinstimmung in dem Vorkommen der Kreide verschiede- ner Gegenden der Bildungs-Geschichte der Erde wichtig werden, fo ist wohl auch der Beachtung nicht unwerth, daß wie die beiden Ufer des Canals zwischen England und Frankreich in der Ost- Hälfte aus Kreide, und am Westende aus gleichartigen Urfels- Gebilden bestehen, fo auch das Gewässer des fchwarzen Meeres, von West- Cap der Krim und von Sinope bis zum Thrakischen Bosporus, auf beiden Seiten von Flözgebirgen, dann aber an der Propontis und am Hellespont vom Urfels begrenzt wird. 4d - ddddddddddd 44 698 Seite 72 Zeile 13 Statt Kafemich 74 I22 169 197 199 245 260 265 268 271 284 287 Zo6 317 332 336 348 364 373 378 38o 399 409 416 429 432 435 6O5 508 641 - Verb efferung der Druckfehler. 23 18 25 4 12 26 16 14 I I 15 12 6 6 2O 23 23 5 2 U. 6 17 7 16 2 6 18 13 Z 17 15 2. I 2 2. 32 lies Kafemieh - Damer-Fluß – Damur-Fluß – wie – nie – Tümmer – Trümmer - Gipfe – Gipfel – fei – fein – mitgehen – entgehen – 3 zu 1 o – 3 zu 1oo – Vorträgen – Verträgen – Simons - Kloster – Simeons-Kloster – Hohlwegen – Hohlwege – find – ist – Kanonnen – Kanonen – Felfenkamme – Felsenkämme – angflanzt – angepflanzt - ward - wurden - der – den 23 Kerelu – Kerella – kleine kleine – kleine - Kadfhafu – Kodfhafu - blieb – blieben - Mylea - Myrlea - des - der – ein anderes – eine andere – wohlgebuten - wohlgebauten – Theilseite – Thalseite – Camolliere – Cancellario nach Stadt setze hinzu: Türkisch Gelibolu genannt, Statt denen lies den – Pyathira – Thyatira – meinem Besuche - meinen Besuch – einzuschalten – einschalten - XEEdbANOT 3a – XETECH ANOTor 3a In den Arabischen und Türkischen Eigennahmen ist wohl absichtlich keine gleichförmige Schreibung beobachtet, sondern den Gehöre gefolgt, mehr darauf bedacht, die Töne, als die Buchstaben wiederzugeben. Grie- chische sollten in Lateinischer Form aufgeführt feyn; die Handschrift des Reifenden hat jedoch einige Ausnahmen veranlaßt, deren Nachweifung hier unnütz erscheint. • • • • • • • • • • • • • • •, 696 N a un e n - R eg ist er. Wo derselbe Name auf mehreren ununterbrochen nach einander folgenden Gelten sich findet, ist in den Register nur die erste angezeigt. M. , Abadala, S. 2o8, Abgrunds-Berg, 62. Abfalon's Grab, 33. Abülliont, 41o, 427. Abulfauaris, 216. Abydus, 435, Abyffinier, 26. Achill's Grab, 473, Achzib, 70. Adonis, 106. Adra, 172, 182, 556, Adfhlun, 177. Aefe pus, 423. Aesyete's Grab, 472, Alfiom Karahiffar, 356. Afka, 107. Afrin, 27o, 272, 277, 279. Agio Luk, 305. Agura, 305. Aharikoi, 544. Ahilar, 47o. Ahmali, 529. Ajasmat, 485. Ajax. Grab, 436, 473. Aidindfhik, 421, 428. Ain Ahab, 1oo. Ainehgäl, 517. Ain el Chadra, 156. –– Mes'feh, 155. –– Tell, 244, Ai Nikola, 346. Ainon, 37. 