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die Gegend zwischen
All er an drien und Parät onium,
die libysche Wüste,
Siwa, Egypten, Palästina und Syrien,
in den Jahren
1 82 O und 1 82 1
V O. n
Dr. Joh. Mart. August in Scholz,
Professor der Theologie auf der Universität zu Bonn.
Leipzig und Sorau,
b e y F r i e d r i ch F. l e if ch er.
1 8 2 2.
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Ich übergebe diesen Auszug aus meinem Tagebuche
der literarischen Welt als Anhang zu den vielen Rei-
febeschreibungen, die in alten und neuen Zeiten über
diese interessanten Länder geschrieben worden sind, mit
dem Bewußtseyn, im Nachforschen und Zeugenverhör
unermüdet gewesen zu feyn, in der Hoffnung, man-
ches für die Wiffenschaft ersprießliche Neue gesagt zu
haben, obgleich es mir meine Umstände nicht erlaub-
ten, die gemachten Pläne zu Entdeckungsreisen QUS-
zuführen, und mit dem Wunsche, daß er des Beyfalls
meiner Gönner würdig geachtet werde. Eine Charte
des alten Palästina nach meinen Untersuchungen jetzt
zu liefern, war mir wegen Mangel an einigen Ma-
terialien unmöglich. Sie wird aber meiner kritisch
exegetischen Ausgabe des N. T. beygefügt werden, de-
ren Ausarbeitung ich vollende, sobald wo möglich bis
zum Herbst meine biblisch kritische Reise in Frankreich,
der Schweiz, Deutschland, Italien, Palästina und
dem Archipel begleitet von Bemerkungen über einige
egyptische und phönizische Alterthümer und Inschriften
gedruckt ist. -
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Zum Schluffe bemerke ich noch, daß ich die
geographischen Namen treu aufgezeichnet habe, wie
sie nicht blos von Einem, sondern von vielen Landes-
bewohnern genannt wurden, so daß ich die Tradition“
rein darstelle und es ist bekannt, wie sehr diese besen
ders im Orient geeignet ist, uns ins höchste Alterthüm
hinauf zu führen. Der Vorwurf also , der bey weis,
ten die meisten Reisenden trifft, die Namen so ge-,
schrieben zu haben, wie es ihren des Landes gewöhn- - -
lich unkundigen Drogomans beliebte, kann mir nicht“
gemacht werden. Die Form eines Tagebuchs habe ich
nicht beibehalten, um unnütze Weitschweifigkeit zu
vermeiden, so wie auch bekannte Gegenstände, wenn
diese nicht einer Beleuchtung bedurften, ganz über-
gangen sind, wie mir Kenner wohl zugestehen werden."
Bonn, den 28. Januar 1822. - - - - - - -
I. M. A. Scholz. -
- >
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14 : "
sitzt . . -
I n h a l t.
- ein. - - - - - - - - - - - -
“ Bericht über die Reise von Triest in die Buchten von
Cataro und Alexandrien, vom 4. August bis zum 3. Septem-
ber. Seite 1–7.
von Alexandrien bis an die Grenze des tripolitanischen Gebiets,
vom 4. Okt. bis zum 13. Nov. S. 7–15.
von Kafr Dfchdebie über Siwa nach Alexandrien. S. 15
– 18.
von Alexandrien nach Kairo, von da in die Umgegenden und
über Salhijeh nach Gaza. S. 18–22.
Briefe über die Reise in Palästina. S. 22–26. Ueber das Rei-
fen im Orient im Allgemeinen. S. 26–32. Rückreise von
Jaffa durch den Archipel auf die jonischen Inseln wegen der In-
surrektion der Griechen. S. 32–37.
Topographie des mareotischen Gebiets und der ganzen Gegend bis an
die Felsenwand Agaba, Ebenen, Hügel, Boden, Zisternen und
Brunnen. S. 37–43.
Naturhistorische Beschaffenheit desselben. S.45–47.
Spuren und Ueberreste von defen ehemaligen Bewohnern. S. 47
– 6o.
Deffen jetzige Bewohner: Beschäftigung, Sitten, Religion, Charak-
ter, Sprache und Gesänge. S. 61–75.
Topographie und naturhistorische Beschaffenheit der Gegend von der
Agaba bis Siwa. S. 75–78.
Siwa, dessen Produkte, ehemalige und jetzige Bewohner, Sprache.
S. 78–86.
Beschreibung der Gegend von Siwa bis Kara. Kara's Bewoh-
ner. S. 87. u. 88.
Beschreibung der Gegend von Kara, Heifche bis Libbuk, S. 88
- 92.
Bemerkungen über Alexandrien. S. 9a – 98.
Politischer Zustand Egyptens. S. 99–105.
Beschreibung der Gegend zwischen Alexandrien und Kairo. S.
ne5–1o5.
Ueber die Christen in Egypten, S. 105–111.
Ueber die Juden in Afrika, die Neger, Zigeuner, die Sprache Sen-
nein und eine andere nun dafür übliche. S. 111 – 11g.
Bibliotheken, Schulen und sonstige Merkwürdigkeiten in Kairo.
Ueber die Vermächtniffe der Moscheen und das Gebet der beiden
Beiram. S. 18–20.
Beschreibung der Gegend von Kairo bis Arifch. S. 1ao_124.
Ueberreste von deren ehemaligen Bewohnern. – Ihre jetzigen Be-
wohner. S. 125–27.
Bemerkungen über die physische und naturhistorische Beschaffenheit
von Palästina und Syrien. S. 127–145.
Palästina's Alterthümer von Gaza bis an die phönizische Küste und
ins Kiefer wan. S. 145–156. -
In Galiläa – Samaria Judäa – im Karak – Jerusalem. S. 156
– 183.
Heilige Alterthümer in Palästina. S. 183–1g.
Die Christen in Palästina und Syrien. – Katholiken vom lateini-
fchen, griechischen, armenischen, syrischen Ritus und Maroniten.
S. 192–205. -
Schismatische Griechen. – Geschichte ihrer Streitigkeiten mit den
Lateinern um die Sanktuarien. – Schismatische Armenier. S.
205–218. - - -
Allgemeine Bemerkungen über die Christen in Syrien. S. 218–225.
Das Osterfest in Jerusalem. S. 225–230.
Der Ghafar. S. 230 – 236. -
Politischer Zustand Palästinas und eines Theils von Syrien. Sta-
tistik des Paschaliks von Acri, die ihm unterworfenen Bezirke
und Ortschaften, die unabhängigen Stämme in den Gebirgen Ju-
däa's Abugos in Kariat aneb, die zehn Bergdörfer. Ihre
beständigen Kriege unter einander mit den Haliliten, Bethlehemi-
ten und andern Ortschaften. S. 256-255. -
Statistik von dem zu Nabolus gehörigen Bezirk. S. 255-268.
Statistik von dem zu Jerusalem gehörigen Bezirk. – Beschrei-
binng von Jerusalem. S. 263-280.
Verschiedenheit der arabischen Sprache in Egypten und Syrien,
Cgypten und Jemen, Egypten und Palästina. S. 280–297,
Bemerkungen über die Krankheiten des weiblichen Geschlechts und
die Belustigungen der Einwohner von Palästina nebst einer allge-
meinen Charakteristik desselben. S. 297–305.
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V o r b e r ich t.
Der Entschluß zur Reise in den Orient war der schnellste
und glücklichste, den ich je gefaßt habe. Es gnügte mir zu
wiffen, daß eine Gesellschaft von reifenden Gelehrten das
Cyrenaische Gebiet, Abyffinien, Arabien, Chaldäa und Affy-
rien untersuchen, und der Herr Geheime-Staatsrath Nie-
buhr, fo wie insbesondere der Herr General Baron von
Minutoli für die nöthige Unterstützung Sorge tragen
wollten; und ich zögerte keinen Augenblick, mich an fie an-
zuschließen.
Was konnte auch anziehender feyn, als die Hoffnung:
die Länder zu fehen, die in der Vorzeit durch ihre thätigen,
finnreichen und nach ihrem Standpunkte erleuchteten Bewoh-
ner berühmt waren, den Ueberresten nachzuforschen, die fie
zurückgelaffen haben, die uns über ihr Streben und ihren
Charakter durch Anschauung unterrichten, und die Beschaf-
fenheit des Landes und der jetzigen Bewohner zu untersuchen,
deren Kenntniß für das Studium des Alterthums so wichtig
ist. Zwar gebrach es mir an den nöthigen Hülfsmitteln;
aber die Hofnung beflügelte meine Schritte, und das Glück,
welches mich auf meinen Reifen im südlichen Deutschland,
der Schweiz, Frankreich, England und Italien verfolgte,
lächelte mich auch bei dieser Unternehmung an. Sr. Köni-
glichen Hoheit des Prinzen Heinrichs fürstliche Liberalität
und die des Herrn General-Konsuls Bertoldi halfen mei-
nen Geldbedürfniffen ab, und wohlwollende Männer im
Orient unterstützten mich mit literarischen Hülfsmitteln.
P
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… Wir fuhren zu Anfange des Monats August auf einer die
Oestreichischen Brigantine von Triest ab nach Alexan-
drien, eine Entfernung von 12oo Seemeilen. Die Ge-
gend von Istrien, die man vom Meere aus sieht, gehört zu
den schönsten Europas, und die schönen Städte und Dörfer,
womit Thäler und Berge überfäet sind, zeugen von einem
hohen Grade von Wohlstand. Von da, dem angrenzendenz
Dalmatien, den Inseln Ragufa und den Buchten von Carl
taro sind die meisten Oestreichischen Schiffs-Kapitäne,
jetzt gegen 15oo, und ihre Matrosen. Die Inseln, zwischen de-
nen wir durch mehrere Tage fuhren, find sehr kultiviert. Die 1.
Sprache ihrer Bewohner ist die illyrische, und in Beziehung
auf Sitten, Kleidung und Gebräuche hat jede etwas Eigen-
thümliches. Die Bewohner des nahen festen Landes haben -
das Letztere zum Theil verloren, und ihre Sprache ist durch
die italienische, die neben ihr in allen Dikasterien und von 1
den meisten Bewohnern gesprochen und geschrieben wird, in
fehr entstellt. In Trief spricht man meist italienisch, in
deffen Umgebungen aber einen Dialekt, der in der Mitte zu
stehen scheint zwischen dem italienischen und illyrischen, z. B.
Poczem davate tu vol. etc. Je weiter man fich von Triest
ins Innere entfernt, desto reiner wird die Sprache, und in
Bosnien und Ragufa spricht man das Illyrische am
reinsten. In Ragufa preist man die Zeiten, der Republik,
wo fie an den türkischen Kaiser, ihren Schutzherrn, alljährlich -
nur ein Geschenk übersandte, dagegen unter türkischer Flagge
mit 5oo bis 6oo Kauffarthei-Schiffen den bedeutendsten in
Handel des Mittelmeeres trieb, wie in den Buchten die derzeit
Venezianer, wo keine Abgaben zu zahlen waren, eine darin
stehende Flotte Leben verbreitete, und das Monopol einen
zelner Städte im Mittelmeere auf sie als Theilnehmer vor-
theilhaft zurückwirkte. Die Unzufriedenheit der letzteren Be-
wohner von der schismatisch griechischen Kirche, der 3 Theile
derselben zugehören, mit ihrer gegenwärtigen Lage mehrt
sich wegen der Eingriffe der Regierung in die Besoldung ih,
res zu Sebeniko wohnenden Bischoffs, den man deshalb
von ihr abhängig und folglich verdächtig glaubt. Der jez,
zige ist aus Bosnien, vom Marschall Marmont er,
nannt, steht unmittelbar unter dem Patriarchen von Kon,
fantinopel, und bestimmt zu den Pfarreien und sonstigen
Benefizien die im Seminar zu Sebeniko dürftig aus,
gebildeten Zöglinge oder Mönche aus den Bafilianer Klö,
fern zu Cafel Nuovo, Zara und Venedig, wobei
sich jedoch die Hofstelle das Bestätigungsrecht vorbehält,
Der Haß aller Diözesanen, d.i. Dalmatier und Bokka-
ner, gegen den trefflichen Bischoff Kale wie tz äußert sich
nicht blos in der Verachtung defelben bei Kirchen-Visitatio-
nen; fondern selbst dadurch, daß man vor einigen Jahren
feinem Leben nachstellte, im Wege von Zara nach Siebe-
niko auf seinen Wagen fchoß, und einige darin befindliche
Personen tödtete. Wir benutzten unsern zwölftägigen Auf
enthalt in diesem Vaterlande unsers Schiffs-Kapitäns zu
verschiednen Ausflügen. – Die Katholiken haben sowohl
in Castel Nuovo als Cataro ein noch von 2 Mönchen
bewohntes Franziskaner- und Kapuciner-Kloster, außer der
Cathedralkirche in Cataro und der Pfarrkirche in dieser
Hauptstadt, Perafo, Dobrota und Cafel Nuovo,
und stehen bei erledigtem Bisthume Cataro unter dem Bi-
schoffe von Zara. – Das Vergeltungsrecht wird von der
beleidigten Familie gegen den Beleidigenden oder defen Ver-
wandte, hier wie im Banat, Bosnien, Albanien, der Mol-
dau, Walachei und dem Orient oft auf die grausamste Weise
A 2
- 4 –
ausgeübt. Sie haben die eigenthümliche Kleidung der Sla
ven, sind gewöhnlich bewaffnet, ohne jetzt dadurch, wie die
räuberischen Montenegriner, die Sicherheit der Gegend zu.
gefährden, und was früherhin die Nothwendigkeit hervor,
gerufen, hat jetzt die Mode erhalten. Sie sind verstockt,
den hitzigen Getränken ergeben, Freiheitliebend, an religiö-
fen Vorurtheilen hängend, die Griechen in beständigem
Streit mit den Katholiken, und leben meist vom Handel.
Nach der Abreise von da war uns der Wind fast immer
günstig und nie so stark, daß ich von der heftigen Bewegung
des Schiffes krank und in meinen Studien gestört worden
wäre. Die Küste Albaniens, der jonischen Inseln und
Moreas, die ich bei der Rückkehr zu besuchen veranlaßt
wurde, sah ich jetzt nur von fern. Unsere Lebensart war
sehr regelmäßig. Um 10 Uhr gingen wir zu Bett in der
Stube, oder noch lieber auf dem Verdeck, wenn wir von der
zu großen Nähe am festen Lande nichts zu besorgen hatten."
Um 5 Uhr fanden wir auf, tranken mit dem Kapitain Kaf
fee, um 8 Uhr aßen wir Schinken (oder machten Maremma),
um 12 Uhr zu Mittag, um 6 Uhr zu Abend. * * * * *
Im 369 12“ nördlicher Breite, etwa 30 Seemeilen von
der Küste von Morea entfernt, bemerkten wir den 29ten
August Nachmittags um 14 Uhr, als wir alle auf dem Ver-
decke standen, eine zitternde Bewegung unseres Schiffes, die
von einem Erdbeben hervorgebracht zu feyn schien. Sie
dauerte eine halbe Minute, war zu Ende schwächer als zu
Anfang, und setzte unsere Seeleute, die etwas Aehnliches
nie bemerkt hatten, nicht wenig in Erstaunen. Wir hatten
schwachen Nordwind, aber das Meer war groß, d.i. sehr
in Bewegung. Dabei war der Himmel heiter, die Luft rein,
und in der Sonne zeigte der Thermometer auf 25°, in un-
- '-
er Stube auf 22:19. Nach wenigen Minuten wurde der
ind, etwas stärker und das Meer größer. Ein Schiffs-
apitain, aus Triest versicherte mich in Alexandrien,
ß er etwas Aehnliches 3mal auf dem Meere im Som-
er, immer in der Nähe von Sicilien, bemerkt habe, aber
einem weit höhern Grade, so daß Gläser umfielen. Da
gen wußten einige unserer Seeleute von andern Erschei-
ungen zu erzählen, die nicht minder interessant find.
… Unweit von Livur no entwickelte fich in einer finstern
Herbstnacht in den Wolken ein großer feuriger Klumpen, in
Form einer Kugel, die die Luft durchkreuzte, und auf das
Schiff in Form eines dicken Schwanzes unter die furchta-
men, Matrosen fiel und verschwand.
… Unter Algier durchkreuzte eine minder große feurige
Materie, die Luft, fiel aufs Schiff und verschwand, nach-
dem sie einige Sekunden unter den Leuten auf dem Schiffe
umhergeflogen war. Die auf dem Schiffe bemerkten feuri-
gen Sanct, Elm-Funken wollen die Matrosen besonders
häufig bei heftigen Stürmen bemerkt haben. Auf einer
Reise von Venedig nach Ragufa bei einem heftigen
Sturme wurde das Schiff umher geschleudert, und die Fin-
sterniß war so groß, daß man die Finger vor die Augen
gestellt nicht sehen konnte. Schon glaubten sich die Schiff-
leute verloren, als es plötzlich auf einige Minuten so licht
wurde, als wäre Mondschein. Ihr Schiff befand sich vor
5 Jahren im Herbste bei Windstille auf dem Meere zwischen
Malta und Albanien. Plötzlich warf ein Windstoß daffelbe
so sehr, daß die Kanonen der Einen Seite ins Wasser ka-
man, die Segel sich verwickelten. Alles war in Todesangst.
Der Kapitän hatte Geistesgegenwart genug, um den Strick
des Hauptsegels zu zerhauen. Alle übrigen Segel aber konnten
– 6 –
nicht eingezogen werden, und das Schiff wurde auf die be-
merkte Weise fast eine Viertelstunde umher getrieben. –
Wir fahen außer einigen optischen Täuschungen nichts Merk-
würdiges. Die Maestral-Winde waren vorherrschend, die
Nachtthaue immer fehr stark. Wir fahen wenig Fische,
felten Vögel, und bei Landwinden auch Insekten. Der
Aufenthalt in den Buchten war uns unangenehm und wir
verwünschten oft die Gewohnheit der daher gebürtigen
Schiffs-Kapitäne, gemäß welcher fie oft einen ganzen Mo-
nat bei den Jhrigen verweilen: aber er war nicht unnütz.
Wir lernten den Charakter einer Nation kennen, die durch
ihre Sitten und Gebräuche schon mehr dem Orient, als dem
Occident angehört, deren Industrie fiel aber in Stand fetzte,
das im Kriege 1799 zerstörte Topola bei Castel Nuovo
wieder aufzubauen und selbst in den Dörfern Bianca, Pe-
rigno, Scagliari, Mula, Rizano, Perafo, Co-
stagniza und Dobrota große freundliche und zweckmä-
ßig eingerichtete Häuser zu errichten. Zu Madonna della
Neve wurde den 15ten August ein großes Fest gefeiert, und
Katholiken, Griechen und Türken strömten aus den Buchten
Ragufa, Bosnien und Albanien zu dem wunder-
thätigen Gnadenbilde auf einer Insel bei Perafo. Diese
Buchten waren sonst fast unabhängig, und es waren darin
nur einzelne Republiken, die von dem bizantischen Kaiser ab-
hängig waren. An die Herrschaft der Spanier erinnert
das Cafel Spagnolo auf dem höchsten Punkte um Ca-
fiel Nuovo; an die der Malteserritter verschiedene von
ihnen errichtete Gebäude; an die der Türken die Stadtmauern
und arabische Inschriften, die sowohl über den beiden
Thoren, als auch an einem Brunnen in der Mitte des
Städtchens Cafcl Nuovo, der Vormauer dieser Buchten,
* - -
– 7 –
Gdis erste im Jahre 1622, (000) die letzte 1624, (1992)
beide im Monat Schaban gesetzt) an, die der Venetianer
seit 20 Jahren die Festungswerke über der Stadt Cataro,
und an den Aufenthalt der Russen, Engländer, Montenegri-
ner und Franzosen, die Ruinen von Häusern, die von ihr
-nen zwecklos verbrannt wurden, und der vernichtete Wohl
stand in der ganzen Gegend. T - - - - - - - - - - -
„Denzten September legten wir in Alexandrien an
Die erste Frage, welche wir an die beiden Steuermänner
- thaten, die entgegen kamen, um uns durch den gefährlichen
Eingang in den Hafen zu führen, war: ob die Pest in Ale-
xandrien herrsche. Sie versicherten uns, daß seit einem
… Monate. Niemand mehr daran gestorben sei. In den Mo-
naten Juli, August, September und Oktober herrscht
sie dafelbst gewöhnlich nicht. Wir fanden im alten Hafen
gegen 300 Schiffe, meist türkische, gegen 50 östreichische,
„so sardinische, wenige französische, englische, schwedische,
„dänische und neapolitanische. In dem gefährlichen neuen,
„wohin sonst alle fränkischen gebannt waren, nur 16 türkische.
… Bei der Ueberfahrt ans Land begegneten wir mehrern Schif
… fern in Barken, die uns grüßten und den arabischen einför-
„migen Gesang abheulten. Bei der Douane prügelten sich die
„Araber um unsere Sachen, jeder wollte tragen, jeder et-
was gewinnen. - -
… Der Eintritt in die afrikanische Stadt ist für einen
- Fremden höchst interessant. Alles ist ihm neu, alles fällt
„ ihm auf. Das Gewühl von Arabern, der Eine mit Lumpen,
„der andere mit einem Bornus, ein anderer mit einem langen
„ orientalischen Kleide bedeckt, alle mit Bärten, von schwarz-
„, brauner Gesichtsfarbe, und die meisten im tiefsten Elende,
h auf den Straßen herumfielend, die große Kinderzahl
- 8 -
tiefäugig und halbnackt, den ganzen Tag auf den Straßen
einzeln oder haufenweise umherlaufend und Ja allah ausru-
fend, die Frauen blaßgelb, aufgedunsen, tiefäugig, das
Geficht mit Lumpen bedeckt, in häßlicher Kleidung und ei-
nem Gespenste gleich umherschleichend, find wenig aufheitern-
de Erscheinungen. Wir fahen Begräbnißplätze, darauf eine
unzählige Menge Tafeln mit Inschriften, Frauengestalten,
die über den Gräbern der Ihrigen weinen, und ein Heer
von Hunden, die uns mit Wuth anfielen und nicht eher ver-
ließen, bis wir von ihrem Bezirke entfernt waren; einen
Leichenzug, in dessen Gefolge gegen 3o heulende Frauen;
hörten einen Ausrufer verlorner Sachen, der seine Kräfte,
rühmlich zu melden, fehr felten vergeblich aufbietet. Wir
gingen ins Quartier der Franken, wo wir sehr liebreich em-
pfangen wurden. Wir machten uns mit der Stadt, den
Umgegenden und dem orientalischen Geiste und Leben be-
kannt, schrieben und bereiteten uns für die beschloffene Rei-
fe ins Cyrenaische Gebiet vor. –
Interessanter konnte die Wahl des Gegenstandes der
ersten Expedition einer rüstigen Reisegesellschaft nicht feyn,
als die des Cyrenaichen Gebiets. Diese Gegend war fast
ganz vergeffen. Die Schiffskapitäne, welche bisweilen nach
Derna und Bengafi fuhren, um Produkte zu holen,
hörten von einer die ganze Gegend von Anhöhen beherr-
fchenden alten verlaffenen Stadt, achteten aber darauf eben
so wenig, wie auf die daselbst gefundenen geschnittenen
Steine, welche die Beduinen ihnen für Kleinigkeiten darbo-
ten. Aerzte, welche den Dei von Tripolis auf feinen Feld-
zügen gegen die Beduinen jener Gegend und die Bewohner
von Fezzan begleiteten, sprachen davon, aber nur im All-
gemeinen, und Della Cella war der erste, der an ihre
Wichtigkeit für Kunst, Geschichte und Sprachkunde erinner-
te. Die verödete Gegend zwischen Derna und Bengasi
bietet Hornvieh, Schafe und Früchte den im Sommer hier
landenden Schiffern von Malta, Alexandrien und Can-
dia in Ueberfluß zum Verkauf dar, und ihre Wolle wird
der besten der Barbarei an die Seite gesetzt; was mögen
die hesperidischen Gärten, die schönen Wiesen von Eric ab,
was mag die bevölkerte Pentapolis dargeboten haben?
Was insbesondre Cyrene? Viele berühmte Völkerschaften
des Innern hatten hier ihren Vereinigungspunkt, und Phö-
nizier, Aegyptier, Griechen und Carthaginenser brachten un-
ermeßliche Reichthümer hieher, um ihre Produkte, geschnit-
tene Steine, insbesondre den aus dem Sylphium zubereiteten
Saft sich anzueignen, und Cyrene als phönizische, athe-
niche, ägyptische und römische Kolonie wetteiferte in Pracht
ihrer Kunstwerke und im Luxus mit ihren Mutterstädten.
Wie viele Monumente und Inschriften aus diesen verschied-
nen Perioden mögen in Cyrene, und wie reich mögen die
Ruinen von Berenice, Teuchira, Ptolemais, Barca,
Apollonia daran feyn. Auch der beschloffene Hinweg durch
das mareotische Gebiet über Apis und Paratonium,
und der Rückweg über die Oafen Augella und Siwa
ist für den Alterthumsforscher von großem Intereffe, und
diese Oerter sind noch nicht so bekannt, als sie es verdienen.
Es schien aber bedenklich, ohne vorläufige fertige Kenntniß
der Landessprache und Sitten und ohne die genaue Erwä-
gung aller Umstände mit einer so kostspieligen Expedition das
Reisen im Orient zu beginnen. "Wohlmeinenden Freunden
schien es zweckmäßiger, die Rutine wohlfeiler zu erkaufen.
Auch ist diese Gegend anerkannt eine der gefährlichsten we-
- - - - 1 O. - -
gen der Anfälle der Beduinen, und es vergeht fast kein Mo-
nat, wo nicht. Karawanen ausgeplündert und ermordet wer-
den. Beispiele davon erzählten mir die Beduinen und
Mogrebinen. In Siwa sahen wir die Ueberbleibsel
einer so unglücklichen Karawane von 18 Personen, die ihre
40 Kameele von Siwa nach Bengasi begleiteten, aber 4
Tagreisen hinter Siwa überfallen worden waren, und sich
nach vorübergegangner Gefahr nach Siwa zurückflüchteten.
Sie hatten von den unbeschreiblichen Mühseligkeiten und
Qualen, besonders der Rückreise, den Verstand verloren,
und konnten kaum mehr sprechen. Das Gelingen kann nur
durch tiefe Kenntniß der Landesbewohner, seltene Schlauheit
und ausdauernde Kraft errungen werden. Endlich ist auch
in der Wahl der Jahrszeit Vorsicht nöthig. Der große
Zeitverlust und die Unannehmlichkeiten, welche die heftigen
und gewöhnlich beständigen Regengüsse in den Wintermona-
ten in der Gegend verursachen, find mit der Beschwerlich-
- keit der Sonnenhitze in der übrigen Jahrszeit in keinen Ver-
gleich zu fetzen; und sowohl der Alterthumsforscher, als
- insbesondere der Naturforscher wird am zweckmäßigsten
feine Untersuchungen dann beginnen, wo wir sie nach un-
ferer Rechnung längst beendigt haben wollten. Doch die
Hoffnung der Wissenschaft nützen und den Gönnern, sich
dankbar zeigen zu können, machte alles vergeffen. Die Ge-
: fellschaft bestand aus dem General Hrn. Baron von Mi-
nutoli, dem Hrn. Professor der Architectur Liemann,
den Naturforschern Hrn. Doktoren der Medicin und
Chirurgie, Ehrenberg und Hemprich, und dem
Hrn. Doktor und Professor Aug. Scholz. Ferner aus
3 Gehülfen des Hrn. Generals, einem Gehülfen der Hrn. Na-
turforscher, 2 Drogomans und einigen arabischen Bedienten.
- 1 1 =
Wir reisten den 5. Oktober ab, westlich 2 bis 3 Stunden
vom Meerufer entfernt, und kamen den 25. zum Brunnen
C Haur, von wo aus ein Theil der Karawane (der Herr
General mit feinen Gehülfen, dem ersten Drogoman und dem
"Scheik oder dem Oberhaupte unserer Beduinen), nach Kai-
r's fich zurückzog, der andere bis an das tripolitanische Gebiet
vorrückte, wo er vom 28. Oktober bis zum 14. November auf
die Erlaubniß zur Fortsetzung der Reise und ein Sicherheits-
Geleit vom Bei von Bengasi wartete. Die Karawane schien
unter dem Schutze des Mehmed Ali Pascha und der An-
leitung erfahrner Männer zweckmäßig eingerichtet, und zu
den feurigsten Jugendträumen zu berechtigen. Hadfch
Hendawi Abu Daheb, ein angesehener Scheik der Hor-
die Dfchimeat und 25 bewaffnete Beduinen mit 36 Ka-
meelen wurden zur Vertheidigung der Gesellschaft und zur
Fortbringung ihrer nöthigen Lebensmittel, Kleider und Bü-
cher gedungen, und für ihre Sicherheit verantwortlich. Das
freundschaftliche Verhältniß des Mehmed Ali mit dem Pascha
von Tripolis und dessen Blutverwandtschaft mit dem Bei
von Bengasi war ganz geeignet, Vertrauen in feine dringen-
den Empfehlungen einzuflößen, so wie die Furcht der Bedui-
- nen vor seinem mächtigen Arm sie vor ihren Anfällen beru-
higen konnte. Unter diesen Umständen übersah man die är-
gerlichen Auftritte mit den Beduinen unfern Führern, die
beim Unterhandeln und Laden vor der Abreise von Alexan-
" dirien vorfielen, ohne zu bedenken, daß sie das Vorspiel
zu heftigern in der Wüste feyn konnten. Man zwang ihnen
Versprechungen ab, die der Beduin aus Hoffnung des Ge-
winstes nicht abschlägt, aber willkührlich erklärt, und ge-
wiffenlos bricht. Man überhäufte sie mit Drohungen, die
er immer zu contrastieren, in der Wüste aber als Herr derselben
-
zu verspotten gewohnt ist. Sie versprachen, das Futter
der Kameele bei sich zu führen, um schnell vorwärts mar-
fchiren zu können, aber im Freien ließ man sie nach Belie-
ben weiden, und alle Gegeneinwendungen vermochten nichts
gegen diesen vorgeblichen Karawanen-Brauch. Drei Kamee-
le waren für die Fortbringung des Waffers bezahlt, aber fie
gingen gewöhnlich leer, weil man uns in die Nähe von
Brunnen bringen wollte, deren Lage man entweder nicht
kannte, die falziges Waffer hatten, oder gar nicht vorhan-
den waren. So wie hierin der Scheik ganz nach Laune
handelte, ohne unsere Wünsche und Befehle zu berücksichti-
gen, so entfernte er fich auch auf beliebige Zeit von der Ka-
rawane, um feine Freunde in der Nachbarschaft zu besuchen.
Die Ausgelaffenheit der Beduinen war dann gewöhnlich
noch größer, und es war den 21. Oktober, wo sie uns in
eine nicht geringe Verlegenheit versetzten. Sie hatten eine
Ziege gestohlen, und die Beraubten setzten ihnen nach. Al-
les setzte sich in Vertheidigungszustand und erwartete einen
Angriff, der, wie wir besorgten, von einigen in der Ferne
sichtbaren Reitern unterstützt werden sollte. Doch waren
unsere Besorgniffe ungegründet. Die Beduinen aber be-
nutzten diese Gelegenheit, um ihren Neckereien freien Lauf
zu lassen. Unsere sonst zerstreut laufende Kameele wurden
zusammengetrieben, die Beduinen marschierten in Reihe
und Glied, und fchoffen mit Kugeln um uns herum. Sie
verpflichteten sich, für die richtige Leitung zu sorgen: ge-
fanden aber eines Führers zu bedürfen, den die Gesell-
fchaft bezahlen sollte. Nicht minder unangenehm war der
tägliche Streit wegen der Ladungen, des unordentlichen
Marsches und der Bosheit der Beduinen. Nichts aber
war verdrüßlicher als der Schneckengang unserer Karawane
- 25 -
- - - - - - - - - - - -
den 21sten bei Adsch beibat 58 Stunden,
in einer öden Gegend und die kurzen Tagemärsche. Den 6.
October war unser Nachtquartier bei Mara but 2 Stun-
den, den 7. in einer 4 Stunden entfernten Ebene, den 8.
und 9. bei Abu fir 12 Stunden von Alexandrien;
"den oten und 11ten bei Hamam 34 Stunde,
„den 1aten bei Ab der mein 12 Stunden,
„den 13ten bei Chorma Chebije 20 Stunden, - -
„den 14ten bei A dfchmim274 Stunden,
„ den 15ten bei Ten um 30 Stunden, -
den 16ten bei Seleil 38 Stunden,
: : . . - - - -
„den 7ten bei Maddar 44 Stunden,
„den 18ten bei Sennetz erk 44 Stunden,
„den - 19ten bei M ed fch ed 50 Stunden,
den 2osten bei Taaf 51 Stunden,
den 2ästen bei Rufasma an 64 Stunden,
„den 23sten bei Gatrani 68 Stunden, - -
den 24sten in einer 7 Stunden davon entfernten Ebene,
den sken und 2östen bei Chaur 76 Stunden,
- - - den 27sten bei Kafr Df chde bie 8o Stunden, -
„ den 28., 29., 30., 31. Oktober, den 1. 2. November bei
Aufcherin 82 Stunden,
„ den 3, 4, 5, 6, 7, bei D ock an 32 Stunden.
- Den 8. 9. 10. 11. 12. 13. bei Kafr Dfchdebie 80
Stunden von Abu fir. Endlich darf hier nicht unerwähnt
bleiben, daß die Drogomans der Gesellschaft für diese
Verhältniffe nicht paßten, und ihr manches Aergerniß ver-
ursachten. Nichts war unangenehmer, als die Nothwen-
digkeit durch sie mit den Beduinen zu sprechen, in der Ue-
berzeugung, daß man nur halb oder gar nicht zu feinem
– 14 –
Zwecke gelangen würde, und wahr und gerecht find die all-
gemeinen Klagen im Orient über die Anmaßung, Dummheit
und boshaften Betrügereien dieser Klaffe von Menschen. Die
fcheußlichsten Ungerechtigkeiten werden von ihnen besonders
in Constantinopel verübt, und man fetzt fiel unter die 3
größten Strafen, womit diese Hauptstadt des türkischen Rei-
ches heimgesucht wird. Ihnen zur Seite steht das Feuer
und die Pest. Ich fuchte die Langeweile zu vertreiben, in-
dem ich zu Fuß nach allen Richtungen hin, besonders ans
Meerufer Ausflüge machte, und ihnen verdanke ich eine ge-
naue Lokalkenntniß. Leider war das Formenwesen, das von
unserer Karawane ausging, wenig günstig. Auch war Gefahr,
fich von der Karawane zu verirren, und in der Wüste zu
verlieren. Das Wetter war uns günstig. Der Himmel
war gewöhnlich heiter und der Horizont rein. War dies
nicht der Fall, fo boten die Wolkengruppen besonders beim
Unter- und Aufgange der Sonne das schönste und erhabenste
Schauspiel dar. Der Nachtthau war mehr oder weniger
fark, je nachdem der Wind mehr oder minder heftig wehte,
aber immer den unbedeckten Augen schädlich. Nur den 2ten
Vormittags, den 3. und 5. November und den 6. regnete es,
den 2ten um 3 Uhr Nachmittags war ein Gewitter, das von
Ofen herkam, und keinen Regen zur Folge hatte. – Die
Luft ist rein in dieser Jahrszeit, feucht, aber gesund. Die
Temperatur war sehr verschieden von 10 bis 25° Wärme
in der Mittagsstunde, die Nächte waren fast immer kühl.
Die Nordost- und Nordwestwinde waren vorherrschend und
vermehrten die Kühle der Nächte. Den 26. 27. 28. 3o. Oc-
tober und den 1. 3. 4. und 5. November verursachte der hef-
tige Chamise (Westwind) allen Kopfschmerzen, Brustbeklem-
mungen, und seine Wirbelwinde droheten den Augen Ver-
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derben. Er kündigte sich durch ein fehr feuriges Abendroth
den Abend vorher an, war stürmisch, durchwühlte den Sand
und häufte eine große Menge Wolken gegen Norden. Im
November zeigten sich fehr oft gegen Nordost durch a Se-
kunden Lichtscheine, die wie Nordscheine die düstern Nächte
mehrere Stunden hindurch erleuchteten. Die Ebbe und
Fluth ist an der ganzen Küste kaum bemerkbar. Bei hefti-
gen Winden aber durchnäffen die Wogen mehrere 1oo Schrit-
te weit den Sand, der dadurch schön weiß gebleicht ist, und
einen großen Kontrast zu dem entfernteren bildet. Da es
nur in 3 Monaten des Jahres regnet, und die übrige Zeit
hindurch die Sonne auf der durch nichts gegen ihre Strah-
len geschützten Ebene brennt, so ist das eigentliche Leben
der Natur fast nur auf diese 3 Monate beschränkt. In ih-
nen keinen, blühen und verblühen die Pflanzen, die Thiere
begatten und vermehren sich, und nach ihrem Verlauf eilen
die Meisten dem Todesschlummer entgegen.
- - - - - - - - - - - " . - - - -
Es war leicht vorauszusehen, daß die Trennung der
Gesellschaft das Scheitern der ganzen Unternehmung herbei-
führen würde. Die Empfehlungsbriefe und Subordinations-
Befehle waren für ein Haupt berechnet, das als Freund des
Pascha der Karawane Haltung und Einheit gab, und durch
große Geschenke gegen beträchtliche Entschädigungen die
Zwecke der Karawane fördern konnte. Entfernte sich dieses,
fo wurde der Ausgang bei den größten Aufopferungen an
Geld und Kräften sehr problematisch, und konnte selbst un-
ter den günstigsten Umständen mißlingen. Gleichwohl ent-
fähied sich ein Theil der Gesellschaft, die schwachen Funken
von Hoffnung des Gelingens nicht zu vernachläßigen, und
– 16 -
die Antwort auf die zu Meere und zu Lande vorangeschickten
Briefe um Erlaubniß und Sicherheitsgeleit durch 20 Tage
abzuwarten. Man wird sich wundern, daß sie nach so gro-
Sen Aufopferungen nicht den Muth hatte, dem Wunsche
der Araber zu Folge ohne die Erlaubniß vorwärts zu gehen,
und nach orientalischer Weise durch Geschenke die Verletzung
orientalischer Etikette auszugleichen, oder daß man seine
wichtigsten Angelegenheiten ganz den Beduinen anvertrauet
hatte, von denen man betrogen wurde, die uns nach gehal-
kenem Divan täglich mit verdrießlicheren Vorschlägen pei-
nigten, wegen Mangel an Lebensmitteln bald zur Rückkehr
zwingen, bald zur Ueberschreitung der Grenze und zum
Norwärts-Marschieren überreden wollten, die uns endlich
stündlich von neuen Gefahren benachrichtigten und unsern
Aufenthalt in einer höchst mißlichen Lage noch mehr zu ver-
kümmern suchten. – Die Lage der Gesellschaft war von der
Mrt, daß selbst der kühnste und eifrigste Freund des Gegen-
standes den Rückgang der ganzen Unternehmung und mit
Sehnsucht den Moment der Trennung wünschte. Man ver-
einigte sich den 14. November nach vergeblichem langen War-
ten gegen Süden nach Siwa zu eilen, wo wir schon den 18.
anlangten. Diese Reise durch die Wüste war höchst ermü-
dend, weil wir, um fiel wegen Mangel an Waffer zu be-
schleunigen, in 3 Tagen ohne Unterlaß durch 20 Stunden
in schnellem Schritt ritten; die Kameele machten in einer Mi-
nute 85 bis 9o Schritt, sonst nur 70, und wir legten den
14. November 8 Stunden, den 15ten 18 Stunden, den 16.
17 Stunden, den 17ten 14 Stunden, den 18ten 5 Stunden
zurück. In Siwa wurden wir von den barbarischen Be-
wohnern schlecht empfangen, als Gefangene behandelt, und
reisten schon den 23sten bis zum Aine lag gab 2 Stunden
- 17 –
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östlich von Siwa Kebir, unweit von dem großen See, der
die fruchtbare Oase von Ofen einschließt, ohne die Haupt-
merkwürdigkeiten der Oase gesehen zu haben. Den 25sten
und 26sten waren wir in Kara, 16 Stunden von Siwa,
den 29sten und 3osten in Vadi Heifche, 12 Stunden
von Kara, den 4ten December in Vadi Libbeck, 17
Stunden von Heifche, den 6ten und 7ten in Hamam,
17 Stunden von Libbeck, und den gten in Alexandrien,
16 Stunden von Hamam. Die ermüdende Reife und
unordentliche Lebensart hatten uns so sehr abgemattet, daß
zwei Glieder der Gesellschaft und ein Beduin krank wurden.
Mangel an Waffer und Provisionen nöthigten uns, anstren-
gende Tagemärsche zu machen, und der heftige Regen am
2ten, 5ten, 6ten, 7ten und 8ten December, kalte Nord-
winde fast täglich zu Ende Novembers und Anfange Decem-
bers, feuchte kühle Nächte, die Menge von Ungeziefer in
unserer Wäsche und hundert Unannehmlichkeiten füllten das
Maß unserer Leiden. Die Kranken bedurften der Ruhe,
aber fiel bedurften noch mehr der Pflege und Erquickung
durch erfrischende Speisen und Getränke. Aber weder das
Eine noch das Andere konnte man ihnen reichen in unbe-
wohnten Gegenden, wo Regengüfe alle unsere Habe durch-
näßten, und die Wege mit jedem Tage für die Kameele,
die ausglitten, unzugänglicher und gefährlicher machten.
Die Nachtthaue waren immer stark; seit unserer Abreise von
Siwa war uns die Sonnenhitze felten beschwerlich, die
kalten Sturmwinde in trüben Tagen und finstern kühlen
Nächte erstarrten oft unsere Glieder, und der begränzte
Horizont machte das geologische Intereffe, das diese Ge-
gend hat, weniger auffallend. Nicht blos früher am Mee-
re, sondern auch hier im Innern des Landes in Ebenen fa-
B
- 18 -
hen wir bei Sonnenschein Seenähnliche Flecken zu allen
Stunden des Tages, besonders aber Nachmittags bei
trockener und feuchter Luft, wenn Windstille war. Andere,
Wäldern ähnliche, schwarze Flecken, an Berglehnen, waren
eben so täuschend. Diese mögen den darüber befindlichen
Wolken, jene dem Zusammenwirken von feuchten Dünsten
und Gespinsten ihren Ursprung verdanken. – Das eigen-
thümliche Intereffe, welches die Gegend bis 3 Stunden hin-
ker Libbeck an der ganzen von Westen nach Osten sich hin-
ziehenden Abdachung hat, hört auf, sobald man die Er-
höhung erstiegen hat, und fich nach Norden gegen Alexan-
drien wendet. Dort tritt die nämliche Beschaffenheit des
Landes wieder ein, welche wir früher gesehen hatten. Die
Vegetation mehrt sich, je mehr man sich dem Meere nähert,
und in Wadi gar el Madiwohnen schon wieder Bedui-
nen, obgleich fiel das Waffer 1o Stunden weit nordöstlich
aus dem Brunnen Hamam holen müffen. Wir sahen da-
selbst die Lager Dfchireire und Schaibije, und je
mehr man fich dem Brunnen Hamam nähert, desto mehr
mehren sich die Lager.
Der Tod eines Mitgliedes der Gesellschaft zwei Tage
nach unserer Ankunft in Alexandrien, die gefährliche
Krankheit eines Andern, der nach kurzer Zeit auch starb, die
Unpäßlichkeit und zerrütteten Verhältniffe der übrigen ließen
vorerst dem Gedanken an eine gemeinschaftliche Fortsetzung
der Reife, und die Ausführung der oben erwähnten Reise-
pläne nicht Raum, sie stimmten vielmehr zur Isolierung,
wozu das Haupt der Gesellschaft bereits den Ton gegeben,
hatte, und welche die Verschiedenheit der Zwecke und
– 19 –
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Intereffen zu eines jeden Vortheil selbst empfehlenswerth
machte. -
Hr. Lieman, Professor der Architektur an der Akademie
zu Berlin starb an Körperschwäche, die eine Folge des
heftigen Durchfalles und Fiebers war, Dienstags den 11ten
December um 10 Uhr. Seine Leiche wurde am nämlichen
Tage um 3 Uhr ins griechische Kloster zur Erde bestattet.
Der Aufenthalt in Alexandrien war zwecklos für
mich und Zeitverlust, da ich früher durch einen Monat def-
fen Merkwürdigkeiten kennen gelernt hatte: ich reiste daher
auf einem Frachtschiffe auf dem neuen Canal nach Fum el
machmudije, und auf einer gemietheten Barke in Gesellschaft
eines italienischen und einiger arabischen Kaufleute auf dem
Nil in 3 Tagen nach Kairo. Die Lage, in der ich mich be-
fand, machte es unmöglich, die für die Reise nach Ober-
Egypten schon weing günstige Jahrszeit sofort zu benutzen.
Auch hielt ich es für zu gewagt, mein Lieblingsproject, die
Reise nach Nubien und Abyffinien auszuführen, bevor
die Reisekosten hinlänglich gedeckt wären, so einladend auch
der Antheil war, welchen der koptische Patriarch und an-
dere angesehene Männer in Kairo daran nahmen. Defo
mehr sprach mich die Aufmunterung des Bischofs von Ba-
bylon an, ihn nach Palästina und Syrien zu begleiten, da
die Bekanntschaft mit diesem Lande mir vorzüglich am Her-
zen lag. Dieser würdige Prälat Pierre Couperi aus
der Vendée reiste in die ihm von der Propaganda ange-
wiefene Refidenz nach Bagdad als Bischof der Katholiken
vom lateinischen Ritus im ganzen ehemaligen Chaldäa und
Affyrien. Eine französische Dame errichtete diese Funda-
tion vor etwa 150 Jahren, mit der Bedingung, daß der
dahin zu sendende immer ein Franzose feyn müßte. Seine
B 2
- ao -
Disces ist sehr groß, aber die Zahl der Christen vom latei-
mischen Ritus sehr gering, nicht über 3ooo. Die sehr zahl-
reichen Katholiken vom chaldäischen Ritus haben ihre Pa-
triarchen und Bischöfe, die vom syrischen, armenischen Ri-
"die Maroniten gleichfalls ihre Bischöfe - "
nicht die Merkwürdigkeiten der Hauptstadt Egyptens und
ihrer umgebungen, insbesondere die Pyramiden, und reiste
sten Januar von Kairo ab. Das Wetter war uns ge-
ihnlich günstig. Nur einmal regnete es den 7ten Januar,
den 6ten und 9ten früh bis 8 uhr war ein sehr dichter Ne-
sel, der uns der schönen Aussicht beraubte. In Bill-
beisch schloß sich an uns eine Gesellschaft von Engländern,
in Saalhig eh, 5 koptische syrische, 13 palästinische,
5 kurdische Kaufleute mit 1:2 Neger-Sklaven, 1 indischer
Derwisch mit einem Begleiter (ein sonst reicher Mann, der
alle seine Habe in seinem Vaterlande verkauft hatte, um
die Pilgerreise nach Mecca und Jerusalem machen zu kön-
" Seit 4 Jahren treibt er sich in der Welt herum, und
seitdem man ihm seine Habe in Mecca gestohlen, lebt er von
Almosen) und vielen Reisenden aus Bilbe ifch und Gaza,
das unsere Karawane aus mehr als 80 Personen, 14o Ka-
melen, 1 Dromedar, so Eseln und einem Pferde bestand.
Hinterarisch, wo die Sicherheit weniger gefährdet und der
Raffermangel nicht zu befürchten ist, trennten fie sich in ein-
zelnen Partien viele reisten auch die Nächte hindurch, und
alle schneller, als wir. Die Gesellschaft war sehr ange-
nehm und lehrreich. Ich lernte hier die Gutmüthigkeit der
orientalen schätzen, und lebte nach vollendeter Tagereise
die gewöhnlich früh um 5 Uhr begann, und um 4 Uhr nach
Mittag endigte, in ihrem Kreise auf der Erde fitzend,
glücklicher als in den langweiligen Conversazionis in Ita-
om latei
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lien. Die Beduinen, denen wir auf der verunglückten Cya
remaischen Expedition begegneten, peinigten uns täglich mit
Formeln, die sie als Mohammedaner charakterisieren, den
Christen aber gehässig sind. Diese Kaufleute, obgleich größ-
tentheils auch Mohammedaner, wagten es nie, diesen Punkt
zu berühren, und versäumten keine Gelegenheit diese Reise
recht angenehm zu machen. Blieb einer der Gesellschaft zu
rück, so warteten sie aus Besorgniß, ihn zu verlieren, un-
fern Speisevorrath tauschten wir gegenseitig aus, und fie
halfen uns, wenn unser Scheik, ein eigenfinniger alter aber
fehr thätiger Mann, wegen der Ladungen Schwierigkeiten
machte. Auch unsere Kameeltreiber waren unvergleichlich
beffer, als die in der Libyschen Wüste. Wir hatten zum Rei-
ten schöne Kairinische Esel gekauft, die durch ihren leichten
und schnellen Gang mit Recht so berühmt sind. Des anhalten-
den Laufens im Sande ungewohnt, wurden sie am 5ten Tage
so schwach, daß sie mit genauer Noth der Karawane folgen
konnten. Ein ähnlicher Vorfall würde uns dort in die Noth-
wendigkeit versetzt haben, neue Kameele zum Reiten zu din-
gen; hier aber wurden die Ladungen, wenn gleich nicht oh-
ne Schwierigkeit, so geheilt, daß die Verunglückten sich
auch auf die geladenen Kameele aufsetzen konnten. Auch
manches Andere änderte sich zum Beffern, und das bei
der ersten Expedition so sehr verleidete Reisen im Orient
wurde mit jedem Tage angenehmer, interessanter und nütz-
licher für mich. – Bei der Wahl des Nachtlagers sucht
man gewöhnlich Thäler, um vor den Winden gedeckt zu
fyn. Nur wir hatten Zelte. Die Araber lagerten sich jeg-
liche Partei zusammen, jede 6 bis 8 Schritt von der an-
dern in großer Unordnung, nachdem sie ihre Teppiche auf
die Erde gebreitet und die Ladungen in Halbzirkel gestellt
hatten, der ihnen als Wand für ihren Divan diente, und
fie schliefen, mit ihren Oberkleidern zugedeckt, unter freyem
Himmel. Jede Partey machte bey ihrem Lager fogleich
Feuer, um fich zu wärmen, und um die Mahlzeit zu berei-
ten. Die meisten begnügten sich mit kalter Küche, Datteln
und Gerstenbrod, einige tranken Caffee. Auch die Kameele
und Esel der Karawanen wurden sogleich gefüttert, gewöhn-
hich mit Bohnen. Des Abends unterhielt man sich, und
gegen 10 Uhr schlief man ein. Bei Karawanen, mit denen
ich später reiste, wurden schon früh um 34 Uhr religiöse
Lieder gesungen, aber von so rohen Stimmen und in so eine
förmigen Tönen, daß ich gern früher aufbrach. Hier ge-
fchah dies nie. Die Negerclaven tanzten einige Mal, weil
wir es wünschten: aber fie waren wenig geübt und machten
nur ungeregelte Sprünge. Sie wurden gut behandelt,
und waren immer heiter. Ich reiste von Gaza nach Jeru-
falem, und von da aus machte ich meine Exkursionen zu-
erst an der Küste bis ins Kefferwan, dann im Innern von
Palästina, und kehrte zum Osterfeste nach Jeru fallem
zurück, in der Hoffnung, Nachrichten aus meinem Vater-
lande zu erhalten. Nach der Rückkehr vom Jordan berede-
ten sich die Pilger zur Abreife, viele zu Lande über Scham
und Akka, die meisten über Jaffa zu Waffer, und alle
zufrieden und froh des ihnen zu Theil gewordenen himmli-
fchen Wonnegenuffes. Da war ein Gewühl in den griechi-
fchen und armenischen Klöstern. Die Hofräume waren mit
Ballen vollgepfropft, und in ganz Jeru fallem war ein
großer Wirrwarr. – Auch ich bereitete mich zur Abreise.
Aber wohin? Meine in Mafr befindlichen Briefe und
Bücher hatte ich nach Haleb fenden lassen. Zunächst streb-
te ich, nach Scham zu gelangen, in dessen Nähe ich schon
- 23 -
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früher war. Aber wie ein Strom nach und nach durch
den Zusammenfluß vieler Bäche anschwellt, alles in Schrek-
ken setzt und die Ufergegend zu überschwemmen droht, so
wurde auch das im April noch dumpfe Gerücht von den Un-
ruhen in der europäischen Türkei durch die von vielen Sei-
ten einlaufenden Nachrichten mit jedem Tage allgemeiner
und die Furcht größer, bis im May officielle Nachrichten
und Befehle einliefen. Man entwaffnete alle Christen. Das
Bild von den Gräuelscenen zur Zeit der französischen Invas
fion schwebte diesen lebhaft vor Augen. Sie verloren da-
mals ihre Habe und viele Hunderte ihr Leben, jetzt waren
fie besorgt um die Existenz aller Christen in Palästina. Ich
fchwankte daher in meinem Vorsatze, Scham zu besuchen,
und eilte nach Jaffa. Hier war die Bestürzung noch grö-
ßer. Der Uebermuth der Türken hatte hier auch die Franz
ken getroffen. Reisende Engländer waren in Rama ent-
waffnet, der russische Consul aus feiner Wohnung vertrie-
ben und halb ausgeplündert worden. Keine günstige Per-
spektive für mich. – Am meisten schlug mich die aus Akka
kommende Nachricht nieder: alle Armen feyen aus der Stadt
verwiesen, die russische und östereichische Flagge fey über dem
Consulathause zerhauen, und der Consul Katafalko im
Gefängniß ermordet worden.
Ich schrieb hier den 8ten May folgenden Brief an mei-
nen Oheim, Freund und Gönner, Anton Scholz, Erz
priester, Schuleninspektor Olauschen Kreises und Pfarrer
zu Hennersdorf in Schlesien: -
„Ich habe mit Vergnügen aus Ihrem Schreiben vom
13ten November Ihr Wohlbefinden und andre interessante
Nachrichten ersehen, und bitte Sie, mich recht oft mit Brie-
fen aus meinem lieben Vaterlande zu erfreuen. Sie haben
- ä4 -
aus meinem früheren Schreiben ersehen, warum und wie
ich nach Palästina gekommen bin. Ich begleitete im Fe-
bruar den Bischof von Babylon von Jerusalem nach Alk-
ka. Auf dem Hinwege untersuchte ich die schöne Ebene von
Sarona, Kaifa rieh, Tantoria und Alt lid, und auf
den Exkursionen von Akka den Carmel und ganz Galiläa.
Der östereichische Consul in Akka, die französischen Consuls
in Akka, Saida und Beirut waren mir nützlich, und
den Aufenthalt beim würdigen Bischof Gandolfi in An-
tura habe ich so liebgewonnen, daß ich dahin zurückkehren
will. Auf dem Rückwege zum Osterfeste nach Jerusalem
durch Galiläa lernte ich auch Samaria näher kennen,
jedoch nicht ohne große Lebensgefahr! – Mit reisenden Eng-
ländern ritt ich an den Jordan, zur Zeit, wo die Pilger dahin
wallfahrten, nach Richa, ans todte Meer, auf den Berg
Karantan. S. Saba, Bethania und die andern merk-
würdigen Orte Judäa's hatte ich schon früher besucht.
Ich wünschte nun, durch Samaria und die Dekapolis
nach Scham und auf den Libanon zu gehen. Aber entwe-
der in großer Gefellschaft oder als armer Beduin muß man
diesen Weg machen. An jener fehlte es, dieses schien in
den jetzigen Zeitumständen mit Lebensgefahr verbunden.
Was kann mehr Verdacht erregen, als die genaue Aufzeich-
nung jedes Orts, jeder Gegend und ihrer Merkwürdigkei-
ten. – Auch kamen die dumpfen Gerüchte von den Gährun-
gen und Aufrühren in Griechenland, der Moldau und Wa-
lachey verunstaltet nach Jerusalem, und man sprach von
nichts geringermals von einem Kriege Rußlands und Dest-
reichs mit dem Großsultan. Unter diesen Umständen zog
ich es vor, nach Jaffa zu eilen, meine Handschriften,
alten Münzen, Alterthümer und Bücher nach Cypern zu
und will
im Fu
nach Ali
ene voll
und auf
Galiläa
Confils
, und
n. An
kehren
len
Innel,
Eing-
ahlt
Serg
erf
ht.
is
z
f
bringen, und von da nach Trief zu finden. Nur die
wichtigsten Alterthümer werde ich daselbst besuchen und die
Citischen Inschriften abschreiben, dann kehre ich nach Sy-
rien zurück. Jaffa ist nun voll Pilgert alle Dächer find
damit angefüllt. Der Gefang der Arnauten, defen Miß-
töne das Braufen des Meeres deckt, verscheucht meine
wehmüthige Stimmung. Der Türken Uebermuth ist mir un-
erträglich. Sonst knüpfte ich gern Gespräche mit ihnen an,
jetzt kann ich fiel nicht mehr anschauen. Es thut mir wehe,
wenn ich sie mit den Pistolen um den Kopf der guten Chri-
ften spielen, fiel bei jeder Gelegenheit so in Schrecken jagen
fehe, daß sie zur Erde finken möchten. Doch bald kommt
der Tag der Rettung für mich und für viele Tausende.
Zwanzig große und fünf und dreißig kleine Schiffe stehen
zum Empfange der Pilger bereit. – Noch immer habe ich
keine günstige Nachrichten aus meinem Vaterlande. . Sie
erfehen also wohl, daß ich an Verlängerung der zwei-
jährigen Frist nicht denken kann. Ich müßte fchon frü-
her an die Rückkehr denken, wenn ich nicht in so vortheil-
hafte Reisegesellschaft gekommen wäre u. fw.“
: An meine liebe Mutter schrieb ich folgenden Brief:
„So habe ich denn meine Pilgerreise im gelobten Lande
vollendet. Ich habe die Fußtritte der heiligen Familie von
der Geburt des Herrn in Betlehem bis zu seiner Beschnei-
- dung auf ihrer Flucht nach Egypten und in ihrem Privat-
- leben in Galiläa, das öffentliche Leben des Herrn ebenda-
selbst, in Samaria und Judäa verfolgt, besonders den
- Schauplatz seiner letzten Lebenszeit oft besucht, meine Thrä-
- nen mit denen seiner Jünger und Freunde nach dem Beispie-
. . . le der Millionen Pilger vereinigt, die vor mir Trost und Be-
- ruhigung da suchten, wo der Heiland den Kreuzestod für
- 26 -
das Menschengeschlecht erlitten hat. Meine Glückseligkeit
ging über alle irdische, als ich da von den begangenen Fehl-
tritten losgesprochen wurde, wo der Weltheiland felbst Ver-
gebung der Sünden verheißen hat, da den Leib des Herrn
genoß, wo er felbst das heil. Abendmahl eingesetzt hat. –
Wie oft versetzte ich mich in die Lage seiner Mutter, wenn
fie hier ihren geliebten Sohn den bittersten Tod ferben,
dort in voller Glorie als Weltheiland verherrlicht fah! Die
Phantasie entwirft sich hier ein lebendiges Gemählde, das
auf ewig ihr Eigenthum wird, weil man besonders da das
Leben am tiefsten erfaßt, wo man ein so großes Vorbild im
Geiste wandeln sieht, besonders da kühn hinaus in die Zu-
kunft blickt, wo der Gottmensch selbst uns den Uebergang er-
öffnete, und mit dem Jubelgefühl des Vertrauens und der
Hoffnung mit dem Weltapostel ausruft: Tod wo ist dein
Stachel, Hölle wo ist dein Sieg?–“ u. f. w.
Die angegebenen genau erwogenen Gründe entschieden
für meine Abreise von Syrien in der Mitte Mays: die Fort-
fetzung der Reise war unmöglich. – Das Reisen im Orient
ist auch in Friedenszeiten höchst beschwerlich. In Gefell-
fchaft fühlt man dieß weniger, weil die Zerstreuung größer
ist, viele Kosten fich vertheilen, die Bedürfniffe leichter be-
friedigt werden, und der Feind weniger Muth zum Angriff,
der Reisende mehr zur Vertheidigung hat. Ist man allein,
fo fallen alle diese Vortheile weg, und man ist ganz den
Launen des Maulthiertreibers preis gegeben. Ist er ein
Mohammedaner, so darf man seine Schmähungen nicht er-
wiedern, drohen nie ohne Gefahr. Ist er ein Christ, so ist
man desto mehr den Anfällen der Mohammedaner ausge-
- 27 -
fetzt. - Oft wird man durch ihre Verträge oder Gewohn-
heiten beeinträchtigt. So ich mit einer Gesellschaft auf der
Reise von Jeru fallem nach Akka. Kaum hatten wir eine
Stunde zurückgelegt, als plötzlich ein Haufen Araber uns
entgegen trat, unsere Ladungen von den Maulthieren warf,
ihre Eigenthümer feinigte und prügelte. Wir fragten be-
stürzt nach der Ursache, aber niemand antwortete. Unsern
Entschluß zurückzukehren, änderte die Ankunft des Abu-
gos und des Vice-Procurators des lateinischen Convents,
der erste reiste nach Jerusalem, der zweite nach Jaffa.
Sie entschieden den Streit zu Gunsten unserer Araber und
nun erfuhren wir, daß dieß geschehen fey, weil die Angrei
fenden ihre Ansprüche auf den Verdienst für diese Reife gel-
tend machen wollten.
-
Auch andere bittere Erfahrungen habe ich gemacht. So
wurde der Vertrag wegen der Bezahlung für das Maulthier
gebrochen, wenn er auch auf das feierlichste geschloffen wor-
den war. Für die Reise von Sur nach Akka waren 5 Pia-
fer festgesetzt. In Akka forderte er außerdem 1 Piafter für
das Futter, 1 für Ghaffar, 1 für das Nachtquartier und 1
für Bakschisch. Das Futter kostete ihm nichts, denn er ließ
das Maulthier auf der Weide freffen, den Ghaffar hatte er
gar nicht zu fordern, Nachtquartier hatten wir am Fuße
des Ra femme fcherft unter freiem Himmel gemacht und
auf das Bakschisch hatte er keinen Anspruch, weil er fich
fchon auf der Reise grob betragen hatte. Und doch glaubte
er fich zu diesen unverschämten Forderungen so berechtigt,
daß er mir auf den Straßen von Akka nachlief, und allen
Mohammedanern mit Thränen in den Augen erzählte, wie
ungerecht ein Ungläubiger (Kafar) gegen ihn fey.
- 28 -
" Ich hatte in Nazareth mit einem Griechen den Eon
trakt geschloffen, mich durch Samaria nach Jerusalem
für 35 Piaster zu bringen. In Dfchenin hörte er beim
Kuri von Gefahr, und weigerte sich die Reise fortzusetzen.
Alles widerrieth mir fie. Ich beharrte darauf und sah mich
genöthigt, einen Scheik für eine große Bezahlung mit mir
zu nehmen, der den mohammedanischen Gruß Salam Alai-
kum anbieten und er wiedern konnte. - - - - - - -
Doch find diese und ähnliche unangenehme Auftritte
nicht zu vergleichen mit denen, welche andere reifende Fran-
ken vor Kurzem gehabt haben. Ein piemontesischer Graf
bezahlte für die Reise von Nazareth nach Difcheras (2.
Tage) baar 5oo Piafter, und wurde dennoch ausgeplündert.
Eine Gesellschaft von Engländern wollte von Scham
aus, Tadmor besuchen. Sie bezahlten dem Scheik die
Hälfte der Besoldung voraus (5oo Piaster), und machten
ihm große Geschenke. Als fie einige Tagereisen zurückgelegt
hatten, kam ein Eilbote ihnen entgegen mit der Nachricht:
es fey gefahrvoll weiter zu gehen, die Beduinen feyen im
Aufruhr begriffen. Der Scheik erklärte hierauf, er könne
für ihr Leben nicht mehr gut stehen, wolle ihnen aber feinen
besten Willen zeigen. Es blieb ihnen nichts anders übrig,
als auf die Reife und die 6oo bis 7oo Piafter Verzicht zu
leisten. -
Andre Engländer hatten für die Reise nach Oberägyp
ten Kameele auf 2 Monate gedungen und vorausbezahlt.
Auf der Reise wurden die Führer krank, die Kameele liefen
nicht mehr und sie waren froh, mit einer andern Gelegenheit
umkehren zu können. -
In Nabolus wurde einem Engländer das Gesicht im
Hofe des Motfalems durchspalten, weil er im Streit mit
- 29 -
seinem Führer daselbst auf einen Soldaten geschimpft hatte.
. . . Auf dem Rückwege von Richa wurde ein Engländer
nackt ausgeplündert und zum Krüpel. Sein Führer war das
vongelaufen. . . . . . * , . . . . . . . . . . . »
in. Von den Franken fodern diese Maulthiertreiber gewöhna
lich zehnmal mehr als von den Eingeborenen. Die Drogo-
mans fixiren gewöhnlich den Preis. Diese finde immer frei-
gebig auf Kosten anderer, selbst wenn fiel dabei nichts zu ge-
winnen haben. Sie ermangeln, nicht den Bezahlenden mit
Titeln und Complimenten zu überhäufen, nach einer schlauen
Taktik feine Großmuth zu preisen und ihre Verdienste um
ihn hervor zu heben. – Reiche Engländer haben andern
Reisenden sehr geschadet. Sie kamen mit einigen Tausend
Pfund Sterling hieher und wer nun nicht eben so viel zahlt,
wird als ein armer Teufel bemitleidet und kaum der Auf-
merksamkeit werth geachtet. Man wirft den Vätern des
gelobten Landes vor, sie begünstigen diese Prellereien –
aber mit Unrecht. Die Diener in den Klöstern aber befitzen
eine seltene Frechheit. So habe ich bemerkt, daß sie ganze
Tage vor der Thüre eines Reifenden auf ein bedeutendes
Bakschisch warteten, weil fie ihn auf eine Festlichkeit in
der Kirche aufmerksam gemacht hatten. Dieser eigennützige
Charakter, diese unausstehliche Zudringlichkeit ist eine an-
steckende Krankheit geworden. Die Armenischen und Grie-
chischen Mönche haben eine feine Manier, sich für geleistete
Dienste schadlos zu halten. Sie unterlaffen nicht dem Frem-
den Jemand als Führer an die Seite zu geben, der sich bald
fein Vertrauen erwirbt und auch die Taxe weiß, welche man
als Almosen an die Kirche für empfangene Wohlthaten zahlt,
denn nach dem angenommenen delikaten Sprachgebraucher-
hält sie es und nicht die Geistlichkeit. Ist er reich, so über-
– 3o –
steigt diese Taxe bei den Armeniern oft 1ooo Piaster für we-
nige Mittageffen und Nachtquartiere. Die Griechen fodern
weniger aber desto öfter. Dagegen hat sich der arme Pilger
bei ihnen einer humanen Behandlung zu erfreuen. Sie ge-
ben ihnen wenig, aber das Wenige so lange sie defen be-
dürfen. Die Lateiner verpflegen fiel durch einen Monat recht
gut, aber nach Verlauf dieser Zeit müffen fie fich entfernen.
Sie haben bei Beobachtung dieses sonst sehr weisen Gesetzes
oft alle christliche Liebe verläugnet und fich Grausamkeiten
erlaubt, die, ein ewiger Schandfleck für die Fürbitter der Ka-
tholiken am Grabe Christi, ein Beitrag zur Geschichte
des ausgearteten Klostergeistes feyn könnten, denn anders hat
es der heilige Franziskus gewollt! Arme halbnackte Pilger
haben fiel auf die Straße geworfen, ihnen nicht gereicht, wor-
auf fiel ihr Haupt legen konnten, ihr Flehen und Seufzen
um Brod stolz zurückgewiesen. Auf solch einem Treiben ruht
der Segen Gottes nie. – In den Orten, wo keine Klöster
und Hospitien find, wohnt man bei einem Consul oder im
Chan. Diese find unbequem, schmutzig und man ist oft mit
den Thieren zusammen in einem Stalle. Reist man mit Grie-
chen, fo kehrt man gewöhnlich bei den Kuri (den griechischen
Pfarrern) ein, deren Wohnungen gewöhnlich fehr armselig -
find. Ich theile hier eine Beschreibung eines Lagers beim
Kuri in Dfchen in mit, weil sie zur Charakterisierung der
übrigen dient. In einer Stube in dem Raume A der 6 Fuß
langen und 15 Fuß breiten über die Erde 3 Fuß erhabenen
Erhöhung, wie etwa unsere Soldatenpritschen, schliefen in
a ich, in b der Kuri, in c mein Führer, in d der Küster,
in e der Sohn des Kuri, in f feine Frau, in g ihre Freun-
din, in h die Magd, in i die Tochter des Kuri, alle unter
Decken auf der bloßen Erde. An Läufen und Flöhen fehlte
- 31 –
es nicht. In k ist der Herd, ein von Mauersteinen umge-
bener Ort, in o liegen die Werkzeuge zum Reinigen und
Spinnen der Baumwolle. In B dem untern Theile, einem
4 Fuß langen und 15 Fuß breiten Raume sind die Haus-
thiere, 3 Kühe, einige Ziegen u. f. w. – -
Q
- - - - - ... d c ba
Im Sommer ist man der brennenden Sonnenhitze, im
Winter den heftigen Regengüssen ausgesetzt. Wegen Man-
gel angebahnten Wegen ist man oft in Gefahr, sich zu ver-
irren, oder bei schlechtem Wetter im Kothe zu verfinken.
So fiel mein Pferd auf meiner ersten Reise in Galiläa
Stunde vor dem See Tiberias so tief in den Koth, daß ich
mehrere Mal herabstürzte und bis an die Knie darin waten
mußte. In Samaria in dem Thale vor dem Dorfe Ta-
mium waren mehrere Kameele versunken und die Kameel-
treiber badeten bis an die Hüften im Koth, um ihre schweren
Lasten auf die trockne Anhöhe zu tragen und den halb versun-
kenen Thieren heraus zu helfen. Ich theilte gleiches Loos mit
ihnen. Auch mein Maulthier versank beim Ausweichen. Man
fehlug, zog es beim Zügel, aber umsonst: es mußte heraus-
gehoben werden. – Ueber die Flüffe find nie Brücken er-
baut und das Durchwaten ist bei großem Waffer oft sehr
gefährlich.
In dem kultivierten Theile von Syrien reist man am
vortheilhaftesten auf Maulthieren. Sie tragen große Lasten
und laufen weit schneller als die Kameele. Auch eignen sich
- 32 –
die letzteren überhaupt weniger für die feinigen Berge Ju-
däa’s. Sie haben keinen festen Tritt und unterliegen nicht
felten der Last. –
An der Küste, auf dem Libanon, und in Galiläa ist
man vor Anfällen der Räuber ficher: aber in den andern"
Theilen von Syrien ist das Reifen immer gefahrvoll. Vor
3 Jahren wurde eine von Scham nach Bagdad ziehende
Karawane mit mehr als 100 Kameelen ganz ausgeplündert
und ermordet. Die Karawanen von Scham nach Haleb
werden oft überfallen. Die Reise nach Tadmor ist für
die Franken höchst gefährlich geworden seit die Beduinen der
Gegend durch eine Armee auf Befehl des Großsultans we-
gen der Ermordung eines angesehenen englischen Reisenden
gezüchtigt worden find. Die Nomaden glauben fich zu fol-
chen Gräuelthaten berechtigt, entweder, weil sich bei der Ka-
rawane jemand befindet, an dem fiel das Vergeltungsrecht
(jus talionis) oder die Blutrache auszuüben haben, oder
weil sie sich nicht zuvor mit ihnen wegen der Bezahlung ein-
verstanden hat, an die fiel wie auf alles auf ihrem Grund und
Boden befindliche Ansprüche zu haben meinen. Oft aber thun
fie es auch aus Raubsucht und Mordgier. –
Auszug aus einem andern Schreiben von Zante an
meinen Oheim:
Sie haben aus meinem Briefe vom 6. May ersehen,
weshalb ich meinen Plan zu Lande über Scham, den Liba-
non nach Haleb zu gehen, aufgegeben habe. – Schnell-
ler als ich erwartete, verließen wir die Rhede von Jaffa.
Sobald den Pilgern die Erlaubniß zur Abreise vom Motsal-
lem erheilt und die Preise für den Transport von ihm fest-
gesetzt worden waren, drängte sich alles um den Hafen.
Ich wählte für mich eine östereichische Polaka, die bereits
für einen Theil der russischen Pilger, achtzig an der Zahl,
gemiethet, und über Cypern nach Constantinopel bestimmt
war. Auch der gemißhandelte russische Consul befand fich
unter der Reisegesellschaft und defen Furcht vor den Verfol-
gungen der Türken war es, die unsern Schiffskapitän nö-
thigte, den Anker abzuhauen, um keine Zeit zur Flucht zu
verlieren. Wir fuhren mit Westwinde fchnell vorwärts,
Der Wind mehrte sich von Stunde zu Stunde, das Meer
wurde größer, und in zwei Mal vier und zwanzig Stunden
hatten wir Cypern im Angesicht. Die Landung auf Cypern
war Bedürfniß für die ganze Schiffsgesellschaft, denn fie
hatte wegen zu großer Eil nicht Zeit gehabt, fich mit den
nöthigen Lebensmitteln zu versehen, fie war angenehm für
den Consul, denn er konnte die nöthigen Anstalten für die
zweckmäßigere Ausführung seines übereilten Entschluffes
treffen, sie war aber am wichtigsten für mich, weil ich
hier in einem mit fränkischen Schiffen angefüllten Ha-
fen für alle Seeplätze des türkischen Reichs Gelegenheit
fand. Auch konnte ich in Larnaca, dem Wohnorts vieler
hundert Franken und vieler Consuls, auf mehr Schutz als
in Syrien rechnen und mich bequem nach erreichten Zwecken
in Cypern an die frische Küste übersetzen laffen, um wo
möglich meine Reise über Haleb, Moful, Bagdad, die
arabische Halbinsel nach Abyffinien auszuführen. Aber die
Vorsehung hatte es anders gewollt. Ein Sturm verschlug
uns von da, als wir landen wollten, und warf uns nach
Rhodos. Allerlei Pläne durchkreuzten nun meinen Kopf.
Bald wollte ich in Rhodos mich nach Cypern zurück ein-
schiffen, bald nach Smyrna mich begeben und eine Kara-
C
- 34 -
wane ins Innere von Afien begleiten. Aber beim Entschluff
nach Syrien zu eilen, verharrte ich fest und war bereit, für
dessen Ausführung selbst mein Leben aufs Spiel zu setzen.