7oo Airuth, 7. Aita, 136. Aka, 66, 67. Akhiffar, 509, 516, 580, 589, 633, 639. Akraban, 165. Akrabi, 55. Akrathos, 448. Ak Schehri, 354. – Su, 348. Aktchai, 358, 360. Aktchehkoi, 366. Akura, 107. Alabanda, 359. Alaja, 329, 382, 689. Alara, 334, 347. Albeya, 79- Alexander's Straße, 71. Alexandria, 3. – Troas, 462. Alexius-Quell, 295. Alinda, 540, 543- Allahschehr, 513, 56, 538,583, 635. Al Seki, 349. Alfidamus, 162, 192. Aly Agaºs Tschiftlik, 530, 538. Amapoli, 399. Amisus, 606. Amshit, 117. Amycus Grab, 391. Anadoli, 327. – Dagh, 398. St. Andreas, 298. Anemus Kelendreh, 335. Anna's Kloster, 27. Anneffy, 176, 257. Anffarieh, 130, 132. Antakia, 279, 281, 290. Anti-Libanon, 78, 135, 162,203, 686. Antilochus Grab, 473. Antiochia, 281. am Mäander, 538. Anti- Taurus, 352, 354. Antonin's Straße, 94, 122. Apamea, 399. Alphaca, 107. Aphrodisias, 531. Apollonia, 41 o. Apostel-Grotte, 33. Araber, 55, 59, 64, 106, 109, 176, 2oo, 21o, 229. Arabihiffar, 539, 549. Aradus, 297. Arethufa, 23o. Arkeuthos, 27o. Arimathia, 53- Arlyma Palus, 415. Armenier, 22, 27, 30, 43. 701 Arnauten, 5. Arnautli, 398. Arpaß Kaleff, 540. Arra, 236. Arfino, 2o1. Artace, 418. Artus, 163. Ascanius, 378. Askalon, 9. Afopus, 521. Aspendus, 346. Affem Kaleffi, 539, 546. Affi, 206, 23o. Affira, 67. Affus, 465. Atarnea, 435. Altbach, 434. Atha laffa, 313. Athen, 604. Athiaino, 312. Athos, 439, 445. Attuntasch, 368. Auleh, 74. Awfchar, 358. J3. Baalbek, 81, 684. Bätich, 132. Baffo, 326. Baghtschehkoi, 391. Bahrigeh, 255. Bakirtschai, 492. Balkys, 421. Balatkoi, 4oo. Balligdagh, 46o. Ban, 11 o. Baneas, 153. Barada, 145, 157. Bartholomäus Haus, 58. Barr el Scham, 1. Bafan, 181. Bebek, 389. Bedewigeh, 113. Bedischen Kaleffi, 548. Beduinen, 177. Beer, 54. Beikoi, 367. Beiram, 465, 475, 576, 632. Beirut, 75, 92, 555, 626, 683. Bei Schehri, 352, 383. Beit el na, 284. Belain, 57. Belgrad, 392. Bel Monte, 116. Belus, 66. Ben Hinnon, 31. Ben Nun, 165. Berenice's Haus, 26. Bergas, 465. Beröa, 24o. Berot hat, 75. 7o2 Berfabelh, 30. Berytus, 75. Besbycus, 398. Beffimeh, 156. Bethanien, 35. Bethdfchehel, 13. Bethlehem, 38. Bethphage, 35. Bethulia, 69. Bir, 54. Biredshik, 285, Bithynien, 610. Bofuk, 344. Bogas, 6. Bogas Hiffar, 476. Bosburun, 398, 405. Bosdagh, 5:11, 517. Bosdoghan, 539. Bosra, 181, 559, 626. Boffid, 298. Botrum, 1 17. Bottom, 227. Botrys, 117. Breidlsheh, 2o1. Bresleh, 133, Bruffa, 4o1, 427. Bsharrai, 11o. Bufavento, 32o. Bugrus, 345. Bujukdcreh, 389. Bubadin, 517. Bulak, 3. Bulgaren, 379. Bunarbaschi,459,474,574,632. Buras Cibyra, 543. Burgas, 