Die Unterredung mit einigen griechischen Corsaren, die den
Kanal von Rhodos durchkreuzten und auf türkische Schiffe
Beute machten, änderte ihn nicht, fo abschreckend auch die
Nachrichten waren, die diese uns mittheilten. Es wären diese
zufolge die Griechen im Besitz von ganz Morea, alle Grie-
chen auf den Inseln und auf dem Continent unter den Waf-
fen, eine russisch-östereichische Armee im Begriff, die Tür-
ken bis Constantinopel zu verfolgen, und das Loos der frän-
kischen Minister in Constantinopel das traurigste. Einige
feyen gemißhandelt, andere geflüchtet, alle der größten Le-
bensgefahr mit genauer Noth entgangen. Aus einem Auf-
fande, der Griechen gegen die Türken fey ein Krieg der
Christen gegen die Mohammedaner geworden. - Sie ga-
ben uns Lebensmittel und Wein gegen eine Quittung des
russischen Consuls, aber vor dem Besuch der Stadt auf
Rhodos warnten sie uns, weil dort wie auch überall auf
dem festen Lande des ottomanischen Reichs, die Türken und
Juden den Christen Tod und Verderben brächten. – Wir
flüchteten uns von einem Orte zum andern, fanden. Alles in
banger Erwartung, überall widersprechende Gerüchte, nir-
gends Nachrichten, die uns als Richtschnur für unser Ver-
halten dienen konnten und nirgends Gelegenheit nach. Einem
der besuchtesten Handelsplätze. – -
In Patmos wurde nur an das Ausrüsten von Schif-
fen gedacht. Alles war für den Türkenkrieg begeistert, kein
Opfer zu groß. Schon fand die Jugend unter den Waffen;
nur Greife und Frauenzimmer bewachten die häuslichen
Fluren. Specie, Hydra, Jpfera, Samos und
- 35 -
-
Morea hatten den Kampf in Maffe begonnen. Patmos,
Naxos, Tinos, Zea, Milo und die übrigen nur
von Griechen bewohnten Inseln, so wie Attica, Liva-
dien und Theffalien, waren ihrem Beispiele gefolgt.
Auch aus den jonischen Inseln, aus Scio, Stanco,
Rhodos, Negroponte, aus Smyrna, Constan-
tinopel, Makedonien, andern Gegenden des türki-
fchen Reichs und aus Europa strömten rüstige Kämpfer
herbei. - Jpfillante fuchte die Moldau und Wallachei
aufzuregen. – Alles schnaubte Rache. – Die große Ange-
legenheit der griechischen Nation enthüllte sich nun immer mehr
vor unfern Augen. Seit sechs Jahren arbeitete man an
dem Plan, das Joch der Türken zu brechen. Nur wenige
wußten um das Geheimniß. Auf diesen wenigen ruhte und
bildete sich das ganze Gebäude wie auf Colonnen. Mehrere
hundert Schiffe waren gebaut, Munition herbeigeschafft,
und Millionen von den reichen griechischen Kaufleuten und
Schiffscapitänen auf dem Altar ihres Vaterlandes darge-
bracht worden. Die Vorfälle im südwestlichen Europa
brachten ihre Pläne schnell zur Reife. Die Bewegungen
unter der Nation erregten Aufsehen, und das Zusammen-
frömen von Menschen Verdacht. Der Divan zu Constan-
tinopel forderte Erklärungen: er erhielt fie. Die Angele-
genheit schien ihm unbedeutend. Er war von früheren Zei-
ten her gewohnt, solche Vorfälle mit Gleichgültigkeit zu be-
handeln. Aber da kamen Berichte von allen Seiten. Der
englische Botschafter, Lord Strangfort, entdeckte ihm das
ganze Gewebe der Verschwörung, wie es ihm vom Lord-
commiffär der jomischen Inseln aus zuverläffigen Quellen
war entdeckt worden. Unter den Griechen felbst fanden sich
Verräther. Der Divan entrüstet, ließ viele vornehme Grie-
C 2
chen enthaupten. Der Patriarch von Constantinopel war
Eines der ersten Opfer. Viele Fürsten, Erzbischöfe, Bi-
schöfe und Priester theilten gleiches Loos. Nun folgten eine
Menge von Gräuelscenen in Constantinopel, Smyrna und
andern Theilen des türkischen Reichs. Eine Partei fuchte
den Untergang der Andern zu bereiten. Es wurde ein Ver-
nichtungskrieg. Die Türken waren grausam, die Griechen
waren es noch mehr. Viele Tausende Unschuldige verlo-
ren ihre Glieder, und dann erst ihr Leben. Man trium-
phirte über den Mord der 3oo Albaneser, die ihnen vor
Naxos in die Hände gefallen waren, der vielen Matrosen
auf den türkischen Kaufarthey- und Kriegsschiffen, der
Kinder, Frauen und Greife bei der Einnahme der Stadt
Athen und andrer Ortschaften!– Ich könnte Bogen fül-
len, wenn ich die Grausamkeiten aufzählen wollte, die fie
verübt haben. – In Hydra, dem Mittelpunkt der grie-
chischen Seemacht, fanden wir alles in größter Bewegung.
Die alte Regierung der Infel war wenige Tage vor unserer
Ankunft gestürzt worden. Die flüchtig gewordenen Häupter
derselben hatte der Pöbel ermordet. Flüchtige Familien
aus Smyrna, Makedonien und Morea strömten
hier zusammen. Alles taumelte im Wonnegenuß und tiefer
Trauer. – So lange das Volk durch keine traurige Nach-
richten betrübt und beunruhigt wurde, war der Festlich-
keiten kein Ende; man gefiel sich in füßen Träume-
reyen. Aber was halfen diese den unzähligen unglück-
lichen Familien, die ihre Habe verlaffen mußten? –
Ich war froh, dieses Gewühl verlaffen zu können. Auch
die jonischen Inseln fand ich vollgepfropft. Die Moreoten
hatten sich hieher geflüchtet. Hier unter dem Schutze der
englischen Regierung durfte man seine Meinung über die
Griechen frei äußern, und die wenigsten Unglücklichen stimm-
ten ein in den Enthusiasmus, der ihre Landsleute für Re-
ligion, Freiheit und Vaterland begeisterte. Es wurde mir
immer klarer, daß dieß Unternehmen nicht diese Lobeserhe-
bungen verdiene, womit es mir bisher angepriesen worden
war, daß es vielmehr das Werk einiger ehrgeizigen über-
müthigen Köpfe fey, die ihrer Nation den Untergang berei-
ten. – Auch auf diesen Inseln ist es schwer, eine Gele-
genheit zu finden, und alle Communikation ist gehemmt.
Einer fürchtet fich vor dem Andern. Alles feufzt nach bes-
fern Zeiten. Jedes neu ankommende Schiff brachte neue
fchrecklichere Botschaften aus verschiedenen Theilen des tür-
kischen Reichs, und an Fortsetzung meiner Reise in demsel-
ben ist nun nicht zu denken. Ich schiffe mich bald nach
Trief ein und eile von da in Ihre Arme.
Topographie der Gegend zwischen Alexandrie n und
der Grenze des tripolitanischen Gebiets.
Von Alexandrien aus westlich geht man durch 9
Stunden auf der schmalen Landenge, die vom mittelländi-
fchen Meere und dem See Mareotis gebildet wird. Sie
ist 4 bis 5 Stunde breit und uneben. Längs dem See ist
eine Hügelkette vom Kalkstein wie ein Damm, der sich noch
3 Stunden weiter bis zum Thore der Araber und Abu fir
hinzieht. An beiden Ufern ist Sand, in der Mitte Sand
oder thoniger Boden und einige Salzfelder. Bei Mara-
but und Mikzan find Gärten, und hie und da Ackerfelder.
Hinter Abu fir sind mehrere Hügelketten, die bald
parallel 4 bis 3 Stunde weit von einander nach Westen lau-
fen, bald sich in einander verschlingen, aus Thon oder
WSandsteine bestehen, und entweder kahl oder wie die Thäler
und Ebenen mit Thonerde oder Sand bedeckt sind. Auch
Gruppen von Hügeln find nicht selten. Elgaibe, deren
höchster Berg Dfchebel Meriam gegen 8oo“ hoch, ist
unstreitig die erhabenste und umfaffendste der ganzen Ufer-
gegend, 1 [] Meile groß am Meere, 2o Stunden von Abu-
fir. Als Erhöhungen folgen ihnen die für die Geologie
wichtigen Felsenwände oder Abdachungen, welche fich vom
Meere aus nach Süden und Osten, oder von Osten nach We-
ften ziehen. Die höchste Agaba Kebiriwemaatena hijemogreb
(----- ------ „----- &-----Y)
82 Stunden von Abu fir bildet die Scheidewand des tripo-
litanischen und egyptischen Gebiets, wo große Sandsteine in
der größten Unordnung 3oo bis 4oo Fuß über einander lie-
gen. Ihre Richtung vom Ufer, wo sie ein Vorgebirge bil-
det, nach Süden, dauert durch 7 Stunden; dann wendet fie
fich nach Osten. Minder hoch und feil find die 22 Stunden
von Abu fir in der nämlichen Richtung, und die von Osten
nach Westen sich hinziehenden Erhöhungen, die man häufi-
ger 10 bis 12 Stunden vom Meere, aber auch oft in defen
Nähe, z. B. bei Medfched in der Entfernung von 2 Stun-
den von demselben bemerkt. Je weiter man fich vom Meere
entfernt, desto höher wird die Lage der Erde zum Meer,
bis in der Entfernung von 10 bis 15 Stunden eine uner-
meßliche Zahl von Sandbergen mit Hügelketten von Quarz,
Muschelkalkfein voller Verfeinerungen, und Kalksteine mit
großen Ebenen abwechseln, und hie und da fruchtbare Ver-
tiefungen bilden. In diesen findet man gewöhnlich unter
Sträuchern Schutz gegen die glühenden Sonnenstrahlen,
den in einer unermeßlichen Ebene kein Haus, kein Baum,
noch Strauch gewährt, oft Erquickung aus einem Brun-
nen oder einer Zisterne mit frischem Quell- oder Regen-
waffer, und bisweilen auch Labung und Stärkung in einer
Strohhütte, der Wohnung einer zahlreichen Familie mit
ihren Hausthieren. - - -
- Von Abufir bis 2 Stunden hinter Senetz erk
herrscht Sandstein vor, von da Thon und Kalkstein, der oft
mit Muschelkalk und Sandstein unter einander geworfen ist
und große Revolutionen voraussetzt. Das Ufer ist größten-
theils flach und fandig. Die Felsenufer, die man 15 Stun-
den hinter Abu fir häufig antrifft, stehen mit den erwähn-
ten Dämmen, Hügelgruppen und Abdachungen in Verbin-
dung, und laufen ins Meer hinaus. Oft zieht sich in der Nähe
deffelben ein Sand- oder Sandsteindamm hin, der das Land
vor Ueberschwemmung schützt, und der für die Hafenstädte
häufig benutzt worden ist. Da, wo Sand ist, scheint
das Ufer sich immer mehr ins Meer zu erweitern, denn es
liegen 15 bis 2o Schritt vom Waffer Stangen und Bretter
von zertrümmerten Schiffen im Sande vergraben. Daher
findet sich von den meisten in der alten Geschichte berühm-
ten Hafen dieser Küste keine Spur mehr. In defen Nähe
befinden sich Salzfelder, falzige Quellen und Brunnen, von
denen die letzten viel Natron zu enthalten scheinen. Die mei-
fien fah ich in der Nähe von Lama id und 2 Stunden von
Agaba, am letzten Orte auch einen 1 Stunde langen und
#tel Stunde breiten Salzsee. Diese Gegend enthält eine
große Menge Zisternen, die in einem Lande, wo man nur
in 2 bis 3 Monaten zu Ende Novembers, Decembers, Ja-
nuars, und zu Anfange Februars Regen zu erwarten hat,
und der Quellen wenige find, nicht übersehen werden dürfen.
In allen Zeiten, besonders aber in denen der Sarazenen,
wurde die Verfertigung derselben für ein sehr verdienstvol-
les Werk angesehen. Ihre Größe ist so verschieden, wie
- 4o –
ihre Bauart: rund, eckig, oder gleichseitig, in den Stein
roh eingehauen, oder mit einer Mischung von Kalk und
Sand sorgfältig ausgeweißt. Die von Adfchmim
(-:-) Kasr Dschedebije (3-4-1-X> 3) Kair
---) und Dokan (9. KG) gehören zu den größten,
die ich fah. Sie haben nach dem Maße ihrer Größe ein
oder mehrere Eingangslöcher, die gewöhnlich rund, felten
eckig find. Ihre Namen haben fiel von ihren Verfertigern,
z. B. Abufafer, 3 Stunden füdwestlich von Medfcheid,
Rafabulacha (-g-JAL) 5 Stunden westsüdlich von
Medfched, Sei dabdelmamie, 7 Stunde westlich
von Medfched u. f. w., oder von ihrer Lage, z. B. Do-
kan (GLV), als in einer von Hügeln eingeschloffenen
Gegend liegend, und sie haben wieder, so wie die Brunnen,
der Gegend, in welcher fie fich befinden, den Namen gege-
ben. Die meisten find zerstört oder vernachläßigt, nur in
der Nähe der Brunnen halten sich jetzt noch einige Bewoh-
ner mit ihren Heerden auf, und Quadrat-Meilen große Ge-
genden voll fchöner Vegetation find wegen ihres Mangels
verödet. Auf der Landenge find die Brunnen von Mara-
but am Meere, 2 Stunden von Kereir, 6 Stunden am
See und Mizan am Meere, 74 Stunde von Alexan-
drien die vorzüglichsten. Hinter Abufir die Brunnen *)
*) Die folgenden Bestimmungen sind größtentheils nach meinen
Beobachtungen, wenn ich zu Fuß ging. Ich machte in einer Stunde
6ooo Schritt. Die Kameele machten deren nur 5ooo, wenn sie unun-
terbrochen vorwärts gingen, welches höchst selten der Fall war. Das
Aufhalten bei Ruinen, so wie auch die Umwege, sind durchaus be-
rücksichtigt. Gleichwohl läßt sich eine strenge Genauigkeit bei diesem
Maßstabe nie erreichen. - " - -
- 41 -
Abusir ---- 12 Stunden von Alexandrien
und - vom Meere.
Hamam (-->) 15. St. von Alexandrien, 2. St.
vom Meer, 3 Brunnen mit gutem Waffer. - -
Budfchrab (----) 31 St. von Abufir, dicht am
Meere, 5 Br. mit salzigem Waffer.
Sie leil (W----) 38 St. von Ab. 1 St. vom M.
1 Br. mit Regenwaffer.
Maddar 9L) 41. St. von Ab. dicht am Meer,
3. Br. mit gutem Waffer. , -
Senet Zerk (-5). - Xia) 44 St. von Ab. - St.
vom Meere, 2 Br. mit gutem Waffer. -
Cheir (-->) 47 St. von Ab. 1 St. vom Meere, 2
Br. mit gutem Waffer. -
Medfched (Q----«) 5o St. St. vom Meere, 2 Br.
mit gutem Waffer. - -
Thaaf (Lix-) 51 St. von Ab. 3 St. vom Meere,
1. Br.
Matani (-5-XL) 56 St. von Ab. 1 St. vom Meere,
1 Br. ohne Waffer. - - - -
Adfchbeibat (CLA) 58 St. von Ab. 13. St. vom
M. 5 Br. mit wenig Waffer. -
Dfcherar Q-) 64 St. von Ab. 2 St. vom M. 5 Br.
mit ge W. * - - -
Achstabe (8-- a -) 61 St. von Ab. 1 St. vom M.
1. Br. ohne W. - - -
Bukafchil (0:3) 62 St. von Ab. 1 S. vom M.
5 Br. mit wenig W.
-
– 42 -
Rafaibe (Lao) 63 St. von Ab. 1 St. v. M. 2 B.
mit wenig W. -
Alem Scheltun (9» Ae) 63 St. von Ab. 1 St.
vom M. 1 Br. fast ohne W. - -
Rus Asmaan (C.) - U2») 64 St von Abdicht
am M.4 Br. mit gutem W. . .
Gatrani (-/-) 68 St. von Ab. 1. St. vom M.
1 Br. fast ohne Waffer.
Charbella a (84.) 71 St. von Ab. 2 St. vom M.
1 Br. ohne Waffer. -
Chaur (55) 76 St. von Ab, 2 St. vom M. 1 Br.
mit g. W. -
Aufcherin (C) 82 St. von Alb. 3 St. vom M.
3. Br. mit g. W.
Außer diesen befinden sich in dieser Gegend nach der
Aussage der Beduinen noch folgende:
Tenkleb (LCS). Altbabi (----------- Wawen
(el).
Hadreh (90.). Adfchodijeh (2-). Taref
(GLP).
Seralem menachijah (VA-Lio Fr) Abfen-
bereh (-:-)
Rafat eh (AP) Charcha reh (»-)
Sulman (9-J%). Chabur (395). Lakelau-
deh (50, CX/). Dfchenader (US-). Ka-
ra W. et (C)
- 43 –
Tijarwa (»P) Sakfuk (GS) Raaid
(OAA-5). Kaab (-5).
- -
deren Lage ich aber nicht genau anzugeben weiß. Die mei-
fien find tief, aber fehr vernachläßigt.
In ihrer Nähe befinden sich Tröge von Kalksteinen
oder Rinnen, und in den Morgenstunden fanden wir sie oft
von Heerden umlagert. – Sie sind meist in niedrig liegen-
den Ebenen, und in ihrer Nähe viel Vegetation.
So überrascht uns weder Berg noch Fluß, weder
Wald noch Dorf in der 84 Stunden langen und 10 bis 15
Stunden breiten Ufergegend. Nur Vertiefungen, Hügel
und Abdachungen durchschneiden bisweilen die ermüdende
Ebene, und hat man die letztern erstiegen, so eröffnet sich
dem Auge eine andere unübersehbare Ebene mit den näm-
lichen Naturgegenständen. Nur die bisweilen vorüberzie-
henden Karawanen, Schaf- und Kameelheerden erinnern
uns an das Daseyn von Menschen, oder das Gebell der
Hunde verkündigt die Nähe eines Lagers. Das Nämliche
gilt von der fast eben so großen öden Gegend von Agaba
bis D er na,
-
Naturhistorische Beschaffenheit dieser Gegend.
Die Beschaffenheit des Bodens ist der Cultur nicht un-
günstig. Bis # oder Stunde vom Meere ist er fandig oder
Steinfels, von da bis 1o oder 15 Stunden ins Land Thon-
erde, felten Sand oder Stein. Gleichwohl wird nur auf
einem kleinen Theile derselben im Dezember Gerste gefäet.
Man rührt den leichten Boden mit dem Kameele mittelst ei-
nes einfachen kleinen Ruhrhakens einmal um, wirft den
– 44 –
Samen in die Erde und verscharrt denselben. Nach 3
Monaten rupft man die Aehren ab, und drischt die Körner
sogleich auf dem Felde aus. Weder den Feld- noch Garten-
bau kennt man hier. Die Vegetation gibt den Heerden
der spärlichen Bewohner reichliche und treffliche Weide. Die
Sträucher wachsen in den länglichen Vertiefungen, die fich
nach allen Richtungen hin, hie und da vorfinden, und einst
von den Wafferfluthen gebildet worden sind. In ihnen fin-
det man oft das schönste Grün, während in der Umgegend
Alles verbrannt, verdorrt und die Natur todt zu feyn
scheint. Bäume find in dieser Gegend eine höchst seltene
Erscheinung Nur bei Kareck find einige Palmen, in
Medfched am Meere einige Palmen und Granatäpfel-
bäume, und in Rufasma an einige Palmen. Einige Pal-
mensträucher sahen wir bei Serfch Schark ist, einen Fei-
genbaum eine Stunde südlich von der Zisterne Rafabula-
ha, und 3 Feigenbäume beim Brunnen Hamam. – So
arm diese Gegend an Insekten und Würmern im Oktober
zu sein schien, (nur Ameisen, Fliegen, Heupferde, einige
Käferarten und Motten, besonders den Scarabaeus facer fa-
hen wir in großer Menge), so reich mag sie im Winterfeyn.
Die Schnecken der Wüste kleben stellenweis eben so dicht ne-
beneinander an der Erde und den Pflanzen, wie am Felsen-
ufer Schnecken und Muscheln. Die große Menge von Ko-
rallenstaub, Muscheln, Schnecken und Schwämme, die
man am Sandufer von mannigfaltiger Größe, Form und
Farbe sieht, deutet auf eine große Bevölkerung des Meeres,
Verschiedene Arten von Eidechsen, Nattern und Schlangen
aschgräulich gefärbt, kriechen auf der Erde umher; Raub-
vögel, wie Adler, Geier und Eulen, Sumpf- und Sing-
vögel, besonders viele Ubaras bevölkern die Luft. Die Fel
– 45 –
senritze und Löcher in den Wänden der Abdachungen dienen
den erwähnten Raubvögeln zur Wohnung. Die Eidechsen,
Nattern und Schlangen halten sich besonders gern in den
halb verfallenen Zisternen auf, wo ich deren oft bis zwan-
zig zählte. Die Beduinen verstehen es sehr gut, eine Geier-
art Saker zur Jagd abzurichten. Sie machen ihn durch
Hunger und das Halten an die Feuerflamme zahm, um-
hüllen den Kopf mit einer ledernen Mütze, die sie beim
Freffen um den Schnabel erweitern, auf der Jagd aber
nach Belieben verengen, um ihn zu verhindern, den Fang
zu freffen. Sie werfen ihm zuvörderst kleine Vögel als Ziel
vor und fenden ihn nach und nach auf alle vorüberfliegende
Vögel, selbst auf Hafen und Gazellen. Man trägt sie auf
der Hand, Einen Fuß an einem Bande festhaltend und läßt
ihn in der Nähe von Thieren fliegen, die sie gewöhnlich
tödten, ohne sie zu zerreiffen. Sie zahlen für einen abge-
richteten Vogel dieser Art bis 5o spanische Piafter.
Ratten, Hafen, Gazellen, Füchse und Wölfe find
unter den vierfüßigen Thieren am häufigsten. Die Gazellen
werden gewöhnlich im Schlafe lebendig, die Hafen von den
Geiern gefangen, oder erschoffen. Diese sahen wir überall,
die Ratten um das Kafr Dfchde bie in großer Menge,
und die Füchse und Wölfe hörten wir des Nachts oft heulen.
Die Hausthiere der Bewohner sind die Kameele, Schafe,
Ziegen, Esel, Pferde, Kühe und Hunde. Das nützlichste
von allen ist unstreitig das Kameel. Es dient ihnen zum
Fortbringen ihrer Zelte und Habe und zum Ackerbau, fie
verdingen es an Karawanen, und Milch, Fleisch und Fell
benutzen fie, ohne Unkosten für ihren Unterhalt zu haben.
Eine geringe Pflege schützt sie gegen die selten gefährlichen
– 46 –
Krankheiten Adfchrab (-/-) Adeh (80c) und
Zefreh G-L).
Die Wolle der Schafe und das Fell der Ziegen verkau-
fen sie sehr vortheilhaft, und das Fleisch derselben ist ihre
Lieblingskof. Pferde sieht man wegen der großen Unter-
haltungskosten in geringer Zahl. Nur die Scheiks und Be-
fitzer mehrerer Zelte und Heerden haben fiel und bedienen
sich ihrer zu Excursionen und im Kriege. Kühe habe ich nur
bis Vadi Senetz erk bemerkt, in den Lagern Medfched
und Dfcherar sollen fich deren gleichfalls befinden. Von
ihrer Milch verfertigen fiel eine dünne Butter r der sie durch
Beimischung von gestoßenen Datteln und Honig einen ange-
nehmen füßen Geschmack geben, und die fiel in Schläuchen
aufbewahren. Esel finden sich überall, aber in geringer
Zahl, und ihr Nutzen in diesen Gegenden ist sehr einge-
schränkt. Desto zahlreicher und wichtiger find die Hunde
zur Bewahrung der Zelte und Heerden: der ersten gegen
die heimlichen Diebereien der Araber aus den vorüberziehen-
den Karawanen, der letzten gegen die Anfälle der am Tage
fich in Steinklüften verbergenden Wölfe. –
An Luxus-Artikel ist bei diesen Naturmenschen nicht zu
denken. Alles ist auf ihre Lage und ihre nothwendigsten Be-
dürfniffe berechnet, einfach und einförmig, wie die Gegend,
in der fiel leben. Um ihre schwarzen niedrigen Zelte, die
gruppenweis aufgepflanzt find, sieht man nichts als nackte
Kinder herum fich bewegen, und Hunde, welche die vorüber-
gehenden Fremden mit Ungestüm anfallen, während die
Frauen unter den Zelten die Hauswirthschaft besorgen oder
kleine Ziegen, von denen Einige bisweilen Lieblinge der Fa-
milie werden, pflegen. Die nämlichen Pflanzen kehren über-
– 47 –
all wieder. Ist der Boden thonig oder fandig, so bemerkt
man fast nichts als Ramet (Co), Kataf (Lia),
Schiech (-4), Matnen (GK), Sufan (GUse),
Alsrif (-/-), Kaze ch (z), Tafuar (99).
Dschrijeh (8/4), Anfet (Ja-i-), Adfchrem
(-), Dfchell (0+), Ratam (-), Taref
Ö--), Gardek (-5-5) Und Dsche zuf-G.--):
und die Sträucher der meisten erfüllen bei einer geringen
Bewegung die Atmosphäre mit Wohlgeruch. Viele sonst
hier befindliche mögen aus Mangel an Pflege ganz ausge-
storben seyn, so wie auch manche Arten von den lebendigen
Wesen, obgleich fiel den Verfolgungen ihres gefährlichsten
Feindes weniger ausgesetzt find. Es scheint, als ob die
Thiere desto wüthender gegen einander feyen, je ungestörter
fie vor ihrem gemeinschaftlichen Feinde leben, und von der
kleinen Ameise, die zehnmal größere Käfer zu ermorden weiß,
bis zum Geier, Adler und Wolfe überlaffen sich alle Raub-
thiere zügellos dem Instinkte, Tod und Verderben um sich
her zu verbreiten.
Spuren und Ueberreste der ehemaligen Bewohner dieser
Gegend,
Diese ganze Gegend war einst eine der bewohntefien
und kultiviertesten Afrikas. Fast bis Marabut dehnte sich
Alexandrien aus. Die zerstreut liegenden Fragmente von
Marmor- und Granit-Kolonnen, Mauern und Schutt zeu-
gen davon. Die Ueberbleibsel der sogenannten Bäder der
Cleopatra geben zwar eine schwache Idee von ihrem ehema-
ligen Glanze, desto mehr aber die Katakomben, die fich in
– 48 –
dem Raume fast einer halben DT Meile nach allen Richtun-
gen ausdehnen und in deren Nähe sich andere in den Kalk-
fein eingehauene Grabmäler befinden. Bei Manabut am
See find Spuren einer reichen Stadt, die fich in die jetzt
vom See überschwemmte Ebene ausdehnte. Auf dem Dam-
me befinden sich fast alle Viertelstunden aus großen Quader-
feinen gebildete Substructionen von Ortschaften und viele
Zisternen. Die Ueberreste - Stunde von Kareir zeichnen
fich durch Umfang aus, und die Substructionen auf einem
Berge 4oo Schritte von dem Thurm der Araber deuten auf
ein ehemaliges Castel hin. Am Meeresufer stößt man häu-
fig "auf Spuren von großen Wohnungen, unter denen die
bei Mizan die bedeutendsten find, und wie viele mögen im
See Mareotis vergraben seyn. -
Ruinen und Plan von Abufir.
Am bedeutendsten aber find die Spuren der Stadt
"fir in der fruchtbaren Ebene, und beim Brunnen glei-
“Namens 12 Stunden von Alexandrien am Meer.
99 Schritt vor derselben auf einer Anhöhe ist das halbzer-
- 49 -
störte Monument, der Thurm der Araber genannt. Der
Hafen scheint nur 14o Schritt breit gewesen zu feyn. Sei-
ne Lage ist von der Art, daß die Schiffe in demselben fo-
wohl den Nord- als Westwinden ausgesetzt waren. Dies
Nämliche gilt von den übrigen ehemaligen Häfen an der Kü-
fe zwischen Paraetonium und Jaffa, und die Bemer-
kung Diodors von Sicilien, daß an derselben außer
Alexandrien kein ficherer Hafen vorhanden sei, bestätigt
sich. Der Seehandel an derselben konnte daher auch da-
mals nur im Sommer getrieben werden. Diefe fowohl als
die übrigen, wie Leuca spis, Phönices, Lygis und
andere, find jetzt versandet, und bis auf wenige Spuren
ganz verschwunden.
Der größte Tbeil der Stadt lag auf der südlichen Seite
des Dammes, eine halbe Stunde war ihr Umfang. Schutt-
haufen und Substruktionen, die im Plane mit e bezeichnet
find, zeigen uns die Lage ihrer Häuser. Diese Schutthau-
fen enthalten Stücke von irdenen Gefäßen, Marmor, Mo-
faik und Ziegeln, die letzten besonders in Kegelform von
vorzüglich schönem Roth und großer Härte. Nur von
dem Hauptgebäude, das, wie ich meine, ein Tempel war,
auf dem Damme haben sich noch Ruinen erhalten. Der
vordere westliche Theilb ist fast ganz, von den übrigen 3
Seiten a nur der obere Theil zerstört. An der westlichen
Seite find zwischen der äußern und einer innern Seite in 3
Stocken übereinander kleine enge Stuben. Der innere Theil
des Gebäudes ist frey. Einst war es aber nicht so. Man
sieht an der westlichen Seite von Innen in der Mitte eine
Treppe, die in verschüttete unterirdische Gemächer führt,
am westlichen einen tiefen Brunnen, und überall Substruk-
tionen. Die östliche und westliche Mauer ist 135, die nörd-
- D
- 5o -
liche und südliche 11o Schritt lang. Die Länge der Mauer-
feine ist 14, ihre Höhe - Fuß. Auf einer derselben bei der
erwähnten Treppe ist folgendes Zeichen aus alter Zeit:
T- Das darüber stehende -77- ist neu. In der 6o
Schritt langen und 3o Schritt breiten Eingangsgalerie fin-
den sich auch Colonnen-Stücke. Südwestlich war ein gro-
ßer eingezäunter Ort c, wovon noch die Pfeiler zu sehen
sind. Ich meine, dieß war ein Garten. Er lag niedrig in
einer fruchtbaren Thongegend, und in den nahen Zisternen
sammelte man das Waffer für die trockne Jahrszeit. Ueber-
all, besonders aber an der südlichen Seite des Berges, find
viele kleine und große, meist längliche, Zisternen und Grab-
mähler in den Fels eingehauen, die letzten entweder tief mit
vielen Gemächern, oder einzeln, alle aber leer, oder haben
höchstens einige vermorschte Knochen, die an ihre frühere
Bestimmung erinnern. Die vorzüglichste unter dem Thurm
der Araber scheint eine große Ausdehnung zu haben, und
mit diesem in Verbindung zu stehen. Dieser ist ohne Zweifel
ein Monument aus der Ptolemäer Zeiten, unten achteckig,
oben rund und schmaler, von großen Quadersteinen aufge-
führt, und das Ganze gehörte zu dem Tempel, der wahr-
scheinlich dem Osiris geweiht war, woher der ganze Ort den
Namen Buf ir oder Abusir neben seinem gewöhnlichen
vorher schon ihm als Hafenstadt beigelegten Plinthine er-
hielt. Bei den Ruinen, die sich in dieser Gegend von Abu-
fir bis Agaba vorfinden, kann man ein dreifaches Zeital-
ter unterscheiden. Einige sind aus der Ptolemäer oder Rö-
mer Zeiten, andere aus denen der Sarazenen, und andere
endlich aus denen der spätern Araber herzuleiten. Als Eri-
terium dienen die Bauart der übriggebliebenen Mauern, die
darauf befindlichen Buchstaben, die Festigkeit der Substruk-
– 51 –
tionen, Baumaterialien, an Ort und Stelle gefundene Mün-
zen und sonstige Symptome, die zwar weniger zuverlässig,
als die Ansicht der Gebäude felbst, aber im Allgemeinen
doch charakteristisch find. Es ist nämlich eine durchaus be-
stätigte Beobachtung, daß die spätern Araber die Baumate-
rialien im rohesten Zustande ließen, weder nach der Schnur
abmaßen noch abfeilten, am wenigsten Marmor und Ziegel-
steine dazu verfertigten. Die Sarazenen scheinen hier das
letzte gleichfalls nie gethan zu haben, waren aber genauer
im Zuschnitte der Steine, begnügten sich nicht mit kleinen
Steinen und Mauern wie die Araber, sondern mauerten mit
großen für die Dauer. Ganz anders sehen die Ueberbleibsel
von Ortschaften aus der Ptolemäer oder Römer Zeiten aus.
Man findet schöne rothe Ziegel und weiße Marmorstücke,
Flachwerk, Glas, Scherben und regelmäßige Substruktio-
nen von schön geformten Sandsteinen. Endlich ist auch der
Beweis von den Münzen nicht ohne alle Kraft. Ich habe
eine interessante Münze von Alexander dem Großen unge-
fähr auf der Hälfte des Weges von Kasr Dfchede bije
nach Siwa gefunden, die zugleich die große Straße von
Paraetonium dahin war. Man kann sagen, daß sie in
den spätern Zeiten dafelbst verloren seyn kann, aber ist die
Annahme nicht viel natürlicher, daß sie damals verloren
worden fey, als deren eine große Menge vorhanden, und
diese Straße besuchter war, oder als Alexander der Große
diesen Weg bey einem Heereszuge nach Paraetonium durch
eine Reise von da nach dem Jupiter Hammons-Tempel ver-
herrlichte. Das Nämliche gilt auch von den im Schutt von
alten Ortschaften gefundenen Münzen. Je mehr man deren
auffinden kann, desto mehr bestärken sie die oben angegebe-
nen Kriterien. Endlich kann man diesen noch das Zeugniß
- D 2
– 52 –
der Einwohner beifügen, die, obgleich um das Alterthum
wenig sich bekümmernd, doch bei der Ansicht dieses Schuttes
noch oft bemerkten: Dießfey aus den Zeiten der Griechen
jenes aus den Zeiten der Christen, jenes aus den Zeiten der
Araber. - - >
- - - - - > - -
Die erste Ruine, die wir hier zu erwähnen haben, ist
eine Moschee, von den Einwohnern Lama id genannt.
Sie ist am Meere, 6 Stunden von Abusir am nördlichen
Fuße der Hügelkette, auf der das dazu gehörige ganz zer-
störte Dorf war, wovon man viele Substruktionen sieht.
Beides ist von den Arabern erbaut, von ältern Wohnungen
ist keine Spur. Eine Inschrift über der Eingangschüre
enthält einige Sprüche aus der zweiten Sure des Koran,
Die Form der Buchstaben und die Bauart erlauben nicht,
fie über das 15te Jahrhundert hinauszusetzen.
Abdermain befindet sich 4 Stunden davon westlich
2 Stunden vom Meere, und ist die Ruine eines Wohn-
gebäudes. -
* . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ."
- Ruine der Moschee von Lamaid. … …
Das Dorf
GP O -
• *** - S) • | e
GD O
(d O €). O O O)
-
- -
53 –
na- Ruine Abdermain.
- - - - - - - - - - - - - - - [
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Hi and - - - - - - - - - - - - -
teil -
„“ • •
in es A E- -
- - - - - - - - p * -
süm dieselben befinden sich Substruktionen von andern
- . . .
Ge uden. Ihre Mauern sind voll hebräischer und griechi-
f r But staben aus später Zeit. Die feste und schöne
Bai bestimmt uns, fiel in der Ptolemäer Zeiten zu
z -
"Die Ruinen des Kasr Schamaa Garbije, eines
Monuments aus der Ptolemäer Zeiten find 2 Stunden west-
licher Seite und 3 Stunden vom Meere. Kasbau
Sardfch. Scharkije, 12 Stunden westlicher und 2 Stun-
den vom Meere ist ein schönes Monument aus der Ptole-
mäer Zeiten. Die schöne und sehr feste Bauart und die aus
den ältesten Zeiten darauf unordentlich eingegrabenen Buch-
staben: ML r U) find entscheidend.
X :
- - - ) - X
- Y „sº“
", G
- O
O
Substruktion.
- 54 –
Eine Inschrift mit diesen und andern fremdartigen Schrift-
zügen, die sich hie und da befinden, müßte höchst interessant
feyn, war aber nicht zu finden. Es ist hohl von innen, un-
gefähr 12 Fuß hoch, viereckig, geht schief zu von innen.
Der obere Theil fehlt. Darum ist auch die vordere Seite
nicht mehr zu unterscheiden, und die Bestimmung desselben
schwerlich auszumachen. Hr. Lieman, mik dem ich daffelb
besuchte, hat eine Zeichnung davon genommen: -
Kasbau Sardfch Gar- - -
bis, 2 Stunden von jenem, + - * -
1 Stunde vom Meere oder D O„.
Stunde von Senet Zerk
entfernt, ist der Ueberrest ei-
nes großen Gebäudes. Die in S O
viele Quadersteine eingegrabenen griechischen Buchstaben
find für das Zeitalter bestimmend. Ich fah AB auf zwei,
BB auf einem, BT auf einem, TT auf einem andern
Mauersteine. In dessen Nähe befinden sich außer den Sub-
struktionen des zu dieser Ruine gehörigen Gebäudes noch
viele andere, die ich im beigefügten Plane bezeichnet habe.
Südlich, 15 Schritt von der Ruine, ist eine Katakombe
Der Eingang ist von Westen. Man kommt durch einen Ein-
gang in eine Halle, die 5 Fuß lang und 3 breit sein mag,
und worin mehrere Fächer für die Särge sich befanden.
Daneben links war ein Brunnen, worin aber jetzt kein Waf-
fer ist, und westlich ein großer Palmbaumfrauch. Ich
meine, daß die 4 zuletzt erwähnten Ruinen an der Heeres-
straße nach Paraetonium lagen. Kasr Medfched
Oslo „als am Meere bei dem Brunnen gleiches Na-
mens in einer mahlerischen Gegend find die Ueberbleibsel
eines großen befestigten Gebäudes, das erst vor wenig
– 55 –
Jahren von Machmed Ali Pascha zerstört worden ist, und
vorher den Beduinen dieser Gegend als Hinterhalt und
Getreide-Magazin diente. Es find dabei sehr fruchtbare
Gärten und ein kleiner Hafen, in dem sonst nur einige
Schiffe waren, die den Handel von dieser Gegend
nach Alexandria und Derna trieben. Wahrscheinlich
war auch in den alten Zeiten hier eine Hafenstadt. – Kasr
Rafa belaha war ein unförmliches großes Gebäude am
Meere beim Brunnengleiches Namens von den spätern Arabern
erbauet und wahrscheinlich zu Magazinen benutzt. Es besteht
aus mehrern Abtheilungen, und die Mauern sind so hoch,
daß ich vermuthe, auch dieß werde als Schutzwehr gegen
die vorüberziehenden Horden gedient haben. – Kasr
Dschdebije LOL-X „a5 4 Stunden vom Meere,
80 Stunden von Abu fir und 4 Stunden von Agaba, ist
die größte von allen erwähnten Ruinen,
fast ganz von Muschel-Kalkstein erbaut,
aber für die Architektur ohne Intereffe. H -
Das Gebäude ist viereckig, die füdliche. - - “.
und nördliche Mauer ist 72, die west- . + " -
liche und östliche 62 Schritt lang, in -
D O
jeder der 4 Ecken ist ein kleines Cabinet, •
der Eingang ist von der Ostseite, an die- * •
fer und der Westseite find im Innern
Treppen in den obern zerstörten Theil des Gebäudes.
Bauart und daselbst gefundene Münzen bestimmen mich, das
selbe in die Zeiten der Sarazenen zu setzen. Ringsum, be-
fonders auf der westlichen Seite, find viele Substruktionen
und Ziffernen. Diesen könnte ich noch die Ruinen von Dok-
kan GCX3 gleichfalls aus der Sarazenen Zeiten beifür
gen, aber sie sind durch die darauf errichteten Grabnähler
– 56 –
der Beduinen sehr entstellt. Die Lage von Kasr Bum-
hadfchbeh 8:5-Euro- Kasr Bufuiti --------
Kasr Schames G… Kasr Andfchileh 80ss
und Kasr Ebbasri „ „M, von denen mir die
Beduinen erzählten, und die zwischen Abusir und Dschdn-
bie fein sollen, dürfte schwer zu bestimmen seyn nach den
unbestimmten Angaben, die ich darüber eingezogen. Auch
viele Grabmähler von Sanktonen find in der Ebene, und
besonders auf Anhöhen. Man hat das mit Erde bedeckte
Loch mit einer länglich runden Mauer, oder blos mit über-
einander geworfenen Steinen eingezäunt und Lumpen,
Röcke u. f. w. darauf geworfen. Gewöhnlich befinden sich
im Innern, oder an der äußern Mauer Mauersteine, wor-
auf verschiedene Zeichen eingegraben sind. In der Nähe
von Skerrir an dem Stein eines Denkmahls finden sich
folgende: IT- beim Thurm der Araber, auf einem an-
den S- bei Hamam S auch = bei Dock an
„SK auch auch RS auch S Für diese
Denkmähler haben sie eine heilige Verehrung, und kein Un-
gläubiger darf in den innern Raum treten. Ich wurde oft
ermahnt, mich davon zu entfernen. Dieß gilt auch von den
übrigen Mohammedanern. Ich bin in vielen Orten verfolgt
worden, weil ich auf den Kirchhöfen verweilte. Als ich
einem arabischen Bedienten die Inschrift eines solchen Grab-
mahls, die man auf den meisten Hügeln von ferne sieht, vor-
las, fo lief er mit einer ehrfurchtsvollen Scheu davon, mit
der Bemerkung, der Todte wife es.
Doch viel interessanter als diese ungeformten Stein-
haufen sind die Substruktionen und sonstigen Ueberreste alter
Städte und Dörfer, die ich so oft verfolgte, als es die um-
stände erlaubten. Das ganze Gebiet von Alexandrien
und Damanhur bis an die Abdachung Agaba, vom
Meerufer bis zur Entfernung von 8 bis 10 Stunden ist da-
mit übersäet. Eine Stunde südwestlich vor Abufir war
ein Dorf, 2 Stunden davon auf einer Anhöhe ein anderes,
Stunde weiter ein anderes, und von dem Brunnen Ha-
mam mehrere, wovon zwei aus den Zeiten der Araber. E-
ne Stunde, 14 Stunde, 3 Stunden nordwestlich Dörfer,
4 Stunden das schon erwähnte Lamaid. Eine Stunde
westlich ein anderes Dorf, 2 Stunden Abdermain, 2,2
3,34 Stunden Dörfer, 4 Stunden eine Stadt in der Nä-
he des Monuments Kasr Schamigarbije. In dieser
5 Meilen großen, jetzt ganz verlassenen Gegend fah ich
Spuren von vielen Dörfern, und besonders am Meere
Substruktionen aus sehr schönen Zeiten. Beim Brunnen
Nafchaa find deren drei auf den umliegenden Hügeln.
Ebenfo 2, 2 und 3 Stunde westlicher, das bedeutendste
an dem Hügel, auf welchem sich die 12 großen schönen Zi-
fernen Adfchmim befinden. Beim Vadi tanum scheint
eine kleine arabische Stadt gewesen zu sein. Die Hügelgruppe
Elgaibe war weit bewohnter und fruchtbarer als die süd-
liche und westliche Ebene. Viele Zisternen und Substruktio-
nen von Dörfern aus der Griechen und Araber Zeiten find
hier zerstreut, weil ihnen auch das ziemlich gute Waffer der
fünf an ihrem Fuße am Meere gelegenen Brunnen zu Gebote
fand. Die vortheilhafteste Lage würde ein Stunde west-
lich von diesem gelegener bedeutender Ort, von wo aus
man das Meer beherrschte, gehabt haben, wenn die Untie-
fen und ins Meer hinausstehenden Felsen nicht die Landung
der Schiffe verhindert hätten. Je mehr man sich dem Brun-
nen Maddar nähert, desto öfter wird man durch die Spu-
ren bedeutender Ortschaften überrascht, und in der Nähe
dieser war gewiß eine Hafenstadt. In der niedrigen Ebene
zwischen Mad dar und Senetz erk auf der südlichen Er-
höhung waren mehrere Dörfer und die fruchtbaren Vertie-
fungen füdlich zwischen den erwähnten vier alten Ruinen
und dem Meere waren gewiß fehr belebt. Die vielen schön
gebauten Zisternen und schönen Substruktionen zeugen da-
von. Nördlich von Senetz erk auf einem Hügel am Meere
zengen die festen Substruktionen von einem Tempel und an-
dern Gebäuden, und unzählige Stücke von Marmor und
kostbaren Steinen von einer reichen Ortschaft. Selbst die
feinige Gegend zwischen Senetz erk und Cheir wurde von
den nach Westen und Süden sich hinziehenden Vertiefungen
aus belebt. Daß eine so fruchtbare Ebene wie Medfched
und Dfcher ar feyn soll, auch in den ältesten Zeiten zu den
bewohntesten gehörte, ist nicht zu bezweifeln. Von Taaf
bis Agaba fah ich fast nur Dörferüberreste aus den arabi-
fchen Zeiten. Ich rechne dahin die Substruktionen 2 Stun-
den westlich von Taaf bei Rafabula ha, die viel bedeu-
tenderen 4 und 6 Stunden westlicher mit vielen Zisternen,
und die letzten mit 2 Monumenten von Sanktonen, Abdel-
mumie genannt. Ferner die Ortschaften beiden ausgetrockne-
ten Brunnen Matani, Altbabi mit 8 Zisternen, Akfabelh,
Bukafchil, Mafa ibe, Alemfcheit un, Getrani,
Cherbela, Kasr Ddfche bie, Kair, Dokan und
3 nordwestlich gelegene Ueberreste mit Zisternen und Schutt-
haufen. Doch waren Rufasmaan und Chaur gewiß
in den ältesten Zeiten bevölkerte Gegenden, wäre die letztere
auch nur von Parátonium aus, das 3 Stunden nordwest-
lich am Meere lag, belebt worden. Drei Stunden von
Agaba find unter dem Sande vergrabene Spuren von
Substruktionen von Häusern, die mit Parantonium cor-
respondieren, und eine genauere Untersuchung belohnen wür-
den. Je mehr man sich vom Meere entfernt, desto weniger
mag die Gegend bewohnt gewesen seyn. Doch findet man
auch noch in der Entfernung von 1o Stunden Flecken voll
der üppigsten Vegetation mit Brunnen und Substruktionen.
Wir fahen 7 Stunden südlich von Kasr Dfchdebie am
Fuße der Agaba einen # Stunde langen von Norden nach
Süden fich hinziehenden Streifen, worin die erwähnten
Pflanzen und Sträucher größer, dichter und frischer als
sonst bei einander standen, und wo rings umher viele Spu-
ren von einer alten Ortschaft sich befanden. Dieß nämliche
foll 2 Stunden westlicher beim Cheich bebeker Habun
der Fall feyn. – Alle diese Ueberreste deuten auf einen ho-
hen Grad von Wohlstand hin, und die geographische Be-
-stimmung der wichtigsten im Ptolemäus erwähnten Ort-
fchaften des mareotischen Gebiets wäre schon darum inter-
effant. Die Grenzen des Gebiets der Nasamonen, Anahi
ten, Marmariden und Maji, die nach Diodor zwischen Cy-
rene und Alexandrien gewohnt haben sollen, laffen fich
schwerlich mehr bestimmen. Der Verkehr, welcher jetzt
noch zwischen den Beduinen dieser Gegend und Siwa
herrscht, mag damals bei einer größern Population und fo-
mit auch die Wechselwirkung sehr bedeutend gewesen
fyn.
Hier in diesen fruchtbaren Gegenden am Meere mögen
schon vor den Zeiten, in die die Geschichte reicht, die Libyer
gewohnt haben, die von hier aus die innigste Verbindung
mit den Bewohnern der Jupiter Hammonsoase hatten, oder
zum Theil selbst da wohnten, und deren Abkömmlinge Ina-
chos, Phoroneus, Kekrops und Danaos, die Grie-
chen mit dem Jupiter Hammon bekannt machten, den wir
bei ihnen in so großer Verehrung finden. Doch gilt dies
nur vom mareotischen Gebiete, das sich etwa bis 25 Stun-
den westlich von Abusir erstreckt. Der übrige Theit eignet
sich mehr für Hirtenvölker. Nur am Meere und an der
großen Straße über Paraetonium in die Pentapolis
mögen auch in den spätern Zeiten der Perser und Ptolemäer,
in welche uns einige der beschriebenen Ruinen führen, grö-
ßere Völkerschaften gewohnt haben. Vielleicht waren es
die Bachmuren, die von ihrer wilden Eroberungssucht ge-
trieben sich bis hieher vom Delta ausbreiteten. Die Tra-
dition, welche fich hierüber unter den Kopten erhalten hat,
ist dieser Meinung günstig. Die Beduinen wußten mir hier-
über nichts zu sagen, als, sie haben gehört, daß zunächst vor
den Mohammedanern Christen in dieser Gegend wohnten. *
- - - - - - - -
Die Münzen, welche ich im Schutte der erwähnten Orte
fand, sind nicht geeignet, den Gegenstand aufzuklären, Ei-
nige sind aus den Zeiten der Sarazenen, deren Aufenthalt
in allen Theilen dieser Gegend dadurch hinreichend beurkun-
det ist. Die meisten aber find griechisch oder noch älter,
aber fehr beschädigt. – Auch nach dem Zeugniffe der ara-
bischen Schriftsteller bewohnten Christen diese Gegend.
Durch die Hartnäckigkeit, womit sie sich den Mohammeda-
nern widersetzten, mag es geschehen sein, daß alle ihre
Wohnsitze ganz zerstört der Erde gleich gemacht wurden.
Auch die Sultane von Egypten herrschten hier, bis diese
Gegend der Tummelplatz der Beduinen wurde, -
- 61 –
- it'. Die jetzigen Bewohner dieser Gegend. - - -
" - - - - - - - - - - - - - - - - - -
L.“ # jetzigen Bewohner dieser Gegend sind Beduinen.
Sie wohnen in Lagern, deren Lokal sie von Zeit zu Zeit ver-
ändern, unter schwarzen Zelten von härmen Matten, zu zwei
bis zehn der Familien beisammen. Jede Familie hat
' Vermögens. Ein oder mehrere Zelt,
die sehr geräumig, aber niedrig und in mehren Reihen auf
gepflanzt sind. Die Frauenzimmer wohnen fast nie isolirt,
bilden aber den ganzen Tag über einen Zirkel für sich, ohne
sich in den der Männer zu mischen. Das Oberhaupt jedes
Lagers (42) ist ein Scheik (4), die denen der Hor
de, der sie angehören, mehr koordiniert als subordiniert sind,
Die mächtigsten dieser Gegend sind Valedali („Acx),
- ört L. . . . . . . . . . . ... - - -
Stätten serbis). Seit
ren fie unabhängig. Seit zehn Jahren zahlen fiel an den
Pascha von Egypten alljährlich einen Tribut in Naturalien,
z. B. Datteln, welche ein Scheik für die übrigen gegen Ent-
schädigung liefert. Ihre Beschäftigung ist so einfach wie
ihre Lebensmittel. Die Weiber besorgen die einfache Kost,
erhalten das Zelt und die übrige Hauswirthschaft im Stan-
dej flechten Matten und pflegen die Hausthiere. Die Män-
ner sind viel unthätiger. Sie hüten die Heerden, bauen das
Feld, tragen ihre Erzeugniffe zum Verkauf nach Daman-
hur, dem Vereinigungspunkte der hiesigen Beduinen,
Skandrije oder Mafr, begleiten ihre verdungenen Ka-
meele und vertheidigen als geborne Soldaten die Sache des
Pascha, wie sie sonst ihre eigene gegen einander vertheidig-
ten. Die Horde Wale dali stellt über 8oo, D fchime at
4oo, Garbi 25o Mann. Wir sahen außer vielen kleinen
- 62 –
Karawanen eine aus mehr als 1ooo Kameelen bestehende,
von solchen Beduinen geleitet, die Getreide, Bohnen und
Fabrikwaaren aus Cgypten in die Barbarei brachten und ei-
nige andere, die von Derna mit Wolle und Fellen dahin
zurückkehrten. Diese Kommunikation ist um so beständiger,
je unbequemer der nähere Weg über Siwa und je gefähr-
licher die Seereise an dieser Küste ist. Als Medfched noch
der Vereinigungspunkt dieser Beduinen war, befanden
fich in defen Hafen gewöhnlich auch einige kleine Schiffe
(Dfchermen), die die Verbindung mit Skandrije und
Derna beförderten. Aber diese Fahrt ist wegen der vielen
Untiefen wie an dieser ganzen Küste zwischen Jaffa und
Tripolis gefährlich, in jedem Jahre werden mehr als 3o ein
Opfer der Meereswogen, und, wenn sich ihnen die Moham-
medaner überhaupt ungern anvertrauen, so gilt dies beson-
ders von den Beduinen. – Es ist daher ein beständiges
Ab- und Zuströmen an den drei Uebergängen über die hohe
Agaba in der Nähe des Meeres, wo sie fich konzentrieren.
Dscherar (9/-) ist das bedeutendste Lager der Gegend
und, scheint der Mittelpunkt des Beduinenhandels zu feyn.
In deffen Nähe find noch die Lager: Bebeker el habun
(E-E-M „S), Geidhan be chafchem at ab-
reidan (GO------- ------- C/-ä--), Bua-
fchu abdalla befchufchineh (O-–c – -
&– – – – – 8.–) –), Heduthe mohammed
rafras (L- Quo 859-X>), Hazedijeb
-------- Afle man Musallak (G-----
-), Elarneh buwarden (99,99 8,--)
Ibrahim (ea) Ardh Aderdischen (9xof OS),
Buha fluka (SL=) Hadful mufchabiti En«
vadfcha (E- Ko D3Xa). -
Diese Beduinen haben Manches von ihrer Eigenthüm-
lichkeit verloren, seit der Pascha fiel unterjochte, ihre Ober-
häupter an feinen Hof zu ziehen, wußte und fiel zwang Med-
fcheid mit Damanhur als Vereinigungspunkt zu vertau-
fchen. Viele lernten mehrere Bedürfniffe kennen, und einige
veränderten selbst ihre Kleidung. Gleichwohl findet man
unter ihnen immer noch jenes einfache patriarchalische Le-
ben, das uns die Dichter so schön ausgemahlt haben. Die
Kleidung der Männer besteht oft blos in einer weißen oder
rothen, Mütze, in einem Barakan, der in Falten gelegt, den
ganzen Körper bedeckt. Gewöhnlich fieht man darunter ein
Hemde und ein Paar weite Beinkleider von roher Leinwand.
- Ihre gewöhnliche Kost ist ein Gericht von Erbsen, Boh-
nen, oder Gerstenmehl mit Gerstenbrodstücken vermischt und
gekocht, und Brod in Kuchenform unter der Kohlenglut ge-
backen mit Zwiebeln. Butter findet man in jeder Hauswirth-
fchaft, Milch trinken nur ihre Kinder, Fleisch effen fiefelten.
Sie lieben fehr die Datteln, die fiel in Siwa fehr wohlfeil
kaufen, und als trockne Frucht, als Schmotsch oder mit
Mehl und Brod vermischt genießen. Sie effen alles aus
hölzernen Platten mit den Händen, auf der Erde fitzend.
Den Waffervorrath bewahren fiel in den Schläuchen, die
Lebensmittel und ihre übrige Habe in wollenen oder ledernen
Säcken oder Kufen von Dattelblättern geflochten.
Sie lieben fehr das unthätige Leben, machen einander
gegenseitig oft Besuche und filzen oft den größten Theil des
Tages im Kreise ohne viel zu sprechen. - - - - -
- 64 –
In manchen Lagern lernen die Knaben lesen und schrei-
ben. Ich bemerkte dieß besonders in dem Lager Gaid hen
beschafchem at abreidan und Bebeker habun, und
auch die Männer beschäftigen fich viel damit. Sie wachsen
ohne Erziehung auf und bleiben sehr beschränkt. Ihre Ge-
spräche find daher selten unterrichtend und immer sehr ein-
förmig. Ich habe oft bemerkt, daß sie stundenlang über ein-
zelne Worte, die Einem von uns entfallen waren, sprachen,
oft nichts weiter thaten, als fiel wiederholten und sich darü-
ber wunderten. Fischfang treiben fie nie, die Jagd felten,
so reich diese Gegend auch an Hafen, Gazellen, Rebhühnern
und Ubara"s ist. Die Gazellen fangen fiel öfter lebendig
früh, wenn sie in ihrem Nefte schlafen. Sie sind schlechte
Schützen und finden es bequemer eine Art Geier dazu abzu-
richten. Diebstähle kommen nie unter ihnen vor, nur die
vorüberziehenden Karawanen berauben oft die weidenden
Heerden. Daher halten fiel dieselben entfernt von der ge-
wöhnlichen Karawanenstraße, und einer der Hirten hält sich
auf Anhöhen auf, von wo aus er auf der Ferse sitzend alles
überschaut und von der bevorstehenden Gefahr Nachricht
giebt. – Sie find klein, mager und von der Sonne ver-
brannt. So gesund und harmlos diese Herren der Wüste
leben, so scheinen fiel doch vielen Sorgen, Krankheiten und
selbst einem frühen Tode ausgesetzt zu feyn. Sie besuchten
uns oft und forderten unsern Rath und unsere Medizin,
konnten fich aber nie entschließen, den beiden Aerzten etwas
dafür zu zahlen. Nur wenige versprachen erkenntlich zu
fyn, und auch diese erst dann, wenn der Gebrauch der Me-
dizin durch einen glücklichen Erfolg belohnt wäre. Einige
hatten sich in den Hintertheil des Halses und auf den Wür-
fel eingebrannt, um die Krankheit zu heben. Dieß foll eine
- 65 -
gewöhnliche Cur unter den Arabern feyn. Mangel an Ver-
dauung der halb rohen Speisen und fitzende Lebensarterzen-
gen Verstopfungen und Fieber, und der Mangel an aller
Diät andere Krankheiten und frühes Alter. Sie find so
wenig aufmerksam auf ihren Lebenslauf, daß fiel ihr Alter
felten anzugeben wissen. – Gewöhnliche Namen unter ih-
nen find: Mohammed, Achmed, Ach fin, Achfeid-
ha, Aber kau. Unsere Namen konnten fiel sich nie merken,
fie nicht einmal aussprechen. Wenn sie daher unter einan-
der von uns sprachen, welches sehr gewöhnlich geschah, so
nannten sie uns nach einem Prädikate: der Große, der
Reiche, der Kleine u. f. w.. … Ich hatte den Namen Ben
Jakub angenommen. – Das Lokalgedächtniß fehlt ihnen
noch mehr als das Namengedächtniß. Obgleich ich oft
6 Stunden von der Karawane entfernt war, so fand ich sie
doch immer wieder, weil ich die gehörige Richtung behielt.
Minder glücklich war ich einmal, als mich 2 Beduinen und
ein Hadschi aus Tunis, den wir in unsere Dienste genom-
men hatten, den 1oten Octbr, zu den Ruinen von Kash
Scharkije begleiteten, wobei wir 2 Stunden rückwärts
gehen mußten, und uns also von der ihren Marsch verfol-
genden Karawane sehr entfernten. Beim Nacheilen verfehl
ten die Beduinen die Richtung, und wir tappten so lange,
bis der Abend uns überraschte. Zum Glück trafen wir Hir-
ten, die uns in das Lager Medfched wiesen. Wir wur-
den von den Bewohnern desselben gut aufgenommen. Sie
hörten die Erzählung von unsern Zwecken mit Aufmerksam-
keit an. Wir aßen und schliefen auf ihren Tapeten unter
freiem Himmel recht gut. Den folgenden Tag verfolgten
wir unsere Richtung, und wurden auch bald durch einige
Glieder der Gesellschaft, die zu den Ruinen von Medfched
E
– 66 =
A
ans Meer gingen, aus der peinlichen Ungewißheit geriffen.
– Ihre Religion ist durchaus die mohammedanische, und
fie hängen an ihren religiösen Gebräuchen so fest, wie die
übrigen Mohammedaner, mit denen fiel auch den Haß und
die Verachtung der Ungläubigen und den Hang zum Aber-
glauben theilen. Der letzte spricht fich besonders in dem
Glauben an astrologische Deutungen und an die Kraft
gewiffer Formeln in Krankheiten aus, und ihre Faghis
(...) oder Geistlichen sind in der Astrologie (-4-5 Ae
EUR 15) und in der Heilungskunde durch magische Formeln
(- 5 A) zum Theil erfahren. Ich fand bei ih-
nen mehrere darauf Bezug nehmende Bücher, unter andern
Eines mit dem Titel: Ketab mazehn (GUS- „ACS)
Auch fieht man nicht leicht ein Kind, und noch weniger ir-
gend einen Erwachsenen, der nicht mit fünf und mehreren
sorgfältig verhüllten Papieren am Kopfe und um den Hals
behangen wäre. – Sie sind mit solchen wunderthätigen
Zeichen beschrieben, und vertreten die Stelle der Talismane
der Alten. Als wir um das Kasr Dschdebie wohnten, be-
fuchten fiel uns oft in unserm Zelte, und wir machten Ge-
genbesuche. Es machte ihnen Vergnügen, in meinen ara-
bischen Büchern lesen zu können. Dieß geschah laut im
Kreise von vielen Beduinen. Der Leser machte seine Be-
merkungen über den Text, und alle horchten stundenlang mit
einer Aufmerksamkeit zu, die mich um so mehr in Erstaunen
fetzte, da der Gegenstand z. B. in der Geographia Nubienfis
ganz trocken war. Sie gewannen mich deshalb mit jedem
Tage lieber, und wünschten, mich durch einige Monate in
ihrem Lager zu behalten. Ein von einem Christen verfaßtes
Buch: Gespräche, Sentenzen und Proverbien enthaltend,
– 67 –
interessierte sie noch mehr, und die Scheik fanden ein beson-
deres Vergnügen daran, so ungern ich ihnen dieses Buch
lieh. Es enthält einige heftige Ausfälle gegen die Moham-
medaner, und als sie diese lasen, gerieth ich in die größte
Verlegenheit. Zum Unglück hatte sich diesmal auch unser
Dragoman herbeigeschlichen. Dieser, ein dummer Mensch
(Christ aus Saida) lachte darüber, und dieß verdroß den
Scheik so sehr, daß er ihn mit Steinen warf. Ich stellte
mich dabei sehr ernsthaft, und bemerkte, der Verfasser des
Buchs sei ein Christ, und habe von ihnen eben so gespro-
chen , wie viele aus ihnen von uns Christen sprechen. Sie
begnügten sich mit dieser Erklärung, der Scheik aber er-
laubte sich die bittersten Schimpfreden gegen den Verfasser
und unsern Dragoman. Allen ihren Vorrath von Hand-
schriften zeigten fiel mir. Ein Faghi hatte deren funfzehn,
alle theologischen Inhalts. Einige tauschte ich ein gegen ein
Exemplar der Geographie von Nubien. Auch den Koran
wollten sie mir verkaufen, und wünschten sehnlichst, unsere
Evangelien zu befitzen. Aber auch sie waren boshaft genug,
uns zum Nachfagen, der auf ihren Propheten Bezug nehmen-
den Formeln &J,9 Qu=lo» O-9800 W 8X V oder
(A9 8-Me & W Ye 8 LM O99 A-) oder
- - - - - - 89 - 8 U 38
oft aufzufodern. – Die 5 Gebete des Tages verrichtete
keiner von unsern Beduinen regelmäßig. Die meisten ver-
richteten es nie, obgleich viele den Ehrennamen Hadschi
trugen. Ich habe auch nicht bemerkt, daß die Beduinen
überhaupt darin gewissenhaft waren. Nur zwei Mal, als
ein Faghi aus dem benachbarten Lager bei uns war, sah
ich sie zum Mogreb in Reih und Glied in der gewöhnlichen
Form die Gebete verrichten. Von unserer ganzen Karawa-
E 2
– 68 –
ne verrichtete ein Einziger, ein Hadschi aus der Barbarei,
die fünf vorgeschriebenen Gebete täglich.
Die Gastfreundschaft der Beduinen war immer ein Ge-
genstand, von dem die Reisenden mit Enthusiasmus spre-
chen. Sie können den einfachen biedern Sinn dieser Natur-
menschen nicht genug empfehlen. Auch uns empfingen fie
bisweilen gut, gaben uns ohne Intereffe von ihrem Waffer
und Lebensmitteln, und hafteten für unsere Sicherheit und
Habe. In der Regel aber ließen sie sich nicht blos alle Le-
bensmittel, sondern auch jede kleine Gefälligkeit theuer be-
zahlen, wollten alles, was sie sahen, und raubten selbst un-
fere Lebensmittel, die fie als Gemeingut zu betrachten ge-
wohnt find, und wenn fie es recht gut meinten, so ga-
ben sie uns ihr Kameelfleisch und Gerstenbrod für unsern
zehnmal mehr werthen Zwieback, Reis und Hammelfleisch,
Wir bezahlten ihnen für ein Schaf 54, 74 Piafter auch 1 spa-
mischen Thaler, für einen Hafen 2 Piaster, für eine Ziege
1 Thlr., für 15 Pfund Butter 3 fpan. Thaler. Für einen
Vogel, welchen ihre Geyer erwischt hatten, mußten ih-
men die Herren Naturforscher oft einen spanischen Thaler
bezahlen. Weigerten fiel fich, so ließen sie ihn fliegen, oder
so zerreißen, daß er für ihre Naturaliensammlung unbrauch-
bar wurde.
Uebrigens find die Beduinen dieser Gegend nicht so
schlimm, als sie uns gewöhnlich geschildert wurden. Da
der Scheik für unser Leben verantwortlich war, so sollten
wir uns ohne sein Vorwissen und ohne einen von feinen Sol-
daten nie von der Karawane auf Umwegen entfernen. Al-
lein dieser wollte nach feiner Laune, ich nach der meinigen
gehen, oft hatten, fiel keine Luft, und ich entfernte mich daher
gewöhnlich ganz allein. Oft war ich 6 Stunden von unf-
rer Karawane entfernt, habe Lager von fern gesehen, mit
Beduinen aus denselben lange gesprochen, und niemand hat
Miene gemacht, mir Gewalt anzuthun. Sie reichten mir
im Gegentheil von ihrem Waffer und Brodte, und lächelten
über meine Verlegenheit und mein Mißtrauen. Den 4ten
November besuchte ich von Bir Dokan aus das Meer, in
der Hoffnung, Spuren von Paraetonium aufzufinden.
Ich begegnete vielen, die sich mir nähern wollten, aber ich
wich ihnen immer aus, und niemand verfolgte mich. Als
ich spät des Abends zurückkehrte, begegnete ich einer Heerde
Schafe. Der Hirt kam auf mich zu, und schien sich zu
wundern, daß ich so spät in dieser Einöde herumging. Ich
wich ihm aus, er rufte: ich verdoppelte meine Schritte, er
legte den Stab weg, winkte und eilte auf mich zu: ich lief
so stark ich konnte, und dann blieb er fehn. In unserm La,
ger glaubte man mich schon verloren. Zwei von unsern Beº
duinen waren mir nachgeeilt, hatten mich aber nicht gefun-
den; fie kamen erst den folgenden Tag zurück. – Auch
die Karawanen, denen ich begegnete, zeigten sich sehr wohl-
wollend gegen mich, und diese Bemerkungen haben mich auf
die Vermuthung gebracht, man habe uns mit den schlechte-
fen Beduinen der Gegend bedient. Diese waren wie er-
wachsene Kinder. Hielt man sich entfernt von ihnen, so
hatte man Ruhe. Suchte man aber ihre Gesellschaft, fo be-
trugen fiel sich leichtsinnig, boshaft, und wurden unerträg-
lich. In der Wüste halten fiel sich für die Herren, und
fürchten weder den Pascha noch sonst jemand. Drohte man
ihnen, so drohten sie wieder. Fing man mit ihnen zu unter-
handeln an, so war des Unterhandelns kein Ende. Ver-
langte man etwas von ihnen, so machten sie tausend
Schwierigkeiten. Sie hielten zusammen, wenn einer von
- 7o –
ihnen beleidigt wurde, sonst waren sie immer in Streit un-
ter einander. Es war uns häufig bange, sie möchten sich
wegen unserer Ladungen in die Haare fahren. Große Ka-
fen waren täglich der Stein des Anstoßes. Jede Kleinig-
keit, die hineingethan wurde, wogen sie ab. Keiner wollte
fie zu lange von seinem Kameele tragen laffen, und sie forg-
ten dafür, daß sie täglich abgeworfen wurden. – Sie ha-
ben wenig Bedürfniffe und effen wenig. Es ist daher
schwer, sie ins Interesse zu ziehen. Unsere Sachen behan-
delten sie als batal (ohne allen Werth), zerbrachen und zer-
schlugen alles, und lachten über unsern Verlust. Ihre
Sittenreinheit darf man weder in ihren Reden noch in ih-
rem Betragen suchen. – Zu unsern größten Leidwesen
mußten wir bemerken, daß sich auch die Beduinen mit poli-
tischen Neuigkeiten plagen und auf gleiche Weise belügen,
wie in Europa. So versicherte uns eine vorüber ziehende
Karawane: der Pascha von Egypten werde mit den Franken
Krieg führen, und treffe bereits die nöthigen Zurüfungen.
Wir suchten dieß für unsere Sicherheit höchst gefährliche
Gerücht nach Kräften zu widerlegen, und wurden darin un-
terstützt durch eine andere Neuigkeit, die aus den umliegen-
den Lagern zu uns kam: Machmed Ali Pascha bereite sich
allerdings zum Kriege vor, aber nicht gegen die Christen,
fondern gegen den Großsultan. Auch unserer Reise ins Cy-.
renaische Gebiet legte man politische Absichten zum Grunde.
Die ganze Gegend von Bengasi bis Abu fir war in kur-
zer Zeit voll von dem Gerüchte: wir reisen als Emiffäre des
Machmed Ali ins Tripolitanische Gebiet, um ihm den Weg
zu Eroberungen vorzubereiten, auch wollen wir dafelbst uns
längst bekannte Schätze holen, die Privatnachrichten zufolge
der eigennützige Bei von Bengafi sich im voraus fehr
– 7x –
theuer bezahlen zu laffen beschloffen hatte. Einige riethen
selbst auf Eroberungspläne von Seiten der Franken, da ein
General die Karawane leitete. Wie schnell fich der Ruf
von derselben nach allen Gegenden verbreitet hatte, geht
daraus hervor, daß auch Beduinen in Mittelegypten mir
von derselben zu erzählen wußten. Auch in Syrien spra-
chen fiel davon, und ihre Bemerkungen über Ben Jakub
schienen ihnen am Ende fo gut auf mich zu paffen, daß fie
darauf wetten wollten, ich sei es. Unter den Beduinen um
den Brunnen Chamam hatte sich das Gerücht verbreitet,
unsere Karawane fei auf dem tripolitanischen Gebiete ausge-
plündert und ermordet worden. Daß dieß geschehen sollte,
versicherten schon bei Kasr Dfchdebije mehrere Bedui-
nen. Zwei entfernte, als Räuber berüchtigte Horden hatten
den Entschluß gefaßt, uns in der Nacht zu überfallen. Nur
die übertriebenen Beschreibungen von unsern Doppelflinten
und Nachtwachen hatten fiel bis dahin zurückgeschreckt.
Unsere Beduinen fürchteten sie sehr, und nicht blos am er-
fien, sondern auch am zweiten Tage unserer Abreise nach Si-
wa mußten wir uns zum Angriff bereit halten. – So war
die Sicherheit unserer Karawane mitten unter diesen Bedui-
nen sehr gefährdet, und fiel hatte schon wegen des großen
Aufsehens, das sie erregte, hohe Zeit, sich zurückzuziehen.
Als nun noch der Scheik Otman, der mit unsern Empfeh-
lungsbriefen an den Bei von Bengasi vorausgesandt wor-
den war, aus dem Lager Alefeebraidan, 5 Tagereisen
von Kasr Dsch debije, den 1oten November zurückkam,
über unsere Trennung vom General höchst unwillig war, als
ferner die Nachricht einlief: der Bei von Bengafi habe
unsere Empfehlungsbriefe zwar erhalten, wolle aber zuvor
den Rath seines Oberherrn, des Pascha von Tripolis,
– 7z –
abwarten, so überzeugten wir uns, daß die Expedition
planlos eingerichtet und an Ausführung derselben nicht zu
denken sei. – Die Antwort und das Sicherheitsgeleit,
worauf wir warteten, und ohne welches wir im höchst-
gefährlichen tripolitanischen Gebiet nicht reifen konnten,
würde uns vielleicht nie zugekommen feyn, ein neuer nach
Derna und Bengafi abgesendeter Bote würde die defini-
tive Antwort wohl erst in 6o Tagen (den geringsten Termin,
den die Beduinen dafür anschlugen) gebracht haben.
Die Sprache dieser Beduinen ist die arabische, die aber
in ihrem Munde, wie jede Sprache in dem Munde der
Bauern, etwas verdorben ist. Sie verschlingen manche
Buchstaben, sagen z. B. Chad, Scherin, Sabalcheir, an-
dere sprachen fiel verfähieden aus: F bald wie dich, bald
wie gh, J bald wie d, bald wie df. Wie fiel in ihrer
Schreibart in der Mitte stehen zwischen der egyptischen und
der der Barbarey, und L3 für 3, 9 für Q3, Efür
und 5 schreiben, so auch in der Sprache, so daß es schwer
feyn dürfte, eigenthümliche Wörter bei ihnen zu finden,
leichter aber solche, die unter ihnen eine eigenthümliche Be-
deutung erhalten haben. Ich bemerke hier einige nach der
bei ihnen gewöhnlichen Aussprache:
bil (y-)Kameel. sema (-) entz,
Kedera (y-X) Kastrol. Thakijeh (SU-) rothe Mütze.
Hada (OAS) Schuh der Beduinen. Serwal (O-r)
ihre Beinkleider. -
Barakan (G-7) ihre Decke um den Körper. Hadum
»-) jedes Kleid im Allgemeinen.
Dschelabije (8-----) der tuchne Mantel mit Aermeln
und Kaputze der Mogrebinen, sonst elbischs.
Tzaub -s) Oberhemde (sonst Elar) Hedschera, jede
Kammer. Elchaaf, Decke. Senna, Frau.