393, 4oo. Burnabad, 503, 505. Burunkoi, 366. Byblus, 118. C. Cadmus, 519, 531- Caicus, 492. Calendris, 335. Calvarien-Berg, 17. Capelle des heiligen Grabes, 19. Cappadocien, 610. Caprus, 521. Carpafia, 321. Caruge, 1 16. Caffius, 284. Catarrhactes, 361. Cedern-Wald, 109. Chaifa, 64. Chalcis, 605. Chan Atik, 268. – Tuman, 238. Charadrus, 335. Charbith el Gafaleh, 179. Chauranitis, 181. Cheial, 238. Chios, 602. Chörbeh, 135. Chonos, 524. Christus Grab, 17, 19. Chrysa, 45 I. Chrnfopolis, 382. St. Chrysostomus-Kloster, 317. Chury, 182. Chytria, 322, 568. Cianus Sinus, 398. Cibyra, 523. Cilicia Trachea, 336. Citium, 309. Climax, 343. Coele Portus, 434- – Syria, 78, 203- Cogamus, 517. Coloffan, 524. Coracefium, 336. Corinth, 604. Cotyäum, 369. Cydnus, 377. Cyme, 493. Cynoffema, 434. Cypern, 299, 688. Cyzicus, 416. D. Daal, 57. Damaskus, 137, 19:2, 620, 685. Damiat, 5. Damur, 74, 125. Dana, 275. Daphne, 284. Dardanellen, 434,466,472,474. Datscheh, 367. David's Palast, 30, 49. Deir el Kamar, 125. – Schumrah, 97. – Seid Enniah, 1or. Delitschei, 356. Delta, 5. Demir Kalafi, 539, 548. Dengisli, 520, 523, 538. Derani, 155. Der el Bocht, 166. Dewrent, 368, 377. Dibeh, 277. Didi, 166. Dilbaschi, 380. Dimas, 136. Dinarctum, 298. Diospolis, 13. Drufen, 128, 132, 134, 158, 166, 189. Dshamkoi, 47o. Dfhebail, 118. Dfhebel Erbain, 163. -- Katana, 163. – Kisweh, 163. – Mufa, 106. s 704 Dshebel Okrab, 284. – Scham, 163. – Scheich, 163, 165. – Semaan, 270. –– Tur, 57. Dsheeret, 57. Dshehisr ül hadid, 278. Dfheleb, 180. Dfhennada, 36o, 362. Dfheran, 57. Dfheremie, 15. Dsherid, 342. Dshesar’s Grab, 68. Dshefir, 132. Dschib, 7o. Dshiba, 177. Dshiher, 133. Dshinislük, 383. Dumar, 155, 195. E. Ebal, 57. Ccdippa, 70. Edra, 172. El Bab, 276. – Bkaa, 78, 136, 684. Eleneh, 179. El Kods, 47. – Birfeh, 128. – Masra, 128. El Merdfh, 149, 155. Eleutherus, 292. Elias-Kloster, 42. – auf dem Karmel, 65. Elisabeth's Grab, 37. Emaus, 14. Emefa, 205. Emr Sultantschai, 522. Endshareh, 266. Ephesus, 6o7. Epiphania, 231. Erdekkoi, 418, 428. Erineon, 46o. Erinkoi, 457. Erfahdi, 271. Erythrae, 603. Es drelon, 62. Eskihiffar, 520, 539, 592, 640. Eskihiffarlik, 459. Eski Stambol, 462, 472, 475. Esko dar, 382. Es Sachra, 46. Eumenia, 454. Eurymedon, 346. Eusebius Grab, 4o. Eustachia's Grab, 40. Ewetet, 368. F. Faareja, 105. 7o5 Fakhreddin's Höhle, 133. Famagusta, 2o1. Ferdaus, 49. Ferteka, 207. Ferusa, 2o7. Fidsheh, 156. Forklos, 228. Franziskaner, 16, 37, 58. G, Gadh, 13. Galata, 434. Gallipoli, 431, 571, 630, 698. Garizim, 56. Gasaleh, 178. Gauagib, 166. Gaza, 9. Gebal, 118. Geikli, 462, 475. Gelibola, 431, 698. Gephyra, 238. Gerichts-Pforte, 26. Germe, 7. Gethsemane, 35, 43. Ghadfhel, 13. Ghafir, 120. Ghenfelch, 541. Giawikoi, 457. - Gjebiseh, 38, 383. Gjedis, 508- Gjetschi Borlu, 383. Gilead, 177. Gindarus, 238. Glyky, 438. Gniuh, 172. Gökdereh, 404. Gönen, 423. Gördek, 509. Granicus, 424. Griechen, 22, 28, 39, 43. Güfelhiffar, 493, 536, 538, 540. Guta, 137. Gygäischer See, 510. H. Hadet, 109. Hadshit, 110. Hagdereh, 540. Hagia Putra, 454- Haleb, 240, 290. Halilelikoi, 458, 474, 572, 631- Hamah, 231. Hamamlikoi, 417. Hameh, 154. Hankjar Iskeleffi, 389- Hanna's Haus, 27. Haradhel, 105. Hareta, 195. Harim, 279. Hariffa, 121. 45 7o6 Harpafus, 540. \ Hasrun, 109. Haffan Aga, 410. Hassandagh, 36o. Haffieh, 2o1. Hauran, 174, 181, 685. Heleia, 425. Helena's Capelle, 20, 22. Heliopolis, 81. Hellespont, 434. Helwada, 54. Hendy, 121. Hepha, 64. Herak, 19. Herakles Wall, 472. Herbeh, 275. Hermon, 57, 165. Hermus, 495, 506, 508, 511. Hersek, 380. Hefereh, 275. Hiera, 478. Hierapolis, 523, 641. Hieronymus Schule, 40. Himmelfahrt-Capelle, 34. Hipvurius, 415. Hirten-Grotte, 41. Histiana, 605. Homs, 203, 205. Honigfluß, 97. Howara, 55. Huadfhel, 268. Hundefluß, 95. Hutin, 59. Hyllus, 509. Hyrcania, 310. J. Jabrada, 197. Jaffa, 1o. Jagtschilar, 358. Jakakoi, 505. - Jakobs Haus, 62. Kirche, 27. Jalowatsch, 357, 383, 569 Janitscharen in Haleb, 250. Jaffus, 539. Ida, 416, 420, 424- Jenibafar, 538. Jenibola, 539. Jenikoi, 472, 475. Jenischehr, 436, 473, 475, 538. Jenitschekoi, 357,363,380, 383, 416, 57o. Jenitscherikoi, 378. St. Jeremias, 15. – – Grotte, 46. Jerusalem, 16, 48. Jesaias-Brunnen, 31. Jlion, 459. Ilwat, 349, 383. 707 Imbrahor adaffy, 398. Imbro, 437. Imagni, 375, 383. Intepeh, 436, 473. St. Johann von Akra, 67. Johannes Wüste, 36. – Kloster, 98. Johanniter-Haus, 49. Joppe, 10. Josaphat's Thal, 31, 44, 48. Joseph’s Grab, 44. –– Haus, 62. Isaakºs Kloster, 24. Jfaura, 353. Jsbarteh, 358, 364 383 Ismir, 495, 516. Jsnik, 378. Istambol, 384. Jtfaratka, 1oo. Itgelmeskoi, 457. K. Kabb Elias, 79. Kaddem, 161, 685. Kadhikoi, 416. Kaiadfhik, 416. Kaifas Haus, 30. Kaimakly, 317. Kairo, 6. Kalaat el Bafa, 237. Kalaat Drak, 335. Fakra, 1o2, 553 el Gauaß, 165. Manah, 163. Mursal, 277, 279. Semaan, 271. Kalamur, 116. Kaldikoi, 417. Kalehhiffar, 476- Kaleh-i-Sultanieh, 476. Kallioni, 15. Kalo nero, 434. Kana, 58. Kanae, 493. Kantara, 237. Kara, 2oo. Karaagatsch, 356, 383. Karaagatschli, 509. Karabagh, 361. Karaboa, 424, 428, 508 Karaburun, 336. Karaderufu, 415. Karadfhefu, 535, 538. Karagedik, 335. Karak, 180. Karaman, 326. Karas, 350, 383, 569. Karasu, 377. Karaulik Liman, 436. Karawane, 234 279, 377, 5394 708 Karga, 348- Karklu, 