(GAP) ihre Stube oder der kleine freye Raum im
Zelte. - - -
Qac die Hölzer, woran die Stricke des Zeltes gebun-
den find. -
(G) Gefäß, woraus die Thiere am Brunnen getränkt
werden.
Eisch tibgi, was willst du? Enhadsch, gehe fort.
Fochra raki, Schüffel, worin die Beduinen ihr Gericht
kochen.
Adschin, Teig zum Brod. Eladaan, viele Kameele. El-
"beidal, Erde. - -
Des Schuf bedienen sie sich oft in der Anrede zur Capta-
tio benevolentiae, des ma und lawalla für die Negation,
des eich zum Fragen.
Der Text ihrer Gesänge ist schmutzig wie ihre Reden,
die Grimaffen und Bewegungen, welche den Gesang beglei-
ten, unverschämt wie ihr Betragen, wenn sie allein, und
felbst wenn sie mit dem weiblichen Geschlechte zusammen find.
Eine einzige der hier folgenden Formeln unterhielt sie fun-
denlang. Der eine singt vor, tanzend, die andern antwor-
ten, mit den Händen klatschend, oder er macht beim Sin-
gen allerlei wollüstige, boshafte und fröhliche Bewegungen,
während die ihn umgebenden springen, ohne sich jedoch von
der Stelle zu bewegen. Oft macht er diese Bewegungen mit
einem andern, der die Rolle eines Mädchens spielt, immer
nach dem Takte in Achtelnoten schnell, lebhaft und selbst
– 74 -
heftig. Sie versammelten sich gewöhnlich des Abends in
einen Kreis, zwei tanzten, die übrigen fangen. Auch auf
der Reise selbst sprangen fiel hinter oder neben der Karawa-
ne her, der eine fang vor, die andern erwiederten darauf
in Form eines Chors. Das Springen hat mit unsern Ko-
fakentänzen die meiste Aehnlichkeit. Ich theile hier einige
von diesen Formeln mit nach ihrer Aussprache.
Chal chaalak ran ala sellem
Elaik jedschrah besela bi selach
Halka el madwa dschmin fauk wedschu al halak wed-
schuan. -
Halek rad weelwet fellak.
Velluh schaumi welejale.
Jam hellat eschuware bechanina uberga ja jaaug men
dschaighereb la chekgewa du min werra.
Jauk ra ischennai schenna rasman mebed demli dsche-
lideka.
Meda schied au masr fi jaakub fi chauwailak
Jaasis mocheddar telhija audschak nijudschaak
Karan nasara ghalaf eddurad ala fummbari.
Jakes endabeh fije
Aliwat dannilaak jabusal gischmin
Einer alle
En kaan dam el hal elmesana.
Serir ferir kala sarken kema taiti audscheb fi mabrak
wein magdher jitkik eidwared alles fam mabarek.
Weddi andebeh fik agab leil fi, deil cheimatak.
Jassel feghi chat algallam latowi uschacherelna mauli-
dschebina addaui chat algolan welchafla aukaif moch
schaßchaf chateri schaschalla elchawaje tebri elalem
haawije.
- 75 -
Hanim men farat fifa orasch ansaba ubarrat gala el
fares chattaba udschammet bedr fau wal seraga ma-
schethan medschaedi umscheffer sawa wine obach-
scha jakwi warachi adab meschel hellum gaba.
Uschacham schieret fi gadfi muzaldi ghelide chieret
"kum elole chedsche khemel kelil el charaba.
Ein bei den Frauen fehr beliebter Gesang ist:
" Hada alem eljaked rem huwa had harem teigijet.
Auch folgender: Ala ameni fi tartur amchith alecchi
aschkebn.
Das Geheul als Ausdruck der Freude, Zeichen des
Aufenthaltortes c., das man von ihnen sehr oft hört und
den Beduinen eigenthümlich scheint, ist ohne Text. –
- - - - - - - - - -
Beschreibung der Gegend zwischen der Agaba und
- - - - - - - - - Siwa. -
Sobald man die Erhöhung Agaba erstiegen hat, er-
öffnet sich nach allen Seiten hin eine unübersehbare pflan-
zenreiche Ebene, die nach Westen, wie die bisher beschrie-
bene, bewohnt, nach Süden aber ganz öde ist. Auch die
Vegetation wird spärlicher, je weiter südlich man kommt,
bis man endlich nur noch einzeln bewachsene Flecken, nach
12 Stunden höchst selten Pflänzchen und bis Siwa fast
nichts als steinige, thonige oder fandige Ebenen und Hügel-
reihen erblickt. Die hie und da einzeln stehenden Kräuter
werden von den Kameelen selbst in großen Entfernungen
gierig aufgesucht und dies veranlaßt immer Unordnungen
in der Karawane. Ein Kameel sucht die feltene Beute dem
andern zu entziehen, sie laufen im Sprunge auf der weiten
Ebene umher, beißen einander und das gebiffene verrückt
gewöhnlich seine Ladung oder wirft sie herab. Die Flecken
- - -
von Quarz und Thonerde wechseln häufig ab, und die letz-
teren findfo fest und eben wie eine Tenne. Heftige Regen-
güffe mögen dieß bewirkt haben. Der gebahnte Weg, in
welchen wir den 15. November acht Stunden hinter Agaba
füdöstlich kamen, ist mit vielen Steinhaufen bezeichnet. Auch
von unsern Beduinen trug ein Jeder zu ihrer Vergrößerung
bei: ein schöner Brauch in einer öden Gegend, wo man den
gebahnten Weg nur selten erkennt. Sie ist die große Stra-
ße, die in den ältesten Zeiten aus dieser Gegend und insbeson-
dere von Paraetonium aus nach Siwa führte. Der
Beweis davon ist einfach. Sie ist die kürzeste und einzige
jetzt gekannte der Gegend in dieser Richtung. Ich könnte
auch einige Spuren von ehemaligen kleinen Häusern als Sta-
tionen und die oben erwähnte Münze als Grund beifügen.
Wir sahen auch vier Zisternen 1o Stunden südlich von der
Agaba, die aber nicht vollendet sind. 44 Stunden vor
Siwa fieht man den Vereinigungspunkt des näheren We-
ges von Alexandrien nach Siwa mit dem unsrigen. Je-
ner ist der geradeste. Da aber der wüste Theil des Weges,
der 4 Tagereien vor Siwa anfängt, sehr sandig ist, so
zieht man gewöhnlich den längeren durch das Vadi Lib-
buk, Cheifche und Kara, welchen wir auf der Rückreise
gemacht haben, vor. – Nach 1 Stunde kamen wir in die
Gegend, die in allen Zeiten als sehr gefährlich angesehen
wurde. Hier fioßen die Wege von der Gegend am Meere,
Alexandrien, Derna, Bengafi und Augella zusam-
men. Viele Karawanen wurden hier ausgeplündert und er-
mordet, und wir fahen viele Spuren davon. Wir mußten
unsere Gewehre bereit halten, und die Beduinen, die immer
die Gefahr vergrößern, um ihre Wichtigkeit für uns zu zei-
gen, belustigten fich wie immer mit Schießen. –
Die Oase kündigt sich schon 4 Stunden vorher durch
die große Kette von Bergen an, die fiel umgeben und deren
Anblick laute Freude erregte. Je mehr man sich ihnen nä-
hert, desto interessanter wird der Anblick. Bald haben sie
einen regelmäßigen Zuschnitt wie Mauern, bald find sie zu-
gespitzt, bald rund, hoch oder niedrig und durchaus kahl.
Der Kalkstein ist vorherrschend. Verfeinerungen von
Schnecken, Muscheln, Seesternen, Austern, Holz und viele
große Stücke Gips, alles in größter Unordnung unter ein-
ander geworfen, sieht man überall. Nachdem man sich durch
Stunde zwischen diesen Bergen herumgewunden und das
schöne Echo bewundert hat, kommt man immer abwärts
steigend in die Oase felbst. Der Anblick dieser Berge von
Innen ist noch weit malerischer und man muß sich wundern,
wie diese Sandmaffen in so mannigfaltiger Form sich so lan-
ge gegen Winde und Regengüsse halten konnten. Das Bin-
dungsmittel machen bisweilen Schichten von kristallisiertem
Kalk und Muschelkalkstein, gewöhnlich aber Kalkstein.
In der bald ebenen, bald unebenen Wüste zwischen der
Agaba und Siwa ist, wie bereits bemerkt, zuvörderst
Sandstein, dann Quarz und Kalkstein vorherrschend und
die Oberfläche ist an vielen Stellen mit Karniol und Feuer-
fein übersäet. Dieß gilt von der ganzen libyschen Wüste.
Die Bestandtheile der unübersehbaren Ebenen, Hügelketten
oder einzeln stehenden Hügel find bald Sand, feltener Thon,
bisweilen durchaus Steinmaßen. Ihr tiefster Theil ist das
wafferlose Seebett, welches sie von der Nähe des Nilthals
aus bis weit hinter Siwa von Osten nach Westen durch-
fchneidet, das wir bald beschreiben werden. Die Vegeta-
tion ist einfacher als die am Meere, und sonderbar, daß wir
hier in der Wüste die Pflanzen zum Theil ganz grün fanden,
während sie am Meere ganz verdorrt waren
Die lebendigen Wesen nehmen in dem Maße ab, wie die
Pflanzen. Heuschrecken schwirren in den Pflanzenflecken UM-
her, auch an Fliegen, Motten und Eidechsen fehlte es nicht.
Ein Wafferhuhn, wahrscheinlich aus Siwa, hatte sich bis
8 Stunden südlich von der Agaba verirrt; auch Raben und
9Raubvögel sieht man in ihrer Nähe. Stunden südlicher
aber mögen wohl nur Strauße, Hiänen und auch diese selten
zu finden sein.
Menschen wohnten in dieser Wüste nie wegen des Man-
gels an Waffer und der unfruchtbarkeit des Bodens. Schon
in den ältesten Zeiten durch strich man sie von Alexandrien
12 Tagereien von S iwa, oder der sehr bewohnten Gegend
an Meere, aus, um den Ueberfluß der Erzeugniffe in Siwa
und Augella zu holen, oder?" da aus in das Innere."
Afrika sich zu begeben.
S. i w a.
Der besonders fruchtbare Theil der Jupiter Ammons-
Dafe hat nach der Aussage der Einwohner. Eine Tagereise
in umfange, ist etwa 4 Stunden lang und 3 bis 3 Stunden
breit. Sie liegt von Osten nach Westen sehr tief. Auf der
Nordseite sind viele kahle Berge die durch 5 Stunden die
Vertiefung einschließen, nach und nach kleiner und dem ho-
hen unebnen Ufer ähnlich werden, das sich auf der Süd-
seite der Oase befindet. Der Boden der Ebene ist durchaus fan-
dig, mit Salz vermischt. Auf der Oberfläche ist der Sand,
Schuh tief ist das Salz in größerer Menge Die Bemer-
tung, das nach einem Regen die Erde mit Salz bedeckt ist,
habe ich den 23. November, wo es ziemlich stark regnete,
nicht gemacht. Die 2oo bis 5oo Fuß hohen Berge bestehen
entweder aus Sand oder Muschelkalkstein. Mit den oben
erwähnten Verfeinerungen ist die Oase besonders an den
Erhöhungen auf der nördlichen und südlichen Seite übersäet.
Salzseen find am östlichen, ein anderer am westlichen Theile
der Oase. Bäche durchströmen sie nach allen Richtungen,
und verlieren sich in den kleinen Seen. 2o Quellen füßen
(worunter die Sonnenquelle bei den Ruinen des Tempels)
und fast eben so viele falzigen Waffers, das aber felten ganz
frisch ist, und häufige Regengüsse in den zwei Wintermo-
naten bewäffern dieselben und den fruchtbaren Boden. Wie-
fen, Strauchbüsche, Palmenwäldchen, Gärten und Saat-
felder wechseln mit einander ab und überall ist die üppigste
Vegetation. Auf den Wiesen fieht man besonders viele
Pflanzen, welche die Einwohner Gatal, Agul, Gar-
tek, Schamer, Tarfi, Nachileh, Cichodoid und
Dfchafar nennen. Die Seen find mit Waffervögeln be-
völkert, in den Gärten find Palmen, Oliven, Granatäpfel,
Pflaumen, Weinstöcke, Melonen c. Die hiesigen Datteln
werden denen von Au gela weit vorgezogen, ja denen von "
Tunis an die Seite gesetzt, alljährlich in großer Menge
nach Alexandrien und Cairo geholt, als getrocknete
Frucht oder als Schmotsch gegessen und nach ihrer Gestalt
und Güte Salami, Sultani, Farachi, Azali, La-
gibi, Wudi, Herme und Argun genannt. Sowohl
die Blätter der Oliven als die Frucht find minder länglich,
fchwärzer und größer als die der Unfrigen. Die Pflaumen-
bäume gleichen unsern Kriecheln, wie ihre Früchte sich glei-
chen. Diese haben frisch einen herben, bitterlichen, getrock-
net einen guten Geschmack. Die Granatäpfel find fehr saf-
tig, röthlich, erreichen eine seltene Größe und haben, wenn
– 8o –
fe reif sind, einen angenehmen Geschmack. Die Weintrau-
ben werden getrocknet und wie die Datteln und Oliven an
die Karawanen verkauft. – Auf den Feldern werden Ger-
fe, Reis und Bohnen gebaut. -
Die therische Welt ist eben so einfach wie die Vegeta-
tion, aber auch eben so zahlreich. Ueberall sieht man Wür-
mer, Insekten (besonders viele Fliegen, Läufe und Flöhe)
und Eidechsen, seltener Vögel, und die Hausthiere, wie
Kühe, Esel, Ziegen, Schafe, Hunde, Katzen, Hühner c.
fieht man in großer Menge. Kameele können hier nicht le-
ben. In manchen Jahren sterben deren bei den vorüberzie-
henden Karawanen sehr viele wegen des Genuffes der hiesi-
gen Pflanzen und des Waffers. Man ist genöthigt, fie mit
Datteln zu füttern und selten zu tränken. Doch entgehen
fie auch bei diesen Vorsichtsmaaßregeln in gewissen Jahres-
zeiten nicht dem Tode. Auch von Menschen, obgleich im
Zustande der Barbarei, ist sie sehr bevölkert. Die Männer-
zahl soll 3ooo übersteigen. – So herrscht hier auf einem
kleinen Flecken mitten in der Wüste, wo 6 bis 12 Tagerei-
fen weit sich fast kein lebendiges Wefen zeigt, ein Leben, das
man in den fruchtbarsten Gegenden Europa"s umsonst fucht,
und was Diodor, Arrian und Curtius schon von der
Fruchtbarkeit dieser Oafe gesagt haben, ist wörtlich wahr.
Daher war sie immer, auch in den ältesten Zeiten, sehr
bewohnt, und überall finden sich Spuren einer fchöneren
Zeit. Die Ruinen des Jupiter Hammons-Tempels (jetzt
Haima baida genannt), find die wichtigsten und berühm-
testen. Hr. Drouetti besitzt eine sehr genaue Zeichnung
davon. Von den drei Theilen, aus welchen dieser Tempel
nach Strabo bestand, unterscheidet man jetzt nur zwei in
dem Raume, wo die Trümmern fich befinden. Die Sub-
– 81 –
struktionen der dritten Abtheilung find wahrscheinlich unter
den nahe dabei befindlichen Häusern. – Man erzählte uns
von den Ueberbleibseln von 7 Ortschaften und insbesondere
einer heidnischen und christlichen Stadt. Die Katakomben
auf dem Berge el meffagaret, welche die Landesbewoh-
ner ins höchste Alterthum fetzen und wo fich durch genaues
Forschen noch manches Intereffante entdecken laffen dürfte,
ferner die auf dem Berge rakije und andern, und die Rui-
nen Busruf, Korafcha, Ot bei ja und Law aw am
östlichen Theile der Oase zeugen auch davon. Diese Ueber-
bleibsel unterrichten uns zugleich, wer die früheren Bewoh-
ner waren. Die Architektur, die Gemälde und Hierogly-
phen des Tempels deuten auf das höchste Alterthum und
ihre Abstammung von den Egyptiern, deren gewöhnlichen
Kunstwerke fiel durch richtigere Form übertreffen. Daß meh-
rere Statüen zu Grundlagen von Häusern benutzt worden
find, wird einstimmig versichert, aber unter den Ruinen
sucht man sie umsonst. Ihre Zahl mag auch wegen der Ent-
fernung des Materials nie groß gewesen feyn. Desto mehr
muß man sich wundern, daß hier, wo fonst so reiche Opfer
von den ins Innere von Afrika ziehenden Karawanen für ei-
ne glückliche Reise dem Jupiter Hammon gebracht wnrden,
keine alten Münzen mehr zu finden find. Nach mühevollem
Nachfragen und Nachsuchen mehrerer Inwohner brachte mir
endlich der Eine eine zu Malta 176o geschlagene Scheide-
münze, die er für die älteste in Siwa befindliche Münze
ausgab. – Die meisten übrigen Ruinen mögen aus spä-
terer Zeit feyn. Die früheren Bewohner haben ohne Zwei-
fel wie die jetzigen mit denen des Mareotischen Gebiets ei-
nige Verbindung gepflegt und mit ihnen im 2. Jahrhundert
das Christenthum angenommen. Die Einwohner nennen
F
– 82 –
mehrere Burgen, die von den Christen erbaut, Katakomben,
die von ihnen benutzt wurden. In der Geschichte der Pa-
triarchen von Alexandrien find mehrere Bischöffe dieser
Oase genannt. – Im 7. Jahrhundert verbreitete sich der
Islamismus auch dahin. Sie erlangten seit der Entvölke-
rung des Mareotischen Gebiets eine Unabhängigkeit, die
nach den Berichten arabischer Schriftsteller ihnen selten ver-
kümmert und die sie felbst jetzt noch zu behaupten suchen,
obgleich Machmed Ali Pascha seit 6 Jahren fiel tribut-
pflichtig gemacht hat.
Siwa's jetzige Einwohner wohnen in vier elenden
nach arabischer Art erbauten Dörfern, die man von ihrer
Größe oder Lage durch den Beinamen Kebir (---) der
Hauptort, Scharkijeh (8.--), Garbijeh (8)
und Maschijeh (8.--.-o) von einander unterscheidet.
Sie find auf Erhöhungen erbaut und von hohen Mauern
umgeben, um gegen feindliche Ueberfälle zu schützen. Die
Häufer find größtentheils sehr elend zusammengeklebt und so
hinfällig, daß viele durch Palmenbäume unterstützt werden
müffen. Unter Siwa Kebir nördlich ist ein eingezäunter
Platz, worin die gewöhnlich im Winter hier vorüberziehen-
den oder hieher kommenden Karawanen wohnen, in demsel-
ben ist eine kleine Moschee dem Scheich Soleiman ge-
weiht, und an derselben drei große Dattelniederlagen, Mais-
dach von den Einwohnern genannt, worin sie ihren ganzen
Vorrath von Früchten aufbewahren und zum Verkauf dar-
bieten. Sie sortieren die Datteln fehr sorgfältig, wie unsere
Fruchthändler zu thun pflegen, und geben den verschiedenen
Sorten eben so verschiedene Namen, wie bereits oben be-
merkt worden ist. Ihr Vorrath ist alljährlich so groß, daß
– 83 –
am 5oo Kameelladungen ausgeführt werden." Wir konnten
dafelbst effen so viel wir wollten, ohne zu bezahlen: der ein-
zige Beweis von Gastfreundschaft, der uns während unters
Aufenthalts dafelbst gewährt wurde. Den Handel treiben
fie mehr durch Waarenumtausch. Für ihre Datteln, Oli-
ven, Vieh und Körbe, die sie sehr schön aus Palmenblät-
tern flechten, bringen ihnen die Araber aus Alexandrien
und Kairo, oder die Beduinen Getreide, Tabak, Manu-
fakturwaaren , besonders Leinwand, Kaffee u. f. w. Den
29sten November begegneten wir in der Gegend D fche-
fubie einer Karawane aus 2o Mann, 6o Kameelen und 20
Efeln bestehend, aus Alexandrien, die mit den oben er-
wähnten Ladungen nach Siwa ging. Häufiger sind die
über Siwa, Au gela und Fezzan ins Innere von Afri-
ka ziehenden. Sie hängen sehr streng an den Mohammeda-
nischen Gesetzen, und haffen mehr oder weniger alle Nicht-
mohammedaner. Dieser Haß traf auch uns. Keiner von
ihren Scheiks besuchte uns in unserm Zelte, und unser Doll-
metscher mußte immer an der Thüre des Hauses auf die oft,
aber vergeblich begehrte Erlaubniß, die Merkwürdigkeiten
der Oase besuchen zu dürfen, warten.
Mehrere Scheiks regieren, und diesen ist ein Gouver-
neur des Machmed Ali vorgesetzt. Die Mehrzahl der Ein-
wohner besteht aus Eingebornen. Es befinden fich aber
auch hier viele Neger 6o bis 90 Tagereisen von da aus dem
Innern von Afrika, Fezzaner und Mograbinen. Dieß Ge-
mich hat auf ihre Sitten und Sprache einigen Einfluß ge-
habt. Sie leben einfach, großentheils von ihren Erzeug-
niffen, und in ihrer Kleidung unterscheiden fie fich wenig
von den Einwohnern in Egypten. Mit einem Hemde und
einem Barakan begnügen sich die meisten Männer, die mei-
F 2
– 84 –
flen Weiber mit einem blauen Hemde, und einem über den
Rücken hinabhängenden Tuche. Sie haben keine gesunde Ge-
fichtsfarbe, und sollen selten ein hohes Alter erreichen. Fast
alljährlich sterben deren viele an einem Fieber, das eine Folge
des Genuffes unreifer Früchte und des Waffers ist, und oft
ansteckend feyn foll. Der beständige Genuß der Datteln
mag auch ungesund feyn. Sie verursachen, in Menge ge-
noffen, viel Hitze im Körper, und find schwer zu verdauen.
Ihre Gesichtsfarbe ist schwärzlich, ihre Physionomie steht
in der Mitte zwischen der der Egyptier und Reger, und
ihre Statur ist mittelmäßig. Sie find eigennützig, aber
gutmüthig, und an der schlechten Behandlung und Lähmung
unserer Kräfte waren gewiß nicht fie, sondern ihre Scheiks
und Imams und unsere Beduinen schuld, die nach unsern
für die Vornehmen von Bengasi und Derna bestimmten
Geschenken lüstern waren. Unsere Beduinen foderten meh-
rere von ihnen auf, uns zu prügeln. Diese erwiederten:
wir stünden unter dem besondern Schutze des Pascha. Die
boshaften Beduinen bemerkten hierauf, der Pascha wäre ja
weit, diese aber entgegneten: wir feyen ja gute Leute und
hätten fiel nicht beleidigt, warum sollten sie uns daher
schlagen.
- Ihre Mundart ist verschieden von der arabischen. Sie
derstehen und sprechen auch die letzte, und auf diese Weise
mag fich ihr ihre Eigenthümlichkeit affimiliert haben. Ich be-
merke aus ihr nur folgende Wörter: Ehudan, Fuß. ful,
Kinn. rogaban, Oberbein. tamidscha, Hals. taun, Au-
ge. okfe, Kopf temmesak, Ohr. sobach, Naf. nen-
mier, Stirn. tfcherin, Nagel an der Zehe. ekber, Hemde.
tschafche, Mütze. ferabi, Beduinen, Schuh. , Durum,
Oberhemde. Doktanschai, Pfeifenkopf. Asa, Holz, tob-
- 85 -
ba, Schloß. lum, Stroh. * Eifan, Fliege. tawen, Huhn.
tuba, Barakan. Aman, Waffer. . Chakak, Kind. tafid,
Efel. Delguma, Kameel. Dschelib, Schaaf. akmar,
Pferd. Garafchwa, Erbsen. tenifei, Linsen. Salkan,
blau. schaddad, dicker Ast beim Palmbaum. Waun, Boh-
nen. " tobba, breite Schüffel von Palmblättern. adschin,
geflochtenes Körbchen. Muchach, Baum. Itjeda, Sand.
Htfuet, Sonne. - - - -
- Die Grammatik und Syntax ist die arabische wie die
Schrift. Sie sprechen noch mehr durch die Kehle, als die
Araber, und unsere Beduinen versicherten mich, daß sie viel
Mühe haben, fiel zu verstehen, wenn fiel unter einander
fprechen. Die Zahlwörter, die Namen der nicht erwähnten
Theile des menschlichen Körpers und viele andere Bezeich-
nungen find wie im arabischen, aber fehr verdorben.
Eine genaue Kenntniß aller nicht arabischen Wörter in
dieser Sprache wird erweisen, daß sie identisch mit der der
Schilahh ist, die von vielen Stämmen des nördlichen Afri-
ka gesprochen wird, viele Wörter aus der Punischen ent-
hält, und wahrscheinlich aus dieser sich gebildet hat. -
Oder waren es libysche Stämme, die vom mareotischen Ge-
biet fich zu denen aus Aethiopien und Oberägypten gekom-
menen, von denen uns der Vater der Geschichte erzählt, ge-
felten, und sie dann verdrängten, oder die Oberhand er-
hielten? – - :
Indem ich nur diese geringe Zahl von Wörtern mittheis
le, bitte jch die peinliche Lage zu berücksichtigen, in welcher
fich die Gesellschaft befand. Ich war stets entschloffen, mein
Leben aufs Spiel zu setzen, frey mit den Inwohnern umzu-
gehen, und ihre Merkwürdigkeiten zu untersuchen. Aber
die Gefahr, in welche ich dadurch die Gesellschaft gebracht
– 86 –
hätte, nöthigte mich, das erste nur heimlich zu thun, das
letzte ganz zu unterlaffen. Nur bei der Abreise entfernte ich
mich von ihr, ohne jedoch außer der allgemeinen Lokalkennt-
niß bedeutende Ausbeute gemacht zu haben, da wir allein
den Tempel und die Sonnenquelle nicht finden konnten,
von den Inwohnern aber uns niemand den Weg zeigen
wollte. Wir bestiegen mehrere Anhöhen, und dabei fand ich
die obigen Angaben der Einwohner von der Größe der Oase
im Allgemeinen bestätigt.
Obgleich diese Oase von der Gegend am Meere durch
eine große Wüste getrennt ist, so ist doch die klimatische
Beschaffenheit von ihr wenig verschieden. Die nämliche
Temperatur, die nämliche Regen- und Blühezeit, und was
dort die Nähe des Meeres bewirkt, bewirken hier die Seen,
Bäche und Quellen. -
Sonst war diese Oase durch Räubereyen fehr berüch-
tigt. Unsere Beduinen, von denen die meisten schon oft
hier waren, machten uns oft auf die Hinterhalte folcher
Banditen aufmerksam, und wir mußten uns mit ihnen in
ihrer Nähe in Vertheidigungszustand setzen. Die T-
nonen des Machmed Ali Pascha haben ihnen Schrecken ein-
gejagt, und sie liefern ihm nicht nur alljährlich regelmäßig
ihren Tribut in Datteln, sondern fallen auch selten die unter
feinem Schutze reifenden Karawanen an. Doch scheinen mir
die Einwohner weniger verdächtig als das Gesindel, wel-
ches sich aus allen Gegenden des nördlichen Afrika hier fam-
melt, und nach gemachter Beute mit Karawanen in die Hei-
math zurückkehrt. -
-
Beschreibung der Gegend zwischen Siwa
und Kara,
Die beiden nach Osten laufenden Ketten, welche Siwa
einschließen, ziehen fich durch 8 Stunden fast parallel in
dieser Richtung hin. Vier Stunden hinter der Oase ist der
Boden weniger falzig, und die Vegetation wird spärlicher.
Bisweilen fieht man Hecken von Sträuchern, und rechts in
der Ferne auch einen Palmenwald. Die Berge find in
größter Unordnung, aber dieser ganze Strich hat das An-
fehen, als wäre er einst das Bett eines großen Salzsees ge-
wesen, der da, wo Siwa ist, am tiefsten war, wo sich der
Schlamm mit allerley befruchtenden Stoffen fammelte, durch
74 Stunden in der Richtung von Westen nach Osten 1 bis
24 Stunde breit war, dann in den füdwestlichen und nord-
östlichen Arm fich trennte, mehrere kleine Inseln enthielt,
deffen Bett fandig und defen Ufer von Kalk oder Muschel-
kalkstein gebildet waren. -
Das Bett des südöstlichen Armes erniedrigt fich 2o
Stunden östlich von Siwa in einer andern kleinern Oase,
die die nämliche Beschaffenheit des Bodens und Vegetation,
die nämlichen Thiere und Menschen hat wie Siwa, und
daher Siwa, Soeir, Klein - Siwa, auch Kara ge-
nannt wird. Die krummen Wendungen, welche diese Ver-
tiefung 8 Stunden hinter Siwa nimmt, nöthigt die Kara-
wanen, sie zu verlaffen. Man kommt in eine unübersehbare
wüste Ebene, in der man durch 8 Stunden nichts als einige
nackte Hügel und Spuren von Karawanen fieht. Dann fol-
gen neue Kalksteinschichten und Vertiefungen, welche heftige
Regengüsse durchwühlt und unterminiert haben. Die Araber
nennen diesen Ort Negebel Bagle. Man kann hier fast kei-
– 88 --
nen Schritt thun, ohne auf Verfeinerungen zu stoßen. Be-
sonders häufig waren hier versteinerte Schwämme. Sand-
hügel stehen neben mannigfaltig geformten schwarz, roth
und gelb gestreiften Kalksteinschichten, deren Gestaltung eine
große Revolution voraussetzt. Nur hie und da fieht man
die von den Kameelen so sehr gesuchten Pflanzen, Tschigalla,
Dschel und Chamascha, und selten Fußtritte von wilden
Thieren. - - - - - - -
Kara hat 3 Stunden in der Ausdehnung von Nordost
nach Südwest, und 4 Stunde in der Breite. Sie hat
5 Quellen mit süßem Waffey. Das im Brunnen Kara am
Fuße des Berges, auf welchem das Dorf fich befindet, ist
vorzüglich gut. Die Vegetation ist bei weitem nicht so üp-
pig wie in Siwa, die Sträucher, Bäume und Thiere find
spärlicher, und die Einwohnerzahl sehr unbedeutend, 4o
Männer. Ihre Sprache, Religion, Sitten, Abstammung
und Handelsverkehr ist nicht verschieden von der der Siwa-
bewohner. Das nordöstlich auf einem Berge gelegene sonst
befestigte Dorf ist jetzt fast zerstört und größtentheils ver-
laffen. Von Ruinen aus alten Zeiten wußten die Einwoh-
ner nichts. Sie find sehr armselig, leben in halb verfalle-
nen Häusern, und vernachläffigen fast ganz den Gartenbau.
Sie ernten nur Datteln und Gerste. Die andern Bäume
find vernachlässigt und tragen seit langer Zeit keine Früchte
mehr. Seit dem Besuche des Pascha haben sich viele Ein-
wohner von hier nach Siwa oder Masr gezogen. - -
Beschreibung der Gegend zwischen Kara und
- Libbuk.
- - - - - -
Sobald man aus der Vertiefung von Kara tritt, ficht
man rechts und links eine Menge kahle Berge, und insbe-
sondere links eine Kette von Bergen, die sich von Westen
nach Osten bis in die Nähe von Terraneh ziehen, und
mit der oben erwähnten Vertiefung in Verbindung stehen.
Wir gingen entweder an deren Fuße, oder 4 bis 5 Stunde
entfernt, bis 1 Stunde hinter Libbuk. . . ."
„ Die Bergkette links 1 Stunde von Kara östlich,
nannten die Beduinen Bagane, - Stunde weiter Had-
dad schar, 14 Stunde weiter Galifa, dann Abaden,
Dfchagafal und Audfcha, in deren Nähe ein Büschchen
von Gummibäumen sich befindet, deren wir auf dieser Reise
fehr viele einzeln oder in Menge beisammen stehend fahen.
Nach 1 Stunde kommt man in die Gegend D fchechaba-
fchara, nach 2 Stunden in die Gegend Abdinnebi, nach
1 Stunde ins Waldfara, wo gegen 6o Palmen und andere
in Kara befindliche Pflanzen in Menge sich befinden, in
Gafara nach 2 Stunden und zum Brunnen Cheiche nach
3 Stunden. In Cheifche, einem großen Thale mit einem
Brunnen gleiches Namens, mit gutem Waffer, find viele
Palmbäume, Rohr, andere Sträuche und Pflanzen. Nach
3 Stunden kommt man in die pflanzenreiche Gegend mit
Palmen, und einer Quelle, deren Waffer etwas falzig ist,
aber deffen Genuß auf mich die übeln Folgen nicht hatte,
wovor mich die Beduinen warnten. Zwischen Heifche und
Bomarfu find 4 Büschchen Palmen 1 bis 4 Stunde von
einander entfernt, und die Gegend sehr bewachsen. Nach
3 Stunden ist man in der Gegend Tarifai, nach 15 Stun-
de an der Bergkette Dackar, nach 3 Stunden an Min-
gar dekkar, und nach 6 Stunden in Libbuk, einer 2
Stunden langen und 4 Stunde breiten pflanzenreichen Ebene
mit einigen Palmen und einem Brunnen, defen Waffer selbst
die Thiere nicht mögen. Der Gipfel der Kette ist 2oo bis
4oo Fuß hoch über dem muthmaßlichen Seebette, das mit
den Oafen in Verbindung steht. Auf demselben fieht man
eine Menge Hügel und Hügelketten, die sich nördlich nach
allen Richtungen hinziehen, und mit Ebenen, worin viele
Pflanzen wachsen, abwechseln. Sie zieht sich bald nordöst-
lich, bald füdöstlich, felten in gerader Richtung nach Osten.
Gleichwohl hielten wir uns größtentheils in demselben dicht
an der Bergkette, wo die Karawanenstraße ist, weil nach
der Versicherung der Beduinen unter den Schichten, die von
hier in einiger Entfernung wie Eisschollen über einander lie-
gen, sich gefährliche Löcher befinden sollen. Diese Erd-
stücke find von Sand und Salz. Das letzte befindet sich in dem
ganzen Thale, das wir beschreiben. Nur an wenigen
Flecken vermißten wir es, aus welchen Gründen ist mir
nicht klar. Auch wage ich es nicht, zu bestimmen, wie weit
füdlich dieser Salzboden fich erstreckt: ich vermuthe, bis
an die Hügel, die in der Entfernung von 4–5 Stunden
fich zeigen. Am Fuße der großen Kette ist ohne Zweifel am
meisten, denn auch füdlich erhöht sich der Boden schräg
nach und nach. Auf der nördlichen Anhöhe fieht man es
nirgends, wohl aber pflanzenreiche Fleckchen, und wie im
Thale überall Fußtritte von Hyänen und Wölfen, Löcher
von Mäusen und Infecten, und besonders viele Schnecken.
Doch fcheint selbst die fruchtbare Gegend von Chiefche,
Boma rfu und Libbuk nie von Menschen bewohnt gewe-
fen zu feyn.
Die oben erwähnten Versteinerungen, die auch Stra-
bo S. 49. 50 Ausg. des Cafaub. erwähnt, findet man in
dieser ganzen Gegend wieder, und hinter Libbuk außerdem
viele Stücke von versteinerten Palmenbäumen, fchwarz und
von großer Festigkeit, die zur Bezeichnung des Weges häu-
– 91 –
fig benutzt, oft fehr groß sind, und ihre ursprüngliche Ge-
falt wenig verändert haben. Auch Schwämme, Muschel-
kalkstein, Sand und Thon find die Bestandtheile der ganzen
beschriebenen Gegend, die gemischt und von Stürmen unter
einander geworfen, bemerkt werden, oft aber auch in gan-
zen Maffen getrennt. Sie stehen oft einzeln in Form einer
Pyramide da, und dann unterscheidet man recht genau die
verschiedenen Bestandtheile, besonders Eifentheile, die in
fchwarzen, gelben, braunen, rothen oder bunten Streifen
abwechselnd einen intereffanten Anblick gewähren, aber auch
fo mürbe find, daß man fich über die lange Erhaltung der-
selben nicht genug wundern kann. Es erstreckte sich dieser
See bis hieher, und vielleicht bis in die Nähe von Terra-
neh. Er war von allerlei Seethieren bevölkert, bald mehr
bald weniger tief und breit. Ein Sturmwind oder eine an-
dere Revolution durchbrach das fandige Ufer, der größte
Theil des Seewaffers strömte durch die gegen das Meer fich
erniedrigende Ebene, das übrige frömte in die tiefen Stel-
len zusammen, wo es den Boden ungemein befruchtete und
die schönen Thäler schuf, die wir Oase nennen, oder wo
Palmenbäume und viele andere Sträuche beisammen wach-
fen ohne die pflegende Hand des Menschen. Wo das Waffer
durchgebrochen fey, dürfte jetzt schwer zu bestimmen feyn.
Ich würde auf zwei Stellen rathen, wo ich vorzüglich die
stufenweise Erniedrigung bis ans Meer bemerkte. Die E-
ne ist von Siwa nördlich, die zweite zuvörderst nordöstlich
von Kara. Dann zieht sie sich nach Osten und endlich nach
Norden. Zwischen Libbuk und Terraneh läßt sich kein
Punkt des Durchbrechens füglich annehmen. - Auf diese
Vermuthung von einem ehemaligen See, der hier war, mag
sich die Sage bei Herodot beziehen: der See Möris habe
- 92 -
einen unterirdischen Ausfluß in die libysche Syrte, in der
Richtung gegen Abend. Von dem ehemaligen Flußbette
des Nils, das durch Menes erst die Richtung nach dem
Delta erhielt, kann hier nicht die Rede feyn. Dies zog sich
wahrscheinlich nicht so weit westlich, und ist wie die übrigen
Nilarme im Delta mit den durch die heftigen Westwinde
herbeigeführten Sandwolken bedeckt, gänzlich verschwunden.
– Diese letzte Annahme würde auch keine von den oben
erwähnten Erscheinungen erklären. Unsere Annahme hinge-
gen erklärt die ganze Beschaffenheit dieser erwähnten Gegend.
Quellen mit füßem Waffer, wie in Siwa, Kara, Che i-
fche c., werden häufig im Meere und in Salzseen bemerkt
Mag nun die Vegetation zuerst durch Menschenhände veran-
laßt, oder welches wahrscheinlicher ist, der Same davon
aus Egypten dahin geschwemmt worden feyn, ihre Ueppig-
keit läßt sich nur durch diese Hypothese erklären. - - - - -
. . . . . . . . . "
Alex and ri e n.
Alexandrien liegt auf einer Landenge zwischen dem
Mittelmeere und dem See Mareotis, in einer unbebauten
Ebene, die nur gegen Süden durch Hügel unterbrochen wird,
an zwei großen Hafen, dem alten gegen Westen und dem
neuen gegen Norden. Obgleich der Boden fandig und un-
fruchtbar scheint, so findet man doch in den 2o Gärten, und
felbst hier und da im Freien, außer den Palmen, Sykomo-
ren und andern Bäumen, auch viel Grünzeug angebaut.
Sykomoren sieht man hier selten, nur in Gärten, und fie
würden auch in Egypten sehr rar geworden seyn, wenn es
nicht der jetzige Pascha von Egypten für zweckmäßig gefun-
den hätte, für die Vermehrung des Seidenbaus ihre Ver-
mehrung zu befördern. Im Garten des Beifind noch zwei,
und in dem des englischen Consuls ein Apfelbaum, Nibga
genannt, defen Früchte von der Größe einer welschen Nuß
find. Fast alle Nahrungsmittel werden von den Inseln und
Egypten herbeigeschafft. Nur an Flügelvieh hat fie. Ueber-
fluß. Die Fliegen und Mücken find hier, wie im übrigen
Egypten, höchst lästig. Dagegen hat man kein Beispiel, daß
jemand von einer Schlange oder einem Scorpion tödtlich
gestochen worden fey. Viele Einwohner verstehen es, die
giftigen Schlangen leicht zu fangen und zum Spielen abzu-
richten. Dies geschieht durch Betäubung. Alle übrigen Erzäh-
lungen darüber find grundlos. Die Luft ist rein und nie zu
warm. Die Nachtthaue find hier wie an der ganzen Küste
im Juny und July am stärksten. Um diese Zeit, und schon
im April und Mayfieht man auch die meisten Wolken, die
fich aber hier so wenig wie im August und September zu Re-
genwolken vereinigen. Die dann vorherrschenden Nordwinde
fcheinen weniger dazu geeignet, als die warmen feuchten
Südwestwinde des Winters, und an's Aufhalten derselben
ist in jener Richtung nicht eher zu denken, als in den hohen
Gebirgen Abyffiniens. An dieser ganzen Küste regnet es
nur im October, November, December und Jenner, sehr
felten im September und Februar, gewöhnlich bei Südwest,
felten bei West- oder Nord-, nie bei Ost- oder Südwinde.
In Egypten waren in der neuen Zeit zwei Erdbeben, beide
im Winter, das Eine 1809, das Andere 1813, beide sehr
heftig: das letzte umfaßte die ganze Insel Kandia, Unter-
egypten, und selbst einen Theil von Mittelegypten, wobei
aber weder Alexandrien noch Kairo gelitten hat. Die
Erdbeben waren überhaupt in Egypten nie so gefährlich wie
in Kleinafien, Morea, Sicilien, Portugal und andern Län-
dern, – . - - - - - - - - - - -
– 94 –
Alexandrien ist voll Schutt von alten Gebäuden, in
dem man große Stücke von fchönem Marmor und Granit
bemerkt, und viele Substructionen, Gewölbe und Mauer-
fücke, die von den jetzigen Arabern mühsam aufgesucht und
zu neuen Gebäuden benutzt werden. Die Entdeckungen, wel-
che man dabey macht, mögen oft höchst interessant feyn, wur-
den aber besonders früher wenig berücksichtigt. So erzählte
man mir, daß vor etwa 35 Jahren viele Papyrusrollenge-
funden, aber sofort auf Befehl des Bei verbrannt worden
feyen. Ich wollte an mehreren Orten die Araber beim Gra-
ben durch meinen Rath auf bestimmte Zwecke leiten, aber
fie zeigten mir immer mit Steinen den Weg. Der orienta-
lische Theil des Pharos, das alte Vorgebirge Lochius find
unter Waffer, die Spuren vom Cirkus, und Hippodromus
höchst unbedeutend, und die von den großen Palästen der
Ptolemäer, ihrer Bibliothek und Bädern ganz verschwun-
den. Sie lagen am neuen Hafen, und die Substructionen
davon könnten durch Nachgraben ohne Zweifel ausgemittelt
werden. Wie man beim Zurücktreten der Meeresfluthen in
Mola die Säle von Cicero's Villa mit ihren marmor-
nen Seffeln und in den Buchten von Cataro bei Perafo
Ueberreste von Regina Diocla im Waffer bemerkt hat, fo
hat man hier prachtvolle Ueberreste von den erwähnten Ge-
bäuden unter ähnlichen Umständen gesehen, und es vergeht
kein Jahr, wo nicht Steine von unschätzbarem Werthe und
Gold- und Silbermünzen am Ufer gefunden würden.
Die Gulien der Cleopatra find allbekannt. Das be-
rühmte Serapeum liegt südwestlich bey der Pompejus-Säu-
le, jetzt außerhalb der Stadtmauern. Man steigt auf eine
Erhöhung. An der Westseite fieht man zum Theil unter
dem Schutt noch deutlich die Mauer, auf welcher es wahr-
– 95 –
fcheinlich stand. Es ist aber unmöglich, den ganzen merk-
würdigen Säulengang zu unterscheiden, und auch von den
16 Colonnen von rothem Marmor auf jeder kurzen und den
67 auf jeder langen Seite findet sich keine Spur mehr. Aber
der deutlichste Beweis, daß hier das Serapium zu fu-
chen ist, scheint der Fund zu feyn, den man vor einigen
Jahren etwa 250 Schritte von der Pompejus-Säule füd-
lich beim Graben des neuen Kanals machte. Man entdeckte
verschiedene Statuen, welche zu Ehren des Gottes der Ge-
fundheit aufgestellt worden waren, und die fich nun in der
unschätzbaren Sammlung egyptischer Alterthümer des Hrn.
Drouetti zu Livorno befinden. - -
Die Grundlage der Pompejus-Säule ist von großen
Granitsteinen zusammengesetzt, jetzt mit Ziegeln ausgeflickt
und mit Kalk verbunden. Das Piedefall ist ein einziges
Stück Granit. Die Breite ist an allen Seiten gleich: 5#
Fuß; daß sonst auf der Colonne eine Statue von Bronze
gestanden, die unter dem Kalifat des Walid, Sohns des
Abdalmelic, in Münze verwandelt wurde, wird auch
durch eine alte Abzeichnung bestätigt, die man in der Woh-
mung eines maronitischen Bischofs auf dem Berge Libanon
fieht. Ueber dem Kapital steht eine Statue von kolossaler
Größe. Das Modell ist aber nicht von der Art, daß man
nähere Bestimmungen angeben könnte, als die, daß aus
der Haltung der Hände hervorzugehen scheint, es fey damit
etwas gehalten worden. Nicht blos in dem Schutt fieht
man viele Granit- und Marmorsäulen, sondern auch in den
meisten Häusern der Stadt, wo sie zum Säulengange rings
um den Hof, zur Grundlage der Portale, zu Grundmauern,
oder der äußern Haltung der elenden arabischen Häuser be-
nutzt find. Viele ihrer Moscheen waren sonst schöne christ-
liche Tempel mit 3 Schiffen, im guten Style, aber durch
kleinliche Abänderungen und Verzierungen find fiel entstellt.
Von der großen Kirche des heil. Athanafius stehen nur
noch 3 schöne Granitkolonnen. Sie war in eine Moschee
verwandelt worden, und diese wurde erst zu Ende des vori-
gen Jahrhunderts von den Franzosen ganz zerstört, zur
Freude der lateinischen Mönche, die von den dafelbst woh-
menden Imams sehr viel Verdruß hatten. – Die Kirche
der Griechen ist sehr alt. Diocletian ließ an diesem Orte,
wo sonst ein Gefängniß war, viele Christen ermorden. Auf
den Trümmern des Gefängniffes erbaute die heil. Saba
eine Kirche, die Reliquien aber wurden in der Patriarchal-
kirche zu Kairo aufbewahrt. Sie theilte mit der Stadt
oft das Loos, zerstört zu werden, und ist aus allerley
Trümmern zusammengesetzt. Sie hat 3 Schiffe, ist klein,
und in der gewöhnlichen griechischen Form mit schlechten
Gemählden und einigen Statuen. In der Kapelle der
heil. Catharina wird als Reliquie der Stein aufbewahrt,
auf welchem diese Heilige den Martyrertod erlitt. In dem
damit in Verbindung stehenden Kloster wohnen nur 5 Mön-
che, und zu ihrer Kirche gehören nur 6o Männer aus Ale-
xandrien, meist Kaufleute. Unweit davon ist das elende
koptische Kloster mit einer kleinen Kirche für die höchst unbe-
deutende koptische Gemeinde, seit wenig Jahren wieder auf-
gebaut, bei der französischen Invasion von Grund aus zer-
fört. Die Lateiner haben die größte Kirche, und das da-
mit verbundene Kloster mit 2 Franziskanermönchen vom
gelobten Lande hat seit der Herrschaft des jetzigen Pascha's
an Umfang und innerer Festigkeit gewonnen. Ihre Gemein-
de übersteigt gewöhnlich die Zahl 2ooo. Auch die Kathol-
ken des griechischen, armenischen Ritus – und die Maro-
niten besuchen diese Kirche in Ermangelung einer eignen,
und fie haben hier gewöhnlich 2 Geistliche, die zugleich
Schullehrer find. Die Lateiner haben bis jetzt noch keine
Schule errichtet, sie ziehen es vor, ihre Kinder für den Un-
terricht nach Europa zu senden. Die meisten hier wohnhaf
ten Franken besuchen die Kirche nie, und ihre Sitten find
wie in den meisten Handelsplätzen verdorben. Die Franken in
der evangelischen Kirche taufen und begraben in der griechi-
fchen Kirche. – Sowohl bei dem lateinischen als griechi-
fchen Kloster find seit einigen Jahren Spitäler, das lateini-
fche für 60 Personen, deren Zweck nicht genug gepriesen
werden kann, in einem Lande, wo der arme Fremde al-
ler Hülfe und ärztlichen Pflege beraubt ist, und wie der
gewöhnlich verwahrloste Eingeborne umkommen müßte.
Sowohl die äußere als innere Stadtmauer ist erst von
dem jetzigen Pascha erbaut, aber nicht geeignet, einen feind-
lichen Ueberfall auszuhalten. Nirgends sah ich die Wache so
forglos, als hier unter den 3. Thoren und auf den Castellen.
Die Straßen der Stadt find enge, ungerade, ohne Pflaster,
die Häuser unansehnlich, statt der Fenster haben fie hölzerne
Gitter, die oft sehr künstlich gemacht find. Bei den meisten
Häusern ist ein hervorstehender Theil, der das Wohnzim-
mer enthält. Sie find selten bemahlt, und nur mit Land-
fchaften, worin die Kameele nie vergeffen find. Ueber vie-
len Thüren fand ich Inschriften, das Lob Gottes und feines
Gesandten enthaltend. In der Hoffnung, Inschriften zu
finden, untersuchte ich die meisten Zisternen in und um
Alexandrien. In der Bauart unterscheiden sie sich we-
nig, aber sehr in der Größe von einander. Ich fah einige,
deren Gewölbe auf 42, auch 48 Granitsäulen ruhte, und
andre, die nicht eine einzige hatten. Inschriften fucht man
G
– 98 -
--
hier umsonst. Bei den 50, die ich gesehen, war die Wand
so frisch, als wäre sie erst vor wenig Jahren gemacht, und
die Bauart in einem so roher arabischen Style, daß an ihre
Verherrlichung durch Inschriften wohl nie gedacht wurde.
Auch befindet sich unter ihnen gewiß keine einzige alte. Im
September waren sie fast alle ohne Waffer. Es sollen der
ren in und um Alexandrien gegen 1oo feyn. - -
Die Bevölkerung Alexandriens beläuft sich auf
2000 bis 15.000 Einwohner. Die Franken leben hier wie
im ganzen übrigen Egypten sehr friedlich mit den Mohamme-
danern, und Streitigkeiten zwischen ihnen werden immer
schnell und zur Zufriedenheit beider Parteien von einer da-
für ernannten Commission beigelegt. Der Handel ist seit
der Verfertigung des Kanals und der Erbauung der Getrei-
demagazine lebhafter und bequemer. Wie die Franken in
Smyrna und Konstantinopel gewöhnlich im Umgange
der französischen Sprache fich bedienen, so bedienen sie fich
in Egypten und Syrien der italienischen. Ihre euro-
päischen Waaren find sehr theuer. Sie wollen gewöhnlich
4oo Procent gewinnen. – Die Ausstry ry; ouvy: EAyyuy:
da Asners von Kopixx gefallen hier fehr. Man hält sie für
eine fiegreiche Polemik gegen Koray. Es giebt hier wenig
unterrichtete Hellenisten. Eben so schwer ist es auch, unter
den Mohammedanern jemand zu finden, der Sinn für Litte-
ratur hat, und wenn ich mich nach Büchern erkundigte, so
wies mich alles nach Kairo. Die Franken beschäftigen sich
fast nur mit dem Handel. Sie leben sehr isoliert, und we-
gen der Pest find sie den größten Theil des Jahres in ihre
Stuben gebannt.
– 99 -
- - - - - - Zustand Egyptens. - - -
Egypten steht unter dem Machmed Ali Pascha, der fich
durch die glückliche Expedition gegen die Wehabiten, eine
andere nach Nubien, die Errichtung einiger Fabriken, be-
trächtliche Baue von Häusern, Gärten des Kanals von
Skandrije nach Fum el machmudije in den Nil, be-
sonders aber durch feine Handelsverbindungen in allen bedeu-
- tenden Handelsplätzen Europas, Reichthümer, ansehnliche
Land- und Seemacht und gute Behandlung der Franken,
einen bleibenden Ruhm erworben hat. Viele seiner Ver-
fuche, Egypten zu civilisieren, feinem Fabrikenwesen eine
größere Ausdehnung zu geben, find zwar mißlungen, weil
die Landesbewohner für solche Arbeiten nicht geschickt sind,
die Franken aber so große Besoldungen fordern, daß seine
Waaren noch einmal so theuer werden, als die aus Europa
dahin gebrachten; aber schon das Streben ist lobenswerth.
Das Haupthinderniß eines beffern Zustandes der von ihm
beherrschten Provinz ist der Despotismus, der sich in allen
feinen Unternehmungen zeigt. Er ist unumschränkter Herr
des Grundes und Bodens derselben, und alles dessen, was
er hervorbringt: niemand ist Eigenthümer, und Niemand
reich als Einige seiner Beamten, so lange er es ihnen gefat-
ten will. – Er treibt mit den Producten Egyptens und
selbst mit den über Egypten kommenden ostindischen Waaren
das Monopol, duldet keine Concurrenz, als die wenigen
von ihm bestimmten Handelshäuser, und niemand konnte
bisher diesen völkerrechtwidrigen Despotismus hemmen.
Er macht die Preise, behandelt alle Kaufleute und Schiffs-
Kapitäne nach Willkühr, verkauft nur seinen Günstlingen,
und viele Schiffe müffen Alexandrien ohne Ladung ver-
G§ 2
- 1OO -
lassen, viele Kaufleute leben seit Jahren geschäftlos. Wä-
ren die Intereffen nicht geheilt, so würden die Consuls
bey ihren respektiven Ministern in Konstantinopel, und
diese beim Divan schon längst die bestehenden Handelsver-
träge geltend gemacht haben. Aber einzelne Klagen machen
keinen Eindruck; auch scheint der Divan zu ohnmächtig, um
gegen die Verfügungen des mächtigen Pascha mit Nachdruck
protestieren zu können. Darum werden die vielen unglück-
lichen Kaufleute von 1817 und 1818, die vor 1815 und
1816 auf dem Wendepunkte des Glückes fanden, noch lan-
ge unglücklich bleiben, und ihre physische Existenz von ei-
nem Tage zum andern mit genauer Noth fichernd dem Pa-
scha die Millionen von Schulden nimmer bezahlen können.
Man versichert mich, daß seit kurzer Zeit 27 fallirt
haben, 7 nahe daran find, und 5 in einigen Jahren auch
ihr Geschäft aufgeben müffen. Der Pascha befahl im Jahre
182o denen, die nicht den dritten Theil ihrer Schulden an
ihn zu bezahlen im Stande wären, Egypten zu verlaffen. –
Vom Mittelmeere bis Dongola, von Arifch, den
Wüsten Arabiens, dem rothen Meere bis an die Agaba,
Siwah, das Natron Gebiet, die große und kleine Oase,
herrscht ein mächtiges Wort, und selbst die Fürsten von
Sennar und Darfur bedroht nun fein gewaltiger Arm.
Die Beduinen des Mareotischen und Natrongebiets
und Egyptens sind seine gebornen Soldaten. Zu dem Mam-
meluckencorps drängen sich Miethlinge aus allen Gegenden
des türkischen Reichs, und was seinen Soldaten an Geschick,
lichkeit abgeht, wird durch ihren Muth, die Tapferkeit ihr
. rer Heerführer, und den Mangel an Kanonen und Munitio-
nen feiner Feinde ersetzt. Gegen drei Millionen Menschen
find ihm unterthan oder tributpflichtig, und alle Mohamme,
daner für die Sicherung der Pilgerreise nach Mecca der
bindlich. – Die Regierungsform ist allbekannt, so wie
auch der große Einfluß einiger klugen Franken auf alle ge-
troffenen Verbesserungen, und man hofft, der Zustand
Egyptens werde wirklich sich beffern. Die Einsichtsvolle-
ren zweifeln daran, wenn die Tyranney des Pascha in Be-
ziehung auf Ackerbau und Handel und das Leben feiner Un-
terthanen fortwährt. – Auch fehlte es Egypten an Popu-
lation. Nur diese kann einen Theil des fonst fruchtbarsten
Landes der Welt, des Delta, vor der Verwandlung in eine
Wüste retten. Die Mündung des Nils bei Rofette ist so
sehr versandet, daß oft kleine Dschermen stecken bleiben. Sie
können dafelbst nur bei heftigem günstigen Winde durchkom-
men, und müffen auf ihn oft Wochen lang warten. Was
wäre das Paradies von Egypten, was wäre Rofette mit
feinen hohen freundlichen Häusern, seinen schönen Gärten,
feinen Palmenwäldern und üppigen Getreidefeldern ohne die
Ueberschwemmung des Nils? Es ist zu besorgen, daß die
stets von Westen nach Osten sich drängenden Sandmaffen,
welche in der Sandwüste zwischen Rafchid und Damiat
hohe Säulen, Häuser, und selbst Palmenbäume, wie Was
ferfluthen bedecken und verschlingen, bald auch diese schöne
vom westlichen Nilarm und den davon bewäfferten Kanälen
befruchtete Gegend in eine Sandwüste verwandeln, und von
den fieben Nilarmen, die das paradiesische Delta sonst be-
fruchteten, nur noch Einen übrig laffen werden. Wehe den
Herrschern, die seit länger als einem Jahrtausend an die-
dem unglückseligen Geschäft arbeiten. – Nur durch richti-
ge Leitung des Waffers nach hydraulischen Grundsätzen kann
diesem Uebel gesteuert werden. Aber dazu gehören viele
Menschenhände. - - - -
- LO - -
Zwar nimmt Machmed Ali alle Flüchtlinge aus allen
Gegenden der Welt wohlwollend auf, und weist ihuen Aek-
ker zum Anbau an; er gewann besonders bei den letzten Ver-
folgungen der katholischen Griechen in Damask, der katho-
lischen Armenier in Aleppo und Konstantinopel fehr
viel. Auch bezweckt er durch feine neueste Expedition nach.
Vubien die Vermehrung der Bevölkerung Egyptens.
Aber was auf dieser Seite gewonnen wird, vernichtet auf
der andern die Pest, die Dyfenterie und die Kinderkrankheit
ten. Das verheerendste aller Uebel ist die Pest, die in den
Jahren a32o und 1821 große Verwüstungen in Alexan-
drien und Kairo angerichtet, ja auf den Schiffen der
Franken feit Menschengedenken nie so sehr gewüthet hat.
Es ist um so schrecklicher, weil man weder die Ursachen des
felben, noch die Mittel, demselben zu feuern, kennt. Daß
es sich durch Contakt fortpflanzt, ist gewiß, aber warum
der Eine mehr, der Andere weniger dafür empfänglich ist,
wird ein Räthel bleiben, so lange die Physiologie auf
schwankenden Grundsätzen beruht, wornach die körperliche
Beschaffenheit jedes damit behafteten genau untersucht wer-
den müßte; daß es keine nervöse Krankheit fey, ist gewiß. Es
ist merkwürdig, daß die Symptome derselben zum Theil mit
den von Thucydides in der Geschichte des peloponnesischen
Krieges angegebenen, harmonieren. Das nämliche Uebel
also, welches damals Athen so sehr entvölkerte, verödet
jetzt das türkische Reich, wüthete wahrscheinlich auch unter
den Griechen vor Troja. Es ist also alt, und vielleicht
so alt als die Sündfluth. – Wie, wenn sich der Typhus
aus Ausdünstungen damals gehäufter in Verwesung über-
gegangener thierischer Körper entwickelt hätte, und unter
gewiffen Umständen bei Kontakt nach Jahren wieder her-
– 103 –
vorträte? Gewisse periodische Winde, wie in Egypten
der Chamife, und die Lebensweise der Araber, mögen dar-
auf einwirken, aber die Hauptursache bleibt der Contakt,
und darum sollte eine Gesundheitspolizei und die strengste
Quarantäne eingeführt, und vorerst nicht alles dem blinden
Zufall überlaffen werden. Von den traurigen Folgen dieser
unglücklichen Idee könnte ich viele Beispiele erzählen. In
Masr wollte ein Araber ein in den Nil gefallenes Huhn
retten. Er schwamm zu weit vom Ufer, und der Strom
nahm ihn mit fort. Ein hingeworfener Strick oder eine
Ruderstange hätte ihn mit leichter Mühe retten können, aber
es geschah nicht. Die vielen am Ufer und in den Schiffen
befindlichen Mohammedaner versicherten mich: es fei ihm von
Geburt an bestimmt, er müffe auf diese Weise sterben. –
In Skandrije herrscht die Meinung, die Pest komme
durch die Pilger aus der Barbarei dahin, und verbreite sich
von da nach Rafchid und Masr. Nach Skandrije
kommt sie gewöhnlich im Monat December, und dauert, je-
doch gewöhnlich nicht fortwährend, bis zum Juni. In
Masr beginnt sie gewöhnlich erst im März. Dies Perio-
dische scheint den Einfluß des Chamife, der zu dieser Zeit
am heftigsten weht, zu erweisen. Der Pascha wollte vor
einigen Jahren die Quarantäne einführen, aber theils fein
Handelsintereffe, theils die Aufforderungen, die von Kon-
stantinopel aus an ihn ergingen, bewogen ihn, diese
Maasregel einzustellen.
Beschreibung der Gegend zwischen Alexandrien
und Kairo.
Zehn Minuten von dem äußern südlichen Thore von
Alexandrien ist der Kanal, woran Machmed Ali Pascha
- 1o4 –
noch immer arbeiten, und an defen äußerstem Ende er gro-
ße Getreidemagazine erbauen läßt. Dafelbst ist die Mach-
mudije oder der Ein- und Ausladungsort für die nach
Masr gehenden, und daher kommenden Waaren nebst der
Duane. Hier fieht man den ganzen Tag hindurch die
Araber mit Auf- und Abladen der Lasten der Schiffe und Ka-
meele beschäftigt. Aller Handel zwischen Alexandrien
und Masr wird auf ihm getrieben, und seine Wichtigkeit
gesteigert durch die täglich fich mehrende Schwierigkeit und
Gefährlichkeit der Schifffahrt am Ausfluffe des Nils ins
Meer bei Rosette. Er ist etwa 1o Schritte breit
und 12 Stunden lang. Nach 1 Stunde fieht man die Ka-
pelle Eddar, nach fieben Stunden die Kapelle Da-
gefch, nach 11 Stunden die Kapelle Scheik-Serrak.
Der südliche Damm trennt ihn durch 4 Stunden von See
Mareotis, dann von der fruchtbaren Ebene, in welcher
Damanhur liegt, der nördliche von der niedrigen Ebene,
die das Meer, und später den See Maadieh begrenzt.
Auf dieser Landenge in der Nähe von Alexandrien sind
nur Zelte von Beduinen, in der Entfernung von 5 Stunden
aber bedeutende Dörfer, wie Elouak, Birket, wohin
die Alexandriner oft auf die Wachtel- und Taubenjagd ge-
hen. Man fieht wenig Pflanzen an den beiden Ufern. Je
mehr man sich aber fum el machmudije nähert, desto in-
tereffanter wird die Gegend, und bei der Nilfahrt hat man
das überraschendste Schauspiel vor sich. Eine Ortschaft an
der andern, die üppigste Vegetation, Palmwälder neben
Saatfeldern und Gärten, wo die Wunderkraft der Natur
die spärlichen Menschenhände ersetzt, die Erde und das
Waffer mit einer überreichen Thierzahl angefüllt, und die
Luft bisweilen von der Menge von Tauben verdunkelt. Die
Schifffahrt in den Kanälen ist weniger freundlich. Alle Au-
– 1o5 –
genblicke erblickt man Räder, durch welche das Waffer in
die Graben gepumpt wird, überall die mühsame Hand des
Menschen mehr walten, und die weniger üppige Vegetation
und geringere Zahl von Ortschaften macht das Schauspiel
einförmiger. Es ist nicht möglich, wohlfeiler zu leben,
als in dieser Gegend, für 4 Para erhält man 6 Eier oder 2
füße Limonen, für 1o Para, d. i. 3. Kreuzer, ein Paar Tau-
benat. Der Punkt, wo der Nil sich in die zwei Hauptarme
theilt, gehört zu den interessantesten.
Er läuft schneller dafelbst, seine von einander entfern-
teren Ufer find bunter, und man fieht schon in der Ferne
die Pyramiden. Die Fellach im Delta find gutmüthig,
aber sehr eifrige Mohammedaner. Ein Neapolitaner hatte
vor Kurzem Einen derb durchgeprügelt, weil er mit einigen
Andern einige fränkische Damen mit entblößtem Bufen und
Gesicht feile Dirnen genannt, und mit Steinen geworfen
hatte. Sogleich wollten ihn die Andern ermorden, aber als
er dem Gemißhandelten Geld gab und ihn umarmte, fo war
alles wieder gut. – Krokodile sind höchst selten im Delta.
Nur in den Jahren, in welchen der Nil sehr groß ist, fieht
man bisweilen Eins in Rafchid. Vor 3 Jahren bemerkte
man dafelbst Eins von ungewöhnlicher Größe. –
- Kairo, und die Christen in Egypten.
Der Eintritt in die Hauptstadt Egyptens gleicht dem in
eine europäische Stadt, worin ein stark besuchter Jahrmarkt
ist. Man fieht ein beständiges Ab- und Zuströmen der Be-
wohner von den Ungegenden, die Straßen mit Menschen an-
gefüllt, die Bafars mit allerlei Eß- und Manufacturwaaren
ausgeschmückt. Jeden Augenblick ist man genöthigt, den
vorübereilenden Pferden oder schnellfüßigen Buriks (Eifel)
-
– 106 –
auszuweichen, oder fich durch die dicht an einander gedräng- -
te Menge durchzuwinden. Schon der Empfang bei der
Machmudije im Belako bereitet dazu vor.
Sobald man feine Sachen an's Land gebracht, und der
Zolleinnehmer fiel untersucht hat, ist man nicht mehr Herr
derselben. Eine Schaar von Arabern schlagen sich um die-
selben, ein jeder fucht sie bald möglichst auf feinen Burik
zu laden, und man ist froh, mit ihnen fich aus diesem Ge-
räusch drängen und in der Entfernung über den billigsten
Preis handeln zu können.
Die Population von Kairo ist aus mannigfaltigen Be-
fandtheilen zusammengesetzt. Araber, Türken, Mammelu-
ken, Berber, Neger, Juden, Kopten, Griechen, Armenier
und Franken wohnen hier unter einander, und der temporäre
Aufenthalt der Beduinen und der Bewohner aus dem In-
nern von Afrika und Asien erhöhen das bunte Gemisch. Die
Zahl der Franken ist im Verhältniß zu den übrigen sehr ge-
ring, und auch diese ist erst seit einigen Jahren fo fehr ge-
wachsen. Man zählt deren in Kairo 15oo, meist Ita-
liener, Kaufleute und Fabrikanten. Unglückliche Specula-
tionen haben die meisten um ihren Credit gebracht, und die
Tyrannei des Pascha um ihren Geschäftskreis. Sie wohnen
in einem Quartier Dfchame a genannt, genießen einer un-
beschränkten Freiheit, und find hier mehr geachtet als in ir-
gend einer andern Provinz des türkischen Reichs. Es find
hier zwei lateinische Klöster, jedes mit einer schlecht gebauten
kleinen Kirche. Das größere di terra santa unter franzö-
fischer Protection steht wie das zu Alexandrien und Ro-
fette mit denen in Palästina, Syrien und Cypern in Ver-
bindung unter dem Superior zu Jerusalem. Das kleinere
der Propaganda unter östereichischer Protection hängt unmit-
– 107 –
telbar von der Congregatio de propaganda fide zu Rom ab,
wie die Klöster Achmim (-5-), Tachta (UH-1-)
Dfherdscha (-:-) Ferfut (-/-) und Naka-
deh (60-K-) in Oberegypten, und die nun verlaffenen
Fajum (»---) und Santa (URL). Zu Kairo
sind in jedem zwei, in den übrigen aber nur Ein Priester,
und in Rosette und Damiat vertreten aus Mangel an
Franziskanern ihre Stelle Maroniten. In der Kirche des
größern haben zugleich die Maroniten und katholischen Sy-
rer, in der des kleinern die katholischen Griechen, Arme-
nier und Kopten ihren Gottesdienst. Jeder dieser Gemein-
den steht ein General-Vicar vor, und denen der ersteren ein
Bischof auf dem Berge Libanon. Die Kopten wollten vor
einigen Jahren auf die Verwendung des frommen, reichen
und fehr angesehenen Moallem Galli, eines Ministers
des Pascha, den sehr würdigen Generalvikar Mathias
Rafchit zum Bischoffe weihen laffen, und hatten dies Recht
für große Summen erkauft. Aber die boshaften Schisma-
tiker wußten, das ihnen feit Jahrhunderten vom Großsultan
zugesicherte Recht, als herrschende Kirche keinen katholischen
Bischof dulden zu dürfen, durch Bezahlung noch größerer
Summen an den Pascha zu behaupten, und ließen den from-
men Greis, als er im Begriff war in Damiette nach dem
Libanon wegen der Consecration fich einzuschiffen, so fehr
prügeln, daß er durch mehrere Monate krank, seitdem men-
fchenscheu wurde, und viel von feinen trefflichen Anlagen
verlor. Seitdem kam der bei dieser Gelegenheit sehr gemiß-
handelte Moallem Galli wieder in Gunst beim Pascha, und
als der Bischof von Babylon Pietro Couperi aus Frank-
reich auf der Reise in feine Diözes nach Bagdad, auch
– 108 –
Kairo besuchte, fo, fehlte es nur an einem würdigen von
Rom approbierten Priester, denn der Pascha hatte jetzt als
Autokrat aus Rücksicht für die Anwesenheit des französischen
Großen die Erlaubnis dazu gegeben. Diese Gemeinde ist
unter den orientalischen Katholiken die stärkste, obgleich fie
von den schismatischen Kopten immer am meisten verfolgt
wurde. Handelsintereffe und Verfolgungen in Syrien ha-
ben die übrigen herbeigezogen. Die Armenier sind Kaufleute
und fie waren nie zahlreich. Die Zahl der Griechen foll fich
in Kairo auf 3ooo, in Alexandrien auf 1oo, in Damiat
und Rofette auf 8o belaufen; der Patriarch von Alexan-
drien hat hier in der Straße der Griechen in einem Kloster
(- --- --) seinen Wohnsitz: den jetzigen kraft-
und geistvollen Patriarchen Theophilus sah ich oft in
Patmos, wo er seit 3 Jahren zurückgezogen lebt.
Ihre größte und schönste Kirche ist die des heil. Mit
cola. Die der heil. Catharina im Kloster der Mönche
bes Berges Sinai ist klein aber reich, wie das Kloster, mit
dem sie in Verbindung stehen. Das Kloster des heil. Georg
in Alt-Kairo hat nur das Merkwürdige, daß es auf einem
großen schön erbauten alten Gebäude errichtet ist. Die Kir-
chensprache ist die griechische, obschon viele derselben nicht
kundig find. - -
Die ursprünglichen Bewohner Egyptens, die Kopten,
find unter dem grausamen Druck der verschiedenen Landes-
fürsten, und durch die Pest bis auf 2o, ooo Männer oder
8o, ooo Seelen geschmolzen, die Zahl ihrer Kirchen auf 1oo,
wovon 23 in Kairo mit 6 Klöstern. In Kairo wohnen fie
in einem Quartier bei einander bei der Kaletat des Patriar-
ghen, wo auch eine neue schöne Kirche sich befindet. In
- 109 -
Ale-Kairo machen sie einen großen Theil der Einwohnerzahl
aus, und haben die Klöster Elmalekat (&0,5), Et.
malat (SN-, Bannt (GL-) Mar Melina
(-->, Ebna ruis (U» --b, die aber
arm und nur von wenigen bewohnt find.
- Ihre Sitten und Gebräuche haben sie denen ihrer ty-
rannischen Unterdrücker affimilirt, mit denen sie überall zu-
sammen wohnen. Nur drei Dörfer haben sich in Oberegyp-
ten rein von ihnen erhalten. Umsonst fucht man, besonders
bei den Bewohnern von Unter- und Mittelegypten Eigen-
thümlichkeiten in religiösen und häuslichen Gewohnheiten,
Sprüchwörtern, Lebensweise oder Sprache. Seit einigen
Jahrzehnden vermißt man selbst die am Neras (Anfang des
Jahrs), am Feste Gulos (Epiphani), Chamsin d. i. zu
Ostern und im Nafin d. i. im September üblichen Familien-
feste, wo sie entfernt von der Ortschaft unter Zelten sich
den häuslichen Sorgen entzogen, die Hauswirthe mit dem
Besten ihres Vorraths ihre Angehörigen bewirtheten, den
Kindern, besonders am Gulos Zuckerrohr schenkten, und
sich den unschuldigen Freuden überließen. Die Armuth hat
ihnen die Mittel, oder die Tyrannei den Muth benommen.
Nur den 8. Tag nach einer Taufe, und die Hochzeit, wozu
die Braut nie Heurathsgut bringt, feiern fiel noch im fröhli-
chen Verein. Sie zeichnen sich durch Gutmüthigkeit und
lobenswürdige Gefälligkeit im Umgange aus. Auch grüßen
fie mit einem großen und langen Zeremoniell, indem sie be-
ständig die Hand an der Brust, in der des Andern, und an
den Kopf drücken. - - -
Es dürfte schwer feyn, eine christliche Sekte zu finden,
die so tief gesunken, oder bei der die moralische Würde des
- 1 10 -
Menschen so sehr verwischt wäre. Um sich davon einen Be-
griff zu machen, darf man nur in ihre Kirchen gehen, und
fehen, wie die Bischöfe und noch mehr die Priester mit dem
Stock in der Hand auf die gleich einer Heerde Schafe um ihn
sich drängenden Gläubigen einschlagen, die in der Kirche
keine andere Pflichten kennen, als die, maschinenmäßig eini-
ge Verbeugungen dem Priester nachzumachen.
Nach der einstimmigen Versicherung des koptischen Pa-
triarchen und vieler Mönche aus Oberegypten befinden sich
in ihren Klöstern nichts als neue Handschriften zum kirchli-
chen Gebrauch, die fie fertig lesen, aber nur mit Hülfe der
zur Seite stehenden arabischen Uebersetzung verstehen. Nur
wenige Mönche in Oberegypten verstehen das Koptische gut,
und der Patriarch wollte selbst einen gekannt haben, der es
sprach. An das Vorhandenseyn alter Handschriften in den
Klöstern glaube ich nicht, so wenig wie in das historische
und paläographische Intereffe der an ihren Kirchen befindli-
chen Inschriften. Die letzten find alle neu oder renoviert,
und enthalten nichts als Doxologien in koptischer Sprache,
Sprüche aus der heil. Schrift und die Namen der darüber
schlecht in orientalischem Styl gemalten Heiligen. Ihr
Patriarch, jetzt Abga Petrus, der sich
------- ------ ------ ---------
unterschreibt, zeigte mir als das kostbarste, älteste seiner
kleinen Bibliothek ein Lectionarium mit der arabischen Ueber-
fetzung zur Seite von 1161.
Den wichtigsten Gewinn hat die koptische Literatur un-
streitig von den Ausgrabungen und den schon vorhandenen
Sammlungen, besonders der des berühmten Alterthumsfor-
schers, des vortrefflichen Herrn Drouetti zu erwarten.
- 1 1 1 -
Die letzte hat unter andern acht zum Theil vermoderte Hand-
schriften, die Bibel im faitischen Dialekte enthaltend, und
die dropla XoMouayo; im memphitischen Dialect, die wohl alle
übrigen in Europa befindlichen an Alter übertreffen dürften.
Er besitzt auch eine schöne Sammlung von Inschriften histo-
rischen Inhalts. Zu bedauern ist, daß durch Intriguen das
Nachgraben in Egypten dem, der die Kosten dazu hergiebt,
verkümmert wird. Man besticht die Araber, und diese ent-
wenden gewöhnlich die besten Stücke, die gefunden werden.
Die Juden in Afrika, die Sclaven und Zigeuner.
- Die Juden find hier so wenig einheimisch wie in andern
Ländern, wo fiel einer Ebbe und Fluth gleichen, die von den
Handelsspeculationen oder sonstiger Begünstigung bestimmt
wird. In Egypten scheint jedoch dies letzte nie der Fall ge-
wesen zu feyn. Was politische Katastrophen hier zerstörten,
wurde nie wieder geheilt, viele Dörfer, die ihnen noch vor
wenig Jahrhunderten einzig angehörten, find noch immer
verödet, viele Städte, die durch ihre Industrie im blühen-
den Zustande waren, find verfallen, und die wenigen Ueber-
bleibsel in Kairo und Alexandrien find armselig oder
Neulinge aus den Ländern der Franken. Zeugen ihres ein-
figen Wohlstandes find viele Ruinen von Synagogen, be-
sonders in Unter-Egypten, und zwei derselben sind noch jetzt
bei allen Juden in großer Verehrung wegen der Legende,
welcher zufolge die Eine eine hebräische Handschrift der B-
bel von Esdra selbst geschrieben, und die andere eine schon
vor 1ooo. Jahren auf eine übernatürliche Weise, wie die
Kapelle der Madonna zu Loretto in der Luft von Engeln da-
hin gebrachte enthält. Daß die letzte schon vor 3oo Jahren
dafelbst verehrt wurde, beweist eine Unterschrift, wonach alle
- 1 1 2 -
diejenigen, die dieses Buch anrühren, exkommuniziert sind.
Was von den orientalischen Juden überhaupt gesagt werden
muß, gilt auch von denen Egyptens. Sie find im tiefsten
Verfall, und ihre Armseligkeit hat jeden Zug von Alterthüm-
lichkeit verwischt. Nur der Haß der Talmudisten gegen die
Karaiten, deren es hier noch 2oo, in Jeruf alem 15o, in
Tiberias 80, in Damask 2oo und in Konstantinopel
15oo geben soll, und die aus ähnlichen Gründen der Be-
rücksichtigung des Forschers nichts merkwürdiges darbieten
als den eigenthümlichen Bau ihres Schädels, hat fich fort-
geerbt.
Die genaue Kenntniß der Juden in Abyffinien, deren
Daseyn von mehreren Seiten bestätigt wird, wäre nicht blos
um der Befriedigung der Neugierde willen wichtig. Auch
ein vom Fürsten von Sana zum Kaiser von Abyffinien
vor 150 Jahren geschickter Gesandter fah dieselben in die
Bergschluchten zurückgedrängt. Sie führen ein Nomaden-
leben, leben von der Viehzucht, haben den Schabes, die
Beschneidung 8 Tage nach der Geburt und nur den Penta-
teuch als Religionsbuch. Eben fo fehr dem Theismus fol-
len fich, nach den Berichten von Karawanenführern, die Ju-
den im Innern von Afrika nähern, und ihren Kohens soll
das Hebräische eben so fremd geworden feyn, wie den christ-
lichen Priestern im Orient das Griechische. Die Tradition
berichtet uns von 3 großen Juden-Karawanen, die unter
der Regierung des Königs Salomon nach Abyffinien ausge-
wandert feyen, die erste mit dem natürlichen Sohne Salo-
mons, mit der Königin Saba; von einer lebhaften Handels-
Verbindung, die zwischen beiden Reichen. Statt hatte, von
der Bekehrung Abyffiniens zur jüdischen Religion und von
einem blutigen Kriege der Juden und Christen im 5. Jahr-
– 113 –
hunderte, wodurch die erstern in Abyffinien fast gänzlich
vernichtet wurden, und nur wenige fich durch die Flucht
ins Innere von Afrika retten konten. Sey, es nun, daß
diese früher schon des Handels wegen das Innere bevölker-
ten, oder daß dies erst bei ihrer Vernichtung aus Abyffi-
nien geschah, ihre Abstammung bleibt die nämliche, und
ihr historisches Intereffe wird nur noch gesteigert. Es ist
aber zu besorgen, daß die Verachtung, die auf ihnen von
Seiten der Heiden und Mohammedaner daselbst ruht, fie in
einen eben „fo beklagenswerthem Zustand versetzt haben
dürfte, wie im übrigen Orient, oder wie uns der Zu-
fand der eben so wenig gekannten im Kaukafus, den
taurischen Gebirgen, und selbst in Jemen geschildert
wurde. - - - - -
. Noch immer ruht auf einer beträchtlichen Menge von
Menschen im Orient der Fluch, wie Thiere behandelt, und
verkauft zu werden. … Die meisten werden nach allen Theilen
des türkischen Reichs von Egypten aus verführt, und da-
hin kommen fiel alljährig mit einer Hauptkarawane, und
jetzt bei der Sicherheit der Wege auch in vielen kleinen Ka-
rawanen insgesammt alle Jahre 5ooo bis 7ooo, von Sen-
nar und Darfur. Es bekriegen die Fürsten, jener Länder
die benachbarten Stämme, und der Erfolg ist gewöhnlich,
daß einige Tausende gefangen genommen werden. ... Ein Theil
derselben wird zum Bauen des Feldes und Treiben der Ka-
meele im Lande selbst benutzt, die übrigen als Sclaven, wie
Elfenbein, Gummi, Straußfedern, Rhinozeroshörner,
Alaun c. an die dahin kommenden Karawanen durch Tausch
verkauft; die Zahl der Erbeuteten wird durch die Privat-
verkäufe von den barbarischen Eltern vermehrt. Auf der
Reise werden diese Unglücklichen schrecklich behandelt, in
H
- a 14 -
Kairo auf den dazu eigens bestimmten Sclavenmarkt ge-
bracht, zum Verkauf ausgestellt, nach Maßgabe ihrer An-
lagen, Alters, Körperstärke und Schönheit mit 80 bis 20
Thir. bezahlt. Ich bemerkte daselbst, daß die Frauenzim-
mer, die gewöhnlich mehr als 3 Theile ausmachen, ihre Rei-
ze besonders durch schönes Flechten ihrer Haare durch Haar-
zöpfe zu erhöhen suchen. Man benutzt fiel in der Hauswirth-
fchaft zur Bedienung, aber das Abrichten ist fehr schwer,
Ihr Loos ist bei den Türken gewöhnlich leidlicher als bei
den Franken, aber fehr verschieden von dem, was fie, in
America haben. Sie werden als Diener des Hauses, und
oft auch, wenn sie fich gut aufführen und Anlagen zeigen,
als Glieder und Freunde betrachtet. Bei den Franken
ist ihr Befiz gewöhnlich mit Verlust verbunden, da fiel mehr
Freiheit haben, und die Sclavinnen in kurzer Zeit schwan-
ger, die Sclaven aber Taugenichtse und Diebe werden.
Auch sind sie für die Pest mehr als andere Menschen em-
pfänglich, wie viele Beobachtungen bestätigen, und unter
goooo Menschen, die seit wenig Jahren in Kair oftar-
ben, befanden sich 14 000 Sclaven. Ueber ihr Vaterland
und Sprache ist es schwer, und gewöhnlich unmöglich, von
ihnen etwas zu erfahren, da sie als Kinder demselben ent-
wendet worden sind, und daher gewöhnlich selbst keine Idee
davon haben. Da über die verschiedenen mohammedanischen
Völker Volnay und andere sehr gut geschrieben haben, so
schließe ich diese Nachricht mit einer Anmerkung über die
Zigeuner. Sie heißen hier Tatar oder Aghar --- oder
. Ihre Gebräuche stimmen mit denen überein, wel-
che ihnen bei uns eigen find. Ihre Todten begraben fie
im Geheimen. Auch hier beschäftigen sie sich mit Deuterey,
Vorhersagen künftiger Dinge, Säulenspringen und allerley
A
– ha6 -
Gaukelspielen. Man hält fiel für Theisten, und aus dem
Innern von Aflen entsproffen - und ihr acht
''. - - - L. - - - - - - - - -
Fetzen über Abyffinien, Wörter aus der Semin
- - -
Sprache, und Wörter aus einer um Darfur üblichen
- 3. bu - - - - - Sprache. - - - - - - - -
ni Nach Kairo und Jerusalem kommen Bewohner
aus verschiedenen Theilen von Afrika und Asien, von
denen ich viele Notizen gesammelt habe. Einige find
hier nicht aufgenommen worden, weil sie von andern beffer
mitgeheilt worden find. Ueber Abyffinien, welches im
mer der Lieblingsgegenstand meiner Reiseplane war, hörte
ich allerley Wahres und Unwahres. Sehr zu bedauern ist
der frühe Tod des Begleiters vom Hrn. Generalkonsul
Salt auf seiner Reise in Abyffinien. Er blieb daselbst
durch 8 Jahre, und die Verhältniffe, in denen er gelebt
hat, laffen vermuthen, daß seine Kenntniffe des Landes sehr
ausgebreitet waren. Daß der Weg von Egypten bis das
hin zu Lande höchst beschwerlich fey, ist kein Zweifel, und
man zieht immer den zu Waffer vor. "Ich lernte unter an
dern einige von Axum kennen. Sie versicherten mich, daß
sich kein mohammedanischer Staat daselbst erhalten habe,
und nur wenige Verehrer Mohammeds leben daselbst noch,
und diese leben und kleiden sich wie die Christen. Sowohl
Schoa und Mache do als auch Noari sind christliche
Staaten. Der letzte ist 5 Tagereisen vom Nil entfernt, und
die Malhas-Sprache die ihrige. Auch die Semien,
Guender, Beghemdir, Godjiam, Walkaid, Difa-
gade, Schaua, Lasta, Hendalu, Kalawad, En-
derta, Galabaden, Aunashemian, Tegrai, Awa-
nageriman, Lagomt, Adua, Axum, Akamdfarei,
H a
– 116 -
Sirie, Wafcha, Waldeba, Sauk war, Däbische-
chan, Talph ein, Talstaan, Gualagra, Matab
Baruktua, Gualmtagta, Tambein - Sprachefreden
den Völker sind christlich-
Von der Siemien - Sprache theile ich hier der Ausn
es sprachenhalber einige Wörter mit: „bswissinuatu
Wuens, der Mann:
- 1:3
Seid, das Augen - ...?
fit, das Gesicht. - - - - - - -
id, die Hand.
ikri, der Fuß.
enmafi, die Mutter.
ukett, die Schwester.
Dire, der Zahn. - -
kampkar, Mund.
Sachai, Sonne.
Sahei, Himmel.
Seabijir, Gott.
ras, der Kopf
Mogrukies, die Wange.
rachfacre, das Haar, . . .
huad, der Bauch.
Abbati, der Vater.
Wendemi, der Bruder. -
lege, der Sohn. . . .
ni, bi „zialsäss
Affad, Feuer. In und sens
mafas, Luft. ist dieses
Waha, Waffer, mit - sie
Sabo, kleiner Baum. äss
Gota, Pflanze.
birr, Geld. - L: Litt
arghe, junges Mädchen
tennisch, klein.“ nn
tukur, schwarz. - 1:5. - -
kuakibt, Sterne.“ nur F-
1elia, Nacht." """
birhan, Licht. "“
zur F. i D
schita, Wind.“ eb mit 31
beit, Haus.
ingera, Brod.
talakau, groß.
neik, kleines Mädchen, „…
Talakau Baum." - bis es
P -
- Fr 14
- - - - - - - - -
. . . . . . . . . tz
wirk O) d. - -
, Gold - - - - - - - - -
- in F -
Kirnt, Ellbogen.
dam, Blut.
atsend, Knochen.
Karaka, Mond.
fauenzey, Wein.
medri, Erde.
Sarei, Tag.
. . . " . -
baria, weiß. . . …
Kurub, nahe. - - - - - - - -
Ahifa, roth. -
ruknu, weit. - - - - - - -
- 17 –
gighoahslu, ich liebe. " . . . erlau ihr. - - - - - - - - - - - -
terribbi, ich effer - : 1 and a haulad, 3. uaf h
auwediziß du eine Formel): harat 5 ames. 6fadis 7
meitatalla, ich trinke. taba. 8 fement.gtabein. nd
moten, sterben, . . . . . . . . . asser 2o heja. udo matu,
munitauwed, sprechen. . . . . . . 2eocholat tomatu... ooo
amta, antworten. . . . . .
adrik, arbeiten. - - - - -
jaleksal, weinen, - - -„ . .“
enei ich, jiha er, enja wir,
. . . . . . . . »
fchi. 3o fel aß. 4o ar-
baa. 5o hanifa. 6o fedfa
7o fabaa. 8otemania, gos
telaa, . . . . . . .:
Ein Frauenzimmer aus der Gegend von Darfur sagte -
mit folgende Wörter ihrer Sprache:
der Mann, duonoba. . .
der Kopf tobu,
das Auge, noi.
die Wange, all. - -
das Gesicht, er. „ " ,
die Hand, donga-„ …
der Bauch, die „g -
der Fuß, urn- tut:
der Vater, jaba. . . -
die Mutter, ia. ““ “
der Bruder, huendo.
der Sohn, dineoch.“ “
Zahn, kaghi.“ - - - - - - - - -
s“ - -
Handfläche, tawa-
obere Handfläche, tauringwa.
Sonne, dschurle,
Mond, rual.
* alt, iato.
- "ir
Erde, lichura.
Sterne, unina. - - - - - - -
Tag, elel. - - - - - -
Nacht, kenian. - 3
Feuer und Licht, otu.
Luft und Wind, doulu. as a
Waffer, koro. „ . . . “ zu
Baum, kurum. - - - - - -
Haus, ton. aus
Brod, kan. - - - - - 44
Geld, torne. - - . . . . . . .“
jung, quenuhn. - - - - - -
junges Mädchen, quetin. ---
. . . . . . . . . : 3
groß, duobei. - - - - -
kleines Mädchen, nama.- - - -
gelb, kred. - - - - - - - - -
schwarz, liko. . . . - -
als 3
1 18 -
Färbe, gesät st: wir, quaróuaid all dies in
weiß, fata. It - i ihr, bi. :
roth, fuka. . . . . . . .
. . . . . .
nahe, nonda.
weit, kara. . . . . . . . .
ich liebe, jiredemphi, 1 :
ihr liebet, iri denno. - -
ich effe, kanakil kam. : "
du ißt, kaljam. - :
er ißt, daffelbe- - -
wir effen, chonakam.
ich trinkt, koroniaban.
ich wohne, ton.
ferben, albewai.
fprechen, Sonaberzi.
antworten, alganeghi.
arbeiten, kadscharoba.
weinen, alkaum.
du, ka, ,
fie, lakija.
-
nein, dewi. - - - - - - - - -
dein, dini. . . fal
unser, koanghi. " : "
euer, dhain. - "ni
ihr, queenghi. " ***
1. and. - -
2. AU. . . . . . . . dn
3. ü.
4. onal. - - - -
5. oos. - - - - -
6 sendik. . . - -
7. saba.
8.taman (rei). - - - - - - -
9.teffaa (rei). - - - - - -
10. woie. gilt
1ooo. Woinoagl. - - - - -
- " - -
- -
noo. woino. -
Die Bibliotheken in Kairo, Unterrichts- und philan-
chropische Anstalten. Uber die Vermächtnisse der M-
- - - -
scheen. Das Gebet der beiden Beiram.
" . . ."
1 : 1 : "
Unter den Bibliotheken in Kairo dürfte die des Mach-
med Ali Pascha bald eine ehrenvolle Rolle einnehmen. Mit
der schönen arabischer Handschriften-Sammlung fuchter
eine Menge arabischer Uebersetzungen von französischen und
italienischen Werken mathematischen und physikalischen In-
halts in Verbindung zu setzen, und den Unterricht einiger
auserwählten Mammclucken auf europäische Weise. Die
Handbibliothek des Hrn. Affelin, eines französischen Ge-
lehrten in Kairo, enthält viele feltne Handschriften. Aber
weder die beiden lateinischen, noch die beiden griechischen
Klosterbibliotheken (die des Patriarchen und des Berges Si-
nai) enthalten Handschriften von literärischem Intereffe, da
sie immer am meisten den Plünderungen ausgesetzt waren.
Die größte Ausbeute für arabische Literatur ließe sich in
den Bibliotheken einiger Scheiks machen. Ihre Schätze,
und die Leichtigkeit, Abschriften zu erhalten, werden Kairo
immer für den Freund der arabischen Litteratur wichtig ma-
chen. Das Darlelhekmet (&L=30) jetzt Dfcha-
mea Elazhar ( jW) genannt, mit einer bedeutenden
Bibliothek, welches nach Macrizi im Jahre 395 am zwei-
ten Dfchaumadi errichtet wurde, ist eine der größten Un-
terrichtsanstalten im ottomannischen Reiche. Es ist ein sehr
großes Gebäude mit vielen Säulengängen, worin die Lehr-
linge bis 2,0oo an der Zahl, in mehr als 150 verschiedenen
Parteien sitzend, im Lesen, Schreiben, der Grammatik,
dem Koran und der Rechtswissenschaft Unterricht erhalten.
Für den Christen ist nicht nur die Bibliothek, sondern auch
die Schule unzugänglich. Ich wurde meiner Neugierde hal-
ber, zweimal mit Lebensstrafe von Scheiks bedroht. Es be-
finden sich unter diesen viele sehr unterrichtete, die mir auch
viele meiner Zweifel lösten. Ueber die Vermächtniffe an die
Moscheen bemerkten fiel mir folgendes: Stirbt ein reicher
Mann mit oder ohne Erben, und hat er etwas an eine
Dschamea für Reparatur, Licht, Teppiche und Bestreitung an-
derer Bedürfniffe in seinem Testamente vermacht, so überläßt
er das Geld irgend einer hochgeehrten Person, einem Scheik,
Imam, oder reichen Kaufmann. Dieser bringt es in Si-
cherheit, indem er dafür liegende Gründe, Häuser, Aecker c.
- 1 2 O -
kauft. Der jetzige Pascha hat viele durch solche Legate sehr reich
gewordene Moscheen des größten Theils ihrer Güter be-
raubt, dem ungeachtet befinden sich in Kairo noch viele
sehr gut dotierte. Nach ihrer Versicherung fey die Meinung
über den Ort, wo das Gebet der beiden Beirams gehalten
werden soll, nicht getheilt. Nur wenn man in Mekka fich
befindet, muß man sie auf dem freien Felde auf dem Dfche-
bel Arap hat, sonst immer in der Moschee verrichten.
Für die Medicin ist ein aus 12 Aerzten bestehendes Colle-
gium, das in schwierigen Fällen consultiert wird. Die hiesi-
gen hochgepriesenen Gelehrten in der Korans-Wiffenschaft
beschränken sich auf das Reproduzieren verdrüßlicher unnütz-
zer Sachen.
Im Narrenhause fand ich 15 Unglückliche an Ketten,
ieder in einem engen Stübchen eingeschloffen. Sie scheinen
so vernachlässigt, daß sie darin zu Narren werden müßten,
wenn fiel es noch nicht wären.
- -
-
- - - -
Im nämlichen Zustande befindet sich das Spital, das
mit diesem in Verbindung steht. Von der zweckmäßigen
Einrichtung philanthropischer Anstalten hat der Orientale
keine Idee, der Kranke bleibt fast ganz sich selbst überlaffen.
Ueber die vorzüglichsten Moscheen, den Brunnen Ja-
fufs, den im schönen sarazenischen Style erbauten Saal,
Saladins, über Memphis, die Pyramiden und Alter-
thümer Egyptens ist schon so viel gesprochen worden, daß
ich diesen Gegenstand übergehe, sº der meine Bemerkungen
mir für andere schickliche Gelegenheit vorbehalte.
Beschreibung der Gegend zwischen Kairo und Gaza.
Die Reise von Kairo nach Jerusalem macht man
am bequemsten zu Wasser, indem man von Kairo auf dem
Nil nach Damiat, und von da nach Jaffa führt. Aber
wegen Seltenheit der Gelegenheit von Damiat aus zieht
man den Weg zu Lande, fey es über Belbeis und Arisch,
oder über Suez vor. Der letzte über Halil ist der kürze-
fe, aber der unbequemste wegen der Wüste zwischen Suez
und Halil, die man zu durchgehen hat, und wo man nur
das kleine Dorf Saharije, 4 Stunden vor Halil, durch
6 Tage weder Brunnen noch Zisternen antrifft, und auch in
Suez nur fchlechtes falziges Waffer auf die Reife erhält.
Man zieht es daher vor, von Suez aus über Chanus
nach Gaza einzulenken. Wir wählten den interessantesten
Weg über Belbeis, Arif.ch und Gaza, und machten die
ersten Nachtquartiere in den Dörfern, Halke 4 Stunden,
Belbis 11 Stunden, Karein 18 Stunden, Salhijen,
28 Stunden, und die folgenden in den Vadds Karta r
32 Stunden, Aras 39 Stunden, Bewas mir 46 Stun-
den, Lebradfch 51 St., Me faid 62 St., Scheik
Souid 72 St., und Gaza 79 St. von Kairo. Man
geht von Kairo ofofnördlich, und fieht nach - Stunde
Mataria (8. ), wo der berühmte Sikomor an dem
Orte steht, wo die heil. Familie ausgeruht haben soll! –
und in dessen Nähe die Lage des ehemaligen Heliopolis,
ein Obelisk und viele Sarkophagen sich befinden. Man
bemerkt hier den Contrast einer der fruchtbarsten Ebenen der
Welt, und der Wüste. Links sieht man die schönsten Klee-
und Saatfelder, Palmenwälder, überall die üppigste Vege-
tation, rechts nichts als nackte Hügelketten, von Kalkstein
gebildet, die sich bis ins Unendliche verzweigen. Hinter
Matarijeh sieht man Elfeleh und Charijet Sur,
3 Stunden von Kairo liegt links von der Straße, die hier
auf Dämmen geht, und Halke, 4 Stunden von Kairo,
- U-21- -
ist das größte der Dörfer, die man bisher gesehen. Hinter
diesem sieht man Abuazabal, Menier, viele andere
Dörfer in einer sehr malerischen Gegend, und vor Billbeis
einer Stadt das kleine Dorf Zerbie. - - - - - - - -
Auf dem Wege von Belbeis nach Karain befindet
man sich fast immer zwischen Gärten und sieht ein Dorf am
andern, unter denen Temat, Asnik eh und Redfchile
die vorzüglichten find. Weniger bevölkert ist die Gegend 4
Stunden hinter Karein zwischen Chatara und Salehij,
wo fruchtbare Flecken, selbst Palmenwälder, die jedoch mit
der alljährlichen von den Kanälen des Nils befruchteten
Ebene in Verbindung stehen, mit unfruchtbaren Sandwüsten
abwechseln, die von einer kahlen Bergkette in der Ferne be-
grenzt wird. - ", ärg
Die Gegend hinter Salehije ist nur von Beduinen
bisweilen besucht. Nach 2 Stunden kommt man in das Thal
Kantar mit salzigem Boden, das von 2 bisweilen parallel
laufenden Hügelketten gebildet wird, und in welchem einige
Salzseen gleiches Namens und der Brunnen Abuat akaleh
mit gutem Wasser sich befinden. Verläßt man dieses 8 Stun
den lange Thal, so wird der Boden sandig und fast ganz
„unfruchtbar. Links einige Stunden von unserm Wege find
die Brunnen Abu aaruf und Elabd.
Der Brunnen Aras ist 5 Stunden vom Vadi Kartar
in einer sandigen zum Reifen sehr beschwerlichen Gegend voller
Sandberge, in denen 2 Stunden nordnordöstlich das Vadi
Abu alme im links - Stunde vom Wege mit sehr vielen
Dattelbäumen sich befindet. 7 Stunden von Aras ist der
Brunnen Katijeh, in dessen Nähe besonders an der nord-
westlichen Seite, sind eine Menge Palmenbäume und die
– 125 -
Ruinen eines Dorfes, das, nach der Versicherung der Aral-
ber, von Juden bewohnt gewesen sein sollen die mit
3 : 4 Stunden von diesem ist der Brunnen Bewas mir.
1 Stunde vor Katijeh schon ist die Gegend weniger fandig,
weniger bergig und fehr pflanzenreich. Dies gilt von der
ganzen Gegend, die man in der Folge durchstreicht.
- - - „Man befindet sich 2 Stunden östlicher in der Nähe des
Brunnens Om da wanir und nach einer Stunde in der
Nähe des Brunnens Lulijeh. Nach 4 Stunde sieht man
den Brunnen Dscheradel mit salzigem Wasser. In der
Gegend 2 Stunden östlich soll sich der Brunnen Lebredfch
befinden. Bis in dessen Nähe drangen die Fluchen des
Meeres, als sie vor zwei Jahren eine mehrere Di Meilen
große Ebene überschwemmten. Der Brunnen Abu dfchill-
ban ist 6 Stunden, und der Brunnen Mefaid 1 Stunde
vor Arisch in einem fruchtbaren Thale. Arisch liegt in
einer sehr fruchtbaren Gegend in der Nähe von den 5 Brun-
nen Kas, Schaduf, Zadul, Bigal und Abufagali
und Stunde vom Meere. - . . .
- - Hinter Arifch ist die Grenze Egyptens und Syriens,
und man sieht durch 2 Stunden nach allen Seiten hin eine
unebne Gegend voll weidender Viehherden, und dann in
einer großen Ebene schöne Saatfelder. Nach 5 Stunden
fieht man ein großes 1 Stunde langes und # Stunde breites
Netrifeld, wobei mehrere Brunnen find, die von der Kapelle
den Namen Sawid erhalten haben. 3 Stunden östlich fieht
man die Ueberbleibsel der Stadt Rafa und eine sehr große,
tiefe Zisterne gleiches Namens. Die Gegend wird bergig
und hinter denselben am Fuße der Berge ist Chanus, das
erste Dorf Syriens. In dessen Nähe auf einem Berge ist
ein anderes Dorf Beni Ismaileh, 2 Stunden östlich am
- 124 -
Meere das große Dorf Dirbelach mit einem großen Palm-
baumwalde, und 2 Stunden weiter ist Gaza. Von Arifch
bis Gaga ist die Gegend niedrig und ganz eben bis zur
Entfernung von 4 Stunden vom Meere. Dort ist eine Ph
dachung, und die Gegend wird bergig, inrich T
bald" befindet man sich in der Wüste. Die fe
Beschaffenheit der Gegend von Kairo bis Sa d
mit der des übrigen Egyptens die nämliche. In
Kantara ist die Salfola und Salicornia vorherr,
schend, die Salzseen find mit viel Wasservögeln bevölkert
Pelikane hatten sich bis ins Vadi Aras verirrt, und in
der verödeten Gegend zwischen Aras und ' fieht,
man die Pflanzen Aadar, Behaudfch, Atel, Kates,
Wafa, Ratem und Adfchrem am häufigsten. „Die
fruchtbaren Flecken von Abu alma im und Hazache rbe
enthalten fast nichts als Palmbäume. Am “
größten ist die Vegetation 4 Stunde vor Katijeh, nd an
der östlichen Seite des Brunnens selbst. Der Boden scheint
fast eben so fruchtbar wie bei Arifch und Chanus, ß,
das Vadi Mefeid noch vor kurzem mit vielen Palmen und
Gärten ausgeschmückt war, beweisen die ueberbleibsel. –
Von Säugthieren sah ich nur Eber, Hasen und Schakals,
die hier nach der Aussage der Einwohner, in große k
vorhanden seyn sollen. Was von der Fruchtbarkei dieser
ganzen Gegend, besonders von Arisch bis Gaza gesagt:
worden, gilt nur bis zur Entfernung von 6 bis 8 Stunden
vom Meere. Dann tritt die Wüste ein, welche von den al-
ten Ethan und Sur, südlich von Arisch und Chanus“
aber Charan genannt wurde. Kalksteine und Sand find die
Bestandtheile der Berge und Ebenen, die mit einander bis
#
r
-
an's rothe Meer abwechseln. - - - - -
- - ".
-.… 125 –
Ueberreste von den ehemaligen Bewohnern der beschrie
siebenen Gegend. Ihre jetzigen Bewohner in
"Die ganze Gegend steig antiquarisches Inter
# zf ###################### ä
tärä Bärbären verwischt wi rden. In Karein, mitten in
Hilfe ist man flirt ein großes Stück Granitstein mit all
Figuren. Bis die Ruinen beim Bir Karich,
- läßt sich aus ihrem gegenwärtigen Zustande nicht
entscheiden, doch bleibt es wahrscheinlich, daß in ihrer Rä-
he die ehemalige Stadt Cheres war.
"Drei Stunden östlich vom Vadi Lebredsch sind Rui,
nen von einem arabischen Dorf Hauf Bazar mit einer
noch jetzt verehrten Moschee, 2 Stunden östlicher ueber-
bleibsel eines andern Dorfes Elaitwegenas, und am
Meere viele Mauerstücke und alte Zisternen, die aber nach
der Beschreibung der Araber sehr zerstört sind.
"Von Rhinocorura jetzt Arisch ist keine Spur mehr.
"Eine Stunde hinter Arifch, 1 Stunde vom Meer,
3-G- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
auf einer Erhöhung soll sonst ein großes arabisches Dorf
Mältät gewesen sein. Die Spuren davon beschränken sich
auf die Ruinen einer Wafferleitung. – Im Vadi Rafa,
12 Stunden von Arisch sieht man links von der Straße
zwei hohe aufrecht stehende Säulen von schwarzem Granit,
und 300 Schritte davon eine weite tiefe Zisterne, die mit
Marmor- und Granitsäulen ausgebessert ist. Diese un-
bedeutenden Ueberreste haben sich von dieser schönen christli-
chen Stadt erhalten, deren ehemaliger Glanz sich im Anden-
ken der hiesigen Araber noch erhalten hat. -
Eben so gelang es der Hand der Barbaren, die ueber-
reste im Chanus, und besonders die sonst bedeutenden in
Dir Belach zu vernichten. 1 Stunde vor Gaza sieht
M
P
– 126 -
man die Ueberreste einer Brücke, die sehr fest und hochge-
baut war, und aus den Römerzeiten feyn mag. Sie führt
über den Dschifer Gaza, der aus dem Gebirge kommt,
fich 1 Stunde von hier ins Meer ergießt, aber gewöhnlich
öhne Waffer ist. - - - - - - - - in
Die jetzigen Bewohner der öden Gegend von Vadi
Kantara bis Arisch find Beduinen, die dem Pascha von
Egypten tributpflichtig sind, und sich von denen des Mareo-
tischen Gebiets wenig unterscheiden. Sie find aber sehr
spärlich. Ich sah in der ganzen Gegend nur ein Lager im
Vadi Kantarah. Nach Abula mam, Harudschrift
und Kati je follen fiel nur selten kommen. Arifch hat 3oo
Chanjunes, über 1ooo Einwohner. Beide Ortschaften find
befestigt als Grenzfestungen, die erste durch die Schlacht
zur Zeit der französischen Invasion berühmt. Sie sind wohl
habend durch den Handel, welchen sie zwischen Egypten und
Syrien treiben, ihre Bewohner besonders reich an Kamee-
len, beide fordern von den vorüberziehenden Christen und
Juden den Ghafar, einen Tribut, welchen der Mohammeda-
ner von den Ungläubigen, besonders an gewissen Orten for-
dern zu können sich berechtigt glaubt. - - - - - -
- Zwischen Arif.ch und Chanjun es, einer fruchtbaren
und kultivierten Gegend, wohnen nur Beduinen, die aber
wohlhabender zu feyn scheinen und sich mehr dem Dorfleben
nähern. Man fieht in dieser Gegend häufig, besonders am
östlichen Ende des erwähnten Netrifeldes eine Menge Grab-
mäler, die eben so fest gemauert find wie die der Städtebes
wohner. So räuberisch die Einwohner von Chanus find,
so gutmüthig follen die von Dir belachfeyn. Sie empfan-
gen die Mohammedaner und Christen sehr gastfreundlich und
geben ihnen auf's wenigste von ihrem Dattelvorrath, der
- 27 -
alljährlich sehr groß ist, und nach Syrien verführt wird.
Daher ziehen viele Karawanen am Meeresufer hin, und
diese Nebenstraße ist nun besuchter als die über Chanus,
bilt: Die Religion sowohl der Beduinen als der Dorfbewoh
ner ist die mohammedanische. An der Spitze jedes Dorfes
und jedes Lagers steht ein Scheik, defen Handlungsweise
durch das Gutachten der Aeltesten bestimmt wird. . . . .“
- Die Bewohner hinter Arifch bis Gaza find dem Pa-
scha von Acri und zunächst deffen Mut allem in Gaza tri-
butpflichtig, von Egypten bis Arisch dem Machmed Ali.
Seit dem Feldzuge defelben nach Mekka gegen die Wehabi-
ten find es auch ein Theil der Beduinen am östlichen rothen
Meer, und Arabien, und an die Stelle der kühnen räuberi-
fchen Horden find armselige schwache Beduinen getreten.
Bemerkungen über die natürliche Beschaffenheit von Pa-
- - € - - - s P
„ „lästina und einem Theile von Syrien. - - >
Die Kette von Bergen, welche ganz Syrien durchschnei-
det, verlängert sich auch in mehreren Aefen und Verzwei-
gungen nach Palästina, die fich nach Osten und Süden in
der Wüste Arabiens verlieren, nördlich mit dem Mittelpunk-
te dem Libanon in Verbindung stehen, vom Jordan, dem
See Haule, dem galiläischen und todten Meere getheilt,
westlich von der Ebene zwischen Gaza und Tantura be-
grenzt werden, bei Atlid, Kaifa und 4 Stunden nördlich
von Acri mit dem Berge Dir Adfchen (in der Richtung
von Süden nach Norden), mit dem Karmel (in der Richtung
von Osten nach Westen) und mit dem Rafel mefcherfi
(Scala Tyriorum) bis ans Mittelmeer hervorstehen. Von
der Nähe großer Städte werden fiel von den Landesbewoh-
mern Dfchebal, Halil, Kuddes, Nabolus, Sail
- 128 - ---
Akka genannt. Sie schließen viele tiefe Thäler nach allen
Richtungen ein, und haben die mannigfaltigste Form, Rich-
tung und Höhe. In Judäa find die meisten kegelförmig
zugespitzt, in Sgmaria flach und länglich, dort steil, hier
schräg, hier höher, dort niedriger, hier mit Erde bedeckt,
dort nackt. Hier find der große und kleine Hermon und der
Tabor die höchsten. Der Berg Nuris 1 Stunde füdlich
vom kleinen Hermon hat keine so regelmäßige Gestalt wie
dieser. Dieser ist rund und nur gegen Osten fchließt er in
einigen kleinen Bergen. Jener ist nordwärts feil und zum
Theil auch östlich, südlich schließen sich an ihn einige kleine
Berge. In Samaria ist der Franzosen-Berg (Dfchebel
fer dis) der höchste, um Bethlehem find der Dschebel
Kerkifeh und Taam reh die bekanntesten, um Jerufa-
lem westlich Tal Emmo faber, Ardh Semar, nordöst-
lich Sur und Sion, und in Samaria der Gariz im
Ebal Silo und die Gebirge Ephraim die berühmtesten.
In Galiläa sind die Thäler breit und lang, verzweigen sich
in viele eben solche Aeste und sind sehr fruchtbar, dort eng,
trocken, voll Höhlen, und in der Nähe des todten Meeres
fast ohne alle Vegetation. Sie bestehen wie der Libanon
aus Kalkstein, der fehr hart ist und nicht blos zu Mauer-
feinen, sondern auch zu Kolonnen benutzt wird. Ich sah
deren viele bei den Ruinen des alten Dorfes Saide. Daß
fich hie und da auch Muschelkalkstein befinde, läßt sich aus den
davon verfertigten Trögen vermuthen, die ich bei Saida
fah. Versteinerungen von Pflanzen, Oliven und anderen
Früchten findet man im Kesrwan und auf dem Karmel in
dem Raume einer halben L] Meile (Garten der Mutter Got-
tes genannt), aber in geringer Zahl seitdem fie so fehr ge-
fucht werden. In der Nähe des Grabes der Rahel bei
– 129 –
Bethlehem findet man eine Menge Steinchen von der
Größe der Erbsen, und ihnen ganz ähnlich, daher der Ort
Dfcher um el homes, Erbsenfeld genannt wird. An
beide Orte knüpft der Volksglaube Wunder, durch welche
die heil. Familie als Strafe der eigennützigen Eigenthümer
alle in jenen Gärten und diesen Feldern vorhandenen Früchte
in folche Steine verwandelte. - - -
Am todten Meere, besonders am südwestlichen Ufer,
findet man den Asphalt, der durch das Reiben oder Halten
ans Feuer einen fehweflichen Geruch hervorbringt, wie das
Pech brennt, und von den Einwohnern Jerusalems zu
Kreutzen, Rosenkränzen u. f. w. benutzt wird. -
Von Metallminen haben die Einwohner keine Idee,
doch ist es nicht unwahrscheinlich, daß deren hie und da,
besonders in Samaria und Galiläa, verborgen feyn
mögen. Im Antilibanon und im Keffer wan ist das
Eisen in großer Menge.
Am Meeresufer fieht man viele grünliche glasähnliche
Steine einzeln, mit einer Kruste überzogen, oder mit Kalk-
fein verwachsen, und von einer außerordentlichen Festigkeit.
Ich sah eine große Menge bei den Ruinen von Apollonia.
Vielleicht waren sie es, die die Erfindung des Glases ver-
anlaßten. – Um fich zu überzeugen, wie reich Palästi-
na an Salpeter fey, darf man nur in Höhlen gehen. Ich
fand die Wände der Höhlen im Garten von Gethfemane
und anderer Orte damit angefüllt. Das todte Meer und
der Boden um daffelbe an der nördlichen und südlichen Seite
bis zur Entfernung von Einer Stunde enthält viel Netri,
und die große darin befindliche Menge mag es sein, die dem
Waffer einen so scharfen Geschmack giebt.–
I
- 13o -
Im Thale des Jordans und ums todte Meer find noch
Spuren von Vulkanen. Wir fahen in den Bergen in der
Nähe vom todten Meere viele gelbe Steine, worin Schwe-
fel ist, auch Asche bis zu einer großen Entfernung, und
Bimstein im Dfchefer Askalon. Schwefelquellen find
- Stunden südlich von Tiberias und Hammi. - Bey
Tiberias quillt das Waffer an vier Orten aus der Erde,
Einer 5 Schritte von dem andern. Das Waffer ist so heiß,
daß man den Finger nur einige Sekunden darin erleiden
kann, und hat einen schweflichen Geschmack. Die 3 Stun-
den südlicher liegenden von Hammi find minder warm,
aber häufiger von rheumatischen Kranken befucht. – Unter
den Ebenen zeichnet sich die zwischen Gaza und Tantora, dem
Mittelmeere und den Bergen Chalil, Kuddes und Rabo-
los durch Größe und Mannigfaltigkeit der Situationen aus.
Sie ist 24 Stunden lang, 5 bis 6 Stunden breit, bis 2
Stunden vor Tantora, wo fiel fich verengt. Hügel und
Hügelketten, Thäler und kleine Flüffe durchschneiden sie nach
allen Richtungen. Dicht am Meere von Gaza bis Jaffa
zieht sich eine selten unterbrochene Sandhügelkette wie ein
Damm hin, steht vor Askalon mit dem Berge in Ver-
bindung, worauf die Kapelle Nebi Junes fich befindet,
auch mit dem, worauf schon in den ältesten Zeiten ein be-
rühmter eben genannter Wohnort erbaut war. 2 Stunden
hinter Jeb ne verzweigt fiel sich in viele Aeste, die unter vie-
len Thälern auch das Valdachnin bilden. # Stunde
hinter Jaffa beginnt am Meere wieder eine Erhöhung,
zwischen ihr und der großen Bergkette ist die wegen ihrer
Fruchtbarkeit gepriesene Ebene von Sarona. Aeste, die
von ihr ausgehen, bilden bald darauf das Thal Tawachin.
Hinter Haram find an demselben meist nur hohe Sandhau-
– 131 –
fen, die kaum die Ebene vor Ueberschwemmung der andrän-
genden Fluthen schützen könnten, wenn diese nicht sehr hoch
läge. Die Gegend von Tantora und Alt lid ist uneben.
Hinter dem Berge Dir Dedfchen ist die niedrige Uferge-
gend 1 Stunde breit, wird östlich vom Dschebel Benach
und 3 Stunden nördlich vom Karmel begränzt. - - - - - - -
. . . Die Ebene zwischen dem Karmel, der Sal. Akka
und Ras elme fcherfi ist etwa 6 Stunden lang, 4 Stun-
den breit, und nur von wenigen Hügeln unterbrochen. Im
Innern des Landes ist die Ebene. Es drelon die größte,
ao Stunden lang von Südwest nach Nordost, und 8 Stun-
den breit. Man fieht darin wenig Bäume, und diese nur
um die Dörfer. Die Ebenen am Jordan und um Jericho
find minder groß und fruchtbar. -
- Der Boden ist sehr verschieden, aber nie so fett wie
bei uns. Der der Berge ist roh und steinig, der der Ebenen
leicht und sehr fruchtbar. Zwischen Gaza und Jaffa ist
er durchaus schwarzbraun, um Sur schwarz, und in Ga-
liläa röhlich, leicht und warm, daher ein zu lange liegen-
der Schnee eine ganze Ernte verdirbt. -
In Judäa ist der Boden steinig und nicht so warm,
alles wird daher später reif; aber man erstaunt, wie bey
günftiger Witterung auch in dem mager scheinenden Boden,
selbst aus den Felsenritzen hervor, fruchtreiche Bäume,
Sträucher und Pflanzen gedeihen. Das Verbeffern des
Bodens durch Düngen kennt man nicht, der Mist vertritt die
Stelle des Brennholzes. Höchstens sucht man ihn durch
Kanäle zu befeuchten, und läßt die Sommerfrüchte mit de-
nen des Winters abwechseln. Die Zubereitung ist fehr ein-
fach. Man durchwühlt den Acker mit einem Ruhrhaken,
- - J 2 . .
– 132 –
und dreht den Samen mit einem andern oder mit einem
Rechen unter die Erde. – - ist
- Palästina ist wie alle gebirgigen Länder an Gewäft
fern reich. Der Haule, tiberiadische See, der Jordan und
andere Flüffe erhalten das Waffer vom Libanon. Die übri
gen kleinen Flüffe (Dschifer) werden bei Regenwetter von
den erwähnten Bergen bewäffert, oder von Quellen, deren
verhältnißmäßig geringe Zahl schon in den frühesten Zeiten
Zisternen nöthig machte. Das interessanteste von allen Ge-
wäffern ist das todte Meer von den Landesbewohnern
Baher Ellut genannt. Schon in den ältesten Zeiten zog
es die Aufmerksamkeit der Beobachter auf sich, und es wur-
de darüber so viel gefabelt, daß es schwer wurde, das
Wahre von dem Erdichteten zu unterscheiden. Es ist rr
Meilen lang vom Norden nach Süden und 5 Meilen breit.
Rings um daffelbe find nackte Berge, die, von Anhöhen
überschaut, einen schauderhaften Anblick gewähren. Die
östlichen find höher und feiler, die westlichen zahlreicher
und düsterer. Nördlich ist die 4 Stunden breite Ebene,
welche der Joedan durchschneidet. Am Ufer ist aschgrauer
vom Salze klebriger Schlamm, Sand mit Salz und Netri
vermischt, oder Steine, die mit einer weißen salzigen Kruste
überzogen sind. Dieß letzte gilt auch von dem großen
Steinhaufen, wo Kalk, Feuerstein und Erdharz unter ein-
ander liegen, und in dessen Nähe sich ein großer Fleck mit
Pflanzen, besonders der Salola und Salicornia befindet.
Man sieht viele Baumstämme und Aeste, die der Jordan
ins Meer getrieben, und die deffen Fluthen herausgewor-
fen, durchbeißt und zum Theil schon in eine schwarze Maffe
aufgelöst haben. Auch Muscheln, Schnecken, Gesträuche
und andre Gegenstände hat der Jordan hineingebracht.
– 133 –
Man sieht aus ihrer Entfernung vom Waffer bis 30 Schritt,
wie heftig die Südostwinde sind, welche dieß Meer durch
wühlen. Andere Thiere, besonders Heuschrecken und einige
Vögel, fanden im See ihren Tod, und bedecken gleichfalls
das Ufer. In den Salzfeldern am See hatten die Einwoh-
ner Salzhaufen zusammengescharrt. Das Waffer hat einen
sehr salzigen und so stechenden Geschmack, daß man nach
Genuß desselben Mangel an Athen hat und sich übel befin-
det, … Als ich am Ufer umherwanderte, blies der Südost-
wind sehr stark, und es war mir einige Mal, als sollte ich
ersticken. Ich dachte an die kleinen Thiere, die sich hieher
verirren, und blindlings ihrem Tode entgegengehen, indem
fie vorwärts fliegen, und geschwächt taumelnd hineinfallen.
Auch die wenigen am Ufer umherkriechenden Infekten waren
fo matt, daß man ihnen den nahen Tod ansah. Große Vö-
gel aber flogen muthig um und über demselben. An dem
östlichen Ufer find Pech- und Schwefelquellen, welche von
den Landesbewohnern die Bäder Mose, David und Salo-
mo's genannt werden. Erwägt man diese und die oben er-
wähnten Erscheinungen, so kann man nicht läugnen, daß
dieser See und dessen Umgegend viel Eigenthümliches habe,
welches durch die Erzählung des heil. Schriftstellers ein-
fach und genügend erläutert wird. Mitten in diesen kahlen
Kalkbergen befand sich eine Oase mit salzigem Boden und
Salzquellen wie Siwa, aber jener an Fruchtbarkeit und
Gesundheit wegen des guten Jordan-Wassers weit überle-
gen mit einem Vulkan, dessen Eingeweide die Oase untermi-
nirten. Pech- und Schwefelquellen kamen am südöstlichen,
-Lävaströme am westlichen Theile der Oase hervor, bis der
Zorn Gottes diese Gegend traf, und ein Ungewitter die un-
terirdischen brennbaren Stoffe in Flammen setzte, die Ober-
- 134 –
fläche sich senkte, und ein Meer an die Stelle der fruchtba-
ren Gegend trat, das mit allen erwähnten Stoffen, beson-
ders aber mit Salz, getränkt ist.
ist. Der Jordan ist etwa 1o Schritte breit, läuft sehr
schnell, seine Ufer sind ganz mit Bäumen umwachsen. An
dem Orte, wo die Pilger sich badeten, bildet er eine Insel.
Kleine nur im Winter bewäfferte Flüffe find: Dfchif
fer Dir Asnid, Gaza, Az dud, Beit der as, El-
megar, Jebna, Rubin, Naher Albi Betrus,
Arfuf, Elaa direh, Zerka, Ker daneh. Einige von den
zuletzt genannten Flüffen find im Winter sehr tief, und es
vergeht selten ein Jahr, wo nicht jemand darin bei großem
Waffer ertränke. Man hält sich beim Durchwaten gewöhn-
lich dicht ans Meer.
“ Im Innern des Landes find in Galiläa der Dschiff
fer Bedoui, im Vadi gleiches Namens. In Sama-
ria: Liffani im Vadi Mufa, und Mfammade bei
Rabolos. In Judäa: Kolumia und Kedrun die
merkwürdigsten kleinen Flüffe. - - - -
Im Vadi Ali strömt selten viel Waffer zusammen.
Dieses Thal ist merkwürdig, weil durch dasselbe der Weg
nach Jerusalem führt. Es hat seinen Namen vom Stei-
gen. Im ganzen Bezirk Jaffa bedient man sich des Wor-
tes: feigen, für nach Jerusalem gehen. In demselben
sind die beiden Brunnen Ajub mit gutem Waffer. Sie sind
fast in der Mitte zwischen dem auf dem Berge gelegenen
Dorfe Elat run, und der Schlucht, wo der steinige Weg
und das Steigen anfängt. :
- Auch bei Richa ist ein Dfchifer, wo man al-
zige Ausdünstungen von dem vielen darin befindlichen Salze
bemerkt, -
– 135 –
- Bei den meisten Städten und Dörfern find Quellen,
die von der Ortschaft gewöhnlich den Namen haben. Sie
find in Thälern, die Dörfer auf Anhöhen. Es ist daher
eine wichtige Beschäftigung der Frauenzimmer, das Waffer
ins Dorf hinauf zu holen. Am Meere ist das Waffer in
den Quellen oft falzig. In Jaffa ist viel Netri darin,
und man ist genöthigt, befferes Waffer aus entfernten
Quellen durch Wafferleiter, wie in Acri, Sur und Sai-
da in die Stadt zu leiten, oder in Zisternen das Regenwasser
zu sammeln. .. - - . "
- Der Brunnen der heil. Maria im Thale Josaphat
(vielleicht sonst genannt, die Quelle Siloa) hat das Eigen-
thümliche, daß man zu gewissen Zeiten fast kein Waffer dar-
in fieht, bald aber wieder eine große Quantität. Man
wäscht sich darin, weil es eine heilbringende Kraft, beson-
ders für die Augen, haben soll. Ueber 20 Stufen führen
hinab zu derselben, und ein unterirdischer Kanal leitet es in
den Teich Silo an. Auch zu diesem führen mehrere Trep-
pen, 1o Fuß tief, hinab, er ist 20 Fuß breit und 25 Fuß
lange in -
Unweit davon ist der Nehemias-Brunnen (jetzt
Bir Ajub genannt). Er ist über 130 Fuß tief. Das dar-
in befindliche Waffer erreicht bei heftigem Regenwetter eine
solche Höhe, daß es bei der ersten Oeffnung, bisweilen
in außerordentlich nassen Wintern bei der oberen Oeffnung,
oder bei der, von welcher der obige Maßstab genommen
ist, herausströmt. Wahrscheinlich hoffte man ein beständi-
ges Quellwasser zu finden, und grub deshalb so tief, aber
umsonst. Man beförderte dadurch das Sammeln einer
größern Maffe Waffers, aber gegen das fast gänzliche Aus-
trocknen bei ungewöhnlich trockner Jahrszeit konnte man ihn
– 136 –
nicht schützen. – Auch 3oo Schritte davon in der Man-
delquelle, Ain ellu zeh, am rechten Ufer des Kedron,
quillt bei heftigem Regenwetter das Waffer an drei Stellen,
die Eine 1 Fuß von der Andern entfernt, in großer Menge
hervor. Ohne Zweifel kommt das Waffer zu diesen beiden
Duellen, von denen die Erste im Sommer wenig, die Zweite
kein Waffer hat, bei Regenwetter aus den Eingeweiden der
nahen Berge, worin es in mehrern Adern zusammenströmt,
sich in gewissen Punkten konzentriert, und dann durchbricht.
Nach meiner Meinung wären also ursprünglich an der Stel-
le, wo jetzt der Bir Ajub sich befindet, nichts weiter als
solche momentane Quellen, wie beim Ain elluz eh gewe-
sen, und diese hätten wegen der vortheilhaften Lage dieses
ungewöhnliche Werk veranlaßt und hervorgebracht. -
Diese Beobachtungen, die durch den Ain Effultan bei
Jericho und tausend andere Erscheinungen in diesen Ge-
genden bei Regenwetter erläutert und bestätigt werden
könnten, erklären zugleich auf eine fehr einfache Weise die
Entstehung der berühmten Brunnen Salomoºs, jetzt
Rafelain genannt, zwei Stunden südöstlich von Sur.
Es quillt hier das Waffer das ganze Jahr hindurch, weil
die erwähnten unterirdischen Kanäle durch das Auflösen des
Schnees auf dem Libanon, im Winter vom Regen be-
fändig mit Waffer angefüllt sind. Es quillt im Spätfrüh-
jahre in größerer Quantität, weil besonders zu dieser Zeit
der Schnee fich auflöst. – Schon in den ältesten Zeiten hat
man diese Quellen mit Mauern umgeben, um das Waffer
von einer gewissen Höhe in Kanälen und Wafferleitungen
nach Sur und andern Orten zu leiten. Ob diese dreizilin-
derförmigen Mauern, welche, Eine etwa 13 Schritt von der
Andern, diese verschiedenen Quellen einschließen, von Sa-
- 137 «-
lomo erbaut sind, wie die Tradition berichtet, ist unge-
wiß. Der Glaube an das Riesenartige der Arbeit, wornach
große unterirdische Kanäle durch mehrere Meilen, selbst un-
ter Bergen bis zum eigentlichen Gebürge Antilibanon ge-
graben werden mußten, scheint diese Sage veranlaßt zu ha-
ben. Vielleicht hat dieser berühmte Fürst aus Dankbarkeit
gegen den König Hiram für die ihm geschenkten Cedern
des Libanon einigen Theil an den großen Wafferleitungen.
Die Idee, das hervorquellende Waffer früher schon in fol-
chen Behältern zu sammeln und in die Stadt zu leiten, kann
den Phöniziern bei ihrem Culturzustande nicht entgangen
feyn. – - -
- Im Innern des Landes wird der Mangel der Quellen
durch Zisternen ersetzt. Das Waffer erhält sich darin we-
gen des vielen in der Erde befindlichen Salpeters sehr
gut. Doch hat fast jedes Dorf wenigstens eine Quelle,
deren Waffer gewöhnlich gut ist, und selbst im Süden
von Karak versehen die Quellen Sareh, Effet, El-
haudh, Elmedfabaa, Ekkafeb, Elhamam, Af
reh, Mariam, Efcheich, Elgarbi, Sara, La feh,
Schameh, Efarareh, Dalijeh, Tefach eh, Ba-
leh und Karmel, die Pilger auf der Reise nach dem Si-
nai und Mekka hinreichend mit Waffer.
Was Volney von zwei Hauptklima's in Syrien sagt,
gilt zwar weniger von Palästina, weil hier die Berge minder
hoch find. Gleichwohl hat die Nähe des Libanon auffie
einen beträchtlichen Einfluß, und wenn die Temperatur des
Sommers fast ganz die Nämliche ist am Meeresufer und in
den Bergen, so ist es doch nicht die des Winters. – Die-
fer ist in den Bergen kälter, reicher an kalten Winden, Re-
gen und bisweilen fällt auch Schnee. Im Winter 1820
– 138 –
lag er in Galiläa nur durch 4 Stunden, 188 lag er zu,
Ende Januars durch 5 Tage bis zur Höhe einer Elle, 1796
lag er auch in Judäa durch mehrere Tage so hoch, daß er
bei den meisten Häusern zur Thüre hineinkam. Die Schlo-
ßen find im Winter nicht selten. Während meines Aufent-
halts in Nazaret fielen fiel mehrere Mal sehr heftig und
waren von der Größe der Taubeneier. Man will die Be-
merkung gemacht haben, daß sie besonders in den Jahren
fallen, in welchen es nicht schneit. – Nur im November,
Dezember, Januar, Februar und März regnet es. Im O-
tober und April felten, in den übrigen Monaten nie. Das
Steigen des Waffers im Nehemias-Brunnen im Thale Jo-
faphat giebt für Judäa einen Maßstab zu allgemeinen me-
teorologischen Beobachtungen. Das Waffer kam in den Jahr
ren 1814. 1815. 1817. 1818. 1819 (3 mal) und 1821 (2
Mal) bis zum Ueberströmen herauf und im Jahre 1815 und
1821 in großer Menge. Es waren dieß nafft, aber feucht-
bare Jahre. In den Jahren 1816 und 182o merkte man
im erwähnten Brunnen kaum, daß es gewachsen fey. Das
Waffer in den Zisternen war schnell zu Ende und es erfolgten
Hungers- und Waffernoth und Krankheiten. Bei heftigem
Regen fieht man große Wolkenklumpen theils in der Luft
schweben, theils die Berge umhüllen. Den letzten geben sie
nach dem Regenwetter, oder auch nur bei umzogenem Hin-
mel durch die leichte Bewegung das Ansehen als rauchten
fie. Gewöhnlich sieht man den ganzen Sommer hindurch
nie Wolken, erst im Oktober zeigen sie sich und kommen ge-
wöhnlich von Nordwest, Nord oder Nordost. In eben die-
fen Monaten ist der Nebel oft des Morgens und des Abends
und bisweilen den ganzen Tag hindurch sehr stark, eben so
auch die Nachtthaue. Die Luft ist auf den Bergen leicht,
- 139 · –
rein und trocken, in einigen Thälern aber z. B. am Tiberias
und in der Nähe des Mittelmeeres ist fie feucht, in manchen
Gegenden z. B. bei Askalonfo ungesund, daß man sie ver-
laffen mußte. Auch in Antura und in andern Gegenden
des Kesrwan muß man sich in den Sommermonaten,
wenn man dem Fieber entgehen will, in die Berge zurück-
ziehen. Gleiche Klagen führte man in Beirut vor der An-
pflanzung des Fichtenwaldes, und führt man noch jetzt in
Acri, wo die aus den nahen Sümpfen kommende Luft
Schuld sein mag, und in Jaffa, wo im Addar und Tar-
mus das Fieber herrscht.
- Die Winde find in Palästina fast eben so periodisch wie
in Egypten. In den Wintermonaten herrschen die Nord-
west-, Nord- und Nordostwinde, die Urheber des Regens
vor. Im Februar und März bliesen fiel fast täglich heftig,
der Himmel war umzogen, die Luft naßkalt und seit Dezen-
nien hat man nicht so viel Regen gehabt, als in diesem Jah-
re. Die Hitze des Sommers lindert gewöhnlich der West-
wind auf den Bergen.
Im Sommer find nie Gewitter, aber häufig in den
Wintermonaten. Den 5. März 1821 waren deren zwei in
der Nähe von Akka bei Nordostwinde. Den 27. Februar
war bei Beirut ein sehr heftiges. Bei Nabolos war
den 15. März ein nicht minder heftiges. Zu Ende Januars
waren in Jerusalem zwei und eben so in Nazaret zu An-
fang März. Sie kommen vom Libanon mit Nordostwinde,
find selten sehr fürchterlich und richten fast nie Schaden an.
Auch Sternschnuppen bemerkt man hier wie in Egypten
häufig. Alibey erzählt: er habe bei Jerusalem ein Me-
teor von Osten nach Westen fliegen gesehen. Ein Greis in
Nazaret versicherte mich, vor ungefähr 40 Jahren eine
– 14o –
Feuerflamme bemerkt zu haben, die vom Himmel auf die
Erde fiel, zerplatzte und viel Schrecken verbreitete. - - - -
Erdbeben sind in Palästina eine höchst seltene Erschei-
nung. Vor 25 Jahren nahm man in Nazaret ein solches
wahr, das viele Sekunden gedauert haben soll. “
Palästina ist sehr reich an Productionen und selbst die
rauhen Felsenmaffen Judäa's find damit angefüllt, im
Winter mit einem schönen Grün überzogen. Von Pflanzen
fieht man die Chebizeh, Lefitel, Katef, Kezizeh, Salaka,
Merar, Lisanthaur, left, fedschel, Dschezer, Karamab,
Kerkabit, Melfufeh, Radschileh, Beitrai, Naana, besel,
. ." -
bekdunes, Scheibeh, thumeh, lubijeh, haunes, Ades, la-
nun, rihan, kersaneh, kamech, zewan, dhara, ful -
mem, rasadaktaardhi, schakeh, hemdbachsi, seien, ze-
mak, samer, betendschan, fakuk, karfasen, taklijeh, ba-
meh, melchib, mendareh am häufigsten. Sie wachsen
meist wild und viele werden zu Speisen benutzt. Sie blühen
fast alle vom Februar bis zum April. Auch an Bäumen
fehlt es nicht. Am häufigsten sieht man den Granatapfel.
Er blüht im Juli, die Früchte reifen im October. Außer
der Gattung mit süßen Früchten gibt es auch eine mit fau-
ren, die sich aber weder durch die Blüthe noch die Blätter
unterscheiden. Der Oelbaum blüht im April, man erntet
im September. Das Oel ist minder gut, weil man genöthigt
ist, die Früchte unreif abzunehmen, um sie vor Dieben zu
retten. Die Feigen blühen zu Ende Februars oder zu An-
fang des Monats März und find im Juni oder Juli reif
Den größten Palmbaumwald sieht man bei Di rbelach,
Auch um Gaza find deren viele, aber in Rama, Akka,
Jerusalem und andern Orten stehen sie spärlicher. - -
– 141 –
- Die Limun halweh, Limun hamidh und berknk find
fast nur in den Gärten Jaffa"s zu finden. Dschuz ist be-
sonders häufig in Saida. - -
„Minder häufig und nützlich als die oben genannten find
der Cherum, Endschas, Chuch, Safer Dschal Eswid, Aain
' Bertekan, Beluta, Netesch, Retem und Zaarur.
Die beträchtlichsten Waldungen sind noch auf dem Libanon,
Antilibanon und in dem 3 Meilen langen Thale um Halil.
Nicht blos an Mannigfaltigkeit der Productionen, auch an
Ueppigkeit der Vegetation übertrifft Syrien und Palästina
die meisten übrigen Provinzen des ottomanischen Reichs, so
einfach auch die Zubereitung des Bodens ist. Man fäet das
Korn im Dezember, die Gerste im Januar oder Februar und
erntet fie 14 Tage vor dem Korn, 60 Tage nach dem Säen.
– Der Coton, Tabak, die Bohnen und Linsen sind Som-
merfrüchte, die erst im März gefäet werden, nachdem der
Acker mit einem Grabeisen oder Pfluge recht locker gemacht
worden ist. Die Körner des Coton werden zuvörderst in
durchnäßter Asche oder rother Erde einige Zeit herumge-
rührt, um das schnelle Aufgehen zu befördern. Man fiet
ihn reihenweise, jätet das Unkraut sorgfältig aus und macht
die Erde mit dem Grabscheit locker. Im Juli erntet man
die Kapseln, das Stroh bleibt auf dem Felde. Wo der Bo-
den feucht ist, fäet man alle Jahre Coton, sonst nur alle 2
oder 3 Jahre. Sobald man die Baumwolle aus den Knos-
pen geschält hat, trennt man sie von dem Samen durch ei-
ne Maschine, wo zwei Zilinder, der Eine von Holz und
groß, der Andere von Eisen mittelst eines Rades in entgegen-
gesetzter Bewegung erhalten werden. Die Wolle dreht sich
durch, die Körner bleiben zurück und find ein gutes Futter
für die Ochsen. Um Jerusalem, in Galiläa und vielen an-
– 142 –
dern Orten habe ich bemerkt, daß das Getreide, wenn schon
die Aehren schoffen, zum Futter für die Pferde benutzt wird,
Sie sollen davon stark und fett werden. – Der Weinstock
wird im März beschnitten, nachdem der Boden locker ge-
macht ist. Im Mai ist die Zeit der Blüthe und im August
find die Trauben reif. Man trocknet sie gewöhnlich oder
macht vom Most ein Dekokt. Nur die Christen keltern dar-
aus Wein. An das Veredeln der Bäume ist hier nicht zu
denken. Nur die Erde um dieselben wird im Winter locker
gemacht. - - -
Unter den wilden Thieren find der Kanfes, Gazal, Ar-
meb, Chamzir, Abuelchisani am häufigsten. Die meisten
jungen Schafe und Ziegen kommen im Monat Jenner zur
Welt, die Kälber im März, die Eifel im Februar. Die
Wolle der Schafe ist grob und wird in den Städten verar-
beitet. Man mischt fiel mit Coton und macht davon die Ta-
peten und gewöhnlichen Kleider. Der Ochsen und Kühe be-
dient man sich zum Feldbau. Ihre Haut soll zum Gebrauch
nicht stark genug feyn, auch kennt man deren gewöhnliche
Zubereitung nicht. Die Hunde find am Tage außerhalb der
Stadt oft auf den Kirchhöfen und bellen die Vorübergehen-
den mit Ungestüm an. In der Nacht aber geht ein Jeder
in fein Quartier der Stadt, das er sich auf keine Weise frei-
tig machen läßt. Zeigt sich ein fremder Hund in demselben,
fo kommen die benachbarten dem Beeinträchtigten zu Hülfe,
und wehe dem Fremdlinge, wenn er nicht sogleich die Flucht
nimmt. Die Araber geben ihnen zu freffen, vermeiden aber
sorgfältig ihre Berührung. Gewöhnlich find sie unsern
Schäferhunden ähnlich. In Jericho find sie groß, dürr
und unfern Windspielen am ähnlichsten. In Syrien find
fast alle in Deutschland heimische Vögel in großer Menge,
-
- -
– 143 –
besonders die Raubvögel. Minder häufig sind die Amphi-
bien, und die Sage, daß Tiberias und Saffet einst we-
gen der zu vielen Schlangen nicht bewohnt werden konnten,
bestätigt sich jetzt nicht mehr. – Die Landesbewohner ver-
fichern einstimmig, daß der Jordan und besonders der See
Tiberias fehr fischreich fey. Im Jordan soll der Buri am
häufigsten oder fast nur dieser zu finden feyn. – Die Bie-
nenzucht wird hier wie in Egypten mit großem Vortheil be-
trieben. Dort haben sie mehr Waffer, hier mehr Blumen.
Dort machen sie mehr Wachs, hier mehr Honig. Man
sperrt die Schwärme in irdene Gefäße, wo sie im Winter
der Feuchtigkeit, im Sommer der großen Hitze ausgesetzt
find, auch in Holzkasten, aber immer find fiel ganz vernach-
läffigt. Gleichwohl follen fiel viel Honig zusammentragen
und man rühmt besonders den zu Bethlehem als weiß und
geschmackvoll. Das Wachs reicht zum Verbrauch bei wei-
tem nicht hin und die Pilger von Kurdistan und Anatolien
bringen eine große Menge nach Jerusalem. Bleiben diese
aus, so muß man das egyptische theuer bezahlen. – An
Flöhen und Läufen fehlt es den Arabern nicht. Akka und
Saffet sollen damit besonders gesegnet sein. – Unzähl-
bar find die Raupen. Man fieht sie im Februar, März und
April bei Regenwetter in großen Klumpen auf den Wiesen
unter einem Gespinst. – In der Nähe von Gaza ist das
Schibe sehr häufig. Es springt dem Menschen ins Gesicht,
frißt sich fest ein und fogleich wird er schwindlich und stirbt.
Klaut es sich an die Füße oder andere Theile des Körpers,
fo lebt er oft noch zwei Tage, stirbt aber doch, nachdem sich
allerlei Beulen am Körper gezeigt haben. –
Eine bekannte Plage von Syrien und Palästina find die
Heuschrecken. Sie kommen gewöhnlich nach einem warmen
-
- 144 –
Winter aus der Wüste Arabiens. Vor zwei Jahren zehrten
fie in Heifa, und im vorigen Jahre in Nazaret alles
Gras, selbst die Sprossen von den Bäumen und die Hülsen-
früchte auf dem Basar auf. In Jerusalem waren sie vor
3 Jahren dreimal in großer Menge. In diesem Jahre ka-
men sie dahin schon den 6. April, zwei Tage nach einem
heftigen Südwinde. Eine Einzige legt bis 1oo Eier Alle
Mittel des Verbrennens und Vergrabens hält man für ver-
geblich. Man läßt ihnen daher freien Spielraum, bis fie
von selbst weiter gehen oder vom Ostwinde, ihrem gefährlich-
ften Feinde, beim Auffliegen fortgetrieben werden. Man
reiht fiel an Faden und genießt sie getrocknet. – - -
Wegen der großen Fruchtbarkeit Palästinas find alle
Lebensmittel sehr wohlfeil. 5 Unzen Mehl kosten in Galiläa
6o Para, 1 Maß Korn 1oo Para, die Gerste 3o Para, die
Linfen 8o Para, die Bohnen 4o Para, die Oliven 4o Para,
der Wein 65 Para, der Reis 6o Para, eine Rotola Fleisch
8o Para, die Fische 6o Para, der Coton 8 Piafer (in Jaffa
1o Piaster), die Feigen 16 Para, Rosinen 16 Para, der
Meschmesch 24 Para, 1 Henne 40 Para, 1 Ei 1 Para. …
In Samaria sind diese Preise gewöhnlich etwas höher
und in Judäa am höchsten, wo die erwähnten Artikel fast
um 8 Para theurer sind als in Acri, Saida und andern
Orten des flachen Landes. – Auch hier klagt man über
den Verlust besserer Zeiten und große Theurung. Mehrere
Greise machten mir eine komparative Herzählung der Preise,
woraus sich ergibt, daß sie seit 50 Jahren um das Sechs-
fache gestiegen sind. In Jerusalem giebt man der seitdem
vermehrten Zahl der Pilger die Schuld. Sonst kamen deren
zu Ostern kaum 2oo, jetzt über 4ooo. –
– 145 –
So fruchtbar dieses Land von jeher war und noch ist, so
gleicht es doch einer Oede. Woher dies Phänomen? Vor
etwa 40 Jahren bereiste der Pascha von Damask als Der-
wisch verkleidet mit einem feiner Vertrauten die Gegend von
Jericho. Sie wurden fehr gut bewirtheit. Man brachte
ihnen sogleich allerlei Eßwaaren und in einer Schüffel Saft
von Zuckerrohr. Eine einzige Stange war hinreichend eine
ganze Schüffel mit Saft zu füllen. Der Pascha schloß von
der Fruchtbarkeit der schönen Gegend auf den Wohlstand
der Einwohner und belastete fiel mit großen Abgaben. Er
schickte alle Jahre Soldaten dahin, die den verlangten Tri-
but einziehen mußten, fiel mißhandelten und ihnen dreimal
mehr als das Vorgeschriebene auspreßten.
Die Einwohner, dieser Bedrückungen und Mißhandlun-
gen müde, flohen fast alle mit ihrer Habe in die Wüste.
Nach 40 Jahren kehrte der Pascha zurück und wunderte sich
über die Einöde und die Unfruchtbarkeit der Gegend. Statt
eines einzigen Rohrs waren zehn nöthig, um eine halbe
Schüffel zu füllen. – Er befreite die Gegend vom Tribut,
aber die Flüchtigen kehrten nicht mehr zurück, und so ist ei-
ne der schönsten Gegenden Palästina's fast zur Wüste gewor-
den. Dieß ist die Geschichte aller Provinzen des türkischen
Reichs, und die noch keine Einöde find, haben dies Loos
zu erwarten. -
Ruinen in Palästina und an der Küste von
Phönizien.
Es gibt wenig Länder, die so reich an Spuren einer
ehemaligen großen Bewohnerzahl wären: aber auch wenige,
wo sie so wenig Intereffe haben als Palästina. Die
schönsten Gebäude find von Grund aus zerstört, und nur
K
- 146 =
von gewöhnlichen Häusern find einzelne Mauerstücke stehen
geblieben. Die meisten find aus der römischen Zeit, und
fo unbedeutend, daß sie nicht einmal erwähnt zu werden
verdienten, wenn ihre obgleich sehr verstümmelten Namen
nicht für alte Geographie und Geschichte von Wichtigkeit
wären. Ich theile daher mit, so viel von mir besucht oder
mir beschrieben worden sind, in der Hoffnung, durch Aus-
füllung dieser Lücke der Wiffenschaft einen nicht unwesent-
lichen Dienst zu leisten. Die in Danvilles Charte ver-
zeichneten Dörfer Kawata, Zaka, Lebheim, find längst
fast ganz verschwunden. In Gaza find wenig Ueberreste.
Alte Gewölbe fieht man in der Stadt und vor derselben.
Auf dem Begräbnißplatze der Mohammedaner find Marmor-
feine mit sehr alten Inschriften. In Azot fieht man noch
viele alte Mauern. In Jebna find noch die Ruinen einer
Kirche, die später in eine Moschee verwandelt wurde, jetzt
aber verlaffen und zum Theil zerstört ist. Im Thale west-
lich ist eine Wafferleitung, Zisternen und Brücken. - -
- Außerdem erblickt man noch hier und da einige Stücke
von Kolonnen, aber felbst der Haufen von zerbrochenen
Ziegeln, die Ueberreste von Brücken und Gebäuden, die um
das Dorf find, wie sehr contrastieren fiel mit den elenden
Hütten der Araber, die jetzt da fehen. Im Thale Va-
dach, zwey Stunden nördlich von Jebna, find viele Ue-
berreste von alten Gebäuden. Am ganzen Meeresufer find
die Ruinen von Askalon und Kaifa rieh die beträcht-
lichten. Die Ruinen von Askalon in ihrer jetzigen Ge-
falt führen uns nicht bis in die Römerzeiten hinauf. Lady
Stanhope ließ vor zwei Jahren nachgraben, aber nur
einige Statuen aus römischer Zeit waren der Lohn für ihre
großen Unkosten, und diese zerschlug sie, um einem Vorur-
-
- 147 -
theile der Landesbewohner zu begegnen, welche glaubten,
es wären darin Schätze verborgen. Belohnender dürften
im alten Cäsaräa Nachgrabungen sein. Hier sieht man
Riefenkolonnen von Granit und Marmor, und Riesenmauern
halb vergraben, und denkt mit Wehmuth an die Vergäng-
lichkeit der Dinge. Wahrscheinlich war in diesem erhabe-
nen 4oo Schritte langen und eben fo breiten Orte der tur-
ris Stratonis, welchen Herodes nach Josephus mit ei-
nem schönen Palaste ausschmückte.