410. Karmel, 65, 683. Karpaffo, 321. Karpuß Permak, 346. Kartal, 381. Kafandereffi, 540. Kasdagh, 424. Kafemieh, 72, 135- Kafheia, 11o. Kaskula, 171. Kasr, 275. Kaffandra, 450. Kastel, 335. Kastro, 438, 440. Kata, 2o1, 2o8. Katholiken, 22, 28. Katirdshi Koi, 312. Kefala, 437. Keireh, 53, 538, 595, 641. Kelekelbir, 337. Kemer, 427. Kerela, 354, 383. Kesroan, 96, 113. Kestrus, 347. Ketschehburun, 431, Ketura, 271. Kiakdedeh, 355. Kibris, 299. Kidron, 15. Kirkgäs, 461. Kirkgjetschid, 361, 380. Kirli, 352, 383. Kirnet Drata, 103. Kifchon, 64. Kis Dewrent, 379. Kishk, 269. Kiskaleh, 375, 463. Kisweh, 162, 192. Kiutahia, 369, 383, 691, 696. Klein-Afien, 327. Kliffkoi, 493. Kodscha Naib, 405. Kodfhafu, 378, 424. Köngur, 365. Königsgräber, 44. Körkas, 358. Köffehdereffi, 464, 475. Koik, 239, 244. Kolonymo, 398. Kommitarah, 166. Konstantinopel, 384. Kopten, 22. Kreuzigungs-Stätte, 2r. Krippen-Kirche, 39. Kubbeh, 175. Kudischu, 109. Kumburun, 472. Kum Kaleh, 475, 475. Kumtschai, 509. Kunawati, 153. Kurket, 121. Kyfan, 515. P. Labranda, 548. Lampacus, 455, 602. Laodicea, 294. –- am Lycus, 52r, Larnaka, Zo5, 568. Latakich, 290, 563, 629, 688. Lateiner, 22, 28, 33. Lawra, 445. Lazarus Haus, 26. – Grab, 35. Lefkeh, 378, 383. Leidens-Weg, 25. Leitane, 72. Lemnos, 451. Lesbos, 477, 632. Leukofia, 313. Libanon, 76, 20:3, 683. Libyffa, 381. Lida, 543. Limassol, 325. Lipfek, 435. Lodscha, 166, Lopadion, 413. Lotos Menufer, 4oo. Loweida, 189. Lubia, 58. St. Lukas, 505. Lupta, 120. Lycten, 343. Lycus in Syrien, 95. – in Klein-Afen, 509, 522. Lydda, 13. N. Maarra, 196. Maarat an Noman, 236. Macedonien, 603, 608. Macestus, 415. Madonna della Checnga, 324. Madytus, 434. Mäander, 493, 519, 523, 63o. Magnesia an Mäander, 493,536. – – – Sipylus, 506. Magoras, 75. Magufa, 2or. Mahmudler, 335. Mahra!, 120. Maito, 434. Makias, 416. Makri, 45o. Malaleh, 196. Mamun Kaleffi, 417, 428. Mamurieh, 335. Maninga, 367. Munija, 506, 516. - 71o Mantalia, 548, Margo, 313. Mar Hanna, 98. Maria’s Grab, 43. –– Haus, 63. – Kirche, 25. Marine, 306, 324, Maria, 348. Marmara, 510. Maroniten, 110, 120, 129. Mar Seman, 100, 120. – Sirkis, 11o, 197. Marsyas, 550. Mafch, 3. Mafhmafh, 129. Megalopolis, 531- Meit Jskeleffi, 387. - Melas, 346. Meles, 503. Mendere,459. Mesaidleh, 541. Meferib, 177. Mesri, 137. Meffogis, 536. Metelino, 477, 578. Mezzieh, 210. Mhadheh, 172. St. Michael, 97, 121. Milchfluß, 104. Miletus, 487. Millaß, 539, 545. Mischebogli, 4oo, Moallaka, 79, Modania, 398. Monte Croce, 321, Moria, 17, 46. Mochabbek, 269, 275. Motualis, 81, 109, 152- Muchtara, 128. Mugla, 540, 542- Muhallitsch, 399, 413, 428, Mukattua, 64- Muffallabeh, 36. Muffatscheh, 423 428- Mylafa, 539, 546- Myrina, 452. Myfien, 415. JN. Nablus, 55. Nagara, 435. Nahr Aba Aly, 112. – el Arib, 289. – Bachelita, Tor. – Dshimedsheb, 109. – Ibrahim, 106, 113. – Kebir, 292. – Kelb, 95. – Kisweh, 163. – en Noualy, 128. 