Wie überreich an Pracht Cäfa räa gewesen seyn mag,
läßt sich aber noch mehr aus den bedeutenderen Ruinen des
neuen Cäfaräa schließen. Hier fieht man außer der hohen
festen Stadtmauer und vielen Gebäuden die Kolonnen zu
Hunderten am Meeresufer über einander gemauert, oder
im Waffer neben einander liegen. In jedem dieser Ueber-
reste erkennt man die Pracht des alten Cäfa räa, deffen
Ruinen die Materialien dazu hergaben. Im vorigen Jahr-
hundert war dieß Kastell noch bewohnt. Seitdem wurden
viele Marmorsteine und Marmorsäulen nach Acri und
Jaffa zu Errichtung der Festungswerke gebracht. Auch
außerhalb der oben erwähnten Mauern nördlich am Meere
find noch viele Mauerstücke, Ueberbleibsel von einzelnen
Häusern. - - -
Eine Stunde nördlich von Gaza verdienen bemerkt zu
werden die Ruinen von Dir Asnid CAAM „so im
Vadi Abud fch. Es find Ueberreste von einem Kloster,
die über ein großes Feld zerstreut liegen. Zwei Stunden
südlich von Jaffa, eine Viertelstunde vom Meere, find
die Ruinen der hohen Brücke mit zwei Schwibbogen, Ru-
bin genannt, unter welchen der Dfchiffer Rubin fließt.
Die ungeheure Größe der Steine und die Höhe der Bogen
K 2
-e 148 -
machenfle höchst merkwürdig, und sichern ihnen einen Platz
unter den ältesten Ueberresten. Dabey find zwey Kapellen,
in welche Mohammedaner gehen, um ihr Gebet zu verrich-
ten. Bey Jaffa, am Wege nach Rama, find -diebes
deutenden Ruinen einer alten Moschee, Hedra genannt -
Dreyhundert Schritt westlich von dem jetzigen Rama,
sind die Ruinen eines großen Gebäudes, jetzt Dscham ea
Elabidh, sonst die Kirche der vierzig Martyrer genannt.
Das ganze sechshundert Schritte lange und breite Gebäude
ist von den Tempelrittern in den Zeiten der Kreuzzüge er
baut. Man sieht noch die obere und unterirdische Kirche
mit neun Pfeilern und zwei Schiffen, die unterirdischen
Wohnungen, Magazine und Zisternen, die äußern Mauern
mit den Zellen.
In spätern Zeiten machten die Araber darin drey Mo-
fcheen, wie aus den Inschriften erhellet, die größte am
nördlichen und zwey am südlichen Theile des viereckigen Ge-
bäudes, und erbauten in der Mitte zwei Kapellen für
Sanktonen. Die obere Mauer des sehr hohen Minnarets,
auf das hundert fünf und zwanzig Stufen führen, steht
der untern, von Christen verfertigten, bey weiten an Fe-
figkeit und Schönheit nach. Vor einigen Jahren wollte
der Motfalem diese schönen und großen Steine zum
Bauen benutzen, aber er erhielt keinen einzigen ganzen, und
ließ daher von feinem Vorhaben ab. Schon seit zweihun-
dert Jahren ist es zerstört. Minder merkwürdig sind die
Ruinen der Dschamea Madrafh, sonst eine christliche
Schule, woher sie ihren Namen erhalten hat. Die Zisterne
der heil. Helena ist sehr tief, von einer seltenen Größe
und Festigkeit, drei und dreißig Fuß lang, dreyßig Fuß
breit, hat vier und zwanzig Oeffnungen und ist wahrschein-
lich von der heil. Helena erbaut. . . . . . . . . . . . . . . .
et. Bey der Dfhamela Kebir, jetzt der größten Moschee
in der Stadt, ist die ehemalige große Kirche des heil. Jos
hann es nicht zu verkennen. Nur das Minnaret hat die
Sarazenen zu Baumeistern. - -
„Noch sind die unterirdischen Gewölbe bemerkenswerth,
die sich in der Nähe des Franken-Klosters befinden, und in
der nassen Jahrszeit immer viel Wasser enthalten. Man
entdeckte sie vor funfzehn Jahren, erschrack aber vor ihrer
Tiefe und Ausdehnung so sehr, daß man sie sogleich zu-
mauerte. Sie waren wahrscheinlich Wafferbehälter. Sie
sollen einem Labyrinth gleichen. Die Landesbewohner kön-
nen sich ihre Bestimmung nicht erklären. Drey Stunden
östlich von Rama in der Nähe des Dorfes Atrun, find
die Ruinen einer Kirche, die zum ehemaligen Amaus,
sonst Nicopolis, gehörte. In Beit Dedschen
wo -
G- La find sehr viele alte Mauern, nach der Aus-
sage unserer Führer, aus den Zeiten der Christen. Es scheint
dies früher ein bedeutender Ort gewesen zu seyn. . . . .
- In der Ebene Sarona, am Fluffe Abi Betros, in
der Nähe der Brücke, die oft zerstört, an verschiedenen Or-
ten wieder erbaut worden, und etwa drei Stunden von
Rama nördlich liegt, ist eine halb zerstörte Basilica mit
fechs Bogen und Pfeilern. Ich meine, in dieser Gegend war
Sarona. . - - -
Die Ruinen des Dorfes Dura 93 bei Ghelil
fcheinen alle aus den arabischen Zeiten zu feyn. Sie find
drey Viertelstunden von dem vorigen Orte. Bey Haram
sind die bedeutenden Ueberreste von Apollonia. Im Mee-
re fieht man große unförmliche Mauern, dicht an denselben
- 156 -
schöne Treppen, die von den unterm Gebäuden in die obern
auf dem hohen ufer liegenden führten. Von diesen find
noch große Ueberreste, deren Festigkeit und Einrichtung auf
ein ehemaliges Kastell hinzudeuten scheint. Granit und
Marmorsäulen im Meere und Mauerstücke auf den umlie-
genden Feldern zerstreut. Auch die ehemalige Stadtmauer
dürfte durch Ausgrabungen auszumitteln feyn. - -
- - - - - -
Fünfhundert Schritte nördlich von Tantura am
Meere find die Ruinen der ehemaligen Burg eines bedeuten-
den Kastells, das nach den Aussagen der Landesbewohner
von den Franzosen in den Zeiten der Kreuzzüge erbaut
wurde. - - -
Diese ganze Gegend bis Atlid war einst angefüllt mit
Schlöffern, Häusern und Zisternen, aber die ersten find
meist von Grund aus zerstört, und die letzten zum Theil
verschüttet. Nur ein Kastell auf dem Rücken der nahen
Bergkette ist noch übrig. Die beiden Dörfer Kut erlan
und Sarfan scheinen auch aus jenen Zeiten zu feyn, und
in Atlid (turris pellegrinorum) fieht man noch die hohen
Festungsmauern, Magazine und andere große jetzt größten-
theils verlaffene Gebäude. Auf der dabey befindlichen von
Norden nach Süden fich hinziehenden Bergkette war unweit
von Atlid ein großes Kloster, dessen Ruinen jetzt
Dir eladfche genannt werden. Durch die erwähnte
Bergkette hat man einen Weg in Stein eingehauen ,ge-
brochen. Die Ueberbleibsel von Heifa ath im 3G-2-
r- aus den Zeiten der Araber find sehr unbedeutend.
Die Einwohner, vor achtzig Jahren müde der Mißhand-
lungen, die fie vom Pascha von Damask zu erfahren hat-
- 151 - -
ten, verließen diesen Ort für immer, und zogen sich in das
jetzige Heifa. Am Karmelberge find viele Höhlen, die
einst zu Wohnungen für Eremiten gedient haben mögen.
Die größte derselben, Schule des Elias genannt, wird
von den Mohammedanern und Juden sehr verehrt. Die
Höhle ist von einem Iman bewacht, achtzehn Schritte lang
und zehn Schritte breit. Ringsum ist ein Absatz für den
Divan mit Ausnahme der linken Seite, in deren Mitte fich
eine andere fünf Schritte lange und eben so breite Grotte
weniger regelmäßig in den Fels eingehauen befindet. Im
hintern Theile der größern Abtheilung find Lampen und
Lumpen, die Siegesfahnen feyn sollen, und von den hieher
wallfahrenden Mohammedanern fehr eifrig berührt werden.
Während meines Aufenthalts daselbst kamen mehrere dahin,
beteten zuerst an der Thüre, dann in der Mitte, zuletzt bey
den Lampen, und beschloffen mit dem Küffen der Fahneit
ihre Andacht. Die Mohammedaner und Juden halten fie
für die Schule des Elia, die obere im Kloster für die des
Elifäus. Sie ist für die griechische Paläographie sehr
merkwürdig. Es sind an den beiden Seitenwänden in den
Fels griechische Inschriften eingegraben, die fehr alt find:
Bei den meisten Buchstaben vermißt man noch die gerundeten
Formen, z. B. o E SE s = u. fw. viele find zerstört.
Die lesbaren theile ich hier mit. -
- - - - -
MNHOH.INA MHTPTICALAIKE
TPAMHTHFAIOTEN TAIIIAPATH vA.
AAIca»IIATPD- KVPIAHPA
CIA ANTICAA TIIIIVE - -
- - -
MAEKHNN AN
– 152 -
MNHCOH - HHOFA., AK 13
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IOVAIANOCKAIOICICKH KIOCCAIKP/y …
ICT IIC II VCYTIANIIIKI - - - -
ANOC a e - (DH ANOAC • • •,
- - - - - - -
– 153 –
Der Inhalt ist in allen der nämliche. Jeder von denen
die ihre Namen eingegraben haben, empfiehlt sich dem An-
denken. Sie sind wahrscheinlich in den ersten Jahrhunder-
ten christlicher Zeitrechnung von solchen gemacht, die diese
heili aus Gottesfurcht besucht hatten.
ilige “ die Ruinen des berühmten
Katmet en-Klosters. Vor 90 Jahren war es neu erbaut
worden Sonst waren die Gebäude weitläufiger. Die Rui-
nen, die man davon noch sieht, dabei auch Marmorstücke,
sollen in die Zeiten der heit. Helena hinaufführen. Daß sie
älter als die Kreuzzüge find, scheint gewiß. Zur Zeit der
französischen Invasion wurde das Kloster zum Spital be-
nutzt. Alle in der Belagerung von Acri verwundeten Sol-
daten wurden dahin getragen und bey dem Rückzuge verlo-
ren viele ihr Leben. Das Kloster wurde von den Truppen
des Dschefar Pascha ausgeplündert und die Kirche abgedeckt.
Hundert Schritte nordwestlich ist eine seit 60 Jahren von
den fähismatischen Griechen erbaute Kapelle. Fast in der
Mitte der Ebene von Acri ist auf einem Berge ein sehr als
tes Gebäude, in dessen Nähe viele Substruktionen sich be-
finden. Es führt fast bis dahin eine alte gepflasterte Straße,
wahrscheinlich aus den Zeiten der Römer. Um Acri be-
merkt man noch mehrere Kolonnen von Marmor und Granit.
Zunächst um die Stadt hat man beim Bau der Festung alles
weggeräumt, was aus dem Alterthum war. In der Stadt
aber sind noch eine Menge von Ueberresten größtentheils
aus den Kreuzzügen z. B. ein Schwibbogen zur ehemaligen
Andreaskirche gehörig. Auch von der Johanneskirche find
noch Spuren. Die meisten Ruinen sind am nordwestlichen
Theile der Stadt. Bey den Phöniziern hieß Akka auch
Abyron oder Accaron, bei den Griechen Ptolemais und bei
- 154 -
den Römern civitas Acconensis. Sie wurde von Johannes-
rittern in den Kreuzzügen St. Jean d'Acre genannt und die
fer Name damals zur Bezeichnung von ganz Palästina und
Syrien als der Hauptstadt der Franken und 19 verschiednen
Herren gehörig gebraucht. 1:1, 1:1,
- Auf dem Raas el mefcherfi (scala Tyriorum) find
verschiedene Substruktionen und Wafferbehältniffe, die aus
den ältesten Zeiten zu feyn scheinen. Aus den Zeiten der
Kreuzzüge sind sie nicht. Wahrscheinlich war hier die Grenze
des Phönizischen Gbbiets und dieß ein wichtiger Punkt.
- Am Fuße des Berges Saron (G-- kein Dorf
gleiches Namens ist das Castellum Lamberti. Eine
Stunde davon, 600 Schritte vom Meere durch eine Ebene
getrennt auf einer Anhöhe stehen und liegen eine große Men-
ge Kolonnen von Kalkstein mit dorischen Kapitälern und
Mauerstücke. Ohne Zweifel sind sie die Ueberreste der sehr
alten Ortschaft Sida. - - - - - - - - - - - -
Nach einer Stunde kommt man zu den merkwürdigern
Ruinen des alten Acziba (Achazib oder Edippon (jetzt
Dschiba). Große und kleine Marmorkolonnen, feste Sub-
struktionen zeugen, daß diese viel bedeutender und reicher
war. Von hier aus bemerkt man eine breite mit Steinen
gemachte Straße fast bis ans Cap Blank. Sobald man
das Cap Blank (Album promontorium, jetzt Rasbelankeh)
wo der Weg immer steil und gefährlich ist, umgangen, sieht
man sogleich wieder Ueberbleibsel eines fehr bedeutenden
Ortes mit Zisternen.
Unweit vom Dorfe Rajan links in der Nähe des Mee-
res find Ruinen von einem Gebäude aus den Zeiten der
Römer. . . - - - -
- 155 -
Die untere Mauer der Brunnen. Raafelain, auch -
Brunnen Salomons genannt, ist gewiß, aus den ältesten .
Zeiten, und im dabei liegenden Dorfe gleiches Namens -
find viele Mauerwerke von großer Festigkeit und hohem Al-
terthum. Von hieraus führt ein Wafferleiter nach dem al-
ten Sur, der zum Theil zerstört ist. Am besten hat sich der
Theil erhalten, welcher von der Moschee Matchuk bis in
die Nähe des jetzigen Sur führt. Uebrigens konnte hier
die Menschenhand die Spuren einer schönern Zeit noch nicht
ganz vertilgen. Auch um das jetzige Sur, besonders im
Meere liegen viele kleinere und große Mauerstücke. In der
Stadt ist die bedeutendste Ruine die einer großen Kirche aus
den Zeiten der Byzantiner. Man unterscheidet noch die
Wölbungen, kühne Bauart, Höhe, und fieht einige Gra-
mitkolonnen von ungeheurer Größe dabei liegen. Vor dem
Fluffe el kafemie sind bedeutende Ruinen. Auf dem We-
ge von Sur bis Saida sieht man fast jede halbe Stunde
bedeutende Ueberreste einer Ortschaft und je näher man
Saida kommt, desto beträchtlicher werden sie und desto
mehr bemerkt man im Mosaikboden, in den Substruktionen
und andern Ueberresten die Spuren des prachtvollen alten
Saida. Drei Stunden vor Saida fieht man die Ruinen
von Sarepta, nahe dabei das Oratorium des Elias und
die Einsiedelei eines Derwisches. 8 Minuten weiter ist ein
Brunnen, in welchen eine Wafferleitung das Waffer führt.
Zwei Stunden vor Saida ist ein Sarkophag vor 5 Jahren
entdeckt, dessen Inschrift seitdem durch die Hand boshafter
Menschen zerstört worden ist. Eine halbe Stunde vor Sai-
da ist auf einer Marmorkolonne eine Inschrift, die schon oft
mitgetheilt ist zum Andenken an die Erneuerung der Wege
und Meilen. Um Saida fieht man noch viele Mauer- und
- 156 -
Kolonnenstücke, aber nirgends Ueberreste von Bedeutung.
In der Stadt, besonders im alten Kastell find viele Ruinen,
alle ohne Intereffe aus den rohesten Zeiten. In man mit
- Hinter Nebi Junes sind viele beträchtliche Uebers
bleibsel und Zisternen aus allen Zeiten und 2 Stunden hin-
ter dem Fluff Damer sind die Ueberreste einer andern Ort
fchaft. – Beirut hat aus verschiedenen Zeiten beträcht-
liche Ueberreste. Das Meeresufer ist mit Kolonnen ge-
mauert, auch um die Stadt liegen deren viele und an nörd-
lichen Theile find feste Gewölbe, die einst Magazine gewesen
feyn sollen. – es sº
In allen den Bergen zwischen Rafel miefcherfi und
dem Naher elkelb sieht man häufig tiefe Löcher, die einst
Gräben oder Wohnungen von Eremiten gewesen find, jetzt
aber zu Viehställen benutzt werden. trinkt
Ueberhaupt kann man hier keinen Schritt thun, ohne
an frühere schönere Zeiten erinnert zu werden. Bald fieht
man halb verschüttete Zisternen, bald zerschlagene Waffer-
tröge, bald Stücke von Marmorsäulen, bald Zäune von
großen Mauersteinen und da, wo einst Städte, Dörfer
und Gärten voll Wohlstand und Leben waren, weidet jetzt
das Vieh oder es wächst Getreide. - - - - - - -
- - - - - - - -
Ruinen in Galiläa. - … … az
In Galiläa find die Ruinen von Diocäsar äa sehr
beträchtlich. Viele Kolonnen von Granit, Mauer- und
Marmorstücke liegen zerstreut um den Berg, und an dessen
Fuße, wo das jetzige Saph uri erbaut ist. Vor diesem
Dorfe 1 Stunde im Thale Bedaui sind die Ueberreste ei-
nes großen Chans und andere Trümmer alter Gebäude,
auf denen nun Waffermühlen errichtet sind. - - - - - - -
- - 15 7. ---
on In Nazaretfindbey der Kirche des lateinischen Klosters,
alte Kolonnen, Kapitäler c. von einem größern Maßstab
und in den meisten übrigen Häusern Substruktionen aus einer
beffern Zeit fichtbar. Auf dem Tabor find eine große Menge
Ruinen und Substruktionen, die meisten aus den Zeiten der
Kreuzzüge. In Kaferkana, Naim und Endor find
gleichfalls viele unförmliche Ruinen. Auch in Saffet find
viele Ueberreste einer bedeutenderen Stadt des alten Betu-
lia. Hier find nach der Meinung der Juden auch die Grä-
ber der meisten Talmudisten. Oestlich am Hermon war nach
der Aussage der Landesbewohner eine Stadt, wovon man
noch Spuren fieht. -
Bei vielen Dörfern, besonders in Dfcherain fiehe
man viele Sarkophagen von Kalkstein mit einfachen, ge-
fchmackvollen Verzierungen, gewöhnlich Kränze. Einige find
jetzt zu Trögen benutzt, die meisten aber sind halb in der
Erde vergraben unbenutzt. - -
In und um Tiberias sieht man Ruinen und Kolonnen,
die noch auf den Glanz deuten, welchen ihr Herodes An-
tipas gab. Diese Ueberreste find besonders bedeutend auf
der östlichen Seite bis eine halbe Stunde hinter Tiberias.
Die Stadt war in den ältesten Zeiten füdlicher und hat erst
nach den Kreuzzügen ihre jetzige Lage erhalten. Man unter-
fcheidet noch Spuren von Tempeln und andern großen Ge-
bäuden. Doch fuchte ich vergeblich Inschriften.
- Unter den Alterthümern innerhalb der Stadt, die reich
an verlaffenen Häusern und unförmlichen Ruinen ist, be-
merkte ich ein Hauterelief auf einem blauen Granitsteine,
der einst über einer Hausthür gestanden haben mag. Es ist
4 Fuß lang und 1 Fuß hoch und stellt den nämlichen Ge-
genstand, einen Löwen, ein Lamm in die Hinterfüße beißend,
- 158 -
zweimal dar. Die Aehnlichkeit mit dem phönizischen Styl
machte mir das Monument interessant, so wenig auch das
Formenlose und Harte in der Arbeit anspricht.
Die Lage von Caorafan, wo der Antichrist geboren
werden soll, und von Cedar kannte man nicht. Mit mehr
Zuverlässigkeit läßt sich die Lage von Betfaida (vorgeblich
der Geburtsort des heil. Petrus, Andreas Jakobus, Johan-
mes und Jakobus Alphäus), 3 Stunden, und Caphar-
na um 5 Stunden nördlich von Tiberias am flachen Ufer
angeben. Auch die Lage von Magdala (das berühmte
Trifta in den Kreuzzügen) kennt man noch. Es ist 2 Stun-
den nördlich vom Ausfluffe des Jordans aus dem See am
östlichen Ufer desselben. - - - - -
- -
Die meiste Celebrität haben jetzt die Ruinen von
Dfcheras. Sie find in den neuesten Zeiten von mehreren
Reisenden genau untersucht worden. - -
Beim Ausfluffe des Jordans aus dem Galiläischen
Meere auf dem rechten und linken Ufer find bedeutende Ue-
berreste von Mauern, die mir aus den Kreuzzügen zu seyn
schienen. Nahe dabei find die sehr beträchtlichen Ueberreste
einer Brücke, die aus den Römerzeiten ist. Sie könnte oh-
ne großen Kostenaufwand wieder hergestellt werden und
vielen die Unannehmlichkeit ersparen, durch den Jordan
waten zu müffen, welches bei heftigen Regengüssen gefähr-
lich ist, wovon ich mich als Augenzeuge überzeugt habe. In
dem oben erwähnten Hamur sind die Ruinen von Codo-
lara, von denen sich die des römischen Amphitheaters
durch Größe und gute Erhaltung am meisten auszeichnen.
- -
– 159 –
Ruinen in Samaria.
In Dschenin sind viele Ruinen, die fast unkennbar
find, meist aber aus den Zeiten der Sarazenen zu feyn schei-
nen. Von allen die wichtigste ist ein Chan aus den Zeiten
der Sarazenen vor 500 bis 600 Jahren erbaut und vor et-
wa 50 Jahren zerstört. Er be-
stand aus 4 Theilen, A) dem
Vorhof, B) den Wohnungen, 34
C) dem Serail, D) der Mo-
fchee. Von A stehen noch die TTTT
Mauern. Die Mauern m. n C “7
find vernichtet, ofteht noch ganz - "Z“ “:
nebst der großen Eingangsthüre, -----------
über welcher mit Neski Schrift Sprüche aus dem Koran
in Hauterelief eingegraben find, worin unter andern den
Reichen die Verpflegung der Armen empfohlen wird. C ist
das Serail füdlich von A, in der Mitte ist ein Brunnen und
Bafin zum Waschen, und an den Seiten n Gemächer für
die Frauenzimmer. Es wurde ausdrücklich bemerkt, daß
darin immer ein Arzt wohnte. D ist die Moschee, p das Bas
fin zum Waschen, in dessen Mitte ein Brunnen fich befindet.
i ist der Vorhof, k das Portal von sieben schwachen Mar-
morsäulen mit korinthischen Kapitälern gebildet, und 1 die
Moschee selbst, e ist ein bedeckter Gang, der ins Serail und
auch wohl in die Moschee führte, g das Thor zum Serail
mit großen feinernen Bänken in der Mauer für den Divan.
Alles ist sehr fest gebaut, und der Zeiten der Sarazenen
würdig,
Sobald man hinter Dschenin in das enge Thal
kommt, sieht man rechts auf dem Berge die Ruinen eines
„3„Z2-
6)
42
#
--
– 16o –
Thurmes. Solcher Ueberreste sieht man in Samaria noch
viele, aber keine so gut erhalten als diesen. In Mecta-
Tun sieht man überall Ruinen, eben so in Serir, Ta-
nium, Jafid, besonders alt sollen die in Bectajabe
fyn. Im Vadi Israel, einem Thale, das sich von We-
fen nach Osten vor Jafid hinzieht, sah ich zwei alte Thür-
me, von denen mir der eine Melech Israel, der andere
"Pharao genannt wurde. Auch Substruktionen sieht man
häufig, oder einzelne Stücke von Mauern, die, nach der
"großen Form der Mauersteine zu urtheilen, sehr alt find.
Auch in Sohar find viele Ruinen, und die untern Ge-
mäuer der meisten Häuser in Samaria find sehr alt.
" Auf dem Wege von Nabolos nach Samaria (Se-
baste) fieht man noch die Ueberbleibsel einer Wafferleitung.
In Sebastie selbst sind noch viele Marmorkolonnen, die
meisten liegend, viele stehend, aber ohne Inschriften. Un-
ter allen Ruinen find die der Kirche des Johannes des Täu-
fers, welche die Mohammedaner zum Theil in eine Moschee
verwandelt haben, die bedeutendsten. Einige Einwohner
wollen die Lage der alten Stadtmauer zu bestimmen im Stan-
defeyn, aber nur von der nördlichen Seite mit hinreichen
dem Grunde. Westlich fieht man noch die Ruinen von
Marta Azor. In Nabolos befinden sich in den Häu-
fern viele große Granit- und Marmorsäulen, als auch
Mauerwerke, die auf ein schöneres Zeitalter führen. In
deffen Nähe ist der Jakobsbrunnen und viele Ruinen. In
der Nähe von Sawije im Thale ist ein zerstörter Chan,
am südlichen Ende dieses Thals ist ein anderer Chan, Lub-
ban genannt. In Sendfchel sind sehr viele Ruinen aus
den ältesten Zeiten, und in der ganzen Gegend viele alte
Thürme. Im nahen Thale Mufe find die Ruinen: Kuf
– 161 –
ferfetuna 85 K.„i- Almezraa “ 8SM, Sia
- - - - - - - - - - - - -
8-, Eherbet Taluz eh LA- --- Mimre
-iM, Kerem r-, Dschibbeit LX --> , ,
- Eine Stunde von Sendehel sind eine Menge von
Ruinen, Herbetbiswalem genannt. In dem 2 Stun-
den langen Thale unter Abukesch sind viele alte Mauern,
große Substruktionen und Höhlen, die vielleicht Katakom-
ben waren. In Elbir, dem alten Mach mas, sind viele
alte Mauern, und unter diesen zeichnen sich die einer gro-
ßen von der heil. Helena erbauten Kirche aus, an dem
Orte, wo die Eltern Christi erkannten, daß ihr Sohn nicht
mit ihnen, sondern in Jerufallem zurückgeblieben sey.
Drey Viertelstunden südlich davon auf einem Berge ist ein
verlaffener Ort, und Stunde westlich davon find allerley
alte Mauern. Westlich von Jerusalem sind die Ruinen:
Tal Elmafaben, Kobr Sollein, Abu Tabich.
In Koluncjeh find viele alte Mauern aus großen Qua-
dersteinen. Eben so in Tolu zeh UAP, Keitlaneh
35-Milla, Beitlahijeh 3M LA. In Kariat aneb
St. Geremia find die Ruinen einer Kirche, die seit 2oo
Jahren nicht mehr benutzt ist. Sie ist groß, größtentheils
noch erhalten, hat viel Aehnlichkeit mit den Basiliken und
ist jetzt zum Pferdestall benutzt. Auch von Amaus find
Ueberreste von der Stadt, so wie auch in Kert eh
8- Elamur »»», Elmaaradh ué-, Dir
Kafteh 8Xi5-30, Tubeh BP, Elmamunijeh
85-LM, El reta s UAH, Elhabis U-19,
Kafrhameh 8---- Kafrzeidan Gl-Af,55 Süd-
westlich, von Jerusalem 1 Stunde, find im Vadi El
- L -
- - 162 –
Beduin die Ruinen von: Salech z-Le, Ana-
ba UAKC, Dirfchala SW-->, Charbelt Kafer
- --> Südlich von Jerusalem find die Kasr
Tewafchickt», Kasr Gazal O., Kasr Si-
meon Scheik z- G\x-, und Kasr omlimun
Od -. Auch sieht man noch die Zisterne der Magier
=s. Das Grabmahl der Rachel „) - LX3 ist
am Wege nach Bethlehem, eine halbe Stunde vom Klo-
ster Elias, in der Ebene. Ewata atantur –
Eine halbe Stunde vom Wege nordwestlich am Berge
Elba kaa Elkafur ist das Dorf Boticella mit vielen
Ruinen. Unweit vom Grabmahl der Rachel ist ein Stein
in der Erde mit folgenden Buchstaben: YELAVREL. –
In Bethlehem find sehr viele Ueberreste aus alten Zeiten,
von denen aber wenige Intereffe haben. Die Hauptkirche
felbst ist für das christliche Alterthum höchst merkwürdig,
und außerdem verdienen auch das Grabmahl des heil. Hie-
ronymi, der heil. Paula und ihrer Tochter Eustochia,
des heil. Eufeb., Abt von Cremona, neben der Kirche
der heil. Catharina bemerkt zu werden, und das facel-
lum dieses großen Kirchenlehrers. In der Nähe dieses
Dorfes find am merkwürdigsten die Om Salomon, de-
ren Größe und Festigkeit dieß Werk dem Zeitalter, dem sie
beigelegt werden, vindizieren. Sie find nach der Sage von
Salomo angelegt, und die nämlichen mit denen von
Edom. Sie liegen in einem Thale an einem Hügel über
einander westlich, nordwestlich und südöstlich. Nordwest-
lich, den Teichen gegenüber, ist der versiegelte Brunnen un-
ter der Erde mit einem Loch, und zwey andern künstlichen.
Darüber sind große Gewölbe. Die Wafferleitung liegt tief
– 163 –
in der Erde, und ist auf einem steinernen Grunde. Das
Waffer läuft in runden irdenen Röhren, die mit zwei ge-
hauenen Steinen bekleidet und mit Steinen ummauert sind.
Es sind drey Teiche. - -
Die Ruinen des Klosters der heil. Paula, und eines
andern, Dir benat genannt, sind nordöstlich von Beth-
lehem. In der nämlichen Richtung ist die Ruine Aftis,
auch Thurm Davids genannt. Auch auf dem Berge des
bösen Raths (di mal configlio), von den Arabern Bir abu
tur genannt, find Ueberreste von Gebäuden, eben so, west-
lich von ihm auf dem Berge, wo Sorobabels Grab-
mahl ist. - -
Oestlich von Jerusalem auf dem Wege nach Richa
ist ein zerstörter Chan 3 Stunden von Jerusalem. Nach
1 Stunde kommt man zu den Ruinen eines andern, wo
jetzt noch hohe Mauern, Stuben und drey Zisternen sich be-
finden, und der Achneit um genannt wird. 1 Stunde hin-
ter diesen links ist das Kastel Keraa in Ruinen. Zu mer-
ken sind auch in dieser Gegend noch die Ruinen von Dir
S ein ed. Am Fuße des Elferidis - Berges der
Franzosen, die hier eine bedeutende Festung hatten, wovon
noch viele Trümmer vorhanden find, – find noch Ueberre-
fe von Engaddi, und westlich ist das Labyrinth Charei-
f. Um (G- der Eingang ist gut ausgearbeitet. Das
Innere ist wenig bekannt. Die unterirdischen Gänge sollen
sich weit in die Länge und Breite hinziehen und mit vielen
wilden Thieren angefüllt feyn. Im Vadi Deber find 2
Klöster in Ruinen. In dieser Richtung find noch die Rui-
nen, die man Telema LAP, Toluzzeh Al-, Om
talaa z) a) -, Amunijeh 8592, Nufeh 855
Serfireh 6,-…,… nennt. Die letzten sind - Stunde vom
L 2
– 164 –
westlichen Ufer des todten Meres. Es war ein großes
Dorf, jetzt aber ganz verlaffen. Auch verdienen in dieser
Gegend bemerkt zu werden die Ruinen: Adfch direh
---, Om Elbelas UN- -, Elkhan Ke-
jaah 3x)5 GesaM, Schameteh 8X., Rant eh
39, Besreh-, Luleh 8J), Defeh 859, Ku-
teb. 25, Betteh 8, Likeh 8S), Eduf
Elaudfcheh & M CSU, Om Amlich SA -,
Elmer dfch -, Memrin GA-, Chadschleh,
eines ehemaligen Klosters, und die von Ankub Eldib
------- -- - -
- In Richa ist außer dem Kastell auch die Wafferleitung
zu bemerken, die ohne Zweifel aus den Zeiten der Römer ist,
ferner die bedeutenden Ruinen eines Klosters unweit von
der Quelle Sultan, und die eines andern auf dem Berge
Quarantan, wo eine Menge von Wohnungen in den
Felsenfich befinden, und überall viele Grabhöhlen. –
Schon oben haben wir viele Ruinen genannt, die im
Süden von Jerusalem in der Nähe des todten Meeres
und noch füdlicher in dem Theile liegen, welchen die Na-
bat häler und J dumäer bewohnten. Es find hinter Ka-
rak, der Aussage der Beduinen zufolge, noch viele andere
Ruinen, die wir hier der Reihe nach aufführen:
Rata WS), Kafer ziba LIO; „i, Beit lit
UX LX, Sadila Mo–, Rivana W-5,4), Ar-
taba \----, Saraba -, Dschebila ML-,
Aru feh S-, Tatije 85, Kulu beh 89),
Om elamed CAs) r, darin ist eine alte Kirche, Ra-
vaneh 85), Schila W., Bela tun eh 85-M,
– 165 –
Kawir», Schaneh 85, Rafa Ly, Hashan
Gas-, Elzerkeh 85), Rawana US9, Elari-
beh8-3-, Lakah 85Y, Auleh 89, Heika USA,
Dfcherasch U-, Aman G––e, Tatar eh -,
Jaulah S2, Taun an G-9-5, Ratima LX),
Ka fernawa 5,5, Richaneh 8GL-, Anki-
ba UKöl, Lawija LAS, Termana URLos, Scha-
leh 8KU, Zernukeh 853 U, Kafer mena am
------ Kafer Difchad »---i-
Das Vadi Mufa, 2 Tagereisen nordöstlich von
Akaba, ist höchst merkwürdig wegen feiner vielen Alter-
thümer und der Ueberbleibsel der alten Stadt Petra, die
in den neuesten Zeiten häufig besucht worden ist. Es befin-
den sich darin viele Ruinen. Bey der Quelle Matijeh ist
die Burg gleiches Namens. Eben so find deren zwey
auf den beiden Seiten, und eine in der Tiefe des Tha-
les, Cherbet Edfchi ist bewohnt. In dieser Gegend
befinden sich noch folgende Ruinen: Ama an atikeh,
Raw un O» , Ratimun G9-S), Kolubch
8»), Zahlunijeh 84------ Run um E)--2), Ka-
fer nah am ---------- Charbat far awa S-
95, Zanuneh & LU, Elga wird, Afchni-
jeh &A, Rateh &P, Daul an EM-, Rabini-
jeh &A), Elkada CX, Bojuli -, Amana
ULos, Lulijeh 8), Bafana WöCK, Rumineh
&A-92), Dhana LLS, Lumdfcheh 8=2»,
Ararch), Elnahir –---, Zufa leh 8----
Arfeh 8,--, Kalah Dfit Cº- 8-x-X-, Baskas
– 166 –
OLL, Tajit eh X3, Atrinchas, Alaa
ban GLAM, Ravan Gl»), Tautaleh 8-A-5-5,
Balijab-4-1, Aimeh --, Akr eh ke, T-
tras U-, CLS, Eltajebeh&a, Dschaafar
„Axa. - - - - - - -
- - - - - -
. . . Ruinen in und um Jerusalem. - - - - - -
Jerusalem ha das traurige Loos gehabt, so oft von
Grund aus zerstört zu werden, daß sich viel in dem Aeu-
ßern verändert hat, die Ausdehnung des Sion und die
Berge Moria, Akira und Bezatha jetzt schwer zu un-
terscheiden find, und es dem Forscher unmöglich feyn dürf
te, in der Maffe von Ruinen, denen man in und um die
Stadt begegnet, die Spuren aus den verschiedenen Epo-
chen aufzufinden oder deutlich zu unterscheiden.
So wissen wir, daß, als die Juden den Tempel nach
feiner Zerstörung wieder aufzubauen anfingen, der Kaiser
Hadrian alle Trümmer in das Thal werfen, und darauf
einen dem Jupiter geheiligten Wald anlegen ließ. Was
hier mit dem den Moria umgebenden Thale geschah, ge-
schah den andern Thälern mit andern Häusern, und auch
das Thal Josaphat hat dadurch an feiner Tiefe, Breite
und Fruchtbarkeit viel verloren. Man theilt daher gleiches
Loos mit einem vom Irrlichte geführten, geht von einem
Stück Mauer zum andern, in der Hoffnung, intereffante
Ueberreste zu finden, und findet sich überall getäuscht.
Gleichwohl hat man in dem Thale Jofaphat und Ge-
hen nom, dem Brunnen Siloan, dem Bache Kedron,
dem Berge Sion, der Lage der ganzen Gegend, worin man
- 167 -
noch deutlich die aparpa und arrºga raus unterscheiden
kann, und felbst in den Ruinen der tatvoroug gewife Halt-
punkte, die untrüglich find. Die Absurditäten, wozu eine
Aenderung hierin führt, springen jedem Unbefangenen in die
Angen. Auch dürften sich die Vermuthungen der Landesbe-
wohnern als richtig erweisen laffen: daß die unter dem jetzi-
gen Haram befindlichen Ruinen, Colonnen von feltnem Um-
fange, Mauerwerke von ungewöhnlich großen Mauersteinen,
einige Mauerwerke am Birket Israel, der Grund der
füdöstlichen Stadtmauer und einige Zisternen auf dem Sion
aus dem David ifchen oder Salomonifchen Zeitalter,
einige Mauerstücke um die Stadt, viele verschüttete Gewöl-
be in derselben, ein bedeutender Theil der südöstlichen
Mauer, welche den ehemaligen Tempel Salomo's ein-
fchließt, so wie der Mosaikboden und viele Ruinen unter
dem Haram aus den Römerzeiten feyen. So viel geht aus
der Beschreibung mehrerer Christen, die als Handwerker
bey der vor drey Jahren unternommenen Wiederaufbauung
des schon vor sechs Jahren abgebrannten Harams arbeite-
ten, alles durchwühlen konnten und mußten, hervor, daß
fich hier Ueberreste aus verschiedenen Zeitaltern unterscheiden
lassen. Wären auch die langen Gänge und großen Hallen,
die sie darin bemerkt haben, in der Form aus Herodes
Zeit, die oben erwähnten Ueberreste find es gewiß nicht. –
In die Römerzeiten müffen entweder aus historischen und
architektonischen, oder paläographischen Gründen die foge-
nannten Gräber der Könige, P. Stunde nordwestlich von der
Stadt, die meisten in die Felsen eingehauenen Gräber im
Thale Josaphat, und die 1 Stunde nordwestlich von Ie-
rufallem, um die sogenannten Gräber der Richter versetzt
werden. -
- 168 –
Aus Constantins Zeit hat sich nur noch der untere Theil
der heil. Grabeskirche, nebst einem Thor an der östlichen
Seite mit vielen Verzierungen, die Kirche des Grabes Ma-
riä und die von der ersteren genommene hölzerne Thüre am
St. Stephansthore oder Setti Mariam erhalten. Ein-
faffung, Fries und alle Verzierungen find im nämlichen
Style und den übrigen jener Zeit gleich, also ihr Zeitalter
auf das evidenteste beurkundet und die Tradition bestätigt.
Aus Justinians und Heraclius Zeiten find viele
griechische Kirchen, die aber entweder, weil fiel zerstört wor-
den waren, oder aus sonstigen Ursachen, bedeutende Verän-
derungen erlitten haben. - - -
Aus den Kreuzzügen sind die Ruinen der Hospitiums
der Johanniterritter zwischen dem Basar und der heil. Gra-
beskirche, das einer Festung geähnelt zu haben scheint, drei-
mal größer als das armenische Kloster, 5oo Schritt lang
und fast eben so breit war. Als Saladin durch Verrath
und Glück schon die Mauern Jerusalems erstiegen hatte,
vertheidigten sich die Christen in diesem noch lange hartnäk-
kig. Endlich mußten fich auch diese ohne Hülfe und Hoff-
nung ergeben und über die Klinge springen. Es wurde nun
festgesetzt, daß innerhalb der Mauern dieses Hospitiums in
Zukunft nichts gemauert werden folle. Daher ist dieser fast
in der Mitte der Stadt liegende Flecken bis auf den heutigen
Tag verödet. Nur um denselben sind kleine Häuser mit
Boutiquen auf der östlichen und südlichen Seite, wo der
Basar ist. Sie gehörten sonst alle dem Patriarchen von Je-
rufalem. Einer von diesen verliebte sich vor einigen Jahr-
hunderten in ein türkisches Mädchen so sehr, daß er ver-
sprach, feinen Glauben abzuschwören und den mohammeda-
mischen anzunehmen, wenn sie ihm zur Gemahlin überlaffen
- 169 –
würde. Die Mohammedaner erfreut über die Akquisition
eines so angesehenen Mannes, bewilligten ihm das Mäb,
chen. Die Häuser blieben ihm und feinen Nachkommen,
deren jetzt schon über 40 verschiedene Familien in Jerusalem
leben. Sie heilen sich in den Ertrag dieser Häuser, der
seit 30 Jahren im Verhältnis von 35 zu 85 durch die ver.
mehrte Pilgerzahl gestiegen ist. Doch find die Grundlagen
von diesem Gebäude weit älter. Sie gehören zum Theil
aufs mindeste in die Römer Zeiten. Schon in Constantins
Zeit mag man die Ruinen alter Gebäude zu einem Palast
des Patriarchen benutzt haben, von denen man hier ueber
reste sieht. Die Patriarchalkirche war westlich von der heit.
Grabeskirche. Ein Theil davon ist jetzt in eine Moschee
verwandelt; fiel dehnte sich weit nach Norden aus." Die
Säulen, Pfeiler und Bogen hinter der heil. Grabeskirche
von der ehemaligen Apostelkirche sind in Justinians Zeiten zu
setzen. An sie stießen nordöstlich die Gebäude der Geistlichen
der heil. Grabeskirche und auch davon sieht man noch
Spuren.
- Die oben aufgestellten Vermuthungen von dem hohen
Alter einiger Ueberreste sind keineswegs willfährlich. Die
Beweise sind so gewichtvoll als man sie nur irgend von ue-
berresten der Art erwarten kann. Es ist das großartige, ko-
loffalische, das alle Werke des hohen Alterthums charakter-
firt. Alle Nachrichten und Beschreibungen der Alten vom
babylonischen Thurme, den 7 Wunderwerken der Welt und
andern nicht minder großen Gebäuden, deren Entstehen die
Alten zum Theil in einen finnreichen Mythos einkleideten,
führen uns darauf hin. Nur von wenigen Monumenten
aus dieser Zeit find uns Spuren zur Anschauung übrig, und
diese wenigen stehen nur im verjüngten Maßstabe zu jenen
– 17o –
großen Werken, die einst in allen Theilen von Asien, im
nordöstlichen Afrika und selbst im östlichen Europa errichtet
wurden. Aber diese wenigen bekräftigen zur Genüge die
Aussagen der Alten hierüber. In Italien find auch noch
Ueberreste anderer Art erhalten, die unsern Vermuthungen
Haltbarkeit geben. Es find die Cyclopischen Mauern. Man
fetzt sie gewöhnlich in die Zeiten der Blüthe der Hetruski-
fchen Stämme oder gar in jene Zeiten, über die uns die
Nachrichten ganz fehlen, und es wird Niemandem einfallen,
fie für Machwerke aus der Zeit der römischen Republik oder
gar aus dem Augusteischen Zeitalter zu erklären. Für eben
fo unzulässig halten wir es, einige Substruktionen, denen
man auf dem Sion bisweilen begegnet, ins Herodianische
Zeitalter zu setzen. Von dieser Zeit herab, wie von da hin-
auf bis ins falomonische Zeitalter bietet sich keine bequeme
Zeit der Errichtung so riesenhafter Gebäude dar. Die Zei
ten der Jebufiten oder Davids eignen sich dafür mehr, am
meisten die Salomonischen. Dieses nämliche Criterium leitet
uns, wenn wir die Teiche Salomo's bey Bethlehem
in die Zeiten Salomo's, die Ruinen der Brücke von Ru-
bin, einige Mauern von Cäfa rea, Sebastie, Sichem
und in ganz Samaria, wenn wir das Labyrinth bei He-
bron und endlich einige unter dem Haram befindliche Ue-
berreste vor die Zeiten der Römer versetzten, in jene Zeiten,
wo sie ein kräftiger Nationalfinn schuf. Höchst merkwürdig
in antiquarischer Hinsicht ist auch der Brunnen Nehemiä im
Thale Josaphat. Er ist unermeßlich tief, in Fels fehr re-
gelmäßig eingehauen und oben mit sehr festen Mauern um-
geben.
Eben so intereffant ist der Wafferleiter, der in diesen
Thale von der Mittagseite beim Brunnen der heil. Maria
– 171 –
beginnt und in gerader Richtung nach Nordost führt, 8oo
Fuß lang, 3 Fuß hoch und 2. Fuß breit mit unzerstör-
baren Gewölben.
Er war bestimmt, das überflüffige Waffer aus der
Quelle und aus dem Thale Josaphat unter der Erde bis da-
hin zu leiten, wo der Kedron hinabfällt und wo fiel dann
den Teich Siloan bewäffern und liegt sehr tief. Es füh-
ren über 20 Treppen in den Brunnen der heil. Maria hinab.
Auch das diesen Brunnen umgebende Gewölbe ist sehr alt,
von sehr großen Steinen und mit sehr alter Schrift, die
aber nichts Ganzes enthalten und ganz verstümmelt find.
Schwerer dürfte es feyn, das Zeitalter der meisten
übrigen Ruinen zu bestimmen, die größtentheils in den un-
ruhigen Zeiten der Ommiaden und Abaffiden, der Fatimiten,
Ikhschiden und Seljuciden, der Kreuzzügler, der Sultane
von Egypten und der Türken das geworden sind, als was
wir sie jetzt sehen. Wir führen sie hier alle, von denen ein-
ge historisch merkwürdig sind, mit Namen auf, müssen aber
unsere Bemerkung wiederholen, daß das Zeitalter der mei-
fen durch vielfältige Baue oder zu große Zerstörungen un-
kenntlich geworden ist.
In der Nähe des Thores Setti Mariam ist die Sa-
lahijeh (8.-WaM), einst Kirche der heil. Anna mit ei-
nem Nonnenkloster, wo die heil. Anna und die heilige Ma-
ria geboren seyn sollen, den Lateinern gehörig, die wohl
verdient wieder hergestellt zu werden. Die Maroniten ha-
ben sich um dieses schöne Gebäude beworben, aber ohne Er-
folg. In dessen Nähe ist Elmamunijeh (85----)
sonst ein Kloster. Unweit davon sind die Ruinen der
Klöster E la des (U»-----) und B ab e la mud
– 172 –
GAL-V --->) unweit vom Bade Elain war
die Kirche der heil. Jungfrau („X-M 8--------
jetzt ist darin eine Presse und die Moschee Kor mi
(--- 8----) mit dem Grabmale des Scheits glei
ches Namens, sonst war darin auch das Kloster des heil.
Johannes von Damask. Da wo jetzt die Haupt-Ger-
berei (5-cl-Q_P), der am übelsten riechend Ort in Je-
rufallem, ist, war sonst das Kloster des heil. Petrus mit
einer gut gebauten großen Kirche, am Orte, wo das Ge-
fängniß dieses Apostels war. In der Nähe des Thores
Setti Mariam ist die Ruine Dar dfchar allah
(200 \-po &O) genannt. Vor ihr ist die Ruine
des Tempelthores – - &-Yo beim Thore Ho-
ta. Die Ruine des Thores Elatem ------- --- ist
vor der Methlaa. Die Ruine Elme df chahed in
(LAN-M) ist vor ihr. Im Haram ist die Me-
dras Saarenijeh (8/2), Die Medras Sull-
tanije ist in der Nähe des Tempels. Die Madrafet
Scheik Halili in demselben. Eben so die Medras
Scheik Mohammed Salech (SWL- Q--- z-J),
die Madrafet Fafchfafch. Auch die Madrafet
Denef (LGQM) und die Madrafet Hadscherdschi-
jeh (84--------- Wenn die Pilger von Mecca
kommen, müffen sie in der letzteren verschiedene Gebete ver-
richten. Sie ist bey dem Thore, das zum Bafar führt, und
welches daher auch Thor des Basars genannt wird. Die
Medras Beit Elachfchan (9:5-Y) und Madra-
fet Chafe kijeh (8-------- find am Qrte, wo die
– 173 –
heil. Maria ihrem Sohne begegnete, auf der Seite, wo
das Thor Elhar ab ist, von der innern Seite vor dem
Thore Chata. Dabey ist die Medras Dar Schahabi
(------- lo), sonst das eiserne Thor genannt, die
Medras Dar Elakifi (-i-X- pl), ist beim
Hauptgebäude des Tempels. Nahe dabey ist die Medras
Dewahadeh (3x3-0). Die Medrafet Dscha-
waa in (G-------- ist beym Thore der Gerechtigkeit.
Ebenfalls nahe am Tempel beym Thore Mogreb in find:
die Medrafet Abu Saud (»---- -- und die Me-
drafet Berak G-) Alle diese zuletzt genannten
Ruinen sind um das Haram, und größtentheils in demsel-
ben. Bey dem Thore Chalil ist die Chakurat (Mauer-
stücke in Gärten), Kamreh G–) am lateinischen Klo-
fer. Die Chakurat Dschebfche (8.--)), und der Un-
glücklichen (GAV), find beym Thurm David, da-
bey find Shoher Elbed (Q-- „gE), Bed Ard-
fchal Elasret (-:-) OS X) nahe bey Elbed.
Daran stoßen. Dar Chamad (OL-3), Abd Elra-
zek (-5- -Xc). Die letzte ist nahe bey den vorigen.
Darauf folgen Elkari (9. KW), Ebn abd Elatif
(-4-M ---- G-), Elfachure (»-Li), Abu
fchufche (89.). Vor dem Damasker Thore ist die
Hakuret-Elmila wijeh (8-WM). In dessen Nähe
eine von Christen, Juden und Mohammedanern verehrte, in
Fels eingehauene große Höhlung, in der sonst ein Kloster
war. Darin soll Jeremias die Klagelieder gemacht ha-
ben. Südlich davon an der Nähe der Mauer ist ein kleiner
Teich, oder vielmehr eine länglich gewölbte Zisterne. Man
- 174 -
nennt sie das Gefängniß Jeremi ä. In dessen Nähe find
die Ueberreste mit Namen, Ebn Samaa (80. Gs).
In der Stadt unweit vom erwähnten Thore ist die Chaku-
ret in dem Hause, in welchem der Mufti wohnt, beym Spi-
tal der heil. Helena, Scheik Elalem („U) „I)
genannt. Das Spital ist gut gebaut, die Thore zum Theil
mit weißem und rothem Marmor bekleidet. Ueber denselben
find arabische Inschriften aus dem 13ten Jahrhunderte,
woraus hervorgeht, daß daffelbe von den Mohammedanern
für die Pilger benutzt wurde. Gerade über ist die Zisterne
der heil. Helena von großem Umfange. Die Ruine Ebn
Schieflan (./Mi., (./9) ist dabei. Ebenso fawa-
chiri („,--). Beym Thore Setti mariam ist
noch die Chakuret Ebn Harbi („- G/-). Saleh
Dschebali (----- FWS) ist beym Thurme Da-
vids. Unweit davon beym Chaman Sultan ist die
Chakuret Scheich elketab (-UXC 3:)). Beym
Serail ist Ebd Edfchewad (0,-- -Xc), Burdfch
laklak (LXXI –), ist beim Bab Chotta. Eine
andere Ruine ist dreym Thore Zahareh. In dessen Nähe
beim Thore Setti Mariam ist Elafai ( s.… :-)
Saleh Debag (A-J FS) ist beim Thore von Da-
mask. Machmed el masri („3-a- A-) ist
eben dafelbst. Om Soliman (GUAW -) und Ebn
Hadsch Archime (3-4-3 „E) sind beim Bab
Chutta, und hinter dem Salachijeh ist wieder ein
Mauerstück. Zu bemerken sind auch die Ruinen über dem
Maria Bade; ferner die über dem Birket Ifrael
(Schwemmteiche), der etwa 90 Schritt lang und 6o breit
- 175 -
fyn mag. In demselben auf der Erde find allerley Maner-
stücke, die theils von oben herabgefallen, theils aber auch
Ueberreste von ehemals darin befindlichen Häusern find.
Auch das Thor, welches zur oben erwähnten St. Annen-
kirche führt, ist der Ueberrest eines alten Gebäudes. Die
Einwohner nennen es Chakuret Bab Salachijeh
(-->WLa-M -L). Unweit davon sind die Hakuret
Ebu Abu fchewareb (-). - - C/-), Maret
Kafembik (SW---- --- 5,–). Ebn Hamdam
(GO- GA) Die Elhadfch Jakub Elhaurani
(-»- -X4 A-), ist beim Bab Cho-
ta. Nahe dabey ist“ die Chakuret Ebn Ali Affadi
(„s-X5 --- GA) Eben so Abu rakabeh aud-
fcha (8-9- 85 %), Otman chalili (GLKC
«„AMS-M), Dar nazeika (ELG), Scheik we-
habeh (889), Scheitameh (LUA), Die ch
(4), Ebn Semureh (pe (9), Abu Dawud
Schaar (UM Deo -, und Kafem bik
(GC- AG), find beym Bab Elamud. Eben so Ebn
Kafineh (Kia GA), Bab Seraja („L
ab, Kadrijeh (8-poLKA), Elar bekijeh
(SSS), Ebn Hafuneh (&S-GA), Akbat
Elka fileh (3-)--K- &-X-c). Hierauf folgen 5
kleine Ruinen, und dann die Chakuret Elafchram
(M), Achjabika (EL-LAS>), Dar Amrad
G-7), Ebn Kerdusch (US GA), Saf
di („s-Xia), El mawaked (XGA), Ali aga
merad (-0 U_äs --), Sabag (SLO), Re bat
- 176 -
(-/-) und Dar Scheik Chalili. Hier find auch zu
merken die Ruinen, die auf dem Markte sich befinden, fo-
wohl auf dem Suk Kotanin als auch an der Grenze des
Thores Elmochakem.
Unweit davon ist die Chakuret Abu Saud
(zai -0, Chatunijeh (8-5-SU), Lamdani
(-50-AW), Elakabeh 8-K-), Burdsch Kebrijet
(O -), Dfchewaaireh (-es-), Abu
lehijeh (T-Us), Elme fach (A), Ebn El-
gezaleh (8) (/-). Die Ruine, Elafil ge-
nannt, ist bey dem Armenischen Kloster. Im Kloster der
Armenier felbst find noch Ueberreste von dem der
Georgianer. Dabey ist die Chakuret Ebba ba
(LLP), Elasli (-----), Abu Aischeh Gs
8ä4), Eldelfi (-->-).
Auch im Kloster des heil. Georg in der Judenfraße
find Ruinen. In dessen Nähe find noch zu bemerken die
Chakuret Cheju ned (-----), Elnem am reh
G-AC), Eldek (GQM), Eljakubijeh.
Vor dem Thore der Festung ist ebenfalls der Ueberrest
eines Gebäudes. Auch ist zu merken daselbst die Ruine Luis
(+»), die Ruine Birkeh (…) genannt, und die Rui-
ne vor dem heil. Haufe. Ferner die Chakuret Aawaf da
(Läse), Othman Heidfchich (--> GLKc)
und Zierdechaneh (G-20) Auch auf den Dächern
des Marktes, wenn man zum Koptischen Kloster geht,
find Ruinen. Endlich find noch bemerkenswerth die Chaku-
ret Elko bat, oder die Ruinen des koptischen, und Elma-
leika des abyffinischen Klosters.
– 177 –
Unweit davon find die Ruinen, mit Namen Scheik
wehabeh Dar Sabechi (=-Halle) und Abd
Kader Kedhami (-3-Läpo-X-MO---). -
Um die Stadt bemerke ich nur die Ruinen von einem
Kloster auf dem Oelberge, die Chakuret Dir Zeit uneh
Tahu neh (G-UH) Bey der Oeffnung der beiden
Thüren ist die Ruine Katineh (-). Andere find
hinter dem Berge. Auch die Ruinen Ebn Hebi
(->G/-), Amer Afendi („sis,-), Ebn ten-
tefch Gala- GA), und feschani (25.),
waren innerhalb der Mauer, welche das Dorf auf dem Oel-
berge umgab. Von diesen Mauern sind nur noch wenige
Ruinen übrig. Westlich find die Ruinen Ghalilee, ehe-
mals eine Herberge der Galiläer, und daher so genannt.
Oestlich find Ueberbleibsel einer kleinen Basilica an dem
Orte, wo die Apostel das Symbol um apostolicum gemacht
haben sollen –! –
Vor den jetzigen Mauern der Stadt westlich 4 Stunde
ist ein ehemaliges Bad Berket mameleh (3), Lo 8).
Es ist 115 Schritt lang, 77 Schritt breit, in der Richtung
von Süden nach Norden und 8 Fuß tief. An der östlichen
und westlichen Seite gehen Treppen hinab. Aus welcher
Zeit die Zisternen in dessen Nähe feyn mögen, läßt sich schwer
entscheiden. Sie find gut gebaut, aber jetzt mit Knochen
von Menschen angefüllt. Die vielen Burgen und Ruinen,
die man in der Umgegend sieht, find aus verschiedenen Zei-
ten ohne characterisierende Merkmale. Die in Felsen einge-
hauenen Grabmäler sind gewiß alle sehr alt, einige verschüt-
- - M
- 178 –
tet, die meisten aber sehr beschädigt. In der Hoffnung,
Inschriften zu finden, kroch ich in den meisten herum, aber
vergeblich. Fast alle haben eine Vorhalle, Stube mit Di-
van und Seitenstuben mit den Fächern für die Leichen. Den
Vorhof fand ich bei vielen 6 Schritte breit und 4 Schritte
lang, den Eingang 3 Fuß hoch, die Stube 5 Schritt lang
und eben so breit, den Divan 15 Fuß hoch. Ich zählte des
ren in dieser Gegend westlich und nordwestlich - Stunde von
Jerusalem über 5o, theils in der Reihe hinter einander,
theils zerstreut.
Die berühmtesten unter ihnen find die Grabmäler der
Könige, und der Stadt am nächsten.
Sonst führte ein großes Portal und eine Treppe zu ih-
nen, jetzt ist alles zerstört und der Eingang sehr mühsam.
Man kommt zuvörderst in einen quadratförmigen 8 Schritt
langen und eben so breiten Saal, von dem aus die Thüre
zu den Seitengrüften ist. Von den mit Blumen in Haut-
relief verzierten Deckeln fieht man viele Stücke und nur
Einen ganz. Er ist 54 Fuß lang und die Arbeit gefällt.
Man setzt sie gewöhnlich in das Herodianische Zeitalter. Die
der Richter, nordwestlich von diesen, zeichnen sich durch die
große Menge der neben und über einander befindlichen Löcher
für die Körper aus. In ihrer Nähe find eine große Menge
Gräber, die fich bis gegen das Thal Left a hinaus erfrek-
ken. Größer aber zum Theil aus späterer Zeit sind die
Grabmäler, welche durch das Jerusalem umgebende Thal
von der Stadt getrennt sind. Südlich kommt man zuvör-
derst zu Einen, an dessen Eingange folgende hebräische aber
sehr verdorbene Inschrift ist:
– 179 –
gilt fo: Ist " - sys . . . . . es seit 25 :
d, nur ist vus . . . . . . - Zu dritt
C in sein - ps . . . . . . . . . . . . .
3G bi: Nin ty - 5 - 1 : 1,
in die p - sein Hipp"
gnal mit 3 : " 'TTE -
= aldi; - - - Expans
nat aus. - - Mit “J . - -
- und zwar "samtw . . . . p"
- > Whvn“h . . . Nr . . . > >
Eyo in vivo
25. 3. . . . . . . . -,
2oo Schritte westlich von diesem ist ein großes Grab-
mal, über dessen 8 Schritte breiten Eingange am Gesims
die Inschrift steht: -
+ THCAT1AC
in S &
C I CO N,
2:3. - - - -
" Nur um einige Stiegen höher ist das Grabmal mit der
Inschrift: -
“ JNHMAA1ABE
- - - - - - - - - - - - -
- PONGKKAAIP. PE - -
… … … ADOPTEPMAMIKH
C
- -- S -
z: Unweit davon ist mit rother schon etwas verlöschter
Farbe in großen Lettern die Inschrift: - . . . -
MNHMAA1AberoNTAT ovevrH “
NocoNoMoyToyIATroc -
- ArOCOY . . . "
M 2
– 18o –
über einem andern. Die Grabmäler find hier in 5 Abthei-
lungen über einander. Zu jeder führen Treppen. Auch
sind bequeme Gänge angebracht. Nicht weit davon find die
Ruinen eines armenischen Klosters und einer Kirche, um
welches viele unterirdische Gemächer find. Hinter diesen ist
das Grabmal mit der sehr verdorbenen Inschrift: -
ON KHA - - - - - - - - HITOM
IOCHEPs . . . . - - - - - . TN KOCTHPf
ec-1-M . . . . . . . VPENO
CKA - - - - - - - - - TSTE - - - - -
TX3
und ein anderes mit der Inschrift:
-- THCATIAC
CI UN
Folgende Inschrift ist auf einem Steine in der Nähe
des Grabes der heiligen Maria. Er hatte früher eine an-
dere Bestimmung. Jetzt bedeckt er zum Theil die Oeffnung
einer halb verfallenen Zisterne.
UNI I ON)
ANTao NAIA
S +
Hier find auch die schon von Clarke und Gau mitge-
theilten phönizischen Inschriften, die ich bey einer andern
Gelegenheit erklären werde. Bey vielen find über dem Ein-
gange 3 Kreuze, bey andern sehr viele eingegraben. Ihre
Zahl ist hier sehr groß und viele find von großem Umfange
mit vielen Gemächern und einige auch mit einer größeren
Vorhalle versehen, die mit Gemälden ausgeschmückt waren,
– 181 -
deren Ueberreste uns bestimmt ins 4. bis 7. Jahrhundert
hinaufführen und auf ihre Bestimmung für Christen hinwei-
fen. Ich meine, diese Vorhallen wären für gottesdienstliche
Zusammenkünfte bestimmt, fey es nun für einzelne Familien
oder für die ganze Gemeinde. Im letzteren Falle müßte man
annehmen, daß hier die Gebeine von Martyrern oder Hei-
ligen ruhen. Die Gemälde entscheiden nichts. Christus, die
heil, Jungfrau und andere Heilige find hier wie in andern
christlichen Gemälden aus dieser Zeit in byzantinischem Styl
dargestellt und die Hauptpartien derselben find fast ganz
verlöscht. Es ist zu verwundern, wie fich bey der Feuchtig-
keit, die beständig in diesen Grüften herrscht, die Farben so
lange erhalten konnten. Um das Dorf Siloan finden fich
gleichfalls sehr viele solcher Grüfte. Einige erreicht man
nur durch Leitern. Sie find verschieden gestaltet, meist sehr
gut ausgearbeitet und älter als die meisten soeben erwähnten.
Geht man von Siloan aus nordwestlich, so kommt
man auf den jetzigen Kirchhof der Juden, 4 Quadratmeile
groß an der Berglehne. Auch hier suchte ich oft und genau,
fand aber keine bemerkenswerthe Inschrift. Die Steine, die
auf jedes Grab schief nach Südwest gekehrt sind, find selten
gut ausgearbeitet. Inschriften finden sich auf jedem dersel-
ben. Sie find größtentheils kurz und bieten in paläogra-
phischer Hinsicht nichts Merkwürdiges dar, z. B.
12
in 1:2 pnn.
v", oder - - - - - - -
- yyy - - - - -
- - > 97 = an V. - ,
In Fels eingehauene Gräber fcheinen hier wenige gewe-
fen zu feyn. Das Grab Josaphats ist das bedeutendste, es
hat verschiedene Gemächer; das Säulengebälk ist in gutem “
Geschmack eingearbeitet. Es ist fast in der Mitte des erst
wähnten Kirchhofes. Südlicher ist das Grabmal Absolom’s
mit einer Menge hebräischer Schreibereien aus neuerer Zeit
angefüllt und westlich das Grabmal Zacharia’s, beide in ge-
mischten Style und aus späterer Zeit. S mit ein
- Westlich von diesen findet man solcher in Felsbeinge-
hauenen Gräber wenig. Einige alte Wachthürme, die in all
ten Zeiten theils zur Bewachung der Feldfrüchte, theils zum
Blasen zum Aufruhr dienten, find noch im Thale Josaphat
westlich vom Grabe der heil. Maria, aber sie haben nichts
Merkwürdiges. - - chrisi,
Auch am Berge Sion find viele in Fels eingehauene
Grabmäler und ich war einigen von sehr großem Umfange
auf der Spur. Ich bin der Meinung, daß man bei einem
genaueren Forschen, welches unter der jetzigen Regierung
unmöglich ist, viele unterirdische Höhlungen finden wird, die
älter als alle bisher bekannten Ueberbleibsel find. - Nicht
Inschriften, denn diese find größtentheils zerstört, wohl
aber die schöne einfache Größe in der Arbeit wird dieses aus
weifen. Die Zisternen, die man vor kurzem auf dem Gipfel
dieses Berges in der Nähe von Davids Grabmal entdeckt
hat, find groß; ihre zweckmäßige Einrichtung ist musterhaft
und doch würden fie verschwinden gegen die katakombenähn-
lichen Gemächer, durch welche man die Eingeweide des
Sion unterminiert hat. Doch nicht blos die Wohnungen, die
aus tiefer und finnreicher Verehrung der Todten verfertigt
wurden, find unter diesen üppigen Saatfeldern, die den
Sion im April mit einem schönen Grün bekleiden, verborgen,
auch die Substruktionen von Gebäuden und Mauerstücke von
der Burg oder Festung selbst. – Die auf demselben be-
findlichen christlichen Grabmäler aller Religionsparteien ha-
- a 85 -
ben kein antiquarisches Intereff. Die Inschriften sind in
lateinischer, griechischer und armenischer Sprache und ohne
Wichtigkeit für die Paläographie. Dieser Begräbnisplatz
südlich vom Coenaculum war immer ein Gegenstand des hef
tigsten Streites der christlichen Parteien und alle versichert
ten mich, er koste fiel mehr spanische Thaler als auf demsel-
ben aufgezählt Raum haben. Man glaubt hier auch den
heil. Stephan, Gamaliel, Nicodemus und viele Martyrer
der erstern Jahrhunderte begraben, wovon sich aber keine
Spuren finden. Auch die Juden haben jetzt noch auf dem
südlichen Theile des Sion einen Begräbnißplatz; unter den
Inschriften find aber keine alten. -
- - - -
- - - - Kirchliche Alterthümer in Palästiua.
Wenn bei kirchlichen Alterthümern in Palästina von
kritischem Zeugenverhör die Rede ist, so wird man in das Ge-
biet des Wunderbaren geführt. Aber die Wahrheit der Tra-
dition, die zum Andenken an intereffante Scenen aus der
heil. Geschichte sich solcher Mittel bediente, um die Richtig-
keit des Lokals, wo fie fich ereigneten oder die Begebenheit
selbst zu erweisen, wird schon darum verdächtig, ja der Ex-
findung historischer Fakten schuldig scheinen, wenn diese
nicht durch andere gewichtvolle Zeugniffe bestätigt würden.
Darum ließen es fich viele Gelehrte angelegen feyn, das
Theater der heil. Geschichte, wie es uns jetzt noch dargestellt
wird, für ganz unrichtig zu halten, und man änderte ohne
zu bedenken, daß man sich dadurch in größere, ja unerklär-
bare Schwierigkeiten und in Absurditäten verwickelte. Der
Unbefangene wird auch den aus Wundern hergenommenen
Beweis und die in ihrem Nimbus eingehüllten historischen
Begebenheiten würdigen, weil er weiß, daß außerordentliche
- - - -
- - - - - -
– 184 –
Naturerscheinungen, die durch die besondere Leitung der
Vorschung unter gewissen Verhältniffen und Rücksichten fich
ereigneten, daß auch gewöhnliche Ereigniffe, darum weil fie
zum Beweis des Göttlichen dienten, ins Reich der Wunder
versetzt wurden. - - - - -
Dieß geschah in einem Zeitalter, wo die Frömmigkeit
glaubte, die christliche Religion bedürfe derselben zur Bekräf
tigung ihrer Göttlichkeit, so oft, daß geachtete Historiker je-
uer Zeiten bezeugen, wie die meisten ins Christenthum ver-
flochtenen wichtigen günstigen Begebenheiten mit Wundern
in Verbindung gesetzt wurden. Es müßte daher befremden,
wenn man an die Auffindung des heil. Kreuzes, an dem der
Weltheiland das große Erlösungswerk der Menschheit voll-
endete und an die der dem Christen heiligen Orte nicht Wun-
der geknüpft hätte. Man erwog nicht, daß die meisten und
allerwichtigsten Monumente von Constantin oder defen from-
mer Mutter Helena in einem Zeitalter erbaut worden find,
wo man aus mündlichem Zeugenverhör die Wahrheit noch
erfahren konnte. Es lebten hier seit dem apostolischen Zeit-
alter immer Menschen, denen als Freunden oder Feinden
der Christen diese Orte nicht gleichgültig waren, die sie als
den Aposteln heilige Orte im Andenken ihrer Nachkommen
immer als denkwürdig erhielten. Auch bürgt uns für ihre
Aechtheit eine Reihe von achtungswerthen christlichen
Schriftstellern, die in Palästina gelebt, und von denen sich
leider fast nichts als die Namen erhalten haben. Ihnen
als Forschern konnte dieser Gegenstand nicht gleichgültig
bleiben, und fie würden gewiß durch ihr Ansehen die unrich-
tige Nachricht der Tradition verbessert haben. Auch be-
fchäftigt sich im Orient der gemeine Mann lieber mit der
Vorzeit und ihren Ueberlieferungen, und diese erhalten sich
– 185 –
hier reiner als in irgend einem andern Lande, wie man
längst bemerkt hat und ich aus eigner Erfahrung erläutern
könnte. Sie verdächtig machen, hieße: die ganze Geschichte
des Orients in Verdacht ziehen, die auf ihr wie auf Grund-
pfeilern ruht. – Endlich muß der unparteiische Beobach-
ter eingestehen, daß das, obgleich sehr veränderte Lokal so
wie wir es jetzt fehen, so fehr mit den Beschreibungen der
heiligen Schriftsteller und des Josephus übereinstimmt, daß
man eher auf die durch die Tradition bemerkten Orte als auf
andere gerathen würde, wenn man ihre Lage zu bestimmen
hätte. Wir wollen daher den Millionen von Pilgern durch
unnütze Conjecturen oder Träumereien ihren Glauben nicht
verkümmern, sondern der Tradition. Dank wissen, daß sie
den Wunderpunkt ihrer Betrachtungen so sehr zu beleben und zu
erweitern wußte. Es liegt außerhalb den Grenzen dieser
Schrift, mich über diesen Gegenstand im ganzen Umfange
zu rechtfertigen. Andere Männer haben dieß längst in Fo-
lianten gethan und unter ihren vielen Beweisen finden sich
immer auch einige vollgültige. Ich bedaure nur, daß einige
den Christen heilige Oerter, wie der Tempel Salomons oder
der der Präsentation, der Berg Sion, wo der Herr das heil
Abendmahl gefeiert, die Apostel den heil. Geist empfingen,
Mathias zum Apostel erwählt und die ersten christlichen Zu-
fammenkünfte gehalten wurden, der Bogen des Pilatus,
von wo dieser Christum dem Volke vorstellte, und selbst zum
Theil der Ort auf dem Oelberge, von welchem Christus zum
Himmel fuhr, in Moscheen verwandelt worden und zum
Theil den Christen bei Lebensstrafe unzugänglich find: daß
andere in Ruinen liegen, wie die Kirche des Gefängniffes
Petri in Jerusalem, des Grabes Lazari in Bethania,
der Grotte der heil. Jungfrau und die Kirche der Hirten
– 186 –
bei Bethlehem, die Kirche des heil. Joachims und der
heiligen Anna in Saphuri, die große Kirche des heil.
Petrus in Tiberias, wo die Johan. XXI. erwähnte Sce-
ne vorfiel. -
Die Kirche in Kanaan zum Andenken an das erste
SWunder, die zum Andenken der Auferweckung der Tochter
zu Nain, und der Verklärung auf dem Berge Tabor,
und andere; ferner die Kirche des Johannes des Täufers
am Jordan, und des Quarantaine-Berges; – alle diese
heiligen Orte zusammen bildeten mit den noch erhaltenen ei-
nen Cyklus, der uns alle bedeutenden Handlungen unters
Heilandes ins Gedächtniß zurückruft. In Ain Keram
(St. Johannes) 2 Stunden westlich von Jerusalem, ist eine
schöne Kirche mit einer Kapelle an dem Orte, wo Johannes
der Täufer geboren wurde, und mit einem Steine, auf wel-
chem er gepredigt hat. # Stunde davon ist eine Quelle Bir
Eladri, durch den oftmaligen Besuch der heil. Elisabeth
geheiligt. 4 Stunde davon find die Ruinen eines von der
heil. Helena erbauten Klosters, Dir Elkalbaze genannt,
wo der heil. Johannes Buße that.
Mit Nazareth, dem Wohnorte der heil. Familie, be-
ginnt der Cyklus der Geschichte unters Heilandes. Die
Kirche der Lateiner besteht aus 3 Theilen, der Kirche, dem
Chor und dem Sanktuarium. Das letzte ist unter dem Chor,
und 17 Treppen tiefer, als die Kirche an dem Orte, wo
die Wohnung des heil. Josephs war. Links find 3 Säulen,
die den Eingang zu ihr bildeten. Zwischen den beiden nahe
an einander stehenden foll der Erzengel der heil. Jungfrau
erschienen feyn. Hinter die dritte, deren Grundlage von den
Türken in der Hoffnung, Schätze zu finden, zerschlagen
worden ist, und die daher in der obern Wölbung frey hängt,
– 187 –
versteckte sie sich aus Furcht vor der Stimme des Engels.
Hinter dem Altare dieser Kapelle führen. 12 Treppen auf,
wärts in eine andere, Höhle der Sicherheit genannt, wo-
hin sich die heil. Familie nach der Rückkehr aus Egypten zu-
rückzog. Rechts von der Kirche und in einer andern Aus-
höhlung links verrichtete Christus gewöhnlich fein Gebet.
Manfieht daselbst einen Stein, der immer feucht ist. Man
zeigt 1oo Schritte nordwestlich von dem Kloster die Werk,
stätte des heil. Josephs, 300 Schritte von demselben südlich
den Stein, auf welchem Christus mit den 12 Aposteln ge-
speiset hat, und etwa 200 Schritt von demselben die Syna-
goge (jetzt die Kirche der katholischen Griechen), in welcher
er lehrte, und den Juden, als sie die Wunder von Kaper-
maum wiederholt wünschten, antwortete: sie feyen dessen
nicht werth; sie waren darüber so erbittert, daß sie ihn bis
zum Monspraecipiti - Stunde östlich von Nazaret verfolg-
ten und daselbst herabwerfen wollten. Aber der Stein des
Felsen gab nach, und er konnte sich in den jetzt noch sicht-
baren Eingrabungen fest halten. Wenn man die heil. Orte
besucht, so muß man sich gewöhnlich mit dem Anblick einer
alten Mauer oder eines Loches begnügen. Hier wird man
mit einer schönen Aussicht ins Thal. Es drelon, auf den
Tabor, Hermon u. f. w. belohnt. An der Wand dieser
Bergschlucht fieht man Zisternen, alte große Mauern und
viele Höhlen. Die ersten deuten auf ein Kloster, das hier
nach der Aussage der Landesbewohner war, die letzten auf
den Wohnort von Cönobiten. Die heil. Maria war ihrem
geliebten Sohne von ferne gefolgt, und als fiel die Juden
zurückkommen sah, verbarg sie fich ungefähr auf dem halben
Wege in eine Oeffnung, von dem Schrecken, den sie em-
pfand, die Höhle des Schreckens genannt. Sonst war hier
– 188 –
ein Nonnenkloster, woher es auch den Namen Dir benat
erhalten hat. . . . . . . .
Eine Stunde davon auf 2 Abhängen liegt das Dorf
Jaffa, in welchem eine Kapelle an dem Orte sich befindet,
wo das Haus des heil. Jacobs war. Der Brunnen am Fuße
des Berges hat von ihr den Namen, und in seiner Nähe
find bedeutende Ueberreste von einem Fischbehälter. Solche
Ueberreste habe ich bey sehr vielen Quellen in Palästina be-
merkt. Sonst war in Nain eine Kapelle, Grotte, und
der Stein, worauf der Sohn der Witwe, welchen Christus
vom Tod auferweckte. Auf dem Tabor find außer den Ue-
berresten einer großen Stadt auch die einer Kirche, die an
die Verklärung des Weltheilandes erinnerte. In Kana
war die Kirche des heil. Bartholomäus, und eine andere
den Lateinern gehörige. Sonst zeigte man auch die Töpfe,
in welchen unser Heiland, das Waffer in Wein verwandelt
hat.
Das Feld der Aehren Matth. XII. fast gegenüber vom
Dorfe Teraan hat kein Denkmahl, eben so, wenig der Berg
der Seligkeiten. Matth. V., und der Speisung der 5eoo
Menschen (Matth. 15, 32. Marc. VIII., 32.), aber die Tra-
dition hat die Stelle genau bestimmt, wo dieß geschehen,
und den ersten Platz hat man von jeher mit Oelbäumen be-
zeichnet. Den zweiten Ort konnte man nicht beffer für die
Erweckung höherer reiner Gesinnungen wählen. Südlich
das schöne lange Thal, das von der großen auf dem linken
Ufer des Jordans sich hinziehenden Bergkette begrenzt
wird, nördlich Saffet mit feiner unendlich fruchtbaren
Ebene, östlich der See Tiberias mit seinen schönen
Ufern, und westlich der Tabor und andere Berge Gali-
läas.
- 189 -
In Bethlehem ist unter der großen schönen aber unbe-
nutzten Kirche eine schöne mit guten Gemählden und Ver-
zierungen reich ausgeschmückte Kapelle an dem Orte, wo
Christus geboren, und wo er von Magiern angebetet wur-
de. Oeflich vom Kloster, fast am Ende des Dorfes, ist
die Grotte der heil. Maria S2-J silke, und Stunde
von da das Feld der Hirten, Dfchurun Elraawa, ein
umzäunter Garten mit Oliven, in dessen Mitte die Ruinen
von einem Kloster, und eine unterirdische Grotte fich befin-
den. Aber bey weitem das meiste Intereffe hat die Gegend
in und um Jerusalem. In Bethania ist der Ort, wo
Lazarus von Christus von den Todten erweckt wurde, und
wo noch jetzt die Väter alljährlich eine Meffe lesen. Auf dem
Berge Sion ist das Coenaculum, wo Christus mit den
Aposteln das heil. Abendmahl feyerte, ihnen die Füße
wufch, den Zehnen nach der Auferstehung und dem heil.
Thomas 8 Tage darauf erschien, Matthias zum Apostel,
die 7 zu Diakonen gewählt, und die ersten Versammlungen
gehalten wurden. Unweit davon im Armenischen Kloster ist
der Ort, wo Petrus Christum verläugnete, bitterlich wein-
te, und unser Heiland im Palast des Oberpriesters gefangen
faß. Im Thal Jofap hat zeigt man den Ort, wo Chri-
fus sich von seinen Jüngern trennte, um mit den drey Aus-
erwählten allein zu seyn, wo er auch die drey verließ, um
allein zu beten, wo er Blut schwitzte, und wo er von Judas
verrathen wurde. Auch die Fußtapfen auf einem Steine
unter der über den Kedron führenden Brücke, die beim
Fall unters Heilands entstanden feyn sollen, werden gezeigt.
Vom Kreuzwege zeigt man nur einen Theil in der Stadt."
In der heil. Grabeskirche find Kapellen zur Erinnerung an
den Kalvariberg, das Grab Christi, die Kolonne der
- 190 -
Geißelung, die Ausheilung der Kleider, die Auffindung
des Kreuzes, seine Erscheinung der heil. Maria Magdalena
in Gärtners Gestalt, und der Stein, auf welchem fein Leich-
nam gesalbt wurde. Der Ort, wo unser Herr und Heiland
gekreuzigt wurde, läßt sich nicht mehr bestimmen. Daß er
in der Nähe der Stadt, aber außerhalb derselben war, geht
aus der Darstellung der heiligen Schriftsteller deutlich her-
vor. An dem Orte, wohin man ihn jetzt versetzt, in der
heiligen Grabeskirche, kann er nicht gewesen seyn, denn die-
fer ist fast in der Mitte der jetzigen Stadt, und kann nie-
mals außerhalb derselben gewesen feyn. Nordöstlich von
demselben waren der Tempel, nordwestlich die größten und
schönsten Paläste und Wohnungen des alten Jerusalems;
westlich dehnte sich in Einbiegungen die Stadt mehr als eine
Stunde weit hinter die Mauern des jetzigen Jeruf alems
aus, füdlich war der Berg Akra mit feinen vielen Gebäu-
den, und die zwischen diesem und dem Sion gelegenen Ge-
bäude und Märkte. An diese Schwierigkeit dachten diejenigen
nicht, welche schon in den alten Zeiten behaupteten, der
Kalvaribergfey unter der jetzigen heil. Grabeskirche; al-
fo sonst fast in der Mitte der Stadt.
Gegen die Existenz des Grabes Christi an diesem Orte
läßt sich nichts einwenden. Es ist bekannt, daß Familien-
gräber in der Stadt, in Felsen eingehauen, bei den Hes
bräern sehr gewöhnlich waren. Wir sehen deren jetzt nur
noch auf dem Sion. In der jetzigen Stadt und um diesel-
be ficht man deren wenige, die übrigen find unter den
Trümmern vergraben. Daß diese Familiengruft ausfindig
gemacht werden konnte, kann nicht bezweifelt werden, fo gut
wie fich bey uns das Andenken eines so theuren Gegenstan-
des erhält. Gewiß hat man diesen Ort schon in den frühe-
– 191 –
fien Zeiten in Ehren gehalten. Die Gläubigen wallfahrten
zu ihm, wie die Juden die Gräber ihrer Verwandten zu be-
fuchen pflegten. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß daselbst
schon im apostolischen Zeitalter eine Art von Kapelle war,
welche dann als ein den Christen heiliger Ort von ihren
Feinden so verunstaltet wurde, wie es Eufeb. Vit. Conßt.
III. 25. 26. erzählt. Welchen Unbefangenen sollte die einfache
Erzählung des Vaters der Kirchengeschichte von der Er-
bauung des Tempels über dem heil. Grabe nicht ansprechen!
wem zweifelhaft scheinen? Aber an eben dem Orte spricht
Euseb. offenbar nur von dem heil. Grabe, über dem die Kir-
che erbaut wurde, Theodoret unterscheidet diese ausdrücklich
von einer andern Kirche, die auf dem Orte erbaut war, wo
das Kreuz gestanden, oder auf dem Golgatha zu Ez. 48.
und der heil. Cyrillus versichert sehr oft, er habe daselbst
gepredigt. Die häufige Zusammenstellung dieser jedem Chri-
fen höchst wichtigen Orte mag nach der Zerstörung der Kir-
chen durch Ko sroes, wobei die auf dem Golgatha ganz
verschwand, die Identifizierung beider veranlaßt haben. Auf
diesen nämlichen Platz, oder ganz in defen Nähe, fetzte die
Tradition mehrere Ereigniffe aus dem Leiden unters Heilan-
des, für die folglich auch eigene Kapellen bestimmt wurden.
Den Kalvariberg setzte man nur in ihre Nähe, um das In-
tereffe des Cyklus zu erhöhen. Neben dieser Annahme
kann also die Geschichte der Auffindung des heil. Kreuzes
fehr wohl bestehen.
Die Juden haben in Beziehung auf die Lage der nach
der heil. Schrift merkwürdigen Oerter eine von der der
Christen in vieler Rücksicht abweichende Vorstellung. Das,
was diese Tempel Salomonis nennet, nennen sie Schule
Salomon's. Den Tempel setzen sie füdlicher etwa dahin,
– 192 –
wo die Sachara oder das templum praesentation is ist. Der
Tempel, fagen fie, ist auf dem Moria, dahin versetzen fie
auch das Opfer Isaaks durch Abraham, die Griechen vers
fetzen dieß ohne Grund auf den Kalvariberg. Das Grab
Davids, Salomons und anderer Könige fetzen fie, gleich-
falls auf den Sion, die der Propheten aber auf den Oel-
berg, und die Richtigkeit der Lage des Grabes Josaphat,
Zachariä, Abfalons c. wird nicht bezweifelt. Die Lage der
übrigen heil. Oerter ist weniger bestritten worden, und es
ist auch kein hinreichender Grund vorhanden. Ob man sich
um einige Schritte geirrt hat, läßt sich nicht entscheiden,
Es wäre aber auch lächerlich, hierüber streiten zu wollen. –
- - - - - - - -
- Die Christen in Syrien. - - -
- - -
Kein Land des ottomannischen Reichs ist so reich an
christlichen Sekten als Syrien. Die Katholiken daselbst
find entweder vom lateinischen, griechischen, armenischen
und fyrischen Ritus, oder Maroniten, und machen fast den
fechsten Theil der Population in dieser Provinz aus. Die
Lateiner genießen als Franken gewisser Vorrechte, des befon-
dern Schutzes der Könige von Frankreich und anderer euro-
päischer Fürsten, und bilden in politischer und kirchlicher
Hinsicht einen Statum in Statu. Aber seit der französischen
Invasion und Revolution find ihre Vorrechte fehr geschmä-
lert worden. Carl IV., König von Spanien, bewarb sich
im Jahre 1793 beim Sultan Selim III. um den Titel eines
Protectors der Sanktuarien, und der Väter des gelobten
Landes. Auch Napoleon ficherte ihnen diese Protection zu,
aber die Verwendungen für fiel im Divan blieben ohne
Erfolg. - - - - - - - -
-
- 195 –
- Ihren Gottesdienst verrichten Franziskaner, Kapuziner,
Karmeliter oder Lazaristen, die aus den Klöstern Europa's
dahin gesandt werden. Die ersten find hier fast so alt wie
ihr Orden, welches erhellt aus den Bullen Gregors IX.
vom 29. Jänner 1230, (unter andern sagt er darin cum
ipß salutem quaerant animarum et earum lucris intendant,
favorem eis super hoc benevolum praebeatis), und Alexan-
ders IV. vom 27. März 1257, worin ihnen der, schon den
Kreuzfahrern zu Theil gewordene, Ablaß ertheilt wird. Im
Generalkapitel zu Narbona 126o wurde die Provinz terrae
fanctae für die 32 erklärt, und in 2 Custodien, von Cypern
und Syrien, getheilt, 1291 theilten sie das traurige Loos
mit allen übrigen Christen in Syrien, durften aber 1333
schon wieder beim heil. Grabe wohnen, seit 1342 daselbst
die heil. Meffe lesen, das Chor beten, und in einem Kloster
auf dem Berge Sion wohnen.
Das letzte verloren sie 1569, zogen sich in das von
den Georgianern an sich gekaufte Kloster zum heil. Johan-
mes, dann zum heil. Salvator genannt, und leben das
felbst wie in allen übrigen dieser Provinz angehörigen Klö-
fern bis auf den heutigen Tag unter mannigfaltigen Vers
folgungen von Seiten der Türken, und im beständigen
Streite mit den schismatischen Griechen und Armeniern, um
die Sanktuarien. Außer den eingebornen Katholiken des la-
teinischen Ritus find zu ihnen auch eingepfarrt, die franzö-
fischen Unterthanen, deren Zahl früher in Rama, Acri
und Saida sehr bedeutend war, und frühere Könige von
Frankreich, und zuletzt Ludwig XV., erklären in einem Di-
plome von 1725 den Guardian des Convents vom Salva-
tor als apostolischen Commiffarius, und feine Unterthanen in
jener Gegend als von ihm abhängig in allen kirchlichen Ju-
N
– 194 –
risdictions-Angelegenheiten. Dieses merkwürdige Diplom
schließt mit diesen Worten: Et par ces Presentea, ignées
de notre main, dions . declarons et ordonnons, voulons
et nous plait, que les dits Gardien et Religieux de la
- famille deterre-ainte, fejentet demeurentà perpetuité,com-
me mous les prenons et mettons de nouveau en nötire
protection, et fauve-garde particulière; ensemble toutes
les paroisses, chapelles, couvens, maisons et hospices
qu'ils ont ou auront en Levant et en terre-ainte. -
Diese Väter wohnen noch zu Jerufallem mit 8oo, zu
S. Johann mit 80, zu Bethlehem mit 1oo, zu Na-
zareth mit 8oo, zu Rama mit 2, zu Jaffa mit 3oo, zu
Akka mit 8o, zu Arizza mit 2, zu Damask mit 2oo, zu
Tripoli mit 18, zu Ladakia mit 2o, zu Aleppo mit
Soo, zu L'Arnaca mit 6oo, zu Kairo mit 7oo, zu Ale-
xandrien mit 2ooo ihrem Kirchsprengel zugehörigen Ka-
tholiken, als Curati der ihren Klöstern zugehörigen Kirchen,
und in den Sanktuarien zu Jerusalem, Bethlehem,
S. Johann und Nazareth, als Verweser und Fürbit-
ter der katholischen Christenheit, für die, besonders für de-
ren Fürsten sie alle heilige Meffen lesen, und auch sonst in
ihrem Gebete bitten. Die Klöster zu Saida, Scanda-
roma, Rax hid und Nicofia mußten sie wegen Mangel
an Priestern verlaffen, aber ihr Kloster in Constantino-
pel ist noch von ihrem Commiffarius bewohnt. Die Leitung
der geistlichen Angelegenheiten hat der Guardian des Klo-
fers zu Jerusalem, die des ökonomischen der Procurator,
und die des Ganzen das Discretorium. Der Guardian wird
von Discretorium aus den gewesenen Miffionären oder Cu-
ratis der italienischen Nation erwählt, vom Ordensgeneral
zu Rom bestätigt, und hat in den erwähnten Kirchspren-
- -
- 195 -
geln fast alle Vollmachten des Bischofs. Der Procurator
wird aus den Vätern des spanischen, und der Vicar aus
denen der französischen Nation erwählt. Das Discretorium
ist aus diesen dreien, einem Priester der italienischen, und
einem der deutschen Nation zusammengesetzt. Die Ausga-
ben für Avanien, die Unterhaltung ihrer Kirchen und Ar-
men, und ihrer eigenen Bedürfniffe befreiten sie von den
Almosen, die ihnen sonst aus allen christlichen Staaten, seit
40 Jahren nur aus Spanien, Portugal und Italien gesen-
det wurden. Sie waren seit den frühesten Zeiten im Besitz
eines bedeutenden Grundeigenthums. So gehören ihnen
sehr viele Gärten in Jerusalem, die sie den Griechen
vor langer Zeit zur Nutznießung überlaffen haben, und die
diese ihnen in Zukunft wahrscheinlich streitig machen werden.
Es gehörten ihnen im Thale Jofap hat außer den Oliven
im Garten Get femane viele andere Olivenbäume; aber
diese haben sie schon vor langer Zeit und vieles andere nach
und nach seit kurzem verloren, bis auf die wenigen im er-
wähnten Garten. Sie zahlen alljährig an den Pascha von
Scham (Damask), 7,ooo Piaster, als Grundsteuer für
die Kirchen und Klöster in und um Jerusalem, und 1,0oo
Piaster für das zu Scham, an den Pascha von Akka:
1oooo Piafter als Grundsteuer für die Kirchen zu Naza-
reth, Akka, Saida, Trabolus, Ariffa, Lada-
kia, Tiberias, Naim, Tabor, Saphori, Saf-
fa, Canaa, welche letztern aber in Ruinen liegen." Bey
der Heirath des Gouverneurs oder Pascha, und sonstigen
Festen, zahlen sie ebenfalls 1ooo bis 2ooo Piaster. Seit
ihnen der Schutz vom französischen Minister in Confanti-
nopel mangelte, war der außerordentlichen Forderungen
kein Ende. 1805 foderte der Pascha Abdalla 1ooooo
-
R 2
- 196 –
Piaster, 1806 eine etwas geringere Summe, 1807, 145.000
Piafer, und in den folgenden Jahren fast eben so viel,
1813 nahm er nur 175 Beutel, weil er, wie er versicherte,
den Zustand Europas als schlecht kenne – Vor wenig
Jahren wollte der Procurator die Forderungen des Pascha
nicht befriedigen. Sogleich behauptete man, er habe im
Kloster zu S. Johann bauen laffen, und sendete eine Un-
tersuchungs-Commission dahin, die ihm so theuer zu stehen
kam, wie die frühere Forderung. Der Pascha zwingt fie oft,
Vieh, Früchte und andere Sachen ihm abzukaufen, und
2omal mehr dafür zu bezahlen, als sie werth find. Die An-
kunft des Pascha von Scham in Jerusalem (in der Re-
gel alle Jahre) ist für die Procuratoren der verschiedenen
Klöster immer wie ein jüngstes Gericht. Ist er mit ihnen
nicht zufrieden, so trifft die Gefängniß und Geldstrafe unvers
meidlich. Der Mufti von Jerusalem forderte vor einigen
Jahren alljährig 1ooo Piaster. Nach 8 Jahren, als die
Väter aus Constantinopel einen Firman für die Wie-
dererstattung dieser Summen von Seiten des Mufti erhiel-
ten, floh dieser, belagerte mit einigen 1oo Landleuten die
Stadt so lange, bis die Väter ihm die Quittung gaben, als
habe er alles zurück bezahlt. – Hat eine Partheider Chris
fen irgend etwas in der Kirche oder im Kloster ausbessern
laffen, fo zeigen dieß die andern dem Motfalem oder Kadhi
an, der eine solche Gelegenheit zu Geldstrafen nie unbenutzt
vorbey gehen läßt. 1813 den 18ten Aug. forderte der Gou-
verneur bey der Geburt eines Sohns des Sultans 2ooo
Piafter. Der Procurator weigerte sich, mußte dagegen 3 :
Tage darauf 5ooo Piafer zahlen, als ein Kind, das ein
Diener des lateinischen Convents auf den Armen hatte, ei-
nen grünen Zweig in der Hand trug. Man machte ihm den
- 97 –
Vorwurf, er habe das Gesetz verletzt. Die Eröffnung ein
ner dritten Thüre zu ihrem Kloster zu Damask kostete sie
im vorigen Jahre 7ooo Piaster, fast eben so viel mußten sie
in diesem Jahre zahlen, um das Kloster des heil, Johann
zu behalten, wo sie gemißhandelt, und durch mehrere Wo-
chen gefangen gehalten wurden. Auch die Ausgaben für die
armen Katholiken in Judäa mehrten sich. Außer dem Dro-
goman und den Klosterbedienten ernähren sie nach herge
brachter Sitte den Schullehrer mit allen Schulkindern, alle
Witwen und Waisen, müssen die Häuser im Stande halten,
die nach dem Aussterben der männlichen Erben (die Frauen-
zimmer können im Orient nicht erben) ans Kloster fallen,
ohne von den darin wohnenden je Zius zu erhalten, alljähr
rig die Grundsteuer für die Bethlehemiten zahlen, alle Chris
sten im Sommer aus ihren 28 Zisternen mit Waffer verse,
hen, während die übrigen Bewohner Jerusalems es von
den Mohammedanern kaufen, den Schlauch zu 10 Para,
die Armen, die den größten Theil der Katholiken, ernäh-
ren, und allen Mohammedanern und Christen die Medicin,
aus ihrer Apotheke umsonst geben. Ist ein Katholik wegen,
eines Streites oder Vergehens im Gefängniß, so müffen sie,
ihn auslösen, wo nicht, so thun es die Griechen, und der
Delinquent geht zu ihrer Kirche über. Auch die sonstigen
Strafgelder zahlen sie für ihre armen Gläubiger, und die
schlauen Türken sorgen dafür, daß dieß recht oft geschieht,
Dieß gilt besonders von den Bethlehemiten, die mit dem,
Motfallem von Jerusalem fast alle Monate Streitigkei-
ten haben. Bald hatte eine Familie falsche Münze in Um-
lauf gebracht, bald hatten sie einer dem Motfallem zuge-
hörigen von Räubern angegriffnen Karawane nicht Beistand
geleistet, bald empören sich diese in Maffe wegen Erhöhung,
- 198 -
der Abgaben für die Aecker. Regelmäßig zahlen die Väter
für dieß Grundeigenthum der Katholiken zu Bethlehem al-
jährig 1ooo Piaster, welches wegen ihrer großen Armuth,
immer so Gebrauch war. Dafür leisten fiel den Vätern-kei-
nen Dienst. Selbst die Stolae-Taxen sind ihnen erlaffen.
Nur bey Hochzeiten, am Dreykönigstage und grünen Don-
nerstage machen fiel ihnen Geschenke in Rosenkränzen, Kreu-
zen oder Bildern in Perlemutter gearbeitet. Dieß gilt von
allen den Vätern des gelobten Landes eingepfarrten Kirch-
kindern. Von alten Zeiten her hat sich hie und da ein Ge-
brauch erhalten, der ihnen zu Statten kommt. So ist es
in Jerusalem eingeführt, daß der Curatus das Grab ei-
nes Verstorbenen durch drei Tage nach dem Begräbniß be-
sucht, und für den jedesmaligen Besuch erhält er einen Pia-
fer. Endlich ist auch die Erhaltung der armen Pilger aus
Europa, so gering ihre Zahl ist, für sie alljährlich eine be-
deutende Ausgabe. Einem jeden ist ein Monat eingeräumt,
in welchem er in den verschiedenen Klöstern, wo Sanctua-
rien find, ernährt und verpflegt werden muß. - - - - - - - -
So feufzen diese guten Väter feit 30 Jahren unter die
fen mannigfaltigen Mißhandlungen. Ihre Ausgaben und -
Schulden mehren sich, diese übersteigen schon die Summe
von 2,oooooo Piafter, die Zahl ihrer Priester für die Mis
fionen mindert sich, seit 20 Jahren find deren über 5o, in die
meisten an der Pest, gestorben, bald werden sie noch andere
mit Curatien verbundene Klöster Preis geben müffen,
und so nähern fie fich allmählig ihrem gänzlichen Falle. –
Aber, sagt man, fie haben sich ihr Unglück felbst bereitet.
Sie haben fich durch ihren Stolz, durch Prahlerey, laster-
hafte Kundmachung der im Beichtstuhle gehörten Sünden,
rohe Behandlung ihrer Armen, und grobe Beleidigung der
Reisenden, sich nicht blos den Schismatikern, sondern ihren
Glaubensgenoffen, verächtlich, sie zu Feinden gemacht, und
gezwungen, auf ihren Sturz hinzuarbeiten. - -
Diese Vorwürfe sind leider nicht ganz ungegründet.
Aus Mangel an guten, mußte man viele schlechte Arbeiter
in den Weinberg des Herrn aufnehmen. Die wenigsten find'
würdige Nachfolger des heil. Franziscus, würdig am
Grabe des Herrn für die Christenheit zu beten, viele haben -
der guten Sache einen Schaden zugefügt, der schwer wie-
der gut zu machen ist. –
- Als die französischen Handelshäuser und Factoreien noch
blühten, arbeiteten vorzugsweise die Katholiken des lateini-
fchen Ritus ihnen in die Hände, trieben Handel und waren
sehr wohlhabend. In der französischen Invasion verloren sie
wie die Franzosen fast alle ihre liegenden Güter, und die
meisten find seitdem arm. In Jeruf alem und St. Jo-
hann leben fiel vom Kloster und Rosenkranz machen, in
Bethlehem von diesem und dem Feldbau. Das Loos
der Katholiken in den übrigen Städten ist erträglicher. Sie
nennen sich Franken und sind als solche von den Türken an-
erkannt, aber sie find alle im Orient geboren, die wenigsten
verstehen, italienisch, und niemand etwas von der lateinischen
Sprache, in welcher ihr Gottesdienst verrichtet wird. Sie
hören aber gewöhnlich an Sonn- und Festtagen die Predigt,
und als Kinder den Religionsunterricht in ihrer Sprache -
von den, im Arabischen, in den Klöstern zu Damask oder
Aleppo unterrichteten Miffionären. - - -
Da die Nachfolger des heil. Franziskus überall die -
Seelenforge verrichten, so können die übrigen Ordensgeist-
lichen in Syrien nur als Missionäre betrachtet werden, z. B."
die Kapuziner zu Damask und Tripolis. Nur in Be-
-
- 2OO - -
rut, „und seit einigen Jahren auch in Saida finde diese
Pfarrer der lateinischen Christen. Auch sie haben sich immer
des besondern Schutzes der Könige von Frankreich zu ster-
freuen gehabt. - in acht
Die Karmelitaner haben auf dem Berge Karmel, in
Tripolis, Bfcherdi und Aleppo, so wie in Mer- .
din, Bagdad und Basra Klöster. - in
Die Lazaristen sind in Antura, Damaskund Tri-
polis an die Stelle der Jesuiten getreten.
Auch ihr Zustand ist sehr mißlich, da sie aus Europa
keine Unterstützung erhalten, und die mit Tod abgehenden
nicht ersetzt werden. In jedem der genannten Klöster ist
nur ein Priester. Als Dfcheffar Pascha nach der Belage-
rung von Acri den Mohammendanern die Christen und ihre
Güter zur willkührlichen Behandlung Preis gab, wurde anch
das von den Franzosen in ein Spital verwandelte Kloster
auf dem Karmelberge nebst der Kirche abgedeckt und die Ha-
be der Mönche vernichtet. Seitdem steht es verlaffen da.
Der dahin bestimmte Mönch wohnt im Hospitium zu Heifa
und besucht es nur selten, fein Diener aber alle Tage. Un-
ter Soliman Pascha durften die Christen dahin nicht wall-,
fahrten. Jetzt aber ist auch das Kloster wieder hergestellt
worden, und schon find bedeutende Almosen dafür in Frank-
reich und Italien gesammelt. - in zu 3
Die Katholiken des griechischen Ritus find als fromm,
standhaft in der Religion, und zum Theil als Martyrer ge-
priesen. Sie haben einen Patriarchen, jetzt Ignaz, der im
Keffer wan in Zug refidirt, einen Erzbischof von Sur,
jetzt Cyrill Debas, der in feiner Diözes wohnt, und
6 Bischöfe: für Palästina den Bischof von Acri (Theo-
dotion), für den Berg der Drusen den Bischof von Sai-
- 2011 -
da (Bafilius), fürºs Kefferwanden Bischof von Beit.
rut (Theodotion), für Aleppo und die Umgegend den
Bischof von Aleppo (Bafilius), für Damask den
Bischof von Sacheleh (Ignatius) und für den Anti-
libanon den Bischof von Ballbek (Clemens). Die mei-
sten dieser Bischöfe dürfen ihre Diözes nie besuchen, da ihr
Leben von Seite der schismatischen Griechen gefährdet ist:
Sie haben daher ihre Vikare, die an ihrer Statt die bischöf-
liche Visitation halten, und für den Bischof und andere
wohlthätige Zwecke Almosen sammeln. Sie werden von dem
Volke aus den Mönchen gewöhnlich erwählt, weil sie nicht
verheirathet sein dürfen, und von ihnen ein höherer Grad
von Wiffenschaft erfordert wird, vom Patriarchen instituiert,
und von Rom aus konfirmiert. Ihre Pfarrer werden, ohne
vorbereitet zu sein, gleichfalls vom Volke gewählt und von
ihrem Bischof ordiniert. Dies Amt erbt oft vom Vater auf
den Sohn fort. Sie versicherten mich, daß die Kenntniß des
Lesens, Schreibens, der Zeremonien und des Katechismus,
nebst einigen natürlichen Anlagen dafür hinreichend feyen.
Den Ritus und die Predigt verrichten sie in arabischer
Sprache, und von einer andern haben sie keine Idee. Nur
der Bischof von Sur darf bey feiner Metropolitan-Kirche
wohnen, und seine kleine Diözes alljährlich besuchen. In
Sur find 15oo, in den umliegenden Dörfern Kana -
. . . . ." :
(US) 100, Maffachija (X-UK) so, Sebenin
G»-- 200 Jarun (99) 1oo, Ekeref G
- -
- - - - - - WA) - - - - -
3oo, Ebbaffa (La) 6oo und Alma (8.--) 100
Katholiken, und etwa 10 Priester in seiner ganzen Diözes.
Zum Bisthum von Acri gehören folgende in Palästina
-
- 2 O 2 -
meist in Galiläa gelegene Ortschaften, Akka mit 7oo,
Kaifa (8K->) mit 3oo, Safaamer (si) mit goo,
Nazareth (AG) mit 3oo, Tiberias (8,- mit
250, Arabe (-) mit oo, Almegare (3) ') mit
2oo, Rame (&) mit 2oo, Aliu bun GPS)
mit 5o, Hetin Gala» mit 1oo, Tera an (GLP)
mit oo, Terfchicha (=---) mit 2oo, Sichma-
-- - - - - - - -
wata &P-I-) mit 5o, Dir Chanaa (-->-->
mit 7o, Sachnin (8)--Kael) mit 2oo, Harfisch-
(US-) mit 1oo, Fafudha (Léa) mit 1ooo,
Maalija (\\xe) mit 3oo, Elmaker LI) mit 266,
Elabel in (LA-) mit 1oo und Daimun (900)
mit 15o Katholiken des griechischen Ritus. Der Vikar des"
Bischofs ist dessen Bruder Jacob, Pfarrer in Saaf am er.
Ungleich beträchtlicher find die übrigen genannten Bistümer.“
In Scham sind über 1oooo, in Aleppo über 15.000
Katholiken des griechischen Ritus. Sie waren von jeher,
besonders aber in den letzten Zeiten der heftigsten Verfolgun-
gen von Seiten der schismatischen Griechen ausgesetzt. In
Scham bezahlte der Patriarch im vorigen Jahre ungeheure
Summen an den Pascha, um sie zum Uebertritt zu zwingen."
Sie mußten große Summen bezahlen, viele wurden ins -
Gefängniß geworfen, und als man ihnen mit noch härteren
Strafen drohte, flohen alle Reiche nach Egypten, dem Liba-
non und Constantinopel. Mit der Ankunft eines neuen Pa-
schaºs hat sich wahrscheinlich ihr Loos gemildert, denn auf
ihre wiederholten Bitten im Divan war ihnen dies zuge-
fichert worden.
-
– 2o 5 –
In Nazaret war ich mit dem Bischof von Baby-
lon Augenzeuge einer rührenden Scene. Es versammelten
sich an einer Mittwoch früh die Familienhäupter der katho-
lisch-griechischen Gemeinde, meist ehrwürdig Greise im la-
teinischen Kloster, an ihrer Spitze ihr vortrefflicher Geistli-
cher, ein Greis von 75 Jahren. Sie drückten ihre Freude
aus über das große Glück, einen lateinischen Bischof be-
grüßen und ihm ihre Hochachtung bezeugen zu können, dann
begann der Redner mit einer Schilderung der traurigen
Perspective, die fich ihnen nach den gräßlichen Vorfällen in
Scham und andern Orten eröffnete. Er versicherte, fie.
feyen bereit, als Martyrer ihr Leben für ihre Religion zu
geben; aber fiel besorgen, der Haß und die Verfolgung wür-
de auch ihre Familien treffen, und in dieser Beziehung bit-
ten sie den Bischof zur Linderung ihres Schicksales beim Di-
van durch den französischen Minister in Constantinopel
beizutragen. Der Bischof versprach es ihnen. Die bitteren
Thränen, die diese ehrwürdigen Greife vergoffen, waren -
Dolmetscher ihrer Gutmüthigkeit, und wir trennten uns,
von einander sehr gerührt. – -
Katholische Armenier find in Palästina nicht wohnhaft,
aber in Syrien ist ihre Zahl beträchtlich, und in Aleppo
sind deren über 1oooo. Ihr Patriarch wohnt in Scharfi,
auf dem Libanon. Auch sie find den heftigen Verfolgungen
der Schismatiker ausgesetzt. In Constantinopel waren
fie im Jahr 1820 blutig, und diese erlebten daselbst den
Triumph, daß 4 katholisch-armenische Priester zu ihnen
übertraten und den schändlichsten Verrath an den ihrigen be-
gingen. -
In Aleppo wurden sie mehrere Mal vom Pascha auf
gefordert, sich mit den Schismatikern zu vereinigen, und
– 204 –
als sie dies nicht thaten, so legte er viele auf die Folter,
Zehnen wurde öffentlich der Kopf abgehauen, aber auch diese
fruchtete nicht. Sie blieben standhaft in ihrer Kirche, viele
flohen, die meisten aber stellten sich bereit, für ihre Reli
gion zu sterben. - - - - - - - -
Die Verfolgungen wurden daher eingestellt. – So
lange die Katholiken dieser verschiedenen Ritus mit den
Schismatikern zusammen zu leben gezwungen, find, die auf-
ferordentlichen Abgaben an den schismatischen Patriarchen-
entrichten müffen, also politisch als identisch mit jenen be-
trachtet werden, wird fich auch ihr Loos nicht ändern. 2:2
Katholische Syrer find gleichfalls nur in Aleppo und
auf dem Berge Libanon. Ihr Patriarch wohnt daselbst ins
einem Kloster 3 Stunden von Antura. Sehr zahlreich
find sie im Diarbe kir. Die wenigen Katholiken vom chal-
däischen Ritus in Haleb stehen unter ihrem in Mohal:
wohnenden Patriarchen. nu
Am zahlreichsten und mächtigsten unter allen christlichen
Parteien in Syrien find die Maroniten. -
Sie bewohnen fast ganz allein den Kefferwand.i.
den Theil des Libanon vom Nahr el Kelb bis zum Nahr
el Bared, und einen großen Theil des Berges der Drufen,
der fich vom Nahr el Kelb bis Sur erstreckt. Sie hat
ben, einen Patriarchen, der in Kanowin wohnt, 6 Bi-
fhöfe, nämlich den von Akka, wohnhaft in Dibbije 2:
Stunden von Saida auf dem Berge, jetzt Abdalla, von
Beirut in Baskirta unter dem Berge Sannin, jetzt
Betrus, von Kelbrus (Cypern) in Beit Jajeh über
den Nahr el Kelb jetzt Abdalla, von Trabolus,
Haleb und Scham. Sie haben auch 6 Titular-Bischöfe. -
Ihre Gemeinde ist in Beirut und Trabolus bedeutender
- 2o 5 –
als alle übrigen zusammen, und ist auch in Halle 5, Scham,
Ladakia und Saida sehr stark. Auch in Palästina
- - - - - - - - - -
wohnen sie, in Atta, Mazaret, Debbel (De), An-
bil (De), Kufeh (8), Kafr beram (si)
und Horfifch (UK), und aus Jerusalem haben
fie fich erst seit 40 Jahren zurückgezogen. Sie stehen unter
dem Bischof von Acri, und ihre Zahl schätzt man auf
2ooooo. Alle Katholiken in Palästina, Syrien und Egyp-
ten vom lateinischen Ritus mit Ausnahme der Väter vom:
gelobten Lande, und der zu ihnen eingepfarrten stehen unter:
einem Bischof, jetzt Gardolfi aus Piemont, der zu
Antura im Keffer wan refidiert. Er ist zugleich päpstli-
cher Legat in diesen Gegenden, und bevollmächtigt, viele
Streitigkeiten der Katholiken der verschiedenen Ritus, über
die sonst nach Rom referiert werden mußte, zu entscheiden,
und Dispensen zu erheilen. -
- - - - - -
Die übrigen christlichen Secten.
Nächst den Katholiken sind die Griechen am zahlreich-
fen. Sie haben hier 2 Patriarchen, der von Antiochien
wohnt in Damask, der von Jerusalem, jetzt Poly-
carp, in Constantinopel, und verwaltet dafelbst die
kirchlichen Angelegenheiten der sämmtlichen Griechen, wie
der konstantinopolitanische ihre politischen. Er hat seinen
Stellvertreter in Jerusalem, jetzt der Bischof von Petra
Michael. Außer ihm wohnen in Jerusalem die Bischöfe
von Nazaret (jetzt Daniel), von Lydda (jetzt Dofi-
theus), Gaza (jetzt Theodofius) und von Philadel-
phia (Procopius); nur der Bischof von Acri wohnt
bey feiner Kathedrale. Der Wirkungskreis dieser Bischöfe
– 2o6 –
ist nicht streng abgezeichnet; die in Jerusalem wohnenden
sind nur titular, und dienen zur Erhöhung des Glanzes des
Cultus in Jerusalem für die alljährlich dahin strömenden
Pilger. Schismatische Griechen wohnen in Elbaffa, Ka-
fer jafaef (LK---- -- ), Elmaker - – v,
Sachmawata (Glo E-) Kaferfamia (Si)
Abufman (G-4- 3-D, Elbaaneh (3x), Ra-
meh (A), Elbakiah (8), Schaab (Lx),
Sachnin (3/1), Ablien (GAAC), Dsche-
dideh (CACs), im Bezirk vou Akka. In Gali-
läa wohnen Griechen in den Ortschaften Nazareth,
Jafa (GL), Dschedel (XQ----Y), Maalul
(O–––), Reni G---), Kana (-/-i5
Sachre (=), Aulem (be), Beltran (9,9
In Samaria zu Dfchen in (G/4), Berkin
(G/-), Rest Dfchenin (LAA- Qia), Ra-
fidija (4XA) und Nabolofa. In Judäa zu Ie-
rufallem (0-5) 1200, Ramalla (300 p) 6ooo,
Boticella (SUI) 15oo, Abud (ole) 3oo, Beth-
lehem (=-/C-) 1500, Teibeh (HJ) 4ooo,
Dschafna (Lie) 1ooo, Rama (Jap) 150, Ludda
GS) oo, Jaffa &––) 5oo, Gaza (A). Auch
in Karak (si) find 2oo und in Saalt (la)…) 25o
Männer dieser Kirche. Sie haben in Jerusalem 9 Mönchs-
und 4 Nonnenklöster, und um Jerusalem das des heil. Kreu-
zes - Stunden füdwestlich, das des heil. Saba 4 Stun-
– 207 –
den südöstlich des zu Bethlehem, und das des Elias
- 1 Stunde südlich von Jerusalem. -
„ Die Mönche dieser Klöster, so wie aller übrigen in Pa-
lästina, kommen aus dem Archipel, oder den übrigen
griechischen Provinzen. Aus ihnen werden gewöhnlich die
zu Bischöfen gemacht, die an den Patriarchen das meiste zu
zahlen im Stande sind. Auch die Nonnen kommen von fer-
ne, leben hier zurückgezogen auf beliebige Zeit, gewöhnlich
lebenslänglich von Almosen und dem Gewinn ihrer Handar-
beiten, beten die Horen wie die Mönche, und haben eine
eigne Kleidung. An die 3 Gelübde find sie nach herkömm-
licher Sitte gegen die Kirchengesetze nicht für immer gebun-
den. Auch sie leben von den Almosen, welche die Mönche
fammeln, oder die Pilger in Jerusalem zurücklaffen. In
dem großen Kloster wohnen die Bischöfe, Archimandriten
und viele Mönche, in den übrigen gewöhnlich nur ein Mönch
und einige Laienbrüder, und in dem Nonnenkloster 1o bis
12 Nonnen, in dem sonst so bevölkerten S. Saba find nur
noch 10, in den übrigen 5 bis 6 Mönche. Sie verrichten
alle Gebete in griechischer Sprache, und verstehen nur diese.
Die Landgeistlichen aber verstehen nur das Arabische, und
ihre ganze Wiffenschaft beschränkt sich auf die Kenntniß des
Lesens, Schreibens und des Ritus. – Die Kirchen der
Griechen sind meist klein und in gleicher Form.
Die Griechen haben im Allgemeinen einen unversöhn-
lichen Haß gegen die Katholiken, setzen sie den Türken und
Juden gleich, suchen fiel auf alle Weise zu verfolgen, und
dagegen sich andern Religionsparteien anzunähern, von
denen sie in ihren Dogmen eben so entfernt find wie diese.
In Jerusalem nähern sie fich einander bisweilen, em-
pfangen von einander Geschenke, und die Griechen benutzen
– 2o8 -
solche Momente sehr schlau, um die Lateiner um ihren Besitz
im heil. Lande zu bringen. Diese heuchlerische Befreundung
ging z. B. der Wegnahme des Gartens der Hirten bey
Bethlehem voran, eben so der völligen Wegnahme des
heil. Grabes. Aber lange dauern diese freundschaftlichen
Verhältniffe nie. -
Man ist sehr verlegen, wenn man nach den Ursachen
dieses Haffes forscht. Man fagt, in der Verschiedenheit der
Glaubensartikel: aber diese find weder den Priestern noch
dem Volke bekannt, denn Katechisieren und Predigen kommt
ihnen nicht in den Sinn, und das Machen des Kreuzes,
Niederwerfen vor den Reliquien und Heiligenbildern und
Beobachtung der Fasten find ihnen Hauptsache. Diesen er-
weisen sie weit mehr Verehrung als der gemeine Mann bey
uns Katholiken. Zuerst neigen fie fich tief vor dem in der
Mitte der Kirche auf einem Steine befindlichen Bilde, das
den Patron der Kirche darstellt, und machen 3mal das
Kreuz, küffen es, machen wieder das Kreuz und küssen die
Erde; dann kommt die Reihe des Küffens an alle Bilder
rings um die Kirche; dieß alles geschieht von allen auf eine
fo gleichförmige Art, als wären fiel von Jugend wie der Sol-
dat zum Exerzieren abgerichtet. Die Beichte ist allgemein,
und wird von mehrern zugleich verrichtet, mit der Bemer-
kung, sie haben keine von den das letztemal angegebenen ver-
schiedenen Sünden begangen. Nur wenn sich der Sünder
eines großen Verbrechens schuldig weiß, bekennt er es dem
Priester insbesondere, gewöhnlich stehend, bey den übrigen
orientalischen Christen geschieht dieß, indem sich beide neben-
einander auf die Erde setzen.
Auch ist die Verschiedenheit der Glaubensartikel nicht
fo wichtig, wie längst die Synoden entschieden haben. Dieß
- 209 - -
Ausgehen des heil. Geistes haben auch denkende griechische
Theologen längst nach der Lehre aller occidentalischen Kirchen
aufgefaßt und erklärt. Der Streit über die Gültigkeit der
Taufe der katholischen Kirche wegen der Tauformel Baptizo
te statt Baptizetur servus tuus, beruht auf einer Logoma-
chie, und die Gleichgültigkeit derselben durch Immersion
oder Asperfion ist längst anerkannt. Die bey ihnen übliche
Wiederholung des Taufens beim Uebertritt der von ihnen ge-
trennten Christen aber ist fast durch das ganze christliche Al-
terthum und von mehrern Concilien verdammt. Sie läug-
nen in der Theorie das Fegefeuer, in der Praxis aber meh-
men fiel das Vergeben der Todsünden durch die Fürbitte in
der Meffe an, und laffen fich dafür sehr viel bezahlen; in
Jerusalem für eine Meffe 2oo Piaster. In der Praxis
nehmen viele die Ehescheidung, das Vergeben der Sünde
des Diebstahls, ohne dem beleidigten Theile genug zu thun,
die allgemeine Beichte, die Erlangung des Heils ohne die
Kenntniß der Glaubensartikel, an, in der Theorie aber har-
monieren fiel mit der Ansicht der katholischen Kirche. Diese
Antipathie scheint also mehr ein Werk der Priester zu fevn,
die, fey es aus Religionseifer oder aus Intereffe, in den
Anhängern des römischen Bischofs diesen als Rival ihres
verehrten Patriarchen haffen und zu haffen befehlen. Ich
kenne mehrere Katholiken, die fich aus Furcht mit den Fran-
zosen nach Egypten gezogen hatten. Als fiel nach der Ent-
fernung derselben fich genöthigt sahen, in ihrem Vaterlande
wieder ihren Lebensunterhalt zu suchen, kamen sie ohne Le-
bensmittel, ohne Geld, fast nackt, und ermüdet von der
großen Reise durch die Wüste, halb todt in Gaza an. Sie
krochen zur Kirche der Griechen, in der Hoffnung, hier von
Christen Labung für ihren hungrigen und durstigen Magen
O
- N1 O -
zu erhalten. Sie gaben sich zu erkennen werfeiferen, aber
als die Griechen vernahmen, sie feyen Franken, erwiederke
man auf ihr Flehen: Sie möchten wie Hunde sterben, fie wä-
ren schlimmer als die Mohammedaner. Den Mohammeda-
nern mochten fiel sich nicht zu erkennen geben, weil fiel für
ihr Leben fürchteten. Es war aber ein mohammedanisches
Frauenzimmer, die sie von ihrem Harem aus bemerkte und vom
nahen Tode rettete. Sie fandte ihnen Speise und Trank,
und setzte sie auf diese Weise in Stand, ihre Reife nach
Jaffa fortzusetzen. Auch fcheint hier Nationalhaß einzu-
wirken. Wenigstens find die Wallachen, Moldawier und
Servier, obgleich von gleicher Religion mit den Griechen,
dennoch die erbittertsten Feinde derselben. Doch welches
immer die Ursachen dieses Haffes gegen die Franken im All-
gemeinen feyn mögen, in Palästina ist insbesondere das
Intereffe der Grund davon. Es ist der Streit um den Besitz
der Heiligthümer. – - - -
Der den Christen durch Omar zugesicherten freyen Aus-
übung des Cultus genoffen sie durch 35o Jahre. Ammi-
rat störte sie auf kurze Zeit. Aber fchon 1oo9 wurde die
zerstörte heil. Grabeskirche wieder erbaut, und aus einem
Decrete des Muzafar, Königs der Sarazenen, von 1023,
- so wie aus einem andern von 1059 erhellt, daß die heil.
Orte damals der Aufsicht und Bewachung fränkischer, d.i.
katholischer Religiofen anvertraut waren. Dieß war auch
durch die ganze Zeit der Herrschaft der fränkischen Könige
in Jerusalem der Fall. - - - - - - -
Sobald nach den Kreuzzügen den Christen das heil.
Grab wieder zugänglich wurde, waren die Söhne des heil.
. Franciscus die ersten, welche die früher von den Lateinern
- wieder hergestellten und ausgeschmückten Heiligthümer in Besitz
-
- 21 1 -
nahmen, daselbst beteten, und nach und nach unser stützt
durch fromme Beisteuern und Fürbitte, besonders Ro-
berts, Königs beider Sicilien, und dessen Gemahlin,
Sancia, feit 1342, und Peters von Aragon, und
Johann, Königs bei der Sicilien, im Jahre 1363 alle
Sanctuarien und Kapellen wieder zur Andacht einrichteten.
Die Sultane bestätigten ihnen zu wiederholten Malen diesen
Besitz, und sicherten ihre gefährdete Existenz durch Firmans
in den Jahren 1059. 1203. 1206. 1212. 1233 und 14oy,
die ausschließlich für diesen Zweck bestimmt waren, oder
fillschweigend in solchen, worin sie die Erlaubniß erhielten,
mit Kalk bauen zu dürfen, in den Jahren 1203, 12:13. 1271.
131 o. 1397. 14.11. 1446. 1495. 15o1. 15o2 und 1803, wel-
iche Erlaubniß von jeher unter den mohammedanischen Re-
gierungen theuer bezahlt worden ist. Nach und nach nah-
men auch die übrigen christlichen Secten daran Theil, und
bald fingen diese an mit ihnen um die Sanctuarien zu riva-
lifiren, wie dieß die Firmans von 1203. 1277. 1494. 1540
und 1558. erweisen, welche gegen fiel gerichtet sind, und den
Lateinern den alleinigen Befiz zusichern. Besonders waren
es die Georgianer, die ihnen den Besitz streitig machten,
und die oft mit sehr fiegreichen Waffen kämpften, da sie sehr
reich waren. Als aber die Almosen aus ihrem Vater-
lande ausblieben, und fiel den Türken nicht mehr Tribut
genug entrichten konnten, wurden fiel ihrer Befitze beraubt,
und an ihre Stelle traten die Griechen, unter deren Schütz
sie sich begaben. Diese nicht zufrieden mit den Kapellen in
der heil. Grabeskirche, entriffen ihnen 1674 das heil. Grab
und das Präsepe in Bethlehem nebst den großen Schiffen
beider Tempel. Erst nach 15 Jahren gaben fiel beides wie-
der an ihre rechtmäßigen Eigenthümer durch die Vermitte-
- O 2
- 212 –
lung des Kaisers Leopold zurück. Aber dadurch mahnte
fich nur ihr Haß, und die Firmans, welche die lateinischen
Väter durch die Vermittelung Frankreichs und zum Theil
auch Oestreichs vom Großsultan zu erflehen fich gezwungen
sahen, von 1540. 1558. 1564. 1565. 16.11, 16:21, 16:25
1627, 1632, 1634, 1636. 164o. 1677. 1697, 171 o. 1749,
1757 und 774, zeugen zur Genüge, wie heftig und un-
ablässig der Kampf beider Parteien vor und nach der für die
Lateiner unglücklichen Katastrophe war, und wie diese jeden
günstigen Moment für Acquisitionen fehlau zu benutzen wuß-
ten. In diesen Firmans wiederholt der Großsultan immer
und ewig, die Formel: das heil. Land, und mit ihm alles
darin Befindliche, ist unser nach dem Rechte des Eroberers,
Die Lateiner haben es immer beseffen als erkauftes Gut, es
ist ihnen immer als Eigenthum bestätigt worden, also kann
es ihnen nicht entriffen werden: es gehört für immer ihnen,
So klar auch die Worte, und so wenig geeignet sie sind,
einer andern Partei Hoffnung zur Eroberung dieses bewuß-
ten Gutes, der Kirche des heil. Grabes zu machen, so ver-
loren die Griechen doch den Muth nicht. Im Jahre 1808
den 12ten Oct. entstand ein Feuer in der heil. Grabeskirche,
ob absichtlich angelegt, wollen wir hier nicht entscheiden,
und der ganze obere Theil derselben verbrannte. Die Gries
chen eilten sogleich, nach Constantino pel, und erhielten,
für große Geldsummen, deren der Divan für den Krieg,
gegen Rußland bedurfte, ungeachtet der „inständigen,
Gegenvorstellung des lateinischen Commiffars, dem der
nervus rerum gerendarum damals fehlte, so wie, auch der
Schutz Frankreichs, die nöthigen Firmans, gemäß welchen,
fie allein bevollmächtigt wurden, die Kirche wieder herzu,
stellen. Umsonst strebten die Lateiner und Armenier, sich
mit ihnen zu vereinigen: sie gaben vor, alle nöthigen Fir-
=- 213 –
mails zum alleinigen Bau der Kirche zu haben, aber sie hat
ken sie nur zur nöthigen Restaurierung, und als sie mit Her,
beischaffen der Baumaterialien beschäftigt waren, kam der
Pascha von Damask zum Besuch nach Jerusalem
Dieser, gleichfalls von ihnen bestochen, erklärte die Fir
mans, wie sie es wünschten, und nun begannen sie ihren
Bau mit Zerstörung aller lateinischen Inschriften in der ganz
zen Kirche und aller Sanktuarien, der Grabmähler Got-
frids von Bouillon und Balduins, und zweier an-
dern, der Denkmähler Philipps von Burgund und
Philipps des 1ften, Königs von Spanien, des Mar-
niors, womit die Wände der Kirche ausgefüllt waren, der
von der heil. Helena verfertigten Mauer über den heil.
Fels, des Mosaiks von schönen feinen Steinen, des heil
Felsens selbst, und endlich alles dessen, was selbst Cosroes
geachtet hatte, in Gegenwart des Pascha, und errichteten
auf diesen Trümmern die jetzige Kirche, die sie als ihr E-
genthum betrachten und behandeln. Umsonst protestierte der
Prokurator des lateinischen Klosters gegen solche scheußliche
Gewaltthätigkeiten, gegen diese Greuel der Verwüstung. Er
wurde ins Gefängniß gesperrt, weil er die verlangte Sum-
me von 50, ooo spanischen Thalern nicht bezahlen konnte
Der Hatscheriff und Gegenbefehl, welchen der französische
Geschäftsträger, Latour-Maubourg, im Jahre 181
auswirkte, kam zu spät. In Folge dieses Hatscheriffwoll-
ten die Lateiner auf dem Orte, wo das Kreuz gefunden wor-
den sein soll, in einer sonst ihnen gehörigen Kapelle wieder
ihr Wappen einmauern. Die Griechen duldeten dieß nicht,
weil es nun ihr Gut fey. Eben als sie dort mit Einpflanz
zung eines Steines beschäftigt waren, kam ein lateinischer
Vater dahin, um zu beten. Sie schlugen ihn mit dem
- : : " Mit
– 2 14: -
Hammer vor den Kopf, und hätten ihn ermordet, wenn
ihm nicht auf sein Geschrey die andern Väter zu Hülfe ge-
kommen wären. Die Griechen erfanden seitdem neue
Schleichwege, um sich den Garten der Hirten bey Bethle-
heim mit 4o Oelbäumen anzueignen, und die dahin wallfahren-
den Katholiken zu mißhandeln. Die Franken ohne Schutz
von Seiten Frankreichs, das sie sonst gegen solche Ungerech-
tigkeiten fchützte, und fast ohne Unterstützung aus Europa,
womit fiel den Türken gleiche Summen anbieten konnten,
unterligen diesem lasterhaften Betruge, während jenen die
unerschöpflichen Quellen ihrer Nation zu Gebote stehen, die
alles auf Treu und Glauben den Mönchen opfert, unter
dem Vorwande: um das heil. Grab und die Sanctuarien
vor der Vernichtung zu retten, in der That aber um die
Lateiner in Bezahlung der Türken zu überbieten, und diese
aus Palästina zu vertreiben; den Mohammedanern aber,
ihren natürlichen Feinden, die ihren Stolz und Schwäche
zu benutzen wissen, recht viel Geld in die Hände zu
spielen. Sie tragen immer den Sieg davon, sie leben
mit den Türken, find ihre Drogomans, Diener, Un-
terthanen, und diese find ihrer Gelder versichert, die
Franken dagegen bleiben ihnen immer fremd, gegen sie hegen
fie immer Verdacht, und nur der Schutz von Constanti-
nopel aus kann sie erhalten. Auch bringt den Mohamme-
danern das Begünstigen der Griechen und Armenier Vor-
theile, die ihnen die Franken nimmer gewähren können.
Sie haben im Durchschnitt alle Jahre 4000 Pilger. Der
Anschlag von 38ooo spanischen Thalern für Ghafar, den
diese zahlen, ist gering, und dafür haben diese Pilger noch -
nichts als die Erlaubnis, die heiligen Orte besuchen zu dür-
fen. "Der Transport der Personen und Sachen fällt auch
größtentheils den Mohammedanern als den Besitzern der
– 215 –
meisten Maulthiere und Kameele zu. Der Verbrauch von Le-
bensmitteln und andern Sachen kommt ihnen mit den
Christen gemeinschaftlich zu Gute. Hierzu kommen die
außerordentlichen Geschenke, welche die Mönche selbst zu
dieser Zeit den Wächtern der heil. Grabeskirche machen, für
das jedesmalige Eröffnen derselben, für die Aufrechthaltung
der Ordnung und dem Motfallem für das heil. Feuer.
- Die 10 bis 20 lateinischen Pilger, die alljährlich Ie-
rufalem besuchen, find fast alle arm, mit den nöthigen
Firmans versehen. Von ihnen gewinnen also die Mohamme-
daner nichts. Von den geringen Zahlungen, die das Klo
fer in der Regel zu leisten hat, gewinnt der Pascha, der Mot-
fallem, der Kadhi, Mufti und die Wächter des heil. Gra
bes nur wenig. Kein Wunder also, wenn fiel unterdrückt
und jene begünstigt werden. –
- Die Armenier haben in Jerusalem einen Patriarchen,
einen Erzbischof gegen 1oo Mönche, 3 Klöster und an2oo Glau-
bensgenoffen. In Bethlehem ein Kloster mit 2 Mönchen
und 2 Familien, in Rama ein Kloster mit einem Mönche,
Jaffa ein Kloster mit 3 Mönchen, und 50 Christen von
ihrer Secte. Auch sie gebehrden sich oft feindselig gegen die
Lateiner. Sonst hatten diese in der Kirche zu Bethlehem
ein Thor durch die Wand, welche das Hauptschiff von den
3 andern Zweigen des Kreuzes trennt. Die Armenier ver-
schloffen es, und die Lateiner klagten umsonst über diese Be-
einträchtigung ihrer Rechte, wodurch ihnen der Hauptzu-
gang zu dem unterirdischen Sanctuarium gesperrt worden.
Als zur Zeit der französischen Invasion man den Fall der
lateinischen Mönche, die mit den katholischen Christen in die
heilige Grabeskirche eingesperrt wurden, für sicher hielt, so
waren sie die ersten, die sich ihrer Kapellen und Kostbarkei-
ten bemächtigten. Doch Sidney Smith, der von Acri
– 216 –
nach Jerusalem kam und dafelbst auf dem lateinischen
Kloster seine Fahne aufpflanzte, rettete sie und alle ihre Ha-
be. - Vor einigen Jahren boten fiel ihnen die Hand zum
Frieden und zur Vereinigung mit der römischen Kirche. Zum
Lohne erhielten sie die Kapelle in der Nähe des Ortes, wo
das heil. Kreuz gefunden seyn soll. Aber kaum war die B-
stätigung von Rom angekommen, fo trennten sie fich wieder
die Kapelle aber behielten fie, und find bis auf den heutigen
Tag in ihrem Besitze. - man sie nicht
Sie sind sehr reich, und die Almosen, die fie, erhalten,
scheinen mir beträchtlicher zu feyn, als die aller übrigen
Christen. Dieser Brauch, an die Christen in Jerusalem. Al-
mofen zu zahlen, ist sehr alt. Schon im apostolischen Zeit-
alter wurde für fiel unter den übrigen Gemeinden gesammelt,
und dies geschah nach dem Zeugniffe des Sozomenius,
Theodoret und Rufin, auch in spätern Zeiten. Carl
der Große und viele andere Fürsten zeigten sich sehr wohl
thätig gegen fie, und mehrere Päpste nach Urban WH wie-
derholten defen Brcve an die Bischöfe, welches darauf Be-
zug hat. Auch Heinrich VIII. bestimmte den Lateinern im
Jahre 1516 alljährlich die Summe von zooo Pfund. In
den neuern, Zeiten nahmen fich ihrer die Könige von Spa-
nien, Portugal und Neapel, und die Kaiserin Maria Ther
resia amthätigsten an. Sie schenkten nicht nur große Sum
men und reiche Kirchengeräthschaften an die Väter des ge-
lobten Landes, sondern erlaubten auch wie alle übrigen ka-
tholischen Fürsten, daß in ihren Staaten für fie: Almosenge
sammelt werden durften, und so strömten alljährlich Million
nen aus Europa diesen Klöstern zu. Seit der zweiten Hälfte
des verfloffenen Jahrhunderts blieben diese Almosen aus vier
len Ländern, wie aus den östereichischen Staaten und Frank-
– 217 –
reich aus, aus Italien kamen sie immer spärlicher und auch
aus Spanien und Portugal unregelmäßig. - - - - - Fall
in Ungleichbedeutender find nun die Einkünfte der armes
mischen und griechischen Mönche. Sie senden ihre Bevoll
mächtigten in alle Gegenden des türkischen und russischen
Reichs, und diese sammeln für die armen Christen in Jerus
falem und die Erhaltung der heil. Grabeskirche vor den
Zerstörung der Türken. Noch größer ist der Gewinn, weil
chen fiel von den Pilgern (Hadfchildes von den Griechen
genannt), ziehen. Zu dieser Reise ermuntern die Mönche
ihre Glaubensgenoffen nach Kräften und zeichnen diejenigen,
welche sie gemacht haben, durch besondere Gunst und Hoch
achtung aus. Unter der Ausgabe von 1o Beuteln (714 fpa
mischen Thalern), verläßt selten. Einer von ihnen Jerusalem,
und die meisten hinterlaffen über 2oo Beutel. Unter den
Deckmantel der Frömmigkeit wissen die schlauen Mönche ihr
nen, den letzten Heller aus der Tasche zu locken, und man
weiß von vielen, die nicht einmal mehr den Schiffskapitän
für die Ueberfahrt zu bezahlen im Stande waren. Mit der
Moskoviten trieb man es besonders arg, und was die Möná
che zu thun nicht wagten, vollendeten die Türken. Die
Klagen wurden laut, der griechische Patriarch beheuerte zu
wiederholten Malen, er könne sie gegen die Bosheit und
Mißhandlungen der insolenten Türken nicht schützen, und so
sah sich der Kaiser von Rußland genöthigt, ein Consulat in
Jaffa für die Pilger zu errichten. Dies hat zwar den
Vortheil gehabt, daß dadurch in diesem Jahre vielen Unord-
nungen gesteuert wurde, aber der Haß der Mohammedanien
gegen die Moskoviten mehrte sich dadurch. In Tantura
wurde in diesem Jahre ein russischer Pilger auf seiner Reise
über Jaffa nach Jerusalem ermordet, viele Andere ält
- 218 -
andern Orten fehr gemißhandelt und beraubt. Auf dem
Rückwege vom Jordan nach Jerusalem blieben 6 folche Pil-
ger wegen Altersschwäche zu weit zurück von der Karawane.
Sogleich wurden fie von Arabern angefallen. Sie setzten
fich zur Wehre, denn einige waren Soldaten gewesen, aber
fie verloren das Wenige, was fiel bei sich hatten, und einige
wurden schwer verwundet. –
Dieser Schritt der Errichtung des Consulats kann ei-
nen andern zur Folge haben, der den Uebermuth der Grie-
chen brechen dürfte. Die Ruffen fordern für ihre Pilger ei-
ne eigene Wohnung, für ihre Geistlichen ein Kloster, und
die Vollmacht nach ihrem Ritus in den helligen Orten Meffe
lesen zu dürfen. Keines von diesen wollen ihnen die Grie-
chen zugestehen, und können es ohne bedeutende Verluste
nicht thun. –
Die Christen in Syrien waren immer den Gelderpressungen
der Mohammedaner mehr ausgesetzt als in andern Provinzen
des türkischen Reichs, und außer den gewöhnlichen Bedrückun-
gen und Mißhandlungen, die fie fich hier immer erlaubten,
befanden sie sich in den neuern Zeiten in der Gefahr gänzlich
vertilgt zu werden. Schon Abu Dahaw hatte 1773 ein
folch scheusliches Vorhaben. Der Großsultan wollte ihn ab-
fetzen, weil er ihm feit langer Zeit kein Geld geschickt hatte,
und ihm schon über 5 Millionen Piaster schuldig war. Die-
fer aber kam mit einer Armee nach Syrien, eroberte Jaffa
und Acri, woraus fich Daher mit feinen Schätzen ge-
flüchtet hatte. Als er eben im Begriff stand, das Kloster
auf dem Karmel und zu Nazareth auszuplündern und zu zer-
stören und die Tempelschätze zu Jerusalem zu rauben, über-
fiel ihn eine heftige Krankheit. Er starb den 10. Juny 1777.
Als eine Folge der Gewissensfolter soll er kurz vor feinen
– 219 –
Tode ausgerufen haben: „Ich habe den Christen nie etwas
Böses gethan!“
Nach dem Rückzuge der Franzosen erhielten die Moham-
medaner unter Dfchezar Pascha die Erlaubniß, durch 3
Tage nach Willkühr mit den Christen und ihren Gütern zu
schalten. Viele Hunderte wurden dabey getödtet oder ver-
wundet, und fast alle ihrer Güter beraubt. Seitdem find
die Wunden noch nicht geheilt, und die Tyranneien, welche
die Aga's in den kleineren Orten ausüben, treffen besonders
fie. Vorher konnte ein Christ den Mohammedaner schimpfen
und schlagen, und war ficher, beim Kadhi nach den Gesetz-
zen der Billigkeit gerichtet zu werden. Sie pflogen mit ein-
ander vertrauteren Umgang, und vergaßen oft den Religions-
unterschied. Jetzt fehen diese mit Stolz auf die Christen
herab, die mindeste Verunglimpfung hat für diese die trau-
rigsten Folgen, und wehe dem Christen, der fich an einem
Mohammedaner vergreift. Man trieb dies fo weit, daß
mehrere Beschwerden den Pascha von Acri im Februar
1721 bewogen haben, die Christen dem besondern Schutze
feiner Beamten anzuempfehlen. Aber die Christen find so
fehr an diese Bedrückungen gewöhnt, daß mir mehrere kirch-
liche Oberhäupter erklärten: sie feyen mit ihrer Regierung
sehr zufrieden. – Die Griechen machen sich mehr als alle
übrigen Christen mit den Mohammedanern gemein, entge-
hen aber dadurch nicht ihren Mißhandlungen. Die Katho-
liken leben von Jugend auf ganz getrennt von ihnen. Ich
fragte die Christen, ob die Kinder nicht bisweilen zusammen
spielen. Man erwiederte, dies geschehe nie, weil man be.
forge, ihre Kinder möchten die mohammedanischen Schimpf,
reden und Unarten lernen. Auch die christlichen Sekten lie,
ben sehr isoliert von einander. Die Maroniten dulden mit
- 22.10. -
genauer Noth Katholiken von einem andern Ritus, Schis-
matiker und Mohammedaner nie in ihrem Bezirk. Dagegen
haben die Katholiken Mühe, fich in Dörfern anzusiedeln, wo
nur Schismatiker leben. Ihre Schulen find immer getrennt
und gemischte Ehren höchst felten. Man versicherte mich,
die katholischen Mädchen hätten einen großen Widerwillen
gegen die schismatischen Männer, und ich war selbst Augen-
zeuge an einem Orte, wo ein armes aber sehr schönes Mäd-
chen vom lateinischen Ritus es ausschlug, fich mit einem der
reichsten Griechen des Orts zu vermählen. Noch immer
herrscht in der Türkei das drückende Gesetz, wornach die ka-
tholischen Armenier gezwungen sind, sich von den schismati-
schen Priestern trauen und begraben zu laffen, und in Jeru-
fallem auf der Pilgerreise bei ihnen wohnen zu müffen. –
Der uebertritt von einer Kirche zur andern ist selten. Die
lateinischen Curati der Klöster des gelobten Landes rechnen
es sich zum größten Verdienst an, wenn sie einen Griechen"
in ihre Kirche zurückbringen. Allein auch hier wirkt das
Interesse sehr. Unter den Bethlehemiten sind viele, die alle
Tage katholisch werden möchten, wenn sie das Kloster er-
halten, und besonders die auf ihr Theil kommenden Abgaben
entrichten möchten.
"Die Christen unterscheiden sich in ihrer Kleidung nicht“
von Mohammedanern. Nur der Turban ist bei den letztern“
gewöhnlich weiß, rochgestreift, ein bunter Schal oder grün"
den letzten dürfen nur die Scherifs tragen; der der erstern"
ist gewöhnlich blau, aschgrau oder schwarz. Nur die Fran"
ten haben das Recht einen weißen Turban zu tragen, "die"
Bewohner von Bethlehem usurpiren es." '
gen nur einen Tarbuch oder um eine hohe Mütze ein weißes“
und daneben oberhalb “ en"
- T21 -
Ohren kommt außerdem noch ein Haarbüschlein hervor, wo
durchfie fich von den Christen unterscheiden. In Jerusalz
lem dürfen die Christen kein Grundeigenthum haben. In
andern Orten haben fiel es verloren. In Nazareth haben
fie viel, und es ist im Thal. Es drelon, wovon fast der
vierte Theil noch zum Gebiet von Nazareth gehört, ge-
trennt von dem der Mohammedaner. - -
- - - - - - - ,
… Alle Christen im Orient kommen in den fragen seien,
überein, wo nichts aus dem Thierreiche mit warmem Blute,
genoffen, alle Speisen mit Oel angemacht werden. … Die
Geistlichkeit lebt von Almosen der Gemeinde. Weder die
ist auch viel Analogie in ihrem Gottesdienste. Das Predigen,
und Katechisiren ist ihnen fast unbekannt. Die Messe aber
und die Gebete und Gesänge werden so laut gebetet und gela
fungen, daß alle sie verstehen. Bei den Griechen nehmen,
lichen, und das Volk respondirt nur bisweilen. Nur die
Christen des lateinischen Ritus hören alle Sonn- und Feier-
in ihrer Muttersprache. Die Lateiner in lateinischer, und,
nur einzelne Gebete, und in der Messe das Evangelium in
arabischer Sprache, die griechischen Mönche alles in griechi,
'“ in Syrien und Palästina aber alles,
in arabischer, die Maroniten und katholischen und schisma,
tischen Syrer beten die Messe in syrischer, viele Gebete aber
und das Evangelium in arabischer Sprache. Die katholis
'“
““
s '
die A vfinier der äthiopischen Sprache gilt
- - 222 -
Das Aeußere ihrer Kirche unterscheidet sich. In den
fchismatisch griechischen Kirchen ist der Hauptaltar durch ei-
ne hölzerne Wand vom Uebrigen getrennt, rings um die
Kirche find Lehnen für die Stehenden und Krücken, und fie
find durchaus auf die nämliche Weise gebaut. Die der übri-
gen Parteien nähern sich mehr der Form der lateinischen.
Bänke und Stühle find im Orient durchaus unbekannt. Da-
für sind in den reicheren Kirchen Teppiche auf die Erde ge-
breitet, worauf fiel fich nach orientalischer Manier fetzen.
Die Kirchen der Lateiner, Armenier und Maroniten zeichnen
fich vor den übrigen durch Reinlichkeit und ein freundliches
Aeußere aus. Mit Bildern find alle ihre Kirchen überladen.
Aber ihr Styl ist sehr verschieden. Die Lateiner haben be-
sonders in Bethlehem viele gute Gemälde, und auch in
ihren übrigen Kirchen sind Karikaturen eine seltene Erschei-
nung. Die der Griechen find noch ganz im byzantinischen
Style, ohne Form und Mannigfaltigkeit, mit Ausnahme
derjenigen, welche ihnen aus Rußland gesendet worden
find.
Die der Armeuier tragen einen eigenthümlichen Charac-
ter, der ganz vom byzantinischen abweicht. Ohne Form,
aber mehr Lieblichkeit in der Physionomie, alle nach einer-
ley Zuschnitt, mit blaffer Gesichtsfarbe, tragen sie ganz den
Character ihrer Nation, aus der sich der Mahler seinen
Christus, Maria und Heiligen sucht. In der Drapperie
gleichen fiel sehr den Lateinischen. Die der Syrer nähern
fich in der Hauptsache mehr dem Byzantinischen, find aber
noch unvollkommner, und in der Formlosigkeit gleichen fie
fich ganz. Sie gleichen häufig mehr derb gezeichneten Um-
riffen, als ausgeführten Gemählden. Bisweilen fieht man
bey ihnen auch solche, die sich mehr dem armenischen nähern.
– 223 -
Die der Kopter tragen den eigenthümlichen Character ihrer
Nation auch in der Phyfionomie. Im übrigen haben fie
viel Aehnlichkeit mit dem byzantinischen Style. Man
mahlt gewöhnlich auf Holz, nur die Griechen vergolden.
Aber diese Gemählde haben weder in Beziehung auf Com-
position noch auf Ausführung etwas so Merkwürdiges, daß
fie verdienten, ausführlich beschrieben zu werden. –
… Ich schließe diese Bemerkungen mit dem Wunsche, daß
fich das Schicksal dieser Christen bald ändere, besonders
daß die ärgerlichen Streitigkeiten in Jeru fallem bald en-
digen mögen, daß man nochmals die Documente genau prü-
fe, und einer jeden Partey zurückstelle, was ihr gehört,
daß wegen des recht Befundenen Stillschweigen für immer
geboten, beobachtet und die härteste Strafe bestimmt werde
für den, der es übertritt. – Die Pascha"s denken zwar
bisweilen procul a Jove, procul a fulmine, aber sie fürch-
ten diesen fulmen doch, denn fie wifen, daß, wenn er
trifft, es fich gewöhnlich um das Leben handelt. Manche Miß-
bräuche müffen abgeschafft werden. Die Lateiner geben ein
gutes Beispiel. Sonst wurden die am Palmsonntage ge-
weihten Palmen in der Kirche ausgetheilt. Dieß verursach-
te Schlägereien, jetzt geschieht es im Klosterhof.
Es muß festgesetzt werden, daß vertragsmäßig alle ge-
nannten von Türken besetzten heil. Oerter den Christen unbe-
dingt und ohne Kosten offen stehen. Ich spreche hier nicht
vom Haram, defen Heiligthum niemand betreten kann, oh-
ne entweder Mohammedaner zu werden, oder den Kopf zu
verlieren, sondern von den übrigen, deren Zugang den
Christen bisweilen verkümmert wird. Die Katholiken
feyern alljährlich einmal am Himmelfahrtstage ein Hoch-
amt in der Kapelle der Himmelfahrt unters Heilands, auf
– 224 –
dem Oelberge, wofür sie vom Kadhi um die Erlaubnis bit-
ten, und ihm ein Geschenk geben müffen. Vor einigen Jah-
ren gingen fiel hinauf, ohne vom Kadhi bestimmte Antwort
erhalten zu haben. Während der Meffe drang ein Haufen
Araber mit ihren Gewehren und Säbeln ein, und prügelten
die Väter so lange, bis sie sich zur Entrichtung der übertrie-,
bensten Geldforderungen verpflichteten. In diesem Osterfe-
fe ging eine Koptin in den Hof des Cönaculum's, wo das
Grabmahl Davids in einer Moschee von den Türken ver-
ehrt wird. Sie wurde dafür sehr derb geprügelt, und soll-
te-1oo Beutel bezahlen, um Christin bleiben zu können;
und doch ist der Eintritt für einen Backtehrich sonst jedem
gestattet! - Endlich muß dafür gesorgt werden, daß die
Lateiner, als die vorzüglichsten Theilnehmer, in sofern ih-
nen der Besitz der wichtigsten Sanctuarien gehört, und fie
die größte Christenzahl repräsentieren, würdige Geistliche
erhalten, die zuvor in der Propaganda eine angemeffene
Erziehung erhalten, und entfernt von Mönchstolz, einzig
ihrer Pflicht leben. Als Muster stelle ich hier den Pater
Vito, meinen Freund, auf, der von Türken und Christen
geschätzt und geliebt ist.