71 1 Nahr el Salib, 97, 104, Nasli, 636, 538. Nasra, 57. Nazareth, 67, 682, Neamylia, 317. Mea Paphos, 326. Neapolis, 639. Nebk, 198. Nebi Saahmuil, 53. Nicaca, 378. Niha, 133. Nikosia, 315, 566, 643, Nil, 4. Nilufer, 4oo. Nis, 36o, 362. Noman, 66. Noffairi, 13o, 286. Nyffa, 536, 538. O. Oeken Yaka, 348, 382, Oehlberg, 33, 43. Okrab, 284, 287. Olympus, 298, 321, 398, 400, 404. Omorfa, 317. Ophrynion, 45, 474. Ordu, 288, 290, 688. Orgar dereffi, 434. Orontes, 206, 230, 278, 283. Oros Staveros, 321. Ortludscha, 426, 428. P. Pactolus, 512, Pasus, 431, Pagus, 505. Palärtyrus, 70. Palmyra, 216. Pambuk Kaleffi, 524, 538, 593, 641. Pamphylien, 336, 345. Pandik, 381. Panius, 165. Panorma, 416, 423, 57o, 630, Parium, 427, 606. Paffah-Saal, 30. Pachahmam, 492. Paschakoi, 465. Patroclus Grab, 473, Paula's Grab, 40. Pedalus, 485, 539, 549. Pelopia, 509. Pencleus Grab, 472, Perana, 478, Perga, 336. Pergamo, 488. Pergamos, 460. Perkote, 435. Phaselis, 329. 712 Philadelphia, 513, 638, 635. Philomelium, 364. Pilatus Haus, 25. Pilger, 29, 47, 147, 158, 165, 258, 341. Pilger-Zeugniß, 51. Plumar, 477. Porphyreon, 64. Porsuk, 369, 374. Porto Oliviere, 478. Posidonium, 298. Potamia, 352, Prinzen-Inseln, 397. Prufia, 401, 427. Pephina-Thurm, 49. Ptolemais, 67. –– in Pamphylien, 346. Pylus, 346. Pyroy, 313. JR. Rahel's Grab, 38. Rama, 53. Ramleh, 13. Ras al Ain, 7o. – Bellur, 298. – benaneh, 298. – Chamfir, 289. – Kercha, 54. Rauna, 58. Rekem, 130. Rheae Mons, 416. Rhodius, 435, 457. Rhodus, 606. Rhyndacus, 413. Rianch, 320. Ruad, 297. Rumili Hiffar, 389. Rum Kaleff, 436. (S. Saberlar, 346, 382. Saf"anieh, 128. Sahan Kaleffi, 436, 476. Sakaria, 377. Sakera, 2o8. Salahieh, 145. Salamten, 166, 554, 628. Salamias, 238. St. Salvador, 16, 48, 5o. Samariter, 56. Samothrace, 44o. Samotraki, 438. Samuel’s Grab, 53. Sane, 45o. Sangarius, 377. Sarabad, 493. Saraikoi, 519. Sarchad, 189. Sardes, 61 o. 713 Sarkiat, 109. Saron, 30. Sarfaltik, 548. Sart, 51o, 516, 590. Saslidereh, 421. Satelines, 295. Satnioes, 465. Scamander, 461, 472. Schagra, 191. Schamfin, 2o2- Schechlir, 388. Schechmeskin, 174. Schegra, 172. Scheich Hab, 165. –– Köje, 285, 290. Scheichun, 235. Schekeif, 209. Schidshar, 203. Schorefat, 53. Segensberg, 59. Segut, 371, 376, 383. Seida, 73. Seidenaja, 196. Seidikoi, 496. Selentaburun, 343. Selinus St., 335. –– Fl, 491. Selmen, 238. Sennur, 