- - - - - - - - - - - -
Ob es vorheilhaft wäre, Weltpriester dahin zu senden,
dürfte mit Recht bezweifelt werden. Die Türken sind an
den Anblick dieser Kleidung gewohnt, fie wissen, daß fie arm
sind, diese halten es für eine Ehrensache ihres Ordens, alle
Martern zu erdulden, um das gelobte Land und die heiligen
Orte vor der gänzlichen Verwüstung zu retten. In die oben
erwähnten Fehler - könnten auch Weltpriester verfallen.“
Schon Martin V. wies ihr Ansuchen zurück, an der Stelle
der Franziskaner das heilige Grab bewachen zu dürfen, und
- -
- 205 -
bestätigte diese in der Bulle Salutare Studium vom Jahre
14ao für ewige Zeiten. -
- - - - - - - -
. . . Das Osterfest in Jerusalem.
Es ist natürlich, daß das Osterfest in Jerufallem
mit einer großen Feyerlichkeit begangen wird. Die Pilgev
kommen gewöhnlich 8 Tage bis 4 Monate vor demselben,
und ist es vorüber, so kehren sie in ihre Heimath zurück.
In diesem Jahre fahen ihm die verschiedenen Parteyen mit
einer gewissen Beängstigung entgegen, weil es bey allen zu
fammentraf, und fich dann eine vor den boshaften Kränkun-
gen der andern fürchtet. Eine jede will recht viel Zeit für ihn
re Zeremonien haben, und Streitigkeiten find unvermeidlich.
Auch in diesem Jahre wurde der Streit wegen der gro-
ßen Procession am Charfreytage Abends sehr heftig geführt.
Sonst waren den Lateinern dafür 4- Stunden gestattet,
von nun an sollten sie auf 4 Stunden beschränkt werden:
Die Türken entschieden für die Beobachtung des Herkömm-
lichen. Ich habe dem Ritus aller Parteyen mit einer selte-
nen Geduld beygewohnt, und kann nicht umhin zu bedauern,
daß nur die Lateiner dieses Fest auf eine des Gegenstandes
würdige Weise begehen. Bringen wir auch dem ganz ver-
fähiedenen Character des Orientalen etwas zum Opfer: fo
bleibt doch noch immer so viel Unanständiges in der Art der
Geistlichen, fich bey den Ceremonien zu betragen, in dem
rohen und unnatürlichen Gefährey, besonders der Griechen,
in dem nächtlichen Aufenthalte in der Kirche, wobei viel
Unwesen getrieben wird, und die Unzucht besonders um
Weihnachten zu Bethlehem einen Anstrich von Heiligkeit
erhält, in dem Markthalten in der Kirche, in dem rohen
stundenlangen höchst unangenehmen die Ohren betäubenden
P
– 226 –
Klange der durch das Schlagen an ein langes freyhängen-
des Brett, oder an ein diesem ähnliches Material von Me-
tall, verursacht wird, und in dem Drängen und Prügeln
der Pilger, die die Kapellen, wie die armen Leute bei Hun-
gersnoth einen Bäckerladen gewissermaßen bestürmen, daß
ich oft entschloffen war, nie wieder demselben beizuwohnen,
Das Imposanteste sind ihre Processionen, bei den Lateinern
find es die Hochämter, wobei der Guardian mit vieler
Würde pontifiziert. Sehr feyerlich ist die Communion am
grünen Donnerstage. Es hat sich hier aus der ersten christ-
lichen Zeit der Gebrauch erhalten, daß eine Menge Eßwaa-
ren von den Christen an diesem Tage dargebracht, und dann
von Vätern unter die Armen verheilt werden.
Bemerkenswerth ist die Zeremonie, daß während der
Pumpermetten nach abgesungenen Lectionen der Guardian
vor das heil. Grab kniet und bey verschloffenen Thüren ein
Gebet verrichtet, während im Chor sehr erbauliche Gesän-
ge, gesungen werden. Nach 5 Minuten springen die Pforten
plötzlich auf, und es ist ein großes Geräusch mit den Klap-
pern, Der Gesang der Pumpermetten könnte sehr rührend
fyn, wenn es nicht an guten Stimmen fehlte. Die Pro-
cession am Abende des Charfreitags, wobey alle das Lei-
den Christi versinnlichende Instrumente von verschiedenen
Mönchen getragen werden, ist die feierlichste. Man ver-
„bindet damit Predigten, die auf das Leiden und Sterben
unsers Heilandes Bezug nehmen, und die Versinnlichung
deffelben in Ceremonien, -
… Würden die meisten der 7 Predigten an den 7 Hauptkapel-
len der Kirche in arabischer Sprache gehalten, und folglich
gemeinnützig gemacht, so wäre auch diese Einrichtung sehr
lobenswerth, aber sehr unnütz find die beiden in spanischer
r
Sprache, welche niemand verstand, und überflüssig vier ita-
lienische, die auch nur von sehr wenigen mit Nutzen gehört
wurden, die arabische des Pater Superiors am Salbungs-
steine wurde mit großem Intereffe gehört. Das Ende dieser
Procession ist das Signal zum Anfang, der die ganze Nacht
hindurch dauernden Proceffion und Ceremonien der Arme-
nier, Syrer, Kopten und der Griechen, die bey weitem
am zahlreichsten an Klerus und Pilgern am meisten imponi-
ren. Eben so ist das Ende des Hochamts am Ostersonn-
abende, das Zeichen zu den abscheulichsten Mißbräuchen
dieses Gotteshauses von Seiten der schismatischen Christen
zu tumultuarischen Auftritten. – Sonst ist des Prügelns
kein Ende. Die mohammedanischen Thorwächter und die
Janitscharen der verschiedenen Klöster hauen die guten Pil-
ger auf den Kopf, die Füße und ins Gesicht nach Willkühr.
Nun läßt man die Zügel schießen. Einer stellt oder legt
fich auf den andern, und wird um das heil. Grab getragen.
Man schlägt sich, wirft sich auf die Erde, rennt, läßt sich
zu Grabe tragen, und dieß alles unter dem wildesten Ge-
schrey. Dieß find die Vorbereitungen zum Empfang des
heil. Feuers. Um 1 Uhr erscheint der Motfallem von Je-
rufallem, und nimmt seinen gewöhnlichen Platz auf der
Galerie der Lateiner ein. Um 14 Uhr gehen der griechische
Bischof, der Stellvertreter des Patriarchen ist, zugleich Bi-
schof des heil. Feuers genannt wird, und im besondern Rufe
der Frömmigkeit steht, der Procurator und der armenische
Bischof, in das heil. Grab, beten darin bey verschloffenen
Thüren durch Stunde, reichen dann das heil. Feuer zu
den beiden Seitenlöchern den Pilgern, die es schnell mit ih-
ren Wachslichtern in der ganzen Kirche verbreiten, und ende
" P. 2
– 228 –
- -
lich trägt es der griechische Bischof in das Hauptschiff oder
die Abtheilung der Griechen. – - sie ist
“ In diesem Jahre hatten die Armenier heftigen Streit
mit den Griechen wegen des syrischen Bischofs und des Cop-
tischen Reis oder Guardians, die ebenfalls in die heil. Gra-
beskapelle zum Empfang des heil. Feuers gelaffen werden
wollten. Die Griechen bemerkten hierauf: daß solche Neue-
rungen nicht gestattet werden können. Entweder müfft es
bey der herkömmlichen Gewohnheit bleiben, der zufolge nur
der armenische Bischof zu dieser Ehre zugelaffen werden kön-
ne, oder bei den spätern Befehlen der Firmans, wornach
die Griechen zuerst und dann erst die Armenier das heilige
Feuer in der heil. Grabeskapelle empfangen sollten. Die
Armenier hingegen riefen den Motfallem zu Hülfe, und droh-
ten gestützt auf die 40 russischen Pilger ihrer Kirche, ihn
beim russischen Kaiser zu verklagen. Der russische Consul
wies diese Appellation zurück, und die Armenier schwiegen."
- In den ältesten christlichen Zeiten war es Gebrauch,
daß die Christen in der Nacht des Charfreitags ohne Licht
in der Kirche blieben, und den Ostersonnabend hindurch das
ganze Officium des Sabbats gemeinschaftlich beteten.
Wem sie die Lampen wieder anzünden wollten, und der Pa-
triarch, der Klerus, Magistrat und die übrigen Christen
eine Prozession hielten, um die Lampen des heil. Grabesan-
zuzünden , so zeigte sich das wunderbare Feuer, und dies,
Wunder soll bis in die Zeit, wo Gottfried von Bouil-
lon Jernfallem einnahm, gedauert haben. i an und
Als im 13ten Jahrhundert die andern christlichen Sek-
ten sich wieder um das heil. Grab sammelten, so waren es
die Syrer und Abyffinier zuerst, die dieß wunderbare Feuer
zu Gunsten der zahlreich herbeiströmenden Pilger nachmach-
- 229 –
ten. Aber was dort öffentlich geschah, mußte hier bey ver-
fchloffenen Thüren geschehen.
. Später theilten die Georgianer mit ihnen die Ehre, und
nach ihrem Falle übernahmen es die Griechen und Armenier,
das heil- Feuer im heil. Grabe zu empfangen und den übri-
gen Christen mitzutheilen. - - - - - -
Die Katholiken glauben nicht an die wunderbare Ent-
stehung defelben, sondern find der Meinung: es werde vom
griechischen Bischofe gemacht, und theile sich ungewöhnlich
schnell mit, weil die Dochte der unter den Pilgern verheil-
ten Lichter mit Spiritus durchbeißt sind.
Die schismatischen Christen glauben durchaus an dessen,
übernatürliche Entstehung und Wirkung, ein jeder reibt sich,
nach Kräften damit ein, und auch an die benachbarten Kir-
chen in Jaffa, Acri. c. wird es durch Eilboten gesendet.
Die Griechen, Syrer und Kopter beschließen ihre Pilger-
fchaft mit einer Reise an den Jordan, um sich in ihm zu
baden. Die meisten Armenier begnügen sich, mit dem dar-
aus herbeigeholten Waffer in Jeruf alem, fich zu waschen.
Die Lateiner unterlaffen diese Reise seit einigen Jahrzehen-,
den ganz, weil fie viele unangenehme Auftritte hatten, und
gewöhnlich einige Mönche derb durchgeprügelt wurden,
Wir reisten den 26sten April mit dem Motfallem bei türk,
Musik dahin ab. Einige Karawanen waren fchon den Tag -
zuvor abgereist, und kamen heute schon zurück. In der
Ebene Jericho lagerten sich diejenigen, welche heute da-
hin abgereist waren, gegen 18oo, und in der Nacht um 2 ,
Uhr brachen fiel auf zum Jordan. Ein jeder wusch oder
badete sich, jedoch mit Beobachtung des gehörigen Anfang,
des, füllte seine Flasche mit Waffer, und seine Taschen mit,
Steinchen aus dem Boden des Jordans. Dann kehrte,
- 23o -
alles fröhlich unter dem Schutze des Motfalens nach be-
zahltem Ghafar zurück. Es waren bey diesem Osterfeste
a4oo Armenier, 12oo Griechen, 3o Georgianer, 3oo
Moskowiten, 6o Kopten, 15 Syrer, 1 Abyffinier, zo
orientalische Katholiken vom griechischen und armenischen
Ritus, vier Maroniten und 15 Franken. – 1, - - -
- - - *
- -
- - - - -
: , - - - Der Ghafar.
-
Der Ghafar ist eine Abgabe, die der Mohammedaner
von dem Christen dafür fordern zu können sich bere tigt
glaubt, daß er ihm als ungläubigen die freie Durchreise
durch die ihm als dem Gläubigen zugehörigen Länder gestat-
tet. Dieser Tribut ist besonders in Syrien und Palästina
eingeführt, und an vielen Orten so herkömmlich, daß er als
eine gesetzliche Abgabe (95) betrachtet wird, und wer
fie zu umgehen sucht, läuft Gefahr, ausgeplündert zu wer-
den, oder sein Leben zu verlieren. Nur die Franken, welche
durch einen Firman vom Großsultan, vom Pascha, oder
„defen dazu bevollmächtigtem Motsallem als davon befreit
„erklärt worden, sind gesetzmäßig davon ausgenommen. Die
- Meisten erhalten in Jaffa durch Vermittelung des respect-
von Consuls von dem dazu bevollmächtigten Motfallem die
nöthigen Päffe, einen an den Gouverneur von Rama, der
- dafür einen andern erheilt, den man im Rothfalle auch dem -
Abugos vorzeigen kann, und einen andern für den Eintritt
ins heil. Grab. -
- Den ersten Ghafar zahlt man, wenn man aus Egyp-
ten kommt, in Arisch an der Gränze von Syrien - - - -
" " Als wir hier vorbey ritten, so wagten die Scheiks es
nicht, von uns, als vom Machmed Ali Pascha empfohlenen,
– 251 -
ihn zu fordern. Sie verlangten aber ein Bakschisch (Ge-
schenk), welches fehr lächerlich scheint, da sie unserer Ge-
fchenke oder Almosen als große Kapitalisten nicht bedurften,
und von uns keine Belohnung für geleistete Dienste zu er-
warten berechtigt waren, indem wir nur vorbeiritten. Cha-
nus ist, als der erste Ort im fyrischen Gebiete, der 2te
Ort, wo er verlangt wird. Wir beriefen uns auf unsere
Firmans, aber vergeblich. Wir waren genöthigt, Gewalt
mit Gewalt zu vertreiben, mit unsern Waffen in der
Hand auf einen Schwarm von Arabern, die uns verfolgten,
loszugehen, und durch kühne Drohungen in die Flucht zu
1agen. - - -
In Gaza zahlt man nur die Maut für die Waaren.
Wir entrichteten für die Kisten, da sie nur unsere Reisebe-
dürfniffe und keine Kaufmannswaaren enthielten, nichts. –
In Jaffa muß man 6, in Rama 7, in Kariat aneb:7,
in Jerusalem 3, und für den ersten Eintritt in die heil.
Grabeskirche 23, die Franken ohne Firmans 33 Piaster für
den jedesmaligen Eintritt in diese Kirche, 1 Para, für den
Eintritt ins heil. Grab nach dem heil. Feuer durch einige
Tage anfangs von 150 Beutel bis 1o Piaster, dann 15 Pa-
ra, für die Reise an den Jordan nach dem Osterfeste 18 Pia-
ster, für die Abreise von Jerusalem 7 Piaster, in Ka-
riat aneb 7 Piaster, in Rama 7 Piaster, vor Jaffa 3
Piaster, in Jaffa bei der Abreise 7 Piaster entrichten.
Auf dem Wege von Acri über Nazareth und Nabolus
zahlt man den Ghafar in Dfchen in 3. Piaster, in Nabo-
lus 7 Piaster, bey der Abreise 3 Piaster, in Sawije 3
Piafer, in Schaafat 7 Piaster, und in Jeruf alem
wie oben.
- 232 –
Außer diesem gesetzmäßigen Ghafar werden auf dem
Wege von Jaffa nach Jerufallem in Ekbab, in Ella-
trum, Sarefeh, Suba und Kalumijeh 5 Para bis
5 Piaster von den herbei eilenden Mohammedanern gefor-
dert, auf dem Wege von Nazareth über Nabolus nach
Jeruf alem, aber in Schatarah, Sendfcheln und
Elbir eben so viel. Auf der Reise von Jaffa nach Jerur
falem wagte es Niemand, uns den Ghafar abzufordern,
weil wir einen Soldaten des Motfalems von Jaffarbey
uns hatten. Für eine große Gesellschaft ist es vortheilhaft,
einen solchen bey sich zu haben. Die Bakschischs, oder Gee
schenke, die sie erwarten, find zwar fehr groß, aber man ist
den Mißhandlungen dieser privilegierten Straßenräuber nicht
ausgesetzt. Die Engländer zahlen ihn, obgleich sie gewöhn-
lich mit Firmans versehen find. Diese Gutmüthigkeit, wo
mit fic fich zugleich einen guten Namen bey den Arabern ma-
chen wollen, hat andern weniger reichen Reisenden geschadet,
Ich habe ihn nie entrichtet. In Dfchenin wies ich den
Fordernden mit Hinweisung auf meine Firmans, und eben
so in Nabolus zurück. Bei der Abreise von da wollte
man mich zwingen, und ich eilte zum Gouverneur Ibrahim,
der mich nachgelesenem Firman freundlich entließ, und von
der Zahlung desselben frey sprach. Die gefährlichsten Auf-
tritte aber hatte ich deshalb in Sawije. Hier beim Ein-
gange in den Thalweg, auf defen rechtem Hügel dieses Nest
liegt, lauerten auf mich 4 Kerls mit Steinen in den Hän-
den, die mich tödten wollten, wenn ich ihnen nicht sofort
meine Habe auslieferte. Ich erklärte ihnen, daß ich unter
dem Schutze der Pascha von Akka und Scham, und des
Motfallem von Nabolus reife, aber das half nichts. Sie
hielten mein Pferd, ich verjagte sie mit meinen Pistolen, fie
– 235 –
feinigten es, ich müßte es geschehen lassen, weil ich besor-
gen mußte, die übrigen Dorfbewohner, die sie mit großen
Lärm um Hülfe riefen, würden ihnen zu Hülfe kommen.
Auch regnete es so stark, und meine Hände und der ganze
Körper waren so erstarrt, daß ich kaum im Stande war,
mein Pferd zum schnellern Schritt zu bewegen. Endlich -
wurden sie des Wartens bei diesem schlechten Wetter über
drüßig, und begnügten sich mit einer Kleinigkeit, die ihnen
mein Begleiter darreichte. Aber kaum hatte er sich von ihr
nen losgemacht, als schon wieder ein anderer herbeisprang,
der den Ghafar in Anspruch nahm. Ich wies ihn mit har
den Worten zurück, er drohte, er forderte meine Fir
ich verweigerte sie ihm, weil ich im Voraus wußte, er wer
defe zerreißen. Dieß haben diese Räuber selbst mit Fl,
mans von Großsultan oft gehan, die die übrigen Araber
nur mit der tiefsten Verehrung ansehen. Er ruft um Hülf,
aber niemand kam. Nur die 4 Banditen eilten wieder her
bei. Nun fing es plötzlich an zu blitzen und zu bom
und der Platzregen wurde heftiger." “
alle zurück. Am Ende dieses 2 Stunden langen The weges
saß wieder ein Araber mit der Flinte, und zwei andere zeig-
ten sich in der Ferne. Der sitzende legte es uns ans Gew -
sen, ihm den Ghafar zu zahlen, wenn wir zahlpflichtig wie
ren, denn er habe ihn zu fordern. Niemand antwortete: "Er
stand auf und drohte. Da antworteten ihm zwei Scheiks
die sich indessen an uns angeschlossen hatten, mit
Ernst: Er habe hier keine Ansprüche. Sie sehen Landesst,
wohner und gute Muslemins, ich aber sei ein Hend'It-
dier). Hierauf setzte er sich wieder ruhig nieder, das Wet-
ter wurde immer stürmischer, und ich glaube, daß alle diese
Leute um meine Ankünf wußten, sonst würden sie sich gew
– 234 –
dem Ungestüme des Wetters nicht ausgesetzt haben. In
Sendfchelfragte mich niemand. Ich ging in das Haus eines
Griechen, des einzigen Christen im großen Dorfe. Meine ganz
durchnäßten Kleider wurden hier getrocknet und ich erwärm-
te mich am Feuer. Am folgenden Tage reiste ich ganz unge-
fört, niemand zeigte fich auf der fehr intereffanten Straße.
Es wehte ein sehr heftiger Wind. Erst in der Nähe von
Schafat sah ich schnellen Schritts 4 große Kerls auf mich
zueilen, die, wie ich besorgte, die Absicht zu haben schienen,
uns auszuplündern. Ich machte meinen Maulthiertreiber
auf die Gefahr aufmerksam, und befahl ihm schnell zu reiten.
Aber unsere Maulthiere waren dazu nicht zu bewegen, auch
war die Gefahr zu nahe. Schon in der Ferne erhoben fie
einen großen Lärm und befahlen uns zu warten. Wir aber
thaten es nicht. Sie kamen uns näher, mit Flinten, Pisto-
len und Säbeln bewaffnet. Meine Angst war nie so groß.
Entfernt von aller Hülfe, keine Seele in der ganzen Gegend
erblickend, kein Dorf als das Meile entfernte, aus dem
unsere Henker gekommen waren, gab ich die Hoffnung, mein
Leben retten zu können, ganz auf. Sie begannen damit,
meinen Maulthiertreiber zu entwaffnen und derb durchzu-
prügeln. Mir entriffen sie die Zügel und drohten mir mit
dem Säbel, wenn ich irgend mich widersetzen wolle. Ich
berief mich auf meine Firmans, bat, versprach ihnen Ge-
fchenke, Bak fchifch, flehte, aber umsonst. Sie führten
uns in das nächste Dorf. Eine Erklärung über ihr Betra-
gen konnte ich nicht erhalten, fiel setzten voraus, wir wüß-
ten den Grund davon. Nur das erklärten sie, ihre Sache
fey die gerechte, wir feyen Betrüger, sie handeln öffentlich,
wir haben aber im Geheimen uns dem Gesetze entziehen wol-
len. Ich sah keinen Zufammenhang, und ihre abgebroche-
– 235 –
nen Reden bestärkten mich in meiner Besorgniß. Endlich
kamen wir in ihrem Dorfe an. Hier erblickte ich einen
Albanefer, Soldaten des Motfallems zu Jeruf alem,
den ich sofort bat, mich unter feinen Schutz gegen diese
Straßenräuber zu nehmen. Er beruhigte mich, und be-
merkte, er werde mich begleiten. Dagegen mußte ich ihm
sogleich ein Trinkgeld geben. Wir setzten nun unsere Rei-
fe fort bis in den zweiten Theil des Dorfes, das an
der Hauptstraße von Nabolus nach Jerusalem liegt,
mnd wo sich ein Zollhaus befindet. Meine Araber traten
zuerst in den Saal, in dem ringsum an 35 Araber saßen,
und in lebhaftem Gespräch begriffen zu feynfähienen. Sie ver-
klagten mich hier, ich hätte mich von der Hauptstraße entfernt,
um das Zollhaus zu umgehen und den Ghafar nicht zu zahlen.
Sie feyen mir nachgelaufen und überliefern mich hiemit dem
Gesetz. Zwar behaupte ich, ich habe einen Firman, aber
fie hielten dieß für unwahr, denn dann hätte ich mich ja von
der Hauptstraße nicht heimlich entfernt. Alle sahen mich an,
und ich erwiederte: Es fey nicht wahr, daß ich habe eine ge-
fetzmäßige Abgabe umgehen wollen, mir fey diese Straße ,
und das Zollhaus ganz unbekannt gewesen. Mein Maul-
thiertreiber kenne es eben so wenig, denn auch er habe diese
Reise erst einmal und nicht in dieser Hauptstraße gemacht, er
fey daher mit Unrecht von ihnen geprügelt worden. Ich ha-
be ihn genöthigt mich zu Ruinen zu führen, er habe es ge-
than und habe sich begnügt, mich dann in der Richtung nach
Jerusalem, nicht aber in den früheren Weg der Haupt-
straße zu führen. Ich fey ein Franke und habe also keinen
Ghafar zu bezahlen, auch fey ich durch einen Firman davon
dispensiert. Hier überreichte ich dem Scheik meinen Firmam,
und er ließ ihn laut vorlesen. Man wurde nun freundlich
– 236 –
gegen mich, sprach mich vom Ghafar frei und bat mich, dem
Mutsalem zu Jerusalem zu bemerken: ich fey bey ihnen,
gewesen und fehr gut aufgenommen worden. Nun erst ver-,
fand ich den wahren Sinn von allen den Worten, welche
vorher meine Angst so gefährlich auslegte. Ihre Erklärung:
wir handeln öffentlich, es ist hier kein Geheimniß, deutete,
ich auf die Räubereien, die in dieser Gegend öffentlich ge-,
trieben werden, wie mir früher oft erzählt worden war,
Ihr Umherblicken in der Gegend und die Bemerkung mal
fisch waled kein Kind ist da (zu sehen), bestärkte mich in mei-
ner Furcht: fie wollten mich umbringen ohne jedoch verra-
then zu werden. Wenn sie wiederholt behaupteten, wir feyen
Betrüger, so setzten sie uns in eine Kategorie mit den vie-
len Christen und Juden, die auf großen Umwegen dies be-
rüchtigte Zollhaus, wo ein Jeder 7 Piaster zahlen muß, um-
gehen. Wir waren kurz vor diesem Anfalle einem Juden be-
gegnet, der uns so theilnehmend ansah, und der ohne Zwei-
fel deshalb auswich und sich freute Conforten zu sehen. - -
… Auch in Che ifa muß jeder Christ am Thore 6 Para
zahlen, und in den meisten andern Orten Palästina's glau-
ben sich die Mohammedaner berechtigt, diesen Tribut for-
dern zu können. - - - - - - - -
- 5. - :
-
ueber die Bewohner in Palästina. Städte und Dör- -
fer im Paschalik Aleri und dem Distrikt R abolis und"
-
- - - - - - - Kuddes. - : htt
Syrien war sonst in die fünf Paschaliks, von Haleb,
Scham, Trabolus, Saida und Gaza getheilt. Das
her entriß dem Pascha von Saida das Land der Drusen -
– 237 –
so wie die ganze Küste von Nahr el Kelb bis Karmel
und beschränkte ihn auf Saida, woraus er ihn endlich auch
verjagte. Nach Dahers Falle stellte Difcheffar Pascha
das alte Paschalik wieder her, verband damit Safad, Ta-
barie, Ballbek, Cäsarea, entriß den Maroniten das
ihnen gehörige Beirut und verlegte seinen Sitz nach Acri.
Später fielen dazu noch Jaffa, Gaza, Rama, Naza-
reth und feit der Ernennung des Pascha Abdalla von
Tripolis zum Pascha von Acri, auch das Paschalik von
Tripolis, wo die Bergkette am Orontes die Grenze
bildet, so daß das Paschalik von Acri jetzt zu den größten
und reichsten des türkischen Reichs gehört. Er bezahlt nach
Constantinopel alljährlich zwei Millionen türk, Piaster,
außer den Geschenken, die er an seine Gönner im Divan zu
machen hat. Der übrige Theil von Palästina kam an den
Pascha von Damask, unter welchem er noch bis jetzt steht,
fo sehr auch die Christen einen eigenen Pascha für Palästina
wünschen und in Constantinopel darum geflehet haben, in der
Hoffnung, daß dadurch den Mißhandlungen und willkührli-
chen Bedrückungen gesteuert werden dürfte. Man erhielt
immer zur Antwort: der Pascha von Damask bedürfe der
Einkünfte dieser Stadt zur Bestreitung des Hadschi und
Dfcher die (die Proviant-Karawane, welche den Had-
fähis stets auf ihrem Rückwege entgegen kommt).
Der letzte Pascha war im Anfang des Jahres 18a zu-
rückberufen worden. An seine Stelle kam im April ein ehe,
maliger Großvezir. Man erzählte ziemlich allgemein bey
meiner Abreise von Syrien, er habe zwei Große von Stam-
bul mit fich gebracht, von denen der Eine zum Pascha von
Akka bestimmt fey. Abdalla fey in Ungnade gefallen, weil
er nicht Geld genug an den Divan gesendet habe. . . . . . ."
- 238 –
Der ietzige, Abdalla, ist devot, nicht ohne Talente,
aber fehr beherrscht von Rathgebern, die unter dem Mantel
der Religion den Nichtmohammedanern auf alle Weise zu
schaden suchen. Durch ihr Einwirken ist es geschehen, daß
Hajim, fein mächtiger Minister, ein Jude, am 24. August
182o erdroffelt wurde. Dieser gewandte Staatsmann, seit
2o Jahren einziger Minister in Acri, verlor schon durch So-
liman Pascha während defen Pilgerreise nach Mecca ein
Auge, und wie dieser ihm das Paschalik verdankte, so mach-
te er auch durch feinen großen Einfluß und sein Ansehen den
Abdalla, Pascha von Tripolis, zum Pascha von Acri.
Nicht minder mächtig ist einer feiner Brüder, der Minister
des Pascha von Damask, ihrem gemeinschaftlichen Geburts-
orte. Ein dritter Bruder ist erster Sekretär des Reis Effen-
di zu Constantinopel. Das Paschalik von Acri hat den
Vorzug vor andern, daß die Pascha"s gewöhnlich lebens-
länglich im Besitz defelben find, während die meisten übri-
gen nur auf Ein Jahr vergeben werden, welcher Termin oft
verlängert, aber auch oft verkürzt wird. - -
Seine Gerechtigkeit sucht Abdalla dadurch zu bewäh-
ren, daß er denen, die unter Dfchefar ihre liegenden
Gründe, besonders zur Zeit der französischen Invasion, vers
loren haben, z. B. den Franken wieder zurückstellt.
Dafür entschädigt er sich aber zehnfach auf dem Berge der
Drufen durch die bisher unabhängigen oder nur tributpflich-
tigen Befitzungen der kleinen Emirs oder Scheiks. Drey
derselben waren bereits das Opfer feiner tyrannischen Wille
kühr, und große Gährungen auf beiden Theilen des Libanon
die Folge davon. Wer weiß, ob die durch Jahrhunderte be-
hauptete Freiheit dieser guten und edlen Bergbewohner nun
nicht ebenfalls in diesen Ereigniffen wie in einem Strudel
- 239 -
verloren gehen wird. Vor 20 Jahren ging Beirut, ihre
Hafenstadt, durch den despotischen Dfchefar Pascha verlo-
ren, nun fängt man schon an, an den Eingeweiden zu nagen.
Die Folgen für die Cultur des Berges und die Christen in
Syrien, denen der Berg bisher Zufluchtsort bey Verfolgun-
gen war, find nicht zu berechnen. Doch so feig fiel auch ge-
worden zu feyn scheinen, die Gefahr wird fie vereinigen und
was alle Christen Syriens vermuthen, wird fich bewähren.
Das im Frühjahr 1821 lodernde Feuer wird um sich greifen,
den ganzen Libanon in Flammen setzen und den Anmaßungen
des Tyrannen von Acri. Trotz bieten, wenn er fortfahren
follte, mehr Tribut zu fordern, als ihre Altvordern bezahlt
haben, das Verhältniß zu stören, welches Jahrhunderte mit
dem Siegel der Legitimität bekräftiget haben, oder fiel des
köstlichsten Kleinods der Orientalen, ihrer Waffen berauben
zu wollen. Bey meiner Reise auf den Libanon war die Gäh-
rung so groß wie nie. Es hatte sich der Befchmir mit be-
deutenden Summen geflüchtet, die er den Maroniten und
Drusen für die Rechnung des Pascha ausgepreßt hatte. Der
Pascha forderte nun diese außerordentlichen Abgaben noch
mals, welche zu leisten die Maroniten nicht im Stande wa-
ren. Ein bey Saida aufgestelltes Truppenkorps sollte sie
in Schrecken jagen, aber umsonst. Zu Anfange May's wur-
den alle Christen in Syrien entwafnet. Der Pascha von
Acri versprach den damals auf seinen Befehl zu Acri anwe-
fenden Emir von Zug zum Nachfolger des Geflüchteten zu
machen, wenn er fich verpflichten wolle, alle Waffen der
Maroniten und Drufen ihm auszuliefern. Auf die Erklä
rung des Emirs, daß dies ihm unmöglich fey, war der Pa-
scha zwar unwillig, erhob ihn aber doch zu dieser Würde,
-
- 24o –,
und die Spannung zwischen ihm und den Bergbewohnern
dauert fort.
Man schätzt die Bewohnerzahl in Keffer wan auf
2oo,ooo, und auf dem Berge der Drufen auf 16oooo
Seelen.
Von der ganzen Küstengegend von Chanjun es bis
an den Nahr el Kelb, auch Trabolus und Latakia,
und dem ganzen ehemaligen Galiläa ist der Pascha Grund-
eigenthümer, und sie haben redlich dazu mitgewirkt, daß fie
verödet wurde. Es befinden sich darin die Städte Gaza
(-), Jaffa (-), Rama (-), AeriG-K),
Nazareth (–---), Tiberias (----), Sur
(2), Saida (ALS), Beirut (C), Tripolis
(GAP) und Latakia (SWÜ).
Gaza liegt in einer etwas unebenen, fehr fruchtbaren
Gegend, # Stunde vom Meere, das man daselbst auch rau-
fchen hört. Oliven, Feigen, Apfelsinen, süße Zitronen,
Palmbäume, indische Feigen wachsen rings herum in großer
Menge und die üppigste Vegetation, Getreide, Malwa, (das
tägliche Gericht der Bewohner Palästina"s im Frühjahr) c.
bedeckt die Erde. Die Häuser find zum Theil aus plump zu-
fammengehäuften Maffen, größtentheils aber noch von den
aus alten Zeiten übrigen Quadersteinen erbaut, niedrig,
höchstens einen Stock hoch, daher die Stadt auch bey der
geringen Einwohnerzahl von 5ooo bis 6ooo von großem
Umfange ist. Die Dächer find gleich und von einer Mauer
von Röhren umgeben, in der Form AyA, die ihnen als
Gitter dienen. Die Straßen find eng, ohne Pflaster und un-
gerade. In drei mit einander zusammenhängenden ist, der
– 241 -
Basar, in der westlichen die Tuch- Leinwand- und Kleiderla-
den, in der dem Chan am nächsten die Schmiede, und in der
östlich mit diesem parallel laufenden die Krämer, Frucht-
händler u. fw. Der Chan ist in ihrer Nähe, ein großes
Gebäude mit vielen verfallenen Stuben voller Schmuz. Es
ist darin zugleich die Duane, wo für alle nach Egypten ge-
hende oder daher kommende Kaufmannswaaren der Aus-
oder Einfuhrzoll bezahlt wird. Das Haus des Aga hat
nichts auszeichnendes. Der Chan für die Kameele ist klein,
und wie die meisten Häuser im rohesten Geschmack. Gaza
ist durch den Transitohandel, der zwischen Syrien und
Egypten zu Lande getrieben wird, fehr belebt. Die Be-
wohner von Elarifch Chanus, so wie auch viele von den
hiefigen, find Eigenthümer von großen Kameelheerden, die
fast immer mit Fortschaffung von Waaren beschäfftigt find.
Die Kameele der Scheiks von Elarisch bringen fie von
Kairo nach Gaza, und laden daselbst andere für den
Rückweg. Die Kameele der Bewohner von Chanus und
Gaza thun ein Gleiches zwischen Gaza und Chalil, Jaf
fa, Rama, Jerusalem und Nabolos. Die Bewoh-
mer von Gaza find nur Mohammedaner, und schismatische
Christen vom griechischen Ritus, 3oo an der Zahl. Die
erstern, 57oo an der Zahl, haben über 30 Moscheen, und
unter den Minarets eines von vorzüglicher Höhe. Die
Griechen haben nur eine Kirche, leben vom Handel, und
zwei find die Schreiber des Aga. Vor wenig Jahren wa-
ren noch Juden von der Secte der Talmudisten dafelbst.
Sie waren sonst sehr zahlreich und wohlhabend. Vor 6 Jah-
ren verkaufte die letzte jüdische Familie ihr Haus, so wie die “
Steine der Synagoge, (deren Platz der Mutfallem in einen *
Garten verwandelte), und zog sich, wie die übrigen zuvor
Q
- 342 -
gethan hatten, nach Halil zurück. Die Samaritaner ha-
ben es schon vor 50 Jahren gänzlich verlaffen und sich nach
Nabolos zurückgezogen. Vor noch längerer Zeit haben
es die Franken verlaffen, und die Armenier und Kopten ha-
ben hier nie einen fixen Wohnsitz gehabt.
… Jaffa liegt am Meere, hat einen Hafen, der aber
sehr unsicher und im Winter höchst gefährlich ist. Die
Stadt ist klein und an einer Anhöhe gebaut, die die ganze
Umgegend und den Hafen beherrscht. Nur die Straße am
Meere ist breit, und an ihr und bei ihr sind die Basars, die
weit freundlicher und reicher sind als in dem größern Gaza,
die übrigen find ungerade, eng, verbaut und zum Theiluneben.
In der Stadt find nur 2 Brunnen, dagegen find in den um-
liegenden sehr fruchtbaren Gärten sehr viele. - -
. . Ueber Jaffa wird viel Seehandel ins Innere von Pa-
lästina getrieben, doch find im Sommer selten über zehn
Schiff, und im Winter gar keine hier. Nur nach dem
Osterfeste ist die Zahl größer. Man bringt aus Egypten
Reis, Leinwand und Getreide, und liefert dagegen Seife,
Oels - -
Für die hier ankommenden Franken find mehrere Con-
sulate: für die Engländer ein Viceconsul, für die Oestreicher
und Teutschen ein öfreichischer Agent, beide aus Jaffa,
für die Ruffen ein Consul, der seit einem Jahre besonders
der Pilger wegen dahin gesetzt ist, und für die Franzosen,
Spanier und Italiener besorgt die Angelegenheiten der Pro-
curator des Klosters vom gelobten Lande. In Jaffa,
wohnen Christen vom lateinischen Ritus, an 3oo mit einem
Kloster und Kapelle, vom griechischen an 350 mit einem
großen Kloster, und vom armenischen Ritus zehen. Die
Mehrzahl der Bewohner sind Mohammedaner an 3ooo, mit
-
– 243 -
5-Moscheen in Die Juden halten sich hier nicht lange das
und wenn sie in Geschäften hier die Woche hindurch zurück,
gehalten werden, so gehen sie zum Schabes gewiß nach Je
rusalem - - - - :
Rama liegt in einer sehr fruchtbaren Ebene, von Gär
ten umgeben, 4 Stunden vom Meere. Keine Stadt Sy-
riens hat durch die französische Invasion mehr verloren, als
fie. Es waren hier mehrere französische Faktoreien, die fast
ausschließlich den Handel von Manufakturwaaren nach Ga-
za, Halil, Jerusalem und Nabolos trieben. Jetzt
wohnt nur noch ein Mönch im Hospitium der Väter von
gelobten Lande. Alle übrige Christen vom lateinischen Ris
tus haben ihre Besitzungen verloren und sich nach Jaffa,
Jerusalem oder Acri gezogen, oder sind ermordet wor-
den: Einer von ihnen, die reichste Familie da selbst, verließ
feine Häuser, Felder und Viehheerden und ging nach Jaf-
fa, als die Franzosen Rama verließen, welche ihm Ent:
schädigung an Geld versprochen hatten. Sein Sohn folgte
diesen nach Egypten, empfing das Geld, wurde aber von
den Türken, die seine Talente fürchteten, vergiftet, und so
ging alle seine Habe verloren. Auch von den Armeniern ist
nur ein Mönch hier. Die griechische Gemeinde aber ist über
500 Seelen stark. - - - Arzt
Acri ist die Residenz des Pascha der ganzen Küsten
gegend von Syrien. Sie liegt am Meere, ist von einer
3 bis 4 Stunden breiten fruchtbaren, aber fast unbebauten
Ebene umgeben. Die diese Ebene einschließenden Berge bil-
den einen Halbzirkel. Der Hafen ist klein und versandet,
wird durch einige im Meere auf Felsen erbaute Häuser gegen
die West- und Nordwestwinde geschützt, und ist nur für eine
kleine Anzahl kleiner Schiffe geeignet. Die übrigen ankern
Q 2
– 244 –
bei Haifa. Während meines Aufenthalts daselbst befan-
den sich 14 türkische Schiffe im Hafen zu Acri, und 6,
worunter 2 französische und 1 genuesisches, bei Haifa.
Acri hat, außer dem Basar, fast keine gerade Straße.
Alle sind eng, schlecht gepflastert und dunkel. Die Häuser
find schlecht gebaut. Sie ist von einer hohen Mauer und
einem Graben umgeben, und bey dem Thore find mehrere
Mauern, die einer Festung gleichen. Da Acri, wie Jaf
fa und Sur, nur ein Thor hat, so kann man die Ein- und
Ausgehenden leicht übersehen, und gemäß einem Befehle
muß für jeden hier ankommenden Fremden zuvor die E-
laubniß des Eintritts beim Pascha nachgesucht werden, auf
die man am Thore gewöhnlich eine Stunde warten muß.
Die Stadt hat 4 Basars, die meisten find sehr reich.
Der Neue an der Residenz des Pascha ist der schönste und
freundlichste. Er ist erst vom vorigen Pascha erbaut; der
jetzige will einen großen Chan hinzufügen; bereits sind die
Häufer niedergeriffen und mit dem Baue angefangen. - - -
Acri hat 12 bis 15, ooo Einwohner, wovon 8oo Chri-
fien vom griechischen katholischen, 8o vom lateinischen,
8oo vom griechisch-schismatischen Ritus, 8o Maroniten,
Soo Juden und die übrigen Mohammedaner. Jede der
christlichen Gemeinden hat eine Kirche. Die Lateiner haben
außer ihrer Pfarrerkirche, die in der Nähe des Meeres ge-
legen, freundlich und einfach ist, noch in ihrem Kloster eine
Kapelle, und hatten daselbst sonst ein sehr schönes Kirchlein
mit Marmorwänden und Säulen von Marmor ausgeziert.
Aber da es höher als andere Gebäude der Stadt war, so
befahl Soliman Pascha, daß sie abgedeckt würde. Alle Vor-
stellungen des französischen Konsuls, dessen Privatkapelle
fie zu gleicher Zeit war, halfen nichts. Die Soldaten des
– 245 A
–
Pascha zerstörten sie gewaltsam, und seitdem liegt sie noch
in Ruinen. Die Kirche der schismatischen Griechen ist die
größte, in der Nähe ihres Klosters, worin ihr Bischof
wohnt. Die Christen find meist Handwerker, so wie die
Türken Kaufleute. Die Juden haben hier 2 Synagogen, das
Ministerium des Hajim hat deren eine große Menge her-
beygelockt, aber feine Helfershelfer können wegen des ge-
genseitigen Mißtrauens nicht mehr die des Paschaseyn. Unter
ihnen sind auch jetzt noch Zeloten. Als ich an einem Scha-
bes in ihre Synagoge kam, erhoben sie ein großes Geschrey,
und hatten den Muth, mich um die Absicht dieses Besuchs
zu fragen. Indessen begnügten sie sich mit meiner allgemei-
MEN Antwort, und der Vorschlag, mich hinauszuweisen,
wurde verworfen. Ich aber entfernte mich, nachdem ich
eine Zeitlang ihrem rohen Geschrey zugehört hatte.
Die größte Mehrzahl der Bewohner find Mohammeda-
ner. Sie haben 4 Moscheen, worunter eine vor kurzem voll-
lendete zu den schönsten im türkischen Reiche gehört. Mit
ihr in Verbindung steht ein prachtvolles Bad und eine Bi-
bliothek. Die Refidenz des Pascha ist gerade über von ihr,
ein unregelmäßiges Gebäude. Das Harem ist, wie ge-
wöhnlich, der schönere Theil davon. Im Hofe find Kano-
nen aufgepflanzt, und westlich ist ein dazu gehöriger Garten,
der einzige in dem kleinen übervölkerten Acri.
Fast der ganze Handel ist in den Händen des Pascha und
des östereichischen Consuls, der zugleich russischer Vice-Con-
ful ist. Sie sind Eigenthümer von mehrern Schiffen, kau-
fen das Oel von Samar ia und die Baumwolle von Gali-
läa, versenden sie, und setzen dagegen im Lande Manufa-
turwaaren ab.
-
- -
- * *
- 246 =
"Den größten Handel treibt Palästina mit Egypten
ueber Jaffa kommen daher alljährig an 200 Schiffsladun-
gen mit Reis, Leinwand und Zucker, einigen Früchten und
Manufacturwaaren, und noch mehr über Acri. Man
führt aus Palästina viel Oel, Oliven, Baumwolle, Ta-
bak, Bisrin, Seife, Pfeifenköpfe und thönerne Gefäße,
in fruchtbaren Jahren auch Getreide. In Jaffa sind für
die Seife 3 große Fabriken, in Gaza 2, in Ludd 7, in
Rama 7, in Jerusalem, Nabolos und Halil weit
mehr. Diese Seife ist sehr gerühmt wegen der guten Pott
alsche, welche aus den Pflanzen Arabiens gewonnen wird im
* Diethönernen Gefäße sind aus der dazu sehr geeigneten
Erde um Richa, und in den Thälern zwischen Jerufa,
tem und dem Jordan gemacht. Der Handel wird im um
fänge des türkischen Reichs durch den verschiedenen Münz,
füß erschwert. In Egypten gilt der Piaster grafel), wo
nach gewöhnlich gerechnet wird, wie überall 46 Para, Mé.
din oder fudda , (der letzte Ausdruck ist in Syrien der ge-
wöhnlichst). Für einen spanischen Thaler bekommt man
deren in Egypten 12, in Jerusalem. 7, in den Küsten-
städten Gaza bis Acri8, von Sur bis Trabolus 8,
in der übrigen Türkey 7 Piaster. Der große unterschied kommt
daher, weil in Egypten Piaster geschlagen worden sind, welche
am Werth dem der übrigen türkischen Piaster (eigentlich eine
ideale Münze, wie etwa die schlesischen Thaler) nicht gleich
können. An europäischem Golde verliert man immer viel in
der Türkey. nagt die
" Die Fabrikwaaren sind in röhesten Naturzustande.
Reue Moden, Verbesserungen der Waaren finden hier nicht
Eingängt. Sie arbeiten schlecht und nie für die Dauer. Man
findet bei diesen Handwerkern auch selten Vorrath. Sie woh-
- 247 -
nen zusammen im Basar, je nach ihren verschiedenen Beschäft
tigungen in der nämlichen Straße. :
, Nazareth ist zwischen Bergen von Norden nach Sü
den, am Fuße einer Berglehne gelegen. Die Stadt hat
keine gerade Straße, niedrige Häuser, zum Theil von Erde
zusammengeklebt, meist aber mit Steinen gemauert, ein la
teinisches Kloster, 4 christliche Kirchen und 1 Moschee. Ju-
den dürfen sich hier nie zeigen. Das lateinische Kloster ist das
reinlichste und reichste unter den Klöstern des gelobten Landes,
Es ist im Besitz von Gärten, vielen Aeckern, die aber den Drago-
mans als Gehalt zur Nutznießung abgetreten find, mehreren
Häusern mit Laden und einer Oelpreff in Mak bei, von de-
ren Ertrag die Väter, die Dragomans des Klosters und die
Christen des Orts, jede Party ein Drittel, erhalten. „Je-
den der erwähnten Laden vermiethen sie für 2 Piaster, der
Pascha fordert für die einigen 4. Als man, um sich zu
überbieten, auch den Vätern vier anbot, antwortete ihr Guar-
dian: la madonna novuol piü (die Jungfrau will nicht
mehr). – Diese einfache tiefsinnige Antwort erzählten mir,
viele Greise mit Rührung. Die Kirche ist geräumig und ge-
schmackvoll ausgeziert. Sie besteht aus 3 Theilen: der
Kirche selbst, worin 7 Altäre und gemahlte Bilder mit Ge-
genständen aus der heil. Geschichte, dem Sanctuarium, wo
hinab 17 Treppen führen, und dem Chor der Väter
über diesem mit Treppen zu beiden Seiten des Eingangs ins
Sanctuarium. Die lateinische Gemeinde besteht aus 899
Gläubigen, die Kirche der schismatischen Christen, deren
Gemeinde 1200 Seelen stark ist, ist neu, erst vor 7e Jah-
ren erbaut, in der gewöhnlichen Form griechischer Kirchen,
wobei 4 Geistliche wohnen. Sonst hatten sie in Nazareth
keine Kirche, die Erlaubnis zu Erbauung derselben erhielten
– 248 –
fie durch Vermittelung der Lateiner, mußten sie aber in der
Entfernung von 2oo Schritt vor der Stadt erbauen. Die
katholischen Griechen, 2oo an der Zahl, feierten ihren Got-
tesdienst in einer den Lateinern gehörigen Kirche. Die 250
Seelen starke Gemeine der Maroniten hat eine eigene Kirche.
Die Moschee ist erst seit kurzem erbaut, und die Zahl der
Mohammedaner folgeringer als 3oo feyn. Man schätzt
die ganze Einwohnerzahl auf 3ooo. Die Mohammedaner
beschäftigen sich mit Ackerbau, die Christen mit diesem und
dem Handel oder find Handwerker. Zu ihrem Gebiete gehö-
ren nicht blos, die Gärten und Felder in dem Keffel, worin
Nazareth liegt, sondern auch ein Theil der Ebene Es-
drelon. Nazaret hat 2 Chans, wovon der eine den Vä-
tern, der andere dem Mut fallem zugehört, und der für
Reisende stets bereit steht. Der Basar ist unanfehnlich, weil
der Handel, der nach Außen getrieben wird, unbedeu-
tend ist. - - -
Tiberias, am westlichen Ufer des galiläischen Mee-
res, ist mit Mauern umgeben, feine Häuser, meist elende
armselige Hütten, mit Ausnahme des Cafels, der Wohnung
des Motfalems, und des neuerbauten Haufes des ehemali-
gen östereichischen Consuls in Aleppo, der nunmehr hier
- wohnen und sterben will. Die Bewohner von Tiberias
find theils griechisch-katholische Christen gegen 3oo, theils
Türken und theils Juden, meist Ausländer, besonders Po-
len, die fast alle von Almosen leben. Gefühle der Weh-
muth beklemmten mich, als ich in dem Quartier der Juden
umher wandelte. Zerlumpte Gestalten in fchmuzigen arm-
seligen, dem Einsturz nahen Häusern, bevölkern nun diese
Gegend, die sonst der Sammelplatz von vielen Tausend
Lernbegierigen war. Ich besuchte die Synagoge der deut-
– 249 –
fchen Juden, und fand sie, wie auch die der Orientalischen,
leer, ohne allen Schmuck, nur wenige Bücher auf den Bän
ken, aber dennoch in befrm Zustande als jene. Ich fah
die Synagoge der Portugiesen, die aber etwas größer und
schöner ist, und mit den unsrigen noch am ehesten verglichen
werden kann. Ich untersuchte ihre Bibliotheken, und fand
außer einigen Handschriften aus dem 15ten Jahrhunderte,
nichts als in Italien, Deutschland, Amsterdam, Liffabon
und Constantinopel gedruckte hebräische und rabbinische Bü-
cher, welche die herbeyströmenden Juden dahin gebracht
hatten. - Die Kinder und Erwachsenen waren in Schulen
mit den ersten Anfangsgründen im Lesen und Schreiben, in
andern mit dem Talmud beschäftigt. Die ausführlichste
Auslegung des Letztern scheint Picciotto, ehemals öfreich.
Consul, vor einem zahlreichen Kreise erwachsener Juden in
feinem Hause zu geben, der sich hier zugleich als Vater der
Armen zeigt. Sur ist eine kleine von einer Mauer umgebene
Stadt am Meere, mit einem Hafen, der aber wenig besucht
ist. Die Gegend um die Stadt ist sandig. Erst in der Ent-
fernung - Stunde östlich fängt der berühmte fruchtbare
schwarze Boden an. – Sie hat 36oo Einwohner, worun-
ter 15oo kathol. Griechen nebst einem Erzbischof und 300
fchismatische. Jede der letzten Parteyen hat eine Kirche, die
der Katholiken ist groß und einfach ausgeziert.
Saida, sonst die Residenz des Pascha. Ihr Hafen ist
wie die meisten übrigen türkischen versandet, und absichtlich
von Fakr el Din zerstört, um die Landung der Türken zu
verhindern. Sie ist von der Landseite von hohen Mauern
umgeben. Der Basar ist ausgedehnt, und Saida ist, ob-
gleich es sehr viel verloren hat, besonders durch die Verle-
gung der Residenz nach Acri, noch immer sehr lebhaft, weil
- 25o –
ein Theil des Handels vom Berge der Drusen über diese
Stadt getrieben wird. Sonst waren hier viele französische
Handelshäuser. Jetzt find deren nur noch 2 übrig. Das
Kloster der Franziskaner, Väter des gelobten Landes, ist
ganz von diesen verlaffen und an orientalische Christen ver-
miethet. Ein Kapuziner verrichtet den Gottesdienst für die
1oo hier wohnenden Christen vom lateinischen Ritus. Es ist
hier ein französischer Consul, der zugleich Consul für alle
Nationen ist. Katholiken dom griechischen Ritus find 5oo,
Maroniten 45o, schismatische Griechen 4oo, und Juden 8o.
Die übrigen Einwohner find Mohammedaner, zusammen
an 8,ooo. - - - - - - - - -
Beirut liegt am Meere in einer Ebene an der Spitze
der ä Stunden weiten Ausbiegung ins Meer. Der Hafen ist
versandet und klein, 1 Stunde nördlich ist ein großer Busen,
der den Schiffen als Hafen dient. Die Umgegend hat viele
Gärten mit Wein und Maulbeerbäumen bepflanzt. In der
Ferne sind Fichtenwäldchen, die zur Verbesserung der sonst
schlechten Luft viel beitragen sollen. - - - - - -
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
„ Die Stadt ist weitläufig, die Basars sind groß und
reich. Sie hat für den Handel eine sehr günstige Lage, in-
dem sowohl der von Damask als auch der von Kiefer wan
und dem Berge, der Drusen größtentheils über diese Hafen-
stadt getrieben wird. Die letzten verkaufen ihre Seide, Baum-
wolle und Wein gegen Reis, Taback, Kaffee und Getreide,
Sie hat gegen 1oooo Einwohner, worunter gegen 5o Fran-
ken, 100 Juden, 4000 Türken, fast alle übrigen find: Ma-
roniten, einige fchismatische und katholische Griechen und
viele Drufen. Das Handelsintereffe bringt fast täglich ge-
gen 5oo Bergbewohner in die Stadt herab. – Es ist
– 251 –
hier ein östereichischer zugleich russischer Conful, ein französis
fcher und ein englischer Agent. – - - - - - -
in Tripolis liegt am Meere mit 8ooo Einwohnern,
meist Maroniten, 1oo Franken, mehrern Klöstern und Cott-
fuls. Es hat eine für den Haudel minder vortheilhafte La-
ge. - Gleichwohl ist fie lebhafter als Ladakijeh, über
welches der größte Theil des Handels vom Meere aus nach
Aleppo getrieben wird.
Jede dieser Städte hat einen Mut fallem oder Gouver-
neur, der vom Pascha von Acri bestimmt wird und gewöhn-
lich alljährlich wechselt, einen Chef des Militärs, in Nä-
zaret, Tiberias und Sur für 5o, in den übrigen für
2oo, in Acri für 4oo Mann, als Besatzung zur Erhaltung
der öffentlichen Ruhe. Für die Einnahme der Abgaben
(mir) sind Häupter aus den verschiedenen Religionsparteien
bestimmt, z. B. in Nazareth einer der ältesten und reich
fen unter den Katholiken des lateinischen Ritus, ein anderer aus
den schismatischen Griechen und ein dritter aus den Moham-
medanern; diese zahlen sie an die Schreiber des Motfalems, der
dann die Ausgaben der Stadt an den Pascha verrechnet und das
Uebrige an ihn abliefert. Diese Abgaben werden nur von den
Personen männlichen Geschlechts vom 12ten Jahre bis zum
Greisenalter nach Maßgabe ihrer Vermögensumstände ent
richtet. Treibt jemand nur ein Gewerbe als Gehülfe eines
andern, so zahlt er nur 30 türkische Piafer (ein Piaster ist
etwa 15 gute Groschen Courant), hat er Eigenthum, z. B.
Häuser, Aecker, Kühe, Kameele, Esel, Ziegen, Schafe e.
oder treibt er einen großen Handel, so zahlt er selbst bis 366
Piaster. Lästiger und oft beträchtlicher als diese regelmäßig
und ziemlich gleich verheilten Abgaben sind die außeror,
dentlichen Auflagen bei der Geburt des Sultans, dessen
– 252 –
Heurathen, einer Heurath des Pascha c., deren Summe
ganz von der Willkühr des Pascha abhängt. Die mit Mau-
ern und Thoren versehenen Städte (alle außer Gaza und
Nazareth) werden des Abends geschloffen, die Schlüffel
zum Gouverneur gebracht und nur mit defen Erlaubniß kön-
nen die Thore geöffnet werden.
. In jeder derselben ist auch ein Kadhi, der von Constan-
tinopel gesendet wird und die Gerechtigkeitspflege der
Städte und des Bezirks zu verwalten hat.
Unter diesen Motfalems fiehen die Dörfer, die in der
Ebene zwischen dem Mittelmeere und dem Gebiete des Pa-
scha von Damask, der Wüste Arabiens, den Bergen Ha-
lil, Kuddes, Nabolus, dem Jordan, galiläischen Mee-
re, und einige Dörfer am Meere zwischen Sur und Bei-
rut, Trabolus und Mintaburg. Sie find meist klein,
von 20 bis 3oo Familien bewohnt, die vom Ackerbau und
der Viehzucht leben, und größtentheils auf den Ruinen al-
ter Städte oder Dörfer erbaut. Sowohl die neuerbauten
Häuser in diesen als insbesondere die neu erbauten Dörfer
find von schwarzer Erde in Form eines Kegels zusammenge-
klebt. Man muß in dieselben kriechen und findet in ihnen,
obgleich fiel sehr klein sind, kaum 1o Schritt im Umfange
haben, dennoch außer den Hausgeräthen, dem Herde in
der Mitte, auch noch in der Nacht die Hausthiere. Die
Einwohner find meist arm, die Frauen mit blauen Hemden
nund einem Kopftuche, das über den Rücken hinabhängt, die
Männer meistens fehr armselig gekleidet, aber verschieden
in Beziehung auf Form und Farbe. Die lange orientalische
Kleidung fieht man überall, aber nur bey den Reicheren.
: Die Bewohner der Dörfer an dem Meere, der Wüste
Arabiens, den Bergen Halil, Kuddes, Nabolus und
– 253 –
Saal Akka find meistens Mohammedaner. Chriften und
Juden leben fast nur in den Bezirksstädten, wie oben er-
wähnt worden. - ,
In der Nähe von Acri fah ich eine Reihe von Hütten,
die aus Rohrbündchen zusammengesetzt waren. Sie hatten
nur 3 Wände, die vierte Seite diente als Eingang. Sie
waren in Form eines länglichen Vierecks gestellt und der
Eingang von allen war vom Hofraume. Zelte fah ich viele
in den schönen Thälern von Galiläa. Die Araber wohnen
darin, welche mit ihren Pferdeheerden diese überaus frucht-
baren, aber unkultivierten Felder abweiden.
Der Eingang ist bey den Häusern in der Mitte; man
feigt zuvörderst eine Stufe hinab. In diesem 3–5 Fuß
langen Raume find in der Nacht gewöhnlich Hausthiere ein-
gesperrt. Dann folgt eine Erhöhung von gemauertem Stein
oder Erde, worauf man am Tage arbeitet, kocht, und auf
einem ausgebreiteten Teppich der Ruhe pflegt, des Nachts
aber schläft. Der Schmutz, die Menge des Ungeziefers und
der Rauch machen diese Stuben höchst unangenehm, und ich
habe oft mit Gewalt die gutmüthige Zudringlichkeit der Ara-
ber abgewehrt. So find fast alle Häuser in den Dörfern be-
schaffen. In den Städten sind sie gewöhnlich von Steinen
gemauert, ein Stock hoch und mit mehreren Stuben. In
Städten, wo einiger Wohlstand herrscht, wie zu Acri, Je-
rufallem, Nabolus c. find auch größere Häuser mit
Divanen an beyden Seiten des Eingangs, mit Hofe, Säu-
lengange rings um denselben, mehreren Stuben und einer
fchönen Abtheilung für das Harem. – Sie find aber selten,
und gerade die Wohnungen der Reicheren, der Motfalems
und der Kadhis habe ich am meisten verbaut gefunden. In
manchen Dörfern sind viele Häuser in die, besonders in Ju-
– 254 –
däa, zahlreichen Berghöhlen hineingebaut. Das Dach al-
ler Häuser im Orient ist flach, bey den wenigsten gewölbt,
bei den meisten von Stäben mit einer Mischung von Kalk
und Sand gemacht und mit einer Walze geebnet, in den
Dörfern aber auch oft blos mit Erde bedeckt, daher es bey
heftigen Regengüssen zerweicht und zusammenstürzt, wie ich
in mehrern Orten in dem sehr nassen Jahre von 1821 ge-
fehen habe. - - - - - - - - - - -
… Ueber den Thüren findet man in Nabolus, Jerufa-
lem und andern Städten häufig mit Neffkh arabische
Sprüche aus dem Koran mit roher Farbe geschrieben. Man
versicherte mich, dieß sey bei den Häusern der Fall, deren
Herren die Pilgerreise nach Mecca gemacht haben. ueber
den Thüren aller Moscheen, an Thoren und öffentlichen Ge-
bäuden finden sich gleichfalls Inschriften, aber mit Suluß
djeriffy. Mit Kuffy fand ich keine mehr in der ganzen
Gegend. - - - -
- Vor Gaza find die Dörfer Chanus, Beni As-
hileh und Dir Belach. Beni Ashileh (- - -
3)Ag) ist Stunde südlich von Chanus. Dir Belach,
(SA- r-) ist am Meere 13 Stunde vor Gaza. Um
dasselbe find mehr als 2ooo Palmbäume. - "
32 Nördlich von Gaza find: Dschebalija (4/4)-
Beitlahija (-4-K SC-A-), Beithanum (ux-
E»), Damra (-9), Samfem (es), Abrir
(-), Beittima --- C), Bettafa C
W), Keratija (33), Chataarat (GeV)
El Maschije (34.), Falludscheh G8-Li),
Abfub (90) ist auf der Hälfte des Weges von Gaza-
– 255 –
nach Jaffa, Dschefir 94-) Danbeh (50),
Elatineh (8-K-a-Si), Zernuka (Gy), Katera
c-HS), Elm egar (UKJ), Elkabijeh (83),
Befchet (-X), Jebna (UK), Jamnia 3 Meilen
von Rama auf dem Wege nach Gaza; Berka (-/-),
Dfchules (Ur-), Jafur (-e-), Beit deras
(U-HOC), Hamameh (8.-), Saw afir au de
Goc,45), Saw afür fcharkije (35, „s-…),
'' („XX-uM) 3 Meilen ''
Dschura (=), in dessen Nähe die Ruinen von As-
kalon find; Barbara (+ 1) 5 Stunden vou Gaza:
Harbija (4), Edschijeh (=) -,
Die hier folgenden find meist auf dem Wege von Gaza
nach Chalil.
Diras nid (4,4), Dfcher dfcha (-/-),
Nedfched (X-rs- u_5), Ärak (G-–), Alaswadan
G–S), Karkafeh (8–--), Kacheijeh
(3-D), Mafmijeh (8------Y), 4 Meilen von
Rama auf dem Wege nach Gaza. Elm anfu ra)
(bai/J), Elbatani (SUH), Halifat (DWi-As),
Taltermes (U-1- 0-5) , sonst der Hauptort des
Stammes Onachidieh. 6.
Einige Stunden von Rama find: - - - - - - - - -
Serfend (O---–), Beide stehen, -
(G--- -->), Saferijeh (8-----), Ja zur
(GfW), auf der Hügelkette und weit vom Meere, Zers
nukeh (-5-y) ist 34 Stunde von Jaffa Aasee
– 256 –
Ae) ist - Stunde von da, Schachme (-)
ëtunde östlich von da, Abufchuthe (85. ) 1 Stun-
de östlich, Einiaani (-----) 1 Stunde östlich,
Ludd ÖIh mit der berühmten halb zerstörten Kirche des
heil. Georg, Dir machfir (– JU), Ekbab
(LL3D), Kafar Kacham zu G-WÄH 1 Stunde,
Anabeh (8UK2) 1 Stunde, Beitlakija (LKÜ -X-)
1 Stunde, Beit nebaleh (80,5 LX-3) 1 Stunde, El
Atrium (G-M), Elchadith (8XX-V) 1 Stun-
de, Kafer ana Gle,55) 1 Stunde, Eljehudijeh
G-----) 1 Stunde, Ebenabrak (-:-) GA-)
1 Stunde, Sala meh G——–), Dschemelin
(C)-A-), Haram (=). – Dies ist hinter
diesen auf der Straße nach ' so wie auch Euchal ed
Scherifchija (– – – –), Dscheld schulijeh
(8,-)), Kalaat rafelain (GA- U- CA)
beym Nahr Elaudfcha 2 Stunden von Jaffa, unweit
davon Imlebbes (UAL) -
Diese Dörfer find in dem Abgaben-Cataster von Gaza
und Jaffa einregistriert. Der Scheik eines jeden entrichtet
fie an den Motfallem feines Bezirks. Zum Bezirk Akkages
hört das ganze Gebiet hinter Käfa rieh bis an das Ras-
emme fcherfi und bis 5 Stunden östlich. Es gehören
dahin die Dörfer: Machtijeh (8-4-X-0), Artach
(AG), Zar keh (8), Tanturah („Hala) 4
Stunden südlich vom Karmel, Teibanin (3) ----)
– 257 –
Mafreh (-a-), Atid (XX) 3 Stunden südlich
vom Karmel, Kulterlan (GS).--), Kirmin
(G----), Heifa (82), in einer sehr fruchtbaren
Gegend, mit einer Mauer umgeben, hat gegen 25oo Ein-
wohner, wovon 35o katholische Griechen mit 2 Kuri's, 40
schismatische Griechen und 5o Hebräer, welche die Hoffnung,
unter dem Einfluff des jüdischen Ministers Handelsvortheile
zu erhalten, aus Orano bey Algier hieher zogen. Edfil
(Ojo), Elbaffa (8a), Elgabeh (3), Ka-
laataschidineh (8-5-A-LX-/ 8----), Aamkah
(3-K-A-c), Kafer jafif (LK---2,--), Abuisnan
GC-), Dschelka (&M), Elmaker (…)
Dfchules (UI), Bericht), Alfhaab
(-), Tamaareh (-), Abul (O»-), Sa-
marin (G/- , Alabilem (GAP), Afchwa-
Im er -eb-), Elchaufeh (8-9---), Mijar
(4), Kafr eata &G,5), Medfchdal (OAS),
Seibetma (Ls -), Marfum (-), Beit
detfchen (./. >> -X), Raima (L), Safuri-
jeh (34.), Kafermena (1,5, Arabi fcha-
min (G- --–), und einige andere. -
Man kann die Bewohnerzahl in ganz Syrien auf
3,ooo, ooo schätzen. Sie scheint geringer, weil die Dörfer
und Städte sehr unansehnlich find, die Angaben der Landes-
bewohner klein und die Einnahme für die Köpfe gering ist.
Allein, wenn man bedenkt, daß in kleinen Hütten oft 20 und
mehrere Personen schlafen, daß die Landesbewohner gewöhn-
lich nur nach der Männerzahl zählen, also Weiber und Kin-
" – 258 –
der nicht mitgerechnet find, daß endlich die Kopfsteuer nur
von Männern von 12 bis 50 Jahren bezahlt wird, so wird
man kein Mißverhältniß in den geringern Angaben zu der
unsrigen finden. Das Paschalik kann mehr als den dritten
Theil der erwähnten Bewohnerzahl in fich faffen. - - - - - -
Seit kurzer Zeit sind auch die zehn auf den Bergen zwi-
fchen Chalil und Rama gelegenen Dörfer dem Pascha von
Acri tributpflichtig. Der Hauptort davon ist Talfaf i,
(––a- J), östlich von Halil, Beitsche brin.
(G- -XA), 3 Stunden westlich von Halil ist
gleichfalls eine Festung Chadschur (392), 3 Stun-
den westlich von Halil, Datrin (CAD), Kabana
(GOCH, Dir Daba (LOM „O), Zeita (UK/F), Sa-
barah (A), Raana (Uer), Baalin (CA)
Die Männer dieser Dörfer sind kräftig, kriegerisch,
wild, immer bewaffnet und raubsüchtig. Ihre Zahl kann
sich auf 3ooo belaufen. Vor 50 Jahren konnten sie noch
ungestraft den Pascha von Damask, der mit einer Armee
fie unterwerfen wollte, schlagen und tödten. Damals wa-
ren mit ihnen noch viele andere zwischen Halil und Gaza
gelegene Dörfer, z. B. Damra c. verbunden. Aber seit-
dem sind diese nach und nach dem Motfallem von Gaza un-
terworfen worden, dem ungeachtet bekriegten sie beständig
den Motfallem von Jaffa, und noch alljährig die in der
Ebene wohnenden Landbewohner, bis vor einigen Jahren"
ihr gewöhnlich in Talfafi residirender Scheik Elazafi“
gefangen genommen wurde. Der Minister Hajim behielt -
ihn in Acri halb gefangen, weil er den Gouverneur von - -
Jaffa beständig bekriegt hatte, und versah ihn mit den nö-
chigen Bedürfniffen. Abdalla Pascha entließ ihn auf
– 259 –
Bitten des Abugos, des Hauptes eines andern Stammes, -
der sonst immer im Kriege mit ihnen lebte, jetzt aber ihr
Freund geworden ist, und auf das Versprechen des Scheit,
daß sich die Dörfer ruhig verhalten werden, erst vor eine
Jahre mit einem Geschenke von reichen Kleidern. -
Ebenso find in einiger Verbindlichkeit gegen den Pa-
scha von Acri die unter Abugos stehenden Dörfer. Sein
Gebiet ist in der Mitte zwischen Jeruf alem und Rama,
deffen Hauptsitz ist in Kariat aneb (St. Geremia). "
Dieser Scheik ist minder mächtig durch Menschenzahl, als
durch die vortheilhafte Lage seiner Plätze. Sein Bezirk ist
in Bergen; die meisten Orte find auf Bergen erbaut, die -
nur mit Mühe erstiegen werden können, z. B. Kastel ,
Oxas, Suba Le und Seris. Dieser Stamm ist
berüchtigt wegen der schlechten Behandlung, die er an den
christlichen Pilgern und an Juden verübt. Die Straße von
Jaffa nach Jerusalem führt über Kariat Anleb,
den Hauptsitz dieser privilegierten Straßenräuber, dem kein
Pilger ausweichen darf, wenn er sich nicht den gröbsten
Mißhandlungen aussetzen will, und wegen der steilen Berge
auch nicht ausweichen kann. Dort muß er für seine Person
7 Piafter, und für feine Ladung 2 Piafter zahlen. Diese
Abgabe, der Ghafar, ist, nach ihrer Art zu sprechen, gesetz-
mäßig. Hunderte, die nicht im Stande waren, zu zahlen,
find hier verwundet oder ermordet worden. Am meisten ge- ,
plagt find von ihnen die Klöster in Jerusalem. Neben
dem Herkömmlichen, das sie ihm zahlen müffen dafür, daß
er ihre Pilger und Lebensbedürfniffe vorüber ziehen läßt,
macht er an sie täglich neue Forderungen, und sie müffen
bey Reisen jedesmal ihr Leben sehr theuer erkaufen. Er
zahlt alljährig an den Pascha von Acri 30 bis 40 Beutel
R, 2
– 26o –
(a 500 türkische Piaster), dem Pascha von Damask 40
Beutel, den Gouverneurs von Jerusalem, Jaffa und
verschiedenen mit ihm befreundeten Scheiks in Jericho auf
dem östlichen Ufer des Jordan und andern bedeutende
Geschenke.
Dagegen hat er folgende jährliche Einkünfte: - - -
„1) Ertrag einer Ländereyen, ungefähr 6ooo Piafter. -
2) Ghafar für 4ooo christliche Pilger,56ooo P.
3) – – für 6eo Juden, 82oo P.
4) – – für vorübergetragene Waarenkisten, etwa 5ooo-
jährlich à 2 Piaster, 1oooo P. - - -
5) Regelmäßige Geschenke von dem griechischen und armeni-
fchen Kloster täglich 3 Piafter, vom lateinischen täglich 2
P. Summa 3ooo P., nebst den Geschenken der Kopten Und
Syrer. "
6) Außerordentliche Geschenke von diesen Klöstern an Wachs,
Oel, Leinwand, Medicin c.4ooo P.
7) Außerordentliche Abgaben der Klöster bey der Reife eines
Bischofs, Superiors, Procurators nach Jaffa, à 5ooo
Piaster. - -
8) Außerordentliche Geschenke von englischen und andern
- Reisenden, 5oo P.
… Zu diesen Forderungen glaubt er sich berechtigt, weil
er, wie die Beduinen, Ansprüche zu haben vorgiebt, auf
alles das, was sich auf seinem Grund und Boden befindet.
So groß auch diese Einnahmen sind (gegen 90.000 Pia-
fer), so bleibt ihm doch, nach seiner Versicherung, nur we-
nig übrig, da die Geschenke an Shawls, Pferden c. an die-
jenigen, welche ihn in seinen Räubereien begünstigen müs-
fen, sehr beträchtlich sind. Er steht in enger Verbindung
mit den Scheiks am todten Meere und am Jordan, ohne de-
'-
- 261 -
- - - - - -
ren Einwilligung er keinen Krieg beginnt. So lange der
alte Abugos lebte, (er farb vor 3 Jahren an den Folgen
einer langen Gefangenschaft in Acri), ging ihre Sache sehr
gut, aber mit dem jetzigen Haupte ist man sehr unzufrieden,
weil er geizig ist und den andern von seiner Beute nichts
mittheilt. Er hat noch zwey Brüder. Man hat die Be-
merkung gemacht, daß noch kein Haupt dieser Familie eines
natürlichen Todes gestorben ist. Er hatte vor 3 Jahren das
Unglück, einen feiner Söhne zu verlieren, der von den Be-
wohnern eines andern Dorfs in Stücken zerhauen worden
war. Zu Anfang April 1821 hat er dieß Dorf besiegt, fich
unterthänig gemacht, und viele feiner Bewohner getödtet.