57. Serfend, 1Z. Sermada, 275, 279. Sgabna, 55. Sichem, 55. Side, 6o7. Sidena, 425. Sidon, 73. Sigeum, 436, 473. Silinta, 335. Siloan, 31. Silo, 31, St. Simeon's Kloster, 271. Simois, 469, 473. St. Simon's Kloster, zoo. Simon's, des Pharisäers, Haus, 27. Sinan Pascha, 368. Sindfhill, 55. Siphnus, 605. Sipylus, 505. Sirtschaneh, 368, 383, Sitt Albahar, 436, 476. Skutari, 382. Smyrna, 495, 516. Sogan Dereffi, 476. Stalimene, 451. Stratonicea, 539, 545. Süg, 399. Suk, 96. – al Misbah, 97. Sukel Chan, 61. 714 Sultan Chan, 377. Sundu kly, 367, 383. Sur, 71. Sufigherli, 415. Synaus, 376. Sydra, 335. Syrer, 27. T. Taaffh, 27o, 279, 290. Tabae, 540, 543. Tabakler, 47o. Taberia, 59. Tadmor, 216. Taher Owaffh, 423. Tamhany, 235. Tamyras, 74. Tamys, 465. Tarabolos, 112. Tarapia, 389. Tarmutahara, 55. Tarfius, 424- Taffich, 235. Taffo, 439, 444- Tatahmer, 368. Tatta, 362. Taurus, 246, 330 343,351,354, 690. Taylieh, 235. Tehia, 341. Telfiheh, 196. Tellada, 275. Tellbiffy, 23o. Tell Mumemin, 196. Tebneh, 272. Tenedos, 477. Teuthrania, 487. Thabor, 57, 61. Thafos, 439, 606 Therebinthen-Thal, 15. Thessalien, 604. Theuprofopon, 116. Thorax, 536. Thracien, 436. Thyatira, 509, 698. Thylmbra, 458. Thymbris, 369. Thymbrius, 458 Tiberias, 59. Timbos, 323. Timbrik, 458. Tmolus, 511, 5174 Tora, 153. Tralles, 50. Trieris, 116. Trigli, 399. Tripoli, 112. Tschakirli, 427. Tschanak Kaleffi, 475. Tfchardak, 431. Tschatirgha, 379. Tschauschkot, 423. Tscheireh, 337. Tschimit, 348. Tschina, 58. Tschiplak, 458, 573, 633. Tschitti, 309. Tschukürkent, 354. Tulfalkoi, 465. Turkmanen, 258,277,424, 524. Tusla, 470, Tuslatschai, 465. Tyrus, 71. U. Uelfer, 4oo, Ulubad, 413. Umarkoi, 416. Usbeh, 7. Veronica's Haus, 26. II. Wakf, 247. Wafh, 116. Wafferschein, 165. Wüste von Tadmor, 209, 226 Y). Pefid, 154. Wkoi Kapli, 202. Purufen, 344,346,366424,524. Prukles, 377. Würukoi, 382. Z. Zacharias Grab, 32, Zebedäus Haus, 37. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 9 D o r p a t, gedruckt bei J. Chr. Schünmann, Universitäts- Buchdrucker. - - - - - - - - 1:3, - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - e - - - - - - - - - - - - - - - - - ", - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - _------ --- - --- - - v - & - - - - - - d "N - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - A - - - - - - - - "A - - *. - - - - - - - - - - - - - - - - '- - - - - -- - - A - g - - d - - - - - - - - - - - - er - - w- - - . "R" - - „- - - - - - - „4. " " , " - - - - - . . .“ - - 1“ v. - -. - - - , - - - - - s - - - - s k- Teiche Nationalbibliothek s A - - - - - - r, - - 4. - - - - - - - - . . +Z200846802 - - - -