Sidney Smith schickte ihm ein Paar schöne Pistolen,
einen Dolch und einige gedruckte Blätter des Koran. Die
verstorbene Königin von England, damals Prinzeffin von
Wales, machte ihm Geschenke für 21,ooo Piaster. Auch
er macht gern Geschenke. Aber man empfängt sie sehr un-
gern von ihm, weil man in die Nothwendigkeit kommt, ihm
ein Gegengeschenk von doppeltem Werthe zu machen. -
Man schätzt diesen Räuberhauptmann, weil er mächtig
ist, Wort hält, und man auf feinen Schutz und Hülfe
rechnen kann, während die gesetzmäßigen Regierungen un-
ter dem Deckmantel des Gesetzes morden und rauben, oder
wenn in ihrem Bezirk beym Wechsel eines Motfalems oder
Pascha"s geraubt und geplündert wird, welche Gährungen
im Orient nicht felten find. Auch wir hatten von solchen
Unruhen zu besorgen, als im Februar die Einwohner von
Nabolos im Aufstande begriffen waren, und alles in Pa-
lästina auf einige Tage zu den Waffen griff. –
… Diese beiden Stämme waren vor der französischen In-
vasion wie die Bewohner von Hebron und Bethlehem
- - - - - - -
– 262 –
als tapfer und freiheitsliebend bekannt, im beständigen
Zwist untereinander. Die Sicherheit war fast immer gefähr-
det, denn immer war eine Beleidigung zu rächen, welches
gewöhnlich zwischen einzelnen der genannten vier Parteien
geschah. Oft vereinigte sich eine Partei mit der andern, und
die Bethlehemiten haben bey diesen Allianzen immer im
Rufe der Zweizüngigkeit gestanden, während die beiden grö-
ßern Parteien der Bergbewohner ihr Wort nie gebrochen ha-
ben, aber ihre Feinde auch mit der größten Grausamkeit
verfolgten, und ihre Feindseligkeiten oft nur mit ihrer Ver-
tilgung endigten. Bey solchen Katastrophen unterlagen viele
angesehene Stammhäupter, von denen fich kaum die Na-
men erhalten haben. Städte sind verwüstet, Dörfer (wie
das von Arnauten fehr bewohnte Ben hamid) verlaffen,
und ganze Gegenden in eine Einöde verwandelt worden.
Ihre Waffen waren auch nicht felten gegen Jerusalem,
Nabolofa, Gaza, Rama und Jaffa gerichtet, und
die mit den genannten Städten verbundenen oder ihren Mot-
fallems unterthänigen Dörfer fühlten gewöhnlich am mei-
fen die Parteiwuth. Auch die Städte unterlagen bisweilen,
und konnten ihre Existenz nur durch bedeutende Summen
erkaufen.
. . Daher find alle genannten Dörfer oft zerstört und wie-
der erbaut, und an ihrer Stelle jetzt nur zuckerhutförmige
Lehmhütten getreten, die die Bewohner zur Noth gegen den
Wind, gegen die anhaltenden Regengüsse nie schützen kön-
nen, aber die fast eben so leicht wieder aufgebaut find, als
fie zerstört worden. Daher find alle diese Dorfbewohner so
arm, daß sie kaum haben, womit sie sich bedecken können,
und ihre ungesunde blasse Gesichtsfarbe zeugt zur Genüge,
daß sie auch anderer notwendigen Bedürfnisse entbehren.
– 263 –
- Dieser blutige Kampf der Parteien war sich selbst über
laffen, und wurde bisweilen mit großer Anstrengung, oft
aber auch durch Dezennien mit Langmuth nur dem Scheine
nach geführt, (man begnügte sich mit Verwüstung der Ge-
treide, Dura, Sesam, Oliven und Feigenbaumfelder, und
Zerstörung der Schafe, Ziegen und Kameelheerden), bis
vor 20 Jahren der Pascha von Damask den Betlehemiten
und Haliliten die zugetheilte und hartnäckig vertheidigte
Rolle entriß, sie sich unterwarf, und selbst den Bergbewoh-
nern Schrecken einjagte. Seitdem ist man nicht mehr genö-
thigt, von Jerusalem nach Bethlehem mitbethlehemiti-
fcher Begleitung zu gehen, kann ungehindert gegen die Ent-
richtung des Ghafars die Reise von Rama nach Jerufa-
lem machen, darf auch hoffen, beim Besuch des Jordans
und todten Meeres unter dem Schutze einiger Soldaten des
Motfallem von Jerusalem, nicht ausgeplündert und er
mordet zu werden. Ohne diesen Schutz ist es aber nie rath-
fam, diese Reise zu unternehmen, und mehrere Franken ha-
ben für ihre Tollkühnheit mit dem Verlust ihrer Habe und
ihrer gesunden Glieder büßen müffen.
Zu dem Bezirk von Nazaret und Tiberias gehören
die Dörfer, die wir oben schon angeführt haben, als von
den von katholischen Griechen, Maroniten und den schis-
matischen Griechen bewohnten Dörfern die Rede war.
Unweit von Tiberias find noch die Dörfer Nubije
(8,5), Sajade, Serin, Samech, und um das
Galiläische Meer 1o kleine Dörfer. - - - - - -
- - - Bey Nazaret find:
Mefcher fe, Gethefer, (Getepher, Getacopher,
sonst Geth) Michiet, Kanaa, Ikfal, Tera an. Am
Tabor find: Die bura mit einer zerfallenen Kirche, wo
- 264 –
Christus die übrigen Jünger vor feiner Verklärung ließ,
Kaffer, Maffer ain Nahel. Um das Thal. Es dre-
lon find: Dschebata, Fuabis, jetzt unbedeutend, sonst
groß und mächtig, Dfchenfar. Um den Hermon
find: Nain, am Fuße des Hermon Tamreh
(-), Andur, H. Stunde westlich von Naim Tajibeh
(HP), Naura (KW). Auf dem Hermon ist die
Moschee Nebi Dahi. Ferner find in dieser fruchtbaren
Ebene die Dörfer: Dfchend far, Meljahen, Rafuli
und ufuli, beide in der Mitte der Ebene, 1 Stunde von
Hermon, Selwam, Nuris, Biffani, Difchelbun,
Fukua, Mafar, Kumeh, Dfcherain, 3 Stunde
westlich von Sturis auf einer Anhöhe, 1 Stunde von da
auf einer Anhöhe, 1 Stunde von da auf einer Hügelkette
ist eine kleine kleine Moschee. Südlich von ihr ''
- -
lemi (NH) Unweit davon ist Emke ble (8)--M),
Arrani mit viel Ruinen und einer Moschee, wobei die
Form der ehmaligen Kirche wenig verändert ist, Benkad,
- Dehafali, Dir, Sale, D fchebate, Arbuneh, El-
mezar, Eldachi, Kumijeh (85), Kabburi.
Im Thale Beduin, 13 Stunde westlich von Safuri
sind die Dörfer: Rumaneh (32), - esferse
& N . . . - : - - - - - - - -
-, sufernende, irakischanin -
GAL) - - - : 3
- - - - -
- – dig, er
zu. Das ehemalige Samaria steht nun größtentheils um-
ter dem Pascha von Scham. Obgleich das Land sehr ge-
birgig ist, so ist es doch sehr bewohnt. Gegen 2ooDörfer
gehören zu dem Bezirk Nabolofa. Er hat einen Motfall-
- 265 –
lem in Nabolos, einer in einem Thale von Norden nach
Süden gelegenen großen Stadt, von Bächen durchströmt,
die westlich in Rafala in entspringen, und den Fluß
M fammade bilden, der das schöne lange Thal nördlich
von Nabolos befruchtet und sich in den Nahr Betros
ergießt. Alle, die ich über die Population von Nabolos
befragte, antworteten mir, fiefy 3 mal größer als die zu
Acri. Die Einwohner haben den Ruf eines bösartigen
räuberischen Volks. Doch war ich hier weniger Gefahren
ausgesetzt als in Dschenin. Man gaffte mich an, und
befragte sich um mein Vaterland und Religion, ging aber
weiter, ohne mir zu zeigen, wie man den Kopf absäbelt
wie in Dschenin. Auch entschuldigte sie der Kuri der
griechisch-schismatischen Gemeinde daselbst, und behaupte-
te, sie seien bei weitem nicht so schlimm, als man sie ge-
wöhnlich schildert. Ihre alljährigen Aufstände gegen den
Pascha von Scham erklärt er für kurz, unbedeutend, und
eine natürliche Folge überspannter Forderungen. Und doch
find in solchen Zeiten der Anarchie schon viele Reisende ein
Opfer ihrer Raubgier geworden, und niemand ist im Stan-
de zu schützen oder Genugthuung zu verschaffen. : ,
. . Sie hat 6 Moscheen, 2 Synagogen. Eine für die Sa-
maritaner,50 Mann oder 200 Seelen, und Eine für die Jur
den, 250 Seelen, und Eine Kirche für die schismatischen Chri-
sten an 350 Seelen, 5 Basars, unter denen der am Chan
der größte ist. Die Straßen sind breiter und reinlicher als
in andern arabischen Städten. Nirgends fah ich so viele
Häuser über der Hausthüre mit arabischen Sprüchen aus
dem Koran mit rother Farbe beschrieben, welches für die
fleißige Erfüllung des Gebots wegen des Pilgerns nach
Metta zeugt. :
– 266 –
-3“. Nördlich von Nabolus sind folgende zu diesen Bezirk
gehörige Dörfer: - - - - - -
Das von den schismatischen Griechen bewohnte Dorf
Rafidija (4-X) , das am Abhange eines Berges eine
fhöne Lage hat. Unweit davon ist Dfchenid (X>),
nördlich davon Beit auzel (Of LX), Beit Ajaba
(4 - 49), Dirfcharf (------), Nasr adfch-
bin (------), Beitamrin (G- L), Sab-
fatijeh (- --), Elnakureh (9 CU), Rami
jet G4), Beitlijeh (– – – – –), Safarin
(94p-Wi), Ataba (LK), Hija (E-), Matilun
(GAL) auf einem Berge, Serir --), Kabafa-
ba (A), Dschedireh (-4XF), Arabeh.
G––) Ja abed (-X-R), Kafer raai (sep)
Barka (-), Birk im (9.-) Efeilet (LMU)
Sohar (-4-a-), Eljamun (E>----), Sanur
(NL), Schatura (-), Kabatijeh (8-LS),
Dfchenin (9) hat 2 Moscheen, 1 griechische elende
Kirche, einen Basar, 15.oo bis 2ooo Einwohner. Sie liegt
am Ende der Ebene. Es drelon, am Fuße der Bergkette,
welche diese von Süden einschließt. Westlich von Nabo-
lus find: Etal Chebleh (A-)W), Dscheldschu-
Lijeh (-/-), Tala kalkileh (AWEL),
Safin (GA), Kur fachmeh (-----------
Etajeb eh (8), Kelenefweh (GAC), Eltireh,
(ra), Fakun (9), ''
Etat zi), Ferdifeh (-20, Eltern
- 267 -
(FOP), Bakeh (5), Atil (De), Dir Ker
dis Senireh (5,–--- Uw-->-->), Mafe cha
(=uro), Badijah („Q), “ Amed
hadreh (px> Oe), Kafer dfchemal (OL-HH,
Kafer ajufch (U ––=--), Kafer Ziba dras
(U», “ Südlich von Nabolus find:
Belateh (KPM), Afkar %-Se) Stunde von Na-
bolus an einem Berge, Dir Garmut (4),
Salem (-1-D, Dir faulkanije (-5,4),
Dir tachtanije, --------- Kafer Kalin
(GA), Aurta (Ge), Elarat (G,-), Ka-
fer Machana US-„T), Hawareh (pia) 1.
Stunde von Nabolus, Anabus (UV-), Zeita
(––4f), Kafer harat (-> „iS), Dir asija
(–-----), Kafer Dir astija (-------
Budin (GAO), Talafireh (-a- „Y), Sareh
(ye), Kafer kad um (-5,5%), Karijet Dschid
(C--- ------), Karijet hadfcha (US- --)
Amani („Co), Akra beh (-), Duma (Leo),
Elma gir (-), Jafuf (A), Kaluza (1/1),
Tima (-5), Aftateh (SVL), Atleben (GAL)
Abuwin (949), Kafer abuwin (3/49- „is")
Safijet GM.), Sawijeh („L, Senöfchef
Qui), Terme faja (–2-e O----- Emejara
GF-b, Ain fenija (– – – – –), Talfall
(ÖV. „W), Jebrud (-), Ain Jebrud (G-
– 268 –
-, Eherbetabukasch (Giss C4), Eher
bet kebes (OS C), Dir dewan Go -->),
Tajeb (LPM), Barka (-), Ramun (Ger),
Dir adfchrir (+ +---), Elbireh (-2-D, Ra-
mallah (8.–)–M »), Beitunieh (85. KA), Rafata
(GG), Adschdireh (-/-), Edschib (-:-)
Kalendeh (AW), Erame (-/-), Atarah (Ua)
großes Dorf, westlich von der Straße - Stuude, südlich
von Elbireh, Ras Karkar –– o»--- Beit
Elu GM LX), Dir Ebzeba El-), Eldscha-
nijeh (85.), Dscheba (8), Beit hanina
(UX-CO), Dirne bala Ö-----) unweit von
Schafat, das an der Straße von Nabolus nach Jeru-
falem liegt, sonst sehr groß, mächtig, das mit 1200 Mann
feine Unabhängigkeit behauptete. - - - - - - - - -
Auch der Bezirk von Kuddes (Jerusalem) ist sehr groß.
Nördlich vou dieser Stadt find: Schafat (LiLi),
Anat eh (KUK), Elas buijeh (8.), Hazma
(-), Die tarif(-U-4), Eltur Ga).
Nordwestlich von Jerusalem ist: Left eh (8XK)
am Thale gleiches Namens in der Nähe vom Berge tal
Emmofaben und Kebir Saltin. Ferner Dir bafin
(G-– – –-), Kolumijeh (8-5-AG), wobei der
Dschiffer gleiches Namens, Kastel (…) KÖ), Suba
(e , (Modi oder das Grabmal der Makkabäer), Ka-
riat aneb (Lix - *), Ekkarbeh (8/5), Kat-
neh (Ka), Saris (Ur-)) auf einem Berge. Un-
– 269 –
ter demselben am Wege ist der Brunnen gleiches Namens.
Beit Machfir ------ -XAS), Beitaur elfauth
(59-- ------ Beitaur elt achteh 9»e Cas
&c=öl, Bedu»-A), Elamareh (9.), Saraah
G-D, Bedja (-9, Beitfurik (-9» C-,
Burdsch birama ain (...) z-) Kafer
Kadum » „i- Dir Kiedis (U----) Sa-
reh (-), Elteireh (s ala), Bedja (LA), Dir
elhawa (be-), Beled fcheik z- QM), Dir
hana (G-4), Rafabuamar Leo»-M,
Beitlakija (LK/CH), Sawaneh (3Glas, Bei
ta (UX), Beniharat (9- ).
Südwestlich von Jerusalem: Dir mufalla beh
GAa--->) ist das griechische Kloster vom heil. Kreuz,
1 Stunde von Jerusalem die Dörfer Elma lach eh
(8-LPD, 14 Stunde von Jerusalem Beit Safafa
(USUK2 LAS), 2 Stunden von Jeruf alem Sarafat
GL–5,–…), 24 Stunde von Jerusalem Ainkaram
(». Ge), St. Johannes mit einem Kloster der Lateiner,
einer schönen Kirche, 3 Stunden von Jeruf alem Eld-
fchaureh (»EW), Elwaldfcheh (8=:-)), Bir
elchadra --- Elber ka (SP), Ettakas
(LAHR ehalin (GAA-) S ataf (LU-L>,
. . ."
stur ––, sefula NH. Die scheichs
(U-1, -2,49, Kafer Salem -, E-
dfchaisch (––=–, Beit dschir ------- --
- 27o -
Clarkub (-5,0), Beit Aata (UHEU),
Dir Alban GG-), Beit hamal (JLL),
Dschemala (RU>), Zejuneh (-/-). Südlich ist:
Boticella (Y–-C––), Beit Sahur (LX-
»-Ae) das Dorf der Hirten, Bethlehem, Chalil
As» Stadt mit 5ooo mohammedanischen und 300 jü.
dischen Einwohnern, handelt besonders mit Glaswaaren nach
vielen Theilen des türkischen Reichs, allerlei buntfarbigen
Ringen um die Arme und Finger, die in einer fehr alten
Glashütte, der einzigen in Syrien, gemacht werden. Oestlich:
Silvan (Gb)), Abudis (UDD, Sur baher
( V–y»-e), Beit talamer --------- Richa
(-3) ein elendes Dorf, sonst Jericho, mit 1oo Män-
nern, die in aus Koth zusammengeklebten Hütten wohnen.
Nur wenige find aus den Ueberresten von Steinmauern er-
baut. Die Einwohner find gutmüthig, gesprächig, aber in
Beobachtung der Zucht minder streng als die übrigen Mo-
hammedaner. Sie find durchaus mager, von mittler Größe,
und schwärzlich von der Sonne verbrannt. Sie sind wie
die Beduinen in Syrien gekleidet, haben ein Hemde, einen
Mantel in Form der Bethlehemitischen und einen grün, roth
und weiß gestreiften Turban. Von dem alten Jericho ist
fast keine Spur mehr. Im Vadi Mufa, dessen Ruinen
wir oben angeführt haben, sind folgende Ortschaften:
Schau bekah CLäJ), bewohnte Stadt, wobey
der Fluß Elanfall. Abfireh (sas), Sanafheh
G=52), Eltafileh (3), Klaf, bewohnte Stadt. In
deffen Nähe find die Quellen Schal ehe, Elga wir, Tu-
eh und Karneh ajah. Aimeh (8.2) ist in der Nähe
– 271 –
von den Ruinen gleiches Namens. Chan zireh (5),
Elaraf (G-, Ketraba (-55, Charbelt Eline-
fareh (-a-- ––-, Charbet Chawarete h
G-8-, Afhis (ua-G), Belli (A). –
- ,
Beschreibung von Jeruf alem.
Jerusalem hat gegen 18ooo Einwohner: 21oo Chri-
fen, 8oo vom lateinischen, 11oo vom griechischen, 2oo vom
armenischen und 5o vom koptischen und syrischen Ritus, die
Zahl der letztern mindert sich, während sich die der armeni-
fchen mehrt; 5ooo Mohammedaner und 1oooo Juden. Die
Zahl der letzten feigt mit jedem Jahre. Man versichert,
daß in manchem Jahre über 5oo aus Europa hier ankommen
und kaum 5o abreisen. Nur die Ausländischen find reich.
Die Eingebornen leben von Almosen, welche ihnen die rei-
chen Juden aus Europa schicken. Die Stadt liegt jetzt auf
einer unebenen Anhöhe und ist von einer Mauer umgeben.
Sie hat 6 Thore: Babelamud (ex/ „L) auf dem
Wege nach Damask, Bab elchalil (YASU) geht
nach Bethlehem, Bab felli mariam (r- (-1)
Stephanshor, Bab nebi Dawud (o» -5) nach
dem Berge Sion, Bab el mogar beh (29.), dass
Mitthor hat seinen Namen von den Barbaresken, die hier
einst wohnten. Bab Zahari („3-„A) das Herodes-
thor nach Westen.
Die Namen ihrer Straßen sind: Haret ein afareh
G-LU Gl-, führt von der Via dolorofa zum -
heil. Grabe, Haret elmoslem um G»A) ist am
- 27 2. -
Charam nordwestlich von der Stadt, zwischen dem Chat
ram und dem Bab elamud. Die Haret eliehud geht
vom Basar durch das Quartier der Juden zu dem Thor
avid. Haret Arman ist beim Armenischen Kloster
Haret Elmerarneh (8–5) –, gleichfalls in des
- 9
fen Haret babhotha (UHS-I-A), längst dem Charam
hin. Haret bab Senfeleh (WiM), unweit das
von, Haret bab Elmo gar beh, zwischen dem Thore
gleiches Namens und dem Basar, die Haret Elhadadin
- * - * - -
und Haret Eldfchaualdeh (QC-M) sind nahe da-
bey, Haret bab elamud zwischen dem Thore gleiches
Namens und dem Basar. Dabei ist die Haret Efaadi-
jeh (84-J), Haret babelhadid das eiserne Thor,
Haret Elkurami, Suk el Kebir ist die Gaffe, die den
Basar durchschneidet im Gegensatz des Suk el Soheir.
Aber diese Hauptgaffen find ungleich, schlecht gepflastert
und schmal. - - - - -
- - Kirchen zu Jerusalem. -
Die Kirche des heil. Grabes Kenifet Elkiametrie
avaragswe, gehört den Griechen, Lateinern, Armeniern und
Kopten. Der Bau dieser Kirche wurde unter Constantin vom
Bischof Macarius angefangen und von Maximus vollen-
det. Sie wurde von Heraclius ausgebeffert, dann oft
zerstört, aber wieder aufgebaut. Jede der christlichen Par-
teien hat eigene Kapellen für ihren Gottesdienst und Woh-
nungen für die Tag und Nacht darin betenden Mönche. Vier
Türken sind als Aufseher dabei angestellt: Ein Schlüffel-
bewahrer, ein Thüraufmacher oder Pförtner, ein Schreiber
und ein Geldeinnehmer. Da diese gewöhnlich Freunde bey
– 275 -
sich haben, so sieht man bisweilen 20 solche Mohammedaner
auf dem Divan bei der Thüre oder in der Kirche auf die ar-
men Pilger mit einer Peitsche einhauen. Sie öffnen die Kirche
nur in Gegenwart eines Dragomans von jedem der drey
Hauptklöster des griechischen, lateinischen und armenischen.
Jeder Pilger zahlt beim ersten Eintritt 23 Piaster, für den
jedesmaligen Eintritt aber einen Para.
Die Kirche zum heil. Salvator ist im lateinischen
Kloster, und die einzige den Franken zugehörige. Fast der
ganze griechische Clerus ist im großen griechischen Kloster
„M4“ vereinigt. Hier wohnen die 5 Bischöfe,
die 6 Archimandriten, der Prokurator, an 5o Mönche und
Diakonen. Sie erhalten die Wohnung, Kost, die sonstigen
Bedürfniffe, jährlich an 1oo Piafter Taschengelder und 4 bis
Sooo Piaster für Meffen; müffen dagegen fast das ganze
Jahr hindurch im Kloster bleiben, um den Zeremonien für
die Pilger beizuwohnen und ihren Glanz zu erhöhen. In
diesem Kloster ist die Kirche des heil. Constantin und der
heil. Helena, die mit Gemählden überladen ist, und viele
Reliquien enthält. Sie stößt an die heil. Grabeskirche.
Außer diesem haben die Griechen noch folgende Kirchen mit
Klöstern in Jerusalem. - - - -
Diedesheil. Demetrius „X- Lo ist alt, wahr
scheinlich aus den Zeiten Justinians, des heil. Theodo-
rus U-AG Lo , ist in der Nähe des lateinische
Klosters. - - -
Des heil. Nicolaus SX5 JL, ist eine der größ-
ten mit 2 Nebenkapellen, dem heil. Anton und der heiligen
Barbara geweiht. Die Schule für die Kinder der Grie-
chen ist in diesem Kloster. :
- - S
– 27% –
. . . Des heil. Georg Ums,- Wo ist beim Kloster der
Lateiner. Es gehört zum Kloster von Saba, und their
daher mit diesem die strengen Gesetze. Damit steht in Ver-
bindung ein Spital für Kranke und Greise – " * *
* - - - - - - - - -
. Des Michael „Aero Lo, mit 2 Rebenkapel
ken des heil. Chrysostomus und heil. Nicolaus,
In der Hauptkirche zeigt man den Ort, wo David den be-
kannten Traum von dem Unglück, das die Stadt treffen
sollte, hatte.
Des heil. Basilius mit 10 Nonnen, der heil. Cathar
rina mit 12 Nonnen, mit einem wunderthätigen Madonna-
bilde, das auf dem Libanon gefunden worden. Minder
merkwürdig ist das sehr alte Bild der heil. Catharina. –
- Der heil Jungfraury zusyay ravaya, von der heil
Melana gestiftet.
s s es S- e ...
Des heil. Euthymius UX5 US94 Lo mit 8
Ronnen, in der Kirche ein altes Bild in Silber eingefaßt,
fieht rechts vom Hochaltar.
Des Johannes des Täufers beim Bade Elbatrik,
In der Kirche wird ein Stück von dem Haupte des Johan-
es des Täufers aufbewahrt
- - Des heil. Georg in der Judenstraße ist arm und klein,
er See tna gia &M. : 3:3
i „Des Abraham auf dem Kalvariberge. In der Kir-
cht wird der Ort gezeigt, wo Abraham den Isaak op-
fern wollte. : ,
Die Kirche der heil. Maria Egyptiaca ist am Fuße
des Kalvariberges. Darin ist ein sehr altes Bild der heiligen
a -------- - - - - - - - - - - - -
- -
r: Die Kirche des heil, Jakobs steht wie die daneben be-
findliche der 40 Martyrer (die zu Sebaffe ums Leben kä-
nen), mit dem großen griechischen Kloster in Verbindung.
Die Armenier haben unstreitig das schönste Kloster in
Jerusalem, sonst den Georgianern gehörig, aber gänz-
lich umgeformt. Diese mußten es verlassen, weil sie nicht
im Stande waren, den Türken die gewöhnlichen Geschenke
zu machen. Die Armenier erhielten es durch Geschenke, und
die Bemühungen des griechischen Patriarchen Aoidios, un-
ter dessen Schutz sich die Georgianer begeben hatten, waren
vergeblich. Neue Firmans sicherten den Armeniern daffelbe
zu, und die türkische Wache beschützte sie. Die Kirche ist
sehr schön, reinlich und mit Bildern ausgeschmückt. Beson-
ders reich ist die Kapelle des heil. Jacob, wo er enthaup
tet sein soll. Gegenüber von diesem ist ein Nonnenkloster
der Armenier. Sie haben auch vor dem Thöre der Stadt
auf dem Berge Sion das Kloster des Gefängnisses, Christi
MUS, an dem Ort, wo der Palast des Hohen-
priesters Anna war. In der Kirche zeigt man das Gefängt
niß Christi, und im Hofe den Ort, wo Petrus Christum Hers
läugnete. -
Die Kopten haben ihr Kloster hinter der “
Es gehört dazu die Kirche des Erzengels Gabriel.“ s
wohnt darin ein Reis mit einigen Mönchen. Sonst ware
deren weit mehr.
"Die Abefinen haben das ihrige eben daselbst.“ Es ist
darin eine sehr beträchtliche Sammlung von äthiopischen
Handschriften, einige historischen Inhalts, die meisten aber
uebersetzungen der Bibel und heil Väter. " " "
Das Kloster und die Kirche der Syrer des heil: Mai
rini, auch der heil. Maria genannt, U- Lo, ist
S. 2
– 276 –
an dem Orte, wo die heil. Maria, Mutter des heil: Ma-
rini, wohnte. Man zeigt auch den Stein, worin fiege-
tauft seyn soll, und einen Brunnen aus jener Zeit. Die
Kirche des Grabes Mariä ist im Thale Jofap hat unter
dem Thore Setti Mariam. Eine große Treppe führt
zu dieser unterirdischen, sonst den Lateinern, jetzt den Grie-
chen und Armeniern gehörigen Kirche, worin das Grabmahl
der heil. Maria ist. In der Mitte der Treppe ist das des
hell, Joachims, und der heil. Anna und des heil.
Josephs. - - - - - - - U-
… Die Kirche Elmosabaga W-LA -- ist
nur einige Schritte von dieser, den Lateinern gehörigen, nun
vom Pater Vitus sehr schön ausgezierten Kapelle an dem
Orte, wo Christus Blut geschwitzt hat. Auch auf dem Del
berge an dem Orte, von wo unser Heiland gen Himmel" ge
fahren, ist eine Kapelle. Die Türken haben Schlüssel dazu,
Die Juden haben nur 3 Synagogen, alle im schlechten
Zustande. Ich habe aber bemerkt, daß sie außerhalb häufig
bey angesehenen Personen Privat-Zusammenkünfte halten,
Sollte man von dem Zustande dieser Synagogen einen
Schluß auf den Wohlstand der Juden in Jerusalem machen,
so würde man sehr unrichtig urtheilen. So wie fie ihre
Seelenzahl niemals genau angeben, so find sie auch hierin
schlau genug, um dem Aeußern nach so arm als möglich vor
den Türken zu erscheinen. - - - - -
Jerusalem hat sich von jeher der Mildthätigkeit der
Kalifen, der Sultane und sonstigen Beherrscher zu erfreuen
gehabt und ihnen verdankt es viele Moscheen. ''“
* - Auch Privatleute haben sich hierin ein Denkmal gesetzt. --
Die meisten aber waren christliche Tempel. Das Charän,
der für jeden Mohammedaner heiligste Ort nach der Kaaba,
- 277 -
zog sonst eine große Zahl Pilger hierher, und das mildthätige
Zeitalter der Sarazenen hat für ihren Empfang und gute
Bewirthtung auch in Jerusalem trefflich gesorgt. Bey dem
Charam ist ein großer Chan, darin und nahe dabei mehr
rere Bäder und bey den verschiedenen Moscheen selbst find
noch kleine Behältniffe für Reisende. Die wenigsten von
den Moscheen dienen zum Gebrauch. Man hat ihrer nicht
nöthig wegen des großen Ueberfluffes. Am besuchtesten find
außer dem Charam und Sachari die Amer chotab
(-:-->, Nebi Aid (AC -5), Faremfchija-
ni (-), Scheich Lulu G 9 ---), sonst
Kirche beim Thor Elamud. Dadfchani („s- OJ)
ist in der Nähe des Klosters der Franken. Daran stößt
das Kloster des heil. Basilius. Selech Eldin (EA-
(-/1), Elamub (-9-M), Abu medjan G-
LWL), Elmogarbi (-/-), Kobelt Selfaleh
&-Nu-M-JU-5), Abwab Daherijeh (-1-
3-2-), Mahed Juff (Li. »g). Minder
oder fast gar nicht besucht find die Df chamaa Bede la
fchreh (- »), die Setti Kamreh (-4-2
Elhanek eh (8ö\Sz) bey dem großen Kloster der Grie-
chen gegenüber der heil. Grabeskirche. Die Bab elka-
fcha (WKÖ-A), Babelchalil (YAS- „A) ist
in den Eifel Sonst war es eine dem König Da vid ge-
weihte Kirche. Dar Eddifi (G-20) beim arme-
mischen Kloster. Sie war sonst eine dem heil. Thomas
geweihte Kirche. Eine andere ist bey der Syrischen Kirche.
Die Dschanaa bab David (o» so -) ist in der
- 278 -
Nähe des Thores David. Dfchamaa Scheich Sa-
met in der Gaffe Mogar beh. Salech (-AL) in
der Gaffe Elmogar beh ist in Ruinen, als uMed in
(G-2) in der Straße Elmogar beh – Schei
ramdhawa in der Gaffe Elmo gar beh. –
Scheich Abu Saud außerhalb des Charam. Da
Scheich Soliman Eldawudije, sonst die “
' Die Dschamaa in der Gaffe Seref war
sonst ein Haus und Kirche des heil. Joseph. In der nämli-
chen Gast ist eine andere Moschee, die man aus der Kirche
des heil. Andreas gemacht hat. Die Dschamaa Eltarch
. - - - e“ - „N - - - - - - - - " -- * -0- - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
“ sonst die Kirche des heil. Jacob, unweit davon
die Dschamaa Schei “
Schamaa oberhalb des großen Marktes in der Judenfra
ße war sonst die Kirche des heil. Nicola. unweit davon ist
die Dschamaa Scheich Agabain (9-V-LE). –
Eldschalaki ist in der Gafft Mogar beh. – Elmoha-
keim war eine Kirche. – Halek Elnebi ist an der Seite
des Hauses des Scheik bedir. - - - - - - - - - - -
Kormiehemals Kirche des heil. Johannes von Da-
mask. Eine andere am Bade Sultan sonst Kirche des heil,
Paulus: Ebn Sali Nebi Alim am Thore Chota. –
Elazbakijeh ehemals Kloster. – Elkadirijeh ehemals
Klofer. – Elmela wijeh ehemals Kloster. –
Die Stadt hat folgende Bäder:
Cham am Elbatrak (–––), Elf ultan
(G------), Elain (LC-), Eldufchemel
QE), Setti Mariam (-:- (-:-), Elfchifa
(Li-I-M).
– 279 –
- In das erste und fünfte wird das Waffer durch Waffer-
leitungen aus Zisternen geleitet. Für das erste find zwey Zi-
fernen vor dem Thor Amud, für das zweite eine vor dem
Thore Setti Mariam. Das zweite, dritte und vierte
erhalten ihr Waffer durch eine Wafferleitung aus Quellen in
der Nähe von Bethlehem. Da diese Wafferleitung jetzt
zerstört ist, so ist man genöthigt, es aus den nahen Brunnen
und Zisternen durch Esel und Kameele herbeitragen zu lassen.
Das E hamam Efchifa erhält sein Waffer aus der darin
befindlichen Quelle, deren Waffer wie das des Siloan al-
zig ist und eine medizinische Kraft hat. Das durch den gan-
zen Tag erschöpfte Waffer quillt in der Nacht in großer
Menge wieder. Von dieser Quelle aus wurde wahrscheinlich
der Schwemmteich bewäffert. – Alle sind alt. Das zweite
dritte, fünfte und sechste sind nun das Charam. Das vierte
in der Straße Eljehud, das erste auf dem Basar. - - -
- Das erste hat seinen Namen von den Patriarchen, die
nen es früher gehörte. Durch einen von diesen, der den mos
hammedanischen Glauben annahm, kam es in die Hände der
Mohammedaner. Das zweite von einem Sultan, der es
als Derwisch verkleidet erbaut hat. Das dritte von der
Quelle bei Bethlehem, aus denen es das Waffer zuerst
erhält. Das fünfte vom Thor Setti Mariam, in dessen
Nähe es ist. Das sechste von der medizinischen Kraft, weil
che es hat. -
- -
- -
- - - - - - – …
- - - - " - -
- - - - -
-
- - - - - -
– 28o –
ueber die arabische Sprache, die Verschiedenheit der
Bücher- von der Vulgär-Sprache, die dialektischen Ver-
schiedenheiten der letzteren in Egypten und Sie,
Egypten und Jerusalem c. . . . . . ."
- - - - - - - - - - - - -
Sowohl in Egypten als Syrien ist die arabische Spra-
che die fast nur allein gesprochene und verstandene, Nur in
den Burgen Maloula und Sidnaia bei Scham ist die
Mundart so verschieden von ihr, daß man sie für frisch
hielt. Türkisch sprechen nur einige Beamten und Soldaten,
die Bewohner von Skanderun und Beilan. Die grit-
chischen und armenischen Mönche sprechen ihre Rational-
sprache, die lateinischen das Italienische. - - - - - - -
Wie die Verschiedenheit der arabischen Büchersprache
aus dem goldenen Zeitalter der arabischen Literatur von der
jetzt üblichen sehr übertrieben wird, so wird es auch die
Verschiedenheit derselben in den verschiedenen Provinzen und
selbst in verschiedenen Gegenden der nämlichen Provinz Al-
lerdings bemerkt man in beiden einen wesentlichen Unterschied"
in der Grammatik und Syntax. Auch viele Wörter haben,
das Bürgerrecht erhalten, die es in der Büchersprache we-
niger oder dort eine andere Bedeutung hatten. Für
CO-4 sagt man jetzt gewöhnlich „3- oder re, für
X--- L5- duo, für C- – „E, für alle For-
mit von 58 – so, für U„J– Ex-, für GLJ
- - " . . ." V- - - -
– Ö: , auch --- ist in dem Star arabisch nicht
gebräuchlich ufw. Aber so groß ist sie nicht wie man be-
hauptet. Der gebildete Grieche wird nie ohne Vorberei-
tungsstudien, die Werke seiner Altvordern verstehen, wohl
– 281 –
aber der Araber die der Seinigen, wovon ich mich unter den
Beduinen in Egypten und Syrien, und den Städte- und
Dorfbewohnern in beiden Provinzen oft überzeugt habe. Ich
war nicht minder erstaunt über die Fertigkeit, mit der fie
im Antar, Makrizi, Abulfe da und andern Werken la-
fen und kommentirten, wie sie über meine Bekanntschaft mi
dem Inhalte dieser Bücher. Es kann nicht befremden, da
manche einzelne Oreschaften sich gewisse Eigenthümlichkeiten,
besonders in der Aussprache angeeignet haben. Wir finden,
dies in allen übrigen Sprachen wieder. Daß dieß in Egyptet
in den verschiedenen Dörfern in einem hohen Grade der '
fy, versichern alle Inwohner. Nach meinen Beobacht r gen
aber ist die Verschiedenheit nicht so groß und die übertriebe-
nen Urtheile darüber mögen wohl einen subjektiven Grund
haben. Die Beduinen im Delta und Mittelgypten sprechen
besser als die Dorfbewohner. Wesentlicher aber sind die
Spracheigenthümlichkeiten in den einzelnen Provinzen. "Ich
hatte mir es zum besondern Geschäft gemacht, die im ge-
meinen Leben am häufigsten vorkommenden zu sammeln und
theile fie hier einige, der Aussprache wegen, mit lateinischen
Lettern mit. - 3:4
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Egypten. Syrien -
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Caffi . . . "
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. Das Arabische in Jemen ist bekanntlich das beste, wel-
ches gesprochen wird. Viele Wörter, die in Mafr (Kairo)
von den gebildetsten Arabern gebraucht werden, find dort
nicht üblich. Man kennt nur die schöneren Formeln der
Schriftsprache z. B.
- Egypten.
barra -
Dschawa
Elachjan,
badelaukat
ghada ala bokrabedri
wäkt ächer
baad gada
- -
“. - -
Jemen.
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dächel
baadelsaat
ghodua báker
machtartani
badghodon
…"
Egypten.
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Jemen.
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(Kamel).
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" - Auch in Jerusalem find viele Worte des gemeinen
Lebens verschieden von den in Kairo zur Bezeichnung des
nämlichen Gegenstandes üblichen.
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Egypten.
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Jerusalem.
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Jerusalem,
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Rudschal
ukud
aruach
kaifente
hona
-
In Jerusalem heißt ein kleiner Garten »S>
In Rama ein Garten mit Wafferleitungen J. In
Bethlehem heißt eine Pathe Jaspini. Man sagt in mehrern;
Städten Palästinas alkuach, sprich mit mir. . .
Einige ähnliche Verschiedenheiten ließen sich in der
Sprache der einzelnen Küsten-Städte, der Dorfbewohner,
und besonders der Beduinen in Syrien, auffinden. So ge-
ring diese auch sein mögen, so wäre ihre Kenntniß immer
-
– 289 –
schon darum wichtig, weil sich in den Eigenthümlichkeiten
der Sprachen in den Küstenstädten vielleicht Bestandtheile
der phönizischen auffindet.
- In Beirut spricht man das Arabische schlecht. Auf
dem Libanon verschlingt man viele Sylben.
In Palästina kann man keine eigenthümlichen Dialekte
unterscheiden. Nur die Aussprache der Buchstaben und
Wörter ist verschieden. So spricht man in vielen Gegenden
das Kaf wie ein Ain aus. In den Dörfern in Samaria
spricht man gewöhnlich langsam, zieht viele Wörter sehr in
die Länge, und ihre ganze Art zu sprechen hat den Schein
der Aufrichtigkeit, wie ihr ganzes Aeußeres. Im Innern
aber findfie Schurken, zum Aufruhr geneigt, und von je-
her als Räuber berüchtigt. Am meisten aber zieht man die
Wörter in einigen Dörfern um Gaza. Sie fingen dabey
wie unsere Schwaben, und die Alten ziehen die Wörter so
fehr, daß man sich fast des Lachens nicht enthalten kann.
In Jericho spricht man rasch, und hat sehr üble Gewohn-
heiten in der Aussprache der Vokale, die man in der Rede
oft nicht hört. Die Beduinen am Jordan und um das
todte Meer sprechen das Arabische besser als die Bewohner
von Jerusalem. Jede Gegend hat etwas Charakteristi-
sches, das sich aber mehr empfinden als mit Worten darle-
gen läßt. . . .“
Naturfehler in der Sprache find ihnen fremd, wie bedeu-
tend üble Gewohnheiten. Im Allgemeinen aber gilt das in
Palästina gesprochene Arabische nicht für das Beste. Die
Frauenzimmer pflegen die Wörter zu ziehen, besonders in
kurzen Phrasen, und zu singen, ganz wie unsere Judenweiber"
Man hat schon oft die Bemerkung gemacht, daß die “
Kenntniß der Gleichnisse und Sprichwörter, die in der"
T
Volkssprache üblich find, für das Studium der alten
Schriftsteller vortheilhaft wäre. Längere Gleichnisse habe
ich im Munde des gemeinen Mannes selten bemerkt, desto
häufiger kurze Vergleichungen, besonders solche, die aus
der Natur hergeholt find. – Jedoch habe ich darin nichts
Eigenthümliches gefunden, so wenig wie in den Sprichwör-
tern. Vielmehr find sie den orientalischen Schriftstellern,
besonders Dichtern, sehr gewöhnlich, und ich möchte zwei-
feln, ob darunter neue unbekannte zu finden sind. Uebri-
gens geht auch daraus hervor, wie wenig die Bücher- von
der Vulgärsprache verschieden ist. Einige Beispiele wer-
den es erläutern: -
„Kil GC- & Go Go»- » JO
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- - -
A6 A 88 - G- ------ ------ SG-
Der gewöhnlichste Schwur bey den Christen im Orient
ist alarafi - «Ae, auf meinen Kopf, wobey sie die
Finger an die Stirn halten. Man kann sich nicht immer,
aber doch gewöhnlich darauf verlaffen. Die Mohammeda-
ner sagen wallah & Co. bei Gott.
In Egypten ist der gewöhnlichste Gruß Salamat
CLW. Die Mohammedaner, grüßen - einander,
wenn es ein Einziger ist, gewöhnlich mit Salam alaik oder
– 291 –
Salam alaikum wenn es viele find, worauf der Gegrüßte
erwiedert: Alaik Salam, Heil dir. Christen dürfen diesen
Gruß weder entbieten noch erwiedern, sie sagen: Marhaba-
bakum ja maallemin e»-A- Us --- La- Auch
Sabach elcheir, guten Morgen, und Salcher, guten
Abend, hört man oft. In der Umgegend von Gaza
grüßen sich die Bauern mit Elawaf (ja fulan) infche mabfut
––– A–– GW – L– C-z-/
Im Kefrwan fagt man: Salameh infcha alla maridh
Q–– 8-- A-.-5 F.-- L- 8- M-
In Syrien, wie in Egypten, ist der Sinn für Literatur
unter einigen Arabern in die Hauptstädte Kairo, Alep-
po, Damask und Acri gebannt. In den übrigen Städ-
ten war all mein Nachforschen nach Handschriften vergeblich.
Man versicherte mich, daß man die Handschriften historischen
Inhalts meist aus Kairo kommen lasse, wo sich alles vor-
finde. –
- In Jerusalem sah ich die Geschichte von Antar in
23 Octavbänden ol-A 9 „W -, und auch die
Chronik von Rafchid mehrere Mal. Die größte Biblio-
thek in Syrien ist in Acri. Dfchezzar Pascha hat sie
aus der des Klosters vom heil. Salvator bey Saida,
des Scheik Kairi und des Mufti von Rama zusammenge-
bracht. Es sind darin 804 Nummern, aber nicht eben so
viele verschiedene Werke. So ist z. B. das Werk über die
Sekten sehr oft darin vorhanden. Unter den vielen Briefsamm-
lungen scheinen auch viele des nämlichen Inhalts zu feyn.
Leider sind die Namen der Verfaffer im Catalog, den ich ge-
fehen habe, nie beigesetzt. Es mögen darin viele unbekann-
te interessante Werke feyn, aber die Erlaubniß, sie zu fehen,
T, 2
ist schwer zu erhalten. Sie steht bey der großen Moschee
- und dem schönen Bade. – - - - - - - - -
Von den Bibliotheken der Klöster des heil Saba, des
heil. Kreuzes, des großen griechischen und des lateinischen
Klosters zu Jeru fallem spreche ich ausführlich in der
biblisch-kritischen Reife u. f. w. Nicht blos die Städte,
sondern auch die meisten Dörfer haben Schulen, von denen
aber die Frauenzimmer durchaus ausgeschloffen sind. In
den christlichen sowohl als Mohammedanischen wird nur das
Lesen und Schreiben, in denen der lateinischen Christen biswei-
len auch das Italienische gelehrt. Bey den letztern wird der
Religionsunterricht an Sonntagen in der Kirche durch Ca-
techisiren ertheilt, die übrigen christlichen Sekten kennen dieß
nicht, so wenig wie die Türken. Die Kinder fitzen zerstreut
in der Stube auf ihren Fersen, der Lehrer fragt eines nach
dem andern, die übrigen liefen laut jedes für sich, daher ist
immer ein großer Lärm in diesen Schulen. Sie schreiben
entweder mit dem Kalaam auf geglättetes Papier, oder
mit Stein auf metallene Platten, oder auch mit Farbe auf
eine Art Schreibtafel. Die Mohammedaner - lesen und
schreiben nichts als den Koran, und Gebete, die mit Phra-
'fen aus demselben angefüllt sind. Mit beiden ist man gegen
Christen zurückhaltend. Für die Muslemim aber schreiben
die Imans dieses Buch ab, gewöhnlich in 4 Theilen. Sie
leben zum Theil von diesem Verdienst. mit et
- Die Christen lesen in ihren Schulen den Psalter nach
einigen auf dem Libanon gemachten Abdrücken oder Hand-
schriften. tade,
Als Beweis, wie schlecht es um die Kenntniffe der
"Geistlichkeit in Jerusalem steht, diene folgendesil Der
"Kampf der verschiednen Parteyen um den Besitz der heil. Gra-
beskirche oder ihre Kapelle wird noch immer mit Heftigkeit
geführt. Wie die Griechen alle durch Verschwendung gro-
fer Summen und durch Ränke überboten, so fanden fie
auch Mittel, es ihnen durch den Erweis ihrer gerechten An-
fprüche aus alten Dokumenten zuvor zu thun. Unter diesen
befindet, fich eines mit Neski geschrieben, welches fiel dem
Omar beilegen, und worin dieser ihnen für ihre Nachkom-
men die heil. Grabeskirche als Eigenthum überläßt. Hät-
ten fiel auch nicht das gegen fich, daß im 7. Jahrhundert
von keinem Streit wegen der Kirche die Rede war, so wäre
die damals noch ganz unbekannte Neski-Schrift schon hin-
reichend, dieß Dokument für untergeschoben zu erklären.
Gleichwohl brüsten sie sich damit nicht blos in Jerusalem
und Damask, sondern auch im Divan in Constantino-
pel. Der Armenische Drogoman im Divan veranlaßte aber
durch eine witzige Anmerkung anderer Art den Aufschub der
Entscheidung, nachdem die Griechen ihren Sieg fchon für
gewiß ansahen. Auf die Versicherung des griechischen
Drogomans: ihre Rechte auf die heil. Grabeskirche
fützen sich auf Fermans, wornach ihre Vorfahren dieselbe
schon in den ältesten Zeiten beseffen haben, erwiederte dieser:
wenn diese Rechte geltend gemacht werden sollten, so müßte
auch die Sophienkirche ihnen abgetreten werden. Diese Ant-
: wortgefiel im Divan so gut, daß die Angelegenheit verscho-
ben wurde.
hott Alle Orientalen theilen den Hang zum Aberglauben.
- Wie die Christen für gewisse Unglücksfälle gewift Heilige
haben, die fiel um Fürsprache anrufen; so haben die
Mohammedaner und Juden gewisse Formeln, die sie als
Talismane dagegen verwahren, und diese Formeln sind mit
einer eigenen Schrift geschrieben, die nur den Eingeweihten
– 29 -
verständlich ist, und wodurch fiel der Sache noch mehr Anse-
hen geben. Die Juden bedienen sich unter andern auch der
Kataba libona. Nach der Meinung einiger Rabbiner
ist sie von Kutai (men) auf dem Libanon erfunden und
daher so benannt worden.
Ich werde viele solcher Talismane in phönizischer, he-
bräischer, arabischer und griechischer Sprache in meiner
biblisch-kritischen Reife mittheilen. –
Ihr Aberglaube erstreckt sich auch auf den Glauben
an Gespenster. So soll zum Beispiel auf dem Berge, #
Stunde nödlich von Beil der as, worauf die dem Nebi
Junes geweihte Kapelle fich befindet, eine Henne mit ih-
ren Küchlein fich bisweilen zeigen, und einen hier begrabe-
nen Schatz bewachen.
Die Gerechtigkeitspflege ist im Orient sehr einfach. Der
künftige Richter hat nicht nöthig, durch 12 Jahre auf der
Schulbank, und durch 10 Jahre an Schreibtischen sich für
das richterliche Amt vorzubereiten. Er studiert seinen Koran
mit einigen Kommentaren, und höchstens noch die Schriften
einiger Rechtslehrer, den Koran erklärt oder verdreht er
nach feiner eigenen Einsicht. In Constantinopel, wo
fie fich jetzt meist ausbilden, sollen sie auch keine Achtung
genießen, und mehr als andere der Verachtung und Miß-
handlung ausgesetzt feyn. Sobald sie aber in die Provinzen
geschickt werden, so spielen sie den Despoten. Ihre Aus-
sprüche find infallibel. Er verhört beide Parteien, macht
immer Fragen und Einwendungen, und entscheidet mündlich
auf der Stelle. In jedem bedeutenden Orte ist ein solcher
gewöhnlich lebenslänglich, und viele haben sich durch na-
türliche Klugheit und witzige Entscheidungen die Zuneigung,
die meisten aber den Haß der Untergebenen zugezogen.
– 295 –
Kleine Verbrechen bestrafen fiel mit Gefängniß, am liebsten
mit Geld, größere, z. B. Betrügereien, mit dem Leben oder
dem Verluste eines Auges, Ohres, oder sonst eines Glie
des. – Sie gehen in der Stadt umher, untersuchen nach
Laune, und finden fiel irgend einen Fehler im Maaß und Ge-
wicht, so folgt sogleich die Strafe.
Sie stehen unter dem Mufti von Constantinopel
und dieser ist vom Divan scheinbar unabhängig, aber feine
ganze Handlungsweise ist von diesem bestimmt. Man könnte
glauben, daß durch diese Unabhängigkeit vom Pascha defen
Willkühr gesteuert werde. Aber diese kehren sich gewöhnlich
nicht an ihn.
Die Derwische find hier ganz nackt, leben von dem
Erwerb Anderer, und haben alle Freyheit. Sie fallen
Mädchen und bisweilen Frauen auf der Straße an, und
werden von frommen Mohammedanern beym Akt noch
zugedeckt. In Jaffa trieb es einer mit den Christin-
nen so arg, daß ihn der englische Konsul D am i an
statt eines Ochsen an das Rad einer Mühle spannte,
und ihn so lange ziehen ließ, bis er ihm versprach, feine
thierischen Triebe an den christlichen Frauen nicht mehr aus-
zuüben. Am Osterfeste hatte der jetzt zu Jerusalem le-
bende Derwisch aus Chalil einer katholischen Frau vom
lateinischen Ritus Gewalt angethan. Er hatte ihr die Kopf-
bedeckung in ihrer Stube entriffen. Diese verfolgte ihn,
um sie wieder zu erhalten, bis sie von ihm umgeworfen wur-
de. – Auf unserer Reife an den Jordan baten wir den
Gouverneur, streng zu untersuchen, auf wessen Einflüste-
rung derselbe es wohl gethan habe. Es wurde allgemein
gesagt, die Griechen haben ihn zu dieser Schandthat über-
redet. Er versprach die Sache zu untersuchen. –
- 296 –
Sie thun, was sie wollen, und werden nie bestraft.
Zieht man fie zur Rechenschaft, so antworten fies Schar al-
la, Gott hat es mir eingegeben. Die Mohammedaner, hal-
ten fehr viel auf ein Kind von einem folchen Derwisch, fie
haben freien Zutritt in die Harems, und find für keinen ih-
rer Schritte verantwortlich. Oft prügeln sie die Christen,
und diese müffenes geduldig ertragen, denn Scharallah. Sehr
strenge Motfalems bestrafen sie mit Gefängniß. … … …
- - - - - - - -
Krankheiten in Palästina. - - -
- - - - - - - - -
Noch immer wüthen im Orient unter den Kindern die
Pocken, und zum Einimpfen werden keine Anstalten getroffen.
In Jerusalem sollen sie selten feyn. In Nazaret lagen
während meiner Anwesenheit mehrere Kiuder daran krank.
Im Sommer ist in Judäa das 3tägige Fieber sehr herr-
schend. Die rohe Kost, unreifes Obst, häufiger Genuß
des Pfeffers, Aderlaffen, Mangel an Bewegung, und die
schwefligen Ausdünstungen aus dem todten Meere mögen
besonders Ursache davon feyn. Die Türken klagen häufig
über Schwindel und momentane Bewußtlosigkeit, und doch
wollen sie dem Genuß des Opiums nicht entsagen. Es geht
ihnen so wie jenem Wolfe, den der heil. Franciscus einem
Bilde zu Ragufa gemäß bekehren wollte. Eben als jener
ihm vom Zerreißen der Thiere abzulaffen befahl, erblickte
er eine Henne, und auf die Frage: warum er sich so gierig
darnach umsehe, antwortete er: er wolle nur noch diesen
Fang machen. Worauf der heil. Franciscus antwortete: "Es
ist leichter, einem Wolf das Fell abzuziehen, als ihm das
Morden abzugewöhnen. Die schwere Krankheit ist höchst
selten und fast unter den nämlichen Symptomen wie bey
uns." Der Auslas ist häufiger. Auf dem Berge: Sion -
– 297 –
ben viele dieser unglücklichen abgesondert von der übrigen
Welt in Hütten. Auch auf den Straßen sieht man solche
Unglückliche, die um Almosen bitten. . ."
Für das strenge Fasten entschädigen fich die Christen ge-
wöhnlich mit Brandwein, und dieß hat die traurige Folge,
daß sie sehr früh Anlagen zur Apoplexie haben. - - - -
- In Nazaret fah ich viele alte Leute, die an Augen-
krankheiten litten. Die feuchte schwere Luft, die vom Li-
banon herabkömmt, mag die Ursache davon feyn. Die
Anfälle von Schwermuth erscheinen in Syrien selten mit den
Symptomen wie bei uns.
… Der Charakter des Orientalen, besonders des Moham-
medaners, ist ernsthaft, er lacht selten, und spricht immer
mit einer gewissen Gravität. Ein großes Unglück kann ihn
sehr niederbeugen, und seine Reden wie seine Schriften wer-
den die Abdrücke einer schnell entflammten Phantasie sein,
aber ein permanenter Zustand der Art ist seinem Charakter ent
gegen. An Einbildungskranken fehlt es nicht. Besonders
fragten mich viele von den Dorfbewohnern um Rath, und
aus einer genauen Untersuchung ergab sich, daß sie sich
wohl befanden. grº
Im Allgemeinen ist der Orientale für Krankheiten viel
weniger empfänglich als der Occidentale. Er lebt von In-
gend auf abgehärtet, immer im Freyen, an einfache Kost
gewöhnt, und haßt alles Raffinirte. Gleichwohl erreichen
fie selten ein hohes Alter, in den 80ger Jahren sterben die
meisten Greist. In Nazaret sprach man von einem
104 Jahre alten Manne, als von einer außerordentlichen
Erscheinung. „Man sagt, daß Ausländer, besonders
„die Juden, die hier sich ansiedeln, nur kurze Zeit leben.
Man hat die Bemerkung gemacht, daß die meisten Kranken
- -
- 298 -
im Oktober, November und December, die meisten Gebur-
ten im Juli, August und September vorkommen, daß die
meisten Weiber, die in Jerusalem im July gebären, ster-
ben. Sie haben gewöhnlich keine Hebammen, und schon dieß
ist ein großes Unglück. Nach der Geburt schnüren fie fo-
gleich den Bauch so fest zusammen, daß die Kranke kaum
Athem schöpfen kann. Oft schon waren solche dem Tode
nahe, erholten sich aber wieder als man fiel aufband. So
weit kann die Sucht, dem Manne durch einen schlanken
Bauch zu gefallen, führen! Viele meinen, die zugespitzten
Köpfe der Orientalen rühren her von diesem Zusammen-
schnüren der Mutterbrust. Man läßt die Kranke auch nie
liegend ruhen, sondern eine Person hält fie gewöhnlich hinter
dem Rücken. Die heftige Hitze des Monats July mag die
daher kommenden schlimmen Folgen vergrößern, denn nicht -
immer wird sie durch kühle Winde gemildert. Da hier die
meisten Krankheiten die Folge eines verdorbenen Magens
find, der wie der ganze Körper durch das viele Kaffeetrin-
ken, Tabackrauchen und den frühen Genuß des Geschlechts-
triebes sehr geschwächt wird, so verordnet man gewöhnlich
Brech- und Laxirmittel. Frommt die erste Medicin nicht, so
läßt man sie gewöhnlich als unnütz stehen.
Die Zahl der Gebornen ist gewöhnlich größer als die
der Gestorbenen. Nur die Pest stört dieß Verhältniß. Die
Pilger bringen fie gewöhnlich aus Cairo oder Damask,
und vielfache Erfahrungen sollen zeigen, daß die von Da-
mask kommende bey weitem nicht so viel Schaden anrichte,
als die von Kairo. - -
Nach Galiläa kommt sie gewöhnlich im März oder
April, nach Jeru fallem im May oder Juny. Doch
herrscht sie hier selten. Seit der französischen Invasion,
– 299 –
wo fehr viele daran starben, hat sie nur 2mal in Galiläa
geherrscht, aber das eine Mal waren die Väter 11 Monate
hindurch ins Kloster gebannt. - -
Das Spital im lateinischen Kloster, das Einzige in Je-
rufallem, stand im Jahre 1821 ganz leer. Die damit
verbundene Apotheke ist sehr reichlich mit allem Nöthigen
versehen, und berühmt wegen des Balsams, der darin ge-
macht wird. Nur darin kann man den ächten aus 55 vers
fchiedenen, zum Theil sehr kostbaren Ingredienzen verfertig-
ten, haben. Das Vertrauen der Türken gegen die Väter
und ihre Medicin äußert sich besonders dadurch, daß fie
diese nehmen, ohne daß fiel diese vorher gekostet haben. Ihr
Wirkungskreis als Aerzte ist größer als der der übrigen
Einheimischen und Fremden. Einen Deutschen vor 3 Jahr
ren dahin gekommenen Vater, Vitus Filukka, hat man
besonders lieb. Diese Väter benutzen diese Gelegenheit, um
einen dem Todtenbette Nahen zu taufen, ohne daß er und
feine Verwandten es wifen, und sie thun fich darauf viel zu
Gute. Ich kenne einen, der deren achtzig auf diese Weise
getauft haben will, und oft dabey in die größte Verlegenheit
kam, wenn der Patient wieder gesund werden wollte.
Belustigungen der Orientalen.
Die Charwoche war in Jerusalem auch durch ein Fest
der Mohammedaner sehr lebhaft. Sie traf zusammen mit
der Zeit, in welcher fiel alljährlich zum Vadi Mufawall-
fahrten, dort soll Mofes begraben feyn! Man findet auch
dafelbst den Mosestein, der wie eine Kohle brennt, fich
nicht verzehrt und einen Geruch wie Asphalt hat. Diefe
Wallfahrt geschieht mit großem Geräusch. Alles strömt vor
das Thor Setti Mariam. Die Frauenzimmer bilden ei“
U
- 3oo -
nen Spalier. Einige Männer stehen in Haufen beyfammen
und belustigen fich mit Schießen. Die Meisten aber reiten
in verschiedenen Haufen in dieses Thal. In jedem von die-
fen Haufen wird ohne Unterlaß gefchoffen, die gut berittenen
treiben ihre Künste mit ihren Pferden, man fingt und die
meisten haben Instrumentalmusik, die aber nichts anders
bezweckt als ein großes, rohes Geräusch. Ich habe nie die
Mohammedaner so lustig gesehen. Auch vor den andern
Thoren sah man deren viele in festlichen Kleidern, aber die
meisten waren vor diesem, weil von da der Weg ins Val di
Mufa führt. - -
Eine fehr gewöhnliche Unterhaltung für die Knaben ist
eine einfache Musik aus einer mit Klingeln versehenen Trom-
mel bestehend, wornach in Lumpen eingehüllte Affen tanzen.
Auch die Erwachsenen sehen zu. Diese unterhalten sich -
auch oft mit Spielen in den Kaffeehäusern. Am gewöhnt
lichten aber rauchen sie dort oder in ihrem Divan Taback,
trinken Kaffee und sprechen einige Worte unter einander,
Alterthümliche Gebräuche in dieser so wenig wie in jeder an-
dern Hinsicht sucht man bey ihnen umsonst. . . . . . . . .
- - -
- - - - - - - - - -
- Die Frauen kennen im Orient keine andere Erholung
als die, bei schönem Wetter nach Mittage die Kirchhöfe zu
besuchen, wo sie bald über den Gräbern der ihrigen beten,
bald mit einander sprechen, bald die Vorübergehenden lä-
fern, oder zusehen, wie fich die Kinder an den Bäumen
schaukeln. Wahrscheinlich bestellen sich die Bekannten und
benutzen diese Gelegenheit, um auch über häusliche Dinge zu
sprechen. Es gilt als höchst unanständig für eine Manns-
perfon, fich ihnen auch nur von ferne zu nähern. Als der Jere-
miasbrunnen austrat, strömte alles aus Jerusalem dahin.
- 3o1 –
-
Aber man durfte sich demselben nicht nähern, weil in seiner
Nähe fich Frauenzimmer gelagert hatten. -
- Im ganzen Orient handhabt man Zucht und Ehrbarkeit
aufs strengste, aber die Art, wie dieß geschieht, ist in ver-
schiedenen Gegenden sehr verschieden. In Chalil darf sich
keine Frau vor einem Manne, wäre er auch ihr Bruder,
entschleiern ohne Lebensgefahr für beide. Ein Mann darf
fich in einer Nebenstraße nicht zeigen ohne fich dem gefähr-
lichsten Verdacht auszusetzen. Nur der Basar ist öffentlich
für jedermann zugänglich. In andern Städten, wie in Ga-
za, Jaffa, Jerusalem, Nabolos ist man weniger
freng. Das weibliche Geschlecht hat aber immer das Ge-
ficht bedeckt, es darf mit niemand als mit den Blutsver-
wandten von Angesicht zu Angesicht sprechen, der Anzug ist
häßlich, unbequem und schmutzig. Auf dem Lande und selbst
in vielen Städten ist man hierin weniger streng und die
Frauenzimmer bedecken das Gesicht entweder nur halb, wenn
ein Mann ihnen entgegen kommt, oder gar nicht, sie leben
aber immer von jenen abgesondert. In Jaffa wohnte ich
in einem Hause, wo im untern Stock viele Frauenzimmer
lebten. So oft ich ins Haus trat, liefen sie von ihrer Ar-
beit in die Stube, obschon ich vermied, fiel auch nur anzu-
fehen. Diese Absonderung hat zur Folge, daß Beyspiele
von Unzucht fast nie vorkommen. Mehr noch als dieß
wirkt hiebei die Todesstrafe, die auf die verübte Schändung
unfehlbar folgt. z -
ein. Auf dem Lande bestehet ihre Kleidung in einem Paar
weiten Beinkleidern, die unten oft sehr schön ausgeschmückt
sind, in einem blauen langen Hemde, das mit einem Tuch
oder Gürtel um die Brust zusammen gebunden ist und bis
weilen noch in einem weiten Tuche, welches fast über den
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ganzen Körper herabhängt. In Richa haben fiel ein blaues
langes Kleid, das um den Leib zugebunden und vorne offen
ist. Das Gesicht haben sie nie bedeckt. Von den Moham-
medanischen Weibern unterscheiden sich die christlichen das
durch, daß jene gewöhnlich ein schwarzes, diese ein weißes
Tuch über dem Gesicht tragen. Man ficht als Kopfschmuck
fehr häufig eine Menge von Gold- oder Silbermünzen zu
sammengereiht um den Kopf gebunden. Sie lieben sehr
schwarze Augen und färben fie. Zum Zeichen der Freude
fingen sie einen ganz einförmigen Gesang, defen ganzer Text
lulu lulu etc. ist. - - - - - - - - -
Die Männer haben in Galiläa Beinkleider, ein weit
ßes Hemde und darüber einen kurzen Rock ohne Aermel und
bey schlechtem Wetter noch einen großen Mantel, der mehr
einer Decke gleicht. Zur Kopfbedeckung haben sie einen
rothen, langen Tarbusch. - 1 :
Die Hochzeit (ura) ist eins der größten Feste im Orient
bey den Christen. Das ganze Dorf oder in Städten der
größte Theil der Gemeinde, auch viele nicht zum Dorfe oder
zur Gemeinde gehörige, kommen zusammen, tanzen d. i fie
springen vor einander herum mit den Händen zusammen
klatschend, und effen dann Reis und Fleisch. Auch das Ba-
den gehört zu den Belustigungen der Orientalen. Wie die
fes ein Bild der orientalischen Sklaverei ist, so ist es auch
mit Recht das Rafiren des Kopfes. Zuvörderst wird der
Kopf und das Gesicht mit Seife so bedeckt, daß man kaum
Athem schöpfen kann. Dann wird der Kopf nach allen Seiten
gedrückt und gewendet und ist wie ein Schaf der Laune des
Scherers preisgegeben. Die Gastfreundschaft der Orien-
talen wird jetzt gewöhnlich wenig gepriesen, info heilig
ihnen auch die Pflicht scheint, die Fremden umsonst mit al-
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len Bedürfniffen liebreich zu versorgen. Sie können ihre
Armuth und Nothdurft so wenig bergen, daß man sie gern
für ihre Auslagen und Mühe entschädigt. Die schismati-
fchen Griechen zeichnen sich hierin besonders durch Schlau-
heit aus. Die Chans, deren man so viele zerstört sieht, er
innern auch in dieser Hinsicht an bessere Zeiten. Und selbst
das letzte Ueberbleibsel derselben, der Brauch in allen Haupt-
fraßen Wafferbehälter mit Waffer gefüllt zu erhalten, wozu
das nächstgelegene Dorf verpflichtet ist, hat sich nur noch
hie und da erhalten. Ich äußerte oft meine Unzufriedenheit
darüber gegen Araber und sie antworteten mir immer: wo
find jetzt diese glücklichen Zeiten? wo ist jetzt Gastfreund-
fchaft?! – - - -
In ihrem häuslichen Leben bilden sie einen Contrast zu
dem unfrigen. Sie rafieren den Kopf und laffen den Bart
wachsen, wir scheren den Bart ab und laffen das Kopfhaar
wachsen. Bei ihnen wäre es unhöflich, den Kopf in Gegen-
wart anderer Bekannten zu entblößen, bei uns wäre es un-
höflich es nicht zu thun. Wir fitzen auf Stühlen, effen auf
Tischen und schlafen in Betten; sie sitzen, effen und schlafen
auf der Erde. Wir effen mit Löffeln, Gabeln und Meffern
auf Tellern und Schüffeln, fiel mit den Fingern aus einer ge-
meinschaftlichen Schüffel. Unsere Speisen und Getränke
find zusammengesetzt, die ihrigen einfach, wir haben viele
Bedürfniffe, der Orientale sehr wenige. Wir reisen zu Wa-
gen, sie reiten, wir lieben und suchen die Bewegung, der
Orientale macht sie nie ohne einen bestimmten Zweck. Wir
lieben die Verändernung, der Orientale Einförmigkeit. Ein
vor 30 Jahren übliches Kleid ist bei uns schon lächerlich,
dort gelten die nämlichen Kleider, Gewohnheiten und Sitten
wie sie vor Jahrtausenden üblich waren. Unsere Hausthiere
-
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sind weichlich wie wir selbst, die der Orientalen zur Ertra-
gung der größten Mühseligkeiten geschickt. Sie beobachten
das Fasten sehr strenge, wir minder und auf ganz andere
Art: - - luziari ist
- Im Allgemeinen ist der Orientale rechtlicher, erfiehlt
mie, der Occidentale betrügerischer, jener schreitet schneller
zur That, dieser ist bedachtsamer, jener verhandelt alles öf
fentlich, bei uns ist der Geheimniffe kein Ende. Bei uns
herrscht das schöne Geschlecht in der Hauswirthschaft und
Gesellschaft und darf seine Reize entfalten, dort sehen fie
keine Gesellschaft und müffen bedeckt vom Kopf bis zu den
Füßen feyn. Bey uns erhält die Braut vom Vater eine
Ausstattung, dort wird ihm dafür eine bedeutende Summe
bezahlt. - - - - - - - - - - -alon. - - nichts.“
„ - Ueberhaupt beruht die physische und moralische Beschaf
fenheit des Orients auf Grundsätzen, die in der Hauptsache
noch die nämlichen find wie fiel vor Jahrtausenden waren,
und die einen bleibenden Contrast zu jenen des Abendlandes
bilden. Den Morgenländern ist Religion die Beobachtung
gewiffer Vorschriften. Unsere Gerechtigkeitspflege wird durch
weise Natur- und positive Gesetze bestimmt, die ihrige durch
den Willen eines Despoten, dem alles gehört, der über das
Leben feiner Unterthanen wie über sein Eigenthum nach Will-
kühr fhalten kann. Ein Tyrann verdrängt seit Jahrhun-
derten den andern, und jeder fättigt sich, nach dem Recht des
Stärkern, an dem Eigenthum seiner Untergebenen.
Wohlthäter wie Sixtus Quintus, Heinrich IV, Frie-
derich II. und Maria Theresia, die jeder Italiener,
Franzose, Preuße und Oestreicher mit tiefer Ehrfurcht
und inniger Liebe nennen und in deren Regierungszeit er ein
Ideal für ein goldenes Zeitalter finden konnte, sucht man
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- 3os –
umsonst in ihrer Regentenliste. Der Orientale ist stolz auf
die individuelle Freyheit und handhabt fiel durch Blutrache
verzichtet dagegen auf die bürgerliche, wir lassen uns gern
die individuelle durch weise Gesetze lähmen, leben aber durch
die bürgerliche glücklich. Unser Leben ist mehr aktiv, das
der Orientalen mehr passiv. Unsere Lebensweise ist raffiniert
und veränderlich, die des Orientalen einfach und beständig
Bey uns ist der Drang zur großen Civilisation, dort der
Hang zur Barbarei vorherrschend. – : s.
Seit Jahrhunderten ruht der Fluch auf diesen Ländern,
die einst mächtige, reiche Städte in fich faßten, deren Ge-
genden mit unzähligen Dörfern, angebauten Feldern und
besuchten Wegen bedeckt waren. - Zu ihnen strömten die
Reichthümer aller Himmelsgegenden, in ihren Mauern
herrschte üppiger Wohlgenuß, ertönte unaufhörlich das Ge-
räusche der Künste und der Festlichkeiten. Die zahlreich
vorhandenen Marmorstücke zierten einst die Paläste, so wie
die aufgehäuften Marmor und Granitsäulen die Majestät
erhöhten. Jene verödeten Plätze mit Schutt, die nun
wilde Thiere zu ihrem Wohnsitze gewählt haben, bei
feelte einst eine lebendige Menge, die hier aus allen Theilen
des südwestlichen Asiens zusammenströmte. -- Tºr:
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und sie in 12 bis zu säu - hat
1 in 3g nutzigsten: 4 mit den unter denn nur
„n aus „zumal man als andtag mit ihr lasse
Einladung zur Prämumeration auf folgendes wich-
tige Werk.
- - F. W. Sieber
Reife nach d e r I n fel Kreta
im griechischen Archipelagus,
im Jahre 1817.
Zwei Bände in gr. 8.
mit 14 Kupfertafeln und Charten in Octav und Folio.
Leipzig, bei Friedrich Fleischer, 1822.
Pränumerationspreife,
- gültig bis zum Ende des Monats August 1822.
Für 1 Exemplar auf das schönste englische Papier mit guten Kupfer-
abdrücken : 4 Thaler oder 7 Fl. 12 kr. -
Für 1 Exemplar auf engl. Royal-Velin, mit den ersten Kupferab-
drücken, wovon nur 40 Exemplare gedruckt werden: 6 Thaler oder
1o Fl. 48 kr.
Der Verfaffer ist der gelehrten und gebildeten Welt bekannt genug,
als ihn erst als solchen empfehlen zu dürfen. Daß das Ziel der Reise
die Infel Creta war, welche, wiewohl uns nahe, von großem Um-
fange und von dem größten geographischen, historischen, antiquari-
fchen und naturhistorischen Interesse, uns dennoch bisher fast eine
Terra incognita war, spricht deutlich für das Interesse derselben.
Der Verleger wird deshalb alles thun, um das Werk mit einer un-
fer Vaterland ehrenden Ausstattung dem Publicum zu liefern, und
z" sich ohne Uebertreibung zu versprechen, daß sich das Werk
en vorzüglichsten bisher erschienenen, würdig an die Seite stellen
soll. Um Gelegenheit, ein Urtheil fällen zu können, zu geben, sind
anch an einige Buchhandlungen Proben der Kupfer gesandt, wo
man sie also einsehen kann. Keinesweges soll dieß indessen andeuten:
daß nur in diesen Handlungen auf das Werk pränumeriert würde,
sondern jede gute Buchhandlung wird gern dazu erbötig sein. Die
Absicht, den ersten Pränumeranten auch die besten Abdrücke zu sichern,
machte es nicht rathsam, mehr dergleichen Probehefte zu geben.
Da ich nun hier meine Absicht ausgesprochen habe, dem geehr-
ten Publikum ein schönes deutsches Originalwerk zu liefern, so darf
ich mir dagegen auch wohl versprechen, daß es mich in den großen
Aufopferungen, die es erfordert, durch eine recht zahlreiche Pränume-
ration unterstütze. Man hat hier nicht nöthig zu fürchten, vielleicht
Jahrelang auf die Lieferung des Bezahlten warten zu müffen, fon-
dern der späteste Termin, den ich mir zur Ablieferung des Ganzen
fetze, find 6 Monate von heute an gerechnet. Die Platten sind bis
auf eine alle fertig, und 2 Druckereien arbeiten unausgesetzt daran,
das Werk zu vollenden. Die Pränumeranten erhalten nach der Reihe
wie sie sich melden, auch die Kupferabdrücke. Wer also mir recht
bald seinen Entschluß anzeigt, wird darin einen Vorzug genießen.
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